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Antibiotika Empfehlungen Kantonsspital Baden 2017 e-mail: [email protected] (auch für Bestellungen dieses Büchleins)

Antibiotika Empfehlungen Kantonsspital Baden 2017 KSBaden 2017 js.pdf · Perioperativ: Siehe Richtlinien p. 63 DK: liegender DK ist kein Grund für eine „prophylaktische“ Dauerantibiotika

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  • Antibiotika Empfehlungen Kantonsspital Baden 2017

    e-mail: [email protected] (auch fr Bestellungen dieses Bchleins)

    mailto:[email protected]
  • Substanz Prparat im KSB (Stand 12/2016) Acyclovir Aciclovir Labatec iv Amoxicillin / Clavulansure

    Co-Amoxi Mepha

    Anidulafungin Ecalta Azithromycin Azithromycin Spirig TMP/SMX Bactrim forte, Nopil (Sirup) Cefuroxim Cefuroxim Fresenius (iv)

    Cefuroxim Sandoz (po) Ceftriaxon Rocephin Cefepime Cefepim Sandoz Ceftazidim Fortam Ciprofloxacin Ciproxin

    Clarithromycin Klacid, Klaciped (Susp) Clindamycin Clindamycin Pfizer

    Substanz Prparat im KSB (Stand 12/2016) Flucloxacillin Floxapen Fluconazol Fluconazol Labatec (iv)

    Fluconazol Sandoz (po) Ertapenem Invanz Meropenem Meronem Metronidazol Metronidazol Bioren (iv), Flagyl (po) Moxifloxacin Avalox Norfloxacin Norsol Penicillin G Penicillin iv Gentamicin Refobacin Piperacillin/ Tazobactam

    Piperacillin/Tazobactam Sandoz

    Imipenem Imipenem-Cilastatin Labatec Valacyclovir Valaciclovir Sandoz Vancomycin Vancomycin Labatec

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2016

    3

    Bild Frontseite: Im Oktober 1813 verliert Napoleon die Vlkerschlacht in Leipzig und zieht sich nach Frankreich zurck. Die allierten Truppen (u.a. die sterreicher) erzwingen von der Schweizer Regierung das Recht, durch die Schweiz nach Frankreich zu marschieren. Aufgrund einer

    Typhusepidemie unter den alliierten Truppen wurde in diesem Zusammenhang in der Probstei in Klingnau im Januar 1814 ein Notspital errichtet und bis zu 2500 Typhuskranke gleichzeitig dort untergebracht. Viele davon starben und wurden in einem Massengrab bei Klingnau beerdigt. Das Bild zeigt das Kreuz auf dem Massengrab, welches heute im Wald liegt. Auf einem

    Gedenkstein steht folgender Text: Sehet die Ruhesttte von 3000 k.k. oesterreichischen Soldaten die in dem Spital zu Klingnau vom X. Januar bis XXVI Juni

    MDCCCXIV verblichen sind. R.I.P.

    Dieses Bchlein kann bestellt werden unter: [email protected]

    oder auf dem Sekretariat der Infektiologie geholt werden. Literaturangaben: siehe bitte pdf der Antibiotika-Empfehlungen im Intranet. Aus Platzgrnden sind sie in der gedruckten Version nicht aufgefhrt.

    mailto:[email protected]
  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2016

    4

    Inhaltsverzeichnis

    Erreichbarkeit Infektiologie/Spitalhygiene ........................................................................................................................................... 8

    Sprechstunde Infektiologie .................................................................................................................................................................... 8

    Antibiotika: Therapiekosten/Tag (Publikumspreise) Stand 1/2017 .................................................................................................... 9

    Allgemeines .......................................................................................................................................................................................... 10 Gefhrliche Antibiotika: .................................................................................................................................................................................. 10

    Rasche Umstellung von iv Therapie auf po : .............................................................................................................................................. 10

    Bioverfgbarkeit ............................................................................................................................................................................................... 10

    Korrekte orale Einnahme ................................................................................................................................................................................ 10

    Penicillinallergie/Kreuzallergien ..................................................................................................................................................................... 11

    Prophylaxen ...................................................................................................................................................................................................... 11

    Antibiotikaverordnungen ................................................................................................................................................................................ 11

    Ambulante antibiotische Therapien .............................................................................................................................................................. 11

    Infektionen des oberen Respirationstraktes ...................................................................................................................................... 12

    Pneumonie,,, ......................................................................................................................................................................................... 14

    Tuberkulose .......................................................................................................................................................................................... 18

    Harnwegsinfekte,, ................................................................................................................................................................................. 20

    Genitale Infektionen, Mnner ............................................................................................................................................................... 21

    Gynkologische und geburtshilfliche Infektionen, Frauen ............................................................................................................... 22

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2016

    5

    Sexuell bertragbare Erkrankungen (STIs) ....................................................................................................................................... 23

    Abdominelle Infektionen: konservative Therapie, pr und / oder postoperative Behandlung ................................................... 24

    Infektise Diarrhoe ............................................................................................................................................................................... 26

    Sepsis, ................................................................................................................................................................................................... 28

    Katheter-Infektionen ............................................................................................................................................................................. 30

    Endocarditis (=IE),, ............................................................................................................................................................................... 32

    Meningitis / Meningoenzephalitis bei Erwachsenen,,,, .................................................................................................................... 36 Prophylaxe bei Meningokokken- Exposition: .............................................................................................................................................. 38

    Meningitis/Enzephalitis: Was untersuchen (Labor) .................................................................................................................................... 39

    Borreliose .............................................................................................................................................................................................. 40

    Frhsommer-Meningoencephalitis (Zecken-Encephalitis) ............................................................................................................ 40

    Haut und Weichteilinfektionen ............................................................................................................................................................ 42

    Diabetischer Fuss ................................................................................................................................................................................. 44

    Knochen- und Gelenksinfektionen, .................................................................................................................................................... 45 Diagnostik Knochen und Gelenksinfektionen .............................................................................................................................................. 46

    Schema: Vorgehen bei Implantatassoziierten Infektionen (Orthopdie) ......................................................................................... 47

    Malaria ................................................................................................................................................................................................... 48

    Febrile neutropene Episode: Empirische Therapie ........................................................................................................................... 52

    Varizella- Zoster-Virus, ......................................................................................................................................................................... 56

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2016

    6

    Herpes simplex Virus Typ 1 und Typ 2 .............................................................................................................................................. 57

    Candidiasis ........................................................................................................................................................................................... 58

    Pneumocysten- Pneumonie (HIV-Positive, Immunsupprimierte), ................................................................................................... 60

    Perioperative Antibiotika-Prophylaxe ................................................................................................................................................. 62

    Endocarditis- Prophylaxe .................................................................................................................................................................... 66 Flowchart PEP Nadelstichverletzungen ......................................................................................................................................................... 70

    Postexpositionsprophylaxe nach Nadelstichverletzung................................................................................................................... 71

    Postexpositionsprophylaxe (=PEP) gegen Rabies (Tollwut) ............................................................................................................ 73

    Tetanus- Prophylaxe bei Verletzungen ............................................................................................................................................... 74

    Impfempfehlung fr KSB-Personal ..................................................................................................................................................... 75

    Spitalhygiene: Indikationsliste fr Isolationen .................................................................................................................................. 76

    Meldepflichtige Erkrankungen (BAG) Stand 12/2016 ........................................................................................................................ 84

    Antibiotika Dosierungen und deren Anpassung bei Niereninsuffizienz ....................................................................................... 86

    Dosierung bei Leberinsuffizienz ......................................................................................................................................................... 87

    Acyclovir i.v. bei Niereninsuffizienz .................................................................................................................................................... 88

    Aminoglycosid Therapie: Gentamicin ............................................................................................................................................. 89

    Intravense Vancomycin-Therapie ..................................................................................................................................................... 90

    Stichwortverzeichnis ............................................................................................................................................................................ 92

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2016

    7

    Dies sind Empfehlungen zur empirischen antibiotischen Therapie bei Erwachsenen. Bei Erregeridentifikation sofortige Anpassung an die nachgewiesenen Erreger !

    Eine Bitte: Fr Rckmeldungen von Fehlern und hnlichem bin ich sehr dankbar. Jede und Jeder ist fr seine Verordnungen selbst verantwortlich!

    Wo ist das Notfallsortiment der Medikamente zu finden?:

    1. Medikamente mit Lagerung bei Raumtempertur im INZ 2. Medikamente mit Lagerung im Khlschrank auf IDIS (im Notfallkhlschrank, nicht dem normalen IDIS-

    Sortiment!)

    http://informer/ror/record/186035.auto
  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2016

    8

    Erreichbarkeit Infektiologie/Spitalhygiene

    Konsilanmeldung: am liebsten per e-mail: [email protected] rztinnen Dr.med Andre Friedl, Leitende rztin Infektiologie/Spitalhygiene: Tel 2582 (oder via Sekretariat 2584) Dr. med. Claudine Kocher, Oberrztin Infektiologie/Spitalhygiene: Tel 2588 (oder via Sekretariat 2584) Dr. med. Irene Abela Steuri, Oberrztin Infektiologie/Spitalhygiene: Tel 2587 (oder via Sekretariat 2584) Konsilsucher 2580 Sekretariat: Tel. 2584, Fax 2589 Hygieneberaterinnen: e-mail: [email protected] Frau U. Leuenberger, Hygieneberaterin Tel 2925 Frau U. Groth, Hygieneberaterin Tel 2955 Ausserhalb der regulren Arbeitszeiten: 1. Konsil beim internistischen Dienst-Kaderarzt anmelden. 2. via Telefonzentrale oder via Dienstarzt Medizin zuerst Dr. Friedl probieren, falls nicht erreichbar oder abwesend Dr. Kocher resp. Dr. Abela. Wir bieten einen Hintergrunddienst.

    Sprechstunde Infektiologie

    Anmeldung: Tel. 2584 / Fax 2589 / e-mail: [email protected] Bitte dem Sekretariat sagen, falls ein Patient infektis ist (z.B. Trger von MRSA) Ambulante Sprechstunde fr allgemeine Infektiologie, HIV- und Hepatitispatienten Tropen- und Reisemedizinische Sprechstunde (incl. Gelbfieberimpfung) Organisation und Betreuung der ambulanten intravensen Antibiotika-Therapien (Telefon gengt) OPAT MRSA - Dekolonisations-Sprechstunde

    mailto:[email protected]
  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1/2016

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    Antibiotika: Therapiekosten/Tag (Publikumspreise) Stand 1/2017

    Substanz Prparat Dosierung (Beispiele)

    Kosten sFr./ Tag (SL-Preis)

    Acyclovir Aciclovir Labatec iv 3x750 mg iv 109.28 Amoxicillin/ Clavulan-sure

    Co-Amoxi Mepha 3x2.2 g iv 23.58 2x1 g po 5.01

    Azithro-mycin Azithromycin Spirig

    1x 250mg 3.84

    TMP/SMX Bactrim forte, Nopil (Sirup)

    2x 800/ 160mg po

    0.92

    Cefuroxim Cefuroxim Fresenius (iv) Cefuroxim Sandoz (po)

    3x 1.5g 2x 250mg

    32.40 2.80

    Ceftriaxon Rocephin 1x2 g iv 58.80 Cefepime Cefepim Sandoz 2x2 g iv 222.10 Ceftazidim Fortam 3x2 g iv 127.05 Ciprofloxa-cin

    Ciproxin 2x500 mg po 5.35 2x400 mg iv 118.-

    Clarithro-mycin

    Klacid, Klaciped (Susp) 2x500 mg po 6.39

    Clinda-mycin

    Clindamycin Pfizer 3x600 mg iv 93.53 3x600 mg po 9.68

    Flucloxa-cillin

    Floxapen 3x2 g iv 87.66

    Substanz Prparat Dosierung (Beispiele)

    Kosten sFr./ Tag (SL-Preis)

    Fluconazol Fluconazol Labatec (iv) Fluconazol Sandoz (po)

    400 mg/Tag iv 200 mg/Tag po

    90.13 9.68

    Ertapenem Invanz 1x1 g iv 81.65 Merope-nem

    Meronem 3x1 g iv 145.65

    Metronida-zol

    Metronidazol Bioren (iv), Flagyl (po)

    3x500 mg iv 3x500 mg po

    14.21 2.40

    Moxifloxa-cin

    Avalox 1x 400mg po 6.18

    Norfloxacin Norsol 2x400 mg po 2.46 Penicillin G Penicillin iv 6x3 Mio iv 88.68 Gentamicin Refobacin 1x320 mg iv 14.57 Piperacillin/ Tazobac-tam

    Piperacillin/Tazobactam Sandoz

    3x4.5 g iv 117.-

    Imipenem Imip enem-Cilastatin Labatec

    4x500 mg iv 62.40

    Valacyclo-vir

    Valaciclovir Sandoz 3x1g po 17.67

    Vanco-mycin

    Vancomycin Labatec 2x1 g iv 56.94

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 10

    Allgemeines

    Gefhrliche Antibiotika: Vancomycin: siehe p. 90 Aminoglycoside: Gentamicin siehe p. 98 Acyclovir i.v.: siehe p. 88

    Rasche Umstellung von iv Therapie auf po : klinische Zeichen der Infektion verbessert (Fieber gesunken etc.); Leukozyten sich normalisierend. CRP ist meist irrelevant fr

    diesen Entscheid Umstellung meist mglich 24 -72 h nach Beginn der iv Antibiotikatherapie. Nicht lnger als 72 h iv. therapieren, ausser

    Kontraindikation fr po Therapie Kontraindikation fr po Therapie: kein po-Antibiotikum verfgbar, Meningitis, Sepsis mit pos. Blutkultur, Endocarditis,

    Agranulozytose, nicht funktionierende enterale Aufnahme (z.B. Illeus, Erbrechen, Malabsorption, schwere Diarrhoe)

    Bioverfgbarkeit Einige Antibiotika sind sehr gut bioverfgbar und sollten nur iv gegeben werden, wenn der Gastrointestinal-Trakt nicht funktioniert. Dosierung 1:1 po resp iv mit Ausnahme von Ciprofloxacin (Ciprofloxacin 500 mg po = 400 mg iv): Ciprofloxacin Clindamycin Metronidazol Rifampicin Fluconazol Acyclovir iv kann ausser bei der HSV-1 Encephalitis meist durch Valacyclovir po ersetzt werden.

