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B.A.U.M. e.V. (Hrsg.) Pioniere der Nachhaltigkeit 20 Jahre B.A.U.M.-Umweltpreis ISBN 978-3-86581-420-3 144 Seiten, 14,5 x 23,8 cm, 24,95 Euro oekom verlag, München 2012 ©oekom verlag 2012 www.oekom.de

20 Jahre B.A.U.M.-Umweltpreis ISBN 978-3-86581-420-3 144 ... · Prof. Dr. Maximilian Gege, unter Mitarbeit von Dr. Katrin Wippich 20 Jahre B.A.U.M.-Umweltpreis Vorbildliches Engagement

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B.A.U.M. e.V. (Hrsg.) Pioniere der Nachhaltigkeit 20 Jahre B.A.U.M.-Umweltpreis

ISBN 978-3-86581-420-3 144 Seiten, 14,5 x 23,8 cm, 24,95 Euro

oekom verlag, München 2012 ©oekom verlag 2012

www.oekom.de

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Prof. Dr. Maximilian Gege,   unter Mitarbeit von Dr. Katrin Wippich

20 Jahre B.A.U.M.-UmweltpreisVorbildliches Engagement für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung

Bereits seit 1993 gilt die Verleihung des B.A.U.M.-Umweltpreises als der Höhepunkt einer jeden B.A.U.M.-Jahrestagung. Hier treffen sich einmal im Jahr Nachhaltigkeitsexperten aus Politik, Wirtschaft, Verbänden, Medien und Wissenschaft zu Diskussion und Erfahrungs-austausch. Die Jahrestagung findet alljährlich an einem anderen Ort statt: In den letzten Jahren wurde nach Berlin, Hamburg, Erfurt, Stuttgart und München geladen; 2013 geht es nach Nürnberg. Ledig-lich ein Mal – im Jahr 2002 – mussten Jahrestagung und Preisver-leihung ausfallen: Wegen des sogenannten Jahrhunderthochwassers konnte die Jahrestagung in Dresden nicht stattfinden und wurde im darauffolgenden Jahr nachgeholt.

Treffen der B.A.U.M.-Preisträger mit Bundespräsident Johannes Rau

im Jahr 2000 auf der Insel Mainau

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Seit 2004 wird neben dem B.A.U.M.-Umweltpreis auch der Inter-nationale B.A.U.M.-Sonderpreis verliehen. Zu den Sonderpreisträ-gern gehören u. a. Fürst Albert II. von Monaco (2009), Prof. Dr. Klaus Töpfer (2008), der Tennisspieler Michael Stich (2006), Bergsteiger Reinhold Messner (2008), der Musiker Peter Maffay (2005) oder der Bestsellerautor Jostein Gaarder (2004). Sie alle engagieren sich auf besondere Weise für den internationalen Natur- und Umweltschutz oder im sozialen Bereich. Oft hielten prominente Politiker die Fest-rede zur Preisverleihung und überreichten die Auszeichnungen. Im Jahr 2012 beispielsweise empfingen die Preisträger ihre Urkunde aus den Händen von Bundesumweltminister Peter Altmaier. Auch frühere Umweltminister wie Jürgen Trittin, die heutige Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, Ministerpräsidenten wie Günther H. Oettinger oder Ole von Beust und Olaf Scholz – als Erste Bürgermeister des Stadt-staats Hamburg – nahmen die Preisverleihung bereits vor.

2012 konnten sich die Preisträger zudem über einen Empfang bei Bundespräsident Joachim Gauck in Schloss Bellevue freuen. Auch sei-ne Amtsvorgänger Prof. Dr. Horst Köhler und Johannes Rau hatten

B.A .U.M. -Preisträger, B . A .U.M. -Vorstand und weitere Ehrengäste 2003 bei

Bundespräsident Johannes Rau in Schloss Bellevue

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die B.A.U.M.-Preisträger bereits empfangen (in den Jahren 2007 be-ziehungsweise 2003). Im Jahr 2000 fand die B.A.U.M.-Jahrestagung auf der Insel Mainau statt, wo Bundespräsident Johannes Rau ebenfalls anwesend war. Mit seinem Preis zeichnet B.A.U.M. e. V. ganz be-wusst engagierte Einzelpersonen aus und keine Organisationen. Die Auszeichnung wurde 1993 ins Leben gerufen, um vor allem die Arbeit der »Macher« in Unternehmen und Institutionen anzuerkennen; die Arbeit derer, die das Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement ver-antworten und operativ umsetzen – und sich dabei manches Mal auch gegen interne Widerstände durchsetzen müssen. Zahlreiche der aus-gezeichneten Umweltbeauftragten berichten beispielsweise, wie diese Auszeichnung ihnen Rückenwind gegeben und ihre Position auch im eigenen Unternehmen gestärkt hat.

