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EGGER-LIENZ Albin 15.02.2008 - 29.05.2008 Albin Egger-Lienz, Der Bergmäher, erste Fassung (Ausschnitt), 1907, Leopold Museum, Wien Pressetext

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15.02.2008 - 29.05.2008

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Pressetext

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DIE AUSSTELLUNG

140 Jahre nach der Geburt von Albin Egger-Lienz präsentiert das Leopold Museum Wien die bisher umfangreichste Schau des bedeutenden Tiroler Künstlers.

Die Sammlung Leopold in Wien mit Ihrem Bestand von ca. 70 Gemälden und Grafiken von Albin Egger-Lienz ist prädestiniert für die größte bisher gezeigte Schau des bedeutenden Künstlers der Österreichischen Malerei des 20. Jahrhunderts. 190 Objekte, darunter ca. 120 Gemälde und mehr als 50 Zeichnungen von Egger-Lienz sowie österreichische und internati-onale Vergleichsbeispiele (Rodin, Meunier, Hodler, Piloty, Defregger) – aus Museen, Galerien und Privatsammlungen werden für die Ausstellung im Leopold Museums vereint und bele-gen die stilistische Entwicklung des Künstlers.

Grundlage für diese Schau sind neben der Leopold Museum-Privatstiftung vor allem die Wer-ke aus dem Privatbesitz von Prof. Dr. Rudolf und Dr. Elisabeth Leopold, Wien, die Sammlungen des Landes Tirol und des Vereins Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck sowie des Museums der Stadt Lienz auf Schloss Bruck. In dieser faszinierenden Dokumentation mit tief bewegenden Sujets sind einige Gemälde aus Privatbesitz zum ersten Mal öffentlich zu sehen.

Dank der Weitsichtigkeit und Kenntnis sowie seines jahrelangen Engagements ist es Prof. Dr. Rudolf Leopold gelungen, meist die Erstfassungen der einzelnen Motive zu erwerben. In der Ausstellung werden zudem als Einblick in das formale Ringen des Malers um monumen-tale und expressive Kompositionen jeweils weitere Varianten, malerische Detailstudien und zeichnerische Skizzen beigegeben. Damit wird erstmals der Arbeitsprozess von Egger-Lienz evident.

Schwerpunkte der Schau sind die Werkkomplexe von der Erinnerung an die Heimat und Mün-chen, von religiösen Motiven bis zum bäuerlichen Genre, von Geschichten aus dem Tiroler Freiheitskampf 1809, von Porträts und Landschaften bis zu Darstellungen der Schrecken des Krieges, schließlich von Schicksalsmotiven zu „Gedankenbildern“ von Leben, Tod und Hoff-nung.

Albin Egger-Lienz manifestiert sich als Gestalter des menschlichen Daseins zwischen Werden und Vergehen, als Interpret des bäuerlichen Alltags, aber auch als Schöpfer von Men-schen in der Ausweglosigkeit des Kriegsgeschehens und im schicksalhaften Betroffensein der Nachkriegszeit. Diese Themen werden in Motiven wie Totentanz, Mensch, Finale, Kriegsfrauen, Mütter, Auferstehung und Pietà beeindruckend manifestiert.

THEMENSCHWERPUNKTE

Erinnerungen an die Heimat und MünchenSeine Heimat Tirol und München bieten für Egger-Lienz viele Bezugspunkte. In München dominiert die Bindung an seinen Landsmann Franz von Defregger, dessen Motive aus dem bürgerlichen Alltag für ihn Vorbild sind. Das Genrebild zeigt sich in Konzeption und Farbklang der Tradition des ausgehenden 19. Jahrhunderts verpflichtet.

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Vom GlaubenStationen im kirchlichen Leben sind den Menschen am Lande wichtige Positionen im Alltag. Im Speziellen widmet sich Egger-Lienz im Frühwerk dem Heiligen Grab (1900/01) und der Christnacht (1903/05), meist in einer farblich melodischen Erzählfreude. Das idyllische Motiv Madonna mit Kind (1921) reduziert er auf die innige Bindung von Mutter und Kind im Licht-schein der Laterne. Das Thema der Wallfahrer (1904/05, 1920) wird zum ersten breit angeleg-ten, einem Triptychon ähnlich konzipiertem Symbolbild Eggers.

