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Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 1
Analyse und Bewertung der Schadstoffuntersuchungen von ACCON zum
Frankenschnellweg (2009-2013)
Auftraggeber:
Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen
im Bayerischen Landtag MdL Markus Ganserer, Nürnberg
Auftragnehmerin:
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement
Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR
Fachagentur für Stadt- und Verkehrsplanung, Landschafts- und Umweltplanung
Am Weißenstein 7, 35041 Marburg
Tel. 06421/68 69 00 Fax 06421/68 69 10
[email protected] www.RegioConsult-Marburg.de
Bearbeitung:
Dipl.-Geogr. Wulf Hahn (Projektleitung) Dr. Ralf Hoppe
Dipl.-Geogr. Christine Bild
Marburg, im Dezember 2013
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 2
Gliederung
1. Aufgabenstellung für RegioConsult ..................................................................... 5
2. Stellungnahme zur lufthygienischen Untersuchung 2009.................................... 6
2.1 Aufgabenstellung der lufthygienischen Untersuchung 2009......................... 6
2.2 Räumliche Lage der geplanten Abschnitte des Frankenschnellwegs........... 7
3. Methodik.............................................................................................................. 9
4. Untersuchungsraum .......................................................................................... 10
5. Immissionsgrenzwerte....................................................................................... 10
6. Vorbelastungen ................................................................................................. 11
7. Meteorologie...................................................................................................... 13
8. Ermittlung der Emissionen................................................................................. 14
9. Erarbeitung eines digitalen Simulationsmodells ................................................ 15
10. Ergebnisse ........................................................................................................ 17
10.1 Ergebnisse für PM10 ................................................................................... 18
10.2 Ergebnisse für NO2..................................................................................... 23
11. Beurteilung des Ausbauvorhabens.................................................................... 26
12. Analyse / Bewertung der Untersuchung von ACCON von 2013........................ 26
12.1 Aufgabenstellung........................................................................................ 26
12.2 Höhen der Lärmschutzwände..................................................................... 28
12.3 Vorbelastung .............................................................................................. 28
12.4 Verkehrsaufkommen .................................................................................. 29
12.5 Berechnungsparameter .............................................................................. 33
12.6 Dimensionierungsgrundlagen..................................................................... 35
12.7 Emissionsstärken ....................................................................................... 39
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 3
12.8 Ergebnisse der Immissionsberechnungen von ACCON............................. 40
12.9 Modellvergleich MLuS und RLuS – Auswirkungen auf Landesebene ........ 43
13. Zusammenfassung............................................................................................ 49
Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Grenzwerte der 39. BImSchV zum Schutz der menschl. Gesundheit ...... 10
Tabelle 2: Jahresmittelwerte für NO2 und PM 10 an den Messstellen Fürth-
Theresienstraße und Nürnberg Bahnhof ........................................................... 12
Tabelle 3: Jahresmittelwerte für NO2 an der Messstelle Von-der-Tann-Straße ........ 13
Tabelle 4: Straßenspezifischen Daten zur Immissionsberechnung .......................... 14
Tabelle 5: Höhe der Lärmschutzwände .................................................................... 15
Tabelle 6: Lärmschutzwände mit Höhenangaben..................................................... 16
Tabelle 7: Wahrscheinlichkeit der Grenzwertüberschreitung beim 24-Wert ............. 18
Tabelle 8: Berechnete Jahresmittelwerte im Bereich der Wohnbebauung ............... 19
Tabelle 9: Berechnete Jahresmittelwerte im Umfeld des Abschnitts Mitte 5............. 19
Tabelle 10: Überschreitungen des Tagesmittelwertes.............................................. 20
Tabelle 11: Überschreitungen des Kurzzeitgrenzwertes .......................................... 21
Tabelle 12: Immissionsbelastung PM10 in der Rothenburger Straße........................ 23
Tabelle 13: Ergebnisse für Stickstoffdioxid ............................................................... 23
Tabelle 14: Immissionsbelastung NO2 in der Rothenburger Straße ......................... 25
Tabelle 15: Verkehrsbelastungen am Frankenschnellweg ....................................... 29
Tabelle 16: Prognosebelastungen nach Varianten ................................................... 30
Tabelle 17: Verkehrsbelastung und LKW-Anteile auf dem Frankenschnellweg........ 31
Tabelle 18: Emissionsstärken im Jahr 2020 ............................................................. 39
Tabelle 19: Berechnung der Emissionsstärken im Abschnitt Werderau ................... 40
Tabelle 20: Zusatzimmissionskonzentration für NO2 & PM10 auf der A 73/FSW ..... 40
Tabelle 21: Zusatzbelastung für NO2 und PM 10 (RegioConsult)............................. 41
Tabelle 22: Reduktionsfaktoren für die Schadstoffkomponenten.............................. 44
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RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 4
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Übersichtskarte Bereich West................................................................ 7
Abbildung 2: Übersichtskarte Bereich Mitte ................................................................ 8
Abbildung 3: Höhen der Lärmschutzwände am FSW ............................................... 28
Abbildung 4: LKW-Belastungen im Fernverkehr 2015 im Mitfall............................... 31
Abbildung 5: Differenzbelastungen im Fernverkehr 2015 im Mitfall FSW................. 33
Abbildung 6: Auswirkungen von Tempolimits auf Autobahnen und Fernstraßen...... 34
Abbildung 7: Knotenströme Variante C2-4 ............................................................... 36
Abbildung 8: Spurplanvariante C2-4......................................................................... 37
Abbildung 9: Prognosebelastung der neuen Stadtzufahrt des FSW im Jahr 2015 ... 37
Abbildung 10: Leistungsfähigkeitsstufen .................................................................. 38
Abbildung 11: Zusatzbelastungen in Abhängigkeit des SV-Anteils........................... 42
Abbildung 12: NO2 – und NO-Emissionsfaktoren von PKW zur Berechnung von
Innerortsemissionen .......................................................................................... 45
Abbildung 13: NO2-Emissionen in mittleren Innerortssituationen............................. 46
Abbildung 14: Ermittlung des Ausschlussbereiches nach RLuS............................... 47
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 5
1. Aufgabenstellung für RegioConsult
Mit Beschluss vom 20. Februar 2013 hat die Europäische Kommission den Antrag
der Bundesrepublik Deutschland auf Fristverlängerung für das Erreichen der
Stickstoffdioxid-Grenzwerte für 33 deutsche Städte beziehungsweise Regionen
abgelehnt. In Bayern ist neben München und Augsburg auch der Ballungsraum
Nürnberg-Fürth-Erlangen betroffen. In Bayern werden Entwürfe für Luftreinhaltepläne
von den Regierungen in Zusammenarbeit mit den Kommunen erstellt. Die Pläne
werden nach Abstimmung mit den Ressorts (z. B. Wirtschaftsministerium,
Innenministerium) vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit
veröffentlicht. Obwohl sich beim Planfeststellungsverfahren abzeichnete, dass durch
den Ausbau des Frankenschnellwegs in Nürnberg die Grenzwerte für Stickstoffdioxid
und Feinstaub nicht eingehalten werden können, wurde von der Regierung von
Mittelfranken der kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellwegs genehmigt.
RegioConsult erhielt daher von der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen im Bayerischen
Landtag den Auftrag anhand des Frankenschnellweges aufzuzeigen, welche
Probleme bei der Ermittlung der Immissionsbelastung von Verkehrswegen bestehen
und welche Lösungsoptionen bezogen auf den Frankenschnellweg gegeben sind.
Am 5.11.2013 fand eine Befahrung des Frankenschnellweges zwischen der AS
Poppenreuth und dem AK Nürnberg Hafen mit den Kreuzungen der Rothenburger
und Schwabacher Straße sowie der Kohlenhofstraße und der Otto-Brenner-Brücke
mit dem Heistersteg statt. Dabei wurden die neuralgischen Punkte der Planung, die
Tunnelöffnungen sowie die angrenzenden Wohnbereiche in Augenschein
genommen.
Vom Auftraggeber wurden folgende Untersuchungen von ACCON zur Verfügung
gestellt:
- Lufthygienisches Gutachten zum kreuzungsfreien Ausbau des
Frankenschnellwegs Bereich West, September 2009 (Unterlage W 11.2)
- Lufthygienisches Gutachten zum kreuzungsfreien Ausbau des
Frankenschnellwegs Bereich Mitte, November 2009 (Unterlage M 11.2)
- Lufthygienische Stellungnahme zur Veränderung der Schadstoffbelastung
an ausgewählten Streckenabschnitten unter Berücksichtigung der
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 6
Richtlinie RLuS 2012 im Rahmen der Planfeststellung Frankenschnellweg,
Nürnberg, Mai 2013.
Das Gutachten für den Bereich West wurde nicht im Detail betrachtet, da der
relevante Bereich mit den höchsten Schadstoffbelastungen im Bereich Mitte liegt. In
diesem Bereich befinden sich auch die Tunnel- und Trogabschnitte.
Ebenfalls ausgewertet wird der PFB hinsichtlich der Schadstoffimmissionen sowie
das Gutachten von IVV, Ermittlung der Auswirkungen des Ausbaus des
Autobahnnetzes auf das Verkehrsmengengerüst des Fernverkehrs im Großraum
Nürnberg von 2003, hinsichtlich der Frage des LKW-Verkehrs als Basisgröße der
Luftschadstoffberechnungen.
2. Stellungnahme zur lufthygienischen Untersuchung 2009
2.1 Aufgabenstellung der lufthygienischen Untersuchung 2009
Ziel der Untersuchung ist es die durch das nachfolgend beschriebene
Ausbauvorhaben (vgl. 2.2) hervorgerufenen lufthygienischen Auswirkungen
festzustellen. Die Luftbelastungen durch Stickstoffdioxid, Feinstaub (PM10) und
Benzol werden für den
• Ist-Zustand,
• den Prognosebezugsfall (Schadstoffbelastung 2020 ohne Realisierung des
Vorhabens und
• den Modellfall (Schadstoffbelastung 2020 nach Realisierung des Vorhabens)
ermittelt und zu beurteilt.1
Für das Planfeststellungsverfahren waren zum Zeitpunkt der Erstellung des
Gutachtens die immissionsschutzrechtlichen Konflikte im Rahmen der 22. BImSchV
zu prüfen. Die Verordnung über Immissionswerte für Schadstoffe in der Luft
(22. BImSchV) wurde in der Zwischenzeit durch die 39. BImSchV abgelöst. Mit dem
Inkrafttreten am 6.8.2010 dieser Verordnung über Luftqualitätsstandards und
1 Vgl. Accon (2009): Lufthygienisches Gutachten zum kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs Bereich Mitte, Unterlage M 11.2, S. 4,5
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
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Emissionshöchstmengen wurden die europäischen Richtlinien zur Luftreinhaltung in
deutsches Recht umgesetzt.
Die folgende Stellungnahme orientiert sich am Aufbau und der Gliederung der
lufthygienischen Untersuchung.
2.2 Räumliche Lage der geplanten Abschnitte des Frankenschnellwegs
Die Stadt Nürnberg plant aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens und den damit
verbundenen Verkehrsbehinderungen auf dem Frankenschnellweg einen
kreuzungsfreien Ausbau. Geplant ist u.a. der Bau eines Tunnels, dessen Portale sich
jeweils auf dem Frankenschnellweg nordwestlich der Rothenburger Straße und bei
der Karlsruher Str. befinden. Die Planungen gliedern sich in die Bereiche West (vgl.
Abb. 1, Gostenhof) und Mitte (Abbildung 2, Steinbühl, Sandreuth). Im Abschnitt Mitte
(vgl. Abb. 2), der besonders von Staus an den Kreuzungen Rothenburger Straße,
Schwabacher Straße und Landgrabenstraße geprägt ist, soll der nicht abbiegende
Verkehr durch einen Tunnel geführt werden.
