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06/17/22 Dr. Frauke Jahn Absentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille

Absentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille

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Absentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille. Schlagzeilen Mai 2010. Zwei Seiten einer Medaille. Goldmünze Karl des Großen (www.kaiserpfalz-ingelheim.de). Wenn man näher hinschaut. - PowerPoint PPT Presentation

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Page 1: Absentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille

04/21/23

Dr. Frauke Jahn

Absentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille

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Schlagzeilen Mai 2010

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 3

Zwei Seiten einer Medaille

Goldmünze Karl des Großen (www.kaiserpfalz-ingelheim.de)

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 4

Wenn man näher hinschaut ...

15 Prozent der Gesamtproduktivität gehen aufgrund von krankheitsbedingtem Absentismus und Präsentismus verloren*

2/3 werden durch Präsentismus verursacht

nur 1/3 durch Absentismus

Einzelstudien belegen ein deutlich ungünstigeres Verhältnis von direkten zu indirekten Kosten

* Ergebnisse einer Metastudie (Fissler, 2008), in die auch das iga-Barometer 2007 eingegangen ist

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 5

Wie unterscheiden sich die beiden Seiten der Medaille?

Absentismus ist das Fehlen des Mitarbeiters am Arbeitsplatz.

mögliche Gründe: Krankheit, fehlende Motivation, private Probleme

Fokus hier: krankheitsbedingter Absentismus

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 6

Was unterscheidet Präsentismus von Absentismus?

Präsentismus heißt, dass Beschäftigte darauf verzichten, sich krank zu melden, obwohl sie sich krank fühlen und ein Arzt mit hoher Wahrscheinlichkeit Arbeitsunfähigkeit bescheinigen würde.

verschiedene Formen:

exzessive Arbeitshaltung, „sickness presenteeism“, ?

Fokus: krankheitsbedingter Präsentismus

„Nach einer Hochrechnung der Zeitschrift Advertising Age verbrachten im Jahr 2005 US-amerikanische Angestellte insgesamt 551.000 Mannjahre mit dem Lesen von Blogs während der Arbeitszeit.“

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 7

Aber ...

nicht jede Erkrankung schränkt die Leistungsfähigkeit so stark ein, dass die betroffene Person arbeitsunfähig ist.

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 8

Präsentismus darf nicht verwechselt werden ...

... damit, dass ein motivierter Arbeitnehmer seine Arbeit trotz vorübergehendem Unwohlsein (z.B. bei leichter Erkältung oder vorübergehenden, leichten Kopfschmerzen) fortsetzt.

... mit betrieblicher Wiedereingliederung, die eine frühere Wiederkehr unter angepassten Arbeitsbedingungen fördert oder

... wenn von Arbeitsruhe weitgehend abgeraten wird (z.B. bei Rückenschmerzen, psychischen Erkrankungen) bzw. wenn angeraten wird möglichst lange am Arbeitsplatz zu verweilen bzw. die Arbeitstätigkeit schnell wiederaufzunehmen.

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 9

In welchem Zusammenhang steht Präsentismus?

Arbeitmarkt

Unternehmen

Beschäftigtelangfristige Faktoren (Konjunktur)

Unsicherheits-erfahrungen (Arbeitsplatz-unsicherheit)

Politik Gesellschaft

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 10

Gibt es Parallelen zu Konjunktur und Arbeitslosigkeit?

Konjunktur und Krankenstand verlaufen prozyklisch.

„Ist die Wirtschaftslage und somit die Beschäfti-gungslage gut, steigt der Krankenstand tendenziell an. Schwächen sich Konjunktur und Arbeitsmarktlage ab und steigt die Arbeits-losigkeit, so sinkt in der Regel der Kran-kenstand merklich.“ (IAB Werkstattbericht 1/2002)

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 11

Arbeitslosen- und KrankenstandsquoteQuelle: Biffl, 2002

In Deutschland „erklärt“ die Entwicklung der Arbeitslosenquote den Verlauf der Kranken-standsquote zu 74%, in Österreich zu 68%. Bei einem Anstieg der Arbeitslosenquote um 1 Prozent sinkt der Krankenstand um 0,4% in Österreich (lineare Regression, Biffl, 2002).

DeutschlandDeutschland ÖsterreichÖsterreich

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 12

Wie bewerten Arbeitnehmer selbst den Rückgang der Krankmeldungen?

