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die Arbeit Das Magazin des Gewerkschaftlichen Linksblocks Nr. 4/2008 4 6 9 14 15 19 www.glb.at Explosive Blase Sich vor der Krise ducken heißt viel verlieren Der Schmäh mit der Einmalzahlung Post: Zerschlagung wird fortgesetzt Beschwerden an die Volksanwaltschaft Für soziale Mindeststandards Arbeiterkammerwahl 2009 Es ist genug für alle da! Vom Jänner bis Mai 2009 werden die Vollversammlungen der Arbeiterkammern neu gewählt. Der Gewerkschaftliche Linksblock tritt dabei als von Kapital und Regierung unabhängige linke Alternative an. In Umkehrung eines Wirtschaftskammer-Spruches gilt für uns „Geht´s den Menschen gut, geht’s der Wirtschaft gut“. Diejenigen, welche die Werte schaffen, sollen auch darüber verfügen.

Arbeit - Gewerkschaftlicher Linksblock in ÖGB und AK · Bertolt Brecht, Die Dreigroschenoper , 1930 Reicher Mann und armer Mann, standen da und sah´n sich an. Und der Arme sagte

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die ArbeitDas Magazin des Gewerkschaftlichen Linksblocks

Nr. 4/2008

4

6

9

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15

19

www.glb.at

Explosive Blase

Sich vor der Krise duckenheißt viel verlieren

Der Schmäh mit der

Einmalzahlung

Post: Zerschlagung wird

fortgesetzt

Beschwerden an dieVolksanwaltschaft

Für soziale

Mindeststandards

Arbeiterkammerwahl 2009

Es ist genug für alle da!Vom Jänner bis Mai 2009 werden die Vollversammlungen der Arbeiterkammern neugewählt. Der Gewerkschaftliche Linksblock tritt dabei als von Kapital und Regierungunabhängige linke Alternative an. In Umkehrung eines Wirtschaftskammer-Spruchesgilt für uns „Geht´s den Menschen gut, geht’s der Wirtschaft gut“. Diejenigen, welchedie Werte schaffen, sollen auch darüber verfügen.

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die Arbeit 4/08

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Seite 2

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GLB-ÖGBLaurenzerberg 2/2/17, 1010 Wien, 01 53 444 308 oder 309,[email protected]

GLB-VidaMargaretenstraße 166, 1050 Wien, 01 54 641 296, [email protected]

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GLB-GPFsiehe GLB-ÖGB, 0664 465 33 83, [email protected]

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GLB-TirolGumppstraße 36, 6020 Innsbruck, 0660 6882875, [email protected],www.imzoom.info

GLB-KärntenLudwig-Walter-Straße 29, 9500 Villach, 0424231091 [email protected], www.glb.kpoe-villach.at

GLB-Vorarlbergp.A. Roland Schmid, Achsiedlungsstraße 33, 6900Bregenz, 0676 497 63 38, [email protected]

Denn die einen sind im Dunkeln, und die andern sind im Licht.

Und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht.

Bertolt Brecht, Die Dreigroschenoper, 1930

Reicher Mann und armer Mann, standen da und sah´n sich an.

Und der Arme sagte bleich: Wär ich nicht arm, wärst du nicht

reich.

Bertolt Brecht, Alfabet, 1934

Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in

eine Bank gegen die Gründung einer Bank?

Bertolt Brecht, Die Dreigroschenoper, 1931

Impressum:Herausgeberin: Karin AntlangerVerleger: Fraktion Gewerkschaftlicher Linksblock im ÖGB (GLB).Redaktion: Leo Furtlehner, Doris Grössinger, Franz Grün, OliverJonischkeit, Anita Kainz, Susanna Lindner, Anna-Erika Paseka, HubertSchmiedbauerMitarbeiterinnen dieser Nummer: Karin Antlanger, Leo Furtlehner,Doris Grössinger, Roman Gutsch, Gerd Haslinger, Rudi Hieblinger, LutzHolzinger, Oliver Jonischkeit, Christoph Kepplinger, Axel Nimtz, Sieg-fried Pötscher, Peter Scherz, Hubert Schmiedbauer, Josef StinglFotos: GLB-Archiv, ÖGBCartoon: Karl BergerLektorat: Susanna LindnerGrafik, Satz und Layout: Franz GrünDruck: Druckerei Luigard, 1100 Wien, Johann-Pölzer-Gasse 3.Redaktionsadresse: Redaktion „Die Arbeit“, 1110 Wien,Hugogasse 8Mail: [email protected], [email protected], Web: www.glb.atZVR-Nummer: 783265801Bestellungen: Schriftlich an den GLB im ÖGB (Adresse siehe rechts).Bei Zuschriften an die Redaktion Absender angeben. Für unverlangteingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen.Namentlich gezeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt mit der Mei-nung der Redaktion oder des Gewerkschaftlichen Linksblock überein-stimmen.Einzelpreis: 1 Euro. Im GLB-Mitgliedsbeitrag ist das Abo inkludiert.Das Redaktionsteam arbeitet ehrenamtlich, Druck und Versand kostenjedoch Geld. Spenden sind willkommen!Bankverbindung: BAWAG 03410 665 190 (BLZ 14.000)Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 27. Oktober 2008Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 2. Februar 2009 mitdem Schwerpunkt: ArbeiterkammerwahlLeserInnenbriefe sind willkommen! (Kürzung vorbehalten)

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Magazin des GLB

4/08 die Arbeit

Inhalt Editoral

Seite 3

Von Karin Antlanger

Juristin und

Sozialpädagogin

Betriebsrats-

Vorsitzende

EXIT-sozial Linz

Bundesvorsitzende des GLB

Seite

Nicht offiziell…Am 20. Oktober hielt es der ÖGB klarzustellen,dass die „ÖGB-Steuerinitiative kein offiziellesÖGB-Gremium“ ist und daher auch „nicht berech-tigt, Stellungnahmen für den ÖGB abzugeben“,wenngleich „Initiativen der Mitglieder“ begrüßtwürden. Offenbar war Hundstorfer & Co. saueraufgestoßen, dass die „Steuerinitiative im ÖGB“(so der tatsächliche Wortlaut der Initiative) einigeunangenehme Wahrheiten zur Verteilung und Steu-erpolitik geäußert hatte. Aber vielleicht treffen die„Initiativen der Mitglieder“ manchmal den Kern der

Sache besser als der Präsident…

Wes Brot ich ess,des Lied ich singWer grün wählt wird schwarz ernten. So geschehen in Oberöster-reich, wo die Grünen seit 2003 mit der ÖVP im Koalitionsbett derLandesregierung liegen. Wir haben in der „arbeit“ ausführlich überden Arbeitskampf der Belegschaften von pro mente und EXIT-sozial in OÖ berichtet, die mit Unterstützung der GPA-djp erfolg-reich Änderungskündigungen für etwa tausend KollegInnen im So-zialbereich abwenden konnten.

Nun hat der schwarze Landesfinanzreferent LH Pühringer im drit-ten Anlauf mit Unterstützung der Grünen einen Antrag in der Lan-desregierung durchgeboxt, mittels dessen der Landesrechnungshofbeauftragt wird, die Übergangsregelungen, die der rote Soziallandes-rat für die beiden Sozialvereine ins Auge gefasst hat, im Vergleichzu den Gehältern anderer Trägerorganisationen auf Sparsamkeit undWirtschaftlichkeit zu prüfen.

Im Klartext: es sollen Äpfel mit Birnen verglichen werden, zumal jadas gewünschte Prüfergebnis bereits seit Juli des Jahres fest zu ste-hen scheint, denn da schrieb der schwarze LH dem roten Sozial-landesrat einen Brief, in dem er meinte, er „…fürchte die berechtig-te Kritik des Landesrechnungshofes an diesem Kompromiss...“

Die Grünen haben erst im Nachhinein bemerkt, dass sie sich hierbei einem Gutteil ihrer WählerInnen in die politischen Nesseln ge-setzt haben. Noch vor einigen Monaten verkündeten sie lautstark,dass sie gegen Änderungskündigungen im Sozialbereich seien. Nunfühlen sie sich bemüßigt, an die BetriebsrätInnen und Geschäftsfüh-rungen der betroffenen Betriebe Erklärungen zu schicken, dass dasGanze eh nicht so gemeint sei, weil der Prüfauftrag ja nur gegen denroten Soziallandesrat gerichtet sei und nicht gegen die Belegschaf-ten der Sozialvereine bzw. deren Gehälter.

Wie allerdings der Rechnungshof eine Prüfung der Verwendung derMittel der Sozialabteilung ohne die Prüfung der Gehälter der vonder Sozialabteilung finanzierten Vereine vornehmen soll, ist den ver-zweifelten Argumentationskapriolen der oö. Grünen nicht zu ent-nehmen. Aber: Wahltag ist Zahltag – in OÖ am 27. September2009.

Explosive Blase 4/5Sich vor der Krise ducken 6/7

heißt viel verlierenFinanzkrise bestätigt 8

Kritik am NeoliberalismusDer Schmäh mit der 9

EinmalzahlungAngriffe auf AK abwehren 10

Reformbedarf für das AK-Wahlrecht

Der GLB zeigt brisante Themen auf 11

Was steckt dahinter 12

Rechte der Beschäftigten nicht bestatten 13

Post: Zerschlagung wird fortgesetzt 14Beschwerden an die 15

VolksanwaltschaftDie Mär vom Kernaktionär 16

GLB-Resolution angenommen

Fete Noir oder das Ende der Glanzstoff 17Gemeingefährlicher Übermut 18

Die Ware ArbeitskraftFür soziale Mindeststandards 19

Willi Goldberg 1915 – 2008

Bilanzbuch des 20. Jahrhunderts 20

Aus der AK 21AR-Tipp: Der Arbeitsvertrag 22Hubert Schmiedbauer ist 75

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die Arbeit

die Arbeit 4/08Seite 4

Von Lutz Holzinger

Explosive Blase

Das Platzen der US-Immobilienblase hat das globale Finanzsystem ineine Krise gestürzt. Langsam aber sicher zeigt die produktive Wirt-schaft ebenfalls Wirkung. Leidtragende sind nicht jene, die von der Auf-blähung der Finanzmärkte profitiert haben, wie im Kapitalismus nichtanders zu erwarten, kommen die Werktätigen zum Handkuss.

Bisher hat kein etabliertes Medium dietieferen Ursachen für diese Entwick-lung benannt oder einen der super-schlauen Ökonomen um eine Analysegebeten. Regional- und Branchen-krisen sind seit der Liberalisierung desFinanzsystems zu periodisch wieder-kehrenden Erscheinungen gewordensind. Die Krise gehört zum Kapitalis-mus wie die Henne zum Ei, sofernnicht ein Systemwettbewerb wie sei-nerzeit mit dem sozialistischen Lagerzu Krisenmanagement zwingt.

Die Zentren der kapitalistischen Ent-wicklung wurden seit der Liberalisie-rung der Finanzmärkte lediglich vomPlatzen der Dot-Com-Blase unmittel-bar berührt. Die restlichen Katastro-phen haben sich in der Peripherie er-eignet – in Russland, Argentinien, Bra-silien und Südostasien. Dem ist es zu-zuschreiben, dass alle Vorsätze zurStabilisierung des Finanzsektors in denWind geschlagen wurden, sobald dieärgsten Krisenfolgen überwundenwaren.

Die Rallye konnte mit erhöhten Ein-sätzen weitergehen, wobei die Anlage-bereiche immer mehr den Charaktervon Spielkasinos angenommen haben.Nach dem Zusammenbruch, der nundie gesamte Welt erfasst hat, sind dieFinanzjongleure ratlos. Vermutlich ha-ben sie von vornherein nicht gewusst,was sie tun. Mit Sicherheit kann dasvon den Managern großer europäi-scher Banken gesagt werden, die ih-ren US-Kollegen haufenweise Pake-

te abgekauft haben, die aus faulenKrediten zusammengesetzt waren.

Woher stammen die Einsätze?

Woher kam das Spielgeld, das in denFinanzsektor gepumpt wurde? Esstammt aus der Akkumulation vonKapital, die eine lange Wachstums-periode hindurch angehalten hat. Ge-speist wurde die Anhäufung durch denkapitalistischen Verwertungsprozess,in dem das Anlagekapital fortlaufendüber die gesamte Periode der Nutzungvon Bauten und Maschinerie zurück-fließt. Um Erneuerungs- undRationalisierungsinvestitionen vorneh-men zu können, werden Geldreservengebildet. Diese Rücklagen steigen aufgewaltige Summen an, die sich zurzusätzlichen Verwertung anbieten.

