6
29. April 2019 Semperoper 6.KAMMERABEND

29. April 2019 Semperoper 6.KAMMERABEND · 2019. 4. 24. · Astor Piazzolla (1921-1992) »Histoire du Tango« für Flöte und Harfe. 1. Bordel 1900. 2. Café 1930 3. Nightclub 1960

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • 29. April 2019Semperoper

    6 . K A M M E R A B E N D

  • André Jolivet (1905 -1974)

    »Pastorales de Noël« für Flöte, Fagott und Harfe1. L’Étoile2. Les Mages3. La Vierge et L’Enfant4. Entrée et Danse des BergersRozália Szabó, Thomas Eberhardt, Sarah Christ

    PA U S E

    Lowell Liebermann (*1961)

    Sonate für Flöte und Klavier op. 231. Lento con rubato2. Presto energicoRozália Szabó, Masumi Sakagami

    Roger Boutry (*1932)

    »Interférences I« für Fagott und KlavierThomas Eberhardt, Masumi Sakagami

    Astor Piazzolla (1921-1992)

    »Histoire du Tango« für Flöte und Harfe1. Bordel 19002. Café 19303. Nightclub 19604. Concert d’aujourd’huiRozália Szabó, Sarah Christ

    Mitwirkende Gäste

    Sarah Christ HarfeMasumi Sakagami Klavier

    Ausführende

    Rozália Szabó FlöteThomas Eberhardt Fagott

    MONTAG 29.4.19 20 UHR | SEMPEROPER DRESDEN

    6. KAMMERABEND

    PROGRAMM

    Olivier Messiaen (1908 -1992)

    »Le Merle noir« für Flöte und KlavierRozália Szabó, Masumi Sakagami

    Charles Koechlin (1867-1950)

    Trois Pièces op. 34 für Fagott und Klavier1. Lent2. Andante moderato3. Andante sostenutoThomas Eberhardt, Masumi Sakagami

  • Einer der wichtigsten Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts und Wegbe-reiter der seriellen Musik ist Olivier Messiaen. Bereits als Elfjähriger begann er seine musikalische Ausbildung am Konservatorium von Paris und gewann im Laufe seines umfassenden Studiums nahezu jeden Preis des Instituts. Zu seinen wichtigsten Lehrern zählte Paul Dukas, der seine Schüler motiviert haben soll, den Vögeln zuzuhören: »Ihre melodischen Wendungen, vor allem die der Amseln, übertreffen an Phantasie die menschliche Vorstellungskraft.« Die Beschäftigung mit den Lautäußerungen der Vögel war sehr prägend für Messiaens Frühwerk. Er entwickelte seinen »style d’oiseau«, die Übertragung des Vogelgesangs auf moderne Kompositionstechniken. »Le Merle noir« für Flöte und Klavier entstand 1951 als Prüfungsstück für den jährlich stattfindenden Abschlusswettbewerb am Pariser Konservatorium. Es handelt sich eher um eine Miniatur am Rande größerer Hauptwerke, ist dennoch vielleicht der liebenswürdigste Ausdruck seiner Bewunderung für Vögel. Die Komposition stellt eine Verbindung des krea-Komposition stellt eine Verbindung des krea-tiven Vogelgesangs und der Zwölftonmusik her, klingt jedoch trotz des strengen Ordnungsprinzips improvisiert. Das Stück ist gegliedert in einen A- und einen B-Teil mit variierter Wiederholung und anschließender Coda. In den A-Teilen trägt die Flöte ein längeres, vom Amselgesang inspiriertes Solo vor. Im Gegen-satz dazu weisen die B-Teile eine deutlich rhythmisiertere Struktur auf. Der Schlussteil ist nur teilweise durch den Amselgesang beeinflusst; Tonfolgen sowie Rhythmus sind stark von der Kompositionstechnik geprägt.

