20111020 Deutschlandausgabe Basis

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Brssel Die EU-Kommissionwirft meh-rereneuropischenGrobankenunlaute-re Geschftspraktikenvor. Bei einer Raz-zia durchsuchtenErmittler die BrosvonGeldhuserninmehrerenStaaten.Die Kommission teilte am Mittwoch mit,es bestehe der Verdacht, dass die Institu-te Zinsstze manipuliert haben. Mgli-cherweise httensie versucht, denso gen-nanntenEuribor-Zinssatz zuihrenGuns-ten zu beeinflussen. Die Namen der be-troffenenBankenwolltedieEU-Kom-mission nicht nennen. Finanzkreisen zu-folge wurde unter anderemdie LondonerNiederlassung der Deutschen Bankdurchsucht. (Wirtschaft) ReutersB r s s e l / B e r l i n Die Euro-Staa-ten wollen die Wirkung des Rettungs-schirms EFSFdeutlichsteigern, umdieTurbulenzenandenFinanzmrk-tenendlichzubeenden. Dazusollendiebereits zur Verfgung stehenden Milli-arden so eingesetzt werden, dass insge-samt mehr als eine Billion Euro an Ka-pital mobilisiert werden kann. DasGeldsollausreichen,umauchItalienund Spanien endgltig aus dem Visierder Spekulanten zunehmen. Das Brg-schaftsrisiko, das Deutschlandber-nommen hat, steigt dadurch nicht.Statt Kredite zu vergeben, knnte derEFSF in Zukunft als eine Art Versiche-rung auftreten, die den privaten Geldge-bernder Euro-Lnder, also Banken, Ver-sicherungen, Investmentfonds und Klein-anlegern, einenTeil des Ausfallrisikos ab-nimmt. Im Gesprch ist, dass der Fondsbei neuzumVerkauf stehendenStaatsan-leihen die ersten 20 bis 30 Prozent einesmglichen spteren Verlusts bernimmt.Soknnte das gesamte Anleihe-Volu-men, das ber den EFSF abgedeckt wird,von derzeit 440 Milliarden auf mehr alseine Billion Euro erhht werden. Die An-leger wrden so motiviert, beispielsweisespanische oder italienische Anleihen zukaufen. Die Regierungen in Madrid oderRom wiederum knnten mit dem einge-nommenenGeld fllig werdende Schuld-verschreibungen zurckzahlen.ber dieses Modell wollen die Finanz-ministersowiedieStaats-undRegie-rungschefs der17 Euro-Lnderbei ih-rem am Freitag beginnenden Gipfeltref-fen in Brssel beraten. Welcher Teil der440 Milliarden Euro genau fr Anleihe-versicherungenbereitgestelltwird, sollnicht genau festgelegt werden. Schlie-lichmsse der Fonds auch Mittel zurck-halten, umseine anderenAufgabenerfl-len zu knnen, hie es in Brssel. Dazuzhlen unter anderem mgliche Kapital-spritzen fr in Not geratene Banken. Au-erdemdiskutieren die Euro-Staatenber ein Hilfsangebot fhrender Indus-trie- und Schwellenlnder aus demKreisder G20, darunter Brasilien, China, Indi-en, Indonesien undKorea. Sie sindoffen-bar bereit, Anleihenschwchelnder Euro-Staaten zu kaufen. Ob es am Ende dazukommen wird, ist allerdings noch unge-wiss, da die Sdamerikaner und AsiatenimGegenzug fr ihre Hilfe mehr Einflussin Institutionen wie demInternationalenWhrungsfonds (IWF) verlangen.Zur Vorbereitung des Gipfels wolltensich Frankreichs Prsident Nicolas Sar-kozy und Bundeskanzlerin Angela Mer-kel amMittwochabendinFrankfurt tref-fen. An dem Gesprch sollten auch IWF-Chefin Christine Lagarde und EU-Kom-missionsprsident Jos Manuel Barrosoteilnehmen. Sie alle warenzur Abschieds-feier des Chefs der EuropischenZentral-bank, Jean-Claude Trichet, geladen.DieFDPsignalisierteamMittwoch,dass sie eine Versicherungslsung mittra-genknne. Dagegenwarf die SPDder Re-gierung vor, das Parlament und die f-fentlichkeit EndeSeptemberber daswahre Ausmades Rettungsfonds ge-tuscht zu haben. Fhrende Koalitions-vertreter httenvor der Abstimmungber den Rettungsschirm Mutmaungenber eine Ausweitung widersprochen,sagte Fraktionsgeschftsfhrer ThomasOppermann. Der SPD-HaushaltsexperteCarsten Schneider rgte, dass Finanzmi-nister Wolfgang Schuble (CDU) die nungeplanten nderungen am Rettungs-fonds erneut imEiltempo durchdenBun-destag boxen wolle. Das sei unzumutbar,sagte Schneider der Sddeutschen Zei-tung. Er verlangte zudem, dass die SPDals grte Oppositionsfraktion den Vor-sitzindemneuenVertrauensgremiumdes Haushaltsausschusses erhlt, das im-mer dann tagen soll, wenn der Bundestagraschundunter Geheimhaltung seine Zu-stimmungzuEFSF-Operationengebenmuss. (Seiten 2, 4, Wirtschaft) SZAthen Die Proteste gegen das Sparpro-gramm der griechischen Regierung sindam Mittwoch in Gewalt umgeschlagen.Vermummte Jugendliche bewarfen Poli-zisten mit Steinen und Brandstzen, dieBeamten reagierten mit Trnengas.Rund umdas Parlament sah es amNach-mittag aus wie auf einem Schlachtfeld.Zuvor hatten im Zentrum Athens und inanderen Stdten insgesamt mehr als125 000Menschenfriedlichgegendasdrastische Sparprogramm protestiert.Darber will das Parlament amDonners-tag entscheiden. Am Mittwoch war dasffentlicheLebeninweitenTeilendesLandes durch einen Generalstreik lahm-gelegt, zudemdiebeidengrtenGe-werkschaftsverbnde aufgerufen hatten.Erstmals beteiligtensichauchprivate La-deninhaber an den Protesten und lieenihre Geschfte geschlossen. Nur die Flug-lotsenbrachenihrenProtestschonimLauf des Mittwochs wieder ab, um dieTourismusbranche nicht weiter zu sch-digen. Museen und der Zugang zur Akro-polis, dem Wahrzeichen Athens, bliebenaber geschlossen. (Seiten 4 und 9) SZDsseldorfDiePreisefrBriefederDeutschenPost werdenauchimkommen-den Jahr stabil bleiben. Wir werden frdas Jahr 2012 keinen Antrag auf Preiser-hhungen beim Briefporto stellen, sag-te ein Post-Sprecher am Mittwoch. DiesgeltesowohlfrSendungenimInlandals auch fr Briefe ins Ausland. Die PostreagiertedamitaufneueFestlegungender Bundesnetzagentur. NachdenVorga-bender Behrde wre der DeutschenPost nur ein kleiner Spielraumfr Preis-anhebungen geblieben. (Wirtschaft)SZRazzia beiGrobankenMnchen Zunchst im uersten S-denletzte Schnee- undRegenwolken.SonstetwasSonnenscheinimWechselmit einigen Wolkenfeldern, dabei gele-gentlich auch ein paar Schauer. Hchst-temperaturen zwischen sechs und elfGrad. (Seite 36)Brssel Die EU-Kommission will denAusbau von Straen, Stromtrassen undDatenleitungen mit bis zu 50 MilliardenEuro frdern. Kommissionsprsident Jo-s Manuel Barroso prsentierte amMitt-wocheinenentsprechendenVorschlag.Mit dem zustzlichen Geld knnte unteranderemderDonauausbauinNieder-bayern, dieBahnstreckevonMnchennach Prag oder die Zufahrt fr den neu-en Brenner-Basistunnel gefrdert wer-den. (Seite 9 und Bayern)SZBerlin Auf Computern in ganz Europaist eine Art kleiner Bruder des berch-tigten Computerwurms Stuxnet ent-deckt worden. Der neue Wurm namensDuqu sei ein Trojaner, der gezielt Ent-wickler von Industrieanlagen und Kon-zerne aussphen sollte, berichtete die IT-SicherheitsfirmaSymantec. Duquent-hltnachAngabenderExpertenTeiledes Software-Codes von Stuxnet, des be-rchtigtenProgramms, mitdemwahr-scheinlich das iranische Atomprogrammsabotiert wurde. (Seite 5)SZStraenschlachtin AthenFriedliche Demonstrationschlgt in Gewalt umPost verzichtetauf Porto-ErhhungVonKai Stri ttmatterIstanbul Die trkische Armee hat amMittwoch auf der Jagd nach kurdischenRebellen die Grenze zum benachbartenNordirak berschritten. Kampfflieger,Hubschrauber und Bodentruppen warenaufirakischemTerritoriumimEinsatzgegen die kurdische Arbeiterpartei PKK,derenKmpferwenigeStundenzuvorbei Angriffen auf trkische Grenzpostenin der Provinz Hakkari 26 trkische Sol-daten gettet und 16 verwundet hatten.Es war der blutigste Angriff der PKKaufdietrkischeArmeeseit fast zwanzigJahren. Staatsprsident AbdullahGlkndigte gewaltige Rache fr den An-schlag an. Premierminister Recep TayyipErdogansagte, die Trkei werde sichnie einemAngriff voninnerhalboder au-erhalb des Landes beugen. Der trki-sche Premier verteidigte den Einsatz derElitetruppenauf irakischemTerritori-um: Die Verfolgung von Angreifern seinach dem Vlkerrecht gestattet.NachAngabendes trkischenTV-Sen-ders NTVbrachtenHubschrauber Boden-truppen bis zu vier Kilometer hinter dieGrenze. Berichten zufolge scheint es sichum eine begrenzte Aktion von mehrerenhundert Soldatenzuhandeln. ZuletztwardietrkischeArmeeAnfang2008mit mehrerentausendSoldatenindieKandil-Berge inNordirak vorgedrun-gen, umPKK-Lagerzuzerstren. Dietdlichen Angriffe der PKK am frhenMittwochmorgenlsteninder TrkeiEntsetzen aus. Der Dogan-Nachrichten-agentur zufolge hatten etwa 200 PKK-Rebellen gleichzeitig Polizeiwachen undGrenzposten des Militrs bei den OrtenCukurca und Yksekova angegriffen.PKK und Militr liefern sich seit 1984einenKrieg, bei dembislang 50 000 Men-schen starben. Die PKK sagt, sie kmpfefrdemokratischeAutonomieinderTrkei. USA und EU fhren die PKK alsTerrororganisation. Erdogans RegierungbegannindenvergangenenJahrenRefor-menund erlaubte erstmals kurdischspra-chigeTV-Sender. AuchfhrtesieGe-heimgesprche mit PKK-Fhrern. DochgabesschwereRckschlge. SeitdemSommer hufen sich die PKK-Angriffe.Zugleichsieht sichdie legale Kurdenpar-teiBDP, diederPKKnahesteht, poli-tisch verfolgt. Ihren Parlamentsboykotthat die BDPmittlerweile aufgegeben, zu-gleichaber beklagt sie neue Verhaftungs-wellen. Der BDPzufolge wurden5000 ih-rer Funktionre festgenommen. DieStaatsanwlte berufensich dabei auf dastrkische Antiterrorgesetz, die Regie-rung verteidigt die Festnahmen.DenPKK-Anschlag vomMittwochver-urteilte die BDP. Es reicht!, hie es ineiner Erklrung der Partei. Die Trkeibraucht nunFrieden.Erdogansagte,die Arbeit aneiner neuen demokratische-ren Verfassung msse weitergehen: DasGegengift zu Terror sind Menschenrech-teundDemokratie.Gleichzeitigatta-ckierte er nicht nher benannte dunkleKrfte hinter der PKK eine Anspie-lung auf angebliche auslndische PKK-Untersttzer. Zuletzt hatte Erdogan An-fang des Monats deutsche Stiftungen be-zichtigt, die PKKzufinanzieren, ein Vor-wurf ohneBelege, derinDeutschlandgroe Irritation ausgelst hatte. Zudemgriff Erdogan die Kurdenpartei BDPscharf an: Sie sollen das Wort Friedennicht in den Mund nehmen. (Seite 4)Theodor Heuss hat mal gesagt: Mit Po-litik kann man keine Kultur machen,aber vielleicht kannmanmit Kultur Poli-tikmachen.DerSatzpasstaufeinenMachtkampf, der derzeit bei der Unescoin Paris abluft. Normalerweise soll sichdiese Sonderorganisation der VereintenNationen um schne und gute Dinge wiedieWeltkultur unddieBildungkm-mern. In diesen Tagen aber wird sie zumBrennpunkt eines politischen Grokon-flikts: die Anerkennung Palstinas.Eigentlichist mit dieser Frage der UN-Sicherheitsrat in NewYork befasst. DortwollensichdieUSAundeuropischeStaaten wie Deutschland Zeit lassen. Siefinden, zunchst sollten sich Palstinen-ser und Israelis in direkten Verhandlun-geneinigen. Danachbekmendie Palsti-nenser ihrenStaat. Die Palstinenserwollen jedoch nicht noch lnger warten.Daher habensie sichdie Unesco alsKampfplatz gesucht. Sie forderndortnun die Vollmitgliedschaft, zur Entrs-tung Israels und der USA.Die Sache istweit gediehen. AnfangOktober sprachen sich 40 der 58 Staatendes Unesco-Exekutivrats dafr aus, Pa-lstina die Vollmitgliedschaft zu gewh-ren. Eine neue Zeit bricht an, jubelteder palstinensische Botschafter EliasSanbar. Die letzte Entscheidungliegtjetzt bei der GeneralversammlungderUnesco, in der alle 193 Mitgliedsstaatenversammelt sind. Sie beginnt kommendeWoche zu tagen. Die Aussichten der Pa-lstinenser erscheinen gut, dort eineZweidrittelmehrheit zu erhalten. Es w-re ein gewaltiger Propagandaerfolg.Israels Regierung