Abbildung 1: Übersichtskarte Bereich West
Quelle: ACCON, 2009, Abb. 1, S. 4
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 8
Abbildung 2: Übersichtskarte Bereich Mitte
Quelle: ACCON, 2009, Abb. 2, S. 5
Die Einfahrt des Südportals (Fahrtrichtung Fürth) befindet sich um etwa 100 m
versetzt zur Ausfahrt (Fahrtrichtung Hafen).
Zunächst ist festzustellen, dass die Wohnbereiche südlich der Karlsruher Straße
ungeschützt bleiben, was nicht nachvollziehbar ist. Der geplante Tunnel mit 2
separaten Röhren und 2 Fahrspuren je Röhre mit einer Gesamtlänge von etwa
1800m hätte aus Immissionsschutzsicht verlängert werden müssen.
Um die oberirdische Verteilerebene zu entlasten sind zusätzliche Ein- und Ausfahrten
zur und von der Südstadt vorgesehen. Der Tunnel liegt überwiegend im Bereich der
derzeit vorhandenen Verkehrsanlagen. Die oberirdischen Verkehrswege werden neu
geordnet und übernehmen vorwiegend Verteilerfunktion für den städtischen Verkehr.
Nur vom Knotenpunkt der Schwabacher Straße im Bereich der Kohlenhofstraße ist
eine neue Verbindung zum Innenstadtring geplant (Neue Kohlenhofstraße entlang
der Bahnflächen).2
2 Vgl. Accon (2009): Lufthygienisches Gutachten zum kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs Bereich Mitte, Unterlage M 11.2, S. 4, 5
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 9
3. Methodik
Zur Methodik gibt ACCON, entsprechend der üblichen Vorgehensweise, an:
„Die Immissionsbelastung an einem bestimmten Ort setzt sich aus der Vorbelastung
durch andere Straßen und Quellengruppen (Industrie, Gewerbe und Hausheizungen)
und der Zusatzbelastung aufgrund des Verkehrs auf der zu beurteilenden Straße
zusammen.“ 3
Aus dem Zitat wird deutlich, dass es von entscheidender Bedeutung ist, die
Vorbelastung korrekt zu ermitteln. In diesem Zusammenhang soll hier darauf
hingewiesen werden, dass es erforderlich sein kann, diese durch eine mobile
Messstation zu ermitteln.4 Dadurch können die Schadstoffe NO, NO2 und PM10 sowie
die meteorologischen Parameter Windrichtung, Windgeschwindigkeit und
Lufttemperatur im unmittelbaren Eingriffsbereich erhoben werden.
Die verkehrsspezifischen Schadstoffbelastungen zur Berechnung der
Zusatzbelastung wurden von ACCON nach eigenen Angaben auf der Grundlage von
Verkehrszahlen des Verkehrsplanungsamtes (Stand 31.11.2007) durchgeführt. Da in
der Verkehrsuntersuchung von BRENNER + MÜNNICH der Prognosehorizont 2015
gewählt wurde, wird im Folgenden zu prüfen sein, wie die Prognosedaten für 2020
ermittelt und welche Verkehrszahlen für die aktuelle Situation zugrunde gelegt
wurden.
Die Berechnungen der Schadstoffemissionen wurden flächendeckend mit der
Programm WinMISKAM durchgeführt. MISKAM ist ein dreidimensionales Strömungs-
und Ausbreitungsmodell, das für die kleinräumige Prognose von Windverteilung und
Konzentrationen in der Umgebung von Einzelgebäuden und in Straßen geeignet ist.
Zusätzlich wurden die Auswirkungen des Vorhabens im Umfeld des
Untersuchungsraumes für die Rothenburger Straße mit dem Screeningmodell
IMMISluft ermittelt. Dieses Modell berechnet die durch den Kfz-Verkehr erzeugten
Emissionen und modelliert die Ausbreitung der Immissionen von Luftschadstoffen im
Straßenraum. Im Gegensatz zu der aufwändigen Modellrechnung mit MISKAM ist
dies eine vereinfachte und grobe Betrachtung zur Ermittlung von „orientierenden 3 Vgl. Accon (2009): Lufthygienisches Gutachten zum kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs Bereich Mitte, Unterlage M 11.2, S. 4, 5 4 Vgl. FVT (2012): A 26 Linzer Autobahn, Luftgütemessung, Einlage 4.8.3 oder auch A 30, Nordumgehung von Bad Oeynhausen 2007.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 10
Ergebnissen.“5 Die berechneten verkehrsbedingten Immissionen wurden von
ACCON unter Berücksichtigung der Vorbelastung anhand der Immissionsgrenzwerte
der damals noch gültigen 22. BImSchV beurteilt.
4. Untersuchungsraum Der Untersuchungsraum wurde für die Berechnungen mit WinMISKAM in mehrere
Rechengebiete aufgeteilt. Dies war wegen der Komplexität des Modells erforderlich.
Dabei wurden die Rechengebiete so gewählt, dass die Immissionsbelastungen an
allen relevanten Kreuzungen des Abschnittes Mitte des Frankenschnellwegs
numerisch simuliert werden können. Für die Rechengebiete wurden die
Luftschadstoffberechnung für den Ist-Zustand sowie den Prognosebezugsfall und
den Modellfall durchgeführt.6
5. Immissionsgrenzwerte In Tabelle 1 sind die Immissionsgrenzwerte der 39. BImSchV dargestellt, die derzeit
die Beurteilungsgrundlage darstellen.
Tabelle 1: Grenzwerte der 39. BImSchV zum Schutz der menschl. Gesundheit
Quelle:39 BImSchV, Anlage 11 B 5 Vgl. Accon (2009): Lufthygienisches Gutachten …, Unterlage M 11.2, S. 8 6 Vgl. Accon (2009): Lufthygienisches Gutachten …, Unterlage M 11.2, S. 9, 10
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 11
2007 galt nach der 22. BImSchV, auf die sich ACCON noch bezieht, für
Stickstoffdioxid ein Jahresmittelwert von 46 µg/m³ und für Benzol von 8 µg/m³.
6. Vorbelastungen
Hierzu macht ACCON folgende Angaben:
„Die Gesamt-Immissionsbelastung der Schadstoffe NO2, PM10 und Benzol in einer
innerstädtischen Straße setzt sich zusammen aus der regionalen
Hintergrundbelastung, der städtischen Hintergrundbelastung und der
Zusatzbelastung durch den Straßenverkehr selbst.
In der Ausbreitungsrechnung kann nur die Immissionszusatzbelastung durch die
Emissionsquellen innerhalb des Untersuchungsgebiets ermittelt werden. Die
Vorbelastung ergibt sich aus der regionalen und städtischen Hintergrundbelastung.
Folgende Vorbelastungswerte (Summe aus regionaler und städtischer Vorbelastung)
für die Jahresmittelwertkonzentrationen von NO2, PM10 und Benzol werden in
Abstimmung mit dem Chemischen Untersuchungsamt der Stadt Nürnberg für den
Untersuchungsraum angesetzt:
Vorbelastung NO2: 33 µg/m³
Vorbelastung PM 10: 25 µg/m³
Vorbelastung Benzol: 2,2 µg/m³
Grundlagen sind Ergebnisse der Immissionsmessungen im Umfeld des
Frankenschnellweges 2002 – 2004 des Chemischen Untersuchungsamtes [13].
Die Vorbelastungswerte werden für das Untersuchungsgebiet als repräsentativ
angenommen und für die untersuchten Szenarien in Ermangelung anderer
zuverlässiger Informationen sowohl räumlich als auch zeitlich über den
Prognosezeitraum als konstant vorausgesetzt.“7
Zunächst ist es erstaunlich, dass als Grundlagen für die Ermittlung der Vorbelastung,
die Ergebnisse der Immissionsmessungen im Umfeld des Frankenschnellweges
2002 – 2004 des Chemischen Untersuchungsamtes angegeben werden, obwohl im
Umfeld aktuellere Messergebnisse des Bayerischen Landesamtes für Umwelt
7 Vgl. Accon (2009): Lufthygienisches Gutachten zum kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs Bereich Mitte, Unterlage M 11.2, S. 12.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 12
verfügbar waren. Da die Emissionsfaktoren für den Ist-Zustand 2005 ermittelt werden
(s. u. Kap. 8) hätten die Vorbelastungen auch für dieses Jahr ermittelt werden
müssen.
Die gewählte Vorbelastung für NO2 von 33 µg/m³ entspricht der 2007 an der
Messstelle Fürth-Theresienstraße gemessenen Belastung. Ob die Vorbelastungen
auf den Messwerten dieser Station beruhen, lässt sich aber nicht mit Sicherheit
sagen, da dort für PM10 26 µg/m³ gemessen wurden (vgl. Tab. 2).
Daher stellt sich die Frage, wie belastbar die gewählte Vorbelastung ist und wie diese
ermittelt wurde. Diese Frage wird vom Gutachter nicht beantwortet.
Tabelle 2: Jahresmittelwerte für NO2 und PM 10 an den Messstellen Fürth-Theresienstraße und Nürnberg Bahnhof
Messstelle Jahr NO2 µg/m³ PM 10 µg/m³
Fürth-Theresienstraße 2005 39 30
2006 41 30
2007 33 26 2008 28 24
2009 32 28
2010 31 26
2011 33 24
Nürnberg - Hbf 2005 46 30
2006 47 29
2007 40 24 2008 37 23
2009 38 26
2010 40 27
2011 37 27
Quellen: Lufthygienische Jahresberichte 2005-2011, S. 19
Die Belastung im Umfeld des zu betrachteten Frankenschnellweges hätte sowohl
durch die Messstelle Nürnberg Bahnhof und auch durch die Messstelle von der
Tann-Straße (vgl. Tab. 3) besser abgebildet werden können. Sollte die am Stadtrand
liegende Messstelle in Fürth zu Grunde gelegt worden sein, so ist zu beachten, dass
diese durch den Grünzug an der Rednitz (Frischluftbahn) beeinflusst ist.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 13
Tabelle 3: Jahresmittelwerte für NO2 an der Messstelle Von-der-Tann-Straße
Quelle: Regierung von Mittelfranken (12, 2010): 1. Fortschreibung des Luftreinhalteplans
Ballungsraum Nürnberg – Fürth – Erlangen, S. 21
Die zum Zeitpunkt des Erlasses des PFB verfügbaren Jahresmittelwerte von 2011
lauten für Fürth/Theresienstraße:
• 33 µg/m³ für NO2 und 24 µg/m³ für PM 10
für Nürnberg/Bahnhof:
• 37 µg/m³ für NO2 und 27 µg/m³ für PM 10
und für Nürnberg von-der-Tann-Straße:
• 49 µg/m³ für NO2 und 28 µg/m³ für PM 108
Vor dem Hintergrund der Daten der Nürnberger Messstationen ist die von ACCON
gewählte Vorbelastung nicht nachvollziehbar. Aufgrund der vorliegenden Daten aus
Nürnberg hätten diese zugrunde gelegt werden müssen, um eine Unterschätzung
der Belastungssituation für Anwohner und Beschäftigte zu vermeiden.
7. Meteorologie
ACCON führt aus, dass für die Ausbreitungsrechnung die meteorologischen Daten
der DWD-Messstation Nürnberg Flughafen verwendet wurden. Die Jahreszeitreihe
von 1997 sei repräsentativ für das Rechengebiet. Von ACCON wurde eine mittlere
Windgeschwindigkeit von 3,1 m/s angenommen.