    Die frühesten Werke von Charles Koechlin, die von den 1890er Jahren bis ins zwanzigste Jahrhundert reichen, bilden vor allem Lieder, wenn auch oft in großem Stil und mit aufwendigen orchestralen Begleitmustern. Koechlin fand zu einer Harmonie, die seinen Gesangs- und Kammermusikwerken eine ähnliche Sensibilität verleiht wie seinen Orchesterwerken – ein schwimmender melodischer Strich gegen das, was Wagner »das Meer der Harmonie« nannte. Die Trois Pièces für Fagott und Klavier op. 34 entstanden zwischen 1898 und 1907 – auch hier hatte er sich noch nicht von der postromantischen Gestik befreit. Das erste Stück (Lent) bringt einen sich langsam entfaltenden Ruf voran, der Koechlins anhaltende Ten-denz zum Verweilen zeigt. Im zweiten Stück, Andante moderato, führt das Klavier eine schöne Melodie ein, die sogleich vom Fagott übernommen wird. Im folgenden Andante sostenuto erklingen Akkorde im Klavier, während die Melodie des Fa-gottes in einem dunklen Farbton gehalten wird. Die ersten beiden Stücke wurden am 11. März 1908 von Édouard Flament am Fagott und Jules Berny am Klavier in einer Matinée des Théâtre des Arts uraufgeführt.

    Im Jahr 1943 entstand mit »Pastorales de No�l« ein ungewöhnliches, gleich-»Pastorales de No�l« ein ungewöhnliches, gleich- ein ungewöhnliches, gleich-wohl ausgesprochen schönes Weihnachtsstück. Die Komposition für Flöte, Fagott und Harfe stammt von André Jolivet und ist viersätzig angelegt. Der Eröffnungs-satz L’Étoile (Der Stern) beginnt mit einem geheimnisvollen Duett für Flöte und Fa-Étoile (Der Stern) beginnt mit einem geheimnisvollen Duett für Flöte und Fa- (Der Stern) beginnt mit einem geheimnisvollen Duett für Flöte und Fa-

    ZUM PROGRAMM

  • gott und enthält funkelnde Harfenarpeggien. Im zweiten Satz, Les Mages, spiegeln Fagott und Flöte die Bemühungen der Heiligen Drei Könige während ihrer Reise mit einer Melodie wider, die ein charakteristisches erweitertes Intervall aufweist. Das Ziel ihrer Reise ist das Thema des nächsten Satzes, La Vierge et l’Enfant (Die Jungfrau und das Kind). Es ist einfach gehalten und verwendet nur die natürliche c-Moll-Skala. Die aus drei Akkorden bestehende Harmonie erinnert an ein fried-liches Schlaflied. Der letzte Satz, Entrée et Danse des Bergers (Eingang und Tanz der Hirten), ist rhythmisch komplexer, wechselt mehrmals das Metrum und endet unerwartet auf einem E-Dur-Akkord.

    Lowell Liebermann zählt zu den am häufigsten gespielten und aufgenom-menen lebenden Komponisten Amerikas. Er hat über 130 Werke in allen Genres geschrieben, von denen einige zum Standardrepertoire für ihre Instrumente ge-worden sind, wie seine Sonate für Flöte und Klavier op. 23, die 1987 im Auftrag der Kammermusikreihe des Spoleto Festivals USA entstand. Sie steht exemplarisch für Liebermanns Vorliebe für die klassische, traditionelle Form. Während der erste Satz eine klare Sonatensatzform aufweist, ist der zweite als siebenteiliges Rondo angelegt. Liebermann besitzt zweifellos eine Gabe, melodisches Material zu schrei-ben. Er komponiert nicht nur schöne, langanhaltende Linien, sondern verwendet auch Melodien als Methode zum Schaffen von Organisation, Einheit der Bewe-gungen und Kontrasten. Die Uraufführung erfolgte am 20. Mai 1988 beim Spoleto Festival USA in Charleston, South Carolina, durch die Flötistin Paula Robinson, der das Werk auch gewidmet ist, und Jean-Yves Thibaudet am Klavier.

