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Einleitung Fachkaufleute für Einkauf und Logistik erhalten ihre Qualifikation durch mehrjährige einschlägige Tätigkeiten in Einkauf und Logistik und durch eine umfangreiche Weiter- bildungsmaßnahme, mit der sie ihre Kenntnisse in Einkauf und Logistik erweitert und vertieft haben. Die grundlegende berufliche Erfahrung und die zusätzliche theoretische Weiterbildung, die mit einer Prüfung abschließt, soll die Fachkaufleute für Einkauf und Logistik befähi- gen, folgende Aufgaben wahrzunehmen: 1. Planen, Steuern und Disponieren in Einkaufs- und Logistikprozessen 2. Einkaufsmarketing durchführen, Lieferantenbeziehungen gestalten, Verhandlungen führen sowie Verträge abschließen 3. Entwickeln und Umsetzen logistischer Konzepte einschließlich strategischer Analy- sen der logistischen Kette im Unternehmen 4. Mitarbeiter führen sowie Umsetzen des Team- und Projektmanagements 5. Realisieren des Controllings und Qualitätsmanagements in Einkauf und Logistik. Für die Zulassung zur Prüfung werden einschlägige berufliche Erfahrungen vorausge- setzt. Die Betonung der beruflichen Praxis als Zulassungsvoraussetzung zwingt zu einer an- gemessenen Berücksichtigung in der Prüfung. Es kann davon ausgegangen werden, dass in der Prüfung nicht – wenigstens nicht ausschließlich – die im Vorbereitungskurs erlernten theoretischen Kenntnisse oder Begriffe abgefragt werden. Die Prüflinge sol- len vielmehr nachweisen, dass ihre umfangreichen theoretischen Kenntnisse in der Praxis verankert sind. Struktur und Umfang der Prüfung Die VO sieht für die Prüfung folgende Struktur vor. Die Prüfung bezieht sich auf zwei Prüfungsteile: handlungsübergreifende (mit fünf Prüfungsbereichen) und handlungs- spezifische Qualifikationen (mit zwei Prüfungsbereichen); geprüft wird sowohl schrift- lich als auch mündlich. Der Prüfungsteil Handlungsübergreifende Qualifikationen umfasst folgende Prüfungsbereiche: 1. Einkaufspolitik und Einkaufsmarketing 2. Logistik und Logistikstrategien 3. Betriebswirtschaftliche Steuerung sowie Qualitätsmanagement in Einkauf und Lo- gistik 4. Rechtliche Gestaltung in Einkauf und Logistik 5. Personalführung, Team- und Projektmanagement

54873 Buch Die Prüfung der Fachkaufleute für Einkauf … · Wenn z. B. die Logistikkompetenz relativ gering, die Logistikattraktivität aber relativ hoch ist, wird die Ergänzung

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EinleitungFachkaufleute für Einkauf und Logistik erhalten ihre Qualifikation durch mehrjährige einschlägige Tätigkeiten in Einkauf und Logistik und durch eine umfangreiche Weiter-bildungsmaßnahme, mit der sie ihre Kenntnisse in Einkauf und Logistik erweitert und vertieft haben.

Die grundlegende berufliche Erfahrung und die zusätzliche theoretische Weiterbildung, die mit einer Prüfung abschließt, soll die Fachkaufleute für Einkauf und Logistik befähi-gen, folgende Aufgaben wahrzunehmen:

1. Planen, Steuern und Disponieren in Einkaufs- und Logistikprozessen

2. Einkaufsmarketing durchführen, Lieferantenbeziehungen gestalten, Verhandlungen führen sowie Verträge abschließen

3. Entwickeln und Umsetzen logistischer Konzepte einschließlich strategischer Analy-sen der logistischen Kette im Unternehmen

4. Mitarbeiter führen sowie Umsetzen des Team- und Projektmanagements

5. Realisieren des Controllings und Qualitätsmanagements in Einkauf und Logistik.

Für die Zulassung zur Prüfung werden einschlägige berufliche Erfahrungen vorausge-setzt.

Die Betonung der beruflichen Praxis als Zulassungsvoraussetzung zwingt zu einer an-gemessenen Berücksichtigung in der Prüfung. Es kann davon ausgegangen werden, dass in der Prüfung nicht – wenigstens nicht ausschließlich – die im Vorbereitungskurs erlernten theoretischen Kenntnisse oder Begriffe abgefragt werden. Die Prüflinge sol-len vielmehr nachweisen, dass ihre umfangreichen theoretischen Kenntnisse in der Praxis verankert sind.

