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gltii« ÄijcrÄmfl WOCHENENDE 24S5^&1 u Sonntag, 28. Mai 1972 Nr. 243 (Fcmausßnbe Nr. 144) 61 Sprachglossen Randbemerkungen zu Randnoten In der «Sprachglosse» de r «Wochenend»-Boilage vom 14, Mal 1972 beruhigt wli alle Gemüter, die durch die scharfsinnigen Ueberlegungen eines Professors de r Rechtswissenschaft über «Marginale oder Marginalie» in Erregung geraten sind. Nachdom nunmehr die «Marginalien» gerettet und zudem die Hauszoitschrlft eines angesehenen schweizerischen Verlages sich nicht den Vor- wurf gefallen lassen muß, Ihr Name sei zugloich ein Sprach- Schnitzer, Ist vor kurzem eine neue Breitseite gegen die «Mar- ginalie» geschossen worden. Am 1. Dezember 1971 hat die Bundes- kanzlei «Richtlinien der Gesetzestechnik» herausgegeben, die vor- läufig provisorisch seit 1. April 1972 für die «Formallen» (sie) der Gesetzgebung im Bunde verbindlic h sind. In diesem Erlaß findet sich eine Randnoto 324, dio den Marginalien den Todesstoß ver- setzt. Seit dem besagten Datum «werden anstelle von Randtiteln (Marginalien) Sachüberschriften verwendet, die unter die Artikel gesetzt werden». Das soll wohl nicht heißen, daß die Ueberschrlften unter den Text der betreffenden Gesetzesbestimmung gesetzt wer- den sollen. Wer sich mit den Geheimnissen der Gesetzesredaktion zu befassen hat, begreift sofort, daß die Ueberschrift unter die Artikelziffer (oder Artikelnummer?), aber vor den Text gehört. Solche Inhaltshinweise an den Rand zu schreiben, findet also In Zukunft nicht mehr die Gnade des eidgenössischen Gesetzgebers. Ob dadurch die Bedeutung der Ueberschrift erhöht oder lediglich geplagten Setzern und Maschinenschreiberinnen die Arbeit er- leichtert werden soll, darüber wagt sich der Rechtslehrer keine Gedanken zu machen, Er freut sich darüber, daß er künftighin vom Entscheid entbunden ist, ob die «Marigna//e» oder das «Margina/e» den Grundsätzen der deutschen Sprache entspricht. Dr. für. Hans-Pater Friedrich Professor an der ETH Fremdwörter sind Glückssache uvw. Nun haben wir ein neues Plakat, das für die Sicherheit im Straßenverkehr sorgen soll. Der geharnischte Mann darauf sieht höchst vergnügt, wenn auch nicht gerade Intelligent aus. Ueber Ihm steht: «Vortritt beachten defensiv fahren». Sähe er ein wenig gescheiter aus, so würde ich ihn gern fragen, wie er der Auf- forderung zum defensiven Autofahren nachkommt. Ich kann mir nämlich nichts Einleuchtendes darunter vorstellen. «Defensiv» heißt nichts anderes als «verteidigend», und wie jeder Militarist, der ja mit Defensivkrieg und Defensivtaktik zu tun hat, bestätigen wird, gibt es keine Verteidigung ohne Waffen. Soll ich mir nun in mein Auto eine kleine Kanone einbauen lassen, die sofort los- böllert, wenn ich mich von einem Raser oder Uoberholorich ange- griffen fühle? Das technische Problem könnte ein guter Erfinder sicher lösen, da mache Ich mir gar keine Sorgen) aber Sorgen macht mir die SKS, die Schweizerische Konferenz für Sicherheit im Straßenverkehr, welche die Parole des defensiven Pahrens aus- gegeben hat, ohne sich über die vielfachen technischen, mensch- lichen, pekuniären und juristischen Folgen klar zu sein. Jeden- lalU habe ich keine- Lust, mich, mit einem HarnUch zu bewehren, um zur Defensive gerüstet zu sein; denn schon als Kind machte ich dl« Erfahrung, daß man meistens den kürzeren zieht, wenn man sich erbittert verteidigt. Kein Plakat kann mich dazu bringen, eine defensiv« Autofahrerin zu werden i lieber alt einen Harnisch ziehe ich mir ein schmuckes Kleid an und lächle liebenswürdig, wenn sich ein kriegerischer Raser, der den Vortritt nicht beachtet, an die Schläfe tippt, weil er meine Rücksichtnahme so dumm findet wie ich das defensive Fahren. Pflanzen und Blumen Schon die Pfahlbauer aßen Erbsen tp. Mehr Stadtmenschen, als man glaubt, kennen heute die Erbse lediglich aus der Konservendose. Dennoch ist sie eine unserer ältesten Kulturpflanzen. In de r Schweiz geht der Anbau bis in die Jungsteinzeit zurück: man hat Erbsensamen in vielen Pfahlbau- siedlungen gefunden. Als Erbsen hat man