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2019 WWW.KNSU.DE Seite 1
VERSCHIEDENE STARTFORMEN BEIM SPRINT
Autoren: Niklas Gesell, Fabian Rollmann
Creative-Commons-Lizenz Namensnennung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0)
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2019 WWW.KNSU.DE Seite 2
Übersicht
• Einleitung
• Hochstart
o Ausgangsstellung
o Start
• Fallstart
o Ausgangsstellung
o Start
• Einhandstart
o Ausgangsstellung
o Start
• Tiefstart
o Ausgangsstellung
o Auf die Plätze
o Fertigstellung
o Start
• Fehlerbilder
• Anwendungsbereiche in der Schule
• Videos
o Hochstart (1)
o Fallstart (2)
o Einhandstart (3)
o Tiefstart (4)
• Quellenverzeichnis
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2019 WWW.KNSU.DE Seite 3
Einleitung
Da in den Sprintdisziplinen oft nur wenige Sekunden über Sieg oder Niederlage
entscheiden, ist es wichtig, das Startverhalten bereits im Grundlagentraining zu üben
und zu verbessern. Je nach Altersgruppe und sportlicher Leistungsfähigkeit haben
sich in der Praxis verschiedene Formen des Starts durchgesetzt. Der folgende
Beitrag verschafft einen Überblick über die gängigsten Varianten, die in der Schule
Anwendung finden. Dabei sind diese in ihrer Anordnung von ihrer Komplexität und
ihren kognitiven Anforderungen aufsteigend angeordnet.
Hochstart
Der Hochstart ist eine Form, bei der der
Sportler aus dem Stand startet. Üblicherweise
wird er bei Mittel- und Langstreckenläufen
sowie bei Gehwettbewerben verwendet. Der
Sportler nimmt eine Schrittstellung ein, beugt
den Oberkörper nach vorne und drückt sich
mit dem hinteren Bein ab. Bei dieser Form des
Starts erfolgt kein "Fertig"- Signal, sondern auf
das "Auf die Plätze"- Signal folgt der
Startschuss.
Ausgangsstellung
Der vordere Fuß befindet sich an der Startlinie
und der hintere Fuß wird etwa 1 1/2
Fußlängen weiter nach hinten gesetzt. Das
Fuß- und Sprunggelenk wird gebeugt und der
Druck wird auf die Fußballen verlagert. Das vordere Bein wird im Knie leicht gebeugt
und das hintere Bein ist gestreckt. Der Oberkörper wird leicht nach vorne gebeugt.
Die Arme sind im Ellbogengelenk
gebeugt und werden gegengleich zur
Beinposition gehalten. Der Blick ist
nach vorne und leicht nach unten
gerichtet.
Diese Position wird bis zum
Startsignal eingefroren.
Start
Der Start erfolgt durch kräftiges
Abstoßen mit dem vorderen Bein und
das Nachvorneschnellen des hinteren
Beines. Die Schritte werden zunächst
kurz gesetzt und dann mit steigendem
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Tempo länger gezogen. Die Arme werden gebeugt, gegengleich zur Beinbewegung
geführt. Die leichte Körpervorlage wird gehalten, sodass der Läufer sich erst nach 8-
12 Schritten vollständig aufrichtet. Der Fuß wird beim Laufen über den Fußballen
abgerollt. ► 1
Fallstart
Der Fallstart ist eine Form des Starts, die nur wenig Anwendung findet und meist zur
Übung in der Entwicklung vom Hochstart zum Tiefstart eingesetzt wird. Der Läufer
startet, indem er sich aus dem Stand nach vorne kippen lässt. Das Hauptziel hierbei
ist es, eine Körpervorlage zu erreichen, um ein zu frühes Aufrichten nach dem Start
zu verhindern. Für den Fallstart gibt es
keine Startsignale, da der Läufer den
Zeitpunkt des "Fallens" selbst wählen
muss. Deshalb ist der Fallstart für
Wettkampfformen ungeeignet.
Ausgangsstellung
Der Läufer steht direkt hinter der Startlinie.
Die Füße werden parallel und schulterbreit
gestellt. Die Belastung der Füße ist leicht
nach vorne auf die Ballen verlagert, beide
Füße setzen jedoch vollständig auf. Die
Knie sind gestreckt und der Oberkörper ist
gerade aufgerichtet. Der Blick zeigt in
Zielrichtung. Die Arme hängen locker
seitlich vom Körper nach unten.
