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Atlantis Gesüdete Fantasiekarte von Atlantis aus Athanasius Kirchers Mundus Subterraneus von 1665 Atlantis (altgriechisch Ἀτλαντὶς νῆσος Atlantìs nḗsos ‚Insel des Atlas‘) ist ein mythisches Inselreich, das der antike griechische Philosoph Platon (428/427 bis 348/347 v. Chr.) als Erster erwähnte und beschrieb. Es war laut Platon eine Seemacht, die ausgehend von ih- rer „jenseits der Säulen des Herakles“ gelegenen Haupt- insel große Teile Europas und Afrikas unterworfen hat. Nach einem gescheiterten Angriff auf Athen sei Atlantis schließlich um 9600 v. Chr. infolge einer Naturkatastro- phe innerhalb „eines einzigen Tages und einer unglückse- ligen Nacht“ untergegangen. Bei Atlantis handelt es sich um eine in Platons Werk eingebettete Geschichte, die – gleich den übri- gen Mythen Platons – eine zuvor aufgestellte Theo- rie anschaulich darstellen soll. Der Hintergrund dieser Geschichte ist umstritten. Während Althistoriker und Philologen überwiegend von einer Erfindung Platons ausgehen, die durch zeitgenössische Vorbilder inspiriert wurde, vermuten manche Autoren einen realen Hinter- grund der Geschichte und unternahmen unzählige Ver- suche, Atlantis zu lokalisieren (siehe dazu den Artikel Lokalisierungshypothesen zu Atlantis). Bereits in der Antike wurde eine mögliche Existenz von Atlantis diskutiert. Während Autoren wie Plinius bestritten, dass es das fragliche Inselreich gegeben ha- be, hielten andere, beispielsweise Krantor, Poseidonios oder Strabon, die Existenz für denkbar. Auch die ersten Parodien des Themas entstanden bereits in der Antike. Im Mittelalter geriet der Mythos Atlantis mehr oder weni- ger in Vergessenheit, bis er schließlich in der Renaissance wiederentdeckt und verbreitet wurde. Platons Schilde- rungen inspirierten die utopischen Werke verschiede- ner frühneuzeitlicher Autoren, wie etwa Francis Bacons Nova Atlantis. Bis heute wird das literarische Motiv des Atlantis-Mythos in Literatur und Film verarbeitet (siehe dazu den Artikel Atlantis als Sujet). 1 Beschreibung von Platon Platon (links) und Aristoteles – Ausschnitt aus „Die Schule von Athen“ von Raffael (1509) Platon beschreibt die Insel Atlantis in seinen um 360 v. Chr. verfassten Dialogen Timaios und Kritias. Der Kri- tias blieb unvollendet. In diesen Werken lässt der Au- tor die beiden Politiker Kritias und Hermokrates sowie die Philosophen Sokrates und Timaios aufeinandertref- fen und diskutieren. Auch wenn es sich dabei um histo- rische Personen handelt (obgleich nur die ersten drei be- legt sind [1] ), sind die ihnen von Platon zugeschriebenen Gespräche fiktional. Der Sokratische Dialog wird hier als rhetorische Figur eingesetzt und soll Platons Lehraussa- gen dadurch überzeugend vermitteln, dass die Lehrsätze nicht dogmatisch vorgegeben, sondern vor den Augen des Lesers dialektisch entwickelt werden. Während das The- ma Atlantis im Timaios nur kurz angerissen wird, folgt im Kritias eine ausführliche Beschreibung des Inselreichs. Die beiden Atlantis-Dialoge Timaios und Kritias sind 1

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Atlantis

Gesüdete Fantasiekarte von Atlantis aus Athanasius KirchersMundus Subterraneus von 1665

Atlantis (altgriechisch Ἀτλαντὶς νῆσος Atlantìs nḗsos‚Insel des Atlas‘) ist ein mythisches Inselreich, dasder antike griechische Philosoph Platon (428/427 bis348/347 v. Chr.) als Erster erwähnte und beschrieb. Eswar laut Platon eine Seemacht, die ausgehend von ih-rer „jenseits der Säulen des Herakles“ gelegenen Haupt-insel große Teile Europas und Afrikas unterworfen hat.Nach einem gescheiterten Angriff auf Athen sei Atlantisschließlich um 9600 v. Chr. infolge einer Naturkatastro-phe innerhalb „eines einzigen Tages und einer unglückse-ligen Nacht“ untergegangen.Bei Atlantis handelt es sich um eine in PlatonsWerk eingebettete Geschichte, die – gleich den übri-gen Mythen Platons – eine zuvor aufgestellte Theo-rie anschaulich darstellen soll. Der Hintergrund dieserGeschichte ist umstritten. Während Althistoriker undPhilologen überwiegend von einer Erfindung Platonsausgehen, die durch zeitgenössische Vorbilder inspiriertwurde, vermuten manche Autoren einen realen Hinter-grund der Geschichte und unternahmen unzählige Ver-suche, Atlantis zu lokalisieren (siehe dazu den ArtikelLokalisierungshypothesen zu Atlantis).Bereits in der Antike wurde eine mögliche Existenzvon Atlantis diskutiert. Während Autoren wie Pliniusbestritten, dass es das fragliche Inselreich gegeben ha-be, hielten andere, beispielsweise Krantor, Poseidoniosoder Strabon, die Existenz für denkbar. Auch die erstenParodien des Themas entstanden bereits in der Antike.ImMittelalter geriet derMythos Atlantis mehr oder weni-ger in Vergessenheit, bis er schließlich in der Renaissancewiederentdeckt und verbreitet wurde. Platons Schilde-rungen inspirierten die utopischen Werke verschiede-ner frühneuzeitlicher Autoren, wie etwa Francis BaconsNova Atlantis. Bis heute wird das literarische Motiv des

Atlantis-Mythos in Literatur und Film verarbeitet (siehedazu den Artikel Atlantis als Sujet).

