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Armut in Indien
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Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Die Armut generell in Indien
2. Kinderarbeit
2.1 Schuldknechtschaften
2.2 Das Schicksal der Mädchen
2.3 Maßnahmen
3. Kastensystem
3.1 Gliederungen
4. Zwischen Wirtschaftswachstum und Armut
4.1 Startschuss zum Boom fiel 1991
4.2 Schattenseiten
5. Interview
6. Schlusswort
7. Literatur- und Quellenverzeichnis
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Einleitung
Indien als Land und ihre Kultur ist mir schon seit meiner Kindheit bekannt.
Schon als kleiner Junge war ich öfters in Indien, schließlich lebte meine Mutter mal dort.
Wer mal durch dieses Land reist, wird rund um die Uhr mit extremen Kontrasten
konfrontiert.
Einerseits gibt es die schillernde, farbige Welt, die den Idealen von Bollywood ähnelt.
Reich an Kultur,
Architektur, Kunst
und Tradition.
Die Ober- und Mittelschicht
erreicht den Anschluss
an die westlichen
Industrienationen.
Trotzdem entspricht dies nicht der Realität.
Schließlich gibt es noch die andere die andere Seite von Indien – über 600 Millionen
Menschen, die unter der Armutsgrenze leben.
Alt und neu, arm und reich, Emanzipation und Diskriminierung, Tradition und Moderne,
Müll und Luxus, Religion und Kommerz liegen
hier dicht nebeneinander. Die Liste könnte
endlos weiter gehen, an der Armut in Indien
kommt man nicht vorbei.
Genau dies hat mich dazu bewegt meine
Abschlussarbeit über die Armut in Indien zu
verfassen.
Ich werde mich auf die Armut generell und ein
paar Beispielen konzentrieren.
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1. Die Armut generell in Indien
In Indien ist Armut immer noch ein Massenphänomen. Der Osten des Landes ist
besonders arm und liefert dem Reisenden schockierende Alltagszenen. Dort befinden
sich die Staaten Bihar, Orissa, Uttar Pradesh und Madhya Pradesh, sie sind wechselnd
betroffen von Dürre oder Monsunüberschwemmungen. Der Westen und vor allem der
Nordwesten sind im Gegensatz dazu reichere Regionen, auch wenn es hier ebenso
Dürren und Armut gibt.
Die indische Bevölkerung hat heute die Milliardengrenze überschritten und auch die
Menschendichte ist extrem groß. Selbst die karge Thar im Nordwesten gehört zu den
am dichtesten besiedelten Wüsten der Erde.
Geschätzte 25% der Gesamtbevölkerung leben in Armut, die meisten davon auf dem
Land.
Damit ist Indien neben Schwarzafrika die Hauptarmutsregion der Erde. Vor allem die
selbständigen Kleinbauern mit ihrem kleinen Landbesitz, durch Parzellierung und
Landreformen erzeugt, haben kaum Zugang zu Wasser und Dünger. Die von
Grundbesitzern abhängigen, landlosen Landarbeiter sind die Ärmsten der Armen.
Die viel beschworene wirtschaftliche Entwicklung und eine Steigerung der Produktion
sind zwar vorhanden, aber die Anzahl der Konsumenten wächst noch viel schneller. In
Indien stellen Kinder eben die einzige Altersvorsorge dar und deshalb gibt es auch
diesen Zwang zur Großfamilie. Die Rechnung ist einfach: Je mehr Kinder in die Welt
gesetzt werden, vorzugsweise Söhne, die das Haus nicht verlassen und
Schwiegertöchter mit guter Mitgift in die Familie bringen, um so mehr leben noch, wenn
später die alten Eltern versorgt werden müsse.
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2. Kinderarbeit
Die Kinderarbeit ist in Indien kein Tabuthema und fast täglich berichtet die indische
Presse über die Ausmaße wirtschaftlicher Ausbeutung von Kindern.
Auch hier in der Schweiz ist das Thema präsent. Sei es wegen durch Kinderhand
geknüpfter Teppiche oder mit Pailletten bestickten Blusen für den Versandhandel.
