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Mathias Iven
Textfeld
Moritz Schlick Von Berlin nach Rostock Die Jahre 1882 bis 1922
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Geburt und Elternhaus (1882–1888)

Moritz Schlick in einer Aufnahme aus dem Jahre 1883. Angefertigt von Otto Lindner, in dessen Studio in der Königstraße 31 in Berlin-Mitte.

1. Geburt 13-34 30.10.2008 11:29 Uhr Seite 14

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Freitag, 14. April 1882Friedrich Albert Moritz Schlick wird in Berlin, Prenzlauer Straße , geboren.Der Vater Albert Schlick ist Inhaber der vom Großvater gegründeten FirmaF. E. Schlick – Elfenbein-Handlung und Dampf-Schneideanstalt ; die Mutter AgnesSchlick ist Hausfrau. Moritz hat einen vier Jahre älteren Bruder, Hans. KurzeZeit nach der Geburt zieht die Familie in die Prenzlauer Straße um (Sitz derFirma seit ).

Sonntag, 25. Juni 1882Schlick wird in der St. Georgen-Kirche getauft. Taufzeugen sind sein OnkelAlbert Deetz, seine Tante Auguste Arndt sowie Alfred Stubenrauch, ein Vertrau-ter des Vaters.

1888Schlick erkrankt – mit bleibenden Folgen – an Scharlach und Diphtherie.

Freitag, 29. September 1888 (Michaelis)Er wird eingeschult und besucht bis das Königstädtische Gymnasium.

1891 (2. Jahreshälfte )Die Familie zieht in die Oranienstraße (ab . April gleichzeitig neuerGeschäftssitz der väterlichen Firma). Ab Herbst besucht Schlick das Luisen-städtische Realgymnasium.

1893 / 1894Schlick ist häufig krank, es werden ein- bis zweimal jährlich Badereisen unter-nommen. Im Frühsommer gemeinsam mit dem Vater Kuraufenthalt in Bad Kissingen. Er erhält Klavierunterricht, beschäftigt sich mit Malerei undLiteratur und beginnt, »physikalische Apparate« zu bauen.

1895Gemeinsam mit den Eltern reist Schlick zum ersten Mal in die Schweiz.

Die vorliegende Chronik wurde auf der Grundlage der im Schlick-Nachlass vor-handenen Unterlagen und weitergehender Recherchen in den verschiedenenWohn- und Studienorten Schlicks zusammengestellt. Sie erhebt keinen Anspruchauf Vollständigkeit, da noch nicht alle in Frage kommenden Archive und Nachlässeumfassend erschlossen werden konnten.

Chronik der Jahre bis 1

18. Chronik 09.10.2012 14:36 Uhr Seite 7

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Chronik der Jahre bis

Mai / Juni 1896Erneuter Kuraufenthalt in Bad Kissingen.

1897 / 1898Liest u.a. Platon, Descartes, Schopenhauer, Nietzsche und Kant. Schlick erlerntdie von ihm zukünftig häufig verwendete Kurzschrift Stolze-Schrey.

Dienstag, 22. März 1898Konfirmation in der Neuen Kirche zu Berlin.

Dienstag, 28. Februar 1899Silberhochzeit der Eltern.

Freitag, 22. Dezember 1899Als »Zeichen der Zufriedenheit« erhält er von seinem Klassenlehrer das BuchDie Lehre von den Tonempfindungen von Helmholtz.

Sonnabend, 22. September 1900Schlick erhält sein Reifezeugnis. Als »Prämie« wird ihm außerdem ein Exemplarvon Machs Mechanik überreicht.

Ende September / Anfang Oktober 1900Er hält sich für ein paar Tage in der Villa Aenkins auf der Insel Helgoland auf.

Mittwoch, 17. Oktober 1900Schlick immatrikuliert sich an der Philosophischen Fakultät der KöniglichenFriedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin.

Wintersemester 1900 / 1901 (Oktober – März )2

Schlick besucht folgende Lehrveranstaltungen:� Allgemeine Mechanik (Planck)� Übungen in der analytischen Mechanik (Planck)� Beziehungen des Lichtes und verwandter Strahlungsarten zur Elektrizität

und zum Magnetismus (Aschkinass)� Interferenz und Polarisation des Lichtes (Pringsheim)� Die Beziehungen zwischen physikalischen Eigenschaften und chemischer

Zusammensetzung der Körper (Meyer)� Integralrechnung (Hettner)

Die zeitlichen Angaben für die einzelnen Semester beziehen sich jeweils aufSchlicks universitäre An- bzw. Abmeldungen. Es ist nicht auszuschließen, dass er inden Jahren bis die Semesterferien für Aufenthalte außerhalb von Berlingenutzt hat, allerdings finden sich dazu keinerlei Belege in seinem Nachlass.

18. Chronik 09.10.2012 14:36 Uhr Seite 8

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Schulzeit (–)

Dieses Bild zeigt Schlick (3. von rechts) im Kreise einiger seiner Mitschüler. Bei der Personlinks neben ihm handelt es sich höchstwahrscheinlich um seinen Lehrer Karl Hollefreund.Rechts neben Schlick dürfte Paul Boedke stehen. Die Aufnahme ist Teil einer Postkarte, dieSchlick von seinem Mitschüler Ernst Hepcke bekam. Hepcke, der Ingenieur werden wollteund sicherlich auch auf dem Phote zu sehen ist, schrieb ihm am 9. Oktober 1900 unter anderem: »Wir erwarten Dich ganz bestimmt am 1. XI. zu unserm Kränzchen! Eintrittskartensind im Druck, mit der Mimik, Musik und Rhetorik sind wir auch im Druck. Ich muß jetzt täglich 7 Stunden lang feilen, es ist entsetzlich stumpfsinnig!« Bezieht man die Korrespon-denz der späteren Jahre mit ein, so könnten zu diesem »Kränzchen« und damit zu denAbgebildeten auch Schlicks Mitschüler Walther Kraska (der gleichfalls Ingenieur wurde) undErnst Flatow (der Chemie studierte und 1903 in Berlin promovierte) gehört haben.

2. Schulzeit 35-76 03.11.2008 15:13 Uhr Seite 73

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Chronik der Jahre bis

Sommersemester 1901 (April – August )Er wechselt an die Großherzoglich Badische Ruprecht-Karls Universität zu Heidel-berg und schreibt sich am Donnerstag, dem . April, für folgende Lehrver-anstaltungen ein:� Differential- und Integralrechnung (Koenigsberger)� Funktionentheorie (Koenigsberger)� Sphärische Astronomie (Valentiner)� Lektüre der Gauss’schen Schrift »Allgemeine Lehrsätze in Beziehung auf

die im verkehrten Verhältnis des Quadrats der Entfernung wirkenden An-ziehungs- und Abstoßungskräfte« (Boehm)� Interferenz und Doppelbrechung des Lichts (Pockels)

Die Immatrikulation findet am Sonnabend, dem . April, statt, sein Abgangs-zeugnis erhält Schlick am Montag, dem . August. Während dieser Zeit wohnt erin der Pension Silvana, Leopoldstraße .

Sonnabend, 25. Mai – Sonnabend, 1. Juni 1901Schlick reist gemeinsam mit Edwin Bret Hart von Heidelberg aus nach Italien.Sie besuchen u.a. Lugano, Mailand und Genua. Die Reise wird, versehen miteigenen Photographien, in einem im Nachhinein geschriebenen Tagebuchdokumentiert.

Wintersemester 1901 / 1902 (Oktober – März )Schlick ist wieder in Berlin, wohnt bei seinen Eltern und besucht die Lehr-veranstaltungen:� Theorie der Elektrizität und des Magnetismus (Planck)� Mathematisch-physikalische Übungen (Planck)� Experimentalphysik (Warburg)� Über einige neuere Fortschritte auf dem Gebiete der Elektrizitätslehre

(Wesendonk)� Physikalische Übungen für Anfänger (Blasius)� Allgemeine Geschichte der Philosophie (Dilthey)� Die Philosophie der Gegenwart (Menzer)

Sommersemester 1902 (März – Juli )Schlick beantragt am Sonnabend, dem . März, bei den zuständigen Behördenin Lausanne eine Aufenthaltsgenehmigung, die ihm am Donnerstag, dem . April, gültig für ein Jahr, erteilt wird. Bereits am Dienstag, dem . April, er-folgt die Immatrikulation an der Université de Lausanne. Dort hört er in den fol-genden Monaten:� Physique expérimentale (Dufour)� Physique mathématique (Mayor)

Am Sonnabend, dem . Juli, wird ihm das Abgangszeugnis ausgestellt. SeineAdresse während dieser Zeit lautet: Villa des Rosiers, Rue du Maupas .

18. Chronik 09.10.2012 14:36 Uhr Seite 9

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Studium (–)

Als Schlick studierte, befand sich das von Max Planck geleitete Institut für theoretischePhysik im linken Flügel der Friedrich-Wilhelms-Universität. Das Institut bestand allerdingslediglich aus Plancks Büro – das er selten nutzte – und einer angeschlossenen Bibliothek,die nur unmittelbar im Anschluss an die Lehrveranstaltungen geöffnet wurde. Ansonstenarbeitete Planck meist in seinem Haus im Berliner Grunewald.