1 Beschreibung von Platon

Platon (links) und Aristoteles – Ausschnitt aus „Die Schule vonAthen“ von Raffael (1509)

Platon beschreibt die Insel Atlantis in seinen um 360 v.Chr. verfassten Dialogen Timaios und Kritias. Der Kri-tias blieb unvollendet. In diesen Werken lässt der Au-tor die beiden Politiker Kritias und Hermokrates sowiedie Philosophen Sokrates und Timaios aufeinandertref-fen und diskutieren. Auch wenn es sich dabei um histo-rische Personen handelt (obgleich nur die ersten drei be-legt sind[1]), sind die ihnen von Platon zugeschriebenenGespräche fiktional. Der Sokratische Dialog wird hier alsrhetorische Figur eingesetzt und soll Platons Lehraussa-gen dadurch überzeugend vermitteln, dass die Lehrsätzenicht dogmatisch vorgegeben, sondern vor den Augen desLesers dialektisch entwickelt werden. Während das The-maAtlantis im Timaios nur kurz angerissen wird, folgt imKritias eine ausführliche Beschreibung des Inselreichs.Die beiden Atlantis-Dialoge Timaios und Kritias sind

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2 1 BESCHREIBUNG VON PLATON

nur Teile eines zunächst offenbar umfangreicheren Plans.Der Dialog Timaios schließt sich unmittelbar an den Dia-log Politeia an, dessen Ergebnisse er rekapitulierend auf-greift. Der kurze Kritias bricht unvollendet ab und denim Timaios angekündigten Dialog des Hermokrates fer-tigte Platon gar nicht erst an. Plutarch nannte als Grundhierfür, dass Platon vor Beendigung seines Werkes we-gen seines hohen Alters gestorben sei.[2] Als letzter Dia-log in dieser Reihe können die Nomoi gelten, in denendas Ende der letzten Naturkatastrophe im Sinne von Ti-maios und Kritias als Anknüpfungspunkt der Erörterunggewählt wird.

1.1 Herkunft der Atlantis-Überlieferung

An die im ersten Teil des Timaios angelegte Darstel-lung der Grundzüge des platonischen Idealstaates derPoliteia knüpft sich im weiteren ein von Sokrates ge-äußerter Wunsch, die Vorzüge eines sogearteten Stadt-staates in der Realität zu sehen und speziell die Bewäh-rung im Kriegsfall zu prüfen (Tim. 17a-20c). Daraufhingibt Kritias eine Geschichte wieder, von der er angibt,sein Großvater habe ihm diese in seiner Jugend erzählt(Tim. 20d ff.). Der Großvater habe sie wiederum vondem berühmten Gesetzgeber Solon vernommen, mit demsein Vater Dropides („Dropides II.“) befreundet gewesensei. Solon habe die Kunde von Atlantis aus Ägypten mit-gebracht, wo er sie in Sais von einem Priester der Göt-tin Neith erfahren habe (Tim. 23e). Dieser Priester ha-be ihm die Mitteilungen aus „geheiligten Schriften“ über-setzt. Anmehreren Stellen der Erzählung lässt Platon Kri-tias betonen, dass seine Geschichte nicht erfunden sei,sondern sich tatsächlich so zugetragen habe (Tim. 20d,21d, 26e).

1.2 Rahmenhandlung der Atlantis-Überlieferung

Der Inhalt der Geschichte, an die sich Kritias erinnert, isteine der angeblich „größten Heldentaten Athens“, näm-lich die Abwehr eines riesigen Heeres der expansivenSeemacht Atlantis. Jenes Inselreich, das wie Athen be-reits 1000 Jahre vor der Gründung Ägyptens existiert ha-be (Timaios 23d-e), soll viele Inseln und Teile des Fest-lands, Europa bis Tyrrhenien und Libyen (Nordafrika) bisnach Ägypten beherrscht haben und sei im Begriff ge-wesen, auch Griechenland zu unterwerfen (Timaios 25a-b). Nach der Abwehr des Angriffs durch die an Mut undKriegskünsten hervorragenden Athener, zunächst als füh-render Staat der Hellenen, dann nach Abfall der ande-ren allein kämpfend, sei während eines Tages und ei-ner Nacht das „ganze streitbare Geschlecht“ der Atlan-ter durch schwere Erdbeben und Überschwemmungenzu einem Großteil gestorben und Atlantis durch Erder-schütterungen im Meer versunken (Timaios 25c-d; Kri-tias 108e). Einzig Ägypten, das schon 8000 Jahre[3] vor

Solon gegründet worden sei und woher die Überlieferungder Heldentat Athens stamme (Timaios 23d-e; Kritias108e, 109d ff., 113a), wurde verschont.

