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FACHBEREICH KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT
Pro-Seminar: Kommunikationsstrategien im Social Web
LV-Leiter: Mag. David Röthler
Wintersemester 2010
Seminararbeit
Arbeitstitel:
Crowdsourcing – das Outsourcing der Zukunft
Benjamin Kaindl – Matrikelnummer 0922108 Mario Kogler – Matrikelnummer 0822365 Plaikhofweg 29 Staudenweg 79 5440 Golling 5204 Strasswalchen E-Mail: bensch.kaindl@cablelink.at mkogler1@gmail.com Abgabedatum …………………………
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
Eidesstattliche Erklärung
Hiermit versicheren wir an Eides statt, dass wir die vorliegende
Seminararbeit Bakkalaureatsarbeit Magisterarbeit
ohne fremde Hilfe und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen und Hilfsmittel
angefertigt und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als
solche kenntlich gemacht haben.
Diese Arbeit wurde in gleicher oder ähnlicher Form noch bei keiner anderen Prüferin/ keinem
anderen Prüfer als Prüfungsleistung eingereicht.
Uns ist bekannt, dass Zuwiderhandeln mit der Note „nicht genügend“ (ohne Möglichkeit einer
Nachbesserung oder Wiederholung) geahndet wird und weitere rechtliche Schritte nach sich
ziehen kann.
Diese Arbeit wurde neben der gedruckten Version auch auf CD-Rom zur Prüfung der o.g.
Erklärung bei der zuständigen Prüferin/dem zuständigen Prüfer hinterlegt.
______________________ _______________________
(Ort und Datum) (Unterschrift)
_______________________
(Unterschrift)
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
Gliederung 1. Einleitung
2. Begriffsdefinitionen
2.1.1. Crowdsourcing
3. Crowdsourcing Plattformen
3.1. Forschung & Entwicklung
3.2. Marketing, Design und Ideen-Plattformen
3.3. Kollektive Intelligenz und Prognose-Plattformen
3.4. Innovative Service-Möglichkeiten
3.5. Creative Co-Creation
3.6. Unternehmens-Initiativen
3.7. Peer Production & P2P
3.8. Öffentliches Crowdsourcing – Public Crowdsourcing
4. Fazit
5. Quellen- und Literaturverzeichnis
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
1. Einleitung
Das Outsourcing, ein bekanntes Handlungsschema im Wirtschaftswesen bekommt im 21.
Jahrhundert Konkurrenz. Das Crowdsourcing hat sich zum neuen Outsourcing der Zukunft
entwickelt. Möglich macht‟s das Internet mit seinen Web 2.0 Ausprägungen. Der Unterschied
zum Outsourcing ist, dass beim Crowdsourcing das zu lösende Problem oder die zu lösende
Aufgabe an die Öffentlichkeit im Internet ausgegeben wird und nicht nur, wie beim
Outsourcing, an eine Organisation (vgl. Brabham 2008: 75-90). Jetzt meinen sicherlich viele,
diese Methode ähnelt sehr dem “Open-Source-Grundsatz“. Nein! Denn beim Crowdsourcing
wird die Aufgabe von einem bestimmten Auftraggeber initiiert, und nicht von Personen der
Öffentlichkeit, welche beim “Open-Source-Grundsatz“ den Auftrag geben (vgl. ebd.:75–90).
Genau dieser Crowdsourcing Grundsatz ist sehr interessant und hat viele
Anwendungsgebiete, wie z.B. in der Forschung und Entwicklung, Marketing und Design oder
auch innovative Service Möglichkeiten, um nur ein paar zu nennen. Wie man erkennt, ist
man im Internet somit sehr variabel, was die
Aufgabenstellungen und Anwendungsgebiete
betrifft. Darum entschieden wir uns eine Arbeit
mit dem Titel
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der
Zukunft?!
über Crowdsourcing in
Wirtschaftsunternehmen zu schreiben. Ziel
dieser Seminararbeit ist es einen allgemeinen
Überblick über das Thema Crowdsourcing zu
geben. Es werden auch Begriffsdefinitionen
zum Crowdsourcing durchgeführt werden. Des Weiteren sollten Paradebeispiele für die
Anwendungsgebiete angeführt und erklärt werden.
