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10. März: Tag der Solidarität mit Tibet Ausgabe 46 / Februar 2020

10. März: Tag der Solidarität mit Tibet · 2020. 3. 12. · Offen- bar hat er sich nie wieder von den Folgen seiner Misshandlungen erholt. Mai. Zu unfassbaren viereinhalb Jah- ren

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10. März: Tag der Solidarität mit Tibet

Ausgabe 46 / Februar 2020

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Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestags den „ge-waltfreien Weg des tibetischen Volkes“ und fordert die chinesi-sche Regierung auf, „die legitimen Rechte der Tibeter, insbesondere ihre Kultur und Religion, zu res-pektieren und zu gewährleisten“.

AprilIm April wird der Tod des tibeti-schen Mönchs Lekshey Thupten gemeldet. Er musste fünf Jahre als politischer Gefangener in chi-nesischer Haft erdulden. Er wurde schwer gefoltert und schließlich chronisch krank entlassen. Offen-bar hat er sich nie wieder von den Folgen seiner Misshandlungen erholt.

MaiZu unfassbaren viereinhalb Jah-ren Haft wird der 20-jährige Wangchen verurteilt, weil er öf-fentlich „Freiheit für den Panchen Lama!“ gerufen sowie die Zusam-menkunft von Dalai Lama und Panchen Lama in Tibet gefordert hat.

JuniBerichten zufolge haben die chinesischen Behörden bereits im Mai damit begonnen, knapp

JanuarKommunistische Hausaltäre.

Tibeter, die staatliche Unterstüt-zungsleistungen erhalten, müs-sen im osttibetischen Landkreis Serthar Fotos des Dalai Lama und ihre Hausaltäre zerstören.

In einigen Fällen wird sogar von ihnen verlangt, sich stattdessen vor Bildern des chinesischen Staats- und Parteichefs Xi Jinping zu verneigen und diesen rituelle Opfergaben darzubringen.

FebruarLhasa und der Potala sind seit Ende Januar für westliche Tou-risten nicht mehr erreichbar, die „Autonome Region Tibet“ (TAR) bleibt Ausländern bis April ver-schlossen. Die „jährliche Schlie-ßung“ findet seit 2008 stets um den Jahrestag des tibetischen Volksaufstands von 1959, dem 10. März, herum statt.

MärzMit großer Mehrheit würdigt der

INHALTDas Tibet-Jahr 2019 2ICT bei der Weltklimakonferenz 4Besuch in Indien 4Buddhismus gehört Tibetern! 5ICT-Vorstand bei TV-Show 6Tibet-Gesetzgebung in den USA 7Lange Haft für A-Nya Sengdra 7Danke für Ihre Unterstützung! 8

Liebe Leserin, lieber Leser,

der 10. März ist für Tibeterinnen und Tibeter auf der ganzen Welt ein Tag des Gedenkens. Zurückgeblickt wird auf die gewaltsame Niederschlagung des tibetischen Volksaufstandes von 1959, bei dem Zehntausende Tibeter starben und in dessen Folge der Dalai Lama nach Indien fliehen musste. Schmerzhaft aktuell ist der 10. März auch heute, denn viele Tibeter-innen und Tibeter müssen leiden dafür, dass sie ihre Religion ausüben wollen. Sie werden verfolgt, weil sie ihre Sprache schützen wollen, sie werden verurteilt, weil sie eine andere Meinung haben. Sie ver-schwinden in chinesischen Gefängnissen, vielleicht für den Rest ihres Lebens, weil sie den Dalai Lama verehren.Diese vielen Menschen haben Namen. Wir wollen an sie am 10. März erinnern und solidarisch sein, darunter:

Panchen Lama Gendun Choekyi Nyima, seit 1996 „verschwunden“ | Tashi Wang-chuk, Sprachaktivist, zu fünf Jahren Haft verurteilt | A-Nya Sengdra, Anti-Korrup-tionsaktivist, zu 7 Jahren Haft verurteilt | Mönch Drugdra, zu 14 Jahren Haft ver-urteilt, weil er den Geburtstag des Dalai Lama feiern wollte | Karma Samdrup, Um-weltschützer, zu 15 Jahren Haft verurteilt | Yeshe Choedron, verurteilt zu 15 Jahren Haft, weil sie Kritik an der chinesischen Regierung verbreitet haben soll | Yonten, verhaftet, weil er Flugblätter verteilt hat | Lhamo Kyab, verurteilt zu 15 Jahren Haft, weil sie sich an politischen Aktivitäten be-teiligt hat.

