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16 ROTE AN NELI ESE / N R. 222 / Mai 2012 Der Piraten-Angriff war angekündigt: Die Partei lud die Walliser Medienvertreter zu ihrer Grün- dungsversammlung am 5. Mai in Sitten vorab mit einer dicken Infomappe ein. Die Piraten, die derzeit in Deutschland mit Wahlsiegen in meh- reren Bundesländern für Furore sorgen, zählen in der Schweiz laut eigenen Angaben rund 2000 Mitglieder in 18 Kantonen. Jetzt soll die 19. Sektion im Wallis gegründet  werden. Fü r ihre Gründungsv ersammlung h aben sich die Piraten das Café de la Croix Fédérale in der Sittener Altstadt ausgesucht. Das Einladungs- schreiben haben je ein Vertreter aus dem Ober- und aus dem Unterwallis unter- zeichnet – Christian Schnidrig und Benoît de Kalbermatten, hei- ssen die beiden Pira- ten-Vertreter aus den beiden Kantonsteilen. Der diplomierte Wirt- schaftsinformatiker Schnidrig arbeitet für einen Software- Entwickler in Bern. Im Oberwallis fiel er bisher politisch für sein Engagement gegen das neue Polizeireglement in Naters und gegen die Kir- chensteuer auf. «Spezielle Walliser Situation» Die zunehmende Überwachung im öffentlichen Raum und die Durchsetzung des Laizismus, also der Trennung von Kirche und Staat, sind denn auch Forderungen der Walliser Piratenpartei, wie deren Programmentwurf zu entnehmen ist.  Weiter stehen bei den Piraten der Schutz der Privatsphäre und der Datenschutz als eine von mehreren Forderungen zuoberst auf ihrem Par- teiprogramm. Die Piraten wollen, dass die Über-  wachung durch den S taat und di e Dat enerhebun g begrenzt und kontrolliert wird. Konkret fordert die Partei «eine Anpassung des Brief- Post- und Fernmeldegehei mnisses an die neuen Realitäten der heutigen Gesellschaft». Piratenpartei Piraten entern die Walliser Politik von Backbord  WALLIS – Auch im Wall is wird eine Sektion der Piraten-Pa rtei gegründet. W elche Ziele verfolgt die neue Gruppierung?  Viele ihrer Anliegen d ecken sich mit F orderungen der Link en.  Von C yrill Pinto  Ausserdem fordern die Piraten mehr T ransparen z im Staatswesen. Die Offenlegung von Abhängig- keiten zwischen Unternehmen und Politikern, der Einkünfte von Parteien und das Öffentlichkeits- prinzip sind zentrale Forderungen der Walliser Pi- raten – auch hier decken sich die Piraten-Anliegen mit Forderungen der Linken. Gegen Überwachung – für Laizismus Die Legalisierung von Filesharing und eine Re- vision des Urheberrechts sind dagegen Forde- rungen, die sich die Piraten bisher allein auf ihre Fahne geschrieben haben. Die Walliser Polit-  Ver hältnisse bezeichnen die Piraten als «spezielle Situation ». Man s ehe im Kanton diverse negati- ve Entwicklungen «die unserem Verständnis von Freiheit entgegen-  wirken», schreiben die Piraten in ihrer Einla- dung zur Gründungs- versammlung in Sitten. So nennen die Walliser Piraten die verstärkte Überwachung, Aufenthalts- verbote für Jugendliche in der Öffentlichkeit und die Vermischung von Kirche und staatlichen Ins- titutionen als spezielle Probleme in der Walliser Politik.  Was etablierte Parteien von den Piraten lernen können, ist deren Umgang mit neuen Kom- munikationsmitteln. Parteiversammlungen und  V orstandssitzungen finden bei ihnen nich t hinter verschlossenen Türen statt, sondern live im In- ternet. Diskussionen werden öffentli ch geführt – Positionen im Plenum festgelegt. Dazu nutzen die Piraten eine Fülle von speziellen Programmen zum Datenaustausch. In Deutschland hat sich gezeigt, dass die Piraten mit ihrem neuen Polit- stil vor allem Nicht-Wähler wieder mobilisieren können. Sicher ist: Mit der Gründung der Piraten-Partei im  Walli s wird die hiesige Politlandschaft um einen interessanten Akteur reicher. «Wir fordern mehr Transparenz und die Offenlegung von  Abhängigkeiten in der Politik»  Aus dem Programm der Piraten Entern die hiesige Politik: Auch im Wallis mischen die Piraten künftig mit.    A    Z    B    3    9    0    0    B   r    i   g      N    R  .    2    2    2    /    M   a    i    2    0    1    2    A    d   r   e   s   s    ä   n    d   e   r   u   n   g   e   n    b    i    t    t   e   m   e    l    d   e   n    b   e    i   :    V   e   r   e    i   n    R   o    t   e    A   n   n   e    l    i   e   s   e  ,    P   o   s    t    f   a   c    h    4    4    1  ,    3    9    0    0    B   r    i   g   -    G    l    i   s