Die angenommene Windgeschwindigkeit ist viel zu hoch, wie aus Tabelle 4
erkennbar ist. Denn im Umfeld des Frankenschnellwegs wurden nur
Windgeschwindigkeiten von 1,6 m/s (Landgrabenstraße) bis 2,1 (Maximilianstraße)
8 Vgl. Bayerisches Landesamt für Umwelt (2012): Lufthygienischer Jahresbericht 2011, S. 19
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 14
festgestellt. Durch die von ACCON höhere angenommene Windgeschwindigkeit wird
die Schadstoffbelastung im Umfeld des Frankenschnellweges erheblich unterschätzt,
denn durch die höhere Windgeschwindigkeit kommt es zu einer größeren Verdriftung
und Verteilung der Luftschadstoffe im weiteren Umfeld.
Grundsätzlich wäre zu erwarten gewesen, dass von ACCON differenzierte Angaben
zu den verwendeten Eingabendaten macht, wie sie in Tabelle 4 dargestellt sind.
Tabelle 4: Straßenspezifischen Daten zur Immissionsberechnung
Quelle: Regierung von Mittelfranken (12, 2010): 1. Fortschreibung des Luftreinhalteplans
Ballungsraum Nürnberg – Fürth – Erlangen, S. 42
8. Ermittlung der Emissionen
Die Emissionen wurden von ACCON noch auf der Grundlage des HBEFA 2.1
ermittelt. Die ermittelten Emissionsfaktoren werden für den Ist-Zustand 2005 und das
Prognosejahr 2020 dargestellt.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 15
Die Tunnelemissionen werden wegen der fahrtrichtungsabhängigen Längslüftung nur
auf der Ausfahrtseite ermittelt. ACCON nimmt bei der Berechnung eine
Verschleppung der Tunnelemissionen auf mehrere 100m Straßensegmente
außerhalb des Tunnels an.9 Da die Windgeschwindigkeit in der Realität geringer ist,
als von ACCON angenommen, hat dies erhebliche Auswirkungen auf die Verteilung
der Tunnelemissionen.
9. Erarbeitung eines digitalen Simulationsmodells
Zur weiteren Bearbeitung wurde von ACCON ein digitales Simulationsmodell erstellt,
das die vorhandenen Gebäude, die emittierenden Quellen und vorhandene sowie
geplante Lärmschutzwände berücksichtigt.10
In Tabelle 5 sind die Höhenangaben der Lärmschutzwände genannt. Entsprechend
der Angaben für das Rechengebiet RG 1 ist anhand der Anlage 1.1 der Lärmtechnik
festzustellen, dass die Angaben der Höhen der Lärmschutzwände differieren. Im
Abschnitt östlich Georg-Hagerstraße bis ca. Rosenplützstraße sind Wandhöhen von
2-4m eingetragen (vgl. Tab. 5), und nicht von 5m (vgl. Tab. 6). Dadurch erhöht sich
ggf. die Schadstoffimmission im Abschnitt östlich Georg-Hagerstraße – Kreuzung
Rothenburger Straße (Tunnelanfang). Es muss geklärt werden, welche Angaben
zutreffen. Gegebenfalls müssen die Berechnungen erneut durchgeführt werden.
Im Textteil der Lärmschutzuntersuchung werden folgende Wandhöhen genannt:
Tabelle 5: Höhe der Lärmschutzwände
LSW 1 Höhe Länge in m Station 450-500 4m
Station 500-590 0,5m bis 3m
140
Tunnelrampe 2m auskragend
LSW 2 Höhe in m Länge in m Station 225-370 2m
Station 370-480 4m
225
Quelle: B +M, 2006, S. 6-7 9 Vgl. Accon (2009): Lufthygienisches Gutachten zum kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs Bereich Mitte, Unterlage M 11.2, S. 14, 15 10 Vgl. Accon (2009): Lufthygienisches Gutachten zum kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs Bereich Mitte, Unterlage M 11.2, S. 16
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 16
Die großen Intervalle bei den Höhenangaben in den Rechengebieten 3 und 5 sind zu
ungenau, sodass keine ausreichende Genauigkeit in der punktbezogenen
Immissions-Berechnung vorhanden sein kann.
Im Schallgutachten von BRENNER + MÜNNICH sind im RG 1 nur LSW von 2 bzw.
4m vorgesehen.11 Diese Angaben passen nicht zu den Angaben in Tabelle 6, wo
auch eine fünf Meter hohe Wand angegeben ist.
Tabelle 6: Lärmschutzwände mit Höhenangaben
Quelle: ACCON, 2009, Tab. 3
11 Vgl. B+M (2006): Schallgutachten Bereich Mitte, S. 6 und 7
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 17
10. Ergebnisse
Die Ergebnisse der Ausbreitungsrechnung werden für den
• Ist-Zustand,
• den Prognosebezugsfall (2020) und
• den Modellfall (2020)
dargestellt.
ACCON nimmt im Hinblick auf die erforderliche Genauigkeit zwischen repräsentativer
Probenahme und Modellrechnung Bezug auf die Anlage 4 der damals gültigen
22. BImSchV, wo Angaben zwischen 30 bis 50 % des Schadstoff-Jahresmittels
genannt wurden. Und weiter heißt es bei ACCON:
„Die Probenahmestellen sollten so gelegen sein, dass sie für die Luftqualität in einem
umgebenden Bereich von mindestens 200 qm bei Probenahmestellen für den
Verkehr repräsentativ ist (Anlage 2, 22. BImSchV). Aus diesem Grund werden die
Ergebnisse der Jahresmittelwerte in Bereiche mit Schrittweiten von jeweils 10 %-
Stufen des korrespondierenden Jahresmittelwertes dargestellt und bewertet. Damit
soll dem Einfluss von punktförmigen Immissionsorten entgegengewirkt und eine
repräsentative, mittlere Immissionskonzentrationsverteilung der unmittelbaren
Umgebung Rechnung getragen werden.“12
Bei diesem Ansatz hätte es daher umso mehr nahe gelegen, die Messstelle
Nürnberg Bahnhof der Vorbelastung zu Grunde zu legen. Berücksichtigt man die
Angaben im Zitat so ist nicht nachvollziehbar, dass für die Ermittlung der
Vorbelastung nicht auch auf die Messstelle von-der-Tann-Straße Bezug genommen
wurde. Allerdings handelt es sich dort um eine rein verkehrsbezogene Messstelle, die
die Spitzenbelastung am Westring misst.
Der Hinweis des Gutachters, dass erst ab einem Partikel-Jahresmittelwert von ca.
30 µg/m³ mit hoher Sicherheit davon auszugehen ist, das die zulässige Anzahl von
35 Tagesmittelwertüberschreitungen von PM10 innerhalb eines Jahres erreicht wird,
ist nicht zutreffend, wie folgenden Zitaten aus LOHMEYER zu entnehmen ist:
12 Vgl. Accon (2009): Lufthygienisches Gutachten zum kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs Bereich Mitte, Unterlage M 11.2, S. 18.
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Dieser Jahresmittelwert mit Grenzwertüberschreitungen variiert zwischen 26 µg/m³
und 36 µg/m³. Nach der von LOHMEYER in den Forschungsbericht aufgenommenen
Tabelle 7.2 ist bei einem Jahresmittelwert > 28-30 µg/m³ von einem 25 %-Anteil mit
mehr als 35 Überschreitungen pro Jahr auszugehen.13
Tabelle 7: Wahrscheinlichkeit der Grenzwertüberschreitung beim 24-Wert
PM 10 Klasse
in µg/m³
Anzahl Werte in Klasse /Anzahl mit mehr als 35
Überschreitungen
prozentualer Anteil der Überschreitungen des
24h-GW
JMW > 24-28 162/4 2,50%
JMW > 28-30 56/14 25%
JMW > 30-32 43/24 60%
JMW > 32-35 51/44 86%
JMW > 35-40 29/29 100%
Quelle: eigene Zusammenstellung nach LOHMEYER, 2005, S. 68-69
Im Abschlußbericht wird auf S. 78 auch noch darauf hingewiesen, dass für einen
berechneten JMW von 27,7 µg/m³ der Grenzwert für die zulässigen
Überschreitungen des Tagesmittelwerts mit 38 Überschreitungen schon überschritten
wird (Fallbeispiel BAB, DTV bei 60.700 Kfz/24, 12 % LKW-Anteil > 3,5t,
Windgeschwindigkeit: 2,1 m/s, Abstand von der Fahrbahn: 12m, Vorbelastung:
18 µg/m³).
10.1 Ergebnisse für PM10
Die Ergebnisse der Berechnungen für die drei Bezugsfälle sind in Tabelle 8
dargestellt.
Die für den Modellfall ermittelten Belastungen für PM10 sind aufgrund der zu hoch
angesetzten Windgeschwindigkeit (s.o.) zu niedrig ermittelt worden. Die
Berechnungen müssen deshalb wiederholt werden.
13 Vgl. Ingo Düring et al (2005): PM10-Emissionen an Außerortsstraßen. In: Verkehrstechnik, Heft V 125, Tab. 7.2: Anteile der Messdaten mit Überschreitung von 50 µg/m³ im Tagesmittel an der Gesamtzahl von Messwerten für Klassen von PM 10-Jahresmittelwerten.
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Tabelle 8: Berechnete Jahresmittelwerte im Bereich der Wohnbebauung
Quelle: ACCON, 2009, Tab. 4
Wie die Ergebnisse der Immissionsberechnungen, die im Rahmen des
Luftreinhalteplans im Umfeld des Abschnitts Mitte 5 – Nopitschstraße /Ulmenstraße
zeigen, ist für PM10 in allen drei Fällen von höheren Belastungen auszugehen (vgl.
Tab. 9).
Tabelle 9: Berechnete Jahresmittelwerte im Umfeld des Abschnitts Mitte 5
Quelle: Regierung von Mittelfranken (12, 2010): 1. Fortschreibung des Luftreinhalteplans
Ballungsraum Nürnberg – Fürth – Erlangen, S. 42
In jedem Fall ist der Unterschied zwischen dem Wert für den Ist-Zustand von nur
28 µg/m³ bei ACCON und 36 µg/m³ im unmittelbaren Umfeld des Abschnitts Mitte 5
(Gibitzenhof) aufzuklären, denn die Verkehrsbelastung für die Nopitsch-/Ulmenstraße
ist geringer (vgl. Tab. 4 oben) als auf diesem Abschnitt des Frankenschnellwegs.
Zusätzlich ist aufgrund der fahrtrichtungsabhängigen Längslüftung im Bereich der
Tunnelöffnung in Fahrtrichtung Süd mit noch stärkeren Belastungszunahmen als nur
4 µg/m³ zwischen Ist-Zustand und Modellfall (vgl. Tab. 8) zu rechnen. Hier ist die von
ACCON zu hoch angesetzte Windgeschwindigkeit von entscheidender Bedeutung.
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Die Ergebnisse von ACCON für die Überschreitungen der Tagesmittelwerte sind in
Tabelle 10 dargestellt.
Tabelle 10: Überschreitungen des Tagesmittelwertes
Quelle: ACCON, 2009, Tab. 6
Es ist nicht nachvollziehbar, dass ACCON im Abschnitt Mitte 1 und 5 keine
Überschreitungen ausweist, obwohl dort Jahresmittelwerte von 30 µg/m³ bzw.
32 µg/m³ festgestellt wurden. Denn wie bereits oben dargestellt, weist ACCON selbst
darauf hin, dass bei einem Partikel-Jahresmittelwert von ca. 30 µg/m³ mit hoher
Sicherheit davon auszugehen ist, dass die zulässige Anzahl von 35
Überschreitungen des Tagesmittelwerts von PM10 innerhalb eines Jahres erreicht
wird.14
Das Ergebnis für die Abschnitte Mitte 1 und Mitte 5 passt im Modellfall nicht zu den in
Tabelle 8 dargestellten Jahresmittelwerten. Danach kann für den Abschnitt Mitte 1
eine Überschreitung der zulässigen 35 Tage nicht ausgeschlossen werden. Erst
Recht nicht, wenn man die korrekte Windgeschwindigkeit zugrunde legt.