versichert, sie werdealles unternehmen, um die Aufnahme zuverhindern. Die USA der wichtigste Bei-tragszahlerder Unescodrohen, ihreZahlungen einzustellen und auszutreten.Washingtonverweistauf Gesetze, wo-nach die USA keine Organisation unter-sttzen drfen, die die PalstinensischeBefreiungsorganisation als Mitglied auf-nimmt. Die Europer sindgespalten. Spa-nienwill frdieAufnahmePalstinasstimmen, Frankreichmchte sichenthal-ten, Deutschland wird dagegen votieren.DieBundesrepublikfreuesichdarauf,Palstina als Mitglied zu begren, sagtedie deutsche Unesco-Botschafterin Mar-tina Nibbeling-Wrienig. Doch das ms-se zu einem geeigneten Zeitpunkt undunterdenrichtigenUmstndenerfol-gen. Daher stimme Berlin mit Nein.InParis versuchendie Diplomaten,nocheinen Kompromiss zufinden. Denk-bar wre es, die Abstimmung zuvertagenoder eine Aufnahme an die Bedingung zuknpfen, dass zuvor die UNPalstina alsStaat anerkennen. Mglich wre es auch,PalstinazumBeobachter-Staat zuer-nennen oder zu beschlieen, dass es zu-nchst nur einigenKonventionenbei-tritt, ber die die Unesco wacht.Die Republikaner imUS-Kongressdrftendie Obama-Regierung jedochun-ter Druck setzen, Hrte zu zeigen. Auchdie Palstinenser wirken wenig kompro-missbereit. Ihr Botschafter, der Histori-ker und Poet Sanbar, stammt aus Haifa.Als er 15 Monate alt war, musste seine Fa-milie ins Exil gehen. Fr Sanbar geht esnicht nur um Politik, sondern auch umEmotionen. Dies mache eine Lsungnicht leichter, heit es in Paris.Falls die Palstinenser jetzt Vollmit-glied werden, mchten sie als nchstesdie Geburtskirche in BethlehemzumWeltkulturerbe erklren lassen. ZudemwollensieinanderenWeltorganisatio-nen genauso wie in der Unesco vorgehen.Es ist Zeit, dass die kulturelle Identittunseres Volkes anerkannt wird, sagtSanbar. Er verweist auf die Kultur undmacht damit Weltpolitik.Stefan UlrichSozialismus minus StasiDie Linke will das Wirtschaftssystemra-dikal verndern und nicht regieren.Leitartikel von Daniel Brssler . . . . . . . . . . 4Stoppt die ApathieDer tragische Unfall einesKleinkindesverstrt die Chinesen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Sapperlot!Der beste deutsche Hip-Hop entsteht imMnchner Glockenbachviertel. EinBe-such bei Sepalot. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13Erstaunlich einstelligWie Sat 1 versucht, mit Kerner, PocherundSchmidt vonseinenProblemenabzu-lenken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19Spritze mit groer HoffnungEin neuer Impfstoff schtzt Kinder bes-ser vor der Malaria. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20Datenkrake FinanzamtDie Steuerbehrden sammeln immermehr Informationen ber die Brger, ofterfahren diese nichts davon. . . . . . . . . . . . . . 27Kleine WunderBeim1:1 inNeapel schafft es der FCBay-ern, sich auch das zweite Saison-Gegen-tor selbst ins Netz zu legen. . . . . . . . . . . . . . . . . 45TV- und Radioprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48Mnchen Bayern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34, 35Reise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 - 41Forum /Leserbriefe, Rtsel . . . . . . . . . . . 36, 19Familienanzeigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Bully Herbig ein Rtsel fr Millionen / Seite Drei(SZ) Indiesen Tagenhufensich die Mel-dungen ber Diebe, die uns wenigerdurch die Unverfrorenheit ihrer Misse-taten empren, als dass sie uns durch ei-ne gewisse menschliche Note anrhren.Da ist zumBeispiel dieser Schiedsrichteraus Bayern, der vor einem Spiel aus denKabinenbeider Fuballmannschaftenei-nen dreistelligen Geldbetrag entwendethat unddemmanzumindest zugutehal-ten muss, dass er auch als Dieb unpartei-ischgebliebenist. Undgeradezugroher-zig wirkt die Geste der Tter, die MonatenachihremEinbruchindasHausvonHans-DietrichGenscher offenbar so sehrdas schlechte Gewissen plagte, dass sieGenscher nun dengestohlenenFllerzurckgaben, mit dem er 1992 den EU-Vertrag von Maastricht unterzeichnethatte und der darumeinen besonders ho-hen sentimentalen Wert fr den Ex-Poli-tiker besitzt.Zartgefhl, Korrektheit undeingewis-ser Anstand sind nicht gerade Tugendenjener Metalldiebe, dieinHamburg Or-pheus und Eurydike gewaltsam getrennthaben, wosieinBronzegegossenseitfnfzigJahrenintrauterZweisamkeitam Alsterufer standen. Und doch ist daserste, was einemzu dieser hirnverbrann-ten Idee einfllt, dass es eine Schweine-Arbeit gewesen sein muss, die lebensgro-e Plastik von ihrem Fundament zu l-sen. Vielleicht waren die Diebe die elen-de Schinderei bald leid und haben sichausdiesemGrundmit derStatuederEurydike begngt undOrpheus einengu-tenMannseinlassen. Esknnteauchsein, dass sie nicht mehr dazukamen, Or-pheus ebenfalls loszuflexen. Oder sieplanten, spter noch mal wiederzukom-men, wurden aber in der U-Bahnberfhrt, weil sie fr Eurydike keinenFahrschein gelst hatten.Unwahrscheinlichist dagegen, dasssie das Paar absichtlich entzweien woll-ten. JederSchrottdiebkennt dochdieSchote, dass Orpheus seine Frau Eury-dike fr immer verlor, als er versuchte,sie aus dem Totenreich zu befreien. Aufder Flucht vor einem Vergewaltiger warsieaneinemSchlangenbissgestorben.Aber sie war ein Star, und Orpheus holtesie da raus. Nur verstie er dabei gegendie einzige Bedingung, die der Gott derUnterwelt ihmgestellt hatte: dass er vor-angehen msse und nicht zurckblickendrfe. Da er jedoch Eurydikes SchritteimdunklenGangnicht hrenkonnte,drehte Orpheus sich nach ihr um, und siesank zurck zu den Toten. Orpheus sollaus Frust darber schwul geworden sein.Die Schritte seiner Eurydike wirderaber auch bei seiner zweiten Chance inHamburg wieder nicht gehrt haben, daihrdieFeabgesgtwurden, umsiewegschleifen zu knnen. Womglich be-herzigen wenigstens die Diebe die Lehreaus der Orpheus-Sage. Der sterreichi-sche Snger Falco hat sie ja eigens fr ih-re Gilde in folgenden Vers gefasst: Drahdi net um, der Kommissar geht um.A, B, E, F, GR, I, L, NL, P (Cont.), SLO,SK: Q2,70;CY: Q3,60;M: Q3,10;dkr. 20;2,70; kn25; sfr. 4,80; czk80; TL16,75; Ft 690PlanfrdenKrisengipfel derEUEine Billion zur Rettung des EuroEuropa will Anlegern einen Teil des Risikos abnehmen, wenn diese Anleihen berschuldeter Staaten kaufenTrkische Armee marschiert in Nordirak einAnkara reagiert auf schwerste Attacken der PKK seit 20 Jahren / Kampfflieger und Hunderte Soldaten im EinsatzUmweg ber die UnescoPalstinenser wollen mit Hilfe der Kulturbehrde ein Staat werdenDas WetterMilliarden frStraen und StromnetzeNeuer Computerwurmsoll Industrie aussphenSddeutsche Zeitung GmbH Hultschiner Strae 881677 Mnchen;Telefon 089/21 83-0,Telefax -9777; [email protected]: Telefon 089/21 83-10 10 (Immobilien-und Mietmarkt), 089/21 83-10 20 (Motormarkt),089/21 83-10 30 (Stellenmarkt, weitere Mrkte).Abo-Service: Telefon 089/21 83-80 80,www.sueddeutsche.de/aboDax iXetra Schluss5914 Punkte+ 0,61 %Dow iN.Y. 18 Uhr11 622 Punkte+ 0,38 %Euro i18 Uhr1,3788 US-$+ 0,0030DEFGHNEUESTE NACHRICHTEN AUS POLITIK, KULTUR, WIRTSCHAFT UND SPORTDEUTSCHLAND-AUSGABE67. Jahrgang/ 42. Woche / Nr. 242/ 2,00 Euro Mnchen, Donnerstag, 20. Oktober 2011 HF2 HK2 HS2 HH2Heute in der SZGeneralstreik und Gewalt: Ein Mann wirft einen Molotowcocktail auf Polizisten, die den Platz vor dem Parlament verteidigen. Foto: S. Pantzartzi/ANA-MPA/dpaTRKEIIRAKKandil-BergeSYRIENIRANCukurcaHAKKARIYksekovaMosulTigrisSZ-Karte50 km4 190655 8020084 1 0 4 2VonCl ausHul verschei dtDie meisten Menschen stellen sichunter einem Hebel ein Stck Holzoder Metall vor, mit dem man dasAutogetriebe einen Gang hher schalten,das Fenster ffnen oder die Notbremse inder Straenbahn bettigen kann. In derFinanzindustrie hingegen, jenemgeheim-nisvollenUniversum, das parallel zur Le-benswelt der gewhnlichen Brger ent-standen ist, versteht man darunter etwasganz anderes: Ein Hebel ist hier ein Ins-trument, mit dem man ber Nacht ausviel Geld noch mehr Geld machen kann.Investiert mandenBetrag dannineinGe-schft, steigt die Renditechance betrcht-lich das Verlustrisiko allerdings auch.Beispiel: EinBankmenschsoll eine Mil-lion Euro anlegen. Sein Auge fllt auf einbestimmtes Wertpapier, eine Aktie etwa,von der er sicher glaubt, dass sie imWertsteigen wird. Zustzlich zu seiner Milli-on nimmt er deshalb noch vier MillionenEuroanKreditauf, sodassihminsge-samt fnf Millionen Euro zur Verfgungstehen. Damit hat erseinKapital umdem Faktor Fnf gehebelt. Steigt nunder Kurs des gekauften Wertpapiers um20 Prozent, streicht der clevere Bankernicht etwa 200 000 Euro als Gewinn ein,sondern eine satte Million. Anschlieendgibt er das geliehene Geld zurck.Solche Geschfte wareninder Finanz-wirtschaft lange Zeit gang und gbe bises vor einigen Jahren immer hufiger da-zu kam, dass aus einemGewinn- ein Ver-lusthebel wurde. Verliert nmlichdie Ak-tie jene 20 Prozent, die sie eigentlich ge-winnensollte, wirdauchaus einemScha-denvon200 000 Euro pltzlich einMinusvoneiner Million. NachRckgabe des ge-liehenenGeldes entsteht demHndler al-so ein Totalverlust. Nahezu alle Exper-tensindsichheuteeinig, dassHebel-geschfte die Finanzkrise von 2008 zwarnicht ausgelst, ihr Ausma aber um einVielfaches verschlimmert haben.Es mutet deshalbzunchst wie einschlechter Witz an, dass die Euro-Staa-ten ihre nicht enden wollende Schulden-krise nunausgerechnet ber eineHe-belung des Rettungsfonds EFSF lsenwollen. Hinter der Idee der Hebelung ein Wort, das es im brigen laut Dudengar nicht gibt steckt der Gedanke, dassdie Turbulenzen an den Finanzmrktenso lange anhalten werden, wie die Anle-ger bezweifeln, dass Europa zur Rettungder Whrungsunion im Notfall wirklichjede erdenkliche Summe mobilisierenwird. Die 440 Milliarden Euro, die bisherfr Kredite an Krisenstaaten zur Verf-gung stehen, reichenjedenfalls nicht zu-mindest dannnicht, wennnachGriechen-land, IrlandundPortugal auchgroe EU-Lnder wie Italien oder Spanien ins Tru-deln geraten sollten.Eine direkte Erhhung der Kreditsum-me kam fr die EU-Regierungschefs niein Betracht, weil einigen der Lnder, diefr die Rckzahlung der Kredite an denEFSF brgen mssen, selbst das Wasserbis zum Hals steht, und weil sie den Wi-derstandihrer Parlamente frchteten.So verfiel man auf die Hebelung, imEnglischen leveraging. Die erste Ideewar, die Mittel des Rettungsschirms ein-fach ber Mittel der Europischen Zen-tralbank (EZB) zu hebeln. Dazu htteder EFSFdie Anleihen, die er vonKrisen-lndern kauft, als Sicherheiten bei derEZB hinterlegt und dafr neues Geld inletztlich unbegrenzter Hhe erhalten.Die Idee scheiterte amerbittertenWider-stand insbesondere von EZB-Chef Jean-ClaudeTrichet undBundesbankprsi-dent Jens Weidmann, die frchteten,dass die Euro-Notenbank amEnde zu ei-nemSelbstbedienungsladen fr spar-unwillige Regierungen degeneriert wre.Stattdessensteht nuneine Hebel-Vari-ante imFokus, die auf eine Idee von Alli-anz-VorstandPaul Achleitner zurck-geht. Demnach wrde aus dem EFSF ei-neArt Teilkaskoversicherung, bei dersichprivate Geldgeber, also Banken, Ver-sicherungen, Investmentfonds undKlein-anleger, gegen den Zahlungsausfall einesLandes versichern knnen. Beispiel: Diespanische Regierung muss zur Finanzie-rung ihres Haushalts Staatsanleihenaus-geben, findet aber nicht gengend Ku-fer, weil diesen das