Im Grund ist es gleichgültig, obFinanzinstitute diese Verwertung aufden Finanzmärkten auf eigene oder dieRechnung der verschiedenen Unter-nehmen vornehmen. So oder so wer-den gewaltige Summen aus der Real-wirtschaft, sofern in ihr keine zusätzli-chen Anlagemöglichkeiten bestehen, indiese Sphäre gepumpt in der Hoffnunggrößtmögliche Gewinne zu erzielen.Dazu kommen Geldreserven, die vonManagern in der Real- und Finanzwirt-schaft (aufgrund ihrer massenhaftenÜberzahlung) einerseits und unselb-ständig Erwerbstätigen (aufgrund ih-res materiellen Sicherheitsbedürfnissesbzw. ihrer Altersvorsorge) anderer-seits gebildet werden. Diese Mittel

werden ebenfalls zu möglichst günsti-gen Konditionen angelegt. Dabei er-gibt sich die Groteske, dass Pensions-fonds Druck auf Konzerne ausüben,damit sie zur Ergebnissteigerung undPflege der Aktienkurse Massen-entlastungen vornehmen. In der Ten-denz gehen diese Maßnahmen aufKosten der Bevölkerungsgruppe, derdie Versicherten angehören.

Aus Nix wird Nix!

Trotz anders lautender Werbesprücheist es eine Binsenweisheit, dass Geldnicht arbeitet, sondern der gesell-schaftliche Reichtum ausschließlichdurch lebendige Arbeitskraft vermehrtwird. Im Finanzsektor wird keinMehrwert produziert. Die Finanz-märkte tragen dazu bei, die Reichweitedes produktiven Kapitals auszudeh-nen: Durch Kredite zur Finanzierungvon Anlage- und Umlaufkapital, durchDevisen für den internationalen Wa-renverkehr und durch die Platzierungvon Aktien zur Stärkung der Eigen-kapitalbasis von Unternehmen.

Banken und andere Finanzinstitutesammeln Geldreserven von Firmenund Privaten, um es denjenigen perKredit zur Verfügung zustellen, die esfür Produktion oder Konsum benöti-gen. Darüber hinaus wechseln sieGeld, tauschen sie Währungen, ver-mitteln den Kontakt zur Börse bzw.den Aktien- und Wertpapierhandel.Diese diversen Hilfsdienste lassen siesich entsprechend bezahlen. Zusätzli-

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Magazin des GLB

4/08 die Arbeit Seite 5

Magazin des GLB

che Werte entstehen dabei nicht. Viel-mehr geben die Firmenkunden Antei-le des von ihnen angeeigneten Mehr-werts an die Institute weiter. Bei denUnselbständigen handelt es sichReproduktionskosten, die sie von ih-ren Löhnen oder Gehältern abzwei-gen müssen.

Diese technischen Details sind eineVoraussetzung, um die Krisensituati-on verstehen zu können. Sie wurde inletzter Konsequenz durch einen rund15 bis 20 Jahre andauerndenUmverteilungsprozess zugunsten desKapitals mit verursacht. Der europa-weite Rückgang der Lohnquote sprichteine deutliche Sprache. Diese Um-schichtung von Reichtum in die falscheRichtung führte zur überbordendenAufblähung des Finanzsektors, dessenAkteure vorgetäuscht haben, langfri-stig eine wundersame Geldvermehrungvornehmen zu können. Statt im Kon-sum der Werktätigen landete dasüberschüssige Geld der G´stopften iminternationalen Spekulationszirkus.

Jux und Tollerei

Statt diesem Treiben, vor dem beson-

nene Ökonomen gewarnt haben, zeit-gerecht einen Riegel vorzuschieben,wurden selbst öffentliche Instanzen wieGemeinden, ÖBB usw. ermutigt, sichauf Luftgeschäfte einzulassen. DieBeschaffung von Spekulationskapitaldurch den Verkauf von Sachwerteneinerseits und ihr Lease-Back ande-rerseits ist ein Musterbeispiel. Die Pro-pagandisten des Neoliberalismus gin-gen sogar so weit, das über Jahrzehn-te bewährte Umlageverfahren derPensionsversicherungen in Frage zustellen. Stattdessen wurde einKapitalanlageverfahren empfohlen,das in der jetzigen Krise vor dem Ruinsteht.

Karl Marx hat Krisen als reinigendeGewitter betrachtet, die dafür sorgen,dass der Verwertungsprozess in dengewohnten Bahnen weiter gehen kann.In der jetzigen Krise lassen die Re-gierungen das nicht zu. Sie stopfenhunderte Milliarden in die Finanzmärk-te, um deren Zusammenbruch zu ver-hindern. Solange es sich bloß um Ga-rantien handelt, die nicht schlagendwerden, ist das nicht so schlimm. Frü-her oder später muss jedoch die Ze-che bezahlt werden. Dann werden die

Zentralbanken die Gelddruck-maschinen anwerfen und eine gewal-tige Inflationsflut lostreten. Erfahrungs-gemäß gehen derartige Prozesse aufKosten der Werktätigen.

Jetzt, wo die Realwirtschaft von derFinanzkrise erfasst wird und eine Re-zession vor der Tür steht, ist energi-sches Gegensteuern erforderlich. Indem Punkt ist die Gewerkschaftsbe-wegung gefragt. Nachdem sie in derLohnfrage jahrelang unzureichendeLohnabschlüsse in Kauf genommenhat, ist eine Gegenbewegung überfäl-lig. Einerseits um den Bedürfnissen derWerktätigen Rechnung zu tragen undandererseits um der Konjunktur einenKaufkraftimpuls zu geben, sind safti-ge Steigerungen notwendig – unterBerücksichtigung sowohl der Inflati-on als auch der Produktivität. Alles,was schlechter ist als eine Achter vordem Komma würde die Lohnquoteweiter nach unter drücken.

Auf die Signale hören

Rudolf Hickel, Direktor des InstitutsArbeit und Wirtschaft der Uni Bremen:„Es wäre binnenwirtschaftlich absolutfalsch, der Tarifpolitik zur Rettung ausdem Abwärtsstrudel der FinanzmärkteOpfer abzuverlangen. Vielmehr weistdie Tarifforderung der IG Metall vonacht Prozent in die richtige Richtung.Sie zielt darauf, überschüssige Gewin-ne, die spekulativ angelegt werden,zugunsten der Löhne zu reduzieren. ...Ein so bemessener Lohnzuschlag ver-bessert die Kaufkraft. Und er ist einprobates Mittel, um den Abschwung,der durch die Finanzkrise angetriebenwird, zu bremsen.“ Es wäre zu wün-schen, dass die Fachgewerkschaftendes ÖGB dieses eindeutige Signalhören.

Lutz Holzinger

ist Journalist in WienAktion der globalisierungskritischen Organisation ATTAC gegen Geld-wäsche, Briefkastenfirmen und für die Trockenlegung von Steueroa-sen (Foto: ATTAC)

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die Arbeit

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Von Hubert Schmiedbauer

Sich vor der Krise ducken,heißt viel verlieren

Das Kapital will mit der Krise eine Umverteilung erreichen – auf Ko-sten der Arbeitenden. Das Getöse um die Finanz- und Investitionskriseist begleitet von einem Großangriff auf die Lebenssituation der Arbei-tenden – es ist der immer wiederkehrende Klassenkampf von oben.

Ein paar Stichworte zur gegenwärti-gen Krise des sogenannten neo-liberalen Kapitalismus, die weder vonirgendwelchen Wahlen oder vonStarmania-Hysterie zu beeinflussen ist:Massenvernichtung von Arbeitsplät-zen, Lohnsenkung durch Arbeitszeit-verlängerung oder Betriebsverlage-rung – der österreichische KapitalistMirko Kovats hat es kürzlich in Wor-te gefasst*): Es müsse mehr gearbei-tet werden, ohne dafür mehr bezahltzu bekommen oder gar einen siche-ren Arbeitsplatz zu haben.

Dazu gibt es die Angriffe auf Pensio-nen, das Sinken der Renditen für Vor-sorgefonds, die Versuche zur Verwäs-serung der Lohnsteuerreform, nichtzuletzt die EU-Bemühungen für emp-findliche Rückschritte bei denArbeitszeitrichtlinien. Das Kapital gehtinternational oder gar global vor! Nichtzu vergessen die globale wie auch diehausgemachte Preistreiberei, aus derdie Konzerne und Banken zusätzlicheProfite schöpfen und der mit minde-stens einem Jahr Verspätung vielleichtInflationsabgeltungen folgen.

Aber die Wirtschaft wächst

Freilich ist es ein Unterschied, ob dasBruttosozialprodukt eines Jahres, alsodie Gesamtheit der Wirtschaftsleistung,um 3 Prozent oder nur um 1 Prozentzunimmt. Die Faustregel lautet, dassmindestens 2 Prozent Zuwachs not-wendig sind, um Arbeitslosigkeit zuverhindern oder gar abzubauen. Stei-gende Arbeitsproduktivität, Rationa-lisierung und andere Massnahmen

werden zum Teil dazu genutzt, Arbeits-kraft einzusparen.

Da sind wir beim sogenannten Wett-bewerb, auf den sich das Kapital undseine Verwalter stets ausreden. So wiesie es verstehen, heißt Wettbewerbnichts anderes als billigere Arbeitskraft,weniger Umweltschutz, Steuern, So-zialabgaben usw. Also weg mit der tra-ditionellen Betriebsstätte, Abbau derLeiharbeitskräfte, dann der Stammbe-legschaft, hinein in die große Welt derungehinderten Ausbeutung von„Humanressourcen“ und Rohstof-fen…

Fazit: In Österreich sind zur Zeit sol-che Betriebe betroffen wie dieKunstfaserproduktion von GlanzstoffSt.Pölten, der Siemens-Konzern mitdem größten Software-EntwicklerÖsterreichs (2400 Beschäftigte), derMagna-Steyr-Konzern (ehemalsSteyr-Daimler-Puch) des FrankStronach bzw. seiner ErbInnen unddamit die gesamte aufgeblähte Kfz-Zuliefer- und Montageindustrie, derTiroler Luxusglaskonzern Swarovski,die Post- und Telekom-Fragmente, dieÖBB, aber auch andere Bereiche derIndustrie und der Dienstleistungen.Betriebsanlagen, Geld, Arbeitskräfte,technische und kommerzielle Intelli-genz – all das ist nicht verschwunden.Woran scheitert die Konjunktur? Istdie Wirtschaft eine unabhängige, selb-ständige, unbeeinflussbare Sache, die„von außen“ nicht zu steuern ist? Der-lei wird den Menschen eingeredet.Aber es gibt Möglichkeiten der Steue-rung. Dazu haben kritische Leute ei-

niges an Gehirnschmalz beigesteuertund in konkreten Forderungen auf denTisch gelegt:

Wissenschaftlich untermauerte

Forderungen

Was wären nun mögliche Sofort-massnahmen gegen Krisenfolgen aufKosten der Lohnabhängigen undPensionistInnen? Seit dem Sommergehen die führenden Gewerk-schafterInnen fast täglich auf die wich-tigsten Themen ein, die von der Re-gierung zu bewältigen wären – nichtganz zufällig in der Wahlkampfzeit –und formulieren wichtige Forderungen.Die Gewerkschaftsjugend hat Anlie-gen, von denen schon ihre Väter ge-träumt haben, z.B. die Übernahme derFahrt- und Internatskosten für denBerufsschulbesuch durch die Unter-nehmer, aber auch solche Themen wiedas Recht auf fachliche Ausbildung –und nicht auf Ausbildung zu Reini-gungspersonal, Supermarktein-käufern, Autowäschern oder garBabysitterInnen. Heftige Proteste hatdie beabsichtigte Schließung der Fern-meldeschule in Graz zur Folge.

Die ÖGB-Spitzen machen sich starkfür ein EU-Konjunkturpaket, dennnationale Konzepte reichen nicht, auchfür ein Gesamtpaket zur Entlastung derArbeitnehmer, für die Stärkung derMassenkaufkraft und der Kaufkraftvor allem der KleinstverdienerInnen.Alles klar, sozusagen. Aber außer derProtestaktion der Siemens-beschäftigten in Floridsdorf am 6.November gab es keine nennenswer-

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4/08 die Arbeit Seite 7

Magazin des GLBMagazin des GLB

te öffentliche Aktion, die durch Mo-bilisierung von Gewerkschaften Auf-sehen und Nachdenken erregt hätte.Der ÖGB und die Einzelgewerk-schaften brauchen sich nicht zu ver-stecken, wenn auch der neoliberaleMedienwind auf sie geblasen wird.Nicht alle Wirtschafts- und Sozial-wissenschafterInnen sind Anbeter derneoliberalen Doktrinen. In letzter Zeithaben sich in Österreich außer StefanSchulmeister auch WIFO-ChefAiginger für eine Hebung der Massen-kaufkraft ausgesprochen, selbst gegendas EU-Diktat der Maastricht-Krite-rien, um über die Lockerung der will-kürlich vorgeschriebenen Grenzen vonStaats“defizit“ und Staats“schulden“Impulse zur Konjunkturbelebung zugeben.

Schulmeister verlangt rasches Handelnder Politik, möglichst im europäischenGleichschritt müsse der Staat„entsparen“, die Notenbanken die Zin-sen senken, den Gemeinden und Län-dern Mittel zur Verfügung stellen (In-frastruktur-Investitionen), die Sozial-transfers für die Schwächsten anhe-ben, rasch die bedarfsorientierteGrundsicherung einführen, Kündigun-gen erschweren, dafür alle Möglich-keiten für die Verkürzung der Arbeits-zeiten nutzen.

