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34. Jahresbericht des Untervazer Burgenvereins
Anno Domini 2013
Untervaz im 30-jährigen Krieg
Kaspar Joos
Email: [email protected]. Beilagen zu den Jahresberichten des Burgenverein Untervaz sind auf
dem Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini erhältlich.
- 39 -
Lasst hören aus alter Zeit
Untervaz im 30-jährigen Krieg
Im Staatsarchiv des Kantons Graubünden wird ein Abschied1 der Häupter
2 an die
Gemeinden betreffend die Aufnahme der Schulden gemeiner Lande vom 15./25. März
1628 zusammen mit einer Zusammenstellung der Kosten und Schäden der Gemeinde
Untervaz aus dem Jahre 1631, aufbewahrt.3 Da dieses Schriftstück für unsere
Dorfgeschichte von einigem Interesse ist, habe ich es hier wortgetreu abgeschriben und
zum leichteren Verständnis mit Fussnoten versehen.
Im 30-jährigen Krieg war das beinahe wehrlose Graubünden der Spielball fremder
Mächte und Schauplatz erbitterter Kämpfe um seine Pässe und Durchgangsstrassen.
Auf der einen Seite kämpften Spanien und Oesterreich und auf der andern Seite
Frankreich und Venedig um ihren Einfluss. Untervaz lag glücklicherweise abseits der
grossen Heerstrassen. Trotzdem wurde es, wenn auch nicht so stark wie viele andere
Bündner Gemeinden, recht erheblich zur Kasse gebeten.
Es braucht wenig Phantasie, um zwischen den dürren Zeilen die damalige Not unserer
Dorfbevölkerung herauszulesen. Die Schlussfolgerung, was eine eigene Armee wert ist
und wie viel eine fremde Armee kostet, überlasse ich jedem selber. K.J.
Kosten und Schäden der Gemeinde Untervaz 1631
Seite 1:
Hernach volgent wass die Gemeindt Undervatz für beschwernussen,
Costungen und schaden mit den Oesterreichischen Soldaten Geliten4 und
wassmassen sey geschediget worden ist. Erstlichen Anno 1621 als dass
erste österreichische kriegsvolckh in unsser betrüebt vatterlandt
ankommen. Dass ist in unsser gemeindt undervatz
Anmerkungen: 1 Abschied, Abscheid = Beschluss, Beschlussprotokoll, auch Ausschreiben an die Gemeinden 2 Häupter = "Der Kleine Rat" wurde die Kantonsregierung erst ab 1803 genannt. Vorher hiess
dieses Gremium "Die Häupter" und setzte sich zusammen aus: dem Bürgermeister von Chur für den Gotteshausbund, dem Landrichter des Obern Bundes und dem Landammann von Davos für den Zehngerichtenbund.
3 Im Staatsarchiv Graubünden unter der Signatur: B 2099/8 4 gelitten
- 40 -
ankommen der Hrn. Oberist5 von Liechtenstein
6 mit sampt 1700 Man,
und Alda zum quardier7 gelegen mit Allem gemelten Volckh
Der 30-jährige Krieg wurde von zahlreichen Zeitgenossen als Strafe Gottes angesehen,
wie dieses Emblem aus dem Jahre 1625 über das Strafgericht Gottes mit dem Text: EN
VINDEX! ERGO CAVETE (Sehet den Rächer! So nehmt euch in acht!) zeigt.
(Quelle: Titelblatt des Buches: Asche Matthias und Schindling Anton: Das Strafgericht Gottes. Kriegserfahrungen und Religion im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation im Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges. Münster 2001)
5 Oberist = Oberst 6 Evt. Liechtenstein Fürst Karl zu Liechtenstein, (1569-1627), einer der einflussreichsten
Staatsmänner am Habsburgischen Kaiserhaus in der Zeit vor und in der ersten Hälfte des 30jährigen Krieges, Träger des Ordens vom Goldenen Vliess, Obrist über ein 1621 aufgestelltes Regiment zu Fuss bis 1624. (siehe: Alphons Freiherr von Wrede, Geschichte der k.u.k. Wehrmacht, 5 Bde. Wien 1898 ff.)
