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23. Mai 2019 Semperoper 7.KAMMERABEND

23. Mai 2019 Semperoper 7.KAMMERABEND ......3. Gloria 4. Sanctus 5. Benedictus 6. Agnus Dei Christer Danielsson (1942-1989) Suite für Blechbläser und Schlagzeug Nr. 3 (1984) 1. Prelude

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Page 1: 23. Mai 2019 Semperoper 7.KAMMERABEND ......3. Gloria 4. Sanctus 5. Benedictus 6. Agnus Dei Christer Danielsson (1942-1989) Suite für Blechbläser und Schlagzeug Nr. 3 (1984) 1. Prelude

23. Mai 2019Semperoper

7 . K A M M E R A B E N D

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Mitwirkende Gäste

Johannes Wulff-Woesten DirigentNikolaus von Tippelskirch, Linus Krimphove, William MacDonald, Philipp Rauch TrompeteJobst Schneiderat Orgel

Ausführende

Andreas Börtitz KontrafagottFederico Kasik, Tibor Gyenge ViolineFlorian Richter ViolaTitus Maack VioloncelloViktor Osokin Kontrabass

Helmut Fuchs, Sven Barnkoth, Alexander Schuhwerk TrompeteZoltán Mácsai, Harald Heim, Manfred Riedl, David Harloff HornNicolas Naudot, Jonathan Nuss, Christoph Auerbach, Frank van Nooy PosauneJens-Peter Erbe, Dominik Nuss TubaManuel Westermann PaukenBernhard Schmidt Pauken und SchlagzeugStefan Seidl SchlagzeugShiho Minami Harfe

DONNERSTAG 23.5.19 20 UHR | SEMPEROPER DRESDEN

7. KAMMERABEND

Die Kammerabende der Sächsischen Staatskapelle Dresden werden im Rahmen der orchestereigenen Kammermusik veranstaltet, die auf den 1854 von Kapellmitglie-dern gegründeten Dresdner Tonkünstler-Verein zurückgeht. Neben ihrem Dienst treten die Musikerinnern und Musiker der Staatskapelle in diesen Veranstaltungen freiwillig und lediglich durch ein symbolisches »Frackgeld« entlohnt auf.

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ZUM PROGRAMM

PROGRAMM

Kees Olthuis (*1940)

Concertino für Kontrafagott und Streichquintett (2014)Andreas Börtitz, Federico Kasik, Tibor Gyenge, Florian Richter, Titus Maack, Viktor Osokin

Ludwig van Beethoven (1770 -1827)

Streichquartett c-Moll op. 18 Nr. 4 (1799)1. Allegro ma non tanto2. Scherzo. Andante scherzoso

quasi Allegretto3. Menuetto. Allegretto – Trio4. Allegro – PrestissimoFederico Kasik, Tibor Gyenge, Florian Richter, Titus Maack

PA U S E

Eugène Bozza (1905 -1991)

»Fanfare héroïque« op. 46 (1944)Large maestoso

»Messe solennelle de Sainte Cécile« (1968)1. Prélude2. Kyrie3. Gloria4. Sanctus5. Benedictus6. Agnus Dei

Christer Danielsson (1942-1989)

Suite für Blechbläser und Schlagzeug Nr. 3 (1984)1. Prelude. Moderato 2. March. Vivace con spirito3. Final. Adagio – Piu mosso –

JubilosoBlechbläser der Staatskapelle Dresden, Manuel Westermann, Bernhard Schmidt, Stefan Seidl, Shiho Minami und Gäste

Der in Amsterdam geborene Fagottist, Pianist und Komponist Kees Olthuis stammt aus einer musikalischen Familie. Schon früh nimmt ihn sein Vater, Leiter des Chores der Nederlandse Opera, mit in die Proben. So überrascht es wenig, dass Olthuis später für Klavierstudien ans Konservatorium geht, dann allerdings auf Fagott umschwenkt, da ausgebildete Fagottspieler damals in der heimischen Orchesterlandschaft begehrt sind. Nach seinem Studium sammelt er in verschie-denen Orchestern Erfahrung, unter anderem im 1904 gegründeten Residentie Orkest in Den Haag. In den Jahren 1970 bis 2005 steht er als Fagottist beim re-

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nommierten Concertgebouworkest in Amsterdam unter Vertrag. Außerdem spielt er über zwanzig Jahre im Niederländischen Blasorchester. Für das Amsterdamer Opernstudio komponiert er 1983 seine erste Kammeroper »De Gans«, von der sich der Dirigent Bernard Haitink so enthusiastisch zeigt, dass er Olthuis fragt, ob er sich vorstellen kann, ein Stück für das Concertgebouworkest zu schreiben. Aus Haitinks Anfrage entsteht 1984 die Symphonische Dichtung »Theseusfantasie«, der später noch zwei weitere Stücke für das Concertgebouworkest folgen. Neben Thea-termusiken und Orchesterwerken komponiert Olthuis auch Stücke für Kammermu-sik. In seinen Texturen zeigt sich ein tiefes kompositionstechnisches Verständnis mit einer deutlichen Präferenz für die Musik der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. 2014 erarbeitet Olthuis das Concertino für Kontrafagott und Streich-quintett für den Fagottisten Simon Van Holen, der seit 2012 Solo-Kontrafagottist im Concertgebouworkest ist. Van Holen ist es auch, der das Werk am 4. Februar 2015 in Amsterdam zur Uraufführung bringt. Das Stück kombiniert lyrische Abschnitte mit dramatisch inspirierten Phasen, die von Olthuis’ Theaterarbeiten nicht weit entfernt sind. Spieltechnische Möglichkeiten werden ebenso untersucht wie die spezifische Farbgebung der Instrumente. Olthuis gewinnt dem Kontrafagott, oft als unhandliches Instrument abgetan, eine geschmeidige Beweglichkeit ab. Dyna-mische und expressive Zuspitzungen bestimmen eine Form, die von Kontrast und Wiederholung geprägt ist.