Der amerikanische NobelpreisträgerJoseph E. Stiglitz warf sich in Gesprä-chen mit heimischen Wissenschafternund Politikern ebenso in die Bresche.Mit seinen Argumenten kann derKampf gegen neoliberaleCrashwirtschaft und Sicherung derBeschäftigung von Millionen Men-schen geführt werden.

Es kam ja nicht überraschend

Worüber hat „die arbeit“ jahrelanggeschrieben? Wovor haben kritischePersönlichkeiten aus dem Inneren derKapitalherrschaft längst gewarnt?Dass genau das eintreten werde, wo-mit wir es gegenwärtig zu tun haben –

und noch ärger: nicht nur eine Finanz-krise, sondern die Gefährdung desgesamten Systems bewiesen manchein dicken Büchern schon vor mehr alszehn Jahren (z.B. der Guru der Fonds-verwalter George Soros, der nun wie-der Bücher über die Gefahren desHeuschreckenkapitalismus geschrie-ben hat).

Aber das Kapital ist taub gegen kriti-sche Warnungen, solange es auf Pro-fite und Superprofite und noch mehrhoffen kann.

Die österreichischen Wirtschaftsfor-scherInnen waren mit wenigen Aus-nahmen genau so systemverpflichtet.Jahrelang korrigierten WIFO und IHSbrav alle drei Monate die Prognosen,stellten Widersprüche fest, notiertenauch einen Mangel an Massen-kaufkraft – aber sie konnten sich (dazunoch als Beratungsorgane der jewei-ligen Regierung) nicht aufraffen, deut-liche Hebung des Massenkonsums zuverlangen, im Gegenteil – mancheForderung zielte auf Abbau sozialerSicherheiten und wichtiger Stützungen(Wohnbauförderung, Pensionssystem,öffentlichen Verkehr usw.).

Jahrelang wurde jede nachhaltige Ent-wicklung der Massenkaufkraft verhin-dert, womöglich sogar mit den Schlag-worten „Arbeitsplatzsicherung“ und„Wettbewerbsvorteil“, Produktions-verlagerungen wurden ebenso gott-gegeben hingenommen wie die damitverbundene verschärfte Ausbeutungund die Verhinderung kaufkraft-wirksamer Entwicklungen in den Ziel-ländern. So kann es nicht überra-schend sein, wenn nun das Ergebniseiner solchen Wirtschaftspolitik mehrgefährdet, als die ungehinderte Entfal-tung des Neoliberalismus jemals anVorteilen hervorbringen konnte.

Ein erneuerter Kapitalismus?

Von einem „neuen Kapitalismus“, ei-ner „besseren EU“, einer „Sozialunion“

phantasieren jetzt Leute wie Frank-reichs Sarkozy, Deutschlands AngelaMerkel und andere reformfreudigeNationalspielerInnen rechts und linksder Mittellinie. Manche entdeckenmarxistisch-wissenschaftliche Denk-methoden, nähern sich linken Kräftenmit der Perspektive kämpferischerMobilisierung und müssen in der Halb-herzigkeit ihrer Versuche feststellen,dass die politischen Machthaber sicheher mit rechtsbürgerlichen Kräftenoder gar Rechtspopulisten verbündenals gemeinsame Aktion zur Entfaltungvon Massenbewegungen zu suchen.Beispiele aus der internationalen Ge-werkschaftsbewegung oder den sozi-aldemokratischen Parteien gibt es ge-nug.

In Österreich sind die Gewerkschaf-ten und Arbeiterkammern gefordert,ihre ursprüngliche Aufgabe als Kampf-instrumente der Lohnabhängigen zuerfüllen. Das muss bei den laufendenLohnverhandlungen beginnen. Vor einpaar Jahren haben die Gewerkschaf-ten bewiesen, dass sie organisieren,mobilisieren und Erfolge erzielen kön-nen – die Millionen Menschen gegendie Millionenjongleure, Millionen-spekulanten, Millionenverschieber, dienur durch eine demokratische Massen-bewegung entmachtet werden können.

Hubert Schmiedbauer ist

Journalist und lebt in Graz

*) Im November lief der österreichi-sche Film „Lets make money“ an, des-sen Darstellung der kapitalistischenRealität, gewürzt mit Interviews vonManagern und Politikern, schon zuwütenden Beschimpfungen geführt hat.Ein informationsgeladener Filmgenuss

für GewerkschafterInnen!

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die Arbeit

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die Arbeit

Finanzkrise bestätigt Kritik am Neoliberalismus

Der Schwerpunkt der gut besuchtenAktivistInnenkonferenz der FraktionGewerkschaftlicher Linksblock imÖGB (GLB) zur Vorbereitung derArbeiterkammerwahl 2009 am 18.Oktober 2008 in Wien war die inter-nationale Finanzkrise.

„Das immer wieder geradezu religiösverkündete Dogma „Weniger Staat,mehr privat“ ist schmählich geschei-tert. Genugtuung darüber, zu Rechtgewarnt und recht behalten zu habenkann freilich nicht aufkommen, weil wirnoch gar nicht wissen, welche Auswir-kungen diese Krise auf die Real-wirtschaft und damit auf das Lebenaller Lohnabhängigen haben wird“stellte GLB-Bundesvorsitzende KarinAntlanger in ihrem Referat fest.

Der GLB akzeptiert daher nicht, dasszuerst jahrelang die AnlegerInnenabcashen, dass die auf maximale Ren-diten verpflichteten ManagerInnenMillionenprämien kassieren und dannnach dem Staat gerufen wird und letzt-lich auf Kosten der steuerzahlendenLohnabhängigen die Misere saniertwird. In einer von der Konferenz be-schlossenen Stellungnahme verlangtder GLB daher, dass die für dieseKrise Verantwortlichen und jene, diejahrelang von diesem System profitierthaben, durch Wiedereinführung einerVermögens-, Erbschaftssteuer undKapitalverkehrssteuer zur Kasse ge-beten werden und eine scharfe Kon-trolle des Kapitalverkehrs, Auflösungder steuerschonenden Privatstiftungenund Überführung des Bank-, Kredit-und Versicherungssektors in öffentli-ches Eigentum erfolgen.

Weiters kritisierte Antlanger die defen-sive Lohnpolitik des ÖGB, verlangteeine baldige soziale Steuerreform mitGegenfinanzierung durch höhere Steu-ern auf Kapital und Vermögen, forder-te den Ausstieg der Pensions-

finanzierung über den Kapitalmarktund die verfassungsmäßige Veranke-rung des öffentlichen Eigentums undurgierte einige Schwerpunkt-forderungen aus der Sicht der Lohn-abhängigen und Gewerkschaften andie künftige Regierung.

chert. In mehreren Bundesländern sindauch bereits die SpitzenkandidatInnengewählt worden: Robert Hobek (BRVPostamt 1230. Wien) in Wien, PeterScherz (BR Magna-Steyr, Graz) in derSteiermark, Karin Antlanger (BRVEXIT-sozial, Linz) in Oberösterreich,Gerhard Wimmer (BRVStv EZA,Köstendorf) in Salzburg und JosefStingl (BR Heuriger Lamerer Stuben,Innsbruck) in Tirol.

In einer sehr intensiven Diskussion beider AktivistInnenkonferenz wurdenzahlreiche Vorschläge für den Wahl-kampf sowie für den vorliegendenEntwurf einer Wahlplattform einge-bracht, welche einstimmig beschlos-sen wurde. Präsentiert wurde das Er-gebnis eines GLB-Plakatwettbe-werbs, den die Jury für Paula Amdaraus Wien entschied, die bei der Kon-ferenz ihre Entwürfe für eine Plakat-

serie vorstellte.

Die Wienerin Paula Amdar konnte den Plakatwettbewerb des GLB fürdie Arbeiterkammerwahl für sich entscheiden. Im Bild: Preis-überreichung durch GLB-Bundessekretär Oliver Jonischkeit und GLB-Bundesvorsitzende Karin Antlanger.

Bei der Arbeiterkammerwahl will derGLB möglichst in allen Bundesländernantreten, wie berichtet wurde ist dieKandidatur in Salzburg – wo bereitsim Jänner 2009 gewählt wird – gesi-

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Magazin des GLB

4/08 die Arbeit Seite 9

Magazin des GLB

Von Leo Furtlehner

Der Schmäh mit der Einmalzahlung

Bei den Kollektivvertragsverhandlungen wird von der Unternehmer-seite mit allen Tricks gearbeitet: Egal ob die Wirtschaft im Aufwindoder gerade auf Talfahrt ist, warnt die Kapitalseite unisono, dass über-mäßige Lohn- und Gehaltserhöhungen auf Kosten der Arbeitsplätzegingen und damit den Beschäftigten selbst schaden würden.

Allenfalls die Inflation will man abgel-ten (und auch dabei ist je nachWirtschafts- und Interessenlage un-klar, ob man die im laufenden Jahroder die künftige Teuerung meint).Dabei liegen die durchschnittlicheninflationsbereinigten Netto-Reallöhne2008 bei einigem Auf und Ab in derZwischenzeit kaum höher als 1990.

Längst vergessen ist auch der sattsambekannte Spruch „Die Gewinne vonheute sind die Arbeitsplätze von mor-gen“ um die Löhne niedrig zu halten.Denn die Gewinne wurden längst spe-kulativ am Finanzmarkt verjuxt. Wennjetzt die Finanzmarktkrise auf dieRealwirtschaft durchschlägt sindKurzarbeit und zigtausende Kündigun-gen die erste Folge und wieder einmaldie Lohnabhängigen die ersten Opfer,die als Draufgabe dann auch noch dieRettungspakete für die Banken mit ih-ren Steuergeldern (Lohnsteuer, Mehr-wertsteuer) finanzieren dürfen.

Schon mit der sogenannten Options-klausel – mit welcher ein prozentuellerAnteil an der Erhöhung betrieblich in-dividuell verteilt oder etwa in eineMitarbeiterbeteiligung investiert wer-den kann – wurde mit kräftigem Zu-tun der Gewerkschaftsspitze eine ein-heitliche Lohnerhöhung unterlaufen.Neuerdings wird wieder mit ultimati-vem Verweis auf die schwierige wirt-schaftliche Lage verstärkt jedoch alsPatentrezept eine Einmalzahlung ange-boten. Was auf den ersten Blick viel-leicht gut klingen mag, hat einen kräf-tigen Pferdefuß.

Auch wenn nämlich einmalig eine Zah-lung von einigen hundert Euro ange-boten wird, gilt es zu beachten, dassdiese längerfristig und auf dieLebensarbeitszeit jedes einzelnen Be-schäftigten gesehen ein kräftiger Ein-schnitt ist. Einmalzahlung bedeutetnämlich wirklich einmalig. Währendeine allgemeine prozentuelle Erhöhung

(evt. auch in Verbindung mit einemSockelbetrag) bedeutet, dass dienächsten KV-Verhandlungen von ei-nem höheren Niveau ausgehen, gilt dasbei Einmalzahlungen nicht.

Und was für die Lohnentwicklung dernächsten Jahre Bedeutung hat, gilt imweiteren Sinne auch für die Pension,denn bekanntlich werden die Sozial-versicherungsbeiträge immer am je-weiligen Bruttolohnniveau bemessen.Mit Einmalzahlungen wird also auchdie gezielte Aushungerung derBeitragsgrundlage der Sozialversiche-rung betrieben – um dann umso laut-starker zu erklären, dass Pensionenund Gesundheit nicht mehr finanzier-bar seien und alle selber vorsorgenmüssten.

Hinter Einmalzahlungen steckt also dieAbsicht, die Löhne und Gehälter nied-rig zu halten. Wie schon Karl Marx im„Kapital“ oder in „Lohn, Preis undProfit“ anschaulich beschrieben hat,liegt es im ureigensten Interesse derUnternehmer, das Lohnniveau soweitwie möglich nach unten zu drücken umdamit einen Extraprofit undKonkurrenzvorteil herauszuschindenund dem tendenziellen Fall der Profit-rate entgegenzuwirken. So gesehen istsogar eine niedrige prozentuelle Lohn-erhöhung, die aber Basis für die künf-tige Lohnentwicklung ist, für die Be-schäftigten besser als eine noch sosaftig erscheinende Einmalzahlung.

Leo Furtlehner ist verantwortli-

cher Redakteur der „Arbeit“

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die Arbeit

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Von Oliver Jonischkeit

Angriffe auf Arbeiterkammern abwehren

Diesmal war es das BZÖ, welches unmittelbar vor den Nationalrats-wahlen mit der Forderung nach Senkung bzw. Abschaffung der AK-Um-lage einen Frontalangriff auf die gesetzliche Vertretung derArbeiterInnen und Angestellten startete. Die Westenthaler-Truppe stelltsich die Zukunft Österreichs also ohne eine finanziell unabhängigeArbeiterkammer vor. Damit sollte sie eigentlich für alle Beschäftigtennicht mehr wählbar sein.