Ausfallrisiko zu hochist. Nun springt der EFSF ein und versi-chert die ersten20Prozent dieses Ausfall-risikos. KannSpanienalso die Anleihe ei-nes Tages nicht zurckzahlen und erhlteinen Teilschuldenerlass von 40 Prozent,mssen die Glubiger die Verluste nichtallein, sondern nur zur Hlfte tragen.Das Modell htte gleich fnf positiveEffekte. Erstens wrdenspanische Anlei-hen fr private Geldgeber wieder attrak-tiv. Zweitens msste die Regierung inMa-dridgeringere Zinsen zahlen. Drittens er-hielte der EFSFvondenprivatenGlubi-gern eine Versicherungsprmie. Viertensmsste Spanien anders etwa als heuteGriechenland dem Kapitalmarkt nichtden Rcken kehren, vielmehr wrden al-le Anleihen weiter von privaten Finanz-husern gekauft. Und fnftens der Clou:Der EFSF knnte knftig ein viel gre-res Anleihevolumenabdecken. Netto ste-hen dem Fonds nach Abzug der bereitszugesagten Mittel fr Griechenland, Ir-land und Portugal sowie mglicher Fi-nanzspritzen fr schwchelnde Bankenvielleicht noch 200 Milliarden Euro zurVerfgung. Wird dieser Wert jedoch mitHilfe einer 20-Prozent-Teilkasko-Policegehebelt, ergbe sich eine Bruttosummevon einer Billion Euro. Oder anders aus-gedrckt: IndemderEFSF20Prozentdes Risikos bernimmt, stellt er sicher,dass Privatinvestoren insgesamt fnfMal so viel Geld zur Verfgung stellen.Allerdings wrde der Kaskosatz jenachLandvariieren, weshalbsichdie He-belwirkung am Ende nicht genau bezif-fern lsst. Bruchte etwa rein theore-tisch Frankreich Hilfe, wrde vielleichteine Absicherung von zehn Prozent rei-chen. Dadurch wrde das gesamte abge-deckte Volumen ebenso theoretisch auf zwei Billionen Euro verzehnfacht. ImFalleGriechenlandshingegenwresi-cher eine Absicherung von 40 Prozent er-forderlich. Der Hebel brchte rein rech-nerischalsonur eine Erhhungdes EFSF-Volumens auf 500 Milliarden Euro.Auch htte eine Versicherungslsungnicht nur Vorteile. So knnte das Risiko,dass Brgschaften der Euro-Staaten tat-schlich fllig werden, steigen, weil derEFSF bei Forderungsausfllen ja immerals Erster zur Kasse gebeten wird. Ob al-so der Achleitner-Hebel die Big Bazoo-ka ist, jene Riesen-Panzerfaust also,die nach Ansicht von Experten notwen-digist, umdie Finanzmrkte zubeeindru-cken, werdendieEuro-Staateneinmalmehrerstdannwissen, wenndieneueVerteidigungslinie tatschlich steht.Das Bundesamt fr Strahlenschutz teiltLaser in vier Klassen ein: von den LasernzumScannenderWareanderSuper-marktkasse (unter vorhersehbaren Be-dingungensicher) bis zuShowlasernfr die Bhne (immer gefhrlich fr dasAuge und die Haut). Laserpointer fallenzumeist in die zweite Kategorie: Der di-rekte Blickin denStrahl muss vermiedenwerden. Anders als bei Lichtquellenwie der Glhbirne streut der Laserpoin-ter sein Licht nicht, sondern bndelt esineinemStrahl. Trifft dieser auf die Netz-haut, kannerimschlimmstenFalleinLoch indie Sehsinneszellen brennen,waszurErblindungfhrenkann. Ur-sprnglich war eine Warnung vor Laser-pointern nicht ntig: Sie dienten Vortra-genden als Untersttzung, wenn sie mitdem Lichtpunkt auf Details ihrer an dieWand geworfenen Prsentation hinwei-sen wollten. Doch es hufen sich Nach-richten, wie die kugelschreibergroenPointerzweckentfremdetwurden. Ver-gangenes Jahr meldeten 388 Piloten, sieseien whrend ihres Fluges von Laserngeblendet worden eine Verdoppelunggegenber 2009. AuchFuballspieler kla-genhufiger ber Laser-Attacken, sowiebeimChampions-League-Spiel amDienstagabend in Neapel: Als Mario Go-mez zumElfmeter antrat, flackertenberseinGesichtgrneFarben. Mg-lich, dassinStadienLaserpointerjen-seits der Klasse zwei benutzt werden. De-ren Handel ist europaweit illegal.stkImmer abenteuerlicher wirken dieSummen, dieEuropa aufbietet, um die gemeinsame Whrungzu retten. Gerade erst hat der BundestageinerAufstockung des Rettungsschirms EFSF auf 440MilliardenEurozugestimmt, nunwirdbekannt:Der Fondssoll dankeinessogenanntenHebelsmindestens1 000 000 000 000Euromobilisierenknnen eine Billion als Botschaft fr Finanzmrk-te, dass Europa in der Schuldenkrise zusammen-steht und sich die Spekulation gegen den Euronicht lohnt. Beim Krisengipfel in Brssel soll derPlanverabschiedet werden, verbundenmit derHoffnung, dass diese Billion auch wirklich reicht.VonCersti nGammel i nWennzwei Staatensichetwas ausden-ken, heit das nochlange nicht,dass die 15 anderenzustimmen. Diese Re-gel gilt fr den Klub der 17 Lnder, dieden Euro als Whrung fhren, schon im-mer. In die Praxis bersetzt bedeutet sie,dass es nicht reicht, wenn sich die beidenSchwergewichte in der Whrungsunion,Frankreich und Deutschland, auf einenKompromiss einigen. Das ist eine not-wendige, aberkeinehinreichendeVor-aussetzung, sagt einVertreter eines klei-nen Euro-Landes. Natrlich mssen sichParis und Berlin verstndigen, damitberhaupt Beschlsse im Kreise der 17Lnder gefasst werden knnen. Aber da-nach mssen 15 kleinere Lnder davonberzeugt werden, dass der deutsch-fran-zsische Weg die richtige Richtung vor-gibt, sagt ein langjhriger Unter-hndler.Die Dramatik der Krise hat nun auchdazu gefhrt, dass immer mehr kleinereLnderaufihreinderTheorieglei-chen Verhandlungsrechte pochen. Ge-rade in den letzten Monaten sei es immerschwieriger geworden, dieanderen15von den Ideen des deutsch-franzsischenDuos zuberzeugen, sagt einUnterhnd-ler inBrssel. Wennmannicht die Sensi-bilittender anderenLnder bercksich-tigt, gert man schnell in Schwierigkei-ten, fgt er hinzu. Wie etwa bei denVer-handlungen um das Kleingedrucktebeim erweiterten Euro-RettungsfondsEFSF. Da hatten sich Paris und Berlinlngst grundstzlich darauf geeinigt, dieauf 440 Milliarden Euro Kreditvolumenbegrenzten Mittel des Fonds effizientereinsetzen zu wollen, konntenaber ihrePartner zunchst nicht berzeugen mitihrer Idee zur Umsetzung.Einige Lnder pldierten dafr, demFonds eine Banklizenz zu geben, anderewollten ihn zu einer Art Versicherungs-agentur ausbauen, wieder andere bevor-zugteneine kleine Lsung, wonach derFonds nurdieDifferenzzwischener-trglichenRisikoaufschlgen fr neuauszugebende StaatsanleihenunddentatschlichenMarktzinsenbernehme.Inzwischen luft es darauf hinaus, dasssichdie Finanzminister der Euro-Lnderbei ihrenBeratungen amFreitag inBrs-sel auf die Versicherungslsung einigen,die dann amSonntag auch die Chefs per-snlichauf ihremGipfel abnicken sollen.Aber, das betonen die Unterhndler im-mer wieder, sicher ist nichts, bevor alle17 unterschrieben haben.Selbst Lnder, die nicht mit demEurozahlen, verfolgen misstrauisch die Ver-handlungen im Klub der 17. Sie frch-ten, dass der KlubBeschlsse fassenknnte, die sichauf dengemeinsameneu-ropischen Binnenmarkt auswirken und dass ihnen dann keine andere Wahlbleibt, als den Vorgaben zu folgen. Gro-britannienversuchtdaher, sichindenVerhandlungenberdieEuro-Rettungundeine engere wirtschaftspolitische Ko-operation eine Art Vetorecht zu sichern;manwill imNotfall Beschlsse der 17blo-ckieren, diesichaufdenBinnenmarktder 27 auswirken, aber nichtim SinnederBritensind. LnderwiePolen, dieden Euro in den nchsten Jahren einfh-ren wollen, verlangen schon jetzt mehrMitsprache im Klub der 17. Beschlssewie der Euro-Rettungsfonds EFSF wirk-tensichschlielichberJahrehinwegauf nationale Haushalte aus, argumentie-rendie Polen: Wennwir indas gemeinsa-me Haus Whrungsunion einziehen sol-len, mssen wir auch an der Innenarchi-tektur mitarbeiten knnen.Wundersame GeldvermehrungEine Versicherung fr den Euro: Wie der neue Kredithebel die Wirkung des Rettungsfonds verstrktVonStefanBraunund Cl ausHul verschei dtDie Spitze der Unionsfraktion ist ge-kommen, um endlich mehr zu erfah-ren. Sie will Details im Kampf gegen dieEuro-Krise. Also sitzt der Vorstand derFraktion am Dienstagmittagmit Wolf-gangSchuble zusammen. Wie ist die La-ge? Was hat es mit den Hebel-Ideen zurgrerenWirkungdes Euro-Rettungs-schirms auf sich? berhaupt: Was mussmanvon den Leitlinienfr denRettungs-schirmerwarten, diedieseWochevonder EU-Kommission vorgelegt werden?Fragen sind das, die imParlament undin der schwarz-gelben Koalition allebrennend interessieren. Und was machtder Finanzminister? Er erklrt allge-mein, dassalleBankenhebelnwr-den, umGewinne zu machen. So gesehensei das Hebelnetwas ganz Normales.Dann erlutert er, dass die Plne, mit zu-stzlichem Geld der EZB zu hebeln, vomTischseien. Schlielichdeuteternochan, dass es aber natrlich Modelle gebe,die man zum Hebeln anwenden knnte.AufFragenvonAbgeordneten, welchedas sein knnten, hllt sich Schuble inSchweigen. Der Minister, wieer leibtundlebt. Er redet leise ber mgliche Va-rianten. AberernenntkeineFaktenund bleibt so unkonkret, dass niemandbehaupten knnte, er wisse, was kommtund was Schuble genau vorhat.Warum er das macht? Das ist geradejetzt wieder die groe Frage. Und jene,die es gut meinen mit dem Erfahrenstenim Kabinett von Angela Merkel, nennenvor allem ein Motiv, das dem zugrundeliegen wrde: Schuble wolle absolut al-les vermeiden, wasdenBundestag, diePartner in Europa oder die Finanzmrk-te verunsichern, verrgern, aufputschenknnte. Also verwendet er selbst in deninneren Zirkeln der Regierung nur Wor-te, die ungefhrlich bleiben. Sollte vonSchublesWortendennocheinesnachauen dringen, drfe das weder im Bun-destag noch bei denPartnern oder an denFinanzmrktenheftige Reaktionenausl-sen. Schubles Leben istein Leben imGlashaus. Deshalbmager nicht einenein-zigen Stein in die Hand nehmen.DasistdieInterpretationderWohl-gesonnenen, die Schubles verzwickteLage als Erklrung heranziehen. Kriti-ker sehen das anders; Kritiker, die auchin der CSU oder der FDP sitzen, also dereigenen Koalition angehren. Sie rgernsich ber Schubles besondere Speziali-tt seine Andeutungspolitik. Sie haltendas fr intransparent undgefhrlich.Und sie fhlen sich ausgeschlossen wassie ammeistenrgert. So ist inder zentra-len Aufgabe der Regierung eine Vertrau-enskrise entstanden. Und das auch noch,ohne dass Schubles Kampf gegen Spe-kulationen wirklich erfolgreich wre.Dennobwohl (oder weil) er auchamDienstag nur Andeutungen macht, ent-stehenimStrudel derInterpretations-mglichkeiten wilde Spekulationen.So meldet eine Zeitung prompt,Schuble habe einer Hebelung des Ret-tungsschirms bis zu einer Hhe von einerBillion Euro das Wort geredet. Eine Mel-dung, die von der Unionsfraktion sofortdementiert wird. Die Zahl aber ist in derWelt, die Fraktionsfhrung fragt bei al-len Abgeordneten nach, ob Schuble soetwas in einem Zwiegesprch am Randegesagt haben knnte und in der ffent-lichkeit wird spekuliert, fr welche Not-flle (Italien, gar Frankreich?) hinter denKulissenein Schirmgebastelt werde.SchublesVorsicht ist soverstndlichwie gefhrlich: Schon der kleinste Feh-ler, die kleinste Andeutung zumfalschenZeitpunkt kann dramatische Folgen ha-ben. Gleichzeitigknntenklare Stzemanchmal mehr Sicherheit geben.Schuble hats schwer in diesen Zeiten.UndSchubleistschwerzuverstehenfr seine eigenen Leute.Das aktuellste Problem in diesem Zu-sammenhang die Spekulationen um ei-ne Hebelung des Euro-Rettungs-schirms hat seinen Anfang in der US-Hauptstadt Washington genommen. AmNachmittagdes24. Septembers, einemSamstag, sitzt Wolfgang Schuble in ei-nemSaal des InternationalenWhrungs-fonds und mht sich, mit mglichst vie-lenWortenmglichst wenig zusagen. Ne-benihmhat