Geschichten Anno Neun Die Rückbesinnung auf historische Ereignisse des Tiroler Freiheitskampfes von 1809 ist lange Zeit präsent. In München bestärken Karl Theodor von Piloty und Wilhelm Lindenschmit d. J. Egger-Lienz in diesem Blickfeld. Egger-Lienz aber überwindet deren theatralische Inszenie-rung eines Bühnenwerks. Bereits das Ave Maria nach der Schlacht am Bergisel 1809 (1894/96) verlegt Egger-Lienz in die Natur, in eine Waldlichtung, vergleichbar der französischen Frei-lichtmalerei. Mit dem Kreuz (1898/1901) durchbricht er vollends die Bühnenkulisse und schafft ein „lebendes“ Bild voller Konzentration auf das Schicksal des Menschen. Mit dem Haspinger (1908/09) findet er erstmals die Dynamik der Diagonalkomposition und das plastische Volumen der Figuration. Im Einzug König Etzels in Wien (1909/10), die Ausführung ist für das Wiener Rathaus gedacht, nähert er sich einer monumentalen Dekorativität.

Von Menschen … Die Bildnisse zeichnen sich durch Unmittelbarkeit und Stille aus: Das Bildnis des Vaters (1905) schließt die Idylle des Gartens in der Schweizergasse in Lienz mit ein. Die Porträts Lorli (1907, 1922) sind in der Bildnisinterpretation auf das Jugendstil-Konzept der Sinnlichkeit und Anmut orientiert, Fred (1908) hingegen in der liebevollen und doch kühlen Distanz der Wirk-lichkeit dargestellt. In den Bildnissen Ila im Kinderbett (1916) und Ila auf der Atelierstaffel sitzend (1919/20) ist die Realität noch gesteigert. Das Selbstbildnis mit der Sportmütze (1923) markiert hingegen eine ’kritische’ Selbstbeobachtung.

… und Natur Der Naturraum erschließt sich nicht nur als Kulisse, sondern als autonomes Motiv. Die Land-schaft Virgl (1913) mit den in drei Bahnen herabströmenden Sonnenstrahlen wird zum Naturraum schlechthin. Die Almlandschaft im Ötztal (1911) steht für das verloren gegangene Großformat der Erde und der Vorfrühling (1906, 1917) verbindet Natur und Menschenarbeit. Viel später nehmen der Sonnenuntergang auf der Mendel (1919), das fast abstrahierte, breit-gelagerte Bild von Sigmundskron (1921) und Am Kalvarienberg (1922) Lichtvisionen auf. Diese späten Landschaften stehen im Gegensatz zu den spontanen Stimmungsinterpretationen im Meer aus der Zeit in Katwijk (1913), wohl eine der freiesten malerischen Impressionen von Egger-Lienz, welche dem Bergraum (1911) mit der „Hohlraumkomposition“ formal entgegen-steht.

Aus dem bäuerlichen Alltag Egger-Lienz kommt aus einem ländlichen Gebiet und lebt in Großstädten, in München und Wien. Er sehnt sich stets zurück in seinen Lebensraum, etwa in das ihm vertraute Sarntal oder Ötztal. Hier findet er die Modelle für seine Motive: Sämann (1903), Sämann und Teufel (1908), Die Bergmäher (1907), Ruhende Hirten (1911) Mittagessen (1910), Mahlzeit (1920). Es ist aber ganz unrichtig, Egger als Bauernmaler zu bezeichnen. Er ist ein bedeutender um Form und Ausdruck ringender Künstler. Einfache Form und größter Ausdruck stehen im Mittelpunkt seines Werkes. Egger-Lienz stellt fest: „Ich male keine Bauern, sondern Formen“.

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15.02.2008 - 29.05.2008

Vom Leben …Im Œuvre von Egger-Lienz sind die Motive von Leben und Tod an zentraler Stelle platziert. Sein großes Thema ist das Werden und Vergehen, das sich bereits im Totentanz (1906/07) ange-kündigt und im Leben (1910/11) zelebriert wird. Wie in einem Flügelaltar stehen der Mann und das Weib im Mittelschrein, die Vertreter der Generationen gruppieren sich auf den Flü-gelteilen. Das plastische Volumen der Körper wird vor allem in den Fragmenten des Gemäldes Arbeit (1914) und vor allem im Gemälde Der Mensch (1914) offenkundig.

… und Tod Im Totentanz Anno Neun (1916, 1921) führt der Tod die Gruppe der Bauern an. Im Hintergrund steht der Tiroler Freiheitskampf 1809, doch wird das Thema losgelöst vom historischen Ereignis zu einer monumentalen Allegorie des Todes konzipiert. „Alle aber, mehr als sie es ahnen, vom Verhängnis umfangen, sichere Beute der Vernichtung: diesen Gedanken legt Egger-Lienz mit fast drückender Bitterkeit seinem Bild zugrunde. Wie im Traum gehen die Vier dahin, nur halb ihrer mächtig, als ahnten sie ihr Schicksal.“ Auch hier wird die Generationenabfolge augen- scheinlich. Formale Bezüge werden zum Werk des belgischen Bildhauers Constantin Meunier evident.