Nicht nur für die Preisträger, auch für die Unternehmen und In-stitutionen, denen die Preisträger angehören, bedeutet der in Fach-kreisen sehr renommierte B.A.U.M.-Umweltpreis durchaus einen Imagegewinn. Sie nutzen die Preisverleihung zu intensiver Öffent-lichkeitsarbeit vor allem in ihrer jeweiligen Region und in Branchen-

B.A .U.M. -Preisträger, B . A .U.M. -Vorstand und weitere Ehrengäste 2007 bei

Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler in Schloss Bellevue

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Medien. Auch mehrere Jahre nach der Auszeichnung findet sich in Presseartikeln und Fernsehbeiträgen über das jeweilige Unternehmen oft ein Hinweis auf den B.A.U.M.-Umweltpreis.

Durch die Auszeichnung will B.A.U.M. die Preisträger auch als Vorbilder präsentieren, die durch ihr Engagement zeigen, wie nach-haltiges Wirtschaften möglich ist: umweltschonend, ökonomisch er-folgreich und sozial gerecht. Vorbilder spielen in vielen Zusammen-hängen eine bedeutende Rolle. Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft gehen diese Pioniere voran, überzeugen durch Best-Practice-Beispiele aus den Bereichen Energie- und Res-sourceneffizienz, Biodiversität, Corporate Social Responsibility etc. und motivieren durch ihr Vorbild andere, beharrlich zu sein und sich auch von Hemmnissen oder gelegentlichen Rückschlägen nicht entmuti-gen zu lassen. Die B.A.U.M.-Preisträger überzeugen zudem auch oft durch konsequentes Handeln nach Umwelt- und Nachhaltigkeitskri-terien im privaten Bereich.

Dabei ist die Rolle von Unternehmerpersönlichkeiten für eine nach-haltige Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft von besonderer Bedeutung. Studien belegen, dass vor allem inhabergeführte Unter-nehmen im Mittelstand zu den Vorreitern in Sachen Nachhaltigkeit gehören. Dies überrascht nicht, da gerade Familienunternehmen, die unter Umständen bereits seit mehreren Generationen bestehen, ganz selbstverständlich in großen Zeiträumen denken.

Unter den B.A.U.M.-Preisträgern in der Kategorie Kleine und mit-telständische Unternehmen finden sich zahlreiche Persönlichkeiten, die durch ihre Biografie, ihre Innovationskraft in Sachen Nachhaltigkeit und die engagierte Umsetzung der Nachhaltigkeitsprinzipien in allen Unternehmensbereichen als Vorbilder überzeugen. Einzelne Preisträ-ger werden durch Porträts in diesem Buch ausführlich vorgestellt; hier sollen lediglich drei Beispiele genannt werden.

So lebt Jürgen Schmidt, Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender der memo AG und B.A.U.M.-Umweltpreisträger 2001, seit fast 30 Jahren für die Nachhaltigkeit. Er begann als Schüler auf dem Schulhof mit dem Verkauf von Heften aus Recyclingpapier und entwickelte daraus sein Unternehmen, heute ein europaweit tätiges Versandhaus für nachhalti-ge Büroprodukte. Für sein Engagement wurde Jürgen Schmidt 2011 auf