Struktur und Umfang der Prüfung

Die VO sieht für die Prüfung folgende Struktur vor. Die Prüfung bezieht sich auf zwei Prüfungsteile: handlungsübergreifende (mit fünf Prüfungsbereichen) und handlungs-spezifische Qualifikationen (mit zwei Prüfungsbereichen); geprüft wird sowohl schrift-lich als auch mündlich.

Der Prüfungsteil Handlungsübergreifende Qualifikationen umfasst folgendePrüfungsbereiche:

1. Einkaufspolitik und Einkaufsmarketing2. Logistik und Logistikstrategien3. Betriebswirtschaftliche Steuerung sowie Qualitätsmanagement in Einkauf und Lo- gistik4. Rechtliche Gestaltung in Einkauf und Logistik5. Personalführung, Team- und Projektmanagement

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491.3 Einkaufsorganisation

10. Wie lässt sich der produktorientierte Organisationsaufbau des Einkaufs be-schreiben?

Die Produktorientierung der Organisation ermöglicht die Konzentration der Einkaufs-aktivitäten auf ein Produkt bzw. auf eine Produktgruppe, d. h. auf eine Sparte (vgl. Spartenorganisation). Jede Sparte wird für die Funktionen wie z. B. Einholung von An-geboten, Bestellung usw. zuständig. Eine Produktgruppe wird von einem Produktleiter (-direktor) oder von einem Produktmanager geleitet. Er ist u. a. verantwortlich für die Einkaufsaktivitäten in dem jeweiligen Bereich. Häufig bleiben Aufgaben, die in allen Produktgruppen anfallen, z. B. Lagerhaltung u. Ä., der Zentrale vorbehalten.

Die Ausführungen zur produktorientierten Einkaufsorganisation werden durch die fol-gende schematische Darstellung veranschaulicht. Dargestellt wird die dezentrale Be-schaffung von Werkstoffen und Betriebsmitteln.

Unternehmensleitung

LogistikEinkauf Marke-ting

AllgemeineVerwaltung

sonstige

Angeboteeinholen

Angebotevergleichen

Lieferantenauswählen

bestellen

sonstige

Werkstoffe Betriebsmittel

Angeboteeinholen

Angebotevergleichen

Lieferantenauswählen

bestellen

sonstige

Abb.: Produktorientierte Einkaufsorganisation

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98 2. Logistik und Logistikstrategien

06. Wie kann mithilfe einer Portfolio-Analyse ermittelt werden, welche Bedeu-tung die Logistikkompetenz für die Entwicklung von Logistikstrategien hat?

Mithilfe der Analyse wird der Umfang der Logistikkompetenz ermittelt und der Logi-stikattraktivität gegenübergestellt. Auf der Grundlage der Analyseergebnisse können Strategien entwickelt werden, die zum Gleichgewicht von Attraktivität und Kompetenz führen.

Das Ergebnis der Analyse kann in einer Neun-Felder-Matrix dargestellt werden.1)

07. Was wird mit den Begriff Logistikattraktivität bezeichnet?

Logistik wird von einem Unternehmen dann als attraktiv eingeschätzt, wenn es durch Logistikaktivitäten seine Wettbewerbsposition verbessern kann. Logistikattraktivität wird bestimmt durch die Möglichkeiten zur Senkung der Logistikkosten und zur Steige-rung und Differenzierung der Logistikleistungen.

08. Was wird mit den Begriff Logistikkompetenz bezeichnet?

Als Logistikkompetenz eines Unternehmens bezeichnet man seine Fähigkeit, ein Lo-gistikkonzept optimal zu planen und auszuführen. Die Logistikkompetenz drückt letzt-lich aus, dass ein Unternehmen durch seine logistischen Aktivitäten die richtigen Güter und Informationen im richtigen Umfang, in der richtigen Qualität, an den richtigen Or-ten, zu richtigen Zeit verfügbar machen kann.

09. Wie kann das Ergebnis einer Portfolio-Analyse von Logistikkompetenz und -attraktivität in einer Matrix erfasst werden?

Das Ergebnis einer Portfolio-Analyse von Logistikkompetenz und -attraktivität kann in einer Neun-Felder-Matrix dargestellt werden. Die Felder der Matrix geben das Maß der Übereinstimmung von Kompetenz und Attraktivität für bestimmte Geschäftsfelder an und weisen auf die Richtung der Strategieentwicklung hin.

Wenn z. B. die Logistikkompetenz relativ gering, die Logistikattraktivität aber relativ hoch ist, wird die Ergänzung von Logistikleistungen und Logistik-Know-how erforder-lich (z. B. durch Kauf). Wenn dagegen die Logistikkompetenz relativ hoch, die Logis-tikattraktivität aber relativ gering ist, wird die Verringerung von Logistikleistungen und Logistik-Know-how erforderlich (z. B. durch Verkauf).