1996 haben sich rund 90 Prozent derAK-Mitglieder dafür ausgesprochen,dass die Arbeiterkammer auch wei-terhin ihre gesetzliche Interessens-vertretung sein soll. Sehr geschätztwird der Rechtsschutz, den immermehr der über drei Millionen Mitglie-der in Anspruch nehmen müssen.Ebenfalls hohes Ansehen genießt derKonsumentenschutz der AK. Geför-dert werden Bildungsmaßnahmen fürArbeitnehmerInnen, meist zu wenig

gewürdigt werden die hervorragendarbeitenden Grundlagenabteilungender AK, z.B. jene der Volkswirtschaft,deren Studien z.B. zu Fragen der Zu-sammensetzung der Steuereinnahmen(aus Arbeit und Vermögen) und damitder Verteilung des geschaffenen Reich-tums auch der GewerkschaftlicheLinksblock gerne in Anspruch nimmt,um daraus seine politischen Forderun-gen abzuleiten bzw. seine Politik zuentwickeln.

Reformbedarf für das AK-WahlrechtSchieflastig ist das Wahlrecht für dieneun österreichischen Arbeiter-kammern: Bei der letzten Wahl im Jah-re 2004 waren 2,47 Millionenkammerumlagepflichtige Beschäftigte(in der Hoheitsverwaltung tätige Men-schen sind nicht AK-Mitglied) wahl-berechtigt. Die Vollversammlungensind länderweise unterschiedlich groß,im Burgenland 50, in Kärnten, Salz-burg, Tirol und Vorarlberg je 70, inNiederösterreich, Oberösterreich undder Steiermark je 110 und in Wien 180Mandate.

Abgesehen von einer Anhebung derMandatszahl in Vorarlberg von 50 auf70 im Jahre 1984 blieb die Größe derVollversammlungen seit 1949 unver-ändert, während sich die Beschäftig-tenzahlen sehr unterschiedlich entwik-kelten. Und so ergibt sich, dass imBurgenland schon auf 1.369 Wahlbe-rechtigte ein Mandat entfällt, in Ober-österreich hingegen 3.954, also drei-mal soviel.

Die AK-Umlage sichert die notwen-dige Finanzierung der Arbeiter-kammern und deren Unabhängigkeit.Nach wie vor genießt die AK hohesVertrauen – in einer jüngst im Auftragder Wiener AK durchgeführten Um-frage sprachen sich über 70 Prozentgegen eine Kürzung der Umlage, mitder eine Reduzierung des Leistungs-angebotes verbunden wäre, aus. DerGewerkschaftliche Linksblock hatdazu in der Vollversammlung der Wie-ner AK einen Antrag für ein klares Be-kenntnis zur AK-Umlage eingebracht.

Oliver Jonischkeit ist GLB-

Bundessekretär

österreichischen Durchschnitts sindalso die Kammervollversammlungen inSalzburg etwas, in Burgenland, Kärn-ten und Vorarlberg deutlich überdi-mensioniert, in der Steiermark und Ti-rol entspricht die Vertretung in etwadem bundesweiten Schnitt, währenddie Vertretungskörperschaften in Nie-derösterreich, Oberösterreich undWien bedingt durch das starke wirt-schaftliche Wachstum und damit derBeschäftigtenzahlen deutlich größersein müssten.

Ist die Größe der Kammervoll-versammlungen gestaffelt, trifft das aufdie formale Erfordernis für eine Kan-didatur nicht zu: Entweder fünf Mit-glieder der amtierenden Vollversamm-lung oder mindestens 300 Wahlbe-rechtigte müssen einen Wahlvorschlagunterschreiben, damit er als gültig an-erkannt wird. Auch hier wäre demnachAnpassungsbedarf vorhanden.Eine Verbesserung gab es mit der

1998 erfolgten Novellierung der AK-Wahlordnung, indem die bis 1994 gül-tige Aufsplitterung in drei Wahlkörper(ArbeiterInnen, Angestellte, Verkehrs-bedienstete) endlich abgeschafft wur-de. Diese hatte bekanntlich jahrzehn-telang dazu geführt, dass alle kleine-ren Fraktionen benachteiligt wurden,weil ihre Stimmen vor allem im Wahl-körper Verkehrsbedienstete durch diegeringe Zahl dort vergebener Manda-te regelmäßig ohne Wirkung blieben.

Hingegen nützt die Ausweitung derWahlzeit auf zwei Wochen in Verbin-dung mit der Einrichtung einer Unzahlvon Betriebswahlsprengeln auch inkleineren Betrieben vor allem den gro-ßen Fraktionen die mit ihren Appara-ten dies in die jeweilige Richtung ka-nalisieren können. Zahlreiche Betrie-be, insbesondere solche in welche dieBeschäftigten in vielen kleinen Dienst-stellen tätig sind, nützen daher auch die

Möglichkeit der Briefwahl.

Bei Zugrundelegung des gesamt-

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4/08 die Arbeit Seite 11

Magazin des GLB

Der GLB zeigt brisante Themen aufSalzburg ist in Österreich die Hauptstadt der Wohnungsnot. Den fertiggestellten Wohnungen in Salzburg steht in etwa die zehnfache Mengean Wohnungssuchenden gegenüber. Das sind zurzeit über 4.000 Haus-halte die als wohnungssuchend gemeldet sind. Diese Situation ist soprekär, dass sich nicht einmal die sozialdemokratische Mehrheitsfrak-tion in ÖGB und AK darüber hinwegschwindeln kann.

Der sozialdemokratische Bürgermei-ster der Stadt Salzburg muss sich abertrotzdem vor der eigenen Fraktionnicht fürchten: Als der GLB bei derletzten ÖGB-Landeskonferenz einambitioniertes Wohnbauprogrammeinforderte, wurde uns in der Sachezwar prinzipiell rechtgegeben – dieFSG wies aber darauf hin, dass tau-send Wohnungen die Misere behebenwürden. Angesichts der Faktenlageeine Frechheit für alle Wohnungssu-chenden.

Bei der Landeskonferenz haben dieRednerInnen des GLB bereits aufweitere Schwerpunkte ihrer Arbeitverwiesen, darunter die Rückführungvon Privatisierungen in die öffentlicheHand bei Schlüsselbereichen der Wirt-schaft (was angesichts der momenta-nen Entwicklung auf den Kapitalmärk-ten mehr als bestätigt wird). In die-sem Zusammenhang wurde von unsauf knapp gescheiterte Cross-Bord-er-Leasing-Verträge der Stadt Salz-burg (Kanalisation) hingewiesen.

Dass der ÖGB nichts aus der Kriselernt, zeigte übrigens ÖGB-PräsidentHundstorfer. In einer markigen Redeformulierte er wörtlich: „Dann müssenwir die Banken eben kaufen und wennsie saniert sind verkaufen wir sie wie-der“. Eine weiterführende Interpreta-tion des Merksatzes „Gewinne wer-den privatisiert, Verluste werden so-zialisiert“ – erschütternd, dass dieseWorte vom obersten Gewerkschafterdes Landes kommen.

Darüber hinaus setzen wir uns für den

Erhalt des einzigen innerstädtischenHallenbades und gegen den Bau ei-nes „Spaßbades“ an der Peripherie derStadt ein. Die Realisierung dieses Pro-jektes würde nicht nur erheblicheKosten verursachen, sondern auch die

Gerhard Wimmer, Betriebsrat bei EZA Fairer Handel (rechts) und RosiKrenn, Betriebsrätin der Lebenshilfe Salzburg (links) sind dieSpitzenkandidatInnen des GLB bei der Arbeiterkammerwahl in Salz-burg vom 26. Jänner bis 6. Februar 2009.

Zugangsmöglichkeiten für diese Ein-richtung gerade für ältere und sozialbedürftigere Personen beeinträchti-gen.

Selbstverständlich werden wir auchdie Dauerthemen des GLB vertreten:Umverteilung, gerechtes Steuersy-stem, Entlastung der sozial Schwä-cheren bei Abgaben, Senkung vonBetriebskosten, Vollbeschäftigung,zehn Euro Mindeststundenlohn. DerUnterschied zu den anderen Fraktio-

nen: wir haben diese Themen schonimmer in unserem Programm gehabt– die anderen müssen sie zurzeitwohl aus wahlpopulistischen Grün-

den vertreten.

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die Arbeit

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Von Josef Stingl

AK-Tirol: Was steckt dahinter?

Vom 2. bis 13. März 2009 wird in Tirol die neue AK-Vollversammlunggewählt. 70 Mandate (derzeit ÖAAB-FCG 44, FSG-SPÖ 17, GrüneGewerkschafterInnen 5, Liste Soli-Tirol 2 und FreiheitlicheArbeitnehmer 2) werden neu verteilt. Der Gewerkschaftliche Linksblock(GLB) will nach 50 „kammerlosen“ Jahren wieder den Einzug in dieVollversammlung schaffen.

Die Arbeiterkammer - wer kennt sienicht: Wer ein arbeitsrechtlichesProblem hat, lässt sich von ihrvertreten. Für eine Auskunft zumMietvertrag, zur Kranken- oderArbeitslosenversicherung oder zueinem Kaufvertrag ist sie der ersteAnsprechpartner. Gleiches gilt beimKonsumentInnenschutz, bei Fragenund Förderungen der eigenen Aus-und Weiterbildung und der Kinder.Aber war´s das schon?

Ein wichtiger Teil wird meistverschwiegen – die AK ist auch diepolitische Interessensvertretung derArbeitnehmerInnen. Wenn wir überdie Teuerung klagen, die AK könntemit ihrem Gesetzesinitiativrechts fürPreisregulierung eintreten. Gleiches giltfür die Wohnkosten, für einengesetzlichen Mindestlohn oderSozialstandards.

Ebenfalls von der Öffentlichkeitunbemerkt, ist die politische Instanzder AK, die Vollversammlung in Tirol(und Vorarlberg) ungewöhnlicher-weise schwarz dominiert. Damit dieAK-RätInnen - und das gilt sowohlfür die Schwarzen als auch die Roten- gar nicht in die Verlegenheit kommen,gegen die Interessen ihrer Parteiagieren zu müssen, werden dierealpolitischen Maßnahmen ebenschmal gehalten. Damit sie denMitgliedern ihre Schmalspurver-tretungsarbeit nicht erklären müssen,wird eben das Arbeiterparlament derÖffentlichkeit verschwiegen.

Daraus ergibt sich, dass die Voll-versammlung auch nicht oft tagen

muss, sechsmonatlich, also zwei Malim Jahr treffen sie sich, dazwischen„verhandeln“ sie - demokratiepolitischunlegitmiert - sozialpartnerschaftlichmit Gewerkschaft, Handelskammer,Landwirtschaftskammer undIndustriellenvereinigung. Teuerung,Massensteuern, Lohn- undAbgabenquoten zeigen in welcheRichtung diese Verhandlungen gehen.

Die AK ist zahm, in Tirol auch

lahm

Das Positive voran: Nirgends inÖsterreich hat die AK einen höherenBekanntheitsgrad als in Tirol. DieUrsache liegt beim ehemaligen AK-Präsidenten Fritz Dinkhauser. MitMillionen von Mitgliedergeldern wirdseit Jahren, jeden/r Kammermitglied„kostenlos“ die mit eigenen AK-Deckblatt versehene Zeitschrift„Konsument“ zugesandt – darüberhinaus werden ständig zahlreiche Print-, Hörfunk- und Televisions-Medien fürWerbung mit nicht unbeträchtlichenMitgliedsbeiträgen gefüttert. Nicht zuvergessen, bei allen Werbemaß-nahmen durfte natürlich nicht dasKonterfei Dinkhausers und jetzt desneuen AK-Präsidenten Erwin Zangerlfehlen.

Diese Imagekampagnen waren esauch, die Dinkhauser für sich kostenlosbei der Landtagswahl nutzte und er somit einer schwarzen Protestliste einenfulminanten 18-Prozent-Wahlerfolgeinfahren konnte. Außerdem ist seineFinanzgebarung beim lockerenUmgang mit seinen Fraktionsgeldern— wurden teilweise direkt in ÖVP-

Kassen umgeleitet, beim Umgang mitAusgaben wie „Schwarzbeschäftigte“,Geburtstagsgeschenke und Spesenund bei der fragwürdigen Entlassungdes Kammerdirektors Hirner diebereits Unsummen verschlungen hat,überprüfungswürdig.

Die Oppositionsfraktionen FSG,Grüne, FA und Soli haben Dinkhauserslockere Geldverteilung oft kritisiert,aber gleichzeitig den Rechnungs-abschlüssen immer zugestimmt. DerGLB hat beim Abgang Dinkhausers,die Kontrolle durch den Rechnungshofverlangt, dazu konnten sich wederFSG, Grüne, Soli noch FAdurchringen. Die FSG war mit einemMachtstreit über ihren Spitzen-kandidaten für die AK-Wahl be-schäftigt, die Grünen mit derLandtagswahl und von denFreiheitlichen war ohnehin über diegesamte Amtszeit wenig zu bemerken.