Von Krieg, Helden und SchicksalKriegsmalern wird die Aufgabe zuteil, das Alltagsleben im Stellungskampf und die heroischen Taten der Soldaten zu dokumentieren. Nicht so bei Egger-Lienz: Ihn interessiert vor allem das Los der ihrem Schicksal ergebenen Soldaten. In der Lithographie 1915 klingt vielleicht noch ein heroisierendes Moment an. Doch schon bei Den Namenlosen 1914 (1916) wird die Men-schenmaschinerie des Weltkrieges dramatisch artikuliert. Im Leichenfeld (1917/18) türmen sich leblose Körper in den Erdgräben, das Finale (1918) mit den deformierten, expressiven Körpern ist ein Aufschrei gegen den Krieg. Das Bild zeigt die Sinnlosigkeit des Mordens.

Vom Schicksal des Krieges betroffenEgger-Lienz widmet sein Werk auch dem Leid und dem Unglück der Frauen, deren Männer im Feld geblieben sind, wie die Kriegsfrauen (1918/22). Die Mütter (1922/23) erfahren nur unter dem Zeichen des Gekreuzigten Hoffnung. Die Charaktere symbolisieren die menschliche Exis-tenz schlechthin. Unmittelbare Zeichen der Kriegsfolgen vermitteln die Blinden (1918/19) in ihrer tristen, ausweglosen Unbeholfenheit.

Gedanken an das Vergehen …Die Enge des Lebens und die Brisanz des Alterns sind elementare Motive für Egger-Lienz, der sich immer wieder mit der Phase des Vergehens auseinandersetzt. Egger-Lienz symbo-lisiert diesen Wandel im Gemälde Die Alten (1914) und vor allem in Bildwerk Generationen (1918/19), wo die Stationen des Lebens vom Kindes- bis zum Greisenalter evident werden.

… und an die Hoffnung Im Tischgebet (1923) hallen Andacht und Isolation nach, in der Quelle (1924) Harmonie und Einheit von Natur und Mensch. Im Gemälde Christi Auferstehung (1923/24) wird die Hoff-nung auf Leben und die Überwindung des Todes durch den Auferstandenen in die bäuerliche Familie getragen. In der Pietà (1926) schließt sich der Kreis. Die Stille der Todesstunde ist ein ergreifendes Ereignis im Menschendasein. Dieses Bildwerk steht am Ende seines Lebens und dieser Ausstellung.

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15.02.2008 - 29.05.2008

EGGER-LIENZ UND DAS LEOPOLD MUSEUM

Einer der bedeutendsten Sammler von Werken des Albin Egger-Lienz (1868-1926) ist Rudolf Leopold. Im Leopold Museum hat er einen Sammlungsbestand von mehr als 30 Gemälden des Künstlers zusammengetragen. Darunter finden sich Hauptwerke der österreichischen Malerei wie Pietà, alle drei Fassungen der Bergmäher, das Mittagessen oder der Totentanz von 1915, um nur die wichtigsten zu nennen.

Die Präsentation der Meisterwerke von Egger-Lienz im Zuge der Eröffnung des Museums 2001 – in lichtdurchfluteten Sälen – schuch nach langer Zeit eine verdiente Würdigung für den herausragenden österreichischen Künstler. Egger-Lienz hat mit seinen formal groß-artigen Kompositionen seine Gedankenwelt überzeugend darzustellen vermocht. In seiner Objektwahl hat er wie kein anderer die Arbeits- und Lebenswelt der Bauern geschildert. Des-halb mißbrauchten die Nationalsozialisten seine Bilder für propagandistische Zwecke, zur Verherrlichung des Bauernstandes. Sie verwendeten jedoch nur die ihnen positiv erscheinen-den Darstellungen, was dem Künstler später zu Unrecht das Etikett eines Blut- und Bodenma-lers einbrachte. Seine Anti-Kriegs-Gemälde wie Finale, Den Namenlosen 1914 und die Bilder der toten Soldaten wurden nicht nur wenig geschätzt, sondern überhaupt nie ausgestellt.

Die Gemälde Eggers der Leopold Sammlung haben durch Auswahl und durch dauernde Prä-sentation im Museum neben den, nun schon weltbekannten Spitzenwerken österreichischer Kunst, dazu wesentlich beigetragen, dass heute Egger-Lienz über Österreich hinaus bekannt ist und geschätzt wird.

Die Menschen seiner Umgebung, nämlich die Tiroler Bergbauern, hat der Künstler in ihrer Natürlichkeit und Naturverbundenheit verwendet, um die in der bildenden Kunst bestehen-den Probleme des Formalen auf seine Art zu bewältigen. Es ist also ganz unrichtig, Egger bloß als „Bauernmaler“ zu bezeichnen, er ist ein um Form und Ausdruck ringender bedeutender Künstler.