1.3 Atlantis

Im Kritias beschreibt Platon Atlantis detailliert: Es seiein Reich gewesen größer als Libyen (Λιβύη) und Asi-en (Ασία) zusammen (Timaios 24e). Zu Platons Zei-ten verstand man unter diesen Begriffen Nordafrika oh-ne Ägypten und die damals bekannten Teile Vorderasi-ens. Die Hauptinsel lag außerhalb der „Säulen des Hera-kles“ im Atlantìs thálassa, wie schon Herodot den Atlan-tik nennt (Herodot I 202,4). Die „Insel des Atlas“ warlaut Platon reich an Rohstoffen aller Art, insbesonde-re an Gold, Silber und „Oreichalkos“, einem erstmals indem Hesiod zugeschriebenen Epyllion „Schild des Hera-kles“ genannten „Metall“, das Platon als „feurig schim-mernd“ beschreibt (Kritias 114e). Weiter erwähnt Platonverschiedene Bäume, Pflanzen, Früchte und Tiere, darun-ter auch das „größte und gefräßigste Tier von allen“, denElefanten (Kritias 115a). Die weiten Ebenen der großenInseln seien äußerst fruchtbar gewesen, exakt parzelliertund durch künstliche Kanäle mit ausreichendWasser ver-sorgt. Durch Ausnutzung des Regens im Winter und desWassers aus den Kanälen im Sommer seien zwei Erntenjährlich möglich gewesen (Kritias 118c-e).Die Mitte der Hauptinsel bildete eine 3000 mal 2000Stadien große Ebene. Ein griechisches „Stadion“ beträgtetwa 180 Meter, ein ägyptisches „Stadion“ etwa 211 Me-ter, daher handelt es sich um eine Größenordnung von400 bis 600 Kilometern, also fast so groß wie die Bundes-republik Deutschland. Diese Ebene war von rechtwink-lig angelegten Kanälen umgeben und durchzogen, wor-aus eine Vielzahl kleiner Binneninseln resultierte. Um dieAkropolis der Hauptstadt befanden sich drei ringförmi-ge Kanäle, die durch einen breiten Kanal mit dem Meerverbunden waren. Die Akropolis lag auf einem Berg derzentralen Insel, die eine Breite von fünf Stadien hatte.Der innere künstliche Wassergürtel hatte eine Breite voneinem Stadion, gefolgt von zwei Paaren konzentrischerLand- und Wassergürtel mit jeweils zwei und drei Stadi-en Breite (Kritias 115d-116a). Die äußeren zwei Kanäleschildert Platon als schiffbar.Im Zentrum von Atlantis befand sich den Dialogen zu-folge auf der Akropolis ein Poseidontempel, den Platonals „ein Stadion lang, drei Plethra (das sind etwa 60 m)breit und von einer entsprechenden Höhe“ und innen wieaußen mit Gold, Silber und Oreichalkos überzogen be-schrieb. Um den Tempel herum standen goldene Weihe-statuen. Ein Kultbild zeigte denMeeresgott als Lenker ei-nes sechsspännigen Streitwagens (Kritias 116d-e). In derNähe der zentralen Anlage befand sich ein Hippodrom.Auch die Wohnstätten der Herrscher lagen im inners-ten Bezirk, der von einer Mauer umschlossen wurde. Dieringförmigen Randbezirke der Stadt beherbergten von in-nen nach außen die Quartiere der Wächter, der Krieger

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1.4 Ur-Athen 3

Poseidon – Gemälde von Bronzino (1503–1572)

und der Bürger. Die Gesamtanlage war von drei weiteren,konzentrisch angeordneten Ringmauern umfriedet (Kriti-as 116a-c). Die beiden äußersten Kanäle wurden als Hä-fen angelegt, wobei der weiter innen liegende Kanal alsKriegshafen und der äußere als Handelshafen diente (Kri-tias 117d-e).Die Macht über die Insel hatte Poseidon seinem mit dersterblichen Kleito gezeugten Sohn Atlas übertragen, derder Älteste seiner Nachkommen aus fünf Zwillingspaa-ren war (Kritias 114a-c). Atlas und seine Nachfahrenherrschten über die Hauptstadt, die Linien seiner jünge-ren Brüder regierten die anderen Teile des Reiches. Mitder Zeit wandelte sich Atlantis durch immer weiter ge-hende Baumaßnahmen und Aufrüstungen von einer ur-sprünglich ländlich geprägten Insel zu einer schlagkräf-tigen Seemacht.[4] Die Nachfahren des Atlas und seinerGeschwister verfügten über ein einzigartiges Heer und ei-ne starke Marine mit 1200 Kriegsschiffen und 240.000Mann Besatzung allein für die Flotte der Hauptstadt (Kri-tias 119a-b). Mit dieser Streitmacht unterwarfen sie Eu-ropa bis Tyrrhenien und Nordafrika bis Ägypten (Ti-maios 24e-25b). Erst die zahlenmäßig weit unterlegenenAthener konnten diesen Vormarsch zum Erliegen brin-gen.Diese militärische Niederlage von Atlantis wird dabeials Strafe der Götter für die Hybris seiner Herrscherdargestellt (Timaios 24e; Kritias 120e, 121c). Weil der„göttliche Anteil“ der Atlantiden durch die Vermischungmit Menschen zusehends geschwunden sei, seien sie von

Gier nachMacht und Reichtum ergriffen (Kritias 121a-c)worden. Der „Kritias“ bricht ab, bevor die Götter sich zueinem Gericht über das Reich versammeln, bei dem wei-tere Strafen beraten werden sollten: „Der Gott der Götteraber, Zeus, welcher nach den Gesetzen herrscht und sol-ches wohl zu erkennen vermag, beschloß, als er ein treff-liches Geschlecht (so) schmählich herunterkommen sah,ihnen Strafe dafür aufzuerlegen, (121c) damit sie, durchdieselbe zur Besinnung gebracht, zu einer edleren Lebens-weise zurückkehrten. Er berief daher alle Götter in ihrenehrwürdigsten Wohnsitz zusammen, welcher in der Mittedes Weltalls liegt und eine Überschau aller Dinge gewährt,welche je des Werdens teilhaftig wurden, und nachdem ersie zusammenberufen hatte, sprach er…“