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Vorschlag von B.A.U.M. durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) als Trendsetter der Nachhaltigkeit mit dem Deutschen Umwelt-preis, der höchstdotierten Umweltauszeichnung Europas, ausgezeich-net. Durch seine Initiative Sustainable Business Angels, die er zusammen mit Peter Kowalsky, dem Entwickler der Bionade, begründet hat, gibt er seine Erfahrungen mit dem Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanage-ment nun an Jungunternehmer weiter. Auch Dr. Franz Ehrnsperger, Geschäftsführer der Neumarkter Lammsbräu, ist Träger sowohl des Deutschen Umweltpreises (2001), als auch des B.A.U.M.-Umwelt-preises (2006). Er übernahm das seit dem 17. Jahrhundert bestehende Familienunternehmen 1971 und stellte die Weichen für ein komplett nachhaltiges Unternehmenskonzept. Heute ist Neumarkter Lamms-bräu der weltweit führende Bio-Getränkehersteller. Um zu Engage-ment für Nachhaltigkeit zu motivieren, stiftete Dr. Franz Ehrnsper-ger selbst einen Preis: Das Preisgeld der DBU, das er 2001 erhielt, investierte der Unternehmer in eine neue Flaschenwaschanlage, die weniger Energie und Wasser verbraucht. Das dadurch gesparte Geld geht seit 2002 an die Preisträger des Lammsbräu Nachhaltigkeitsprei-ses – insgesamt jährlich 10.000 Euro.

Die Biografie von Ulrich Walter, Träger des B.A.U.M.-Umwelt-preises 2004, zeigt ebenfalls, wie persönliches Engagement zu nach-haltigem Erfolg führt. Vor mehr als 30 Jahren trat der gelernte Ree-dereikaufmann und Sozialpädagoge mit dem Anspruch an, in seinem Bioladen hochwertige, unverfälschte Lebensmittel anzubieten. Da Tee, Kaffee und Gewürze in Bio-Qualität nicht verfügbar waren, machte er sich selbst auf die Suche: Seine Reisen führten ihn nach Südfrankreich, Ägypten und später bis nach Indien. Aus dem kleinen Bioladen Lebens-baum wurde ein mittelständisches Familienunternehmen, das Kaffees, Tees und Gewürze aus ökologischem Landbau vertreibt (vgl. zu Ulrich Walter auch das Porträt auf den Seiten 96 – 98 in diesem Buch).

Doch nicht nur der Mittelstand engagiert sich für Nachhaltigkeit. In der Kategorie Großunternehmen kann B.A.U.M. ebenfalls Jahr für Jahr überzeugende Preisträger präsentieren. Hier sind es oft Um-welt- und Nachhaltigkeitsbeauftragte, denen es durch persönlichen Einsatz gelingt, die Unternehmensleitung, aber auch die Belegschaft, von den Vorteilen nachhaltigen Wirtschaftens zu überzeugen und

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entsprechende Maßnahmen zu implementieren. Aber auch aus der Unternehmensleitung selbst kommen häufig wichtige Nachhaltig-keitsimpulse, weswegen B.A.U.M. auch CEOs, die für nachhaltige Entwicklung in ihrem Unternehmen stehen, ausgezeichnet hat. Bei international tätigen Großunternehmen, die im Fokus der Öffentlich-keit stehen, wird die Vorbildfunktion dadurch besonders deutlich. Aus der Preiskategorie Großunternehmen finden sich im vorliegenden Buch beispielsweise Porträts von Harry J. M. Brouwer (Unilever Deutsch-land GmbH, Preisträger von 2011), Alain Caparros (REWE Group, Preisträger von 2012) oder Franz Fehrenbach (Robert Bosch GmbH, Preisträger von 2009).

Eine wichtige Unternehmerpersönlichkeit, die lange Jahre an der Spitze eines Großunternehmens stand, ist auch Dr. Michael Otto. Er war von 1981 bis 2007 Vorstandsvorsitzender der Otto Group und ist seitdem Aufsichtsratsmitglied. Dr. Michael Otto, der 2005 den Inter-nationalen B.A.U.M.-Sonderpreis erhielt, erklärte bereits 1986 den Umweltschutz zum ausdrücklichen Unternehmensziel und machte damit den Konzern zu einem der Pioniere im Umweltschutz. Auch heute gehört die Otto Group zu den Vorreitern der Branche und ist beispielsweise Mitglied der Initiative Biodiversity in Good Company oder Partner von Cotton made in Africa. Das persönliche Engagement von Dr. Michael Otto äußert sich unter anderem in seiner 1993 gegrün-deten Stiftung, die sich besonders für den Schutz und Erhalt der Le-bensgrundlage Wasser einsetzt.