Vom 15. Februar bis 29. Mai 2008 werden im Leopold Museum die wichtigsten großen Egger-Lienz-Sammlungen (zum ersten Mal) zu einer umfassenden Schau vereint:

Jene des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, des Museums der Stadt Lienz – Schloss Bruck, des Leopold Museum sowie Werke aus weiteren Museen und wichtigen Privatsamm-lungen. Schließlich werden noch wichtige Gemälde der Zeitgenossen den Werken Eggers gegenübergestellt, um so dessen künstlerische Bedeutung zu veranschaulichen.

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BIOGRAPHIE

1868In Stribach, Gemeinde Dölsach, als uneheliches Kind der Maria Trojer und des Kirchenmalers und Fotografen Georg Egger d. J., geboren, getauft auf den Namen Ingenuin Albuin Trojer

1877Bewilligung durch die k.k. Statthalterei Lienz, den Familiennamen Egger zu führen

1884 – 1893Akademie der bildenden Künste in München bei Raupp, von Hackl und von Lindenschmit d. J. Bekanntschaft mit Franz von Defregger, Freundschaft mit Michael Zeno Diemer und Eduard Thöny. Kleine Silberne Medaille der Akademie für das Gemälde Hl. Familie und Große Silberne Medaille der Akademie für das Bild Karfreitag. Im Herbst 1893 Abschluss des Akademiestudiums.

1894Bis Ende April als freier Maler in München, bis Herbst in Osttirol (im Juni in Virgen und Obermauern), ab Herbst wieder in München. Studien und Beginn der Ausführung des Gemäldes Ave nach der Schlacht am Bergisel. Kleine Goldene Staatsmedaille für das Gemälde Karfreitag auf der Ausstellung im Wiener Künstlerhaus.

1895 – 1896Im Sommer 1895 Aufenthalt in Lienz: Studien zum Ave nach der Schlacht am Bergisel; bis Sommer 1896 in München. Goldene Medaille II. Klasse für das Ave nach der Schlacht am Bergisel auf der Ausstellung im Münchner Glaspalast.

1899Heirat mit Laura von Möllwald in Lovrana. Am 1. Oktober verlässt Egger-Lienz München, hält sich bis 5. Oktober in Innsbruck auf und wird ab 5. Oktober in Wien ansässig.

1900Ordentliches Mitglied der Genossenschaft bildender Künstler Wiens und Gründungs-mitglied des Hagenbundes. Bronzemedaille für das Gemälde Feldsegen auf der Pariser Weltausstellung.

1901Große Goldene Staatsmedaille für Das Kreuz bei der Ausstellung im Wiener Künstlerhaus.

1902 – 1905Egger-Lienz erteilt Privatunterricht in seinem Atelier. Für das Gemälde Nach dem Friedensschluss erhält er den Kaiserpreis, das Werk wird vom Staat angekauft. Im Juli 1903 entsteht in Lienz die erste Fassung des Sämanns. Egger-Lienz eröffnet in Wien eine Malschule für Damen. Begegnung mit 31 Werken Ferdinand Hodlers in der Wiener Secession.

1906 – 1907Auf der Künstlerhaus-Ausstellung Reichelpreis für Die Wallfahrer. Im Sommer 1906 Aufenthalt in Längenfeld: Arbeit an der Erstfassung des Totentanzes. Begegnung mit 148 Ausstellungsobjekten von Constantin Meunier im Hagenbund.

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15.02.2008 - 29.05.2008

1908 – 1909Bis Sommer 1908 in Wien. Er malt das Porträt seines Sohnes Fred. Im Sommer in Längenfeld: Das Mittagessen und Studien zum Haspinger Anno Neun. Im Januar 1909 wird Egger-Lienz Mitglied der Wiener Secession. Das Kaseingemälde Haspinger Anno Neun für die Gemeinde St. Martin in Gsies (heute im Museum der Stadt Lienz/Schloss Bruck) wird vollendet.

1910Das Professorenkollegium der Wiener Akademie nominiert Egger-Lienz als Leiter einer Meisterschule an erster Stelle; die Ernennung wird von Erzherzog Franz Ferdinand vereitelt. Egger-Lienz tritt aus der Wiener Secession aus.

1911Franz Hauer erwirbt 43 Gemälde sowie Studien und Entwürfe von Egger-Lienz. Egger-Lienz verlässt am 6. Mai Wien und wird nach einem Sommeraufenthalt in Längenfeld ab Mitte September in Hall in Tirol ansässig. Das großformatige Werk Das Leben wird vollendet.

1912Am 15. April nimmt Egger-Lienz die Lehrtätigkeit an der Großherzoglichen Hochschule für bildende Kunst in Weimar auf. An der Ausstellung „Monumental-Dekorative Malerei“ ist Egger-Lienz mit 12 Werken vertreten. Otto Kunz schreibt den Artikel „Monumentale Kunst“, den Egger-Lienz unter seinem Namen veröffentlicht; damit beginnt die polemische Auseinandersetzung im sogenannten „Hodlerstreit“. Das Triptychon Erde ist vollendet.