Bei Übereinstimmung von Logistikattraktivität und -kompetenz besteht im Allgemeinen keine Notwendigkeit zu Veränderungen: Logistikattraktivität und -kompetenz sind im Gleichgewicht.

Die Ausführungen lassen sich durch die folgende Abbildung veranschaulichen. Der Pfeil stellt den Gleichgewichtspfad dar; er verbindet die Felder 7, 5 und 3, das sind die

1) in Anlehnung an: Kämpf, R., 2000

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180 3. Betriebswirtschaftliche Steuerung sowie Qualitätsmanagement

A B C D insgesamtVerkaufserlöse 1.000.000 900.000 800.000 500.000 3.200.000variable Kosten 500.000 550.000 600.000 490.000 2.140.000Deckungsbeitrag 500.000 350.000 200.000 10.000 1.060.000fixe Kosten 700.000Betriebsergebnis 360.000

10. Welche besonderen Kennzeichen weist die mehrstufige Deckungsbeitrags-rechnung auf und wie wird sie durchgeführt?

Die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung ermittelt nacheinander in mehreren Stu-fen die Beiträge zur Deckung der fixen Kosten der jeweils folgenden Stufen.

1. Stufe: Von den jeweiligen Verkaufserlösen der Produkte (bzw. Produktarten) werden die variablen Kosten, die den Produkten direkt zuzurechnen sind, abgesetzt; es ergibt sich der Deckungsbeitrag I.

2. Stufe: Vom Deckungsbeitrag I werden die produkttypischen fixen Kosten abgezo-gen, das sind z. B. die Abschreibungen von Maschinen, die lediglich zur Herstellung des jeweiligen Produkts genutzt werden; daraus ergibt sich der Deckungsbeitrag II.

3. Stufe: Vom Deckungsbeitrag II werden die fixen Kosten abgezogen, die für eine Pro-duktgruppe anfallen; in einer Produktgruppe sind gleichartige Produkte zusammen-gefasst, die z. B. zumindest teilweise mit gleichen Maschinen in der gleichen Anlage hergestellt werden; produkttypische fixe Kosten können z. B. die entsprechenden Ab-schreibungen sein. Es ergibt sich der Deckungsbeitrag III.

4. Stufe: In den Unternehmensbereichen fallen typische feste Kosten an, die den Pro-duktgruppen zugerechnet werden können. Das können z. B. Kosten für gemeinsam genutzte Transporteinrichtungen, für Werbung u. Ä. sein. Durch Abzug der bereichs-typischen Kosten vom Deckungsbeitrag III ergibt sich der Deckungsbeitrag IV oder – wenn keine weiteren unternehmenstypischen fixen Kosten mehr anfallen – das Be-triebsergebnis.

Das folgende Beispiel soll die Ausführungen veranschaulichen. Angenommen werden zwei Unternehmensbereiche, drei Produktgruppen und vier Produkte (Produktarten). Die angenom-men Zahlenwerte entsprechen denen des Beispiels aus Frage 09.

Unternehmensbereiche U I U II insgesamtProduktgruppen 1 2 3Produkte A B C DVerkaufserlöse 1.000.000 900.000 800.000 500.000 3.200.000variable Kosten 500.000 550.000 600.000 490.000 2.140.000Deckungsbeitrag I 500.000 350.000 200.000 10.000 1.060.000produktfixe Kosten 125.000 100.000 75.000 50.000 350.000Deckungsbeitrag II 375.000 250.000 125.000 - 40.000 710.000

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266 4. Rechtliche Gestaltung in Einkauf und Logistik

07. Wann erlischt ein Schuldverhältnis?

Ein Schuldverhältnis erlischt, wenn der Schuldner dem Gläubiger die geschuldete Leistung erbracht hat. Ein Schuldverhältnis erlischt auch, wenn der Gläubiger dem Schuldner die Leistung durch Vertrag erlässt.

08. Welche Wirkung hat eine Aufrechnung?

Ein Schuldverhältnis kann auch durch Aufrechnung beendet werden. Eine Aufrech-nung nach § 389 BGB liegt vor, wenn eine Vertragspartei Forderungen gegen die an-dere mit gleichartigen Forderungen der anderen Partei aufrechnet. Die aufrechnende Partei muss der anderen eine entsprechende Erklärung abgeben.

4.3.1.2 Arten der Leistungsstörungen

01. Was sind Leistungsstörungen?

Das BGB zählt folgende Leistungsstörungen auf.