    Korrekte orale Einnahme Zwingend mit Essen einnehmen (Einnahme mit oder whrend Essen, mit Fett): Cefuroxim; Nitrofurantoin; alle Antimalariamittel (Artemether/Lumefantrin, Mefloquin, Chloroquin) Zwingend nchterne Einnahme (Einnahme mind. 1 Stunde vor oder 2 Stunden nach dem Essen): Penicillin; Norfloxacin, Ciprofloxacin; Erythromycin, Tuberkulostatika (Rifampicin; Rifater, Ethambutol, Isoniazid etc.)

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 11

    Penicillinallergie/Kreuzallergien Anaphylaktische Reaktion auf Penicilline (Soforttyp, d.h. Atemnot, Gesichtsschwellung, Anaphylaxie): keine anderen -Laktame

    (d.h. Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme) geben. Hautausschlge und hnliche Reaktionen auf Penicilline (Spttyp): Cephalosporine und Carbapeneme erlaubt Anamnestisch fragliche Allergie: Medikament kann gegeben werden Cave: nicht alles was der Patient als Allergie bezeichnet, ist auch eine Allergie (z.B. Nausea, gastrointestinale Unvertrglichkeit).

    Prophylaxen Perioperativ: Siehe Richtlinien p. 63 DK: liegender DK ist kein Grund fr eine prophylaktische Dauerantibiotika Gabe (siehe auch p. 21) Endocarditis, Meningitis, Postexpositionsprophylaxen: siehe entsprechende Kapitel

    Antibiotikaverordnungen Bei der Verordnung von Antibiotika von Anfang an festlegen, wie lange das Antibiotikum gegeben werden soll. Man kann die

    Verordnung ja immer noch ndern! Bei Therapien mit Reserveantibiotika abweichend von den Richtlinien soll frhzeitig ein infektiolog. Konsil erfolgen (Imipenem;

    Meropenem, Piperacillin/Tazobctam, Linezolid)

    Ambulante antibiotische Therapien Organisatorisches: Anmeldung auf Tel. 2584, per mail auf [email protected] oder per Fax 2589. Wir organisieren den Rest Cave: Gewisse Antibiotika brauchen vorgngig eine Kostengutsprache durch die Krankenkasse (z.B. Daptomycin, teilweise

    Ceftriaxon)

    mailto:[email protected]
  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 12

    Infektionen des oberen Respirationstraktes

    Klinisches Bild Wichtigste Erreger/Diagnostik Therapie 1. Wahl Bemerkung/2. Wahl Otitis media1,2 Milde Klinik

    Viral, Pneumokokken, H. influenza, M. catarrhalis

    abschwellende Massnahmen

    Deutliche Ohrenschmerzen, Fieber

    Amoxicillin3 3x500 mg po x 5-10 Tage

    Clarithromycin 2x500 mg po x 5-10 Tage

    Sinusitis, akut4 Milde Klinik

    Viral (90-99%!), Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae, DD allergisch

    abschwellende Massnahmen

    Dauer >10 Tage oder pltzlicher Beginn mit Fieber>39C fr > 3 Tage + lokal Schmerzen oder initiale Besserung mit erneuter Verschlechterung nach > 3-4 Tagen

    Amoxicillin/Clavulansure 2x1 g po x 5-7 Tage

    Clarithromycin 2x500 mg po x 5-7 Tage

    kritisch kranker Patient mit verndertem Bewusstsein, periorbitales Oedem, Sehstrungen

    Ceftriaxon 1x2 g iv LP: bei verndertem Bewusstsein ORL- Konsilium NNH-CT: selten indiziert

    chronisch5 (> 4 Wochen Dauer) Keine Antibiotika ORL-Beurteilung Streptokokken- Tonsillitis6 (Klinik + pos. Schnelltest oder Kultur)*

    Streptokokken der Gruppe A (Cave:Pharyngitis in 90% viral)

    Penicillin 3x1 Mio / Tag po x 10 Tage (nicht krzer!)

    Clarithromycin 2x250 mg po. x 10 Tage

    Peritonsillarabszess7 + HNO-Konsil (Drainage?)

    Anaerobier, Streptokokken Clindamycin 3 x 600 mg iv oder po x 14 Tage

    Amoxicillin / Clavulansure 3x2.2 g iv, im Verlauf auf 2x1 g po wechseln. Therapie total x 14 Tage

    Epiglottitis8 Haemophilus influenzae, viral Ceftriaxon 1 x 2 g iv

    im Verlauf Umstellung auf Amoxicillin/Clavulansure 2x1 g po. (Therapiedauer iv+ po 7-10 Tage)

    Akute Bronchitis, Pharyngitis9 meist viral keine antibiotische Therapie ! Symptomatische Therapie Subakuter/ Chronischer Husten > 21 Tage10

    Pertussis? u.v.a. nicht infektise Ursachen

    Abklrung! Keine antibiot. Therapie

    * Centor-Kriterien haben einen schlechten prdiktiven Wert

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 13

    Klinisches Bild Therapie 1. Wahl Alternative/Allergie Kommentar Exazerbation einer COPD11 Definition: akut einsetzende respiratorische Verschlechterung eines COPD-Patienten aus einem stabilen Zustand ber die normale Variabilitt hinaus (Dyspnoe, Sputum, nderung der Sputumfarbe)

    Viral (ca. 50%) S. pneumoniae, Haemophilus influenzae, Moraxella Keine Sputumuntersuchung* Procalcitonin (PCT)***: siehe Kommentar unten

    Standard-Therapie Amoxicillin 3x500 mg po x 10 Tage SMX/TMP 960mg (forte) 2x1 x 5 Tage

    bei Alter > 65 Jahre, FEV1 3 Exacerbationen/Jahr

    Amoxicillin/Clavulansure 2x1 g po x 10 Tage

    Moxifloxacin 1x400 mg x 5 Tage

    Schwer krank: Moxifloxacin 1x400 mg iv x 5 Tage (falls orale Gabe nicht mglich) Nur bei Risikofaktoren fr Pseudomonas aeruginosa**: Piperacillin/Tazobactam 3x4.5 g iv x 5-10 Tage

    Amoxicillin/Clavulansure 3x2.2 g iv x 10 Tage (falls orale Gabe nicht mglich)

    * Sputum-Mikrobiologie: nur falls Hospitalisation > 48 h in den letzten 90 Tagen, mehr als 4x Antibiotika-Therapien von > 7 Tagen Dauer im letzten Jahr oder COPD Gold 4 oder bekannte Bronchiektasen (Pseudomonas?) **Risikofaktoren fr Pseudomonas aeruginosa (mind. 2 von 4 Punkten mssen vorhanden sein): Hospitalisation in den letzen 3 Monaten von >2 Tagen / COPD GOLD IV / frherer Nachweis im Sputum von Pseudomonas aeruginosa / > 4 Zyklen Antibiotika pro Jahr ***Procalcitonin: tiefe Werte (

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 14

    Pneumonie13,14,15,16 Diagnostik: Diagnose bei Fieber, Symptomen der unteren Atemwege (z.B. Tachypnoe, Dyspnoe, Thoraxschmerzen), neuer fokaler klinischer

    Untersuchungsbefund (fortgeleitetes Bronchialatmen oder Dmpfung in Perkussion) bei fehlender alternativer Diagnose und Infiltrat im Thorax-Rntgen

    o Procalcitonin: siehe Bemerkung bei COPD p. 13 Entnahme von 2x2 BK bei CRB-65 >1. In der Regel keine Sputum-Bakteriologie. Sputum (oder Trachealsekret, BAL) -

    Bakteriologie nur bei nosokomialen Pneumonien oder schwer Kranken ohne vorherige Antibiotikatherapie. Bestimme Legionellen-Antigen im Urin nur bei hospitalisationsbedrftigen Patienten mit GI- oder neurologischen

    Zusatzsymptomen, Immunsuppression, sehr hohes Alter. Erfasst nur Serogruppe I. Sensitivitt 40-90%. Pneumokokken-Antigen: i.d.R. nicht machen, Resultat zieht praktisch nie Konsequenzen nach sich Whrend Influenza-Saison nasopharyngeal-Abstrich (intubierte: Trachealsekret) fr Influenza-PCR. Multiplex-PCR fr Respiratorische Erreger im nasopharyngealen (nicht Rachen oder Nasen-!) Abstrich oder

    BAL/Bronchialsekret/TS bei intubierten Patienten oder Immunsuppression Indikation Bronchoskopie: fehlende Besserung unter Therapie gemss Pneumologischem / Infektiologischem Konsil Hospitalisation? Risikofaktoren fr schwierige Erreger?: CRB-65- Index17: 1 Punkt pro vorhandenes Zeichen

    Akute Verwirrtheit (Confusion) Atemfrequenz > 30/min. (Respiratory rate) BD syst 65 Jahre (65)

    CRB-65- Index Behandlung Letalitt 0 Ambulant tief 1-2 Ambulant oder stationr erhht 3-4 Stationr Sehr hoch

    Wie ist der Verlauf zu erwarten? eine klinische Verbesserung (AZ, Fieber) ist innert 48-72 h zu erwarten (Wichtigstes Kriterium). Atemnot besser in 6 Tagen, Husten und Mdigkeit besser nach 14 Tagen (im Durchschnitt). 86% der Patienten sind nach 1 Monat noch teilweise symptomatisch. Radiologisch bis > 6 Wochen zur Normalisierung des Befundes

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 15

    Therapiedauer? iv und po Therapiedauer zusammenzhlen! Community-acquired Pneumonie (CAP): 5-7 Tage (falls afebril nach 48-72 Stunden)

    o Erreger identifiziert: Erregerspezifische Therapiedauer o Falls es dem Pat nach den ersten 72 h nicht besser gehen sollte: Reevaluation (Anamnese wiederholen, Diagnose

    berprfen. ev. ad Thorax-CT (Empyem? Andere Diagnose?), Bronchoskopie. Risikofaktoren fr schwierige Erreger berprfen. Blinder Antibiotikawechsel nicht zu empfehlen. Ev. infektiologisches Konsil)

    Healthcare /Ventilator associated Pneumonie (HAP, VAP): Nach 72 h reevaluieren o Pat geht es besser, kein Erreger identifiziert: Wechsel auf po und insgesamt 7 Tage behandeln o Pat geht es besser, Erreger identifiziert: Erregerspezifische Therapiedauer, in der Regel 7 Tage (Ausnahmen unten) o Pat. geht es nicht besser: Reevaluation wie bei Community-acquired Pneumonie

    Erregerspezifische Therapiedauer, welche lnger als oben erwhnt ist: o Pseudomonas, Acinetobacter, Enterobacter: 14 Tage o Pneumokokkenpneumonie mit Bakterimie 10-14 Tage (ohne Bakterimie 5-7 Tage) o Legionellen: 7-10 Tage (bis 21 Tage bei Immunuprression)

    Wechsel von iv auf po- Therapie: Sobald Patient sich klinisch verbessert, >24h afebril, hmodynamisch stabil ist und orale Medikamente einnehmen kann. Dies ist

    in der Regel nach 48 -72 Stunden, aber auch frher (ab der 2. Dosis) mglich. Auf was wechseln?

    o Bei unbekanntem Erreger Wechsel von Ceftriaxon + Clarithromycin auf Amoxicillin/Clavulansure 2x1 g po (alternativ Clarithromycin 2x500 mg po) resp. Piperacillin/Tazobactam auf Amoxicillin/Clavulansure 2x1 g po.

    o Bei bekanntem Erreger: Erregerspezifisch Entlassung nach Hause: Mglich ab Tag der Umstellung auf po Antibiotika. Pat sollte nicht mehr als einen der folgenden Punkte haben (ausser das ist der vorbestehende Zustand): Temperatur > 37.5C, Atemfrequenz > 24/min, syst. BD

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 16

    Antibiotika so rasch als mglich (Ziel 2 und/oder auf IDIS*) Dauer: siehe oben Deeskalieren: nach 48-72 h

    Penicillin - Allergie: Moxifloxacin 1x400 mg po oder iv

    Healthcare associated** mit Risikofaktoren fr Infektionen mit schwierigen Erreger*** oder Ventilatorassoziierte Pneumonie

    Wie oben + Pseudomonas, Acinetobacter etc.

