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15.06.22 Dr. J. Schulze-Bergmann Begriffserläuterung: Aus den griechischen Wörtern legein = lesen, schreiben, sprechen astheneia = Schwäche zusammengesetzt. Der Begriffsumfang schwankt in Abhängigkeit von der theoretischen Position und von der historischen Entwicklung der Fachdiskussion. 1

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11.04.23 Dr. J. Schulze-Bergmann

Begriffserläuterung:

Aus den griechischen Wörtern

legein = lesen, schreiben, sprechen

astheneia = Schwäche

zusammengesetzt.

Der Begriffsumfang schwankt in Abhängigkeit

von der theoretischen Position und von der

historischen Entwicklung der Fachdiskussion.

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LRS

Verbreitung der LRS:Jahrgangsstärke in NRW: rund 170.000 Kinder LRS pro Jahrgang: 2 bis 4 ProzentLRS/Jahrgang: 3.400 - 6.800 Kinder/a LRS/Klassen 1-4: 13.600 - 27.200 Kinder/a

Jungen sind von dieser Schwäche stärker betroffen als Mädchen (Verhältnis 3:2)

PISA 2000: 25% der 15 Jährigen bilden die Gruppe der schwachen Leser. Das sind etwa 42.000 Jugendliche eines Jahrgangs in NRW.

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Folgen der LRS:

Ausgangslage:Intelligenz=/> IQ 90

Abwehrhaltungengegenüber

Schreib- und Leseaufgaben

Kompensations-mechanismen

z. B.„Klassenclown“

…oder AggressivitätFeindseligkeit

…oderAngst besetzter

Rückzug

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• LRS-Schwierigkeiten sind sehr stabil, d. h. ohne systematische Intervention bleiben die Symptome bis zum Ende der Schulzeit aktiv.

• LRS-Kinder und Jugendliche lesen seltener als gleichaltrige Kinder, sie haben eine geringe Lesegeschwindigkeit. Die mangelnde Übung führt zu einer weiteren Schwächung gegenüber dem steigenden Anforderungsniveau der Lerninhalte.

• Die Schullaufbahn dieser Gruppe ist geprägt von Klassenwiederholungen, die Gruppe entwickelt auch in den anderen Schulfächern Lernschwierigkeiten und im Vergleich zu guten Lesern hat sie wenige Hobbys.

• Nach der Schule findet diese Gruppe weniger leicht einen Arbeitsplatz, sie hat ein geringeres Einkommen. Bei jugendlichen Kriminellen ist der Prozentsatz derer, die LRS-Symptome zeigen, sehr hoch.

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Zur Geschichte des Begriffs und der Symptombeschreibungen

Bereits zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert waren durch Unfälle und Kriegsverletzungen bedingte Schreib- und Leseausfallerscheinungen bei Erwachsenen bekannt. Diese Schwächen wurden auch bei Kindern beobachtet und als ererbt interpretiert. Aber erst der ungarische Psychologe P. Ranschburg veröffentlichte 1916 die Arbeit ‚ Leseschwäche der Schulkinder’ und schuf dort den Begriff der ‚Legasthenie’ (Berlin1916).

Er fasste seine auch experimentellen Erkenntnisse 1928 mit dem Text ‚Lese- und Schreibstörungen des Kindesalters’ zusammen (Halle 1928).

Obwohl beide Werke in Deutschland veröffentlicht wurden, findet sich das Stichwort in keinem deutschen pädagogischen Lexikon vor 1950.

Erst nach dem 2. Weltkrieg wurde der Begriff populär.

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Nach Ranschburg wird unter Legasthenie

Folgendes verstanden:

• „Mit Legasthenie wird diejenige Minderwertigkeit des geistigen Apparates bezeichnet, der zufolge Kinder im schulpflichtigen Alter sich das verbale Lesen innerhalb des ersten Schuljahres trotz normaler Sinnesorgane nicht entsprechend anzueignen vermögen.“ (Ranschburg 1916. S. III)

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Man versuchte, die legasthenen Kinder von solchen zu unterscheiden, die durch sozio-kulturelle Einflüsse oder physiologische Bedingungen nur Minderleistungen beim Schriftspracherwerb zeigten.

