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FEB/MÄR/APR 2017 | 32 kostenlos www.senio-magazin.info senio magazin 50 FÜR DIE GENERATION 50 PLUS IN OSTBELGIEN DIE EUROPäISCHE IDEE

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FEB/mär/apr 2017 | 32

kostenloswww.senio-magazin.infoseniomagazin50 Für diE generation 50 plus in ostbelgien

Die europäische

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Impressum

Herausgeber: Günal Günal

Goerdelerstr. 9 D-52066 Aachen

Tel.: 0049 241 990 78 70Fax: 0049 241 990 787 44

Senio Magazin Ostbelgien e-Mail: [email protected]

Redaktion: G. Günal, r. steinborn, M. holtorff, F. Gass, h. Koch, i. Gerdom, J. römer, N. Krüsmann.

Anzeigen: GrenzechoEupen - U. Fick: Tel.: 087 - 59 13 42, Fax: 087 - 74 38 20 e-Mail: [email protected]

St. Vith - E. Solheid: Tel.: 0479 - 98 08 32, Fax: 080 - 22 65 91 e-Mail: [email protected]

Druck: Grenz-echo

Auflage: 15.000 Exemplare

An dieser Ausgabe haben mitgewirkt:

K. Andres, e. hungs, h. Kleis, V. von Asten, M. Köttgen, J. stiel, G. Brossel, s. heat,h. Licher, A. priem, h. Bachmaier, K. peters, h. Willems, e. Bausdorf, K. rieger, B. heß, W. emonts, D. h. K. starke (†), Leo Kever (†), Joseph Michels, heinz hungs (†).

Liebe Leserinnen und Leser!Warum machen wir das senio Magazin für die Generation 50plus und nicht z.B. für die Generation 60plus? Die „Generati-on 50plus“ ist ebenso wie die verwandten Bezeichnungen „silver Ager“ oder „Best Ager“ nicht unsere erfindung, sondern entstammt der Zielgruppenforschung des Marketings bzw. den sozialwissenschaften. ich selbst bin 56 Jahre alt und möchte noch nicht als „senior“ bezeichnet werden. Die aktuelle „Miss 50plus Germany 2017“, die ich für diese Ausgabe interviewt habe, ist 64 Jahre alt und fühlt sich aktiv, lebensfroh und attraktiv. sie möchte in ihrer Amtszeit die Vorzüge des Alters hervorheben - eben-so wie wir für sie mit unserem senio Ma-gazin! Wir hoffen, es gelingt uns Ausgabe für Ausgabe und mit ihrer unterstützung. Wie immer wünsche ich viel spaß beim Lesen und rätseln.

Ihr G. Günal

Bürozeiten:mo., mi. und Fr. von 10 bis 14 uhr

inHalt

TiTElTHEMA 16 Die europäische idee

Glanz und Elend einer kulturellen und politischen Utopie helmut Bachmaier

AkTiV & MObil 4 Caravaning weckt Entdeckerlust

(Folge 9): Bella Sirmione! edgar hungs

AnSiCHTEn 6 Dorf Rocherath

Kurt Andres

liEbE HälT jUnG 8 kinderwunsch mit 60plus –

das Für und Wider! susan heat

kUnST & kUlTUR 9 Terrakotta-Armee

FÜnFTE jAHRESzEiT 10 zum karneval in den Sack

edgar hungs

AkTiV 50plUS 12 Miss 50plus Germany 2017

Günal Günal

SEniOREn SCHREibEn 14 lebensfreude empfinden

Maria Köttgen Der Ort meiner kindheit ... Anne priem

15 Frühlingsimpressionen Karin peters

24 Ein Spaziergang durch berlin erwin Bausdorf

FRÜHER ... 18 ... war vieles doch sehr viel

anders - Folge 13 Schule (Teil 6) Josef stiel

EHREnAMTliCHE ARbEiT 19 Aachener Sütterlingruppe

herman Willems

zEiTGESCHiCHTE 20 Der schöne Raerener bahnhof

Vom Anfang bis zum Untergang Werner emonts

lESEzEiCHEn 23 Die alte Spieluhr helga Licher

kÜCHEnGESCHiCHTEn 25 Rezepte weitergeben macht

Freude Verena von Asten

VORbEUGUnG & GESUnDHEiT 27 Alt werden, gesund bleiben -

Die richtige lebenseinstellung (Folge 4) hartmut Kleis

Überforderte Augen

biTTE läCHEln 29 Mit dir geh‘ ich durch

dick und dünn!

GESEllSCHAFTSSpiElE 30 landnahme Berthold heß

UnTERHAlTUnG 22 kopf & zahl

Marion holtorff & Dieter h. K. starke 26 Schwedenrätsel 28 Sudoku31 Auflösungen

Die nächste Ausgabe erscheint am 25.04.2017

www. senio-magazin.info www.senio-magazin.de

wünscht allen Leserinnen und Lesern

frohe Ostertage!

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aktiv & mOBiLaktiv & mOBiL4

Wir verlassen die „Via colombare“, die hauptstraße des ortes. es wird ruhiger. hier liegen die schätze italienischer Bau-kunst. häuser mit farbenfrohen Fassaden, kleine plätze, kaum Touristen. Die neueren stadtteile und Wohnviertel haben sich im hinterland ausgebreitet.

Nördlich des stadtkerns erreichen wir die parkartige inselspitze. Das ufer ist von ei-nem ausgeprägten ring aus Kalksteinplat-ten umgeben. Das passt in das Gesamtbild der „Grotten des catull“, einem großen rö-mischen Landhaus. hier ist die Geschichte der römer gegenwärtig, in ihrer gesamten Kunst und Architektur. unscheinbar, ver-steckt und kaum wahrgenommen liegt die kleine Kirche „san pietro“ in Mavino. Wir entdeckten sie auf unserem rückweg. stuhlreihen, Bänke, holzdachstuhl und Fresken erfüllen den innenraum. unser Blick fällt auf den schlichten Altarraum, auf die Apsiden mit den farbenreichen Fresken des späten 13. Jahrhunderts.

es ist warm und heiß geworden. Türkis-blau schimmert der Gardasee. Die Wellen plätschern gegen das befestigte ufer. ei-nige Boote liegen auf dem Wasser gleich wie papierschiffe. Wir erreichen die Kirche santa Maria Maggiore aus dem 15. Jahr-hundert. Der Kirchturm wurde aus einem Turm der Wasserburg gewonnen. Das son-nenlicht durchströmt das innere der Kirche. Wir sind alleine, mit unseren Gedanken, mit der Geschichte.

Langsam nähern wir uns wieder dem stadt-kern. Nun sind alle Geschäfte geöffnet. es wird lauter. Die einwohner gehen in der ih-rem heimatland angepassten sprache den täglichen Geschäften nach, unverkennbar, melodisch, gestenreich. Mam-ma Mia! endlich schatten.

schon zur römerzeit kamen viele Menschen und persönlichkeiten an den südlichen Zip-fel des Gardasees. sie erkannten nicht nur die Ferienqualitäten des kleinen Badeortes sirmione, sondern nutzen die schwefelhal-tige „Boiola“-heilquelle für Thermalkuren und für das gesundheitliche Wohlbefin-den. Die heutige historische Altstadt ent-hält noch Überreste aus jener epoche sa-genumworbener Architektur. heute ist das ehemalige Fischerdörfchen ein moderner Touristenort, der eine symbiose von Vergan-genem und Moderne bildet.

Wir halten auf dem campingplatz „san Francesco“ in Desenzano del Garda. Mit-ten auf dem platz steht eine 21 Meter hohe esche aus dem Jahre 1861, die dem hl. Fran-ziskus geweiht ist. Von unserem ufer des Gardasees aus erblicken wir die ca. 4 km lange halbinsel, die in den größten Binnen-see italiens hineinragt. Dort liegt das ro-mantische städtchen sirmione. Abends ist die Landzunge in ein warmes Licht einge-taucht. Die Lichtstrahlen spielen auf dem Wasser, leicht, federleicht wirkt das Gan-ze. Der sonnenuntergang auf dem see hat seine letzten spuren in der Tiefe der Nacht verloren.

Wir gehen durch den Torbogen der „rocca scaligera“, einer Wasserburg und gleichzei-tig Wahrzeichen von sirmione. ein Wasser-graben trennt das stadtinnere vom Festland. Die kleine Altstadt mit ihren historischen Bauten und verwinkelten Gassen zieht uns in ihren Bann. sie hat ihren eigenen charme im Laufe der Zeit beibehalten. Bereits am frühen Morgen tummeln sich im romani-schen Zentrum die ersten Touristen. Auf der „piazza carducci“, eingerahmt von ma-lerischen häusern, sitzen einheimische und genießen ihren espresso, ein täglich wieder-kehrendes ritual wie der plausch mit dem Kellner. Die verkehrsfreien Gassen liegen noch in der Kühle des beginnenden Tages. Alles wirkt, als ob man einen Gang zurück-geschaltet hat, ruhig, gelassen, unauffällig. Bunte Topfpflanzen auf den Fensterbänken erwarten die wärmenden sonnenstrahlen. idyllische oliven- und Zypressenhaine säu-men den Weg hin zur spitze der Landzunge. sie spenden schatten. Voller erwartungen entdecken wir die schönheit des ortes. Die kleinen Gässchen sind gepflastert, die häu-serfassaden verleihen ein abendländisches Ambiente zwischen Tradition und Wirklich-keit. hier werden italienträume wahr. Zu-gleich lauern überall die verlockenden An-gebote der Tourismusbranche. Touristen bahnen sich allmählich den Weg inmitten der souvernirartikel, stetig, unaufhaltsam, fortschreitend.

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Edgar HungsText und Fotos:

Caravaning weckt Entdeckerlust (Folge 9)

Bella Sirmione!

Die Halbinsel ragt in den Gardasee, den größten Binnensee Italiens.

Die Scaligerburg – Rocca Scaligera

Das Innere der Kirche Santa Maria Maggiore aus dem 15. Jahrhundert

Kleine Gassen durchqueren die Altstadt.Souvenirartikel säumen die engen Gassen der Altstadt.

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ansichtEn6

von Krinkelt aus der gleichen Zeit wie die des Dorfes rocherath.in den beiden präfixen rocher- und Krink- kann man jetzt vieles

hineininterpretieren, ihren ursprung könnten sie in personen- bzw.

AnSiCHTEn

Dorf Rocherath

6 Dorf rocherath

ortschaften, deren Name auf -rath, rodt, -rode oder ähnlich endet, haben fast alle ihren ursprung durch eine rodung von heide, Wald oder nicht urbarem Land. Archäologische untersuchungen und Ausgrabungen in orten mit dieser Namensendung erbrachten Fun-de, die man in das 8. bis 9. Jahrhundert zurück datieren konnte. Auch das Dorf rocherath wird somit um diese epoche entstanden sein.

Wenn man heute von rocherath spricht, so handelt es sich hier in Wirklichkeit um eine Doppelortschaft zwischen den Dörfern ro-cherath und Krinkelt, die seit dem 18. Jahrhundert immer mehr zu-sammengewachsen sind. heutzutage sind die Grenzen zwischen diesen beiden Dörfern für Außenstehende nicht mehr erkennbar. in den ersten Feuerstättenverzeichnissen aus dem 16. Jahrhundert war die ortschaft Krinkelt sogar bedeutender als die ortschaft ro-cherath. in diesen Feuerstättenverzeichnissen finden wir übrigens die erste schriftliche erwähnung der beiden ortschaften rocher-ath und Krinkelt.

Auch die endung des ortsnamen Krinkelt stammt vom Wort Feld (Krink-feld) und war wohl ursprünglich eine ortsbezeich-nung für ein gerodetes stück Land. Daher datiert die Gründung

Eine Fotoansichtskarte des Fotografen Alexander Herld vom Truppenübungsplatz Elsenborn mit handvermerktem

Datum 1939-1940. Das Schild Douane Belge zeigt wohl demonstrativ die Grenzlage des Dorfes und die Zugehörigkeit

zu Belgien kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.

Eine Ansichtskarte mit Poststempel aus dem Jahre 1898, leider ohne Angabe des Herausgebers. Die Doppelortschaft wird hier noch mit

Krinkelt-Rocherath bezeichnet.

Auf dieser Aufnahme gibt es keine Angabe zum Herausgeber. Der Poststempel ist zwar unleserlich, dürfte aber aus den

1930er Jahren stammen. Die Pfarrkirche aus dem Jahre 1907 wurde im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört.

Diese Aufnahme mit Poststempel vom 29.8.1943 stammt vom Fotografen Alexander Herld vom Truppenübungsplatz Elsenborn.

Auch wenn das Transportmittel hier nur ein Ochsenwagen war, so sollen im Hintergrund Strom- und Telegraphenmast wohl den

technologischen Fortschritt im Dorf zeigen.

Auch auf dieser Karte des Verlegers Heinrichs aus Rocherath mit Stempel aus dem Jahre 1951 zeigen die Bäume und Häuser

noch deutliche Spuren der schweren Kämpfe vom Dezember 1944.

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ansichtEn 7

Kurt Andres

ser Gegenoffensive fand erst rund 2 Monate nach dem Termin der evakuierung der Bevölkerung, am 16. Dezember, statt. und selbst dieser Zeitpunkt war für die Amerikaner eine Überraschung, wenn man den Geschichtsbüchern glaubt. Während mehrerer Tage tobten heftige Kämpfe in der Doppelortschaft, bei denen rund 90 prozent der häuser zerstört wurden. Das Dorf musste von den Amerikanern aufgegeben werden, und blieb bis ende des Monats Januar 1945 in deutscher hand.

Nach dem Kriege hat die Bevölkerung einige Jahre in provi-sorischen Baracken wohnen müssen, bis der Aufbau des Dorfes wieder begann. selbst die Gottesdienste fanden zuerst nur in ei-nem Zelt und später in einer Notbaracke statt. Ab 1947 begann der belgische staat, die ersten Kriegsschäden auszuzahlen, und so entstand ein fast ganz neues Dorf.

eine Kriegerkapelle auf dem Friedhof als Andenken an die opfer der Weltkriege und zwei Gedenksteine an der Kirche zu ehren der amerikanischen einheiten, die das Dorf befreiten, ehren die Toten und mahnen die Leben-den zu einem friedvollen Miteinander.

Familiennamen der ersten siedler oder in heute vergessenen Flur-bezeichnungen haben.

Die Doppelortschaft rocherath-Krinkelt lag immer im schatten des fränkischen Königshofes Büllingen, welcher schon sehr früh ein bedeutenderer und größerer ort war. Das Dorf rocherath-Krinkelt bildete wohl eher eine Art Grenzstation oder Grenzposten und stand zwischen den einflüssen der Jülichschen, Luxemburgischen und Limburgischen herrschaften. einer der Gründe für diese wech-selnde Grenzregion war die höhenlage des Dorfes, und noch im-mer wird diskutiert, ob jetzt rocherath oder aber das Nachbardorf Mürringen als höchstgelegenes Dorf in ostbelgien anzusehen ist.