14 Vgl. Accon (2009): Lufthygienisches Gutachten zum kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs Bereich Mitte, Unterlage M 11.2, S. 18.
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Für den Abschnitt Mitte 5 ist in jedem Fall von einer höheren Anzahl an
Überschreitungstagen auszugehen. Denn der Jahresmittelwert ist im Abschnitt
Mitte 5 mit 32 µg/m³ genau so hoch, wie im Abschnitt Mitte 2. Da für den Abschnitt
Mitte 2 41 Überschreitungstage ausgewiesen wurden (vgl. Tab. 10), ist nicht
nachvollziehbar, dass es im Abschnitt Mitte 5 nur 33 sein sollen. Zumal sich dort am
nördlichen Rand im Bereich der Karlsruher Straße von Abschnitt Mitte 5 das
Tunnelportal befindet.
Unter Berücksichtigung der Forschungsergebnisse der BAST (Bundesanstalt für
Straßenwesen) ist mit folgenden Überschreitungswahrscheinlichkeiten des 24h-
Kurzzeitgrenzwertes zu rechnen.
Tabelle 11: Überschreitungen des Kurzzeitgrenzwertes
Abschnitt Modellfall Überschreitung des 24h-Wertes JMW in µg/m³ in %
Mitte 1 30 25
Mitte 2 32 60
Mitte 3 38 100
Mitte 4 28 25
Mitte 5 32 60
Kohlenhofstraße 27 2,5
Quelle: eigene Ermittlung auf Basis BASt, 2005, Heft V 125, Tab. 7.2
Somit wird die Anzahl der zulässigen Überschreitungen des Tagesmittelwerts in allen
Rechengebieten mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit erreicht. Nach dem
Maßstab des Gutachters, dass es bei 30 µg/m³ zur Überschreitung der Anzahl der
zulässigen Überschreitungstage kommt, sind in jedem Fall in den Abschnitten Mitte
1, 2, 3 und 5 Überschreitungen der Anzahl der zulässigen Überschreitungen des
Tagesmittelwertes zu erwarten. Auch im Abschnitt 4 treten mit 25 %
Wahrscheinlichkeit Überschreitungen auf.
Die Berechnungsergebnisse von ACCON sind auch aufgrund der Ergebnisse des
Forschungsberichtes von LOHMEYER als nicht belastbar zu beurteilen. Hinzu kommt
noch, dass unklar ist wie die Vorbelastung von ACCON ermittelt wurde und davon
auszugehen ist, dass diese zu niedrig angesetzt wurde (s.o.).
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
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Die Planfeststellungsbehörde erkennt zwar das Problem, dass im Bereich der
Ausfahrt zur Südstadt und an der ehemaligen Ausfahrt Volkmannstraße der 24h-
Grenzwert überschritten wird, hält dies aber offenbar aufgrund der erfolgten
Reduzierung der Belastung für hinnehmbar. Falsch ist die Annahme, dass bei einem
JMW von 28 µg/m³ der Grenzwert immer eingehalten werden kann (vgl. S. 69-70 im
PFB).
Des Weiteren wurde von ACCON eine Einzelpunktbetrachtung für die Rothenburger
Straße durchgeführt. Aus dieser Betrachtung geht nicht hervor, auf welchen
Abschnitt der Rothenburger Straße sich die Berechnungen beziehen. Unklar ist vor
allem wie die Verkehrsbelastungen ermittelt wurden. In den Verkehrsuntersuchungen
von BRENNER + MÜNNICH gibt es keine Angaben für 2007 und auch keine
Prognose für 2020. ACCON weist diesbezüglich auf Verkehrszahlen des
Verkehrsplanungsamtes der Stadt hin.15 Wie diese Verkehrszahlen ermittelt wurden
und auf welcher Grundlage die Prognose erfolgte, dazu gibt es keine Angaben.
Da davon auszugehen ist, dass die Immissionsbelastung auf der Rothenburger
Straße (falls der daran angrenzende Bereich untersucht wurde) auch von der
Verkehrsbelastung des Frankenschnellwegs beeinflusst wird, wäre es notwendig
gewesen, dass auch diese Verkehrsbelastungen angegeben werden. Grundsätzlich
hätten die in Tabelle 4 genannten Daten zur Berechnung angegeben werden
müssen. Der dort genannte Abschnitt der Rothenburger Straße bezieht sich auf
einen Abschnitt westlich der Schweinauer Straße.
Aufgrund der zu gering ermittelten Vorbelastung, der zu hohen Windgeschwindigkeit
und der ggf. unzureichend berücksichtigten Verkehrsmengen ist davon auszugehen,
dass die für 2020 ermittelte Immissionsbelastung höher ist.
15 Vgl. Accon (2009): Lufthygienisches Gutachten zum kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs Bereich Mitte, Unterlage M 11.2, S. 6
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Tabelle 12: Immissionsbelastung PM10 in der Rothenburger Straße
Quelle: ACCON, 2009, Tab. 7
10.2 Ergebnisse für NO2
In der nachfolgenden Tabelle sind die von ACCON ermittelten Jahresmittelwerte für
NO2 dargestellt.
Tabelle 13: Ergebnisse für Stickstoffdioxid
Quelle: ACCON, 2009, Tab. 10
Im Ist-Zustand (2007) wird der zulässige Immissionsgrenzwert in allen Bereichen
überschritten, dies gilt mit Ausnahme des Abschnitts Mitte 5 auch für den Bezugsfall.
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Festgestellt werden im Prognoseplanfall 2020 durchgängig Überschreitungen des
Jahresmittelwertes um 2 µg/m³. Diese Berechnung basiert auf der Vorbelastung von
nur 33 µg/m³. Wie bereits dargestellt wurde, wird nicht erläutert wie diese
Vorbelastung ermittelt wurde. Tatsächlich ist davon auszugehen, dass die
Vorbelastung deutlich höher ist. So betrug die Belastung an der Messstelle
Nürnberg/Bahnhof 2007 40 µg/m³ und in der von-der-Tann-Straße sogar 53 µg/m³
(vgl. Tab. 2 und 3).
Wenn man eine Worst Case-Betrachtung durchführt, wären für alle Bereiche in Mitte
mindestens 4 µg/m³ auf die von ACCON ermittelten Belastungen aufzuaddieren,
sodass alle Bereiche der Tabelle 8 durch deutliche Überschreitungen
gekennzeichnet wären.
Die Berechnungen sind auf der Grundlage einer nachvollziehbar abgeleiteten
Vorbelastung zu wiederholen. Aufgrund der zu niedrig angesetzten Vorbelastung ist
mit noch deutlichen Überschreitungen der Jahresmittelwerte zur rechnen.
Die Bewertung von ACCON:
„Die NO2-Belastung nimmt im Modellfall deutlich ab. Die in der Tabelle 10
dargestellten Immissionswerte stellen häufig nur noch lokale Spitzenkonzentrationen
dar und sind nicht repräsentativ für mehrere angrenzende Gebäudefassaden. Aus
diesem Grund werden sowohl die lokalen Spitzenkonzentrationen (1. Wert /) als auch
die repräsentativen Immissionswerte dargestellt (/ 2.Wert). Entlang der
Kohlenhofstraße wird ein Jahresmittelwert von maximal 38 µg/m³ ermittelt, der gültige
Immissionsgrenzwert wird somit eingehalten werden. Eine 2 m hohe
Lärmschutzwand ist aus lufthygienischer Sicht ausreichend. Im Bereich des
Westportals (Mitte 1) wird für die NO2-Belastung ein um 8 µg/m³ niedrigerer
Jahresmittelwert von 42 µg/m³ prognostiziert. Die Verbesserung der Situation trotz
zusätzlicher Tunnelemissionen am Westportal ist auf die Errichtung von
Lärmschutzwänden entlang des Frankenschnellweges zurückzuführen.“16
Ist aufgrund der dargestellten Mängel der Untersuchung nicht nachvollziehbar. Im
Gegensatz zu der Bewertung von ACCON, dass es nur noch lokal zu
Spitzenbelastungen und Überschreitungen kommen würde, ist davon auszugehen,
16 Vgl. Accon (2009): Lufthygienisches Gutachten zum kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs Bereich Mitte, Unterlage M 11.2, S. 29
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
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dass es entlang des gesamten Frankenschnellweges – abgesehen von der
Tunnellage – zu Grenzwertüberschreitungen kommt.
Aber auch für die Tunnellage muss die Immissionsbelastung unter Berücksichtigung
realer Windgeschwindigkeiten neu ermittelt werden, da es bereits nach ACCON zu
Immissionsbelastungen von bis zu 38 µg/m³ kommen soll.
Im Bereich des Südportals sind an der Wohnbebauung deutlich höhere
Überschreitungen zu erwarten. Denn dort wurden von ACCON im Bereich des
Gewerbegebietes Belastungen von etwa 70 µg/m³ ermittelt.17
Die Einzelpunktbetrachtung von ACCON für die Rothenburger Straße kommt zu dem
Ergebnis, dass es zu Grenzwertüberschreitungen von 9 µg/m³ kommen soll (vgl.
Tab. 14). Auch hier ist aufgrund der zu gering ermittelten Vorbelastung, der zu hohen
Windgeschwindigkeit und der ggf. unzureichend berücksichtigten Verkehrsmengen
davon auszugehen, dass die für 2020 ermittelte Immissionsbelastung höher ist.
Tabelle 14: Immissionsbelastung NO2 in der Rothenburger Straße
Quelle: ACCON, 2009, Tab. 11
17 Vgl. Accon (2009): Lufthygienisches Gutachten zum kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs Bereich Mitte, Unterlage M 11.2, S. 30
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RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 26
11. Beurteilung des Ausbauvorhabens
Zwar verbessert sich nach den Berechnungen von ACCON die lufthygienische
Situation. Trotzdem kommt es aber auch im Modellfall noch zu Überschreitungen der
Grenzwerte. Der Aussage, dass diese „weitgehend“ eingehalten werden können,
muss widersprochen werden.
Denn die von ACCON ermittelten Immissionsbelastungen sind aufgrund der
dargestellten Mängel der Datengrundlagen (u.a. Windgeschwindigkeit,
Verkehrsbelastung) sowie der zu niedrigen Vorbelastung höher, als bisher ermittelt.
Da die primären NO2-Emissionen in den letzten Jahren stark angestiegen sind, ist die
Prognose auch nicht auf der sicheren Seite. Daher war es auch sachgerecht, dass
ACCON die Emissionsreduktionsfaktoren nicht angewendet hat.
Die Planfeststellungsbehörde erkennt zwar das Problem, dass es im Bereich des
Südportals und südlich der AS Poppenreuth zu Überschreitungen des
Jahresmittelwert-Grenzwertes um 2 µg/m³ kommt, hält dies aber ebenfalls aufgrund
der erfolgten Reduzierung der Belastung für hinnehmbar.18
Dieser Beurteilung muss widersprochen werden. Dem Planfeststellungsbeschluss
muss eine Untersuchung zugrunde gelegt werden, in der die dargestellten Mängel
beseitigt werden.
12. Analyse / Bewertung der Untersuchung von ACCON von 2013
12.1 Aufgabenstellung
In der Aufgabenstellung, der im Mai 2013 erstellten Untersuchung nach RLuS wird
ausgeführt, dass die Schadstoffbelastung für das Jahr 2020 prognostiziert werden
soll. Üblicherweise beziehen sich Prognose auf einen Prognosehorizont, der
mindestens 10 Jahre in der Zukunft liegt.
