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AGRARFORSCHUNG SCHWEIZ
A p r i l 2 0 1 4 | H e f t 4
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BLW
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rich
Agrarwirtschaft Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungssicherheit und Ressourcen effizienz Seite 132
Nutztiere Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf Seite 146
Kurzbericht Die Schweizer Pferdebranche Seite 154
ImpressumAgrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.
HerausgeberinAgroscope
Partnerb Agroscope (Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB;
Institut für Nutztierwissen schaften INT; Institut für Lebensmittelwissenschaften ILM; Institut für Nachhaltigkeits wissenschaften INH), www.agroscope.ch
b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bern, www.blw.chb Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, www.hafl.chb Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau und Lausanne, www.agridea.ch b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,
Departement für Umweltsystemwissenschaften, www.usys.ethz.ch
Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agro nomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21,Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]
Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 1012, 1260 Nyon 1 E-Mail: [email protected]
Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Leiter Corporate Communication Agroscope), Evelyne Fasnacht, Erika Meili und Sibylle Willi (Agroscope), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (HAFL), Esther Weiss (AGRIDEA), Brigitte Dorn (ETH Zürich).
AbonnementPreiseZeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten),inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–** reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch
AdresseNicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Agroscope, Postfach 64, 1725 Posieux E-Mail: [email protected], Fax +41 26 407 73 00
AdressänderungenE-Mail: [email protected], Fax +41 31 325 50 58
Internet www.agrarforschungschweiz.chwww.rechercheagronomiquesuisse.ch
ISSN infosISSN 1663-7852 (Print)ISSN 1663-7909 (Internet)Schlüsseltitel: Agrarforschung SchweizAbgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz
© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.
Erfasst in: Web of Science, CAB Abstracts, AGRIS
131 Editorial
Agrarwirtschaft
132 Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungssicherheit und Ressourceneffizienz Birgit Kopainsky et al.
Agrarwirtschaft
138 Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die Schweiz Barbara Becker, Marc Zoss und HansJörg
Lehmann
Nutztiere
146 Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf
Ueli Wyss und Catherine Metthez
Kurzbericht
154 Die Schweizer Pferdebranche
Lea Schmidlin et al.
Kurzbericht
158 Mechanische Regulierung der Begleitflora bei Rispenhirse
Rosalie Aebi, Samuel Knapp und Jürg Hiltbrunner
162 Interview
163 Aktuell
167 Veranstaltungen
InhaltApril 2014 | Heft 4
In der Studie «Wirtschafts-, gesellschafts- und umwelt-politische Bedeutung des Pferdes in der Schweiz – Stand 2013» stellt das Schweizerische Nationalgestüt von Agro-scope interessante Zahlen zur Pferdebranche der Schweiz vor. (Foto: Carole Parodi, Agroscope)
Editorial
131Agrarforschung Schweiz 5 (4): 131, 2014
Liebe Leserin, lieber Leser
Wirtschaftliche Stabilität und ein liberales Umfeld, steigende Verfügbarkeit
von Zeit und Mitteln für Freizeitaktivitäten, das Bedürfnis breiter Bevölke
rungsschichten zu einem aktiven Ausgleich des Berufslebens, Interesse an
Natur und Tieren, Globalisierung von Information, Traditionen und die Faszi
nation für das Pferd darunter zu verstehen sind alle domestizierten Equiden,
also Pferde, Ponys, Esel, Maultiere und Maulesel – ganz generell, sind Schlüs
selfaktoren, die zur Entwicklung und Popularisierung des Pferdewesens in
der Schweiz in den letzten Jahren beigetragen haben. Der ländliche Raum
als Lebens und Nutzungsraum des Raufutterverwerters Pferd sowie die
Landwirte als Dienstleister spielen dabei für die Pferdebranche eine zentrale
Rolle. Rund drei Viertel der Pferde stehen nämlich in der Landwirtschafts
zone und nutzen rund 60 000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) in unse
rem Land. Je nach Region trägt die Pferdehaltung auf Betriebsebene subs
tanziell zum landwirtschaftlichen Einkommen bei und leistet einen Beitrag
zum Erhalt der Betriebe. In Anlehnung an die Pferdebranchenrapporte der
Jahre 2007 und 2009 «Wirtschafts, gesellschafts und umweltpolitische
Bedeutung des Pferdes in der Schweiz» liegt nun seit kurzem ein neuer
Bericht zum Stand 2013 vor. Mitarbeitende des Schweizerischen Nationalge
stüts von Agroscope (SNG), fachlich unterstützt von Kollegen aus der Agrar
ökonomie von Agroscope in Tänikon (INH) aber auch von Mitarbeitenden
aus dem BLW und weiteren Bundesämtern sowie Hochschulen, erstellten
diesen Rapport im letzten Jahr. In diesem Sinne ist der Rapport auch ein schö
nes Beispiel gelebter Agroscopeinterner und externer Zusammenarbeit.
Zusammengefasst liegen die Herausforderungen für die Schweizer Pfer
debranche darin, einerseits möglichst dauerhaft wettbewerbsfähig zu wirt
schaften und gleichzeitig Umweltwirkungen zu minimieren, und anderer
seits auch das Tierwohl und soziale Umfeld im ländlichen Raum sowie den
Austausch zwischen Stadt und Land positiv mitzugestalten. Der Rapport Pfer
debranche 2013 zeigt in einem ersten Teil das aktuelle Bild der Schweizer
Pferdebranche auf sowie deren Bedeutung und Entwicklung während der
letzten zehn Jahre. Der zweite Teil widmet sich ausgewählten Themengebie
ten, welche die aktuellen Veränderungen und auch Neuerungen in der Bran
che prägen. In den letzten Jahren waren die verschiedenen Akteure auf
grund zahlreicher gesetzlicher Anpassungen in vielerlei Hinsicht gefordert.
Fakt bleibt jedoch, der Pferdebestand in der Schweiz wächst nach wie vor,
ebenso die Anzahl Besitzer und Pferdehalter. Die Pferdenutzung ist heute
mehrheitlich Frauensache. Die Pferdezucht und haltung ist demgegenüber
mehrheitlich bäuerlich und in Männerhand. Zwischen urbanen Ansprüchen
und ländlichen Befindlichkeiten können Welten aufeinander treffen. In die
sem Spannungsfeld Beiträge zur wirtschaftlichen Rentabilität der Pferde
zucht und haltung zu liefern aber auch den Ansprüchen einer modernen
Gesellschaft in Bezug auf Tierschutz und Tierwohl gerecht zu werden, bewe
gen sich die Tätigkeiten der Mitarbeitenden von Agroscope im Bereich Pferd.
Mehr dazu finden Sie im Beitrag auf Seite 154 in dieser Ausgabe der Agrar
forschung Schweiz.
Stefan Rieder, Forschungs-bereichsleiter Agroscope – Schweizerisches Nationalgestüt
Neues zum Stand der Schweizer Pferdebranche
132 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 132–137, 2014
rung die Herausforderungen für die Schweizer L&E im
Zeithorizont 2050 identifiziert. Dabei wurden insbeson
dere die Hebelwirkungen einzelner Interventionen zur
langfristigen Sicherung der Produktion und einer effizi
enten Ressourcennutzung untersucht. Die folgenden
Forschungsfragen werden beantwortet:
•• Welche Handlungsfelder bestehen, um die Schweizer
L&E gezielt hinsichtlich Ressourceneffizienz und
Ernährungssicherheit ausrichten zu können?
•• Was sind die Produktions und Umweltwirkungen
dieser Handlungsfelder?
•• Entstehen Zielkonflikte und Synergien?
•• Zur Erreichung der formulierten Ziele und Beantwor
tung der Forschungsfragen wurde ein dynamisches
Simulationsmodell auf den Schweizer Kontext
angepasst und entsprechend kalibriert.
E i n l e i t u n g
Der vorliegende Beitrag stützt sich auf das Teilprojekt
Modellierung und befasst sich mit den Zielkonflikten und
Synergien zwischen Produktions und Umweltwirkungen
der Schweizer Land und Ernährungswirtschaft (L&E; vgl.
Kasten «Ressourceneffizienz» S. 133). In diesem Teilpro
jekt wurde untersucht, wie sich die Schere zwischen Nah
rungsmittelbedarf und Produktionspotenzial in der
Schweiz schliessen liesse (Abb. 1). Allerdings kann das
weitere Umfeld dabei nicht ausser Acht gelassen werden,
da fast 50 % der in der Schweiz verbrauchten Lebensmit
tel importiert werden (BLW 2012a). Laut Jungbluth et al.
(2011) fallen ausserdem etwa 60 % der Umweltbelastun
gen durch den Konsumbereich Ernährung im Ausland an.
Vor diesem Hintergrund wurden im Teilprojekt Modellie
Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungssicherheit und Ressourceneffizienz Birgit Kopainsky1, Theresa Tribaldos1, Christian Flury1, Matteo Pedercini2 und Hans-Jörg Lehmann3
1Flury&Giuliani GmbH, 8006 Zürich, Schweiz2Millennium Institute, 20006-4021, Washington DC, USA3Bundesamt für Landwirtschaft, 3003 Bern, Schweiz
Auskünfte: Birgit Kopainsky, E-Mail: [email protected]
A g r a r w i r t s c h a f t
Abb. 1 | Nahrungsmittelerzeugung unter stetigem Druck: Steigende Siedlungsansprüche redu-zieren die freien Bodenflächen für die Nahrungsmittelerzeugung. (Foto: BLW)
Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungs sicherheit und Ressourceneffizienz | Agrarwirtschaft
133
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Agrarforschung Schweiz 5 (4): 132–137, 2014
Die Schweizer Land- und Ernährungswirt-
schaft steht vor grossen Herausforderungen
– und mit ihr die Gesellschaft. Die Schere
zwischen gewünschter und realisierbarer
Nahrungsmittelproduktion öffnet sich weiter,
denn die Ernährungssicherheit für eine
wachsende Bevölkerung verlangt nach einer
ständigen Steigerung der Produktion,
während gleichzeitig eine Reduktion des
Ressourcenverbrauchs nötig ist. Durch die
Anwendung eines dynamischen Simulations-
modells auf den Schweizer Kontext konnten
die Zielkonflikte und Synergien zwischen den
Umwelt- und Produktionswirkungen für den
Zeithorizont 2050 quantifiziert werden. Ziel
des vorliegenden Beitrags ist es, die Hebel-
wirkungen zur langfristigen Sicherung der
Produktion bei gleichzeitiger Sicherung einer
effizienten Ressourcennutzung zu identifizie-
ren. Zentrale Erkenntnis der Modellierung ist,
dass die Schweizer Landwirtschaft das
Potenzial hat, die Produktions- und Umwelt-
ziele in Einklang zu bringen. Allerdings
bedingt die Realisierung der Hebelwirkungen
unter anderem einen technischorganisatori-
schen Fortschritt, der über die heute abseh-
baren Möglichkeiten hinausgeht.
M e t h o d e
Das hier verwendete Modell testete verschiedene Hand
lungsfelder innerhalb und ausserhalb der Landwirt
schaft. Das Modell basiert auf dem Threshold21Ansatz
des MillenniumInstituts (Barilla 2011), das aus einem
System von Differenzialgleichungen erster Ordnung
besteht. Es beschreibt die Entwicklung der Schweizer
L&E über die Zeit und die Auswirkungen von Rahmenbe
dingungen und Interventionen auf diese Entwicklung.
Da es sich um ein Simulationsmodell handelt, werden
weder Ziele im Bereich der Produktion noch im Bereich
der Ressourcennutzung mathematisch optimiert. Die
Simulationsrechnungen zeigen vielmehr auf, was es
brauchen würde, um bestimmte Produktions und/oder
Umweltziele zu erreichen, was durch Anpassung ver
Ressourceneffizienz im Dienste der Ernäh-
rungssicherheit – Umgang mit Knappheit
Die intensive und gleichzeitig nachhaltige Nut-
zung der Ressourcen ist ein Schlüsselfaktor für
die künftige globale Ernährungssicherheit. Die
absehbaren demografischen Veränderungen,
die zunehmende Knappheit der natürlichen
Ressourcen sowie die Konsequenzen der Klima-
veränderungen erfordern auch in der Schweiz
neue Denkansätze und Lösungen. Voraus-
schauend diese Veränderungen zu identifizie-
ren, zu quantifizieren und zu priorisieren sowie
Handlungsbedarf abzuleiten, ist ein Gebot der
Zeit. Die einzelnen nationalstaatlichen Land-
und Ernährungswirtschaften sind über den glo-
balen Agrarhandel und die Auswirkungen der
globalen Klimaveränderungen verbunden.
Diese Tatsache macht es noch mehr als früher
nötig, die Entwicklungen und auch die Schluss-
folgerungen aus einem grösseren Blickwinkel
zu betrachten.
Das Bundesamt für Landwirtschaft hat zu die-
sem Zweck ein Projekt mit dem Titel «Ressour-
ceneffizienz im Dienste der Ernährungssicher-
heit» (REDES) lanciert. Im Rahmen dieses Pro-
jekts werden die langfristigen (2050) internati-
onalen und nationalen Entwicklungen zusam-
mengeführt und die diesbezüglichen prioritä-
ren Handlungsfelder für die Schweizer Land-
und Ernährungswirtschaft aufzeigt. Die Ergeb-
nisse von zwei REDES-Teilprojekten werden in
Beiträgen in dieser Ausgabe dargestellt.
schiedener Interventionsmöglichkeiten, so genannter
Handlungsfelder, erreicht wird.
Um die Herausforderungen für die Schweizer L&E zu
identifizieren, wurde ein BaselineSzenario entwickelt,
das unter den zu erwartenden Rahmenbedingungen
ohne Interventionen die zukünftigen Entwicklungen
aufzeigt. Die Diskrepanz, die sich zwischen den Ergeb
nissen aus dem BaselineSzenario und wünschenswerten
Umwelt und Produktionszielen ergibt, zeigt den Hand
lungsbedarf auf. Die Bedingungen des BaselineSzena
rios sowie die Umsetzbarkeit einzelner Handlungsfelder
wurden in Expertenworkshops erarbeitet.
R e s u l t a t e
Die Modellrechnungen zum BaselineSzenario zeigen,
dass die landwirtschaftliche Produktion im Zuge von
Bevölkerungswachstum und Flächenverlust abnimmt.
Dabei wird angenommen, dass die Bevölkerung in der
Schweiz auf neun Millionen anwächst, während die land
wirtschaftliche Nutzfläche von heute über 1 000 000 ha auf
etwas mehr als 900 000 ha abnimmt. Die Gesamtnachfrage
nach produzierten Nahrungsmitteln hängt zusätzlich von
Agrarwirtschaft | Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungs sicherheit und Ressourceneffizienz
134 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 132–137, 2014
sich ändernden Konsummustern ab. Durch einen höheren
Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung wird
generell ein niedrigerer ProKopfKonsum angenommen
(AFSSA 2009, Max RubnerInstitut 2008), der jedoch den
Gesamtanstieg durch mehr Menschen nicht auszugleichen
vermag. Verbesserungen im Bereich der nationalen
Umweltwirkungen durch eine geringere landwirtschaftli
che Produktion sind nur aus inländischer Sicht relevant,
müssen aber in einem globalen Kontext kritisch bewertet
werden, da der Produktionsrückgang im Inland durch
Importe kompensiert werden muss (Abb. 2).
Ambivalente Wirkungen einzelner Handlungsfelder
Wegen der sich anbahnenden Problematik zwischen
Bevölkerungswachstum und Produktionsrückgang wur
den verschiedene Handlungsfelder im Modell unter
sucht. Einige setzen ausserhalb der produzierenden
Landwirtschaft an (Veränderung von Konsummustern,
Reduktion von Abfällen/Verlusten in der Verarbeitung/
im Konsum, Verfügbarkeit produktiver Fläche), andere
innerhalb (Umweltauflagen, Reduktion Stickstoffemissi
onen, Produktivitätssteigerungen und Optimierung von
Produktionssystemen).
Beim Handlungsfeld Konsummuster wurde ein Rück
gang des Konsums tierischer Produkte um 10 % als rea
listisch erachtet. Dieser Rückgang hat sowohl positive als
auch negative Auswirkungen zur Folge. Während die
Umweltwirkungen sowohl im Inland als auch im Ausland
gesenkt werden können, steigt die Nachfrage nach
pflanzlichen Produkten, die im Inland mangels geeigne
ter Fläche nicht produziert werden können. Dadurch
steigen die Importe leicht an, was wiederum den Selbst
versorgungsgrad etwas senkt.
Eine Reduktion von Abfällen und Verlusten in der
Verarbeitung und dem Konsum um 20 % kann massgeb
lich zu einer Verbesserung bezüglich Selbstversorgungs
grad beitragen. Um die Importe bis 2050 auf dem Niveau
von 2010 zu behalten, wäre eine Reduktion um 30 %
nötig, was aber als unrealistisch eingeschätzt wird (WWF
2012).
Eine zunehmende Ökologisierung der Landwirt
schaft durch mehr ökologische Ausgleichsflächen hat
einerseits eine positive Auswirkung auf die Biodiversität
und andere Umweltindikatoren. Andererseits vermin
dert sie aber auch die Produktivität der Landwirtschaft,
was wieder höhere Importe zur Folge hat.
Selbstversorgungsgrad
Importe
Produktion Inland
CO2 Total CO2 Inland
Ammoniakemissionen
Stickstoffverluste
0
0,2
0,4
0,6
0,8
1
1,2
1,4
Abb. 2 | Zusammenfassung Ergebnisse Baseline-Szenario (2010=1) (Kopainsky et al. 2013, 23).
Rote und grüne Kreise: Qualitative Bewertung der Veränderungen zwischen 2010 und 2050. Im Bereich der Umweltwirkungen sind die Bewertungen eindeutig, weil entweder quantitative oder qualitative Zielvorgaben bestehen. Die drei nationalen Indika-toren zu den Umweltwirkungen entwickeln sich alle in Richtung ihrer Zielgrösse und sind daher grün dargestellt. Die hellgrüne Farbe im Fall der Ammoniakemissionen ist damit begründet, dass die Ammoniakemissionen im Baseline-Szenario zwar abneh-men, aber immer noch deutlich vom Zielwert der 25 000 Tonnen pro Jahr entfernt sind. Der internationale Indikator zu den Um-weltwirkungen ist hingegen rot, da die gesamten CO2-Äquivalente des Schweizer Konsums von Nahrungsmitteln ansteigt.Im Bereich der Produktionswirkungen ist die Bewertung weniger eindeutig, da es keine wissenschaftlichen Vorgaben zur Pro-duktions-, Importmenge oder zum Selbstversorgungsgrad gibt. In Abbildung 2 wird ein Rückgang der inländischen Produktion und des Selbstversorgungsgrades als negativ bewertet und daher rot dargestellt. Ebenso fällt der damit verbundene Anstieg an Importen negativ ins Gewicht. Eine gegenteilige politische Bewertung, d.h. eine positive Bewertung einer rückläufigen Produk-tion, würde die Farbgebung verändern. Auf die Simulationsergebnisse hat eine solche Bewertung aber keinen Einfluss.
Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungs sicherheit und Ressourceneffizienz | Agrarwirtschaft
135Agrarforschung Schweiz 5 (4): 132–137, 2014
einflussreichsten und effizientesten Massnahmen erreicht.