20120504.RoteAnneliese.RA 222-16

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16 ROTE AN NELI ESE / N R. 222 / Mai 2012

Der Piraten-Angriff war angekündigt: Die Parteilud die Walliser Medienvertreter zu ihrer Grün-dungsversammlung am 5. Mai in Sitten vorabmit einer dicken Infomappe ein. Die Piraten, diederzeit in Deutschland mit Wahlsiegen in meh-reren Bundesländern für Furore sorgen, zählenin der Schweiz laut eigenen Angaben rund 2000Mitglieder in 18 Kantonen.Jetzt soll die 19. Sektion im Wallis gegründet

 werden. Für ihre Gründungsversammlung habensich die Piraten das Café de la Croix Fédérale inder Sittener Altstadt ausgesucht. Das Einladungs-

schreiben haben jeein Vertreter aus demOber- und aus demUnterwallis unter-zeichnet – ChristianSchnidrig und Benoîtde Kalbermatten, hei-ssen die beiden Pira-ten-Vertreter aus denbeiden Kantonsteilen.Der diplomierte Wirt-schaftsinformatikerSchnidrig arbeitetfür einen Software-

Entwickler in Bern. Im Oberwallis fiel er bisherpolitisch für sein Engagement gegen das neuePolizeireglement in Naters und gegen die Kir-chensteuer auf.

«Spezielle Walliser Situation»Die zunehmende Überwachung im öffentlichenRaum und die Durchsetzung des Laizismus, alsoder Trennung von Kirche und Staat, sind dennauch Forderungen der Walliser Piratenpartei, wiederen Programmentwurf zu entnehmen ist.

 Weiter stehen bei den Piraten der Schutz derPrivatsphäre und der Datenschutz als eine vonmehreren Forderungen zuoberst auf ihrem Par-

teiprogramm. Die Piraten wollen, dass die Über- wachung durch den Staat und die Datenerhebung begrenzt und kontrolliert wird. Konkret fordertdie Partei «eine Anpassung des Brief- Post- undFernmeldegeheimnisses an die neuen Realitätender heutigen Gesellschaft».

Piratenpartei

Piraten entern die Walliser Politik von Backbord

 WALLIS – Auch im Wallis wird eine Sektion der Piraten-Partei

gegründet. Welche Ziele verfolgt die neue Gruppierung?

 Viele ihrer Anliegen decken sich mit Forderungen der Linken.

 Von Cyrill Pinto

 Ausserdem fordern die Piraten mehr Transparenzim Staatswesen. Die Offenlegung von Abhängig-keiten zwischen Unternehmen und Politikern, derEinkünfte von Parteien und das Öffentlichkeits-prinzip sind zentrale Forderungen der Walliser Pi-raten – auch hier decken sich die Piraten-Anliegenmit Forderungen der Linken.

Gegen Überwachung – für LaizismusDie Legalisierung von Filesharing und eine Re-vision des Urheberrechts sind dagegen Forde-rungen, die sich die Piraten bisher allein auf 

ihre Fahne geschriebenhaben. Die Walliser Polit-

 Verhältnisse bezeichnendie Piraten als «spezielleSituation». Man sehe imKanton diverse negati-ve Entwicklungen «dieunserem Verständnisvon Freiheit entgegen-

 wirken», schreiben diePiraten in ihrer Einla-dung zur Gründungs-versammlung in Sitten.So nennen die Walliser

Piraten die verstärkte Überwachung, Aufenthalts-verbote für Jugendliche in der Öffentlichkeit unddie Vermischung von Kirche und staatlichen Ins-titutionen als spezielle Probleme in der WalliserPolitik.

 Was etablierte Parteien von den Piraten lernenkönnen, ist deren Umgang mit neuen Kom-munikationsmitteln. Parteiversammlungen und

 Vorstandssitzungen finden bei ihnen nicht hinterverschlossenen Türen statt, sondern live im In-ternet. Diskussionen werden öffentlich geführt– Positionen im Plenum festgelegt. Dazu nutzendie Piraten eine Fülle von speziellen Programmenzum Datenaustausch. In Deutschland hat sich

gezeigt, dass die Piraten mit ihrem neuen Polit-stil vor allem Nicht-Wähler wieder mobilisierenkönnen.Sicher ist: Mit der Gründung der Piraten-Partei im

 Wallis wird die hiesige Politlandschaft um eineninteressanten Akteur reicher.

«Wir fordern mehrTransparenz und dieOffenlegung von Abhängigkeiten inder Politik» Aus dem Programm der Piraten

Entern die hiesige Politik: Auch im Wallismischen die Piraten künftig mit.

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