1.4 Ur-Athen

Neben Atlantis beschreibt Platon im Kritias das „Ur-Athen“, wenn auch deutlich kürzer. Das alte Athen istim Gegensatz zum realen Athen aus Platons Lebzeiteneine reine Landmacht, die Attika bis zum Isthmus vonKorinth beherrscht habe (Kritias 110e). Obgleich in derNähe der Küste gelegen, verfügte es über keine Häfenund betrieb aus bewusst gefasstem Entschluss keine See-fahrt. Platons Polis Athen wird als ein äußerst frucht-barer Landstrich beschrieben, bedeckt von Feldern undWäldern, und „imstande, ein großes Heer von den Ge-schäften des Ackerbaues Befreiter zu unterhalten“ (Kriti-as 110e-111d). Die Göttin Athene selbst habe die politi-schen Strukturen und Institutionen im nach ihr benanntenStadtstaat gestiftet, die Platon als nahezu identisch mitjenen seines im Politeia beschriebenen Idealstaates dar-stellt. Als Athen von Atlantis angegriffen worden sei, ha-be es die Angreifer zurückschlagen können und habe da-bei sogar einige bereits unterworfene griechische Stämmebefreit. Als Grund, warum im antiken Griechenland kei-ne Aufzeichnungen, Geschichten oder Sagen vom glor-reichen Sieg über die Atlanter existieren, nennt PlatonErdbeben und Überschwemmungen, die immer wiederdie alten hellenischen Stämme heimsuchten. Platon er-wähnt aber auch eine sehr große und besonders verhee-rende Flut, die den Untergang der herrschenden Ober-schicht an den Küsten zur Folge hatte. Sie ließ nur einenkleinen Teil des Lesens und Schreibens unkundiger Bau-ern zurück, die in den Bergregionen lebten. Dadurch seidas komplette Wissen, das sich die Griechen bis dahinangeeignet hatten, verloren gegangen.

2 Deutung

2.1 Ein platonischer Mythos

Über die möglichen historischen Anknüpfungspunkte, z.B. den Untergang der Ägäisinsel Santorin im 17. Jh. v.Chr., lässt sich zur Zeit kaum wissenschaftliche Über-einstimmung erzielen. Über den philologisch fiktionalen

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4 2 DEUTUNG

Titelseite einer Dissertation von 1685 über die atlantischen Dia-loge (Johann Christian Bock: De Atlantide ad Timaeum atqueCritiam Platonis)

Charakter des Inselreiches Atlantis besteht in der Wis-senschaft dagegen weitgehend Einigkeit. Auf die Frage,was die Botschaft dieser Erzählung gewesen sei, gibt esjedoch sehr unterschiedliche Antworten. Die Dialoge Ti-maios und Kritias sind als Ergänzung und Fortsetzung derPoliteia geschrieben. Die Atlantis-Erzählung diente dabeials Demonstration der praktischen Bewährung des idea-len Staates. Es handelt sich um einen platonischenMythosund somit nur um eine von vielen fiktionalen und mythi-schen Darstellungen in Platons Werken.

2.1.1 Zweck des Mythos

Der Zweck dieses Mythos ist nach herrschender Auf-fassung, eine zuvor diskutierte Theorie auf eine prak-tische und anschauliche Ebene zu heben, um so ihreFunktionalität und Richtigkeit zu bestätigen. In diesemSinne wird am Ende der Politeia, nachdem die Frage‚Was ist Gerechtigkeit?‘ diskutiert wurde, von Sokratesdie (scheinbare) Bestätigung seiner Thesen dadurch bei-gebracht, dass die „wahre“ Geschichte des PamphyliersEr erzählt wird (Pol. 614b). Dieser habe in einer ArtNahtoderfahrung die Unterwelt gesehen und dabei dieErkenntnis erlangt, dass gerechte Menschen nach demTod zehnfach belohnt würden, ungerechte Menschen je-doch zehnfach bestraft. An späterer Stelle, zu Ende desneunten Buches der Politeia, wird ferner die Frage er-örtert, ob sich ein gerechter Mensch am politischen Le-

ben seines Stadtstaates beteiligen solle. Auf Sokrates’Antwort, der Gerechte könne sich engagieren, vielleichtjedoch nicht in seiner irdischen Polis, entgegnet Glau-kon, dass ein solcher Idealstaat nur als ein „Muster“(παράδειγμα) im „Himmel“ der Ideen zu finden sei, wor-an man sich halten könne (Pol. 592a-b). Es bleibt jedochumstritten, inwieweit diese Anspielung einen Hinweis aufeine späte Praxisnähe der platonischen Staatsphilosophieund damit die Grundlage des Atlantis-Mythos darstellenkönne.[5]