7 Quartier = Unterkunft
- 41 -
oben:
Auf diesem Holzschnitt von Albrecht Dürer ist der Mord Kains an seinem Bruder Abel
dargestellt, von dem die Bibel berichtet. Mit diesem Mord, so könnte man sagen,
beginnt die Menschheitsgeschichte. Der Krieg ist nichts anderes als massenhafter
Brudermord. Es geht dabei immer um das Gleiche: aus Neid und Missgunst etwas haben
zu wollen, was einem anderen gehört. Und um die Unfähigkeit anzuerkennen, dass der
Andere anders ist.
(Quelle: Staguhn Gerhard: Warum die Menschen keinen Frieden halten. Eine Geschichte des Krieges. Wien 2006, S. 138.)
- 42 -
oben:
Im Dreissigjährigen Krieg (1618-1648) nahm der Krieg zum ersten Mal in der
Geschichte totale Züge an. Ganz Mitteleuropa wurde f1ächendeckend mit Krieg
überzogen. Dieser gehorchte dem Prinzip, dass der Krieg den Krieg zu ernähren habe.
Das machte ihn so besonders grausam gegen die Zivilbevölkerung, was in dieser
zeitgenössischen Radierung von Hans Ulrich Franck (1603-1675) zum Ausdruck
kommt (oben). Sie zeigt, wie Soldaten Bauern misshandeln und deren Vieh wegtreiben.
(Quelle: Staguhn Gerhard: Warum die Menschen keinen Frieden halten. Eine Geschichte des Krieges. Wien 2006, S. 139.)
- 43 -
Zum Andern diewill Hrn. Graff von Sultz8 zuo Chur ist gelegen
9 da
hatt man dem Hrn. Hauptman KleinHanss10
mit 400 man aber11
mit
befelchshabern und Soldaten zuogeleich gereicht einem ieden zum
Tag 8 bz.12
Thuott in Saumma fl. 1280
Jn denen gemelten 6 tagen Jst ein gemeindt von dem Hrn. Graffen von
Sultz und den Hrn. Hauptman KleinHanss Pentzioniert13
worden an baren
gelt fl. 1400
Wir auch inen geben müessen 2 oxen14
sindt kaufft worden umb fl. 100
Sauma fl. 13980
Seite 2:
Weiter so haben unss Etliche österreichische Hauptlüt15
garantzioniert16
und Jhre Bagaschj17
gezwungen zuo füeren18
und Jnen die wägen19
genommen. Also dass ein Gemeindt hatt Müossen an besonderbaren
Personen bezallen in allem als vill als fl. 90
8 von Sulz Alwig, (gest. 1632), Landgraf aus dem Klettgau, Ritter, Herr von Meinzburg und von
Montclar, Erbmarschall des kaiserlichen Hofes, Oberst und Kommandant eines Regiments zu Fuss. führte die öster. Invasionsarmee ins Engadin anfangs Sept. 1622 und fiel bei der Eroberung Bambergs 1632, nachdem er zu Anfang des 30jährigen Krieges von der gemeinsamen Regierung des Klettgaus zurückgetreten war zugunsten seines Bruders, des Landgrafen Karl Ludwig Ernst (siehe Hist. Biogr. Lexikon der Schweiz und Alphons Freiherr von Wrede: Geschichte der k.u.k. Wehrmacht, 5 Bde.,Wien 1898 ff.)
9 siehe auch: Bilgeri Benedikt: Geschichte Vorarlbergs Band III. Graz 1977. S. 156: Graf Alwig von Sulz, Anführer der Vorhut, verlangte am 27. Mai 1629 von den Drei Bünden den Durchmarsch, wartete die Antwort nicht ab, sondern nahm die Luziensteig und zog wie das folgende Heer ohne Rücksicht auf die Anwesenheit französischer Truppen über Chur und die Pässe nach Italien. Die ganze Marschroute blieb aber zwei harte Jahre lang stark besetzt.