    Piperacillin/Tazobactam 3x4.5g iv Dauer: siehe oben Deeskalieren: nach 48-72 h

    Penicillin - Allergie: Cefepim 2x2 g iv

    Influenza-Pneumonie, Influenza PCR positiv, intubiert, auf IDIS

    Oseltamivir erwgen: 2x75 mg po x 5 Tage

    Aspiration (Antibiotika erst bei Erkrankung, nicht vorbeugend nach Aspiration)

    Pneumokokken, Bacteroides, anaerobe Mundflora, Enterobacteriaceae

    Amoxicillin/Clavulansure 2x1g po oder 3x1.2 (bis 2.2) g iv x 7 Tage

    Penicillin-Allergie: Clindamycin 3x600 mg iv oder po + Ciprofloxacin 2x500 mg po (oder 2x400 mg iv)

    *Clarithromycin wird v.a. gegeben, da bei schweren Pneumonien bei unbekanntem Erreger der Verlauf bezgl. Morbiditt/ Mortalitt ev. etwas besser ist. Gabe iv nur, falls per os nicht mglich. Zurckhaltend einsetzen, da zustzlicher Nutzen unklar. Ev. Erst nach 48-72h dazugeben, falls keine Besserung eintritt **Healthcare-associated heisst: Beginn frhestens 48 h nach Spitaleintritt oder Patient aus Pflegeheim (Knigsfelden zhlt nicht als Spital). Ventilator-assoziiert heisst: Beginn frhestens 48 h nach Intubation ***Risikofaktoren fr Infektionen mit schwierigen Erregern: Aktuelle Hospitalisation in Akutspital seit > 5 Tagen / Antibiotische Therapie > 2 Tage in den vorangegangenen 90 Tagen / Neutropenie, Chemotherapie, chronischer Dialysepatient / mindestens 48-72 h intubiert, bekannte Besiedelung mit z.B. Pseudomonas aeruginosa, Acinetobacter etc.

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 17

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 18

    Tuberkulose18 Diagnostik: Anamnese: Klinik, frhere Tuberkulose und deren Behandlung, BCG- Impfungen, In welchem Land aufgewachsen/gelebt? Sputum: am Besten morgens. Provoziertes Sputum (10 min. inhalieren lassen mit 3% NaCl) ist deutlich besser als ein normales

    Sputum. (Alternativen: Bronchoskopie. Bei Kindern: Magensaft) o Mikroskopie und Kultur (Erstdiagnostik: 3x, an mindestens 2 verschiedenen Tagen. 1 davon am Morgen abnehmen.

    Bronchoskopie/Bronchialsekret: 1x reicht) o PCR: bei der Erstdiagnostik (nicht im Verlauf!): mindestens 1x (maximal 3x) o Es braucht 2 Rhrchen (!) pro Sputumentnahme

    LK: FNP ad Kultur und Mikroskopie. PCR oft nicht mglich. LK-Biopsie: nicht fr TB-Diagnostik machen, da bei TB Wunden schlecht heilen. Falls zum Ausschluss einer anderen Erkrankung ntig: zuerst TB, soweit mglich, ausschliessen

    Sonstiges Biopsiematerial: 1 Stck ad Pathologie (Histologie, PCR), 1 Stck in NaCl (nicht Formalin) fr Kultur ad Mikrobiologie Blut, Knochemarksblut fr Kultur: nur bei schwer Immunsupprimierten (Quick-Rhrchen) Quantiferon-Test (IGRA): nicht gedacht fr Diagnostik der aktiven Infektion, sondern fr Abklrung nach TBC-Exposition Thorax-Rntgen pa/seitlich Immer HIV-Test machen Siehe auch: Hygieneweisungen KSB (Intranet) http://informer/ror/record/180901.auto Isolation: Bei offener (=ansteckender) pulmonaler Tuberkulose (d.h. Bakterien in der Mikroskopie sichtbar, positive PCR oder

    positive Kultur) oder noch unabgeklrtem Verdacht auf pulmonale Tuberkulose (klinischer Entscheid): Aerogene Isolation (schriftliche rztliche Verordnung!)

    Umgebungsabklrung bei offener Tuberkulose Familie, Freunde, Arbeitsort etc.: ist kein medizinischer Notfall, erfolgt in der Regel >8 Wochen nach Exposition. Nach Meldung an

    den Kantonsarzt veranlasst dieser, dass die Lungenliga die Umgebungsabklrung organisiert/macht. Wird i.d.R. nicht im KSB gemacht.

    Exponiertes KSB-Personal: ebenfalls kein Notfall. Meldung per Liste (siehe Hygieneweisungen) bei der Personalrztin. Siehe Infoblatt fr exponiertes Personal im Intranet: http://informer/ror/record/180881.auto

    http://informer/ror/record/180901.autohttp://informer/ror/record/180881.auto
  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 19

    Informationsbltter fr Patienten, Angehrige, Arbeitgeber etc. in diversen (auch exotischen) Sprachen zu finden auf: http://www.tbinfo.ch/de/publikationen/publikationen-broschueren-informationsblaetter-faq-und-hilfsmittel-online.html Organisatorisches Kantonsarztmeldung: bei Start einer tuberkulostatischen Therapie machen

    https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/themen/mensch-gesundheit/uebertragbare-krankheiten/meldesysteme-infektionskrankheiten/meldepflichtige-ik/meldeformulare.html

    Bei Patientenentlassung muss klar sein, wer den Patienten betreffend seiner TBC weiterbetreut (HA alleine oft berfordert). Termine auf der Infektiologie knnen auf Tel 2584 abgemacht werden. DOT organisieren, z.B. in einer Apotheke.

    Rezept vor Austritt an Apotheke faxen, damit diese die Medikamente bestellen kann, incl. Vit. B6 Streuli 40 mg/Tag Therapie Immer Konsil, va.a. bei mglichen oder nachgewiesenen Resistenzen: z.B. Rifampicin- Resistenz in der PCR, Herkunft aus

    Risikogebieten (Russland und Nachbarstaaten, Zentralasien, Nepal, Tibet, China und andere) Standardtherapie: Rifampicin, Isoniazid, Pyrazinamid und Ethambutol (z.B. Rifater + Myambutol) plus Vit B6 (Benadon 2x1/2

    Tablette pro Woche resp. Vit. B6 Streuli 40 mg/Tag (Rezept hierfr schreiben, haben wir im KSB nicht, Prophylaxe von Isoniazid- Polyneuropathie) fr 2 Monate, dann Rifampicin und Isoniazid fr weitere 4 Monate (plus Vit B6)

    Einnahme der Medikamente whrend der Hospitalisation: alle Medikamente unter Aufsicht der Pflege am morgen frh nchtern einnehmen. Frhestens 30-60 min. spter essen.

    Dosierung fr initiale Therapie. (Bei Gewicht > 80 kg: Konsil) Gewicht Patient (kg) Wieviel? Bemerkung Rifater 1 Drage enthlt: Rifampicin 120 mg , Isoniazid 50mg, Pyrazinamid 300 mg

    30-39 kg 40-49 kg 50-65 kg 65 - 80 kg

    3 Drages 4 Drages 5 Drages 6 Drages

    Enthlt kein Ethambutol, muss daher initial mit Myambutol kombiniert werden

    Myambutol Ethambutol 400 mg Tabletten

    30-39 kg 40-49 kg 50-60 kg 60-70 kg 70-80 kg

    800 mg 1200 mg 1400 mg 1600 mg 1800 mg

    Dosierung hngt vom Gewicht ab. Rifampicin10 mg/kgKG/Tag, (max 600 mg/Tag). Isoniazid 5 mg/kgKG/Tag (max 300 mg/Tag). Pyrazinamid 15-30 mg/kgKG/Tag (max. 2g/Tag). Ethambutol 15-25 mg/kgKG/Tag.

    http://www.tbinfo.ch/de/publikationen/publikationen-broschueren-informationsblaetter-faq-und-hilfsmittel-online.htmlhttps://www.bag.admin.ch/bag/de/home/themen/mensch-gesundheit/uebertragbare-krankheiten/meldesysteme-infektionskrankheiten/meldepflichtige-ik/meldeformulare.htmlhttps://www.bag.admin.ch/bag/de/home/themen/mensch-gesundheit/uebertragbare-krankheiten/meldesysteme-infektionskrankheiten/meldepflichtige-ik/meldeformulare.html
  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 20

    Harnwegsinfekte19,20,21 Nach Bekanntwerden des Erregers: Umstellen der empirischen auf eine gezielte Therapie. Rasch von iv auf po umstellen! Cave ESBL: Falls Penicilline/Cephalosporine in Resistenzprfung empfindlich sind: hchstens bei leichten Infektionen einsetzen,

    mit einer verminderten klinischen Wirksamkeit muss gerechnet werden, auch wenn in vitro empfindlich angegeben wird Candidurie: siehe Infektionen mit Candida p. 59

    Klinisches Bild Umstnde Therapie 1. Wahl Therapie 2. Wahl asymptomatische Bakteriurie

    Bakteriurie ohne Symptome, Leuc im Urin ohne Symptome

    KEINE THERAPIE (auch nicht bei Diabetes mellitus)

    Whrend Schwangerschaft, bei Nierentransplantierten, vor geplanten urolog. Eingriffe: je nach Antibiogramm, z.B. mit Amoxicillin/ Clavulansure 2x1g po x 7 Tage

    Akute, afebrile Zystis Frau/Mann

    >75% E. coli Nitrofurantoin 3x100 mg po x 5-7 Tage, falls Kreat-Cl > 50 ml/min

    Fosfomycin* 3 g einmalig po oder Norfloxacin 2x400 mg x 3 Tage

    rezidivierende HWI bei Frauen (> 3/Jahr), als Prophylaxe

    Postmenopause: strogen-Creme vaginal Selbsttherapie bei > 3 HWIs/Jahr : Nitrofurantoin 3x100 mg po x 5 Tage (Cave Nierenfunktion)

    keine Dauertherapie mit Nitrofuradantin (Toxizitt)! Infektiologisches Konsil

    Liegender DK/Cystofix DK ziehen! DK wechseln, falls er >14 Tage lag. Urin-Kultur erst nach Wechsel abnehmen

    Ohne Symptome eines HWI

    KEINE ANTIBIOTIKA!

    Mit Symptomen eines HWI

    Behandeln wie febriler HWI, akute Pyelonephritis, Urosepsis (siehe unten)

    Febriler HWI, akute Pyelonephritis, Urosepsis** Umstellung von iv auf po bei Besserung innert 72h

    Mild krank Amoxicillin/Clavulansure 2x1g po x 14 Tage

    Ciprofloxacin 2x500 mg po 7 Tage

    Mittelschwer - schwer krank; hospitalisationsbedrftig

    Ceftriaxon 1x2 g iv /Tag x 10-14 Tage + Gentamicin*** einmal tglich iv fr 48-72h

    Amoxicillin/Clavulansure 3x1.2g i.v x 14 Tage + Gentamicin*** einmal tglich iv fr 48-72h

    Sepsis**, Septischer Schock (gemss Kriterien p. 29)

    Piperacillin/Tazobactam 3x4.5 g iv Sept. Schock : Ev + Gentamicin*** 1x5 mg/kg / Tag iv fr 48-72h

    Meropenem 3x1 g iv Sept. Schock : ev + Gentamicin*** 1x5mg/kg / Tag iv fr 48-72h

    *nicht bei: Schwangeren, Niereninsuffizienz ** HWI mit Bakterimie ist nicht = Sepsis (Urosepsis). Bitte wirklich Sepsiskriterien gemss p.29 einhalten! ***siehe auch p. 89

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 21

    Genitale Infektionen, Mnner Diagnose Hufigste Erreger Therapie 1. Wahl Kommentar/Alternative Balanitis Candida Topisch Clotrimazol 1% 5-14 Tage Fluconazol 150 mg einmalig po Urethritis22 Gonokokken,

    Chlamydiophila, Mycoplasmen/Ureaplasma

    Ceftriaxon einmalig 500 mg i.m. + Azithromycin 1 g po (einmalig, unter Aufsicht schlucken lassen)

    Zustzlich Diagnostik der sex. bertragenen Infektionen (HIV, Syphilis, Hep. B machen) Partner/-in mitbehandeln Ciprofloxacin oder Cefixim ist unwirksam!