Im Fall der Atlantis-Erzählung ist es die Theorie vom Ide-alstaat, die einer realen Bestätigung bedurfte. Am An-fang steht der Wunsch des Sokrates, den Idealstaat ein-mal in der „Bewegung“ eines Gedankenexperiments zusehen. Zu diesem Zweck wird der Mythos vom einst inAthen existierenden Idealstaat und dem mächtigen Geg-ner Atlantis erfunden und dem Erzähler Kritias in denMund gelegt, dem diese Überlieferung „auf eine geheim-nisvolle Weise durch eine Art Zufall“ am Heimweg von ei-nem früheren philosophischen Gespräch eingefallen wäre(Tim. 25 e). In dieser Passage betont Kritias, dass manden Atlantis-Stoff günstig an den theoretischen Inhalt derPoliteia angleichen könne: „Wir wollen aber die Bürgerund den Staat, den du uns gestern wie erdichtet (ὡς ἐνμύθῳ) darstelltest, jetzt in die Wirklichkeit (ἐπὶ τἀληθὲς)übertragen und hier ansiedeln, als sei jener Staat der hie-sige, und von den Bürgern, die du dir dachtest, werdenwir sagen, sie seien jene reale Vorfahren von uns, von de-nen der Priester erzählte.“ (Tim. 26c-d). Die scheinhis-torische Überlieferungsgeschichte soll die mehrfach be-hauptete Realität unterstreichen. Wie jeder platonischeMythos erhebt auch die Atlantis-Erzählung den AnspruchaufWahrheit, jedoch nicht im Sinne von „historisch wahroder unwahr“, sondern im Sinne einer philosophischenWesenswahrheit.Die Gegner Athen und Atlantis sind idealtypisch als ein-ander diametral gegenüberstehende Gemeinwesen kon-struiert: Auf der einen Seite die kleine, stabile und wehr-fähige Landmacht, auf der anderen Seite die an ihrem Ex-pansionsdrang zerbrechende Seemacht. Dieser bewuss-te Gegensatz wird in der Forschung als eine politischeAllegorie auf die expansive Seemachtspolitik des realenAthen verstanden. Platon hatte 404 v. Chr. die Niederla-ge seiner Heimatstadt im Peloponnesischen Krieg miter-leben müssen, der einst durch das Hegemoniestreben derAthener in der Ägäis ausgelöst worden war. Wenige Jahr-zehnte später, als Athen wieder einen Teil seiner ehemali-gen Macht zurückgewonnen hatte, wurde der einst infol-ge der Niederlage aufgelöste Attische Seebund – wennauch nicht in gleicher Dimension – neu gegründet. Platonkönnte befürchtet haben, dass Athen diese Fehler wieder-holen und auf eine vergleichbare Katastrophe zusteuernkönnte. Um dem entgegenzuwirken und die Mitbürger zubelehren, dürfte Platon die Geschichte von der an Expan-sionismus zugrunde gegangenen Seemacht Atlantis undder siegreichen Landmacht Ur-Athen erfunden oder be-nutzt haben: „Er zeigte die Gefahren auf, die eine solche

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2.1 Ein platonischer Mythos 5

imperialistische Seemacht erwarten […], und er versuch-te sozusagen den quasi-historischen Beweis zu erbringen,dass ein Staat, der wie sein Idealstaat eingerichtet war, sichin einer solchen Lage überzeugend bewähren würde“, wieHeinz-Günther Nesselrath resümiert.[6]

Die Umstände, dass im Atlantis-Mythos das Ur-Athen alsüber tausend Jahre älter als Ägypten dargestellt wird undzudem die Göttin Athene-Neith beide Gesellschaftsord-nungen begründet haben soll, wird als Reaktion Platonsauf mögliche Plagiatsvorwürfe gedeutet.[6] Dies hängtmit Platons Werk über den Idealstaat – Politeia – zusam-men: Ein Kritiker Platons, Isokrates, hatte als unmittel-bare Reaktion auf die Politeia eine Schrift mit dem TitelBusiris verfasst, nach der der gleichnamige – nur in dergriechischen Mythologie existierende – ägyptische Kö-nig in seinem Land eine Gesellschaftsordnung eingerich-tet hatte, die diejenige des platonischen Idealstaats vor-wegzunehmen scheint. Platon, so die Theorie, habe nundarauf mit einem Mythos geantwortet, laut dem nicht inÄgypten, sondern in Athen zuerst der Idealstaat existier-te. Zudem sind es bei Platon gerade ägyptische Priester,die den Griechen diese Erkenntnis bringen.Als Grund für die fingierte Überlieferungsgeschichtekann Platons „Konkurrenz“ zu Homer gesehen werden.[7]Schon in der „Politeia“ schrieb Platon von dem „altenStreit zwischenDichtung und Philosophie“ (Politeia 607b).In seinemAnspruch, die mythisch-poetischenWerke Ho-mers durch seine eigenen, philosophisch durchdachtenMythen wie Atlantis zu „ersetzen“, beruft sich Platoneben nicht wie der Dichter auf Musen, sondern auf histo-rische Überlieferungen (deren Ursprung jedoch absicht-lich so weit im Dunkeln liegt, dass sie unmöglich über-prüft werden können). Im Timaios spricht Kritias davon,dass Solon ursprünglich geplant habe, den Stoff „Atlan-tis“, den er in Ägypten vernahm, künstlerisch zu verarbei-ten. Er sei jedoch davon abgehalten worden, weil man ihnin Athen als Politiker gebraucht habe (dies ist allerdingschronologisch nicht möglich, da Solon erst nach seiner„politischen Karriere“ Ägypten besuchte). Hätte er denAtlantis-Mythos in Poesie verwandelt, so ist sich Kritiassicher, hätte diesesWerk die Homerischen Epen Ilias undOdyssee weit überstrahlt (Tim. 21d).

2.1.2 Inspirationen und Vorbilder

Das Vorbild für „Ur-Athen“ war der Idealstaat, den Pla-ton in seinem bedeutendenWerk Politeia entworfen hatte.Schon daran ist der fiktionale Charakter der gesamten Er-zählung erkennbar, zumal nach heutigem KenntnisstandinAthen zu keinemZeitpunkt – von der Frühzeit bis in dieKlassische Zeit – die geschilderte Kombination von po-litischen, sozialen und militärischen Elementen bestan-den hat. „Ur-Athen“ ist offensichtlich eine SchöpfungPlatons. Eine gewisse Orientierung der Landmacht „Ur-Athen“ an der realen Landmacht Sparta scheint denkbar,obgleich Platons Idealstaat ohnehin keine Seemachtspo-litik betreibt. Die Beschreibung der fruchtbaren Böden