3. Studium 77-106 30.10.2008 11:25 Uhr Seite 79

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Wintersemester 1902 / 1903 (Oktober – März )Bis zum Ende seines Studiums besucht Schlick nur noch Lehrveranstaltungenan der Berliner Universität:� Theorie der Wärme (Planck)� Mathematisch-physikalische Übungen (Planck)� Allgemeine theoretische und physikalische Chemie (Jahn)� Theorie der Determinanten (Frobenius)� Wahrscheinlichkeitsrechnung (Lehmann-Filhés)

Sommersemester 1903 (Mai – August )� System der gesamten Physik (Planck)� Mathematisch-physikalische Übungen (Planck)� Variationsrechnung (Schwarz)� Anorganische Experimentalchemie (Landolt)� Geschichte der neueren Philosophie (Paulsen)

Wintersemester 1903 / 1904 (Oktober – April )� Methode der kleinsten Quadrate (Helmert)� Licht- und Wärmestrahlung (Lummer)� Kathoden-, Röntgen- und verwandte Strahlen (Neesen)� Erkenntnistheorie und Logik (Dessoir)

Schlick beginnt in dieser Zeit mit der Arbeit an seiner Dissertation.

Montag, 8. Februar 1904Schlick reicht seine Dissertation Über die Reflexion des Lichtes in einer inhomo-genen Schicht bei der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universi-tät ein und bittet um die Zulassung zur Promotionsprüfung.

Mittwoch, 17. Februar 1904Max Planck hat sein Gutachten zur Dissertation erstellt, Prädikat: »Eruditionisdocumentum laudabile«.

Dienstag, 15. März 1904Emil Warburg schließt sich der Beurteilung von Planck an.

Sonnabend, 19. März 1904In seiner Funktion als Dekan bittet Planck die Fakultät, über das Promotions-gesuch abzustimmen.

Donnerstag, 5. Mai 1904Promotionsprüfung. Examinatoren sind Planck und Warburg (Physik) sowieLandolt (Chemie) und Paulsen (Philosophie), Prädikat: »magna cum laude«.

Chronik der Jahre bis

18. Chronik 09.10.2012 14:36 Uhr Seite 10

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Chronik der Jahre bis

Freitag, 20. Mai 1904Schlick wird von der Philosophischen Fakultät promoviert.

Juni / Juli 1904Von Berlin aus unternimmt Schlick, zeitweise begleitet von seinem Bruder, einemehrwöchige Reise, die ihn u.a. nach Italien (mit einem Abstecher nach Tunis),nach Budapest, Fiume, Abbazia und auf der Rückreise in die Schweiz führt.

Donnerstag, 27. Oktober 1904 – März 1905Schlick immatrikuliert sich an der Universität Göttingen und besucht die Lehr-veranstaltungen:� Geschichte der neueren Atomistik (Nernst)� Wissenschaftliche Arbeiten (Voigt)

Daneben arbeitet er teils experimentell, teils mathematisch im PhysikalischenInstitut der Universität und beschäftigt sich mit der Diffusion unvollkommenmischbarer Flüssigkeiten. Schlick sichtet seine bisherigen Aufzeichnungen undsetzt die offenbar bereits begonnene Arbeit an der Lebensweisheit fort.

Freitag, 28. Oktober 1904 – Freitag, 24. März 1905Während seines Göttinger Aufenthaltes wohnt er im Friedländerweg , bei Böker.

Freitag, 24. März – Donnerstag, 13. April 1905Schlick hält sich bei seinen Eltern in Berlin auf.

Frühjahr 1905Blanche Guy Hardy kommt nach Heidelberg.

Sonnabend, 15. April – Montag, 22. Mai 1905In dieser Zeit wohnt Schlick in Heidelberg: Neuenheimer Landstraße , beiScherrer.

Sonntag, 23. April 1905 (Ostersonntag)Moritz Schlick lernt Blanche Guy Hardy bei einer von Lina Scherrer veranstalte-ten Party in dem von ihr betriebenen Pensionat für Ausländer kennen. AmFreitag, dem . Mai, schreibt Blanche ihm den ersten Brief. Schlick antwortetam . Mai darauf.

Donnerstag, 25. Mai – Freitag, 7. Juli 1905Schlick ist zurück in Göttingen, seine Adresse lautet: Sternstraße , bei Heinemann.

Dienstag, 4. Juli 1905Er immatrikuliert sich erneut an der Göttinger Universität.

18. Chronik 09.10.2012 14:36 Uhr Seite 11

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Montag, 10. Juli 1905 – Sonntag, 8. März 1906Schlick verlässt Göttingen endgültig und bezieht ein Zimmer in der Heidel-berger Pension Wolcott, Uferstraße .

Sonntag, 6. August 1905Schlicks Eltern treffen zu einem Besuch in Heidelberg ein.

Donnerstag, 10. August 1905 – Ende AugustIn dieser Zeit hält sich Schlick im Hotel Schloss Hornberg (Schwarzwald) auf. Aufder Rückreise nach Heidelberg macht er Station in Baden-Baden, wo er in derVilla Daeffner wohnt.

Jahreswechsel 1905 / 1906Er besucht seine Eltern und den Bruder in Berlin und kehrt in den erstenJanuartagen nach Heidelberg zurück.

Donnerstag, 8. März – Donnerstag, 3. Mai 1906Blanche Guy Hardy verlässt Heidelberg und geht am nächsten Tag in Hamburg an Bord der Pretoria. Schlick reist zur selben Zeit über Luzern und Lugano (. März) nach Tremezzo am Lago di Como. Während seines dortigen Aufent-haltes wohnt er im Hotel Bazzoni, arbeitet weiter an der Lebensweisheit undbeginnt, Italienisch zu lernen.

Freitag, 30. März / Sonnabend, 1. April 1906Schlick schreibt an Frances Emma Hardy und hält um die Hand ihrer Tochteran. Drei Wochen darauf, am . April , stimmt sie der Heirat zu.

Freitag, 4. Mai – Donnerstag, 12. Juli 1906Schlick ist wieder in Heidelberg und wohnt erneut in der Pension Wolcott.

Sonnabend, 14. Juli 1906Das Ergebnis der ersten militärischen Musterung, die in Freiburg/Br. stattfindet,lautet: »dauernd untauglich«. Von dort reist Schlick über Donaueschingen (. Juli) nach Berlin.

Dienstag, 17. – Mittwoch, 25. Juli 1906Er wohnt wieder bei seinen Eltern in Berlin.

Donnerstag, 26. Juli – Freitag, 14. September 1906Schlick hält sich – zeitweise gemeinsam mit den Eltern und dem Bruder – aufder Insel Rügen auf. Er besucht u.a. die Orte Putbus (wo er gemeinsam mit derMutter und deren Schwester zu zwei Vorstellungen des Fürstlichen Schauspiel-hauses geht), Lauterbach, Saßnitz und Göhren. Mit seinem Bruder und dessenFreund weilt er vom . bis . August auf der Insel Bornholm.

Chronik der Jahre bis

18. Chronik 09.10.2012 14:36 Uhr Seite 12

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Stationen (–)

Das Portrait von Blanche Guy Hardy entstand während ihrer Studienzeit inNorthampton. Eine fast identische Aufnahme findet sich im Smith College

Class Book 1903, das den Absolventen dieses Jahrgangs zum Abschluss ihres Studiums überreicht wurde.

5. Stationen 125-170 30.10.2008 11:26 Uhr Seite 143

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Chronik der Jahre bis

Freitag, 14. September 1906Rückkehr nach Berlin. Beginn größerer Umarbeitungen an der Lebensweisheit.

Oktober 1906Der erste Teil der Lebensweisheit ist fertig, Schlick bemüht sich um einen Verleger.

Freitag, 30. November 1906Schlick nimmt an der aus Anlass des Todes von Paul Drude von der DeutschenPhysikalischen Gesellschaft organisierten Gedenkveranstaltung teil.

Freitag, 18. Januar 1907Der Münchener Verlag C. H. Beck nimmt die Lebensweisheit zur Veröffent-lichung an. Anfang Februar erhält Schlick den Vertragsentwurf.

Montag, 11. – Donnerstag, 14. Februar 1907Schlick fährt von Berlin aus über Oberhof nach Jena (./.), dort wohnt er imHotel Deutsches Haus. Er informiert sich über die Möglichkeit, im dortigenPhysikalischen Institut der Universität zu arbeiten.

Februar / März 1907Arbeit an dem im Verlaufe des Jahres veröffentlichten »Theoretischen Anhang«zu Georg Friedrich Nicolais Schrift Die Gestalt einer deformierten Manometer-membran, experimentell bestimmt. In diesem Zusammenhang trifft er sich am . und . März mit Nicolai. Auf Grund seines Gesundheitszustandes rät SchlicksHausarzt zu einem längeren Kuraufenthalt.

März – Juni 1907Die Arbeit an der Lebensweisheit wird fortgesetzt. Schlick besucht verschiedeneVorlesungen an der Berliner Universität, liest viel, geht ins Theater, besucht Kon-zerte und trifft sich mehrmals mit seinen Studienkollegen Paul Boedke und Maxvon Laue.

Sonntag, 26. Mai 1907Gemeinsam mit Max von Laue fährt er nach Babelsberg bzw. weiter nachPotsdam und besucht unter anderem den Neuen Garten.