1913Egger-Lienz gibt seine Lehrtätigkeit in Weimar auf und wird nach einem Aufenthalt in Katwijk aan Zee in Holland (Meeres- und Dünenbilder) am 1. September in St. Justina bei Bozen ansässig. Zwölf seiner Weimarer Schüler betreiben in Klausen eine freie Kunstschule unter seiner Leitung.

1915Egger-Lienz wird zu den Standschützen einberufen und ist auf der Festung Tombio bei Riva del Garda stationiert, bis er Anfang Juni nach Bozen dem Kriegsfürsorgeamt zugeteilt wird, für das er Kriegspostkarten entwirft.

1916 – 1917Als Kriegsmaler ist er in Folgaria und Trient tätig. Das monumentale Werk Den Namenlosen 1914 entsteht. Zusammen mit Weber-Tyrol plant er eine Vereinigung der besten Künstler Tirols.

1918 – 1919Die Gemälde Missa eroica, Finale, Kriegsfrauen, Generationen entstehen. 1919 wird Egger die Professur an der Wiener Akademie angeboten, die er aber 1920 endgültig ablehnt.

1920 – 1922In Sarnthein malt er die Gemälde Der Pflüger, Mahlzeit, Tischgebet und das Landschaftsbild Sigmundskron. Im Sommer 1921 vollendet er das Tischgebet in Längenfeld. 1922 erhält er auf der XIII. Internationalen Ausstellung in Venedig den Großen Preis der Stadt Venedig. Im Sommer 1922 malt er in Längenfeld Die Mütter.

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15.02.2008 - 29.05.2008

1923 – 1924Im Sommer 1923 entstehen in Sarnthein Entwürfe zum Gemälde Christi Auferstehung, das er 1924 vollendet und zur Altarwand der Kriegergedächtniskapelle in Lienz.

1925 – 1926Ein neuerliches Angebot der Wiener Akademie zur Übernahme des Abendaktes lehnt Egger-Lienz ab. Die Fresken in der Kriegergedächtniskapelle in Lienz werden fertig gestellt, nach Protesten des Dekans verfügt am 6. Mai 1925 das Heilige Offizium in Rom das Gottesdienstverbot in der Kapelle. Von der Universität Innsbruck wird er zum Ehrendoktor, von der Stadt Lienz zum Ehrenbürger ernannt.

Am 4. November 1926 stirbt Egger-Lienz im Grünwaldhof in St. Justina.

INSTALLATION

Eine Hommage an Albin Egger Lienz von Klaus Pobitzer

Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Albin Egger-Lienz“ präsentiert das Leopold Museum am 14.02.08 eine Installation des Südtiroler Künstlers Klaus Pobitzer zu Ehren des „Michelangelo der Alpen“ (Zitat K. Pobitzer).

Im Rahmen der Ausstellung „Albin Eger-Lienz“ im Leopold Museum zeigt der international bekannte Künstler Klaus Pobitzer (*1971 Schlanders/Südtirol) eine Installation zu Ehren von Egger-Lienz. Klaus Pobitzer versucht nicht, Egger-Lienz neu zu erfinden. Er verwendet ein Hauptwerk des Egger-Lienz als Vorlage, den „Totentanz“, bearbeitet es digital und reduziert es auf eine einfache Strichzeichnung. Das Bildmotiv, die bewaffneten Tiroler Bauern, die Arm in Arm mit dem Tod blindlings in den Kampf – gegen die napoleonischen Truppen 1809 – ziehen, fasziniert Pobitzer aufgrund seiner immerwährenden Aktualität. Die ca. 11 x 8 m große Installation ist während der Ausstellung (15.02. bis 29.05.2008) im Atrium des Leopold Museum zu sehen.

FILM ZUR AUSSTELLUNG

Begleitend zur Ausstellung zeigt das Leopold Museum

„Albin Egger Lienz“ Ein Film von Teresa AndreaeKamera: Mike Mayer Schnitt: Bernhard SternProduktion: ORF Landesstudio Tirol Länge: Ca. 30 min.