Während der Ardennenoffensive im Zweiten Weltkrieg wur-de das Dorf fast vollkommen zerstört. Alles begann mit dem ein-marsch der Amerikaner im september 1944. einen Monat später, im oktober, wurden die einwohner von rocherath und umgebung nach Malmedy und weiter ins belgische inland evakuiert. Nur ei-nige wenige personen durften im Dorf verbleiben, um das Vieh zu versorgen. ein rätsel bleibt die Frage, woher und zu welchem Zeitpunkt die Amerikaner eine Ahnung von der Gegenoffensive der Deutschen Armee bekommen hatten, denn der Beginn die-

Diese Ansichtskarte mit Poststempel aus dem Jahre 1910 zeigt im Hin-tergrund noch eine Zeichnung der ersten Kapelle in Rocherath, die im Jahre 1704 erbaut und 1803 renoviert wurde. Im Vordergrund finden wir einen Entwurf der Pfarrkirche, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Diese Aufnahme mit Poststempel vom 14.8.1943 stammt vom Fotografen des Truppenübungsplatzes

Elsenborn, Alexander Herld, und wurde wohl noch vor dem Krieg aufgenommen.

Diese Fotokarte mit Poststempel vom 9.7.1948 zeigt den zerstörten Wasserturm. Es gab wohl kein

besseres Motiv mehr, das man zu diesem Zeitpunkt als Ansicht von Rocherath hätte

versenden können.

Auf dieser Ansicht des Herausgebers L. Franssen aus Welkenraedt mit Poststempel aus dem Jahre 1955 kann man

auf der rechten Straßenseite noch die Notunterkünfte aus den ersten Jahren nach dem Krieg erkennen.

Im Hintergrund werden immer noch neue Häuser errichtet.

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LiEBE häLt jung8Buchautor uly Foerster wurde mit 60 Vater und hat zum Thema ein Buch geschrieben „Alte Väter: Vom Glück der späten Vaterschaft“.

Geronto-Väter gibt es vieleimmerhin ist jeder zwanzigste Vater eines Neugeborenen in Deutschland im Alter 50plus. Die reifen Väter sind also im Trend. Gesellschaftlich anerkannt sind sie allerdings noch längst nicht. Nur zehn prozent der Bevölkerung akzeptiert die späte Vaterschaft. Das ist den reifen Vätern allerdings egal. sie genießen die spröß-linge und freuen sich, die entwicklung ihres Kindes bewusster zu erleben als in jungen Jahren. Das trifft übrigens oft auch auf die späten Väter zu, die unfreiwillig Vater geworden sind. ist das Baby auf der Welt, entdecken auch sie nicht selten ihre Liebe zu diesem Wesen und freuen sich über ihre späte Vaterschaft.

Die biologische Uhr der Frau anhaltenFür Frauen ist eine Mutterschaft ab 40 Jahren bereits nicht einfach. Jedenfalls nicht, wenn es das erstgeborene ist. Werdende Mütter ab 40 Jahren zählen zur risikoschwangerschaft. Trotzdem steigt die Zahl der Mütter 40plus. und gegen die biologische uhr gibt die Medizin auch schon ein Versprechen. „Frauen wie sie können ihre biologische uhr ab jetzt anhalten.“ so wirbt „Fertiprotekt an der oper“ in München. reproduktionsmediziner Jörg puchta bie-tet Frauen eine Lösung mit der „Anti-Aging-Methode der repro-duktionsmedizin“: Frauen, die eigene eizellen einfrieren lassen wollen, um ihre Fruchtbarkeit für spätere Zeiten zu konservieren. Der erhalt der weiblichen Fruchtbarkeit bis ins Alter ist auch für den Gynäkologen Michael von Wolff, „das zurzeit spannendste Thema der Fertilitätsmedizin“.

Mit 60plus noch Mutter werdenFür Frauen ist eine Mutterschaft mit 60plus nur mit medizinischer hilfe möglich. es gibt Frauen, die in diesem Alter unbedingt noch ein Baby möchten. Großes Aufsehen erregte dabei eine Berliner Lehrerin, die mit 65 Jahren Vierlinge auf die Welt brachte. Da hat-te sie bereits dreizehn Kinder und sieben enkelkinder und wollte dennoch nochmals Mutter werden. Dazu verhalf ihr eine mehrfa-che künstliche Befruchtung in der ukraine. „Da es diese Möglich-keit gibt und sie auch von Tausenden Menschen genutzt wird, darf man die auch nutzen“, verteidigte sie öffentlich ihre entscheidung.

Der späte kinderwunschDie Gesellschaft akzeptiert derzeit die Mütter und Väter 60plus nicht. Aber sie werden immer mehr. Für die reifen Mütter und Väter spricht, dass sie oft gelassener sind. Nicht alle sind super vermö-gend, aber meist in finanziellen sicheren Verhältnissen. sie genie-ßen ihr spätes Kinderglück. Dagegen ist sicher, dass die meisten Kinder früh den Tod des elternteils hinnehmen müssen. Für Frau-en ist eine späte schwangerschaft mit hohen risiken verbunden. Wenngleich sich die Medizin immer mehr auf diese Klientel ein-stellt. ob reifes Mutter- oder Vaterglück zu befürworten ist oder nicht, darüber liegt die entscheidung immer noch bei jedem einzelnen selbst. sicher ist: 60plus-Mütter und Väter werden mehr.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Kind? in jungen Jahren? Da ist für viele das Geld knapp. oder die Zeit. Denn diese investieren Frauen wie Männer dann in die Karriere. ist Anfang bis Mitte drei-ßig ein idealer Zeitpunkt? Viele stecken da mitten im Beruf oder limitierte Arbeitsverträge blockieren die Kinderwunschplanung. oder der richtige partner ist nicht zur stelle! oder andere Gründe verhindern den Nachwuchs. Den richtigen Zeitpunkt für ein Kind gibt es somit wohl nicht!

im reifen Alter noch ein kind?Die Zeiten haben sich geändert. Das betrifft auch das Kinderkrie-gen. Wir werden älter und sind gleichzeitig fitter. paare trennen sich häufiger. patchworkfamilien sind keine Ausnahme mehr, son-dern selbstverständlich. und viele wünschen sich in einer neuen Beziehung noch ein Baby. ist die partnerin jünger, hilft die biolo-gische uhr. Männer sind bis ins hohe Alter zeugungsfähig. ulrich Wickert wurde mit 69 Jahren nochmals Vater, Franz Beckenbau-er mit 58, pablo picasso mit 68 und Anthony Quinn sogar mit 81.

Kinderwunsch mit 60plus – das Für und Wider!Sie wollten nie Vater oder Mutter werden. Dann passiert es doch mit 60plus. Was tun? Wo sind die Risiken? Wo sind die Vorteile? Oder ist ein Elternwunsch mit 60plus nur ein Egotrip?

Susan HeatLove- & Life-Beraterin

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kunst & kuLtur 9

Die Ausstellung „Die Terrakotta-Armee - Das Vermächtnis des ewigen Kaisers“ er-zählt von der entdeckung der Grabanlage und der Terrakotta-Armee des 1. Kaisers von china, Qin shi huang Di (259 - 201 v. chr.), die der ehemalige französische präsident Jacques chirac als „Achtes Weltwunder“ bezeichnet hat. Mit dem deutschen part-ner „All in one“ stellt „europa 50“ eine gro-ße sammlung von authentischen repliken aus, die von der chinesischen regierung lizenziert sind. Die Ausstellung bietet den

Besuchern auf einer Fläche von 1.200 qm 250 exponate, davon etwa 120 soldaten der chinesischen Armee, ähnlich und den-noch jede anders, in beeindruckender Ar-meeformation: infanteristen, Kavalleristen, Bogenschützen, offiziere, Generäle, sowie pferde und Wagen in Lebensgröße. Krie-ger in ursprünglicher Bemalung, ein alter Brennofen und neueste Forschungsergeb-

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FünFtE jahrEszEit10

Dekorationsstoff durch die Wagenerbauer genutzt wurde. es ließ sich einfach verar-beiten und war deshalb sehr begehrt. Zum anderen konnte man es in den darauffol-genden Jahren wieder benutzen. somit war sackleinen ein vielverwendbarer stoff.

Gebrauchtes sackleinen konnte über die hiesige Geschäftswelt bezogen werden. Zwar gab es keinen direkten händler vor ort, aber die nun zahlreich in eupen ver-tretenen Geschäftsleute waren zwischen 1908 bis 1950 eine bevorzugte Quelle. in den registerakten des Amtsgerichts eu-pen weist das handelsregister A in dieser periode zahlreiche Bezugsmöglichkeiten innerhalb des stadtgebietes auf:

Nr. 1866: ERNST Ferdinand, Tuch-und Futter-stoffgroßhandel, Bd.1, Bl.1Nr. 1877: MAYER F.J., Tuchfabrik, Bd.1, Bl.12Nr. 1878: RINCK Florenz, Mehlgroßhandel, Bd.1, Bl.13Nr. 1885: MÜLLENDER Leo, Großhandel mit Lebens- und Futtermitteln, Bd.1, Bl.20Nr. 1891: WIRTZ-MENGELBIER, Getreidemühle, Getreide- und Futtermittelhändler, Bd.1, Bl.26Nr. 1892: GOUDER Ludwig, Futtermittel- u. Dün-gemittel, Kohlenhandlung Kettenis, Bd.1, Bl.27Nr. 1893: KRÜTZEN Hans, Kohlen-Großhan-del, Bd.1, Bl.28Nr. 1899: ERNST Mathias, Kohlen-Großhan-del, Bd.1, Bl.34Nr. 1906: LUDWIGS Wilhelm, Kohlen-Groß-handel, Bd.1, Nr.41Nr. 1913: SCHOLTEN Johann, Industriebedarf und Kohlengroßhandlung, Bd.1, Nr.48Nr. 1918: NÜTTEN & CO Tuchgroßhandel, Bd.1, Nr.53Nr. 1927: THISSEN Cornel, Getreidemühlen-handel mit Futtermittel, Bd.1, Nr.62

FÜnFTE jAHRESzEiT

Weniger modisch als die heutigen Kostü-me, dafür aber stabiler, findet man bereits um 1801/1802 die ersten Verkleidungen im Kölner Karneval. oft benutzen die Men-schen die für die industrie hergestellten Futter-, Kaffee-, Kohle- oder Kartoffelsäcke. Auch als Meterware konnte man sacklei-nen erwerben. Doch waren anfänglich die händler noch sehr rar. Da der stoff im ein-kauf teuer war, verwendeten die Menschen die benutzten sackleinensäcke, um ihre Kostüme herzustellen. in langer Vorarbeit vor den närrischen Tagen wurde der stoff bearbeitet, geschnitten, genäht, bemalt oder mit anderen bunten stoffresten ver-sehen. heute stellt der Kauf des stoffes kei-ne probleme mehr dar.

sackleinen hat einen eigenwilligen und strengen Geruch. es wird aus den Fasern der Jutepflanze, hanf oder Baumwolle her-gestellt. in der Malerei nennt man es auch

„rupfen“. in der Textilindustrie wird es mit dem Begriff „hessian“ bezeichnet. es ist na-turfarben, grob und preisgünstig. Kühl und frisch, extrem unelastisch und reißfest sind weitere eigenschaften dieses stoffes.

Wann nun die ersten Kostüme aus sacklei-nen im eupener Karneval zu sehen waren, lässt sich zeitlich nicht genau festlegen. hin-weise auf den Karneval in eupen finden wir

Zum Karneval in den SackSackleinen ist einer jener Stoffe, aus dem in der Vergangenheit sehr oft bunte oder einfache Karnevalskostüme hergestellt wurden. Ob Narr, Clown, Vogelscheu-che oder Indianer – Sackleinen diente als Grundstoff für farbige Kostüme.

erstmals im 17. Jahrhundert (1696). Dabei fällt dem Brauchtumsforscher auf, dass die ältesten dokumentierten Kostüme und Kar-nevalsbräuche eupens auch im mittelalterli-chen Flandern auftauchen. 1796 finden wir erste Zeitangaben auf die Verwendung von sackleinen in der eupener Tuchindustrie. Bei der Beschreibung „Vom Waschen und reini-gen der Wolle von Fett und unreinigkeiten“ lesen wir, dass beim Öffnen des Wollballens zuerst der sack abgenommen wurde. Wir können daraus schließen, dass sackleinen in gebrauchter Form bereits zu ende des 18. Jh. in eupen erhältlich war und somit mögli-cherweise auch als Kostümgrundstoff ge-nutzt wurde. Kittel von grobem sackleinen wurden in der industrie als Arbeitskleidung benutzt. ob man aber konkret schon Ver-kleidungen gesehen hat, lässt sich nicht ein-deutig nachweisen. so wies der eupener Kar-neval einige eigenarten auf. sicher ist, dass das älteste uns bekannte und nachweisba-re Fastnachtskostüm der „Läppchenmann“ („d’r Läppkes“) war. Aber auch andere Kos-tüme waren dem eupener eigen. Den ty-pischen „eupener“ kennzeichneten seine angeborene sangeslust und seine Freude am Maskieren. es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass das sackleinen schon früh seinen fastnächtlichen Zweck erfüllte.

ende des 19. Jahrhunderts wurden Futter-mittel durch den händler „Gekroond Kalf“ aus Brüssel in säcken geliefert. Zu Beginn des darauffolgenden Jahrhunderts konnte man auch im eupener Karneval Gruppen mit entsprechender Kostümierung antreffen. im Karnevalsumzug 1903 stellte der „MGV con-cordia“ von 1812 die moderne heuernte dar. Markant war zu sehen, dass sackleinen als

10 Zum Karneval in den sack

1903 - Heuernte MGV Concordia Eupen, 1953 - Gruppe Baumgarten

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FünFtE jahrEszEit 11

Nr. 1935: MÜLLENDER & BLAESGEN, Tuchgroß- und einzelhandel, Bd.1, Bl.62Nr. 1958: RAAFF Alfons, Großhandel in Kar-toffeln Bd.2, Bl.93Nr. 1968: KOEP Jos. und B., Nährmittelwerk, Bd.2, Nr.103

1946 konnte der sackleinenstoff auch über den Tuchgroßhändler Louis Defrance aus Brain l’Alleud bezogen werden. Auf dem eupener Marktplatz hausnummer 14 gab es bei Joseph Michels sackstopfmaschinen zu erwerben oder man konnte vor ort die sackleinensäcke anfertigen lassen. Dies setzt natürlich voraus, dass der stoff nun auch als Meterware zur Verfügung stand.

