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„Was tun mit Farbe“ war eine vielbeach- tete Ausstellung Thomas Bechingers im Kunstmuseum Singen und im Kunstver- ein Reutlingen überschrieben. Neue Antworten auf diese Frage sind jetzt in der Galerie Grashey in Konstanz zu fin- den. In den Bildern des 1960 in Konstanz geborenen Künstlers, der heute in Mün- chen lebt und Malerei und Grafik an der Universität Siegen lehrt, steht die Farbe im Mittelpunkt. Die Farbe dient dabei nicht als Mittel, etwas darzustellen, son- dern ist selbst der Gegenstand. Bechin- gers Gemälde konzentrieren sich aus- schließlich auf die Struktur des Farbauf- trags. In diesem Sinne kann man sie als Meta-Malerei bezeichnen. Es sind Bil- der, die den Prozess des Malvorgangs zum Thema machen. Die Galerie zeigt Bilder, die zwi- schen 2006 und 2010 entstanden. Bevorzugt arbeitet Bechinger mit breitem Pinselstrich mit Acrylfar- ben auf Nessel. Das Farbspektrum ist äußerst begrenzt. Türkis, Beige, Schwarz. Nur selten ein kräftiges Rot. Das fertige Bild lässt deutlich die Spuren des Malakts erkennen. Zwei Arbeiten im Eingangsbereich, die Bechinger exklusiv für diese Ausstellung realisiert hat, beein- drucken zunächst durch ihre Grö- ße. Doch die eigentliche Wirkung seiner Kunst hängt nicht von der Bildgröße ab. Denn auch in den Großformaten, die der Künstler be- vorzugt, spielt der Farbauftrag die zentrale Rolle. Bechinger gelingt es einmal mehr, Farbe zum Erlebnis werden zu lassen. Bechinger spielt sehr bewusst mit der Wirkung der Farben. Es entstehen helle- re und dunklere Partien der gleichen Farbe, gezielt werden auch Farbkon- traste eingesetzt. Am markantesten in den Arbeiten, in denen Rot verwendet wird. Der Farbauftrag variiert zwischen kontrollierter und freier Geste, ist mal transparent, mal verdichtet. Gerade Li- nien durchziehen viele Bilder, zerteilen sie in einzelne Segmente, schließen sie hermetisch ab – und doch sollte man nicht recht von Farbfeldmale- rei sprechen. Bechingers Malerei kennt nur Pinselspuren. Der Künst- ler wehrt sich gegen jeden Versuch, seine Malflächen mit Bedeutung, die über die Farbfläche selbst hi- nausgeht, aufzuladen. Die meisten der gezeigten Bilder haben keinen Titel. Es gibt drei Ausnahmen: „Cu- kur“, „Hüseyinaga“ und „Bülbül“. Karge Landschaften in Vorderasien, die Bechinger auf seinen Reisen ge- sehen hat. Diese Kargheit spiegelt sich in den reduzierten Komposi- tionen wieder. Einen ganz eigenen Charakter haben die Tuschearbei- ten Bechingers. Noch stärker als die farbigen Gemälde konzentrie- ren sie sich auf den Pinselstrich. Der Begriff der Farbe, bemängelt der Kunstwissenschaftler Thomas Bechin- ger, ist im Deutschen unscharf. Das Eng- lische ist präziser und unterscheidet zwischen der materiellen, tastbaren Substanz („paint“) und der Erschei- nung, bzw. dem Farbton („colour“). Durch das Anrühren der Farbe, das Zu- sammenmischen von Pigmenten sowie Binde- und Lösungsmitteln in unter- schiedlichen Verhältnissen, durch die Art des Pinselauftrags, die Wahl des Un- tergrunds und dessen Sättigung, kurz, durch die Art und Weise der Verwen- dung von „paint“ verändert sich auch „colour“. Genau das ist in den Arbeiten des Künstlers Thomas Bechinger zu se- hen. Der Vorgang des Farbauftrags wird offengelegt und lässt den Betrachter die Handhabung des Malwerkzeugs bei der Entstehung des Bildes nachvollziehen. Korrekturen werden nicht kaschiert, sie hinterlassen vielmehr Spuren und ver- weisen auf das Prozesshafte der Malerei. Schnell wird deutlich: Farbe lebt. Galerie Grashey, Schützenstr. 14, Konstanz. Bis 31. Juli. Mi und Do 15-18.30 Uhr sowie nach Vereinbarung. Tel. 0172-6272-224. Weitere Informationen: www.galeriebesuch.de Lebendige Farbe Der Malprozess bleibt in Thomas Bechingers Bildern immer sichtbar. BILD: FLORIAN WEILAND Neue Arbeiten von Thomas Bechinger in der Konstanzer Galerie Grashey VON FLORIAN WEILAND ................................................ KONSTANZ Sommerakademie Jazz mit Bernd Konrad Saxofonist Bernd Konrad bietet mit acht Jazz-Profis die 16. Konstanzer Sommerakademie Jazz an. Vom 29. Juli bis 1. August jazzen Lehrer und Schüler – Anfänger und Ama- teure jeglichen Alters – in der Musikschule Konstanz. Höhe- punkt ist das öffentliche Ab- schlusskonzert am 1. August um 20 Uhr im Wolkenstein- Saal des Kulturzentrums. An- meldung unter sommeraka- [email protected]. Kurs- gebühr 120 Euro, Schüler/ Studenten 90 Euro. (reh) ALLENSBACH Deutsch-brasilianische Musik von Sängerin Bê Sängerin Bê präsentiert eine feine Mischung aus Lounge und Pop mit Einflüssen von Samba, Bossa Nova, Funk und Jazz. Begleitet wird sie von Musikerfreunden aus Brasilien und Deutschland. Sie spielen in Allensbach im Rahmen der Reihe „umsonst & draußen“ Eigenkompositionen und Versionen brasilianischer und deutscher Klassiker. 21. Juli, 20 Uhr, Seegarten, Bühne am See. Eintritt frei. (reh) ÜBERLINGEN Literarischer Vormittag für Peter Hebel In Überlingen lesen drei Preis- träger des Hebelpreises Baden- Württemberg ihre Lieblings- geschichten von Johann Peter Hebel, geboren vor 250 Jahren, sowie eigene Texte: Manfred Bosch, Markus Werner (Oswald Burger leiht ihm die Stimme) und Michael Köhlmeier. Pia- nist Jakob Siecke begleitet die literarische Matinee mit Stü- cken von Beethoven und Schu- mann. Wann? Sonntag, 18. Juli, 11 Uhr, Kursaal am See, Chris- topherstraße 2. Der Eintritt ist frei. (reh) KONSTANZ Tobias Bücklein lädt zur Bückleinkunsttalkshow Der Entertainer Tobias Bück- lein präsentiert die 5. Ausgabe der Bückleinkunstalkshow am 20. Juli um 20 Uhr im Quar- tierszentrum Konstanz (Lui- senstraße 9). Zu Gast sind drei etablierte lokale Musiker: Jazzmusiker Patrick Man- zecchi, Dirigent Peter Bauer und Rockmusiker Klaus Wils- recht-Zahn. Das Publikum erwartet Musik, Showbeiträge und spannende Gespräche rund um die Konstanzer „Hoch- und Subkultur“. Karten (11 bis 17 Euro) an der Thea- terkasse, Tel. 07531/900150, Internet www.bkkts.de (reh) GALERIE Es gibt ein Foto von Ihnen, darauf sind Sie mit Barack Obama zu sehen und es sieht aus, als würden Sie alle zusammen singen. So war es auch. Das Bild entstand an Ted Kennedys Geburtstagsfeier und wir sangen alle zusammen „Happy Birth- day“. Und wie singt Präsident Obama? (lacht) Ich glaube, er fühlte sich ein we- nig befangen in der Gegenwart einer Opernsängerin. Viele Leute werden ja ein bisschen schüchtern, wenn ein Pro- fisänger dabei ist. Aber trotzdem, er sang mit großer Begeisterung. Und da- rauf kommt es ja an. Es gibt noch zwei andere US-Präsiden- ten, die Sie schon ins Weiße Haus zu Konzerten eingeladen haben, Bill Clin- ton und George W. Bush. Es waren mehr als nur diese beiden. Schon als ich Studentin an der High School war, hat mich Präsident Jimmy Carter zusammen mit einigen Kommi- litoninnen eingeladen, im Weißen Haus zu singen. Das muss Ende der 70er Jahre gewesen sein. Dann sind Sie also so etwas wie die Abgeordnete für Operngesang im Wei- ßen Haus? (lacht) Tatsächlich habe ich sehr viel während der Ära von George Bush im Weißen Haus gesungen, am meisten aber in der Zeit von Bill Clinton, da war ich sicherlich acht Mal zu verschiede- nen Gelegenheiten. Und dann wieder während der Regierungszeit von George W. Bush. Ich habe gehört, dass Bill Clinton ein großer Opernfan ist. Stimmt das? Ja, er liebt Musik. Und er hat sogar schon das National Symphony Orches- tra dirigiert. Ich glaube, es war bei ei- nem Konzert im Weißen Haus. Leonard Slatkin, damals Chefdirigent des Or- chesters, gab den Dirigentenstab an Bill Clinton. Und so dirigierte Clinton. Aber er hat es genossen, er war sehr cool und hielt auch das Tempo. Sie sind ein Mezzosopran, und die wohl berühmteste Rolle für einen Mezzo ist George Bizets Carmen. Es ist auch Ihre Paraderolle. Was fasziniert Sie an dieser Figur besonders? Carmen ist ein wunderbarer Charakter, aber vom sängerischen Standpunkt aus gesehen ist sie für meine Stimme nicht unbedingt die befriedigendste Rolle. Aber ich genieße es, sie zu spielen und sie zu sein. In meinem Leben war sie mir eine große Lehrerin. Sind Sie also auch eine Carmen, eine große Verführerin? Nein, überhaupt nicht. Aber im Hin- blick auf ihren Mut und darauf, dass sie ihr Leben auf ihre Weise führt, war sie für mich schon ein großes Vorbild. Ich bin zwar auch sehr temperamentvoll, aber dennoch weit entfernt von der Frau, die sie ist. Aber ich mag die Frau, die sie ist. Und welches ist dann die musikalisch befriedigendste Rolle für Sie? Das ist