20150704 Mehr Polizeimacht

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Artikel im Walliserbote zur Totalrevision des Polizeigesetztes inklusive unserer Kritik

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  • WALLIS Walliser BoteSamstag, 4. Juli 2015 3

    Politik | Von der Totalrevision des Polizeigesetzes profitieren die Behrden

    Mehr Polizeimacht?

    WALLIS | Die Vernehmlassungsfristfr die Totalrevision des WalliserPolizeigesetzes ist abgelaufen. DerGesetzesentwurf sieht fr die Poli-zei unter anderem zustzlicheKompetenzen im Bereich der ver-deckten berwachung vor.

    MICHEL VENETZ

    In einem Punkt sind sich alle einig. Das kan-tonale Polizeigesetz, welches seit 1955 be-steht, ist in die Jahre gekommen und musserneuert werden. Eine Totalrevision des Ge-setzes ist der richtige Weg. Doch an der Um-setzung scheiden sich die Geister. Die Ver-pflichtung zur Schaffung von Gemeindepo-lizeien sorgt insbesondere in den Bergdr-fern fr Unmut (siehe Walliser Bote vom1. Juli 2015).

    Doch nicht nur die auferlegte Schaf-fung von Gemeindepolizeien stsst auf Wi-derstand, sondern auch die Gesetzesartikelber die verdeckten berwachungsmass-nahmen, welche unter anderem den Ein-satz von verdeckten Ermittlungen regelnund vorschreiben, wann und wo die Geset-zeshter Bild- und Tonaufnahmen machenknnen. Der Widerstand gegen das neuePolizeigesetz kommt insbesondere von derWalliser Piratenpartei. Sie begrsst zwar ei-ne Totalrevision des Polizeigesetzes undschreibt auch, dass einige Punkte dieserrevidierten Fassung sehr gut gelungensind.

    Willkrliche PolizeirepressionenBesonders sauer stsst den Walliser Piratender Artikel 39 Prventive Observation auf.Darin steht unter anderem Folgendes: ZurVerhinderung von Verbrechen oder Verge-hen kann die Polizei vor Erffnung einesStrafverfahrens Personen und Sachen anallgemein zugnglichen Orten verdeckt be-obachten, Bild- und Tonaufzeichnungenmachen und technische Mittel zur Lokali-sation einsetzen () Hat eine Observationeinen Monat gedauert, so bedarf ihre Fort-setzung der Genehmigung durch die Staats-anwaltschaft.

    Der Co-Prsident der Walliser Piraten-partei, Christian Schnidrig, spricht Klar-text: Solche Kompetenzen stellen unbe-scholtene Brger unter unntigen Ver-dacht und ffnen Tr und Tor fr willkr-liche Polizeirepressionen. Ausserdem seies sehr problematisch, dass solche Mass-nahmen auch erst nach Monatsfrist ber-haupt durch die Staatsanwaltschaft oderein Zwangsmassnahmengericht legitimiertwerden mssen.

    Die Polizei darf filmen, der Brger nichtEin weiterer strittiger Artikel im Gesetzes-entwurf ist der Artikel 55 Bild- und Tonauf-nahmen, welcher der Polizei erlaubt, Perso-nen oder Personengruppen zu filmen oderzu fotografieren und deren Gesprche auf-zunehmen. Solche Aufnahmen sind mg-lich bei Demonstrationen (um Ausschrei-tungen zuvorzukommen und die Beweis-mittel zu sichern), fr die Regelung desStrassenverkehrs, zur Fahndung von Perso-nen, zu statistischen Zwecken oder bei Si-tuationen, wo die ffentliche Sicherheitnicht mit anderen Mitteln gewhrleistetwerden kann. Die Walliser Regierung er-lsst bei solchen Massnahmen die Aus-fhrungsbestimmungen auf dem Verord-nungsweg. Gemss dem Entwurf bleibendas kantonale Gesetz und die Gemeindere-glemente ber die Videoberwachung f-fentlicher Pltze und Rume bestehen. DieGemeinden werden dazu verpflichtet, ihreVideoaufnahmen der Polizei kostenlos zurVerfgung zu stellen.