• Ausschluss der Leistungspflicht durch Unmöglichkeit der Leistung• Verzögerung der Leistung (Verzug)• Verletzung vorvertraglicher Pflichten (culpa in contrahendo)• Verletzung vertraglicher Pflichten (positive Vertragsverletzung).

02. Wodurch unterscheiden sich die Nebenpflichten von den Hauptpflichten?

Hauptpflichten beziehen sich auf den eigentlichen Vertragsgegenstand. Nebenpflich-ten ergänzen die Hauptpflichten. Nebenpflichten in einem Kaufvertrag können z. B. Beratung, Montage, Mitlieferung einer brauchbaren Montageanleitung u. Ä. sein.

4.3.2 Unmöglichkeit der Leistung

01. Welche Folge hat die Unmöglichkeit einer Leistung?

Die Unmöglichkeit einer Leistung führt zum Ausschluss der Leistungspflicht. Der An-spruch des Gläubigers auf Leistung ist ausgeschlossen, soweit diese für den Schuld-ner oder für jedermann unmöglich ist (§ 275 Abs. 11 BGB). Unmöglichkeit liegt also dann vor, wenn die Leistung für den Schuldner oder jedermann unmöglich ist.

Beispiele bei Kaufvertrag: Die Übereignung durch den Verkäufer ist nicht möglich, weil ihm die Sache nicht gehört. Die Übergabe einer Sache wäre für jedermann unmöglich, wenn sie vor der Übergabe verbrennt.

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3015.2 Moderation und Präsentation

5.2 Moderation und Präsentation

5.2.1 Moderation

01. Was ist Moderation?

Es ist üblich, mit Moderation die Gesprächsführung in Fachgesprächen, Konferenzen, Qualitätszirkeln u. dgl. zu bezeichnen. Das Wort leitet sich vom lateinischen „modera-tio“ ab, das man einerseits mit Lenkung oder Leitung, andererseits aber mit Mäßigung, Selbstbeherrschung übersetzen kann. Diese Begriffsdeutung weist auf den Moderator hin; der Moderator soll das Gespräch leiten, aber sich in Meinungsäußerung zu den Gesprächsinhalten mäßigen, sich zurückhalten.

02. Welche Aufgaben hat der Moderator?

Aufgabe des Moderators ist die Moderation, die Gesprächsleitung in einer Gruppe, mit Anwendung bestimmter Arbeitstechniken oder Methoden (Moderationstechniken). Die Gruppe sollte höchstens zehn bis zwölf Mitglieder umfassen. (Empfehlenswert ist die Zusammenarbeit des Moderators mit einem Co-Moderator.)

Der Moderator ist methodischer Helfer bei der Erreichung eines Ziels bzw. bei der Lösung eines Problems; er darf nicht als Experte für den Inhalt des Gesprächs in Er-scheinung treten. Das zwingt ihn zu einem bestimmten Verhalten während der Mode-ration: Er muss seine eigene Meinung und seine Ziele zurückhalten und darf Teilneh-meräußerungen nicht bewerten. Seine Aufgaben lassen sich folgendermaßen umschreiben:

• Schaffung und Erhaltung eines guten Gruppenklimas, Beseitigung von Störungen, Beilegung von Konflikten u. Ä.

• Erschließung der Frage- und Problemstellungen durch angemessene Darstellung• Aktivierung der Gruppe durch Fragen• Strukturierung von Beiträgen der Gruppenmitglieder• Visualisierung von Arbeitsergebnissen u. dgl.• Anwendung von Moderationstechniken• Zusammenfassungen.

03. Welche Aspekte sollte die Moderationsvorbereitung berücksichtigen?

Bei der Vorbereitung der Moderation sollten u. a. die folgenden Aspekte berücksichtigt werden:

• Die Thematik des anstehenden Gesprächs• der Ablauf der Moderation (Moderationsplan)• Visualisierungsmöglichkeiten• Rahmenbedingungen, z. B. Zeitpunkt, Zeitrahmen, Ort, Raum• benötigte Medien.

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3756.3 Preis- und Wertanalyse

• evtl. Vernichtung von Abfällen

• Verkauf weiter verwertbarer Abfälle, Einholung von Angeboten von Entsorgungsbe-trieben, Verhandlungen mit Entsorgungsbetrieben, Vertragsabschlüsse

• Abtransport der Abfälle, Sicherstellung der Transportlogistik.