verkohlte Samen in der my kenischen Niederlassung bei Hissarllk, dem alten Troja, identifi- ziert. Auf der Liste der Pflanzen, deren Anbau Karl der Große auf seinen Reichsgütern anordnete, kamen die Erbsen unter der Be- zeichnung «Pisum mauriscum» vor. Etwa um die gleiche Zeit gab man toten Wikingern, wie Funde in Schweden zeigen, Erbsenmehl- brote mit ins Grab. Die Bezeichnung «Erbse» kommt vom althochdeutschen araweiz, das in den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts zu Erweiß und Erboiß wurde. Die Angelsachsen übertrugen den einheimischen Namen earfe auf die Wicke und führten für die Erbse das latei- nische Lehnwort plse, später pea ein. Die Griechen nannten die Erbse pison, die Römer pisum. Es ist ungewiß, ob die antiken Namen vom griechischen ptissein und dem lateinischen pisere beide bedeuten stampfen, enthülsen abgeleitet werden, können. Linne nahm schließlich das «Pisum» de r Römer in das botanische System auf. Die Kulturerbse dürfte im Östlichen 'Mittelmeergebiet aus zwei kleinsamigen Wildarten, vermutlich Getreideunkräu- tern, entstanden sein: Pisum elatius Ist von Ungarn. und dem Mit- telmeer über Vorderasien bis Indien und Tibet; verbreitet; Pisum fulvum hat seine Heimat in Kleinasien. Aus beiden ist wohl der Bastard Pisum syriacum hervorgegangen. Die drei zusammen sind die Stammformen von Pisum sativum, unsere r Kulturerbse. Schon früh trachtete man, Erbsen mit mehr und größeren Samen zu er- reichen. Die Botaniker des 16. Jahrhunderts unterschieden zwei «Arten»: Pisum maius, die große, und Pisum minus, die kleine Erbse. Die kleine Varietät ist die niedrig wachsende Acker- oder Futtererbse, die rotviolette Blüten und verhältnismäßig kleine und dunkle Samen hervorbringt und als eiweißreiches Viehfutter ver- wendet wird. Die große Varietät ist die Garten- oder Auskern- erbse mit weißen Blüten und größeren, hellen Samen, die wir zu essen pflegen. Um die Mitte des letzten Jahrhunderts sind über 100 Sorten beschrieben worden; seither hat man namentlich in England und Nordamerika viele neue gezüchtet. Pisum ist eine Gattung in der großen Familie der Leguminosae oder Hülsenfrüchtler und gehört in ihr zur Unterfamilie der Papilionatae oder Schmetterlingsblütler, deren Blüten Schmetter- lingen ähnlich sind (Papilio ist der Gattungsbegriff der Schwalben- schwänze). Die Blätter sind paarig gefiedert und laufen in eine Ranko aus, mit deron Hilfe die Pflanze klettert. In dor Kultur werden hochwüchsige Sorten mit dürren Baumzweigen oder Draht- geflechten gestützt. Die Hülse ist auf der Innenseite von einer zähen Haut überzogen und darum ungenießbar. Diese Haut fehlt bei den Zuckererbsen der Varietät Pisum saccharatum, die wir «Kefen», die Franzosen «poiB mangetout» nennen, Die ersten Zuckererbson sind Ende dos 16. Jahrhunderts angeblich aus Litauen nach Mitteleuropa gekommen. Am besten gedeihen Erbsen auf kalkreichem Boden, Erbsen von phosphatreichen Kalkböden sollen sich besser kochen lasson und leichter verdaulich sein. Die Erbsen- kernc enthalten bis zu 26 Prozont Eiweiß, bis zu 69 Prozent Stärke, daneben Zucker, Pektine, pflanzliche Lecithino und Vitamin C. PtiumimfDs, <;S:eߣrb$. Zum Aufbau von Eiweiß braucht die Pflanze Stickstoff. Wie die meisten Leguminosen bedient sich die Erbse nach der land- läufigen Lehre bestimmter Bakterien, die sich in Knöllchen an den Wurzeln befinden und den freien Stickstoff in der Bodenluft aufnehmen. Die Bakterien ihrerseits beziehen von der Wirtspflanze organische Stoffe. 