Start
Der Fallstart erfolgt ohne Signal, weshalb der
Läufer den Zeitpunkt, an dem er sich nach
vorne kippen lässt, selbst wählt. Hierzu wird
das Gewicht immer weiter nach vorne auf die
Fußballen verlagert, wodurch eine steigende
Körpervorlage erreicht wird. Dabei wird der
Oberkörper nicht gebeugt und der Kopf bleibt
in Verlängerung der Wirbelsäule. Wenn die
gewünschte Körpervorlage erreicht ist, wird
das bevorzugte Startbein mit dem Knie zuerst
nach vorne gerissen. Gleichzeitig wird der
Gegenarm gebeugt nach vorne geführt. Der
Fußaufsatz erfolgt über den Ballen. Die
Körpervorlage wird erst nach 8-12 Schritten
vollständig aufgelöst. ► 2
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Einhandstart
Der Einhandstart ist eine vereinfachte Form des regulären Tiefstarts, die im
Schulunterricht zur Einführung des Tiefstarts Anwendung findet. Der Start erfolgt
über die Signale "Auf die Plätze" und den anschließenden Startschuss. Für den
Einhandstart wird kein Startblock benötigt.
Ausgangsstellung
Der vordere Fuß befindet sich etwa
eine Fußlänge hinter der Startlinie,
das Knie ist in einem annähernd
rechten Winkel gebeugt. Der hintere
Fuß steht eine Schrittlänge weiter
hinten. Das hintere Bein ist nahezu
durchgestreckt. Zeigefinger und
Daumen des Gegenarms bilden eine
Gabel und werden direkt an der Linie
aufgesetzt. Diese werden mit einem
Teil des Körpergewichts belastet.
Der andere Arm wird gebeugt etwas
oberhalb des Oberkörpers gehalten.
Der Kopf ist in Verlängerung der
Wirbelsäule und der Blick geht nach
vorne unten.
Start
Der Start erfolgt durch das kräftige
Abstoßen mit dem vorderen Fuß und
ein Nachvorneschnellen des hinteren
Knies. Der hintere Arm wird
gegengleich, gebeugt nach vorne
geführt. Die Schritte sind zunächst
kurz und kräftig und werden mit
zunehmendem Tempo immer länger.
Dabei wird der Fuß über den
Fußballen aufgesetzt. Der Oberkörper
wird erst allmählich aus der Vorlage
aufgerichtet. ► 3
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Tiefstart
Der Tiefstart erfolgt nach dem Kommando: auf die Plätze, fertig, Startschuss. Um
eine möglichst hohe Beschleunigung zu erreichen werden bei dieser Form
Startblöcke verwendet. Die Weite der Startstellung wird dabei in Abhängigkeit der
physischen Gegebenheiten des Sportlers gewählt. Die Gesamtbewegung lässt sich
in mehrere Phasen unterteilen.
Ausgangsstellung
Der Sportler steht mit schulterbreitem Stand hinter dem
Block und wartet auf das erste Signal.
Der Körper ist entspannt und die Arme hängen seitlich
nach unten.
Der Blick zeigt nach vorne in Zielrichtung.
Auf die Plätze
Der Körper ist entspannt und ein Knie befindet sich am Boden.
Die Arme sind gestreckt und mehr als Schulterbreit. Zeigefinger und Daumen bilden
eine Gabel und berühren mit den Fingerspitzen den Boden direkt hinter der Startlinie.
Das Gewicht ist gleichmäßig auf Arme und Beine verteilt.
Der Blick ist auf die Startlinie gerichtet, die Schultern sind lotrecht über den Händen.
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Fertigstellung
Das Vordere Knie befindet
sich etwa im rechten Winkel.
Der Hintern ist deutlich
höher als die Schultern.
Das hinteres Bein ist
gestreckter aber nicht voll-
ständig durchgestreckt.
Die Arme werden gestreckt
und die Schultern befinden
sich über der Startlinie.
Die Kraft ist weiter verteilt
auf den Armen.
Der Kopf ist in Verlängerung der Wirbelsäule.
Der Blick schräg nach vorne unten.
Vorspannung wird erzeugt durch Druck der
Fersen in Richtung Block und durch Waden-
druck.
Je weiter die Blockeinstellung nach vorne
gestellt wird, desto weniger Kraft lastet auf den
Armen.