Wir wollen am 10. März an diese Menschen denken und unsere Solidarität bekunden. Bitte machen Sie mit und unterstützen Sie damit unser Eintreten für die Freiheit der vielen friedlichen Tibeterinnen und Tibeter, die in chinesischen Gefängnissen inhaftiert sind. Vielen herzlichen Dank!

Herzliche Grüße, Ihr

Kai Müller

BEDÜRFTIGE TIBETER SOL-LEN SICH VOR XI JINPING-

BILD VERNEIGEN

V.l.n.r.: Kommunistischer Hausaltar. Quelle: VOA; Lekshey Thupten. Quelle: tibet.net; Wangchen und seine Tante Acha Dolkar. Quelle: RFA; Nonnen werden in Bussen aus Yachen Gar weggebracht. Quelle: tibet.net; Geburtstagsfoto im Familienkreis. Foto: Tenzin Choejor; Matteo Mecacci, Margarete Bause, Kai Müller. Foto: ICT; Kai Müller spricht beim UN-Menschenrechts- rat. Foto: Screenshot UN Web TV; Mit Thubten Wangchen in Berlin. Foto: ICT; Richard Gere und Bürgermeister Nardella. Foto: Dario Nardella/Facebook; Mit Tibet-Fahnen in Madrid. Foto: ICT; Yonten. Quelle: ICT: Grundschule in Lhasa. Quelle: tibet.cn

DAS TIBET-JAHR 2019

TIBETJOURNAL 2

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Visum. Beide hatten sich in der Vergangenheit mehrfach kritisch zu chinesischen Menschenrechts-verletzungen geäußert. Infolge-dessen können zwei geplante Ausschussreisen nicht stattfinden.

SeptemberVor dem UN-Menschenrechtsrat kritisiert ICT-Geschäftsführer Kai Müller China für das „Verschwin-denlassen“ von Tibetern. Er erin-nert dabei an den Fall des am 17. Mai 1995 entführten und seitdem „verschwundenen“ 11. Panchen Lama Gendun Choekyi Nyima. Zudem fordert er die Freilassung von neun Tibetern, die wegen der Organisation von Feierlichkeiten zum Geburtstag des Dalai Lama im Jahr 2015 zu langen Haftstra-fen verurteilt wurden.

OktoberEinstellungsvoraussetzung Dalai Lama-Kritik: Die chinesischen Be-hörden der sogenannten Autono-men Region Tibet (TAR) verlangen, dass Hochschulabsolventen, die sich für den öffentlichen Dienst bewerben, „den Dalai Lama ent-larven und kritisieren“.

Der tibetische Mönch Thubten Wangchen besucht im Rahmen seiner „Dialogue for Peace“-Tour auch Berlin. An der chinesischen Botschaft gibt er eine schriftliche Aufforderung zum Dialog mit Ver-

3.500 Mönche und Nonnen aus dem osttibetischen Studienzen-trum Yachen Gar zu vertreiben. Es wird befürchtet, dass weitere Mönche und Nonnen zum Ver-lassen des Studienzentrums ge-zwungen werden könnten.

JuliDie Befürchtungen bestätigen sich. In einer zweiten Vertrei-bungswelle zwingen die chine-sischen Behörden weitere ca. 3.600 Mönche und Nonnen zum Verlassen des einstmals pulsie-renden buddhistischen Studien-zentrums Yachen Gar. Zahlreiche tibetische Nonnen werden in La-ger verbracht, wo sie mehrmals täglich an „Umerziehungskursen“ teilnehmen müssen.

In Dharamsala feiert der Dalai Lama am 6. Juli seinen 84. Ge-burtstag. Zu einer Langlebens-zeremonie im Haupttempel von Dharamsala versammeln sich Tausende Tibeter.

August

China verweigert den Bundes-tags-Abgeordneten Margarete Bause und Michael Brand ein

tretern des Dalai Lama ab.