'Wir hatten eine echte Symbiose vor uns. Nach einiger Zelt tötet die Pflanze die Bakterien ab und nutzt den Stick- stoff für sich selber aus; Früher man ausschließlich getrocknete, ausgereifte Erbsen. Die Sitte, unreife grüne Erbsenkerne zu essen, hat sich erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts von Holland aus verbreitet. Von dort wurden sie ein kostspieliger Leckerbissen für Vornehme in England und' Flankreich eine Zeitlang auch eingeführt. Zu Colberts Zelten bezahlt« man für einen Litron ("/«Liter) 200 Goldfranken. Aus einem Brief der Madame de Maintenon erfährt man, daß grüne Erbsen seit Tagen das Hofgespräch seien. Die Marqulse de Pompadour ließ von der Polizei wiederholt möglichst alle grünen Erbsen in Pari« aufkaufen, um damit den König zu bewirten und sich bei ihm einzuschmeicheln. Erst Ende des 19. Jahrhundert s ist dieses Gemüse für alle Bevölkerungskreise erschwinglich ge- worden. In den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts werden Erbsen als Hellmittel genannt. «Nimb», liest man bei Matthiolus, «unzeitige Erbsen, zerstoß sie sampt den Blettern, mische darunter ein Eyweiß unnd legs über den schmertzen der entzündeten Glieder, es lindert bald.» Auch in der Volksmagie hatten die Erbsen ihren Platz: «Berühre jede Warze mit einer besonderen Erbse, binde sie in ein Tüchlein und wirf es hinter dicht» Europäische Musikinstrumente Die Klarinette nd. Die europäische Klarinette, wie sie heute die Sinfonie- orchester kennen, ist ein eigenartiger Fall. Das Klangprinzip die- ses Holzblasinstruments, das einer «gedackten (gedeckten) Pfeife», wie man sie auch bei Orgelinstrumenten kennt, ist historisch und ethnologisch universal) Klarinetten-Instrumente waren schon früh vor allpm in Asien und in Aegypten beliebt und sind sehr wahr- scheinlich, von dort nach Europa gekommen. Durch die Jahr- hunderte hindurch hielten sich hier in den verschiedenen Ländern verschiedene Typen als volkstümliche Blasinstrumente,- der im Barock bekannteste Typus wurde «Chalumeau» genannt. Als im spätesten 17. und im 18, Jahrhundert, von Nürnberg ausgehend, dieser Typus technisch vervollkommnet wurde (vor allem durch Zufügung neuer Klappen), wurde das verbesserte Instrument zwar teilweise noch mit diesem Namen belegt, aber es wurde :.x iiu-mtfiiaenasf?» auch, in Entleihung von den Blechblasinstrumenten, der Diminutiv von «clarino», also «clarinetto», benützt. So besteht gegenüber einigen Werken barocker Konzertmusik mit einfachen «Chalumeau»- Stimmen (etwa bei Telemann und Reinhard Kelser) keine Gewiß- heit, ob hier bereits das verbesserte, erweiterte Instrument ein- gesetzt wurde. Auf jeden Fall verdankt die «Klarinette» ihre Entstehung dem mittelbarocken Kreis; im späten Barock und in der Frühklassik wurde sie noch nicht allgemein, aber bei einigen Komponisten Adonis Schneebeli ien. «Es konnten nicht der weiten Hülle Falten Herrn Schnoebelis enorme Fülle halten» dieser leicht abgewandelte Schüttelreim traf bis vor ein paar Wochen noch auf unsorn Hausgenossen zu. Doch Herr Schneoboli war fest entschlossen, etwas gegen die zu- nehmende Leibesfülle zu unternehmen. Frau Schneebell, naiv und direkt wie immer, teilte ihrem Gatten mit, slo wisse eine ganz ausgezeichnete Loibesübung, mit der er dem Uebel begegnen könne; Rumpfbougen-vorwärts-tief im Maieriesli-Gartenbeet, was soviel hieß wie Unkrautjäten. Aber ihrem Göttergatten war das zu dilettantisch. Er kaufte sich einen Bullworker und trainierte eine Woche lang damit. Danach installierte er im Bastelraum ein künstliches Fahrrad, well er als passionierter Auto- und Tram- fahrer sonst nicht zum Radfahren kommt, Dann begann er künst- lich zu rudern, nachdem er ein Standruderboot im Heizungsraum installiert hatte das ersparte ihm das lästige Rudern auf dem Zürichsee. Heute ist das ganze Kellergeschoß von Schneebelis Trainingsgeräten verstellt, so daß man es füglich eine Folter- kammer nennen darf, in der man steh olympiareif trainieren könnte: Vibrationsbänder, Massageroller, Hack-Lift-Geräte, Pull- down-Geräte und Beinpressen sind da montiert. Die «Instrumente» würden für zehn Schneebelis ausreichen, aber jetzt benutzt sie nicht einmal ein einziger mehr. Papa Schneebell ist nämlich in ein fortgeschritteneres Stadium eingetreten. Er ist Jetzt Mitglied eines Fitness-Klubs. Heute will er zum erstenmal hingehen. Frau Schneebeli hat am Morgen nochmals versucht, ihn zum Unkrautjäten zu überreden oder wenigstens dazu, die teuren Geräte im Kellergeschoß zu amortisieren. Schneebeli aber schwang sich ins Auto und schlug mit Elan die Türe zu. Seine Frau versteht das nicht besser. Die sind doch im Fitness-Center vie l besser eingerichtet. Und daneben ist