Einige Handlungsfelder wirken nur einseitig bezüglich
Produktion oder Umwelt (z.B. Auflagen), während andere
sowohl im Bereich der Produktion als auch der Ressour
censchonung zu Verbesserungen führen können (z.B.
Emissionsreduktionen, Reduktion von Abfällen und Ver
lusten) (Abb. 3).
Allerdings ist kein Handlungsfeld alleine in der Lage,
in allen Bereichen der erfassten Produktions und
Umweltwirkungen deutliche Verbesserungen gegen
über der Baseline Szenario Situation herbei zu führen.
Daher ist eine Kombination dieser verschiedenen Hand
lungsfelder gefragt. Die Berücksichtigung der folgenden
drei Handlungsfelder führt beispielsweise zu deutlich
besseren Resultaten: Reduktion der Abfälle und Verluste
um 20 %, Verdoppelung der realisierten Ertragssteige
rung gegenüber dem BaselineSzenario (bei gleich blei
bendem Einsatz externer Inputs) sowie Verbesserung der
Effizienz im Bereich Stickstoff. Die Produktion im Inland
steigt an, und in der Kombination mit einer Reduktion
von Abfällen und Verlusten gehen die Importe stark
zurück. Parallel dazu gehen sowohl Stickstoffverluste als
auch Emissionen zurück. Eine solche Kombination hat
den Effekt, den Selbstversorgungsrad auf dem Stand
von 2010 zu erhalten.
Die Modellierung zeigt, dass die Problematik von
Ernährungssicherheit mit mehr Ressourceneffizienz sehr
komplex ist und daher auch komplexe Lösungsansätze
nötig sind. Sie ergibt weiter, dass die nötigen Schritte
bereits heute eingeleitet werden müssen, um die Ziele
bis 2050 zu erreichen.
Dieselbe Argumentation gilt für verstärkte Umweltau
flagen wie beispielsweise eine Reduktion des Einsatzes
von Mineraldünger. Während solche Auflagen auf die
Umwelt positive Auswirkungen haben, verringern sie
die Produktion und steigern damit die Importmenge.
Bezüglich Effizienzsteigerungen im Bereich Stickstoff
und Ammoniakemissionen besteht hingegen ein höhe
res Potenzial als bei Umweltauflagen. Hier können die
Umweltwirkungen verbessert werden, ohne die Produk
tionsindikatoren negativ zu beeinflussen.
Für eine Produktivitätssteigerung in der Landwirt
schaft durch verbesserte Produktionssysteme und neue
Züchtungen besteht ein grosses Potenzial. Die Literatur
und Experten gehen davon aus, dass Erträge durch diese
Methoden bis 2050 um 25 % gesteigert werden könnten
bei gleichbleibendem Einsatz nichterneuerbaren Res
sourcen (FAO 2011). Für eine Stabilisierung der Produk
tion auf dem Niveau von 2010 wären allerdings Ertrags
steigerungen von 80 % nötig.
Kombination verschiedener HandlungsfelderAls wichtigstes zusammenfassendes Ergebnis zeigen die
Modellrechnungen, dass die Schweizer Landwirtschaft
auch 2050 das Potenzial hat, einen wesentlichen Beitrag
zur Ernährungssicherheit zu leisten und dabei gleichzeitig
Produktions und Umweltwirkungen in Einklang zu brin
gen. Dies bedingt jedoch Massnahmen, die breiter fassen
als die heute bekannten und gängigen Bewirtschaftungs
und Managementmethoden. Neue Bewirtschaftungs und
Managementmethoden müssen einen Systemansatz für
die Problematik wählen, der eine Balance zwischen den
Konsum-muster
Emissionen
Umwelt-wirkungen
Produktions-wirkungen Produktive
Fläche(weniger ÖAF)
Abfälle &Verluste
Produktivität
Produktive Fläche (mehr ÖAF)
Synergien zwischen Produktions- und Umweltwirkungen aus Handlungsfeld gegenüber Baseline-Szenario
Zielkonflikte zwischen Produktions- und Umweltwirkungen aus Handlungsfeld gegenüber Baseline-Szenario
Auflagen
Abb. 3 | Wirkungen bezüglich Produktion und Umwelt der untersuchten Handlungsfelder (Kopainsky et al. 2013, S. 30).
Agrarwirtschaft | Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungs sicherheit und Ressourceneffizienz
136 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 132–137, 2014
D i s k u s s i o n
Integrierte Perspektive notwendig
Die Ergebnisse des dynamischen Simulationsmodells zei
gen, dass es besonderer Anstrengungen bedarf, um über
die heute bestehenden oder absehbaren Verbesserungs
möglichkeiten im Bereich von Produktion und Ressour
censchonung hinauszugehen. Dabei greift eine rein
technische Auffassung im Sinne von Reduktion der Emis
sionen durch spezielle Auflagen zu kurz. Nur eine integ
rierte Perspektive über die gesamte L&E erlaubt es, oben
genanntes Potenzial zu realisieren. Es müssen also auch
explizit Bereiche wie verschiedene Produktionssysteme,
Abfälle und Verluste sowie Konsummuster mitberück
sichtigt werden. Ausserdem müssen Hebelwirkungen
innerhalb und ausserhalb der Landwirtschaft kombiniert
werden. Die Ergebnisse sind konsistent mit bestehenden
Arbeiten (z.B. BLW 2012b, Peter 2011, SGPW 2008) und
ergänzen diese dadurch, dass sie die Beiträge der einzel
nen Handlungsfelder zur Minimierung von Diskrepan
zen im Bereich der Produktion und Ressourcenschonung
quantifizieren. Ausserdem konnten auch Synergien und
Zielkonflikte zwischen einzelnen Zielen (z.B. Zielkon
flikte zwischen Ressourcenschonung und Produktion bei
reinen Umweltauflagen oder die gleichzeitigen positi
ven Produktions und Umweltwirkungen bei der Reduk
tion von Abfällen und Verlusten) aufgezeigt werden.Immer öfter werden solche Systeme von der Pro
duktion (Feld) bis zum Konsum (Teller) im Kontext von
sozioökologischen Systemanalysen betrachtet (z.B.
Hammond & Dubé, 2012). In diesem Zusammenhang ist
eine globale Perspektive auch für die Schweiz essenziell,
importiert sie doch einen erheblichen Teil ihrer Nah
rungsmittel oder Rohstoffe, die zur Nahrungsmittel
produktion benötigt werden. Daher genügt es auch
nicht, den ökologischen Fussabdruck nur im Inland zu
verringern, wenn dadurch Umwelt oder Sozialkosten
andernorts entstehen.
Transdisziplinäre Zusammenarbeit
Entscheidend für eine zielgerichtete Strategie über die
zukünftige Ernährungssicherheit in der Schweiz ist wei
ter eine intensive Auseinandersetzung in Politik und
Gesellschaft über zu erreichende Vorstellungen und
Ziele. Wenn Klarheit herrscht über wünschenswerte und
nicht wünschenswerte Zustände, die auch in Zukunft
Gültigkeit behalten sollen, können die entsprechenden
Massnahmen ergriffen werden. Dabei ist es wichtig, dass
essenzielle Ressourcen wie beispielsweise der Erhalt der
landwirtschaftlichen Nutzfläche im heutigen Ausmass
qualitativ und quantitativ gesichert werden. Eine effek
tive Strategie ist in diesem Bereich wahrscheinlich noch
nicht gefunden. Weiter ist zu beachten, dass komplexe
Lösungen auch vermehrt trans und interdisziplinäre
Zusammenarbeit erfordern, die heute noch zu wenig
stattfindet. Ein optimierter Austausch zwischen verschie
denen Forschungsdisziplinen sowie zwischen Forschung
und Praxis ist nötig, um die effizientesten Methoden in
verschiedenen Bereichen zu garantieren und neue inno
vative Ansätze zu testen.
Weitere offene Fragen bestehen einerseits beim Sys
temwissen zur Internalisierung externer Kosten, Produk
tivitätssteigerungen mit geringeren negativen Effekten,
Agrobiodiversität und Bodenfruchtbarkeit. Andererseits
mangelt es an Transformationswissen in den Bereichen
Reduktion von Abfällen und Verlusten oder Veränderun
gen im Konsumverhalten. Das bedeutet, dass Probleme
und Lösungen in diesen Handlungsfeldern eigentlich
bekannt sind, dass aber die geeigneten Prozesse fehlen,
um die Lösungen umzusetzen.
Das in diesem Beitrag angewendete Simulationsmo
dell formalisiert gewissermassen die Rahmenbedingun
gen des sozioökologischen Systems L&E in der Schweiz.
Um die hierbei gewonnenen Erkenntnisse sinnvoll wei
ter zu entwickeln, ist allerdings eine verstärkte Zusam
menarbeit zwischen und innerhalb von Forschung und
Entwicklung, Planung, Beratung und Praxis notwendig.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Durch die Anpassung und Kalibrierung eines dynami
schen Simulationsmodells konnten die Komplexität der
Schweizer L&E und ihre zukünftigen Herausforderun
gen abgebildet und quantifiziert werden. Diese integ
rierte Perspektive ist für eine umfassende Abschätzung
von Produktions und Umweltwirkungen nötig. Wich
tigste Erkenntnis der in diesem Beitrag diskutierten Mo
dellierung ist, dass die Realisierung der Hebelwirkungen
unter anderem einen technischorganisatorischen Fort
schritt bedingt, der über die heute absehbaren Möglich
keiten hinausgeht. Ohne besondere Anstrengungen
und Koordination dieser Anstrengungen bringt die
Schweizer L&E die Produktions und Umweltziele nicht
in Einklang. Unter Berücksichtigung der notwendigen
Zeit, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu gene
rieren, müssten die relevanten Weichen so schnell wie
möglich gestellt werden. n
Synergien und Zielkonflikte zwischen Ernährungs sicherheit und Ressourceneffizienz | Agrarwirtschaft
137Agrarforschung Schweiz 5 (4): 132–137, 2014
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Synergies and trade-offs with regard
to ensuring food security and the
efficient use of resources
In Switzerland, agriculture and the
food industry are facing major chal-
lenges, as is society in general. The gap
between desired and achievable levels
of food production is growing wider,
since ensuring sufficient food supplies
for a growing population requires a
constant increase in production while
at the same time it is necessary to
reduce the use of resources. By
applying a dynamic simulation model
to the situation in Switzerland it was
possible to quantify the trade-offs and
synergies between environmental and
production outcomes with a time
horizon of 2050. The aim of this project
was to identify the key conditions for
ensuring both long-term food provi-
sion and the efficient use of resources.
The main finding arising from the
application of the model was that
Swiss agriculture has the potential to
reconcile the aims of food provision
and environmental protection; how-
ever, implementing the key conditions
will depend inter alia upon technical
and organisational progress that goes
beyond the currently foreseeable
possibilities.
Key words: food security, resource
efficiency, dynamic simulation,
scenarios, impact analysis.
Sinergie e conflitti d'obiettivo tra la
sicurezza alimentare e l'efficienza delle
risorse
L'agricoltura e la filiera alimentare
svizzere, e con esse la società, sono
chiamate ad affrontare grandi sfide. Il
divario tra la produzione auspicata e
realizzabile di derrate alimentari
continua ad acuirsi, perché la sicurezza
alimentare per una popolazione in
crescita richiede un costante aumento
della produzione, mentre al tempo
stesso è necessario ridurre il consumo
di risorse. Con l'utilizzo di un modello
dinamico di simulazione del contesto
svizzero potrebbero essere quantificati
i conflitti d'obiettivo e le sinergie tra
gli effetti sull’ambiente e sulla produ-
zione fino al 2050. L'obiettivo del
presente contributo è quello di identifi-
care i fattori che influiscono sulla
sicurezza della produzione a lungo
termine assicurando al contempo un
utilizzo efficiente delle risorse. Il
modello si basa sul presupposto che
l'agricoltura svizzera possiede il
potenziale per armonizzare gli obiettivi
ambientali e di produzione. Tuttavia la
realizzazione presuppone, tra le altre
cose, un progresso tecnico-organizza-
tivo che va oltre le possibilità prevedi-
bili ad oggi.
Literatur ▪ Abele M., Blumenfeld N. & Imhof S. 2012. Univox Landwirtschaft 2012. Schlussbericht einer repräsentativen persönlichen Bevölkerungsbefra-gung im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft. Zürich, gfs, 24 S.
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▪ Kopainsky B., Flury C., Pedercini M., Sorg L. & Gerber A., 2013. Ressour-ceneffizienz im Dienste der Ernährungssicherheit. Teilprojekt Modellie-rung – Schlussbericht. Zürich/Washington: Flury&Giuliani GmbH/Millen-nium Institute, 55 S.
▪ Max Rubner-Institut, 2008. Nationale Verzehrsstudie II, Ergebnisbericht, Teil 1. Karlsruhe, 280 S.
▪ Peter S., 2011. Entwicklung der landwirtschaftlichen Stickstoffemissio-nen bis im Jahr 2020. Agrarforschung Schweiz 2 (4), 162–169.
▪ Schweizerische Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften SGPW 2008. Vision Pflanzenbau 2050.
▪ WWF, 2012. Lebensmittelverluste in der Schweiz – Ausmass und Hand-lungsoptionen. WWF Schweiz, 16 S.
138 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 138–145, 2014
A g r a r w i r t s c h a f t
M e t h o d e
Vier Hauptberichte bilden die Grundlage der Studie
(Abb. 2, Tab. 1):
Der World Development Report on Agriculture (2008)
der Weltbank (WDR) arbeitet heraus, wie Landwirtschaft
als Motor für Entwicklung dienen kann. Methodisch
basiert der WDR auf der Analyse von historischen, makro
ökonomischen Länderdaten. Der WDR empfiehlt fol
gende Massnahmen, um Landwirtschaft für Entwicklung
E i n l e i t u n g
Das Teilprojekt «Literaturanalyse» (vgl. Kasten «Res
sourceneffizienz» S. 139) analysiert die aktuelle Litera
tur und klassifiziert sie in drei Kategorien: (i) Hauptbe
richte, die als primäre Informationsquellen dienen, (ii)
komplementäre, wissenschaftliche Publikationen, die
zu einzelnen Bereichen vertiefte Erläuterungen geben
und (iii) Politikdokumente, die eher von normativem
Charakter sind.
Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die SchweizBarbara Becker1, Marc Zoss1,2 und Hans-Jörg-Lehmann3
1ETH Zürich, 8092 Zürich2HEKS, 8057 Zürich 3Bundesamt für Landwirtschaft BLW, 3003 Bern
Auskünfte: Barbara Becker, E-Mail: [email protected]
Abb. 1 | Rwanda: Ergebnis einer nachhaltigen Intensivierung der Maisproduktion im Distrikt Bugesera. (Foto: BLW)
Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die Schweiz | Agrarwirtschaft
139
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 5 (4): 138–145, 2014
Die Gesellschaft steht bezüglich globaler
Ernährungssicherheit grossen Herausforde-
rungen gegenüber. Die internationalen
Entwicklungen seit der Krise um die Nah-
rungsmittelpreise 2008 haben deutlich neue
Risiken gezeigt. 2012 hat das Bundesamt für
Landwirtschaft entschieden, diese Risiken zu
identifizieren, zu quantifizieren und zu priori-
sieren sowie den daraus resultierenden
Handlungsbedarf abzuleiten. In einer
Literaturanalyse (Teilprojekt 2) wurde anhand
vorhandener grundlegender globaler
Publikationen eine Analyse betreffend der
Ernährungs- und Ressourcensituation und
den diesbezüglichen Prognosen erstellt.
Aufgrund der Literaturanalyse werden sieben
Haupteinflussfaktoren für die Zukunft des
globalen Ernährungssystems identifiziert: (i)
das Bevölkerungswachstum, (ii) der Klima-
wandel, (iii) die Konkurrenz um die natürli-
chen Ressourcen Land, Wasser und Energie,
(iv) sich ändernde Ernährungsmuster und
Konsumpräferenzen, (v) der Anstieg und die
Volatilität der Nahrungsmittelpreise, (vi) die
wachsende vertikale Integration der Nah-
rungsmittelwertschöpfungsketten, sowie
(vii) der technologische Fortschritt. In sechs
Themenbereichen werden Schlussfolgerun-
gen für die Schweiz abgeleitet, für die
jeweils Handlungsfelder und Interventions-
möglichkeiten vorgeschlagen werden: (i)
Landwirtschaftliche Produktion, (ii) Ökologie,
Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz, (iii)
Ernährungsmuster, (iv) Handelspolitik und
die Rolle von globalen Agrarkonzernen, (v)
Forschung und Innovation, sowie die (vi)
Internationale Zusammenarbeit.nutzbar zu machen: eine Reform der Handels, Preis und
Subventionspolitik; stärkere Marktorientierung der
Landwirtschaft; die Unterstützung der Wettbewerbsfä
higkeit von Kleinbauern durch institutionelle Innovatio
nen; Innovationen durch Forschung und Wissenschaft;
ökologisch nachhaltigere Landwirtschaftssysteme und
der Einbezug nichtlandwirtschaftlicher Erwerbsmög
lichkeiten.
Der Weltagrarbericht (International Assessment of
Agricultural Knowledge, Science and Technology for
Development, IAASTD) wurde 2009 veröffentlicht und
ist das Resultat eines mehrjährigen, sehr breit abgestütz
ten multilateralen Prozesses. Über 400 Wissenschaftle
rinnen und Wissenschaftler fassten den Stand des Wis
sens über die globale Landwirtschaft zusammen, um die
Frage zu beantworten: Wie können wir landwirtschaftli
Ressourceneffizienz im Dienste der Ernäh-
rungssicherheit – Umgang mit Knappheit
Die intensive und gleichzeitig nachhaltige
Nutzung der Ressourcen ist ein Schlüsselfaktor
für die künftige globale Ernährungssicherheit.
Die absehbaren demografischen Veränderun-
gen, die zunehmende Knappheit der natürli-
chen Ressourcen sowie die Konsequenzen der
Klimaveränderungen erfordern auch in der
Schweiz neue Denkansätze und Lösungen.
Vorausschauend diese Veränderungen zu iden-
tifizieren, zu quantifizieren und zu priorisieren
sowie Handlungsbedarf abzuleiten, ist ein Ge-
bot der Zeit. Die einzelnen nationalstaatlichen
Land- und Ernährungswirtschaften sind über
den globalen Agrarhandel und die Auswirkun-
gen der globalen Klimaveränderungen ver-
bunden. Diese Tatsache macht es noch mehr
als früher nötig, die Entwicklungen und auch
die Schlussfolgerungen aus einem grösseren
Blickwinkel zu betrachten.
Das Bundesamt für Landwirtschaft hat zu die-
sem Zweck ein Projekt mit dem Titel «Ressour-
ceneffizienz im Dienste der Ernährungssicher-
heit» (REDES) lanciert. Im Rahmen dieses Pro-
jekts werden die langfristigen (2050) internati-
onalen und nationalen Entwicklungen zusam-
mengeführt und die diesbezüglichen prioritä-
ren Handlungsfelder für die Schweizer Land-
und Ernährungswirtschaft aufzeigt. Die Ergeb-
nisse von zwei REDES-Teilprojekten werden in
Beiträgen in dieser Ausgabe dargestellt.