10 Kleinhans Gabriel von Feldkirch, Hauptmann 11 aber, abermalen = wiederum 12 bz = Batzen, 15 Batzen = 1 Gulden = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 1.70 Fr. 13 pensioniert, hier im Sinne von ausbezahlt oder ernährt 14 Schlachtochsen für die Verpflegung der Truppen 15 Hauptleute = Mehrzahl von Hauptmann 16 wohl im Sinne von "garantiert" 17 frz. bagage = Gepäck 18 führen, transportieren 19 Wagen, Fuhrwerke
- 44 -
Weiter ist dess Statthalter20
Allamans21
Sohn und Anderiss22
bernet23
gefenckglich gen veldtkhierch24
durch Hauptman KleinHanss gefüert
worden. Dass hatt sey in 4 wochen kostet fl. 50
Graf Alwig X. von Sulz. liess im Jahr 1623 einen Porträttaler prägen, der das
entschlossene Züge offenbarende, bärtige Konterfei des kaiserlichen Obersts sehr gut
wiedergibt.
Quelle: Asche M. und Schindling A.: Das Strafgericht Gottes. Kriegserfahrungen und Religion im Heili-gen Römischen Reich Deutscher Nation im Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges. Münster 2001. S. 323.
Und in der Zeit ist Allaman von Hauptmann KleinHanss pentzionieret25
worden umb fl. 100
und darnach von Hrn: Graffen von Sultz widerumb umb ein Stier kost fl. 12
Weiter seiner Salva Guardia26
ein Rindt Cost fl. 25
20 Statthalter = Stellvertreter des Gemeindepräsidenten 21 Allemann = Untervazer Bürgergeschlecht, urk. erstmals 1519 erwähnt 22 Andreas 23 Bernhard, auch Bernet = Bürgergeschlecht, erstmals in Untervaz erwähnt 1448 24 Feldkirch 25 pensioniert, hier im Sinne von ausbezahlt oder ernährt 26 Salvaguardia = Sicherung, (hier ist wohl die Leibwache des Grafen von Sulz gemeint)
- 45 -
Erste Seite des Dokuments von 1631
- 46 -
Weiter ist unsserer Gemeindt Undervatz von den Hrn. Häuptern27
und
Rahtsgesanten der Zwayen Pünden28
ufferlegt worden ein wacht von 25
Man an der undern brug29
zuo erhalten welliches in dem Brodicoll30
der
Pünten würt verschreiben sein und haben wier die wacht 56 tag versehen
und ein gemeindt die Soldaten besoldet und einem ieden Soldaten
teglich31
gegeben 8 bz.
Dessen haben unss die 2 Pünt versprochen zuo entschadigen und unss
darumb zuo bezallen. Sauma32
fl. 746
Weiter dem Hrn. Hauptman Stäffan Thyss33
für unssern Teill in dass
Engadein geschickht Laut den quitungen fl. 500
Seite 3:
Hernach volgen die scheden34
so unss Einer Gemeindt zuo Undervatz von
Jhr. Kö. Mayst.35
uss Franckhreich ist zuo gefüegt worden. Anno 1624 als
dass Erste Kriegsvolckh Ihr: Kö. May. sich Jn unssern Landten versamlet
hat Da sindt in die gemeindt Undervatz komen 5 Conpagnia die sindt 6
tag alda zuo quartier gelegen. Mer ist im früellig36
dem 1625 Jarss 1
Conpagnia37
auch 4 Tag dar gelegen. Mehr sindt 5 Conpagnia aldar nur
durchzogen die nur Jhr Nachtläger da handt gehapt. Die haben auch
Nichts bezallen wollen sondern gesagt wan sey in die Püntnerische Landt
kommen seigen sey Nicht schuldig. Jn dissem ist ein Jeder Soldat ohne
die Pferdt zum tag 6 bz. gereicht Sauma fl. 1560
27 Häupter = "Der Kleine Rat" wurde die Kantonsregierung erst ab 1803 genannt. Vorher hiess
dieses Gremium "Die Häupter" und setzte sich zusammen aus: dem Bürgermeister von Chur für den Gotteshausbund, dem Landrichter des Obern Bundes und dem Landammann von Davos für den Zehngerichtenbund.