Jens WeidmannPlatz genom-men, jener jugendlich wirkende Top-Beamte, der nochvor kurzemAngelaMerkel als Wirtschaftsberater diente,nun aber als Bundesbankprsidentgleichberechtigt auf Fragen der Journa-listen antwortet. Schuble macht das zuschaffen vor allem auch deshalb, weilWeidmannimGegensatzzuihmKlar-text redet: Jede Form der Hebelung, beider die Europische Zentralbankoder na-tionaleNotenbankendieZechezahlenmssten, sei mit ihm nicht zu machen.Die Klarheit provoziert Nachfragenan den deutschen Minister. Alle wollenwissen, warum er nicht eingestehen wol-le, dassbereineHebelungzumindestdiskutiert werde wo doch Weidmann,EU-Whrungskommissar Olli Rehn, US-Finanzminister TimothyGeithner unddessenfranzsischer Kollege FranoisBaroin lngst drber reden wrden?Schuble windet sich, will schweigenund verschlossen bleiben. Schlielichsagt er auf die Frage, ob er eine Auswei-tung des Rettungsfonds EFSF auf Kos-ten der EZB fr denkbar halte: Es gibtandere Formen der Hebelung.Eigentlich ist das ein typischerSchuble. Keine Besttigung, kein kla-res Nein, aber einSpielraumfr Spekula-tionen. Und damit lst er aus, was er ver-meiden wollte: dass unmittelbar vor dem29. September, demTag, andemder Bun-destagber dieErweiterungdes Ret-tungsschirms abstimmt, eine heftige De-battelosbricht, obderRettungsschirmnicht schon lngst wieder zu klein ist.Immerhin ist es diese Debatte, dieSchuble wenigstens einmal zwingt, kon-kret zu werden. Als er vor der Abstim-mung im Plenum redet, sagt er ber dendeutschenGarantierahmenvon211 Milli-arden Euro, dieser werde nicht erhhtund stehe nicht zur Debatte.Sehr klar klingt das und gilt danndoch nur einige Minuten. Denn wenigeStze spter sagt Schuble den Satz derStze: Niemand wei, was die Zukunftbringt; das ist immer so gewesen. Es istder Satz, der ihm alles wieder ffnet.Ein Hebel soll den Euro retten Aktuelles LexikonLaserpointerDer Hebel gilt in der Finanzindustrie als Mittel, um aus viel Geld ber Nacht noch viel mehr Geld zu machen. Nun greifen auch die Euro-Lnder zu dem Instrument. Don Farrall/Getty ImagesUnruhe imKlub der 17Berlin und Paris sind vielen zu starkMeister der AndeutungKeine Besttigung, kein klares Nein, keine Fakten: Wolfgang Schuble bleibt in diesen Wochen vage und lst damit immer wieder Spekulationen ausSeite 2 / Sddeutsche Zeitung Nr. 242 HF2Donnerstag, 20. Oktober 2011THEMA DES TAGESSUEDDEUTSCHE ZEITUNG(USPSNo. 0541550) ispublisheddaily except Sunday and holidays by Sueddeutsche Zeitung GmbH.Subscription price for USA is $ 590 per annum. K.O.P.: GermanLanguage Pub., 153 S Dean St, Englewood, NJ 07631. Periodicalspostage is paid at Englewood, NJ 07631 and additional mailingoffices. Postmaster: Send address changes to: SUEDDEUTSCHEZEITUNG, GLP, POBox 9868, Englewood, NJ 07631.In der Euro-Krise hat es Finanzminister Wolfgang Schuble schwer: Jedes Wortknnte die Finanzmrkte in Panik versetzen. Foto: Hans-Christian Plambeck/laifSicher ist nichts,bevor alleunterschrieben haben.VonHol gerGertzMnchen Einen Kosenamen kriegtman nicht geschenkt, man muss dieZuneigung der Leute erobern, erst dannnennen sie einen beim Kosenamen.Etwas muss sich behaglich anfhlen,warm. Cosy, sagen die Englnder. Keinvernnftiger Mensch wrde Jrg Pilawaeinen Kosenamen geben. Hans-JoachimKuhlenkampff dagegen nannten alleKuli, Fuchsberger ist Blacky, es gabSchimmi und Loki. Wem sich der Deut-sche nahe fhlt, den adelt er mit einem i.Oder mit einem y. Michael Herbig wirdnur noch von seiner Mutter Michael ge-nannt. Alle anderensagenBully. DerBully. Es klingt, als wrde mansichschon ewig kennen.Manhatetwasgewonnen, wenndieganze Welt Bully zu einemsagt. Aber so-bald man etwas gewonnen hat, hat manimmer auch etwas zu verlieren.Michael BullyHerbigsitztin seinemBro in den Bavaria-Filmstudios drau-en in Grnwald, Jeans, schwarzesShirt, die bliche unauffllige Bully-Kluft. Er ist ein ziemlich kleiner Mann,auch wenn er imMittelpunkt steht, siehtes immer so aus, als wre er zufllig vor-beigekommen. Es ist ein warmer Tag imSeptember, gerade haben sie seinen neu-enFilm, Hotel Lux, zumerstenMalhalbffentlich gezeigt,voreiner Hand-voll Journalisten. Herbig, der Hauptdar-steller, hatselbstmitimVorfhrraumgesessen, aber der Film war noch nichtperfekt gemischt, der Feinschliff fehlte.EswarwieFolterfrihn, ichwrdedann am liebsten reinrufen: Hier kommtdas noch! Hier msst ihr euch das vor-stellen! Ist gerade die falsche Musik bri-gens! Vor dem Abspann ist er raus, umdie anderen beobachten zu knnen,wenn sie aus dem Film kommen. Wennalle gleich zur Toilette rennen, bedeutetdas: Sie haben es sich whrend der Vor-fhrung verkniffen, dann war es ein gu-ter Film, der einen Sog entwickelt hat.Was stand in den Gesichtern?Erstaunen, sagt Herbig. Erstaunen istkeinschlechtes Zeichen. Das Schlimms-te ist ja, wenn sie rauskommen, und aufihremGesicht steht: War ganz nett.MeineFrausagt immer: Ganznett istder kleine Bruder von Scheie.Michael BullyHerbigist Regisseur,Autor, Schauspieler. ErhatkleineSa-chenfrsRadiogemacht, grerefrsFernsehen, noch grere frs Kino. DerSchuh des Manitu, (T)RaumschiffSurprise, Lissi und der wilde Kaiser,Wickie und die starken Mnner. Allei-ne Schuh des Manitu Herbig spieltedarineinenheterosexuellenundeinenhomosexuellenApachenhabenzwlfMillionen Menschengesehen, esistdererfolgreichste deutsche Film. Das(T)Raumschiff hatte fast zehn MillionenZuschauer, in dem spielte Herbig einenhomosexuellen Vulkanier, der Mr.Spuckheit.Alleszusammengerechnethater30MillionenMenscheninsKinogeholt, die Zuschauer wollten die Filmesehen, aber vor allem: ihn.Nach dem Schuh des Manitu gab eseine Zeit, in derer nur noch verkleidetaus dem Haus gehen konnte. Er hat zwi-schendurch wieder kleinere Sachen ge-macht, im Brandner Kaspar von Vils-maier warer derBoandlkramer.DafrbekamerdenBambi. DieListeseinerAuszeichnungen bei Wikipedia ist solang wie bei anderendie gesamte Biogra-phie nicht, zuletzt hat er den Karl-Valen-tin-Orden bekommen, den haben vorihmGottschalk und Adorf gekriegt,allerdings auchMllemann und Kardi-nal Ratzinger.Was macht man eigentlich, wenn manlngstfertigist, aberdaistnochjedeMenge Leben brig?Fr die Fans, die jeden Dialog in sei-nen Filmen mitsprechen knnen, ist daskeine Frage. Bei YouTube stellen sie Ma-nitu-Schnipsel ein und schreiben Bittemacht einen zweiten Teil! in die Kom-mentarspalte. Sie wollen mehr von dem,was sie kennen, wie einen Nachschlag inder Kantine. Sie schreiben nicht: Machdoch mal was anderes, Bully. Spiel einendeutschen Komiker und Stalin-Parodis-ten, der einen Hitler-Witz zu viel macht.Wer 30Millionenins Kinoholt, isteinerfralle, aberindiesemFilmhatHerbig nicht mitgespielt, um demWunsch der Masse zu folgen. Es war seineigener Wunsch, diesmal ein anderer zusein. Die Frage ist: Folgt ihm die Masse?Und wenn nicht, wird es dann wehtun?Herbig sucht manchmal nach der Nischezwischen Ja und Nein, er sagt: Was dumachst, machst duja frs Publikum,und da wird man doch lieber von diesemPublikum geliebt als in die Tonnegekloppt.HaraldSchmidtknnteeintrauriges Lied davon singen. Der wolltestets von den Massen statt von den Kriti-kerngeliebtwerdenwasnieklappte,und heute weniger klappt denn je.InHotelLuxistHerbignunHansZeisig, ein deutscher Komiker und Sta-lin-Parodist, der einenHitler-Witzzuviel macht. Er muss abhauen, ins HotelLux. In der Wirklichkeit war diesesHaus in Moskau Zufluchtsort fr exilier-te Kommunisten und Falle zugleich.Wehner, Ulbricht, Tito lebten vorberge-hend hier. Wer im Lux gestrandet war,denunzierte oder wurde denunziert; lau-erte oder wurde belauert. Nachts kamenStalins Suberungskommandos.Der Film ist eine Verwechslungs-geschichte, ein Abenteuer. ImHotel Luxhlt man Zeisig fr den LeibastrologenAdolf Hitlers, und er lernt, was es heit,umsein Leben zu spielen. Das ersteDrehbuch las sich so, als sollte der Filmeinreines Dramawerden. Herbigriefbei Gnter Rohrbach an, demProduzen-ten, umihmabzusagen. Das war ihmalleszuduster. RohrbachisteinerderwichtigenMnnerbei derConstantin-Film, vor allem ist er Bully-Fan. Er ant-wortete: Sie sagen nicht ab! Sie ran-gen miteinander, am Ende verfgteRohrbach: Einigen wir uns darauf,dass Sie nicht zusagen.Leander Haumann, der Regisseur,schriebdas Drehbuchum, es ist jetztleichter. KeineTragdie.KeineKom-die. IrgendwieauchkeineTragikom-die. Vielleicht eine Tramdie, wenn es sowas gibt. Ulbricht sitzt im Hotel Lux aneinem Tisch, er bereitet sich auf die gro-en Aufgaben der Zukunft vor, ausZuckerstckchenbaut er eine Mauer.Die Leute brauchen zehn Minuten, bissie es begriffen haben, und dann lassensie sich auchdrauf ein, sagt Herbig. We-nigstens hofft er, dass das so sein wird.Irgendwo stand, dieser FilmwreseinegrteHerausforderung. Ermagdas Wort Herausforderung nicht, weildas so ambitioniert klingt.Hotel Lux ist ein spannender Film,man taucht ein in diese Zeit, die Todes-nhe ist sprbar, aber auch dieser rtsel-hafte Hang der Menschen, in grter Ge-fahrzukleinenKomdiantenzuwer-den. Herbig spielt den Zeisig so, dass ge-legentlichBullyrausschaut, manchmalsieht man einfach einemtalentiertenSchauspieler zu, der einembekannt vor-kommt. Der Film ist eine Herausforde-rung fr das Bully-Stammpublikum.Gagzhler, Schenkelklopfer, Mnner imPodolski-Fantrikot, FansvontuntigenIndianernknnten imKino sitzen, so ver-loren, als wrden sie einen alten Freundtreffen, derpltzlichineinerfremdenSprache zu ihnen spricht.Bei denDreharbeitenstandenvieleKomparsen rum,irgendwannsagtederRegieassistent zu Herbig: Schau dir dendahintenan, derhat denganzenTagnoch nicht einmal gelacht, der hasst unswahrscheinlich. Da sage ich: Jede Wet-te, ich brauch keine zehn Sekunden.Unddannbinichhin, undnachfnfSekunden hatte ich ihn zum Lachen ge-bracht.Es gingirgendwieumBrte,welcher den dickeren hat oder so, genauwei Herbig es auch nicht mehr, der zudem Zeitpunkt ein ausgesprochendnnesZirkusdirektorenbrtchentrug.Leicht schwle Bartwitze funktionierenmeistens. Aber im Film kommt die Sze-ne ja nicht vor.Bully Herbig hat mit der Bullypara-de im Fernsehen aufgehrt, als sie gra-de gut lief, er hat keine Fortsetzung vomSchuh des Manitu gedreht, er hat ausSissi einen Animationsfilm gemacht. Erkennt sich mit Bildern so gut aus, dass erwei: Wennniewas umgehngt wird,hat man sich amschnsten Gemldeirgendwann sattgesehen.Eine Rolle ist eine Rolle, aber eine Rol-le hat immer auch etwas zu tun mit dem,der sie spielt. In Hotel Lux gibt es eineSzene, inderdieschneWiderstands-kmpferinFrida vanOorten, gespieltvon Thekla Reuten, zu Hans Zeisig sagt:Sie sind nur ein harmloser Clown. Esklingt, als sprche sie ein bisschen auchzu dem Mann, den alle Bully nennen.Er lacht jetzt leise. Kann man so ver-stehen, klar. EsgabnocheinenSatz,Zeisigs Antwort: Harmlos ist in diesenZeiten ein groer Luxus. Der ist gestri-chenworden,aberderFilmistjanochnichtganzfertig. Herbigwillmalse-hen, ob ich den wieder reinkriege.Er mussnoch rberin sein Museum,ein Fernsehteam will da mit ihm einigeEinstellungen frs Nachmittagspro-grammdrehen. DasBully-MuseumaufdemBavaria-Gelndehat vor kurzemerffnet, dagibtesThemeninseln, vielUnterhaltungselektronik,dieZuschau-er knnen das Schlossgespenst Hui BuhbefragendasSchlossgespenstistim-stande, tatschlich