ein Erfrischungsraum und ein Shopping-Center mit Vermicelles und Schlagrahm und Bier! bereits mit spezifischer Ausnützung ihres weichen Klanges, ihrer relativ einfachen Sprung- und Lauftechnik eingesetzt. Das Eigen- tümliche dieser Geschichte liegt in der späten Aufnahme eines Instruments in die Kunstmusik, das während Jahrhunderten gleich- sam auf diese Aufnahme wartete und durch seine Qualitäten dafür vorbestimmt gewesen wäre. Die Klarinette, die vermöge der gehelmsvollen Versponnenhelt ihres Klanges ein Lieblingslnstrument der Romantiker wurde, konnte im Laufe des 19. Jahrhunderts die verschiedensten weiteren Verbesserungen und Erweiterungen in sich aufnehmen. Von den Spät- und Neuromantikern (etwa Richard Strauss) an finden sich Klarinetten-Instrumente mehrerer Längen und Register in einem Einsatz, der aus ihren spezifischen Klangeigenschaften ganz be- stimmte Ausdruckszonen ableitet. So ist die Familie der Klarinet- ten inner- und außerhalb der Sinfonieorchester zu einer der viel- faltigsten der Holzbläser geworden. Im Orchester treten sie seit Joseph Haydn und Beethoven (Erste Sinfonie) vorwiegend paar* weise auf. Begegnungen Wohnwagenferien für AHV- Rentner mwff. Ferien im Wohnwagen haben für den Bürger selbst dann etwas Abenteuerliches, wenn der Wohnwagen nicht rollt, sondern jahrein, jahraus am gleichen Ort steht, wie zum Beispiel im Camping Verbano bei Locarno, einer aus 26 Wohnwagen bestehen- den Siedlung, die dem Filmproduzenten Dr. Hans Zickendraht aus Zolllkon gehört. Alle Wohnwagen sind möbliert, mit Geschirr ver- sehen sowie mit Pergola-Vorbau, Toilette, Kühlschrank usw. aus- gestattet. Vor kurzem hat Dr. Zickendraht diese Siedlung für den Versuch «Wohnwagenferien im Tessin für ältere Menschen» gratis zur Verfügung gestellt, Auf einen Aufruf im Fernsehen hin hatten sich überraschend viele Rentner für «Probe-Ferien» gemeldet] die Interessenten wurden in drei Gruppen eingeteilt, die je eine Woche lang versuchsweise im Wohnwagen lebten. Die Abteilung «Altersplanung und Altersgestaltung» der Stiftung für das Alter (Kantonalkomitee Zürich) stellte zur Betreuung der Feriengäste zwei Seniorenhostessen zur Verfügung. Anfangs Jahr hatten sich auf einen Aufruf der Stiftung für das Alter etwa 100 Interessentin- nen für den Posten einer Seniorenhostess gemeldet. In einem Tageskurs wurden dann die ausgewählten Damen auf ihre Auf- gabe vorbereitet, alte Menschen zu betreuen. Die Seniorenhostes- sen beziehen übrigens kein Gehalt; auch bei Einsätzen wie zum Beispiel Auslandreisen mit Rentnern werden lediglich die Spesen vergütet. Die Wohnwagenferien für AHV-Rentner waren ein großer Erfolg. W. Lerch von der Stiftung für das Alter hat ganze Stöße von Briefen begeisterter Feriengäste erhalten. Frau Agnes Pfeiffer, die während der Testwochen als Seniorenhostess fungierte, er- zählt, sogar sehr skeptische alte Menschen hätten sich von der allgemeinen Begeisterung anstecken lassen. Verschiedene Aus- flüge wurden unternommen, Frau Pfeiffer lehrte die alten Ehe- und Nichtehepaare einige Volkstänze, die betagten Teilnehmer vergnügten sich beim Cervelatbraten und beim Racletteschmaus, sie sangen Volkslieder und waren im allgemeinen, wie von ver- schiedenen Seiten bestätigt wurde, eigentlich fröhlicher als junge Menschen. Die alten Leute gewöhnten sich alle rasch an das Leben im Wohnwagen; sie kauften innerhalb oder auch außerhalb des Campings ein, kochten, lasen und strickten in der Sonne. Viele erklärten, sie schliefen im Wohnwagen weit besser als zu Hause. Sogar die Rentner aus den Altersheimen paßten sich der unge- zwungenen Atmosphäre sofort an; sie unterschieden sich nur dadurch von den andern, daß sie ordentlicher und einem gewissen Rhythmus unterworfen blieben. Das Verwalterehepaar der Siedlung entlastete die Hostess so gut als möglich, denn alte Menschen können ihre Betreuer doch sehr beanspruchen. Dies wird wohl mit ein Grund sein dafür, daß immer weniger Hoteliers während der «Saison für Senioren» AHV-Rentnern zu bescheidenem Preis Ferien in ihren Hotels ermöglichen. Neue Zürcher Zeitung vom 19.11.1983