Sonnabend, 8. Juni 1907Die zweite, in Berlin durchgeführte Musterung bestätigt das Urteil des Vor-jahres: Schlick wird als »dauernd untauglich« eingestuft.

Montag, 24. Juni 1907Schlick beendet das letzte Kapitel der Lebensweisheit. Am Abend besucht er MaxPlanck, der einen Ruf an die Wiener Universität abgelehnt hat, in dessen Hausim Berliner Grunewald.

18. Chronik 09.10.2012 14:36 Uhr Seite 13

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Stationen (–)

Zwei Mal wurde von Moritz Schlick auch die 1548 gegründete Universität Jena als zu-künftiger Wirkungsort in Erwägung gezogen. Unentschieden darüber, in welche Richtungseine Entwicklung zukünftig gehen sollte, sprach er im Februar 1907 zuerst mit demPhysiker Felix Auerbach über die Möglichkeiten einer Anstellung und suchte vier Monatespäter dann auch noch den Philosophen und späteren Literaturnobelpreisträger RudolfEucken auf.

5. Stationen 125-170 03.11.2008 15:15 Uhr Seite 145

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Dienstag, 25. Juni 1907Er erhält einen Brief von Blanche, der ihre Verlobung besiegelt.

Sonnabend, 29. Juni 1907Gemeinsam mit Max von Laue macht Schlick einen Ausflug nach Potsdam.

Sonntag, 30. Juni 1907Schlick reist über Jena (er wohnt dort in Helbig’s Hotel zum Schwarzen Bären)nach Bad Reichenhall. In Jena trifft er sich am Vormittag des . Juli mit RudolfEucken.

Dienstag, 2. Juli – Sonnabend, 3. August 1907Kuraufenthalt in Bad Reichenhall. Schlick bezieht seine Unterkunft in der VillaJohanna, Kurfürstenstraße .

Sonntag, 4. August – Montag, 19. August 1907Von Bad Reichenhall kommend trifft Schlick in Linthal (Schweiz) ein. Er wohntzuerst im Ortsteil Stachelberg und zieht am . in die Hotel-Pension Tödi (OrtsteilTierfehd) um, dort trifft er am gleichen Tag Max von Laue. Von Linthal ausunternimmt Schlick zahlreiche Wanderungen, so besteigt er am . /. denClaridenstock.

Dienstag, 20. August – Dienstag, 10. September 1907In dieser Zeit hält sich Schlick in Zürich auf, sein Quartier nimmt er im Hotel St. Gotthard. Er geht auf Wohnungssuche, trifft sich am . August mit GustavStörring und arbeitet an den letzten Korrekturen der Lebensweisheit, die er vomVerlag am . September erhält.

Dienstag, 3. September 1907Schlick unterschreibt den Mietvertrag für die Wohnung in der Züricher Volta-straße .

Mittwoch, 11. September 1907Wieder zurück in Berlin erreicht ihn die Mitteilung des Verlages, dass dieLebensweisheit im Satz fertiggestellt ist, man jedoch noch ein neues Vorwortwünscht.

Freitag, 13. September 1907Gemeinsam mit dem Bruder fährt er nach Bremerhaven und geht dort am nächsten Tag an Bord des Schiffes Friedrich der Große.

Dienstag, 24. September – Montag, 14. Oktober 1907Aufenthalt in Ashburnham (Massachusetts).

Chronik der Jahre bis

18. Chronik 09.10.2012 14:36 Uhr Seite 14

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Stationen (–)

Am 15. Februar 1907 wurde der von Jakob Hofstetter eingereichte Bauantrag für die Volta-straße 32 von den verantwortlichen Behörden der Stadt Zürich genehmigt. Der aus St. Gallenstammende Kaufmann, der von 1907 bis 1915 die zweite Etage bewohnte und das Grund-stück möglicherweise von dem Züricher Architekten Jules Burkhart gekauft hatte, beauftragtediesen mit der Ausführung (die obere Abbildung zeigt die von Burkhart entworfene Südwest-Fassade). Die untenstehende Grundriss-Zeichnung der im Herbst 1907 bezogenen Wohnungfertigte Schlick für Blanche an und legte sie einem seiner an sie gerichteten Briefe bei.

5. Stationen 125-170 30.10.2008 11:26 Uhr Seite 165

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Stationen (–)

Gustav Störring (1860–1946).

5. Stationen 125-170 03.11.2008 15:15 Uhr Seite 166

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Chronik der Jahre bis

Mittwoch, 9. Oktober 1907In der Methodist Episcopal Church Ashburnham findet die Trauung von MoritzSchlick und Blanche Guy Hardy statt.

Montag, 14. Oktober – Sonnabend, 2. November 1907Von Ashburnham aus brechen die Schlicks zu ihrer Hochzeitsreise auf. Sie nehmen für eine Nacht Quartier im New Yorker Manhattan Hotel, bevor sie am. an Bord der MS Moltke, einem Schiff der HAPAG, gehen. Das Schiff erreichtam . Gibraltar, trifft am . in Neapel ein und legt am . Oktober in Genuaan. Die Flitterwochen verbringen Moritz und Blanche Schlick in Italien und derSchweiz.

Ende Oktober 1907Lebensweisheit. Versuch einer Glückseligkeitslehre erscheint mit der Jahresangabe und in einer Auflage von . Exemplaren bei C. H. Beck in München.

Sonntag, 3. November 1907 – Donnerstag, 17. Februar 1910 3

Von Lugano kommend treffen Schlick und seine Frau in Zürich ein (das örtlicheMelderegister verzeichnet ihre Anmeldung unter dem . November). Mit dem geborenen Sohn Albert wohnen sie in der Voltastraße .

Wintersemester 1907/ 1908Schlick schreibt sich an der Hochschule Zürich für zwei Semester als Gasthörerfür folgende Lehrveranstaltungen ein:� Grundzüge der philosophischen Ethik (Störring)� Erkenntnistheoretische Übungen im Anschluss an die Lektüre von James

Sully Die Illusionen (Störring)� Psychologie II. Teil: Intellekt, Gemütsbewegungen, Willenshandlungen

(Schumann)

Sommersemester 1908� Psychologie der intellektuellen Funktionen mit besonderer Berücksichti-

gung der psychopathologischen Tatbestände (Störring)� Philosophisches Seminar: Lektüre erkenntnistheoretischer Schriften der

Gegenwart (Störring)� Grundzüge der Naturphilosophie (Schumann)

Er stellt sich außerdem als einer von fünf Probanden für die von Gustav Störringdurchgeführten, denkpsychologischen Untersuchungen zur Verfügung.

3 Für die Angabe der Aufenthaltsdauer wurde das von den Züricher Behörden aus-gestellte Leumunds-Zeugnis (Nachlass Schlick, Inv.-Nr. , C. -) zu Grundegelegt.

17. Chronik 397-430 10.04.2013 13:32 Uhr Seite 411

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Epilog

Der Rostocker Philosoph Wilhelm Burkamp (1879–1939) würdigte die Lebensleistung vonFranz Erhardt (hier in einer Zeichnung von Paul Moennich) unter anderem mit den Worten(Kantstudien 35/1930): »Die Zeit war seinen Gedanken wenig günstig. Jahrzehntelangemetaphysikfeindliche, teils empiristische, teils methodologische Strömungen hemmtenihre Wirkung. Auch die metaphysischen Strömungen der neuesten Zeit sind weit von demmetaphysischen Realismus entfernt, an dem Erhardt unentwegt festhielt. Seine akademi-sche Lehrtätigkeit war von außerordentlich reicher Wirkung. Aber auf seine Lebensarbeitfällt die Tragik, daß kein Schüler an akademischer Lehrstätte oder in resonanzreicherschriftstellerischer Tätigkeit sein Werk vollendet oder auch nur treu in seinem Geiste weiterarbeitet. Sein hervorstechendster Charakterzug war, daß er sich niemals herbeiließ, Mode-strömungen, zeitweilig herrschenden und stoßkräftigen Tendenzen Konzessionen zumachen. Auch seinem Lehrer Eucken gegenüber blieb er von vornherein unabhängig.«

7. Epilog 189-200 03.11.2008 15:16 Uhr Seite 196

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Sommer 1908 bis April 1909Schlick arbeitet an seiner Habilitationsschrift. Mitte beendet er den Aufsatz»Das Grundproblem der Ästhetik in entwicklungsgeschichtlicher Beleuchtung«,den er im Oktober bei der Redaktion des Archivs für die gesamte Psychologie ein-reicht und der zu Beginn des Jahres erscheint. In dieser Zeit entstehen auchdie ersten acht Kapitel des unvollendet gebliebenen Buches Der neue Epikur. DasProjekt wird zu Gunsten der ebenfalls unvollendet gebliebenen Philosophieder Jugend aufgegeben.

Dienstag, 22. Juni 1909Zusammen mit seiner Habilitationsschrift, betitelt »Der Begriff der Wahrheit«,reicht Schlick sein »Gesuch um Zulassung als Privatdozent an der UniversitätZürich« bei der Erziehungsdirektion des Kantons Zürich ein.

Sonnabend, 10. Juli 1909In der Sitzung der Philosophischen Fakultät der Züricher Universität wirdSchlicks Gesuch abschlägig behandelt. Die offizielle Ablehnung der Erziehungs-direktion trägt das Datum . September .