Der Markt für Crowdsourcing-Modelle und –angebote ist riesig und wir [in Deutschland, d.
Verf.] haben noch gar nicht richtig gemerkt, was hier abgeht und müssen aufpassen hier
nicht einen der nächsten Trends nachhaltig zu verpassen. (vgl. Schneider 2010: o.S.) Man
sieht, die gesellschaftliche Relevanz ist mehr als vorhanden und das Interesse steigt.
Abschließend wird ein Ausblick über das Crowdsourcing und deren Zukunft gegeben
werden.
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
2. Begriffsdefinitionen
2.1 Crowdsourcing Definition:
„Crowdsourcing is the act of taking a job traditionally performed
by a designated agent (usually an employee) and outsourcing it to
an undefined, generally large group of people in the form of an
open call.“ (Howe 2006: o.S.)
Jeff Howe – Crowdsourcing – YouTube.com http://www.youtube.com/watch?v=F0-UtNg3ots
deutsche Definition:
Unter Crowdsourcing versteht man das Involvieren von einer Gruppe von
Internetnutzern außerhalb der Strukturen des Unternehmens
in einem vorher klar definierten Rahmen (Software, Zeitraum,
Teilnahmebedingungen, Incentivierung) zur Generierung
unterschiedlichster Mehrwerte für einen Auftraggeber
(Unternehmen, Dienstleister, Webplattform, Einzelperson).
(Roskos 2011: o.S.)
Um die Zusammenarbeit der Nutzer im Internet zu ermöglichen, kommen beim
Crowdsourcing vielfältige Mechanismen des Web 2.0 zum Einsatz. Kommentare,
Wertungsmechanismen, Weiterempfehlungen und Verschlagwortungen sind sehr wichtig um
miteinander zu kommunizieren beziehungsweise zu interagieren. (vgl. Roskos 2010: o.S.)
Crowdsourcing ist somit ein Prozess, der auf eigenen Plattformen, aber auch unter der
Nutzung diverser schon vorhandener Web-Plattformen stattfindet. Grundlage dafür ist die
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
Nutzung des Internet, um den Teilnehmern eine orts- und zeitunabhängige Interaktion zu
gewähren. (vgl. Roskos 2010: o.S.)
Das Crowdsourcing ist ein relativ junger
Baustein, der Begriff wurde erst im Jahre 2006
initiiert, der virtuellen Wertschöpfungskette und
legt Wert auf die Kraft der Vielen – die Kraft, die
Kreativität und die Vielfalt der Personen im
Internet und ihre Ideen, beruflichen
Qualifikationen, kulturellen Backgrounds, und
Erfahrungen sowie ihr Können. (vgl. Roskos
2010: o.S.)
„Jeder kann sich beim Crowdsourcing als wertvoller Bestandteil der Crowdsourcing-
Community mit einbringen.“ (Roskos 2010: o.S.) Mit eigenen Ideen oder als Kritiker, der
seine Meinung in Form von Bewertungen und Kommentaren in konstruktiver Form einbringt.
Oft sind es gerade die sogenannten Amateure, die aber häufig über ein tiefes Fachwissen
verfügen, sowie “Querdenker”, aus ganz fremden Disziplinen, oder diejenigen, die neue
Sichtweisen, Ideen und vorwärtstreibende Denkanstöße einbringen. Die Summe der Ideen,
Erfahrungen und Meinungen führt zu neuen Ergebnissen und Mehrwerten, wie sie bisher
ohne das Internet nicht möglich waren. (vgl. Roskos 2010: o.S.)
Hier ein Paradebeispiel für die Einbringung der eigenen Meinung, die Bewertung von
YouTube-Videos. Man kann die Videos auch mit dem Button „Einbetten“ auf andere oder
auch auf die eigene Plattform wie Homepages, Blogs oder Foren einbinden und somit für
andere und gleichgesinnte zugänglich machen.
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
3. Crowdsourcing Plattformen
3.1. Forschung & Entwicklung
„InnoCentive.com [Herv. d.
Verf.] ist ein weltweit tätiges
Unternehmen, das
Organisationen aus Wirtschaft,
öffentlichem Dienst und Non-
Profit-Sektor schnellen Zugang
zu Innovationen verschafft.