Drängend beginnt das Hauptthema des ersten Satzes aus dem Streich-quartett op. 18 Nr. 4 von Ludwig van Beethoven. In seiner Gestalt ähnelt es dem Thema zu Beethovens vierhändigen Klaviervariationen »Ich denke dein«, dem die gleichnamigen Zeilen eines Gedichtes von Goethe unterlegt sind. Gewidmet sind die Variationen den Gräfinnen Josephine Deym und Therese Brunswick, zwei Schwestern, die zu Beethovens Klavierschülerinnen zählen. Josephine, zu der sich der junge Komponist besonders hingezogen fühlt, heiratet am 29. Juli 1799 auf Wunsch ihrer Mutter den älteren Grafen Joseph von Deym. In gleicher Zeit spricht Beethoven gegenüber dem Freund Carl Amenda von seinem »zerrissenen Herzen« und deutet seinen desolaten Zustand an. Vor diesem Hintergrund entsteht das Quartett im Jahr 1799. Komponiert als vorletztes der sechs Quartette, die un-ter der Opusnummer 18 zusammengefasst sind, wird es 1801 veröffentlicht. Von den übrigen Quartetten des op. 18 ist es das einzige, von dem sich keine Skizzen erhalten haben. Erstaunlich, wie schroff Beethoven nach einer Aufführung auf die Begeisterung des Publikums reagiert: »Das ist ein rechter Dreck! gut für das Saupublikum.« Möglicherweise liefert seine Bemerkung einen Hinweis darüber, wie offen das Werk Beethovens Sturm-und-Drang-Phase wiedergibt, Goethe übri-gens nicht unähnlich, dem sein »Werther«-Roman später in vergleichbarer Weise peinlich ist. Betrachtet man die erhöhte Temperatur des Werks, fällt auf, wie relativ konstant sie bleibt. Aufgeladen, betriebsam, leidenschaftlich tönt der erste Satz, im Verlauf immer wieder von trotzigen Akkordschlägen durchzogen. Selbst der aus dem Hauptthema abgeleitete Seitensatz tendiert zu vorwärtsstrebenden Lyrismen. Die Stretta zeigt sich als eine buchstäbliche Engführung. Die Figuren werden harmonisch verdichtet, bevor das Eingangsmotiv bohrend in unterschiedlichen

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Lagen wiederholt wird. Das Quartett weist keinen langsamen Satz auf, auch das womöglich ein Zeichen der emotionalen Lage Beethovens. Stattdessen intoniert er im zweiten Satz ein Scherzo. Formal ein Fugato in Sonatenform, bleibt dessen Thematik merkwürdig konventionell. Man könnte darin den Versuch sehen, dass Beethoven zur Tagesordnung übergeht. Das Menuett nimmt das Pathos des Kopf-satzes wieder auf. Die Wiederholung des Menuett-Teils verschärft das Tempo und erreicht damit einen höheren Grad der Unruhe. Im Finale, einem Rondo, behan-delt Beethoven die erste Violine, wie schon im ersten Satz, verstärkt konzertant-solistisch. Er öffnet den Blick für eine Innenschau, der ihm als Künstler offenkun-dig verdächtig ist.