Start
Der Start erfolgt durch das Abstoßen mit dem
vorderen Bein und das Nachvorneschnellen
des hinteren Knies. Es folgt ein möglichst
schneller Bodenkontakt, dabei werden die
Arme gegengleich zu den Beinen geführt. Beide Beine werden schnellkräftig bewegt,
dabei wird das vordere Bein bewusster gesetzt. Die Vorlage durch den Tiefstart wird
dabei ohne Hüftknick lange gehalten. ► 4
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Fehlerbilder
Startform
Fehlerbilder
Hochstart
- Falscher Fuß vorne
- Keine Körpervorlage
- Zu schwacher Abdruck
- Zu wenig oder keine Körpervorlage
- Gegenarm ist hinten
- Gegenarm nimmt keinen Schwung
- Zu kleine oder zu große Schrittstellung
- Blick auf den Boden
Fallstart
- Füße nicht parallel
- Zu viel Gewicht auf den Fersen
- Zu wenig "fallen" vor Start
- Zu viel "fallen" vor Start
- Keine Gewichtsverlagerung auf die Ballen
Einhandstart
- Falscher Arm vorne
- Gewicht auf gestrecktem Bein
- Auf Stützbein "sitzen"
- Schrittstellung zu weit
- Schrittstellung zu eng
Tiefstart
- Hintern zu hoch
- Startposition zu flach, Hintern zu weit unten
- Beide Arme werden nach hinten geworfen
- Kopf nicht in Verlängerung der Wirbelsäule
- Sitzen im Startblock
- Blick zu weit nach unten
- Zu frühes Aufrichten
- Falsche Startblockeinstellung
- Kein Armeinsatz
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Anwendungsbereiche in der Schule
In der Regel wird im Grundschulbereich mit dem Hochstart als erste Startform
begonnen. Dieser ist für jüngere SuS nachgewiesenermaßen effektiver als der
Einhandstart und der Tiefstart. 1 Das liegt daran, dass jüngere Schüler noch nicht
über das konditionelle Potential verfügen, die Vorteile des Tiefstarts vollständig zu
nutzen.2 Deshalb erbringen gerade Anfänger beim Sprint mit der Hochstarttechnik
grundsätzlich bessere Leistungen.3
Daraus lässt sich folgern, dass bei der Vermittlung des Starts in der Regel mit dem
Hochstart begonnen werden sollte. Dieser lässt sich gut mit Laufspielen kombinieren,
bei denen das schnelle reagieren geübt wird.
Viele Grundschulkinder wollen jedoch bereits von sich aus den Tiefstart beim Sprint
ausführen, weil sie ihn aus Beobachtungen kennen. Hier sollte der Lehrer die SuS
selbst erkunden lassen, bei welchem Start sie ein besseres Gefühl haben.4 Denn
auch wenn der Tiefstart keine schnelleren Zeiten bringt, kann er den SuS Spaß
machen und deren Bewegungsrepertoire erweitern.
Zum Fallstart, als Variation des Hochstarts, kann übergegangen werden, wenn die
SuS bereits in der Lage sind, Startsignale reaktionsschnell zu beantworten. Da
dieser einen selbstgesteuerten Start zulässt, können sich die SuS so weit nach vorne
kippen lassen, wie es für sie möglich ist. Damit wird bereits auf die Vorlage
hingearbeitet, die für den Tiefstart von Bedeutung ist.
Nach Erreichen einer entsprechenden Bein-, Rumpf-, Arm-, und Fingerstützkraft
kann mit der Schulung des Einhandstarts oder Tiefstarts begonnen werden.
Der Einhandstart ist hierbei zunächst die kognitiv weniger anspruchsvolle Variante
und hilft bei der Kopplung zwischen Arm- und Beinbewegung. Auch SuS mit weniger
Kraft können durch ihre Beinposition die Belastung auf dem stützenden Arm besser
dosieren.
Letztendlich darf jedoch nicht auf den Tiefstart im Schulunterricht verzichtet werden.
Dieser ist im Wettkampf vorgeschrieben und muss aus den Startblöcken vollzogen
werden. Auch hier lassen sich für schwächere SuS viele Möglichkeiten finden, um
ihnen einen Tiefstart zu ermöglichen. Durch verschiedene Blockeinstellungen und
Korrektur einzelner Merkmale kann die Ausübung individuell erleichtert werden.
1 Zeuner, 2003
2 Jonath, 1995
3 Haberkorn, 1992
4 Zeuner, 2003
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Quellenverzeichnis
Literatur
Abbildung / Foto
Video
Urheber des Beitrages
Autor Literaturname Erscheinungsort Erscheinungsjahr Verlag
Haberkorn, C. Leichtathletik 1 - didaktische Grund-lagen - Lauf
Braunschweig 1992 Diesterweg
Jonath, U. Leichtathletik 1 Hamburg 1995 Rowohlt
Zeuner, A. Sportiv Stuttgart 2003 Klett
Nummer Urheber
Alle Bilder Fabian Rollmann, Niklas Gesell
Nummer Urheber
1-4 Fabian Rollmann, Niklas Gesell
Autor Berater Institution
Fabian Rollmann, Niklas Gesell/ Lehramtsstudierende
Minnich, Marlis Institut für Sportwissenschaft, Universi-tät Koblenz- Landau, Campus Koblenz
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