9

1 Das zeichnet uns aus: Siebzig Jahre Fürsorge von 1949 ...€¦ · SDG 1 Keine Armut SDG 4 Hochwertige Bildung SDG 8 Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum SDG 10 Weniger

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • 2

    1 Das zeichnet uns aus: Siebzig Jahre Fürsorge von 1949 bis 2019

    Vor siebzig Jahren wurde die Organisation SOS-Kinderdörfer in Imst, Österreich, gegründet, um Kindern, die ihre Eltern im Krieg verloren hatten, die Möglichkeit zu geben, zusammen mit ihren Geschwistern und einem festen Betreuer in einem familiennahen Betreuungsumfeld aufzuwachsen. In den folgenden Jahren wurde dieses Betreuungsumfeld in zahlreichen Ländern als eine geeignete Betreuungslösung für viele weitere Kinder anerkannt, die ebenfalls von ihren Familien getrennt wurden. Wir unterstützen seit den späten 1970er-Jahren durch Armut oder sonstige negative Einflüsse gefährdete Familien, um zu verhindern, dass sie auseinandergerissen werden und Kinder dann auf alternative Formen der Betreuung angewiesen sind. Diese Dienstleistungen zur Stärkung von Familien sind in der ganzen Welt stetig gewachsen und stellen eine Ergänzung unserer Arbeit im Bereich familiennahe Betreuung dar. Insgesamt sind die von den SOS-Kinderdörfern bereitgestellten alternativen Formen der Betreuung sowie die Dienstleistungen zur Stärkung von Familien 4 Millionen Kindern in 135 Ländern und Gebieten weltweit zugutegekommen. Etwa 255.000 Kinder haben von familiennaher Betreuung und anderen alternativen Formen der Betreuung profitiert. Durch unsere Maßnahmen zur Familienstärkung haben wir etwa 3,7 Millionen Kinder erreicht.

    2 Wirksam, innovativ: Unser Einfluss auf die Lebensumstände einzelner Personen

    „Sie haben uns auf den richtigen Weg gebracht, sie haben uns in allen Bereichen unterstützt und uns die Fähigkeit vermittelt, den nächsten Schritt zu machen. Jetzt ist es an uns, unser Leben zu verbessern und alle gebotenen Möglichkeiten zu nutzen, um uns eine bessere Zukunft zu schaffen.” (Ehemaliger Teilnehmer aus Palästina)

  • 3

    Mindestens 220 Millionen Kinder weltweit wachsen ohne ausreichende elterliche Fürsorge auf. Unser Ziel ist es, die Betreuung für Kinder zu verbessern, die Risiken ausgesetzt sind. Es soll ihnen ermöglicht werden, aus ihrer prekären Lage herauszukommen und ein erfolgreiches Leben zu führen. Daher bieten wir Kindern, Jugendlichen und Familien ganzheitliche Unterstützung und hochqualitative Dienstleistungen für alle Lebensbereiche. Es ist für uns von äußerster Wichtigkeit, unsere Ergebnisse im Blick zu behalten, damit wird die Qualität der Dienstleistungen, die Transparenz und die Rechenschaftslegung verbessern können. Wir haben daher die Wirksamkeit unserer Dienstleistungen auf das Leben einzelner Personen anhand von vier Themenbereichen gemessen, indem wir 3.450 Kinder und Jugendliche aus 37 Ländern befragt haben, die wir in der Vergangenheit unterstützt haben. Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten dieser Kinder mit Hilfe von SOS ihre Chancen auf ein glückliches Leben bedeutend verbessert haben und dass sie in der Lage sind, einen positiven Beitrag in ihren Gemeinden zu leisten.

    2.1 „Durchbrechen des Teufelskreises der Armut” durch Fürsorge

    Unser vorrangiges Ziel ist es, Kindern das Aufwachsen in einem sicheren und liebevollen Familienumfeld zu ermöglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Betreuung und Fürsorge, die SOS-Teilnehmer erhalten, sich auf die nächste Generation überträgt: 90 Prozent besitzen eine starke Familienbande und unterstützen Netzwerke und lassen ihren eigenen Kindern gute Betreuung und Fürsorge zukommen und brechen somit aus dem Teufelskreis von Trennung und Aussetzung aus. Trägt bei zu

    SDG 10

  • 4

    Gute elterliche Fürsorge schafft einen anhaltenden Generationeneffekt: Wir schätzen, dass unsere Arbeit von 1949 bis 2019 Einfluss auf das Leben von 13 Millionen Menschen genommen hat. Die Art und Weise sowie die Qualität der Kindererziehung werden oftmals von einer