24S5^&1 · lichen, pekuniären und juristischen Folgen klar zu sein. Jeden- ... tp. Mehr Stadtmenschen, als man glaubt, kennen heute die Erbse lediglich aus der Konservendose. Dennoch

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gltii« ÄijcrÄmfl WOCHENENDE24S5^&1u

Sonntag, 28. Mai 1972 Nr. 243 (Fcmausßnbe Nr. 144) 61

Sprachglossen

Randbemerkungen zu RandnotenIn der «Sprachglosse» d er «Wochenend»-Boilage vom 14, Mal

1972 beruhigt wli alle Gemüter, die durch die scharfsinnigenUeberlegungen eines Professors d er Rechtswissenschaft über«Marginale oder Marginalie» in Erregung geraten sind. Nachdomnunmehr die «Marginalien» gerettet und zudem die Hauszoitschrlfteines angesehenen schweizerischen Verlages sich nicht den Vor-wurf gefallen lassen muß, Ihr Name sei zugloich ein Sprach-Schnitzer, Ist vor kurzem eine neue Breitseite gegen die «Mar-ginalie» geschossen worden. Am 1. Dezember 1971 hat die Bundes-kanzlei «Richtlinien der Gesetzestechnik» herausgegeben, die vor-läufig provisorisch seit 1. April 1972 für die «Formallen» (sie) derGesetzgebung im Bunde verbindlich sind. In diesem Erlaß findetsich eine Randnoto 324, dio den Marginalien den Todesstoß ver-setzt. Seit dem besagten Datum «werden anstelle von Randtiteln(Marginalien) Sachüberschriften verwendet, die unter die Artikelgesetzt werden». Das soll wohl nicht heißen, daß die Ueberschrlftenunter den Text der betreffenden Gesetzesbestimmung gesetzt wer-den sollen. Wer sich mit den Geheimnissen der Gesetzesredaktionzu befassen hat, begreift sofort, daß die Ueberschrift unter dieArtikelziffer (oder Artikelnummer?), aber vor den Text gehört.

Solche Inhaltshinweise an den Rand zu schreiben, findet also InZukunft nicht mehr die Gnade des eidgenössischen Gesetzgebers.

Ob dadurch die Bedeutung der Ueberschrift erhöht oder lediglichgeplagten Setzern und Maschinenschreiberinnen die Arbeit er-leichtert werden soll, darüber wagt sich der Rechtslehrer keineGedanken zu machen, Er freut sich darüber, daß er künftighin vomEntscheid entbunden ist, ob die «Marigna//e» oder das «Margina/e»

den Grundsätzen der deutschen Sprache entspricht.

Dr. für. Hans-Pater FriedrichProfessor an der ETH

Fremdwörter sind Glückssacheuvw. Nun haben wir ein neues Plakat, das für die Sicherheit

im Straßenverkehr sorgen soll. Der geharnischte Mann darauf siehthöchst vergnügt, wenn auch nicht gerade Intelligent aus. Ueber Ihmsteht: «Vortritt beachten defensiv fahren». Sähe er ein weniggescheiter aus, so würde ich ihn gern fragen, wie er der Auf-forderung zum defensiven Autofahren nachkommt. Ich kann mirnämlich nichts Einleuchtendes darunter vorstellen. «Defensiv»heißt nichts anderes als «verteidigend», und wie jeder Militarist,der ja mit Defensivkrieg und Defensivtaktik zu tun hat, bestätigenwird, gibt es keine Verteidigung ohne Waffen. Soll ich mir nunin mein Auto eine kleine Kanone einbauen lassen, die sofort los-böllert, wenn ich mich von einem Raser oder Uoberholorich ange-griffen fühle? Das technische Problem könnte ein guter Erfindersicher lösen, da mache Ich mir gar keine Sorgen) aber Sorgen

macht mir die SKS, die Schweizerische Konferenz für Sicherheit imStraßenverkehr, welche die Parole des defensiven Pahrens aus-gegeben hat, ohne sich über die vielfachen technischen, mensch-lichen, pekuniären und juristischen Folgen klar zu sein. Jeden-lalU habe ich keine- Lust, mich, mit einem HarnUch zu bewehren,

um zur Defensive gerüstet zu sein; denn schon als Kind machteich dl« Erfahrung, daß man meistens den kürzeren zieht, wennman sich erbittert verteidigt. Kein Plakat kann mich dazu bringen,

eine defensiv« Autofahrerin zu werden i lieber alt einen Harnischziehe ich mir ein schmuckes Kleid an und lächle liebenswürdig,

wenn sich ein kriegerischer Raser, der den Vortritt nicht beachtet,an die Schläfe tippt, weil er meine Rücksichtnahme so dumm findetwie ich das defensive Fahren.