„Unter Legasthenie verstehen wir eine spezielle und aus dem Rahmen der übrigen Leistungen fallende Schwäche im Erlernen des Lesens (und auch des selbstständigen Schreibens) bei sonst intakter (oder im Verhältnis zur Lesefertigkeit) relativ guter Intelligenz“ (Linder 1951, S. 100)

Da eine eindeutige Definition bis 1970 nicht gelang, galt zu dem Zeitpunkt als Legasthenie:

„Inkongruenz von allgemeiner Begabungshöhe und aktueller Lese- und Rechtschreibleistung.“ (Schubenz 1965)

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Aktuelle Definition:

Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört die LRS-Symptomatik zu der Gruppe der umschriebenen Entwicklungsstörungen.

Umschrieben bedeutet hier, dass die Schwierigkeiten nur in den Bereichen Lesen und Rechtschreiben auftreten, ansonsten eine unauffällige Entwicklung bestätigt werden kann.

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Als Störungsmerkmale sind anerkannt:

• Beeinträchtigung der Lese- und Rechtschreibentwicklung mit deutlichen Folgen für die schulischen Leistungen.

• Fehlerhaftes Lesen mit Auslassungen, Verdrehungen, Hinzufügen von Wortteilen. Diese Symptome zeigen sich in der ersten Klasse, ggf. auch anhaltend. Nur vertraute kurze Wörter werden erlesen. In den späteren Klassenstufen wird nur langsam, stockend und mit großer Anstrengung gelesen.

• Der Leser verliert häufig die Zeile und kann nur schlecht vorlesen.

• Das Leseverständnis ist beeinträchtigt, eine Zusammenfassung des Gelesenen gelingt nicht, ebenso nicht die Schlussfolgerung aus dem Gelesenen.

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Die LRS-Forschung versuchte, in den auftretenden Fehlern eine Ordnung oder einen Entwicklungsaspekt zu finden. Dabei wurde über lange Zeit auf die unzureichende Schriftzeichendarstellung hingewiesen (z. B. Verdrehungen, Verstümmelungen). Tatsächlich scheinen solche Verstümmelungen häufiger aufzutreten als alle anderen Fehlerarten.

Des weiteren wurde untersucht, ob genetisch begründete Veranlagungen nachzuweisen sind. Es lassen sich Familien mit LRS-Symptomhäufungen finden, eineiige Zwillinge zeigen übereinstimmend die LRS-Beeinträchtigungen.

Diese Daten weisen darauf hin, dass aus den LRS- Symptomen auf eine Schwäche in der Reflexion über den Phonemaufbau der Sprache und ggf. bei der phonologischen Rekodierfähigkeit geschlossen werden kann.

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Wahrscheinlichkeit von LRS

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Allgemein gilt, dass sich erste Hinweise auf legasthene Symptome finden, a.) wenn das Kind

•später als durchschnittlich zu sprechen beginnt,

• schon im Elementarbereich keine oder nur geringe phonologische Bewusstheit zeigt, d. h. Reime oder den Wechsel von Anfangs-

buchstaben oder Alliteration nicht bemerkt.

b.) wenn das Kind in der ersten Klasse• selbst kurze Wörter nicht flüssig lesen kann,• beim Lesen Wörter verwechselt, Wortteile nicht liest, andere Wörter als die vorgegebenen liest,• Pseudowörter nicht richtig lesen kann,

• kurze bekannte Wörter eher richtig schreibt,• unbekannte und längere Wörter fast nur fehlerhaft schreibt, • Einzelbuchstaben und Wortteile auslässt,• Pseudowörter nicht schreiben kann.

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Häufig tritt auch eine Rechenschwäche zusätzlich auf.

Nicht selten sind motorische Störungen festzustellen,

es finden sich bei diesen Kinder zusätzlich auch Sprachschwierigkeiten ( z. B. leichte Artikulationsstörungen, unvollständiger Satzbau beim Erzählen).

Bei diesen Kindern kann meistens ein niedriges Selbstwertgefühl und ein geringes Selbstwirksamkeitskonzept festgestellt werden.

Bei nachweislicher Hyperaktivität und bei Aufmerksamkeitsstörungen tritt LRS zusätzlich in bis zu 50 Prozent der Fälle auf.