Agrarwirtschaft | Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die Schweiz
140 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 138–145, 2014
ches Wissen, Forschung und Technologie einsetzen, um
Hunger und Armut zu verringern, um ländliche Existen
zen zu verbessern und um weltweit eine gerechte, öko
logisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Entwicklung
zu fördern? Der Weltagrarbericht folgert, dass jegliche
Entscheidungsfindung breit abgestützt sein muss und
Kleinbauern einbezogen werden müssen; dass es mehr
und vor allem besser fokussierte Forschung braucht; und
dass Ernährungssicherung nicht nur eine Frage von Tech
nologie ist, sondern vielmehr auch Gouvernanzaspekte
umfassen muss.
Agrimonde ist eine Initiative der französischen Insti
tutionen CIRAD und INRA; die Resultate wurden 2010
veröffentlicht. Die Initiative beabsichtigt, Grundwissen
über das globale Agrar und Ernährungssystem bereitzu
stellen und einen diesbezüglichen Diskurs anzustossen.
Methodisch basiert Agrimonde auf einer umfangreichen
Modellierung mit einem Zeithorizont bis 2050. Die Agri
mondeInitiative folgert aufgrund ihrer Modellierung,
dass die Ernährungsgewohnheiten, die Produktionstech
nologien und die Formen landwirtschaftlicher Produk
tion sowie der Handel von landwirtschaftlichen Gütern
Potenzial für Interventionen bieten und dass diese
Handlungsfelder besser erforscht werden sollen.
Foresight ist ein britisches Programm zur Analyse
der Zukunft und möglicher Interventionen. 2011 fand
das ForesightProjekt «The Future of Food and Far-
ming» seinen Abschluss: Es versucht, einen strategi
schen Überblick über die Herausforderungen zu erlan
gen, mit denen das globale Ernährungssystem bis 2050
konfrontiert sein wird. Foresight identifiziert fünf
Hauptherausforderungen: (i) Angebot und Nachfrage
nachhaltig ins Gleichgewicht zu bringen, (ii) die Stabili
tät der Lebensmittelpreise sicherzustellen, (iii) globalen
Zugang zu Lebensmitteln und die Beendigung von
Hunger zu erreichen, (iv) den Herausforderungen des
Ernährungssystems im Hinblick auf die Klimaerwär
mung zu begegnen, und (v) die Biodiversität und Öko
systemdienstleistungen zu erhalten.
Während die Einschätzung der globalen Ernährungssi
tuation in den Hauptberichten weitgehend kongruent ist,
gibt es auch Bereiche, in denen die Beurteilung kontrovers
ausfällt (Tab. 2). Namentlich der Einsatz von Biotechnologie,
die Rolle der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, das Ausmass
und der Nutzen der Ausdehnung der landwirtschaftlichen
Nutzfläche, sind umstritten sowie die Frage, inwiefern Nati
onalstaaten den Handel mit Agrarprodukten steuern sollen,
um sich gegen Preisvolatilität zu schützen.
Abb. 2 | Die ausgewerteten Berichte.
Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die Schweiz | Agrarwirtschaft
141Agrarforschung Schweiz 5 (4): 138–145, 2014
Der Vergleich zwischen dem globalen Ernährungssystem
und dem der Schweiz zeigt, dass der Beitrag der schwei
zerischen landwirtschaftlichen Produktion für das glo
bale Ernährungssystem marginal ist. Die Schweiz hat
dagegen einen massgeblichen Einfluss auf das globale
Ernährungssystem, indem viele weltweit tätige Agrar
konzerne und Rohstoffhändler ihren Hauptsitz in der
Schweiz haben (Tab. 3).
Der Umstand, dass in relativ kurzer Zeit eine derar
tige Fülle an Literatur – inklusive der untersuchten vier
Berichte – publiziert wurde, zeigt, dass das Thema hoch
aktuell ist und Forschungsbedarf besteht. Dabei stimmt
die analysierte Literatur darin überein, dass eine Strate
gie den Herausforderungen des Ernährungssystems nur
dann erfolgreich begegnen kann, wenn sie über die
klassische landwirtschaftliche Produktion hinausdenkt
und weitere Bereiche und Akteure einbezieht.
Schlussfo lgerungen für d ie Schweiz
Die untersuchten Berichte beziehen sich auf die Frage der
globalen Dimension, weshalb Empfehlungen für die
Schweiz daraus nur beschränkt abgeleitet werden können.
Die Schlussfolgerungen für die Schweiz sind in sechs The
menbereiche gegliedert, für die jeweils Handlungsfelder
und Interventionsmöglichkeiten vorgeschlagen werden.
Landwirtschaftliche Produktion
In der Schweiz wird die Nachfrage nach Nahrungsmit
teln weiter zunehmen. Die zu erwartenden Produktivi
tätsgewinne der landwirtschaftlichen Produktion wer
R e s u l t a t e
Aufgrund der Literaturanalyse werden die folgenden
Haupteinflussfaktoren für die Zukunft des globalen
Ernährungssystems identifiziert:
Das Bevölkerungswachstum wird dazu führen, dass
die Weltbevölkerung 2050 schätzungsweise bei rund
neun Milliarden Menschen angelangt sein wird. Der Kli
mawandel wird tiefgreifende Folgen für die landwirt
schaftliche Produktion haben. Zwar wird davon ausge
gangen, dass sich die globale landwirtschaftliche
Produktion nur geringfügig ändert, aber regional wer
den die Änderungen sehr gross sein. Die Konkurrenz um
die natürlichen Ressourcen Land, Wasser und Energie
wird stark zunehmen. Sich ändernde Ernährungsmuster
und Konsumpräferenzen werden insbesondere in
Schwellen und Entwicklungsländern zu erhöhter Nach
frage nach höherwertigen und proteinhaltigen Nah
rungsmitteln führen. Überernährung wird ein immer
grösseres Problem für die öffentliche Gesundheit wer
den. Die Volatilität der Nahrungsmittelpreise wird wei
ter auf hohem Niveau bleiben oder ansteigen, und damit
eine grosse Herausforderung für die Beendigung des
globalen Hungers darstellen. Das Ernährungssystem
wird zunehmend global mit wachsender vertikaler Inte
gration der Nahrungsmittelwertschöpfungsketten, und
einige wenige grosse Agrarkonzerne werden noch an
Bedeutung gewinnen. Der technologische Fortschritt
wird zu einer weiteren Erhöhung der landwirtschaftli
chen Produktivität führen, die Produktivitätszuwächse
nehmen jedoch ab.
WDR IAASTD Agrimonde UK Foresight
Erscheinungsdatum 2008 2009 2010 2011
Auftraggeber Weltbank Multilateral INRA & CIRAD UK
DatengrundlageVorwiegend historisch, keine Modellierung oder Prognose
Historische Daten und Modellierung;
Ursprünglich vorgesehene umfassende Modellierung
gestrichen
Extensive Modellierung und detaillierte Szenarienanalyse
Historische Daten und Modellierung; (nur für Nahrungsmittelpreise)
Perspektive
Bewertung von Landwirtschaft als Treiber für Entwicklung – mit Fokus auf Entwicklungs-
ländern
Wirkungsanalyse von vergange-nen, gegenwärtigen und zu-
künftigen landwirtschaftlichen Technologien und Wissen in Be-zug auf die Reduktion von Ar-mut und Hunger, die Verbesse-rung der Lebensbedingungen und nachhaltige Entwicklung
Bereitstellung von Grundla-gen für den kritischen Diskurs
über die Entwicklung der Landwirtschaft bis 2050
Untersuchung der Heraus-forderungen an das globale Ernährungssystem bis 2050 und Identifkation von Ent-scheidungsgrundlagen für
politische Massnahmen
Tab. 1 | Übersicht der vier Hauptberichte
Agrarwirtschaft | Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die Schweiz
142 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 138–145, 2014
den nicht reichen, um die gestiegene Nachfrage zu
befriedigen. Der dabei angestrebte Selbstversorgungs
grad des schweizerischen Ernährungssystems ist eine
politische Frage, die nicht allein agrarökonomisch
begründet werden kann.
1. Aufgrund der Dynamik des globalen Ernährungssys
tems ist eine öffentliche Debatte über den gewünsch
ten landwirtschaftlichen Selbstversorgungsgrad und
dessen Realisierbarkeit zu führen.
2. Die verschiedenen Ziele der Agrarpolitik (Lebensmit
telversorgung, Sicherung der natürlichen Ressourcen,
Pflege der Kulturlandschaft, dezentrale Besiedlung)
verlangen eine sektorübergreifende Landwirtschafts
strategie, sowohl innerhalb der Verwaltung als auch
auf der Ebene der Gesetzgebung.
3. Die Weiterentwicklung der Agrarpolitik mit ihren
technologischen, infrastrukturellen und institutionellen
Dimensionen darf sich nicht nur an der Multifunktiona
lität der einheimischen Landwirtschaft orientieren,
sondern muss auch die multilateralen Verpflichtungen
der Schweiz berücksichtigen (internationale Zusam
menarbeit, Umwelt, Handel, etc.).
Ökologie, Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz
Die ökologischen Auswirkungen des schweizerischen
Ernährungssystems resultieren sowohl aus der einheimi
schen landwirtschaftlichen Produktion als auch von den
importierten Lebens und landwirtschaftlichen Produkti
onsmitteln. Der hohe Fleischkonsum ist dabei für einen
grossen Anteil des ökologischen Fussabdrucks verant
wortlich mit den entsprechenden Auswirkungen auf die
globale Umwelt und die Ernährungssicherheit.
1. Die Ressourceneffizienz der einheimischen landwirt
schaftlichen Produktion ist zu verbessern. Dazu
bedarf es nicht nur der entsprechenden Förderung
von Forschung und Entwicklung, sondern auch der
Verurteilung und dem Verbot von nachweislich
ineffizienten Produktionstechniken, die aufgrund von
Marktverzerrungen bestehen.
2. Zur Beurteilung der ökologischen Auswirkungen des
Ernährungssystems Schweiz müssen die importierten
Nahrungsprodukte und landwirtschaftlichen Produk
tionsmittel zu den Auswirkungen der einheimischen
Produktion hinzuaddiert werden.
3. Eine Reduktion des hohen Fleischkonsums und der
damit verbunden hohen Umweltauswirkungen ist
mittels politischer Lenkungsmassnahmen zu erreichen,
die sowohl die Veränderung von Ernährungsmustern
als auch die Reduktion von Futtermittelgetreide
umfassen müssen.
Ernährungsmuster
Während die Alterung der Gesellschaft im Prinzip zu
einer Verringerung des ProKopfKonsums an Nahrungs
mitteln führt, wird dieser Effekt durch die Bevölkerungs
zunahme mehr als kompensiert. Convenience und Fer
tigprodukte werden weiterhin an Bedeutung gewinnen
und eine ausgewogene Ernährung wird für die öffentli
WDR IAASTD Agrimonde UK Foresight
Biotechnologie (BT) Optimistisch Pessimistisch
Neutral, BT als eine von mehreren Optionen
-> «ökologische Intensivie-rung»
Neutral,BT als eine von mehreren
Optionen
Rolle der kleinbäuer-lichen Landwirt-schaft
Kommerzialisierung als Schlüssel für Produktivitäts-
steigerung
Rückgrat der LandwirtschaftWert in sich (Sozialsystem,
Wissen)
Ausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzfläche
Pessimistischnegative Umwelteffekte
OptimistischPotenzial in ausgewählten
Regionen
PessimistischPotenzial begrenzt
Wettbewerb mit nicht- landwirtschaftlicher
Flächennutzung
Internationaler Handel und Preis-schwankungen
Einzelne Länder können sich vor Preisschwankungen
schützen
Liberalisierte Handels-bedingungen reduzieren
Preisschwankungen
Tab. 2 | Unterschiedliche Perspektiven der Hauptberichte
Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die Schweiz | Agrarwirtschaft
143Agrarforschung Schweiz 5 (4): 138–145, 2014
2. Nationale und globale Ernährungssicherheit sind
gleichermassen in Handelspolitik und verhandlungen
zu berücksichtigen. Interessenkonflikte, beispielsweise
zwischen sozialen nationalen Zielen und globaler
Ernährungssicherheit, sind transparent zu machen.
3. Regierung und Verwaltung sollten anstreben, die
Aktivitäten der in der Schweiz basierten internationa
len Agrarkonzerne und Rohstoffhändler dahingehend
zu steuern, dass diese ihren Verpflichtungen in Bezug
auf die Einhaltung ethischer Standards und globaler
Ernährungssicherheit gerecht werden.
4. Die Wissenslücke zum Einfluss des Handels von
Agrarrohstoffen und Lebensmitteln auf die globale
Ernährungssicherheit muss geschlossen werden, und
die öffentliche Hand sollte entsprechende Massnah
men vorbereiten.
Forschung und Innovation
Wissenschaft, Forschung und Technologie werden auch
weiterhin die wichtigsten Einflussfaktoren für zukünf
tige Produktivitätsfortschritte sein. Eine Landwirtschaft,
die ressourceneffizienter, nachhaltiger und an den Kli
mawandel angepasst ist, kann nicht ohne Forschung
entwickelt werden. Grundsätzlich ist das Potenzial für
Produktivitätsgewinne in Entwicklungsländern höher als
in Industrieländern. Die Forschung zum Welternährungs
system ist unterfinanziert.
1. Die einheimische landwirtschaftliche Forschungs und
Ausbildungskapazität sollte ausgeweitet oder
zumindest erhalten werden.
che Gesundheit zentral sein. Ungefähr die Hälfte aller
Lebensmittelverluste werden aktuell durch die Konsu
mentinnen und Konsumenten verursacht.
1. Die nationale Agrarpolitik muss den Bereich des
Konsumentenverhaltens und gesundheitsrelevante
Aspekte des Konsums integrieren. Dies bedarf einer
sektorübergreifenden Zusammenarbeit zwischen
Verwaltung, Privatsektor und Zivilgesellschaft.
2. Eine substanzielle Reduktion von Lebensmittelverlus
ten auf der Stufe der Endverbraucher muss ein
prioritäres Ziel der Landwirtschaftsstrategie sein. Ein
konkretes Reduktionsziel (z.B. 50 %) ist anzustreben.
Handelspolitik und die Rolle von globalen Agrarkonzernen
Die Schweiz ist und wird zunehmend von Lebensmittel
importen abhängig. Ein stabiles und verlässliches Han
delsregime ist deshalb für die schweizerische Ernäh
rungssicherheit von zentraler Bedeutung. Während der
Einfluss der schweizerischen landwirtschaftlichen Pro
duktion auf die globale Ernährungssicherheit marginal
ist, haben die in der Schweiz ansässigen grossen Agrar
konzerne und die Rohstoffhändler einen massgeblichen
Einfluss auf die globale Ernährungssicherheit. Die Rolle
des Rohstoffhandels auf die Volatilität der Lebensmittel
preis ist bislang ungeklärt.
1. Eine weitere Harmonisierung und Liberalisierung des
Agrarhandels ist weiterzuverfolgen. Ein Abschluss der
DohaRunde wird ein wichtiger Schritt zur Verbesse
rung der einheimischen und globalen Ernährungssi
cherheit sein.
Illustrative Parameter Global Schweiz % Anteil Schweiz
Bevölkerung (2012) 7052 Mio. 7,7 Mio. 0,110 %
Gesamtfläche 13 459 Mio. ha 4,1 Mio. ha 0,031 %
Landw. Bewirtschaftungsfläche (2009) 4889 Mio. ha 1,5 Mio. ha 0,031 %
Ökologischer Fussabdruck - Konsum 18 013 Mio. gha* 37,5 Mio. gha* 0,208 %
Biokapazität 12 009 Mio. gha* 9 Mio. gha* 0,075 %
Nahrungsangebot pro Tag (2009) 19 301 gcal 26.3 gcal 0,136 %
Weizenproduktion (2010) 653,7 Mio. t 0,52 Mio. t 0,08 %
Käseproduktion (2010) 20,2 Mio. t 0,2 Mio. t 0,977 %
Physisch gehandelter Kaffee, geröstet (2010) 6,19 Mia. USD 1,22 Mia. USD 19,83 %
Tab. 3 | Gewicht der Schweiz im globalen Ernährungssystem
*Globaler Hektar (gha) : Die Messgrösse globaler Hektar beschreibt die durchschnittliche Produktivität von biologisch produktive Land- und Wasserflächen pro Hektar in ei-nem Jahr. Diese Messgröße quantifiziert die biologische Kapazität des Planeten sowie den Bedarf an biologischer Kapazität durch die Menschen (der Ecological Footprint). Landschaftstypen sind unterschiedlich produktiv. Deshalb beansprucht ein globaler Hektar Ackerland real weniger Fläche als Weideland. Ackerland verfügt nämlich über eine höhere biologische Produktivität. Da sich die weltweite biologische Kapazität von Jahr zu Jahr leicht ändert, verschieben sich entsprechend auch die Werte für einen globa-len Hektar.Quelle: FAOstat (Population, Country size, Agricultural Area, Food supply, Wheat production, Cheese production, traded coffee); Global Footprint Network 2012: Ecological footprint, Biocapacity
144
Agrarwirtschaft | Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die Schweiz
Agrarforschung Schweiz 5 (4): 138–145, 2014
2. Die exzellente schweizerische Wissenschaftskompe
tenz sollte vermehrt zur Erforschung der globalen
Ernährungssicherheit genutzt werden, z.B. durch eine
engere Verbindung mit dem internationalen Agrar
forschungssystem.
3. Die für die Ernährungssicherheit relevanten wissen
schaftlichen Disziplinen beschränken sich nicht auf
die klassischen Agrarwissenschaften, sondern
beinhalten alle Natur und Sozialwissenschaften, die
zu Innovationen im Ernährungssystem beitragen
können. Forschung in diesem umfassenden Sinne ist
zu unterstützen und zu institutionalisieren.
Internationale Zusammenarbeit
Das Ernährungssystem der Zukunft wird zunehmend
global sein. Die Herausforderung, 2050 neun Milliarden
Menschen zu ernähren, kann nicht erreicht werden mit
einer Agrarpolitik, die einen ausschliesslich inländischen
Fokus hat. Zudem erfordern die Themen einer zukunfts
gerichteten Agrarpolitik den Einbezug von Akteuren
jenseits der klassischen, produktionsorientierten Land
wirtschaft.
1. Die schweizerische Strategie und Politik zur Ernäh
rungssicherheit muss explizit in den Kontext des
globalen Ernährungssystems eingebettet sein.
2. Das schweizerische Engagement in multilateralen
Organisationen zur Verbesserung der globalen
Ernährungssicherheit ist zu erhöhen.
3. Die Lenkung und Entwicklung des schweizerischen
Ernährungssystems kann nicht nur mit der Agrarpoli
tik erfolgen, sondern muss auch andere Politikberei
che wie Handel, Umwelt oder Gesundheit umfassen.
Dies erfordert eine interdepartementale Zusammen
arbeit.