In Anerkennung seines lebenslan-gen Engagements für die Vertei-digung der Menschenrechte, der Meinungsfreiheit und der Religi-onsfreiheit wird der Internationa-le Vorstandsvorsitzende von ICT Richard Gere mit den Schlüsseln der Stadt Florenz geehrt, einer der höchsten Auszeichnungen der Stadt.

November„Zeit zu handeln“ lautet das Motto der Weltklimakonferenz COP25. Um auf die besonders dringliche Lage in Tibet aufmerksam zu ma-chen, ist auch ICT in Madrid prä-sent. ICT-Geschäftsführer Kai Mül-ler nimmt als NGO-Beobachter an der Konferenz teil.

Selbstverbrennung in Tibet. Der ehemalige Mönch Yonten setzt sich aus Protest selbst in Brand und erliegt seinen Verletzungen.

DezemberWährend der gut zwei Monate dauernden Winterferien, die in Ti-bet am 31. Dezember beginnen, ist den Schülern „jegliche Form religiöser Aktivität“ untersagt. Dies geht aus einem Schreiben der chinesischen Behörden an die Eltern der Schulkinder hervor, das ICT vorliegt und ins Englische übersetzt wurde. (mr)

V.l.n.r.: Kommunistischer Hausaltar. Quelle: VOA; Lekshey Thupten. Quelle: tibet.net; Wangchen und seine Tante Acha Dolkar. Quelle: RFA; Nonnen werden in Bussen aus Yachen Gar weggebracht. Quelle: tibet.net; Geburtstagsfoto im Familienkreis. Foto: Tenzin Choejor; Matteo Mecacci, Margarete Bause, Kai Müller. Foto: ICT; Kai Müller spricht beim UN-Menschenrechts- rat. Foto: Screenshot UN Web TV; Mit Thubten Wangchen in Berlin. Foto: ICT; Richard Gere und Bürgermeister Nardella. Foto: Dario Nardella/Facebook; Mit Tibet-Fahnen in Madrid. Foto: ICT; Yonten. Quelle: ICT: Grundschule in Lhasa. Quelle: tibet.cn

CHINA VERWEIGERT KRI-TISCHEN ABGEORDNETEN

DIE EINREISE

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BESUCH IN DHARAMSALA

Gleich zwei wichtige Anlie-gen führten ICT-Geschäfts-

führer Kai Müller im November ins nordindische Dharamsala, Exilhei-mat des Dalai Lama und Sitz der tibetischen Exilinstitutionen. Zum einen nahm er als Vertreter von ICT an der 8. Internationalen Kon-ferenz der Tibet-Unterstützer-gruppen in den Gebäuden der ti-betischen Exilregierung teil, zum anderen nutzte er die Gelegen-heit, um dem seit vielen Jahren von ICT unterstützten tibetischen Kinderdorf in Dharamsala einen Besuch abzustatten. Im Gespräch mit dem Präsidenten der TCV-Kin-derdörfer Thupten Dorjee konnte Kai Müller sich einen guten Über-blick über die aktuelle Lage im

TCV Dharamsala verschaffen. An der großen Tibet-Konferenz nah-men Unterstützergruppen aus mehr als 40 Ländern teil. Die gut 180 Teilnehmer waren vereint in dem Ziel, die tibetische Sache in der gesamten Welt bekannt zu machen und um Unterstützung für eine friedliche Lösung der Ti-bet-Frage zu werben. Thematisch im Zentrum der Debatten und Po-diumsveranstaltungen in Dharam-sala standen die Politik des „Mitt-leren Wegs“ und die Frage der Nachfolge des Dalai Lama. Ein besonderer Höhepunkt der Kon-ferenz war ein Empfang der Dele-gierten durch den Dalai Lama. Im Namen von sechs Millionen Tibe-tern bedankte sich der Dalai Lama bei ihnen für ihre „Freundlichkeit und Großzügigkeit”. Die Tibet-Un-terstützerkonferenz sei ein Aus-druck der Unterstützung und Soli-darität, die in der heutigen Welt so sehr benötigt würden. (mr)

Für Tibet bei der Weltklimakonferenz: ICT-Geschäftsführer Kai Müller und Kyinzom Dhongdue vom Australia Tibet Council. Foto: ICT

ten verändern sich und verwüsten. Die Probleme scheinen riesig. In Tibet muss sich deshalb vieles än-dern, insbesondere die Politik der chinesischen Regierung. Peking jedoch bewegt sich nicht, son-dern verschweigt die selbst verur-sachte Umweltzerstörung auf dem tibetischen Hochland und versuchte, sie auf der Weltklima-konferenz als Klimaschutz zu ver-kaufen. ICT setzte sich deshalb in Madrid gemeinsam mit den Part-