Befragung von 2000 Erwerbstätigen (2009, Sozialwissenschaftliches Umfragezentrum der Universität Duisburg-Essen im Auftrag des WIdO der AOK)

21,9

25

40,3

64,6

77,1

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

Kranke Mitarbeiter wurden entlassen.

Die Unternehmen tun heute mehr für dieGesundheit ihrer Mitarbeiter

Die Mitarbeiter achten stärker auf ihre Gesundheit

Man muss mit Nachteilen rechnen, wenn man sichhäufiger krank meldet

Die Angst um den Arbeitsplatz führt dazu, dass mansich mit Krankmeldungen zurückhält.

Ja-Nennungen in %

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 13

Wann tritt Präsentismus auf?

Bei schweren akuten Erkrankungen oder Verletzungen ist Präsentismus eher unwahrscheinlich.

Tritt vor allem im Zusammenhang mit

chronischen Erkrankungen, wiederkehrenden Erkrankungen (z.B. Allergien), chronischen Schmerzen (z.B. Kopfschmerzen) und psychischen Erkrankungen (z.B. Depressionen)

auf.

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 14

Warum bei psychischen Erkrankungen?

Zunahme psychischer Erkrankungen (vor allem Depressionen und Angststörungen)

fehlende Akzeptanz als Fehlgrund

56 Prozent der Befragten haben große Bedenken, der Arbeit wegen einer psychischen Erkrankung fernzubleiben

nur jeder Fünfte glaubt, dass eine psychische Erkrankung als Ursache für das Fehlen am Arbeitsplatz genauso akzeptiert ist, wie eine körperliche Erkrankung

ca. 30 Prozent der Befragten glauben, dass sowohl Vorgesetzte als auch Kollegen „wenig Verständnis dafür haben, wenn ein Mitarbeiter wegen psychischer Probleme fehlt“

Quelle: DAK-Bevölkerungsumfrage (DAK-Gesundheitsreport 2005)

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 15

Wie kann man Präsentismus „messen“?

WPAI - Work Productivity and Activity Impairment Questionnaire

misst Absentismus, Präsentismus und Produktivitätsverluste einfaches, valides, reliables Instrument ist in 45 Sprachen verfügbar

iga-Barometer 2007 angewendet

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 16

Ergebnisse aus dem iga-Barometer 2007

regelmäßige, repräsentative Erwerbstätigenbefragung

2000 Telefoninterviews Trends in der Arbeitswelt

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 17

Gibt es Unterschiede im Auftreten von Präsentismus?

Beeinträchtigung der Arbeit bei Befragten mit Gesundheitsproblemen

(= 27 Prozent aller Befragten) in %

Fehlen wegen Krankheit (Absentismus)

Unproduktiv wegen Krankheit

(Präsentismus)

gesamt 15 59

Männer 22 63

Frauen 10 56

bis 29 Jahre 11 74

über 60 Jahre 36 50

Kleinunternehmen 5 60

mittlere Unternehmen 16 56

Großunternehmen 25 67

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 18

Unterscheidet sich Präsentismus in unterschiedlichen Arbeitsverhältnissen?

Zok, 2004:

Der Anteil der Personen, die krank zur Arbeit gehen, ist in befristeten Arbeitsverhältnissen größer als in unbefristeten.

Page 19: Absentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille

Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 19

In welchen Berufen tritt Präsentismus besonders häufig auf?

Beeinträchtigung der Arbeit bei Befragten mit Gesundheitsproblemen

(= 27 Prozent aller Befragten) in %

Fehlen wegen Krankheit (Absentismus)

Unproduktiv wegen Krankheit

(Präsentismus)

Landwirtschaft, Bergbau 15 62

Fertigungsberufe 20 57

Technische Berufe 24 64

Warenkaufleute und Banken 12 55

Büroberufe 12 55

Gesundheitswesen 10 57

Lehrer und Sozialarbeit 13 65

Page 20: Absentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille

Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 20

Weitere Ergebnisse aus dem iga-Barometer?

Außerberufliche Aktivitäten aufgrund von Gesundheits-problemen stärker beeinträchtigt (35%) als berufliche Aktivitäten (21%).

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 21

Wie verbreitet ist Präsentismus?

"Ist es in den letzten 12 Monaten vorgekommen, dass Sie ...