Die neueren Untersuchungen (bis 1998) haben keinen Hinweis dafür gegeben, dass die Symptome der LRS von der Intelligenz abhängen.

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• Aktuelle neurologische Untersuchungen an 5 jährigen Kindern in Norwegen haben ergeben, dass in bestimmten Hirnregionen, die für Sprachleistungen relevant sind, sich die Durchblutung anders darstellt als bei Kindern, die keinerlei legasthene Merkmale zeigen.

• Die Risiko-Gruppe wurde weitere 4 Jahre begleitet und zeigte erwartungsgemäß größere Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb als die Kontrollgruppe.

• Quelle: Universität Bergen, Norwegen (5/11/08)

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Diagnostik:Die diagnostische Untersuchung sollte so früh wie möglich erfolgen.Der Aspekt „phonologische Bewusstheit“ kann bereits im Vorschulalterz. B. mit dem „Bielefelder Screening“ (Jansen u.a. 1999) untersucht werden. Der früheste Zeitpunkt in der ersten Klasse liegt vor, wenn acht Buchstaben erarbeitet worden sind. Das ist meistens im Dezember/Januar der ersten Klasse der Fall.

Für diesen Diagnoseschritt empfiehlt sich die „Würzburger leise-lese-Probe (WLLP)“ (Küspert & Schneider 2000).

Es handelt sich dabei um die Ermittlung der Lesegeschwindigkeit. (= einer Wortgruppe mit thematischem Verweis auf eins von vier Bildern, es soll genau das passende zugeordnet werden.)

Für die Überprüfung der rechtschreiblichen Entwicklung liegen unterschiedliche Testreihen vor, z. B. die Hamburger Schreibprobe.

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Es liegen eine Reihe von Förderprogrammen vor, dazu gehören:

Das „Würzburger Trainingsprogramm“ (Küspert & Schneider, 2001) ist ein Programm zur Schulung der phonologischen Bewusstheit. Das Programm wurde in Anlehnung an skandinavische Untersuchungen und Übungsprogramme, die vor 20 Jahren entwickelt wurden, konzipiert. Es besteht aus zwei Bausteinen, nämlich „hören ,lauschen-lernen I + II“ (Küspert & Schneider 2001)

Es wird bereits im Vorschulbereich eingesetzt und läuft mit dem Baustein I über 20 Wochen und mit dem Baustein II über weitere 10 Wochen. Es wird täglich für 15 Minuten trainiert.

„Lesen lernen durch lauttreue Leseübungen.“ (Findeisen, Melenk, Schillo 2000), es handelt sich um ein Programm für den Anfangsunterricht.

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• „Lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung“ (Reuter-Liehr 2001) ist ein Programm für die Klassenstufen 3 bis 5.

• „Kieler Lese- und Rechtschreibaufbau“ (Dummer-Smoch, Hackethal 1993) ist ein Programm für den Fall sehr schwerer Lernstörungen bei Kindern und Jugendlichen, es kann auch für erwachsene Analphabeten eingesetzt werden.

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In den Bundesländern wird die schulinterne Förderung der LRS-SuS durch Erlass geregelt. Dazu gehört die Organisation der Förderung (Gruppengröße, Zeitumfang, Dauer).Es muss geregelt werden, wer den Förderbedarf feststellt.Es muss die Förderwürdigkeit bestimmt werden.Aussagen über die Qualifikation der fördernden Lehrkräfte fehlen meistens.Die Benotung und die Folgen für die Versetzung und den Schulabschluss müssen genannt sein. Es gilt:

Je ärmer das Bundesland, desto höher die Förderschwelle, desto ungeregelter die LRS-Ausbildung der LehrerInnen.

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Rechtliche Merkmale.Professor Enuschat, Universität Konstanz, hat in 2008 ein juristisches Gutachten vorgelegt zum Themenfeld der Förderbedürftigkeit und der Förderverpflichtung bei LRS. Er geht von folgenden Annahmen aus:

• Leserechtschreibschwäche oder -störung ist eine neurologisch bedingte Behinderung, die länger als 6 Monate manifest ist und durch Interventionen nur bedingt gemindert werden kann. Eine Förderung, für die eine zeitliche Deckelung ausgesprochen wird, ist nicht rechtens. Eine Behinderung löst einen Unterstützungsanspruch aus.