Neben den Unternehmensvertretern werden mit dem B.A.U.M.-Umweltpreis auch Journalisten und Wissenschaftler geehrt, die sich durch ihre Publikationen bzw. ihre Forschung und Lehre um Umwelt-schutz und Nachhaltigkeit verdient gemacht haben. Der Schwerpunkt liegt hier besonders auf der Aufbereitung von Nachhaltigkeitsthemen für die Öffentlichkeit, auf Aufklärung und Bewusstseinsbildung.

In der Kategorie Medien hat die Jury des B.A.U.M.-Umweltpreises, der neben dem B.A.U.M.-Vorsitzenden Prof. Dr. Maximilian Gege (Jury-Vorsitz) und den B.A.U.M.-Vorstandsmitgliedern Martin Ol-deland und Dr. Peter C. Mohr derzeit Uwe Möller (ehemaliger Gene-ralsekretär des Club of Rome), Prof. Dr. Jürgen Simon (Universität Lüneburg, Weiterbildungsstudiengang Umweltrecht und Umwelt-

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ökonomie) und Dr. Georg Winter (Gründungsmitglied, Vorsitzender bis 2004, jetziger Ehrenvorsitzender von B.A.U.M. e. V.) angehören, Journalisten ausgezeichnet, die für und mit ganz unterschiedlichen Medien arbeiten. So ist Volker Angres (Preisträger von 2003) vor allem durch seine Tätigkeit als Moderator in Umweltsendungen des ZDF bekannt. Dr. Fritz Vorholz (Preisträger von 2007) repräsentiert als langjähriger Redakteur der ZEIT eines der renommiertesten deut-schen Printmedien.

Der Filmemacher Carl A. Fechner, der den B.A.U.M.-Umweltpreis 2009 erhielt, hat zahlreiche Kino- und TV-Dokumentarfilme produ-ziert, die sich mit Energieeffizienz und erneuerbaren Energien be-schäftigen oder Probleme der Globalisierung beleuchten. Sein letztes großes Projekt war der Film Energy Autonomy – Die 4. Revolution, der 2010 in den Kinos lief und in dem neben Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, der Menschenrechtsaktivistin Bianca Jagger und dem im Oktober 2010 verstorbenen Politiker Herrmann Scheer auch ich als B.A.U.M.-Vorsitzender und Experte für Energieeffizienz mit-wirkte.

Nur sehr schwer medial einzuordnen ist Franz Alt, B.A.U.M.-Um-weltpreisträger in der Kategorie Medien von 2004. Bekannt wurde er zunächst als Moderator in Rundfunk und Fernsehen. Mit seiner breiten publizistischen Tätigkeit und seinem politischen Engagement ist er heute eine Institution in der Umwelt- und Nachhaltigkeitsszene.

Allen Preisträgern in der Kategorie Medien ist gemeinsam, dass sie die Öffentlichkeit über die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit informieren und dazu anregen, sich kritisch und reflektiert mit diesen Sachverhalten auseinander zu setzen.

Die Preisträger in der Kategorie Wissenschaft sind überwiegend in der Lehre tätig. Als Inhaber von Lehrstühlen für Betriebswirtschafts-lehre mit Schwerpunkt Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement le-gen sie nicht nur das wissenschaftliche Fundament für nachhaltiges Wirtschaften, sondern bilden zugleich auch die Manager von morgen aus. So tragen sie dazu bei, dass Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanage-ment in Unternehmen zunehmend zur Selbstverständlichkeit werden.

Der Arbeitsschwerpunkt von Prof. Dr. Michael Braungart, der den B.A.U.M.-Umweltpreis in der Kategorie Wissenschaft bereits 1999 er-

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hielt, liegt dagegen nicht im universitären Bereich. Professor Braungart ist Gründer und wissenschaftlicher Geschäftsführer von EPEA, einem internationalen Umweltforschungs- und Beratungsinstitut mit Haupt-sitz in Hamburg. Bekannt wurde Professor Braungart als Entwickler des Cradle to Cradle®-Design-Konzepts, das statt heute üblicher linearer Stoffströme zyklische Stoffkreisläufe fordert und, würde es konsequent umgesetzt, Produkte und Produktion nachhaltig revolutionieren könn-te. Als B.A.U.M. 1984 gegründet wurde, spielte Umweltschutz noch keine zentrale Rolle in der gesellschaftlichen Diskussion. Damals gab es noch kein Bundesumweltministerium. Bei Vorträgen wurden wir manchmal als grüne Spinner bezeichnet, Ökonomie und Ökologie seien doch Gegensätze, das koste alles nur Geld.