die Charlotte in Jules Massenets „Werther“. Diese Partie singe ich gerne, sie ist eine Herausforderung und die Musik ist wunderschön. Sie mögen also besonders das französi- sche Repertoire? Ich glaube, das französische Repertoire mag mich. Die französischen Kompo- nisten haben einfach die Musik ge- schrieben, die am besten zu meiner Stimme passt. Sie sind eine schwarze Sängerin. Haben Sie den Eindruck, dass es für eine schwarze Sängerin nach wie vor schwie- riger ist, in der Welt der Oper Fuß zu fassen, als für eine weiße Sängerin? Auf jeden Fall. Ich für meinen Teil ver- wende meine ganze Energie auf meine Arbeit und auf die Musik und hoffe da- rauf, dass das zählt. Natürlich wünsche ich mir, dass wir eines Tages mal zu dem Punkt kommen, wo die Hautfarbe keine Rolle mehr spielt. Andererseits spielt al- les eine Rolle – ob man groß ist oder klein, ob man dick ist oder dünn und eben auch, ob man weiß ist oder schwarz. Für mich selbst spielt es keine Rolle, ich fühle mich wohl in meiner Haut, aber ich weiß mit ziemlicher Si- cherheit, dass es eine Rolle spielt für manche Manager oder Theaterinten- danten. Und natürlich ist der Wettbe- werb inzwischen so groß, dass sich die Theater- und Opernhäuser herauspi- cken können, wen sie wollen. Zwar soll- te eigentlich das pure künstlerische Können den Ausschlag geben, aber so läuft es eben nicht immer. In dem Konzert nächste Woche singen Sie auch einige typisch amerikanische Titel wie „Summertime“ oder Stücke aus Bernsteins „Westside Story“. Wo fühlen Sie sich musikalisch mehr zu Hause – im französischen Repertoire, von dem Sie sagen, dass es Sie mag, oder im amerikanischen Repertoire, weil Sie Amerikanerin sind? Musik ist eine internationale Sprache, die Sprache der Seele. Ich wurde zwar in Amerika geboren, und natürlich ist mir die amerikanische Musik sehr vertraut. Aber eine „Carmen“ ist mir eben auch sehr vertraut. Genauso Giuseppe Verdi – ich werde nächste Woche auf dem Ho- hentwiel ja auch Verdi-Arien singen. All diese Musik ist mir vertraut, ich lebe mit ihr, sie ist mir in Fleisch und Blut über- gegangen. Daher sage ich: Ich bin zuerst Sängerin, erst dann Amerikanerin. Die Musik kommt vor der Nationalität. FRAGEN: ELISABETH SCHWIND Onlinedossier zum Hohentwielfest: www.suedkurier.de/hohentwiel2010 „Musik ist die Sprache der Seele“ Denyce Graves (Mitte) gibt gemeinsam mit US-Präsident Barack Obama (links) und Sänger James Taylor (rechts) ein Geburtstagsständchen für Ted Kennedy. BILD: ASSOCIATED PRESS Heute startet das Hohent- wielfestival. Wir sprachen mit der amerikanischen Sopra- nistin Denyce Graves, die am Dienstag dort gastiert 15. Juli, 19 Uhr: Crosby, Stills & Nash. 16. Juli, 19 Uhr: Toto. Support: Siggi Schwarz feat. Pete Haycock 17. Juli, 19 Uhr: Culcha Candela. Support: Keule, Chefket 18. Juli, ab 9 Uhr: Burgfest 20. Juli, 20 Uhr: Klassik mit Denyce Graves und der Südwestdeutschen Philharmonie. Außer für das Konzert mit Culcha Candela gibt es noch Restkarten für alle Veranstaltungen unter Tel. 07531/ 908844 bzw. unter www.koko.de. Das im Vorverkauf erworbene Ticket berech- tigt – frühestens drei Stunden vor Beginn – zur freien Fahrt mit den an den VHB angeschlossenen Verkehrsunter- nehmen. Wer mit dem Zug kommt, steigt am Haltepunkt „Landesgarten- schau“ aus. Kostenlose Shuttle-Busse verkehren auf halbe Bergeshöhe. (sk) Hohentwielfestival Die Mezzosopranistin Denyce Graves wurde in Washington geboren. Ihr Debüt an der Metropolitan Opera in New York gab sie 1995/96 mit der Titelrolle der „Carmen“. Sie verkörperte Bizets Zigeu- nerin auch in mehreren Inszenierungen an der Seite von Placido Domingo. Eine andere ihrer Paraderollen ist die Dalila in Camille Saint-Saens „Samson und Dalila“. In Deutschland gastierte sie häufig an der Münchner Staatsoper. Denyce Graves ist aber auch eine gefragte Kultubotschafterin: Mehrere US-Präsidenten, darunter Bill Clinton und George W. Bush, luden sie zu Auftritten ins Weiße Haus ein. Auf dem Hohentwiel singt sie Arien und Stücke von Bizet und Verdi, George Gershwin, Leonard Bernstein und anderen. (sk) Denyce Graves 28 Kultur in der Region SÜDKURIER NR. 160 | RS DONNERSTAG, 15. JULI 2010 28 Kultur in der Region SÜDKURIER NR. 160 | RS DONNERSTAG, 15. JULI 2010