• Das betroffene Kind hat einen Rechtsanspruch auf Bildung und Chancengleichheit, beide Ansprüche sind im Grundgesetz verankert.

• Zur Durchsetzung und Einlösung dieses Anspruchs ist der Staat verpflichtet, weil er die Bildungsgänge in seiner Verantwortung organisiert und den Einzelnen über die Schulpflicht an die Nutzung seiner Angebote bindet.

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• Die Lehrer haben eine Diagnosepflicht und Pflicht zur individuellen Förderung, die sie unverzüglich an Dritte delegieren müssen, wenn sie selbst fachlich nicht kompetent sind.

Die Schule kann unter dem Aspekt der Chancengleichheit bei Leistungsbewertungen entweder • die Prüfungszeit verlängern, • die Inhalte so verändern, dass sie mündlich abzuprüfen sind, • oder sie kann bei der Leistungsbeurteilung versuchen, den Anteil der

Schreib-und Leseleistung nicht zu benoten.

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Außerschulische Förderung ist möglich. Dabei wird das Kind einem

Testverfahren unterzogen, das von der Jugendhilfe definiert und

durchgeführt wird (nach § 35a, Sozialgesetzbuch VIII).

Bei entsprechenden Ergebnissen kann eine finanzielle Förderung erfolgen

im Umfang von etwa 3.500.-€ /a erfolgen (= 40 Std/a).

SchuleSchüler/in

zeigtschwache Leistungen

Test

Schulpsychologe

ElternKinderarzt Jugendhilfe

Lerntherapeut21

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Unterrichtliche Hilfen:Die meisten RS-Didaktiker empfehlen eine tägliche Übungszeit von 15 Minuten im Grundschulbereich. Längere Übungsphasen führen nicht zu einem besseren Erfolg. Schwache Schüler können pro Tag nur eine begrenzte Zahl an neuen Wörtern aus dem Grundwortschatz aufnehmen (< 10).

Es ist für den Erfolg des Lernens wichtig, rückgreifende Übungen zu planen, d. h. zurückliegende Inhalte mehrmals und in größeren Abständen zum Übungsinhalt zu machen.

Schwächere Schüler benötigen dabei eine direkte Rückmeldung und Ermunterung.

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Der Verband bietet eine Ausbildung zum Legasthenietrainer an. Die Ausbildung ist als Fernstudium über 2 bis 4 Semester

zu absolvieren und kostet etwa 200,00 €.Der Verband ist eine auch in Deutschland

anerkannte Ausbildungseinrichtung.Auf der Homepage finden sich zahlreiche Fachbeiträge als Download.

Der Verband hält jährliche Symposien ab.

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ReLv: Rechtschreiben erforschen –Lesen verstehen.

Ein Unterrichtsprojekt zur Prävention von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten.

Das Projekt wurde 2004 im Kreis Gütersloh an mehreren Schulen eingeführt

und bis 2007 erprobt. Ein Projektbericht liegt vor.

Das städtische Jugendamt verzeichnete seit 1993 einen deutlichen Anstieg

an Förderanträgen gem. §35a SozGB VIII,

diese Anträge wurden deshalb z. T. auch gerichtlich erfolgreich

durchgesetzt, weil die Schulen keine kompetente Hilfen nachweisen

konnten. Die Stadt hatte in der Folge erhebliche Kosten zu tragen.

Mit dem Projekt ReLv erhoffte sich die Stadt Gütersloh

a. eine Kosteneinsparung

b. die Rückverlagerung der Fördermaßnahmen an die Schulen.

Die Erprobungsphase wurde erfolgreich abgeschlossen. Die Maßnahme

kann nicht weiterlaufen, weil Personal und Gelder fehlen.

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FRESH: Freiburger Rechtschreibschule

Es handelt sich um eine Fördermethode, die im Raum Freiburg entwickelt

und erprobt wurde. Evaluationsberichte liegen seit 1994 und 1998 vor.