Ermittelt werden sollte nur die Immissionsbelastung entlang der bestehenden A 73
südlich des AK Nürnberg/Fürth und in der Werderau Nürnberg.
18 Vgl. Reg. von Mittelfranken, PFB vom 28.6.2013, S. 68-69.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 27
Nach den Angaben von ACCON sollte für die Prognose das Modell der neuen
Richtlinie zur Ermittlung der Luftqualität an Straßen ohne oder mit lockerer
Randbebauung (RLuS) herangezogen werden.19
Dieses Modell soll nur an Straßen ohne bzw. mit lockerer Randbebauung
angewendet werden. Als Anwendungsvoraussetzung werden genannt:
RLuS ist unter folgenden Bedingungen anwendbar:
- „Verkehrsstärken über 5 000 Kfz/24 h,
- Geschwindigkeiten über 50 km/h,
- Trogtiefen und Dammhöhen unter 15 m,
- Längsneigung bis 6 %,
- maximaler Abstand vom Fahrbahnrand 200 m,
- Lücken innerhalb der Randbebauung >= 50 %,
- Abstände zwischen den Gebäuden und dem Fahrbahnrand >=2 Gebäudehöhen
- Gebäudebreite <= 2 Gebäudehöhen
Das Modell ist beim Vorliegen folgender Bedingungen nicht anwendbar oder die
Anwendung ist problematisch:
- Bei häufigen Schwachwindlagen und/oder im Bereich von relevanten
Kaltluftabflüssen bzw. Kaltluftseen. Für die Bestimmung der
Kaltluftströmungsverhältnisse stehen numerische Kaltluftabflussmodelle gemäß
VDI Richtlinie 3787, Blatt 5 zur Verfügung.
- Bei Bebauungsdichte > 50 %. Hier ist die Anwendung eines Screeningmodells
vorzusehen, welches die Straßenrandbebauung explizit mit berücksichtigt.“20
Das Modell kann bezogen auf das Untersuchungsgebiet nicht angewendet werden,
da die Bebauungsdichte teilweise > 50 % (z.B. Bereich Dianastraße) ist und die
Bedingungen:
- Lücken innerhalb der Randbebauung >= 50 % (Bereich Pettenkoferstraße),
19 Vgl. ACCON (2013): Lufthygienische Stellungnahme zur Veränderung der Schadstoffbelastung an ausgewählten Streckenabschnitten unter Berücksichtigung der Richtlinie RLuS 2012 im Rahmen der Planfeststellung Frankenschnellweg, S. 4 20 Vgl. RLuS 2012, Richtlinien zur Ermittlung der Luftqualität an Straßen ohne oder mit lockerer Randbebauung, S. 5-6.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
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- Abstände zwischen den Gebäuden und dem Fahrbahnrand >= 2
Gebäudehöhen
nicht erfüllt sind (so z. B. in Werderau).
12.2 Höhen der Lärmschutzwände
Anhand der nachfolgenden Abbildung ist erkennbar, dass die Angaben zur Höhe der
Lärmschutzwände nur in Intervallen erfolgen, sodass keine exakte Zuordnung der
Wandhöhe zu bestimmten Streckenabschnitten und Immissionspunkten möglich ist.
Abbildung 3: Höhen der Lärmschutzwände am FSW
Quelle: ACCON, 2013, Abb. 1
12.3 Vorbelastung
Hinsichtlich der Vorbelastung kann auf die bereits dargestellte Kritik verwiesen
werden. Ergänzend muss aber darauf hingewiesen werden, dass nicht erkennbar ist
auf welcher Grundlage die Vorbelastungswerte für Nürnberg Werderau bestimmt
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
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wurden. Der Hinweis von ACCON, dass diese mit der Stadtentwässerung und
Umweltanalytik Nürnberg abgestimmt wurde21, ist nicht ausreichend.
Die Vorbelastung wurde – mit 33 µg/m³ NO2 für und 25 µg/m³ für PM10 – für das
Stadtgebiet Nürnberg zu niedrig ermittelt (s. o. Kap. 6).
12.4 Verkehrsaufkommen
In Tabelle 15 sind die von ACCON zugrunde gelegten Verkehrsbelastungen
dargestellt. Die dort genannten Verkehrsmengen beruhen nach den Angaben von
ACCON auf unterschiedlichen Quellen. Die in Tabelle 15 dargestellten Werte, sind
aus BRENNER + MÜNNICH nicht reproduzierbar (Teil 2, Prognosen und Szenarien).
Tabelle 15: Verkehrsbelastungen am Frankenschnellweg
Quelle: ACCON, 2013, Tab. 3
Für den Abschnitt A-2 (Nürnberg-Werderau) werden bei BRENNER + MÜNNICH
75.000 Kfz/4h genannt (vgl. Tab. 16, Variante C2). Die Schwerverkehrsanteile sind
nicht nachvollziehbar, weder bei B + M noch bei ACCON.
Auffällig ist, dass für den Bereich Mitte keine neue Schadstoffberechnung
durchgeführt wurde, denn die Abschnitte nördlich A-2 und südlich der AS
Poppenreuth fehlen, obwohl sie entscheidend sind für den Konfliktpunkt an der
Rothenburger Straße/ Schwabacher Straße / Kohlenhofstraße.
21 Vgl. ACCON (2013): Lufthygienische Stellungnahme zur Veränderung der Schadstoffbelastung an ausgewählten Streckenabschnitten unter Berücksichtigung der Richtlinie RLuS 2012 im Rahmen der Planfeststellung Frankenschnellweg, S. 8
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
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Tabelle 16: Prognosebelastungen nach Varianten
Quelle: B+M, 2005, Verkehrsuntersuchung Frankenschnellweg, Teil 2 – Prognose und
Szenarien, Abb. 8.6
Zur Belastung im Schwerverkehr ist darauf hinzuweisen, dass nach Angaben von
IVV im Prognosejahr 2015 allein im Fernverkehr 3.300-3.700 SV/24h für den
nördlichen Abschnitt des FSW zwischen Muggenhof - Poppenreuth und dem AK
Fürth/Erlangen prognostiziert wurden (vgl. Abb. 4). Der in Tabelle 14 genannte Anteil
der schweren Nutzfahrzeuge dürfte deshalb noch höher sein.
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Abbildung 4: LKW-Belastungen im Fernverkehr 2015 im Mitfall
Quelle: IVV, 2003, Fernverkehrsuntersuchung Nürnberg, Anlage 5
Daraus leitet sich ab, dass insgesamt etwa 7.500 LKW/24h den Frankenschnellweg
nutzen werden. Der LKW-Fernanteil an allen LKW beträgt laut B + M 42 %. Dies
bedeutet, dass der LKW-Anteil im Südabschnitt 2 bei 10 % statt bei 6 % liegt. Es ist
allerdings wichtig darauf hinzuweisen, dass diese Werte aus der BVWP auf den
Stadtraum Nürnberg nicht direkt übertragbar sind, was auch im PFB festgestellt
wurde (dort auf S. 34).
Tabelle 17: Verkehrsbelastung und LKW-Anteile auf dem Frankenschnellweg
Abschnitt Süd 2 DTV (ACCON) DTV (B + M)
Kfz/24h 74.000 75.000
LKW/24h 4.440 7.473
LKW in % 6,00% 9,96%
Quelle: eigene Berechnung auf Basis ACCON
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Eine separate Auswertung der Fahrten zum Hafen wurde nicht durchgeführt,
dennoch geht die Planfeststellungsbehörde davon aus, dass diese in der Prognose
von BRENNER und MÜNNICH berücksichtigt wurden, was nicht nachvollziehbar ist.
Ebenfalls nicht nachvollziehbar ist es, dass die Planfeststellungsbehörde von 1.000
bis 2.000 Kfz/24h Zusatzbelastung infolge von großräumig verlagerten Verkehren auf
den Frankenschnellweg ausgeht, 22 während IVV nur von maximal 800 SV/24h im
Stadtgebiet (vgl. Abb. 5) und von bis zu 1.000 Kfz/24h im Bereich Nürnberg
Königshof im Fernverkehr ausgeht, wenn der Frankenschnellweg ausgebaut ist. 23
Auffällig ist auch, dass die Belastungen aus den baubedingten Umleitungsverkehren
(z. B. Fuggerstraße, Witschelstraße) nicht von ACCON berücksichtigt werden
konnten, infolge fehlender Datengrundlagen.
Dem hilft auch der PFB nicht ab (vgl. dort S. 49-50).
22 Vgl. Regierung von Mittelfranken, PFB FSW vom 28.6.2013, S. 43. 23 Vgl. IVV (2003): Ermittlung der Auswirkungen des Ausbaus des Autobahnnetzes auf das Verkehrsmengengerüst des Fernverkehrs im Großraum Nürnberg, S. 4.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
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Abbildung 5: Differenzbelastungen im Fernverkehr 2015 im Mitfall FSW
Quelle: IVV, 2003, Anlage 4
12.5 Berechnungsparameter
Für Nürnberg Werderau wurden 60 km /h im Nullfall (obwohl dort in Fahrtrichtung
Hafen schon jetzt Tempo 80 km/h gilt) und im Planfall 80 km/h auf der Stadtautobahn
angesetzt.
Durch diesen Planungsansatz ergibt sich im Planfall eine geringere
Schadstoffbelastung, die tatsächlich aber nicht stattfindet. Denn bei Tempo 60 km/h
sind die Emissionen für die Kategorie FernStr-City/Nat, flüssiger Verkehr höher als
bei Tempo 80 km/h, wie aus nachfolgender Abbildung ersichtlich ist (vgl. Abb. 6).
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
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Abbildung 6: Auswirkungen von Tempolimits auf Autobahnen und Fernstraßen
Quelle: Düring, 2013, RLuS-Vortrag am 29.10.2013 in Augsburg, Teil 2, Folie 11
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Die Windgeschwindigkeit von 3m/s ist für Nürnberg Werderau kein geeigneter Wert,
da in der nördlich angrenzenden Nopitsch-/Ulmenstraße nur 1,9m auftreten (vgl.
oben Tab. 4). Durch die höhere Windgeschwindigkeit wird im Modell eine schnellere
Deposition der Schadstofffracht im Umfeld des Frankenschnellweges ermittelt, die
tatsächlich nicht stattfindet. Das bedeutet beispielsweise, dass die Zahl der
zulässigen Tage an denen der Tagesmittelwert für PM10 überschritten wird, bei einer
zu hoch angesetzten Windgeschwindigkeit unterschätzt wird.
Der besonders konfliktträchtige Abschnitt Mitte 2-5 wurde in der Untersuchung von
ACCON 2013 ausgenommen, dass bedeutet, es gibt für diesen Bereich keine
aktuelle Berechnung.
Im Folgenden werden die Ausgangsbedingungen des Abschnittes 2 (Bereich der
neuen Stadtzufahrt Kohlenhofstraße) dargestellt.
12.6 Dimensionierungsgrundlagen
Berücksichtigt man die Untersuchung von BRENNER + MÜNNICH
„Zusammenstellung der Grundlagen der Dimensionierung der Variante C2-4“ aus
dem Jahr 2005 so ist festzustellen, dass diese Untersuchung auf folgenden
Grundlagen basiert:
• VISUM-Netzfalluntersuchungen C2-4, 2005
• Plausibilitätsprüfung der Fahrbeziehungen mittels Verkehrsspinnenanalysen und
Ermittlung der Knotenpunktbelastungen je Fahrtbeziehung (jew. 8,5 % Anteil der
Spitzenstunde am Tagesverkehr)
• Ermittlung der maßgebenden Verkehrsströme nach dem AKF-Verfahren
• Ermittlung der Zwischenzeiten auf Basis bisheriger Knotenpunkte und Ansatz
pauschaler Zwischenzeiten
• Entwurf eines Signalzeitenplans für eine Festzeitsteuerung zur
Leistungsfähigkeitsberechnung und Dimensionierung der Knotenpunkte (am FSW
unter Berücksichtigung der Koordinierung der Freigabezeiten am
Gesamtknotenpunkt)
• Dimensionierung hinsichtlich Fahrstreifenanzahl je Richtung unter
Berücksichtigung von Zwangspunkten, der LSA-Koordinierung der
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
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Zwischenzeiten und der erforderlichen Freigabezeiten für Umlaufzeiten von t(U) =
100 s nach HBS 2001
• Ermittlung der Leistungsfähigkeiten sowie der notwendigen Aufstell- und
Staulängen nach HBS 2001
Als Ergebnis wird von B +M festgehalten, dass die betrachteten Knoten 1-10 alle
leistungsfähig sind.