Mittwoch, 14. Juli 1909Schlicks Sohn Albert wird in Zürich geboren.

Dezember 1909 / Februar 1910Schlick reist nach Kiel, um mit Götz Martius und Paul Deussen über die Mög-lichkeit einer Habilitation an der Kieler Universität zu sprechen (. Dezember).Da sich auch diese Möglichkeit zerschlägt, wendet er sich auf Anraten von KarlGroos an Hermann Siebeck in Gießen, der ihm ebenfalls abschlägig antwortet(. Februar).

Februar 1910Der »Schriftsteller« Schlick 4 verlässt mit seiner Familie Zürich und zieht vorerstzu den Eltern nach Berlin-Grunewald, Caspar-Theyss-Straße .

Mittwoch, 11. Mai 1910In Rostock findet ein erstes Treffen mit Franz Erhardt statt, der Schlick berech-tigte Hoffnungen für eine Habilitation an der Rostocker Universität macht.Auch Emil Utitz will sich in Rostock habilitieren. »Da er aber«, so Erhardt,»speziell Ästhetiker ist, so würde ich es für meine Person keineswegs für unmög-lich halten, daß neben ihm noch ein zweiter Privatdozent hier tätig wäre.«

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4 Vgl. zu dieser Berufsbezeichnung das Züricher Leumunds-Zeugnis (NachlassSchlick, Inv.-Nr. , C. -). Im Übrigen fand sich der Eintrag als »Schriftsteller«auch im Rostocker Adreßbuch , S. .

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Sonnabend, 25. Juni 1910Schlick ist erneut in Rostock. Ohne die verbindliche Zusage der Universitätabzuwarten, bereitet er den Umzug für seine Familie vor. Er unterschreibt denMietvertrag für das in der Steintorvorstadt gelegene Haus Orleansstraße

(heute: Dehmelstraße ).

Juli 1910Der Aufsatz »Die Grenze der naturwissenschaftlichen und philosophischenBegriffsbildung« erscheint in der Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philo-sophie und Soziologie. – Gemeinsam mit der Familie verbringt Schlick seinenUrlaub im Hospiz Strandschloss Sellin-Ostende in Baabe auf der Insel Rügen.

Ende Oktober / Anfang November 1910Schlick übersiedelt mit seiner Familie von Berlin nach Rostock.

Ende 1910 / Anfang 1911Er arbeitet an insgesamt Besprechungen, die in der Vierteljahrsschrift fürwissenschaftliche Philosophie und Soziologie veröffentlicht werden.

Sonntag, 26. Februar 1911Die im Frühjahr beendete und in der Vierteljahrsschrift für wissen-schaftliche Philosophie und Soziologie erschienene Abhandlung »Das Wesen derWahrheit nach der modernen Logik« wird von Schlick an der PhilosophischenFakultät der Universität Rostock als Habilitationsschrift eingereicht. In seinerabschließenden Stellungnahme vom . April erklärt Franz Erhardt: »Ich glaubeüberzeugt sein zu dürfen, daß von Herrn Dr. Schlick auch für die Zukunft gedie-gene Arbeiten erwartet werden können.«

Dienstag, 16. Mai 1911Habilitationskolloquium vor dem Rat der Philosophischen Fakultät mit demProbevortrag »Über die Möglichkeit der Erkenntnistheorie«. Vier Wochen später, am . Juni, erteilt das Großherzoglich Mecklenburgische Justiz-Ministe-rium, Abt. für Unterrichtsangelegenheiten, Schlick die venia legendi für das FachPhilosophie.

Dienstag, 30. Mai 1911Im Rahmen seines Habilitationsverfahrens muss Schlick dem Vizekanzler derUniversität Auskunft über seine Vermögensverhältnisse geben. Am . Juni bittetdas Justiz-Ministerium in Schwerin um weitere Auskünfte zu den »persönlichenVerhältnissen«.

Donnerstag, 29. Juni 1911Moritz Schlick hält in der Aula der Universität Rostock seine Antrittsvorlesungzum Thema »Die Aufgabe der Philosophie in der Gegenwart«.

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Moritz Schlick als junger Privatdozent (Aufnahme aus dem Sommer 1911)

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Wintersemester 1911 / 1912Schlick kündigt folgende Lehrveranstaltungen an:� Grundzüge der Erkenntnislehre und Logik� Lektüre klassischer Schriften zur Erkenntnistheorie

Mittwoch, 27. Dezember 1911In einem Brief schlägt Max von Laue Schlick vor, sich mit den philosophischenProblemen der Relativitätstheorie zu beschäftigen. »Sie aber sind doch«, schreibter, »wie vielleicht kein anderer Ihrer Fachgenossen, in der Physik bewandert.Würde das Problem Ihnen nicht ganz besonders gut liegen?«

Mittwoch, 28. Februar 1912Franz Erhardt, zu diesem Zeitpunkt . Rektor der Universität Rostock, geht ineiner unter dem Titel »Tatsachen, Gesetze, Ursachen« stehenden Rede u.a. aufdie verschiedenen Aspekte des Erkennens ein.

Sommersemester 1912Schlick rezensiert vier Bücher für die Vierteljahrsschrift für wissenschaftlichePhilosophie und Soziologie und kündigt folgende Lehrveranstaltungen an:� Einleitung in die Naturphilosophie� Philosophie der Gegenwart im In- und Auslande� Übungen über Kant (prss. et gr.)5

Wintersemester 1912 / 1913Schlick kündigt folgende Lehrveranstaltungen an:� Grundfragen der Ethik� Friedrich Nietzsche� Philosophische Übungen für Anfänger (prss. et gr.)

Oktober / November 1912Ein geplanter Umzug innerhalb Rostocks wird auf Grund der sprunghaft gestie-genen Mieten rückgängig gemacht.

1913Gemeinsam mit seinen Rostocker Kollegen Franz Erhardt und Emil Utitz setztSchlick seine Unterschrift unter eine von Heinrich Rickert initiierte und voninsgesamt deutschen, österreichischen und schweizerischen Hochschul-lehrern unterzeichnete Erklärung, »die sich gegen die Besetzung philosophi-

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Die in den Rostocker Vorlesungsverzeichnissen gebräuchliche Abkürzung für »privatissime et gratis«. Zu den »privatissime« gehaltenen Veranstaltungen hieß eserläuternd: »[…] der Dozent behält sich das Recht vor, unter den sich meldendenStudierenden auszuwählen«.

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scher Lehrstühle mit Vertretern der experimentellen Psychologie wendet«.6 – Indiesem Jahr veröffentlicht Schlick in der Vierteljahrsschrift für wissenschaftlichePhilosophie und Soziologie den Aufsatz »Gibt es intuitive Erkenntnis?« sowie drei Buchbesprechungen.

Mittwoch, 12. Februar 1913Emil Utitz und Moritz Schlick zählen zu den Gründungsmitgliedern der Ver-einigung der Privatdozenten an der Universität Rostock. Zweck der Vereinigung,die bereits zehn Tage später mit der Vereinigung der Rostocker außerordentlichenProfessoren zum Verein der Rostocker Nichtordinarien fusioniert, ist »die Pflegeder Kollegialität und die Wahrung gemeinsamer Interessen«.

Sommersemester 1913Schlick kündigt folgende Lehrveranstaltungen an:� Die philosophischen Grundlagen der Mathematik� Philosophische Übungen über Spinoza (prss. et gr.)

August 1913Er besucht seine Schwiegereltern in Amerika.

Wintersemester 1913 / 1914Schlick kündigt folgende Lehrveranstaltungen an:� Logik und Erkenntnistheorie in Grundzügen� Übungen zur Geschichte der neueren Philosophie (prss. et gr.)

Frühjahr 1914Zusammen mit Emil Utitz tritt Schlick in die von Hans Vaihinger gegrün-dete Kant-Gesellschaft (Sitz Halle/S.) ein. Die Gründung der Rostocker Orts-gruppe erfolgt erst am . Februar : Utitz, der Rostock im Herbst des dar-auffolgenden Jahres verlässt, wird zum Geschäftsführer gewählt, Franz Erhardtwird Ehrenmitglied.

Dienstag, 17. Februar 1914Auf Einladung von David Hilbert diskutiert Schlick mit ihm in dessen GöttingerSeminar.

Freitag, 27. Februar – Ende März 1914Schlick hält sich zur Erholung in Arosa auf.

Veröffentlicht wurde die »Erklärung [gegen die Besetzung philosophischer Lehr-stühle mit Vertretern der experimentellen Psychologie]« zuerst in der für den . März zur Auslieferung vorgesehenen Ausgabe von Logos. InternationaleZeitschrift für Philosophie der Kultur / (Heft ), S. /.

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Mathias Iven

Schlicks Bruder Hans (1878–1940) während seines Einsatzes an der Ostfront im Juli 1916.

03. Mathias Iven 59-90 18.09.2008 17:20 Uhr Seite 60

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Sommersemester 1914Schlick kündigt folgende Lehrveranstaltungen an:� Naturphilosophie� Philosophische Übungen (Lektüre Kants) (prss. et gr.)

Freitag, 24. April 1914Nachdem Franz Erhardt aus Krankheitsgründen abgesagt hatte, übernimmtSchlick einen Lehrauftrag am Rostocker Konservatorium der Musik am Hopfen-markt. Auf Wunsch der stellvertretenden Direktorin, der Sängerin und Schrift-stellerin Hedwig Mie, beginnt Schlick in der Seminarklasse mit einer wöchentlichstattfindenden, einstündigen Vorlesungsreihe zur Geschichte der Pädagogik.