    Generation an die andere weitergegeben. Es ist daher wahrscheinlich, dass die Kinder

    dieser ehemaligen SOS-Teilnehmer, denen es heute gut geht, ebenfalls von diesen positiven

    Ergebnissen profitieren und somit aus dem Teufelskreis von Trennung und Aussetzung

    ausbrechen können. Im Bereich der familiennahe Betreuung, wo die Unterstützung

    umfassender und intensiver ist, erwarten wir, dass sich die positiven Auswirkungen im Leben

    ihrer Enkelkinder erkennen lassen. Im Bereich der Familienstärkung können angesichts des

    eingeschränkten Umfangs der durchgeführten Dienstleistungen sichtbare Auswirkungen auf

    die nächste Generation erwartet werden.

    Übersicht: Kinder und junge Menschen, deren Leben wir beeinflusst haben Derzeit Seit 1949

    Direkte Auswirkung auf Kinder und junge Menschen in unseren Programmen

    Familiennahe Betreuung

    70.000 255.000

    Familienstärkung 330.000 3,7 Millionen

    Zwischenergebnis 400.000 4 Millionen

    Indirekte Auswirkung auf die nächsten Generationen

    Familiennahe Betreuung

    2,0 Millionen Kinder und Enkelkinder

    Familienstärkung 7,2 Millionen Kinder

    Zwischenergebnis 9,2

    Insgesamt 13,2 Millionen

    2.2 Förderung der Eigenständigkeit durch Bildung und Beschäftigungsfähigkeit

    Trägt bei zu SDG 4 SDG 8

  • 5

    Unsere Dienstleistungen zielen darauf ab, die Kinder beim Erwerb von relevanter Bildung und relevanten Fertigkeiten im Einklang mit ihren Interessen und ihrem Potential zu unterstützen, so dass sie einen geeigneten Beruf ergreifen können, mit dem sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Wir halten dies für eine Grundvoraussetzung für ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben als Erwachsener. 82 bis 85 Prozent der ehemaligen Teilnehmer haben einen weiterführenden Schulabschluss erworben oder eine Berufsausbildung abgeschlossen und haben sich somit die Fähigkeiten angeeignet, einen ordentlichen Beruf zu ergreifen oder ein Studium für den Erwerb weiterer Qualifikationen zu beginnen. Tatsächlich haben ehemalige Teilnehmer in den meisten Ländern ein höheres Bildungsniveau erreicht, als der Landesdurchschnitt. 62 bis 64 Prozent der ehemaligen Teilnehmer verdienen einen angemessenen Lebensunterhalt. Menschen in Armut fehlt es an beruflichen Netzwerken, Arbeitserfahrung oder Qualifikationen in Verbindung mit den Anforderungen des Arbeitsmarktes. Wir haben in den letzten Jahren Sondermaßnahmen auf den Weg gebracht, um die Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen in unseren Programmen zu fördern und sie auf dem Arbeitsmarkt zu unterstützen. Unsere Strategie 2030 legt darauf besonderen Wert. Darüber hinaus zielt das globale Projekt YouthCan! auf die Förderung der Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen ab. Im Jahr 2018 wurden 5.060 junge Menschen von 1.300 Corporate Volunteers durch Schulungen, Praktika oder Beratung unterstützt. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation ILO spiegeln die Probleme, die junge Menschen bei der Suche nach einem Arbeitsplatz haben, die Trends der Jugendbeschäftigung weltweit wider. Betroffen sind vor allem junge Menschen, die die Betreuung verlassen. Ihre fehlende Anerkennung als eine verletzliche Gruppe bedeutet, dass ihre Rechte oft missachtet werden und sie daher nur sehr schwer eine angemessene Arbeitsstelle finden. Wir setzen uns bei Regierungen dafür ein, dass sie Bestimmungen zur Unterstützung dieser Gruppe erlassen. Trotz der obengenannten Schwierigkeiten haben ehemalige Teilnehmer unserer Programme in vielen Ländern ein erheblich höheres Einkommen als das Durchschnittseinkommen der niedrigsten Einkommensgruppe in dem jeweiligen Land (die unteren 20% der Bevölkerung). Wir haben die Ergebnisse mit der niedrigsten Einkommensgruppe verglichen, da die ehemaligen Teilnehmer, die keine alternativen Formen der Betreuung oder präventive Dienstleistungen erhalten haben, mit hoher Wahrscheinlichkeit in der untersten Einkommensgruppe des Landes wären.