InnoCentive nutzt Social Media
und Internet, um drängende
Problemstellungen einem
weltweiten Expertennetzwerk
zugängig zu machen.
InnoCentive ist außerdem
Gründer der ersten globalen Plattform für Open Innovation. Dort können Organisationen oder
so genannte Aufgabensteller ihre komplexen Probleme einstellen und das externe Wissen
der so genannten Problemlöser nutzen. Die Open Innovation Community umfasst aktuell
200.000 Forscher, Ingenieure und Produktdesigner aus 200 Ländern. Darüber hinaus verfügt
InnoCentive über die Möglichkeit, Mitarbeiter und ehemalige Mitarbeiter von Unternehmen
anzusprechen. Da InnoCentive mit Partnern wie SAP und Nature kooperiert, erreichen die
Fragestellungen weltweit rund 4 Millionen potenzielle Problemlöser. Rund 50 Prozent aller
erfolgskritischen Aufgaben aus Unternehmen werden über die Ideenplattform von
InnoCentive gelöst.
Aufgrund der gemeinsamen internationalen Basis der Europäischen Union sind europäische
Unternehmen geradezu prädestiniert dafür, über Open Innovation externes Wissen zu
nutzen. Die weltweite Wirtschaftskrise hat diesen Trend verstärkt, da Unternehmen
gezwungen sind, ihre Innovationsmethoden zu überdenken und neue Wege in der
Forschung und Entwicklung zu beschreiten.
Speziell für diesen Markt hat InnoCentive ein neues Produkt entwickelt. InnoCentive@Work
ist eine interne Social Media Plattform, die verschiedene Standorte oder Partner eines
Unternehmens bei der internationalen Zusammenarbeit unterstützt. Diese Web-basierte
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
Community ermöglicht Mitarbeitern alle unternehmensinternen Lösungsvorschläge und
Ideen für eine Problemstellung zu sehen und gemeinsam daran zu arbeiten. Auf diese Weise
bringen InnoCentive Wissenssilos im Unternehmen zusammen. Kombiniert mit dem Zugang
zu InnoCentives Ideenplattform steht Unternehmen, die im Wettbewerb auf bahnbrechende
Innovationen angewiesen sind, eine effiziente Lösung für Open Innovation zur Verfügung.“
(o.V. 2010: o.S.)
3.2. Marketing, Design und Ideen-Plattformen
Redesignme.com ist ein sogenannter
„Meeting-Place“ für Firmen und Kreative.
Da Firmen immer wieder neue,
innovative Ideen für Vepackungsdesigns,
ihr Corporate Design oder Produktdesigns benötigen, finden sie an diesem Online-Meeting-
Place ab Hilfe. Sie stehen durch diese Online-Plattform zu weltweit 5.600 Mitglieder in
Kontakt und können ihre Problemstellungen oder Aufgabenstellungen in Form von
sogenannten, zeitlich begrenzten, Challenges an die Community abtreten. Die Community
welche aus Studenten, kreativen Konsumenten und Designern besteht gibt ihre „Redesigns“
in Form von Ideen, Konzepten oder gar fix-fertig designten Produkte der Firma preis. Die
hingegen gibt noch einmal Feedback zum upgeloadeten Redesign, damit die Mitglieder ihre
Redesigns verbessern können. Nach einer gewissen Zeitspanne schließt sich das
Zeitfenster der Challenge und die Firma wählt einen Gewinner aus. Jener erhält für seinen
Aufwand entsprechend einen Gewinn in Form von RDM. RDM‟s sind Credits welche im
vorhandenen Online-Shop für MP3 Player, Apple iPads oder auch Amazon-Gutscheine
eingelöst werden können. (vgl. Redesignme.com 2007: Videoquelle)
Redesignme.com-Video – Vimeo.com http://vimeo.com/14477725
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
3.3. Kollektive Intelligenz und Prognose-Plattformen
Um bessere Ergebnisse in der Google-Bild-Suche zu
bewerkstelligen, kann man Google mit dem Google Image
Labeler unterstützen. Die Sache funktioniert in Form eines
Spiels mit einem zufällig zugewiesenen Spieler. Beim Spiel bekommt man 2 Minuten lange
Bilder angezeigt. Man assoziiert mit dem Bild verschiedene Schlagwörter, die man dann dem
Bild zuweist. Hat der Gegner dem Bild das gleiche Schlagwort zugewiesen, erhält man dafür
Punkte. Die breite Masse beziehungsweise die Community wird ans Taggen der Bilder
herangezogen und somit kann man in kürzester Zeit 800 Millionen Bilder mit Tags
beziehungsweise Schlagwörtern versehen. Google nutzt hierbei eben nicht eigene
Mitarbeiter sondern die Crowd im Internet. (vgl. Klätzke 2008: o.S.)
