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Rechtsstaatlichkeit
• Verfassungsstaat, Gesetzesstaat, Rechtsschutzstaat
• Elemente va:– Verfassungsbindung– Gesetzesbindung (Legalitätsprinzip)– Anfechtbarkeit staatlicher Akte– Unabhängigkeit der Gerichte– Gewaltenteilung– Grundrechte
Grundrechte – Begriff
• Rechte– jedes Menschen/Staatsbürgers– gegen Staat (und zT gegen Dritte)– auf Unterlassen (und zT Tun)
• grundlegende Rechte
• verfassungsgesetzlich gewährleistete Rechte– Art 144 (1) B-VG– erhöhter Schutz gegen Änderung– Vorgabe auch für Gesetzgebung– Kontrolle durch VfGH
Grundrechte – Bedeutung
• Ergebnis historischer Unrechtserfahrungen– Durchsetzung in Kampf gegen Macht– Ergänzungsbedarf
• Freiheit und Gleichheit– Schutz der Menschenwürde
• Begrenzung des Staatseinflusses– Staat und Gesellschaft
• Begrenzung demokratischer Mehrheiten– Minderheitenschutz durch Grundrechte
Grundrechte – Quellen
• kein Katalog
• B-VG – zB Art 7, 83 (2)
• BVG – zB StGG, BVG Persönliche Freiheit
• Verfassungsbestimmungen in Gesetzen– zB § 1 ZDG, § 1 DSG
• (verfassungsrangige) StV – zB EMRK
• Verfassungsbestimmungen in StV– zB Art 7 f StV Wien
• Erkennbarkeit zT durch Auslegung
Nationale und übernationale Grundrechte (1)
• Völkerrechtliche Grundrechte– StV und ius cogens– innerstaatliche Wirksamkeit abhängig von
Transformation/Adoption– uU Doppelgeltung von Normen als
Völkerrecht und verfassungsgesetzlich gewährleistete Rechte – zB EMRK
– uU Auseinanderklaffen Völkerrecht – innerstaatliche Lage
– völkerrechtskonforme Interpretation
Nationale und übernationale Grundrechte (2)
• EU-Grundrechte (1)– Notwendigkeit
• wegen Vorrangs von EG-Recht auch vor nationalen Grundrechten
– Quellen• Art 6 EUV, allgemeine Rechtsgrundsätze des
Gemeinschaftsrechts• EuGH-Rechtsprechung• Grundrechtecharta, Verfassungsvertrag
– Geltung für Organe der EU• Sekundärrechtssetzung, unmittelbarer Vollzug
Nationale und übernationale Grundrechte (3)
• EU-Grundrechte (2)– Geltung für MS
• im Anwendungsbereich des Vertrages/bei Durchführung des Rechts der Union
• ua RL-Umsetzung, Vollzug von Gemeinschaftsrecht, Beschränkung von Grundfreiheiten
• „doppelte Bindung“ nationaler Organe, soweit Umsetzungs- oder Vollzugsspielraum
– keine verfassungsgesetzlich gewährleisteten Rechte
Nationale und übernationale Grundrechte (4)
• Grundrechtskonkurrenz– Verfassungsrecht, Völkerrecht, EU-Recht
• Rechtsprechungskonkurrenz– VfGH, EGMR, EuGH
• Konfliktvermeidung– Günstigkeitsprinzip– völker- und gemeinschaftsrechtskonforme
Interpretation nationalen Rechts– verfassungsschonende Auslegung von Völker- und
EU-Recht
• Letztentscheidungsrecht offen
Grundrechte – Auslegung
• besonderer Auslegungsbedarf– meist vage Formulierung– zT sehr alte Bestimmungen– Anpassung an neue Gefährdungen
• Auslegungswandel– früher formale und zurückhaltende
Interpretation durch VfGH– EGMR-Einfluss– heute idR Gewährleistung effektiven
Grundrechtsschutzes durch VfGH
Grundrechte – Inhalte (1)• Abwehrrechte
– Rechte auf Unterlassen– zB Folterverbot – Art 3 EMRK
• Leistungsrechte– Rechte auf Tun, zB– Schutzpflichten aus Freiheitsrechten
• zB Schutz vor Gegendemonstrationen
– verfahrensrechtliche Pflichten• zB Entscheidung durch Tribunal und faires Verfahren
– Pflichten zu gesetzgeberischer Ausgestaltung• zB Eigentum, Ehe
– Pflicht zum Schutz vor Armut?