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15.02.2008 - 29.05.2008

RAHMENPROGRAMM

Vorträge

Daniel Terkl„Die Bildsprache von Egger-Lienz und der Film Die Geierwally (1940)“Vortrag mit anschließender FilmvorführungDo, 20. März, 19:00

Dr. Uli Wunderlich„Egger-Lienz, Tod und Teufel - Motive des Künstlers im Spiegelseiner Zeit und darüber hinaus“Do, 10. April, 19:00

Dr. Ralph Knickmeier„Arbeit, Ruhe, Bewegung: Motivfindung bei Albin Egger-Lienz und Constantin Meunier“Do, 8. Mai, 19:00

Führungen

Kuratorenführung mit Prof. Dr. Rudolf LeopoldDo, 21. Februar, 19:00 und 13. März, 19:30

Kuratorenführung mit Prof. Dr. Gert AmmannDo, 3. und 24. April, 19:00

Führungen zur Sonderausstellung jeden Sa, So, Feiertag, 15:00

Führungen mit Dr. Ilse Krumpöck im Heeresgeschichtlichen Museum„Der anonyme Soldat bei Egger- Lienz“So, 16. März, 11:00„Kunst als Aufschrei. Der Protest gegen die Gewalt zwischen 1918 und 1945“So, 27. April, 11:00 und 14:15

Kunstvermittlung

Malworkshop„Das Archaische in der Kunst“Sa, 5. April, 10:30 - 12:30 und 13:30 - 15:30So, 6. April, 10:30 bis 13:30Anmeldeschluss 1. April

Schulvermittlungsprogramme „Von unten, von oben“Für SchülerInnen von 6 - 12, Dauer: 1 1/2 Stunden inkl. Atelierbesuch„Typen und Archetypen“Für SchülerInnen von 13 - 18, Dauer: 1 1/2 Stunden inkl. Atelierbesuch

Führungen in verschiedenen Sprachen zu buchen.Anmeldung und Information: +41.1.52570-1525 [email protected]

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15.02.2008 - 29.05.2008

LEOPOLD MUSEUM

Museologischer DirektorRudolf Leopold

Kaufmännischer DirektorPeter Weinhäupl

VorstandHelmut Moser, Rudolf Leopold, Elisabeth LeopoldCarl Aigner, Martin Eder, Alfons Huber, Andreas Nödl, Wolfgang Nolz

AUSSTELLUNG

KuratorenGert Ammann, Rudolf Leopold

Kuratorische AssistenzPatricia Spiegelfeld

HängungRudolf Leopold

ProjektleitungMichael Fuhr

BildrechteDaniela Kumhala

RegistrareNicola Mayr, Veronika Krispel

AusstellungsgrafikNina Haider

AusstellungstechnikChristian Dworzack, Michael Terler

RestauratorenMonika Sadek-Rosshap, Manfred Siems, Marie Stephanie Strachwitz (Ass.)

Presse/PRKlaus Pokorny

MarketingTina Achatz

KunstvermittlungAnita Götz-Winkler

RechnungswesenBarbara Drucker

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15.02.2008 - 29.05.2008

KATALOG

Albin Egger-Lienz | 1868-1926 Rudolf Leopold, Gert Ammann (Hg.)

Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung»Albin Egger-Lienz« im Leopold Museum Wien

Autoren

Rudolf Leopold, Herausgeber Prof. Dr., Kunstsammler, Gründer, Stifter und Museologischer Direktor des Leopold Museums in Wien.

Gert Ammann, Herausgeber Prof. Dr., ehem. Direktor des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, Innsbruck, Spezialist zu Egger-Lienz.

Uli Wunderlich, Autorin Dr., Literatur-, Kunst und Medizinhistorikerin, seit 1999 Präsidentin der Europäischen Toten-tanz-Vereinigung, Herausgeberin der Monatsschrift »Totentanz aktuell« sowie des Jahrbuchs »L’art macabre«.

Robert Holzbauer, Autor Dr., Historiker, Leiter der Provenienzforschung, Leopold Museum Privatstiftung, Wien.

140 Jahre nach seiner Geburt zeigt eine Publikation 150 Bildwerke des bedeutenden Malers aus Museen, Galerien und Privatsammlungen im In- und Ausland, die seine stilistische Ent-wicklung belegen. Vergleichsstücke von Weggefährten und künstlerischen Vorbildern wie Defregger, Hodler, Meunier, Rodin oder van Gogh präsentieren ihn als international orientier-ten Künstler am Beginn des 20. Jahrhunderts.

Schwerpunkte der gezeigten Arbeiten sind Werke, die sich mit der Erinnerung an die Heimat und an München befassen, von religiösen Motiven bis zum bäuerlichen Genre, von Geschichten aus dem Tiroler Freiheitskampf 1809, von Portraits und Landschaften bis zu Darstellungen von Krieg, Helden und »Antikrieg«, schließlich von tristen Schicksalsmotiven zu »Gedankenbildern« von Leben, Tod und Hoffnung. Albin Egger-Lienz manifestiert sich als Gestalter des menschlichen Daseins, als Interpret des bäuerlichen Alltags, aber auch als Schöpfer von Menschen in der Ausweglosigkeit des Kriegsgeschehens und im schicksalhaften Betroffensein der Nachkriegszeit. Diese Themen werden in Motiven wie Totentanz, Leben, Mensch, Finale, Kriegsfrauen, Mütter, Auferstehung und Pietà eindrucksvoll ausgeführt.