28 Kultur in der RegionSÜDKURIER NR. 160 | RSDONNERSTAG ... · James Taylor (rechts) ein Geburtstagsständchen für Ted Kennedy. BILD: ASSOCIATED PRESS Heute startet das Hohent-wielfestival

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Page 1: 28 Kultur in der RegionSÜDKURIER NR. 160 | RSDONNERSTAG ... · James Taylor (rechts) ein Geburtstagsständchen für Ted Kennedy. BILD: ASSOCIATED PRESS Heute startet das Hohent-wielfestival

„Was tun mit Farbe“ war eine vielbeach-tete Ausstellung Thomas Bechingers imKunstmuseum Singen und im Kunstver-ein Reutlingen überschrieben. NeueAntworten auf diese Frage sind jetzt inder Galerie Grashey in Konstanz zu fin-den. In den Bildern des 1960 in Konstanzgeborenen Künstlers, der heute in Mün-chen lebt und Malerei und Grafik an derUniversität Siegen lehrt, steht die Farbeim Mittelpunkt. Die Farbe dient dabeinicht als Mittel, etwas darzustellen, son-dern ist selbst der Gegenstand. Bechin-gers Gemälde konzentrieren sich aus-schließlich auf die Struktur des Farbauf-trags. In diesem Sinne kann man sie alsMeta-Malerei bezeichnen. Es sind Bil-der, die den Prozess des Malvorgangszum Thema machen.