    Epididymitis Gonokokken, Chlamydiophila, Gramnegative

    Ceftriaxon einmalig 500 mg i.m. + Doxycyclin 2x100 mg po x 14 Tage

    Bei neg. Urin-PCR auf Go/Chlamydiophila: Ciprofloxacin 2x500 mg po x 10 Tage (v.a. bei Mnnern > 35y oder MSM)

    Akute Prostatitis23 E. coli (75%), Gonokokken, Chlamydien, Mycoplasmen (Diagnostik!)

    Ciprofloxacin 2x500 mg po x 14 (-28) Tage (wirkt nicht gegen Gonorrhoe) Bei rascher klinischer Besserung stop nach 14 Tagen + NSAR, ev. + Finasterid

    Vd.a. sexuell bertragene Infektion (

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 22

    Gynkologische und geburtshilfliche Infektionen, Frauen

    Diagnose Kommentar Therapie 1. Wahl Alternativen Beginnendes (mildes) Amnioninfektsyndrom

    Rasche Entbindung/ Operatives Vorgehen

    Falls afebril >24h, Leuc normal, keine Schmerzen: iv stopp, keine orale Therapie24

    Amoxicillin/Clavulansure 3x2.2 g iv (ev. 2x1 g po)

    Siehe sept. Abort/Endomyometritis

    septischer Abort, Amnioninfektsyndrom, frhe (1 bis 6 Wochen postpartal) Endomyometritis

    Amoxicillin/Clavulansure 2x1 g po x 7 Tage

    Doxycyclin* 2x100 mg po x 14 Tage

    Pelvic inflammatory disease (PID)27,28 d.h. Adnexitis, Salpingitis, Cervicitis etc. Suche: Serologie fr Lues, HIV, Hep. B, Hep C

    Ambulante Therapie: falls Fieber < 38C, Leuc < 11000, GI-Funktion normal

    Ceftriaxon einmalig 500 mg i.m. (orale Alternative: Clindamycin 3x600 mg po, cave: ohne Wirkung auf Gonokokken!) x 14 Tage + Azithromycin 1 g po / Woche x 2 Wochen + Metronidazol 2x500 mg iv/po x 2 Wochen

    Nur Ceftriaxon wirkt gegen Gonokokken!

    Alternativen: Siehe stationre Therapie

    Azithromycin kann durch Doxycyclin* 2x100 mg po ersetzt werden x14 Tage

    Stationr: Wechsel auf po Therapie nach 2-5 Tagen (sobald Schmerzen )

    Ceftriaxon 1x2 g iv/Tag x 7-14 Tage + Azithromycin 1 g po / Woche x 2 Wochen + Metronidazol 2x500 mg iv/po x 14 Tage

    Clindamycin 3x900 mg iv + Gentamicin**1x5 mg/kg iv / Tag

    Azitrhomycin kann durch Doxycyclin* 2x100 mg po ersetzt werdenx14 Tage

    Mastitis 29 Postpartal: S. aureus Flucloxacillin 3x500 mg po x 7 Tage Clindamycin 3x600 mg po Nicht postpartal: S. aureus, Bacteroides

    Amoxicillin/Clavulansure 2x1 g po x 7 Tage

    *Cave: kein Doxycyclin bei Schwangeren, bei Stillenden zu diskutieren ** Dosierung/Monitoring etc siehe p. 89 Erythromycin: ist kein Ersatz fr Ceftriaxon, Amoxicillin/Clavulansure, Flucloxacillin, Gentamicin, Clindamycin oder Metronidazol. Es ist hchstens eine Alternative zu Azithromycin (Erythromycin hat deutlich mehr Nebenwirkungen als Azithromycin).

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 23

    Sexuell bertragbare Erkrankungen (STIs)30 Cave: Partnerabklrung und -therapie, Alle Sexualpartner der letzten 60 Tage mittherapieren (Chlamydien, Trichomonas, Gardnerella, Candida, Lues) Zuweisung auf Infektiologie dringend empfohlen! Tel. 2584 Diagnostik: Serologie fr Lues, HIV und Hepatitis B, C. Meist Repetition nach 3 Monaten ntig. STD-Panel PCR aus Abstrich/Urin (Mnner: am Besten erster Morgenurin, Frauen: Urin, Cervixabstrich. Abstrich rectal, oral bei

    entsprechender Klinik zustzlich Kultur fr Gonokokken (mit eSwab-Rhrchen abnehmen) Erreger Kommentar Therapie 1. Wahl Therapiealternative/Bemerkung Chlamydien Chl. trachomatis D-K Azithromycin 1g po Einmaldosis

    (unter Aufsicht schlucken lassen) Doxycyclin 2x100 mg po fr 7 Tage

    Gonorrhoe Immer + Chlamydien-therapie!

    Urethritis, Proctitis, Vaginitis, Pharyngitis

    Ceftriaxon einmalig 500 mg i.m. (oder i.v.) + Azithromycin 1 g po (einmalig, unter Aufsicht schlucken lassen)

    Keine sicher wirksame Alternative vorhanden. Konsil machen Ciproxin oder Cefexime wirkt nicht!

    Disseminierte Gonorrhoe Ceftriaxon 1x1g iv/d x 7-14 Tage + Azithromycin 1 g po (einmalig, unter Aufsicht schlucken lassen)

    Bei Arthritis: Gelenk splen

    Trichomoniasis 2g Metronidazol Einmaldosis po Metronidazol 2x500 mg x 7 Tage po Gardnerella, bakt. Vaginosis

    Schwangere: 1. Option Clindamycin. Im 1. Trimenon lokale Desinfizien-zien mit Kontrollabstrich bevorzugen

    Metronidazol Ovula 2x500 mg fr 7 Tage (nur Frauen)

    Metronidazol 2x500 mg po x 7 Tage oder Clindamycin 3x300 mg x 7 Tage

    Nachkontrolle auf Infektiologie (Tel. 2584). Lues, HIV, Hepatitis B, Hepatitis C etc. bereits inital auf Infektiologie zuweisen Herpes: siehe p. 58 Postexpositionsprophylaxe nach Vergewaltigung: (ohne Massnahmen fr die Justiz) PEP gegen Hepatitis B und HIV: mit Patientin diskutieren, im Zweifelsfall machen (analog zur Stichverletzung, p. 72). Falls HIV-

    PEP gemacht wird: sofortiger Beginn. HIV- und Hepatitis - B Serologie als Ausgangswert initial abnehmen Nachkontrolle: ev. nach 1-2 Wochen Suche nach Gonokokken, Chlamydien (PCR im Urin oder Zervixabstrich) Trichomonaden.

    Nach 3 Monaten: Serologie fr HIV, Lues, HCV, ev. HBV Prophylaktische Therapie gegen STIs: falls von Patientin gewnscht, aber nicht unbedingt notwendig: Ceftriaxon 1x500 mg i.m.

    Einmaldosis + Azithromycin 1x1 g po Einmaldosis und + Metronidazol 2 g po Einmaldosis

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 24

    Abdominelle Infektionen: konservative Therapie, pr und / oder postoperative Behandlung31 Antibiotikawechsel von iv auf po: Auf po wechseln innert 24-72 h bei klinischer Besserung, GI-Funktion intakt; afebril; Leukozyten sich normalisierend, CRP

    unwichtig. Bei Wechsel nachgewiesene Erreger und deren Resistenzen bercksichtigen. Faustregel: Amoxicillin/Clavulansure resp. Piperacillin/Tazobactam auf Amoxicillin/Clavulansure po wechseln:

    Amoxicillin/Clavulansure 2x1 g po Ceftriaxon/Metronidazol, Ertapenem, Imipenem iv wechseln auf: Ciprofloxacin 2x500 mg po + Metronidazol 3x500 mg

    po (Metronidazol bei Ciprofloxacingabe wichtig, da Ciprofloxacin keine Anaerobier therapiert). Dauer der antibiotischen Therapie: Entweder gemss untenstehender Tabelle (iv + po addiert!) oder falls dort nichts erwhnt wie folgt:

    Antibiotika stoppen, falls Leuc normal, afebril und lokale Klinik deutlich besser-gut. Bei fehlender Besserung innert 3-7 Tage: Reevaluation (CT, Sono etc zur Suche nach Abszessen und hnlich),

    Infektiolog. Konsil Diagnose Therapie (1. Wahl)/Dauer* Therapie (2. Wahl) Appendizitis Ohne Perforation/

    Peritonitis Cefuroxim 1.5 g iv + Metronidazol 500 mg beides einmalig perioperativ

    Ciprofloxacin 400 mg iv + Metronidazol 500 mg beides einmalig perioperativ

    Mit Perforation, mit Peritonitis oder gangrns

    Ceftriaxon 1x2 g iv + Metronidazol 3x500 mg iv x 4-7 Tage

    Ciprofloxacin 2x500mg po (od. 2x400mg iv) + Metronidazol 3x500 mg iv oder po

    Cholangitis Ohne Anastomosen der Gallenwege und Mild/moderater Verlauf

    Ceftriaxon 1x2 g iv + Metronidazol 3x500 mg iv x 7-10 Tage

    Amoxicillin/Clavulansure 3x2.2 g iv

    Mit Anastomosen der Gallenwege, liegende Stents und/oder Schwerer Verlauf

    Piperacillin/Tazobactam 3x4.5 g iv x 7 -10 Tage

    Meropenem 3x1 g iv

    Cholecystitis (ev. ad Operation in den ersten 3 Tagen)

    Mild moderat Ceftriaxon 1x2 g iv x 1-7 Tage. (24 Stunden postop. kann Therapie sistiert werden, falls kein Infekt ausserhalb der entfernten Gallenblase vorhanden ist)

    Ciprofloxacin 2x500mg po (od. 2x400mg iv)

    Schwerster Verlauf oder vorherige antibiotische Therapie

    Piperacillin/Tazobactam 3x4.5 g iv x 4-7 Tage

    Meropenem 3x1 g iv

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 25

    Diagnose Therapie (1. Wahl)/Dauer Therapie (2. Wahl) Divertikulitis Einfach, ohne

    Komplikationen Ceftriaxon 1x2 g iv + Metronidazol 3x500 mg iv x 3-7 Tage

    Ciprofloxacin 2x500mg po (od. 2x400mg iv) + Metronidazol 3x500 mg iv oder po

    mit Komplikationen (Sepsis, Abszess, Perf.)

    Piperacillin/Tazobactam 3x4.5 g iv x 5-14 Tage

    Meropenem 3x1 g iv

    Pankreatitis32 Leicht bis schwer KEINE antibiotische Prophylaxe! 33 Ausmass der Nekrose/CRP-Werte irrelevant Pankreasabszess, infizierte Nekrosen, infizierte Pseudozysten

    Primr Erregerdiagnostik durch z.B. CT-Gesteuerte FNP empfohlen Infektion meist erst ab 2.-3. Woche Meropenem 3x1g iv Piperacillin/Tazobactam 3x4.5 g iv

    Perforation GI-Trakt (ausserhalb Spital erworben)

    Vor 12 Stunden Ceftriaxon 1x2 g iv + Metronidazol 3x500 mg

    Amoxicillin/Clavulansure 3x2.2 g iv (ev. + Gentamicin** 1x5 mg/kg /Tag)

    Perforation GI-Trakt mit sekundrer Peritonitis (im Spital erworben)

    Patient stabil, immunkompetent

    Ceftriaxon 1x2 g iv + Metronidazol 3x500 mg iv x 2-7 Tage

    Amoxicillin/Clavulansure 3x2.2 g iv

    Patient instabil, immuninkompetent, kotige Peritonitis

    Piperacillin/Tazobactam 3x4.5 g iv x 5-7 Tage (ev. + Gentamicin** 1x5 mg/kg / Tag bei septischem Schock)

    Meropenem 3x1g iv x 5-7 Tage (ev. + Gentamicin** 1x5 mg/kg /Tag bei septischem Schock)

    Neutropene Enterocolitis, Typhlitis34 Piperacillin/Tazobactam 3x4.5 g iv Cefepim 3x2 g iv + Metronidazol 3x500 mg po Primre, spontan bakterielle Peritonitis (bei fortgeschrittener Leberzirrhose und >250/l PMN im Aszites)35

    Therapie Ceftriaxon 1x2 g iv x 5 Tage + Albumin 1.5g/kg KG iv am Tag 1 und 1g/kg KG am Tag 3

    Ciprofloxacin 2x500 mg po (nur falls keine Chinolonprophylaxe gemacht wurde) x 5 Tage + Albumin wie vorne

    Prop

    hyla

    xe St.n. primrer, spontan bakterieller

    Peritonitis, St.n. Blutung

    SMX/TMP 160/800 mg (forte) 1 x1/Tag an 5 Tagen/Woche

    Norfloxacin 1x400 mg /Tag Dauertherapie

    Akute Varizen -Blutung bei Leberzirrhose

    Ceftriaxon 1x2 g iv x 7 Tage Norfloxacin 2x400 mg po x 7 Tage

    Ulkuskrankheit36 (mit Helicobacter pylori) zustzlich zu Pantozol 2x40 mg po

    Amoxicillin 2x1 g po + Clarithromycin 2x500 mg po x 10-14 Tage

    Amoxicillin 2x1 g po x 5 Tage, anschliessend Clarithromycin 2x500 mg + Metronidazol 3x500 mg po x 5 Tage

    ** siehe auch p. 89

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 26

    Infektise Diarrhoe37 Cave: nichtinfektise Ursachen der Diarrhoe bercksichtigen, u.a. Inflammatory Bowel Disease! Perenterol: nur indiziert bei antibiotikaassoziierter Diarrhoe, ist sonst wirkungslos. Dosis: 2x1 am 1. Tag, dann 1x1/Tag. Nicht

    an Immunsupprimierte verabreichen! Metronidazol: nicht indiziert in der empirischen Therapie der Diarrhoe Stuhlkulturen auf Bakt. Nur falls < 3 Tage im Spital (Ausnahme: Cl. difficile), nicht bei leichter Erkrankung od. Dauer 7 Tage Symptome Azithromycin 1x500 mg/Tag x 3 Tage

    Clarithromycin 2x500 mg/Tag x 5 Tage

    Shigella Falls in Asien erworben: ad Azithromycin Ciprofloxacin 2x500 mg po x 3 Tage (Immunsupprimiert: 7 Tage)

    Azithromycin 1x500 mg/Tag x 3 Tage

    Salmonella Alle Salmonellen: Nicht meldepflichtig!