Google Image Labeler baut auf
das Schema vom ESP-Game auf
– Google hat sich nämlich die
Lizenzen für dieses Spiel
gesichert und es nun selbst für
eigene Ansprüche verwenden zu
können. (von Ahn 2006: o.S.)
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
3.4. Innovative Service Möglichkeiten
Die Plattform Mechanical Turk ging
im November 2005 im Netz online.
Kunden können via Mechanical Turk
einfachste Arbeitsaufgaben an die Community auslagern. Bei diesem Konzept will man
Aufgaben outsourcen, die von einer Software nicht oder nur schlecht erledigt werden können
und für die man keine Praktikanten oder andere Billiglohnkräfte engagieren will. Mechanical
Turk ist die perfekte Plattform um einfachste Arbeiten, die am Computer erledigt werden
können, im Niedriglohnsektor abarbeiten zu lassen. Aufgaben wie Bilderkennungsaufgaben,
das Zuordnen von Texten, einfache Übersetzungs- und Korrekturaufgaben,
Stimmerkennungsaufträge und ähnliches sein. Leider funktioniert dieser Service
beziehungsweise die Auszahlung der erbrachten Leistung nicht in Europa. Ein
amerikanisches Bankkonto ist von Nöten. Ein anderer Lösungsweg ist, sich die Gutschrift auf
das eigene Amazon-Konto gutschreiben zu lassen. Die Gutschrift wird leider nicht auf
amazon.de sondern auf amazon.com angezeigt, deshalb muss man die Ware über die
amerikanische Plattform bestellen, um die Gutschrift einlösen zu können. Dieser Weg ist
extrem umständlich und wird die meisten deutschen potentiellen Interessenten abschrecken.
Insgesamt ist Mechanical Turk super einfach und unkompliziert zu nutzen. Die Hürden sind
niedrig und die Arbeiten für jeden zu erledigen, der es geschafft hat ins Internet zu gelangen.
(vgl. Roskos 2008: o.S.)
Die Entlohnung ist niedrig. Die
Arbeiten werden in „Hits“ (Human
Intelligence Tasks) unterteilt, in
kleinste Teilaufgaben. Für jeden Hit
gibt es eine vorgegebene Summe.
Mal ist das 1 Cent, mal 5 Cent oder
bei größeren Hits auch mal 5 Dollar.
Mechanical Turk funktioniert und
wird schon seit zweieinhalb
Jahren genutzt. Mechanical Turk ist ein kräftiger Beweis dafür, wie effektiv man mit
Crowdsourcing Mehrwerte schaffen lassen kann. Noch dazu ist es bestes Beispiel
dafür, wie man mit Crowdsourcing ein funktionierendes Geschäftsmodell aufbauen
kann. (vgl. Roskos 2008: o.S.)
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
3.5. Creative Co-Creation
Deregulierung und Wachstumsmärkte fordern eine neue Form der Regulierung. Die
Konvergenz von Technologie und Industrie und die mittlerweile überall mögliche
Konnektivität haben viele Facetten der Geschäftswelt grundlegend geändert und treiben
diese Entwicklung stetig weiter. Diese Faktoren haben die Natur der Verbraucher geändert.