6.3 Preis- und Wertanalyse

6.3.1 Wertanalyse

01. Was ist eine Wertanalyse, und welche Ziele werden mit der Wertanalyse ver-folgt?

Eine Wertanalyse ist eine Funktionskostenanalyse. Die Funktionen eines Objekts, z. B. eines Produkts oder einer Dienstleistung, werden systematisch, d. h. nach einem Arbeitsplan, von einem Team analysiert; die Analyse betrifft das Objekt in seiner Ge-samtheit und in seinen Bestandteilen.

Ziele der Wertanalyse ist, alle Kosten, die für die Funktionen oder den Wert des Ob-jekts nicht erforderlich sind, zu erkennen und abzubauen.

Beispiel: In einem Unternehmen sollen die Verpackungskosten für ein Haushaltsgerät gesenkt werden. Ein Team analysiert die Funktionen der Verpackung im Hinblick auf Kostensenkungs-potenziale. Dabei wird u. a. festgestellt, dass die Verpackungsfunktionen, Schutz des Pro-dukts, Präsentation und Verkaufsförderung im Handel usw. mit einer Kostenreduzierung zu erreichen sind; dazu müssten u. a. folgende Maßnahmen ergriffen werden:

• Verkleinerung der Umverpackung bei geringfügiger Produktänderung

• Verkürzung der Klebelaschen

• Ersatz der Produktstützen in der Verpackung und der zusätzlichen Umhüllung des Gerätes mit Folie durch Schaumstoffflocken

• Verzicht auf farbigen Aufdruck u. Ä.

02. Was ist typisch für wertanalytisches Arbeiten?

Wertanalytisches Arbeiten beruht u. a. auf folgenden typischen Grundlagen.

• Betrachtung der Funktionen eines Objektes• Denken in Funktionen• Wertbestimmung der Funktionen• systematisches zielorientiertes Arbeiten zur Kostenminimierung und Werterhöhung• kooperative Teamarbeit• ständige (selbstlose) Suche nach besseren Lösungen.

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4176.4 Einkaufsverhandlungen

3. Er zahlt den Leiharbeitnehmern den Nettolohn (Lohn- und Kirchensteuer sowie So-zialabgaben führt er ab).

4. Der Verleiher und der Entleiher schließen einen Vertrag zur Arbeitnehmerüberlas-sung ab.

5. Der Verleiher überlässt dem Entleiher den oder die Arbeitnehmer, dafür erhält er eine Leihgebühr.

6. Der Entleiher erhält ein auf Arbeitsanweisungen begrenztes Direktionsrecht.

7. Leiharbeitnehmer sind zur Arbeitsleistung gegenüber dem Entleiher verpflichtet.

8. Der Entleiher übernimmt die Fürsorgepflicht gegenüber den Leiharbeitnehmern.

Der Vorgang der Arbeitnehmerüberlassung lässt sich durch folgende schematische Darstellung verdeutlichen:

Verleiher Leiharbeit-nehmer

Entleiher

Arbeitnehmerüberlassungsvertrag

AN-Überlassung

Entgeltleistung (Leihgebühr)

Arbeitsvertrag

Direktionsrecht

Nettolohn

Arbeitsanweisung

Arbeitsleistung

Abb.: Arbeitnehmerüberlassung

10 Welche Vorteile hat ein Unternehmen durch den Einsatz von Leiharbeit-nehmern?

Der Einsatz von Leiharbeitnehmern kann u. a. folgende Vorteile haben.

• Der Ausfall eigener Arbeitnehmer durch Krankheit Urlaub usw. kann kurzfristig über-brückt werden.

• Der vorübergehende Bedarf an Arbeitskräften bei hohen Auftragsmengen kann aus-geglichen werden.

• Das Risiko von Fehleinstellungen entfällt weitgehend.

• Auseinandersetzungen bei Beendigung von Beschäftigungsverhältnissen werden vermieden.

54873 Buch Die Prufung der Fachkaufleute fur Einkauf - Vry.indb 417 19.03.13 11:53

492 7. Logistik

02. Wodurch unterscheiden sich Wiederverwertung und Weiterverwertung?

Bei einer Wiederverwertung wird der Abfall aufbereitet und dann wieder als Rohstoff genutzt. Zum Beispiel Verpackungsmaterial aus Pappe und Papier wird als Altpapier für die Herstellung von Papierprodukten verwendet, mangelhafte Werkstücke werden als Schrott eingeschmolzen und als Material für die Produktion wiederverwendet.

Bei einer Weiterverwertung wird der Abfall nicht in den ursprünglichen Produktions-prozess zurückgeführt, sondern in einen anderen eingebracht. Verpackungsmaterial z. B. wird in Heizungen zur Herstellung von Wärme weiterverwendet.