    Die ganze Sache ist pikant, weil imneuen Polizeigesetz unter Art. 30 Wegwei-sung- und Betretungsverbot den Brgernexplizit verboten wird, Polizeieinstze zufilmen oder zu fotografieren. Das Filmen,das Fotografieren oder die Tonaufnahmenbeziehungsweise das Verbreiten von derar-tigen Informationen gelten namentlich alsBehinderung. Kurz zusammengefasst: DiePolizei darf bei ihren Einstzen filmen, derBrger nicht. Damit ist Christian Schnidrignicht einverstanden: Ein solches Verbotvon Foto-, Ton- und Videoaufnahmen beiPolizeieinstzen darf aus unserer Sichtnicht eingefhrt werden. Dies darum, weilgemss Schnidrig in der Vergangenheit Polizeiverfehlungen in Deutschland undAmerika nur dank solchen Aufnahmen vonDrittpersonen aufgedeckt werden konnten.

    Wird das Referendum ergriffen?Der vorliegende Gesetzesentwurf mussvom Walliser Parlament noch beraten werden. Falls der Entwurf durchkommt,knnte es zu einem Referendum kommen.Schnidrig wollte sich gestern diesbezglichnoch nicht in die Karten blicken lassen.Fakt ist, dass die Piratenpartei Allianzenschmieden msste, um die ntigen 3000Unterschriften innerhalb der gesetzlichenFrist zusammenzubringen. Das drfte kei-ne einfache Aufgabe werden, wie die erstkrzlich gescheiterte Unterschriftensamm-lung fr das Referendum gegen das Hooli-gankonkordat gezeigt hat.

    Mehr Kompetenzen? Die Totalrevision des Walliser Polizeigesetzes ist umstritten. Die Gesetzeshter knnten schon bei Verdachts -fllen verdeckt operieren, um an Informationen zu kommen. FOTO ARCHIV WB

    KOMMENTAR

    BedenklichMit dem Argument der Sicher-heit lsst sich momentan in derSchweiz gut Politik betreiben,wie die jngsten Abstimmungenin Bern zeigen. National- undStnderat waren sich einig: DerNachrichtendienst des Bundesbraucht mehr Kompetenzen, umVerbrechen aufzudecken und dieSicherheit der Brger zu garan-tieren. Mehr Kompetenzen be-deutet in diesem Fall: Der Nach-richtendienst soll in Zukunft un-sere Telefone abhren knnen,Computer hacken und Daten-strme im Internet scannen dr-fen. Das letzte Wort in dieser Sa-che ist noch nicht gesprochen.Linke Kreise und Datenschtzerwerden das Referendum gegendas neue Nachrichtendienstge-setz ergreifen. Auch im Wallissollen die Gesetzeshter im Zugeder Totalrevision des Polizeige-setzes mehr Kompetenzen erhal-ten. Der Gesetzesentwurf siehtunter anderem vor, dass die Poli-zei knftig zur Verhinderungvon Verbrechen vor Erffnung ei-nes Strafverfahrens Personenund Sachen verdeckt berwa-chen und abhren kann. AuchBild- und Tonaufnahmen sollenbei Demonstrationen, fr die Re-gelung des Strassenverkehrs undzu statistischen Zwecken mg-lich sein. Im Gegenzug wird denBrgern verboten, Bild- und Ton-aufnahmen von Polizeieinstzenzu machen. Das sind rigoroseVorschlge. Im Namen der Si-cherheit werden die Freiheits-rechte von uns Brgern immermehr beschnitten und einge-dmmt und jeder von uns wirdunter eine Art Generalverdachtgestellt. Das ist eine bedenkliche Entwick-lung in einer Gegend, die als si-cher gilt und praktisch keine Kri-minalitt aufweist.

    Michel Venetz

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