    Nur therapieren falls: Schwer krank, > 60 Jahre alt, Valvulre Herzkrankheit, Karzinom, Prothese, Urmie, schwere Atherosklerose

    Ciprofloxacin 2x500 mg po x 7 Tage

    Ceftriaxon 1x2 g iv x 5 Tage bei Immungesunden x 14 Tage bei Immunsupprimierten

    C. difficile (Toxin pos.) (auslsendes Antibiotikum stoppen)

    Standard und 1. Relapse Metronidazol 3x 500mg po x 10-14 Tage40 Ab 2. Relapse Konsil Infektiologie Lc>15, hohes Alter, Fieber > 38C, schwerste pseudomembranse Colitis in der Colonoskopie

    Metronidazol 3x500 mg po + Vancomycin 4 x 500mg po

    Metronidazol 3x500 mg iv + Vancomycin 4x500 mg po oder als Einlauf

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 27

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 28

    Sepsis41,42 Definitionen: lebensbedrohliche Organdysfunktion durch dysregulierte Reaktion des Organismus auf eine Infektion Die Sepsis Definition gemss den SIRS - Kriterien wurde aufgrund ihrer geringen Spezifitt und geringen klinischen Nutzens

    gemss der aktuellen Consensus-Konferenz wieder verlassen. Neu wird die Sepsis gemss SOFA (Sequential [Sepsis-related] Organ Failure Assessment) oder quick-(q)SOFA Kriterien definiert:

    Sepsis SOFA-Score (Setting: Intensivstation): Anstieg um 2 Punkte http://jamanetwork.com/data/Journals/JAMA/935012/jsc160002t1.png qSOFA-Score (Setting: ambulant, Notfallstation, Normalstation): mindestens 2 der folgenden Kriterien

    o Atemfrequenz 22/min o Systolischer Blutdruck 100 mmHg o Bewusstseinsvernderung

    Septischer Schock Sepsis mit schwerer Beeintrchtigung des Kreislaufs und zellulrer oder metabolischer Funktionen, die mit hoher Mortalitt (>40%) einhergeht. Definiert als:

    Notwendigkeit von Vasopressoren, um einen systolischen Blutdruck von 65 mmHg aufrecht zu erhalten, und Serum-Lactat > 2mmol/L In Abwesenheit einer Hypovolmie

    Vorgehen Diagnostik vor Therapiebeginn: Leuc diff., 2x2 Blutkulturen, Urinstatus und -kultur, evtl. Sputum, evtl. Wundabstrich, evtl.

    Pleurapunktat, evtl. Aszitespunktat, ev. LP, ev. Gelenkspunktat). Thorax Rtg, ev CT Abdomen (je nach Klinik) Therapie: kausal: rasch (

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 29

    Empirische Therapie fr Septisches Zustandsbild ohne Hinweise fr Quelle Situation Therapie Alternativen nicht im Spital erworben, hmodynamisch stabil Ceftriaxon 1x2 g iv / Tag Amoxicillin/Clavulansure 3x2.2 g

    i.v / Tag Nosokomial, postoperativ oder schwere Immundefizienz Piperacillin/Tazobactam 3x4.5 g

    iv / Tag Meropenem 3x1g / Tag

    septischer Schock oder schwerer Verlauf Wie oben + Gentamicin**1x5 mg /kg / Tag iv fr 48-72h **siehe auch p. 89 Empirische Therapie bei Sepsis mit Hinweisen fr eine Quelle Siehe entsprechendes Kapitel (z.B. Pneumonie p. 15, Urosepsis p. 21, Vd.a. abdominale Quelle/Gastrointestinale Perforation:

    therapieren wie sekundre Peritonitis p. 25, Whrend Agranulozytose: siehe p. 53)

    Rasches Anpassen der Therapie sobald Erreger und/oder Quelle der Sepsis bekannt

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 30

    Katheter-Infektionen43 Vorgehen Patient mit ZVK oder arteriellem Katheter UND neu aufgetretenem Fieber (und ohne sonstige Erklrung fr Fieber): Abnahme von 2x2 BK, 1 davon peripher abnehmen, mind 1x2 pro Katheterlumen. Falls peripher nicht mglich: 2x2 BK aus

    Katheter abnehmen. Falls Eiter an der Einstichstelle: mikrobiologischen Abstrich machen Ziehen des ZVK/art. Katheters und die Spitze (5 cm lang) mikrobiologisch kultivieren. Patient mit Port--Cath UND neu aufgetretenem Fieber (und ohne sonstige Erklrung fr Fieber): Abnahme von 2x2 BK, 1 davon peripher abnehmen. Port--Cath unverzglich entfernen, falls einer der folgenden Punkte vorliegt: Sepsis, Endocarditis, suppurative Thrombophlebitis,

    Positive BK nach > 72 h adquater antibiotischer Therapie, Infektion mit S. aureus, Pseudomonas aeruginosa, Pilzen oder Mycobakterien. Konsil v.a. falls Port--Cath nicht sofort entfernt wird

    Definitive Diagnose: Derselbe Erreger wird in den (peripheren) Blutkulturen und an der Katheterspitze nachgewiesen Echocardiographie: Indikation Durchfhren frhestens 5-7 Tage nach Beginn der Bakterimie bei positiven BK mit grampositiven Keimen UND

    o fehlendem Ansprechen auf die Therapie (persistierendes Fieber, positive BK nach > 72 h) o Bei klinischen Zeichen einer Endocarditis/sept. Streuherden o Kardiale Risikofaktoren (knstliche Herzklappe, PM resp. ICD, Klappenvitium)

    Immer bei Bakterimie mit S. aureus BK nach ca. >72 Stunden wiederholen, falls Patient initial positive Blutkulturen hat (nicht falls initial negative BK)

    Therapie der Katheter- assoziierten Infektionen Empirische Therapie Situation Therapie Kulturen ausstehend

    Erfllt untenstehende Kriterien nicht Keine! Hypoton oder Hypoperfusion oder Organversagen, liegendes Fremdmaterial (z.B. PM, Kunstklappe etc.)

    Vancomycin** 2x1 g iv/ Tag

    Agranulozytose oder schwere Sepsis oder bekannte Kolonisation/Infektion mit Pseudomonas aeruginosa

    Vancomycin** 2x1 g iv/ Tag + Ceftazidim 3x2 g iv

    Nicht tun: single shot (=einmalige Dosis) Vancomycin oder eines anderen Antibiotikums! **Vancomycin-Dosierung siehe auch p. 90

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 31

    Gezielte Therapien Situation Therapie Kein Wachstum in BK resp. an Katheterspitze

    Keine Therapie resp. empirisch begonnene Therapie stoppen!

    Blutkulturen negativ, >15 Kolonien auf Katheterspitze S. aureus Immer therapieren Flucloxacillin 4x2 g iv x 5-7 Tage Koagulasenegative Staphylokokken

    bei Fremdmaterial im Krper, knstl. Herzklappen, Neutropenie Vancomycin** 2x1 g iv/Tag x 5-7 Tage

    Alle anderen Erreger Therapieren nur bei klinischen Zeichen einer Infektion gemss Erreger x 5-7 Tage Blutkulturen positiv, >15 Kolonien auf Katheterspitze Koagulasenegative Staphylokokken

    Keine Zeichen einer aktiven Infektion Keine Therapie (Ziehen des Katheters war Therapie)

    bei klinisch relevanter Bakterimie (persistierende Entzndungszeichen trotz Entfernung des Katheters), bei Fremdmaterial im Krper, knstl. Herzklappen, Neutropenie)

    Vancomycin** 2x1 g iv/Tag 5-7 Tage

    Staphylococcus aureus

    Konsil Infektiologie empfohlen

    Patienten ohne Komplik./ Risikofaktoren* und afebril innert 72 Stunden

    Flucloxacillin 4x2 g iv fr mindestens 14 Tage (je lnger desto besser)

    Patienten mit Komplik./ Risikofaktoren* und noch febril oder bakterimisch nach >72 Stunden

    Therapie wie bei einer Endocarditis (siehe p. 33)

    Enterokokken Patienten ohne Komplik./ Risikofaktoren* und afebril innert 72 Stunden

    Amoxicillin 3x2 g iv x 7-14 Tage (resp. Anpassen an Antibiogramm)

    Patienten mit Komplik./ Risikofaktoren* oder noch bakterimisch nach >72 Stunden

    Therapie wie bei einer Endocarditis

    Gramnegative Erreger Patienten ohne Komplik./ Risikofaktoren* und afebril innert 72 Stunden

    Wirksames Antibiotikum gemss Antibiogramm x 7-14 Tage (Falls Ciprofloxacin empfindlich Umstellung auf Ciprofloxacin 2x500 mg po mglich)

    Patienten mit Komplik./ Risikofaktoren* oder noch bakterimisch nach >72 Stunden

    Therapie wie bei einer Endocarditis

    Candida albicans Therapie wie fr Candidmie Siehe p. 59 *Komplikationen/Risikofaktoren: Endocarditis, suppurative Thrombophlebitis, intravaskulre Implantate (z.B. knstliche Herzklappe, Pacemaker, Y-Prothese, aber nicht bei z.B. Koronarstents), aktives Tumorleiden, Neutropenie, ev. Immunsuppression **Vancomycin-Dosierung siehe auch p. 90

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 32

    Endocarditis (=IE)44,45,46 Konsil Infektiologie + Kardiologie initial Evaluation fr ambulante i.v.-Therapie: Konsil Infektiologie

    Duke-Kriterien: Mgliche IE: 1 Major- und 1 Minor- oder 3 Minorkriterien, Definitive IE: 2 Major- oder 1 Major- und 3 Minor- oder 5

    Minorkriterien o Major Kriterien

    o Positive Blutkulturen: 2 positive BK mit typischen IE-assoziierten Keim* oder persistierend positive BK: 2 mehr als 12 h auseinander, oder 3 hintereinander, oder die Mehrheit von mind. 4 BK abgenommen ber 1 h *Viridans-Streptokokken, S. aureus, S. gallolyticus / S. infantarius (frher S. bovis), HACEK-Gruppe oder

    Enterokokken (Enterokokken: falls kein primrer Fokus und ambulant erworben) o Evidenz fr endokardiale Beteiligung: ECHO: Vegetationen auf Klappenapparat oder implantiertem Material,

    perivalvulrer Abszess, neue Dehiszenz Kunstklappe UND/ODER klinisch neues Insuffizienz-Gerusch o Positive Q-Fieber Serologie: (Antiphase I IgG > 1: 800) oder mind. 1 BK positiv fr Coxiella burnetii

    o Minor Kriterien Prdisposition: Kunstklappe, Valvulopathie, IVDU Fieber > 38 C Vaskulre Phnomene: Art. Embolien, mykot. Aneurysma, Janeway, intrakranielle od. Bindehaut- Hmorrhagien Immunologische Phnomene: Glomerulonephritis, Osler-Kntchen, Petechien, pos. Rheumafaktor, Roth spot 1 BK positiv mit typischem Keim oder serologische Evidenz fr aktive Infektion mit kompatiblem Keim Nicht normales Echo, aber nicht einem Major-Kriterium entsprechend

    Echocardiographie- Indikation: o Initial: bei positiven BK oder nach Konsil (primr TTE, falls Vd.a.Endocarditis hoch und TTE negativ: ad TEE. St.n.