zu antworten. Auchdie Glasksten fr das Kleinzeug, das imLebensohngenbleibt, warenschnellgefllt, Herbigist der TypMann, dernichts wegwerfen kann. Die Beipackzet-tel aus denberraschungseiernnicht,auch nicht die Strahlenschutz-Unter-hose aus dem(T)Raumschiff und die Sta-lin-Autogrammkartenaus demHotelLux. Bullyversumheit dieser Ort,denn Bully ist zwar ein Kosename, aberaucheinQualittsbegriff, eineMarke.Dasindauchdie RequisitenseinesLebens: Die Schlumpfsammlung. DieSchulhefte. Die Kinderfotos mit demkleinenJungeninderBadewanne, dersicheinenVollbartausSchaumuntersKinnhlt. Gefhlt msstendieBilderaus der Schwarz-Wei-Zeit sein, so lan-ge scheint es ihn zu geben, aber sie stam-men aus der Polaroid-ra. Er ist erst 43Jahre alt und schon historisiert.Herbigist bei seiner Mutter aufge-wachsen, sie sind ein paarmal umgezo-gen, er musste sich in neuen Schulen anneue Mitschler gewhnen. Wenn er andie Tafel gerufen wurde, schoss ihm dasBlutindenKopf. EsmachteWupp,dann war das Gesicht knallrot. Er hat ir-gendwann mitbekommen, dass man dieLeute kriegt, wenn man sie zum Lachenbringt. Er ist an der Filmhochschule ab-gelehnt worden, also hat er weiter Filmegesehen, Filmbcher gelesen, vieles aus-probiert, vielesverworfen. Herbigwarelf, als er mit seinemerstenZeichentrick-filmanfing. Erzeichnete23Bilder, esdauerte fast zwei Wochen, aber fr eineSekundeFilmbraucht man24Bilder.Da hrte er auf. Die Filzstifte waren leer-gemalt. Seine Filmemacherkarriere warnicht beendet. Sie ruhte nur.Im Museum sieht man, warum er es soweit gebracht hat. Da ist der Klappstuhlaus dem Schuh des Manitu, die Scho-schonen haben ja keine Streitaxt, die sieausgraben knnen. Also graben sie denKlappstuhl aus, er steht bald als Rauch-zeichen am Himmel.Sie haben den Klappstuhl ausgegra-ben, sagtBullyHerbig, alsAbahachi,und ChristianTramitz alsRangersagt:Jetzt drehns vllig durch, oder?Manmussverrckt sein, umauf sowaszukommen. ManmusseinGefhlfr Menschen haben, um einen schmier-haarigen Schauspieler wie Sky du Montzu recyceln. Man muss, mit echter Liebe,jede Figur entwickeln, jedes Kostment-werfen, jedenDialogsotrimmen, dassdas Timing stimmt. Was geht geradenoch, was tut schon weh? Man muss die-ses abgedrehte Zeug, das einem eigent-lichnurbekifftoderbesoffeneinfallenkann, nchternzumBuchwerdenlas-sen, dann zum Film. Einen schwulen In-dianererfinden,derWinnetouchheit,ZitherspieltundaufderzumBeauty-salon umgebauten Puder-Rosa-Ranchlebt? Man muss verrckt sein, um auf sowas zu kommen, verrckt und, ja, auchziemlich inspiriert.Ein Tag imOktober, es ist wieder ziem-lich warm, Bully Herbig sitzt drauen inGrnwald auf einer Bank vor den Ton-studios, Jeans, kariertes Hemd, er siehtetwasmdeaus, seineStimmeistrau.Regisseur Haumann sitzt auf der Bankgegenber, seinHaar ist zerstrubbelt,Augenringe hinter der Eulenbrille, seineStimme ist rauer. Die Promotour frHotel Lux war ziemlich anstrengend.Sie habendiePressevorfhrungenhin-ter sich und die Gesprche mit den Jour-nalisten. Seine Stimmung? Herbig ber-legt, dann sagt er: Ich nenn es mal er-leichtert. Jetzt nicht gradeuphorisch,aber erleichtert.Er hat gegoogelt, was geschriebenworden ist: soweit okay. Einmal war esschwierig, es ging um Zeisig, den ja allefreinenWahrsagerhalten. Dafragtmich eine Journalistin: Knnen Sieselbst auch wahrsagen? Und ich habmich dazu verleiten lassen zu sagen,dasswirfrhermal, vor20JahrenimRadio, das Tageshoroskop auch ein-,zweimal selbst erfunden haben.Was aus seiner Antwort gemacht wur-de, hat ihn enttuscht. Er ist nicht Regis-seur des Films, er ist der Hauptdarstel-ler, aberauchderHauptdarstellerhatein Verhltnis zu seinem Film, er vertei-digtihngegendieoberflchlicheSichtder Leute.Es gehtumdas HotelLux,umGeschichte, umdie Frage: Kann mandarauseineKomdiemachen?UndalsHeadlinebleibtdannbrig: Bullywarfrher Wahrsager.IneinerWochestartetHotelLux,vondaanwerdendie Zuschauer ge-zhlt, so und so viel amersten Wochenen-de. WennHerbigdenzweitenTeilvonManitugedrehthtte, wrdensichdieLeute das Wochenende jetzt schon frei-halten, bei HotelLuxkanndasnie-mand garantieren. Die Unsicherheit istein Element jedes Wagnisses.SiesindnureinharmloserClown,sagtdieschneFrauzuZeisig,alsozuHerbig.DieAntworthatertatschlichwieder in den Film geschmuggelt, leichtabgewandelt: Harmlos ist in dieser Zeitdurchaus ein Kompliment. Bully Her-big grinst. Er zieht jungenhaft die Nasekraus, wenn ihm was Witziges eingefal-lenist. Da gibt es amEnde doch eine Ver-bindung zwischen Winnetouch und Mr.Spuck und dem Boandlkramer undHans Zeisig. Ihre Liebenswrdigkeit.DieWrmederFiguren, dienatrlichdie Wrme von Herbig ist. Er kriegtnochimmer hin, dass seine Professionali-tt sich angenehm unprofessionellanfhlt. Gerade war er bei Wetten,dass . . . ?, erhattedasPech, dassdieSngerinSarahConnor dicht bei ihmsa, die Sngerin Joss Stone dagegen einStckchenweitweg. Eswarnocheineweitere Sngerinda, eine mit groenZhnen. Und Peter Maffay. Und MisterBean. DasSofaistriesig, aberHerbigschienimmerweiterandenRandge-drckt zu werden.Nach demZeisig wird er den ReporterZettl spielen, in der Fortsetzung vonKir Royal, der Film kommt im nchs-tenJahr, Regie Helmut Dietl. HerbigwirdderneueBabySchimmerlossein.Man formuliert einen Anspruch an sichselbst, allein durch die Wahl seiner Rol-len. Irgendwannsagt BullyHerbig, ersagt es eher beilufig: Natrlich ist esQuatschzusagen: Was imFeuilletonsteht,istegal.Natrlichinteressiertesmich, was die schreiben, und es istmanchmal wie eine battle ich willwissen, ob ich sie kriege.Im BullyversumliegthinterGlaseinFuballtrikot, mit einem Werbeauf-druck des FC Bayern. Wir sind die Bul-lenwarderenSloganindenAchtzi-gern, er hat dieses Hemd getragen, undweil in Herbigs Fuballmannschaft vie-le Michaels unterwegs waren, brauchtejeder einen Spitznamen, so wurde Bullyaus ihm. Es liegt noch ein anderes Trikotda, Paul Breitner hat es ihm geschenkt.Herbigs(T)Raumschiffistjaimweite-ren Sinne eine Zeitreise, bei den Presse-konferenzen damals war er gefragt wor-den,wohinseineLieblingszeitreiseihnfhren wrde, er hatte gesagt: zum Mit-telpunkt der Welt, ins Mnchner Olym-piastadion, Fuball-WM 1974, Endspielgegen Holland, der Schiedsrichter pfeiftElfmeter, under, Bully Herbig, ziehtsichBreitnersTrikotanundsetztsichdie schwarze Lockenpercke auf undhaut den Ball rein. Ein Jugendtraum.Paul Breitner hatte es gehrt, er fandes rhrend, dass jemand davon trumte,er zu sein. Breitner rief bei HerbigsManagerin an: Er htte da ein Geschenk,wohineresschickenknne. KommenSiedochvorbei, sagtedieManagerin,Herbig wusste nichts davon. Irgend-wann stand Breitner in seinemBro, dasTrikotin derHand, Herbigsprte,wieihm das Blut in den Kopf schoss, es warwie frher. Wupp! Ich spring auf, rennauf ihn zu und sage: Hallo Herr Breitner,noch mal Glckwunsch zu 74.Sie sind dann noch was trinken gegan-gen, und Breitner hat ihm die Geschich-te von dem Elfmeter damals erzhlt. Ei-gentlichwar er als Schtze gar nicht vor-gesehen gewesen, er hatte sich den Balleinfach geschnappt, ihn auf den Kreide-punktgelegt. ErhattefastwiejetztHerbig mehr zu verlieren als zu gewin-nen, aber das Gewicht des Augenblickswar ihmnicht bewusst, als er anlief,alles geschah wie in Trance.Paul Breitner schoss den Ball ins TorimSommer74.ErstamnchstenTag,als er die Szene im Fernsehen sah, wur-deihmkotzbel, der Schweiglnzteauf der Stirn. Er war Weltmeister, genau-so gut htte er ein Clown sein knnen.WasebenpassierenkannmiteinemMann, der etwas wagt.Was bin ich?Michael Bully Herbig ist der erfolgreichste Entertainer Deutschlands. In den Bavaria-Studios hat er sogar einen eigenen Themenpark.Dabei unterluft der Mnchner immer wieder die Erwartungen. Und jetzt werden seine Fans im Kino ihr blaues Wunder erleben.30 Millionen sahen seine Filme:Und das ist am Ende dieWhrung, die zhlt im Betrieb.Ein harmloser Clown? Im Filmsagt er: Harmlos ist in dieserZeit durchaus ein Kompliment.Michael Herbig, 43. Sein Trick: Grte Genauigkeit bei der Arbeit, dabei wirken, als schaue man nur zufllig zur Tr rein.Foto: Dieter Mayr/herbX filmDu musst dich entscheiden,wie Paul Breitner 1974: Bist duder Narr oder der Weltmeister?Donnerstag, 20. Oktober 2011HF2 Sddeutsche Zeitung Nr. 242 / Seite 3DIE SEITE DREISiekennensichseitStudienzeiten,als sie in Amerika ein College-Zim-mer teilten: Der sozialistische Pre-mier Giorgos Papandreou und der kon-servative Oppositionsfhrer Antonis Sa-maras. Aber sie kommen einander nichtnher. AmDienstagabend trafen sich dieungleichenZwillinge der griechischenPolitik wieder einmal. Es soll laut zuge-gangen sein. Zuvor gab es Gerchte, Pa-pandreou werde in seiner Not dem Riva-len eine Koalition anbieten wie schonimJuni. Damals hatte der 60-jhrige Sa-maras seinemehemaligen Studienfreundbereits einen Korb gegeben. Nun spotte-te er nach der Begegnung ffentlich berden Premier, dem bei der Abstimmungam Donnerstag ber das aktuelle drasti-sche Sparpaket imParlament eine Zitter-partie droht: Ich habe nichts zu beredenmit jemandem, der inPanikist undjeder-mann beleidigt.AntonisSamarasgibtsichselbstbe-wusst, seine Partei Nea Dimokratia (ND)fordert bereits Neuwahlen. Umfragenge-ben ihr einenimmer deutlicheren Vor-sprung vor den Pasok-Sozialisten aberkeine Mehrheit fr eine Alleinregierung.Samaras sieht sichdennochschonals Pre-mier. Der Mann mit demexakten Seiten-scheitel im leicht ergrauten Haar hattenach seiner Wahl zum Parteichef im No-vember 2009 versprochen, das Profil derKonservativen zu schrfen. Kurz zuvorhatte die ND die Macht in Athen wiedereinmal andiePasokabgebenmssen.Griechenland war da schon von derSchuldenkrise gezeichnet, und Samaras-Vorgnger Kostas Karamanlis hatte we-nig Lust zum Weiterregieren gezeigt.Das war die Stunde fr denWiederauf-stieg des Antonis Samaras. Der hatte sei-ne Partei vor 20 Jahren in eine heftigeKrise gestrzt und sie 1992 sogar verlas-sen. AlsAuenministerschrteerda-mals imStreit umden Namen Mazedoni-en fr die benachbarte Balkan-Republikdie nationale Hysterie. Als Samaras ver-langte, dieGrenzenzumNachbarnzuschlieen, wurde er vom konservativenRegierungschef Konstantinos Mitsotakisals Minister entlassen. Die NDverlorbald darauf die Macht und brauchte einJahrzehnt, um sie wieder zu erlangen.Samaras grndete in der ZwischenzeitdienationalistischePartei PolitischerFrhling, die nur einen kurzen Hhen-flug erlebte. Vor der Parlamentswahl2004 bat er bei der ND wieder um Ein-lass, wurdeEuropaabgeordneter, 2007zog er in Athen ins Parlament ein, 2009war er zehn Monate lang Kultusminister.SeinAufstieg zumND-Chef berrasch-te undzeigte, dass inder griechischenPo-litikFamilienfehden eine groe Rollespielen: Samaras fand seine Unterstt-zer im rechten Lager der ND und setztesichso in einer Kampfabstimmung gegendie liberale, deutlichprominentere Athe-ner Ex-Brgermeisterin Dora Bakoyan-nidurchdieTochtervonMitsotakis,dessen Sturz als Premier er einst mither-beigefhrt hatte. Bakoyanni hat er inzwi-schen aus der ND ausschlieen lassen.Samaras selbst stammt aus einer beg-terten Familie. Er war griechischer Ju-gend-Tennismeister, inden USAstudier-te er konomie. Europische christdemo-kratische Parteichefs haben zuletzt ver-sucht, Samaras zu mehr Kompromissbe-reitschaft zu