Attikas zu Zeiten „Ur-Athens“ basiert auf der zu Pla-tons Zeiten gängigen Annahme, dass isolierte Felsmas-sive wie Akropolis und Lykabettos Überreste einer eins-tigen Hochebene seien, deren „weiche“ Anteile an frucht-barer Erde seither durch Regen und Fluten fortgespültworden seien. Eine vergleichbare Theorie liegt der Loka-lisierung Atlantis’ jenseits der „Säulen des Herakles“ zu-grunde; so wurde zu Platons Zeiten – entsprechend denBerichten bei Herodot (2, 102, 1–2; 4, 43) und mögli-cherweise auf eine Bekanntschaft mit atlantischen Tang-wäldern wie dem der Sargassosee zurückzuführen – an-genommen, das Meer sei jenseits der Säulen schlammig,zähflüssig und unbefahrbar. Platon erklärt diesen ver-meintlichen Umstandmit demUntergang einer Landmas-se.Für den Antagonisten zu seinem Idealstaat „Ur-Athen“bediente sich Platon realer Vorbilder aus seiner Zeit. All-gemein wird angenommen, dass Atlantis von ihm zur Er-zielung seiner politischen Aussageabsicht wie ein Mosaikaus verschiedenen Elementen von verschiedenen Vorbil-dern „zusammengesetzt“ wurde. Platons Intention war esdabei, ein Bild von Atlantis zu zeichnen, das der Lesermit zeitgenössischen Feinden Griechenlands assoziierenwürde. So mag Platon bewusst das Perserreich als Mus-ter für die politische Struktur von Atlantis genommenhaben. Die Organisation der Königsmacht in Atlantis,mit einem „Oberkönig“ und neun „Unterkönigen“, erin-nert stark an die persische Hierarchie von Großkönig undihm untergeordneten Satrapen. Ebenso scheint die per-sische Sommerresidenz Ekbatana gemäß ihrer Beschrei-bung bei Herodot eine Vorlage für die Beschreibung derHauptstadt von Atlantis zu sein; während bei Platon vondrei konzentrischen Wasserringen um die Akropolis dieRede ist, beschreibt Herodot die Stadtbefestigung vonEkbatana mit „insgesamt sieben Mauerringen“, und zwar„jeweils einen Mauerring im anderen“ (1, 98, 3–6). Fürdie Hafenanlage könnte unterdessen Karthago als Modellbenutzt worden sein. Dem Handlungskern der Atlantis-Geschichte, nämlich dem gescheiterten Angriff Atlantis’auf Athen, dürften die Perserkriege und dabei insbeson-dere die Konstellation der Schlacht bei Marathon 490 v.Chr. als Vorbild gedient haben. In beiden Fällen schlugdas relativ kleine Athen, ganz auf sich gestellt, eine an-greifende Übermacht und bewahrte so ganz Griechenlandvor der Unterwerfung. Der fehlgeschlagene Eroberungs-zug der Seemacht Atlantis könnte aber auch als Reflexi-on der Sizilienexpedition verstanden werden, in welcherdie übermütigen Pläne der Seemacht Athen, ganz Sizili-en und anschließend Karthago zu unterwerfen, grandiosscheiterten. Die mehrfachen Besuche Platons in Syrakusund sein Versuch, seine politischen Ideen dort in die Tatumzusetzen, könnten die Atlantiserzählung ebenfalls in-spiriert haben.[8]

Für den charakteristischen und bis heute faszinierends-ten Bestandteil der Atlantislegende – den Untergang desInselreichs infolge einer Naturkatastrophe – könnte dieStadt Helike als Inspiration gedient haben. Diese einst

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6 2 DEUTUNG

sehr reiche Stadt an der Nordküste der Peloponnes ver-sank imWinter des Jahres 373 v. Chr. in einer Flutwelle,die durch ein schweres Erdbeben im Golf von Korinthausgelöst worden war. Diese Katastrophe, bei der nahe-zu alle Bewohner Helikes ihr Leben verloren, fand in derAntike einen starken Nachhall (bspw. bei Diodor 15, 48,1–3). Wie auf Atlantis wurde in Helike ein Poseidon-kult betrieben; vor dem großen Tempel des Poseidon He-likonios stand einst eine monumentale Weihestatue desMeeresgottes, die selbst nach dem Untergang der Stadtnoch von derWasseroberfläche aus zu sehen gewesen seinsoll. Wie Atlantis schien auch Helike durch die „Macht“desjenigen Gottes untergegangen zu sein, den sie eigent-lich verehrte. Schon vor der Helikeflut ereignete sich zuPlatons Lebzeiten eine weitere schwere Flutkatastrophe.Diese folgte 426 v. Chr. einem Erdbeben im Golf vonEuböa und zerstörte die Stadt Orobiai sowie eine Inselnamens Atalante (Thukydides 3, 89). Aufgrund der Na-mensähnlichkeit wurde diese Insel Atalante von manchenForschern als Vorbild für das Untergangsszenario von At-lantis betrachtet.[9] Jedoch wird aufgrund der verheeren-deren Folgen sowie der zeitlichen Nähe zur Niederschriftvon „Timaios“ und des „Kritias“ eher Helike als Vorbildangesehen.[6]

Das Zentrum der atlantischen Ebene

Der französische Historiker Pierre Vidal-Naquet siehtAtlantis als Analogie zu Ur-Athen und somit zur Kosmo-logie des Timaios-Dialoges, Ur-Athen entspräche in die-sem Sinne dem „Seienden“, Atlantis hingegen dem „Wer-denden“. Vidal-Naquet kommentiert: „Wir sehen uns al-so einer Sequenz gegenüber, die deutlich nach einer Spie-

gelung aussieht: 5 (3+2), 1, 2, 2, 3, 3. Wer die in derMitte liegende Insel verläßt, tritt sehr schnell in die Weltder Verdopplung ein“.[4] Die Bedeutung von doppeltenund dreifachen Abständen in der „Struktur der Weltsee-le“ findet sich bereits im „Timaios“ beschrieben (Tim.36d). Zugleich spiegele Atlantis das dekadente Athen sei-ner Zeit wider. Ähnlichkeiten zu Herodots Persien undzu Homers Scheria spielen laut Vidal-Naquet nur amRande eine Rolle, eine Analogie zu den Perserkriegenschließt er aus. Vidal-Naquet glaubt in Atlantis die Stadt-anlagen von Ekbatana, Babylon, Scheria, Athen und Susawiederzuerkennen.[4]