4. Ernährungssicherheit ist ein traditioneller Schwer
punkt der schweizerischen Entwicklungszusammenar
beit. Dieser Fokus ist beizubehalten. n
145
Globale Ernährungssicherheit – Schlussfolgerungen für die Schweiz | Agrarwirtschaft
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Agrarforschung Schweiz 5 (4): 138–145, 2014
Global food security – the consequences
for Switzerland
Society is facing major challenges in
ensuring global food security. Global
trends since the food-price crisis in 2008
have revealed significant new risks. In
2012, the Swiss Federal Office for Agricul-
ture decided to identify, quantify and
prioritise these risks and to derive poten-
tial areas of intervention. A literature
review based on the analysis of key
publications (Subproject 2) provides a
global perspective on the global food
security situation and future projections.
The literature study identified seven
drivers influencing the future of the global
food security system: (i) population
growth; (ii) climate change; (iii) environ-
mental degradation and competition for
land, water and energy resources; (iv)
changing dietary patterns and consumer
preferences; (v) rise in, and volatility of
food prices; (vi) increasing vertical integra-
tion of value chains in food production
and markets; (vii) technological progress.
The report identifies six intervention areas
for which conclusions and options for
action are suggested: (i) agricultural
production; (ii) environmental sustainabil-
ity and resource efficiency; (iii) dietary
patterns; (iv) trade policies and the role of
multinational food companies; (v) research
and innovation; and (vi) international
cooperation.
Key words: food security, resource
efficiency, scenarios, world food system.
Sicurezza alimentare globale, conclusioni
per la Svizzera
La società si trova di fronte a grandi sfide
concernenti la sicurezza alimentare
globale. Gli sviluppi sul piano internazio-
nale, a partire dalla crisi dei prezzi delle
derrate alimentari del 2008, hanno
mostrato chiaramente nuovi rischi. Nel
2012 l'UFAG ha deciso di identificare tali
rischi, di quantificarli e di fissare delle
priorità facendo confluire il tutto nella
definizione delle azioni necessarie.
Esaminando la letteratura (progetto
parziale 2), a fronte delle principali
pubblicazioni provenienti da tutto il
mondo, è stata redatta un’analisi sulla
situazione dell’alimentazione e delle
risorse e sulle relative previsioni. Sulla
scorta dell'analisi della letteratura sono
stati identificati sette fattori d'influenza
principali per il futuro del sistema alimen-
tare globale: (i) la crescita demografica,
(ii) il cambiamento climatico, (iii) la
concorrenza per le risorse naturali - suolo,
acqua ed energia, (iv) la costante muta-
zione dei modelli alimentari e delle
preferenze dei consumatori, (v) l'aumento
e la volatilità dei prezzi delle derrate
alimentari, (vi) la crescente integrazione
verticale della catena di valore delle
derrate alimentari e (vii) il progresso
tecnologico. Per la Svizzera si traggono
conclusioni in sei ambiti tematici, con
relativi campi e possibilità d'intervento:
(i) produzione agricola, (ii) ecologia,
sostenibilità ed efficienza delle risorse,
(iii) modello alimentare, (iv) politica
commerciale e ruolo di gruppi industriali
agricoli globali, (v) ricerca e innovazione e
(vi) cooperazione internazionale.
Literatur ▪ Bundesamt für Landwirtschaft, 2010a. Land- und Ernährungswirtschaft 2025: Diskussionspapier des Bundesamtes für Landwirtschaft zur strate-gischen Ausrichtung der Agrarpolitik.
▪ FAO, 2011. Looking ahead in world food and agriculture: Perspectives to 2050. Rome, Italy.
▪ Foresight, 2011. The Future of Food and Farming: Challenges and choices for global sustainability – Final Project Report. London: The Government Office for Science.
▪ IAASTD, 2009. Agriculture at a Crossroads: Global Report. (B. D. McIntyre, H. R. Herren, J. Wakhungu, & R. T. Watson, Eds.) Washington D.C.: Island Press.
▪ Paillard S., Treyer S. & Dorin B., 2010. Agrimonde. Scénarios et défis pour nourrir le monde en 2050. CIRAD/INRA.
▪ World Bank, 2008. World Development Report on Agriculture for Deve-lopment (WDR). Washington DC.
146 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 146–153, 2014
Auch nach Weber (2006) führt ein TSGehalt der Press
schnitzel von knapp 30 % weder zu Nachteilen für die
Gärqualität, noch zu erhöhten Hefekeimzahlen oder zu
einer verringerten aeroben Stabilität. Zur Reduzierung
der Transportmengen möchten die Zuckerfabriken in
Zukunft die Pressschnitzel noch stärker abpressen. Tro
ckensubstanzGehalte von über 30 % sollen angestrebt
werden.
Welchen Einfluss die höheren TSGehalte bei ver
schiedenen Silierverfahren (Flachsilo, Schlauchsilo und
Ballen) auf die Silagequalität und die aerobe Stabilität
haben, wurde auf Praxisbetrieben untersucht.
E i n l e i t u n g
Vor einigen Jahren betrug der Trockensubstanz (TS)
Gehalt der Pressschnitzel knapp 20 %. Im Jahr 2009
wurde der TSGehalt erhöht. Nun werden die Press
schnitzel mit TSGehalten von rund 25 % ausgeliefert.
Durch das stärkere Abpressen weisen die Schnitzel einen
geringeren Zuckergehalt auf. Dadurch findet eine weni
ger intensive Milchsäuregärung und eine geringere pH
WertAbsenkung statt. Wie Untersuchungen von Wyss
(2002) gezeigt haben, wird die aerobe Stabilität der Sila
gen durch den höheren TSGehalt nicht beeinflusst.
Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität aufUeli Wyss1 und Catherine Metthez2
1Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, 1725 Posieux, Schweiz2Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld AG, 3270 Aarberg, Schweiz
Auskünfte: Ueli Wyss, E-Mail: [email protected]
N u t z t i e r e
Abb. 1 | Beim Flachsilo konnten die trockenen Schnitzel gut befahren beziehungsweise verdichtet werden. (Foto: Ueli Wyss, Agroscope)
Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf | Nutztiere
147
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
Agrarforschung Schweiz 5 (4): 146–153, 2014
Zurzeit werden die Pressschnitzel mit
Trockensubstanz (TS)-Gehalten von rund 25 %
ausgeliefert. In Zukunft wollen die Zucker-
fabriken die Pressschnitzel noch stärker
abpressen, um die Transportmengen zu
reduzieren.
In der vorliegenden Erhebung wurde
untersucht, welchen Einfluss höhere TS-
Gehalte bei verschiedenen Silierverfahren
auf die Silagequalität und die aerobe
Stabilität haben. Dabei wurden Pressschnitzel
mit 25 und 34 % TS in Ballen, Schlauchsilo
und Flachsilo einsiliert und während der
Entnahme mehrere Proben gezogen.
Die Rohnährstoffe der Standard- und der
Pressschnitzel mit dem hohen TS-Gehalt
waren im Ausgangsmaterial sowie in den
Silagen praktisch identisch. Kleinere Unter-
schiede gab es zwischen dem Material der
beiden Zuckerfabriken.
Die stärker abgepressten Schnitzel wiesen
eine höhere TS-Dichte und eine bessere
aerobe Stabilität im Vergleich zu den
Standard-Schnitzeln auf. Alle Silagen
zeichneten sich durch eine gute Gär- und
eine gute mikrobiologische Qualität aus.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Silierverfahren
In einem Flachsilo wurden 93 t Pressschnitzel mit einem
TSGehalt von 35 % einsiliert. Die Höhe der Schnitzel
schicht varierte zwischen 40 bis 65 cm, darunter befan
den sich Mais und Gras.
In ein Schlauchsilo (Durchmesser 1,95 m) wurden im
hinteren Teil 49 t mit einem TSGehalt von 34 % und im
vorderen Teil 48 t mit einem TSGehalt von 24 % einsiliert.
In der Zuckerfabrik Frauenfeld wurden acht Siloballen
mit zwei unterschiedlichen TSGehalten hergestellt
(Abb. 2). Die Standardballen hatten einen TSGehalt von
25 % und ein durchschnittliches Gewicht von 1200 kg;
die stärker abgepressten Pressschnitzel hatten einen TS
Gehalt von 31 % und wiesen im Durchschnitt 1180 kg
auf.
Erhebungen
Beim Einsilieren und an verschiedenen Zeitpunkten
beim Aussilieren wurden Proben zur Bestimmung der
Gehalte an TS und Rohnährstoffen gezogen. Im Flachsilo
und im Siloschlauch wurden bei jeder Entnahme mit
dem Probenbohrer sechs Proben gezogen und jeweils
die Dichte der Silagen bestimmt (Abb. 3). Die Proben 1
bis 3 (oben) und die Proben 4 bis 6 (unten) vom Flach
beziehungsweise Schlauchsilo wurden für die Analysen
Abb. 2 | In der Zuckerfabrik Frauenfeld wurden Siloballen mit zwei unterschiedlichen TS-Gehalten hergestellt. (Foto: Ueli Wyss, Agroscope)
Nutztiere | Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf
148 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 146–153, 2014
gepoolt. Bei den Ballen wurden jeweils drei Proben pro
Balle mit dem Probenbohrer gezogen und eine Pool
probe gemacht. Zusätzlich wurden im Flach und
Schlauchsilo Temperaturmessungen im Silo durchge
führt. Dabei wurde die Temperatur mit einer Tempera
tursonde rund 30 und 70 cm hinter der Anschnittfläche
gemessen.
Bei den Silagen wurde auch die mikrobiologische Quali
tät (Hefen, Schimmelpilze und aerobe mesophile Bakte
rien), die Gärparameter (pH, Ammoniak, Gärsäuren und
Ethanol) und die aerobe Stabilität in den Silagen erho
ben. Zur Bestimmung der aeroben Stabilität wurden
Silageproben bei Raumtemperatur unter aeroben Bedin
gungen gelagert. Die aerobe Stabilität wurde anhand
von Temperaturmessungen ermittelt: Alle 30 Minuten
wurde die Temperatur gemessen und registriert. Als
aerob stabil wurden die Silagen angesehen, solange die
Temperatur in der Silage die Umgebungstemperatur
nicht um mehr als 3 °C übertraf.
R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n
Ausgangsmaterial
Bei den Ballen waren die Unterschiede zwischen den
zwei TSStufen kleiner als beim Siloschlauch (Tab. 1). Das
Material für die Ballen stammte aus der Zuckerfabrik
Frauenfeld; das Material für den Schlauch beziehungs
weise das Flachsilo von der Zuckerfabrik Aarberg.
Dass es gewisse Unterschiede beim Ausgangsmate
rial gab, zeigen die unterschiedlichen Rohaschegehalte
beim Material für die Ballen beziehungsweise für das
Material, welches in den Siloschlauch und das Flachsilo
einsiliert wurde.
Das stärker abgepresste Material für die Ballen aus
Frauenfeld wies tiefere Zuckergehalte (wasser und
ethanollösliche Kohlenhydrate) auf. Dies deckt sich mit
den Untersuchungen von Wyss (2002). Hingegen waren
die Zuckergehalte zwischen den beiden TSStufen beim
Material von Aarberg praktisch identisch. Die wasserlös
Abb. 3 | Im Siloschlauch wurden bei jeder Entnahme mit dem Probenbohrer sechs Proben gezogen, die Dichte der Silagen be-stimmt sowie die Silagequälität bestimmt. (Foto : Ueli Wyss, Agroscope)
Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf | Nutztiere
149Agrarforschung Schweiz 5 (4): 146–153, 2014
höher abgepressten Schnitzeln konnten im Siloschlauch
Dichten zwischen 203 und 263 kg TS pro m3 und im
Flachsilo zwischen 173 und 283 kg TS pro m3 festgestellt
werden. Dies deckt sich mit den Untersuchungen im
Folienschlauch von Weber (2006), wo die Lagerungs
dichte vom TSGehalt und von der Position der Probe
abhängig war.
Temperaturmessungen
Beim Siloschlauch beziehungsweise Flachsilo wurden die
ersten Proben 40 beziehungsweise 66 Tage nach dem
Einsilieren genommen. Trotz Minustemperaturen waren
die Schnitzel im Schlauchsilo zwischen 11 und 20 °C und
im Flachsilo zwischen 2 und 15 °C warm. Da die Schnit
zelschicht im Flachsilo bedeutend kleiner war als im
Schlauch, kühlten sich die Schnitzel oben schneller ab.
Mit zunehmender Lagerdauer kühlten sich die Schnitzel
kontinuierlich ab. Im Frühling stiegen die Temperaturen
in den Schnitzeln – bedingt durch die höheren Aussen
temperaturen – wieder an. Dabei waren die Temperatu
ren oben höher als unten im Silo.
lichen Kohlenhydrate waren gleich oder höher als die
ethanollöslichen Kohlenhydrate. Nach Hollaus et al.
(1983) sind 15 g Zucker pro kg Frischsubstanz oder 60 bis
70 g pro kg TS erforderlich, damit eine gute Milchsäure
gärung und dementsprechend eine ausreichende pH
WertAbsenkung stattfinden kann. Diese Werte wurden
in der vorliegenden Untersuchung in den meisten Fällen
deutlich überschritten. Dies ist darauf zurückzuführen,
dass den Pressschnitzeln Melasse beigemischt wurde.
DichteBezogen auf die Frischsubstanz wiesen die Pressschnit
zel mit den höheren TSGehalten eine tiefere Verdich
tung auf. Doch bezogen auf die TS wiesen die Proben
mit den höheren TSGehalten eine höhere Verdichtung
auf (Tab. 2). Dabei waren die Ballen um 11 % und die
Pressschnitzel im Schlauchsilo um 26 % stärker verdich
tet. Unterschiede gab es jedoch je nach Position der
Pressschnitzel im Schlauch beziehungsweise Flachsilo.
Bei den Standardschnitzeln variierte die Dichte im
Siloschlauch zwischen 163 und 194 kg TS pro m3. Bei den
Silierverfahren Balle Schlauchsilo Flachsilo
TS-Stufe Standard Hoch Standard Hoch Hoch
Anzahl Proben 2 2 2 2 2
TS % 25,1 31,2 23,9 34,2 35,4
Rohasche g/kg TS 93 85 71 70 66
Rohprotein g/kg TS 79 79 89 92 93
Rohfaser g/kg TS 180 190 176 177 184
ADF g/kg TS 210 223 219 215 210
NDF g/kg TS 358 373 391 361 367
Rohfett g/kg TS 11 13 11 12 11
WSC g/kg TS 125 77 121 128 115
ESC g/kg TS 102 59 107 106 115
NEL MJ/kg TS 7,1 7,1 7,2 7,2 7,2
APDE g/kg TS 102 103 108 109 110
APDN g/kg TS 55 56 63 65 65
TS: Trockensubstanz, ADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände; WSC: wasserlösliche Kohlenhydrate; ESC: ethanollösliche Kohlenhydrate; NEL: Netto-Energie Milch; APDE: Absorbier-
bares Protein im Darm, welches auf Grund der verfügbaren Energiemenge aufgebaut werden kann; APDN: Absorbierbares Protein im Darm, welches auf Grund des abgebauten
Rohproteins aufgebaut werden kann
Tab. 1 | Gehaltswerte des Ausgangsmaterials beim Einsilieren
Silierverfahren Balle Schlauchsilo Flachsilo
TS-Stufe Standard Hoch Standard Hoch Hoch
Frischsubstanz kg/m3 849 837 744 674 659
Trockensubstanz kg/m3 231 256 181 228 227
Tab. 2 | Frischsubstanz- und Trockensubstanzdichte der Pressschnitzelsilagen
Nutztiere | Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf
150 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 146–153, 2014
Entnahmemengen
Das Futter aus dem Schlauchsilo wurde mit einem Fräs
mischwagen entnommen. Der durchschnittliche Vor
schub im Schlauchsilo betrug 16 cm pro Tag.
Aus dem Flachsilo wurden wöchentlich mit einem
Blockschneider Blöcke herausgeschnitten und anschlies
send im Futtertenn gelagert. Der berechnete Vorschub
betrug 15 cm pro Tag.
Gehaltswerte und Gärparameter der Silagen
Durch den Gärprozess wurde in erster Linie der Zucker
(wasser und ethanollösliche Kohlenhydrate) abgebaut
(Tab. 3). In den Standardschnitzeln war nur noch rund
20 % des Zuckers vorhanden. Dies deckt sich mit Angaben
von Weber (2006) bei Silagen mit TSGehalten zwischen
19 und 32 % TS. Bei den Silagen mit höherem TSGehalt
wurde etwas weniger Zucker abgebaut; hier wurden
noch rund 40 % des Zuckers in den Silagen gefunden.
Die übrigen Nährstoffe waren in den Silagen leicht
höher als im Ausgangsmaterial, was auf den Zuckerab
bau zurückzuführen ist. Der NELGehalt lag im Durch
schnitt 0,1 MJ/kg TS tiefer als im Ausgangsmaterial.
Wie bereits in früheren Versuchen (Wyss 2002) fest
gestellt, war auch in dieser Untersuchung die Milchsäure
bildung in den Pressschnitzeln mit den höheren TS
Gehalten im Vergleich zu den tieferen TSGehalten
weniger stark, und dementsprechend wiesen diese Sila
gen leicht höhere pHWerte auf (Tab. 4). Die Essigsäure
war in allen Silagen recht tief. Buttersäure konnte nur in
Spuren nachgewiesen werden. Der Ammoniakanteil am
Gesamtstickstoff war gering. Alle Silage wiesen die maxi
male Punktzahl – bewertet nach dem Schlüssel der DLG
(Deutsche LandwirtschaftsGesellschaft) – auf. Dement
sprechend waren alle Silagen von sehr guter Gärqualität.
Mikrobiologische Qualität der Silagen
Bezüglich der mikrobiologischen Qualität wiesen alle Sila
gen eine sehr gute Qualität auf. Alle untersuchten Keim
gruppen lagen nach der VDLUFABeurteilung (2012) im
Bereich der guten Qualität (Tab. 4). Die hohe Verdichtung,
die täglichen beziehungsweise wöchentlichen Entnahme
mengen sowie die Tatsache, dass die Pressschnitzel im Win
ter und Frühling bei tieferen Aussentemperaturen verfüt
tert wurden, haben sicher zu diesem Ergebnis beigetragen.
Silierverfahren Balle Schlauchsilo Flachsilo
TS-Stufe Standard Hoch Standard Hoch Hoch
Anzahl Proben 4 4 4 6 4
TS % 27,4 30,7 25,0 34,4 35,3
Rohasche g/kg TS 99 94 74 78 81
Rohprotein g/kg TS 82 81 91 93 93
Rohfaser g/kg TS 185 188 180 181 182
ADF g/kg TS 222 224 222 217 214
NDF g/kg TS 389 392 417 411 393
Rohfett g/kg TS 15 15 12 13 12
WSC g/kg TS 25 36 28 51 31
ESC g/kg TS 22 34 16 42 26
NEL MJ/kg TS 6,9 7,0 7,1 7,1 7,1
APDE g/kg TS 97 97 102 102 102
APDN g/kg TS 54 54 60 62 62
TS: Trockensubstanz; ADF: Lignozellulose; NDF: Zellwände; WSC: wasserlösliche Kohlenhydrate; ESC: ethanollösliche Kohlenhydrate; NEL: Netto-Energie Milch; APDE: Absorbier-
bares Protein im Darm, welches auf Grund der verfügbaren Energiemenge aufgebaut werden kann; APDN: Absorbierbares Protein im Darm, welches auf Grund des abgebauten
Rohproteins aufgebaut werden kann
Tab. 3 | Gehaltswerte der Silagen
Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf | Nutztiere
151Agrarforschung Schweiz 5 (4): 146–153, 2014
Strategie der Zuckerfabriken
Aufgrund der positiven Ergebnisse der Studie planen die
Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld (ZAF) für die
Kampagne 2014, in einem ersten Schritt den TSGehalt
auf 28 % zu erhöhen. Die angestrebten 30 % TS sollen
erst in einem späteren Schritt umgesetzt werden. Dies
gibt den Fabriken einerseits Zeit, das Gewollte umzuset
zen; andererseits können auch die Kunden schrittweise
Erfahrungen sammeln. Wann eine weitere Erhöhung der
TS erfolgen wird und in welcher Höhe, hängt deshalb
massgeblich von der Resonanz der Kunden und dem
technisch Machbaren in den Fabriken ab.