Grundrechte – Inhalte (2)• Freiheitsrechte
– idR Unterlassen, uU auch Tun
• Gleichheitsrechte– Unterlassen und Tun
• Verfahrensrechte– idR Tun, uU auch Unterlassen
• politische Rechte– Tun und Unterlassen
• (soziale Rechte)– idR Tun
Grundrechte – Berechtigte (1)• Menschen
– Menschenrechte – Staatsbürgerrechte• Unterscheidung nicht nach Titel der Norm (zB
EMRK, StGG über Rechte der Staatsbürger), sondern nach Inhalt der konkreten Bestimmung
• Staatsbürgerrechte – zB Art 7 (1) S 1 B-VG, Art 6, 12 StGG
• Erweiterung von Staatsbürgerrechten durch EMRK allgemein (zB Versammlungsfreiheit) und Gemeinschaftsrecht spezifisch (zB Erwerbsfreiheit, soweit im Anwendungsbereich des EGV)
– Berechtigung und Ausübung• Grundrechtsmündigkeit
Grundrechte – Berechtigte (2)• juristische Personen
– soweit Grundrechte auf sie anwendbar• zB Gleichheit, Eigentum, Erwerbs-, Meinungsfreiheit• nicht zB Folterverbot, Gewissensfreiheit
– juristische Personen öffentlichen Rechts• strittig: VfGH ja, Lehre differenzierend• grundrechtliche Freiheit für Staat sinnwidrig, aber:• verfassungsgesetzlich gewährleistetes Recht auf
Selbstverwaltung• Gleichheit im Bundesstaat• Schutz privatwirtschaftliche Tätigkeiten ohne Bezug
zu öffentlichen Aufgaben
Grundrechte – Verpflichtete (1)• Staat
– Gesetzgebung• aber Beschränkungsmöglichkeit
– Hoheitsverwaltung– Gerichtsbarkeit– nichthoheitliche Verwaltung
• „Fiskalgeltung“ grundsätzlich anerkannt• Umfang unklar• jedenfalls bei Besorgung öffentlicher Aufgaben• bei erwerbswirtschaftlichen Tätigkeiten nur wie
Private?• Durchsetzung vor ordentlichen Gerichte
Grundrechte – Verpflichtete (2)
• ausgegliederte Rechtsträger– klar, soweit Beleihung– sonst nur wie Private? – Bindung des Rechtsträgers insgesamt?– Bindung nur der staatlichen Vertreter in
Organen des Rechtsträgers? – Sonderregeln – zB Kontrahierungszwang,
StellenbesetzungsG– Schutz durch ordentliche Gerichte (soweit
keine Beleihung)
Grundrechte – Verpflichtete (3)
• Private („Drittwirkung“)– zT ausdrücklich angeordnet – „unmittelbare
Drittwirkung“• zB § 1 DSG, (EG-Antidiskriminierungsrecht)
– sonst „mittelbare Drittwirkung“ über einfache Gesetze
• gesetzliche und administrative Schutzpflichten• grundrechtskonforme Auslegung• Generalklauseln des Privatrechts und § 16 ABGB• ua Verbot des Monopolmissbrauchs
– Schutz durch ordentliche Gerichte
Grundrechte Ausgestaltung und Beschränkung (1)• Ausgestaltung
– von rechtsgebundenen Grundrechten• zB Eigentum, Ehe, Vereinsfreiheit, Wahlrecht, faires
Verfahren• nicht zB Leben, Meinungsfreiheit
• Beschränkung– nicht beschränkbare Grundrechte
• zB Art 3 EMRK, Art 7 StGG, Art 85 B-VG
– beschränkbare Grundrechte – Regelfall• zugunsten öffentlicher Interessen und Rechte Dritter
Grundrechte Ausgestaltung und Beschränkung (2)• Gesetzesvorbehalte (1)
– Ergänzung von Art 18 B-VG– Ausgestaltungsvorbehalte
• zB Art 12 StGG, § 1 (3) DSG• zT deshalb Feinprüfung durch VfGH
– formelle Eingriffsvorbehalte• zB explizit Art 5 StGG; ungeschrieben Art 6 StGG• Bestimmtheit des Gesetzes• aber keine inhaltlichen Vorgaben für Gesetz• früher keine Grenzen für Beschränkung durch Gesetz• dann Wesensgehalt, jetzt Verhältnismäßigkeit
Grundrechte – Beschränkung (3)• Gesetzesvorbehalte (2)
– materielle Eingriffvorbehalte• zB Art 8 EMRK, Art 10 StGG• inhaltliche Vorgaben für Gesetz: • idR nur für bestimmte Ziele und bei Notwendigkeit• manchmal Richtervorbehalt verpflichtend
– „immanente Gewährleistungsschranken“• bei vorbehaltlosen und beschränkbaren Grundrechten• zB Art 17, 17a StGG – Wissenschafts-, Kunstfreiheit• Beschränkbarkeit zugunsten Grundrechte Dritter und
durch allgemeine Gesetze
Grundrechte – Beschränkung (4)• Verhältnismäßigkeit
– Einfluss BVerfG und EGMR/Parallele EuGH– Grundrechte als Prinzipien statt Regeln
• so viel wie möglich statt ja/nein
– Elemente• legitimes Ziel• Eignung für Zielerreichung• Erforderlichkeit für Zielerreichung• Angemessenheit des Eingriffs im Hinblick auf
Zielerreichung
– Beurteilungsspielraum der Gesetzgebung und Kontrolle des VfGH
Grundrechte – Prüfung (1)• Schutzbereich• Eingriff
– „klassische“ und andere Eingriffe– normative und faktische Eingriffe
• Rechtfertigung– (Beschränkbarkeit)– gesetzliche Grundlage– legitimes Ziel– Eignung, Erforderlichkeit, Angemessenheit
• bei fehlender Rechtfertigung: Verletzung
Grundrechte – Prüfung (2)• Sonderfälle
– nicht beschränkbare Freiheitsrechte– vorbehaltslos gewährleistete Freiheitsrechte– Gleichheitsrechte– Verfahrensrechte
• Grundrechtsverletzung und Verletzung einfachgesetzlich gewährleisteter Rechte
• VwGH- und VfGH-Kontrolle• Grobprüfung und Feinprüfung • Grundrechtsformeln des VfGH
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