Auch bei den hiesigen Kohlenhändlern be-stand durchaus die Gelegenheit, gebrauch-te Kohlensäcke zu erhalten. es waren Jute-säcke, die einen Zentner festen Brennstoff aufnehmen konnten. im Jahre 1882 gab es

in eupen 15 Kohlenhandlungen, 1902 wa-ren es bereits 18. 1907 gab es die stattliche Zahl von 32 Kohlenhändlern.

Die erworbenen Kohlesäcke wurden in eifri-ger handarbeit an den eupener Flussläufen gewaschen und gereinigt. Vorher wurden noch sehr säuberlich die Nähte geöffnet. Da aber das Wasser in dieser „fünften“ Jah-reszeit sehr kalt war, begann man mit der reinigung bereits im Frühherbst, der Zeit, wo viele haushalte mit der einkellerung der Kohle oder Briketts begannen. Dann konnte man den einen oder anderen gebrauchten sack erwischen. Nach dem Trocknen wurde das sackleinen bearbeitet und zugeschnit-ten. Die Nadeln der Nähmaschinen muss-ten sehr stabil sein, um sich durch den stoff durchzuarbeiten. Dank der Tuchindustrie in der eupener unterstadt waren dortselbst auch Farbe und vor allem Tuch- oder Filzres-te zu erhalten, die auf den Kostümen ange-bracht oder verarbeitet wurden. Das Anferti-gen der Kostüme war eine zumeist gesellige Tätigkeit, die die eupener zusammenführte. Dabei gab es viel spaß und das eine oder andere Bier wurde getrunken. und die eu-pener Mundart und die sangeslust kamen auch nicht zu kurz.

im rosenmontagszug 1953 zeigte die Grup-pe „Baumgarten“ sich als clowns in selbst-genähten sackleinenkostümen. Man er-kennt, dass das sackleinen mit stoffresten verziert wurde. Nicht nur Gruppen, auch einzelne Karnevalisten nutzten die Gelegen-heit, individuelle Kostüme zu entwerfen. im

„surfaces décorées“ gab es die stoffware für 29,- Fr. (Franken)/m, 1,40 m breit. in der Kar-nevalszeit inserierte das Teppichhaus in der

hiesigen presse unter dem Motto „Die Je-cken zu uns“. Den Anzeigen entnehmen wir, dass zum Angebot auch sackleinen, Natur uni, farbig oder bedruckt gehörte.

sackleinenkostüme sind nicht nur im rhei-nischen Karneval vertreten. Besonders in der alemannischen Fastnacht finden wir einige interessante parallelen, so vor allen Dingen bei den unzähligen hexenverklei-dungen. obwohl die Brauchtumsforscher keine bestimmten Zeitangaben über die Verwendung des rupfens finden konnten, geht man davon aus, dass der stoff bereits im 15. Jahrhundert benutzt wurde.

heute sieht man im hiesigen Karneval im-mer weniger sackleinenkostüme. Motto-kostüme von der stange haben dem sack-leinen den rang abgelaufen. sie sind im einkauf günstiger und verlangen keine Näharbeiten. in den spezialgeschäften fin-den wir zwar das sackleinen noch als Me-terware, Natur belassen (4,75 eur/m bei 1,30 m Breite) oder bereits bunt gefärbt (9,50 eur/m bei 1,50 m Breite), wobei das fertige Karnevalskostüm weitaus kosten-günstiger ist als der einkauf der Meterwa-re. Dies geht aber auf Kosten der originali-tät. Vielleicht finden sich in Zukunft einige Karnevalisten zusammen, um die alte Tra-dition des sackleinenkostüms im eupener Karneval wieder zu beleben.

Mit herzlichem Dank für Ihre Hilfe: Marcel Bauer, Heinz Godesar, Leo Kever (†)

Edgar Hungs

1962 - Jakob und Helmut Dericum

Eupen, 1967 - Joseph und Mariechen Michels

Eupen, 1995 - Sarah, Günther und Carmen Brantz

Fotos: Leo Kever (†), Joseph Michels, Heinz Hungs (†)

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aktiv 50pLus12Als ich zu den „letzten Fünf“ gehörte, wur-de ich immer nervöser und musste bis zum schluss noch zittern, da wir einen punkte-gleichstand hatten. spaßeshalber haben die (später) Zweitplatzierte und ich verein-bart, dass ich die schärpe bekomme und sie das Krönchen oder umgekehrt.

beschreiben Sie ihre Gefühle, als Sie zur Siegerin des Wettbewerbs gekürt wurden.

ich war verblüfft und sehr überrascht, weil ich mit dem sieg anderer Frauen gerechnet hatte. Dann wurde ich gekürt und habe die Aufmerksamkeit genossen. Das war natür-lich eine tolle Bestätigung.

Wie war die Reaktion des publikums?

Davon habe ich auf der Bühne nicht so viel mitbekommen. Die pressevertreter hielten mich in Atem. ich hörte nur meine Töch-ter jubeln.

Hat ihnen am Wettbewerb etwas besonders gefallen?

Der professionelle Ablauf, die chance, sich in diesem contest der MGc als ältere Frau ohne besondere Modelmaße bewerben zu können, das Kennenlernen der 19 anderen Frauen, die immer noch verbunden sind

Frau Christine lösch-Schleier, wir gratulieren ihnen herzlich zu ihrem Titel. können Sie unseren leserinnen und lesern bitte zuerst ein wenig über sich erzählen?

Danke schön! ich werde in knapp zwei Mo-naten 65Jahre, bin verheiratet und habe drei erwachsene Kinder (eine leibliche Tochter, 29 Jahre, zwei angeheiratete, 30 und 38 Jahre). Mein Wohnort ist Königs-lutter/Nähe Braunschweig. Nach meiner langjährigen Lehrerinnen-Tätigkeit befin-de ich mich im ruhestand; ich unterstütze aber einmal pro Woche ausländische ärz-te beim Deutschlernen und korrigiere bei

Miss 50plus Germany 2017

Christine Lösch-Schleier hat sich Ende Oktober 2016 in Berlin bei der Wahl zur „Miss 50plus Germany 2017” gegen 19 Konkurrentinnen durchgesetzt, die aus mehr als 500 Bewerberinnen aus dem gesamten Bundesgebiet ausgewählt wor-den waren. Das Senio Magazin wollte mehr über die Siegerin erfahren und hat sie interviewt.

Bedarf studentische Arbeiten (Bachelor-/Masterarbeiten), die mir meine (noch stu-dierende)Tochter durch ihre Freunde öfter einmal ans herz legt.

Wie sind Sie auf die idee gekommen, an der Wahl zur „Miss 50plus Germany 2017“ teilzunehmen?

Als ich die Ausschreibung der „Miss Ger-many corporation (MGc)“ in einer pro-grammzeitschrift (rtv-Magazin) las, dach-te ich gleich: „Das wäre was für mich!“ ich fand mich in dem Konzept, dass Frauen über 50 noch aktiv, lebensfroh und at-traktiv sind, wieder. selbst fühle ich mich weiblich, unternehmungslustig, genieße die phase nach der erwerbstätigkeit, ach-te auf meinen Körper und pflege ihn und möchte noch nicht zurückgezogen leben.

Wie ist der Wettbewerb genau abgelaufen?

Nach der Bewerbung per e-Mail (Fragebo-gen, Fotos) erhielt ich eine einladung zum offenen casting nach Frankfurt. Dort soll-ten sich - aus ursprünglich 509 Damen - 80 persönlich vorstellen. ich reiste dorthin und wurde in eine Zehnergruppe eingeteilt. Die Jury – bestehend aus ines und ralf Klemmer von der MGc, Frau sevgi schäfer, schulleite-rin der „Famous Face Academy“, sowie der Vorjahressiegerin Martina selke – stellte uns locker und in freundlicher Atmosphäre Fra-gen bzw. ließ sich etwas über uns selbst er-zählen. Am folgenden Tag erhielt ich dann die erfreuliche Nachricht, dass ich unter den 20 Finalistinnen war, die zum 31.10.2016 nach Berlin eingeladen wurden.

Wir reisten einen Tag früher an und lern-ten mit der hilfe eines choreografen die Abläufe kennen, wobei wir in drei Durch-gängen verschiedene outfits präsentieren durften. Am Abend des Finales ging ich als siegerin hervor.

Wie haben Sie das Finale erlebt?

Voller spannung und Freude; wir - etwas reiferen - Teilnehmerinnen waren aufgeregt, da wir ja keine Models sind und uns nun ei-ner breiten Öffentlichkeit zeigen konnten. Backstage war richtig viel los ... umziehen, schminken, das Laufen in high heels üben ...

12

„Ich möchte viele altersrelevante Dinge thematisieren“

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aktiv 50pLus 13und einige pläne haben (z.B. im internet auf Topagemodel.de), das schminken, die Betreuung ... und hinterher, dass ich für interviews angefragt werde. Mal se-hen, was noch auf mich zukommt. ich freue mich, nun abseits des normalen Alltags neue herausforderungen zu be-kommen, in andere „Welten“ einzutau-chen usw.

Welche preise haben Sie mit ihrer Wahl zur „Miss 50plus Germany 2017“ erhalten?

ein styling mit der „Modepäpstin“ As-trid rudolph in Köln im März, zwei Tag hotel Dollenberg (mit Verpflegung), ein Dirndl von „spieth & Wensky“, eine Miss-Germany-Tasche in rot, Miss-Ger-many-parfüm, ein Bademantel, ein schmuckset, und ich werde von der MGc gemanagt.

Stehen Sie in kontakt mit anderen kandidatinnen?

Ja, wir haben eine lebhafte WhatsApp-Grup-pe und einige pläne. im Blog „topagemodel“ by renate Zott sammeln wir interessante Beiträge zu den Themen Gesundheit, Life-style, Mode, Make-up, reisen, sport/Work-out, Aktuelles u.v.m. für die moderne Frau über 50. originalzitat: „Ich will leben! Und zwar ganz normal, mit den ganz normalen Problemen, dem Alltagswahnsinn, also wie mit 30 oder 40: ohne Blasenschwäche, Gelenk-schmerzen, mit Ideen nach vorne mit Plänen für die Zukunft und nicht in Richtung Rente! Will mich toll anziehen, hinreißend aussehen und zeigen, dass es anders geht. Wir, die heute 50 sind, sind in einem ‚top age‘, und das sieht so aus: Wir arbeiten und genießen die restliche Zeit. Sport, Reisen, Spaß haben und vielleicht auch einen tollen Wagen fahren. Wir haben es uns verdient! Finde ich. ... Ich sag nur MODE, Spa, Wellness, Sport, Champagner, Schmuck,

ferne Reiseziele und und und. Und nein, ich bin nicht dem Jugendwahn verfallen, ich fin-de nur, dass die ganzen Wehwehchen noch Zeit haben und mich Jammern nicht vorwärts-bringt, auch wenn‘s mal wo zwickt. ... Auf Mä-dels, jetzt erst recht!“

Außerdem überlegen wir die Veranstaltung einer Modenschau, evtl. ein Buch mit er-fahrungsberichten von uns usw. ich bin ge-spannt, was wir Frauen auf die Beine stellen.

einige Zeitschriften und Zeitungen so-wie das Fernsehen haben schon über uns berichtet: BuNTe, MYWAY, rTL, sAT 1, diverse rundfunkanstalten, Bild u.a.

Wie sehen Sie ihre zukunft? Wird sich vieles in ihrem leben verändern?

ich empfinde es als ehre, die Altersgruppe 50plus repräsentieren zu dürfen und möch-te dabei möglichst viele altersrelevante Din-ge thematisieren. Das Wort „schönheit“ ist relativ, und es kommt natürlich nicht nur auf das äußere an. Viel wichtiger sind eine positive einstellung zu sich und anderen, so-zial zu denken, die gesellschaftliche situati-on der älteren zu reflektieren und ggf. ver-ändern/einzuwirken, dankbar zu sein und durch eine sympathische und attraktive

Ausstrahlung die Menschen zu erfreu-en. Dort, wo es gewünscht und möglich ist, Mut zu machen, dem Alter das nega-tive image zu nehmen bzw. die Vorteile hervorzuheben wie urteilsvermögen, er-fahrung, gereifte charaktereigenschaf-ten und die heutigen fitten Fünfziger/sechziger in den Fokus zu stellen.

ich hoffe auf viele chancen und An- fragen.

Sollte es auch eine Wahl zum „Mister 50plus Germany“ geben?

Meiner Meinung nach hätte dieses Konzept nicht so große erfolgsaussich-ten. Beim männlichen Geschlecht zäh-len andere Werte, und ich glaube nicht, dass - abseits von Bodybuilding-Wettbe-werben - der Andrang so groß wäre. Das weibliche Geschlecht fühlt sich wahr-scheinlich mehr von diesem Konzept an-gesprochen, da frau sich durch schicke Kleidung, gutes Make-up, eine passende

Frisur oder die Körperpflege mehr stylen darf und kann. und wer möchte nicht auch im fortgeschrittenen Alter weiblich und an-ziehend wirken? Aber ich möchte nicht für die Männer sprechen; vielleicht wird dem-nächst solch eine Wahl aus der Taufe ge-hoben, und natürlich soll das nicht heißen, dass das „starke Geschlecht“ nicht ein eige-nes Konzept entwickeln könnte. ich bin ge-spannt, ob sich da etwas tut.

Was möchte Sie unseren leserinnen und lesern zum Abschluss mit auf den Weg geben?

es gibt eine Fülle von Literatur, Zeitschrif-ten, sendungen und sonstiger medialer Diskussion zum Thema Alter - höchst ak-tuell und interessant! ob es Fragen zum Thema „Wie stylt sich/lebt/fühlt sich eine ältere Frau?“, Gesundheit, hobbies, Alters-armut oder andere altersspezifische Be-reichen geht, rückt diese Altersgruppe zu-nehmend in den Blick, und man muss mit ihnen rechnen!

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für ihre zukunft.

Günal Günal

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seniorEn schrEiBEn14

SEniOREn SCHREibEn_01

spannend war es, durch das schlüsselloch zu sehen, ob das christkind eventuell doch schon etwas versteckt hatte. Weihnachts-lieder wurden nur am heiligen Abend ge-sungen. Wir freuten uns unbändig auf das Treffen mit Vettern und Kusinen bei der oma. Die Geschenke waren da zweitran-gig, besonders weil meine Großmutter vie-le enkelkinder hatte. unsere Fröhlichkeit kam von herzen.

heute suchen die Menschen die Ge-fühle auf den vielen Weihnachtsmärkten. Überall dudeln die Weihnachtslieder, deren Texte wir nicht mehr wahrnehmen und oft mit dem Weihnachtsgedanken nichts ge-meinsam haben. Kaum jemand nimmt sich Zeit zur ruhe und Besinnung. Wir suchen Ablenkung durch Trubel, anstatt die Nähe der geliebten Menschen zu genießen. Wo bleiben ruhe und Besinnung?