Knapp zehn Jahre später, als der B.A.U.M.-Umweltpreis ins Le-ben gerufen wurde, hatte das Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften schon weit über 300 Mitglieder. In diesem kurzen Zeitraum hatte sich in Sachen Umweltbewusstsein einiges getan. Um nur einige In-dikatoren zu nennen: 1983 waren Die Grünen in den deutschen Bun-destag eingezogen; 1986 wurde das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit begründet. 1987 wurde dann im sogenannten Brundtland-Bericht der Begriff der nachhaltigen Entwick-lung definiert, der für das B.A.U.M.-Netzwerk zu einem Wegweiser werden sollte.

Heute, weitere 20 Jahre später, können wir sagen: Es wurde viel er-reicht; die B.A.U.M.-Preisträger haben dazu in ihrem jeweiligen Ar-beitsbereich erheblich beigetragen. Umweltschutz ist heute ein Thema quer durch alle politischen Parteien und gesellschaftlichen Gruppen. Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement und eine entsprechende Zertifizierung nach EMAS oder ISO 14001 sind in Unternehmen keine Besonderheit mehr. Viele Unternehmen veröffentlichen Nach-haltigkeitsberichte. Niemand fragt mehr, ob Ökologie und Ökonomie vereinbar sind – es wird vielmehr die Frage nach dem Wie gestellt.

Und es sind neue Themen auf die Tagesordnung gelangt: der Schutz der Biodiversität beispielsweise, der effiziente Umgang mit endlichen Ressourcen, die Auswirkungen des demografischen Wandels und wie ihnen zu begegnen ist und – ganz aktuell in Deutschland – die Wen-de weg von einer Energieversorgung aus fossilen Quellen hin zu er-

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neuerbaren Energien. Neben all diesen konkreten Handlungsfeldern wird eine umfassendere Debatte über die Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft geführt, über qualitatives Wachstum und die zukünftige Sicherung unserer Lebensqualität.

B.A.U.M. bringt sich in diese Debatten ein – durch politische Ar-beit, Publikationen, Projekte, Veranstaltungen, Vorträge, Modera-torenfunktionen und auch in zahlreichen anderen Jurys für Umwelt- und Nachhaltigkeitspreise, darunter Deutscher Nachhaltigkeitspreis, Hanse-Globe-Logistik-Preis, Nachhaltigkeitspreis Neumarkter Lammsbräu, German Renewables 2012, I:CO Award, Internationaler TÜV Rheinland Global Compact Award. Und mit dem B.A.U.M.-Umweltpreis werden auch in Zukunft Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die zu diesen aktuellen Themen Herausragendes geleistet haben und die B.A.U.M. daher als Vorbild zur Motivation anderer präsentiert.

Hamburg im Dezember 2012

Prof. Dr. Maximilian GegeVorsitzender B.A.U.M. e.V.

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B.A.U.M. e.V. (Hrsg.) Pioniere der Nachhaltigkeit 20 Jahre B.A.U.M.-Umweltpreis

ISBN 978-3-86581-420-3 144 Seiten, 14,5 x 23,8 cm, 24,95 Euro

oekom verlag, München 2012 ©oekom verlag 2012

www.oekom.de

theda Hatlapa / Wolf-Gunthram Frhr. v. Schenck

B.a.U.M.-Umweltpreis 2012K A T E G O R I E  institutionenMit Theda Hatlapa und Wolf-Gunthram Frhr. v. Schenck wurden die Leiter einer vorbildlichen Institution zur Naturvermittlung geehrt. Seit über 40 Jahren steht der Wildpark Eekholt für naturnahe Umweltbildung einer breiten Zielgruppe. Das Angebot, Natur- und Artenschutz zu vermitteln, wurde stetig erweitert und erst in jüngster Zeit durch ein neues Tätigkeitsfeld ergänzt: Seit 2011 zeichnet der Wildpark für das schleswig-holsteinische Wolfsinfozentrum verantwortlich, das in Eekholt angesiedelt wurde.