Heute sind Verbraucher vernetzt, informiert, aktiv und global. Diese Faktoren haben auch die
Natur der Firmen geändert. Heute können Unternehmen ihre Wertkette in Weisen
zersplittern, die vorher nicht möglich waren. Sowohl der physische als auch der nicht
physische Teil der Unternehmen (Geschäfts- und Managementprozesse) können
aufgespalten werden. Diese Tendenzen ermöglichen eine neue Form der Wertschaffung:
Co-Creation. Der Wert wird nicht im Unternehmen geschaffen und dann mit dem Kunden
ausgetauscht, sondern der Wert wird durch das Unternehmen und den Kunden Co-
geschaffen. Der Wert wird also gemeinsam vom Unternehmen und vom Verbraucher
geschaffen. Im traditionellen System, in dem Unternehmen die Produkte und
Dienstleistungen beschließen, die sie herstellen, beschließen sie mittels Implikation, was
dem Kunden von Wert ist. In diesem System haben Verbraucher eine kleine oder gar keine
Rolle in der Wertschaffung. Innerhalb der letzten zwei Dekaden haben Manager Wege
gefunden, einen Teil der Arbeit zu aufzuteilen und an Kunden weiterzuleiten. Sei es Self-
Checkout, die Miteinbeziehung von einem Teil der Kunden zur Produktentwicklung oder eine
Reihe von Varianten dazwischen. Co-Creation geht somit weit über bloße
Kundenorientierung hinaus und bezieht diese als seriöse und sehr wichtige Ideenlieferanten
mit ein. Durch diese gemeinsame Schaffung von Produkten, bewegen wir uns laut Prahalad
eindeutig weg von einer produktzentrierten Sichtweise – hin zu einer erfahrungszentrierten
Sichtweise – zu einer Co-Creation des Wertes. Hochwertige Interaktionen, die einem
einzelnen Kunden ermöglichen, persönliche Erfahrungen mit dem Unternehmen Co – zu
schaffen. Das ist der Schlüssel zu neuen Quellen des Wettbewerbsvorteils. (vgl. Prahalad,
C.K./ Ramaswamy, Venkat, 2004).
Ursprung von Co-Creation:
In den neunziger Jahren veröffentlichten Prahalad und Co-Guru Gery Hamel eine
einflußreiche Therorie der Unternehmensführung. „Core Competence“. Kernkompetenzen
sind die einzigartigen Fähigkeiten und das Know-How, die einem Unternehmen ihren
Wettbewerbsvorteil verschafft.
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
Schritte in den Co-Creation Prozess:
1) Definieren klarer Ziele für das Projekt.
2) Herausfinden wer die richtigen Kunden zum Einbeziehen in
das Projekt sind.
3) Zusammenarbeiten mit Kunden, um herauszufinden was sie wirklich in einem Produkt
oder einem Service mit eingeschlossen haben möchten.
4) Produkte oder Systeme gemeinsam entwerfen, um jene Kundenbedürfnisse zu erfüllen.
Dieses schließt die Auswahl der Partner mit ein, die im Netzwerk inkludiert sind.
5) Beschließen wie man den Wert teilt.
6) Überwindung internen Widerstandes zur Veränderung – innerhalb der Verkäufer-,
Kunden- und Partnerorganisationen. Das ist ein kritischer Schritt im Sicherstellen, dass
sie den Absatzkanal steuern. (Research-Results, 2010/1, S.24)
Was Co-Creation heute leisten sollte:
Interaktionsplattformen zu schaffen - Co-Creation muss Spaß machen!
Interaktionsförderliche und kreative Prozesse kompetent zu moderieren - Co-Creation
ist ein dialogischer Prozess!
Den Teilnehmern Tools an die Hand zu geben, die sie zur Umsetzung ihrer kreativen
Ideen befähigen.
Neben dem Auszählen expliziter Wünsche („mehr Linux!") auch latente Bedürfnisse
hinter den kreativen Arbeiten zu erkennen und sichtbar zu machen.
Das ganzheitliche Verständnis der Konsumenten zu ermöglichen: Weg von der
Masse und hin zu einer Sichtbarmachung der Teilnehmer. (Research-Results, 2010)
Nachteile und Einschränkungen von Co-Creation:
Märkte, Industrie, Firmen, Systeme und Menschen ändern sich nicht so schnell. So
kann es durchaus einige Zeit dauern, bevor die ganze Welt „co-schafft“.
Zusammenarbeit ist viel härter als Konkurrenz.
Das Konzept stellt viele der Gewohnheiten der Manager infrage. Die Denkweise einer
Firma in dieser Weise zu ändern, in der ein externer Kunde denkt, ist nicht einfach.