03. Wodurch unterscheiden sich Wiederverwendung und Weiterverwendung?

Bei einer Wiederverwendung wird der Abfall wieder seinem ursprünglichen Verwen-dungszweck zugeführt, z. B. Getränkeflaschen werden als Pfandflaschen zurückgege-ben und vom Hersteller für die Abfüllung von Getränken wieder verwendet. Bei einer Weiterverwendung wird der Abfall für einen weitergehenden Zweck verwendet, z. B. das Senfglas wird im Haushalt als Trinkglas benutzt.

04. Was umfasst die Beseitigung von Abfällen?

Die Beseitigung von Abfällen umfasst

• die Abfallablagerung auf einer Deponie• die Abfallvernichtung, z. B. durch Verbrennen• die Abfalldiffusion, z. B. durch gleichmäßige Verteilung von Abfällen in Umweltmedi-

en (Emission).

05. Welche Abfallhierarchie sieht das Kreislaufwirtschaftsgesetz vor?

Das Kreislaufwirtschaftsgesetz gibt für die Rangfolge der Maßnahmen folgende Hie-rarchie vor:

1. Vermeidung2. Vorbereitung zur Wiederverwendung3. Recycling4. sonstige Verwertung5. Beseitigung.

06. Welche Bedeutung hat die Abfallhierarchie?

Die Abfallhierarchie gibt die Rangfolge der Maßnahmen vor. Nach § 6 Abs. 2 KrWG gilt dabei, dass die Maßnahme vorrangig durchgeführt wird, die Mensch und Umwelt bei der Erzeugung und Bewirtschaftung von Abfällen am besten schützt.

Die Verwertung von Abfällen hat Vorrang gegenüber der Beseitigung. Die Verwertung darf weder die Umwelt noch die Gesundheit der Menschen schaden. Das gilt insbe-

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530 7. Logistik

• Tourenplanung mit der Festlegung der Reihenfolge der anzufahrenden Auftrags-standorte

• Routenplanung mit der Festlegung der Verkehrswege

• Abrechnung

• Leergut- und Lademittelverwaltung

• Tracking und Tracing mit der Erhebung von Positionsdaten und Statusmeldungen

• Lagerverwaltung innerhalb der Transportkette

• Auswertung und Statistiken.

05. Welche logistische Bedeutung hat die computergestützte Tourenplanung?

Die Tourenplanung kann durch den Einsatz von Bordcomputern unterstützt werden. Die Bedeutung der Computerunterstützung zeigt sich in der Vorbereitung der Tour, in der Entlastung des Fahrers sowie in den Möglichkeiten zur Kontrolle und Steuerung.

06. Wie unterstützt die Computertechnik die Vorbereitung der Tour?

Die Vorbereitung der Tour umfasst folgende Aspekte:

• Tourenplanung unter Berücksichtigung von Empfänger- und Auftragsrestriktionen

• Erfassung der Tourendaten auf Datenmodul, das der Fahrer in den Bordcomputer einlegt.

07. Wie entlastet der Bordcomputer den Fahrer?

Die Entlastung des Fahrers durch den Bordcomputer zeigt sich in folgenden Bereichen:

• Der Bordcomputer (Displayanzeige) informiert den Fahrer über den Tourenverlauf, Lademengen, Anlieferungszeiten u. dgl. Die aufwändige Verwaltung von Tourendo-kumenten (z. B. Tourenlisten, Empfängerlisten) entfällt weitgehend.

• Wichtige Daten der Berichterstattung, z. B. Ankunfts- und Abfahrtszeiten, Warte-zeiten, werden in den Computer eingegeben, die aufwändige schriftliche Berichter-stattung entfällt weitgehend.

08. Wie unterstützt der Bordcomputer das Flottenmanagement?

Das Flottenmanagement kann die vom Bordcomputer erfassten Daten übernehmen und auswerten. Die Aufbereitung der Daten trägt zur Rationalisierung von Abrech-nungen und zur Steuerung der Tourenplanung bei.

54873 Buch Die Prufung der Fachkaufleute fur Einkauf - Vry.indb 530 19.03.13 11:53

581Portfolioanalyse

Nr. 2.6Prüfungsbereich 2. Logistik und LogistikstrategienQualifikationsschwerpunkt Ausgewählte Methoden zur strategischen Analy-

seThema der Aufgabe PortfolioanalyseTextbezug 2.2.2.1Lernzielstufe Fähigkeit (Können 1)Punkte 50

Die Ostholmer Mühlenwerke GmbH (OMW) hat mit einer Portfolioanalyse die Stärken und Schwächen ihrer vier Geschäftsfelder erfasst. Die Geschäftsfelder werden be-stimmt durch die Produktgruppen Weizenmehl Typ 405, grobes Mehl, Grieß, Backmi-schungen.