Gleichwohl ist dem Spurplan der Variante C2-4 zu entnehmen, dass im Bereich des
FSW an der neuen Stadtzufahrt Kohlenhofstraße eine Auslastung von 98 % nach
HBS 2001 zu Grunde gelegt wurde (vgl. Abb. 7 und 8).
Abbildung 7: Knotenströme Variante C2-4
Quelle: B + M, 2005, Dimensionierungsgrundlagen, Anlage
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Abbildung 8: Spurplanvariante C2-4
Quelle: B + M, 2005, Dimensionierungsgrundlagen, Anlage
Nachfolgend ist die Umlegungsrechnung für die Gesamtbelastungen im
Prognosejahr für den Bereich der zentralen Stadtzufahrt (Kohlenhofstraße) zum
Bahnhofsbereich als Ausschnitt wiedergegeben.
Abbildung 9: Prognosebelastung der neuen Stadtzufahrt des FSW im Jahr 2015
Quelle: B + M, 2005, Dimensionierungsgrundlagen, S. 3
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Man erkennt, dass auf der neuen Stadtzufahrt 45.600 Kfz/24h (neue
Kohlenhofstraße) erwartet werden. Auf dem FSW sind es 68.600 Kfz/24h, wobei die
Fahrtrichtung Süd etwa stärker belastet ist mit 37.000 Kfz/24h.
Angesichts der geringen Aufstellflächen am Knotenpunkt K1/2 bis zur
Kohlenhofstraße neu ist in den Spitzenstunden davon auszugehen, dass die
Stauflächen bei den genannten Knotenströmen nicht ausreichend sind (vgl. Abb. 7).
Einen deutlichen Hinweis hierauf gibt B + M mit der Angabe einer fast 100-%-igen
Auslastung (vgl. Abb. 8).
Bei der hier vorgenommenen Bewertung der Qualität des Verkehrsablaufs
entsprechend der Leistungsfähigkeitsreserve werden üblicherweise drei Stufen
unterschieden (vgl. Abb. 10).
Abbildung 10: Leistungsfähigkeitsstufen
Quelle: Habermehl + Follmann auf dem VSVI-Seminar am 26.01.2005
Im Planfeststellungsverfahren wurde für die Knotenpunkte am Frankenschnellweg
die Ermittlung der maßgebenden Verkehrströme nach dem AKF-Verfahren24
durchgeführt. Dieses Verfahren dient allerdings nur der groben Abschätzung der
Leistungsfähigkeit von Knotenpunkten. In diesem Verfahren können nur wenige
Parameter (Summe kritischer Fahrzeugströme) berücksichtigt werden, so dass nur
eine überschlägige Prüfung möglich ist. Das Verfahren ermittelt die maximale
Summe der Verkehrsstärken aus allen Kombinationen von Strömen, die zueinander
unverträglich sind (maximale Sperrgruppe).25
Sinnvoll und hilfreich ist dieses Verfahren allerdings nur als erster Schritt zur
Überprüfung der Leistungsfähigkeit bzw. der Prüfung, ob es sinnvoll ist eine
bestimmte Knotenpunktkonzeption weiter zu verfolgen. Diese Berechnung kann
daher nicht als qualifizierter Nachweis der Leistungsfähigkeit verstanden werden. Mit 24 AKF = Addition kritischer Fahrzeugstrombelastungen. 25 Vgl. Gleue, Axel.W. (1972): Vereinfachtes Verfahren zur Berechnung signalgeregelter Knotenpunkte; Straßenbau und Straßenverkehrstechnik, Heft 136, Hrsg. BMV, 1972.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 39
der Kenntnis der maximalen Sperrgruppe werden für die Dimensionierung die
kritischen Ströme des Knotens ermittelt. Grundbedingung für einen positiven
Leistungsfähigkeitsnachweis ist die Randbedingung, dass die Summe der
maßgebenden Ströme immer kleiner als 80 % der Sättigungsverkehrsstärke von
2.000 PKW-Einheiten sein muss.26
Bei Ansatz einer durchschnittlichen Spitzenstunde von 10 % Anteil am Tagesverkehr
ist nicht mehr gewährleistet, dass der Knotenpunkt nach HBS als leistungsfähig
eingestuft werden kann (Mindeststandard QSV D). Denn müssen 4.560 statt 3.870
Kfz je Spitzenstunde den Querschnitt passieren (vgl. Abb. 7).
12.7 Emissionsstärken
Dazu gibt ACCON die in Tabelle 18 genannten Werte an:
Tabelle 18: Emissionsstärken im Jahr 2020
Quelle: ACCON, 2013, Tab. 5
Setzt man im Planfall einen flüssigen Verkehr mit Tempolimit 80 km/h voraus sind die
Angaben für den Abschnitt A-2 Nürnberg Werderau in der Größenordnung für die
Aufwirbelung von Staub und den Abrieb (Straßen, Kupplungs- und
Bremsbelagabrieb) nachvollziehbar. Bei Addition von Abrieb und Auspuffemissionen
ergeben sich aber etwa 153 (DTV: 74.000, LKW bei 6 %) bzw. 170 g/km*h (DTV:
75.000, höherer LKW-Anteil von 10 %) und nicht 122 g/km*h (vgl. Tab. 19: Fall 1).
Berücksichtigt man zusätzlich die Staugefahr in der HVZ ergeben sich auf Basis von
LOHMEYER (2005) weitaus höhere Emissionsstärken (vgl. Tab. 19). Die
Gesamtemission steigt dann auf 341,1 g/km*h.
26 Vgl. Chlond und Schnittger - Institut für Verkehrswesen der Universität Karlsruhe (2006): Straßenverkehrstechnik. S. 2-59.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 40
Tabelle 19: Berechnung der Emissionsstärken im Abschnitt Werderau
Emissionsfaktor PM 10 je Kfz in mg/km DTV DTV
Auf/Ab PKW inkl. lNfz LKW Fall 1 Fall 2
AB-80/100 22 200 74.000 75.000
Auspuffemission mg/km Fz mg/km Fz 69.560 67.527
AB-100 Stau 18 166 6% LKW 10 % LKW
AB-60 Stau 17 543
mg/km Fz mg/km Fz
Fall 1 Auf/Ab 63,76 37 100,76 118,16
Fall 1 Auspuff AB 100 Stau 52,17 0,01 52,18 52,19
Summe 152,94 170,34
Fall 2 Auf/Ab 61,90 62,275 124,18
Fall 2 Auspuff AB-60 47,83 169,08 216,90
Summe 341,08
Planfall Tab. 5 122
Nullfall Tab. 5 112
Quellen: BASt Heft V 125, Tab. 6.2 und 6.3, S. 91 sowie Tab. 5 ACCON
12.8 Ergebnisse der Immissionsberechnungen von ACCON
Die nachfolgende Ergebnistabelle von ACCON wurde für den Abschnitt A-2 Nürnberg
Werderau nachgerechnet. Dabei konnten die Berechnungsergebnisse trotz Einsatz
der gleichen Software nicht verifiziert werden.
Tabelle 20: Zusatzimmissionskonzentration für NO2 & PM10 auf der A 73/FSW
Quelle: ACCON, 2013, Tab. 5
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 41
Die Ergebnisse der RLuS-Berechnung von RegioConsult sind in Tabelle 21
dargestellt.
Tabelle 21: Zusatzbelastung für NO2 und PM 10 (RegioConsult)
Nürnberg Werderau NO2 Jahresmittel µg/m³
PM10 / PM2,5 Jahresmittel µg/m³
Nullfall Planfall Abweichung Nullfall Planfall Abweichung
PM10
LSW 6m 6,2 5,6 -9,7% 2,1 / 0,8 2,3 / 0,9 9,5 %
ohne LSW 7,18 6,84 -4,7% 2,7 / 1,1 2,96 / 1,2 9,6 %
Quelle: eigene Berechnung nach RLuS
Bei Nichtberücksichtigung der LSW erhöhen sich die Werte in der Zusatzbelastung
für PM 10 auf 2,957 µg/m³, für PM 2,5 auf 1,181 µg/m³ und für NO2 geht die
Belastung von 7,18 auf 6,84 µg/m³ zurück (vgl. Anlage: RLUS-Protokolle). Die in
Tabelle 20 ausgewiesenen Differenzen zwischen Null- und Planfall sind nicht
verifizierbar. Sollten die PM 2,5-Werte bei ACCON im PM 10-Wert bereits
berücksichtigt sein, liegt eine Unterschätzung vor. Aussagen zu PM 2,5 trifft ACCON
nicht, obwohl die Belastung laut 39. BImSchV zwingend zu berücksichtigen ist. Der
Grenzwert ab 2015 liegt bei 25 µg/m³.
In RLuS wird PM 2,5 intern mitverarbeitet, sodass offenbar keine Berechnungen zu
PM 2,5 bei ACCON vorliegen.
Man erkennt, dass im Nullfall und Planfall die nach RLUS berechneten Immissionen
in der Gesamtbelastung im Verhältnis zu den ACCON-Berechnungen viel zu gering
ausfallen.
Dies liegt sicherlich auch daran, dass in RLuS die Festlegung getroffen wurde, dass
die Auspuffemissionen des Schwerverkehrs im Prognosejahr 2020 immer < des
Leichtverkehrs definiert worden sind (vgl. Abb. 11).
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 42
Abbildung 11: Zusatzbelastungen in Abhängigkeit des SV-Anteils
Quelle: Düring, 2013, RLuS-Vortrag am 29.10.2013 in Augsburg, Teil 1, Folie 70
ACCON gibt bei Berücksichtigung der Lärmschutzwand für NO2 zwischen Nullfall und
Planfall, eine um 0,8 µg/m³ geringere Zusatzbelastung an, laut Kontrollrechnung sind
es 0,6 µg/m³ (vgl. Tab. 20).
Bei PM10 kommt es dagegen zu einer Zunahme um 0,2 µg/m³ zwischen Nullfall und
Planfall (vgl. Tab. 20 und 21).
Dies berücksichtigt allerdings nicht, dass die Vorbelastung zu gering angesetzt ist.
Für NO2 wären mindestens 37 µg/m³ und für PM 10 mindestens 27 µg/m³
anzusetzen statt 33 und 25 µg/m³.
Dies ergibt im Planfall 44,2 µg/m³ für NO2 und für PM 10 29,96 µg/m³. Der PM 10-
24h-Kurzzeitgrenzwert wird insgesamt 47 Mal überschritten (bei 35 erlaubten
Überschreitungen).
Mit Ansatz der 6m hohen LSW vermindert sich die Belastung für NO2 auf 43,1 µg/m³
und für PM 10 auf 29,28 µg/m³. Der PM 10-24h-Kurzzeitgrenzwert wird insgesamt 44
Mal überschritten (bei 35 erlaubten Überschreitungen). Diese Berechnungen
erfolgten ohne Ansatz der Reduktionsfaktoren, da die reduzierten Emissionsfaktoren
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
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(0,7 für NO2 und 0,85 für PM 10 bis 2025 im Vergleich zu 2005) derzeit als nicht
anwendbar angesehen werden.