Die Methode stützt sich auf zwei Ansätze:• Die Modellvorstellung von Ordnerstrukturen, die sich im Gehirn bilden und

die nach bestimmten Prinzipien arbeiten• Die Annahme, die Störungen für die Ordnerbildung , die bei der

Aufgabenlösung ‚Schreiben‘ und ‚Lesen‘ auftreten, identifizieren zu können und durch gezielte Fördermaßnahmen beheben zu können.

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Das Modell eines Ordners hat folgende Struktur:

Extern:Visuelle

Akustische +kinästhetische

Information

Selbst gesteuertesRechtschreiben

Extern:Motorische Handlungen:

Schreibensprechen

Intern Gespeicherte

Bilder, Klang- und Bewegungsmuster

z. B. Silben

InternGelernte

Klang- und Bewegungsmuster

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Der Verband ist bundesweit organisiert. Der Verband schätzt die Zahl der Analphabeten

in Deutschland auf 4 Millionen.

30 Millionen Euro werden jährlich von der Bundesregierungfür die Förderung dieser Personengruppe bereitgestellt.

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• Der Bundesverband ist nach Landesverbänden organisiert• Der wissenschaftliche Beirat ist besetzt mit 3 namenhaften

Sprachwissenschaftlern und Sprachpsychologen. • Der Verband zertifiziert Lerntherapeuten• Der Verband organisiert nationale Fachtagungen• Der Verband gibt Unterstützung bei fehlender Förderung

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Für legasthene Kinder stellen die deutsche und die englische Schriftsprache unterschiedliche Aufgaben dar:Im Englischen sind die inkonsistenten Graphem-Phonem-Beziehungen häufiger als im Deutschen, daher fällt das Erlernen dieses Schriftsprachsystems schwerer. Englische SuS haben diese Probleme ebenfalls und es gibt eine entsprechende fachliche Diskussion und es liegen Lernmaterialien vor.

In der Regel korrelieren die Zensuren in den Fächern Deutsch und Englisch stark, d. h. es gibt keine SuS mit schwachen Deutschzensuren, die gute Zensuren im Fach Englisch haben.

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Quellen:• Laut, Grünke, Brunstein (Hg.) Interventionen bei Lernstörungen,

Göttingen 2004• Klicpera, Gasteiger-Klicpera. Psychologie der Lese- und

Schreibschwierigkeiten, Weinheim1998.• Warnke, Hemminger, Roth, Schneck. Legasthenie. Leitfaden für die

Praxis, Göttingen 2002• Remschmidt, Schmidt, Proustka. Multiaxiales Klassifikationsschema für

psychische Störungen nach ICD-10 der WHO, Bern 2006, S. 293 ff• Astrid Kopp-Duller. Legathenie und LRS. Download-Angebot des EÖDL,

dyslexie research center 2008• Landerl, Karin. Legasthenie in Deutsch und Englisch. Frankfurt 1996• Klicpera, Schabmann, Gasteiger-Klicpera. Legasthenie. Weinheim 2007

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Beispiel für ein schulinternes LRS-Programm:

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Zielsetzung und Vorgehensweise

Ausgangslage und Zielsetzung

Inhaltliche Schwerpunkte (Bsp.) Vorgehensweise und Beteiligte Hilfestellung im Unterricht ?

... Rücksichtnahme bei Klassenarbeiten

Form (z.B. mündlich, nicht handschriftlich) Bewertung (z.B.Grün statt Rotstift ) Zeitrahmen

Notengewichtung ? ...

Motivation ?

Arbeitsteam bilden (Lehrern und Eltern) Erarbeitung einer Handlungsrichtlinie

inhaltliche Schwerpunkte definieren Ausgestaltung

Ergebnis im Kollegium kommunizieren

LRS hat Auswirkungen auf eine Vielzahl von Fächern Trotz ihrer normalen bis hohen Intelligenz kann die Teilleistungsschwäche „LRS“ zu Problemen und schlechten Noten in vielen Fächern führen(unleserliche Schrift, geringe Schreibgeschwindigkeit, Textverständnisprobleme....) Wenn diese Schwäche im Schulalltag nicht adäquat berück- sichtigt wird, „gehen die Kinder unter“ (Motivation, Selbst- bewusstsein,..) Probleme zwischen Schülern, Lehrern und Eltern

Ziel ist, zu definieren: Wie gehen wir damit im Schulalltag konkret um?