„Zeit zu handeln“ lautete das Motto der Weltklimakonfe-

renz COP25 in Madrid. Um auf die besonders dringliche Lage in Ti-bet aufmerksam zu machen, war auch die International Campaign for Tibet in Madrid präsent. ICT-Geschäftsführer Kai Müller nahm als NGO-Beobachter an der Kon-ferenz teil. Denn das „Dach der Welt“ erwärmt sich fast drei Mal so schnell wie der Rest der Erde. Gletscher schmelzen, der Perma-frost verschwindet, Wetterextre-me häufen sich, ganze Landschaf-

nernorganisationen Australia Ti-bet Council, Tibet Policy Institute und Casa del Tibet dafür ein, dass die Lage in Tibet wahrheitsgemäß dargestellt wurde. Im traditions-reichen „Ateneo de Madrid“ fan-den zwei Podiumsdiskussionen statt, an denen auch ICT-Ge-schäftsführer Kai Müller beteiligt war, einmal als Moderator, einmal mit einem Vortrag über Chinas „exzessive Ressourcenausbeu-tung in Tibet“. (mr)

ICT BEI WELT-KLIMAKONFRENZIN MADRID

Kai Müller zu Besuch im tibetischen Kinderdorf in Dharamsala. Rechts neben ihm der Präsident der TCV-Kinderdörfer Thupten Dorjee. Foto: ICT

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DER BUDDHISMUS GEHÖRT DEN TIBETERN!

Immer stärker gerät die Frage in den Mittelpunkt, wer über

den tibetischen Buddhismus be-stimmen darf. Immer offener pos-tuliert die chinesische Kommunis-tische Partei auch im Bereich der Religion ihren Machtanspruch. Dieser kennt offensichtlich keine Grenzen. Auch die Glaubensge-meinschaften sollten sich der po-litischen Führung unterordnen, und dies obwohl Chinas KP sich offiziell als atheistisch definiert. Das hält Peking jedoch nicht da-von ab, sich in die Frage der Re-inkarnationen hoher Lamas einzu-mischen. So beansprucht die Führung für sich das Recht, sogar über die Nachfolge des Dalai Lama zu bestimmen.Schon vor Jahren hat die KP-Füh-rung damit begonnen, insbeson-dere die Klöster unter ihre Kont-rolle zu bringen. So etablierten die chinesischen Behörden in immer mehr Klöstern sogenannte De-mokratische Leitungs-Komitees, in die sie lokale KP-Funktionäre entsandten. In vielen Klöstern wurden Polizeiwachen eingerich-tet und Überwachungstechnik installiert. An der Tagesordnung ist auch die routinemäßige Über-wachung der Mobiltelefone, Mön-

che und Nonnen werden etwa gezwungen, Spionage-Apps auf-zuspielen oder die gespeicher-ten Daten auslesen zu lassen. Zugleich finden in zahlreichen Klöstern Umerziehungsmaßnah-men statt. Wer sich weigert, dar-an teilzunehmen oder öffentlich dagegen protestiert, läuft Gefahr, verhaftet und gefoltert zu wer-den. Unbotmäßigkeit wird nicht selten auch mit der Ausweisung aus dem Kloster und dem Verbot, weiterhin eine Mönchs- oder Non-nenrobe zu tragen, geahndet.Besonders drastische Beispiele lieferten hier die buddhistischen Studienzentren Larung Gar und Yachen Gar. Tausende Mönche und Nonnen wurden in den ver-gangenen Jahren gezwungen, die beiden Bildungs- und Medi-tationsstätten zu verlassen, ihre Unterkünfte wurden zerstört, die Vertriebenen nicht selten über Monate in Umerziehungslagern festgehalten und rigider Gehirn-wäsche unterzogen. Auch bud-dhistische Laien erleben immer stärkere Einschränkungen ihres Rechts auf freie Religionsaus-übung. So untersagten die Behör-den während der gut zwei Monate dauernden Winterschulferien ti-