bewegen. Sie blitzten ab wie Papandreou. Christiane SchltzerFatale EntscheidungDen Gefangenenaustausch in Nahost beur-teilt die spanische Zeitung El Mundo (Ma-drid) skeptisch:Die Freilassung des israelischen Sol-daten Gilad Schalit im Austausch gegenmehr als 1000 Palstinenser entfacht ei-ne neue Debatte ber den Kampf gegenden Terrorismus. (. . .) Mit dem Gefange-nenaustauschverliehIsraelderHamasden Status eines Verhandlungspartners.Vonnunanwird es schwerer sein, die Or-ganisationals eine terroristische Vereini-gung zu prsentieren. Es ist ein Fehler,Terroristenmit einemRechtsstaat auf ei-ne Stufe zu stellen.Die polnische Tageszeitung Gazeta Wyborc-za (Warschau) schreibt zum selben Thema:Die radikalislamische Hamas hat denPalstinensern bewiesen, dass sie an-ders als Prsident Mahmud Abbas Wir-kung erzielt. (. . .) Gewonnenhat auchMi-nisterprsidentNetanjahu, derendlicheinen Erfolg vermelden kann. Alle ande-ren, knftige Opfer des palstinensi-schen Terrors und der israelischen Reak-tionenauf die Terroranschlge, geschwei-ge denn die Anhnger der Gerechtigkeit,knnen bei diesem Gefangenenaus-tausch nur verlieren.Urteil gegen das LebenDas Urteildes Europischen Gerichtshofs,wonach menschliche embryonale Stammzel-len nicht fr die Forschung patentiert undvermarktet werden drfen, kritisiert dieFrankfurter Rundschau:Die Resultate dieser Grundlagenfor-schung in neue Medikamente und Thera-pien umzumnzen, drfte nach dem Lu-xemburgerUrteil inEuropaschwierigwerden. Patienten und Politiker fordernzu Recht, dass neue Erkenntnisse schnellden Kranken zugutekommen. Aber ohnePatentschutz, der die zeitlich begrenzteexklusive Verwertung sichert, wird keinInvestor die hohen Entwicklungskostenauf sich nehmen wollen.Der Berliner Tagesspiegel hlt die Entschei-dung fr den Ausdruck einer regulierungs-wtigen Eurokratie:Der Luxemburger Richterspruch istkeinUrteil fr, sonderngegen das Leben.Er ist ein schwerer Schlag nicht nur frdie medizinische Forschung in Europa,sondern auch fr schwer kranke Patien-ten. Viele vonihnensetzenihre Hoffnungauf Therapien aus Stammzellen.VonKai Stri ttmatterDie Zeit der Hoffnung scheint vorbeizwischen Trken und Kurden. Die Tr-kei wird von ihren Versumnissen einge-holt. Warumder AnschlagvomMitt-woch? Es wirdspekuliert ber Fraktions-kmpfe innerhalbder KurdischenArbei-terparteiPKK. VertreterdesRebellen-trupps hatten sich noch vor kurzem im-merhinzuGeheimgesprchenmit der Re-gierung getroffen. Der tdliche Anschlagaber ist nur der letzte blutige Beleg fr ei-nen traurigen Verdacht: Am Steuer sit-zen wieder einmal diejenigen, die keinenFriedenwnschen. Die PKKmordet wie-der.Und die trkische Regierung? Siespielt eben diesen Leuten in die Hand.DerPrsident schwrt gewaltigeRa-che, der Premierminister uert sichschon seit Monaten martialisch. Nun be-ruft er sich auf die heiligen Seelen dergefallenen Mrtyrer und schickt seineSoldaten zur PKK-Verfolgung ber dieGrenze ins Nachbarland Irak. Die Spra-che des Krieges und der Rache droht dasRedenber FriedenundReformenzuver-drngen. Und weil in der Trkei schnellvergessenwirdundnationalistische Emo-tionengerne hochkochen, mag die Rheto-rik innenpolitisch kurzfristig ankom-men. Tatschlich aber verbirgt sich da-hinter Hilflosigkeit.Fast drei Jahrzehnte lang hlt derKampfzwischenPKKundArmeenunschon an, und heute fnf Prsidenten,acht Premierminister und neun General-stabschefs spter droht die Trkei wie-der einmal dort hineinzugeraten, wo sieschon so oft war: in eine Spirale von Ge-walt und Gegengewalt.DieSchwrevondervlligenVer-nichtung der PKK sind ebenso alt wiedie Versuche, der Organisationdurchgrenzberschreitende Militraktionenhabhaft zuwerden. ZumletztenMal mar-schierten Anfang 2008 mehrere Tausendtrkische Soldaten im Irak ein und diePKK ist so lebendig wie eh und je.Die Kurdenfrage ist das wichtigsteProblem, das die Trkei zu lsen hat. Eswar die AKPunter Premier Tayyip Erdo-gan, die erstmals begriffen zu habenschien, dass die KurdenkeinSicherheits-problemdarstellten. Vielmehr werdenhier fundamentale Fragenber die Rech-te einer unterdrcktenMinderheit aufge-worfen. Die PKKwurde dabei immer nurals Symptom bekmpft. Das eigentlicheProblem liegt in der Untersttzung, diediese Kmpfer vongroenTeilender kur-dischen Brger in der Trkei erhalten weil sie demtrkischen Staat nicht trau-en; weil vor alleminden1990er Jahrenih-re Drfer verbrannt, ihre Kinder gettet,ihre Mnner gefoltert wurden. Die Tr-kei erlebt nungroenSchmerz ange-sichts der 26 getteten Soldaten. Was vie-le Kurden nicht verstehen, ist, dass derStaat bis heute ihrenSchmerz nicht aner-kennt: 50 000 Tote hat der Konflikt seit1984gefordert 40 000 davonwarenKur-den, und die Logik von Gewalt und Ge-gengewalt ist noch immer nicht durch-brochen.Die AKP, die zunchst ein paar mutigeReformen wagte, hnelt inzwischenmehr und mehr den alten staatstragen-den Parteien. Sie ist verantwortlich freinebeispielloseWellederVerhaftungvon Reprsentanten der linken Kurden-partei BDP. Es scheint, als unterscheidedie AKP zwischen guten (konservativen,frommen) und schlechten (linken, natio-nalistischen)Kurden, undalswreihrZieldieZerschlagungdernationalisti-schen kurdischen Bewegung.Das aber wre eine groe Dummheit:In manchen Stdten des Sdostens wh-lenzwei vondrei Kurdendie BDP. Natr-lich steht die BDP der PKK nahe. Genaudeshalb ist sie die politische Kraft, mitder Ankara sprechen muss. Nicht andershaben die Friedensgesprche in Nordir-land funktioniert. Nach der letzten gro-en Verhaftungswelle gegen BDP-Politi-kernkritisiertedieIstanbulerZeitungHrriyet dies als Schlag gegen die mode-raten Kurden und prophezeite: Die Ge-walt wird eskalieren. Das ist exakt zweiWochen her.VonMarcBei seEs ist noch kein Jahr her, da musstesichSpott gefallenlassen, wer wie selbst-verstndlichimStil der Banker vomHe-beln der Finanzprodukte sprach. Heutekommt das Wort schon beilufigen Fern-sehzuschauernlocker von der Zunge.Man ist ja dankbar fr eine klare Spra-che: Hebeln ist griffiger als EFSF oderESM. Euro-Staaten hebeln Finanzkriseaus das wre die Schlagzeile, die indie-sen bangen Tagen Hoffnung bringenknnte. Oder aber Furcht einflt.Ob nmlich der groe Hebel gut oderschlecht ist, auf den sich die Staats- undRegierungschefsamWochenendebeimGipfel derGipfel verstndigenwollen,das hngt sehr davon ab, was genau manunter demBanker-Begriff verstehen soll.In seiner einfachsten Form bedeutet He-beln in der Finanzbranche, mit wenig ei-genem Kapital viel grere Summen zubewegen. Das inder Tat knnte aus deut-scher Sicht die Quadratur des Kreises er-mglichen.HatnichtderBundestageineOber-grenzefrdieEuro-Hilfebeschlossen?Und warnen nicht die Experten, dass diefr Europa eingepreiste Rettungssummevon440MilliardenEuronichtreichenwrde, sollte auer den bekannten Sor-genlndern womglich auch Spanienoder Italien gesttzt werden mssen? Mitwenig eigenemKapital viel grere Sum-men zu bewegen das wre dann die L-sung, einerseits. AndererseitskamdasHebeln zu Recht in Verruf, als Finanz-akrobaten komplizierteste Konstruktio-nenzueinemriesigenSchwindelgeschftzusammenfgten, das 2008 donnernd zu-sammenbrach.Angela Merkel und ihre Kollegen ha-bennun, beratenvonwohlmeinendenPraktikernausderFinanzwelt (dieesdurchaus auch gibt), eine Rettungskons-truktiongefunden, die noch bis indie De-tails geprft werden muss, ehe ein ver-lssliches Urteil zulssig ist. Jedenfallsmssen am Ende zwei Gruppen zufrie-dengestellt werden, die gemeinhinals An-tipoden gesehen werden: Die Brger, diedas Recht habenzuverstehen, was mit ih-remSteuergeld geschieht. Und die Profisanden Finanzmrkten, die dann hoffent-lichdenKrisenlndernSchonfrist gewh-ren.Beide Gruppen haben ein feines Ge-spr dafr, was tragfhig ist oder nicht.Beiden muss die Politik eine Perspektivebieten. Derzeit reden die Krisenmanagernur ber Wirtschaft, gar nur ber Finanz-technik. Ausgeblendetwirdderpoliti-sche Unterbau, auf dem das Konstruktruhensoll. DeshalbmssendieRegie-rungschefs so schnell wie mglich sagen,wohin der Hebel-Plan fhren soll.Steht Europa noch zu Griechenland?Mit wem marschiert Deutschland? Wei-ter mit Frankreich, auch wenn das Landunter Druck gert? Brauchen wir mehrEuropa oder weniger? Politisch oder nurfinanztechnisch? Es knnenaneinemWo-chenende nicht die europischen Vertr-gegendertwerden. AberdieknftigeGestalt Europas muss sich abzeichnen,wenn wieder Ruhe einkehren soll an denMrkten und in den Wohnstuben.Das Abitur ist eine etablierte pdagogi-scheMarke. EsgehrtzuDeutschlandwie die Bratwurst und das Brandenbur-ger Tor. Doch eine bundesweit einheitli-che Reifeprfunggibt es nicht, jedes Bun-desland hat eigene Regeln, und so war esimmer schon. Im 19. Jahrhundert prf-ten die Schulen in Preuen anders als inSachsen oder Baden. Mehr als ein Mini-malkonsens ist historischnie zustande ge-kommen. Im Kampf um einen Studien-platzwirddiesefderaleVielfalt zumProblem. Denn von den Noten hngt ab,ob einBewerber dengewnschten Studi-engang antreten kann. Die Universittenunterstellen, dass das Abitur berallgleich schwer ist. Das ist es aber nicht.Die Expertendes Aktionsrats Bil-dungschlagennuneinbundesweitesKernabitur in Deutsch, Mathematik undEnglischvor. Essoll dieReifeprfungvergleichbarer und gerechter machen.Das mag gut klingen, macht die Sacheabersehrkompliziert. Eswrdeeinenzentralen Test geben, mit demein gewal-tiger pdagogischer und administrativerAufwandverbundenwre. Dennochwr-dendaneben die herkmmlichenPrfun-gen mit den Unterschieden zwischen denLndernfortbestehen. Defactowrendie Abiturienten mit zwei vllig unter-schiedlichen Prfungsblckenkonfron-tiert undder Zugang zumStudiumwr-de nur minimal gerechter werden. Der na-tionale Testtag soll nur ber zehn Pro-zent der Abiturnote entscheiden.Statt ein ganz neues Abitur-Arrange-ment zu schaffen, sollten die Lnder ei-nen gemeinsamen Pool an Abituraufga-benbilden. Jedererinnert sichdaran,wie aufreibend und fehlerhaft die Um-stellung auf das achtjhrige Gymnasium(G 8) war. Jede Reform des Abiturs mussjetzt sehr behutsam vorgehen.tvsJetzt ist wieder vom goldenen Hand-schlagdieRede. VerteidigungsministerThomas de Maizire will Berufssoldaten,die wegender Verkleinerung der Bundes-wehr nicht mehr gebraucht werden, denfreiwilligen Abschied schmackhaft ma-chen. Wer jnger ist als 40 Jahre, soll ei-ne Abfindung von5000 Euro pro geleiste-tem Dienstjahr kassieren, maximal100 000 Euro, und das Ganze steuerfrei.Wer im Alter zwischen 40 und 50 Jahrenausscheidet, soll sofort seine bis dahiner-dienten Altersbezge und zustzlich5000 Euro pro Dienstjahr erhalten. ber50-Jhrige sollen sogar mit vollen Pensi-onsbezgen in den vorzeitigen Ruhe-stand gehen knnen.Das ist grozgig. Vor allemdie Steuer-freiheit derAbfindungwirddenNeidmanches Schicksalsgenossenaus der frei-enWirtschaft wecken. Andererseits mus-tert die Bundeswehr nun Menschen oh-ne deren Verschulden aus, denen einstlebenslangeArbeitsplatzsicherheitver-sprochen worden war. Zwar mssen sichBeschftigte in allen Bereichen der Ar-beitswelt darauf einstellen, dass Lebens-zeit-Garantien der Vergangenheit ange-hren. Doch Vertrag ist Vertrag, und einVertrag ist eben auch die bernahme insBerufssoldatentum.Die vorgesehene Regelung ist deshalbnichtberzogen. 