Die Galerie zeigt Bilder, die zwi-schen 2006 und 2010 entstanden.Bevorzugt arbeitet Bechinger mitbreitem Pinselstrich mit Acrylfar-ben auf Nessel. Das Farbspektrumist äußerst begrenzt. Türkis, Beige,Schwarz. Nur selten ein kräftigesRot. Das fertige Bild lässt deutlichdie Spuren des Malakts erkennen.Zwei Arbeiten im Eingangsbereich,die Bechinger exklusiv für dieseAusstellung realisiert hat, beein-drucken zunächst durch ihre Grö-ße. Doch die eigentliche Wirkungseiner Kunst hängt nicht von derBildgröße ab. Denn auch in denGroßformaten, die der Künstler be-vorzugt, spielt der Farbauftrag diezentrale Rolle. Bechinger gelingt eseinmal mehr, Farbe zum Erlebniswerden zu lassen.

Bechinger spielt sehr bewusst mit derWirkung der Farben. Es entstehen helle-re und dunklere Partien der gleichenFarbe, gezielt werden auch Farbkon-traste eingesetzt. Am markantesten in

den Arbeiten, in denen Rot verwendetwird. Der Farbauftrag variiert zwischenkontrollierter und freier Geste, ist maltransparent, mal verdichtet. Gerade Li-nien durchziehen viele Bilder, zerteilensie in einzelne Segmente, schließen sie

hermetisch ab – und doch sollteman nicht recht von Farbfeldmale-rei sprechen. Bechingers Malereikennt nur Pinselspuren. Der Künst-ler wehrt sich gegen jeden Versuch,seine Malflächen mit Bedeutung,die über die Farbfläche selbst hi-nausgeht, aufzuladen. Die meistender gezeigten Bilder haben keinenTitel. Es gibt drei Ausnahmen: „Cu-kur“, „Hüseyinaga“ und „Bülbül“.Karge Landschaften in Vorderasien,die Bechinger auf seinen Reisen ge-sehen hat. Diese Kargheit spiegeltsich in den reduzierten Komposi-tionen wieder. Einen ganz eigenenCharakter haben die Tuschearbei-ten Bechingers. Noch stärker alsdie farbigen Gemälde konzentrie-ren sie sich auf den Pinselstrich.