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Die Naturvermittler Ein Wildpark für die Umweltbildung

Der Wildpark Eekholt befindet sich im Norden von Hamburg am Rand des Segeberger Forstes. Im Jahr 1970 gründete Theda Hatlapa mit ih-rem Gatten Dr. h.c. Hans-Heinrich Hatlapa das schleswig-holsteinische Juwel, das seither zahlreiche Erweiterungen und einen Ausbau der Aktivitäten erfahren hat. 2012 erhielten Theda Hatlapa und Wolf-Gunthram Frhr. v. Schenck den B.A.U.M.-Umweltpreis in der Kate-gorie Institutionen. Seit vielen Jahren leitet Theda Hatlapa den Wild-park gemeinsam mit Wolf-Gunthram Frhr. v. Schenck.

Seit das Angebot 1970 ins Leben gerufen wurde, stehen Umwelt-bildung und -erziehung im Vordergrund des Projekts. Angetrieben wurden die Gründer von ihrer Ursprungsidee, Wildtiere aus der Re-gion in einem natürlichen Lebensraum erlebbar zu machen. Auf einer Grundfläche von knapp 70 Hektar leben heute rund 700 Tiere die zu etwa 100 Arten gehören. Tier- und Artenschutz werden breit vermit-telt, angefangen bei öffentlichen Fütterungen und Greifvogel-Flugvor-führungen über Informationspavillons und Sonderveranstaltungen bis hin zu Ausstellungen, auf denen die Besucher aktiv gefordert werden. Als Naturerlebnis- und Bildungsstätte übernimmt der Park Vorbild-funktion für viele andere Einrichtungen und steht heute für zahlreiche Möglichkeiten zum Kennenlernen der heimischen Fauna, ein Ange-bot, das sich an Kinder wie Erwachsene gleichermaßen richtet.

Dr. h.c. Hans-Heinrich Hatlapa hatte bereits in den 1960er Jahren ein Rotwildforschungsgehege erbaut. Der Wildpark Eekholt entstand dann als Antwort auf ein Begradigungsvorhaben des Wildbaches Os-terau. Wie Theda Hatlapa erzählt, konnte zusammen mit anderen Engagierten verhindert werden, dass dieses Kleinod der Natur mit Pflanzen und Lebewesen verschiedenster Arten in landwirtschaftli-che Nutzfläche umgewandelt wurde. Die Situation habe zugleich den Anstoß gegeben, einen Wildpark als umweltpädagogische Lehrstätte aufzubauen, lange bevor das Thema von den Kultusministern aufge-nommen wurde. 1983 wurde die Wildparkschule eingeweiht, in der die Bildungsangebote gebündelt und intensiviert werden konnten, es

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folgte Ende der 1990er Jahre die Ernennung zum Regionalen Pädago-gischen Umweltzentrum des Landes Schleswig-Holstein.

Die Ziele des Wildparks bestehen darin, Menschen die Schönheit und Vielfalt von Natur entdecken zu lassen und sie für Natur-, Arten- und Umweltschutz zu begeistern. Die Bildungsangebote richten sich an Schulklassen, Kindergärten und andere gesellschaftliche Gruppen, denen ein- und mehrtägige Angebote zur Verfügung stehen. »Unser Ziel ist ein umweltfreundliches Handeln – und da ist die Naturerfah-rung wesentlich wirkungsvoller, als reines Umweltwissen zu vermit-teln. Außerdem bieten wir Fortbildungen für Lehrer und auch Um-welttage für Unternehmen«, erläutert Frhr. v. Schenck. Lehrschauen zu Themen wie Energie, Virtuelles Wasser oder Lebensraum Moor bieten auch entsprechende Hintergründe, über 30 Sonderveranstaltungen gibt es zu jeder Jahreszeit.