Der deutsche Altphilologe Nesselrath dagegen sieht inAtlantis Parallelen zu den Stadt- bzw. Hafenanlagen vonEkbatana, Babylon und Karthago. Weiter meint er, Ana-logien zu Herodots Beschreibung der Perserkriege undHomers Epen identifizieren zu können.[6]

Umstritten ist in der Forschung, ob und inwiefern es einesubstantielle Inspiration des Atlantis-Mythos durch ägyp-tische Quellen gegeben haben könnte. Einige, wie etwaWilliamHeidel, deuteten gerade die behauptete Herkunftdes Berichts aus Ägypten als offenen Hinweis auf den fik-tionalen Charakter der Atlantis-Geschichte. Sie konntendafür auf die Worte im „Phaidros“ verweisen: „O Sokra-tes, mit Leichtigkeit erdichtest du Geschichten aus Ägyp-ten oder sonst einem Land, woher auch immer du willst“(Phaidros 275 B). Andere Historiker, wie etwa ThomasHenri Martin und Alexander von Humboldt, hielten ei-ne ägyptische Tradition als Kern des Mythos für wahr-scheinlich und darüber hinaus auch die Überlieferungvom Ägyptenreisenden Solon zum Erzähler Kritias fürmöglich. Einen ägyptischen Ursprung für Teile oder As-pekte des Atlantis-Mythos für möglich zu halten, zwingtjedoch nicht dazu, auch zu glauben, dass der Atlantisbe-richt – wie von Platon behauptet – auf eine 9000 Jah-re alte Überlieferung in Ägypten zurückgeht. Es scheintzudem auch unwahrscheinlich, dass Solon († um 560 v.Chr.) die Quelle für Platons Darstellung war, da in denmehr als 150 Jahren zwischen Solon und Platon bei kei-nem einzigen griechischen Schriftsteller eine Spur einessolchen Berichts zu finden ist. Auch die Athener wusstennichts von ihrem angeblichen Sieg über Atlantis. Hätte essich bei diesem wirklich um eine der „größten Helden-taten Athens“ gehandelt, müsste diese zumindest in einerder zahlreichen Leichenreden, in denen zu Ehren Verstor-bener die große Geschichte Athens resümiert wurde, Er-wähnung finden. Doch in keiner der bis heute überliefer-ten Ansprachen findet sich eine Erwähnung von Atlantis.Nicht einmal in der von Platon geschriebenen Leichen-rede im Menexenos wird Atlantis genannt; was bedeutenkönnte, dass auch Platon die Atlantis-Erzählung vor derNiederschrift seiner Spätwerke Timaios und Kritias nichtkannte, sondern sie erst zu jenemZeitpunkt kennen lerntebzw. erfand.

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2.2 Kritik an der Deutung von Atlantis als Erfindung Platons 7

2.2 Kritik an der Deutung von Atlantis alsErfindung Platons

Kritik an der Deutung der Atlantis-Erzählung als einerErfindung Platons gibt es in verschiedener Hinsicht. Teilswird die philologische Argumentation direkt angegrif-fen, teils wird eine ägyptische Überlieferung vermutet,teils werden konkrete Lokalisierungen von Atlantis vor-geschlagen.

2.2.1 Kritik an der philologischen Argumentation

An der philologischen Begründung der Erfindungshypo-these ist immer wieder Kritik lautgeworden. In den Wor-ten von John V. Luce: „Die Skeptiker haben starke Ar-gumente, trotzdem gab es jedoch immer eine Minderheitvon Gelehrten, die bereit waren, die Möglichkeit zuzuge-ben, dass Platon in seiner Atlantis-ErzählungMaterial ver-wendet habe, das nicht völlig ohne historisches Gewichtwar.“ [10] Als Indizien für ein mögliches historisches Ge-wicht der Atlantis-Erzählung werden angeführt:

• Platon habe die von ihm erfundenen Parabeln im-mer deutlich als Mythen gekennzeichnet. Die Ge-schichte von Atlantis sei dagegen ausdrücklich als„logos alēthēs“ (ein wahrer Bericht) und nicht als„mythos“ (eine Geschichte) gekennzeichnet worden.Platon habe betont, dass seine Überlieferung nichterfunden, sondern „in jeder Hinsicht“ wahr sei.

• Es sei kaum anzunehmen, dass Platon in sei-nen Gesamtplan der Dialog-Trilogie Timai-os/Kritias/Hermokrates eine Geschichte aufge-nommen hätte, die er selbst von Anfang bis zumEnde erfunden hat, und von der er wusste, dass sieerdichtet ist.

• Die Funktion der Atlantis-Erzählung als Beleg fürdie Richtigkeit von Platons Staatstheorien könne nurerfüllt werden, wenn es sich um eine wahre Ge-schichte handele.[11]

• Die ausführliche und präzise Beschreibung von At-lantis mit Benennung zahlreicher Einzelheiten seiunnötig gewesen, wenn Atlantis nur als Anschau-ungsmodell für einen idealen Staat habe dienen sol-len. Platon habe in seinen übrigen Werken auch kei-nerlei Interesse an technischen Details gezeigt.

• Details der Atlantis-Erzählung tauchten auch in an-deren Dialogen Platons in einem eindeutig historischzu verstehenden Kontext auf.