12,8

29,9

70,2

71,2

0 10 20 30 40 50 60 70 80

… zur GenesungUrlaub genommen

haben?"

… gegen den Rat desArztes zur Arbeitgegangen sind?"

… zur Genesung biszum Wochenendegewartet haben?"

… krank zur Arbeitgegangen sind?"

Angaben in %

Wie verhalten sich Arbeitnehmer im Krankheitsfall? (Fehlzeitenreport 2009)

N = 2000

Arbeitnehmer

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 22

Zusammenhang zwischen Arbeitsbelastungen und Präsentismus

1. Befragung von über 4000 Beschäftigten in den Niederlanden (Ulbricht, 2006)

- 63% krank zur Arbeit

- geringe Belastungen 50%

- hohe Belastungen 90%

2. skandinavische Studie (Elstad, Vabo, 2008)

- niedrige Belastungen Absentismus und Präsentismus in moderater Höhe

- steigende Belastungen (z.B. Arbeitsintensität, Zeitdruck) Erhöhung von Absentismus und Präsentismus (Präsentismus nimmt deutlicher zu)

Page 23: Absentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille

Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 23

Warum es gesund ist, ab und zu krank zu sein ...Risiken von Präsentismus

krank zur Arbeit zu gehen erhöht das Risiko an schweren Herz-Kreislaufstörungen zu erkranken innerhalb von drei Jahren um das Doppelte (Schweden; Sverke, Hellgren & Naswell, 2002)

mehr als fünfmalige Anwesenheit am Arbeitsplatz trotz Krankheit in einem Jahr ist statistisch signifikanter Risikofaktor für über einmonatige Krankschreibungen im zweiten und dritten Folgejahr (VG-KG-Design; Schweden; Bergström, Bodin, Hagberg et al., 2009)

mehr als sechsmalige Anwesenheit am Arbeitsplatz trotz Krankheit in einem Jahr erhöht das Risiko bereits im Folgejahr mehr als 2 Monate krankheitsbedingt zu fehlen um 74% (Dänemark; Hansen, Anderson, 2009)

Page 24: Absentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille

Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 24

Wer/Was kann zur Reduktion von Präsentismus beitragen?

Politik/

Gesellschaft

Politik/

Gesellschaft

UnternehmenUnternehmen

BeschäftigteBeschäftigte

Stärkung des ArbeitsmarktesStärkung des Arbeitsmarktes

• Arbeitsplatzsicherheit• Unternehmenskultur• BGM/BGF*• Führungskräfte für Präsentismus

sensibilisieren

• Arbeitsplatzsicherheit• Unternehmenskultur• BGM/BGF*• Führungskräfte für Präsentismus

sensibilisieren

•MA hinsichtlich des Umgangs mit ihrer Gesundheit sensibilisieren

•Beschäftigungsfähigkeit verbessern•Nutzen von Lernchancen•Annahme von Angeboten der Gesundheitsförderung*

•MA hinsichtlich des Umgangs mit ihrer Gesundheit sensibilisieren

•Beschäftigungsfähigkeit verbessern•Nutzen von Lernchancen•Annahme von Angeboten der Gesundheitsförderung*

*Fehlzeitenreport 2009: Beschäftigte in Betrieben mit BGF melden sich häufiger krank, geben weniger gesundheitliche Probleme an und gehen weniger häufig krank zur Arbeit

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Dr. Frauke JahnAbsentismus und Präsentismus – zwei Seiten einer Medaille Seite 25

Fazit

1. Weniger Krankschreibungen bedeuten nicht unbedingt höhere Produktivität und bessere Gesundheit.

2. Präsentismus zeigt Langzeitfolgen für die Gesundheit.

3. Absentismus und Präsentismus lassen sich auch durch umfangreiche gesundheitsfördernde Maßnahmen nicht völlig vermeiden.

4. Aber: Vorgesetzte und Mitarbeiter können Arbeitsbedingungen so gestalten, dass krankheitsbedingte Leistungseinschränkungen akzeptiert und im Prozess der Arbeitsgestaltung berücksichtigt werden.

5. Damit lassen sich Absentismus und Präsentismus und die damit verbundenen direkten und indirekten Kosten verringern.

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www.herkendorf.de/das_letzte.htmwww.herkendorf.de/das_letzte.htm