Weibliches Ungeheuer

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M AG A Z I N | R Ä T S E L

60 | Biol. Unserer Zeit | 1/2009 (39) www.biuz.de © 2009 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

R Ä T S E L

Weibliches Ungeheuer

dings wird es einen Wachstums-Schub erleben, und seine Massewird von etwa 0,06 g im Mai aufüber 300 g im Juli zunehmen. Auseinem nur wenige Millimeter mes-senden Tier ist eines von etwa 40 cm geworden. AblandigeWinde führen nicht selten zu Mas-senansammlungen, die Jahr fürJahr die Presse aktivieren. Sie pas-sen sozusagen ins Sommerloch.Mit der Reifung der Gonaden kannes zu einer Parasitierung durchden Amphipoden Hyperia galbakommen. Die Befruchtung der Eiererfolgt, nachdem die weiblichenTiere mit der Nahrung Spermienaufgenommen haben. Früh- undLarval-Entwicklung erfolgen in derObhut der Mutter. Schließlich wer-den die erwachsenen Tiere –männliche wie weibliche – kleinerund sterben im Herbst ab. Der Todnoch im Jahre des raschen Heran-wachsens ist genetisch determi-niert und damit ein Alterstod, aberder Umfang der Parasitierung undauch die Erschöpfung der Nah-rungsressourcen mögen zum Able-ben beitragen.

So ein rasches Anwachsen gehtauf Kosten anderer, und spätestensda scheiden sich die Geister, wennes um die Bewertung unseres Rät-seltieres geht. Allein aufgrund sei-

Schon Carl von Linné kannte unserRätseltier, welches auf der Nord-hemisphäre weit verbreitet ist,aber zum Beispiel auch im SüdenAustraliens gefunden werdenkann, und wählte als Gattungsbe-zeichnung den Namen eines häss-lichen, weiblichen Ungeheuers ausdem Kreis der Gorgonen der grie-chischen Mythologie. Dieser Gat-tungsname wurde später ersetzt,in eingedeutschter Form ist er je-doch für ein Stadium unseres Rät-seltieres und seiner weiteren Ver-wandtschaft in Gebrauch. Daskleinste erwachsene Tier aus derSippschaft misst 1 mm, das größteüber 2 m. Das griechische Unge-heuer soll über einen tödlichenBlick verfügt haben, so dass seineOpfer sogleich zu Stein erstarrten.Anders unser Rätseltier: Es besitztzwar Augen – interessanterweisein zweimal acht Sätzen – aberseine Opfer werden in Biomasseumgewandelt. Bis zu zwei Dritteldes organisch gebundenen Kohlen-stoffs aller Tiere in seinem Lebens-raum – z.B. in der westlichen Ost-see – können in den Leibern derheranwachsenden Population ver-baut sein.

Zur Zeit des Erscheinens diesesBIUZ-Heftes liegt eine längere Peri-ode der Wachstums-Stagnation hin-ter unserem Rätseltier. Bald aller-

ner Biomasse kann es bei Fischernund Kraftwerksbetreibern Unmuthervorrufen. Erstere können ihreNetze verlieren, letztere habenProbleme, wenn Kühlwasserein-läufe blockiert werden. In einemgroßen schwedischen Kraftwerkwurden 300 unserer Rätseltierepro Sekunde angesaugt. Kinder da-gegen freuen sich vielerorts in ih-ren Sommerferien am Strand: Siespielen mit dem Rätseltier, indemsie sich mit ihm beziehungsweiseseinen Überbleibseln bewerfen.

Ein Fraßopfer unseres Rätseltie-res ist der Hering. Er legt alljähr-lich seine Eier in küstennahen Ge-wässern ab, und unser Rätseltierprofitiert von seiner jungen Brut.Ein Jungtier von 12 mm Durchmes-ser kann bis zu 10 Heringslarvenin seinem Magen beherbergen. 40 Heringslarven im Dottersack-stadium machen eine Tagesrationaus. Zudem konkurrieren die klei-nen Rätseltiere mit Jungheringenum Nahrung.

Was hier geschildert wurde, istdie Entwicklung unseres Rätseltie-res vom Spätwinter bis zum Herbstdesselben Jahres.

Frage: Wie heißt diese in unse-rer Abbildung künstlerisch leichtverfremdete Tierart mit deutschemund wissenschaftlichem Namenund in welcher Form verbringt sieden nächsten Winter?

Volker Storch, Universität Heidelberg

Schicken Sie bitte Ihre Lösung bis zum 25. März 2009 an die Redaktion „Biologie in unserer Zeit“, Föhrenweg 6,D-68305 Mannheim. Bitte keine Postfach-Anschriftenangeben! Verlost wird dreimal ...

In Heft 6/2008 suchten wir:1. Kokospalme (Cocos nucifera)2. Kopra

Gewonnen haben• Dr. Bernd König, Hannover• Sabine Steitz, Wiesloch • H. Eggers, Bienenbüttel

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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