Der Begriff der Farbe, bemängelt derKunstwissenschaftler Thomas Bechin-ger, ist im Deutschen unscharf. Das Eng-lische ist präziser und unterscheidetzwischen der materiellen, tastbarenSubstanz („paint“) und der Erschei-

nung, bzw. dem Farbton („colour“).Durch das Anrühren der Farbe, das Zu-sammenmischen von Pigmenten sowieBinde- und Lösungsmitteln in unter-schiedlichen Verhältnissen, durch dieArt des Pinselauftrags, die Wahl des Un-tergrunds und dessen Sättigung, kurz,durch die Art und Weise der Verwen-dung von „paint“ verändert sich auch„colour“. Genau das ist in den Arbeitendes Künstlers Thomas Bechinger zu se-hen. Der Vorgang des Farbauftrags wirdoffengelegt und lässt den Betrachter dieHandhabung des Malwerkzeugs bei derEntstehung des Bildes nachvollziehen.Korrekturen werden nicht kaschiert, siehinterlassen vielmehr Spuren und ver-weisen auf das Prozesshafte der Malerei.Schnell wird deutlich: Farbe lebt.

Galerie Grashey, Schützenstr. 14, Konstanz.Bis 31. Juli. Mi und Do 15-18.30 Uhr sowienach Vereinbarung. Tel. 0172-6272-224.

Weitere Informationen:www.galeriebesuch.de

Lebendige Farbe

Der Malprozess bleibt in Thomas Bechingers Bildernimmer sichtbar. B I L D : F LO RI A N W E I L A N D

Neue Arbeiten von Thomas Bechinger in der KonstanzerGalerie Grashey

V O N F L O R I A N W E I L A N D................................................

KONSTANZ

Sommerakademie Jazzmit Bernd KonradSaxofonist Bernd Konrad bietetmit acht Jazz-Profis die 16.Konstanzer SommerakademieJazz an. Vom 29. Juli bis 1.August jazzen Lehrer undSchüler – Anfänger und Ama-teure jeglichen Alters – in derMusikschule Konstanz. Höhe-punkt ist das öffentliche Ab-schlusskonzert am 1. Augustum 20 Uhr im Wolkenstein-Saal des Kulturzentrums. An-meldung unter [email protected]. Kurs-gebühr 120 Euro, Schüler/Studenten 90 Euro. (reh)

ALLENSBACH

Deutsch-brasilianischeMusik von Sängerin BêSängerin Bê präsentiert einefeine Mischung aus Loungeund Pop mit Einflüssen vonSamba, Bossa Nova, Funk undJazz. Begleitet wird sie vonMusikerfreunden aus Brasilienund Deutschland. Sie spielenin Allensbach im Rahmen derReihe „umsonst & draußen“Eigenkompositionen undVersionen brasilianischer unddeutscher Klassiker. 21. Juli, 20Uhr, Seegarten, Bühne am See.Eintritt frei. (reh)

ÜBERLINGEN

Literarischer Vormittagfür Peter Hebel In Überlingen lesen drei Preis-träger des Hebelpreises Baden-Württemberg ihre Lieblings-geschichten von Johann PeterHebel, geboren vor 250 Jahren,sowie eigene Texte: ManfredBosch, Markus Werner (OswaldBurger leiht ihm die Stimme)und Michael Köhlmeier. Pia-nist Jakob Siecke begleitet dieliterarische Matinee mit Stü-cken von Beethoven und Schu-mann. Wann? Sonntag, 18. Juli,11 Uhr, Kursaal am See, Chris-topherstraße 2. Der Eintritt istfrei. (reh)

KONSTANZ

Tobias Bücklein lädt zurBückleinkunsttalkshow Der Entertainer Tobias Bück-lein präsentiert die 5. Ausgabeder Bückleinkunstalkshow am20. Juli um 20 Uhr im Quar-tierszentrum Konstanz (Lui-senstraße 9). Zu Gast sind dreietablierte lokale Musiker:Jazzmusiker Patrick Man-zecchi, Dirigent Peter Bauerund Rockmusiker Klaus Wils-recht-Zahn. Das Publikumerwartet Musik, Showbeiträgeund spannende Gesprächerund um die Konstanzer„Hoch- und Subkultur“. Karten(11 bis 17 Euro) an der Thea-terkasse, Tel. 07531/900150,Internet www.bkkts.de (reh)

GALERIE

Es gibt ein Foto von Ihnen, darauf sindSie mit Barack Obama zu sehen und essieht aus, als würden Sie alle zusammensingen.So war es auch. Das Bild entstand an TedKennedys Geburtstagsfeier und wirsangen alle zusammen „Happy Birth-day“.