    »Interférences I« für Fagott und Klavier von Roger Boutry entstand im Jahr 1972 für den Fagott-Professor Maurice Allard. In rhapsodisch freier, dreiteiliger Form stellt es die Interferenzen zwischen dem massiven Klavierklang und den Me-lodielinien des Fagotts dar. Dreh- und Angelpunkt des Stückes ist das synkopische Anfangsmotiv des Klaviers. Freie Kadenzen des Fagotts unterbrechen immer wie-der den Zusammenhang, der nach einem ruhigeren Mittelteil in ein feuriges Alle-gro mündet. Vor allem die Wendigkeit und Schattierungskunst des Bläsers stehen hier im Vordergrund. Wer in den 1950er Jahren in Paris Komposition studierte, kam an einem Namen nicht vorbei: Nadia Boulanger. Auch der heute 87-jährige Boutry war in den fünfziger Jahren Boulanger-Schüler. Daneben gehörten auch Marguerite Long und Tony Aubin zu seinen Lehrern. Nachdem Boutry 1954 den traditionsreichen Prix de Rome des Konservatoriums gewonnen hatte, machte er gleichermaßen als Dirigent, Pianist, Komponist und Lehrer Karriere. Er wirkte als langjähriger Dirigent der Garde Republicaine, war ein virtuoser Pianist mit unge-wöhnlich breitem Repertoire, unterrichtete Harmonielehre und schrieb Werke für die unterschiedlichsten Genres.

    Keiner wäre wohl berufener gewesen, die Geschichte des Tangos in einem Musikstück zu verewigen als der Argentinier Astor Piazzolla. 1921 in Buenos Aires geboren, hatte Piazzolla als Filmkomponist und Kammermusiker schon eine Karriere hinter sich, als er um 1955, nach seiner Rückkehr nach Argentinien, den Tango Nuevo entwickelte und mit seinem Quintett, in dem er selber das Bandoneon spielte, als »Missionar des Tangos« um die Welt zog. In seiner »Histoire du Tango«,

  • das 1986 als Originalstück für Flöte und Gitarre komponiert und bis heute mehr-fach arrangiert wurde, erzählt Piazzolla, wie der Tango entstand und wie er sich durch drei Generationen bis heute weiterentwickelt hat. Zu den Sätzen schrieb der Komponist selbst: »Der Tango um 1900 – die Musik der Bordelle: Der Tango wird im Jahre 1882 in Buenos Aires geboren. Die ersten Instrumente, die diese neue Musik spielen, sind Gitarre und Flöte, später kommen Klavier und Bandone-on hinzu. Der Tango ist eine anmutige, lebhafte Musik; sie spiegelt die gute Lau-ne und die Beredtheit der Französinnen, Italienerinnen und Spanierinnen wider, die in den Bordellen von Buenos Aires leben und Polizisten, Matrosen und Gauner in ihre Fänge locken. Der Tango ist eine fröhliche Musik. Der Tango um 1930 – die Musik der Cafés: Nun kommen wir in eine neue Epoche des Tangos. Jetzt tanzt man ihn nicht mehr wie 1900. Man beschränkt sich darauf, ihn anzuhören. Der Tango wird musikalischer, ja auch romantischer. Er verändert sich auf radikale Weise: die Bewegungen werden langsamer, neue Harmonien kommen hinzu, und das Ganze bekommt einen stark melancholischen Zug. Ein Tango-Orchester setzt sich aus zwei Geigen, zwei Bandoneons, einem Klavier und einem Bass zusam-men. Der Tango um 1960 – die Musik der Nightclubs: Während dieser Zeit, in der sich zahlreiche Einflüsse aus aller Welt mischen, entwickelt sich auch der Tango weiter. Brasilianer und Argentinier treffen sich in Buenos Aires, Bossa Nova und neuer Tango sind Teil eines ›gemeinsamen Kampfes‹. Jeden Abend füllen sich die Nachtclubs mit Menschen, die den neuen Tango mit Ernst und Überzeugung an-hören. Dabei findet eine Revolution, eine tiefe Veränderung bestimmter Formen des alten Tangos statt. Das Tangokonzert von heute: Der Tango trifft sich heute in vielen Punkten mit der Neuen Musik. Auf der Basis des alten Tangos finden wir Reminiszenzen an Bartók, Strawinsky u. a. Dies ist der Tango von heute, der Tan-go von morgen …« CHRISTIANE SCHUBERT