Zusammengefasst, die TirolerArbeiterkammer braucht in derVollversammlung dringend eine linkeAlternative, die alle Entscheidungender ÖAAB/FSG-Mehrheit auf dieInteressenverträglichkeit für die AK-Mitglieder prüft. Die Arbeiterkammerbraucht dringend eine konsequenteKontrolle. Wir vom GLB mit einer fürdie ArbeiterInnenklasse repräsen-tativen Liste (Frauen und Männer,MigrantInnen und InländerInnen,Lehrlinge und FacharbeiterInnen, ...)wollen dies sein.

Josef Stingl ist Spitzenkandidat

des GLB bei der AK-Wahl 2009 in

Tirol

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Magazin des GLB

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Magazin des GLB

4/08 die Arbeit

Von Axel Nimtz

Rechte der Beschäftigtennicht bestatten

Betriebsrat für TransitarbeiterInnen? So etwas wollen wir nicht imLändle. Diesen Eindruck mussten jedenfalls jene KollegInnen bekom-men, als sie einen Betriebsrat bei der Arbeitsinitiative Feldkirch (ABF)wählten. Bis dorthin hat die Geschäftsführung die Wahl im Vorfeld of-fenbar nicht ernst genommen.

Nach der Wahl jedoch hat sie diesesofort beim Arbeitsgericht angefoch-ten und hat den Wahlvorstand nicht fürdie notwendige Zeit zur Vorbereitungder Wahl freigestellt, sondern den Mit-gliedern die Stunden von ihrem kärg-lichen Lohn auch noch abgezogen. MitAktionen vor der Arbeitsinitiative inFeldkirch und in Altach, dessen Bür-germeister Brändle betonte, wie wich-tig ihm Betriebsräte wären und allesbei der Arbeitsinitiative in Ordnung sei,protestierte der GLB für die Einhal-tung der Arbeitsverfassung auch beiABF.

Höchsttarife nicht nur für Bestat-

tungsinstitute

AK-Direktor Keckeis vermutet, dassbei Bestattungsinstituten der Verdachtbesteht, diese würden eine für die Ver-braucher nachteilige Preispolitik betrei-ben und fordert daher vom Landes-hauptmann, Höchsttarife für dieseBranche (Grundlage laut Keckeis:Gewerbeordnung). Den Verdacht ha-ben wir allerdings bei vielen Branchen,von den Mineralölspekulanten bis zumLebensmittelhandel.

Da immer mehr nicht mehr wissen, wiesie ihre Rechnungen bezahlen sollen,fordert der GLB die amtliche Preisre-gelung für Grundnahrungsmittel, Woh-nen und Energie. Und unterstützt AK-Präsident Hämmerle, der feststellt, Ein-malzahlungen anstelle nachhaltigerLohnerhöhung sind für die AK nichtakzeptabel, es braucht Lohnerhöhun-gen deutlich über vier Prozent. Es sind

ja genug KammerrätInnen der großenFraktionen auch Gewerkschafts-funktionärInnen – wir warten schongespannt, ob diese Forderung bei denlaufenden Verhandlungen auch umge-setzt wird oder es sich dabei nur umVorwahlkampfgeplänkel handelt.

Bahn braucht Personal vor Ort

Ein Skandal sondergleichen ist diegeplante Verlegung der Fahrdienst-leitung von Vorarlberg nach Tirol undder Wunsch der Bahn, Bahnhöfe nichtmehr mit Personal besetzen zu wol-len. Von Umweltschutz zu reden undgleichzeitig älteren, behinderten – aberauch allen anderen Fahrgästen – ver-stehen zu geben, dass sie eigentlich beiden ÖBB nicht erwünscht sind, wennsie sich nicht ihre Fahrkarten selbstüber Automaten, Internet etc. besor-gen, geht zu weit. Auch tausendePendlerInnen fühlen sich sicherer aufbesetzten Bahnhöfen. Daher muss sichdie AK entschieden gegen diesenEinsparungswahn der ÖBB, die beiSpekulationen ganz andere Beträgeverliert, auftreten.

GLB als soziales Gewissen und

Kontrolle

Unter dem Motto „Damit man drau-ßen weiß, was drinnen vorgeht“ kan-didiert der GLB mit KollegInnen, diekeine Multifunktionäre sind, die sichkeiner „Sozialpartnerschaft“, sondernausschließlich den Beschäftigten unddamit den AK-Mitgliedern verpflich-tet fühlen. Deren Interessen möchten

sie auch in die Vorarlberger AK ein-bringen. Daher sammelt der GLB zur-zeit die für eine Kandidatur erforder-lichen Unterstützungserklärungen undersucht bei der AK-Wahl um IhreStimme.

Axel Nimtz, zuletzt als Transit-

arbeiter bei der Arbeitsinitiative

Feldkirch beschäftigt, ist Spitzen-

kandidat des Gewerkschaftlichen

Linksblocks (GLB) bei den kom-

menden Arbeiterkammerwahlen

(26.1.-5.2.2009).

AK-Wahltermine

Vorarlberg: 26.1. - 5.2.Salzburg: 26.1. - 6.2.Tirol: 2. - 13.3.Oberösterreich: 16. - 28.3.Burgenland: 22. - 31.3.Steiermark: 19.3. - 1.4.Kärnten: 20. - 30.4.09Niederösterreich: 5. - 18.5.Wien: 5. - 18.5.

2009

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die Arbeit 4/08Seite 14

die Arbeit

Post: Zerschlagung wird fortgesetztRobert Hobek, Vorsitzender des GLB-Post und VPA-Vorsitzender desPostamtes Wien-Liesing, wurde auf der Wiener Landesberatung desGLB einstimmig zum Spitzenkandidaten für die kommenden AK-Wah-len gewählt.

Schließungen gehen weiter

Post-General Wais meinte noch imAugust, es seien keine weiterenSchließungen von Postämtern geplant.Nur drei Monate später, unmittelbarnach der Nationalratswahl, sieht esplötzlich ganz anders aus, ist die Kat-ze aus dem Sack: allein in Graz (bis-her 29 Postämter) sollen fünf geschlos-sen, zwei weitere zusammengelegtwerden. Da von den verbleibendenganze sechs ausgebaut bzw. moder-nisiert werden sollen, jubelt Post-Sprecher Pachler bereits in der „Klei-nen Zeitung“, dass Graz damit eine dermodernsten postalischen Städte

Unter anderem sind es auch die Zu-stände bei der Post AG, die zeigen,wie notwendig es ist, dass mit dem Ge-werkschaftlichen Linksblock auchkünftig eine Fraktion in der Arbeiter-kammer vertreten ist, die sich aus-schließlich an den Interessen der AKMitglieder orientiert - und nicht an ei-ner Sozialpartnerschaft mit den Unter-nehmern.

Management weiter

auf Zerschlagungskurs

Schon jetzt ist es so, dass Zustel-lerInnen der Post unter der Arbeits-last leiden, die ihnen täglich aufgebür-det wird. Entsprechend steigen dieKrankenstände – auch hier leiden be-reits Beschäftigte unter dem Burn-out-Syndrom, sind also ausgebrannt, wiedie Postgewerkschaft feststellt. EinHohn für die Beschäftigten ist es, wenndie Zeitung „Österreich“ aufgrund desAngebots eines RaucherInnen-Entwöhnungsprogramms als beson-ders gesundheitsfördernden Betriebbezeichnet.

Jene, die in Jobcenter abgeschobenwurden und dort gezwungen sind, dieZeit tot zu schlagen, können ebensonicht darüber lachen wieZustellerInnen, deren Betreuungs-gebiete immer größer werden oderBeschäftigte am Schalter, die als ersteden Unmut von Kundinnen und Kun-den zu spüren bekommen, die dankdes Personalabbauprogramms derPost an einem der noch vorhandenenPostämter Schlange stehen. Offen-sichtlich haben die bestens bezahltenManager auch vergessen, etwaigeKrankenstände und Urlaube bei ihrerPersonalplanung zu berücksichtigen.Da loben sie sich lieber selbst bzw.vergessen ihre eigenen Zusagen.

Österreichs wird. Nach seiner Ansichtsind wahrscheinlich jene Gemeinden,die bereits kein Postamt und keine lä-stigen Kunden mehr haben, besondersmodern…

Wien ist nicht anders – hier pfeifen es

bereits die Spatzen von den DächernLiesings, dass die Schließung des Post-amtes 1233 in der Breitenfurter Stra-ße unmittelbar bevorsteht. Hier hat derGLB eine Unterschriftenaktion zurRettung des Postamtes gestartet underwartet auch von der Bezirks-vertretung Liesings, sich für den Er-halt des Postamtes einzusetzen.

BAWAG involviert?

Als Post-Generaldirektor Wais nochim August meinte, er denke an keineweiteren Schließungen von Postäm-tern, kommentierte er dies im „Stan-dard“ vom 28.8. so: Cerberus wirdsich irgendwann von der BAWAGtrennen. Der Wert der BAWAG soll(durch die Schließung von Postämternund damit auch von BAWAG/PSK-Filialen) nicht verkleinert werden. Der

Post-Vertragspartner BAWAG habeein Mitspracherecht bei der Schließung(Eröffnung) von Postämtern. Es wirdalso höchste Zeit, dass die Postge-werkschaft endlich aufwacht – solan-

ge es die Post noch gibt…

GLB-Postsprecher Robert Hobek bei der Übergabe der Unterschrif-ten für die GLB_Petition für die Erhaltung der Post im November 2005an den damaligen Nationalratspräsidenten Andreas Kohl

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4/08 die Arbeit Seite 15

Von Doris Grössinger

Beschwerde an dieVolksanwaltschaft

Seit Jahren kritisiert der GLB die Vorgangsweise der Wiener Linienbei Beanstandungen der Bediensteten. Die Bestrafungen sind willkür-lich und können bei bestimmten Delikten von einer bloßen Ermahnungbis zu einem monatelangen Abzug vom Fahrdienst reichen.

Um eines vorweg klar zu stellen, wirsind nicht für die Abschaffung vonStrafen, wenn sie gerechtfertigt sind,wir fordern jedoch klare und nachvoll-ziehbare Richtlinien, die jeden Bedien-steten gleich und fair behandeln. Es istnicht nachvollziehbar, warum bei glei-chem Delikt (erstmalig begangen) Be-dienstete eine kurze mündliche Ermah-nung erhalten und andere monatelangim Leichtdienst verbringen.

Bei Gesprächen mit Vorgesetzten wur-de diese Vorgangsweise immer wie-der bestätigt: „Wir können machen waswir wollen“, so ein Vorgesetzter wört-lich. Ein weiterer Punkt, den der GLBheftig kritisiert ist die Vorgangsweise.Viele Bediensteten werden wochen-oder sogar monatelang im Unklarengelassen, wie lange sie vom Fahrdienstabgezogen bleiben.

Ungewissheit belastet

Viele Bediensteten haben Familien undin vielen Gesprächen wurde bestätigt,dass die Ungewissheit wie lange derAbzug noch dauert, sie am meistenbelastet. Wir sehen darin Methode, dieBediensteten auch psychisch zu be-strafen. Es genügt offensichtlich man-chen Vorgesetzten nicht, dass der Be-dienstete finanziell gestraft ist, man setzthier ganz gezielt den Faktor Ungewiss-heit und Existenzangst ein.

Der GLB kritisierte auch immer wie-der die Praxis der Disziplinarstrafenbei Pragmatisierten. Diese könnenGeldstrafen bis zum 1½fachen einesMonatsbezuges aufgebrummt bekom-

men und diese immer öfters mit derBegründung der „groben Fahrlässig-keit“. Die Gesetzgeber definiert ein-deutig, was unter grob fahrlässig zuverstehen ist. Für die Wiener Linienjedoch gelten andere Maßstäbe, hierwerden im Grunde sämtliche größereSchäden automatisch als grob fahr-lässig gewertet.

Bei Bediensteten abkassiert

Es kristallisiert sich immer mehr her-aus, dass bei den Bediensteten abkas-siert werden soll, obwohl sämtlicheSchäden über die Versicherung abge-deckt werden. Besonders bedenklichfindet der GLB diese Praxis, da es sichim Grunde um eine doppelte Bestra-fung handelt, da jeder Bedienstete,bedingt durch den Abzug vom Fahr-dienst einen nicht unerheblichen Lohn-abzug hinnehmen muss, dann wird erauch noch ein zweites mal zur Kassagebeten und dies bis zum 1½facheneines Monatsbezuges.

Der GLB kritisierte dies auch im Be-triebsrat und forderte die Mehrheits-fraktion auf, endlich zu handeln. Dielapidare Antwort: „Wenn sich ein Be-diensteter ungerecht behandelt fühlt,kann er ja klagen!“ Die Betriebsrätedes GLB stellten klar, dass es dieAufgabe von Betriebsrat und Ge-werkschaft sei, solche Missstände zubeseitigen und verständlicherweiseviele Bedienstete den Gang vor Ge-richt scheuen würden.