Sonntag, 21. Juni 1914Schlick unterrichtet seinen Vater von der Fertigstellung des Ersten Teils seinerAllgemeinen Erkenntnislehre. Die frühesten Arbeiten dazu sind bereits Mitte/Ende entstanden.

Dienstag, 30. Juni 1914Die Tochter Barbara wird in Rostock geboren.

August 1914Der Erste Weltkrieg beginnt. Schlicks Bruder wird sofort eingezogen und istzunächst in Marienburg (Westpreußen) stationiert. Auf Grund früherer Be-funde gilt Schlick selbst zu diesem Zeitpunkt noch als »dauernd untauglich«.

Sonnabend, 5. September 1914Im Rostocker Anzeiger veröffentlicht Schlick den Artikel »Lieb Vaterland!«, dersich im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges gegen die inder Presse und Bevölkerung gegen England geführte Hetze richtet. Außerdemerscheinen in diesem Jahr weitere zwei Buchbesprechungen in der Vierteljahrs-schrift für wissenschaftliche Philosophie und Soziologie.

Wintersemester 1914 / 1915Auf Grund des Krieges fallen alle universitären Lehrveranstaltungen aus.7 Fürdieses Semester hatte Schlick angekündigt:� Einführung in die Ethik� Friedrich Nietzsche� Lektüre von Kant’s Kritik der reinen Vernunft (prss. et gr.)

Auch bei den anderen, während des Krieges von Schlick angekündigten Lehrveran-staltungen ist nicht in allen Fällen nachvollziehbar, welche er wirklich gehalten hat.

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Freitag, 16. Oktober 1914An diesem Tag wird in den Berliner Akademischen Nachrichten die »Erklärungder Hochschullehrer des Deutschen Reiches« veröffentlicht. Neben mehr als. anderen Personen unterzeichnen auch Schlick und weitere RostockerHochschullehrer diese Stellungnahme.8

November 1914Zum ersten Mal findet in Schlicks Haus eine militärische Einquartierung statt.

Freitag, 5. Februar 1915Schlicks Mutter stirbt in Berlin.

Sommersemester 1915Schlick kündigt folgende Lehrveranstaltungen an:� Das Weltbild der modernen Wissenschaft (für Hörer aller Fakultäten)� Die philosophischen Grundlagen der Mathematik� Philosophische Übungen (prss. et gr.)

Freitag, 30. April 1915Schlick nimmt seine im Jahr zuvor begonnene Lehrtätigkeit am RostockerKonservatorium wieder auf.

Sonnabend, 2. Oktober 1915Nach Musterungen in den Jahren und , die Schlick als »dauernduntauglich« eingestuft hatten, gelangt die Ersatzkommission Rostock jetzt zu derFeststellung, er sei zumindest »garnisondienstfähig«.

Wintersemester 1915 / 1916Schlick kündigt folgende Lehrveranstaltungen an:� Die Philosophie der Gegenwart� Grundfragen der Ethik� Philosophische Übungen (prss. et gr.)

Da die entsprechenden Ankündigungen in den Vorlesungsverzeichnissen fehlen,erschließt sich nur aus Schlicks Personalakte und dem Briefwechsel mit demVater, dass er neben den von ihm angekündigten Lehrveranstaltungen vomWintersemester / an die Vertretung für den – trotz seiner Untauglich-keit – im freiwilligen Kriegseinsatz befindlichen Physiker Rudolf Weber über-

Die gleichfalls als Broschüre herausgegebene und von der Gesellschaft Kaiser-Wilhelm-Dank. Verein der Soldatenfreunde vertriebene Erklärung erschien in deut-scher, englischer, französischer, italienischer und spanischer Sprache. Die vomBerliner Verlag von Hermann Klokow veröffentlichte Fassung (die auch alleUnterzeichner aufführte) trägt allerdings das Datum vom . Oktober .

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nahm und die von diesem angekündigte Vorlesung »Einführung in die theoreti-sche Physik« abhielt. – Auch in diesem Winter unterrichtet Schlick wieder ein-mal wöchentlich (jetzt für zwei Stunden) am Rostocker Konservatorium.

Dienstag, 14. Dezember 1915Erster Briefkontakt mit Albert Einstein. Schlick hatte diesem seine zu Anfang desJahres fertiggestellte und im Oktober in der Zeitschrift für Philosophie und philo-sophische Kritik publizierte Abhandlung »Die philosophische Bedeutung desRelativitätsprinzips« geschickt. Einstein urteilt, dass die Abhandlung »zu demBesten [gehört], was bisher über Relativität geschrieben worden ist«. Weiterepositive Reaktionen kommen von Erich Becher, Hans Vaihinger und RichardHönigswald. Im Jahr verweist Jonas Cohn in einem in den Kant-Studienerschienenen, mit »Relativität und Idealismus« überschriebenen Artikel aufSchlicks Abhandlung.

Freitag, 24. Dezember 1915In einem Brief wird Schlick von Benno Erdmann die Druckreife der ersten bei-den Teile seiner Allgemeinen Erkenntnislehre bescheinigt.

Februar 1916Bereits zum fünften Mal werden in Schlicks Haus Soldaten einquartiert.

März 1916Schlick trifft sich in seinem Haus des Öfteren mit zwei seiner Rostocker Kolle-gen, dem Zoologen Ernst Siegfried Becher und dem Physiologen Hans Winter-stein, zu wissenschaftlichen Gesprächsrunden, denen er, wie er seinem Vatermitteilt, »sehr gute Anregung[en]« verdankt.

Sommersemester 1916Schlick kündigt folgende Lehrveranstaltungen an:� Kant� Nietzsche� Einleitung in die Naturphilosophie� Philosophische Übungen über Schopenhauer

Sonnabend, 3. Juni 1916Schlick besucht für einige Tage seinen Vater, der sich zur Kur in Bad Kissingenaufhält. Anlässlich von dessen . Geburtstag widmet er ihm die erst Ende

im Druck erscheinende Allgemeine Erkenntnislehre.

Ende Juni 1916Schlick beendet seinen Aufsatz »Idealität des Raumes, Introjektion und psycho-physisches Problem«, der in der Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philoso-phie und Soziologie veröffentlicht wird.

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Freitag, 21. Juli 1916Auf die Empfehlung von Erich Becher hin wendet sich Arnold Berliner anSchlick und bittet ihn um einen Beitrag für die von ihm gemeinsam mit AugustPütter seit herausgegebene Wochenschrift Die Naturwissenschaften, »etwaunter dem Titel ›Zeit und Raum im Lichte der modernen Physik‹«. In den fol-genden Monaten entsteht Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik. ZurEinführung in das Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie.

Mittwoch, 9. August 1916Seinem Vater teilt Schlick mit: »Ich bin nämlich als ordentlicher Professor an derUniversität Münster vorgeschlagen, als Nachfolger des nach München beru-fenen Philosophen Becher [… Zwar] habe ich fast gar keine Hoffnung, dass dieendgültige Wahl auf mich fällt, aber es ist immerhin für mich ehrenvoll, über-haupt für eine ordentliche Professur auf der Liste gestanden zu haben«.

Sonnabend, 19. August 1916Die Landsturm-Nachmusterung stuft Schlick als »garnisondienstfähig« ein.»Der Grund dafür ist allerdings leider meine Lunge, die auch, wie ich jetzt er-mitteln konnte, bei der vorjährigen Untersuchung daran schuld war, dass ichnicht kriegsfähig befunden wurde.« – Schlicks Bruder Hans heiratet in Berlin-Wilmersdorf Elisabeth Gantzberg, die Tochter des pensionierten KöniglichenChorsängers Ernst Karl Christian Gantzberg (am . April erfolgt die kirchli-che Trauung im evangelischen Pfarramt Berlin-Grunewald).

Wintersemester 1916 / 1917Schlick kündigt folgende Lehrveranstaltungen an:� Einleitung in die Philosophie� Die philosophischen Grundlagen der Mathematik� Philosophische Übungen (prss. et gr.)

Dienstag, 7. November 1916Bei einer erneuten »Gestellung« wird Schlick durch Vermittlung der Universitätals »unabkömmlich« und damit »überzählig« entlassen. Er ist somit weiterhinvom Kriegsdienst befreit.

Ende November 1916Von der Redaktion der Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie undSoziologie erhält er den kurzfristigen Auftrag, zu insgesamt neun Büchern Be-sprechungen zu schreiben. – Die Universitätsleitung überträgt Schlick das soge-nannte »Kontrollamt«, das den Gas- und Stromverbrauch der einzelnen Univer-sitätsinstitute zu überprüfen hat.

Januar 1917Wiederaufnahme des Pädagogikunterrichts am Rostocker Konservatorium.

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Dienstag, 6. Februar 1917Schlick übersendet Einstein das Manuskript zu Raum und Zeit in der gegen-wärtigen Physik. Dieser antwortet bereits zwei Tage später: »Ihre Darlegung istvon unübertrefflicher Klarheit und Übersichtlichkeit. Sie haben sich um keineSchwierigkeit herumgedrückt[,] sondern den Stier bei den Hörnern gepackt,alles Wesentliche gesagt und alles Unwesentliche weggelassen. Wer Ihre Darle-gung nicht versteht, der ist überhaupt nicht fähig, einen derartigen Gedanken-gang aufzufassen.« Der Aufsatz erscheint in den Naturwissenschaften in zweiTeilen am . und . März .