Pflanzen und Blumen

Schon die Pfahlbauer aßen Erbsentp. Mehr Stadtmenschen, als man glaubt, kennen heute die Erbse

lediglich aus der Konservendose. Dennoch ist sie eine unsererältesten Kulturpflanzen. In d er Schweiz geht der Anbau bis in dieJungsteinzeit zurück: man hat Erbsensamen in vielen Pfahlbau-siedlungen gefunden. Als Erbsen hat man verkohlte Samen in dermykenischen Niederlassung bei Hissarllk, dem alten Troja, identifi-ziert. Auf der Liste der Pflanzen, deren Anbau Karl der Große aufseinen Reichsgütern anordnete, kamen die Erbsen unter der Be-zeichnung «Pisum mauriscum» vor. Etwa um die gleiche Zeit gab

man toten Wikingern, wie Funde in Schweden zeigen, Erbsenmehl-brote mit ins Grab.

Die Bezeichnung «Erbse» kommt vom althochdeutschen araweiz,

das in den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts zu Erweiß undErboiß wurde. Die Angelsachsen übertrugen den einheimischenNamen earfe auf die Wicke und führten für die Erbse das latei-nische Lehnwort plse, später pea ein. Die Griechen nannten dieErbse pison, die Römer pisum. Es ist ungewiß, ob die antikenNamen vom griechischen ptissein und dem lateinischen pisere

beide bedeuten stampfen, enthülsen abgeleitet werden, können.Linne nahm schließlich das «Pisum» d er Römer in das botanischeSystem auf. Die Kulturerbse dürfte im Östlichen 'Mittelmeergebiet

aus zwei kleinsamigen Wildarten, vermutlich Getreideunkräu-tern, entstanden sein: Pisum elatius Ist von Ungarn.und dem Mit-telmeer über Vorderasien bis Indien und Tibet; verbreitet; Pisumfulvum hat seine Heimat in Kleinasien. Aus beiden ist wohl derBastard Pisum syriacum hervorgegangen. Die drei zusammen sinddie Stammformen von Pisum sativum, unserer Kulturerbse. Schonfrüh trachtete man, Erbsen mit mehr und größeren Samen zu er-reichen. Die Botaniker des 16. Jahrhunderts unterschieden zwei«Arten»: Pisum maius, die große, und Pisum minus, die kleineErbse. Die kleine Varietät ist die niedrig wachsende Acker- oderFuttererbse, die rotviolette Blüten und verhältnismäßig kleine unddunkle Samen hervorbringt und als eiweißreiches Viehfutter ver-wendet wird. Die große Varietät ist die Garten- oder Auskern-erbse mit weißen Blüten und größeren, hellen Samen, die wir zuessen pflegen. Um die Mitte des letzten Jahrhunderts sind über100 Sorten beschrieben worden; seither hat man namentlich inEngland und Nordamerika viele neue gezüchtet.

Pisum ist eine Gattung in der großen Familie der Leguminosae

oder Hülsenfrüchtler und gehört in ihr zur Unterfamilie derPapilionatae oder Schmetterlingsblütler, deren Blüten Schmetter-lingen ähnlich sind (Papilio ist der Gattungsbegriff der Schwalben-schwänze). Die Blätter sind paarig gefiedert und laufen in eine

Ranko aus, mit deron Hilfe die Pflanze klettert. In dor Kulturwerden hochwüchsige Sorten mit dürren Baumzweigen oder Draht-geflechten gestützt. Die Hülse ist auf der Innenseite von einerzähen Haut überzogen und darum ungenießbar. Diese Haut fehltbei den Zuckererbsen der Varietät Pisum saccharatum, die wir«Kefen», die Franzosen «poiB mangetout» nennen, Die erstenZuckererbson sind Ende dos 16. Jahrhunderts angeblich aus Litauennach Mitteleuropa gekommen. Am besten gedeihen Erbsen aufkalkreichem Boden, Erbsen von phosphatreichen Kalkböden sollensich besser kochen lasson und leichter verdaulich sein. Die Erbsen-kernc enthalten bis zu 26 Prozont Eiweiß, bis zu 69 Prozent Stärke,daneben Zucker, Pektine, pflanzliche Lecithino und Vitamin C.

PtiumimfDs,<;S:eߣrb$.

Zum Aufbau von Eiweiß braucht die Pflanze Stickstoff. Wie diemeisten Leguminosen bedient sich die Erbse nach der land-läufigen Lehre bestimmter Bakterien, die sich in Knöllchen anden Wurzeln befinden und den freien Stickstoff in der Bodenluftaufnehmen. Die Bakterien ihrerseits beziehen von der Wirtspflanzeorganische Stoffe. 'Wir hatten eine echte Symbiose vor uns. Nacheiniger Zelt tötet die Pflanze die Bakterien ab und nutzt den Stick-stoff für sich selber aus;

Früher aß man ausschließlich getrocknete, ausgereifte Erbsen.Die Sitte, unreife grüne Erbsenkerne zu essen, hat sich erst zuBeginn des 17. Jahrhunderts von Holland aus verbreitet. Von dortwurden sie ein kostspieliger Leckerbissen für Vornehme inEngland und' Flankreich eine Zeitlang auch eingeführt. Zu ColbertsZelten bezahlt« man für einen Litron ("/«Liter) 200 Goldfranken.Aus einem Brief der Madame de Maintenon erfährt man, daßgrüne Erbsen seit Tagen das Hofgespräch seien. Die Marqulse

de Pompadour ließ von der Polizei wiederholt möglichst allegrünen Erbsen in Pari« aufkaufen, um damit den König zu bewirtenund sich bei ihm einzuschmeicheln. Erst Ende des 19. Jahrhundertsist dieses Gemüse für alle Bevölkerungskreise erschwinglich ge-

worden.