28 Zwei Bünde = Gotteshausbund und Grauer Bund (der Zehngerichtenbund war damals am meisten
mit Krieg überzogen gewesen) 29 Untere Zollbrücke, bei der heutigen Tardisbrücke, die obere Zollbrück war in Landquart bei der
heutigen Falkniskreuzung. 30 Protokoll des Bundestages 31 täglich 32 25 Mann zu 56 Tage = 1400 x 8 Batzen = 746 Gulden und 10 Batzen 33 Stefan Mathis, einer der ersten Protestanten in Untervaz, führte während der Bündner Wirren
zwei Kompanien auf prot. Seite. Eine zu Fuss und eine zu Pferd und kämpfte damit an allen Brennpunkten von der Luziensteig bis ins Veltlin
34 Schäden 35 Königliche Majestät = Titel des Königs von Frankreich 36 Frühling 37 Kompagnie, ca. 100 Mann
- 47 -
Quelle: Bilgeri Benedikt: Geschichte Vorarlbergs. Band III. Graz 1977. S. 209.
- 48 -
Mehr als die Herren von Glariss namlichen Hrn. Hauptmann Heer38
und Hrn. Hauptm. Milt39
hier gewessen. Haben Wein inen müessen für
Heüw geben fl. 50
Auch hatt ein Gemeindt Müessen am Würt40
bezallen für die
frantzossischen Hauptlüt41
fl. 200
Mehr haben wier Costig und schaden geliten als wier uf der Steig42
und
uff den furgen43
und Jm Wurmeser44
Zug und gen Raffle45
und
Dissediss46
und in bretigeüw47
- Sauma fl. 3620
Anno 1630 den 2 Sebtembre ist ein Conpagnia Riiter zuo uns kommen.
Mit 100 Pferden, 100 Manen, 45 buoben, 43 weiber und ist ein Jedes
Pferdt 15 xer48
und ein Man 12 bz49
und ein buob 8 bz und ein weib 8
bz gereicht worden zum Tag und sindt 22 Tag alhier stil gelegen und
haben inen müessen speiss und Dranckh geben und Haben nüt Zalt.
Thuott zuosamen in Sauma fl. 2462
38 Heer Kaspar von Glarus, gest. 23. Jan. 1630. Er bekleidete das Amt als Hauptmann in den
Bündner Wirren von 1622. (frdl. Auskunft Frau Erika Kamm, Landesarchiv Glarus)
Heer = Weit verzweigte ref. Fam. der Glarner Oberschicht, aus der ab Mitte des 18. Jh. Staatsmänner, Geistliche, Gelehrte und Pädagogen hervorgingen. Angehörige des Geschlechts, die vielleicht aus St. Gallen einwanderten und das Glarner Bürgerrecht erwarben, wurden erstmals Ende des 15. Jh. erwähnt. Ab Mitte des 16. Jh. bekleideten sie als Landvögte und Schrankenherren höhere Ämter. (siehe www.lexhist.ch)
39 Milt Kaspar, genannt Ellsiner, von Glarus, geb. 8. Juli 1592, gest. 28. Jan. 1627, Hauptmann in den Bündner Wirren von 1622 und Gesandter zu Lauis (heute Lugano TI). (frdl. Auskunft Frau Erika Kamm, Landesarchiv Glarus)
40 Wirt, Zahlung für Verzehr in den Gasthäusern 41 Hauptleute =Kompagniekommandanten, (Mehrzahl von Hauptmann) 42 Luziensteig 43 Evt. Furkapass, wohl eher jedoch eine der zahlreichen Furken im Raum Prättigau-Davos 44 Im Januar 1625 wurde die Stadt Worms (Bormio) 10 Tage lang belagert und am 17. Jan. 1625
durch die Bündner eingenommen. 45 Raffle = Roveredo. (für liebenswürdige Hilfe danke ich Herrn Brunold vom STAGR bestens)
mehr dazu siehe: Durnwalder E: Kleines Repertorium der Bündner Geschichte. Chur 1970. Seite 54: 1621 April 16.-22. eingedrungene spanische Truppen werden durch herbeieilende Bündnertruppen nach Kämpfen am 22. April bei San Giacomo und Soazza aus dem Misox vertrieben.