    Klappenersatz: immer TEE) o Verlaufs-Echokardiographie: sofort bei Auftreten eines neuen Symptoms (z. B. Herzinsuffizienz, neues Herzgerusch, neuer

    Leitungsblock) oder bei persistierendem Fieber / CRP; bei unkompliziertem Verlauf am Ende der Antibiotikatherapie Indikation fr Klappenersatz (immer mit Kardiologie besprechen): (akute) Herzinsuffizienz, hmodyn. Instabil, Pilz-Endocarditis,

    persistierende Bakterimie, fortlaufende Embolisation, progressiver Herzblock, Abszedierung, Rckfall, grosse Flottierende Vegetation (>2cm)

    Falls initial positive BK vorliegen: 48-72 Stunden nach Beginn adquater antibiotischer Therapie nochmals 1x2 BK abnehmen. Ebenso nach 7 Tagen (2x2 BK): falls noch positiv: ad infektiologisches Konsil

    Start der antibiotischen Therapie erst nach Nachweis eines Erregers oder bei vital gefhrdetem Patienten auch empirisch gemss Empfehlung fr kulturnegative Endocarditis.

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 33

    Kulturnegative Endocarditis; Empirische Therapie (lieber gezielteTherapie!) Klinische Situation Therapie * Kommentar Standard Amoxicillin/Clavulansure 6x2.2 g iv x 4-6

    Wochen + Gentamicin 1x3 mg/kg KG x 4-6 Wochen

    Deckt MRSA nicht ab, cave bei iv-Drogenkonsum.

    Penicillinallergie Vancomycin* iv x 4-6 Wochen + Gentamicin** 1x3 mg/kg KG x 4-6 Wochen

    Klappenprothese Vancomycin* iv x 6 Wochen + Rifampicin 2x600 mg po x 6 Wochen + Gentamicin** 1x3 mg/kg KG iv x 6 Wochen

    immer Konsil

    Enterokokken -Endokarditis (5-18%) Resistenzprfung/MHK fr Penicillin, Gentamicin, Vancomycin + Beta-Lactamase-Bestimmung Klinische Situation Therapie * empfindlich auf Penicillin, Gentamicin** und Vancomycin* Amoxicillin 6x2 g iv x 4-6 Wochen

    + Gentamicin 1x3 mg/kg iv, 4-6 Wochen Andere Resistenzen Konsil Staphylokokken- Endokarditis (S. aureus 10-25% und S. epidermidis) Klinische Situation Therapie * Native Klappe Flucloxacillin 6x2 g iv, 4-6 Wochen Native Klappe bei Penicillinallergie (ohne Anaphylaxie, Qunicke-Oedem und hnlich)

    Cefazolin 3x2 g iv, 4-6 Wochen

    Native Klappe bei schwerer Penicillinallergie, MRSA oder anderen Oxacillinresistente Staphylokokken

    Vancomycin* iv, 4-6 Wochen

    Klappenprothese Konsil (insbesondere bei Penicillinallergie, MRSA oder anderen Oxacillinresistente Staphylokokken)

    Flucloxacillin 6x2 g iv, >6 Wochen + Rifampicin 2x600 mg po x >6 Wochen + Gentamicin** 1x3 mg/kg KG iv x 2 Wochen

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 34

    Streptokokken -Endokarditis (60-80%) MHK fr Penicillin bestimmen, falls Resistent -Lactamase bestimmen Klinische Situation Kommentar Therapie Penicillin MHK 0.12 mg/l

    Native Klappe Penicillin G 6x 3 Mio. IE iv x 4 Wochen oder Ceftriaxon 1x2 g/Tag iv x 4 Wochen

    Native Klappe und unkomplizierter Verlauf (keine Emboli, keine intra- oder extracardialen Abszesse, normale Nierenfunktion, keine Strung des N. vestibularis, Alter 0.12< 0.5mg/l

    Native Klappe Penicillin G 6x 4 Mio. IE iv x 6 Wochen (oder 2. Wahl: Ceftriaxon 1x2 g/Tag iv x 6 Wochen) + Gentamicin** 1x3mg/kg KG iv x 2 Wochen

    Klappenprothese Penicillin G 6x 4 Mio. IE iv x 6 Wochen (oder 2. Wahl: Ceftriaxon 1x2 g/Tag iv x 6 Wochen) + Gentamicin** 1x3mg/kg KG iv x 2 Wochen

    Penicillin MHK>0.5 mg/l

    Konsil Konsil

    Penicillinallergie Nur bei Anaphylaxie auf Penicillin/Cephalosporine (sonst Ceftriaxon + Gentamicin wie oben)

    Vancomycin* iv x 4 Wochen (komplizierter Verlauf: 6 Wochen) + Gentamicin** 1x3 mg/kg iv x 2 Wochen

    Vancomycin* (Dosierung siehe p. 90) Dosis so anpassen, dass Talspiegel (Abnahme vor der Infusion) 15-20 g/mL betrgt.

    Cave: Vancomycin meist schlechter wirksam als die Alternativen Gentamicin**: Details zur Dosierung/Monitoring Toxizitt siehe p. 89

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 35

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 36

    Meningitis / Meningoenzephalitis bei Erwachsenen47,48,49,50, 51 Sofortmassnahmen im Notfall: antibiotische Therapie innert max. 15 Minuten starten! Vor Therapie rasch venser Zugang und 2x2 Blutkulturen, dann sofort Dexamethason/antibiotische Therapie beginnen.

    o Grundsatz: Bei Vd.a. bakterielle Meningitis erste Dosis des Antibiotikums sofort nach Spitaleintritt geben, nicht wegen Diagnostik damit warten.

    CT vor LP falls: Immunkompromittierte Patienten, quantitative Bewusstseinsstrung, fokale Symptome, Anamnese mit frherer ZNS-Erkrankung mit Masssenlsion (Stroke, Raumforderung, Abszess), erstmaliger Krampfanfall innert der letzten 7 Tage, sicher gesehenes Papillenoedem

    LP: Erffnungsdruck, Chemie, Zellzahl, Bakteriologie und 1 Reserverhrchen abnehmen (Mikrobiologisch zu untersuchendes Labor: siehe p. 40). Zeitnahe zu LP: Glucose und Laktat im Serum messen, 1 Reserverhrchen Serologie abnehmen (Nullserum)

    Reisende, Immunsupprimierte, nach neurochirurgischen Eingriffen, nach SHT, Shunt, Abszess: Infektiologisches Konsil Dexamethason: 10 mg i.v (Start vor oder mit 1. Antibiotikagabe) 6-stndlich fr 4 Tage, absetzen falls es sich nicht um eine Pneumokokken-Meningitis handelt. Nicht nachtrglich starten. bei Verschlechterung oder unklar bleibender Diagnose: Infektiologisches Konsil und Wiederholung der LP. Klinische Situation Therapie Bemerkungen

    Klin

    isch

    Ver

    dach

    t auf

    ba

    kter

    ielle

    Men

    ingi

    tis Kein untenstehender Risikofaktor Ceftriaxon 2x2 g iv. x 7-10

    Tage Schwere Penicillin-Allergie (Anaphylaxie): Vancomycin (Dosis: siehe p. 90) + Rifampicin 1x600 mg iv/Tag

    > 50 Jhrig, schwanger, Alkoholabusus, Immunsuspprimiert, Prednison >20mg/Tag, oder zellulre Immundefizienz

    + Amoxicillin 6x2g iv Bei Nachweis von Listerien Therapie anpassen (siehe unten)

    Bei Vd.a. Penicillin-resistenten Pneumokokken (Vorkommen: Westschweiz mehr als Ostschweiz, alle Mittelmeerlnder, Osteuropa, Irland, Finnland)

    + Vancomycin Dosis: siehe p. 90

    Nicht geben bei geringer Wahrscheinlichkeit einer bakteriellen Meningitis.

    encephalit. Symptome (Bewusstseinsminderung, fokale neurologische Zeichen, Epileptische Anflle, Delir, Verwirrtheit, Fieber)

    Acyclovir 3x10-12 mg/kg iv cave Toxizitt! Siehe p. 88

    Schwere E.: Falls HSV-PCR > 72 h nach Symptombeginn abgenommen und negativ: Acyclovir stop. Falls LP < als 72 h nach Symptombeginn abgenommen: LP repetieren Leichte E.: Acyclovir stop falls HSV-PCR negativ

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 37

    Nach Erregeridentifikation Umstellen auf: Erreger Antibiotikum der Wahl Alternative / Bemerkungen Dauer Str. pneumoniae Falls Penicillin MHK < 0.1 mg/l :

    Penicillin G 6x4 Mio iv Allergie: Ceftriaxon 2x2 g iv/Tag

    Schwere Penicillin-Allergie (Anaphylaxie): Vancomycin* (Dosis siehe p.91 ) + Rifampicin 2x600 mg iv/Tag

    10-14 Tage

    Falls Penicillin MHK> 0.1 1.0 mg/l und Ceftriaxon MHK1 mg/l Ceftriaxon 2x2 g iv + Vancomycin* (Dosis siehe p.91 )+ Rifampicin 1x600 mg iv/Tag Falls Ceftriaxon MHK>0.5 mg/l: Konsil Infektiologie

    N. meningitidis

    Ceftriaxon 2x2 g iv Penicillin G 6x4 Mio E iv 7 Tage

    Listeria monozytogenes

    Amoxicillin 6x2g iv + Gentamicin 1x5 mg/kg KG/Tag

    SMX/TMP (10-) 20 mg/kg TMP iv pro Tag verteilt auf 3-4 Dosen

    21 Tage (Amoxicillin) Gentamicin bei deutliche klinischer Besserung nach 7 Tagen stoppen, maximal 21 Tage geben

    HSV 1 Acyclovir 3x10-12 mg / kg i.v HSV-1 macht in der Regel eine Encephalitis (nicht Meningitis). Bei (leichter) Meningitis: Konsil, ob berhaupt Therapie ntig ist

    14-21 Tage (bei schlechtem klinischen Verlauf LP nach 10-14 Tagen repetieren und falls HSV-PCR noch positiv 21 Tage behandeln)

    HSV 2 Ad Konsil Infektiologie (Therapie nur bei Komplikationen ntig)

    HSV-2 macht in der Regel eine Meningitis, kann rezidivieren

    VZV Encephalitis bei primren Varizellen: Acyclovir 3x10-15 mg / kg iv x 10 Tage. Infektiolologisches Konsil Meningitis bei Reaktivierung: Infektiolologisches Konsil empfohlen, Therapie nicht immer ntig

    * Vancomycin: Dosierung siehe p. 90. Talspiegel soll 15-20 g/ml sein Meldeformular invasive Meningokokken-Erkrankung: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/themen/mensch-gesundheit/uebertragbare-krankheiten/meldesysteme-infektionskrankheiten/meldepflichtige-ik/meldeformulare/_jcr_content/par/externalcontent.external.exturl.pdf/aHR0cDovL3d3dy5iYWctYW53LmFkbWluLmNoLzIwMTZfbWVsZG/VzeXN0ZW1lL2luZnJlcG9ydGluZy9tZWxkZWZvcm11bGFyZS9k/L21lbmluZ29fZC5wZGY=.pdf

    https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/themen/mensch-gesundheit/uebertragbare-krankheiten/meldesysteme-infektionskrankheiten/meldepflichtige-ik/meldeformulare/_jcr_content/par/externalcontent.external.exturl.pdf/aHR0cDovL3d3dy5iYWctYW53LmFkbWluLmNoLzIwMTZfbWVsZG/VzeXN0ZW1lL2luZnJlcG9ydGluZy9tZWxkZWZvcm11bGFyZS9k/L21lbmluZ29fZC5wZGY=.pdfhttps://www.bag.admin.ch/bag/de/home/themen/mensch-gesundheit/uebertragbare-krankheiten/meldesysteme-infektionskrankheiten/meldepflichtige-ik/meldeformulare/_jcr_content/par/externalcontent.external.exturl.pdf/aHR0cDovL3d3dy5iYWctYW53LmFkbWluLmNoLzIwMTZfbWVsZG/VzeXN0ZW1lL2luZnJlcG9ydGluZy9tZWxkZWZvcm11bGFyZS9k/L21lbmluZ29fZC5wZGY=.pdfhttps://www.bag.admin.ch/bag/de/home/themen/mensch-gesundheit/uebertragbare-krankheiten/meldesysteme-infektionskrankheiten/meldepflichtige-ik/meldeformulare/_jcr_content/par/externalcontent.external.exturl.pdf/aHR0cDovL3d3dy5iYWctYW53LmFkbWluLmNoLzIwMTZfbWVsZG/VzeXN0ZW1lL2luZnJlcG9ydGluZy9tZWxkZWZvcm11bGFyZS9k/L21lbmluZ29fZC5wZGY=.pdf
  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 38

    Prophylaxe bei Meningokokken- Exposition52: Indikation: 1. Personen, die im gleichen Haushalt leben oder im gleichen Zimmer geschlafen haben (in den 10 Tagen vor, bis 24 h nach Beginn

    der Antibiotika- Therapie, beginnen innert max. 10 Tagen nach Exposition). Dies gilt auch fr Gemeinschaftsunterknfte wie Heimbewohner, Rekrutenschulen.