Montag, 26. Februar 1917Der Berliner Verleger Julius Springer wendet sich mit dem Angebot an Schlick,Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik in Buchform erscheinen zu lassen.

Sonntag, 18. März 1917Schlick wird endgültig zum Militärdienst eingezogen. Er reist nach Berlin undbeginnt am . mit seiner Tätigkeit als ziviler Angestellter in der PhysikalischenAbteilung der Königlichen Flugzeugmeisterei in Adlershof-Johannisthal. Ab Maiwohnt er in Grünau, in unmittelbarer Nähe zum Flugplatz, die Wochenendenverbringt er oft beim Vater in Berlin-Grunewald.

Sommer 1917 – Frühjahr 1919In den Vorlesungsverzeichnissen aus dieser Zeit finden sich zwar Ankündigun-gen, es gibt aber keinerlei Hinweise darauf, dass Schlick die nachfolgendenLehrveranstaltungen abgehalten hätte:

Sommersemester � Das Weltbild der modernen Wissenschaft� Psychologie des Fühlens und Wollens� Philosophische Übungen (prss. et gr.)

Wintersemester 9 / � Die Systeme der großen Denker� Weltanschauungsfragen� Philosophische Übungen für Anfänger (prss. et gr.)

Sommersemester � Einführung in die Philosophie der Gegenwart� Psychologie des Fühlens und Wollens� Philosophische Übungen (prss. et gr.)

Wintersemester / � Einführung in die Naturphilosophie� Die philosophischen Grundlagen der Mathematik� Philosophische Übungen (prss. et gr.)

In den Rostocker Vorlesungsverzeichnissen der Jahre / bis / wird – un-abhängig von den ab zusätzlich eingeführten Zwischensemestern für Kriegs-teilnehmer – immer von Winter- (WH) bzw. Sommerhalbjahren (SH) gesprochen.

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Mathias Iven

Moritz Schlick im Kreise von Angehörigen der Physikalischen Abteilung auf dem Adlers-hofer Flugplatz (Aufnahme vom Juni 1917).

03. Mathias Iven 59-90 18.09.2008 17:20 Uhr Seite 74

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März / April 1917Nachdem Verhandlungen mit der Leipziger Verlagsbuchhandlung von JohannAmbrosius Barth zur Veröffentlichung der Allgemeinen Erkenntnislehre geschei-tert sind, wendet sich Schlick an den Verlag von Julius Springer. Springer beab-sichtigt, das Buch noch während des Krieges zu publizieren und übersendetSchlick einen Vertragsentwurf.

Dienstag, 1. Mai 1917Der mecklenburgische Großherzog Friedrich Franz verleiht Schlick »denCharakter ›Professor‹«. Im Antrag der Universität vom . Januar hieß es u.a.:»Als eine wissenschaftliche Persönlichkeit von ausgesprochener Eigenart undSelbständigkeit des Denkens erfreut sich Dr. Schlick allgemeiner Achtung in derphilosophischen Fakultät.«

Mai 1917Im Springer-Verlag erscheint die erste Auflage von Raum und Zeit in der gegen-wärtigen Physik, Auflagenhöhe . Exemplare.

Freitag, 25. Mai 1917Bei einem Vortragsabend der Berliner Ortsgruppe der Kant-Gesellschaft sprichtSchlick zum Thema »Wesen und Erscheinung«. Zwei Jahre darauf erscheint dieser Vortrag unter dem Titel »Erscheinung und Wesen« in den Kant-Studien.

Mai /Juni 1917Schlick trifft sich in Berlin u.a. mit Albert Einstein, Max Planck und BennoErdmann.

Montag, 8. Juli 1918Mit finanzieller Unterstützung des Vaters erwirbt Schlick das Haus in derOrleansstraße (die Grundbucheintragung erfolgt am . Oktober).

Montag, 14. Oktober 1918In Berlin stirbt der Vater von Schlick an den Folgen der »Spanischen Grippe«. –Bereits im April musste das der Familie seit gehörende Grundstück in derBerliner Oranienstraße verkauft werden. Die sich unaufhaltsam verschlech-ternde wirtschaftliche Situation des dort ansässigen und seit von SchlicksBruder Hans geleiteten Familienbetriebes machte in den folgenden zwei Jahr-zehnten noch mehrere Standortwechsel und Veränderungen des ursprünglichenGeschäftsfeldes notwendig.

Sonnabend, 30. November 1918Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges kehrt Schlick zu seiner Familie nachRostock zurück.

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Dezember 1918 /Januar 1919Der Springer-Verlag liefert die erste Auflage der Allgemeinen Erkenntnislehre aus(vertraglich vereinbarte Auflagenhöhe: . Exemplare). Außerdem erscheintdie zweite, stark vermehrte Auflage von Raum und Zeit in der gegenwärtigenPhysik in . Exemplaren (bereits im Februar hatte Julius Springer eineNeuauflage ins Auge gefasst).

Donnerstag, 9. Januar 1919Schlick steht nach Leonard Nelson (dessen »weit größere literarische Tätigkeitund persönliche Wirksamkeit« der Dekan der Philosophischen Fakultät hervor-hob) auf Platz der Vorschlagsliste für das neu zu besetzende Extraordinariatfür systematische Philosophie der exakten Wissenschaften an der UniversitätGöttingen.

Zwischensemester 1919 (1. Februar – 16. April)Nach fast zwei Jahren nimmt Schlick den Lehrbetrieb an der Rostocker Univer-sität wieder auf und kündigt folgende Veranstaltungen an:� Logik� Geschichte und System der Pädagogik� Philosophische Übungen

Sommersemester 1919 (5. Mai – 31. Juli)Schlick kündigt folgende Lehrveranstaltungen an:� Einführung in die Naturphilosophie� Schopenhauer und Nietzsche� Übungen zur Pädagogik

Dienstag, 13. Mai 1919Im Hotel Union (Kröpeliner Straße) tagt die konstituierende Versammlung deraus der Gruppe sozialistischer Akademiker und der Vereinigung deutsch-demokra-tischer Studenten hervorgegangenen Vereinigung fortschrittlich gesinnter Akade-miker an der Universität Rostock. Schlick und Utitz werden Mitglied. Bereits imOktober erfolgt die Umbenennung in Vereinigung für Hochschulreform. DerenZiel ist die »Erneuerung und Verlebendigung der Hochschule und ihre Anpas-sung an die Forderungen der Gegenwart«.

Mittwoch, 11. Juni 1919Max Born bedankt sich bei Schlick für die Übersendung der Allgemeinen Er-kenntnislehre. In seinem Brief heißt es u.a.: »Ein ordentlicher theoretischerPhysiker muss ein wenig, ja vielleicht sogar ziemlich viel Philosoph sein. […]Wir [d.h. Born und die mit ihm befreundeten Physiker] bilden jetzt eine Ge-meinde, die ihren Propheten gefunden hat, – ich hoffe, daß Sie diese ehrenvolleStellung annehmen. Ist sie ja doch mit keinen andern Lasten verbunden, als dieIhnen Ihr philosophischer Beruf ohnehin auferlegt, nämlich an der Reinigungund Klärung der Erkenntnis weiter zu forschen.«

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Sonntag, 15. Juni 1919In einem Brief an den Bruder heißt es: »Ich habe jetzt endgültig zugesagt, demAusschuß für Volkshochschulen beizutreten, und in dieser Woche soll die ersteSitzung beim Unterrichtsminister in Schwerin sein.« Schlick zählt in demursprünglich Personen umfassenden Gremium neben seinen Kollegen Sieg-fried Becher und Hans Winterstein zu den sieben »Vertretern des Lehrkörpers«.

Dienstag, 1. / Mittwoch, 2. Juli 1919Schlick hält – initiiert von David Hilbert – auf Einladung der Kommission derWolfskehl-Stiftung der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingenzwei Vorträge zur Allgemeinen Erkenntnislehre.10

Dienstag, 19. August 1919Unter der Überschrift »Die Kultur der Haeckel-Zeit« erscheint in der Frankfur-ter Zeitung ein Artikel von Robert Drill, dessen Inhalt Max Born zum Wider-spruch herausfordert. In einem Brief an Schlick schreibt er: »Der springendePunkt, um den es sich handelt, ist der Versuch der Rechtfertigung teleologischerBetrachtung neben der kausalen – oder im Sinne Kirchhoffs – der beschreiben-den. Ich glaube, daß, wenn wir Naturforscher und Philosophen solchen Tenden-zen und ihrer Propagierung nicht entgegentreten, wir eine Schuld auf unsladen.« Born fordert Schlick auf, einen Artikel zu schreiben, »in dem die Stel-lung der exakten Naturwissenschaft und Philosophie gegenüber Häckel und seinem Anhange dargelegt und die Drillschen Behauptungen, soweit sie zubekämpfen sind, widerlegt werden«. Schlick folgt Borns Anregung. Der Artikelmit dem Titel »Zeitgeist und Naturwissenschaft« erscheint am . September. AufDrills am selben Tag veröffentlichtes »Nachwort« reagiert Schlick mit einer am. September veröffentlichten Entgegnung.