46 Disentis 47 Prättigau 48 Kreuzer = 60 Kreuzer (x) = 1 Gulden = 15 Batzen = 70 Bluzger = 1.70 Fr. 49 Batzen (bz) = 15 Batzen = 1 Gulden = 60 Kreuzer (x) = 70 Bluzger = 1.70 Fr.
- 49 -
Seite 4: (eingelegter Zettel mit Wiederholung von Seite 2)
Zum fierten so ist unssere Gmeindt underfatz von den Hrn. Haüptern50
und Rathsgsanden51
der 2 Pünten auferlegt worden ein wacht an der
underen Zollbruck52
zuo haben, welliches in dem Prodicol53
der Pünten
würd verschriben sin, und haben wir die wacht 56 tag versähen, und ein
Gmeind die Soldaten besoldet und einem Jeden geben müessen Zum tag
bz. 8. Dessen haben uns die Pünt versprochen zuo etschadigen54
und uns
darum zuo zallen thuot fl.55
Seite 5:
Weiter ist Hrn. obrist Leutenambt von Hrn Generallen Gallaten56
Regiment Mitsampt dem Stab zuo unss komen den 6. 8tob57
Mit 25
Pferden. Die haben wier gehalten biss uff den 11. 9bre.58
Darnach haben
wier 45 Pferdt gehalten biss uff den 25 Februarj. Darnach haben wier 36
Pferdt gehalten bis uff den 24 ten Aprellen59
und darnach 12 Pferdt
gehalten biss uf den 27 ten Tag Mayen und haben alle Tag einem Jeden
Pferdt 12 Krina60
Heüw Müessen geben. Die 12 Crinen61
zu 25 xer
gereicht tuot zuosamen in Sauma fl. 1033:20
Item in der Zeit haben wier gen Eygiss62
14 fuoder Häüw63
geben ein
Jedes fuoder kost 4 fl tuot ein Sauma fl. 56
50 normalerweise "Häupter", hier aber so geschrieben. 51 Ratsgesandten 52 Untere Zollbrücke, bei der heutigen Tardisbrücke, die obere Zollbrück war in Landquart bei
der heutigen Falkniskreuzung. 53 Protokoll des Bundestages 54 entschädigen 55 Hier fehlt der Geldbetrag. Dieser Abschnitt ist auf einem separaten Zettel eingefügt und ist
eine Wiederholung des bereits vorher aufgelisteten Schadens. 56 Hier können in Frage kommen: Gallati Melchior (1576-1631) oder Gallati Balthasar (belegt
ab 1600, gest. nach 1647) Die Gallati waren ein bedeutendes Glarner Ratsherrengeschlecht, kath. Von Näfels, mit vielen Offizieren in fremden Diensten.