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Handlungsrichtlinien

Analyse derLernsituation

Fördermaß-nahmen und Fortbildung

Leistungsfest-stellung undbewertung

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Schulische Bedingungen

Soziales Umfeld

Voraussetzungen

Kinder Im Unterricht In der Schule außerhalb der Schule

Schriftliche und mündliche Arbeiten

Zeugnisse

Verantwortlichkeiten/Verfahrensweise4

Verantwortliche/Schule

AnsprechpartnerEltern/Kind

FortschreibungLRS-Entwicklungsprog.

Eltern

Lehrer

LRSArbeitskreis

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Analyse derLernsituation

Ausgestaltung 1

1

Schulische Bedingungen

Soziales Umfeld

Handlungsempfehlungen/MaßnahmenKurzfristig (Schuljahr 03/04)

Mittelfristig (Schuljahr 04/05)

Voraussetzungen

Fortsetzung der LRS-Förderung in den Klassen 7 - 10

LRS-Informationen fürGrundschulen bereitstellen;Durch Lernstandserhebungenund Kernlehrpläne in den Grundschulen mehr Klar-heit über die Lernvoraus-setzungen bei den Fünft-klässlern schaffen

6 Stunden Deutschunterricht/Woche Sprachdiagnosetest/Rechtschreibtest nach 4-6 Unterrichtswochen, danach Einteilung in bedarfs- spezifische Fördergruppen (7 – 15 Sch.): Sprach-

förderung, Rechtschreibförderung, LRS-Förderung,Schreibwerkstatt, falls möglich.

Fortsetzung des Förderunterrichts in den Klassen 6 ( 5. Deutschstunde)

Leseförderung z.B. durch Vorlesewettbewerb Lehrerfortbildung zum Thema LRS Fortsetzung der LRS-Förderung in den Klassen 7-10 wünschenswert

Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus a) durch Information durch die Eltern noch vor der Einschulung und gemeinsamer Beratung von Fördermaßnahmen (Aufnahmegespräche) b) durch Zusammenarbeit LRS-Arbeitskreis mit der Schule c) durch Elternarbeit des LRS-Arbeitskreises (z.B. Elternstammtische) d) Vorstellung des Arbeitskreises beim BegrüßungsfestAktueller Status: Herkunft der Schüler/innen aus 7 verschiedenen Grundschulen mit unterschiedlichem Lernstand zu Beginn des 5. Schuljahrs; Feststellungder LRS in der Grundschule oft erst kurz vor dem Übergang in die Sekundarstufe I, daher auch erst rela-tiv später Beginn der speziellen Fördermaßnahmen;

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Ausgestaltung 2

Fördermaßnahmenund Fortbildung

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Kinder

Eltern

Handlungsempfehlungen/MaßnahmenKurzfristig

Mittelfristig

Lehrer

individuelle Hilfen während des Unterrichtsanbieten (z.B. ge-

nügend Zeit geben und Arbeitstempo beobachten, getippteArbeitsblätter/große Schrift, andere Übungsformen im Unter-richt anbieten, Kind nicht an Tafel schreiben lassen)

zusätzliche Arbeitsblätter in Bezug auf anstehende Ar-beiten verteilen, damit zu Hause geübt werden kann

Computergeschriebene HA erlauben

Vortragsabende des LRS-Kreises Broschüre durch LRS-Kreis erstellen 2-monatlicher Stammtisch zwecks Hilfe

zur Selbsthilfe, Information und Er-fahrungsaustausch

Fortbildungsveranstaltung für Lehrer

Förderstunde mit Lehrkraft von außerhalb (z.B. Ruheständler/in, bezahlt von Eltern/Schule über Förder verein,.....)