Minderjährige sitzen zusammengepfercht in Verschlägen und besticken 14 Stunden am
Tag Blusen mit Glitzerperlen, damit diese für unsere "Geiz ist Geil" Gesellschaft günstig
verkauft werden können.
2.1 Schuldknechtschaften
Obwohl ausbeuterische Arbeit seit 1956 weltweit verboten ist, ist Sklaverei auch heute
noch weit verbreitet. Die Schuldknechtschaft ist mit Abstand die Häufigste Form der
heutigen Sklaverei. In den meisten Fällen sind es sogar Kinder.
Diese wurden in eine arme Familie geboren, welche nicht die nötigen Kosten
aufbringen können. Aufgrund dessen werden die, meistens erst 5-8 Jahre alten Kinder
für ein geringes Darlehen verkauft.
„Die verkaufte Ware“ wird dann so lange unentgeltlich an den Webstühlen arbeiten, bis
die Eltern die Schulden begleichen konnten. Somit helfen die Kinder der Familie das
Überleben zu sichern.
Ungefähr eine Million Kinder arbeiten als Schuldknechte. Jedes dritte "Teppichkind“ ist
ein Schuldknecht.
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2.2 Das Schicksal der Mädchen
Noch heute ist die Geburt eines Mädchens in Indien, zumindest in den benachteiligten
Bevölkerungsschichten, kein Freudentag.
Der Grund dafür ist so einfach wie erschütternd: Mädchen sind in der indischen Gesellschaft
weniger wert als männliche Nachkommen.
Mädchen werden häufiger abgetrieben oder nach der Geburt getötet, ihre Sterblichkeitsrate
vor dem fünften Geburtstag liegt um 43 Prozent höher als die der Jungen.
Mädchen werden nicht so lange gestillt, bekommen weniger und schlechtere Nahrung, und
im Krankheitsfalle ist die Wahrscheinlichkeit einer ärztlichen Untersuchung gering. Vom
frühestmöglichen Zeitpunkt an beginnt das Arbeitsleben, das einen Schulbesuch gar nicht
erst vorsieht oder diesen frühzeitig abbricht. So verwundert es kaum, dass die
Analphabetenrate der Frauen etwa 60 Prozent und damit doppelt so viel wie bei Männern
beträgt.
Wenn ein Mädchen arbeitet, ist sein Nutzen für die Familie weit höher, als wenn es die
Schule besucht! Diese Meinung ist in Indien weit verbreitet. Ein Mädchen braucht keine
Bildung, um die Aufgaben, die es später als Haus- und Ehefrau haben wird, zu erfüllen. Statt
die Schule zu besuchen, verrichten Mädchen unbezahlte Hausarbeit und "lernen dabei fürs
Leben“.
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2.3 Maßnahmen
1987 stellte die Regierung einen Nationalen Aktionsplan gegen Kinderarbeit auf. Nach dem
Plan sollten die Zentral- und die Bundesregierungen verstärkt für die Umsetzung des
Kinderarbeitsgesetzes von 1986 sorgen. Die Bundesregierungen erhielten die Vollmacht,
eigene Rahmengesetze zu verabschieden, um die Interessen der Kinder zu schützen. In
Regionen mit besonders hoher Kinderarbeit sollten informelle Schulzentren eingerichtet
werden.
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3. Kastensystem
Der Begriff Kaste (Spanisch/Portugiesisch casta – Rasse, lateinisch castus – rein) wird in
erster Linie mit Indiens sozialen Phänomenen assoziiert. Er wird aber umgangssprachlich
auch für einzelne Gruppierungen anderer verwendet.
Das Kastenwesen im eigentlichen Sinne existiert in Sri Lanka, Indien, Bali, Nepal und auf
den kurdischen Jesiden.
Die Kastenzugehörig hatte bis vor einigen Jahrzehnten Auswirkungen auf das gesamte
Leben eines Menschen.
Beruf und Partner: Noch heute bestimmt sie weitgehend, wenn auch nicht ausschließlich
die Partner- und Berufswahl.
Trotzdem hat diese traditionelle Gesellschaftsordnung im täglichen Leben oft noch heute
Einfluss auf alles, was „roti aur beti“ (Hindi: „Brot und Tochter“) betrifft. Die arrangierten
Hochzeiten werden meist innerhalb der Kaste organisiert.