Und wie singt Präsident Obama?(lacht) Ich glaube, er fühlte sich ein we-nig befangen in der Gegenwart einerOpernsängerin. Viele Leute werden jaein bisschen schüchtern, wenn ein Pro-fisänger dabei ist. Aber trotzdem, ersang mit großer Begeisterung. Und da-rauf kommt es ja an.

Es gibt noch zwei andere US-Präsiden-ten, die Sie schon ins Weiße Haus zuKonzerten eingeladen haben, Bill Clin-ton und George W. Bush.Es waren mehr als nur diese beiden.Schon als ich Studentin an der HighSchool war, hat mich Präsident JimmyCarter zusammen mit einigen Kommi-litoninnen eingeladen, im Weißen Hauszu singen. Das muss Ende der 70er Jahregewesen sein.

Dann sind Sie also so etwas wie dieAbgeordnete für Operngesang im Wei-ßen Haus?(lacht) Tatsächlich habe ich sehr vielwährend der Ära von George Bush imWeißen Haus gesungen, am meistenaber in der Zeit von Bill Clinton, da warich sicherlich acht Mal zu verschiede-nen Gelegenheiten. Und dann wiederwährend der Regierungszeit vonGeorge W. Bush.

Ich habe gehört, dass Bill Clinton eingroßer Opernfan ist. Stimmt das?Ja, er liebt Musik. Und er hat sogarschon das National Symphony Orches-tra dirigiert. Ich glaube, es war bei ei-nem Konzert im Weißen Haus. LeonardSlatkin, damals Chefdirigent des Or-chesters, gab den Dirigentenstab an BillClinton. Und so dirigierte Clinton. Aberer hat es genossen, er war sehr cool undhielt auch das Tempo.

Sie sind ein Mezzosopran, und die wohlberühmteste Rolle für einen Mezzo istGeorge Bizets Carmen. Es ist auch IhreParaderolle. Was fasziniert Sie andieser Figur besonders?Carmen ist ein wunderbarer Charakter,aber vom sängerischen Standpunkt ausgesehen ist sie für meine Stimme nichtunbedingt die befriedigendste Rolle.Aber ich genieße es, sie zu spielen undsie zu sein. In meinem Leben war sie mireine große Lehrerin.

Sind Sie also auch eine Carmen, einegroße Verführerin?Nein, überhaupt nicht. Aber im Hin-blick auf ihren Mut und darauf, dass sieihr Leben auf ihre Weise führt, war sie

für mich schon ein großes Vorbild. Ichbin zwar auch sehr temperamentvoll,aber dennoch weit entfernt von derFrau, die sie ist. Aber ich mag die Frau,die sie ist.

Und welches ist dann die musikalischbefriedigendste Rolle für Sie?Das ist die Charlotte in Jules Massenets„Werther“. Diese Partie singe ich gerne,sie ist eine Herausforderung und dieMusik ist wunderschön.

Sie mögen also besonders das französi-sche Repertoire?Ich glaube, das französische Repertoiremag mich. Die französischen Kompo-nisten haben einfach die Musik ge-schrieben, die am besten zu meinerStimme passt.

Sie sind eine schwarze Sängerin. HabenSie den Eindruck, dass es für eineschwarze Sängerin nach wie vor schwie-riger ist, in der Welt der Oper Fuß zufassen, als für eine weiße Sängerin?Auf jeden Fall. Ich für meinen Teil ver-wende meine ganze Energie auf meineArbeit und auf die Musik und hoffe da-rauf, dass das zählt. Natürlich wünscheich mir, dass wir eines Tages mal zu demPunkt kommen, wo die Hautfarbe keineRolle mehr spielt. Andererseits spielt al-les eine Rolle – ob man groß ist oderklein, ob man dick ist oder dünn undeben auch, ob man weiß ist oderschwarz. Für mich selbst spielt es keineRolle, ich fühle mich wohl in meiner

Haut, aber ich weiß mit ziemlicher Si-cherheit, dass es eine Rolle spielt fürmanche Manager oder Theaterinten-danten. Und natürlich ist der Wettbe-werb inzwischen so groß, dass sich dieTheater- und Opernhäuser herauspi-cken können, wen sie wollen. Zwar soll-te eigentlich das pure künstlerischeKönnen den Ausschlag geben, aber soläuft es eben nicht immer.