Als ich zirka vierzehn Jahre alt war, gin-gen meine schwester und ich, nachdem

Lebensfreude empfindenLeider werden unsere Kinder und wir überhäuft von Geschenken. Wünsche werden schnell erfüllt, kaum dass wir sie ausgesprochen haben. Früher wussten wir, dass viele Träume unerfüllt blieben - was aber irgendwie verständlich war. am samstag alles geputzt war, in den Ta-

gen vor Weihnachten in den nahegelege-nen Wald und suchten Dekorationsmate-rial für die Krippe. es war herrlich, über das bunte herbstlaub zu laufen und uns dabei gemütlich zu unterhalten.

Lesen wir doch selber den Kindern was vor! Nur so verbindet uns der Klang der stimme. Mit meinen Kindern habe ich mir besonders im Winter Zeit für Gesellschafts-spiele genommen. so kann man viel über sie erfahren.

Können wir einander noch zuhören und uns gegenseitig entspannung geben? heu-te betäuben wir uns, manchmal sogar mit Glühwein, bloß nicht zu viel nachdenken! Wir suchen nach der Fröhlichkeit im rum-mel um höchste umsatzzahlen.

sind die Feiertage dann vorbei, wird aufgeatmet. Aber danach kommt der Kar-neval, eventuell auch Winterurlaub. Leider sind die meisten Vergnügen immer mehr mit hohem Alkoholkonsum verbunden. ich

14 Lebensfreude empfinden Maria Köttgen

Maria Köttgen

frage mich, ob die Menschen nicht mehr ohne ihn feiern können. Wo bleibt unsere natürliche Lebensfreude? Nie ging es uns so gut wie heute. Wir hasten und eilen von einer Veranstaltung zur anderen und vergessen dabei den Gedankenaustausch mit dem partner und der Familie. in den Karnevalszügen trifft man zu viele, selbst sehr junge Leute, mit Bier- und schnapsfla-schen in der hand, aber ohne echte Fröh-lichkeit. Waren wir für sie schlechte Vorbil-der? Glauben sie, Lebensfreude zeige sich durch hemmungslosigkeit?

resigniert verschließen wir die Augen, wollen die Kriege, die vielen hungernden und sterbenden nicht sehen, die uns durch die Medien gezeigt werden. Wir fühlen uns hilflos. Die herrschsucht vieler Menschen verhindert Kompromisse, die im Zusam-menleben nun einmal nötig sind. Jeder möchte seinen Willen durchsetzen, glaubt, er habe die Wahrheit für sich gepachtet.

Nur im Team, wo die Wünsche aller be-rücksichtigt werden, kann der Frieden re-alität werden. Nach diesem Frieden seh-nen sich die meisten Menschen, sind aber manchmal unfähig, den Weg dahin zu finden.

Bild:

sassi

/pixe

lio.d

e

wo ich aufwuchs in Gärten, auf Feldern, der straße,wo wir sauerampfer aßen beim Mutter- und Kind-spiel,wo es im Kuhstall heimelig warm war und auf der strohmiete luftig, hoch und verboten,wo ich das rumpelstilzchen war und die prinzessin auf der Bühne im hof,wo ich in den gestauten Bach fiel und fast ertrunken wäre,wo im lauwarmen Backofen die frisch geschlüpften Küken trocken wurden,wo viele Nächte der Albtraum von Krieg und Tieffliegern zurückkam und mich quälte,

Anne Priem

wo ein Fremder heimkam, der mein Vater war und es lange brauchte, bis wir uns vertraut waren,wo die Kirche nah war und das Krankenhaus, in beiden war ich oft, zu oft,wo ich Kerzen anzündete und auf Knien lag, weil mein Mütterchen so krank war,wo wir den Löwenzahn stachen für die Kaninchen,wo ich im himbeerläubchen saß und las und mich nicht rufen ließ,wo ich neugierig war auf die Welt hinter dem Dorf und Bücher meine schlüssel wurden heraus aus der engewo die Jungs mir nachpfiffen, als mir ein Busen gewachsen war,wo mein pferdeschwanz flog beim wirbelnden Walzer des schützenfestes,wo ich glücklich war und soo unglücklich,wo ich viel zu schnell erwachsen wurde,wo meine hochzeitsglocken läuteten und ich „ja“ sagte zu dem fast Fremden, mit dem ich wegging,wo ich immer noch zuhause bin am Grab meiner eltern im schatten der alten Kirche, und

wo es jetzt weh tut, dass Fremde wohnen im haus meiner Kindheit!

Der Ort meiner Kindheit ...Bild: Martin Gebhardt/pixelio.de

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seniorEn schrEiBEn 15

kündete mir den Frühling an, kündete von vergangenen Geschlechtern, die einst erd-krume für erdkrume aushoben. Duft, der noch in den Genen lebt.

Frühlingsduft - der Duft der Kindheit - ewig neu und doch uralt, eingraviert von kunst-voller hand.

Menschen - der Glanz ihrer Augen lässt Fliederdüfte erahnen. Frühling, Frühling - der Atem geht tiefer, die schritte sind be-schwingter, Mutter kocht nun anders! Die Luft in unserer Küche ist ein Gemisch von frischen Kräutern, herb und doch süßlich. im hof lacht die Wäsche im Wind, große, bauschige, wohlriechende Wolken. so an-ders, so grün. selbst häuser duften knall-bunt, sind in Glanz getaucht. in der in-nenstadt bahnen sich reste von parfüm ihre eigenwilligen Wege, von Mensch zu Mensch in den schmalen Gassen. Auf park-bänken recken sich die blassen Gesichter der sonne entgegen. Die sinne weit ge-öffnet, genießen sie das erste, das Neue. Winter ade, endlich!

FrühlingsimpressionenSanft und warm wabert der Geruch von Öl und Benzin durch Straßen, Alleen, über die Plätze der Stadt: Frühling in der Stadt! In den Blumenläden duften lila, gelbe und weiße Krokusse. Bunte Röcke flattern wieder.

in diesem Wechsel liegt der besondere Zauber. es ändert sich für eine Weile das Angesicht der kleinen Welt um uns her, Wiederholung - doch stets wieder neu! es wird so leicht in unserem innern.

schon in der Kindheit wurde das Neue spürbar - der Klang, eindringlicher der Lockruf der Vögel. Die lustigen spiele fan-den wieder im Freien statt. Die erde in un-serem Garten hatte wieder ihren modri-gen, nussigen Geruch. Dieser erdgeruch

Karin Peters

Bild: Petra Dirscherl/pixelio.de

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titELthEma16

TiTElTHEMA

Als einst sich Zeus in einen zahmen stier verwandelte, um das Mädchen europa zu rauben, konnte man noch nicht ahnen, dass mit dem Namen dieser jungen Dame einmal ein Kontinent bezeichnet und ein bedeutendes Kapitel der ideengeschichte überschrieben werden sollte.

(...) Verehrung und Verwandlung, Zäh-mung und raub, Gerechtigkeit und Gewalt legt diese mythologische Geschichte so aus-einander, als seien damit bereits die wesent-lichen elemente der Geschichte des europä-ischen Kontinents erzählt.

Europa und EuropäerDer Name „europa“ tauchte erstmals in einem Götterhymnus des 7. Jh. v. chr. auf, und der historiker herodot (ca. 484 - 424 v. chr.), der „Vater der Geschichtsschreibung“, sprach zuerst von „europäern“, wobei er be-sonders auf die Zweiteilung der Welt in Asi-en und europa abhob (...). in der biblischen Tradition wurden dann die drei söhne Noahs identifiziert mit den damals bekannten drei Kontinenten. europa als kulturelle und poli-tische idee entwickelte sich aus Vorstellun-gen der griechisch-römischen Antike sowie aus christianischen universalansprüchen.

in einem Reich vereinigtDer Latinist Manfred Fuhrmann hat die bei-den Ausprägungen der europa-idee in sei-nem Buch „europa - zur Geschichte einer kulturellen und politischen idee“ rekonstru-iert: Die „monistische“ europa-idee herrsch-te in der Zeit der Völkerwanderung bis zu Karl dem Großen vor, wobei darunter die Vielfalt der Völker als kulturelle und religiöse einheit, übernational in einem reich zusam-mengefasst, begriffen worden ist. Ab dem 17. Jh. entwickelte sich dann die „pluralisti-sche“ europa-idee, die ein system von sou-veränen Nationalstaaten mit gemeinsamer christlicher Kultur umfasst und die im Frie-

Die Ökonomisierung aller Lebensver-hältnisse lässt die Europa-Idee auf eine Währung schrumpfen und den ganzen Kontinent zu einem Tummelplatz von Händlern aller Art verflachen.

densgebot und in der Gleichgewichtspolitik ihre praktische Gestalt erhalten hat.

leidensgemeinschaftin der Zeit der Völkerwanderung hat man europa als eine Leidensgemeinschaft ver-standen. Die Ausbreitung des europäi-schen Gedankens verdankte sich vor allem der spirituellen Gemeinschaft der christen und ihrer Missionstätigkeit. Das gute Leben im christlichen sinn, das ruhm und ehre verspricht, schließlich das heil, sollte auf dem ganzen Kontinent möglich werden.

Das karolingische europa-Konzept ver-einte staat und Kirche unter dem prinzip der christlichkeit. Karl der Große übte das

„regnum europae“ - die herrschaft über eu-ropa - aus, und für seinen Berater Alkuin wurden das karolingische reich, die chris-tenheit und europa identisch. Dabei spiel-te die Abgrenzung und Absetzung vom

16 Die europäische idee Glanz und elend einer kulturellen und politischen utopie

papst- und Kaisertum um die Vorherrschaft, in der Türkenbedrohung und schließlich durch die Festigung der Nationalstaaten.

es waren aber erst die reden und schrif-ten von enea silvio piccolomini, dem nach-maligen papst pius ii., die dem europa-Gedanken kontinental zum Durchbruch verhalfen. seine Vorstellung war die von ei-ner christenheit und Kultur, die sich in vie-len staaten, Völkern und Landschaften zei-gen sollte. europa bezeichnete er als unsere

„heimat“, als unser „haus“. Die christenheit war für ihn europa, ein Gedanke, der noch für Novalis („Die christenheit oder euro-pa“) verbindlich war. Die rede vom „euro-päischen haus“ geht also auf enea zurück und ist keine erfindung von Gorbatschow. Die staatsrechtliche Konkretisierung solcher ideen erfolgte dann unter der historischen Konstellation der „Nation“.

Humanitätsidee(...) Zum Bestand der europäischen Kultur gehört die humanitätsidee. Diese hat ih-ren ursprung in dem Apolloheiligtum zu Delphi. Bekannt von diesem heiligtum ist seine inschrift: „erkenne Dich selbst!“ Der Mensch soll sich danach im Gegensatz zu den Göttern erkennen, nämlich als ein end-liches, als ein begrenztes und unfertiges Wesen. Die Grenze zwischen Mensch und Gott wird durch die delphische Weisheit aufgezeigt und als Kernstück der humani-tätsidee proklamiert. Aus der Anerkennung der Grenze folgt auch die richtige ethische einstellung: Der Mensch wird zu Demut und Bescheidenheit angehalten. Alle Arten von selbstvergottung und narzisstischer selbstbezogenheit sind frevelhaft.

Diese Theologie des Gottes und die da-raus resultierenden moralischen Maximen lassen sich ohne weiteres auch auf staats-gebilde übertragen: zu groß, zu mächtig, zu imperial, und sie brechen zusammen. Der Maß-Gedanke wird damit zu einem wesentlichen inhalt der humanitätsidee und der staatssouveränität.

Die nemesis straft Maßlosigkeit(...) herodot hat in der ethisch-narrativen Ge-schichtsschreibung seiner „historien“ viel-fältige Belege für Frevel und Übermut in der Geschichte zusammengetragen, die stets in die Katastrophe führten (Kroisos- und poly-krates-episode). Deshalb tritt bei ihm immer wieder die Gestalt des Warners auf, der vor

Die europäische Idee Glanz und Elend einer kulturellen und politischen Utopie

islam, der als asiatische erscheinung galt, eine große rolle.

Manfred Fuhrmann führt aus, wie das mittelalterliche Denken von der „ordo chris-tianus“, der christlichen Welt- und Lebens-ordnung, bestimmt war. Diese unterschied die irdische von der himmlischen Gemein-schaft, der staat und Kirche entsprechen, und die als universale instanzen eine ein-heit bilden sollten. Das römische reich war untergegangen, man erwartete seine Wie-derkehr oder erneuerung, die sich mit der karolingischen reichsgründung vollzog.

Die Kirche hatte dagegen alle Wirren überstanden und dokumentierte damit ihre Kontinuität: Kirche („ecclesia“), reich („impe-rium“) und christenheit („christianitas“) wa-ren - so die Leitidee des Mittelalters - unter dem römischen Vorzeichen eins geworden.

Eine Christenheit in vielen StaatenDer Übergang zur „pluralistischen“ europa-idee vollzog sich in einem langwierigen prozess, der sich in verschiedenen ereig-nissen fokussierte: der Auflösung des ka-rolingischen reiches, im Kampf zwischen

Bild: Aachen Tourist Service e.V.

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titELthEma 17hybris und ihren Folgen bewahren möch-te. Wird das geziemende Maß überschrit-ten, dann erscheint die Göttin Nemesis auf der szene, die als ausgleichende Gerechtig-keit die gesetzte und umgrenzte ordnung wieder herstellt: Auf jede Grenzverletzung folgt unausweichlich die strafe. Die instabi-lität des menschlichen Glücks und der ge-schichtlichen Lagen führt herodot auf das Wirken dieser Göttin, d.h. auf die ausglei-chende Gerechtigkeit, zurück.

Bei herodot finden wir noch eine ande-re zentrale Komponente der europäischen Kultur vorgebildet: die individuelle Freiheit. in seiner schilderung der Kämpfe und Krie-ge zwischen Griechen und persern, eine Auseinandersetzung zwischen Freiheit und Tyrannei, lässt er Athen und seine Bürger als die repräsentanten einer idealen, frei-en Bürgerschaft erscheinen. Das Zeitalter des perikles stand ihm dabei vor Augen.

Die Gestalt des philosophen sokrates können wir als den prototyp eines „mutigen Menschen“, so wie ihn noch Friedrich Dürren-matt angesichts einer grotesken Welt der Ge-genwart gefordert hat, bezeichnen. er folgte stets seiner inneren stimme, seinem „Dai-mon“, und er gehorchte gleichwohl den Ge-setzen, auch dann noch, wenn sie sich gegen ihn richteten. sein überlegener, heiterer Tod galt zu allen Zeiten als Zeugnis für die ruhe und souveränität einer geistigen existenz.