Die höhere Abpressung der Schnitzel ist für die ZAF
essentiell, da die Transportkosten in den letzten Jahren
angestiegen sind. Vor allem bei Pressschnitzeln, welche
Aerobe Stabilität der Silagen
Ein direkter Vergleich bezüglich der aeroben Stabilität ist
nur bei den Ballen möglich, da hier die Ballen gleichzeitig
geöffnet wurden. Dabei zeigte sich, dass die Silagen mit
dem höheren TSGehalt im Vergleich zu den Standard
Pressschnitzeln (Tab. 4) sogar stabiler waren.
Auch bei den Pressschnitzeln aus dem Schlauchsilo bezie
hungsweise Flachsilo waren diejenigen mit dem höheren
TSGehalt stabiler als jene mit dem tieferen TSGehalt. Bei
den einzelnen Entnahmeterminen zeigte sich, dass die
Stabilität etwas variierte. Zwischen den Proben oben und
unten gab es praktisch keine Unterschiede. Die Ergeb
nisse bestätigen die Untersuchungen von Wyss (2002) und
Weber (2006), dass ein höherer TSGehalt nicht zu einer
verringerten aeroben Stabilität der Silagen führt.
Silierverfahren Balle Schlauchsilo Flachsilo
TS-Stufe Standard Hoch Standard Hoch Hoch
Proben n 4 4 4 6 4
TS % 27,4 30,7 25,0 34,4 35,3
pH 3,9 4,1 3,8 4,0 4,1
Milchsäure g/kg TS 60 38 80 59 45
Essigsäure g/kg TS 9 5 15 13 15
Propionsäure g/kg TS 0 0 0 0 0
Buttersäure g/kg TS 1 1 0 0 0
Ethanol g/kg TS 4 2 4 2 8
NH3-N/N tot % 3,4 3,2 3,6 3,1 2,6
DLG-Punkte 100 100 100 100 100
Bakterien1) log KBE/g 2,7 2,7 3,4 2,7 2,8
Bakterien2) log KBE/g 4,8 4,5 4,3 2,8 4,0
Bakterien3) log KBE/g 2,7 2,7 3,2 3,2 3,2
Schimmelpilze4) log KBE/g 2,2 2,2 1,1 1,5 2,3
Schimmelpilze5) log KBE/g 2,4 2,2 1,1 2,1 2,3
Schimmelpilze6) log KBE/g 2,2 2,2 1.1 1,5 2,3
Hefen7) log KBE/g 4,4 4,5 2,9 1,9 4,8
Aerobe Stabilität Tage 4,4 6,9 4,8 6,5 7,8
TS: Trockensubstanz; NH3-N/N tot.: Ammoniakstickstoff-Anteil am Gesamtstickstoff
KBE: koloniebildende Einheiten1)produktetypische Arten, gute Qualität < 5,6 log KBE/g2)Verderbniserreger, gute Qualität < 5,3 log KBE/g3)Streptomyceten, gute Qualität < 4,5 log KBE/g4)produktetypische Arten, gute Qualität < 3,7 log KBE/g5)Verderbniserreger, gute Qualität < 3,7 log KBE/g6)Mucoraceen, gute Qualität < 3,7 log KBE/g7)Hefen, gute Qualität < 6,0 log KBE/g
Tab. 4 | Gärparameter, mikrobiologische Qualität und aerobe Stabilität der Silagen
152
Nutztiere | Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf
Agrarforschung Schweiz 5 (4): 146–153, 2014
franko Bahn angeboten werden, kann durch diese Mass
nahme eine Preiserhöhung pro kg TS vermieden werden.
Die Kosteneinsparungen werden von den Zuckerfabriken
möglichst weitergegeben. Die meisten Produkte werden
dadurch – bezogen auf die TS – sogar etwas günstiger.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
•• Die Rohnährstoffgehalte der Standard und der
Pressschnitzel mit dem hohen TSGehalt waren im
Ausgangsmaterial sowie in den Silagen praktisch
identisch.
•• Die Pressschnitzel der Zuckerfabrik Frauenfeld wiesen
einen leicht höheren Rohaschegehalt und einen
dementsprechend leicht tieferen NELGehalt im
Ausgangsmaterial und den Silagen auf als jene der
Zuckerfabrik Aarberg.
•• Beim Flachsilo konnten die trockenen Schnitzel gut
befahren beziehungsweise verdichtet werden. Auch
beim Schlauchsilo konnten die trockeneren Schnitzel
problemlos mit der Maschine eingefüllt werden.
•• Bezogen auf die TS wiesen die Schnitzel mit dem
höheren TSGehalt in den Ballen eine um 11 % und im
Schlauchsilo um 26 % höhere Verdichtung auf als die
StandardSchnitzel.
•• Alle Silagen erreichten einen tiefen pHWert. Dieser
war bei den trockeneren Schnitzel leicht höher. Dass
bei höherem TSGehalt der pHWert weniger stark
absinkt, ist normal.
•• Nach der Entnahme und Lagerung bei Raumtempera
tur (20 °C) erwärmten sich die Schnitzel nur langsam.
Die aerobe Stabilität war bei den trockeneren
Schnitzeln sogar leicht besser als bei den Standard
Schnitzeln.
•• Bezüglich der mikrobiologischen Qualität (Bakterien,
Schimmelpilze und Hefen) wiesen alle Proben einen
geringen Keimbesatz und eine dementsprechend gute
Qualität auf. n
153
Stärker abgepresste Zuckerrübenschnitzel weisen eine gute Silagequalität auf | Nutztiere
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Sugar beet pulp with higher DM-
contents shows a good silage quality
Currently, pressed sugar-beet pulp is
delivered with a DM content of around
25 %. In future, sugar refineries hope
to press the pulp even harder, with a
view to reducing transported quanti-
ties. In the present study, we investi-
gated the influence of higher DM
content on silage quality and aerobic
stability in various silage methods. To
this end, pressed pulp with 25 % and
34 % DM was ensiled in large bales, in
a large plastic bag, and in a bunker
silo. Several samples were taken
during feed-out. The crude nutrients of
the standard pulp and of the pressed
pulp with the higher DM content were
practically identical in both the basic
raw material and in the silages. Small
differences were observed in the raw
material of the two sugar refineries.
The pulp that was pressed harder
exhibited higher DM density and
better aerobic stability than the
standard pulp. All silages were
characterised by both good fermenta-
tion quality and good microbiological
quality.
Keywords: sugar beet pulp, silage,
DM-content, fermentation quality,
aerobic stability.
Influsso del tenore di SS della polpa
pressata sulla qualità e sulla stabilità
aerobica degli insilati
Al momento la polpa pressata è
distribuita con tenori di SS di circa il
25 per cento. In futuro gli zuccherifici
intendono pressare maggiormente la
polpa per ridurre i volumi di trasporto.
Nelle presenti rilevazioni è stato analiz-
zato quale influsso hanno maggiori
tenori di SS dei diversi sistemi d'insila-
mento sulla qualità e sulla stabilità
aerobica degli insilati. La polpa
pressata è stata insilata con il 25 e il
34 per cento di SS in balle, silo con
pompa e silo a fondo piatto e durante
il rilevamento sono stati prelevati
regolarmente dei campioni.Le sostanze nutritive grezze della
polpa standard e di quella pressata
con un elevato tenore di SS erano
praticamente identiche nel materiale
di base e negli insilati. Vi erano lievi
differenze nel materiale di entrambi
gli zuccherifici.
La polpa maggiormente pressata
presentava una densità di SS maggiore
e una migliore stabilità aerobica
rispetto alla polpa standard. Tutti gli
insilati sono caratterizzati da una
buona qualità fermentativa e da una
buona qualità microbiologica.
Agrarforschung Schweiz 5 (4): 146–153, 2014
Literatur ▪ Hollaus F., Braunsteiner W. & Kubadinow N., 1983. Beiträge zur Aufklä-rung mikrobiologischer und chemischer Zusammenhänge bei der Press-schnitzelsilierung. 1. Mitteilung: Untersuchungen über Mikroorganismen in Pressschnitzeln. Zuckerindustrie 108 (11), 1049–1058.
▪ VDLUFA, 2012. Keimgehalte an Bakterien, Hefen, Schimmel- und Schwär-zepilzen. Methodenbuch III, Die chemische Untersuchung von Futtermit-teln, 8. Ergänzungslieferung 2012.
▪ Weber U., 2006. Untersuchungen zur Silierung von Zuckerrübenpress-schnitzeln in Folienschläuchen. Dissertation der landwirtschaftlich- gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin, 153 Seiten.
▪ Wyss U., 2002. Pressschnitzel und Silagequalität. Agrarforschung 9 (11+12), 512–517.
154 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 154–157, 2014
pro Jahr gestiegen. Dabei verzeichnete im Verhältnis
zum Gesamtbestand an Equiden der Anteil «andere
Equiden» – also Ponys, Kleinpferde, Esel, Maultiere und
Maulesel – ein höheres Wachstum (Abb. 2).
Knapp zwei Drittel (64 %) der Equiden sind in Betrie
ben der Westschweiz und den deutschsprachigen Teilen
des Mittellandes untergebracht. Diesen Gebieten kommt
somit eine hohe Bedeutung als wichtige Zentren der
Schweizer Pferdebranche zu. Gesamtschweizerisch wer
den 9,8 Equiden pro km2 LN (Landwirtschaftliche Nutz
fläche) beziehungsweise 12,8 Equiden je 1000 Einwoh
ner gehalten.
Drei Viertel aller Equiden in der Schweiz sind in Land
wirtschaftsbetrieben untergebracht. Der Pferdehaltung
kommt deshalb vor allem im ländlichen Raum eine wich
tige Bedeutung zu. Seit 2011 werden Betriebe, welche
Equiden halten, aber über zu wenig LN verfügen, in den
Statistiken des BFS nicht mehr als landwirtschaftliche
Betriebe ausgewiesen (Bencheikh, 2013). Die Zahl der in
Landwirtschaftsbetrieben gehaltenen Equiden ist zwi
schen 2002 und 2012 dennoch um 21 % von 64 445 auf
78 171 Tiere gestiegen. Insgesamt hält jeder fünfte nutz
tierhaltende Betrieb auch Equiden. Etwa die Hälfte aller
auf Landwirtschaftsbetrieben stehenden Equiden wer
den in der Talzone und auf Betrieben unter 20 ha gehal
ten. Während der letzten zehn Jahre verzeichneten
jedoch vor allem die grossen Betriebe von 20 ha oder
mehr eine Zunahme des Bestandes. Im Jahr 2012 lag die
Gesamtsumme der Direktzahlungen für Pferde und für
von Pferden genutzte Flächen bei rund 65–70 Millionen
Franken.
Der benötigte Flächenbedarf für einen durchschnitt
lichen Equiden (0,58 GVE) für die Raufutter, Kraftfutter
und Strohproduktion sowie die Auslaufflächen beträgt
0,5 ha in der Talzone. Der Flächenbedarf je Tier steigt
von Zone zu Zone in Abhängigkeit des Ertragspotenzials
der Futterflächen stetig an. Die Futtermittelimporte
konnten – in Unkenntnis der den Equiden anzurechnen
den Quantitäten – nicht in der Kalkulation berücksich
tigt werden.
Die neue Studie «Wirtschafts-, gesellschafts- und umwelt-
politische Bedeutung des Pferdes in der Schweiz – Stand
2013» des Schweizerischen Nationalgestüts von Agro-
scope liefert interessante Zahlen zur Pferdebranche
Schweiz. Obwohl die Pferdebranche in den letzten Jah-
ren insbesondere aufgrund verschiedener gesetzlicher
Anpassungen immer wieder stark gefordert wurde,
nimmt die Anzahl Pferde, Ponys und Esel in der Schweiz
weiter zu.
Entwicklung des Equidenbestandes
Ende 2012 zählte das Bundesamt für Statistik BFS insge
samt 103010 Equiden (Pferde, Ponys und Kleinpferde,
Esel, Maultiere und Maulesel). Der Equidenbestand ist
somit während der letzten zehn Jahren im Mittel um 4 %
Die Schweizer Pferdebranche
Lea Schmidlin1, Iris Bachmann1, Sandra Flierl1, Anja Schwarz2, Andreas Roesch2,
Stefan Rieder1 und Ruedi von Niederhäusern1
1Agroscope, Institut für Nutztierwissenschaften INT, Schweizerisches Nationalgestüt, 1580 Avenches, Schweiz2Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH, 8356 Tänikon, Schweiz
Auskunft: Ruedi von Niederhäusern, E-Mail: [email protected]
K u r z b e r i c h t
Abb. 1 | Bislang war es aufgrund der fehlenden Registrations-pflicht kaum möglich, genauere Aussagen über die Struktur des Schweizer Equidenbestandes zu machen. Seit 2011 müssen nun alle Equiden auf der zentralen Tierverkehrsdatenbank TVD gemeldet werden. (Foto: Agroscope – Schweizerisches Nationalgestüt)
Die Schweizer Pferdebranche | Kurzbericht
155Agrarforschung Schweiz 5 (4): 154–157, 2014
Zusammensetzung des Equidenbestandes
Insgesamt waren in der Tierverkehrsdatendank TVD per
Ende 2012 mehr als 150 verschiedene Rassen registriert.
Der grösste Teil der Schweizer Equiden sind Warmblüter
(40 %). Bei den Warmblütern gibt es insgesamt rund
15 000 (36 %) Schweizer Tiere. Auch die Freiberger
machen mit rund 22 000 beziehungsweise rund einem
Fünftel aller Equiden einen grossen Anteil der Schweizer
Equidenpopulation aus. Bei den Ponys (23 %) sind insbe
sondere die Shetlandponys stark vertreten (rund 6800
Tiere bzw. 28 % der Ponys).
In der Schweiz sind 81 % der Equiden älter als
drei Jahre. Dies macht ein Jungpferd auf vier erwach
sene Pferde. Bei einem erfassten Gesamtbestand von
103 010 Equiden (BFS 2012) ergibt dies einen Bestand
an mindestens vier Jahre alten Equiden von insgesamt
83 438. Der Altersdurchschnitt der gesamten registrier
ten Schweizer Equidenpopulation liegt bei 10,6 Jahren.
Bereits ein Drittel der Schweizer Equiden sind 15jährig
und älter. Die bislang verfügbaren Daten der TVD zei
gen ein durchschnittliches Abgangsalter von 15,5 Jah
ren. Geht man von einer ersten regelmässigen Nut
zung der Equiden im Alter von drei Jahren aus, beträgt
die durchschnittliche Nutzungsdauer 12,5 Jahre.
Bei den Equiden muss in der TVD deklariert werden,
ob es sich um ein Nutz oder ein Heimtier handelt. Bei
Heimtieren entfällt die Pflicht, ein Behandlungsjournal
zu führen; dafür dürfen diese Tiere nicht in die Lebens
mittelkette gelangen. Der Anteil der als Heimtier dekla
rierten Equiden hat von 33 % im Jahr 2011 auf 38 % im
Jahr 2012 zugenommen. Die Ursache dieser Verschie
bung dürfte darin liegen, dass im Startjahr der Equiden
registrierung primär die auf Landwirtschaftsbetrieben
stehenden Equiden registriert und als Heimtier dekla
rierte Equiden hauptsächlich gegen Ende der Über
gangsfrist erfasst wurden (TVD 2012).
Equidenhaltung
Das Bundesamt für Statistik zählte 2012 insgesamt 17 454
equidenhaltende Betriebe, davon sind 65 % landwirt
schaftliche Betriebe. Im Schweizer Durchschnitt werden
5,9 Equiden pro Betrieb gehalten. In der Tierverkehrs
datenbank waren per Ende 2012 erst 12532 equidenhal
tende Betriebe registriert. Demnach waren zu diesem
Zeitpunkt rund 5000 Betriebe noch nicht gemeldet. Von
den auf der TVD gemeldeten Betrieben halten 44 % aus
schliesslich eigene Equiden, 56 % halten auch fremde
Tiere (Pensions und Aufzuchtställe).
Pferdemarkt
Die Equidenimporte sind in den letzten zehn Jahren um
43 % gestiegen. Zwar haben im selben Zeitraum auch
die Equidenexporte zugenommen, seit 2009 sinken die
Exportzahlen jedoch kontinuierlich. Die Ausfuhr von
Equiden wird insbesondere durch die hohe Mehrwert
steuer von gegen 20 % und zusätzlichen Zollabgaben
erschwert. Die in die Schweiz eingeführten Pferde,
Ponies und Esel stammen vorwiegend aus Deutschland
(48 %) und Frankreich (23 %).
Verwendung von EquidenIn der Schweiz werden die meisten Equiden für Freizeit,
Sport und Zuchtzwecke gehalten. Analog verhält es
sich mit der Pferdehaltung in unserem europäischen
Umfeld. Je nach Land gibt es allerdings auch Nutzungs
unterschiede. So scheinen in Frankreich seit einiger Zeit
Equiden wieder vermehrt für diverse landwirtschaftli
che und kommunale Arbeiten eingesetzt zu werden.
Dieser Trend wird auch in der Schweiz aufgenommen.
Eine immer wichtigere Rolle kommt den Equiden im
Bereich diverser Therapieformen zu.
Die Pferdezucht war während den letzten Jahren
besonders stark von verschiedenen gesetzlichen Anpas
sungen betroffen. Das liberalere Umfeld und die damit
verbundene Zunahme der Importe, die steigenden Kos
ten und die Neuerungen in der Tierzuchtverordnung
führten insgesamt zu einer tieferen Anzahl der aner
kannten Zuchtorganisationen sowie zu einer Abnahme
der Geburtenzahlen. So hat die Zahl der in der Schweiz
0
20000
40000
60000
80000
100000
120000
Total Pferde andere Equiden
2002
2012
Abb. 2 | Entwicklung der Gesamtzahl der Equiden in der Schweiz zwischen 2002 und 2012. (Quelle: BFS 2012, landwirtschaftliche Strukturerhebung)
Kurzbericht | Die Schweizer Pferdebranche
156 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 154–157, 2014
geborenen und durch die einzelnen Zuchtorganisatio
nen registrierten Fohlen während der letzten zehn
Jahre um 18 % abgenommen. Im genannten Zeitraum
sank auch der Anteil der beim Schweizerischen Verband
für Pferdesport (SVPS) neu eingetragen inländischen
Pferde von 38 % auf 29 %. Somit stammt noch knapp
ein Drittel der Neueinträge aus Schweizer Zucht. Die
züchterisch bedeutendste Schweizer Pferderasse ist
nach wie vor der Freiberger mit fast 60 % der Geburten.