Tibetische Mönche feiern den 80. Geburtstag des Dalai Lama, indem sie ein Foto auf einer Art Altar aufstellen. Dabei riskieren sie lange Haftstrafen. Quelle: ICT

Im osttibetischen Landkreis Sershul ereigneten sich im Spätherbst zwei separate Pro-testaktionen, in denen junge Tibeter, unter ihnen vier Mön-che, die Unabhängigkeit Tibets forderten. Später wurden alle sechs Beteiligten verhaftet. Paramilitärische Kräfte riegel-ten den Ort völlig ab und pa-troullierten durch weitgehend menschenleere Straßen. Wie später bekannt wurde, kam es in diesem Zusammenhang zu weiteren Verhaftungen. Mehr als 30 Tibeter wurden drei Wochen lang von der chinesi-schen Polizei in Haft gehalten. In dieser Zeit waren sie ge-zwungen, an kommunistischen „Umerziehungssitzungen“ teil-zunehmen. Für die Festnah-men genügten offenbar bereits der Besitz von Bildern des Da-lai Lama, Kontakte zu im Aus-land lebenden Tibetern oder eine „unkooperative Haltung“ gegenüber den Behörden. (mr)

PROTESTE IN SERSHUL

Nach seinem Protest in Sershul verhaf-tet: Yonten. Quelle: RFA

betischen Schülern die Teilnahme an religiösen Aktivitäten. Erstmals war diese Praxis im Jahr 2018 zu beobachten. Auch der Besitz von Bildern des Dalai Lama oder das Teilen solcher Bilder in sozialen Netzwerken wird teilweise mit drastischen Strafen belegt. (mr)

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ICT-VORSTAND BEI TV-SHOW

Tibet-Journal: Warum engagie-ren Sie sich bei der International Campaign for Tibet?

Dr. Namri Dagyab: Als Deutscher mit tibetischen Wurzeln, der sein gesamtes Leben unter privilegier-ten Umständen verbringen durfte, sehe ich es als meine Herzens-pflicht an, mich für Tibet zu enga-gieren. An ICT gefällt mir die In-ternationalität. Diese schafft neue Berührungspunkte und kann Im-pulse setzen, sowohl thematisch als auch emotional.

Tibet-Journal: Wie würden Sie Ihre persönliche Beziehung zu Ti-bet beschreiben?

Dr. Namri Dagyab: Ich weiß aus persönlicher Betroffenheit – Fa-milienmitglieder von mir wurden von der chinesischen Regierung unberechtigt verhaftet und zum Teil körperlichen Repressalien unterworfen – wie sehr die unbe-rechtigte Besetzung Tibets durch Chinas an der eigenen Identität zehren kann. Mir liegt daher vor allem die tibetische Freiheit und Selbstbestimmung sowie die tibe-tische Kultur, vor allem die Spra-

che, am Herzen.

Tibet-Journal: Was ist Ihre Bot-schaft an die Unterstützerinnen und Unterstützer der ICT?

Dr. Namri Dagyab: Es fühlt sich manchmal recht einsam an, Ti-beter zu sein. Deswegen danke ich Ihnen für Ihre Unterstützung, in welcher Form auch immer Sie das tun. Informieren Sie sich, sprechen Sie konstruktiv mit Menschen, auch außerhalb Ihres engeren Umfelds, denn die Men-schenrechte sind das wohl wich-tigste universelle Gut, das uns letztlich von Tieren unterscheidet. (mr)

Wohl nur selten gibt es die Gelegenheit, vor einem Milli-

onenpublikum über Tibet zu re-den. Und vielleicht noch seltener haben die deutschen Fernsehzu-schauer die Chance, einen Kandi-daten in einer Unterhaltungsshow zu erleben, der alleine schon auf-grund der Biographie seiner Fa-milie das Thema Flucht und Ver-treibung aus Tibet einbringt. Beides kam zusammen, als Dr. Namri Dagyab, der seit 2012 eh-renamtliches Vorstandsmitglied der ICT ist, an der ZDF-Fernseh-show „Der Quiz-Champion“ teil-nahm. In der Sendung vom 5. Oktober 2019 berichtete er über sein eh-renamtliches Engagement für die International Campaign for Tibet.

