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Arbeitskonferenz „Studierende mit Migrationshintergrund – Impulse für diversitätsgerechte Entwicklungen an den Hochschulen“ am 8. und 9. Februar 2010 in Hannover Rolf Meinhardt Unilotsen-Programm Unilotsen-Programm Oldenburg: Oldenburg: Intentionen, Umsetzung sowie Möglichkeiten einer landesweiten Ausdehnung 1

Arbeitskonferenz Studierende mit Migrationshintergrund – Impulse für diversitätsgerechte Entwicklungen an den Hochschulen am 8. und 9. Februar 2010 in

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Arbeitskonferenz„Studierende mit Migrationshintergrund –

Impulse für diversitätsgerechte Entwicklungen an den Hochschulen“am 8. und 9. Februar 2010 in Hannover

Rolf Meinhardt

Unilotsen-Programm Oldenburg:Unilotsen-Programm Oldenburg:Intentionen, Umsetzung sowie Möglichkeiten

einer landesweiten Ausdehnung

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Gliederung

• Genese• Teilnehmergewinnung und –zusammensetzung• Qualifizierung • Formen und Umfang der Unterstützungsangebote• Evaluierung• Resümee• Empfehlungen

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Genese: Von den Integrations- zu den Unilotsen

Integrationslotsen in Niedersachsen• Das niedersächsische Integrationslotsenprojekt besteht seit Mai 2007 und umfasst

zur Zeit 217 Projekte mit rund 1100 Integrationslotsinnen und –lotsen.• Ziele

Integration von Neuzuwanderern, aber auch von länger in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten („nachholende Integration“).

• Prämissen Die bestehenden Beratungs- und Informationssysteme werden von Migranten

bisher nur wenig genutzt. Es gibt ein hohes Potenzial an freiwilligem Engagement im Bereich der

Integration.• Entwicklung

Neben den allgemeinen Integrationslotsen gibt es mittlerweile Ausbildungs-, Eltern-, Sport-, Toleranz- und Umweltlotsen.

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Genese

Entwicklung des Unilotsen-Projektes im SoSe 2007

Ziel:Studierende aus dem Ausland oder mit Migrationshintergrund bei Problemen im Studium und im Alltag zu unterstützen, um ihre Studiensituation zu verbessern und ihre Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss zu erhöhen.

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Teilnehmergewinnung und -zusammensetzung

Drei Gruppen wurden angesprochen und gewonnen:1. Studierende des weiterbildenden Bachelor-Studienganges

„Interkulturelle Bildung und Beratung“ (ausnahmslos Einwanderer) und Studierende des Diplomstudienganges „Interkulturelle Pädagogik“

2. Studierende aus anderen Studiengängen, insbesondere ausländische Studierende und Studierende mit Migrationshintergrund aus höheren Fachsemestern

3. Gasthörerinnen und Gasthörer.

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Qualifizierung

Im WS 2007/08 wurden insgesamt 32 Lotsinnen und Lotsen durch das IBKM in enger Zusammenarbeit mit dem International Student Office (ISO) in einem 100stündigen Kurs ausgebildet.

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Seminarplan zur Qualifizierung

Modul-Nr. Thema Ziel U-Std. à 45 Min.1 Einführung in das Seminar Kennenlernen

Zielsetzung und Ablauf des Kurses

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2 Migrations- und Integrationspolitik in D.

Historische Entwicklung und aktueller Stand

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3 Integrationsbegriff und Integrationsprozesse

Theoretische Modelle von Integration; Erfahrungen im Integrationsprozess

8

4 Rechtliche Rahmenbedingungen

Rechtliche Rahmenbedingungen der verschiedenen Zielgruppen insbesondere: Aufenthaltsrecht, HRG, NHG, BaföG, SGB

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5 Integrationsbarrieren I Allgemeine und spezielle Probleme beim Studienverlauf

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Seminarplan zur Qualifizierung

Modul-Nr. Thema Ziel U-Std. à 45 Min.6 Integrationsbarrieren II Ursachen für Hemmnisse

und Scheitern beim Studienerfolg

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7 Kommunikationsmodelle und interkulturelle Kommunikation

Grundlagen der Kommunikation, Aspekte der Gesprächsführung, Kommunikationsmuster im interkulturellen Kontext

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8 Beratung und Begleitung durch Institutionen

Einschlägige Hochschulinstitutionen, ihre Aufgaben und Angebote

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9 Förderung individueller Kontakte

Verbesserungsmöglichkeiten für Kontakte und Kommunikation

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Seminarplan zur Qualifizierung

Modul-Nr. Thema Ziel U-Std. à 45 Min.10 Förderung von

Sprachkompetenz und wissenschaftlichen Techniken

Möglichkeiten zur Verbesserung folgender Kompetenzen Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens fachsprachliche Kompetenzen allgemeine Deutschkenntnisse

4

11 Verbesserung des Studienalltags

Maßnahmen zur allgemeinen Verbesserung des Studienalltags

4

12 Übergang Studium/Beruf Beratungsbedarf für die Übergangsphase Studium/Beruf, Möglichkeiten einer frühzeitigen Orientierung

8

13 Tätigkeitsprofil und Einsatzmöglichkeiten

Möglichkeiten und Grenzen von Hochschul-Integrationslotsen; Chancen für eine „Professionalisierung“

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14 Abschluss des Seminars AuswertungVerleihung der Zertifikate

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Insgesamt 1009

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Evaluierung

Ziel der Studie Überprüfung der Frage, ob• durch die Angebote der Lotsen die Arbeit der professionellen Beratungseinrichtungen

vertieft und erweitert werden kann• Indikatoren für eine Verbesserung der Studienleistungen und Verringerung der

Studienabbrecherquote festzustellen sind• sich das Oldenburger Unilotsen-Projekt zur Übernahme durch andere Hochschulen eignet.