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EGGER-LIENZAlbin

15.02.2008 - 29.05.2008

HerausgeberLeopold Museum Privatstiftung

KonzeptGert Ammann, Rudolf Leopold

AutorenGert Ammann, Günter Dankl, Robert Holzbauer, Rudolf Leopold, Uli Wunderlich

Projektleitung Leopold MuseumMichael Fuhr, Rudolf Leopold

RedaktionMichael Fuhr, Daniela Kumhala, Patricia Spiegelfeld

Grafische GestaltungAlexander Rendi, Mitarbeit: Eugen Lejeune

DruckGrasl Druck & Neue Medienwww.grasl.eu

Gedruckt auf Claro Silk 150 g/m2 von M-realgeliefert von Map Austria

GesamtherstellungChristian Brandstätter Verlag GmbH & Co KG Wienwww.cbv.at

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.1. AuflageCopyright © 2008 by Leopold Museum,Wienund Christian Brandstätter Verlag,Wien

Format 22,5 x 29 cm232 Seiten, ca. 200 Farbabbildungen, HardcoverISBN 978-3-85033-187-6 (Hardcover)ISBN 978-3-85033-194-4 (Softcover)Preis Softcover € 29,50 (erhältlich im Museum Shop)Preis Hardcover € 49,90

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15.02.2008 - 29.05.2008

ALLGEMEINE INFORMATIONEN

FührungenIn verschiedenen Sprachen zu buchenFührungskarte € 3.-1 Guide + max. 25 Personen € 70.-1 Guide/Abend ab 18.00 Uhr und Donnerstag ab 19.00 Uhr € 105.- Anmeldung und Information: +43/1/525 [email protected] erhältlich in deutscher und englischer Sprache.

ÖffnungszeitenTäglich 10.00 – 18.00 UhrDonnerstag 10.00 – 21.00 Uhrwww.leopoldmuseum.org

AdresseLeopold MuseumMuseumsplatz 11070 WienMuseumsquartier

EintrittspreiseErwachsene € 9.-SchülerInnen, StudentInnen € 5,50SeniorInnen € 7.-

Freunde des Leopold Museums

Partner des Leopold MuseumsWIENER STÄDTISCHE

KooperationspartnerORF Österreich 1 Club

SponsorenAidaHochrieglmapmrealPost.at

Pressekonferenz: Do, 14. Februar 2008, 11 UhrEröffnung: Do, 14. Februar 2008, 19 Uhr

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EGGER-LIENZAlbin

15.02.2008 - 29.05.2008

Unser besonderer Dank gilt folgenden Leihgebern:

Bayrische Staatsgemäldesammlungen, München, Neue PinakothekBelvedere, WienCollection des Musées d´Art et d´histoire de la Ville de GenevéDiözesanmuseum Hofburg Brixen (Leihgabe Autonome Provinz Bozen) und Sammlung S. UnterbergerGalerie der bildenden Kunst in OstravaHeeresgeschichtliches Museum / Militärhistorisches Institut, WienKaiserjägermuseum, Bergisel, InnsbruckKunstmuseum St. Gallen, Dr. Max Kuhn-Stiftung 1972Landesmuseum KärntenLand TirolLentos Kunstmuseum, LinzMusée Rodin, ParisMuseum Schloss Bruck, LienzPrivatbesitz Courtesy Galerie Maier InnsbruckRaiffeisen - Landesbank Tirol AGSammlung Rebasso, WienSammlung Rudolf Schmutz, WienSegantini-Museum, St. MoritzStaatsgalerie StuttgartStadt InnsbruckStädtische Galerie im Lenbachhaus, MünchenVerein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, InnsbruckWien Museum

und zahlreichen privaten Sammlern

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15.02.2008 - 29.05.2008

PROVENIENZENZUR GESCHICHTE DER HERKUNFT DER GEMÄLDEWALDINNERES UND BERGMÄHER VON ALBIN EGGER-LIENZ

Als einziges Museum Österreichs veröffentlicht das Leopold Museum seit Mai 2001 den jeweiligen Stand seiner Provenienzforschung im Internet http://www.leopoldmuseum.org -> Die Sammlung Leopold -> Provenienzforschung -> zur Provenienzdatenbank. Ziel des Museums ist es, die Herkunft seiner Kunstwerke möglichst lückenlos zu erforschen und die Ergebnisse dieser Forschung transparent darzustellen.