57 6. Oktober 58 11. November 59 24. April 60 Krinne = 48 Lot (1 Pfund = 32 Lot) 1 Krinne also 1,5 Pfund (zu 463 Gramm) oder 694
Gramm 61 Krinne = 48 Lot (1 Pfund = 32 Lot) 1 Krinne also 1,5 Pfund (zu 463 Gramm) oder 694
Gramm 62 Gemeinde Igis 63 Heu
- 50 -
Mer dem oberist Lt.64
Müessen geben 21 stuckh Fech65
ein iedes stuckh
in dass ander gerechnet66
fl. 18. Thuet dass Fech fl. 378
Mer aber67
kelber oder schaff oder andere kuchespeiss68
gereicht fl. 96
Weiter haben wier 100 fuoder kalch69
zuo den schantzen70
gefüert, für
iedes fuoder fl. 1 tuot in Saumma fl. 100
Mer das brug Sail71
zuo der schantz geben kost fl. 16
Mer dem Stab dass gantze Zeit dass Comiss72
gefüert oder tragen kost
vorhantliche73
40 bz. thuot zuosamma fl.74
Mer haben wier ussgeben als sy dass Holtz zuo der schantz75
gefüehrt fl. 5
Mer haben wier 60 stuckh Holtz müessen geben als sey die Heüsser in
der schantz gebauwen haben. Kosten fl.76
Weiter sindt von disem volckh genommen worden dem Hanss bertsch77
3
küe dem Caspar kretli78
2 küe dem Christen Flury79
ein oxen80
kosten die
6 stuckh eines ins andere81
fl. 120
64 Oberstleutnant 65 Vieh 66 in das ander gerechnet = zum Durchschnittspreis 67 aber, abermalen = wiederum 68 Küchenspeise = Lebensmittel allgemein 69 gebrannter Kalk für Bauzwecke 70 Wohl die sog. Kaiserliche Schanze neben der Rohanschanze östlich der Tardisbrücke 71 Brückenseil, unklar ist wofür es gebraucht wurde 72 Kommiss = vor allem im 16. und 17. Jh. der von der Bevölkerung aufzubringende Proviant
für das Heer, wohl auch die gemeinsame Speisung sowie die darauf bezüglichen Vorschriften. 73 hier wohl im Sinne von "vorläufig" 74 Hier fehlt der Geldbetrag. 75 Bei der Tardisbrücke gab es in dieser Zeit zwei Schanzen. Die sog. „Rohanschanze“ und die
sog. „Keiserliche Schanz“ und je nach Kriegsverlauf wurden diese Schanzen aufgebaut oder abgerissen.
76 Hier fehlt der Geldbetrag. 77 Bärtsch = Familienname, in Untervaz urk. erwähnt seit 1517 78 Krättli = Untervazer Bürgergeschlecht, erstmals erwähnt 1447 79 Flury = früheres Untervazer Bürgergeschlecht. Urkundlich erwähnt seit 1496 80 Schlachtochse für die Verpflegung der Truppen 81 eins in das ander gerechnet = zum Durchschnittspreis
- 51 -
Auf dieser Karte von damals ist die Schanze bei der Tardisbrücke gut sichtbar.