Mit einigem recht kann der sokratische Dämon mit dem christlichen Gewissen gleichgesetzt werden. Damit kommt die instanz in den Blick, die für den einzelnen zum Zensor seines handelns wird. Die ent-wicklung des Gewissens ist eine Leistung, die den moralischen standard einer Kultur ausmacht. Darüber hinaus ist der Dämon oder das Gewissen das erste Anzeichen des Gleichheitsgedankens: Jede(r) hat einen sol-chen Dämon, ein solches Gewissen, damit sind in der moralischen Kompetenz poten-tiell alle Menschen gleich.

Westliche kulturFür den historiker heinrich August Winkler sind die Menschenwürde, die rechtsstaat-liche Demokratie, die Geschichte der Ge-waltenteilung, die Trennung von geistlicher und weltlicher Gewalt, emanzipationspro-jekte und Aufklärung errungenschaften der westlichen Kultur, die aus dem lateinischen europa hervorgegangen sind. sein haupt-werk „Geschichte des Westens“ ist eine um-

fassende rekonstruktion der westlichen Kultur, die in der europäischen idee einen historischen und kulturellen Grund hat. (...)

Wissenschaftliche zivilisationNach der Naturrechtsdiskussion wird spä-testens seit dem 18. Jh. neben der mora-lischen subjektivität auch die Frage nach den rechtsverhältnissen, in denen wir le-ben, verhandelt. Wie ist es möglich, so frag-te beispielsweise der philosoph Johann Gottlieb Fichte, dass ich frei bin und mich zugleich durch das recht eingeschränkt fühlen muss? Fichte war der Auffassung, dass das recht, indem es aus freien stücken, aus freier Überzeugung als einschränkung, als schranke meines handelns, gesetzt wird, keine Beeinträchtigung der Freiheit darstel-len kann: ich gebe mir in Freiheit meine ei-genen, mich bindenden regeln.

verschieden die Auswirkungen auch waren, ein umfassender Anspruch und eine mehr als nur temporäre Geltung zugesprochen wor-den ist. Was ist von all diesen ideen, was ist von der europäischen utopie in der Gegen-wart noch übrig? Was hat noch Gültigkeit?

brüssel verkörpert nicht die Europa-idee

Wirtschaftliche Großräume können ver-nünftig sein, die Kooperation von staaten zu bestimmten Zwecken ebenso, wenn je-doch der europäische rahmen nur noch das Forum abgibt, um nationale interessen durchzusetzen, dann wird die europäische idee nicht nur beschädigt, sondern stetig ausgehöhlt. oder sollte man nicht gleich mit de Gaulle und seinem „europa der Va-terländer“ vorliebnehmen?

Für die Bundesrepublik Deutschland bot die europäische einigung einerseits die Garantie, dass keine Großmachtsphantasi-en mehr ausgelebt werden können - dies auch nach der unerwarteten Wiederver-einigung. Andererseits galt der europa-Gedanke in konservativen Kreisen als die einzige Möglichkeit, Deutschland eine grö-ßere rolle spielen zu lassen, indem es das gesamteuropäische Geschehen wirkungs-voll mitbestimmt.

Werte in voller Geltungso lassen sich mit dem projekt europa die Abwehr von Machtansprüchen sowie die partizipation an einer Großmacht-rolle legi-timieren und verdecken. Für viele der deut-schen Nachkriegsgeneration war europa jedoch etwas ganz anderes: keine bloße Währungs- und Wirtschaftsunion, sondern die hoffnung auf ein friedliches Zusammen-leben der Völker, das durch kulturellen und wirtschaftlichen Austausch gefestigt wer-den sollte. Dies gehört bis heute zur erfolgs-geschichte der europäischen idee.

unbestreitbar hat die europa-idee viel von ihrem Glanz verloren. Jedoch sind die inhalte dieser idee und die Werte, die daraus gewonnen wurden - von der individuellen Freiheit bis zu den Menschenrechten und den Toleranz- und Friedensgeboten -, im-mer noch in voller Geltung. Wenn von eu-ropa die rede ist, sollte mehr davon die rede sein.

Prof. Helmut Bachmaierwww.senline.net

EU-Parlamentssitz in Straßburg

(...) Die europäische Kultur wurde durch-gehend beeinflusst durch die wissenschaft-lich-technische entwicklung und durch den prozess der Zivilisation. seit prometheus das Feuer vom himmel gestohlen und den Menschen geschenkt hat, wofür er grausam bestraft wurde, ist die Ambivalenz von Fort-schritt und Zerstörung, die spannung zwi-schen Freiheit und Verantwortung ein fes-ter Bestandteil des europäischen Diskurses.

Die europäische idee versammelt unter diesem Vorzeichen in gleicher Weise Wis-senschaftsenthusiasmus, entdeckerfreude oder Technikfieber wie Zivilisationsverach-tung und Verweigerungshaltungen. insbe-sondere scheint der Methodenzwang, der seit Bacon der Wissenschaft notwendig in-newohnt, verpflichtend zu sein. Wie auch immer - im Verständnis von Technik und Wissenschaft entdecken wir stets ein ele-ment der europäischen Kultur.

europa hat als Kontinent zum letzten Mal durch die Französische revolution und durch die habsburger Monarchie Leitwerte und ordnungsstrukturen erhalten, denen, so

Bild: Rainer Sturm/pixelio.de

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FrühEr18prinzip bessere ergebnisse erzielt werden könnten, führten zunächst zum ende der einklassigen Dorfschulen und wenig spä-ter dann auch zur schließung von - wie man meinte - zu kleinen Volksschulen. seitdem wird - bis zum heutigen Tag - fast ausschließlich in geschlossenen Jahrgän-gen nach dem Fachlehrerprinzip unterrich-tet im rhythmus von Dreiviertelstunden,

„häppchenweise“ sozusagen. Ganzheitli-ches Lernen bleibt dabei oft auf der strecke. eine persönliche Beziehung zu den Lehr-personen kann sich nur sehr bedingt ent-wickeln, ist spätestens mit dem Abschluss der Grundschule eigentlich auch nicht mehr erwünscht. Mit dem Lernstoff sol-len die schüler sich „anfreunden“, ihn sich möglichst selbstständig aneignen. Lehr-personen sollen lediglich „Mittler“ sein,

„Moderatoren“ - wie man so schön sagt.

Manchmal frage ich mich, ob die schlech-ten deutschen „pisa-ergebnisse“ nicht viel-leicht auch ergebnis einer pädagogik sind, bei welcher die „emotionale intelligenz“ vernachlässigt wird. Länder mit besseren

ergebnissen haben andere struktu-ren: Auch in großen Lernkomple-

xen werden überschaubare klei-nere einheiten gebildet, in denen schüler und Lehrer sich in al-tersgemischten Gruppen und in Gruppen mit unterschiedli-chem Leistungsstand gegensei-tig fördern und fordern. und die

ganze Gruppe ist verantwortlich dafür, dass auch die schwächeren

Fortschritte erzielen. Auf diese Weise wird jeder nach seinen Fähigkeiten ein stück vo-rangebracht, auch behinderte schüler, die auf diese Weise auf keiner stufe ihrer ent-wicklung ausgegrenzt werden.

ein Zurück zur ein- oder Zweiklassenschule wird es nicht geben. Aber man sollte dar-über nachdenken, ob nicht manches, was in der Volksschule zu vorbildlichen ergeb-nissen geführt hat, von unserer „modernen“ pädagogik übernommen werden könnte.

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Die damals für Beamte noch vorgeschrie-bene „residenzpflicht“ bedeutete, dass die Lehrpersonen am Dienstort wohnen muss-ten. Dadurch war sichergestellt, dass sie die herkunft und das soziale umfeld ihrer Zög-linge sehr gut kannten und die gewonne-nen erkenntnisse bei ihrer pädagogischen Arbeit berücksichtigen konnten. Lehrer zu sein, war für die meisten pädagogen kein Beruf im sinne eines Jobs, sondern eine ech-te Berufung. Weibliche Lehrpersonen wa-ren übrigens im vergangenen Jahrhundert bis in die „sechziger Jahre“ überwiegend nicht verheiratet - obwohl eine heirat nicht mehr verboten war. Woraus die verbreite-te Bezeichnung und Anrede „Fräulein ...“ herrührte, die selbst dann beibehalten wurde, wenn die betreffende Lehrperson schon in die Jahre gekommen war. Wer als Lehrer 32 pflichtstunden, ursprünglich je-weils 60 Minuten, plus Vor- und Nachberei-tung, Korrekturen und Verwaltungsarbeit zu verrichten hatte, dessen ganzes Leben war von seinem Beruf bestimmt. ein Lehrer in der Volksschule musste sozusagen ein

„Alleskönner“ sein - es gab schließlich noch kein Fachlehrerprinzip. Der Lehrer musste im Grunde genommen jedes Fach unter-richten können. Ausnahmen bildeten al-lenfalls der religionsunterricht, sofern der pfarrer oder die Gemeindeschwester ihn er-teilten und der Musikunterricht, wenn ein auf diesem Gebiet besonders befähigter pädagoge mit dieser unterweisung für die gesamte schülerschaft beauftragt wurde oder diese freiwillig übernahm. ein Lehrer in der Volksschule sollte wenigstens ein in-strument spielen. Das singen von Liedern

Das in Teil 4 beschriebene „Lohn-/Strafsystem“ könn-te zu der Annahme verlei-ten, dass in der Volksschule eine reine „Rohrstockpäd-agogik“ vorgeherrscht ha- be. Dies war jedoch keines-wegs so. Ganz im Gegen- teil: die Mehrzahl aller Lehrpersonen nahm die ge-stellte Aufgabe mit großem Engagement an und füllte den gewählten Beruf mit großer Hingabe aus.

wurde daher i.d.r. vom Lehrer musikalisch begleitet - auf dem harmonium, mit der Gi-tarre oder mit der Geige.

Diese „rundumbetreuung“ der schutzbe-fohlenen führte zu engen persönlichen Bin-dungen. und weil es den Lehrpersonen ge-lang, dem überwiegenden Teil ihrer schüler in der dargestellten Weise das nötige rüst-zeug für eine Ausbildung, die Annahme einer Arbeit, ja sogar für das ganze Le-ben zu vermitteln, waren sie gleich-zeitig respekt- und Vertrauens-personen. Dies wurde noch dadurch verstärkt, dass viele Lehrpersonen sich wegen ih-rer Verbundenheit zu dem ort, in dem sie lebten, dort über die schule hinaus engagierten, im heimatverein, z.B. als organist, als Lei-ter des Kirchenchores oder des Gesangver-eins. so wurde ihnen allseits respekt und Anerkennung entgegengebracht. Da die meisten Lehrer ihr ganzes Leben lang am ort blieben, waren sie für mehrere Generati-onen eine feste Bezugsgröße. und wenn am ende ihres Lebens „unsere“ Lehrerin, „un-ser“ Lehrer beerdigt wurde, war der Trau-erzug unübersehbar lang. Alle kamen, um Abschied zu nehmen und die Tränen flossen reichlich, nicht zuletzt auch bei denen, die manchmal die „harte hand“ der Lehrperson verspürt hatten.

Der starke Geburtenrückgang ab Mitte der „sechziger Jahre“, aufkommendes Kosten-bewusstsein und der Glaube, dass in grö-ßeren schuleinheiten mit dem Fachlehrer-

... war vieles doch sehr viel anders - Folge 13 Schule (Teil 6): Die Lehrpersonen und ihre Leistung

Josef Stiel

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EhrEnamtLichE arBEit 19

seinen eltern berichtete, was er alles in der Ausbildung erlebte. ein Tagebuch eines Beamten, der, vor mehr als hundert Jahren, akribisch sein Leben und seine Arbeit beschrieb. Manchmal sind es auch amt-liche Akten, handelnd von Geburt oder Tod, Kauf und Verkauf oder Darlehen. häufig sind die Feldpostkarten aus dem ersten oder aus dem Zweiten Weltkrieg, ähnlich denen, die ich gerade lese.

„Kein problem“, sage ich zu der jungen Frau, „lassen sie die Kar-ten hier und wir geben ihnen Bescheid, sobald wir damit fertig sind.“

sie lächelt, freut sich. Das ist für uns, als Mitglieder der sütter-lingruppe, die Belohnung, für die wir gerne arbeiten. eine andere brauchen wir nicht.

EHREnAMTliCHE ARbEiT

solche Fragen landen oft bei der Aachener sütterlingruppe. ein Vorfahre hat etwas geschrieben und die Nachkommen können es nicht lesen, weil die schrift ganz anders war. Die älteste noch leben-de Generation hat die deutsche schrift oder die sütterlinschrift in der schule als schreibschrift gelernt, die etwas Jüngeren nur noch als schönschrift. und die darauf folgenden Generationen können die alten schriftarten, wie Kurrent oder sütterlin, nicht mehr lesen.

Die Kurrentschrift war die Verkehrsschrift im 18. und 19. Jahr-hundert. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die deutsche schreib-schrift als schulschrift eingeführt. Die sütterlinschriften, meist einfach sütterlin genannt, sind zwei im Jahr 1911 im Auftrag des preußischen Kultur- und schulministeriums von dem deutschen Grafiker und pädagogen Ludwig sütterlin entwickelte Ausgangs-schriften. Neben der sütterlinschrift, die eine spezielle Form der deutschen Kurrentschrift darstellt, entwickelte sütterlin auch ein stilistisch vergleichbares lateinisches schreibschriftalphabet. Die sütterlinschrift wurde 1915 in preußen eingeführt.

Am 3. Januar 1941 fällte Adolf hitler seine entscheidung zu-gunsten der lateinischen schrift. Die gotischen schriften seien sämtlich zugunsten der „Normal-schrift“ aufzugeben. in einem rundbrief ließ er Martin Bormann verbreiten: „Die sogenannte gotische schrift als eine deutsche schrift anzusehen oder zu be-zeichnen ist falsch. in Wirklichkeit besteht die sogenannte goti-sche schrift aus schwabacher Judenlettern.“

per Dekret wurde die Verwendung der bis dahin üblichen gebro-chenen Druckschriften (Fraktur) untersagt. Am 1. september 1941 re-gelte ein erlass den schreibunterricht in den schulen. Ab dem schul-jahr 1941/42 dürfte nur noch eine lateinische schreibschrift, die neue

„deutsche Normalschrift“, unterrichtet werden. Der erlass enthielt auch genaue Anweisungen zum Aussehen dieser schrift.

Nach 1945 wurde anfangs in den westlichen Besatzungszonen das Benutzen der deutschen schrift durch die Alliierten untersagt, weil sie diese schrift nicht lesen konnten. einige Jahre später wur-de die deutsche schrift wieder an den schulen einiger Bundeslän-der als zusätzliche Ausgangsschrift gelehrt. sie konnte sich jedoch nicht gegen die lateinische schrift durchsetzen und wurde dann nur noch einige Jahre als schönschrift gelehrt. Ab Mitte der fünf-ziger Jahre verschwand die schrift aus dem unterricht.