    2. Kinder und Personal von Kinderkrippen, Kindergrten und Schulen u.. (in sicheren oder wahrscheinlichen Fllen, d.h. Nachweis von Meningokokken, Waterhouse-Friedrichsen Syndrom, Polynuklere Meningitis mit Purpura)

    3. Medizinalpersonal: nur falls ungeschtzte Exposition (d.h. keine Maske) whrend Reanimation, Intubation, Absaugen (nur dann!) 4. i.d.R. Keine Indikation: Arbeitskollegen, gemeinsame Autofahrten etc. Durchfhrung (sptestens 10 Tage nach Exposition, sonst nicht mehr durchfhren) 1. Einmaldosis Ciprofloxacin 500 mg po

    Alternative: Rifampicin 2x600 mg / d fr 2 Tage (cave Interaktion mit Pille, roter Urin, Verfrbung Kontaktlinsen) oder Ceftriaxon 1x250 mg im oder iv

    2. Meningokokken Impfung: bei sicheren oder sehr wahrscheinlichen Fllen oder bei Familienangehrigen ersten Grades

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 39

    Meningitis/Enzephalitis: Was untersuchen (Labor) 2x2 BK Liquor ad konventionelle Bakteriologie (1-2 ml = 1-2 cm im LP-Rhrchen), Chemie, Zellzahl, 1 Reserverhrchen (je 1-2 ml) Liquor ad Multiplex-PCR (1-2 ml = 1-2 cm im LP-Rhrchen)

    o Gesucht werden mit der PCR folgende Erreger: Cryptococcus neoformans/gattii, Cytomegalovirus (CMV), Enterovirus, Escherichia coli K1, Haemophilus influenza, Herpes simplex virus 1 (HSV-1), Herpes simplex virus 2 (HSV-2), Human herpes virus 6 (HHV-6), Human parechovirus, Listeria monocytogenes, Neisseria meningitides, Streptococcus agalactiae, Streptococcus pneumoniae, Varicella zoster virus (VZV)

    FSME-Serologie im Blut (von Frhsommer bis Sptherbst) Bei Encephalitis: HIV-Test im BLUT Erregerspezifische Diagnostik, falls nicht oben bereits enthalten: Pneumokokken: Antigen-Test: im Liquor oder Urin, falls Multiplex-PCR im Liquor negativ und hoher Vd.a. bakterielle Meningitis Borrelien: nur bei klarer Klinik einer Borreliose, siehe http://informer/ror/record/108069.auto ).) im Labor eine Borreliose suchen.

    Bitte primr Serologie im BLUT, nicht im Liquor (Falls im Blut positiv und Klinik typisch fr Neuroborreliose: vergleichende Serologie Blut/Liquor: Intrathekale Antikrper vorhanden?)

    Lues: Serologie im BLUT, falls dort positiv, auch im Liquor (Intrathekale Antikrper vorhanden?) Mykobakterien: braucht 2-3 ml (2-3 cm im Liquorrhrchen) fr die PCR und noch mal soviel fr die Kultur (Man macht Mikroskopie,

    Kultur und PCR) Cryptococcus: Antigen im Blut oder Liquor (alternativ zu obiger Multiplex-PCR) HIV: im Liquor nur suchen, falls Serologie im Blut positiv ist. Nur fr Spezialindikationen, mssen durch Infektiologie gestellt

    werden. Herpes simplex 1 oder 2, VZV: PCR im Liquor (ist in Multiplex-PCR drin). Serologie im Blut unbrauchbar. Primr NICHT machen: FSME, Lues, Borrelien im LIQUOR, Serologien im Blut von Herpes simplex oder Varicella-zoster-Virus

    http://informer/ror/record/108069.auto
  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 40

    Borreliose53 Cave: Borreliose = klinische Diagnose (Serologien sind nicht standardisiert und schwierig zu interpretieren). Vgl. europische

    klinische Falldefinitionen (http://informer/ror/record/108069.auto ). Ad Borrelien Serologie:

    o Ca 10-15% der Bevlkerung haben eine positive Serologie ohne krank zu sein! o Keine Borrelienserologie bei Erythema chronicum migrans / chronischer Mdigkeit/ unklarer Symptomatik/ unklarem Fieber o Borrelienserologie bleibt auch nach erfolgreicher Therapie ber Jahre positiv (IgG und IgM). IgM trgt nicht zur Differenzierung

    einer akuten resp. aktiven vs. einer chronischen Erkrankung/Seropositivitt bei und sagt nicht ber Therapiebedrftigkeit aus Diagnose Therapie Therapie-Alternative/Bemerkung Zeckenstich, kleine Rtung nach Zeckenstich Keine Antibiotika Meist banale Insektenstichreaktion Erythema chronicum migrans Doxycyclin 2 x 100 mg po x 10 Tage Amoxicillin 3 x 500 mg po 10 (14-21) Tage Acrodermatitis chronica atrophicans Doxycyclin 2 x 100 mg po x 21-28 Tage Amoxicillin 3 x 750 mg po 21-28 Tage Arthritis Doxycyclin 2 x 100 mg po x 30 (-60) Tage Amoxicillin 3 x 750 mg po 30 (-60) Tage

    (oder Ceftriaxon 1x1 g iv x14 Tage) Karditis

    ohne AV-Block III Doxycyclin 2 x 100 mg po x 14-21 Tage Amoxicillin 3 x 750 mg po 14-21 Tage mit AV-Block III Ceftriaxon 1x2 g iv x 14 Tage Schrittmacher meist unntig

    Neuroborreliose54 6 Monate Dauer Ceftriaxon 1x2 g iv x 21T-28 age * ev. (Je nach Klinik) ad LP: falls deutlich erhhte Zellzahl ad Ceftriaxon 1x2 g iv/Tag x 14 Tage. Periphere Facialisparese: siehe Blaubuchblatt dazu im Intranet (LP in der Regel nicht indiziert).

    Frhsommer-Meningoencephalitis (Zecken-Encephalitis) Symptomatische Therapie, vorbeugende Impfung falls in FSME- Gebiet wohnhaft. Impfung nach Exposition fr 4 Wochen kontraindiziert. Nach Erkrankung keine Impfung ntig.

    http://informer/ror/record/108069.auto
  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 41

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 42

    Haut und Weichteilinfektionen55 Bei schweren Wunden: Bakt. Kultur, ev. Dbridement, Follow-up nach 24 und 48 h bei Ambulanten. Ruhigstellen nicht vergessen! Diagnose Wichtigste Erreger Therapie (1. Wahl) Alternative/Kommentar Leichte Wundinfektion Streptokokken, Haemophilus

    influenzae, Enterobacteriaceae Amoxicillin/Clavulansure 2 x 1 g po x 7 Tage

    Clindamycin 3x600 mg po

    Mittelschwere Wundinfektion (systemische Infektzeichen), Handphlegmone

    Streptokokken, Haemophilus influenzae, Enterobacteriaceae

    Amoxicillin/Clavulansure 3 x 2.2 g iv x 14 Tage

    Clindamycin 3x600 mg po oder iv

    Schwere Wundinfektion, oder (Hand-) Phlegmone mit Sepsis

    Streptokokken, Haemophilus influenzae, Enterobacteriaceae

    Piperacillin/Tazobctam 3x4.5 g iv Infektiologisches Konsil

    Abszess (rezidivierende Abszesse: ad Infektiologie)

    S. Aureus, koagulase-negative Staphylokokken, Streptokokken, Enterobact.

    Chirurgisch, KEINE ANTIBIOTIKA

    (Bei zustzlicher ausgedehnter Phlegmone: Amoxicillin/ Clavulansure 2x1 g po x 7 Tage)

    Furunkel Staph. Aureus kein Fieber, Ausdehnung 5cm: Flucloxacillin 3 x 500 mg po. x 5-7 Tage

    Fieber, Ausdehnung >5cm : Clindamycin 3x300 mg po

    Bisswunde* Katze (80% resultieren in Infektionen)

    Viridans Streptokokken, Pasteurella multocida, Staph. Aureus, Fusobakterien, Bacteroides, Capnocytophaga

    Amoxicillin/Clavulansure 2 x 1 g po Premptive Therapie : x 7 Tage infizierter Biss: x 10 Tage

    Allergie: Doxycyclin 2 x 100 mg po

    Bisswunde* Hund (5% resultieren in Infektionen)

    nur schwere Bisswunden und Bisse in Gesicht, Hnde, genital antibiotisch therapieren!

    Bisswunde* Mensch Mundflora, Viridans Streptokokken, S. Epidermidis, S. Aureus, Bacteroides

    Amoxicillin/Clavulansure 2 x 1 g po x 7 Tage

    Clindamycin 3x600 mg po oder iv Ev. Infektiologisches Konsil

    Panaritium S. aureus, Anaerobier DD : Candida, Herpes

    Clindamycin 4 x 300 mg po x 7 Tage. Ev. Inzision

    Clarithromycin 2x500 mg

    *Bisse: Impfung notwendig? (DiTe-Booster oder anti-Rabies Prophylaxe? Siehe entsprechendes Kapitel). Bisse durch Affen: cave Herpes-Virus B Infektion: sofortige Kontaktaufnahme mit Infektiologen (Notfall!)

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 43

    Diagnose Wichtigste Erreger/ Kommentar

    Therapie (1. Wahl) Alternative

    Erysipel BK nur bei systemischen Infektionszeichen (z.B. Fieber) abnehmen

    Beheben der Ursachen, falls mglich (z.B. Tinea pedis)

    Bein hochlagern/ruhig stellen Bei lokal schwerem Verlauf

    mit hmorrhagischen, bullsen Hautvernderungen: ev. zustzlich Prednison 0.5 mg/kgKG/Tag po, ausschleichend ber 7 Tage

    Dauer der Therapie: Klinik entscheidet!

    Leicht-mittelschwer

    Amoxicillin/Clavulansure 2x1 g po x 7 Tage

    Clindamycin 3 x 600mg po

    Schwer, systemische Zeichen

    Amoxicillin/Clavulansure 3x2.2 g iv. nach klin. Besserung Wechsel auf 2 x 1 g po x 10 -14 Tage (total)

    Clindamycin 3x600 mg po oder iv

    Fournier Gangrn56 polymikrobiell (aerob + anaerob) Rasches chirurgisches Dbridement durch schlechten AZ, Bildgebung etc. nicht verzgern! Infektiolog. Konsil Piperacillin/Tazobactam 3x4.5 g iv + Clindamycin 3x900 mg iv

    Nekrotisierende Fasziitis (DD: Gasbrand, polymikrobielle Gangrne wie Fourniergangrn, Ludwigs Angina etc.)