Der 1905 in Nizza geborene Komponist Eugène Bozza studiert zunächst in Rom Violine und Klavier, bevor er nach Frankreich zurückkehrt. 1922 schreibt er sich am Pariser Konservatorium ein, um bei Edouard Nadaud das Geigenstu-dium fortzusetzen. Nach zwei Jahren erringt er den Ersten Preis für Violine am Konservatorium und sichert sich daraufhin 1925 eine Stellung als erster Konzert-meister beim Orchestre Paseloup. Nach einem weiteren Studium engagiert man ihn als Dirigent für die Ballets Russes in Monte Carlo. Ein Kompositionspreis führt ihn in die Villa de Medici in Rom. Als er anschließend nach Paris geht, leitet er von 1938 bis 1948 die Opéra Comique. Sein kompositorisches Schaffen um-fasst mehr als 200 Werke für verschiedene Besetzungen. Vor allem findet seine Kammermusik für Blechbläser rasch eine breite Aufmerksamkeit. Dabei fordern Bozzas Werke den Instrumenten genau das ab, wofür sie hergestellt wurden. Die »Fanfare héroïque« entsteht 1943 und gilt als Testfall für technisches Können. Das kraftvolle Werk arbeitet mit verschiedenen tonalen Zentren. In seiner Wir-kraftvolle Werk arbeitet mit verschiedenen tonalen Zentren. In seiner Wir-kung untermauert das Verhältnis zwischen Dur- und Molltonarten die Intention des Stücks. Kontrastierende melodische Ideen tönen gleichzeitig und schaffen eine Spannung, die bereits in den melodischen Elementen angelegt ist. Auch das rhythmische Material ist komplex und wird meist wiederholend verwendet. Die »Fanfare héroïque« ist für Pierre Dupont geschrieben, dem Musikchef der Garde Républicaine. – Eine Messe ohne Worte könnte man Bozzas 1968 entstandene »Messe solennelle de Sainte Cécile« bezeichnen. Sie spielt auf die heilige Cäci-Messe solennelle de Sainte Cécile« bezeichnen. Sie spielt auf die heilige Cäci- Cécile« bezeichnen. Sie spielt auf die heilige Cäci- bezeichnen. Sie spielt auf die heilige Cäci-lie an, die Patronin der Musik und insbesondere der Kirchenmusik. Als eines ihrer Attribute gilt die Orgel, die in Bozzas fünfzehnminütigem Werk eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Über weite Strecken behandelt der Komponist das Blech chorisch. Bereits das Prelude zeichnet sich im Blech durch einen kom-pakten Klang aus, der im Wechselspiel mit der Orgel antiphonale Züge gewinnt. Im Gloria versetzt die Orgel zunächst in eine celeste Stimmung, die sich auf das Blech überträgt. Das Sanctus fordert zusätzlich vier »entfernte Trompeten« (Trompettes éloignées). Sie sorgen für ein geheimnisvolles Nachzittern im Sinne einer kalkulierten Echowirkung und bringen eine weitere Ebene ins Spiel. Orgel und Trompete musizieren im Benedictus zunächst allein, bevor später der Chor der Trompeten eine Figur anstimmt, der man ohne weiteres die Worte »Osanna in excelsis« unterlegen könnte. Die Harfe, ein weiteres, wenngleich seltenes Attribut der heiligen Cäcilie, tritt im Agnus Dei dazu.

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Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Gegründet 1854 als Tonkünstler- Verein zu Dresden

Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein

IMPRESSUM

Sächsische Staatskapelle DresdenChefdirigent Christian Thielemann

Spielzeit 2018 | 2019

HER AUSGEBER

Die Sächsische Staatskapelle Dresden ist ein Ensemble imStaatsbetrieb Sächsische Staatstheater – Staatsoper DresdenTheaterplatz 2, 01067 Dresden

© Mai 2019

GESCHÄF TSFÜHRUNG

Peter Theiler Intendant der StaatsoperWolfgang Rothe Kaufmännischer Geschäftsführer

REDAK TION

André Podschun

TE X T

Der Einführungstext von André Podschun ist ein Originalbeitrag für dieses Heft

GESTALTUNG UND SATZ

schech.net Strategie. Kommunikation. Design.

DRUCK

Union Druckerei Dresden GmbH

Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.

W W W.STA ATSK APELLE-DRESDEN.DE

Christer Danielsson kreiert in seiner Suite Nr. 3 für Blechbläser und Schlagzeug ebenfalls kompakte Klänge. Der schwedische Posaunist und Komponist beginnt seine musikalische Laufbahn in der Junior Brass-Band der Heilsarmee und wech-selt im Alter von 17 Jahren in die Band der Schwedischen Marine in Karlskrona. 1967 nimmt er für fünf Jahre ein Studium an der Staatlichen Musikakademie in Stockholm auf, bringt sich das kompositorische Rüstzeug jedoch hauptsächlich selbst bei. Seinem Instrument, der Posaune, bleibt er weiterhin treu und übt seinen Beruf als Posaunist über viele Jahre bei den Stockholmer Philharmonikern aus. Hier kommt er mit gegensätzlichen Welten der symphonischen Musik, der Avant-garde sowie dem Big-Band-Jazz in Berührung. Zunehmend spezialisiert er sich auf Kompositionen und Arrangements für unterschiedliche Blechbläsergruppierungen. Sein Stil verfolgt dabei einen Kurs zwischen den ›Extremen‹ der Musikrichtungen, die er während seiner Orchestertätigkeit kennengelernt hat. Vor allem ist Daniels-son bekannt geworden als Komponist populärer Märsche und Bearbeitungen. Sei-ne Suite Nr. 3 für Blechbläser und Schlagzeug entsteht 1984. Im Prelude formatiert er festlich aufgeladene Klangblöcke. Pathetisch bewegt geht es auch im zweiten Satz zu, rhythmisch prägnant mit eingängigen Tonsprüngen und wirkungsvollen harmonischen Gegenüberstellungen. Eine Auffächerung des Klangs bildet glei-chermaßen die Grundlage des Finales, längere Steigerungsbögen bestimmen die Dramaturgie dieses Satzes.

ANDRÉ PODSCHUN