Es stellt sich hier die Frage, warumweigert sich die FSG tätig zu werden?

Ist ihr dieses System, dass auch eingewisses Abhängigkeitsverhältnis zumjeweiligen FSG-Obmann schafft, viel-leicht gar nicht so unrecht? Auch in vie-len anderen Bereichen (z.B. höhereDienste) ist es oft nicht nachzuvollzie-hen, warum einzelne Bedienstete aus-gewählt wurden und andere nicht.

Volksanwaltschaft reagiert

Der GLB fordert hier klare und für allenachvollziehbare Regelungen und hatin diesem Sinne eine Beschwerde andie Volksanwaltschaft gerichtet. Mitt-lerweile hat uns auch schon die Volks-anwaltschaft, eine Überprüfung bestä-tigt. Volksanwalt Peter Kostelka(SPÖ) wörtlich: „Zu Ihrem Schreibenvom 15. September 2008 teile ich Ih-nen mit, dass die Volksanwaltschaft aufGrund Ihrer Beschwerde betreffendder Vorgangsweise der Wiener Linienals Dienstgeber ein Prüfungsverfahreneingeleitet hat. Ich habe mich in die-sem Verfahren mit der Magistrats-direktion der Stadt Wien in Verbindunggesetzt und um Aufklärung ersucht.Mein Mitarbeiter Dr. Hiesel steht Ih-nen für Rückfragen gerne zur Verfü-gung.“

Doris Grössinger ist Sekretärin des

GLB-GdG

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die Arbeit

die Arbeit 4/08Seite 16

Die Mär vom KernaktionärÖGB-Präsident Hundstorfer ist, eben-so wie die angebliche „Arbeiter-Innenpartei“ SPÖ, mit dem Regier-ungsauftrag zur endgültigen Zerschla-gung der AUA als staatliche Flugliniezufrieden: „Eine AUA-Struktur mitösterreichischen Kernaktionären führtdazu, dass nicht nur finanzielle Ertrag-sinteressen vertreten werden. AuchArbeitsplätze, Wirtschaftsstandort undStreckennetz können die mit Sperr-minorität ausgestatteten österreichi-schen Eigentümer im Interesse desLandes im Auge behalten“.

Entweder ist Hundstorfer das Grund-

GLB-Resolution angenommenAngenommen wurde von der Vollver-sammlung der Wiener Arbeiter-kammer am 12. November 2008 derfolgende Dringlichkeitsantrag des GLBzur aktuellen Situation bei der Post AG.Die 149. Vollversammlung der Wie-ner Arbeiterkammer fordert einen ver-fassungsmäßigen Schutz des strategi-schen öffentlichen Eigentums.

Begründung: Laut jetzt bekannt ge-wordenen Plänen des Vorstandes derPost AG sollen bis 2015 weitere 9.000von derzeit 25.800 Arbeitsplätzen ver-nichtet, ein Großteil der Briefzustellungan Subfirmen mit Dumping-Löhnenausgelagert und tausend von derzeit1.311 Postämtern zugesperrt oderprivaten Postpartnern überlassen wer-den.

Diese Maßnahmen sind als Folge derbisherigen Schritte der Liberalisierungder Post zu sehen: Die Ausgliederungder Post aus dem Bundesbudget1996, die von Österreich mitgetrageneEU-konforme Liberalisierung derPostdienste ab 2011 und die Teil-privatisierung der Post AG durch denBörsegang 2006 haben zum heutigenZustand geführt. Gleichzeitig wurdeverabsäumt, private Anbieter für eine

prinzip kapitalistischer Konzerne –nämlich maximalen Profit zu machen– nicht geläufig oder er behauptet dieswider besseren Wissens, um der SPnicht in den Rücken zu fallen. Niemandwird die „österreichische Kern-aktionäre“ hindern können, ihreAktienanteile zu verkaufen, wenn sieden Zeitpunkt für gekommen und ei-nen entsprechenden Gewinn realisie-ren wollen. Daher sichert diese Lö-sung auch keine Arbeitsplätze sonderngefährdet diese. Im Fall AUA sindKernaktionäreohnehin schon obsolet,weil ein Verkauf an die Lufthansa alsfix gilt.

Profitmaximierung ist offensichtlichauch beim Siemens-Konzern derGrund für massiven Stellenabbau, inSt. Pölten soll überhaupt gleich eingroßer Betrieb, die „Glanzstoff“, ge-schlossen werden. Der GLB fordertevor dem Werk mit einem Flugblatt dieÜbernahme des Betriebs durch dieÖIAG. Es ist höchst an der Zeit, dassGewerkschaften ihre Mobilisierungs-fähigkeit auch nützen, um gegen diemassive Arbeitsplatzvernichtung inÖsterreich vorzugehen. Das Aus-verhandeln von Sozialplänen ist wich-tig, aber zuwenig – Krokodilstränenund Särge vor den Werktoren sind es

auch.

Konkretisierung der Universaldienst-verordnung für eine flächendeckendeVersorgung in die Pflicht zu nehmen.

Um zu verhindern, dass die Post AGvöllig zerstört und dann ähnlich wie die

kend elementare Postdienstleistungenim öffentlichen Interesse zu erfüllen.

Diese Funktion kann nur eine Post imöffentlichen Eigentum maximal erfül-len. Daher ist ein verfassungsmäßiger

AUA an einen Auslandskonzern ver-schenkt wird sind politische Entschei-dungen erforderlich. Aufgabe der Postist es nicht, durch fragwürdige Expan-sionen im Ausland oder permanenteSchrumpfungsmaßnahmen Maximal-dividenden für die AktionärInnen her-auszuschinden, sondern flächendek-

Schutz des strategischen öffentlichenEigentums, vor allem im Bereich deröffentlichen Infrastruktur, notwendig.Ebenso ist ein Branchen-Kollektivver-trag erforderlich, der auch für privatePostdienste gilt und damit Chancen-gleichheit schafft und Lohndumping

verhindert.

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4/08 die Arbeit Seite 17

Magazin des GLB

Fete Noir oder das Ende der Glanzstoff in St. Pölten

Noch bis 22.11.2008 läuft im ehem. Clubhaus der Glanzstoff, dem heu-tigen Restaurant „Die Villa“, in St. Pölten gegenüber vom Werk dieSonderausstellung „Glanzstoff 1904 – 2008“, die mit einer „Fete Noir“am 22.11., einer Gedenkfeier der etwas anderen Art mit DJ´s, Liveacts,Beats und Oldies in Memoriam Glanzstoff abgeschlossen wird.

Bereits aufgelöst wurde die Betriebs-feuerwehr der Glanzstoff – der letzteAkt von Kommandant Fritz Band.Sein Stellvertreter Bichler nahm mitden Worten „ihr habt beim Brand ge-kämpft wie die Löwen, um die Firmazu erhalten, alles umsonst“. Per Mailbedankte sich auch Ex-Generaldirek-tor Grundmann bei der Feuerwehr undstellte fest, überzeugt zu sein, „dassnicht alles Menschenmögliche unter-nommen wurde, um den Betrieb wei-terzuführen. Der Wille war einfachnicht da“.

Gekämpft hat die Betriebsfeuerwehrnicht nur gegen den großen Brand2007, sondern auch um den Erhalt destraditionsreichen Industriebetriebes.Kollegen rund um Fritz Band haben,als bekannt wurde, dass der Eigentü-mer Grupp zwar die Versicherungs-summe für den Brand kassiert hat, je-doch das Werk schließen lassen wollte(angeblich weil die Erfüllung von Um-weltauflagen zu teuer gewesen wären),die Plattform „pro Glanzstoff“ gegrün-det. Gemeinsam mit Kolleginnen undKollegen auch außerhalb des Betrie-bes, denen dieser jedoch am Herzenliegt – darunter der ehem. GLB-Be-triebsrat Erwin Stingl und GLB-Bundessekretär Jonischkeit – wurdeversucht, auch den Betriebsrat derGlanzstoff und die Gewerkschaft derChemiearbeiterInnen zum gemeinsa-men Kampf für den Erhalt des Wer-kes zu gewinnen. Der Vorsitzende derChemiegewerkschaft, Artmäuer, soll-te eigentlich aus dem Ende vonSemperit, bei der er damals Betriebs-ratsvorsitzender war, wissen, dass einnicht geführter Kampf in jedem Fall

ein verlorener ist.

Nach einer Auftaktkundgebung derPlattform Ende Juli und der Teilnah-me der BR-Vorsitzenden (Arb. undAng.) an einer Sitzung bestand die leiseHoffnung, dass es zu gemeinsamenAktionen der Belesgchaft und derGewerkschaft kommen würde. Leiderwar dem nicht so. Stattdessen wurdezwar ein Sozialplan ausgehandelt, aberansonsten geschwiegen.

schlag des GLB-BundessekretärsJonischkeit, gleich den Termin festzu-legen, ging Kollege Gansch lieber nichtein, ernst gemeint war der Vorschlagoffenbar ohnehin nicht.

Sehr zur Freude des EigentümersGrupp. Dieser bekleidet verschiede-ne Aufsichtsratsmandate, u.a. bei derSchöllerbank, dem SteineherstellerRHI, sein Konzern ist für Aluminium-verpackungen und das Refa-Dach(„stark wie ein Stier“) bekannt.Weiters ist er u.a. Präsident des Mu-seums für angewandte Kunst (MAK)in Wien und „spielender Präsident“ desPolo-Clubs München. Die Glanzstoffhat er um den sagenhaften Betrag von

Daher kam es Mitte September in St.Pölten zu einer Demo von der Glanz-stoff zum ÖGB, um diesen aufzuwek-ken und aufzufordern, gemeinsameAktionen zum Erhalt des Werkes end-lich zu starten. Der zuständige Landes-sekretär der Chemiegewerkschaft,Franz Gansch, meinte jedoch, derÖGB sei die falsche Adresse für dieDemo – auch die Gewerkschaft wol-le die Glanzstoff erhalten. Sinnvollersei eine Protestaktion vor den Torenvor Grupps Firmensitz im BezirkLilienfeld. Auch Haiderer, Gewerk-schafter und Politiker in St. Pöltenfand, das mache Sinn. Auf den Vor-

1 Schilling erwor-ben. Jene über 300Beschäftigten, dienun ihren Job verlie-ren, haben nun zwarZeit – aber vermut-lich nicht das Geld,um sich Polo spie-lend die diese totzu-schlagen.

Kur iose rwe i semussten sie nämlich– trotz Einstellung

der Produktion und der erhaltenenKündigung – pünktlich zur Schicht er-scheinen, obwohl es nichts mehr zu tungab.

Da immerhin forderten nun auchAKNÖ, Gewerkschaft und Betriebs-rat „ein faires und menschliches Endefür die, die die Gewinne in dem umeinen Schilling geschenkten Betrieberarbeitet haben“. Chemie-gewerkschaftsvorsitzender Artmäuerzu Grupp: „auch wer einmal als Retterin der Not aufgetreten ist, soll denmenschlichen Aspekt nicht verges-

sen“. Jetzt fehlt nur noch der Kranz…

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Seite 18 die Arbeit 4/08

die Arbeitdie Arbeit

Gemeingefährlicher ÜbermutÜbermütig sind die „OÖ Nachrichten“, die jetzt gemeinsam mit derRaiffeisen-Bankengruppe zum siebten Mal ein „Börsespiel“ veranstal-ten. Ausgerechnet in einer Zeit, wo fast jeden Tag eine Bank zusammen-kracht, die Börsenkurse in den Keller rasseln und das Scheitern desneoliberalen Finanzmarkt-Kapitalismus auch für den Dümmsten unüber-sehbar ist für die Spekulation mit Aktien und anderen Börseproduktenzu werben ist geradezu abenteuerlich.

Gemeingefährlich bis kriminell wird esfreilich, wenn dazu auch heuer wiederSchüler und Schulklassen eingeladenwerden, bei diesem Spiel mitzumachenund dazu mit jugendgerechte Preisenwie LCD-TV, iPods oder Konzertbe-suche gelockt wird. Da kann man be-tonen, dass dieses „Spiel“ natürlich„ohne finanzielles Risiko“, also aufdem Trockendock, erfolgt.

Denn der Hintergedanke ist durchausnicht so platonisch: Die Bank und ihrneoliberales Sprachrohr wollen letzt-endlich die TeilnehmerInnen auf denFinanzmarkt locken. Die Zurichtungneoliberal angepasster finanzmarkt-konformer Investoren und Konsumen-ten ist schließlich das Ziel solcher„Spiele“.

Bei einer TV-Debatte auf einem deut-schen Sender ging es dieser Tage umdie internationale Finanzkrise. Dabeiwurde auch die Frage gestellt, ob esnur die Gier einiger wildgewordener(und millionenschwer abgefertigter)BankmanagerInnen ist oder ob nichtdoch auch die Gier der AnlegerInnenmit Schuld an der Misere ist.