Die elf Mitglieder der Aachener sütterlingruppe haben eine gro-ße erfahrung mit den verschiedenen schrifttypen und übertragen die angelieferten Dokumente in die lateinische schrift, wie sie heut-zutage üblich ist. sie treffen sich den ersten und dritten Mittwoch in jedem Monat von 10.30 uhr bis 12 uhr im Gemeindehaus in der An-nastraße. schriftstücke unterschiedlicher Art werden gebracht und bearbeitet. ein Tagebuch der oma, das die enkeltochter auf dem speicher gefunden hat, ein Tagebuch, das vom alltäglichen Leben handelt, aber auch einige romantische Abenteuer preisgibt. oder Briefe von einem rekruten, der am Anfang des Zweiten Weltkrieges

Aachener Sütterlingruppe„Können Sie das lesen?“ Die junge Frau legt einige Karten auf dem Tisch. „Diese Postkarten sind von meinem Urgroß-vater, und ich hätte so gern gewusst, was er da geschrieben hat.“ Ich gucke auf die erste Karte, Feldpost aus dem Ersten Weltkrieg, und registriere automatisch: Kurrentschrift, unre-gelmäßig, aber doch leserlich geschrieben.

19 Aachener sütterlingruppe herman Willems

Herman Willems

Aachener Sütterlingruppe, Tel.: 009024121155 Gemeindehaus, Annastr. 35, D-52062 Aachen

Herbesthaler Straße 281 – 4700 Eupen

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zEitgEschichtE20(schmuggler), die nach raeren kam, um ihren Mokka-Türk-Kaffee in Belgien gegen Wertsachen einzutauschen, konfiszierte dieser redliche Beamte kurzerhand die Wertsachen und bunkerte diese, wie auch andere, unter einem großen heuhaufen, den er auf den Bahnhofsgärten errichtet hatte.

Als mein Vater von dieser „ehrenwerten“ sache hörte, ging er heimlich unter diesen heuhaufen schauen, ob das Gerede auch der Wahrheit entsprach. Als er dann feststellte, dass dieses heim-liche Lager doch bestand, hat er diesen heuhaufen kurzerhand angezündet.

Wertvolle, vielleicht nicht immer davon wissende hilfe leisteten ebenfalls die damaligen Gendarmen ihren Zöllnerkollegen. Bei einer Kontrolle, bei der zwei Gendarmeriebeamte auf Fahrrädern und in Begleitung eines schäferhundes einen schmuggler erwischt hat-ten, trieben sie den armen Wicht, mitsamt seiner schmuggelware im rucksack bis zum Zollgebäude vor sich her. Wenn der schmugg-ler dem schäferhund nicht schnell genug lief, biss dieser ihn jedes Mal in den Allerwertesten. Nicht selten wurden die schmuggler mit Waffengewalt eingefangen und hörig gemacht.

Wir Jugendliche wurden damals auch oftmals von unseren eltern nach eupen geschickt, um dort fünf oder zehn Kilo Mokka-Türk-Kaffeesäckchen abzuholen. Mit dem nächsten Zug kamen wir dann wieder nach raeren zurück. Vor der einfahrt der kleinen Bahnstati-on raeren-rott wurden die säckchen aus dem Fenster des Zuges in den Bahngraben geworfen, da die Zöllner schnell von unserer Taktik erfahren hatten und uns schon mit ihren Ferngläsern hinter einer hecke auflauerten. Die Zollbülle konfiszierten die Kaffeesäck-chen und wir mussten dann mit leeren händen nach hause gehen.

in der damaligen Zeit war der raerener Bahnhof wegen seines technischen Zustandes national und international als ein Vorzei-geobjekt weit über die ortsgrenzen raerens hinaus bekannt. Da-für sprachen beispielsweise die beiden stellwerke, allem voran das saxby-stellwerk mit seinen stellstangenbündeln, die Waage, die Wasserstelle zum Auftanken der Dampfloks mit Wasser oder aber auch die Drehscheibe für die großen Loks.

in diesem sehr ansehnlichen Zustand war das raerener Bahn-hofsgelände auch bis zum Jahr 1991, als die Vennbahn VoG, mit unterstützung der Deutschsprachigen Gemeinschaft und den an der Bahnlinie anliegenden Gemeinden, für den unterhalt des Are-als, des Gebäudes und der Bahnstrecke verantwortlich zeichnete.

Als ein publikumsmagnet bekannt war der raerener Bahnhof zu dieser Zeit aber auch wegen seines touristischen Angebotes. so beispielsweise die während des Jahres über wöchentlich orga-nisierten Wochenendfahrten zwischen raeren und Bütgenbach, aber auch wegen der sonderfahrten an dem raerener Weih-nachtsmarktwochenende zwischen eifel, raeren und stolberg, wo auch st. Nikolaus mit seinen Musikern und Gefolge immer wieder sehr gerne gesehene Gäste waren. pendelbusse brachten große Besucherscharen vom raerener Bahnhof zum heimischen Weihnachtsmarkt.

SEniOREnWERkSTATT

Der alte raerener Bahnhof, früher und heute, wo sich einst tum-melten die raerener handwerksleute, um mit der Bahn täglich nach eupen und in die Wallonie zu ihren Arbeitsstellen zu fahren, oder aber auch zum studieren, als stift, Magd, am Bau oder in den Manufakturen, da hinterließen raerener handwerker ihre spuren.

Der ende des 19. Jahrhunderts erbaute raerener Bahnhof, zu der damaligen Zeit mit Wartesaal und angegliedertem café, war eben-falls jahrzehntelang auch Brotgeber für die raerener Bevölkerung, die dort Arbeit als Bahnhofsvorsteher, schrankenwärter, rottar-beiter, stellwerk- und Weichensteller, Fahrdienstleiter, Lokführer, heizer und rangierer fand.

Generationen waren dort beschäftigt, vor, während und nach den beiden Weltkriegen. Auch das belgische und das deutsche Militär hatte dort seine Wirkungsstätte und so wurden auch Mi-litärfahrzeuge und Material sowie holz und Kohle an der damals noch funktionstüchtigen Laderampe verladen.

ihre Dienste verrichteten in der Vergangenheit ebenfalls die Gendar-merie-, Zoll- und postbeamten auf dem Bahnhofsgelände, deren Bü-ros ebenfalls auf dem damaligen prächtigen Areal angesiedelt waren.

im Laufe der vielen Jahre erlebte der raerener Bahnhof so man-ches lustige, aber auch ernste Ammeröllchen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1945, hatten die Amerikaner dort eine große Küche für ihre soldaten. Wir raerener Kinder gingen dort die essensreste wie suppen, Kartoffeln, Gemüse und Fleisch aus der Konserve aus der Küche abholen, die wir mit großem heiß-hunger aßen. Auch bekamen wir Kinder jedes Mal leckere scho-kolade und Klümpchen. es soll sogar Anrainer gegeben haben, die angeblich mit den essensresten auch ihre schweine fütterten.

Wie eifrig und dienstbeflissen so mancher Zollbeamter zu dieser Zeit dort war, zeigte sich anhand eines aus der Wallonie stammen-den „Zollbülls“. Bei einer Kontrolle einer stolberger rabatzkolonne

Der schöne Raerener Bahnhof Vom Anfang bis zum Untergang

20 Der schöne raerener Bahnhof

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zEitgEschichtE 21

Leider kam mit dem politischen Wechsel in der Deutschsprachigen Gemeinschaft im Jahr 2003, nach elf Jahren, das Aus für den Venn-bahnbetrieb. Meiner Meinung nach hätte man dieses projekt mit einem professionellen Manager doch am Leben erhalten können.

unter dem Motto: „Von nun an geht’s bergab“ sieht man heute am Bahnhofsgelände nur noch eine verwaiste Fuhrparkhalle der ehemaligen Vennbahn und ein Areal im desolaten Zustand mit jede Menge Müll im umfeld.

Alte ausrangierte, verrostete und verrottete Waggons und ein mit mehreren tausend Litern gefüllter großer schweröltank zwischen

Bäumen und sträuchern sind auch nicht gerade für die vielen Tou-risten am rande der ravelstrecke ein Aushängeschild.

Versteckt und verwaist hinter hecken und sträuchern ist auch das schöne, gut erhaltene Bahnhofsgebäude. Wenn nicht bald dort etwas passiert, wird das Gebäude ebenfalls, wie das schö-ne englische saxby-stellwerk aus dem Jahre 1920, wo Türen und Fenstern mit Brettern zugenagelt wurden, verkommen. Der letzte Lokomotivwasserhahn wechselte auch plötzlich seinen Besitzer.

Die hundert Jahre alte Lokdrehscheibe liegt ebenfalls verrostet und verfallen in einer mit Dickicht versehenen Versenkung. Die alte, hundert Tonnen schwere Waage mit einer nach außen ste-henden Basküle wartet ebenfalls auf einen neuen Besitzer. und das alles stehet, laut Grenzecho-Bericht vom 17. Mai 2014, auch noch unter Denkmalschutz.

Was mögen wohl die vielen rad- und Wandertouristen, die den durch das Bahnhofareal führenden ravelweg benutzen, von uns raerenern denken, wo doch einst der raerener Bahnhof ein Vorzei-geobjekt mit vielem sehenswerten war und auch heute noch ist?

Aus der Sicht des Bahnhofsanrainers

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Kopf & ZaHl22

Marion Holtorff

Dieter H. K. Starke

Der durchgeschüttelte Witzsie müssen erst ein bisschen rätseln, be-vor sie lachen können. Tragen sie die Wör-ter auf den vorgegebenen Linien ein. Die schon eingesetzten Buchstaben helfen ih-nen dabei.

_ i _ R _ _ t _ _ _ _ n _ _ t _ _ t i _ _ e _u n _ _, a _ _ _ _ k _ _ _ e N _ _ h _ _ _ _ n: „_ ö _ _ e _ S _ _ s _ _ _ _ e _ _ e v _ _ _ l _ _ _ _ t _ _ f d _ _ _ e _ _ _ _ _ e s _ _ _ e _? _ s w _ _ _ _ ö _ _ _ _ e _ e _ t, d _ _ _ _ e _ n _ a _ _ m _ _ w _ _ d _ _ _ e _ R _ _ _ n _ ä _ t.“

Mann junge auf bittet höchste Terrasse wieder der nachbarin Rentnerin sich mäht vielleicht ihre attraktive mein sonnen wird Die Sie heute Es zeit mal Rasen den können dass

Durchgeschüttelte WörterDie siebenjährige christine hat beim schrei-ben einige Fehler gemacht. richtig sind im-mer nur der erste und der letzte Buchstabe. Die anderen Buchstaben sind in der reihen-folge etwas durcheinander geraten. Wie müssen die Wörter richtig heißen?

1. Apietrif A _ _ _ _ _ _ f

2. Daffompf D _ _ _ _ _ _ f

3. Rhazfafn R _ _ _ _ _ _ n

4. Arnodbet A _ _ _ _ _ _ t

5. Reeeerdi R _ _ _ _ _ _ i

6. Hobaosut H _ _ _ _ _ _ t

7. Airuquam A _ _ _ _ _ _ m

8. Ponariaa P _ _ _ _ _ _ a

WortverwandlungenAus dem oberen Wort soll schrittweise das untere Wort entstehen. Man darf dafür aber in jeder Zeile nur einen Buchstaben verän-dern und zwar so, dass bei jedem schritt immer ein neues sinnvolles Wort entsteht.

J a c k e

B i r k e

Zahlendreieck Die Zahlen 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 11 und 16 sind so in die leeren Kreise einzusetzen, dass die summe der Zahlen auf jeder Dreiecks-seite jeweils 28 ergibt.

Zahlensuche Welche Zahl steht anstelle des Fragezeichens?

RechenspielWelche Ziffer steht aus logischen Gründen anstelle des Fragezeichens?

2 9 0 4 7 0 6 5 0 8 ?

Magisches Quadrat hier sind zehn Zahlenfolgen aufgeschrie-ben. Tragen sie diese Zahlen-folgen in das magische Qua-drat ein. Die magische Zahl für horizontale, diagonale und vertikale reihen ist 65. Gibt es gleiche Zahlen zwischen verschiedenen Zahlenfolgen, dann ist das ein hinweis da-rauf, dass die beiden Folgen sich bei dieser Zahl überlappen, das heißt, die eine Zahl der beiden gleichen liegt auf der anderen Zahl der beiden gleichen. Die Zahlenfolgen lie-gen nur horizontal oder vertikal. einige Zah-len sind schon eingetragen.

2, 6, 18, 25; 7, 13, 19, 1; 15, 17, 3; 14, 16, 5; 2, 23, 9; 20, 24, 12; 5, 22, 8; 9, 11, 20; 21, 10, 12; 15, 4, 7.

Zahlen verschiebenVerändern sie die reihenfolge der Zahlen in jeder waagerechten reihe so, dass in den senkrechten reihen sinnvolle Zahlenfolgen entstehen. hilfe: Die erste und die zweite senkrechte reihe sind schon so ausgerichtet.

6 81 4 56 5 16 36 69 72 12 24 6 32 49 10

12 63 28 8 15 42 18 3215 54 24 10 24 20 40 3518 45 48 25 20 12 30 2821 36 36 16 30 56 21 1424 27 64 16 12 35 42 1427 18 72 8 18 40 7 48

Zahlen-felderTeilen sie das Quadrat ent-lang der Käst-chenkanten in unterabschnit-te, so dass jeder unter-abschnitt eine Zahl umfasst und alle un-terabschnitte mit der gleichen Zahl gleich groß und gleich ausgerichtet sind und die Zahl im Abschnitt jeweils an der gleichen stelle steht. Jeder Abschnitt mit der 1 um-fasst genau ein Kästchen, mit der 2 zwei Kästchen usw.

45

5 21 1

5 46 3

14 8

23

24

25 1

3 x 6 Rechteck Welche untere Zahlenkombination, a, b, c, oder d, steht in den leeren Kästchen? hilfe: Betrachten sie in jeder Dreierkombination eine gemeinsame eigenschaft und verglei-chen sie dann diese gemeinsamen eigen-schaften untereinander.

2 15 84 60 72

24 6 4 85 18

6 21 32 15 42

a) b) c) d)96 43 49 7117 99 14 2653 87 91 45

0 4 2 0

7 28 6 3

7 42 ? 3

0 6 4 0

Streich-holz-RätselBewegen sie vier streich hölzer, um fünf gleichseitige Dreiecke zu bekommen.

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LEsEzEichEn 23

lESEzEiCHEn helga Licher

Auf der Anrichte aus dunklem holz, ganz in der Nähe des Fensters, stand ein kleines unscheinbares holzkästchen. Dieses Kästchen hatte auf mich eine unheimliche Anziehungskraft. ich konnte es kaum erwarten, bis meine Großmutter, irgendwann am späten Nachmittag, das Kästchen von der Anrichte nahm und es vor mir auf den Tisch stellte.