100 000EuroaufdieHand, das hrt sich erst einmal toll an.Bei genaueremHinsehen sichern sie abereiner Familie nicht das berleben. DerIngenieur, der bei der Bundeswehr stu-diert hat, findet leicht einen Job. Fr ihnist das Geld einkrftiges Zubrot. Der Di-plomkaufmann oder der Pdagoge aberdrften, zumal in einer strukturschwa-chen Region, schwer zu vermitteln sein.Sie bentigen eine tragfhigeHilfefrden bergang ins Zivilleben. bleHat sich die ukrainische Fhrungselbst ausmanvriert? Oder plante sievonAnfang an, sichmit Moskauzuarran-gieren? Pokert sie gar mit demKreml, umeinen Rabatt fr russisches Erdgas her-auszuschlagen, dann aber wieder einenWestschwenkvorzunehmen? Sicheristbei demKrftemessenzwischenKiew,Moskau und Brssel eigentlich nur, dassesumdieknftigeGestaltOsteuropasgeht. Wird der Neoimperalist WladimirPutin die ehemaligen Sowjetrepublikenunter den Schirm Moskaus zurckholenknnen? Oder bewahrt sich die Ukrainemit Hilfe der EUdochdie Chance, einde-mokratischer Staat zu werden?Eine Demokratisierung hat der ukrai-nischePrsident ViktorJanukowitsch,ein frherer Apparatschik, sicherlichnicht imSinn; doch wre dies ein Neben-effekt, kme es zu einer Annherung andie EU. Ein Teil der hinter Janukowitschstehenden Industriemagnaten strebt die-se Nhe an die Unternehmer sind aufwestlicheTechnologieangewiesenundwollen sich auf gar keinen Fall von Pu-tin kontrollieren lassen.Allerdings spricht derzeit mehr dafr,dass die Kiewer Fhrung von der Ent-wicklungderDingegetriebenwirdalsselbst einemPlanzufolgen. Letztlichzahlt sie so einenPreis fr die kleingeisti-ge Rachsucht Janukowitschs sie liegtwohl hauptschlich dem Strafverfahrengegen seine innenpolitische Rivalin JuliaTimoschenko zugrunde. Timoschenkohatte ihn nmlich vor sieben Jahren beider orangenen Revolutiongedemtigt.Janukowitschhatnichtbegriffen, dassihneine Geste der Vershnung innenpoli-tisch strken wrden. Gleichzeitig wreer in einer viel besseren Position sowohlgegenberBrssel, alsauchgegenberMoskau. tuGewohnt, anWidersprchenzulei-den, haben die Linken in den vergange-nen Jahren erleben mssen, dass zweier-lei prchtig zusammengeht: die Krise desKapitalismus und die Krise ihrer Partei.Emprte ziehen vor die Frankfurter Br-se, die Linke trottet hinterher. Unzufrie-dene sammelnsichunter einer neuenFah-ne. Es ist jene der Piraten. Das ist so ge-kommen, obwohl das Siechtum von Eu-ro, Banken und FDP alles zu besttigenscheint, wovorGregorGysiundOskarLafontaine schon immer gewarnt haben.Ihren eigenen Niedergangin Umfra-gen und Wahlen deuten die Linken so,dass ihre guten Inhalte einfach nichtrichtig ankommen beim Brger sei esverschuldet vonder stumpfenParteispit-ze aus Gesine Ltzsch und Klaus Ernstoder, nocheinfacher, wegenderMiss-gunst der Medien. Nun wollen sie gegen-steuern: AndiesemFreitagkommtdieLinke zusammen, um sich ein neues Pro-gramm zu geben. Es werden sich darinviele Deutungen finden fr die Krisen inder Welt. Am Ende wird es aber vor al-lemeine Krise erklren: jene der Linken.Fast alle in der Partei wissen, dass dieLinke eine neue Fhrung braucht. Dochdarum wird es diesmal nicht gehen. Die-serParteitagfhrt durchQuerelenzuden Quellen. Die Linke prsentiert ihrenWesenskern. Zum Geburtsort ihres ers-ten richtigen Programms hat sie Erfurtbestimmt. 120 Jahre nachdem die SPDdort die Befreiung des Proletariats postu-liert hat, will auch die Linke ein Erfur-ter Programm. VomProletariat wirddarin keine Rede sein, wohl aber von derberwindungdes Kapitalismus. Die Lin-kestrebt eineandere, demokratischeWirtschaftsordnung an sowie eine Ver-gesellschaftung von vielem, was ground wichtig ist in der Wirtschaft.Deutschlandsolles, daswirddieBot-schaft vonErfurt sein, nocheinmal versu-chen mit dem Sozialismus.Eben jenem Sozialismus also, den sieseit demZusammenschluss von SED-Er-ben(Ost) undSPD-Flchtigen(West)nichtmehrimNamenfhrenwill. AlsdieLinkebesetztesiebewusst vageund geschickt jenen politischen Ort, denLafontaine zuvor als vakant ausgemachthatte. Ihre Wahlerfolge 2005 und2009 fei-erte sie auch als Sprachrohr der Es-war-nicht-alles-schlecht-Klientel imOstenundder Uns-ging-es-nie-schlechter-Kl-gerimWesten. VonderWiedereinfh-rung des Sozialismus war zumindest aufWahlplakatenkeineRede. Estrifftzu,dass Oskar Lafontaine denLinkssozialis-ten in sich entdeckt hat. Die Whler aberstimmtenberwiegendfr denMann,der einmal saarlndischer Ministerprsi-dent war und SPD-Chef und Finanzmi-nister. Nicht fr einen Radikalen.DenWhlernderPiratenparteiwirdheute nachgesagt, sie wssten gar nichtgenau, wem sie ihre Stimme gegeben ha-ben. Bis zu einem gewissen Grad trifftdas auchauf die frherenWhler der Lin-ken zu. Ostdeutsche waren sich nicht un-bedingt im Klaren darber, wie sehr dieFusion ihre alte Partei verndern wrde.Und Anhnger im Westen glaubten wo-mglich, eine linkere SPD zu whlen. Eswar dies ein Irrtum, auf den Gregor GysiaufseineWeiseaufmerksammachtemit der notorischen Mahnung, die SPDmssewiedersozialdemokratischwer-den. Die Linken wollten Sozialdemokra-ten stets vor sich hertreiben, aber nichtselber welche sein. Mit der Rckkehr derSPDin die Opposition und der Verschr-fung der Finanzkrise ist diese Strategiedes Treibens an ihre Grenzen gestoen.Die Linkenmssennunihre eigenenKar-ten auf den Tisch legen.Das Wanken der kapitalistischenVolkswirtschaften hat dabei als Kataly-sator gewirkt. Schneller und konsequen-ter als sie es vielleicht sonst gewagt ht-te, prsentiert die Linke der ffentlich-keit eine kompromisslos sozialistischeWeltdeutung. Die gegenwrtige KrisewirdimgeschichtlichenTeil des Pro-grammentwurfs zum geradezu zwangs-lufigenErgebnis der kapitalistischenEntwicklungerklrt. Esgibt demnachkeine Fehler im System, das System istder Fehler. Die Linke attackiert den Ka-pitalismus, aber sie meint auch dieMarktwirtschaft. Sie empfiehlt, verkrztformuliert, einenSozialismus plus Mittel-stand minus Stasi. Die Neuauflage sollnatrlich demokratisch funktionierenundohne die Auswchse sturer Planwirt-schaft. So werden das die Linken in ih-remErfurter Programmbeschlieen. Da-nach mssen sie nur noch Whler finden,die daran glauben.So entpuppt sich die Krise, die fr einelinke Partei eine Chance sein knnte, alsFalle. Sie zwingt die Linke zu grundstz-lichen Bekenntnissen, verleitet sie zu ra-dikalen Antworten und bestrkt sie imSelbstbildals Hterinder einzigenWahr-heit. Die Abgrenzung von SPD und Gr-nen wird sie in Erfurt weiter zementie-ren. Die Linke hat sich fr ihr ProgrammHaltelinienausgedacht, die ihr eine Be-teiligung anRegierungennur unter stren-gen Voraussetzungen erlauben wrden.Dabei wre das zumindest in der Bun-despolitik gar nicht ntig gewesen. Frein Bndnis mit Sozialdemokraten undGrnen steht die Partei nach dem Erfur-terParteitagnichtmehrernsthaft zurVerfgung. Es ist stets das natrliche Be-streben der Sozialdemokraten gewesen,die neue Konkurrenz ins Abseits zudrn-gen. Das erbrigt sich. Die Linke stelltsich bereitwillig selbst hinein.Antonis SamarasGriechischer Oppositionschefohne KompromissbereitschaftUnkontrolliertes WachstumSZ-Zeichnung: Pepsch GottscheberBlick in die PressseAuferstehung der DmonenDie Trkei und die kurdische PKK stehen wieder im offenen Krieg der alte Konflikt ist nicht gelstEin Hebel und seine WirkungDie Schuldenkrise kann nur gelst werden, wenn Brger und Mrkte verstehen, was geschiehtAbitur schwer gemachtGold, das nicht nur glnztFalsches Kalkl in KiewSozialismus minus StasiVon Dani elBrssl erDEFGHHerausgegeben vom Sddeutschen Verlagvertreten durch die GesellschafterversammlungChefredakteur:Kurt KisterStellvertretender Chefredakteur:Wolfgang KrachMitglied der Chefredaktion, Innenpolitik:Dr. Heribert PrantlAuenpolitik: Stefan Kornelius; Christiane Schltzer;Innenpolitik (Stellvertreter): Dr. Alexandra Borchardt,Detlef Esslinger; Seite Drei: Alexander Gorkow; Inves-tigative Recherche: Hans Leyendecker; Nicolas Richter;Kultur: AndrianKreye, Dr. ThomasSteinfeld; Wirt-schaft: Dr. MarcBeise, Hans-JrgenJakobs; Sport:Klaus Hoeltzenbein; Wissen: Dr. PatrickIllinger; Gesell-schaft und Panorama: Tanja Rest; Wochenende: Ger-hardMatzig; MobilesLeben: JrgReichle; Beilagen:Werner Schmidt; Mnchen, Regionund Bayern: Christi-an Krgel, Ulrich Schfer; Peter Fahrenholz, ChristianMayer, Annette Ramelsberger;Bild: Jrg Buschmann; Grafik: Daniel BraunGeschftsfhrende Redakteure:Dr. Hendrik Munsberg, Robert Romann,Stefan Plchinger (Online)Chef vom Dienst: Carsten MatthusChefkorrespondent: Stefan KleinLeitende Redakteure:Prof. Dr. Joachim Kaiser, Nikolaus Piper, Evelyn RollDie fr das jeweilige Ressort an erster Stelle Genanntensind verantwortliche Redakteure im Sinne des Gesetzesber die Presse vom 3. Oktober 1949.Anschrift der Redaktion:Hultschiner Strae 8, 81677 Mnchen, Tel.(089) 21 83-0;Nachtruf: 21 83-7708; Nachrichtenaufnahme: 21 83-481;Fax21 83-97 77; E-Mail: [email protected]: NicoFried; Claus Hulverscheidt (Wirtschaft),Franzsische Str. 47, 10117 Berlin, Tel. (0 30) 20386650;Erfurt: Christiane Kohl, Marktstr. 38 a, 99084 Erfurt,Tel. (03 61) 6 01 16 05; Dsseldorf: Bernd Drries, B-ckerstr. 2, 40213 Dsseldorf, Tel. (02 11) 54 05 55-0;Frankfurt: Helga Einecke, Kleiner Hirschgraben 8,60311 Frankfurt, Tel. (0 69) 2 99 92 70; Hamburg: RalfWiegand, Poststr. 25, 20354 Hamburg, Tel.(0 40) 46 88 31-0; Karlsruhe: Dr. Wolfgang Janisch, So-phienstr. 99, 76135 Karlsruhe, Tel. (07 21) 84 41 28; Stutt-gart: Dagmar Deckstein, Rotebhlplatz 33, 70178 Stutt-gart, Tel. (07 11) 24 75 93/94Geschftsfhrer:Dr. Detlef Haaks, Dr. Richard Rebmann,Dr. Karl Ulrich;Anzeigen: Jrgen Maukner (verantwortlich). Zurzeit istdie Anzeigenpreisliste Nr. 75 vom 1. Oktober 2011 gltig.Das Abonnement kostet in Bayern monatlich 43,80 Euro,auerhalb Bayerns 46,80 Euro; Studenten zahlen, nachVorlage einer entsprechenden Bescheinigung, 22,90 Euro,jeweils inkl. Mehrwertsteuer (Auslandspreise auf Anfra-ge). Bankverbindung: Postbank Mnchen 5 54 18 03,BLZ: 700 100 80. Erscheint die Zeitung durch hhere Ge-walt oder Streiknicht, besteht keinAnspruchauf Entsch-digung. Abonnements knnen schriftlich mit einer Fristvon vier Wochen zum Monatsende beziehungsweise zumEnde eines Vorauszahlungszeitraums gekndigt werden.www.sueddeutsche.de/aboAnschrift des Verlages:Sddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Strae 8,81677 Mnchen; Grokundenadresse: Sddeutsche Zei-tungGmbH, 80289 Mnchen. Telefon(0 89) 21 83-0,Telegrammadresse: sddeutscheAnzeigen: Telefax: (0 89) 21 83-7 95.TelefonischeAnzeigenaufnahme: Tel. 089/21 83-10 10(Immobilien-/Mietmarkt), Tel. 089/21 83-10 20 (Motor-markt), Tel. 089/21 83-10 30 (Stellenmarkt, weitereAnzeigenmrkte). 