Damit schließt sich der Kreis zum„Börsespiel“: Wenn Banken, Medien,Politik und Experten ihr Ziel darin se-hen, die Menschen mit dem Finanz-markt „vertraut“ zu machen, ihnen tag-täglich einhämmern, dass der „freieWettbewerb“ ohnehin alles besser re-gelt als der vielgeschmähte Staat, dassdie Finanzierung von Pensionen, Ge-sundheit etc. über Aktien besser wäreals über das als antiquiert abgestem-pelte Umlagensystem, dann steckt

doch dahinter die Absicht den Men-schen einzureden, sie hätten es in der

Von Peter Scherz

Die Ware Arbeitskraft

Viel hat sich in den letzten Jahren auf dem Arbeitmarkt geändert. Dochtrotz aller technischen Errungenschaften und Möglichkeiten ist einesgleich geblieben: Der bereits von Karl Marx beschriebene Grundsatzder Wirtschaft, dass die Arbeitskraft nur eine Ware ist.

Denn wären all die erzielten Errungen-schaften geschaffen worden, um denMenschen zu dienen und nicht derPro?tmaximierung, dann würden nichtimmer weniger Menschen immer mehr,sondern viel mehr Menschen immerweniger arbeiten müssen.

Dann müsste man auch nicht den Leu-ten erzählen, eine 65-Stunden-Wochesei eine soziale Errungenschaft. DieArbeit gerechter zu verteilen, das wäreeine soziale Errungenschaft und ne-benbei das beste Mittel gegen Arbeits-losigkeit.

Stattdessen wird geschachert, wo esnur geht. Sobald es um Lohnerhöhun-

gen für die Beschäftigten geht, brichtscheinbar die Wirtschaft zusammen.Wenn die Arbeiter aber unter der all-gemeinen Teuerung zusammenbre-chen, dann interessiert das niemanden.Woran es krankt, das wusste schonder gute alte Marx. Und er hatte Recht,denn: Eine gerechte Verteilung gibt esnämlich nur unter einer Voraussetzung:Der Mensch muss an erster Stelle ste-hen, nicht der Profit. Darüber sollteman nachdenken.

Peter Scherz ist Betriebsrat bei

Magna Steyr in Graz und

GLB-Arbeiterkammerrat in der

Steiermark

Hand zum großen Geld zu kommen.

Über die meist im Kleingedruckten an-gemerkten Risiken spricht man natür-lich nicht. Wenn es kracht haben dieAbzocker ihre Profite längst ins Trok-kene gebracht, die Manager werdenmit Millionen abgefertigt – und derStaat darf auf Kosten der Steuerzah-

lerInnen den Schaden sanieren…

Alles Gute für 2009!Wir wünschen auf diesem Wege allen Mitgliedern des GLB, allen für den GLBaktiven MandatarInnen, AktivistInnen und UnterstützerInnen erholsame Feier-tage sowie alles Gute, Gesundheit und viel Erfolg im gemeinsamen Kampf fürdie Interessen der Lohnabhängigen und im Sinne einer fortschrittlichen, linkenund kämpferischen Gewerkschaftspolitik auch im Jahre 2009.

GLB-BundesleitungMag. Karin Antlanger, BundesvorsitzendeWerner Beier, Barbara Buchacher-Kundi, Josef Stingl,Stv. BundesvorsitzendeOliver Jonischkeit, Bundessekretär

Redaktion „Die Arbeit“

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Seite 194/08 die Arbeit

Magazin des GLBMagazin des GLBMagazin des GLB

Für sozialeMindeststandards in EuropaNach Wien war am 4. Oktober 2008 Barcelona Treffpunkt des Netz-werkes von GewerkschafterInnen der Europäischen Linkspartei unddarüber hinaus – aus Österreich nahmen Karin Antlanger und OliverJonischkeit daran teil. Die Treffen finden in der Regel zwei Mal jähr-lich statt und dienen einerseits dem Erfahrungsaustausch, beschäfti-gen sich andererseits aber mit ein bis zwei inhaltlichen Schwerpunkt-themen.

Dieses Mal mit den sozialen Standardsin Europa. GewerkschafterInnen un-ter anderem aus Österreich, Deutsch-land, Griechenland, Dänemark, Finn-land und natürlich aus Katalanien (Spa-nien, Barcelona) stellten dabei fest,dass die Probleme in den einzelnenLändern zwar im Detail unterschied-lich, insgesamt aber die gleichen sind.Beispielsweise die massive Zunahmeatypischer Arbeitsformen und –zeiten,aber auch die besondere Benachteili-gung von Frauen und MigrantInnen.

Mit einer Resolution für sozialeMindeststandards in Europa richtensich die GewerkschafterInnen an dielinke Fraktion im Europaparlament(GUE/NGL) sowie an die Europäi-sche Linkspartei mit dem Ansuchen,ihre Forderungen zu unterstützen undentsprechend einzubringen.

Beispielsweise die Forderung nachMindesteinkommen (gesetzlich oderüber Kollektivverträge), die jedenfalls60 Prozent des jeweiligen durch-schnittlichen Einkommens in den Län-dern betragen soll und natürlich auchfür MigrantInnen und sogenannte„GastarbeiterInnen“ gelten muss.

Europaweit muss auch die Arbeitszeit-verkürzung auf der Tagesordnung ste-hen, die Regeln sind in den einzelnenLändern unterschiedlich. Die 35-Stundenwoche verlangen wir europa-weit, dafür kämpfen wir – als Ziel hatdas auch der Europäische Gewerk-schaftsbund in seinem Programm, al-lein entsprechende Aktionen zurDurchsetzung bleiben offensichtlichaus. Weiters fordert das Netzwerk-

treffen der GewerkschafterInnen,dass es allen mit 60 Jahren möglichsein muss, in die Pension zu gehen –bessere Regelungen in einzelnen Län-dern dürfen dadurch natürlich nichtverschlechtert werden.

Immer wieder gibt es von Regierun-gen und Unternehmen Versuche, Ar-beitskämpfe zu unterbinden und zuverbieten – daher fordert das linkeGewerkschaftsnetzwerk der Europäi-

schen Linkspartei (EL), das Recht aufStreiks, auch auf politische Streiks, zugarantieren sowie das Recht, unab-hängige Gewerkschaften in allen eu-ropäischen zu gründen und diese nichtin ihrer Arbeit zu behindern. Das Bas-kenland liegt übrigens auch in Euro-pa, zwischen Frankreich und Spanien– der dortigen Gewerkschaft L.A.B.passiert dies laufend.

Schließlich wird von den EL-GewerkschafterInnen der stattfinden-de Kampf der ArbeiterInnen und An-gestellten von VW zur Verteidigungdes sogenannten „VW-Gesetzes“ un-terstützt, welches für die weltweiteZukunft der Werke von Volkswagen,SEAT und Skoda von Bedeutung ist.Die Resolution (auf englisch) kann überdas GLB-Büro des ÖGB bezogen

werden.

Willi Goldenberg 1915-2008Am 23. September 2008 ist unserKollege und Genosse Willi Golden-berg im Alter von über 93 Jahren ver-storben. Als Opfer rassistischer Ver-folgung – seine Mutter und seineSchwester flohen 1914 vor den Po-gromen der zaristischen Armeen ausdem heimatlichen Lemberg (heuteLviv, Ukraine), während der Vater zurk.k. Armee eingezogen worden war– kam er im Mutterleib nach Wien. InWien wuchs er heran, maturierte undbegann ein Architekturstudium.

1938 gelang ihm – erneut rassistischerVerfolgung ausgesetzt – die Flucht indie Schweiz. Dort wurde er zwar in-terniert, war aber seines Lebens rela-tiv sicher. Auch seiner Schwester ge-lang die Flucht, und zwar ins Verei-nigte Königreich Großbritannien, wel-ches auch nach 1945 ihr ständigerWohnsitz blieb. Die Eltern der Ge-schwister Goldenberg, die nach Jugo-slawien geflohen waren, wurden imDezember 1941 von Mitgliedern derUstaša bei Brèko ermordet.

Nach der Befreiung und Wiederher-

stellung Österreichs kehrte WilliGoldenberg, der das Studium der Ar-chitektur nicht fortsetzen konnte, nachWien zurück. Er arbeitete bei der Ge-meinde Wien bei der Baupolizei, woer sich gewerkschaftlich organisierteund engagierte und auch zum Personal-vertreter gewählt wurde.

Nach seiner Pensionierung arbeitete erehrenamtlich als Redakteur beim Ge-werkschaftlichen Linksblock in derGewerkschaft der Gemeinde-bediensteten, wo er jahrzehntelang fürdas Zustandekommen der Beiträge für„seine“ Zeitung „Das neue Wien“sorgte. Die meisten Beiträge schrieber aber selber.

Viele von uns haben viel von ihm ge-lernt, zum Beispiel das Zuhören, dassich in andere Hineinversetzenkönnen,Gelassenheit und nicht zuletzt das Ver-fassen gerader Sätze. Dass er gestor-ben ist, macht uns traurig, dass wir mitihm zusammenarbeiten durften, machtuns stolz.

Rudi Hieblinger, f.d. GLB/GdG

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die Arbeit

Seite 20 die Arbeit 4/08

Bilanzbuch des 20. Jahrhunderts

Zwischen „Obstler und Essiggurken“,schrieb Elfriede Jelinek 1986, findetjährlich „eine wichtige literarische De-monstration der Einheit der linken In-telligenz in Österreich statt“. Gemeintist das Linke Wort am Volksstimme-fest, das im Jubiläumsjahr 2008 unterdem Motto „Aus dem Bilanzbuch des20. Jahrhunderts“ stand und auch vomGLB unterstützt wurde.

Das Linke Wort ist eine Literatur-

tur ist es fremd, nur die persönlichenBefindlichkeiten und Sehnsüchte aus-zudrücken, das eigene Ich in den Mit-telpunkt zu rücken, so „als könne dieKunst achtlos an den Erschütterungenunserer heutigen Epoche vorüberge-hen“, wie Leo Trotzki in seinem Essay-

Aus dem Bilanzbuch des 20. Jahrhunderts. Linkes Wort am Volksstimme-fest 2008.Mit Beiträgen von Ruth Aspöck, Manfred Bauer, Lidio Mosca Bustamante,Manfred Chobot, Peter Clar, Judith Gruber-Rizy, Eva Jancak, Axel Karner,Güni Noggler, Helmut Rizy, Gerhard Ruiss, Stefan Schmitzer, SimoneSchönett, Richard Schuberth, Rolf Schwendter, Benjamin Turecek und denAutorInnen des Werkkreises der Literatur der Arbeitswelt (Gerald Grassl,Yasmine Hafedh, Eugen Bartmer, Karin Jahn, Stephan Eibel Erzberg, ToniMantler, Werner Lang und Christian Schreibmüller).Vorbestellungen können per Mail [email protected] oder amPostweg vorgenommen werden:- c/o KPÖ Wien, z. H. Roman Gutsch und Christoph Kepplinger,Drechslergasse 42, 1140 WienDie Anthologie kostet 12 Euro exkl. Versandspesen.

Die Titelgrafik der diesjährigen Linken-Wort-Anthologie gestaltete der Wie-

ner Künstler Othmar Wundsam.

Demokratisch ist die am Linken Wortvorgetragene Literatur, weil sie dasgesellschaftliche Bewusstsein als dieWiderspiegelung des gesellschaftlichenSeins der Menschen begreift und be-schreibt. Die Quellen dieser Literaturliegen demnach im materiellen Leben

veranstaltung, die seit 1975 jährlich imRahmen des Volksstimmefests, demtraditionellen Presse- und Volksfestder KPÖ, stattfindet. An beiden Fest-tagen werden Prosatexte und Lyrikvon den AutorInnen selbst vorgetra-gen. Inhaltlich ist die beim Linken Wortpräsentierte Gegenwartsliteratur vor-rangig – aber nicht ausnahmslos – aufThemen der Arbeitswelt und aufAlltagserfahrungen im Sinne eines kri-tischen Realismus ausgerichtet.

Es handelt sich folglich um alternativeLiteratur, die im Gegensatz zu neuenGenerationen von AutorInnen nichtnur von sich und ihren Ich-Erfahrun-gen spricht. Dieser kritischen Litera-

band Literatur und Revolution formu-lierte.

der Gesellschaft, in den ökonomischenund politischen Verhältnissen.

Im geschichtsträchtigen Gedenkjahr2008 bilanzierten die teilnehmendenAutorInnen das 20. Jahrhundert ent-lang den markanten historischen Ein-schnitten der Jahre 1918, 1938 und1968. Es sind vielfältige Zugänge informaler und inhaltlicher Hinsicht, diein der diesjährigen Anthologie, diedemnächst mit Unterstützung des GLBerscheinen wird, dokumentiert werdenkonnten.

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Seite 214/08 die Arbeit

Magazin des GLBMagazin des GLB

AK-Vollversammlungim Zeichen der FinanzkriseBei der 149. Vollversammlung der Wiener Arbeiterkammer am 12. November 2008 sprachAK-Präsident Herbert Tumpel über die „schwerste Krise“ seit 1929. In den letzten Jahrenstiegen die Gewinne und die Löhne wurden immer geringer. Dazu gibt es zwischen denSpitzeneinkommen und den „normalen“ Gehältern ein großes Ungleichgewicht.