    Sarah Christ begann 1999 ihr Studium in Detmold, setzte es in Lyon fort, um es mit einem Meisterklassendiplom bei Helga Storck in München abzuschließen. Bereits 21-jährig gewann sie eine Stelle an der Wiener Staatsoper, die sie bald wieder aufgab, um sich verstärkt ihren kammermusikalischen und solistischen Tätigkeiten zu widmen. Trotzdem spielt sie weiterhin in Orchestern wie den Ber-liner Philharmonikern, der Staatskapelle Dresden, der Bayerischen Staatsoper sowie dem Gewandhausorchester Leipzig. Bereits 13-jährig gab sie ihr Solisten-debüt mit den Berliner Symphonikern in der Berliner Philharmonie.

    Masumi Sakagami studierte zunächst in ihrer Heimat an der Osaka University of Arts, ehe sie nach Berlin an die Hochschule der Künste wechselte und anschlie-ßend an der Hochschule für Musik in Dresden ihre Studien fortsetzte. Seit 1999 wirkt sie dort als Dozentin. Die Pianistin ist Preisträgerin mehrerer Klavierwett-bewerbe und entwickelt eine rege Konzerttätigkeit. Seit 2008 ist Masumi Saka-gami regelmäßig in den Kammerabenden der Sächsischen Staatskapelle und den Kammerkonzerten der Dresdner Philharmonie zu Gast.

  • VORSCHAU

    Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Gegründet 1854 als Tonkünstler- Verein zu Dresden

    Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein

    IMPRESSUM

    Sächsische Staatskapelle DresdenChefdirigent Christian Thielemann

    Spielzeit 2018 | 2019

    HER AUSGEBER

    Die Sächsische Staatskapelle Dresden ist ein Ensemble imStaatsbetrieb Sächsische Staatstheater – Staatsoper DresdenTheaterplatz 2, 01067 Dresden

    © April 2019

    GESCHÄF TSFÜHRUNG

    Peter Theiler Intendant der StaatsoperWolfgang Rothe Kaufmännischer Geschäftsführer

    REDAK TION

    André Podschun

    TE X T

    Der Einführungstext von Christiane Schubert ist ein Originalbeitrag für dieses Heft

    GESTALTUNG UND SATZ

    schech.net Strategie. Kommunikation. Design.

    DRUCK

    Union Druckerei Dresden GmbH

    Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.

    W W W.STA ATSK APELLE-DRESDEN.DE

    10. SymphoniekonzertDONNERSTAG 9.5.19 20 UHR

    FREITAG 10.5.19 19 UHR

    SA MSTAG 11.5.19 11 UHR

    SEMPEROPER DRESDEN

    Vladimir Jurowski DirigentIsabel Karajan SprecherinTuuli Takala SopranChristina Bock MezzosopranDamen des Dresdner Kammerchors

    Carl Maria von WeberOuvertüre zu »Oberon«Hans Werner HenzeSinfonia N. 8Felix Mendelssohn Bartholdy »Ein Sommernachtstraum«vollständige Bühnenmusik op. 61

    7. KammerabendDONNERSTAG 23.5.19 20 UHR

    SEMPEROPER DRESDEN

    Andreas Börtitz KontrafagottFederico Kasik ViolineTibor Gyenge ViolineAnya Dambeck ViolaTitus Maack VioloncelloN. N. Kontrabass

    Kees OlthuisConcertino für Kontrafagott und StreichquintettLudwig van BeethovenStreichquartett c-Moll op. 18 Nr. 4