Eine fantastische Chance für ICT, einem Millionenpublikum näher-gebracht zu werden. Als perfek-te Ergänzung stellte sich heraus, dass Dr. Namri Dagyabs Gegen-spieler in der Sendung niemand anderes war als Tagesthemen-Le-gende Ulrich Wickert. Dieser be-richtete, dass er bereits im Jahr 1979 Lhasa habe besuchen kön-nen, kein anderes Land habe ihn so fasziniert wie Tibet, so Wickert. Direkt nach seinen Eindrücken von der Sendung befragt, sagte Dr. Dagyab, es habe ihn sehr ge-freut, dass sowohl in dem in der Sendung ausgestrahlten Einspie-ler, als auch in der Sendung selbst, mehrfach ICT genannt wurde.

ICT-VORSTAND DR. NAMRI DAGYAB BEI ZDF-FERNSEHSHOW

ICT-Vorstandsmitglied Dr. Namri Dagyab spielt beim „Quiz-Champion“ gegen Ulrich Wickert. Quelle: Screenshot ZDF Mediathek

Dr. Namri Dagyab und der Dalai Lama 2018 in Rotterdam. Foto: Olivier Adam

UNBERECHTIGTE BESET-ZUNG TIBETS ZEHRT AN DER EIGENEN IDENTITÄT

FANTASTISCHE CHANCE FÜR ICT

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Der tibetische Anti-Korruptions-Aktivist A-Nya Sengdra. Quelle: RFA

Ihr Engagement wurde belohnt. Die Teilnehmer des von ICT organisierten Tibet Lobby Day 2019 versammeln sich zum Gruppenbild vor dem Kapitol, dem Sitz des US-Parlaments. Foto: ICT

rigen den Zugang zu einem An-walt, auch soll er geschlagen worden sein. Ursprünglich sollte auch A-Nya Sengdras Bruder Jim-tri der Prozess gemacht werden, doch war er kurz zuvor verstor-ben – nach fast einem Jahr in Haft. Über seine Todesumstände ist nichts Näheres bekannt. ICT fordert die Freilassung A-Nya Sengdras, da er allein aufgrund

Sieben Jahre Haft für A-Nya Sengdra lautete das Urteil ei-

nes chinesischen Gerichts in der osttibetischen Präfektur Golog im Dezember 2019. Der tibetische Anti-Korruptions-Aktivist war be-reits Anfang September 2018 ver-haftet worden. Während der ers-ten 48 Tage nach seiner Festnahme verweigerten die chi-nesischen Behörden dem 47-Jäh-

Rubio im US-Senat eingebracht. Inzwischen ist der weitere Ge-setzgebungsprozess erfolgreich verlaufen, die Initiatoren rechnen zum gegenwärtigen Stand (Ende Januar) damit, dass das Gesetz bald dem US-Präsidenten zur Un-terschrift vorgelegt werden könn-te. Das neue Gesetz unterstreicht das Recht der tibetischen Buddhisten, alleine über die Nachfolge bzw. Reinkarnation des Dalai Lama und weiterer religiöser Führungs-persönlichkeiten zu entscheiden.

Jeder chinesische Funktionär, der versuche, sich in diesen Prozess einzumischen, könne dafür mit spezifischen Sanktionen belegt werden. In dem Gesetzentwurf ist zudem festgelegt, dass so lange keine neuen chinesischen Konsu-late in den USA eröffnet werden dürften, wie es den Vereinigten Staaten nicht gestattet sei, ein eigenes Konsulat in Tibets histo-rischer Hauptstadt Lhasa einzu-richten. (mr)

Ein neues US-Gesetz soll Pe-kings Versuche, sich in die

Nachfolge des Dalai Lama einzu-mischen, bestrafen und generell zu einer stärkeren Unterstützung der Vereinigten Staaten für das ti-betische Volk sorgen. Der „Tibe-tan Policy and Support Act“ (TPSA) wurde bereits im Herbst von dem demokratischen Abgeordneten James McGovern im US-Reprä-sentantenhaus und von dem re-publikanischen Senator Marco