Wintersemester 1919 / 1920Schlick kündigt folgende Lehrveranstaltungen an:� Einführung in die Philosophie� Die philosophischen Grundlagen der Mathematik

Dienstag, 25. – Donnerstag, 27. November 1919 11

Fünfhundertjahrfeier der Universität Rostock, Verleihung der Ehrendoktor-würde u.a. an Max Planck und Albert Einstein. Unter dem Titel »Rostocker

Das Konzept zu diesen Vorträgen findet sich in Schlicks Nachlass (Inv.-Nr. ,A. ).

Ursprünglich waren die Feierlichkeiten für den . bis . November anberaumtworden. Die Widrigkeiten des hereinbrechenden Winters machten jedoch eineTerminverschiebung notwendig. Dementsprechend findet sich auf den bereitszuvor gedruckten Promotionsurkunden von Planck und Einstein auch das Aus-stellungsdatum . November .

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Ehrendoktoren« veröffentlicht die Norddeutsche Zeitung am . Januar

einen Artikel Schlicks über Einstein, der während der Feierlichkeiten im Hauseder Schlicks wohnte.

Freitag, 19. Dezember 1919In Vorbereitung der dritten Auflage von Raum und Zeit in der gegenwärtigenPhysik bittet Schlick Einstein um die Durchsicht der zweiten Auflage mit Blickdarauf, ob ihm »noch irgendwelche verbesserungsbedürftigen Stellen aufgefal-len sind«.

Donnerstag, 1. Januar 1920Die Elektrotechnische Umschau veröffentlicht Schlicks Artikel »Einsteins Relati-vitätstheorie und ihre letzte Bestätigung«.

Zwischensemester 1920 (2. Februar – 31. März 1920)In dieser Zeit widmet sich Schlick ausschließlich der Volkshochschultätigkeit. Erbietet allerdings keine Vorträge zur Philosophie an, sondern eine Veranstal-tungen umfassende »Einführung in die Himmelskunde«.12 An Einstein schreibter: »Ich bin während der letzten Zeit fast unaufhörlich von Rostock abwesendgewesen, denn ich lese in dem jetzt laufenden Zwischensemester nicht und haltestatt dessen in vielen Orten Mecklenburgs Volkshochschulkurse ab. Die Hörerscheinen sehr dankbar zu sein, und so wäre diese Tätigkeit auch ganz befriedi-gend, wenn sie nur nicht so viel Zeit frässe. Ich brenne vor Ungeduld, eine Reihevon Arbeiten fertig zu machen, die ich vorhabe, aber in den Wartesälen derStationen und den Gaststuben ländlicher Wirtshäuser mache ich nur sehr, sehrlangsame Fortschritte.« In Schlicks Korrespondenz finden sich Hinweise darauf,dass er u.a. Vorträge in Lübtheen, Dömitz, Malchow und Parchim gehalten hat.

Sonntag, 22. Februar 1920Um der »Rostocker Schläfrigkeit« zu entrinnen, bittet Schlick Einstein um dieUnterstützung bei einer Berufung nach Zürich: »Wollen Sie das tun und dieZüricher, die wohl kaum etwas von mir gehört haben, darauf aufmerksammachen, dass hier oben im Norden ein Philosophiedozent mit leidlich gesun-dem Menschenverstand sitzt, der nichts lieber tun würde, als seine Tätigkeit umein paar Breitengrade südlicher zu verlegen?«

Sommersemester 1920Schlick kündigt folgende Lehrveranstaltungen an:� Grundzüge der Ethik� Die philosophischen Richtungen der Gegenwart� Einleitung in das Studium der exakten Wissenschaften

Neun dieser Vorträge sind als Typoskript im Schlick-Nachlass überliefert (Inv.-Nr. , A. ).

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April 1920Schlick beendet seinen Aufsatz »Naturphilosophische Betrachtungen über dasKausalprinzip«, der am . Juni in den Naturwissenschaften veröffentlicht wird.Ebenfalls in dieser Ausgabe erscheinen zwei Besprechungen Schlicks zu Heftender Reihe Abhandlungen zur theoretischen Biologie.

Mai 1920Bereits Ende hatte der Hamburger Konsul Arnold Gumprecht eine eng-lische Ausgabe von Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik angeregt. Aufder Grundlage der wenig später veröffentlichten dritten Auflage erscheint dasBuch in der Übersetzung von Henry L. Brose unter dem Titel Space and Time inContemporary Physics. An Introduction to the Theory of Relativity and Gravitation. wird in Madrid eine spanische Ausgabe herausgegeben, liegt die fran-zösische Übersetzung vor.13

Sonntag, 30. Mai 1920Als Reaktion auf die nach dem Kapp-Putsch (.–. März) beginnenden innen-politischen Auseinandersetzungen und im Vorfeld der Reichstagswahlen (. Juni) kommt es Mitte Mai auf dem außerordentlichen Deutschen Studen-tentag in Dresden zu einer erbitterten Auseinandersetzung über die Rolle derStudentenvertretungen. Daraufhin erscheint in der Vossischen Zeitung und imBerliner Tageblatt eine von fast Persönlichkeiten, darunter Cassirer, Dessoir,Driesch, Einstein, Schlick, Troeltsch und Weber, unterzeichnete »Kundgebungdeutscher Hochschullehrer für die republikanische Verfassung. Gegen die ›un-fruchtbare Ablehnung des neuen politischen Zustandes‹«.14

Juni /Juli 1920Der Springer-Verlag veröffentlicht die dritte, vermehrte und verbesserte Auflagevon Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik, Auflagenhöhe . Exemplare.

Sonnabend, 10. Juli 1920Die in New York erscheinende Zeitschrift Scientific American schreibt einenPreis für den besten allgemeinverständlichen Essay zur Einstein’schen Relativi-tätstheorie aus. Schlick, dem der Preis am Ende nicht zugesprochen wird, ineinem Brief an Einstein darüber: »Erzählte ich Ihnen schon, daß ich mich andem Preisausschreiben des ›Scientific American‹ für eine populäre Darstel-

Eine russische Übersetzung wird Ende 1923 auf Initiative von Pawel S. Juschke-witsch im Moskauer Verlag MIR veröffentlicht.

So der vom Berliner Tageblatt gewählte Titel dieser Erklärung. Einzig die Frank-furter Zeitung (Nr. v. . Juni , Erstes Morgenblatt, S. /) veröffentlichteunter der verkürzten Überschrift »Kundgebung deutscher Hochschullehrer« denvollständigen Wortlaut und eine Auflistung der Unterzeichner.

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lung Ihrer Theorie beteiligt habe? Es hat mich viel Schweiß gekostet, wegen der.-Wort-Schranke, aber der Preis ist so enorm hoch (. Dollar), daß ichglaubte, es selbst bei äußerst geringen Chancen versuchen zu sollen: der Familiewäre gleich für eine Reihe von Jahren weiter geholfen.«

Dienstag, 13. Juli 1920Hans Vaihinger bittet Schlick, die Aufgabe eines Preisrichters zu übernehmen.Im darauffolgenden Jahr veröffentlicht die Vereinigung der Freunde und Fördererdes positivistischen Idealismus in den Annalen der Philosophie die sogenannte»Einstein-Preisaufgabe« zum Thema »Das Verhältnis der Einsteinschen Relativi-tätstheorie zur Philosophie der Gegenwart mit besonderer Rücksicht auf diePhilosophie des Als Ob«. Neben Schlick entscheiden Max von Laue und Ernstvon Aster über die erst vergebenen Preise.

August 1920Auf Empfehlung von Einstein hin schreibt Schlick für den Mosse Almanach denArtikel »Einsteins Relativitätstheorie«. »Das schwierigste war«, heißt es dazu ineinem Ende des Monats an Einstein gerichteten Brief, »der Forderung der Kürzezu genügen und doch leicht verständlich zu bleiben.«

Sonnabend, 25. September 1920In seinem ersten Brief an Hans Reichenbach bedankt sich Schlick für die Zu-sendung von dessen Buch Relativitätstheorie und Erkenntnis apriori u.a. mit denWorten: »Ich habe die Schrift mit Eifer studiert und die Überzeugung gewon-nen, daß sie bei weitem das Scharfsinnigste ist, was bisher in erkenntnistheore-tischer Absicht über die Relativitätstheorie geschrieben wurde.«

Wintersemester 1920 / 1921Schlick kündigt folgende Lehrveranstaltungen an:� Logik und Erkenntnistheorie� Einführung in die Gedankenwelt der Einsteinschen Relativitätstheorie

Donnerstag, 18. November 1920Die gegründete Vereinigung der Privatdozenten an der Universität Rostockbenennt sich um in Vereinigung außerplanmäßiger Dozenten, Schlick ist deren .Vorsitzender.

Freitag, 25. Februar 1921Auf Einladung der Ortsgruppe Berlin des Deutschen Monistenbundes hältSchlick im Berliner Werner Siemens-Realgymnasium einen Vortrag zum Thema»Der Sinn des Lebens«, der in überarbeiteter Form in der ZeitschriftSymposion erscheint.