Mit großen Augen blickte ich auf den Kasten, der mit seinem ge-wölbten Deckel an eine kleine schatztruhe erinnerte. und jedes Mal, wenn ich andächtig diesen Deckel öffnete, erklang eine leise Melodie. „Der Mond ist aufgegangen...“

Wie gebannt schaute ich auf die zierliche, weiße Figur, die vor ei-nem spiegel stand und sich zum Takt der Musik drehte.

eine kleine Ballerina, die ganz für mich alleine tanzte. ihr zartes elfengleiches Wesen und ihre geschmeidigen Bewegungen faszi-nierten mich auf eine besondere Weise. Der duftige rock bausch-te sich um ihre schlanken Beine und auf ihrem Gesicht lag ein be-zauberndes Lächeln.

Für mich war diese kleine spieluhr eine Welt voller Geheimnis-se. immer wieder fragte ich mich, warum die kleine Ballerina nie müde wurde, warum ihre kleinen, zarten Füße nie schmerzten und warum die rose in ihrer hand nie verblühte.

Großmutter erzählte mir, dass sie die spieluhr vor vielen Jahren von ihrer patentante zum Geburtstag bekommen habe. Wie einen

Immer, wenn ich als kleines Mädchen meine Großeltern be-suchte und wir in der guten Stube am gedeckten Kaffeetisch saßen, sah ich sie: die Spieluhr meiner Großmutter. Helga Licher

Die alte Spieluhr

kostbaren schatz hat sie das kleine Kästchen all die Jahre gehütet. Den Krieg und die beschwerliche Flucht aus ostpreußen hatte die spieluhr unbeschadet überstanden.

Mit den Jahren verblasste die Farbe auf dem holz ein wenig und es war ein leichtes Krächzen zu hören, wenn Großmutter am schlüs-sel der spieluhr drehte. Auch die Ballerina kam ein wenig in die Jahre und die pirouetten wurden zusehends langsamer. Aber ih-ren unnachahmlichen charme hatte diese kleine Figur nie ver-loren. Noch immer tanzte sie unermüdlich zu den Klängen des Wiegenliedes von Matthias claudius.

heute steht die kleine spieluhr in meiner stube auf dem Kamin. Meine Mutter schenkte sie mir, als Großmutter vor einigen Jahren starb. Noch immer lausche ich in einer ruhigen Minute der zar-ten Melodie, als hörte ich das Lied vom aufgehenden Mond zum ersten Mal. Mit der gleichen Faszination schaue ich immer wieder der kleinen Tänzerin zu, wenn sie anmutig ihre pirouetten dreht.

irgendwann werde ich meinen enkelkindern all die Geschichten erzählen, die mir vor vielen Jahren meine Großmutter erzählte. und ich werde das Leuchten in den Kinderaugen se-hen, wenn die kleine Ballerina ihre Arme hebt und tanzt ...

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24 seniorEn schrEiBEn

wurde von den Machthabern der DDr ge-sprengt und an seiner stelle der „palast der republik“ errichtet, von den Berlinern als

„erichs Lampenladen“ verspottet. Über die schleusenbrücke gelangen wir zur straße

„unter den Linden“. Menschenmassen zie-hen in beide richtungen. in der „Neuen Wache“, seit 1993 zentrale Gedenkstätte für die opfer von Krieg und Gewaltherrschaft mit einer vergrößerten Kopie von Käthe Kollwitz berühmter pieta, drängen sich die Besucher. Über die schlossbrücke mit den acht Figuren aus weißem carrara-Marmor gehen wir zur Museumsinsel.

Die sonne ist weiter nach Westen ge-wandert und die Bäume werfen lange schatten. Das stört viele Menschen über-haupt nicht. sie haben sich vor dem Berli-ner Dom auf den Wiesen ausgebreitet und sind guter Dinge. sie palavern miteinander und manchmal klingt ein Lachen herüber. Der Berliner Dom ist die größte Berliner Kir-che und eine der größten deutschen evan-gelischen Kirchen. er hat 1.650 sitzplätze.

Weiter geht es durch den Lustgarten ent-lang des Kupfergrabens, auf dem ein Aus-flugsboot mit offenem Dach vorbeigleitet. Über die „eiserne Brücke“ kommen wir zur Dorotheenstraße, an der humboldt-univer-sität und der staatsbibliothek vorbei errei-chen wir den Bahnhof Friedrichstraße. Vor der Wiedervereinigung war für reisende aus dem Westen dieser Bahnhof die end-station. Wenn sie in die DDr weiter reisen wollten, mussten sie durch eine extra ein-gerichtete Abfertigungshalle. Diese halle musste auch von den in den Westen reisen-den personen passiert werden. Wegen all der Abschiedstränen wurde die halle „Trä-nenpalast“ genannt. Das ist seit 1989 vorbei. Jeder kann reisen, wohin es ihn zieht.

uns zieht es zur s-Bahn. unsere Füße bedürfen einer längeren ru- hepause.

SEniOREn SCHREibEn_3

Die Linie s1 bringt uns zur station „Branden-burger Tor“. Das Fünf-sterne-hotel „Adlon Kempinski“, erbaut 1907 und wiedereröffnet 1997, bietet auf einer Tafel an einem Neben-eingang „Kaffee to go“ an. Auf dem pariser platz vor dem Brandenburger Tor stehen Fahrradrikschas und warten auf Gäste.

Das Brandenburger Tor ragt vor uns auf. ein Gebäude, das eng mit der Deutschen und der Berliner Geschichte verbunden ist. Auf Anweisung der preußischen Königs Friedrich Wilhelm ii. wurde das Tor von 1788 bis 1791 nach den plänen von carl Gotthard Langhans errichtet. es ist 26 m hoch, 65,5 m breit und 11 m tief und ist gekrönt von der siegesgöttin Viktoria, die ihren von vier pfer-den gezogenen Wagen in die stadt lenkt.

Auf der rückseite des Tores stehen wir auf dem „platz des 18. März“. Das Datum erinnert an die Märzrevolution von 1848 und an die ersten freien Volkskammerwah-len der Bewohner der DDr im Jahre 1990.

Bis zum „holocaust-Mahnmal“ des New Yorker Architekten peter eisenman sind es nur ein paar schritte. Auf einer Fläche von 19.000 qm wurden 2.711 unterschiedlich hohe stelen aus Beton errichtet. „Ausmaß und Maßstab des holocaust machen jeden Versuch, ihn mit traditionellen Mitteln zu repräsentieren, zu einem aussichtslosen unterfangen“, sagte eisenman 1998. Der platz ist begehbar und die Besucher be-geben sich dabei in einen irrgarten. Kinder laufen zwischen den stelen oder klettern darauf herum, was nicht gestattet ist.

Die Fantasie der Menschen ist unbe-grenzt kreativ, wenn es darum geht, ihren

Ein Spaziergang durch BerlinOstern zu verreisen ist meist ein Risiko. Das Wetter ist oft unbeständig, kalt und nass. In diesem Jahr hatten wir Glück. In Berlin schien vier Tage die Sonne. Zwei Millionen Besucher sind in der Stadt gewesen.

Lebensunterhalt zu verdienen. Auf einem Fahrrad, das die Boten der post zum Trans-port von Briefen und kleinen paketen be-nutzen, hat ein junger Mann zwei pyrami-den von salz- und Käsebrezeln aufgebaut, zwei große Kästen Wasser hängen an der seite und auf dem hinteren Gepäckträger schlummert eine große Kaffeekanne unter einer Decke. er selbst thront auf dem sat-tel inmitten seines Angebots, wartet auf Kundschaft und vertreibt sich die Zeit, in-dem er sein „ipad“ traktiert.

An repräsentativen Botschaftsgebäu-den und Ministerien vorbei suchen wir den

„Gendarmenmarkt“. Zwischen dem Franzö-sischen Dom rechts und dem Deutschen Dom links steht das heutige Berliner Kon-zerthaus. es wurde nach den plänen von Karl Friedrich schinkel 1821 als Königliches schauspielhaus anstelle eines Vorgänger-baus fertiggestellt. Das hauseigene café lädt zu einem Besuch ein.

Die sonne ist mild und angenehm warm. Auf den wenigen Bänken, die auf dem Gen-darmenmarkt stehen, sitzen Touristen, ruhen sich aus und reden miteinander. ein Gitter umgibt das schillerdenkmal vor dem Kon-zerthaus und daneben hat ein student sei-nen rucksack aufgestellt, aus dessen Falten sich ein ganzes orchester Gehör verschafft. An passender stelle nimmt der Musiker eine posaune an die Lippen und spielt seinen part in der hoffnung, es möge jemand ein Geld-stück in den aufgestellten hut werfen.

Über den „Werderschen Markt“ am Außenministerium vorbei erreichen wir den „schlossplatz“. Das ehemalige staats-ratsgebäude der DDr sieht verlassen aus. Auf dem schlossplatz steht der rohbau des „Berliner stadtschlosses“. Das original

24 ein spaziergang durch Berlin erwin Bausdorf

Erwin BausdorfText & Fotos:

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küchEngEschichtEn 2525Butter leicht an. Dann schneide ich eine mittelgroße Zwiebel sehr klein und gebe sie zu den hähnchenstreifen. Kurz unter rühren weiterbraten. Abgelöscht wird das Ganze dann mit einer kleinen Tetrapackung Kokosmilch. etwas salzen und eine Messerspitze Brühwürfelpulver hinzufügen und noch etwas köcheln lassen. Wer Kokosmilch mag, findet diese speise super!

hier noch ein Gericht, das man gut vorbereiten kann, wenn Freunde zum essen kommen: portugiesisches Huhn (für 4 personen)ein etwa 1 ½ kg schweres huhn, ½ Tasse Butter, 2 esslöffel olivenöl, 4 Tomaten halbiert, ½ Tasse grüne oliven, ½ Tasse kleine cham-pignonköpfe, 1 Tasse herber Weißwein, 1 große Zwiebel gehackt,1 zerdrückte Knoblauchzehe, 2 rote paprika in Vierecke geschnit-ten, ½ Tasse frische sahne, etwas gehackte petersilie, salz, pfeffer.Das huhn in 6 bis 8 portionen zerlegen, die haut der Teile abzie-hen. Den rest, die ‚carcasse‘, setze ich mit etwas Wasser, Zwiebel, Lorbeerblatt und Nelke zum Auskochen auf. Die Teile in heißem Öl und Butter von allen seiten anbraten. salzen und pfeffern. sämtli-che Zutaten, außer sahne, beifügen. Mit der hühnerbouillon ab-löschen und ca. eine stunde zugedeckt schmoren lassen. Kurz vor dem servieren die sahne beifügen. passt gut zu trocke-nem reis.Komplimente der Gäste dürfen mit sicherheit erwar-tet werden!

kÜCHEnGESCHiCHTEn

so versuchte ich, ihr spontan am Telefon den Teig zu schildern, wobei ich als langjährige hausfrau schwierigkeiten hatte, genaue Maßeinheiten anzugeben. ich hatte sonst einfach Mehl, eier und salz nach Gutdünken vermischt. Aber nun ging es um genaue Mengenangaben. und dann das pressen ins kochende Wasser, das herausschöpfen zum Abschrecken und, und, und. sie können sich vorstellen, das war ein längeres Gespräch! Wie ich dann eine Woche später erfuhr, war die schwäbische spezialität gelungen und Tochter und Freundin zufrieden!

und irgendwann hatte ich dann die idee, in einem sammel-bändchen gewisse rezepte meiner Mutter, meiner Großmutter oder auch Kuchenrezepte von Freundinnen für die ‚Nachwelt‘ festzuhalten: für die enkel, vielleicht sogar urenkel. und beim schreiben fielen mir gewisse erlebnisse im Zusammenhang mit den Gerichten ein, die in meiner erinnerung geblieben sind. etwa der erbitterte streit meiner Mutter mit einer Kochhilfe über die richtige Zubereitung einer echten krossen Weihnachtsgans. eine Auseinandersetzung, die am ende nicht nur die Gans, sondern auch uns die ganze Vorweihnachtsstimmung verdorben hatte! Auch diese kleinen episoden sollten das Büchlein auflockern.

und da es im Aufruf des senio Magazins für Beiträge heißt, man könne auch Kochrezepte einsenden, möchte ich zum Abschluss zwei einfache rezepte notieren. Das erste habe ich selbst kreiert und immer mal gerne zubereitet:

Hähnchen in kokosmilch (für etwa 3 personen)ich schneide das Fleisch von einer hähnchenbrust in finger-

lange und -dicke stücke. Diese wälze ich in Mehl und brate sie in

Rezepte weitergeben macht FreudeVor einigen Monaten erhielt ich einen ‚dringenden‘ Anruf meiner Tochter aus den USA: „Mami, sag mal kurz, wie macht man Schwäbische Spätzle?“ Anscheinend war eine deutsche Freundin bei ihr zu Besuch, der sie gerne Spätzle servieren wollte.

Verena von Asten

Verena von Asten

Bild: Rainer Sturm/pixelio.de

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26 schwEdEnrätsel

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vOrBEugung & gEsundhEit 27

VORbEUGUnG & GESUnDHEiT 27 Alt werden, gesund bleiben - Die richtige Lebenseinstellung Folge 5 hartmut Kleis

• Der schlafraum sollte abgedunkelt sein, da dann eine verstärkte Bildung des schlaf-hormons Melatonin einsetzt, das für den erholungsfaktor des schlafes mitverant-wortlich ist.• Netzfreischalter, die sämtliche stromlei-tungen in schlafzimmern abschalten, kön-nen gegen spannungsfelder (220 V-elek-troleitungen) evtl. Abhilfe bringen und elektrosmog mindern. unter der schlafstelle sich kreuzende Wasseradern können durch Wechsel des schlafplatzes erkannt werden.• schlafen in rückenlage auf einer härte-ren Matratze ist anzustreben, weil Muskeln, sehnen und Bänder gedehnt werden. Die Vitalkapazität wird durch Dehnung der Lunge erhöht.• Das Abendessen soll möglichst frei von salz, Zucker, Kaffee, schwarzem Tee, schar-fen Gewürzen, Alkohol etc. sein, damit das entgiftungsorgan Leber nicht auf hochtou-ren arbeiten muss und der reorganisations-lauf des Körpers einsetzen kann. • Weniger vor dem schlafen trinken, da-mit man zum Wasserlassen nicht aufstehen und das Licht nicht unbedingt anmachen muss und so die Melatoninproduktion nicht unterbricht.• Gegen einschlafprobleme helfen auch Gehirnjogging, z.B. schwierige, ermüden-de Kreuzworträtsel, und leichter sport, der nicht aufputscht.Fazit: Wir können unser Le-bensalter positiv beeinflussen!