    Durchschnittseinkommen ehemaliger Teilnehmer in 10 Ländern als ein Vielfaches der Einkommen der Bezugsgruppe

  • 6

    2.3 Sicherung von Grundbedürfnissen

    Durch unsere Betreuungsdienstleistungen ermöglichen wir es Kindern, zu lernen, sich als Erwachsene um sich selbst zu kümmern und ein unabhängiges Leben zu führen, was ihre Wohnungssituation, Ernährungssicherheit und Gesundheit betrifft. Wir arbeiten auch mit Partnern zusammen, um Betreuer beim Zugang zu diesen wichtigen Dienstleistungen für sich selbst und ihre Kinder zu unterstützen.

    Bei 90 Prozent aller ehemaligen SOS-Teilnehmer sind die Grundbedürfnisse für gewöhnlich gesichert – sie besitzen eine angemessene Wohnung und ihre Ernährung und Gesundheit ist gesichert.

    2.4 Schaffung der Grundlage für ein glückliches Leben

    Wir unterstützen Kinder und Familien bei Bedarf durch Schulungen zum Erwerb von Lebenskompetenzen, durch soziale und emotionale Unterstützung als Teil des tagtäglichen Miteinander, Unterstützungsgruppen, Beratung, Traumatherapie, Psychotherapie, Schu-lungen im Bereich Kinderrechte und andere psychosoziale Unterstützungsdienstleistungen. Wir erwarten daher, dass die ehemaligen Teilnehmer im Hinblick auf soziale Inklusion, Schutz, Zufriedenheit und Selbstwertgefühl erfolgreich sein werden. Es wurde berichtet, dass insgesamt 80 Prozent der ehemaligen Teilnehmer in dieser Hinsicht erfolgreich sind.

    Trägt bei zu SDG 1 SDG 2 SDG 3 SDG 16

    Trägt bei zu SDG 16

  • 7

    3 Zukunftsagenda für Kinder: Unser Beitrag zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs)

    Durch unsere Bemühungen in Zusammenarbeit mit Partnern wollen wir zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) beitragen und diese beeinflussen. Bei den SDGs handelt es sich um globale Ziele für Frieden und Wohlstand, die von den Vereinten Nationen im Rahmen ihrer Agenda 2030 im Jahr 2015 formuliert wurden. Fünf SDGs sind für unsere Arbeit besonders wichtig:

    SDG 1 Keine Armut

    SDG 4 Hochwertige Bildung

    SDG 8 Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum

    SDG 10 Weniger Ungleichheiten

    SDG 16 Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen. Diese SDGs spiegeln unser Ziel wider, zur Schaffung einer Welt beizutragen, in der keine Mangel und Ungleichheiten herrschen, indem wir die Lebensumstände der am stärksten benachteiligten Kinder verbessern.

    Auf Grundlage unseres Einflusses auf das Leben von einzelnen Kindern und Jugendlichen, die in den vergangenen 70 Jahren an unserem Programm teilgenommen haben, können wir den Umfang abschätzen, mit dem wir zu diesen fünf SDGs und den damit zusammen-hängenden Zielen beitragen. Wir erwarten bis zum Jahr 2030 ähnlich positive Ergebnisse für die Lebensumstände derzeitiger und zukünftiger Teilnehmer.

    Zum Beispiel unterstützen wir durch unsere Dienstleistungen in den Bereichen familiennahe Betreuung und Familienstärkung Kinder dabei, Zugang zu qualitativ guter Schulbildung und Schulung zum Erwerb von Fertigkeiten zu erhalten, und zwar von der frühkindlichen Entwicklung bis hin zur weiterführenden Schulbildung, Berufsausbildung und in manchen Fällen sogar bis zum Universitätsstudium. Durchschnittlich sind 82 Prozent der ehemaligen Teilnehmer in all diesen Bereichen bezüglich Bildung und Qualifikationen erfolgreich.

    Die SDG-Unterziele 4.2 bis 4.5 beziehen sich ausdrücklich auf diese Bildungsbereiche, was bedeutet, dass unsere Arbeit direkt zur Erreichung dieser Ziele beiträgt. Wir gehen davon aus, dass 82 Prozent unserer derzeitigen und zukünftigen Teilnehmer im Hinblick auf Bildung und Qualifikationen positiv beeinflusst werden; dies wären bis zum Jahr 2030 5,3 Millionen Kinder. Dieselbe Logik wurde bei den zugehörigen SDG-Unterzielen der SDGs 1, 8, 10 und 16 angewandt.