Im Jahr 2012 betrugen die Beiträge an die Pferde
zucht 2 027 700 Franken. Dies entspricht 5,9 % des ge
samten Tierzuchtbudgets. Seit 2001 gibt es Beiträge für
die Erhaltung der Freibergerrasse. 2012 wurden insge
samt 900 000 Franken für 2250 Freibergerstuten ausbe
zahlt.
Der Pferdesport ist mit einem Anteil von 80 % überwie
gend ein Frauensport. 64 % der Personen, welche in der
Schweiz Pferdesport ausüben, tun dies nichtorganisiert,
das heisst ohne Mitglied in einem Verein oder einer fes
ten Gruppe zu sein (Lamprecht et al. 2009). Betrachtet
man die Aktivsportlerinnen und sportler des SVPS fällt
auf, dass sich immer mehr junge Personen für den Pfer
desport interessieren. Der Anteil Lizenzen, welche an
Personen im Alter von unter 26 Jahren vergeben wur
den, stieg während den letzten zehn Jahren stetig an.
Die sozioökonomische Bedeutung des Pferdes
Durch die Aktivitäten rund um das Pferd werden Arbeits
plätze für Reitzentren, Unterricht, Pferdetourismus,
Zucht, Pferderennbahnen, Pferdehandel, Berufsfach
leute der Pferdebranche, Hippotherapie, Sattlerei, Huf
schmiede, Geschäfte für Reitartikel, Pferdefutter, Tier
ärzte, Pferdemetzgereien usw. geschaffen. In der
Landwirtschaft schafft das Pferd vor allem Arbeitsplätze
im Bereich der Pferdepension. Für das Jahr 2012 wurden
rund 12 900 Vollzeitstellen berechnet, welche direkt
oder indirekt im Zusammenhang mit der Pferdebranche
stehen. Dabei wird angenommen, dass sich pro acht
Pferde etwa ein Arbeitsplatz ergibt. Der Umsatz wird
auf 1,91 Milliarden Franken geschätzt.
Im Laufe der letzten Jahre hat die Pensionspferde
haltung insbesondere für landwirtschaftliche Betriebe
zunehmend an Bedeutung gewonnen. Bislang existier
ten für die Haltung von Pensionspferden in der Schweiz
keine Vollkostenberechnungen, weshalb eine Beurtei
lung der Wirtschaftlichkeit bis dato kaum möglich war.
Anhand von Fallbeispielen haben nun das Institut für
Nachhaltigkeitswissenschaften (früher Forschungsan
stalt Agroscope ReckenholzTänikon ART) und das
Schweizerische Nationalgestüt SNG den Betriebszweig
Pensionspferdehaltung für Gruppen und Einzelhal
tungsbetriebe analysiert. Insgesamt zeigte sich die Grup
penhaltung anhand der Untersuchungen wirtschaftli
cher als die Einzelhaltung. Vor allem die beiden
Kostenpositionen Arbeit sowie Gebäude und Einrichtun
gen nahmen entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis
des Betriebszweigs Pensionspferdehaltung1.
Die Rolle des Pferdes in unserer Gesellschaft hat sich
während der letzten Jahrzehnte stark gewandelt. Einst
Nutztier in der Landwirtschaft und in der Armee, wird
1Siehe auch ART-Bericht 771, http://www.agroscope.admin.ch/haras/06556/index.html?lang=de
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
4500
5000
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Importe
Exporte
Abb. 3 | Entwicklung der Equidenimporte und -exporte zwischen 2002 und 2012. (Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung EZV 2012)
Die Schweizer Pferdebranche | Kurzbericht
157Agrarforschung Schweiz 5 (4): 154–157, 2014
Insgesamt erreichten alle untersuchten Betriebe mehr
heitlich den tendenziell nachhaltigen Bereich. Vor allem
Betriebe, welche die Milchwirtschaft zugunsten der Pen
sionspferdehaltung aufgegeben haben, gaben an, im
sozialen Bereich einen Mehrwert erhalten zu haben.
Diesen Mehrwert bildeten in erster Linie die flexibleren
Arbeitszeiten. Der Zeitanspruch durch die Kundenbe
treuung war im Betriebszweig Pferdehaltung hingegen
höher als bei anderen Betriebszweigen.
Ausblick
Dank der eingeführten Registrationspflicht für Equiden
wird es in Zukunft möglich sein, die Entwicklung der
Schweizer Pferdebranche genauer zu beobachten und
zu analysieren. Daraus können wiederum wertvolle Hin
weise und Tendenzen für die einzelnen, zahlreichen
Akteure der Pferdebranche abgeleitet werden. Insbe
sondere durch die teilweise widersprüchlichen Ziele der
verschiedenen Gesetzgebungen entstehen gewisse Ein
schränkungen und Herausforderungen, denen sich die
Pferdebranche in Zukunft zwingend stellen muss. Die
Schweizer Pferdebranche wird unter Berücksichtigung
der aktuellen sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und
ökologischen Situation Lösungen und Strategien entwi
ckeln müssen, damit der Platz des Pferdes und der mit
ihm zusammenhängenden Tätigkeiten auch in Zukunft
gesichert bleibt. n
das Pferd heute in erster Linie als Freizeitpartner gehal
ten. Mit diesem Wandel ging auch eine Veränderung der
an die Pferdehaltung gestellten Ansprüche einher. Dies
macht sich vor allem in diversen Anpassungen verschie
dener Gesetzgebungen bemerkbar.
Auch die Frage nach der Nachhaltigkeit der Pferde
branche hat unter den heutigen Rahmenbedingungen
an Bedeutung gewonnen. Bislang wurden an der Hoch
schule für Agrar, Forst und Lebensmittelwissenschaften
(HAFL) 27 pferdehaltende Betriebe in der Landwirt
schaftszone mit RISE analysiert. Das Modell RISE ist ein
von der HAFL entwickeltes Tool und ermöglicht die
Erfassung der Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher
Betriebe. Es folgt einem ganzheitlichen Ansatz und
berücksichtigt im Gegensatz zu vielen anderen Bera
tungsinstrumenten neben den ökologischen und ökono
mischen auch die sozialen Aspekte der Landwirtschaft.
Die untersuchten pferdehaltenden Betriebe waren
im Allgemeinen stark grünlandbasiert, woraus ein ver
gleichsweise geringer Dieselverbrauch und ein geringes
Risiko der Bodendegradation durch Erosion, Schadver
dichtung oder Humuszehrung resultierten. Eine grosse
Stärke von Betrieben mit Pensionspferdehaltung ist die
Stabilität betreffend regelmässigem Einkommen auf
grund der normalerweise monatlich bezahlten Pensions
gelder. So sind Liquiditätsengpässe weniger wahrschein
lich als etwa beim reinen Ackerbaubetrieb. Zudem
stammt das Einkommen bei Pensionsbetrieben in der
Regel von sehr vielen verschiedenen Kunden bezie
hungsweise Pferdebesitzer, was zusätzliche Sicherheit
garantiert.
Literatur ▪ Bencheikh M., 2013. Persönliche Mitteilung, Mamoun Bencheikh, Bundesamt für Statistik, Neuenburg, [30. Okt. 2013].
▪ BFS 2012. Landwirtschaftliche Strukturerhebung, Bundesamt für Statistik. ▪ EZV 2012. Equidenimporte und -exporte, eidgenössische Zollverwaltung. ▪ Lamprecht M., Fischer A., Stamm H., 2009. Factsheets Sportarten, Obser-vatorium Sport und Bewegung Schweiz. Zugang:http://www.baspo. admin.ch/internet/baspo/de/home/dokumentation.parsys.0001121.downloadList.14431.DownloadFile.tmp/dfactsheetssportar-ten2008screen.pdf, [22. Oktober 2013].
▪ TVD 2012. Datenabfragen Equiden, Tierverkehrsdatenbank, betrieben durch die Identitas AG.
▪ Vollständiger Bericht «Wirtschafts-, Gesellschafts- und Umweltpolitische Bedeutung des Pferdes in der Schweiz – Stand 2013». Zugang: http://www.agroscope.admin.ch/haras/00343/index.html?lang=de.
Abb. 4 | Die Pensionspferdehaltung bietet zahlreichen Landwirten eine rentable Möglichkeit zur Diversifizierung ihrer Betriebe. (Foto: Agroscope – Schweizerisches Nationalgestüt)
158 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 158–161, 2014
(Knapp et al. 2014). Aufgrund des zunehmenden
Bewusstseins für eine gesunde Ernährung und aufgrund
ändernder Umweltbedingungen könnte die Bedeutung
dieser Kultur künftig weiter zunehmen. Zwischen 2001
und 2011 wurden jährlich zwischen 2700 und 5400 t
Hirse in die Schweiz eingeführt, was bei einem mittleren
Flächenertrag von 25 dt/ha (Ertragserwartung unter Bio
bedingungen in der Schweiz) einer Anbaufläche von
1000 bis 2200 ha entspricht. Aufgrund der tiefen Import
preise beschränkt sich der inländische Anbau momentan
aber fast ausschliesslich auf den Biolandbau. Im Jahr
2013 haben in der Schweiz 20 BioProduzenten auf einer
Fläche von 26 ha Rispenhirse angebaut.
Wie bei anderen Ackerkulturen ist die erfolgreiche
Regulierung der Begleitflora auch bei der Rispenhirse
für einen erfolgreichen Anbau zentral. Aktuell sind in
der Schweiz keine Herbizide im Rispenhirseanbau zuge
lassen. Zudem äusserte die Praxis das Bedürfnis nach
mehr Informationen zur mechanischen Regulierung der
Begleitflora. Nachdem in einem vorhergehenden Artikel
die Stickstoffwirkung auf Ertrag und Nährstoffe beschrie
ben wurde (Knapp et al. 2014), werden in diesem Artikel
nun die Ergebnisse von mehrjährigen Versuchen vorge
stellt, in denen die Wirkung verschiedener Verfahren auf
die Begleitflora und auf die Kornerträge untersucht
wurde.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
Die Versuche wurden auf zertifizierten KnospeBetrie
ben in Dietikon (2010), Sulzbach (2011), Seebach (2010
und 2012) und Schlieren (2012) durchgeführt. Die Saat
dichte betrug 500 keimfähige Körner/m2 bei einem
Reihenabstand von 18 cm. Die Parzellenfläche betrug
21 m2 und die Düngung wurde betriebsüblich durchge
führt (Biorga Quick 12 % oder Hofdünger, insgesamt
60 kg N/ha). Die Versuche wurden als 2faktorielle ran
domisierte komplette Blockanlage mit vier Wiederho
lungen angelegt. Erster Faktor: die zwei russischen
Sorten Quartett und Krupnoskoroje, die in der Schweiz
seit 2006 durch die SativaGenossenschaft (Rheinau)
vermehrt und für die Vertragsproduktion mit der Bio
Fundierte Empfehlungen zur mechanischen Regulierung
der Begleitflora im Rispenhirseanbau sind rar. Basierend
auf mehrjährigen Versuchen kann nun gezeigt werden,
dass der Einsatz der Hacke nicht nur die Begleitflora
erfolgreich reduziert, sondern bei einem zweimaligen
Einsatz auch zu einer Ertragsverbesserung führt.
Rispenhirse – eine interessante Alternative
Rispenhirse wurde in der Schweiz und auch in anderen
mitteleuropäischen Ländern bereits in der späten Jung
steinzeit angebaut (Miedaner und Longin 2012). Obwohl
die Rispenhirse unter anderem aufgrund der Ausdeh
nung des Kartoffelanbaus und der Abschaffung des
Breis in der täglichen Ernährung aus dem Anbau ver
drängt wurde, war vor allem der hohe Arbeitsaufwand
zur Regulierung der Unkräuter für diese Verdrängung
entscheidend (Miedaner und Longin 2012). Mittlerweile
ist die Rispenhirse wieder zu einer interessanten Alter
native für die Fruchtfolgen im Bioackerbau geworden
Mechanische Regulierung der Begleitflora bei RispenhirseRosalie Aebi, Samuel Knapp und Jürg Hiltbrunner
Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB, 8046 Zürich, Schweiz
Auskünfte: Jürg Hiltbrunner, E-Mail: [email protected]
Die Rispenhirse ist eine interessante Alternative für die Frucht-folgen im Bioackerbau, im frühen Stadium aber reagiert sie empfindlich auf die Einwirkung des Striegels. (Foto: Jürg Hiltbrunner, Agroscope)
K u r z b e r i c h t
Mechanische Regulierung der Begleitflora bei Rispenhirse | Kurzbericht
159Agrarforschung Schweiz 5 (4): 158–161, 2014
farmGenossenschaft (Kleindietwil) empfohlen werden.
Zweiter Faktor: vier verschiedene Unkrautregulierungs
Verfahren im Vergleich zu einem unbehandelten Kont
rollverfahren (Tab. 1). Die Eingriffe wurden zu zwei ver
schiedenen Entwicklungsstadien durchgeführt: Der erste
erfolgte im 3 bis 4Blattstadium und der zweite im 6 bis
8Blattstadium. Die Verfahren mit der Rotorhacke wur
den aufgrund ihrer ungenügenden Wirkung nur in den
Jahren 2010 und 2011 getestet. 2012 wurde dafür ein
einmaliger Striegel sowie ein einmaliger HackDurch
gang im frühen Stadium getestet. Vor und nach jedem
Eingriff wurde der Bodenbedeckungsgrad der Begleitar
ten in Prozent geschätzt, und bei der Ernte wurde der
Kornertrag erfasst.
Wirkung auf die Begleitarten und den Hirseertrag
Aufgrund der fehlenden Wechselwirkung zwischen den
beiden geprüften Sorten und den Verfahren in der Vari
anzanalyse darf angenommen werden, dass beide Sor
ten in gleicher Weise auf die Verfahren reagieren. Aus
diesem Grund werden alle Daten als Mittelwerte beider
Sorten präsentiert. Der Bodenbedeckungsgrad der
Begleitarten in den verschiedenen Jahren war sehr
unterschiedlich und insbesondere am Standort Sulzbach
und in Schlieren sehr hoch (Tab. 2). Ebenfalls variierten
die Erträge stark zwischen den Versuchen: Mit 31,2 dt/ha
konnte am Standort Seebach ein sehr guter und am
Standort Schlieren mit 10,2 dt/ha ein unbefriedigender
Ertrag erzielt werden. Die am Standort Schlieren schwie
rigen Standort und Witterungsbedingungen sind auch
im hohen Variationskoeffizient ersichtlich.
Ein früher Eingriff mit der Hacke (H) hat den Unkraut
druck stärker verringert als die Rotorhacke (R) und der
Striegel (S) (Abb.1 A). Durch den zweiten Eingriff konnte
mit dem Einsatz der Hacke gegenüber den Verfahren,
bei denen kein zweiter Eingriff vorgenommen wurde,
der Bodenbedeckungsgrad nochmals reduziert werden.
Die Wirkung war dabei grösser, wenn im ersten Durch
gang der Striegel eingesetzt wurde. Im Mittel über alle
Versuche konnte mit den Verfahren SH und HH der
Bodenbedeckungsgrad der Begleitarten am wirksams
ten reduziert werden (Abb.1 A und B). Obwohl der
Unkrautdruck an den Standorten sehr unterschiedlich
war (Tab. 1), waren die Effekte der verschiedenen Ver
fahren auf den Bodenbedeckungsgrad der Unkräuter
nach dem zweiten Eingriff in allen Versuchen signifikant
(p < 0,001). Diese Unterschiede beim Bodenbedeckungs
grad wirkten sich aber nicht im gleichen Masse auf den
Kornertrag aus. Lediglich für das Verfahren mit zweima
ligem Einsatz der Hacke konnte eine signifikante Verbes
serung des Ertrags festgestellt werden (Abb. 2). Daraus
wird abgeleitet, dass eine reduzierende Wirkung des
Verfahren1. Eingriff
(3–4-Blattstadium)2. Eingriff
(6–8-Blattstadium)Anzahl
Versuche
Kontrolle (KO) – – 5
Rotorhacke (R), – Rotorhacke – 3
Striegel, Rotorhacke (SR) Striegel Rotorhacke 3
Striegel, Hacke (SH) Striegel Hacke 5
Hacke, Hacke (HH) Hacke Hacke 5
Striegel (S), – Striegel – 2
Hacke (H), – Hacke – 2
Tab. 1 | Übersicht der untersuchten Verfahren zur mechanischen Regulierung der Begleitflora der Rispenhirse
Standort JahrMittlerer Kornertrag V.K.
Mittlerer Bodenbedeckungsgrad
der Begleitarten
(dt/ha) (%) (%)
Seebach 2010 n.e.* – 10,0
Dietikon 2010 21,0 8,9 9,1
Sulzbach 2011 22,3 14,5 28,0
Seebach 2012 31,2 10,7 13,0
Schlieren 2012 10,6 46,5 22,4
Tab. 2 | Mittlerer Kornertrag (dt/ha mit 14 % H2O) und mittlerer Bodenbedeckungsgrad der Begleitarten nach dem zweiten Eingriff im Mittel über alle Verfahren in den Versuchen der Jahre 2010 bis 2012. V.K. = Variationskoeffizient
*nicht erhoben
Kurzbericht | Mechanische Regulierung der Begleitflora bei Rispenhirse
160 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 158–161, 2014
Striegels auf die Begleitarten im frühen Stadium mög
lich ist, der Striegel aber aufgrund der ausbleibenden
ertragssteigernden Wirkung die Rispenhirse negativ
beeinflusst hat (Zillger und Buchmann 2012).
Dank der Versuche im Jahr 2012 kann die Wirkung
der Hacke im zweiten Durchgang beurteilt werden, je
nachdem ob beim ersten Durchgang entweder die Hacke
oder der Striegel eingesetzt wurde. Es ist zu erkennen,
dass der erste Eingriff keine Wirkung auf den Ertrag
hatte (Abb. 3). Der Einsatz der Hacke im zweiten Durch
gang hatte nur dann eine Wirkung auf den Ertrag, wenn
schon beim ersten Eingriff gehackt wurde. Der Hack
durchgang nach einem erstmaligen Striegeln führte hin
gegen zu keiner Ertragsverbesserung, zeigte aber eine
gute Wirkung auf die Begleitflora (Abb. 1). Dadurch
kann die Samenproduktion und der eintrag in den
Boden reduziert werden, weshalb ein solcher Einsatz
trotzdem längerfristig lohnend sein kann.
An drei der vier Standorte konnte eine ertragsmin
dernde Wirkung durch einen erhöhten Bodenbe
deckungsgrad der Begleitarten beobachtet werden
(Abb. 4). Wie beim Striegeleinsatz kann jedoch auch der
Einsatz des Hackgeräts zu einer Schädigung der Pflanzen
führen. Vor allem, wenn im frühen Stadium der Boden
zu nahe an die Pflanzen hin bearbeitet wird und dadurch
die Wurzeln geschädigt werden.