Eine Einhaltung der Immissionsgrenzwerte ist daher entgegen der Annahme von
ACCON auf S. 12 des Berichtes für den Bereich der Werderau nicht gegeben. Es
liegt kein Worst Case-Ansatz vor, da mit einer zu geringen Vorbelastung gerechnet
wurde.
12.9 Modellvergleich MLuS und RLuS – Auswirkungen auf Landesebene
Wie bereits in 12.1 ausgeführt ist es für Nürnberg Werderau nicht zulässig RLuS
einzusetzen. Der von ACCON angestellte Modellvergleich ist bezogen auf das
Projekt deshalb ohne Bedeutung.
Es zeigt sich außerdem, dass die höheren Emissionsfaktoren eine höhere Emission
in RLuS im Vergleich zum MLuS ergeben, aber bei der Immission die
Zusatzimmission aufgrund der in RLuS implementierten Reduktionsfaktoren von bis
zu 30 % für NO2 und von bis zu 15 % für PM 10 geringer ausfällt (Groß- und
Mittelstadt, 2025, vgl. Tab. 22). Diese berücksichtigen den geplanten Umbau des
Fahrzeugbestandes zu saubereren Fahrzeugen mit EURO V und VI. Dieser Umbau
findet aber nicht so schnell statt, wie er prognostiziert wurde. Stattdessen bewirkt der
immer höher werdende Dieselanteil des Kfz-Bestandes eine Erhöhung der NO2-
Emission (vgl. Abb. 12 und 13).
Die Anwendung der Reduktionsfaktoren führt flächendeckend im Freistaat Bayern
dazu, dass bei Auswirkungsprognosen von Bauprojekten die Einhaltung der
maßgeblichen Immissionsgrenzwerte der 39. BImSchV zumindest rechnerisch
gewährleistet werden kann.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 44
Tabelle 22: Reduktionsfaktoren für die Schadstoffkomponenten
Quelle: Düring, 2013, RLuS-Vortrag am 29.10.2013 in Augsburg, Teil 2, Folie 27
Eine Erhöhung der direkten NO2-Emissionen resultiert v. a. aus der stark
angestiegenen Anzahl der Diesel-Pkw, die neben höheren NOx-Emissionen als die
Otto-Pkw zudem einen höheren Anteil von primären NO2-Emissionen im Abgas
haben. Ein Anstieg des NO2/NOx-Verhältnisses im Abgas auf über 50 % (gegenüber
etwa 5 % bei Otto-Pkw) wurde festgestellt. Dieser Anteil der direkten NO2-
Emissionen bei den verschiedenen Euro-Normen ist unterschiedlich hoch und dabei
von der eingesetzten Technologie abhängig (vgl. Abb. 12).27 Auch Auswertungen von
Immissionsmessdaten aus Kopenhagen belegen den steigenden NO2-Anteil im
Abgas der Fahrzeugflotte.28 Diese Zunahme der ansteigenden primären NO2-
Emissionen wird sich nach ersten Berechnungen für eine mittlere deutsche
Innerortssituation auch in den nächsten Jahren fortsetzen (vgl. Abb. 13). Demnach 27 Vgl. IFEU (2007) : Zukünftige Entwicklung der NO2-Emissionen des Verkehrs und deren Auswirkung auf die Luftqualität in baden-württembergischen Städten. Auftraggeber: Umweltministerium Baden-Württemberg. Laufendes Forschungsprojekt. 28 Vgl. Palmgren et al. (2007a) : Assessment of application of SCR catalyst on heavy duty vehicles as a measure to reduce the NO2 pollution in larger Danish cities, NERI Technical Report No. 620, 44 S.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 45
sollen die NO2-Emissionen (trotz stetig fallender NOx-Emissionen) ein Maximum
etwa im Jahr 2013 erreichen und erst danach sinken.
Erkennbar ist in Abbildung 13 auch, dass es bei einer Zunahme des Anteils von
Dieselfahrzeugen im Fahrzeugkollektiv zu einer völlig anderen Belastungssituation
kommt, als wenn die Anteile von Diesel-Pkw und Otto-Pkw identisch bleiben.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch verschiedene nationale Studien (z. B.
Kessler et al., 2005) bzw. weitere internationale Studien (Palmgren et al., 2007a).29
Abbildung 12: NO2 – und NO-Emissionsfaktoren von PKW zur Berechnung von Innerortsemissionen
Quelle: IFEU 2007
29 Vgl. Palmgren et al (2007b): Elevated NO2-Pllution in Copenhagen due to direct Emission of NO2 from Road Traffic. 2nd ACCENT Symposium, Urbino, Italy, 23-27-2007.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 46
Abbildung 13: NO2-Emissionen in mittleren Innerortssituationen
Quelle: IFEU 2007
Nach dem aktuellen Umweltbericht des Umweltbundesamtes Österreich sind die
Ursachen für die Verfehlung der Emissionsziele in Österreich bezüglich NO2
„insbesondere:
• deutlich höhere Stickstoffoxid-Emissionen dieselbetriebener Kfz im realen
Fahrbetrieb als in den Prüfzyklen im Rahmen der Typengenehmigungen für Euro-
Abgasnormen;
• der hohe Anteil von Diesel-Kfz, bedingt durch die niedere Besteuerung von
Dieselkraftstoff und damit verbunden auch geringere laufende Betriebskosten und
Wettbewerbsvorteil für Diesel-Kfz;“ 30
Weder aus der Verkehrsuntersuchung von B + M noch aus dem Fachbeitrag
Luftschadstoffe von ACCON geht hervor, welcher Anteil von Diesel-Kfz für Nürnberg
und Umgebung bzw. für die Fernverkehrsanteile angenommen wurde. Diese beiden
Faktoren, die die Immissionsbelastung maßgeblich beeinflussen, werden auch in der
Zukunft noch wirksam sein. Deshalb ist in jedem Fall für die Prognose von einer
deutlich höheren Belastung auszugehen, als sie den Berechnungen für die
Aufpunkte zugrunde gelegt wurde. Diese Situation gilt flächendeckend für ganz
Bayern, insbesondere für die Ballungsräume München, Augsburg und
Nürnberg/Fürth/Erlangen. 30 Vgl. Umweltbundesamt (2013): Zehnter Umweltkontrollbericht, REP-0410, Wien 2013, S. 47.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 47
Einsatz des Kreuzungsmoduls für den Bereich Nopitzschstraße / FSW
Bei der Verwendung des Moduls „kreuzende Straße“ ist zu beachten, dass
bestimmte Mindestanforderungen einzuhalten sind:
- Mindestabstand zur Kreuzung bei 6 Fahrstreifen > 17m
- Abstand IO der betrachteten Straße max. 200m entfernt
- Verkehr der kreuzenden Straße < Verkehr der betrachteten Straße
- Entfernung IO < Ausschlussbereich, dann RLuK nicht anwendbar
- Entfernung IO > A Ausschlussbereich, dann RLuK anwendbar31
- Ausschlussbereiche je nach Belegung der kreuzenden Straße mit LSA
Diese Bedingungen werden sowohl im Bereich Mitte (Rothenburger Straße -
Kohlenhofstraße - Landgrabenstraße) als auch im Bereich Süd (Werderau) nicht
durchgängig eingehalten. Deshalb muss im Detail für jeden Immissionsort geprüft
werden, ob RLuS angewendet werden darf.
Abbildung 14: Ermittlung des Ausschlussbereiches nach RLuS
Quelle: Düring, 2013, RLuS Vortrag Augsburg, Teil 2, Folie 48
Bei Überschreitungen der Grenzwerte empfiehlt DÜRING die Untersuchung
folgender Maßnahmen:
31 Vgl. Düring, 2013, RLuS Schulungs-Seminar in Augsburg, Teil 2, Folie 45-48.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 48
Quelle: Düring, 2013, RLuS-Vortrag Augsburg, Teil 3, Folie 14
Derartige Maßnahmen wurden aber weder bei ACCON noch im PFB diskutiert.
Entsprechend der Planfeststellungsrichtlinien des Bundes hätte eine
Temporeduzierung aus Lärmschutzgründen, die bei flüssigem Verkehr in der Regel
auch emissionsreduzierend für Luftschadstoffe wirkt, angeordnet werden können,
sofern sie Bestandteil des Planungskonzeptes ist.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 49
13. Zusammenfassung
Basisdaten
Die Analyse der Untersuchungen von ACCON zeigt, dass bereits die Eingabedaten
zur Verkehrsbelastung (DTV und Schwerverkehrsanteil), die den Untersuchungen
zugrunde liegen nicht nachvollziehbar sind.
Die Verkehruntersuchungen von BRENNER + MÜNNICH bezogen sich auf das
Analysejahr 2002/2003 und das Prognose Jahr 2015. Die Verkehrsprognose von
BRENNER + MÜNNICH wurde nicht aktualisiert.
Die von ACCON verwendeten Analysewerte für 2007 und die Prognosewerte für das
Jahr 2020 wurden nach Angaben von ACCON vom Verkehrsplanungsamt (Stand
31.11.2007) zur Verfügung gestellt durchgeführt. Wie die Prognosedaten für 2020
ermittelt wurden, dazu gibt es keine Angaben. Eine entsprechende Prognose liegt
offensichtlich nicht vor. Aus der Verkehrsprognose von BRENNER + MÜNNICH
lassen sich die von ACCON verwendeten Daten für 2020 nicht ableiten.
IVV hatte in einem separaten Gutachten Belastungen für den LKW-Fernverkehr im
Null- und Planfall 2015 ermittelt. Die Angaben zum Schwerverkehrsaufkommen von
IVV passen nicht zu den Angaben von BRENNER + MÜNNICH für die LKW-
Belastung insgesamt. Da von IVV keine Daten für 2020 ermittelt wurden, ist unklar
wie der Anteil der Fernverkehre – insgesamt und für den Schwerverkehr – für den
Frankenschnellweg und die A 73 ermittelt worden sind.
Methodik
Die Berechnungen der Schadstoffemissionen wurden flächendeckend mit der
Programm WinMISKAM durchgeführt. MISKAM ist ein dreidimensionales Strömungs-
und Ausbreitungsmodell, das für die kleinräumige Prognose von Windverteilung und
Konzentrationen in der Umgebung von Einzelgebäuden und in Straßen geeignet ist.
Zusätzlich wurden die Auswirkungen des Vorhabens im Umfeld des
Untersuchungsraumes für die Rothenburger Straße mit dem Screeningmodell
IMMISluft ermittelt. Dieses Modell berechnet die durch den Kfz-Verkehr erzeugten
Emissionen und modelliert die Ausbreitung der Immissionen von Luftschadstoffen im
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 50
Straßenraum. Im Gegensatz zu der aufwändigen Modellrechnung mit MISKAM ist
dies eine vereinfachte und grobe Betrachtung zur Ermittlung von „orientierenden
Ergebnissen.“
Vorbelastungen und verwendete Eingabedaten
Als Vorbelastungen wurden in Abstimmung mit dem Chemischen Untersuchungsamt
der Stadt Nürnberg für den Untersuchungsraum angesetzt:
Vorbelastung NO2: 33 µg/m³
Vorbelastung PM 10: 25 µg/m³
Diese Vorbelastungen sollen nach Angaben von ACCON auf Ergebnissen der
Immissionsmessungen im Umfeld des Frankenschnellweges 2002 – 2004 des
Chemischen Untersuchungsamtes. Wo diese Messungen konkret stattgefunden
haben und wie die Vorbelastung konkret ermittelt wurde, dazu gibt es keine
Angaben.