MethodenInterviews mit • 15 Lotsinnen und Lotsen• 8 Studierende, die die Angebote der Lotsen in Anspruch genommen hatten• 4 Experten und Expertinnen der Beratungseinrichtungen der Universität Oldenburg

(International Student Office, Psychosoziale Beratungsstelle, Evangelische StudentInnengemeinde)

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Ergebnisse der Evaluierung

Zusammensetzung der Lotsengruppe• 10 Gasthörerinnen und Gasthörer• 22 Studierende (19 ausländische, 3 deutsche Studierende)• 24 weibliche und 8 männliche Studierende

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Ergebnisse

Organisationsstruktur Die Unilotsengruppe organisiert und koordiniert sich selbst:• monatlicher Jour fixe• „Yahoo-Group“ • Themenarbeitsgruppen• Selbstkoordinierung• Außensprecher

• Öffentlichkeitsarbeit und Werbung durch• regelmäßige Info-Stände vor der Mensa• International Coffee-Hour- Internetseite- Flyer-Entwicklung- Besuch von öffentlichen und integrationspolitischen Veranstaltungen

• Fundraising (z.B. AOK als Sponsor für Roll-ups).

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Flyer der Hochschullotsen

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Flyer/ Information

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Ergebnisse

In der Zeit zwischen Februar 2008 und Februar 2009 wurden folgende Unterstützungsangebote in Anspruch genommen:

• 32 Lese- und Korrekturarbeiten von schriftlichen Studienarbeiten • 21 individuelle Betreuungen• Vermittlung von 19 Sprachtandem-PartnerInnen bzw. Weiterleitung • Unterstützungen von 7 Studierenden bei Bewerbungen oder Praktikums- bzw. Jobsuche.

Durchschnittlich stellten sich die Lotsinnen und Lotsen 2-4 Stunden pro Woche zur Verfügung, einige auch 8-10 Stunden.

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Resümee

Die befragten 27 Probandinnen und Probanden haben nicht nur ausnahmslos eine positive Bewertung der Lotsenarbeit vorgenommen, auch objektiv erwies sich das Oldenburger Pilotprojekt als sehr erfolgreich.

Der Erfolg zeigt sich darin, dass• innerhalb des ersten Jahres mehr als 100 Studierende die Angebote in Anspruch nahmen• 79 Studierende in diesem Zeitraum unterstützt wurden (40 % bei der Durchsicht und Korrektur schriftlicher Arbeiten, 27 % wurden individuell beraten, 24 % wurden Sprachtandem-Partner vermittelt, 9 % wurden bei Bewerbungsverfahren unterstützt).

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Resümee Dieses positive Ergebnis beruht im Wesentlichen auf folgenden Gründen:

• Die Unilotsen haben sich eine klare organisatorische und inhaltliche Struktur gegeben.

• Die Angebote wurden mit den universitären Einrichtungen abgestimmt• Die Lotsen haben sehr schnell und phantasievoll auf sich aufmerksam gemacht.• Das Projekt wurde von der Zielgruppe sehr gut angenommen, da es

niedrigschwellig angelegt war und 86,4 % der Lotsen selbst einen Migrationshintergrund hatten.

• Die Gasthörerinnen und Gasthörer brachten hohe und vielfältige Beratungskompetenzen in das Projekt ein.

• Das Projekt konnte auf die kontinuierliche und qualifizierte Zusammenarbeit mit dem IBKM zurückgreifen.

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Empfehlungen

Das Oldenburger Unilotsen-Projekt lässt sich von anderen Universitäten und Hochschulen m. E. ohne große Schwierigkeiten übernehmen. Die Finanzierung ist in Niedersachsen sichergestellt durch das Niedersächsische Ministerium für Inneres, Sport und Integration.

Dabei sollten einige Grundsätze beachtet werden:• Die Zusammensetzung der Gruppe der Lotsen sollte möglichst heterogen sein.• Der Anteil der Studierenden, die selbst eine Zuwanderungsgeschichte haben, sollte nicht zu gering sein.• Gasthörende sollten mit einbezogen werden (oder andere engagierte Bürgerinnen und Bürger).

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Empfehlungen • Die Qualifizierung in einem Umfang von 100 Stunden sollte beibehalten

bleiben. Die Einbeziehung von Expertinnen und Experten aus den Beratungseinrichtungen und außeruniversitären Institutionen hat sich bewährt.

• Die Vernetzung des Projektes mit den herkömmlichen Beratungsstrukturen der Hochschulen sollte frühzeitig sichergestellt werden.

• Zumindest bei der Initiierung und in der Startphase sollte eine Person aus der Hochschule für das Projekt verantwortlich zur Verfügung stehen.

• Die Lotsen sollten frühzeitig eine Koordinatorin/ einen Koordinator aus ihrer Mitte wählen.

• Die Hochschulen sollten vielfältige Formen offizieller Anerkennung gegenüber der Lotsenarbeit entwickeln.

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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