Im Vergleich zu anderen bedeutenden Ackerkultu
ren wie dem Mais weist die Rispenhirse eine langsame
Jugendentwicklung auf und ist von kurzem Wuchs. Des
halb ist eine gute Bestandesführung für eine gute
Jugendentwicklung und Konkurrenzkraft notwendig. In
diesen Versuchen wurde die Rispenhirse in allen Verfah
ren in einem Reihenabstand von 18 cm gesät und ein für
dieses Anbausystem passendes Hackgerät verwendet, da
bei einem für das Hacken üblichen weiteren Reihenab
stand wegen des verstärkten Lichtangebots eine zu
Abb. 1 | Bodenbedeckungsgrad (%) der Begleitarten, gemittelt über die beiden Sorten Krupnoskoroje und Quartett vor (V) beziehungsweise nach (N) dem ersten (1) beziehungsweise zweiten (2) Eingriff. (A) Mittelwer-te über die drei Versuche der Jahre 2010 und 2011, (B) Mittelwerte über die zwei Versuche des Jahres 2012.
Abb. 2 | Mittlerer Kornertrag (dt/ha mit 14 % H2O) der beiden Rispenhirsesorten Krupnoskoroje und Quartett bei verschiedenen Unkrautregulierungsverfahren. (A) Mittelwerte der Versuche der Jahre 2010 und 2011, (B) Mittelwerte der Versuche im Jahr 2012. Verfahren, die mit dem selben Buchstaben versehen sind, sind nicht signifikant voneinander verschieden (LSD-Test, α = 0,05).
Ertra
g (d
t/ha)
05
1015
2025
30
KO R SR SH HH
b b b ab
a
05
1015
2025
30
KO S H SH HH
bab b b
a
(A) (B)
KO: Kontrolle
R: Rotorhacke
SR: Striegel, Rotorhacke
SH: Striegel, Hacke
HH: Hacke, Hacke
S: Striegel
H: Hacke
010
2030
40
Zeitpunkt
Bode
nbed
ecku
ng U
nkra
ut (%
)
V1 N1 V2 N2
KORSRSHHH
010
2030
40
ZeitpunktV1 N1 V2 N2
KOSHSHHH
(A) (B)
KO: Kontrolle
R: Rotorhacke
SR: Striegel, Rotorhacke
SH: Striegel, Hacke
HH: Hacke, Hacke
S: Striegel
H: Hacke
Mechanische Regulierung der Begleitflora bei Rispenhirse | Kurzbericht
161Agrarforschung Schweiz 5 (4): 158–161, 2014
starke Konkurrenz durch die Begleitarten befürchtet
wurde. Weil in der Praxis aber häufig Hackgeräte für
einen weiteren Reihenabstand eingesetzt werden, sollte
der Anbau von Rispenhirse im weiteren Reihenabstand
untersucht werden.
Lohnt sich ein Eingriff?
Werden für ein zweimaliges Hacken Kosten von
307 CHF/ha angesetzt, müsste bei einem Produzenten
preis von 170 CHF/dt Rohhirse ein Mehrertrag von
1,8 dt/ha erzielt werden, damit dieses Verfahren wirt
schaftlich interessant ist. Dies wurde in allen vier geern
teten Versuchen erreicht. Unabhängig davon sind aber
auch die folgenden beiden Effekte zu berücksichtigen:
die Reduktion des Anteils von Unkrautsamen im Ernte
gut sowie das Verhindern eines übermässigen Eintrages
von zusätzlichen Samen in den Samenvorrat des Boden.
Im Zusammenhang mit der Regulierung der Begleitflora
kann für Rispenhirse aus ökonomischer und pflanzen
baulicher Sichtweise folgende Zusammenfassung gege
ben werden: So viel wie nötig (Reduktion des Unkraut
drucks und Anstieg des Samenvorrates im Boden) und
so wenig wie möglich (Aufwand und mögliche Schädi
gung der Rispenhirse).
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Aufgrund der geringen Konkurrenzkraft in der Jugend
entwicklung kommt der erfolgreichen Regulierung der
Begleitflora im Rispenhirseanbau eine zentrale Bedeu
tung zu. Mit einem Einsatz der Hacke im 3 bis 4Blatt
stadium und im 6 bis 8Blattstadium kann sowohl der
Unkrautdruck erfolgreich reduziert als auch eine posi
tive Wirkung auf den Kornertrag erzielt werden. Grund
sätzlich gilt es aber, der Rispenhirse in der Jugendent
wicklung günstige Bedingungen zu schaffen, damit sie
sich möglichst rasch entwickeln kann. n
Literatur ▪ Knapp S., Aebi R. & Hiltbrunner J., 2014. Wie die Rispenhirse auf Stick-stoff reagiert. Agrarforschung Schweiz 5 (3), 118–121.
▪ Miedaner T. & Longin F., 2012. Unterschätzte Getreidearten. Einkorn, Em-mer, Dinkel & Co., Agrimedia, Erling Verlag GmbH & Co. KG, Clenze. 136 S.
▪ Zillger C. & Buchmann I., 2012. Rispenhirse – alte Kulturpflanze neu ent-deckt. Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau Rheinland-Pfalz. 7 S. Zugang: http://www.oekolandbau.rlp.de/Internet/global/themen.nsf/ALL/B54AEF7A31BBDCB9C1257BD3003BF909/$FILE/Artikel_Hir-se_2012.pdf [24.1.2014].
Dank
Wir danken der Stiftung Hauser (Weggis) und BioSuisse für die finanzielle Unter-stützung sowie den Familien Spahn, Weidmann, Huber und Götsch für die gute Zusammenarbeit und Alexander Zorn für die Berechnung der Maschinenkosten.
KO (21,4)
S (22,9)
H (22,4)
1. Eingriff
F 2,38 = 1,26 n.s.
SH (21,9)
HH (24,7)
S (22,9)
H (22,4)
2. Eingriff
F 1,23 = 0,95 n.s.
F 1,23 = 10,42**
Abb. 3 | Wirkung von Striegel (S) und Hacke (H) bei einem frühen Eingriff und Wirkung der Hacke beim zweiten Eingriff auf den Kornertrag (dt/ha mit 14 % H2O) von Rispenhirse im Vergleich zur Kontrolle (Mittelwert von zwei Versuchen im Jahr 2012). F-Test mit angegebenen Freiheitsgraden, **: p < 0,01, n.s.: nicht signifikant)
0 10 20 30 40 50 60
010
2030
4050
Bodenbedeckung Unkraut (%)
Ertra
g (d
t/ha)
2010 Dietikon (R² = 0,26, **) 2011 Sulzbach (R² = 0,46, ***) 2012 Seebach (R² = 0,34, ***) 2012 Schlieren (R² < 0,01, n.s.)
Abb. 4 | Korrelation von Bodenbedeckungsgrad (%) der Begleitar-ten nach dem zweiten Eingriff und Kornertrag (dt/ha mit 14 % H2O) in den Versuchen der Jahre 2010 bis 2012. F-Test, ***: p<0,001, **: p<0,01, n.s.: nicht signifikant.
162
I n t e r v i e w
Agrarforschung Schweiz 5 (4): 162, 2014
Seit dem 1. März diesen Jahres hat das Zentrum für Bie
nenforschung (ZBF) von Agroscope einen neuen Leiter:
JeanDaniel Charrière übernimmt das Amt von Peter Gall
mann, der Ende Februar in den Ruhestand ging. Der an
der ETH ausgebildete IngenieurAgronom JeanDaniel
Charrière arbeitet und forscht seit über 20 Jahren im ZBF
und ist selbst leidenschaftlicher Imker. Somit betritt der
Bieler in seiner neuen Funktion keineswegs Neuland. Wir
haben ihn gefragt, mit welchen Herausforderungen die
Bienenforschung in der Schweiz in den nächsten Jahren
konfrontiert sein wird und welches seine persönlichen
Ziele in seiner neuen Stellung sind. Infolge der Umstruk
turierung von Agroscope gehört das ZBF nunmehr zum
Institut für Nutztierwissenschaften (INT).
Welches sind die Herausforderungen für die Bienenfor-
schung in der Schweiz?
Die Imkerei befindet sich in der Schweiz in derselben Situ
ation wie in den meisten anderen europäischen und
nordamerikanischen Ländern. Unsere Hauptsorge gilt der
Bienensterblichkeit, weswegen das ZBF eng mit anderen
Bienenforschungsinstituten in Europa, aber auch welt
weit, zusammenarbeitet. Dieses Thema ist so komplex,
dass man einfach zusammenarbeiten muss. Die Zusam
menarbeit ist von wesentlicher Bedeutung, um dieses Pro
blem langfristig klären und lösen zu können. In der
Schweiz überwachen wir weiterhin die Europäische Faul
brut, denn wie man weiss hat sich die Anzahl der bekann
ten Fälle dieser bis anhin wenig verbreiteten Krankheit
seit dem Jahre 2000 rasant verbreitet. Seit nunmehr drei
Jahren sinkt die Anzahl der Fälle, wenngleich man sich
immer noch auf einem hohen Niveau befindet. Daher ist
hier nach wie vor Wachsamkeit geboten.
Welche Ziele verfolgen Sie als neuer Leiter des ZBF?
Mein Ziel besteht darin, strategisch sinnvolle und klare
Entscheidungen zu treffen, d.h. zwei oder drei For
schungsthemen auszuwählen und sich darauf zu kon
zentrieren anstatt sich in zu vielen Fragestellungen zu
verzetteln, denn es ist ganz offensichtlich, dass wir mit
den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht alle
Themenfelder abdecken können. Unsere oberste Priori
tät gilt dabei dem Kampf gegen die Varroose, welche
die häufigste Todesursache ganzer Bienenkolonien ist.
In den nächsten Jahren werden wir bestrebt sein, nach
haltige Lösungen, wie zum Beispiel mit entomopathoge
nen Pilzen, bereitzustellen. Diese Art von Pilz bekämpft
die schädlichen Organismen und entwickelt sich aus
ihrer Substanz – ohne dabei dem Wirt, also in diesem
Falle der Biene, zu schaden. Die Forschung über Imkerei
produkte bleibt ein wesentlicher Bestandteil des ZBF,
denn hierbei geht es um die Qualitätssicherung unserer
Produkte. Nur wenn die Imkerinnen und Imker sich wei
terhin der Produktion von Qualitätshonig verschreiben,
können wir unsere Produkte gut absetzen. Ohne diesen
Leitgedanken würde es immer weniger Imker geben
und ohne Imker keine Bienen und ohne Bienen keine
flächendeckende Bestäubung!
Was sagen Sie zur Ausbildung der Imkerinnen und Imker?
Die Imkerausbildung fällt von nun an in den Verantwor
tungsbereich des Bienengesundheitsdienstes (BGD), der
im letzten Jahr in Folge der im Jahre 2004 eingereichten
Motion Gadient «Förderung der Bienen in der Schweiz»
ins Leben gerufen wurde. Natürlich werden wir diesen
Bereich aber nach wie vor im Auge behalten, denn wir
brauchen ein Feedback aus der Praxis, um zu evaluieren,
ob wir uns in die richtige Richtung bewegen. Allerdings
konzentrieren wir uns auf spezifische Weiterbildungen,
die in direktem Zusammenhang mit der Verbreitung
unserer Forschungsergebnisse und neuen Methoden im
Kampf gegen Krankheiten etc. stehen. In diesem Sinne
überlassen wir die ImkerGrundausbildung dem BGD.
Evelyne Fasnacht, Agroscope
JeanDaniel Charrière an der Spitze des Zentrums für Bienenforschung von Agroscope
Jean-Daniel Charrière, Leiter des Zentrums für Bienenforschung beantwortet Fragen von Agrarforschung Schweiz.
163
A k t u e l l
Agrarforschung Schweiz 5 (4): 163–167, 2014
ART-Bericht 766
TASC V3.0 (Tyres/Tracks And Soil Compaction) ist eine
praxistaugliche, aktualisierte ExcelAnwendung von
Agroscope zur Entscheidungsfindung für die Ausrüstung
und den Einsatz von land und forstwirtschaftlichen
Fahrzeugen mit Bezug auf die Bodenschonung und zum
Teil auch auf den Treibstoffverbrauch. Diese Anwendung
besteht aus fünf Modulen. Das Erste befasst sich mit
Schadverdichtungen. Übermässige, durch Fahrwerke im
Boden verursachte Druckspannungen werden in der ent
sprechenden kritischen Tiefe angezeigt. Das neue zweite
Modul rechnet die ZugkraftSchlupfKurven mit Anga
ben, ab welchem Radschlupf der Boden geschert wird.
Zugkraft und Treibstoffbedarf lassen sich für unter
schiedliche Anbaugeräte, Boden und Traktorparameter
bestimmen. Das dritte Modul berechnet den Fahrspur
flächenanteil eines oder mehrerer Arbeitsgänge. Ein
weiteres Modul enthält die technischen Angaben von
über 1270 Reifen inkl. Felgen aus der Forst und Land
wirtschaft. Auf Grundlage der internationalen Reifen
und Felgennormen lässt sich in einem fünften Modul
auch die maximal zulässige Belastung je nach Bereifung,
Reifeninnendruck und Fahrgeschwindigkeit für forst
und landwirtschaftliche Bereifungen berechnen. Die
Simulationsberechnungen basieren auf Feldversuchen
auf landwirtschaftlichen Böden. Seit einer Dekade leistet
TASC europaweit einen Beitrag zur Sensibilisierung und
Verbesserung des Bodenschutzes, der mit der aktuellen
Version noch vertieft werden soll.
Etienne Diserens und Andrea Battiato, Agroscope
Impressum
Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon 1, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Etel Keller,ART
Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch
ISSN 1661-7568
ART-Bericht 766
TASC V3.0 – Prognose Bodengefährdungund Treibstoffverbrauch
Eine PC-Anwendung zur Beurteilung der Bodenbeanspruchung im Ober- und Unterboden in der
Land- und Forstwirtschaft sowie zur Schätzung des Energie- und Treibstoffbedarfs im Ackerbau.
Autoren
Etienne Diserens,Andrea Battiato,[email protected]
September 2013
TASC V3.0 (Tyres/Tracks And Soil Compac-tion) ist eine praxistaugliche, aktualisierteExcel-Anwendung von Agroscope für dieEntscheidungsfindung für die Ausrüstungund den Einsatz von land- und forstwirt-schaftlichen Fahrzeugen mit Bezug auf dieBodenschonung und zum Teil auch aufden Treibstoffverbrauch. Diese Anwen-dung besteht aus fünf Modulen. Das Erstebefasst sich mit Schadverdichtungen. Über-mässige, durch Fahrwerke im Boden ver-ursachte Druckspannungen werden in derentsprechenden kritischen Tiefe ange-zeigt. Das neue zweite Modul rechnet dieZugkraft-Schlupf-Kurven mit Angaben, abwelchem Radschlupf der Boden geschertwird. Zugkraft- und Treibstoffbedarf las-sen sich für unterschiedliche Anbaugeräte,Boden- und Traktorparameter bestimmen.
Das dritte Modul berechnet den Fahrspur-flächenanteil eines oder mehrerer Arbeits-gänge. Ein weiteres Modul enthält dietechnischen Angaben von über 1270 Rei-fen inkl. Felgen aus der Forst- und Land-wirtschaft. Auf Grundlage der internatio-nalen Reifen- und Felgennormen lässt sichin einem fünften Modul auch die maximalzulässige Belastung je nach Bereifung, Rei-feninnendruck und Fahrgeschwindigkeitfür forst- und landwirtschaftliche Berei-fungen berechnen.Die Simulationsberechnungen basieren aufFeldversuchen auf landwirtschaftlichen Bö-den.Seit einer Dekade leistet TASC europaweiteinen Beitrag zur Sensibilisierung und Ver-besserung des Bodenschutzes, der mit deraktuellen Version noch vertieft werden soll.
Abb. 1: TASC V3.0 berechnet Druckspannungen und Zugkraft-Schlupf-Kurven mit Angabenüber Bodenscherung. Dadurch lässt sich die Bodengefährdung beurteilen.
N e u e P u b l i k a t i o n e n
TASC V3.0 – Prognose Bodengefährdungund Treibstoffverbrauch
164 Agrarforschung Schweiz 5 (4): 163–167, 2014
Aktuell
N e u e P u b l i k a t i o n e n
ART-Bericht 769
Sömmerungsweiden prägen grosse Teile der alpinen
Landschaft. Aber immer mehr Graslandflächen werden
vom Wald zurückerobert. Ohne Gegenmassnahmen
verschwinden diese kulturgeprägte Landschaft und ihre
wertvolle Biodiversität. Strukturreiche Weiden mit
einem Mosaik von Grasland und Sträuchern bieten
einen Lebensraum für Pflanzen und Tiere mit unter
schiedlichen Ansprüchen, was sich positiv auf die Arten
vielfalt auswirkt. Trotzdem ist eine geeignete Weide
führung und pflege erforderlich, damit die Sträucher
nicht die Oberhand gewinnen und die Flächen
unbrauchbar machen. Der vorliegende Bericht stellt
Ergebnisse aus dem Forschungsprogramm AlpFUTUR
(www.alpfutur.ch) zum Einfluss der Verbuschung durch
Zwergsträucher auf die Artenvielfalt von Pflanzen, Tag
faltern und Heuschrecken vor und fasst in der Literatur
beschriebene Bewirtschaftungsmassnahmen gegen die
Verbuschung zusammen. Daraus wurden zehn Empfeh
lungen abgeleitet. Eine genügend starke und gleich
mässig verteilte Weideintensität ermöglicht eine bes
sere Nutzung der Weideressourcen und wirkt dem
Fortschreiten der Verbuschung entgegen.
Bärbel Koch, Gabriela Hofer und Thomas Walter, Agroscope
Peter J. Edwards, ETH Zürich
Wolf U. Blanckenhorn, Universität Zürich
Artenvielfalt auf verbuschten Alpweiden
Impressum
Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Erika Meili, ART
Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch
ISSN 1661-7568
ART-Bericht 769
Artenvielfalt auf verbuschten Alpweiden
Empfehlungen zur Bewirtschaftung von artenreichen Alpweiden mit Verbuschungsproblemen
Autorinnen und Autoren
Bärbel Koch, Gabriela Hofer,ThomasWalter,ART
Peter J. Edwards, ETH Zürich
Wolf U. Blanckenhorn, UniversitätZürich
Oktober 2013
Sömmerungsweiden prägen grosse Teileder alpinen Landschaft. Aber immer mehrGraslandflächen werden vom Wald zurückerobert. Ohne Gegenmassnahmenverschwinden diese kulturgeprägte Landschaft und ihre wertvolle Biodiversität.Strukturreiche Weiden mit einem Mosaikvon Grasland und Sträuchern bieten einenLebensraum für Pflanzen und Tiere mitunterschiedlichen Ansprüchen, was sichpositiv auf die Artenvielfalt auswirkt.Trotzdem ist eine geeignete Weideführung und pflege erforderlich, damit dieSträucher nicht die Oberhand gewinnenund die Flächen unbrauchbar machen.Der vorliegende Bericht stellt Ergebnisseaus dem Forschungsprogramm AlpFUTUR
(www.alpfutur.ch) zum Einfluss der Verbuschung durch Zwergsträucher auf dieArtenvielfalt von Pflanzen, Tagfaltern undHeuschrecken vor und fasst in der Literatur beschriebene Bewirtschaftungsmassnahmen gegen die Verbuschung zusammen. Daraus wurden zehn Empfehlungenabgeleitet.Eine genügend starke und gleichmässigverteilte Weideintensität ermöglicht einebessere Nutzung der Weideressourcenund wirkt dem Fortschreiten der Verbuschung entgegen.