  • 8

    4 Unsere Wirkung: Social Return on Investment (SROI)

    Als Teil unserer Folgenabschätzung werden Veränderungen, die auf unser Programm zurückzuführen sind, in finanzieller Hinsicht quantifiziert, und die Ergebnisse von 12 Ländern zeigen, dass wir spürbare wirtschaftliche Auswirkungen haben:

    Für jeden Euro, der in SOS-Programme investiert wird, entsteht der Gesellschaft vor Ort ein Nutzen von 5 Euro.

    In unseren Programmen in Afrika ist der Wirksamkeitsgrad sogar noch höher: Dort erreichen wir für jeden investierten Euro einen Mehrwert für die jeweilige Gesellschaft von 14 Euro.

    Auf den ersten Blick sind Dienstleistungen zur Stärkung der Familie wesentlich „profitabler“ als familiennahe Betreuungsdienstleistungen. Familiennahe Betreuungsdienstleistungen innerhalb der SOS-Kinderdörfer und Dienstleistungen zur Stärkung der Familien in der Gesellschaft unterscheiden sich jedoch in vielen Aspekten, einschließlich des Verletzlichkeitsgrades von Kindern, wenn sie in das Programm aufgenommen werden, sowie in der Intensität und der Dauer der erhaltenen Unterstützung.

    Kinder in unterschiedlichen Betreuungssituationen stehen unterschiedlichen Risiken gegenüber und haben unterschiedliche Pflegebedürfnisse. Aus diesem Grund sind verschiedene Dienstleistungen erforderlich, von Unterstützungsdienstleistungen für die Verhinderung von Familientrennungen bis hin zur Unterstützung von Kindern, die aufgrund einer alternativen Form von Betreuung nicht mehr von ihren Familien betreut werden.

    In Bezug auf Familienstärkung ist die SROI das Ergebnis einer kumulativen Auswirkung vieler Partner und Dienstleister, die in an einem bestimmten Standort zusammenarbeiten. Familiennahe Betreuungsdienstleistungen sind ganzheitlicher, einschließlich einer Reihe von Unterstützungsdienstleistungen, die die SOS-Kinderdörfer über einen Zeitraum von mehreren Jahren direkt erbringt. Aus diesem Grund vergleichen wir die beiden Dienstleistungen nicht per se, sondern vergleichen die Dienstleistungsarten zwischen verschiedenen Ländern.

  • 9

    5 So geht es weiter: Die nächsten 70 Jahre

    Wir haben im Bereich der Kinderbetreuung umfangreiche Erfahrung, die wir in über 70 Jahren durch die Arbeit mit Kindern und deren Familien erworben haben. Nichtsdestotrotz wissen wir, dass noch vieles getan werden muss, damit jedes Kind in einem geschützten Familienumfeld aufwachsen kann. Weltweit befinden sich Kinder immer wieder in hilfsbedürftigen Situationen ohne elterliche Fürsorge und viele weitere können in eine solche Situation geraten. Wir müssen unsere Arbeit fortdauernd innovativer gestalten und verbessern, um auf diese Situation reagieren zu können.

    Aufgrund der starken Wachstumsgrundlage der letzten Jahrzehnte gehen wir davon aus, dass die Organisation SOS-Kinderdörfer in den nächsten Jahren weiterhin positive und bedeutende Auswirkungen auf das Leben von Millionen von Kindern haben wird. Dies erreichen wir nicht nur durch die direkte Arbeit mit Kindern, ihren Familien und Gemeinden sowie durch die weitere Förderung der nationalen, regionalen und globalen Arbeit, sondern auch indem wir eine Vorreiterrolle in der Mobilisierung innerhalb der Gesellschaft für eine breitere Bewegung einnehmen, um das Recht auf hochwertige Pflege und Betreuung eines jeden Kindes zu gewährleisten. Wir haben die Vision, dass kein Kind alleine aufwächst.

    Quellen und Methodik Weitere Informationen zum Thema Wirksamkeit der SOS-Programme sowie den Wirksamkeitsbericht zu Afrika finden Sie unter www.sos-kinderdoerfer.de/wirksamkeit

    http://www.sos-kinderdoerfer.de/wirksamkeit