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Ausgestaltung 3

Leistungsfeststellungund Bewertung

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Schriftliche undmündliche Arbeiten

Zeugnisse(gemäß LRS-Erlaß desKultusministeriums)

Handlungsempfehlungen/MaßnahmenKurzfristig Mittelfristig

Arbeitsblätter und Aufgaben werden getippt(große Schrift)

„LRS“-Vermerk im Notenbuch des Lehrers Rechtschreibleistung nicht in die Note mit

einbeziehen (alle Fächer) Notenrückstufung aufgrund der Recht-

schreibung (ab Klasse 7 prinzipiell möglich) wird nicht vorgenommen

Mehr Zeit, Aufgabenumfang reduzieren (Ein-klammern von Aufgaben) oder andere Aufgaben zur Verständnissicherung – indivi-

duell je nach Fach und Kind Möglichst viel mündlich abfragen Schul-Laptop darf für Arbeit genutzt werden (ab Kl. 9)

Beurteilung statt Note möglich Soweit LRS bei der Note berücksichtigt wird, enthält das Zeugnis einen entspr. VermerkLeserechtschreibleistung darf bei der Ent- scheidung über die Versetzung nicht den Ausschlag geben

In der Fachkonferenz-Deutsch Bewertungskatalog für Fehler

aufgrund der LRS aufstellen ebenso für Fremdsprachen

Berücksichtigung der Handlungs- empfehlungen beim Programm „Deutsch in allen Fächern“)

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11.04.23 Dr. J. Schulze-Bergmann

Ausgestaltung 4

Verantwortlichkeiten/Verfahrensweise

4

Verantwortliche/Schule

Ansprechpartner fürEltern/Schüler

Handlungsempfehlungen/MaßnahmenKurzfristig) Mittelfristig)

Fortschreibung LRS-Entwicklungsprogramm

Zentraler Ansprechpartner/Kompetenz- team für Lehrer und zugleich Koordinator für den Kontakt zum AK-LRS

Führen einer zentralen Liste bzgl. Betroffener – als Basis für Förderung etc. (Liste nur für Schule einsehbar)

Klassenlehrer(in)/Deutschlehrer(in) als erste Ansprechpartner/Anlaufstelle

Workshop des Arbeitsteams mit Lehrern zwecks Weiterentwicklungund Optimierung der Maßnahmen

Arbeitskreis LRS Veröffentlichung von Informationen auf der Homepage der Schule

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Dr. J. Schulze-Bergmann 40

Einzelfall aus Paderborn.

Das Kind wurde1993 geboren. Die Mutter berichtet, dass sie den

Spracherwerb des Kindes nicht als normal empfand. Hinweise oder

Besondere Überprüfungen durch den Kinderarzt fanden nicht statt. Es

wurde ein Jahr zurückgestellt.

Bereits im Ersten Schuljahr zeigte sich eine verzögerte

Lernentwicklung. Die Grundschulkollegin lehnte eine Wiederholung der

Klassenstufe 1 ab, erwog aber die Überweisung des Kindes in den

Förderschulbereich. Die Mutter lehnte diese Schullaufbahn ab.

Die Mutter übernahm die weitere Initiative, der immer deutlicher werden

Schwäche nachzugehen.

Ende Klasse 4 wurde an der Kinderklinik Hannover eine deutliche

ausgeprägte Schwerhörigkeit festgestellt.

Im Abschlusszeugnis der Grundschule finden sich keinerlei Hinweise auf

die Lernverzögerung oder Beeinträchtigung.

Das Kind erhält ein Hörgerät.

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2005 geht das Kind über in eine Paderborner Gesamtschule .

2005 wird mit Hilfe eines Rechtschreibtests die schwache rechtschreibliche

Entwicklung festgestellt (Prozentrang unter 15). Das Kind besucht diverse

Förderkurse der Schule (Deutsch, Englisch, Mathematik) zusammen mit bis

zu 15 SuS.

2007 wird der Mutter schriftlich von der SL bestätigt, dass • die Schule eine weitere fachliche Förderung nicht leisten könne,• eine weitere Förderung notwendig sei,• das Kind seelische Beeinträchtigungen zeige.

Ende 2007:

Die Mutter stellt beim zuständigen Jugendamt den Antrag auf

Einzelfallhilfe bzw. Eingliederung und Kostenübernahme für die

außerschulische Förderung.

Der Eingang des Antrags wurde weder bestätigt, noch bis Anfang 2009

beschieden.

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Klasse 5 Deutsch Englisch Mathe

Klasse 6 4/4 4/4 4/3

Klasse 7 4/4 4/4 3/3

Klasse 8 4 5 2

Förderformen oder Maßnahmen bei Leistungsüberprüfungen, mit denen der Nachteil ausgeglichen werden könnte, sind nicht bekannt.