Abb. 1: Ein Mosaik aus Grasland und Sträuchern wirkt sich positiv auf die Biodiversität aus:Alp Pian Doss in S. Bernardino, Graubünden. (Fotos: Bärbel Koch, ART)
165
Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
Agrarforschung Schweiz 5 (4): 163–167, 2014
Aktuell
ART-Bericht 771
Die Pensionspferdehal
tung hat für landwirt
schaftliche Betriebe in
der Schweiz im Laufe der
letzten Jahre an Bedeu
tung gewonnen. Um
deren Wirtschaftlichkeit
zu untersuchen, wurde
der Betriebszweig für sechs Gruppen und sechs Einzel
haltungsbetriebe auf Vollkostenbasis analysiert. Dabei
wurden drei gängige Betriebstypen miteinander vergli
chen (Gruppenhaltung, Einzelhaltung mit Kleinbestand
sowie Einzelhaltung mit Grossbestand). Die Gruppen
haltung zeigte sich wirtschaftlicher als die Einzelhaltung:
Während die Einzelhaltung durchschnittlich auf einen
effektiv realisierten Stundenlohn von 33 Franken (mit
Kleinbestand) bzw. 29 Franken (mit Grossbestand) kam,
erzielten die Gruppenhaltungsbetriebe 52 Franken pro
Stunde. Allerdings erreichten vier der total zwölf ana
lysierten Betriebe den Opportunitätskosten Lohnansatz
von 28 Franken nicht. Auch beim Einkommen erzielten
die Gruppenhaltungsbetriebe mit 8952 Franken pro
Grossvieheinheit (GVE) deutlich höhere Werte als die
Einzelhaltungsbetriebe (7165 Franken bei Kleinbestand
bzw. 5581 Franken bei Grossbestand). Der Grund für den
finanziellen Erfolg der Gruppenhaltung liegt in den tie
feren Kosten. Von zentraler Bedeutung sind die Arbeits
kosten, die in erster Linie aus dem jeweiligen Arbeits
zeitbedarf resultieren: Die Gruppenhaltungsbetriebe
nehmen mit 15 Minuten pro Pferd und Tag durchschnitt
lich lediglich die Hälfte der Zeit der Einzelhaltungs
betriebe (32 Minuten pro Pferd und Tag) in Anspruch.
Tiefere Kosten verursachen bei der Gruppenhaltung
auch die Gebäude und Einrichtungen. Ausserdem profi
tieren Betriebe mit Gruppenhaltung von den Beiträgen
für besonders tierfreundliche Stallhaltung.
Anja Schwarz und Christian Gazzarin, Agroscope
Ruedi von Niederhäusern, Agroscope –
Schweizerisches National gestüt SNG, Avenches
ART-Bericht 771
Wie wirtschaftlich ist die Pensionspferdehaltung?
Eine Analyse dreier Betriebstypen auf Basis von Fallbeispielen
Impressum
Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Erika Meili, ART
Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch
ISSN 1661-7568
Autorinnen und Autoren
Anja Schwarz und ChristianGazzarin,ARTRuedi von Niederhäusern,Agroscope – SchweizerischesNationalgestüt SNG,AvenchesAuskünfte: Christian Gazzarin,E-Mail: [email protected] +41 (0)52 368 31 84
November 2013
Abb. 1: Pensionspferde gewinnbringend halten – eine Frage des Kostenmanagements.(Fotos: Anja Schwarz, ART)
Die Pensionspferdehaltung hat für land-wirtschaftliche Betriebe in der Schweiz imLaufe der letzten Jahre an Bedeutunggewonnen. Um deren Wirtschaftlichkeit zuuntersuchen, wurde der Betriebszweig fürsechs Gruppen- und sechs Einzelhaltungs-betriebe auf Vollkostenbasis analysiert.Dabei wurden drei gängige Betriebstypenmiteinander verglichen (Gruppenhaltung,Einzelhaltung mit Kleinbestand sowie Ein-zelhaltung mit Grossbestand).Die Gruppenhaltung zeigte sich wirtschaft-licher als die Einzelhaltung: Während dieEinzelhaltung durchschnittlich auf eineneffektiv realisierten Stundenlohn von 33Franken (mit Kleinbestand) bzw. 29 Fran-ken (mit Grossbestand) kam, erzielten dieGruppenhaltungsbetriebe 52 Franken proStunde. Allerdings erreichten vier der totalzwölf analysierten Betriebe den Opportu-nitätskosten-Lohnansatz von 28 Franken
nicht. Auch beim Einkommen erzielten dieGruppenhaltungsbetriebe mit 8952 Fran-ken pro Grossvieheinheit (GVE) deutlichhöhere Werte als die Einzelhaltungsbe-triebe (7165 Franken bei Kleinbestand bzw.5581 Franken bei Grossbestand).Der Grund für den finanziellen Erfolg derGruppenhaltung liegt in den tieferen Kos-ten. Von zentraler Bedeutung sind dieArbeitskosten, die in erster Linie aus demjeweiligen Arbeitszeitbedarf resultieren:Die Gruppenhaltungsbetriebe nehmen mit15 Minuten pro Pferd und Tag durch-schnittlich lediglich die Hälfte der Zeit derEinzelhaltungsbetriebe (32 Minuten proPferd und Tag) in Anspruch. Tiefere Kostenverursachen bei der Gruppenhaltung auchdie Gebäude und Einrichtungen. Ausser-dem profitieren Betriebe mit Gruppenhal-tung von den Beiträgen für besonders tier-freundliche Stallhaltung.
Wie wirtschaftlich ist die Pensionspferde-haltung?
ART-Bericht 770
Die bäuerliche Gäste
beherbergung kann ein
zusätzliches finanzielles
Standbein für landwirt
schaftliche Betriebe sein.
Die Ausgaben für Arbeits
kräfte zählen zu den kos
tenintensivsten Positio
nen in diesem Bereich. Deshalb ist es sinnvoll, den
Arbeitszeitbedarf vorab zu berechnen, mit den verfüg
baren Arbeitskapazitäten zu vergleichen und so die
optimale Form der Gästebeherbergung zu finden (Früh
stücks oder Halbpension, Ausrichtung auf bestimmte
Zielgruppen, Abhängigkeit von Jahreszeiten etc.). Auf
diese Weise können negative Überraschungen nach
getätigten Investitionen, welche die Kosten und den
Arbeitszeitaufwand betreffen, vermieden werden.
Momentan vorhandene Arbeitszeitbedarfswerte basie
ren auf Schätzungen und sind daher für eine Kalkulation
valider Daten oft unzureichend. Dem soll mit den nun
vorliegenden Ergebnissen entgegengetreten werden.
Mit Hilfe des EDVProgramms «ARTArbeitsvoranschlag»
der Forschungsanstalt Agroscope können künftig neben
den landwirtschaftlichen Tätigkeiten zusätzlich Arbeits
zeitkalkulationen für die bäuerliche Gästebeherbergung
bereitgestellt werden. Dabei werden unter Einbezug
von betriebsspezifischen Einflussparametern wie bei
spielsweise Wegstrecken, Häufigkeiten, Flächengrössen,
Stückzahlen etc. Berechnungen schnell und aussage
kräftig durchgeführt. Da durch lassen sich unter ande
rem Arbeitsspitzen erkennen, die durch einen optimal
abgestimmten Arbeitskräfteeinsatz termingerecht und
stressfrei bewältigt werden können. Im Zuge der Erhe
bungen wurden arbeitsablaufbezogene Optimierungs
potenziale für die Praxis ermittelt.
Karlheinz Rauter, Andrea Wagner, Katja Heitkämper und
Matthias Schick, Agroscope
Elisabeth Quendler, BOKU Wien
Impressum
Herausgeber:Forschungsanstalt AgroscopeReckenholz-Tänikon ARTTänikon, CH-8356 Ettenhausen,Redaktion: Erika Meili, ART
Die ART-Berichte/Rapports ARTerscheinen in rund 20 Nummernpro Jahr. JahresabonnementFr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern:ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch
ISSN 1661-7568
Autorinnen und Autoren
Karlheinz Rauter,AndreaWagner,Katja Heitkämper, MatthiasSchick,ARTElisabeth Quendler, BOKUWien
Auskünfte: Katja Heitkämper,E-Mail: [email protected]
Oktober 2013
Die bäuerliche Gästebeherbergung kannein zusätzliches finanzielles Standbein fürlandwirtschaftliche Betriebe sein. DieAusgaben für Arbeitskräfte zählen zu denkostenintensivsten Positionen in diesemBereich. Deshalb ist es sinnvoll, denArbeitszeitbedarf vorab zu berechnen,mit den verfügbaren Arbeitskapazitätenzu vergleichen und so die optimale Formder Gästebeherbergung zu finden (Früh-stücks- oder Halbpension, Ausrichtungauf bestimmte Zielgruppen, Abhängigkeitvon Jahreszeiten etc.). Auf diese Weisekönnen negative Überraschungen nachgetätigten Investitionen, welche die Kos-ten und den Arbeitszeitaufwand betref-fen, vermieden werden.Momentan vorhandene Arbeitszeitbe-darfswerte basieren auf Schätzungen undsind daher für eine Kalkulation validerDaten oft unzureichend. Dem soll mit den
nun vorliegenden Ergebnissen entgegen-getreten werden.Mit Hilfe des EDV-Programms «ART-Arbeits-voranschlag» der Forschungsanstalt Agro-scope Reckenholz-Tänikon ART könnenkünftig neben den landwirtschaftlichenTätigkeiten zusätzlich Arbeitszeitkalkulatio-nen für die bäuerliche Gästebeherbergungbereitgestellt werden. Dabei werden unterEinbezug von betriebsspezifischen Einfluss-parametern wie beispielsweise Wegstre-cken, Häufigkeiten, Flächengrössen, Stück-zahlen etc. Berechnungen schnell und aus-sagekräftig durchgeführt. Dadurch lassensich unter anderem Arbeitsspitzen erken-nen, die durch einen optimal abgestimmtenArbeitskräfteeinsatz termingerecht undstressfrei bewältigt werden können.Im Zuge der Erhebungenwurden arbeitsab-laufbezogene Optimierungspotenziale fürdie Praxis ermittelt.
Tätigkeiten in der bäuerlichen Gästebeherbergung. (Fotos: Karlheinz Rauter, ART)
ART-Bericht 770
Arbeitszeitbedarf in der bäuerlichenGästebeherbergung
ArbeitswirtschaftlicheKalkulationsgrundlagen für denAgrotourismusneu im«ART-Arbeitsvoranschlag»
Arbeitszeitbedarf in der bäuerlichenGästebeherbergung
166
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen
Aktuell
Agrarforschung Schweiz 5 (4): 163–167, 2014
M e d i e n m i t t e i l u n g e n
www.agroscope.admin.ch/medienmitteilungen
24.03.2014 Holzasche: eine neue Nährstoffquelle für die Schweizer Landwirtschaft Die Nachfrage an Energie wächst; heutzutage werden
vermehrt erneuerbare Ressourcen wie z.B. Biomasse
genutzt. Bei der Verbrennung von Holz entsteht Asche,
die derzeit in Deponien entsorgt wird, da der Anteil
metallischer Spurenelemente die in der Schweiz zulässi
gen Grenzwerte für RecyclingDünger auf landwirt
schaftlichen Flächen übersteigt. Mit diesem Vorgehen
bleibt eine natürliche Nährstoffquelle ungenutzt. Gleich
zeitig nimmt die Menge an anfallender Asche im Bereich
der erneuerbaren Energien zu.
19.03.2014 Grüne Gentechnologie: Chancen und Risiken identifizieren mittels Protected Site In der Schweiz finden erneut Freilandversuche mit gen
technisch veränderten Pflanzen (GVP) statt. Dazu hat
Agroscope am Standort in Zürich, Reckenholz, im Auf
trag des Bundes ein umzäuntes und bewachtes Versuchs
feld eingerichtet, eine so genannte Protected Site. Das
Feld steht Forschenden aus der Schweiz offen, die Grund
lagenforschung oder anwendungsorientierte Forschung
betreiben möchten. Die Universität Zürich hat einen
Feldversuch mit gentechnisch veränderten Weizenlinien
gestartet.
6.03.2014 Agrometeo direkt auf dem Feld verfügbar Agrometeo ist ein OnlineTool, das Entscheidungshilfen
und Informationen für ein besseres Pflanzenschutzma
nagement den Landwirtinnen und Landwirten zur Ver
fügung stellt. Agroscope bietet seit diesem Jahr eine
Version der Website www.agrometeo.ch für Smartpho
nes an. Diese erlaubt einen einfachen und schnellen
Zugriff, beispielsweise auf Prognosen für Krankheiten
und Schädlinge der Rebe, auf meteorologische Daten
sowie im Hinblick auf die Dosierung von Pflanzenschutz
mitteln in Funktion der Blattfläche. Darüber hinaus
wurde das Modul «Angepasste Dosierung» für den Reb
bau dahingehend ergänzt, dass es Weinbauern sämtli
che für eine optimale Behandlung erforderlichen Infor
mationen liefert.
28.03.2014 Biologischer Ackerbau ist auch langfristig erfolgreich Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe prüfen, ob
sich die Umstellung von konventioneller auf biologische
Produktion lohnt. Dabei sind Ertrags und Umweltleis
tungen zentral. Agroscope hat auf 34 Betrieben die
Auswirkungen langjähriger biologischer Bewirtschaf
tung untersucht. Mit den richtigen Massnahmen waren
auch lange nach der Umstellung die Bodennährstoffge
halte weiterhin hoch und die Biodiversität teilweise
sogar erhöht. Der Unkrautdruck nahm nach einer
anfänglichen Erhöhung bei der Umstellung in den Fol
gejahren nicht weiter zu, und die Erträge der Ackerpar
zellen nahmen mit der Dauer der Biobewirtschaftung
nicht weiter ab.
167
Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
Aktuell
Agrarforschung Schweiz 5 (4): 163–167, 2014
V e r a n s t a l t u n g e n
Informationen: www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
I n t e r n e t l i n k s
Netzwerk Pferdeforschung Schweiz
www.netzwerkpferdeforschung.ch
Das Netzwerk Pferdeforschung Schweiz ist ein Verbund
von Institutionen und Personen aus der Wissenschaft,
der Industrie, der Zucht, sowie der Pferdehaltung und
nutzung. Die jährliche Netzwerktagung ist eine
bewährte Plattform für den Austausch von Wissen zwi
schen Forschung und Praxis.
April 2014
10.04.2014Jahrestagung Netzwerk Pferdeforschung SchweizNationalgestütAvenches
Mai 2014
06.05.2014Brauchen Nutztiere Antibiotika?FachtagungETH Zürich, Vetsuisse Zürich und Bern, AgroscopeETH Zentrum, Zürich
06. – 07.05.2014Landtechnik im AlpenraumAgroscope und BLT WieselburgFeldkirch, Österreich
21.05.2014AgriMontana - Zukünftige Perspektiven der BerglandwirtschaftAgriMontana / AgroscopeLandquart
21.05.2014Fachtagung Düngerkontrolle MARSEP-/ VBBo-RingversucheAgroscopeBLW, Bern
25.5.2014Breitenhof-Tagung 2014, Treffpunkt der SteinobstbrancheAgroscopeSteinobstzentrum Breitenhof, Wintersingen
Juli 2014
06. – 10.07.2014AgEng 2014 ZurichInternational Conference of Agricultural EngineeringAgroscope, ETH ZürichZürich
V o r s c h a u
Mai 2014 / Heft 5
Bei der Sprühanwendung von Pflanzenschutzmitteln werden Gewässer und weitere Flächen durch Abdrift belastet. Forschende von Agroscope untersuchen abdriftmindernde Massnahmen für den Einsatz von Pflanzen-schutzmitteln. (Foto: Gabriela Brändle, Agroscope)
V o r s c h a u
•• Pflanzenschutzmitteleinsatz – Risikomindernde
Massnahmen bezüglich Abdrift, Simon Schweizer
et al., Agroscope
•• Pflanzenschutzmitteleinsatz – Risikomindernde
Massnahmen bezüglich Abschwemmung,
Irene Hanke et al., Agroscope
•• Schädlinge und Krankheiten im KohlRapsAgrar
ökosystem, Ute Vogler et al., Agroscope
•• Heubläser als Alternative zum Heurechen: Einfluss
auf die Vegetation nach vier Jahren, Nina Richner
et al., Agroscope und Pro Natura Unterwalden
•• Futtermittel im Nahinfrarotlicht, Silvia Ampuero
Kragten und Ueli Wyss, Agroscope
•• Wirkungsanalyse der Verkäsungszulage mit dem
CAPRIModell, Giulia Listorti und Axel Tonini, BLW
•• Liste der empfohlenen Winterrapssorten für die
Ernte 2015
•• Agroscope, Spezialpublikation Mai 2014
Renseignements : / Infos:Tel. 026 676 63 75
Neunte Jahrestagung NetzwerkPferdeforschung Schweiz
10. April 20149 - 17 Uhr, Théâtre du Château, Avenches
- Öffentliche Tagung mit Vorträgen und Ausstellung- Von der Wissenschaft in die Praxis- Themen wie z.B. Prävention und Krankheiten, Zucht und Ge-
netik, Wohlbefinden und Haltung, Die Pferdebranche in Zahlen- Tagungsgebühren (inkl. Verpflegung):
Normaltarif CHF 120.- (€ 100.-)Equigarde®- Reduktion CHF 100.- (€ 85.-)Studierende, Doktorierende CHF 40.- (€ 35.-)
- Anmeldung* obligatorisch
*Anmeldungen : www.netzwerkpferdeforschung.ch
9ème réunion annuelle du Réseaude recherche équine en Suisse
10 avril 20149 h - 17 h, Théâtre du Château, Avenches
- Journée ouverte à tout public avec exposés et posters- De la science à la pratique- Thèmes comme p. ex. Prévention et maladies, Elevage et
génétique, Bien-être et détention, La branche équine en chiffres- Prix (y. c. les repas):
Tarif normal CHF 120.- (€ 100.-)Participant-e-s Equigarde® CHF 100.- (€ 85.-)Etudiant-e-s et doctorant-e-s CHF 40.- (€ 35.-)
- Inscription* obligatoire
* Inscriptions : www.reseaurechercheequine.ch
harasnational.ch
Dienstag, 6. Mai 2014
Brauchen Nutztiere Antibiotika?Umgang mit Antibiotika in der Schweiz heute
Themen:
• Antibiotikaresistenzen• Antibiotikaeinsatz in der Nutztierproduktion• Alternativen zu Fütterungsantibiotika• Highlights aus der Forschung
Ort:
Zürich, ETH Zentrum, Hauptgebäude, Rämistrasse 101Auditorium Maximum (HG F 30)
Anmeldung:
Bis spätestens Donnerstag, 24. April 2014, an folgende Adresse:
ETH ZürichInstitut für AgrarwissenschaftenSekretariat / LFW B 58.18092 ZürichSchweiz
E-Mail: [email protected]
UniversitätZürichUZH