Buchhaltungsrichtlinien, die auf dem basieren, was eine Firma „besitzt“, werden auch
infrage gestellt. Buchhaltungsgesetze sind notorisch schwer zu ändern.
(Prahalad, C.K./ Ramaswamy, V., 2004)
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
3.6. Unternehmens-Initiativen
Wirtschaftsunternehmen vernetzen sich im gemeinsamen Interesse um Ziele z.B.:
ökonomischer zu erreichen. Das erfordert andere Perspektiven und Praktiken des
Managements. Einerseits sollten Unternehmen Initiativen zeigen hinsichtlich neuer
Praktiken, andererseits sind auch Kollaborationen zwischen Firmen vermehrt in den
Vordergrund gerückt.
Beispiele für die Vernetzung von Unternehmen:
CSR: Corporate Social Responsibility: Stellt einen aus dem Angloamerikanischen
kommenden (normativen) Schlüsselbegriff der Unternehmensethik dar, welcher die Frage
nach der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen nachgeht. (Lin-Hi, Nick, 2009)
In den letzten Jahren wird Unternehmen immer mehr Verantwortung von Seitens der
Gesellschaft zugeschrieben. Die Herausforderung für die Unternehmensführung besteht
hierbei unternehmerische Akzeptanz dieser Gesellschaft zu erreichen und für Forderungen,
Kritiken und Verbesserungsvorschläge, von außen offen zu sein. Dabei hilft das Themenfeld
CSR u.a. immaterielle und unternehmerische Potentiale wie Glaubwürdigkeit, Vertrauen oder
Integrität aus der Sicht der Kunden aufzubauen. Das führt zu verbesserter
Kooperationsfähigkeit und Differenzierung im Wettbewerb. Weiters ist zwischen CSR als
Wohltätigkeit und CSR als Gewinnmaximierung zu unterscheiden:
Quelle: Wirtschaftslexikon Gabler
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
Beispiel von Corporate Social Responsibility als Wohltätigkeit:
Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes
Management e.V, - kurz B.A.U.M. Das ist ein Informations- und
Kontaktnetzwerk für Umweltmanagement und nachhaltige
Entwicklung. Dieses Netzwerk an Unternehmen gibt es
immerhin schon seit 1984 und befindet sich im deutschen
Ranking mittlerweile ganz oben.
Beispiel von Corporate Social Responsibility als Gewinnmaximierung:
Business for Social Responsibility (BSR)
Das ist ein Netzwerk von US-Unternehmen, die
sich für Corporate Social Responsibility (CSR)
interessieren.
Referenzen: u.a. Adidas, Ford Motor Company, HP,
IBM, Nike, Philip Morris USA, Procter & Gamble und UPS. (Lexikon der
Nachhaltigkeit, 2009)
3.7. Peer Production & P2P
Der Begriff wurde vom amerikanischen Rechtsprofessor Eben Moglen
1999 erstmals als bemerkenswertes Phänomen Peer Produktion be-
schrieben. Ohne Zweifel hat er auf seine Weise die Welt der Produktion
auf den Kopf gestellt. Spontane und ungezwungene Kooperation
Gleich-berechtigter. Alles funktioniert auf der Basis von Gemeingütern
und freiwillige Kooperation. D.h. beitragen statt tauschen.
Das bekannteste Paradebeispiel dieser Art ist Wikipedia, mit dem bekannten Mitbegründer
Jimmy Donal Wales. Wo jede Person auf der gleichen hierarchieebene steht und freiwillig,
bzw. ohne Bezahlung kollaboriert. Ganz gleich wie bei der Free Software, jeder kann es
nutzen und jeder kann etwas dazu beitragen.
„We are relationally enhancing ourselves“.
(Bauwens, Michael, 2009)
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
Peer Production als Prozess der Wertschöpfung.
Peer Governance als eine Praxis, die aus der Notwendigkeit entsteht, mit Konflikten
umzugehen, sich gegen Angriffe zu schützen, Regeln zu haben und so weiter.