Gemeinsame Mahlzeiten: Früher waren gemeinsame Mahlzeiten nicht erlaubt, da das
gemeinsame Essen mit Niedrigkastigen als verunreinigend empfunden wurde. Diese
Regelung entspricht jedoch nicht mehr dem heutigen Stand zu.
Bedeutung heute: Das Kastensystem ist eine sehr komplexe und differenzierte
Gesellschaftsordnung. Die Regelungen werden von Region zu Region sehr unterschiedlich
gehandhabt, deswegen trifft Kastenwesen eher zu, als Kastensystem.
Die Zuordnung zu einer Kaste, ist nicht durch „arm und reich“ bedingt. Es handelt sich mehr
um Reinheit und den Aufgabenbereich eines Individuums. Durch jahrhunderte lange
Ausbeutung befindet sich die Armut jedoch meistens bei den Shudras und Unberührbaren,
obwohl auch brahmanische Familien, Angehörige der obersten Kaste, wirtschaftlich sehr
schlecht gestellt sein können.
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3.1 Gliederungen
Beim Kastenwesen wird unterschieden in
1. Die vier Hauptkasten nach Farben (Varna)
2. diese gliedern sich in Untergruppen (Jati) auf
Varna ist Sanskrit und bedeutet soviel wie Klasse, Stand, Farbe.
Es gibt vier Varnas absteigend mit Farbsymbolik.
1. Brahmanen (weiß, Intellektuelle Elite, Ausleger heiliger Schriften (Veda), früher:
Priester, Gelehrte)
2. Kshatriyas (rot, Krieger und Fürsten, früher: König, Prinz, Krieger, höherer
Beamter)
3. Vaishyas (gelb, Händler, Kaufleute, Grundbesitzer, früher: Landwirt, Kaufmann,
Händler)
4. Shudras (schwarz, Handwerker, Pachtbauern, Tagelöhner, früher: Knecht,
Dienstleistender)
Darunter stehen die diskriminierten Unberührbaren – auch als Paria bekannt – ca. 160
Millionen Hindus.
Aufgrund der Farbsymbolik wird das Kastenwesen oft als Rassismus bezeichnet.
(Jati: Die Varnas gliedern sich in Hunderte von Jatis auf.)
„Unberührbare“ in Jaipur.
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4. Zwischen Wirtschaftswachstum und Armut
Trotz all der Armut in Indien gibt es auch Positives zu erwähnen.
Denn nach offiziellen Angaben ist die Zahl der extremen Armen Familien auf dem
Subkontinent zurückgegangen.
Indiens Wirtschaft wächst in Rekordgeschwindigkeit, nämlich 8% pro Jahr und soll sogar
noch schneller wachsen.
4.1 Startschuss zum Boom fiel 1991
1991 hatte Indiens Weg in die Weltwirtschaft begonnen. Der damalige Finanzminister, der
Wirtschaftswissenschaftler Manmohan Singh öffnete die sozialistische Planwirtschaft
schrittweise nach außen. Seitdem wurden immer mehr Zoll- und Steuerhindernisse beseitigt,
Beteiligungsgrenzen gesenkt, Importhürden aufgehoben. Heute ist Manmohan Singh
indischer Premierminister und versucht, Indiens Weg zur wirtschaftlichen Weltmacht weiter
voranzutreiben.
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4.2 Schattenseiten
Die Globalisierung der indischen Wirtschaft brachte nicht nur neues Geschäft, sondern auch
neue Konkurrenz. Um mithalten zu können, mussten indische Firmen sich den
internationalen Standards anpassen – meistens erfolgreich, sagen Experten.
Doch der Boom hat Lücken und Schattenseiten. Der Aufschwung ist nur für wenige
profitabel. Die ländliche Entwicklung hinkt hinterher. Immer noch leben mind. 300 Mio. Inder
unter der Armutsgrenze. Trotz den vielen neuen Superreichen und der größeren
Mittelschicht, gibt es dennoch arme Bauer und Bettler. Die absolute Armut ist auch heute
noch präsent auf dem Subkontinent Indien.