In den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts werden Erbsen alsHellmittel genannt. «Nimb», liest man bei Matthiolus, «unzeitigeErbsen, zerstoß sie sampt den Blettern, mische darunter ein Eyweiß

unnd legs über den schmertzen der entzündeten Glieder, es lindertbald.» Auch in der Volksmagie hatten die Erbsen ihren Platz:«Berühre jede Warze mit einer besonderen Erbse, binde sie in einTüchlein und wirf es hinter dicht»

Europäische Musikinstrumente

Die Klarinettend. Die europäische Klarinette, wie sie heute die Sinfonie-

orchester kennen, ist ein eigenartiger Fall. Das Klangprinzip die-ses Holzblasinstruments, das einer «gedackten (gedeckten) Pfeife»,

wie man sie auch bei Orgelinstrumenten kennt, ist historisch undethnologisch universal) Klarinetten-Instrumente waren schon frühvor allpm in Asien und in Aegypten beliebt und sind sehr wahr-scheinlich, von dort nach Europa gekommen. Durch die Jahr-

hunderte hindurch hielten sich hier in den verschiedenen Ländernverschiedene Typen als volkstümliche Blasinstrumente,- der imBarock bekannteste Typus wurde «Chalumeau» genannt. Als imspätesten 17. und im 18, Jahrhundert, von Nürnberg ausgehend,

dieser Typus technisch vervollkommnet wurde (vor allem durchZufügung neuer Klappen), wurde das verbesserte Instrumentzwar teilweise noch mit diesem Namen belegt, aber es wurde

:.x iiu-mtfiiaenasf?»

auch, in Entleihung von den Blechblasinstrumenten, der Diminutivvon «clarino», also «clarinetto», benützt. So besteht gegenübereinigen Werken barocker Konzertmusik mit einfachen «Chalumeau»-Stimmen (etwa bei Telemann und Reinhard Kelser) keine Gewiß-heit, ob hier bereits das verbesserte, erweiterte Instrument ein-gesetzt wurde.

Auf jeden Fall verdankt die «Klarinette» ihre Entstehung demmittelbarocken Kreis; im späten Barock und in der Frühklassikwurde sie noch nicht allgemein, aber bei einigen Komponisten

Adonis Schneebeli

ien. «Es konnten nicht der weiten Hülle Falten Herrn Schnoebelis

enorme Fülle halten» dieser leicht abgewandelte Schüttelreimtraf bis vor ein paar Wochen noch auf unsorn Hausgenossen zu.

Doch Herr Schneoboli war fest entschlossen, etwas gegen die zu-

nehmende Leibesfülle zu unternehmen. Frau Schneebell, naiv und

direkt wie immer, teilte ihrem Gatten mit, slo wisse eine ganzausgezeichnete Loibesübung, mit der er dem Uebel begegnen

könne; Rumpfbougen-vorwärts-tief im Maieriesli-Gartenbeet, was

soviel hieß wie Unkrautjäten. Aber ihrem Göttergatten war das

zu dilettantisch. Er kaufte sich einen Bullworker und trainierteeine Woche lang damit. Danach installierte er im Bastelraum ein

künstliches Fahrrad, well er als passionierter Auto- und Tram-

fahrer sonst nicht zum Radfahren kommt, Dann begann er künst-

lich zu rudern, nachdem er ein Standruderboot im Heizungsraum

installiert hatte das ersparte ihm das lästige Rudern auf dem

Zürichsee. Heute ist das ganze Kellergeschoß von SchneebelisTrainingsgeräten verstellt, so daß man es füglich eine Folter-kammer nennen darf, in der man steh olympiareif trainierenkönnte: Vibrationsbänder, Massageroller, Hack-Lift-Geräte, Pull-down-Geräte und Beinpressen sind da montiert. Die «Instrumente»

würden für zehn Schneebelis ausreichen, aber jetzt benutzt sie

nicht einmal ein einziger mehr. Papa Schneebell ist nämlich inein fortgeschritteneres Stadium eingetreten. Er ist Jetzt

Mitglied

eines Fitness-Klubs.

Heute will er zum erstenmal hingehen. Frau Schneebeli hat amMorgen nochmals versucht, ihn zum Unkrautjäten zu überreden

oder wenigstens dazu, die teuren Geräte im Kellergeschoß zu

amortisieren. Schneebeli aber schwang sich ins Auto und schlug

mit Elan die Türe zu. Seine Frau versteht das nicht besser. Die

sind doch im Fitness-Center v iel besser eingerichtet. Und daneben

ist ein Erfrischungsraum und ein Shopping-Center mit Vermicelles

und Schlagrahm und Bier!

bereits mit spezifischer Ausnützung ihres weichen Klanges, ihrerrelativ einfachen Sprung- und Lauftechnik eingesetzt. Das Eigen-

tümliche dieser Geschichte liegt in der späten Aufnahme einesInstruments in die Kunstmusik, das während Jahrhunderten gleich-

sam auf diese Aufnahme wartete und durch seine Qualitäten dafürvorbestimmt gewesen wäre.