Die Belastung im Umfeld des zu betrachteten Frankenschnellweges ist wie die
verkehrsbezogene Messstelle von der Tann-Straße am Westring zeigt, wesentlich
höher als die von ACCON angenommene Vorbelastung. Sie betrug 2007 für NO2 53
µg/m³.
Die zum Zeitpunkt des Erlasses des PFB verfügbaren Jahresmittelwerte von 2011
betrugen an der Messstelle von-der-Tann-Straße 49 µg/m³ für NO2 und 28 µg/m³ für
PM 10.
Zumindest hätte aber die Messstelle Nürnberg Bahnhof im Umfeld des
Frankenschnellweges herangezogen werden müssen. Dort wurde eine Belastung für
NO2 von 40 µg/m³ 2007 und 37 µg/m³ 2011 festgestellt.
Diese Messstelle des Bayerischen Landesamtes für Umwelt ist wesentlich
eingriffsnäher und besser geeignet die außergewöhnliche Belastungssituation am
Frankenschnellweg abzubilden. Aufgrund der derzeit verfügbaren Informationen ist
davon auszugehen, dass die von ACCON gewählte Vorbelastung zu gering
angesetzt wurde.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 51
ACCON führt weiter aus, dass für die Ausbreitungsrechnung die meteorologischen
Daten der DWD-Messstation Nürnberg Flughafen verwendet wurden. Die
Jahreszeitreihe von 1997 sei repräsentativ für das Rechengebiet. Von ACCON wurde
eine mittlere Windgeschwindigkeit von 3,1 m/s angenommen.
Die von ACCON angenommene Windgeschwindigkeit ist jedoch viel zu hoch. Denn
im Umfeld des Frankenschnellwegs wurden nur Windgeschwindigkeiten von 1,6 m/s
(Landgrabenstraße) bis 2,1 (Maximilianstraße) festgestellt.
Grundsätzlich wäre zu erwarten gewesen, dass von ACCON für jeden Abschnitt
differenzierte Angaben zu den verwendeten Eingabendaten vorgelegt werden, so wie
dies beispielsweise in der Fortschreibung des Luftreinhalteplans für Nürnberg von
2010 geschehen ist.
Die Tunnelemissionen werden wegen der fahrtrichtungsabhängigen Längslüftung nur
auf der Ausfahrtseite ermittelt. ACCON nimmt bei der Berechnung eine
Verschleppung der Tunnelemissionen auf mehrere 100 m Straßensegmente
außerhalb des Tunnels an. Da die Windgeschwindigkeit in der Realität geringer ist,
als von ACCON angenommen, kommt es zu einer stärkeren Anreicherung der
Schadstoffe.
Die verwendeten Emissionsfaktoren ergeben zu geringe Werte wie eine
Kontrollrechnung ergeben hat. Allein deshalb sind die Berechnungen von ACCON
mängelbehaftet und ergeben zu geringe Belastungen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse der Ausbreitungsrechnung werden für den Ist-Zustand, den
Prognosebezugsfall (2020) und den Modellfall (2020) dargestellt.
Die für den Modellfall ermittelten Belastungen für PM10 sind aufgrund der zu hoch
angesetzten Windgeschwindigkeit zu niedrig ermittelt worden. Die Berechnungen
müssen deshalb wiederholt werden.
Wie die Ergebnisse der Immissionsberechnungen, die im Rahmen des
Luftreinhalteplans im Umfeld des Abschnitts Mitte 5 – Nopitschstraße /Ulmenstraße
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
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zeigen ist für PM10 in allen drei Fällen von höheren Belastungen auszugehen, als
von ACCON ermittelt.
In jedem Fall ist der Unterschied zwischen dem Wert für den Ist-Zustand von nur
28 µg/m³ bei ACCON und 36 µg/m³ für PM10 im unmittelbaren Umfeld des
Abschnitts Mitte 5 aufzuklären, denn die Verkehrsbelastung für die Nopitsch-
/Ulmenstraße ist geringer (vgl. Tab. 4 oben) als auf diesem Abschnitt des
Frankenschnellwegs. Zusätzlich ist aufgrund der fahrtrichtungsabhängigen
Längslüftung im Bereich der Tunnelöffnung in Fahrtrichtung Süd mit noch stärkeren
Belastungszunahmen als nur 4 µg/m³ zwischen Ist-Zustand und Modellfall zu
rechnen. Hier ist die von ACCON zu gering angesetzte Windgeschwindigkeit von
entscheidender Bedeutung.
Nach dem Maßstab des Gutachters, dass es bei 30 µg/m³ zur Überschreitung der
Anzahl der zulässigen Überschreitungstage kommt, sind in jedem Fall in den
Abschnitten Mitte 1, 2, 3 und 5 Überschreitungen der Anzahl der zulässigen
Überschreitungen des Tagesmittelwertes zu erwarten.
Des Weiteren wurde von ACCON eine Einzelpunktbetrachtung für die Rothenburger
Straße durchgeführt. Aus dieser Betrachtung geht nicht hervor, auf welchen
Abschnitt der Rothenburger Straße sich die Berechnungen beziehen.
Da davon auszugehen ist, dass die Immissionsbelastung auf der Rothenburger
Straße (falls der daran angrenzende Bereich untersucht wurde) auch von der
Verkehrsbelastung des Frankenschnellwegs beeinflusst wird, wäre es notwendig
gewesen, dass auch diese Verkehrsbelastungen angegeben werden. Aufgrund der
zu gering ermittelten Vorbelastung, der zu hohen Windgeschwindigkeit und der ggf.
unzureichend berücksichtigten Verkehrsmengen ist davon auszugehen, dass die für
2020 ermittelte Immissionsbelastung höher ist.
Festgestellt werden im Prognoseplanfall 2020 für NO2 durchgängig Überschreitungen
des Jahresmittelwertes um 2 µg/m³. Diese Berechnung basiert auf der Vorbelastung
von nur 33 µg/m³. Wie bereits dargestellt wurde nicht erläutert, wie diese
Vorbelastung ermittelt wurde. Tatsächlich ist davon auszugehen, dass die
Vorbelastung deutlich höher ist. So betrug die Belastung an der Messstelle
Nürnberg/Bahnhof 2007 40 µg/m³ und in der von-der-Tann-Straße sogar 53 µg/m³
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
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Die Einzelpunktbetrachtung von ACCON für die Rothenburger Straße kommt zu dem
Ergebnis, dass es zu Grenzwertüberschreitungen von 9 µg/m³ kommen soll. Auch
hier ist aufgrund der zu gering ermittelten Vorbelastung, der zu hohen
Windgeschwindigkeit und der ggf. unzureichend berücksichtigten Verkehrsmengen
davon auszugehen, dass die für 2020 ermittelte Immissionsbelastung höher ist.
Analyse / Bewertung der Untersuchung von ACCON von 2013
In der Aufgabenstellung, der im Mai 2013 erstellten Untersuchung nach RLuS wird
ausgeführt, dass die Schadstoffbelastung für das Jahr 2020 prognostiziert werden
soll. Üblicherweise beziehen sich Prognose auf einen Prognosehorizont, der
mindestens 10 Jahre in der Zukunft liegt.
Ermittelt werden sollte nur die Immissionsbelastung entlang der bestehenden A 73
südlich des AK Nürnberg/Fürth und in Nürnberg-Werderau (FSW).
Bei der Analyse der aktuellen Untersuchung von 2013 zeigt sich, dass die
Anwendungsvoraussetzungen nicht gegeben waren. Denn die Bebauungsdichte liegt
zumindest in Teilbereichen bei mehr 50 %. Die Abstände zwischen den Gebäuden
und dem Fahrbahnrand müssen > 2 Gebäudehöhen, und die Gebäudebreite < 2
Gebäudehöhen ausfallen, was nicht durchgängig gegeben ist.
Die Ausschlussbereiche je nach Belegung der kreuzenden Straße mit LSA wurden
nicht beachtet. Immissionsorte der betrachteten Straße dürfen max. 200m entfernt,
der Immissionsort muss jenseits des Ausschlussbereiches liegen, damit das
Kreuzungsmodul (RLuK) anwendbar ist und der Mindestabstand zur Kreuzung muss
bei 6 Fahrspuren über 17m sein. Daher ist das Ergebnis von ACCON für 2013 zu
verwerfen. Dies betrifft hier den Bereich Otto-Brenner-Brücke / FSW (angrenzend
Wohnbebauung Dianastraße).
Hinsichtlich der Vorbelastung muss aber darauf hingewiesen werden, dass nicht
erkennbar ist auf welcher Grundlage die Vorbelastungswerte für Nürnberg Werderau
bestimmt wurden.
Die von ACCON zugrunde gelegte Windgeschwindigkeit von 3m/s ist für Nürnberg
Werderau kein geeigneter Wert, da in der nördlich angrenzenden Nopitsch-
/Ulmenstraße nur 1,9m auftreten.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
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MLuS - RLuS-Vergleich: Auswirkungen auf Landesebene
Wie bereits in 12.1 ausgeführt, ist es für Nürnberg Werderau nicht zulässig RLuS
einzusetzen. Der von ACCON angestellte Modellvergleich ist bezogen auf das
Projekt deshalb ohne Bedeutung.
Es zeigt sich, dass die höheren Emissionsfaktoren in RLuS im Vergleich zum MLuS
eine höhere Emission ergeben, aber bei der Immission die Zusatzimmission aufgrund
der in RLuS implementierten Reduktionsfaktoren von 30 % für NO2 und von 15 % für
PM 10 geringer ausfällt. Diese berücksichtigen den geplanten Umbau des
Fahrzeugbestandes zu saubereren Fahrzeugen mit EURO V und VI. Dieser Umbau
findet aber nicht so schnell statt, wie er prognostiziert wurde. Stattdessen bewirkt der
immer höher werdende Dieselanteil des Kfz-Bestandes eine Erhöhung der NO2-
Emission.
Die Anwendung der Reduktionsfaktoren führt flächendeckend im Freistaat Bayern
dazu, dass bei Auswirkungsprognosen von Bauprojekten die Einhaltung der
maßgeblichen Immissionsgrenzwerte der 39. BImSchV gewährleistet werden kann.
Nach aktuellen Untersuchungen aus Österreich kommt es bezüglich NO2
• zu deutlich höheren Stickstoffoxid-Emissionen dieselbetriebener Kfz im realen
Fahrbetrieb,
• zu höheren Anteilen an Diesel-Kfz, bedingt durch die niedrigere Besteuerung
von Dieselkraftstoff und damit verbunden auch geringere laufende
Betriebskosten.
Weder aus der Verkehrsuntersuchung von B + M noch aus dem Fachbeitrag
Luftschadstoffe von ACCON geht hervor, welcher Anteil von Diesel-Kfz für Nürnberg
und Umgebung bzw. für die Fernverkehrsanteile angenommen wurde. Diese beiden
Faktoren, die die Immissionsbelastung maßgeblich beeinflussen, werden auch in der
Zukunft noch wirksam sein. Deshalb ist in jedem Fall für die Prognose von einer
deutlich höheren Belastung auszugehen, als sie den Berechnungen für die
Aufpunkte zugrunde gelegt wurden.
Diese Situation gilt flächendeckend für ganz Bayern, insbesondere für die
Ballungsräume München, Augsburg und Nürnberg/Fürth/Erlangen.
Prüfung der Schadstoffsuntersuchungen zum Frankenschnellweg, 10.12.2013
RegioConsult. Verkehrs- und Umweltmanagement. Wulf Hahn & Dr. Ralf Hoppe GbR. 55
Ergebnis
Es liegen trotz umfangreicher Minderungsmaßnahmen Überschreitungen in
erheblichem Umfang für NO2 und PM 10 vor, sodass weiterer Optimierungsbedarf in
der Immissionsschutzplanung besteht. Derzeit liegt keine genehmigungsfähige
Planung vor.