Tumpel stellte zwar auf einer Seite das bestehende System in Frage, auf der anderen Seitebetonte er aber, dass es einen freien Markt weiterhin geben müsse, der nur besser reguliertgehöre. Gleichzeitig betonte der Präsident, dass er schon seit Jahren die Probleme ange-sprochen habe.

Beatrix Todter, Arbeiterkammerrätin der Fraktion Gewerkschaftlicher Linksblock im ÖGB (GLB) meinte bei ihrerWortmeldung, dass die FSG-Personalvertretung in der Post für den Börsegang gestimmt hatte und dass die GLB-Anträge gegen die Privatisierung der Post und gegen Stock-Options bei früheren Vollversammlungen nicht angenommenwurden.

Der GLB hatte zu dieser Vollversammlung elf Anträge (von denen drei angenommen, fünf abgelehnt und drei zugewiesenwurden) und einen Dringlichkeitsantrag zur aktuellen Situation der Post eingebracht, der mit einer Änderung angenom-men wurde und einen verfassungsmäßigen Schutz des strategischen öffentlichen Eigentums fordert. Die Anträge desGLB im Wortlaut gibt es auf www.glb.at.

Beatrix Todter

AK-Rätin in Wien

Peter Scherz

AK-Rat Steiermark

AK-Steiermark:Linksblock setzt wichtige AkzenteDie 14. Vollversammlung der steirischen Arbeiterkammer am 13. November 2008 be-kräftigte in einer einstimmig angenommenen Resolution ihre volle Solidarität mit den Post-und Telekom-Beschäftigten. GLB-Arbeiterkammerrat Peter Scherz betonte in seinerWortmeldung aber, dass man auch die Entstehungsgeschichte der aktuellen Probleme nichtvergessen darf.

An FSG und ÖAAB gewandt sagte er: „Ihr tut jetzt alle so überrascht über die Liberalisie-rung. Aber ihr selbst habt vor 1995 für den Anschluss Österreichs an die EU geworben.Damals hätten alle Arbeitervertreter die Wahrheit über den Wirtschaftskurs der EU sagenmüssen, wie das der GLB und die KPÖ getan haben“.

Im Zentrum der Diskussion standen Antworten auf die Wirtschafts- und Finanzkrise. Eine Resolution mit einem konkre-ten Maßnahmenkatalog wurde zugewiesen. Peter Scherz: „Jetzt darf man nicht die Verluste der Finanzwelt verstaatli-chen und die arbeitenden Menschen belasten. Es geht darum, den gesellschaftlichen Einfluss auf die Banken zu stärken.“

Wohnbauprogramm gefordert

Die drei Anträge des GLB wurden einstimmig angenommen. Die AK fordert die Einführung einer amtlichen Preisrege-lung für Energie und wendet sich gegen die Schließung der Fernmeldeschule Graz-Eggenberg.

Darüber hinaus fordert die Vollversammlung der steirischen AK ein eigenes Wohnbauprogramm im Rahmen der Kon-junkturprogramme von Bund und Land. Peter Scherz: „In Graz könnten dadurch beispielsweise rasch neue Gemeinde-wohnungen auf Kasernengrund geschaffen werden, wenn der Bund die entsprechenden Grundstücke der Stadt zu

einem symbolischen Preis zur Verfügung stellt.“

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die Arbeit

die Arbeit 4/08Seite 22

Hubert Schmiedbauer ist 75

Von Siegfried Pötscher

Arbeitsrecht-Tipp:Der Arbeitsvertrag (Erster Teil)

Verpflichtet sich jemand zu einer Ar-beitsleistung für einen anderen, liegt einArbeitsvertrag vor. Dieser ist zweisei-tig verbindlich, da beide Vertragspar-teien (ArbeitgeberIn und Arbeit-nehmerIn) sowohl Rechte als auchPflichten haben. Die Hauptpflicht vonArbeitgeberInnen besteht in der Be-zahlung des Entgelts, jene der Arbeit-nehmerInnen in der Arbeitsleistung.Der Arbeitsvertrag regelt die Rechteund Pflichten, soweit durch Gesetzoder Kollektivvertrag diese Rechtenicht zwingend festgelegt sind (dennzwingendes Recht kann durch denArbeitsvertrag nicht abgeändert wer-den).

Wichtige Merkmale eines Arbeitsver-trages sind: Persönliche Abhängigkeitder ArbeitnehmerInnen (Weisungs-recht der ArbeitgeberInnen), persön-liche Arbeitspflicht, Dauerschuld-verhältnis, Arbeitsleistung auf Zeit undnicht auf einen bestimmten Erfolg, dieArbeitsmittel werden von den Arbeit-geberInnen zur Verfügung gestellt,wirtschaftliche Abhängigkeit derArbeitnehmerInnen und ihre Einglie-derung in die Organisation des Betrie-bes.

Normaler Weise ist der Abschluss ei-nes Arbeitsvertrages an keine bestimteForm gebunden. Er kann mündlich,schriftlich oder schlüssig (z. B. indemjemand Arbeitsleistungen für einen an-deren erbringt und dieser die Leistun-gen annimmt) zustande kommen.

Da ArbeitnehmerInnen keinen An-spruch auf Ausstellung eines schriftli-chen Arbeitsvertrages haben, ist dasRecht auf Ausstellung eines Dienst-zettels von besonderer Bedeutung. EinDienstzettel ist die schriftliche Auf-zeichnung über die wesentlichen Rech-te und Pflichten aus dem Arbeitsver-trag. Er dient der Beweissicherung.

Der Mindestinhalt eines Dienstzettelsist gesetzlich vorgeschrieben. Gemäߧ 2 AVRAG (Arbeitsvertragsan-passungsgesetz) sindArbeitgeberInnen zur Ausstellung ei-nes Dienstzettels verpflichtet.

Stellt der Dienstgeber keinen Dienst-zettel aus, kann unter Fristsetzung mit-tels eingeschriebenen Briefes dazu auf-gefordert werden. Wird die Ausstel-lung verweigert, ist er mittels Klagebeim Arbeits- und Sozialgericht durch-setzbar.

Wichtig ist darauf zu achten, dass der

Dienstzettel nicht von den mündlichenVereinbarungen abweicht. Enthält derDienstzettel Regelungen, die vommündlich vereinbarten Arbeitsvertragabweichen (z. B. niedrigeres Ent-gelt,…) sind die ArbeitgeberInnenmittels eingeschriebenen Briefes dar-auf hinzuweisen und eine diesbezügli-che Änderung zu fordern, damit nichtder Eindruck entsteht, die Änderungwürde akzeptiert.

Sowohl die Vereinbarung bzgl. derRückzahlung von Ausbildungskostenals auch die Vereinbarung vonKonkurrenzklauseln ist zulässig! Da-her soll versucht werden, unbedingtderartige Vereinbarungen zu streichenbzw. diesen auch mündlich nicht zu-

zustimmen. (Fortsetzung folgt)

Hubert Schmiedbauer feierte am 17.Oktober 2008 seinen 75. Geburtstag.Am 17. Oktober 1933 in Graz in ei-ner kommunistischen Arbeiterfamiliegeboren betätigte er sich schon früh inder Organisation Junge Garde-Kinderland. Den Beruf des Schriftset-zers lernte er in Wien und übte ihn inGraz aus. Seine Dokumentation überdie Druckerei der „Wahrheit“ im Gra-zer Volkshaus gibt auch jüngeren Ge-nerationen ein plastisches Bild derdamaligen Umstände.

Hubert Schmiedbauer war immer ge-werkschaftlich aktiv, so auch in derGewerkschaft Druck und Papier undim ÖGB-Bezirksausschuss in Graz.Neben verschiedenen Partei-funktionen leitete er den FÖJ-Chor inGraz und machte Jugendkabarett.Anfang der Siebzigerjahre lebte er eineZeitlang in Westberlin. Diese Periodewar für ihn politisch und menschlichsehr wichtig.

Nach seiner Rückkehr nach Öster-reich arbeitete Schmiedbauer bis zuseiner Pensionierung als Redakteur der

„Volksstimme“, als Chefredakteur derGLB-Monatszeitschrift „Die Arbeit“und verfasste auch viele Artikel für„Weg und Ziel“. Im 2. Wiener Gemein-debezirk bekleidete er verschiedeneParteifunktionen und erwarb sich alsKPÖ-Bezirksrat das Vertrauen gro-ßer Teile der Bevölkerung.

Seit den Neunzigerjahren siehtSchmiedbauer den Mittelpunkt seinerpolitischen Tätigkeit wieder in Graz,wohin er vor kurzem auch übersiedeltist. Seine besondere Hinwendung giltnach wie vor der Gewerkschafts- undBetriebspolitik, die er durch Beiträgefür das GLB-Magazin „Die Arbeit“und als Mitglied der Redaktion mitprägt.

Wir wünschen Hubert Schmiedbauerzu seinem 75er alles Gute und vorallem für die kommenden Jahre wei-terhin einen ungebrochenen Optimis-mus und viele gute Ideen.

- GLB-Bundesleitung

- Redaktion „Die Arbeit“

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4/08 die Arbeit Seite 23

Magazin des GLB

GLB-KalenderAuch für 2009 gibt es wieder den schon traditionellen ro-ten GLB-Jahreskalender, der in zahlreichen Betrieben vonden KollegInnen gerne als Nachweis für die Eintragungvon Arbeitszeiten, Urlauben, Zeitausgleich etc. verwendetwird. Der 44-seitige Kalender im handlichen Kleinformat(9,5 x 15 cm) enthält neben dem eigentlichen Kalendariumeine Jahresübersicht, die Ferientermine sowie zahlreicheInfos über den GLB und alle wichtigen Kontaktadressen.Mit einigen Verbesserungen wie einer Jahresübersicht ge-leisteter Arbeitszeiten etc. und einem Urlaubsplaner wurdeder Kalender weiter verbessert.

CD Best of: Das KapitalAngesichts der internationalen Finanzkrise gerade jetztbesonders aktuell: CD Kurt Palm liest Karl Marx Bestof: Das Kapital, 2007, Astormedia, Preis 11 Euro. Be-stellungen: GLB-Oberösterreich, Melicharstraße 8, 4020Linz, Telefon +43 732 652156, Mail [email protected].

Für all jene, die es bisher nicht geschafft haben, „DasKapital“ von Karl Marx zu lesen, bietet diesesPrivatissimum einen repräsentativen Querschnitt durch denersten Band dieses Standardwerks der Weltliteratur. DasSelbststudium ersetzen diese Ausschnitte aber keineswegs,denn wie heißt es schon bei Marx: „Es gibt keine Land-straße für die Wissenschaft, und nur diejenigen habenAussicht, ihre lichten Höhen zu erreichen, die die Mühen

nicht scheuen, ihre steilen Pfade zu erklimmen.“

Bärbel Danneberg, selbst gelernte Krankenschwester undbis zu ihrer Pensionierung als Journalistin tätig, unternimmteine kritische Aufarbeitung der politisch hoch brisantenPflegethematik. Sie tut dies auf ihre sehr persönliche Weise.Am Ende ihres Berufslebens hat sie sich gemeinsam mit ih-rem Mann dazu entschlossen, ihre demenzkranke, 90 Jahrealte Mutter zu Hause aufzunehmen, zu pflegen und sie bis zuihrem Tode zu begleiten. Fünf Jahre lang hat BärbelDanneberg darüber Tagebuchaufzeichnungen geführt. Ge-worden ist daraus ein Buch, das sich mehr implizit als expli-zit gegen die Kommodifizierung sozialer Aufgaben stellt.

Bärbel Mende-Danneberg, Alter Vogel flieg! ISBN 978-3-85371-286-3, 208 Seiten, br., 15,90 Euro; 28.- sFr. Mit

20 Zeichnungen von Julius Mende, Promedia, Wien, 2008

Alter Vogel, flieg!

Auf Grund der großen Nachfrage wurde der Sechsjahres-kalender des GLB für den Zeitraum 1009 bis 2014 neuaufgelegt. Der Kalender im Format 55x85 mm bietet aufvier Blättern mit Ösenheftung eine Jahresübersicht mit Fei-ertagen der kommenden sechs Jahre und auf der Rücksei-te die Kontaktadressen des GLB in Bund, Ländern undTeilgewerkschaften.

Bestellungen bitte beim GLB-ÖGB, Kollegin HelgaPruckmoser, Telefon +43 (1) 53 444-308 bzw. Mail

[email protected] erfolgen.

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ÖFFENTLICHES MEDIUM

Dieses Medium liest der„OBSERVER“Österreichs größter Medienbeobachter

GLB – Aktiv gegen die Zerschlagung der Post!

ISSN 1609-0217 / P.b.b. – Erscheinungsort Wien / Verlagspostamt 1030 / DVR: 0646415

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