Bezüglich der in Zusammenhang mit der Albin Egger-Lienz- Ausstellung des Leopold Muse-ums von der Israelitischen Kultusgemeinde und dem Kultursprecher der Grünen Wolfgang Zinggl geäußerten Raubkunstvorwürfen zu Werken aus dem Eigentum der Leopold Museum-Privatstiftung stellt das Leopold Museum fest:

1) Waldinneres

Die beiden Gemälde Nach dem Friedensschluss (L. M. 484) und Waldinneres (L.M. 485) wurden von Albin Egger-Lienz direkt an den Sammler Franz Hauer (1867 – 1914) verkauft. Aus dessen Nachlass gelangten sie in den Besitz von Wilhelm Duschinsky und in weiterer Folge an seinen Sohn Georg.

Georg Duschinsky (1888 – 1942) galt als Jude im Sinne der nationalsozialistischen Rasse-gesetze. Die Gemälde wurden um 1939 von der Gestapo entzogen und kamen ins „Zentral- depot für beschlagnahmte jüdische Kunst“. Von dort wurden sie der Kärntner Landesgalerie in Klagenfurt zugewiesen. Georg Duschinsky wurde 1942 in das KZ Auschwitz deportiert und ermordet.

1947 stellte Georg Duschinskys Sohn, Ernest einen Rückstellungsantrag (Rückstellungsansu-chen, 18.11.1947), der – nach Überwindung bürokratischer Hürden – letztlich erfolgreich war (siehe BDA Amtsbestätigung, 30.04.1949). Ernest Duschinsky verkaufte über den Rechtsan-walt Dr. Herz die Gemälde 1953 an die Kärntner Landesgalerie (27.11.1952, Dr. Herz: Ankün-digung des Kaufvertrages).

1989 erwarb Rudolf Leopold eine Selbstdarstellung von Anton Kolig, für die sich der Leiter der Landesgalerie, Dr. Arnulf Rohsmann interessierte. Dr. Leopold tauschte das Kolig-Werk mit der Kärntner Landesgalerie gegen die beiden Gemälde Waldinneres und Nach dem Friedens-schluss von Egger-Lienz. 1994 wurden die Gemälde von ihm in die Leopold Museum-Privat-stiftung eingebracht.

2) Bergmäher

Das Gemälde Bergmäher (1. Fassung – L.M. 716) war zunächst von Franz Hauer erworben worden und gelangte im Erbwege an dessen Sohn Leopold Hauer. Um 1930 war es in Besitz von Architekt Oskar Neumann in Wien (1887 – 1951).

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15.02.2008 - 29.05.2008

Obwohl Oskar Neumann im Sinne der NS-Gesetze als Jude galt, blieb seine Sammlung über den Krieg unangetastet. Er hatte sie seiner nichtjüdischen Ehefrau Therese, geb. Heillitsch (1887 – 1954) geschenkt. Lediglich das Egger-Lienz Bild Mann und Frau verkaufte Therese Neumann an die NS-Behörden, auf deren Ersuchen. Nach dem Krieg forderte Therese Neuman von der Re-stitutionsbehörde Geld für Mann und Frau, denn sie hätte das Bild zu billig hergeben müssen.

Für das Bild Bergmäher gab es nach dem Krieg kein Restitutionsansuchen. Das Bild verblieb bis wenigstens 1950 – 51 in der Wohnung der Neumanns, wo es 2 Zeugen sicher identifizier-ten. Es war nie Gegenstand von Nazi-Raub. Nach dem Tod von Oskar und Therese Neumann wurde der umfangreiche Kunstbesitz nach und nach von deren Sohn Georg Neumann veräußert und nicht nur dieser. Ebenso veräußerte er das 1912 – 1913 von seinem Vater mit dem Bildhauer Karl Wollek für Adrienne Neumann, geb. Städtner (1876 – 1911) – Neumanns erste Frau – entworfene Grabmal. Dieses befindet sich heute vor dem Wien Museum. Auch das große Haus in der Himmelstraße 43 wurde verkauft.

Der nächste Besitzer der Bergmäher war der Wäscheerzeuger Armin Huber, der das Bild 1970 der Galerie Theodor Schebesta zum kommissionsweisen Verkauf übergab. Von der Galerie Schebesta erwarb es Rudolf Leopold. Und dieser brachte es 1994 in die Leopold Museum- Privatstiftung ein.

Bei mehreren Werken, die sich als Leihgaben in der Ausstellung befinden, ist die Herkunft nicht restlos geklärt. Das Museum Schloss Bruck in Lienz und das Ferdinandeum Innsbruck ersuchen um Mitteilungen über Provenienz und ehemalige Eigentümer (bzw. deren Rechts-nachfolger von Todes wegen). Wir werden alle Informationen an die Leihgeber weitergeben.

Rückfragehinweis:Dr. Robert HolzbauerLeiter ProvenienzforschungT +43.1.525 70 - [email protected]