Peer Eigentum als eine Reihe von rechtlichen und vertraglichen Innovationen, die die
Gemeingüter vor Privatisierung schützen. (Bauwens, Michael, zit. v. Helfrich, Silke
2009)
3.8. Öffentliches Crowdsourcing – public Crowdsourcing
In Zürich wird beispielsweise diese Form der Kooperation schon länger praktiziert, nennt
sich: „Bürgerbeteiligung bei Lösungen öffentlicher Probleme“ und besitzt Ähnlichkeiten mit
dem Begriff Citizensourcing. Durch das Einbeziehen der Bürger in den
Problemlösungsprozess kommt es zu vermehrter Identifikation mit der Stadtverwaltung, zu
mehr Input und somit größere Auswahl von Ideen, was theoretisch bessere Entscheidung mit
sich bringt, vermeintlich kostengünstiger ist und positive Stimmung bei der Bevölkerung
erzeugt. In der praktischen Anwendung funktioniert diese die Kommunikation über eine
zentral
eingerichtete
Website, eine
Plattform, über
diese Probleme
und Anliegen
ausgeschrieben
werden können.
Worauf Bürger mit
Lust und Laune
einen Beitrag
leisten können,
der auch
wahrgenommen
wird. Die Praxis spricht für sich. In der Züricher Stadtverwaltung hat man begriffen, dass es
mit einander in punkto für einander einfach besser funktioniert.
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
4. Fazit:
Trendletter - Einschätzung: Crowdsourcing wird sich durchsetzen.
Energie und Ideenreichtum der Massen im Netz zu nutzen gehört in Zukunft zur gängigen
Geschäftspraxis – wenn die ausgelagerten Ideen nichts mit sensiblen Produkten oder
Geschäftsgeheimnissen zu tun haben.
Totlaufen indes wird sich der derzeit verbreitete Ansatz, die Ideen der Nutzer mehr oder
weniger ohne Gegenleistung abzuschöpfen. (Marketing und Trend, 2011)
Das Prinzip von Crowdsourcing ist im realen Leben bereits seit längerem gebräuchlich.
Ideenwettbewerbe oder gezielt angeordnete themenzentralisierte Arbeitsgruppen kamen
schon in vielen Bereichen der Wirtschaft zum Einsatz. Das Besondere ist also nicht der Pool
an sich, der ermöglicht, dass Ideen und „Know How“ zusammenfließen, sondern die
Verbindung mit Social Network. Oder auch kritisch gesagt: Die Ressourcen aus den
Communitys anzuzapfen.
Crowdsourcing wird als „virtuelle Wertschöpfung“ gesehen, was durchaus als legitim
betrachtet werden kann. Durch die Perspektive bzw. das Motiv unterscheiden sich die
mittlerweile unzähligen verschiedenen Versionen der Crowdsourcing-Geschäftsmodelle.
Sehr viele Unternehmen folgen dem Trend und wenden dieses Prinzip auf ihre eigenen
Geschäftsmodelle an. Was meiner Meinung nach, nicht immer zielführend umgesetzt wird.
Es ist keinesfalls ein Allheilmittel. Die große Schwierigkeit liegt im Management und in der
Organisation. Es gilt das umzusetzen, was im sozialen Bereich schon möglich ist und
Crowdsourcing ist jetzt- und wird in Zukunft, ein fixer Bestandteil von Unternehmen und dem
Management sein.
Es sind aber auch andere Strömungen zu beobachten, wie beispielsweise NGO`s mit dem
Prinzip Crowdsourcing umgehen, oder „Public Crowdsourcing“ wo der demokratische Aspekt
ganz klar im Vordergrund steht. Daneben könnte das Prinzip von Open Innovation, Open
Source und eben Crowdsourcing der öffentlichen Hand erhebliche finanzielle Einsparungen
bringen. Hinzu kommen noch einige positive Auswirkungen auf die Partizipationsmöglich-
keiten der Öffentlichkeit und die Motivation für weitere Beteiligungen des Einzelnen an
diversen Problemlösungen.