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Sommersemester 1921Schlick kündigt folgende Lehrveranstaltungen an:� Einführung in die Naturphilosophie� Schopenhauer und Nietzsche� Naturphilosophische Übungen

Sonnabend, 7. Mai 1921Die Philosophische Fakultät der Universität Kiel übergibt dem PreußischenMinisterium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung in Berlin die »Vor-schläge für die Wiederbesetzung des durch Emeritierung des Herrn GeheimratMartius erledigten Ordinariates der Philosophie«. In der Reihenfolge werdenvorgeschlagen: Karl Jaspers und Moritz Schlick (Heinrich Scholz hatte Schlickbereits am . März mitgeteilt, dass er auf der Liste stand). Zu Schlick heißt esu.a.: »In seinen Arbeiten hat er sich auf Logik und Erkenntnistheorie der Natur-wissenschaften beschränkt. Auf diesem Gebiet aber ist er der fachwissenschaft-lich bestunterrichtete Forscher der Gegenwart. […] Schlick würde insbesondereder berufene Interpret der durch die Ereignisse der letzten Jahre so sehr in denVordergrund des Interesses gerückten Wechselwirkungen sein, die zwischen denjüngsten Vorgängen in der theoretischen Physik und den modernen philosophi-schen Problemstellungen bestehen.«

Mittwoch, 1. Juni 1921Auf Grund des Antrages der Philosophischen Fakultät wird Schlick vom Ministerium für Unterricht Mecklenburg-Schwerin die Amtsbezeichnung eines»außerplanmäßigen außerordentlichen Professors an der Universität Rostock«verliehen. Rückwirkend wird ihm am . Juni der Auftrag erteilt, »mit Wirkungvom . April d. Js. ab für die Dauer von Jahren, also bis zum Schluss des Winter-semesters / […] in jedem Semester in wenigstens WochenstundenVorlesungen über Naturphilosophie und Ethik zu halten«.

Freitag, 3. Juni 1921In den Naturwissenschaften erscheinen drei Rezensionen Schlicks. Außerdemwerden im Verlaufe des Jahres noch zwei bereits / geschriebene Be-sprechungen in den Kant-Studien veröffentlicht.

Juli / August 1921Die Kant-Studien veröffentlichen Schlicks Aufsatz »Kritizistische oder empiristi-sche Deutung der neuen Physik? Bemerkungen zu Ernst Cassirers Buch ›ZurEinsteinschen Relativitätstheorie‹«. Einstein bemerkt in einem Brief dazu:»Heute Morgen [d.i. der . August] habe ich Ihre Abhandlung über Cassirer mitwahrer Begeisterung gelesen. So scharfsinnig und wahr habe ich schon langenichts gelesen.«

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Dienstag, 30. August 1921In der Nachfolge des im September verstorbenen Richard Falckenberg – und empfohlen von Erich Becher – soll Schlick an die Universität Erlangenberufen werden.

Sonnabend, 24. September 1921Erich Becher fragt bei Schlick an, ob er gegebenenfalls einen Ruf nach Wienannehmen würde. Er schränkt jedoch ein: »Ich bitte Sie freundlichst, auf Grunddieser meiner persönlichen Frage keine Erwartungen zu hegen. Vielleicht wollendie Wiener einen Experimentalpsychologen lieber für den betreffenden Lehr-stuhl.«

Montag, 10. Oktober 1921Vorbehaltlich der Genehmigung durch das Ministerium wird zwischen derUniversität Kiel und Schlick eine Vereinbarung geschlossen, nach der er bis spätestens . Oktober die Annahme des Rufes erklärt.

Sonntag, 16. Oktober 1921Schlick teilt dem Bevollmächtigten der Volksregierung an der UniversitätRostock mit, dass er den Ruf der Kieler Universität annimmt. In dem Schreibenheißt es u.a.: »Ich verlasse die Universität und das Land mit Gefühlen herzlicherDankbarkeit für die mir überall gewährte Gastfreundschaft.« Schlicks Familie,die Kinder sind beide schulpflichtig, wohnt auch weiterhin in Rostock, er selbstnimmt in Kiel-Düsternbrook ein Zimmer zur Untermiete in der Hohenberg-straße .

Sonnabend, 19. November 1921Schlick erhält die Bestallung als ordentlicher Professor in der PhilosophischenFakultät der Universität Kiel. Er wird Direktor des Philosophischen Seminarsund ist verpflichtet, wöchentlich mindestens sechs Stunden Privatvorlesungenoder Seminarübungen abzuhalten.15

Da Schlicks Bestallung erst im laufenden Semester erfolgte, finden sich im Vor-lesungsverzeichnis für das Wintersemester / keine Hinweise auf die vonihm angekündigten bzw. tatsächlich abgehaltenen Lehrveranstaltungen. Lediglichin einem Brief an Reichenbach (. Januar ) spricht er davon, dass er in diesemSemester »nur philosophiegeschichtliche Vorlesungen gehalten habe«. In Rostockhatte Schlick für dieses Semester folgende Veranstaltungen geplant: »Psycho-logische Ethik«, »Philosophische Übungen für Anfänger« sowie »Das Weltbild dermodernen Wissenschaft«.

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Freitag, 25. November 1921In der Berliner Universität findet eine Feier anlässlich des . Geburtstages vonHermann von Helmholtz statt, Veranstalter sind die Physikalische, die Physiolo-gische und die Philosophische Gesellschaft. Neben Max Rubner und EmilWarburg hat Max von Laue Schlick als Vortragenden eingeladen, er spricht zumThema »Helmholtz als Erkenntnistheoretiker«. Bereits einen Monat zuvor warder gemeinsam von Schlick und Paul Hertz herausgegebene und mit Erläute-rungen versehene Helmholtz-Jubiläumsband Schriften zur Erkenntnistheorie beiSpringer erschienen.

Sonntag, 4. Dezember 1921Max Planck fragt in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Gesellschaft Deut-scher Naturforscher und Ärzte bei Schlick an, ob er bereit wäre, im September einen Vortrag anlässlich der Hundertjahrfeier der Gesellschaft zu halten.

Mittwoch, 28. Dezember 1921Vom österreichischen Bundesministerium für Inneres und Unterricht (Wien)erhält Schlick die Mitteilung, dass man beabsichtigt, ihn an die Universität Wienzu berufen.

Ende Januar 1922Schlick reist nach Wien, um über die Bedingungen für seine Berufung zu ver-handeln.

März 1922Im Rahmen der Lübecker Hochschulwoche hält Schlick einen Vortrag zumThema »Das Weltbild der Relativitätstheorie«.

Sommersemester 1922Schlick kündigt folgende Lehrveranstaltungen an:� Einführung in die Naturphilosophie auf Grund der modernen Naturfor-

schung� Übungen zu Spinozas Ethik� Philosophisches Seminar (gemeinsam mit Heinrich Scholz): Philosophische

Analysis der Relativitätslehre

Donnerstag, 20. April 1922Schlick entschließt sich, den Ruf an die Wiener Universität anzunehmen. Seineendgültige Entscheidung teilt er dem Ministerium telegrafisch am . Juli mit.

Dienstag, 20. Juni 1922Im Rahmen der Kieler Akademischen Woche spricht Schlick in der Aula derKieler Universität noch einmal zum Thema »Der Sinn des Lebens«.

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Mittwoch, 26. Juli 1922Schlick stellt beim Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volks-bildung (Berlin) den Antrag auf Entlassung aus dem Staatsdienst, dem wird am. August mit Wirkung vom . Oktober entsprochen.16

August 1922Im Springer-Verlag wird die vierte, vermehrte und verbesserte Auflage von Raum und Zeit in der gegenwärtigen Physik veröffentlicht, Auflagenhöhe .

Exemplare. Das neue, in Kiel geschriebene Vorwort datiert vom Februar.

Montag, 18. September 1922In der Alberthalle des Leipziger Krystall-Palastes findet die Hundertjahrfeier derGesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte statt. Die erste allgemeine Sitzungwird mit dem Hauptvortrag Max von Laues zum Thema »Die Relativitäts-theorie in der Physik« eröffnet, daran anschließend spricht Schlick über »DieRelativitätstheorie in der Philosophie«.

Freitag, 22. September 1922Vom österreichischen Bundesministerium für Inneres und Unterricht (Wien)wird Schlick mitgeteilt, dass er auf Grund der am . August vom Bundes-präsidenten vorgenommenen Ernennung mit Wirkung vom . Oktober alsordentlicher Professor der Philosophie an die Universität Wien berufen ist.

Freitag, 29. September 1922In den Naturwissenschaften erscheinen drei Rezensionen Schlicks.

Sonnabend, 7. Oktober 1922Schlick übersiedelt mit seiner Frau und den beiden Kindern von Rostock nachWien. Sie beziehen eine Wohnung im IV. Bezirk, Prinz-Eugen-Straße .

Für das Wintersemester / kündigte Schlick in Kiel ursprünglich folgendeVeranstaltungen an: »Die philosophischen Richtungen der Gegenwart« sowie»Philosophisches Seminar: Logische Probleme«.

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Fynn Ole Engler

In der Leipziger Alberthalle (oberes Foto), die als Kuppelbau weithin sichtbar in der Nähedes Hauptbahnhofes gelegen war (unteres Foto in der rechten oberen Ecke), hielt MoritzSchlick am 18. September 1922 seinen Vortrag »Die Relativitätstheorie in der Philosophie«.

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