Folgende Theorien des älterwerdens entwickelt er daraus:

blutdruckeine wichtige Voraussetzung für Gesund-heit im Alter ist der normale Blutdruck um 120/80: ein Zeichen, dass die Gefäße frei von Ablagerungen sind und das herz sich nicht übermäßig anstrengen muss. Größte erfolgsaussichten sind bei einer Lebensstil-änderung zu erwarten: gesunde Vitalkost, Ausdauertraining und Gewichtsreduktion.

körperhaltungeine gerade Körperhaltung mit den schul-tern nach hinten führt zu einer Vergröße-rung des Lungenvolumens, der erweite-rung der Bronchien und damit zu besserer Atmung und besserer sauerstoffversor-gung der Zellen.

Frische luftDer Mensch braucht zu seiner Gesunder-haltung 10 cbm reine Frischluft (Waldes-luft) in der stunde. im Wohn- und Arbeits-bereich rechnen hygieniker mit 30 cbm Frischluft in der stunde, bedingt durch die emissionen der umgebenden Baumateri-alien. Meist findet keine Frischluftzufuhr statt, so dass man sein eigenes Kohlendi-oxid wieder einatmet. schädlich wird es nachts, wenn man die Fenster geschlos-sen hat: Man lebt in einer krankmachen-den sauerstoffunterversorgung.

Manfred Bruer zeigt in seinem Buch „Alt werden – gesund bleiben“, wes-halb bestimmte Menschen oder Volks-gruppen überdurchschnittlich alt ge-worden sind.

Weicher GangDas übliche Lederschuhwerk ohne „Fede-rung“ ist für unseren stützapparat nicht ide-al. Gedämpfte city-schuhe der sportschuh-hersteller sind für uns besonders geeignet.

TageslichtTageslicht entfaltet im menschlichen Kör-per eine reihe von positiven Wirkungen:• Die Vitamin-produktion wird angeregt. Vitamin D aktiviert die immunabwehr und ist notwendig für den einbau von calcium.• es reduziert die stresshormone.• es regt die serotoninbildung an (Wohl- fühlhormon).• es stoppt die produktion des schlafhor-mons Melatonin.Sinnvolles Ziel: Eine Stunde Tageslicht pro Tag!

SchlafDer schlaf ist der einzige Weg des energie-Zugewinns. ohne ausreichenden schlaf re-generieren wir zu wenig und altern schnel-ler. Faktoren für einen ausreichenden und tiefen schlaf sind:• Das Abendessen sollte frühzeitig einge-nommen werden, damit der stoffwechsel nicht mehr auf hochtouren arbeitet und das Betriebssystem auf regeneration und auf schlafbereitschaft, ruhe und erholung umschalten kann.

Hartmut KleisApotheker

Alt werden, gesund bleiben - Die richtige Lebenseinstellung Folge 5

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Überforderte AugenÜberanstrengte Augen gehören schon fast zum Alltag. häufig sind die in Bürojobs üb-lichen langen Arbeitszeiten am Bildschirm Auslöser.Das Auge muss bei der Bildschirmarbeit permanent starke Kontraste und hellig-keitsunterschiede ausgleichen. Zudem re-duziert sich das Blinzeln am Bildschirm von etwa 22 auf 7 Mal pro Minute. Beides kann zu Überlastung und ermüdungserschei-nungen der Augen führen. Die Folgen sind häufig ein Druck- und schweregefühl oder eine leichte rötung des Augenlids.Aber auch privat starren heute viele Men-

schen stundenlang auf Tablets, handys, pc-Monitore und Fernseher - und selbst ohne Bildschirm kann man die Augen überan-strengen: bei langen Autofahrten oder schlicht durch schlafmangel. in der dunk-len Jahreszeit kommt oft ein Übermaß an künstlichem Licht hinzu, das ebenfalls ei-nen stressfaktor für die sehorgane darstellt.

Fünf Tipps zur Entlastung der Augen

•sorgen sie für ausreichend Licht am Arbeitsplatz und eine gleichmäßige Ausleuchtung der Arbeitsfläche.

•Vermeiden sie schnelle Nah-Fern-Blickwechsel bei der Arbeit.

•Lassen sie bei langer Bildschirmarbeit die Augen alle zehn Minuten in die Ferne schweifen.

•Führen sie zwischendurch Augenübungen durch - z.B. Blinzeln, Augenrollen, Aufreißen der Augen oder Zukneifen der Augenlider.

•Tragen sie Kontaktlinsen und Brille nach Möglichkeit tageweise im Wechsel.

Bild: djd/EyeMedica/Rido/Shutterstock

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BittE LächELn 29

„Begleitest du mich zum Bus?“, fragt Tante elfrie-de ihren Neffen Thomas. „Nein, das geht nicht“, antwortet der. „sobald du weg bist, schneidet Mama den Kuchen an.“

eingesandt von K. Rieger

biTTE läCHEln

„ich würde gern einmal nach Venedig fah-ren“, meint Frau Kreuzkümmel zu ihrem Mann. Der antwortet: „Guck in den Bildband, den ich dir zu Weihnachten geschenkt habe. Das ist billiger und ebenso schön.“ Dann will er wissen: „Was gibt es denn heute zu essen?“

– „Ach, lies im Kochbuch, seite 53.“

Mit dir geh‘ ich durch dick und dünn!

29 Mit dir geh‘ ich durch dick und dünn Gisela Brossel

Man sagt, wir leben total ungesundund dazu gäbe es auch so manchen Grund.Neuerdings werden sogar Salate unter die Lupe genommen,viel davon ist unter „Gesundheits-Kontrolle“ gekommen.Fleisch und Fisch sind Vegetariern und Veganern ein Graus,Butter, Käse, Eier und Sahne - am besten: lass‘ alles aus.Auch Bier oder Wein lass‘ lieber, wo‘s mal war,es könnte betrunken machen, das stimmt sogar. So bleibt nicht mehr viel übrig außer Brot und Reisoder sogar als Belohnung auch mal ein Eis?Genau dies ist total verboten, es darf nicht sein,es ist versehen mit Zucker und Farbstoff - „bio“ sagt nein.Verboten, da sehr ungesund, sind hundert Sachen, die, wenn wir ehrlich sind, uns doch viel Freude machen!Da bleibt nur eins: die Ruhe bewahren,mal kurz nachdenken und wir werden erfahren: Jeder braucht hin und wieder ein Stück vom Kuchen des Lebens,anders wäre ja die Zeit, wäre doch alles vergebens.Also nicht „panikieren“, die Hälfte von allem ist nicht zuviel,dies bedeutet: Einsicht und ein großer Schritt hin zum Ziel.

Fit oder fett? Gisela Brossel

Die kleine emmi möchte schlankheitspillen kaufen. Der Apotheker fragt: „sind die für deine Mutter?“ – „Nein, für mein Kaninchen. Meine Mutter sagt, wenn es fett genug ist, wird es ostern geschlachtet.“

erwin gerät beim Frühlingsspaziergang mit seiner Frau ganz aus dem häuschen: „hast du gesehen, wie mich das hübsche Mädchen da vorne angelächelt hat?“ seine Frau winkt ab:

„Ach, schatz, mach dir nichts draus. ich muss-te auch lachen, als ich dich das erste Mal ge-sehen habe.“

„Mein Mann redet ständig im schlaf. Was kann ich dagegen tun, herr Doktor?“ – „Lassen sie ihn doch einfach tagsüber häufiger zu Wort kommen, Frau radziwill ...“

herr Grützke bringt seinen sohn peter zur Kinder-arztpraxis. herr Grützke fragt: „hast du denn auch eine frische unterhose an?“ - „Ja, klar“, erwidert peter. „schon lange.“

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Bild: I.Friedrich/pixelio.deBild: FotoHiero/pixelio.de

Bild: Jörg Brinckheger/pixelio.de

Kurz vor dem Geburtstag seiner Frau fährt Max in die stadt und geht in ein großes Textilgeschäft. „ich möchte ein Kleid für mei-ne Frau.“ – „Welche Größe?“ – „egal!“ – „Welche Farbe?“ – „Auch egal!“ – „Aber sie müssen doch irgendeine Vorstellung haben!“ – „Wozu?“, fragt Max. „sie tauscht es doch eh um.“

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gEsELLschaFtsspiELE30

GESEllSCHAFTSSpiElE

Dem Menschen angeboren scheint der Drang zu sein, Neuland zu entdecken. Wie sonst sind die vielen expeditionen in das unbekannte zu erklären? Warum zieht es Jahr für Jahr Millionen Menschen zum urlaub in die Ferne? Wieso haben reise-magazine im Fernsehen so eine hohe

Landnahme einschaltquote? Der Mensch ist neugierig. er will wissen, wie es hinter dem horizont aussieht. und vielleicht kommt auch daher die Tendenz zu erwarten, dass in der Frem-de alles besser ist. Was im wirklichen Leben passiert, findet sein spiegelbild im spiel. so war „reise um die erde“ das erste Brettspiel, das der bekannte Verlag ravensburger 1884 veröffentlichte. ich stelle ihnen hier

30 Landnahme Berthold heß

karubaJeder spieler führt eine expedition durch den Dschungel. Auf engen Wegen geht es zu einsamen Tempeln mit uralten schätzen. Auch am Wegesrand finden sich Gold und edelsteine. Wer die meisten schätze sam-melt, gewinnt. Die Ausgangssituation ist für alle spieler gleich. Jeder hat seinen ei-genen spielplan. Am rand stehen vier For-scher und vier zugehörige Tempel. Die For-scher müssen ihre Tempel möglichst schnell erreichen, um die wertvolleren schätze zu gewinnen. Das Brett ist zunächst leer. Je-der hat den gleichen satz plättchen, die ver-schiedene Wege zeigen. ein zufälliges plätt-chen wird aufgedeckt. Jeder platziert dieses plättchen beliebig auf seinem plan. Wie baut man den optimalen Weg, ohne zu wissen, welche plättchen wann kommen werden? Wer nicht legt, bewegt die Forscher, aber so entstehen Lücken im Wegenetz. „Karu-ba“ ist ein einfaches, aber sehr feines und spannendes Legespiel.

CelestiaWackere Abenteurer reisen mit einem Luft-schiff, um die sagenhaften städte celestias zu erforschen. einer wird Kapitän des Ge-fährts und würfelt, welche Gefahren auf der reise zur nächsten stadt drohen. Dann entscheidet jeder, ob er mitreist oder doch lieber aussteigt und einen schatz kassiert. Verfügt der Kapitän über die passenden Karten, geht die reise weiter, sonst beginnt die reise von vorn. Je weiter das Luftschiff in die unerforschten Weiten celestias vor-dringt, umso gefährlich wird die reise, aber auch die schätze werden viel wertvoller. si-chere, aber nicht so wertvolle schätze sam-meln oder voll ins risiko gehen, das ist die entscheidung. „celestia“ ist ein spannen-des spiel mit einfachsten regeln. Aber „ce-lestia“ ist auch ein kleines Kunstwerk. Als Luftschiff dient ein herrlich-skurriles 3D-Modell. Die fantastischen Grafiken voll lie-bevoller Details lassen einen regelrecht in die Welt eintauchen.

Viennaim Wien des 19. Jahrhunderts ist das im Grunde völlig abstrakte spiel thematisch angesiedelt. Jeder spieler hat fünf Wür-fel zur Verfügung, die er auf diversen Ge-bäuden in Wien optimal platzieren will. Dadurch gewinnt man Vorteile, wie die Gunst wichtiger personen, siegpunk-te oder Zusatzwürfel. um ein oder zwei Würfel zu setzen, muss das ergebnis ge-nau der Zahl im Gebäude entsprechen. Dumm nur, wenn ein Konkurrent sich hier schon breit gemacht hat. so muss man genau abwägen, welche Gebäude einem wertvoll genug erscheinen und welche man ignoriert. Dazu gibt es einige takti-sche optionen, die das spiel spannend machen. „Vienna“ besteht aus einer ge-lungenen Mischung von Taktik und Wür-felglück. es fordert heraus, aber die spiel-dauer ist kurz genug, so dass eine partie leicht und locker entspannend bleibt.

Berthold Heß

drei aktuelle spiele vor, mit denen sie zu hause neue Welten entdecken können. ob sie das Wien im 19. Jahrhundert kennen-lernen, den unheimlichen Dschungel oder die fantastische Welt celestia, diese spiele machen spaß.

Karuba von Rüdiger Dorn,

2 - 4 Pers. ab 8 J.,

ca. 40 Min., Haba Spiele,

ca. 30 €

Celestia von Aaron

Weissblum, 2 - 6 Pers.

ab 8 J., ca. 30 Min.,

Blam Games, ca. 25 €

Vienna von J. Schmidauer-

König, 3 - 5 Pers.,

ab 10 J., ca. 40 Min.,

Schmidt Spiele, ca. 27 €

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Rechtliche Hinweise

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Der durchgeschüttelte WitzDie Rentnerin bittet ihre junge, attrak-tive Nachbarin: „Können Sie sich heute vielleicht auf der Terrasse sonnen? Es wird höchste Zeit, dass mein Mann mal wieder den Rasen mäht.“

zahlen verschieben6 81 4 56 5 6 36 169 72 6 49 10 12 32 24

12 63 8 42 15 18 28 3215 54 10 35 20 24 24 4018 45 12 28 25 30 20 4821 36 14 21 30 36 16 5624 27 16 14 35 42 12 6427 18 18 7 40 48 8 72

zahlendreieck 4/, 11, 7, /6/, 8, 9, /5/, 3, 16 und dann wieder die /4/

RechenspielLösung: 3. Zwei alternie-rende Folgen: 2 4 6 8 und 9 7 5 3; dazwischen je-weils die Null.

Wortverwand-lungen

J a c k eH a c k eH a r k eM a r k eB a r k eB i r k e

Magisches Quadrat

14 16 5 22 8

2 23 9 11 20

6 15 17 3 24

18 4 21 10 12

25 7 13 19 1

zahlensuche Die Zahl im markierten Kästchen ist im-mer die Multiplikation der beiden angren-zenden äußeren Zahlen, also hier 12.

Streichholz- Rätsel

Durch geschüttelte Wörter1. Aperitif2. Dompfaff3. Raffzahn

4. Abendrot5. Reederei6. Hausboot

7. Aquarium8. Paranoia

zahlenfelder (GeometrAufg-270L) A = 1; B = 2; C = 3; D = 4; E=5; F=6.

4

5

5 2

1 1

5 4

6 3

3 x 6 Rechteck In den einzelnen Dreierkombinationen gibt es nach dem Einmaleins eine Zahl. In der ersten Dreierkombination ist es die 2, in der zweiten die 3, dann 4, anschließend 5 und als letzte 6. Also muss in der leeren Spalte die Dreierkombination sein, deren Zahl Vielfache von sieben sind. Lösung c ist richtig.

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