- 52 -
Seite 6:
Weiter sindt zuo unss kommen den 16ten Junj Anno 1630 dess Hern
Graffen von Witzleben82
Stab mit 35 Pferdten und haben Einem ieden
Pferdt alle Tag 8 krinen83
Heüw muessen geben. Laut der ordinantz84
biss uff den 15 augustj ist die 8 krina zuo 10 kr.85
gereicht thuot zuo
samen86
fl. 350
Mer dem Hrn. obristwachtmeister zuo Zitzers an wein geben 120
Mass87
tuot der Wein fl. 17
Mer haben wier dem graffen von witzläben88
oder seinem stab oder
seinen Amptslüten müessen geben an fech89
oder wein oder gelt fl. 190
Mer haben wier dem Hrn. Amen90
gen Zitzers geschickht 3 Stuckh
Fech91
kosten eines in das Andere fl. 47:30
Mer ein stier kost fl. 11
Mer haben wier dem Herren Landtaman under 2 mal gelt geben fl. 8
Mer ein oxen dem Amen Lentz gopffert92
kost fl. 13
Mer haben wier inen wein geben 3 Züber93
12 Mass94
thuot der wein uff
meiner Herren steür fl. 35:50
Mer inen geben ein oxen kost fl. 15
Mer haben wier inen müessen geben 3 schaff 1 kalb kost fl. 8:10
Mer an käss und schmaltz95
geben fl. 5:30
82 Witzleben = Gemeinde in Thüringen/Deutschland ca. 800 Einwohner,
von Witzleben = preuss. Offiziersfamilie mit zahlreichen Generälen. 83 Krinne = 48 Lot (1 Pfund = 32 Lot) 1 Krinne also 1,5 Pfund (zu 463 Gramm) oder 694
Gramm 84 Ordinanz = Befehl, Vorschrift, Verfügung, Anordnung. 85 kr. = Kreuzer = 60 Kreuzer (x) = 1 Gulden = 15 Batzen = 70 Bluzger = 1.70 Fr. 86 35 Pferde in 60 Tagen zu 10 Kreuzer = 2'100 Kreuzer = 350 Gulden 87 Mass = 4 Schoppen = ca. 1.5 Liter 88 Witzleben = Gemeinde in Thüringen/Deutschland ca. 800 Einwohner,
von Witzleben = preuss. Offiziersfamilie mit zahlreichen Generälen. 89 Vieh (Schlachtvieh zur Ernährung der Truppen) 90 Ammann = Gemeindepräsident 91 Fech = Vieh 92 Göpfert = Bürgergeschlecht, erstmals in Untervaz erwähnt 1534 93 Zuber = 80 Mass zu 1.5 lt = 120 Liter 94 Mass = 4 Schoppen = ca. 1.5 Liter 95 Käse und Butter
- 53 -
Mer haben wier dem Aman Marti96
und Ladner97
geben an baren gelt dass
sey haben gen Trümiss Höüw kaufft fl. 31
Ano 1631 Jars in Augustj sindt 33 spanier zuo uns komen haben inen
müessen speiss und dranckh geben und sindt 3 wochen bey unss
gewessen ist einem ieden zum tag 5 bz. gereicht thuot in Sauma
zuosammen98
fl. 242
Seite 7:
Volgt die arbeit. Erstlichen 3 tag dem Hrn. Graffen Marode99
38 Man
geschickht sein Silbergeschirr zuo suochen. Die schantz an der brug100
zuo beiden seiten helffen inreissen101
96 Marti = altes Untervazer Bügergeschlecht, erstmals erwähnt 1536 97 Ladner = Familie aus dem Prättigau, erwähnt in St. Antönien, Seewis und Jenaz, in Untervaz wohl nur
zeitweise als Beisässen wohnhaft. 98 33 Mann zu 22 Tag = 726 mal 5 Batzen = 3630 Batzen = 242 Gulden 99 Merode Johann, Kaiserlicher Oberst bei der 3. Invasion Bündens im Frühling 1629 100 Bei der Tardisbrücke gab es in dieser Zeit zwei Schanzen. Die sog. „Rohanschanze“ und die sog.