Die Analyse ergab folgende Ergebnisse.

Das Weizenmehl Typ 405 ist weiterhin der wichtigste Umsatzträger. Zwar wächst die Nachfrage nicht mehr wie bisher, ähnliche Probleme haben aber auch die Konkurrenz-produkte der Mitbewerber. Der relative Marktanteil ist deshalb nach wie vor hoch.

Die Nachfrage nach dem groben Mehl steigt; der Grund dafür ist die Änderung der Konsumgewohnheiten privater Haushalte infolge des gestiegenen Gesundheitsbe-wusstseins. Private Haushalte fragen vermehrt grobes Mehl oder mit grobem Mehl hergestellte Produkte nach. Die wichtigsten Mitbewerber haben den Trend frühzeitig erkannt und darauf mit Sortimentserweiterungen reagiert. Die OMW hat die Nach-haltigkeit des Trends falsch eingeschätzt und ist erst spät mit einem entsprechenden Produkt auf den Markt gekommen.

Auf dem Markt für Grieß hat sich die OMW das Segment „Grieß für Babynahrung“ erschlossen und andere Bereiche vernachlässigt. Grieß zur Herstellung von Babynah-rung wird zunehmend durch Fertignahrung in Gläsern u. Ä. substituiert. Die Nachfrage nach Grieß stagniert allgemein, die Nachfrage nach Grieß für die Babynahrung geht aber ganz erheblich zurück.

Backmischungen steigen in der Gunst des Publikums. Die OMW ist frühzeitig mit ent-sprechenden Produkten auf den Markt gekommen. Inzwischen haben die Mitbewerber zwar nachgezogen, die Konkurrenzprodukte konnten den Erfolg der OMW-Backmi-schungen jedoch nicht beeinträchtigen; die Nachfrage steigt weiter in einem erfreu-lichen Maß.

01. Stellen Sie die Analyseergebnisse in einer Portfolio-Matrix (Marktwachstum-Markt-anteil mit vier Feldern) dar. (20 Punkte)

02. Leiten Sie Ansätze für Logistikstrategien ab (in Stichworten). (30 Punkte)

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620 Prüfungsaufgaben

Nr. 6.1Prüfungsbereich 6. EinkaufQualifikationsschwerpunkt BeschaffungsmarktforschungThema der Aufgabe ABC-AnalyseTextbezug 6.1.2.2.5Lernzielstufe Fähigkeit (Können 1)Punkte 47

Für die Durchführung einer ABC-Analyse liegt Ihnen folgende Tabelle vor.

Artikel-Nr. Stück Preis je ME in €

1001 16 430,001002 950 4,401003 150 3,001004 490 1,401005 100 6,001006 85 8,001007 1.500 0,131008 1.800 0,101009 1.150 0,081010 4.000 0,03

01. Ermitteln Sie die Wertgruppen A, B und C. (27 Punkte)

02. Stellen Sie das Ergebnis in einer Konzentrationskurve dar. (10 Punkte)

03. Kennzeichnen Sie kurz die Bedeutung der ABC-Analyse für die Materialwirtschaft. (10 Punkte)

54873 Buch Die Prufung der Fachkaufleute fur Einkauf - Vry.indb 620 19.03.13 11:53

661Beschaffungslogistik

2.5 Beschaffungslogistik

01. Die Beschaffungslogistik ist im Unternehmen das erste Glied der Logistikkette. Sie verbindet den Beschaffungsmarkt über das Lager mit dem Verkauf. Sie plant Maßnahmen zur optimalen Gestaltung der Beschaffung und führt sie aus.

02. Das Ziel der Beschaffungslogistik in einem Handelsunternehmen ist eine Verfüg-barkeit der Waren in den Geschäftsstellen, die den Wünschen der Kunden ent-spricht. Dabei ist die Zusammenarbeit mit dem Warengruppenmanagement in den Geschäftsstellen wichtig. Regallücken sind zu vermeiden, die Ware muss ange-messen präsentiert werden können, die Ware muss zum Zeitpunkt des Kundenbe-darfs vorrätig sein usw.

03. Die Beschaffungslogistik hat u. a. folgende Aufgaben:• Organisation der Zuständigkeiten im Beschaffungsbereich. Definition der Kom-

petenzen usw.)