Nach der Jahrtausendwende folgten weitere Zertifizierungen und Angebotserweiterungen, so wurde der Wildpark 2007 als Bildungs-partner für Nachhaltigkeit und 2012 als Bildungseinrichtung für Nachhal-tigkeit ausgezeichnet. Seit 2011 ist der Wildpark Eekholt Wolfsinfozen-trum des Landes Schleswig-Holstein. Als zentraler Ansprechpartner für den Wolf gibt das Zentrum nun Antworten zu einer Tierart, die in diesem Bundesland in freier Wildbahn seit fast 200 Jahren nicht mehr vertreten war. Der Wildpark Eekholt nimmt Wolfshinweise aus der Bevölkerung entgegen, geht diesen zusammen mit den ehrenamtlichen Wolfsbetreuern nach und leitet die Ergebnisse direkt an das Ministe-rium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räu-me Schleswig-Holstein weiter. Außerdem werden hier ehrenamtliche Wolfsbetreuer ausgebildet und deren Einsatz koordiniert. Die wich-tigste Aufgabe ist die Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung auf die Rückkehr des Wolfes nach Schleswig-Holstein vorzubereiten und für dessen Akzeptanz zu werben.

Ein authentisches Vorbild zu sein, ist allen Aktiven im Park sehr wichtig. Wie Freiherr von Schenck betont, gebe es keine großen Dienstwagen, »ich selbst habe auch nur ein Dienstfahrrad wie jeder andere Eekholter.« Im Wildpark wird Energieeffizienz großgeschrie-ben, der unvermeidbare Verbrauch wird durch eigene Photovolta-ikanlagen und Ökostrom gedeckt. Abgesehen von den Fahrrädern

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werden nahezu alle Fahrzeuge im Park elektrisch angetrieben. Die Wärmeversorgung wird in großen Teilen durch den Energieträger Holz sichergestellt. Der Wildpark legt außerdem besonderen Wert auf naturnahe Lebensräume und großflächige Gehege, er wurde ent-sprechend der europäischen Richtlinien für zoologische Einrichtun-gen zertifiziert. Artgerechte Haltung, Teilnahme an Aufzucht- und Wiederansiedlungsprogrammen sowie Forschungsprojekten zählen für eine vorbildliche Institution ebenso dazu wie die Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter.

Mit dem Wildpark Eekholt leiten Theda Hatlapa und Wolf-Gunth-ram Frhr. v. Schenck den ersten und einzigen privat geführten Wild-park in Deutschland, der zertifiziert ist im Rahmen der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE). Neben den direkten Bezügen zu Natur und Artenschutz vermittelt die Einrichtung auch Lebenskompeten-zen und versteht sich als Informationsquelle für Multiplikatoren. Alle Eekholter unterstützen die vier fest angestellten Umweltpädagogen sowie die beiden Wildparkleiter bei der Aufgabe, Menschen für die Natur zu begeistern und sie zu einem umweltverträglichen Handeln zu motivieren. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Jugend oder, wie es Frhr. v. Schenck formuliert: »Wir müssen uns darüber klar sein, dass Kinder und Jugendliche die Entscheider von morgen sind – und vielfach die Multiplikatoren von heute. Sie tragen die Themen der Bildung für nachhaltige Entwicklung in die Familien.«

Theda Hatlapa, geb. Gräfin Finck v. Fincken-

stein, 1929 geb. in Trossin, Krs. Königsberg 

1947 – 1952 land- und hauswirtschaftl. Lehre, 

Fachschule und Pädagogische Fachhochschule 

in München, 1970 Gründung und Leitung des 

Wildparks Eekholt, 2000 Ausz. durch den 

Heinz Sielmann Ehrenpreis, 2007 Ausz. des 

Wildparks Eekholt als Bildungspartner für 

Nachhaltigkeit, 2011 Ernennung des Wild-

parks Eekholt zum Wolfsinfozentrum 

Schleswig-Holsteins, 2012 Ausz. des 

Wildparks Eekholt als Bildungseinrichtung 

für Nachhaltigkeit

vi

te

N

Wolf-Gunthram Frhr. v. Schenck 

1969 geboren in Bückeburg 

1989 – 1991 Reserveoffizierausbildung 

1991 – 1993 Banklehre bei der Vereins-  

und Westbank in Hannover

Seit 1993 freiberuflicher Journalist und 

Marketingberater

1993 – 1998 Studium der Betriebswirt-schafts-

lehre in Siegen und Lüneburg

1999 – 2002 Leiter Marketing und Koope- 

ra tions management, CTS Eventim AG 

Seit 2003 Geschäftsführer des Wildpark 

Eekholt 

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