US-KONGRESS UNTERSTÜTZT TIBETER

7 JAHRE HAFT FÜR A-NYA SENGDRA

NEUES GESETZ BESTRAFT EINMISCHUNG PEKINGS IN DALAI LAMA-NACHFOLGE

HARTE STRAFE FÜR ANTI-KORRUPTIONS- AKTIVISTEN

seines friedlichen Engagements gegen Korruption und Machtmiss-brauch inhaftiert wurde. Ebenso müssen alle anderen Personen freigelassen werden, sofern sie allein aufgrund ähnlicher Vorwür-fe inhaftiert wurden. Untersucht werden muss ferner, ob der Tod seines Bruders Jimtri Folge von Folter oder Misshandlung gewe-sen ist. (mr)

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Flüchtlingskinder im tibetischen Kinderdorf nahe Dharamsala. Foto: ICT

Unser herzlicher Dank gilt al-len Spenderinnen und Spen-

dern, die mit ihrer Großzügigkeit zum Erfolg der ICT-Weihnachts-spendenaktion 2019 beigetragen haben! Beeindruckend groß war ein weiteres Mal die Unterstüt-zung für unseren Einsatz für die tibetischen Flüchtlingskinder und den Schutz der Menschenrechte.

Unser besonderer Dank gilt au-ßerdem der langjährigen ICT-Un-terstützerin Ellen Werner aus dem hessischen Modautal. Gemein-sam mit Petra Krämer und dem Kindergarten Sonnenblume in Brandau hat sie auch in diesem Jahr wieder ein Adventsbasteln organisiert. Beim Verkauf der dabei entstandenen weihnachtli-chen Dekoartikel kamen mehr als

500 Euro Erlös zusammen, so viel wie noch nie! In einer weiteren Aktion hat Ellen Werner in der ört-lichen Bibliothek und im Friseurla-den von Sonja Jährling Haiku für Besucher und Kunden geschrie-ben und dabei auf die Lage in Tibet aufmerksam gemacht. Sie schrieb uns dazu Folgendes: „Die Kunden und Kundinnen wa-ren sehr angetan, haben auch mit Interesse auf die Flyer reagiert und sich über das persönliche Haiku gefreut. Und einige haben auch Kleingeld in die Spenden-box geworfen.“ Vielen herzlichen Dank, liebe Frau Werner, für Ihr beispielhaftes Engagement!

Erstmals veranstalteten wir im De-zember ein vorweihnachtliches Benefizkonzert zugunsten unse-rer Menschenrechtsarbeit für Ti-bet. Im gut gefüllten Georgensaal in Berlin-Mitte bot die französi-sche Konzertpianistin Benjamine Hervier Stücke bekannter Kom-ponisten aus der Welt der Klassik dar. Ihr Programm umfasste Wer-ke von Frédéric Chopin, Alban Berg und Claude Debussy. Unser herzlicher Dank gilt der Künst-lerin sowie allen Spenderinnen und Spendern für ihre Großzügig-keit an diesem Abend. Besonders wertvoll empfanden wir die will-kommene Gelegenheit, vor und nach dem Konzert mit unseren ICT-Unterstützern ins Gespräch zu kommen. (mr)

DANKE FÜR IHRE UNTER-STÜTZUNG!

IMPRESSUMTIBET JOURNALFebruar 2020Herausgeberin: International Campaign for Tibet Deutschland (ICT) e. V., Schönhauser Allee 163, 10435 Berlin Tel. +49 (0) 30 / 27 87 90 86 Fax: +49 (0) 30 / 27 87 90 87E-Mail: [email protected], www.savetibet.deSpendenkontoIBAN: DE20 1002 0500 0003 2104 00BIC: BFSWDE33BERBank für SozialwirtschaftOnlinespenden: www.savetibet.de/jetzt-spendenGeschäftsführer (V. i. S. d. P.): Kai MüllerRedaktion: Kai Müller (km), Martin Reiner (mr), Markus Feiler (mf)Titelbild: Butterlampen. Foto: Hillary Levin, hillarylevinphotography.comGestaltung: ICTAuflage: 11.800Druck: Arnold Group, Großbeeren

«DIE ZUKUNFT IST UNGEWISS, ABER WIR WERDEN UN-SERE HOFFNUNG

BEWAHREN.»

Oben: Adventsbasteln für Tibet. Foto: PrivatUnten: Benjamine Hervier und Kai Müller beim Benefizkonzert der ICT. Foto: Marko Priske

14. Dalai Lama

ADVENTSBASTELN UND HAIKU SCHREIBEN

BENEFIZKONZERT FÜR TIBET

WEIHNACHTSSPENDEN-AKTION

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