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kreszenz-schiemann
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© sl 2002
Anspruchsgrundlagen:Enthalten als Rechtsfolge das Entstehen eines schuldrechtlichen Anspruchs.
Typische Formulierung: „ ...ist verpflichtet“, vgl. z.B. § 433 II, 823 I BGB
Wirknormen:Enthalten eine Rechtsfolge, die im Rahmen von Anspruchsgrundlagen als Tatbestandsmerkmal oder als rechtshindernde/rechtsvernichtende Einrede zu prüfen sind. Die Prüfung von Wirknormen wird also in die Prüfung von Anspruchsgrundlagen „eingebaut“
Bsp.: Verzug (§ 286 BGB), Vertragsnichtigkeit nach erfolgter Anfechtung (§ 142 I BGB); Wegfall der Zahlungspflicht nach § 326 I BGB
Hilfsnormen:Enthalten nicht Tatbestand und Rechtsfolge, sondern Definitionen, Begriffsbestimmungen oder Beschreibungen von Pflichten. Sie werden daher in die Prüfung von Anspruchsgrundlagen und Wirknormen „eingebaut“.Bsp.: Vertretenmüssen (§ 276 BGB); Leistungsort und -zeit (§§ 269 ff BGB)
Fallbeispiel:V verkauft K ein Auto zum Preis von € 5000.-. Er soll es am 1.4. bei K anliefern. K ist zur vereinbarten Zeit nicht zu Hause, V kehrt unverrichteter Dinge mit dem Auto um, auf dem Rückweg verursacht er leicht fahrlässig einen Unfall, bei welchem das Auto zerstört wird.
Kann V Zahlung von € 5000.- verlangen?
Anspruchsgrundlage?Suche der Norm, welche die gewünschte Rechtsfolge („...kann Zahlung verlangen...“)
enthält.
Hier: 433 II BGB
„Der Käufer ist verpflichtet, dem Verkäufer den vereinbarten Kaufpreis zu zahlen und die gekaufte Sache abzunehmen.“
I. Anspruchsentstehung: Zustandekommen eines Kaufvertrags
II. Erlöschen oder Fortbestehen des Anspruchs (rechtsvernichtende Einwendungen)?
Obersatz:
V könnte gegen K einen Anspruch auf Zahlung von € 5000.- aus § 433 II haben.Dies setzt voraus:
Grobaufbau der Anspruchsgrundlage
III. Ergebnis
I. Anspruchsentstehung: Zustandekommen eines Kaufvertrags
Hilfsnormen1.) Angebot, § 145 ff BGB
2.) Annahme, §145 ff BGB
Rechtsfolge von § 326 II 1: ... „so behält der Schuldner den Anspruch auf die Gegenleistung“
Wirknorm
II. Erlöschen oder Fortbestehen des Anspruchs (rechtsvernichtende Einwendungen)?
V könnte gegen K einen Anspruch auf Zahlung von € 5000.- aus § 433 II haben.Dies setzt voraus:
Obersatz: Der Anspruch könnte trotz der Zerstörung des Autos (= Unmöglichkeit) fortbestehen, wenn die Voraussetzungen des § 326 II 1 BGB vorliegen.
„Einbau“ der Hilfs- und Wirknormen im Rahmen der Subsumtion
1.) Annahmeverzug des Gläubigers
Ist geregelt in § 293 BGB,setzt voraus:a) Erfüllbarer Anspruch -> § 271 BGBb) Ordnungsgemäßes Angebot, § 294 BGBc) Nichtannahme bzw. Verweigerung der Mitwirkungshandlung
2.) Leistungsbefreiung des Schuldners nach § 275 während des Annahmeverzugs
3.) Vom Schuldner nicht zu vertreten
„Wirknorm in der
Wirknorm“Hilfsnorm
§ 275 I BGB: Unmöglichkeit der Leistung Hilfsnorm
Problem: Maßstab des Vertretenmüssens:
a) § 276 BGB: Vorsatz und (jede) Fahrlässigkeit)b) Hier könnte aber die Haftung für einfache Fahrlässigkeit ausgeschlossen sein, § 300 BGB.Voraussetzung: Annahmeverzug, § 293 ff -> s.o.
Hilfsnormen
4.) Ergebnis der Subsumtion der Wirknorm: Zahlungsanspruch bleibt nach § 326 II 1 BGB erhalten.
§ 326 II 1 BGB setzt voraus:
„Wirknorm in der Hilfsnorm“
Feststellung des Endergebnisses
III. Ergebnis:
V kann von K Zahlung von € 5000.- aus § 433 II BGB verlangen.
V hat den Kaufvertrag nicht selbst abgeschlossen, sondern der Angestellte A hat für ihn gehandelt.
Zusätzliches Problem:
Stellvertretungsrecht
§ 164 I BGB.
Rechtsfolge:
„Eine Willenserklärung ... wirkt unmittelbar für und gegen den Vertretenen“
1. Schritt:Suche nach der Wirknorm mit der fraglichen Rechtsfolge
Hier:
2. Schritt:
Bildung des Obersatzes:
„V hat selbst keine Erklärung abgegeben, die Willenserklärung des A könnte aber gem. § 164 I BGB unmittelbar für und gegen ihn wirken.
Dies setzt voraus:“
3. Schritt:
Subsumtion der Wirknorm
Tatbestandsvoraussetzungen von § 164 I BGB:
1. Zulässigkeit der Stellvertretung
2. Abgabe einer eigenen Willenserklärung
3. Handeln in fremdem Namen
4. im Rahmen der Vertretungsmacht
4. Schritt:
„Einbau“ der Wirknorm in die Subsumtion der Anspruchsgrundlage
I. Anspruchsentstehung: Zustandekommen eines Kaufvertrags
1.) Angebot, § 145 BGB
2.) Annahme, §147 BGB
„Modul Stellvertretung“:
Obersatz („Die WE des A könnte für und gegen V wirken“)
Subsumtion („Das setzt voraus:“)
Stellvertretung betrifft
Willenserklärung