    Streptokokken Gruppe A,C,G, Diagnostik: chirurgische Biopsie

    Rasches chirurgisches Dbridement durch schlechten AZ, Bildgebung etc. nicht verzgern! Infektiolog. Konsil Ceftriaxon 2 x 2 g iv (Dauer nach klin. Verlauf) + Clindamycin 3 x 900 mg iv (fr 3 Tage) iv Gammaglobuline erwgen (nur bei Streptokokken A mit toxic shock syndrome): 1g/kg KG am Tag 1, dann 0.5 g/kg am Tag 2 und 3

    Gasbrand (oder andere nekrotisierende Fasziitis mit Anaerobiern)

    Clostridien, Anaerobier Rasches chirurgisches Dbridement durch schlechten AZ, Bildgebung etc. nicht verzgern! Infektiolog. Konsil Clindamycin 3 x 900 mg iv + Penicillin 6x3 Mio iv/Tag x 10-28 Tage

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 44

    Diabetischer Fuss57 Grundstzliches: Oberflchlicher Abstrich aus Ulcus fr Erregerdiagnose nicht ntzlich. Korrekte Entnahme bei klinisch infizierten Wunden: Wunde reinigen und dbridieren, dann Curettage oder Biopsie am Wundgrund ad Mikrobiologie. Chirurgische Therapie evaluieren, Beurteilung Gefsse, Neuropathie, Fussmechanik, Diabeteseinstellung etc. Klinische Klassifikation des Fusses (nach IDSA/IWGDF) Nicht infiziert Ohne Purulenz, keine Entzndungszeichen Milde Infektion > 2 Entzndungszeichen (Purulenz, Erythem, Schmerz, Druckempfindlich, berwrmung, Induration) mit

    Erythem > 0.5 und < 2 cm um Wunde. Limitiert auf Haut resp. Subcutis, keine anderen lokalen oder systemischen Komplikationen

    Mittelschwere Infektion

    Wie milde Infektion plus: Erythem > 2 cm um Wunde, Lymphangitis, Ausdehnung unter Fascie, tiefer Abszess, Einbezug von Muskel, Sehne, Gelenk oder Knochen und ohne systemische Infektzeichen

    Schwere Infektion Lokale Infektion wie oben + Sepsis (Kriterien p. 29 ) Osteomyelitis Vd. A. falls: Knochen kann mit Sonde sondiert werden, Ulcus innert 6 Wochen trotz adquater Therapie nicht

    abgeheilt und/oder radiologische Zeichen dafr. Cave: Konventionelles Rntgen hinkt zeitlich nach, ev ad MRI (falls ntig)

    Therapie: Umstellung auf po sobald klinisch stabil Konsil Infektiologie: bei fehlendem Ansprechen auf Therapie nach 1-2 Wochen oder falls antibiotisch vorbehandelt Situation Therapie 1. Wahl Therapie 2. Wahl Therapiedauer Milde Infektion Amoxicillin/Clavulansure 2x1 g po Clindamycin 3x300 mg po (falls im

    letzten Monat antibiotisch therapiert: + Ciprofloxacin 2x500 mg po)

    1-2 Wochen

    Mittelschwere Infektion Clindamycin 3x600 mg iv/po + Ciprofloxacin 2x500 mg po (oder 2x400 mg iv)

    Amoxicillin/Clavulansure 3x2.2 g iv 2-3 Wochen

    Schwere Infektion (und/oder dorhende Amputationt)

    Piperacillin/Tazobctam 3x4.5 g iv Ceftazidim 3x2 g iv + Clindamycin 3x600 mg po oder iv

    2-4 Wochen

    Therapiedauer bei Osteomyelitis: Substanzen wie oben Nach Amputation iv oder po Fr 2-5 Tage Postop. Residuelles infiziertes Weichteilgewebe, kein infizierter Knochen mehr Iv oder po Fr 2-4 Wochen Postop. Residueller infizierter Knochen, vital oder Keine Chirurgie oder postop. Toter, residueller infizierter Knochen

    Iv initial, dann per os Fr 6 Wochen

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 45

    Knochen- und Gelenksinfektionen58,59 infektiologisches Konsil. Osteomyelitis: Immer Erreger suchen (BK, Knochenbiopsie, tiefe/intraoperative Wundabstriche), oft chirurgische Therapie ntig Arthritis: Immer sofortige Gelenkspunktion diagnostisch (siehe unten) und therapeutisch, Arthroskopie/ Splung (Orthopdie) rettet

    u.U. das Gelenk! DD rheumatolog. Erkrankung Rifampicin erst geben, wenn Resistenzprfung vorliegend. Nie empirisch. Frhestens einige Tage postoperativ damit beginnen,

    wenn Wunde trocken ist und alle Drains gezogen sind. Nie alleine geben. Situation Bemerkung Empirische Therapie bei unbekanntem Erreger Akute septische Arthritis 60, community-acquired

    Sofortiger Beginn (nach Bakteriologie) Amoxicillin/Clavulansure 3x2.2 g iv

    Akute Osteomyelitis/ Spondylodiscitis61 d.h. Symptome

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 46

    Diagnostik Knochen und Gelenksinfektionen Im Blut abnehmen bei Vd.a. septische Arthritis, Osteomyelitis, Implantatassoziierte Infektionen: Leuc diff, CRP, 2x2 Blutkulturen Gelenkpunktat/Punktat von Flssigkeit in der Umgebung von Implantaten

    Zellzahl (violettes EDTA-Rhrchen) Kristalle (steriles Rhrchen) Bakteriologie: 5-10 ml Punktat in BK-Flasche (aerob/anaerob) abfllen. Falls < 10 ml Flssigkeit punktierbar: in steriles

    Rhrchen geben Gramprparat: wird nur whrend der regulren Laborzeiten durchgefhrt, hilft meist wenig

    Biopsien: steril entnehmen, mit jeweils neuem sterilem Instrumentarium fr jede Biospie. Lokalisation der Entnahme przise beschreiben. Implantatassoziierten Infektionen: 6 Biopsate mit Angabe der Lokalisation aus dem Gebiet mit Biofilm, resp. Gewebe daneben

    in steriles Rhrchen (ev. mit einem Trofen strerilem NaCl) Bei Amputationen: Biopsie proximal der Amputation durchfhren und im OPS Bericht festhalten, in welchem Zustand das

    Gewebe proximal der Amputationsstelle war Pathologie: Immer mind. 1 Biopsat ad Pathologie Sonikation: bei explantierten Fremdmaterialien Eubakterielle PCR: vor allem bei antibiotisch vorbehandelten Patienten in Reserve ein seperates, steriles Rhrchen ins Labor

    geben Abstriche: oberflchliche Abstriche nicht machen, da sie zu wenig sensitiv/spezifisch sind. Tiefe Abstriche nur dann machen, wenn

    Wunde gut debridiert/gereinigt und keine Biopsien mglich sind.

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 47

    Schema: Vorgehen bei Implantatassoziierten Infektionen (Orthopdie)

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 48

    Malaria70

    Bei Malaria immer Kontaktaufnahme Infektiologen! Schwangere, Kinder, Parasitmie > 2%, klinisch schwerer Verlauf: immer sofortiges infektiologisches Konsil (auch nachts), falls

    nicht erreichbar SwissTPH, Basel Tel. 061/ 284 81 44 Medikamente sind auf dem INZ im Notfallsortiment vorhanden! Diagnostik Blut-Ausstrich, dicker Tropfen und Antigen-Schnelltest. Falls Blutausstrich negativ und persistierender Vd. A. Malaria: 6

    stndlich wiederholen, mindestens 3x Beurteilung von Parasitenart und Parasitmie. Falls Parasitmie ber 1%, Parasitmie 12-stdl. Bestimmen, sonst 1x/Tag bis

    negativ. Je nach Verlauf 1x wiederholen 7 Tage nach Therapieabschluss. Kriterien der schweren P. falciparum-Malaria (M. tropica) Einschrnkung des Bewusstseins, (zerebrale Malaria) Parasitmie 2 % Ikterus Fieber > 40 C Akutes Nierenversagen Lungendem Septischer Schock

    Schwere Anmie Wiederholtes Erbrechen Azidose Nierenversagen Hypoglykmie Hmoglobinurie DIC

    Hospitalisation ? Nachgewiesene Infektionen mit P.vivax, P.ovale oder P.malariae knnen in der Regel ambulant behandelt werden.

    o Kinder und Schwangere mit einer Malaria und Patienten mit einer Parasitmie > 2% sollen immer hospitalisiert werden o Es gibt schwer verlaufende P. vivax-Infektionen, Achtung! o P. knowlesi wird analog zu P. falciparum behandelt

    Voraussetzungen fr eine ambulante Therapie von unkomplizierter Infektion mit P. falciparum: o guter AZ; psychisch allseits orientierter Patient, keine Begleiterkrankungen, keine Zeichen einer komplizierten Malaria o lckenlose berwachung durch instruierte Angehrige zuhause whrend mindestens 48 Std. (d.h. Information persnlich

    durch behandelnden Arzt, Pat. muss auf dem Notfall abgeholt werden) o der/die behandelnde Arzt/rztin muss telefonisch erreichbar sein o eine klinische und Labor Kontrolle am folgenden Tag muss stattfinden

    http://informer/ror/record/186035.auto
  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 49

    CAVE: Schwangere mssen oft anders therapiert werden, Therapie mit Infektiologen oder Dienstarzt SwissTPH besprechen!!!

    Indikation Therapie Bemerkung Malaria mit P. vivax, ovale, malaria

    1. Wahl: Nivaquine: 1. Tag: 1x6 Tabl., gefolgt von 1x3 Tabl. 6 Stunden spter; 2. und 3. Tag: je 1x3 Tabl. /Tag

    Dosierung der unterschiedlichen Chloroquin- Prparate ist bezgl. Tablettenzahl unterschiedlich, daher falls kein Nivaquine verwendet wird Dosierung nachfragen

    Gewicht

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 50

    Im Intranet findet sich das Blaubuchblatt Management und Behandlung der komplizierten Malaria mit zustzlichen Details betreffend der intensivmedizinischen Behandlung http://informer/ror/record/64324.auto

    Indikation Therapie Bemerkung Malaria tropica (P. falciparum, P. knowlesii) klinisch schwerer Verlauf und/oder > 2% Parasitmie Sofortige Kontaktaufnahme mit Kaderarzt Infektiologie KSB oder Dienstarzt SwissTPH Basel

    1. Wahl: Artesunate 2.4 mg/kg KG IV zum Zeitpunkt 0, nach 12 h, nach 24h, dann 1x/Tag (Eine Startdosis ist im Notfallsortiment im KSB vorhanden. Nachschub muss aber notfallmssig im im SwissTPH oder USZ via Dienstapotheker im KSB beschafft werden. (Telefonzentrale weiss, wer Dienstapotherker ist). + Doxycyclin 2x100mg/Tag iv oder po (fr 7 Tage)

    Sobald Patient oral Medikamente nehmen kann und frhestens 48 h nach Beginn der Therapie umstellen auf Artemether/Lumefantrin 2x4 Tabl./Tag fr 3 Tage (2. Dosis 8 Stunden nach erster Dosis, dann 12-stndlich). Das heisst: mit Artemether/Lumefantrin kompletten Behandlungszyklus durchfhren, ohne Anrechnung der iv Therapie

    Cave: Artesunate nicht in der Schweiz registriert, Pat. informieren. Pat. muss schriftliches Einverstndnis fr Einsatz geben

    Bei Gabe von Artesunate: Indikation fr Blutaustausch wird nicht mehr erwogen.

    Nach Artesunattherapie wegen mglicher verzgerter Hmolyse Hb-Kontrolle Tag 7, 14, 21 und 28

    2. Wahl: Chinin dihydrochlorid: Infusion mit loading-dose 20mg/kg ber 4h (in 250 ml NaCl 0.9%). (Keine loading-dose, wenn vorgngig Mefloquin). Dann 8-stndlich (Start 8 h nach Beginn der Infusion der Ladedosis): Infusion mit Erhaltungsdosis 10mg/kg, ber 4h infundieren (d.h. 3x/ Tag 10 mg/kg KG) + Doxycyclin 2x100mg/Tag iv oder po (fr 7 Tage).

    Frhestens nach 48 h Wechsel auf Artemether/Lumefantrin (siehe oben)

    Cave Nebenwirkungen! ev. Dosisreduktion von Chinin nach 48h nach

    Chininspiegel: erwnscht 8 15mg/l = 20 40mol/l

    Alternativ zu Doxycyclin: Clindamycin Ladedosis 10 mg/kgKG, dann 3x5 mg/kg KG/Tag iv/po

    http://informer/ror/record/64324.auto
  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 51

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 52

    Febrile neutropene Episode: Empirische Therapie71 Definition Relevante Neutropenie: < 500/mm3 ODER Neutropenie 38.4 C. axillr oder korrigiert auriculr Diagnostik Klinische Untersuchung incl. Analinspektion, breite Chemie, differenziertes Blutbild, Augenhintergrund, 2x2 BK, Thorax-Rtg,

    Uricult, Abstriche von Wunden, ev. CT Thorax/Abdomen, ev. Bronchoskopie. Suche dort, wo der Patient Symptome hat. Cave: ohne Neutrophile andere klinische Bilder als mit!

    Denke auch an virale Infektionen Infektiologisches Konsil empfohlen Risikostratifizierung Tiefes Risiko: < 7 Tage Dauer der Neutropenie oder keine/wenige Komorbiditten. MASCC-Score > 21 ( 7 Tage Dauer der Neutropenie und Neutrophilen-Nadir < 100 /mm3 und/oder signifikante Komorbiditten (incl. Hypotension, Pneumonie, neue Abdominalschmerzen/Diarrhoe, Mucositis, neurologische Symptome, Leber- oder Niereninsuffizienz). MASCC-Score < 21 MASCC-Score

    Anzahl Punkte Allgemeinzustand: keine oder wenig Symptome oder moderate Symptome

    5 3

    systolischer BD > 90 mmHg 5 Keine COPD 4 Solider Tumor oder hmatologische Malignitt ohne frhere Pilzinfektion 4 Keine intravense Rehydratation ntig 3 Ambulanter Patient 3 Alter > 60 Jahre 2

  • Dr. med. A. Friedl, KSB; 1 11/2016 53

    Initiale empirische antibiotische Therapie BK-Resultate ausstehend, kein Lokalinfekt (z.B. Lungeninfiltrate, Sinusitis, perianale Phlegmone): Falls intravasale Katheter liegen: wechseln! Bemerkungen 1. Wahl 2. Wahl Ambulante Therapie bei Tiefrisiko- Patienten

    Ambulant: kann orale Medikamente nehmen, ist