• Beschaffungsmarktforschung

• Ermittlung des Bedarfs

• Lieferantenpflege

• Lieferantenbeurteilung und Lieferantenauswahl

• Zeit-, Preis-, Mengenplanung der Beschaffung

• Wahl der Beschaffungswege (direkte und indirekte Beschaffung, Streckenge-schäft)

• Beschaffungsdurchführung

• Anlieferung (Transport vom Zulieferer bis zum Wareneingang)

• Prüfungen bei Warenannahme.

54873 Buch Die Prufung der Fachkaufleute fur Einkauf - Vry.indb 661 19.03.13 11:53

706 Lösungen

• Konstrukteur: Es gibt zwei Möglichkeiten.

1. Produktvariation: Herstellung von Glasplatten sowohl mit dem hergebrachten Metall, als auch mit den neuen Plastikrahmen, mit Hinweisen auf die unter-schiedliche Belastbarkeit; dies scheint – zumindest auf kurze Sicht – eine praktikable Lösung zu sein.

2. Entwicklung eines neuen Produkts: Verwendung eines kostengünstigen Kunststoffs, der sowohl hitze- als auch kältebeständig ist.

• Produktmanager: In Anlehnung an den zweiten Vorschlag des Konstrukteurs wäre der Beschaffungsmarkt für Kunststoff zu erforschen. Es ist jedoch auch zu erwägen, ein Produkt zu akquirieren; der Beschaffungsmarkt wäre entsprechend zu erforschen.

• Rechtsanwalt: Die Haftung gegenüber der Labortechnik GmbH kann nicht aus-geschlossen werden; die Labortechnik hat Ansprüche auf Ersatzlieferung der Produkte und Ersatz von Aufwendungen. Zur Schadensbegrenzung sollten die anderen Bezieher der Glasplatten über die Einsatzfähigkeit informiert werden. Kunden, die bei Beschaffung die übliche Einsatzfähigkeit der Glasplatten voraus-gesetzt haben, werden wahrscheinlich Ersatzansprüche geltend machen. – Es ist zu prüfen, ob der niederländische Hersteller wegen der unzureichenden Pro-duktbeschreibung nicht auch zum Ersatz von Aufwendungen verpflichtet ist.

• Kundendienst (Marketing): Die Mitteilungen an die Bezieher der Glasplatten sind zu verfassen. Kundendienstmitarbeiter können die Kunden besuchen und bera-ten. Außerdem ist der Bedarf an Glasplatten zu ermitteln, die bei Versuchen mit hohen Kälte- und Hitzeeinwirkungen benutzt werden.

• Einkäufer: Die partnerschaftliche Geschäftsbeziehung zu dem niederländischen Hersteller soll nicht gefährdet werden. Im Rahmen dieses Ziels sollen Verhand-lungen über die Erstattung von Aufwendungen (evtl. auf Kulanzwege) geführt werden.

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739Supply Chain

7.10 Supply Chain

01. Die Supply Chain wird als Wertschöpfungskette bezeichnet; die Glieder dieser Kette sind im vorliegenden Fall die Konsumgüterhersteller und die von ihnen be-lieferten Handelsunternehmen. Im Allgemeinen sind in die Ketten auch Logistik-dienstleister und Docking Centers einzubeziehen. Die beteiligten Unternehmen schaffen mithilfe des Kettenmanagements gemeinsam Werte, die sich in Vortei-len für alle niederschlagen. Die Supply Chain gewinnt dadurch an Bedeutung, dass Kundenwünsche und -erwartungen einbezogen werden (vgl. den Hinweis auf ECR).

02. Die Daten, die zwischen Herstellern und Handel ausgetauscht werden, beziehen sich i. d. R. auf Bestellung, Lieferavis und Eingangsbestätigung. Wenn die Liefe-rung an ein Cross Docking Center erfolgt, wird das Center in den Datenaustausch einbezogen. Der Text deutet die Verbesserungsbedürftigkeit des Datenaustausch-systems an. Mängel könnten in der unzureichenden Ausstattung mit der Technik und dem Know-how der Unternehmen liegen.

03. Mithilfe des RFID (Radio Frequency Identification) können Lagerbestände identi-fiziert werden. Einerseits können dadurch Bedarf und Bestandslücken aufgedeckt werden, andererseits kann das System auch Auslagerungen und Kommissionie-rungen unterstützen. Offensichtlich wird das RFID noch nicht optimal genutzt bzw. ausreichend wirtschaftlich eingesetzt. Deshalb soll bewiesen werden, dass das RFID zum Vorteil der Supply Chain genutzt werden kann.

54873 Buch Die Prufung der Fachkaufleute fur Einkauf - Vry.indb 739 19.03.13 11:54