In dem Konzert nächste Woche singenSie auch einige typisch amerikanischeTitel wie „Summertime“ oder Stückeaus Bernsteins „Westside Story“. Wofühlen Sie sich musikalisch mehr zuHause – im französischen Repertoire,von dem Sie sagen, dass es Sie mag,oder im amerikanischen Repertoire,weil Sie Amerikanerin sind?Musik ist eine internationale Sprache,die Sprache der Seele. Ich wurde zwar inAmerika geboren, und natürlich ist mirdie amerikanische Musik sehr vertraut.Aber eine „Carmen“ ist mir eben auchsehr vertraut. Genauso Giuseppe Verdi– ich werde nächste Woche auf dem Ho-hentwiel ja auch Verdi-Arien singen. Alldiese Musik ist mir vertraut, ich lebe mitihr, sie ist mir in Fleisch und Blut über-gegangen. Daher sage ich: Ich bin zuerstSängerin, erst dann Amerikanerin. DieMusik kommt vor der Nationalität.

F R A G E N : E L I S A B E T H S C H W I N D

Onlinedossier zum Hohentwielfest:www.suedkurier.de/hohentwiel2010

„Musik ist die Sprache der Seele“

Denyce Graves (Mitte) gibt gemeinsam mit US-Präsident Barack Obama (links) und SängerJames Taylor (rechts) ein Geburtstagsständchen für Ted Kennedy. B I L D : A S S O C I AT E D P RE S S

Heute startet das Hohent-wielfestival. Wir sprachen mitder amerikanischen Sopra-nistin Denyce Graves, die amDienstag dort gastiert

➤ 15. Juli, 19 Uhr: Crosby, Stills &Nash.

➤ 16. Juli, 19 Uhr: Toto. Support: SiggiSchwarz feat. Pete Haycock

➤ 17. Juli, 19 Uhr: Culcha Candela.Support: Keule, Chefket

➤ 18. Juli, ab 9 Uhr: Burgfest

➤ 20. Juli, 20 Uhr: Klassik mit DenyceGraves und der SüdwestdeutschenPhilharmonie.

Außer für das Konzert mit CulchaCandela gibt es noch Restkarten für alleVeranstaltungen unter Tel. 07531/908844 bzw. unter www.koko.de. Dasim Vorverkauf erworbene Ticket berech-tigt – frühestens drei Stunden vorBeginn – zur freien Fahrt mit den an denVHB angeschlossenen Verkehrsunter-nehmen. Wer mit dem Zug kommt,steigt am Haltepunkt „Landesgarten-schau“ aus. Kostenlose Shuttle-Busseverkehren auf halbe Bergeshöhe. (sk)

Hohentwielfestival

Die Mezzosopranistin Denyce Graveswurde in Washington geboren. Ihr Debütan der Metropolitan Opera in New Yorkgab sie 1995/96 mit der Titelrolle der„Carmen“. Sie verkörperte Bizets Zigeu-nerin auch in mehreren Inszenierungenan der Seite von Placido Domingo. Eineandere ihrer Paraderollen ist die Dalilain Camille Saint-Saens „Samson undDalila“. In Deutschland gastierte siehäufig an der Münchner Staatsoper.Denyce Graves ist aber auch einegefragte Kultubotschafterin: MehrereUS-Präsidenten, darunter Bill Clintonund George W. Bush, luden sie zuAuftritten ins Weiße Haus ein. Auf demHohentwiel singt sie Arien und Stückevon Bizet und Verdi, George Gershwin,Leonard Bernstein und anderen. (sk)

Denyce Graves

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