Das größte Problem ist die Infrastruktur. Überlastete Flughäfen, schlechte Strassen und
mangelhafte Stromversorgung. Dies sei aber eine Gelegenheit für Investitionen.
Problem erkannt! Indien arbeitet an Lösungen und verweist auf die Vorteile des Landes: das
Heer gut ausgebildeter und englischsprachiger junger Menschen und einen gigantischen
Markt von 1,1 Milliarden Indern mit stetig steigender Kaufkraft!
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5. Interview
Mein Interview habe ich mit meinem Onkel Tashi Dhondup durchgeführt.
Er führt zusammen mit Johannes Schindler eine Schule für tibetische Flüchtlingskinder und
lebt schon seit vielen Jahren in Indien.
Wie wird die extreme Armut in Indien von den Einheimischen erlebt?
Geschockt sind meistens nur die Touristen. Wir, die schon ein Leben lang in Indien leben
haben uns daran gewöhnt. Auch Bettler werden hier nur von den Touristen beachtet.
Von Einheimischen werden Bettler kaum beachtet. Dementsprechend ist die „Beute“ extrem
gering.
Welche Unterschiede gibt es bei der Armut?
Es gibt die absolute, extreme Armut. Das sind dann diejenigen die kein Einkommen haben,
keine Unterkunft und auch keine Nahrung.
Andererseits gibt es da auch noch diejenigen, die keinen Job haben, aber doch irgendwo
immer eine Unterkunft finden. Ein gutes Beispiel dafür wären Hijras. Das ist das sogenannte
dritte Geschlecht in Indien. Eigentlich auch nur Transvestiten, selten oder fast nie Zwitter. In
Indien werden sie nicht als arm angesehen, verglichen mit europäischem Standard es jedoch
sind. Die meisten kommen irgendwie durchs Leben, jedoch ist jeder Tag ein Kampf ums
Leben.
Wie steht es mit der Kinderarbeit?
Man erlebt sie nicht öffentlich, meistens befindet sie sich abseits der Stadt. Obwohl die
Regierung sich bemüht die Kinderarbeit zu beseitigen, denke ich wird sie weiterhin bestehen.
Schließlich ist es für viele Familien die einzige Chance zu überleben.
Was halten sie vom Boom der indischen Wirtschaft?
Man spricht viel davon, aber bekommt wenig davon zu spüren. Trotzdem hoffe ich, dass es
mit Indien aufwärts gehen wird und auch die extreme Armut vermindert werden kann.
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6. Schlusswort
Ich kenne nun Indien seit mehr als zehn Jahren. Die Armut war mir auch schon seit
Frühzeiten bekannt. In solchen Fällen ist es immer schwer einzuschätzen, wie viel die Leser
schon von der Sache wissen. Am besten man geht davon aus, sie hätten kein Vorwissen
über dieses Thema, so kann man Unklarheiten verhindern.
Trotzdem hoffe ich, dass ich in meiner Arbeit ein paar Facetten der indischen Lage
erfolgreich schildern konnte. Ich selber bin damit zufrieden, denn ich erfuhr stetig Neues über
mein gewähltes Thema.
Die Hauptschwierigkeit war sicherlich das Recherchieren und Auswählen der Themen.
Schließlich ist die Armut ein sehr komplexes und umfangreiches Thema. Deshalb musste ich
mich entscheiden, auf welche Aspekte ich eingehen möchte. Außerdem kann man nicht allzu
sehr auf ein Thema eingehen, da sonst die Arbeit schnell einfältig wirkt.
Ich habe versucht all dies zu beachten und somit eine gute Arbeit über die Armut in Indien zu
schreiben!
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7. Literatur- und Quellenverzeichnis
Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Indien
http://de.wikipedia.org/wiki/Kaste
http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderarbeit
http://de.wikipedia.org/wiki/Schuldknechtschaft
http://indien-rundschau.de/?cat=13
http://marktcheck.greenpeace.at/2557.html
http://www.bpb.de/publikationen/33ZZZR,5,0,Gesellschaftliche_Strukturen.html
http://www.ingrids-welt.de/reise/ind/html/kukarmut.htm
http://www.solidarische-welt.de/sw181/kinderarbeit.shtml
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,412043,00.html
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/indien6.html