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Und erst krzlich beklagte dasKollegiumeiner Neukllner Schule in ei-nemBrief zunehmende Respektlosig-keitwie Zerstrungswut undGewaltauchgegenber Lehrern. Die Zahl gemel-deterDelikteanSchulenistlautSenatzuletzt aber um 13 Prozent gesunken.Esgibt positiveBefundeundnichtprimr Kritisches und Negatives zu be-richten, etwa, dass Berlin amaller-schlimmstensei,sagtderKriminologeChristianPfeiffer, Direktor des Krimino-logischen Forschungsinstituts Nieder-sachsen (KFN). Dieses hat am Mittwocheine reprsentative Studie zur Jugendge-walt imAuftragdes Senats vorgelegt.Die Autoren habendazuknapp3200 Ber-liner Jugendliche der neuntenKlasse um-fassendzuihrenErfahrungenalsTterund Opfer befragt und die Ergebnisse inBezugzubundesweitenDatengesetzt.Durch das Projekt knne die Polizeista-tistik erweitert werden, etwa um Taten,die nicht angezeigt werden.Die Statistik besagt: In Berlin wurden2009 und 2010 im Schnitt zwlf Prozentaller14-bis18-Jhrigenpolizeilicher-fasst, darunterfallenDelikteallerArt,von Ladendiebstahl bis schweren Straf-taten. EingroerAbstandzurbundes-deutschen Lage findet sich in der Rubrikkrperlicher Gewalt in Berlin wurdenhier anteilsmigdoppelt soviele Ju-gendliche registriert (2,2 zu 1,1 Prozent).Die Auswertung der Opfer- undTter-schaftBerlinerSchlerbelegtdagegenkeine hhere Gewaltbelastung als an-dernorts. Elf Prozent gaben an, mindes-tens eine Gewalttat begangen zu haben,17,9 Prozent sagten, sie seien schon malberaubtodergeschlagenworden. Bun-desweit liegendie Werteauf hnlichemNiveau. Unterschiedezeigensichden-noch: Sowarendie Berliner, die eineschwere Krperverletzung begangen ha-ben, beimerstenMal imDurchschnitt13,1 Jahre alt; bundesweit liegt das Alterbei 13,7 Jahren. Zudemereignet sich jedefnfteTatinffentlichenVerkehrsmit-telnoder anHaltestellenandernortsdeutlich seltener. Die Studie nennt einebesondereStrukturderhieraufwach-sendenJugendlichen: So seiendie Fami-lien jedes vierten Befragten von staatli-chen Transfers abhngig, 46 Prozent derSchler habenMigrationshintergrund bundesweit sind es deutlich weniger.Das lasse aber nicht grundstzlichauf h-here Gewaltprobleme schlieen. Ent-scheidend seien die Gegebenheiten, dieMigrantenimfamilialenund sozialenUmfeld vorfinden: etwa Ressentimentsgegenber Deutschen oder Schwulen.AuchstimmtenreligiseMuslimedop-pelt so oft gewaltbejahenden Mnnlich-keitskonzepten zu wie nicht religise.Als Schlssel sehen die KFN-AutorenBildung: Jugendliche mit schlechterenNotenneigenhufigerzuGewalt, undSchler mit starker Bindung andie Schu-lehabeneingeringeresRisiko. Ratsamseien daher verpflichtende Ganztags-schulen nicht als Kinderbewahranstal-ten, sondernals Chance, dass Jugendli-che ihre Freizeit nicht unstrukturiert ver-bringen. Die Freizeit etwa mit gewalt-verherrlichender Medien nennt die Stu-die als Faktor fr eine Gewalttter-Kar-riere. Auch begren die Autoren die Fu-sion von Haupt- und Realschulen in Ber-lin. Denn insgesamt gehe dort die Scherezwischen Schlern verschiedener Schul-arten weiter auseinander eine ausge-prgtere Winner-Looser-Kultur, die da-zu fhre, dass gerade Verlierer nicht be-reit seien, sich an die Normen zu halten.Bereits bei der Befragung hatte es Kri-tik an der Studie gegeben. Der Landesel-ternausschuss rgte mangelnden Daten-schutz und die psychische Belastung vonGewaltopfern. Das hatte sich aneiner ge-ringen Teilnahmebereitschaft bemerk-bargemacht.UndderrtlicheMigrati-onsrat teilte mit: Bemhungen an Schu-len, der Gruppenbildungentlang der Her-kunftentgegenzuwirken, wrdendurchdie Befragung ad absurdum gefhrt. Ei-neberholteIdentittspolitik, zumalin Bezug auf Kriminalitt, verfestigerassistische Denkstrukturen.Dresden Auch Sachsen hat nun einge-rumt, dass Ermittler des Landes einSph-Programmgenutzt haben, mit des-senHilfesichprivateKommunikationber das Internet berwachen lsst.Nach Angaben des schsischen Justizmi-nisteriums handelt es sich zwar nicht umjenenStaatstrojaner, dessenEinsatzder Chaos Computer Clubkrzlichaufge-deckt hat. Die Ermittler haben aber eineberwachungs-Software fr die Kontrol-le der mndlichen und schriftlichenKommunikationmittels des Internettele-fonie-Dienstes Skype genutzt, besttig-te Justizsprecher Till Pietzker.In drei Fllen haben schsische Rich-terauf WunschderErmittlungsbehr-denbislang die sogenannte Quellen-Tele-kommunikations-berwachung(Quel-len-TK) richterlich angeordnet, sagtePietzker. Dabei sei es jedoch ausschlie-lich um die berwachung von Internet-Telefonkommunikation gegangen. ber-dies sei die tatschliche berprfung inzweiFllendarangescheitert, dassdieSoftware aus technischen Grnden nichtauf den Computer der berwachten Per-sonenhabeaufgespieltwerdenknnen.Und im dritten Fall habe sich die Ma-nahme erbrigt, da die Beschuldigtenzu-vor festgenommen worden seien. Gegen-stand der drei Verfahren, die in den Jah-ren2006und2009gefhrtwordenwa-ren, sei jeweils die Aufklrung von Ver-stengegendas Betubungsmittelge-setz gewesen.Das Justizministerium war nach einerUmfrage bei allen StaatsanwaltschaftenimBundeslandauf diese drei Flle gesto-en, in denenBehrdendie umstritteneSoftware nutzen wollte. Das Landeskri-minalamt berichtete, dassmandiefrdie berwachungszwecke eingesetzteSoftwareeigens voneinerFirmahabekonfigurieren lassen. Zu der Frage, ob essich umdasselbe Unternehmen handelte,das auch die Staatstrojaner verkauft hat,wollte sichdie LKA-Sprecherinnicht u-ern. Mit demProgrammsei es jedenfallsnicht mglich, gleich noch den Compu-terzudurchsuchen, aufdendieSoft-ware aufgespielt werde, stellte sie klar.Welche technischen Probleme denEin-satz der Software in zwei Fllen letztlichverhindert haben, wollte sie Sprecherinebenfallsnichtsagen. Derrechtspoliti-sche Sprecher der GrnenimSchsi-schen Landtag, Johannes Lichdi, willnun von der Landesregierung wissen, umwelche Software es sich imEinzelnen ge-handelthat. BeiderTelekommunikati-ons-berwachung, sagt der Abgeordne-te, werde ein komplexes informations-technisches Systemauf denjeweiligenComputer infiltriert. Damit sei eineentscheidende Hrde genommen, umdasSystem insgesamt auszusphen. DieberwachungvonInternet-Telefonatenknne daher ein Trffner fr Online-Durchsuchungen sein.Christiane KohlVonSusanneHl l , Paul -AntonKrgerundHel mutMarti n-JungMnchen Auf Computern in Europa istein Schadprogrammaufgetaucht, dasgroe hnlichkeiten zu demStuxnet-Wurm aufweist und offenbar gezielt In-formationen ber Industrieanlagen aus-spionierensoll. Das habendie US-Sicher-heitsfirmenSymantec undMcAffee inderNachtzumMittwochbekanntgege-benunderste Analysender Software pr-sentiert. Stuxnet war mitgroer Wahr-scheinlichkeit entwickelt worden, umdie Computersteuerung einer Urananrei-cherungsanlage in Iran zu sabotieren, sodass diedort eingesetztenZentrifugenSchaden nehmen.DagegenschpftDu-qu laut den bisherigen Erkenntnissennur Informationen aus infizierten Netz-werken ab und schickt diese, getarnt alsBilddatei, an einen Server in Indien.ZudiesemZweck installiert der Troja-ner ein Programm das Tastatureingabenwie Passwrter, den BildschirminhaltoderInformationenberdasNetzwerkaufzeichnet. Laut Symantec hat es Duquauf Daten von Organisationen wie Her-steller vonIndustriesteuerungen abgese-hen, Konstruktionsplneetwa. Syman-tec mutmat, diese knnten dazu dienen,weitere AttackenimStil vonStuxnet vor-zubereiten. Andere Experten sind da zu-rckhaltender. Sandro Gaycken von derFreien Universitt Berlin etwa sagt, manknne es auch mit normaler Industrie-spionage zu tun haben.Fast alle grotechnischenAnlagen, sei-en esChemiefabrikenoderKraftwerke,Fertigungsstraenoder Pipelines, wer-den von speziellen Computern gesteuert,dieeigensfrihrenEinsatzzweckpro-grammiert werden. Umsolche Steuerun-genangreifenzuknnen, brauchtmanDetail-Kenntnisse ber deren Systemar-chitektur. Symantec wurde amvergange-nen Donnerstag von einer Forschungs-einrichtung mit starken internationalenVerbindungenauf Duquaufmerksamgemacht, diese habe die Software aufdemNetzwerkeiner OrganisationinEu-ropa gefunden. Zugleich erhielt McAf-feeeineKopie. DieFirmenlegtenaufWunschihrer Quelle nicht offen, umwel-che Forschungsorganisation es sich han-delt oder welche Unternehmen Opfer desAngriffs geworden sind. Das eigentlicheZiel einer spteren Attacke, spekulierenExperten, knneinanderenGegendenliegen etwa im Nahen Osten.Duquenthlt anders als Stuxnet offen-bar keine Funktion, sich selbst weiterzu-verbreiten. Symantec geht von einemge-zielten Angriff auf eine begrenzte Zahlvon Organisationen aus. Nach Informa-tionen der Sddeutschen Zeitung ist bis-lang hchstens eine niedrige zweistelligeZahl von Organisationen oder Unterneh-men betroffenen. Duqu konnte aber berdeninzwischenabgeschaltetenServer,andendie Informationengingen, mit wei-teren Funktionen aufgerstet werden.Wie schon Stuxnet enthlt Duqu Vor-kehrungen, umsichgegenEntdeckungzu schtzen. Dazugehren Funktionen,die Aktivitten auf dem infizierten Sys-temverschleiern, vor allem aber ein ge-stohlenes echtes digitales Zertifikat ei-ner ComputerfirmainTaiwan. SolcheZertifikateweisenSoftwarealslegitimaus, fungierenalso wieein Sicherheits-aufkleber, der die Echtheit eines Produk-tes besttigt. Laut McAffee habendie An-greifer es auch auf die Aussteller solcherZertifikateabgesehen, undzwarinei-nemRaum, dersichmit demVerbrei-tungsgebiet des Goldschakals deckt Tei-le Europas, Nordafrika, der Nahe Ostenund Sdasien. Damit stnde die Zuver-lssigkeit eines der wichtigsten digitalenSicherheitsmechanismen infrage.Von einem kleinen Bruder des Stux-net-Virus ist die Rede, weil ganze TeilevonDuqumit demCodevonStuxnetidentisch sind oder ihm zumindest starkhneln. Von 40 bis 50 Prozent ist die Re-de. Symantec undMcAffee schlieendar-aus, dass die Programmierer ZugangzumQuellcodevonStuxnethatten,derin verstndlichen Programmiersprachengeschrieben ist. Die Vermutung liegt na-he, dass es die gleichen Autoren sind. DieUrheber von Stuxnet sind nie berfhrtworden, aufgrunddes Ziels undder Kom-plexitt des Wurms wurden aber israeli-sche und US-Geheimdienste verdch-tigt. Allerdings knnten Hacker zumin-dest Teile des Codes fr die Programmie-rung von Duqu rekonstruiert haben.Deutsche Sicherheitsbehrden ken-nen Duqu und gehen davon aus, dass erzupolitischenundnachrichtendienstli-chen Zwecken eingesetzt wird. Stuxnetwar ein reiner Sabotage-Virus. Duqu istein reines Spionagewerkzeug, sagte einBehrdenvertreterderSZ. NhereDe-tails nannte er nicht, sagte aber, inDeutschland sei nach dembisherigenKenntnisstandkeinComputer infiziertworden. Die Experten im deutschen Cy-ber-Abwehrzentrum seien informiertund beobachteten die Entwicklung.Die deutschenSicherheitsbehrdenbe-obachtenseiteinigenJahrenmitSorgeverstrktCyber-AngriffeaufComputerstaatlicher EinrichtungenundUnterneh-men. Allerdings haben die Experten kei-nen berblick, wie oft und mit welchenMittelndeutsche Unternehmenangegrif-fen werden. Klarer ist das Bild bei Bun-desbehrden. 2009 wurden 1511 Angrif-feauf Rechner des Bundes registriert,2010 waren es 2108. Fr dieses Jahr wirdmit einer hnliche hohen Zahl gerechnet.Die Nachrichtendienste aller grerenStaaten arbeiten mit E-Spionage, Chinaund Russland gelten als besonders aktiv.Allerdings geht man in Deutschlandnichtdavonaus,dassdieseundandereStaatenInteresseanSabotageakteninDeutschland oder Europa haben.Berlin Fhrende Innenpolitiker vonUnion und SPD fordern im Bund Konse-quenzenausderinBayernausgelstenAffreumSph-Software. DerVorsit-zendedesBundesinnenausschusses,derCDU-PolitikerWolfgangBosbach, undder Innen-Experte der SPD-Bundestags-fraktion,MichaelHartmann, habenamMittwoch dafr pldiert, dass der BunddieentsprechendenProgrammeknftigselbstentwickelt. BislangerwerbendieBehrdenjene Software, die bei der ber-wachung von Internet-Ko