Im Public Crowdsourcing sehe ich das meiste Entwicklungspotential für die Zukunft. In
diesem Anwendungsbereich könnten die Vorzüge der Vernetztheit, den größten
gesellschaftlichen Wert dieses Prinzips mit sich ziehen. Dennoch gilt nach wie vor: „Die
Technologie ist heute weiter als unsere soziale Kompetenz". (Charles, Savage, 2001)
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
Ein für mich generell mit Skepsis erfüllter Punkt in Verbindung mit Crowdsourcing ist der
Inhalt. Sind Konkurrenzdruck und ökonomische Aspekte ein wesentlicher Grund zur
Qualitätsminderung? Lance Ulanoff vergleicht unter anderem den abnehmenden
Qualitätsjournalismus mit dem sich ausbreitenden „User generatet Content“ bzw. „User
driven Content“. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage der Wertigkeit. Ist auf
Crowdsourcing basierte Berichterstattung besser als das Altbekannte? (Lance, Ulanoff,
2010) Wird sich der Trend vom professionellen Journalismus weiter wegbewegen? Meiner
Meinung nach wird diese Diskussion erst dann seriös geführt werden, wenn der ganz große
Crowdsourcing-Hype vorüber ist und ein klares Bild unter dem Schleier der Aktualität
hervortritt.
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
4. Quellen- und Literaturverzeichnis
Brabham, Daren C. (2008): Crowdsourcing: Overview.
http://www.worldlingo.com/ma/enwiki/en/Crowdsourcing#cite_ref-2 (19.01.2011)
Bauwens, Michael (2009): „Häng „ne Null dran“: Von der Entdeckung der Peer-Ökonomie.
Dt. Fassung: Helfrich Silke. http://commonsblog.wordpress.com/2009/08/11/hang-ne-null-
dran-von-der-entdeckung-der-peer-okonomie/ (17.02.2011)
Howe, Jeff (2006): The Rise of Crowdsourcing.
http://www.wired.com/wired/archive/14.06/crowds.html (13.01.2011)
Kaulartz, Sandro/ Babic, Edvin (2010): Research-Results: Von Myten und Methoden.
Ausgabe 1/2010, Seite 24. http://www.research-results.de/fachartikel/2010/ausgabe-1/von-
mythen-und-methoden.html (17.02.2011)
Klätzke, Toni (2008): Google Image Labeler verbessert Bilder-Suche!
http://www.netznews.org/?p=537 (19.01.2011)
Lexikon der Nachhaltigkeit (2009): Business for Social Responsibility.
http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/business_for_social_responsibility_1033.htm
(12.02.2011)
Lin-Hi, Nick (2008): Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort:
Corporate Social Responsibility. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/5128/corporate-
social-responsibility-v9.html (19.02.2011)
Marketing und Trend (2011): Crowdsourcing: Wo in Zukunft der Rohstoff Wissen
herkommt. Ausgabe: 02/2011. http://www.marketing-und-trend.de/crowdsourcing.php
(19.02.2011)
o.V. (2010): InnoCentive expandiert mit Open Innovation Plattform nach Europa.
http://www.fair-
news.de/news/InnoCentive+expandiert+mit+Open+Innovation+Plattform+nach+Europa-
46201.html (19.01.2011)
Crowdsourcing – DAS Outsourcing der Zukunft Benjamin KAINDL WS 2010 Mario KOGLER
Roskos, Matias (2008): Crowdsourcing im Test: Mechanical Turk von Amazon.
http://www.socialnetworkstrategien.de/2008/06/crowdsourcing-im-test-mechanical-turk-von-
amazon/ (19.01.2011).
Roskos, Matias (2011): Die Crowdsourcing-Definition.
http://www.socialnetworkstrategien.de/2011/01/die-definition-von-crowdsourcing/
(13.01.2011).
Roskos, Matias (2010): Kurzdefinition Crowdsourcing.
http://www.socialnetworkstrategien.de/2010/07/crowdsourcing-mehrwerte-chancen-definition/
(13.01.2011).
Redesignme.com (2007): Video auf redesignme.com. http://vimeo.com/14477725
(19.01.2011)
Schneider, Burkard (2008): Top Ten Crowdsourcing-Trends 2011. http://www.best-practice-
business.de/blog/?cat=28 (13.01.2011).
Prahalad, C.K./ Ramaswamy, V. (2004): Methods Co-Creation.
http://www.12manage.com/methods_prahalad_co-creation_de.html (19.02.2011)
von Ahn, Luis (2007): Human Computation. http://video.google.com/videoplay?docid=-
8246463980976635143# (19.01.2011)
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