Die Klarinette, die vermöge der gehelmsvollen Versponnenhelt

ihres Klanges ein Lieblingslnstrument der Romantiker wurde,

konnte im Laufe des 19. Jahrhunderts die verschiedensten weiterenVerbesserungen und Erweiterungen in sich aufnehmen. Von denSpät- und Neuromantikern (etwa Richard Strauss) an finden sichKlarinetten-Instrumente mehrerer Längen und Register in einemEinsatz, der aus ihren spezifischen Klangeigenschaften ganz be-stimmte Ausdruckszonen ableitet. So ist die Familie der Klarinet-ten inner- und außerhalb der Sinfonieorchester zu einer der viel-faltigsten der Holzbläser geworden. Im Orchester treten sie seitJoseph Haydn und Beethoven (Erste Sinfonie) vorwiegend paar*

weise auf.

Begegnungen

Wohnwagenferien für AHV-Rentner

mwff. Ferien im Wohnwagen haben für den Bürger selbst dannetwas Abenteuerliches, wenn der Wohnwagen nicht rollt, sondernjahrein, jahraus am gleichen Ort steht, wie zum Beispiel imCamping Verbano bei Locarno, einer aus 26 Wohnwagen bestehen-den Siedlung, die dem Filmproduzenten Dr. Hans Zickendraht ausZolllkon gehört. Alle Wohnwagen sind möbliert, mit Geschirr ver-sehen sowie mit Pergola-Vorbau, Toilette, Kühlschrank usw. aus-gestattet. Vor kurzem hat Dr. Zickendraht diese Siedlung für denVersuch «Wohnwagenferien im Tessin für ältere Menschen» gratis

zur Verfügung gestellt, Auf einen Aufruf im Fernsehen hin hattensich überraschend viele Rentner für «Probe-Ferien» gemeldet] dieInteressenten wurden in drei Gruppen eingeteilt, die je eineWoche lang versuchsweise im Wohnwagen lebten. Die Abteilung«Altersplanung und Altersgestaltung» der Stiftung für das Alter(Kantonalkomitee Zürich) stellte zur Betreuung der Feriengäste

zwei Seniorenhostessen zur Verfügung. Anfangs Jahr hatten sichauf einen Aufruf der Stiftung für das Alter etwa 100 Interessentin-nen für den Posten einer Seniorenhostess gemeldet. In einemTageskurs wurden dann die ausgewählten Damen auf ihre Auf-gabe vorbereitet, alte Menschen zu betreuen. Die Seniorenhostes-sen beziehen übrigens kein Gehalt; auch bei Einsätzen wie zumBeispiel Auslandreisen mit Rentnern werden lediglich die Spesenvergütet.

Die Wohnwagenferien für AHV-Rentner waren ein großerErfolg. W. Lerch von der Stiftung für das Alter hat ganze Stößevon Briefen begeisterter Feriengäste erhalten. Frau Agnes Pfeiffer,

die während der Testwochen als Seniorenhostess fungierte, er-zählt, sogar sehr skeptische alte Menschen hätten sich von derallgemeinen Begeisterung anstecken lassen. Verschiedene Aus-flüge wurden unternommen, Frau Pfeiffer lehrte die alten Ehe-und Nichtehepaare einige Volkstänze, die betagten Teilnehmervergnügten sich beim Cervelatbraten und beim Racletteschmaus,

sie sangen Volkslieder und waren im allgemeinen, wie von ver-schiedenen Seiten bestätigt wurde, eigentlich fröhlicher als junge

Menschen.

Die alten Leute gewöhnten sich alle rasch an das Leben imWohnwagen; sie kauften innerhalb oder auch außerhalb desCampings ein, kochten, lasen und strickten in der Sonne. Vieleerklärten, sie schliefen im Wohnwagen weit besser als zu Hause.Sogar die Rentner aus den Altersheimen paßten sich der unge-zwungenen Atmosphäre sofort an; sie unterschieden sich nurdadurch von den andern, daß sie ordentlicher und einem gewissenRhythmus unterworfen blieben.

Das Verwalterehepaar der Siedlung entlastete die Hostess sogut als möglich, denn alte Menschen können ihre Betreuer dochsehr beanspruchen. Dies wird wohl mit ein Grund sein dafür, daßimmer weniger Hoteliers während der «Saison für Senioren»AHV-Rentnern zu bescheidenem Preis Ferien in ihren Hotelsermöglichen.

Neue Zürcher Zeitung vom 19.11.1983