„Keiserliche Schanz“ und je nach Kriegsverlauf wurden diese Schanzen aufgebaut oder abgerissen. 101 einreissen, zerstören
- 54 -
Den 26. Jullj 1631 geben Man 10
Den 27. dito geben Man 44
Den 28 dito geben Man 80
Den 3. Augustj geben Man 60
Den 4. dito geben Man 59
Den 5 dito geben Man 40
den 6. dito geben Man 17
den 10. dito geben Man 15
Die schantz uff der steig102
helffen zerreissen103
Erstlichen den 22 Augustj Man geben 40
Den 23 dito geben Man 27
Den 24 dito geben Man 28
Den 25 dito geben Man 18
Den 26 dito geben Man 22
Den 27 dito geben Man 17
Den 28 dito geben Man 2
Den 29 dito geben Man 13
Macht in Sauma zuosamen104
506 Man
Der Hauptman CleinHanss105
mit Her Thomas106
Pfarher zuo Zizers
verzert uff unsser Costig fl. 70
Die frantzossen so gen Veltlin zogen sindt zuo Marquis Di Couvers107
Ziten Handt in 3 kelleren Wein genommen 3 Züber108
kost fl.109
102 Luziensteig 103 abbrechen, (je nach Kriegsverlauf wurden die Befestigungen der Gegner wieder zerstört) 104 eine Kontrolle der Addition ergab jedoch 606 Manntage 105 Kleinhans Gabriel von Feldkirch, Hauptmann 106 Ein Pfarrer Thomas erscheint weder in den katholischen noch evangelischen Pfarrerlisten 107 Coeuvres = eigentlich François-Annibal d'Estrées, (1573-1670), französischer Diplomat
und Militär, wurde er zu mehreren diplomatischen Missionen verwendet, 1624 erhielt er das Kommando der vereinigten Truppen von Frankreich, Venedig und Savoyen, um den Graubündnern das Veltlin zu sichern, wofür er 1626 den Marschallstab erhielt. 1630 versuchte er Mantua den Kaiserlichen zu entreissen, musste aber kapitulieren und erhielt den Oberbefehl über die Rheinarmee, an deren Spitze er 1632 Trier nahm. Von 1636 bis 1648 war er ausserordentlicher Gesandter in Rom. Bei Ludwigs XIV. Thronbesteigung wurde das Marquisat Coeuvres zum Herzogtum Estrees erhoben und François-Annibal zum Gouverneur der Île de France und von Soissons ernannt. Er starb am 5. Mai 1670 in Paris und hinterliess "Mémoires de la régence de Marie de Médicis".
108 Zuber = 80 Mass zu 1.5 lt = 120 Liter 109 Hier fehlt der Geldbetrag.
- 55 -
Ao 1630 ein wacht der Pest
110 an der Prug erhalten Cost uff den brugen
16 fl. und 4 tag uff der 4 gemeinden111
befelch gen Thrimiss 1 fl. tuot
zuosammen fl. 27
- - - - - - - - - - - - -
Zum Inhalt dieses Dokumentes:
Der Standort des Dokuments im Staatsarchiv Chur lässt vermuten, dass es sich um eine Eingabe der Gemeinde Untervaz an die damalige Regierung der der Drei Bünde handelt. Dass der Gemeinde die zugefügten Schäden erstattet wurden ist wohl kaum anzunehmen.
Dank: Für die Fussnoten kamen mir folgende Personen und Bücher zu Hilfe: Frau Frau Erika Kamm, Landesarchiv Glarus für freundliche Auskunft. Hr. Ursus Brunold, vom Staatsarchiv Chur mit wertvollen Hinweisen und Lesehilfen. Hr. Reto Hartmann, Igis mit wertvollen Hinweisen und Lesehilfen. Asche Matthias und Schindling Anton: Das Strafgericht Gottes. Kriegserfahrungen und
Religion im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation im Zeitalter des Dreissigjährigen Krieges. Münster 2001.
Durnwalder E: Kleines Repertorium der Bündner Geschichte. Chur 1970. Bilgeri Benedikt: Geschichte Vorarlbergs Band III. Graz 1977. Fuhrer H.R: Graubünden im Dreissigjährigen Krieg. 1995. Pieth F: Aus der Geschichte der Rohanschanze. Chur 1936. Pieth F: Die Schweiz im Dreissigjährigen Kriege. Bern 1916. Pieth F: Die Feldzüge des Herzogs Rohan im Veltlin und in Graubünden. Chur 1935. Staguhn Gerhard: Warum die Menschen keinen Frieden halten. Eine Geschichte des
Krieges. Wien 2006, S. 138. von Sprecher Th: Aus der Geschichte der St. Luzisteig. hrsg v. F. Pieth, Chur 1934.
110 1629-1630 waren schwere Pestjahre 111 Vier Gemeinden = Kreis der Vier Dörfer (heute Kreis V Dörfer)
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