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BfR | Jahresbericht 2013 38 BfR-Konferenz zu Risiken und Problemen von Tätowiermitteln Um den gegenwärtigen Stand von Wissenschaft und Regulation für den Bereich der Tätowiermittel zu erfassen, veranstaltete das BfR gemein- sam mit der Freien Universität Berlin im Juni 2013 die „First International Conference on Tattoo Safety“. Während der Tagung präsentierten inter- national renommierte Experten in Berlin aktuelle Erkenntnisse zu den Themen Analytik und Exposition, Toxikologie, Hygiene und Mikrobiolo- gie, Technologie sowie Regulation von Tätowiermitteln. An der Tagung nahmen auch Verbände der Tattoobranche, Hersteller von Tattoofarben und Pigmenten und fachärztliche Vertreter teil. Im Ergebnis der Tagung wurde festgestellt, dass derzeit eine vollständige und verlässliche Risi- kobewertung von Tätowiermitteln aufgrund fehlender Daten nicht mög- lich ist. Es besteht erheblicher Forschungsbedarf, insbesondere bezüg- lich des möglichen Abtransports von Inhaltsstoffen der Tattoofarben aus der menschlichen Haut und einer anschließenden Anreicherung in lymphatischen Organen wie zum Beispiel den Lymphknoten. Erst wenn hierfür Daten vorliegen sowie zu den möglichen Auswirkungen der einzelnen Inhaltsstoffe auf den menschlichen Organismus, können sogenannte Positivlisten erstellt werden. Darin wären die Substanzen gelistet, für die bis zu einer bestimmten Dosis keine negativen Effekte auf die Gesundheit zu erwarten sind. Die Erarbeitung der fehlenden Daten wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen; es handelt sich bei der Erstellung der Positivlisten daher eher um eine Langzeitperspektive. Während der Konferenz wurde ebenfalls deutlich, dass die Vorgaben der Tätowiermittelverordnung oftmals nicht eingehalten werden, speziell im Bereich der chemischen Qualität von Tattoofarben. Eine verstärkte Kontrolle der gesetzlichen Vorschriften sieht das BfR daher als unbe- dingt erforderlich an. Besichtigung eines Tattoostudios: Auf der „First International Conference on Tattoo Safety“ ging es auch um den Austausch von Praktikern und Wissenschaftlern. Grundlage eines jeden Tattoos: eine Blau- pause des gewünschten Motivs. >> Eine vollständige Risikobewertung von Tattoofarben ist nach dem aktuellen Stand der Wissen- schaft noch nicht möglich.

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BfR | Jahresbericht 201338

BfR-Konferenz zu Risiken und Problemen von Tätowiermitteln

Um den gegenwärtigen Stand von Wissenschaft und Regulation für den Bereich der Tätowiermittel zu erfassen, veranstaltete das BfR gemein-sam mit der Freien Universität Berlin im Juni 2013 die „First International Conference on Tattoo Safety“. Während der Tagung präsentierten inter-national renommierte Experten in Berlin aktuelle Erkenntnisse zu den Themen Analytik und Exposition, Toxikologie, Hygiene und Mikrobiolo-gie, Technologie sowie Regulation von Tätowiermitteln. An der Tagung nahmen auch Verbände der Tattoobranche, Hersteller von Tattoofarben und Pigmenten und fachärztliche Vertreter teil. Im Ergebnis der Tagung wurde festgestellt, dass derzeit eine vollständige und verlässliche Risi-kobewertung von Tätowiermitteln aufgrund fehlender Daten nicht mög-lich ist. Es besteht erheblicher Forschungsbedarf, insbesondere bezüg-lich des möglichen Abtransports von Inhaltsstoffen der Tattoofarben aus der menschlichen Haut und einer anschließenden Anreicherung in lymphatischen Organen wie zum Beispiel den Lymphknoten. Erst wenn hierfür Daten vorliegen sowie zu den möglichen Auswirkungen der einzelnen Inhaltsstoffe auf den menschlichen Organismus, können sogenannte Positivlisten erstellt werden. Darin wären die Substanzen gelistet, für die bis zu einer bestimmten Dosis keine negativen Effekte auf die Gesundheit zu erwarten sind. Die Erarbeitung der fehlenden Daten wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen; es handelt sich bei der Erstellung der Positivlisten daher eher um eine Langzeitperspektive. Während der Konferenz wurde ebenfalls deutlich, dass die Vorgaben der Tätowiermittelverordnung oftmals nicht eingehalten werden, speziell im Bereich der chemischen Qualität von Tattoofarben. Eine verstärkte Kontrolle der gesetzlichen Vorschriften sieht das BfR daher als unbe-dingt erforderlich an.

Besichtigung eines Tattoostudios: Auf der „First International Conference on Tattoo Safety“ ging es auch um den Austausch von Praktikern und Wissenschaftlern.

Grundlage eines jeden Tattoos: eine Blau-pause des gewünschten Motivs.

>>Eine vollständige Risikobewertung von Tattoofarben ist nach dem aktuellen Stand der Wissen-schaft noch nicht möglich.