2.2.2 Theorien einer vorplatonischen Atlantis-Überlieferung

Da auffallende Ähnlichkeiten zwischen der Schilderungeines atlantischen Königsrituals – Stiere „ohne Waffen,

Papyrusfragment P. Oxy. 1084 der Atlantias des Hellanikos (Lu-ce sieht darin ein Vorbild für Platons Atlantis)

aber mit Stäben und Schlingen zu jagen“ (Kritias 119d-e)– und der Darstellungminoischer Stierkämpfe bestünden,hält John V. Luce es für wahrscheinlich, dass eine ägyp-tische Überlieferung über die Minoer Eingang in PlatonsAtlantis-Bild gefunden habe.[10] Er geht dabei davon aus,dass Platon selbst in Ägypten von dieser ÜberlieferungKenntnis genommen habe. Abgesehen davon, dass Pla-tons Ägyptenreise an sich umstritten ist, konnte er jedochkeine ägyptischen Hieroglyphen lesen. Er wäre somit aufeinen ägyptischen Übersetzer angewiesen gewesen. Fallser tatsächlich in Ägypten war, bliebe dennoch unklar, obund wie ihm die mutmaßliche Überlieferung übersetztwurde und was Platon seinerseits für seine Erzählung dar-aus übernommen hat.

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8 3 WIRKUNGSGESCHICHTE

Eine vergleichbare Theorie eines vorplatonischen Atlan-tis liefert der Philologe Herwig Görgemanns. Er behaup-tet, die von Platon erwähnte Verbrüderung der Ägyptermit den „Ur-Athenern“ sei von einem ägyptischen Be-richt beeinflusst.[12] Dieser Bericht basiere auf der Über-lieferung der Seevölkerinvasion des 13./12. Jahrhundertsv. Chr. und sei durch eine angeblich schon damals exis-tierende Verbrüderung der Ägypter und Athener gegendie „Feinde aus dem Westen“ ergänzt worden. Als sichÄgypten im 4. Jahrhundert v. Chr. von der persischenHerrschaft zu lösen begann, bekam es zunächst 386 bis380 v. Chr. Unterstützung aus Athen durch den Athe-ner Feldherrn Chabrias. Dies fand in Athen nicht nurZustimmung, und so wurde 362/61 v. Chr. (unmittelbarvor der Entstehung des Timaios) eine Gesandtschaft nachAthen geschickt, die für eine Athenisch-Ägyptische Alli-anz werben sollte und dabei laut Görgemanns die verän-derte Überlieferung des Seevölkersturms in Athen ver-breitete. Und ebendieses Element habe Platon dann imAtlantis-Mythos verarbeitet. Jedoch ist auch diese Ar-gumentation insofern lückenhaft, als Platon vermutlichnicht der Einzige gewesen wäre, der diese Geschichte ver-nommen hätte. Insofern ließe sich schwer erklären, war-um nur er von Atlantis berichtet.

2.2.3 Lokalisierungshypothesen

→ Hauptartikel: Lokalisierungshypothesen zu Atlantis

Neben diesen eher ergänzenden Theorien zu Platons Er-findung von Atlantis gibt es zahlreiche Lokalisierungshy-pothesen, die Atlantis an einem konkreten Ort vermutenund dessen Untergang als ein konkretes Ereignis anneh-men. Ihnen liegt die gemeinsame Auffassung zugrunde,dass Platons Erzählung auf einer tatsächlichen Überliefe-rung beruhe oder zumindest einen historischen Kern ent-halte. Gleichzeitig setzen die meisten Theorien voraus,dass Platons örtliche und zeitliche Angaben zu Atlantisfalsch bzw. in der mutmaßlichen Überlieferung verzerrtworden sind.Bislang blieben diese Lokalisierungsversuche jedoch im-mer Hypothesen einzelner Personen. Die frühen Theo-rien – die Atlantis auf Helgoland, den Kanarischen In-seln oder Kreta vermuteten – werden heute von keinemWissenschaftler mehr vertreten. Zu den jüngeren Theo-rien gehört die Hypothese des Geoarchäologen EberhardZangger, dass es sich bei Atlantis um eine verzerrte Dar-stellung von Troja handele, sowie die Vermutung vonSiegfried Schoppe und Christian Schoppe, dass eine Ver-bindung zwischen Atlantis und der Flutung des Schwarz-meerbeckens um 5600 v. Chr. bestünde; dieser Hypothe-se zufolge gehe die Atlantis-Erzählung auf den Untergangeiner hypothetischen Kultur im Nordwesten des Schwar-zen Meeres zurück.Althistoriker und Philologen kritisieren bis heute sämtli-che Lokalisierungsversuche als Fehlinterpretationen, de-

nen eine falsche Vorstellung von Platons Intentionen zu-grundeliege. Atlantis sei eine reine Fiktion, der keiner-lei geschichtliche oder naturwissenschaftliche Kenntnissezugrunde liegen.

3 Wirkungsgeschichte

Kaum ein antiker Bericht hatte eine ähnlich intensiveNachwirkung wie Platons Schilderungen von „Atlantis“.Seit vielen Jahrhunderten dient das fabelhafte InselreichUtopisten als Inspiration und wird von Archäologen ge-sucht. Auch die Unterhaltungsindustrie entdeckte denStoff als zugkräftiges Sujet.

3.1 Antike

Von Platons Zeitgenossen ist keine Veröffentlichung be-kannt, die die Atlantis-Geschichte für „wahre Historie“hielt, auch nach dem Erscheinen von Timaios und Kri-tias wurde die Abwehr des atlantischen Angriffs in kei-ner heute bekannten Aufzählung der Heldentaten derAthener erwähnt. Manche sehen in Aristoteles, Platonsbekanntestem Schüler, den ersten Kritiker der Atlantis-Erzählung und verweisen dabei auf die durch Strabon (2,3, 6) überlieferte Meinung des Poseidonios zur „Sage vonder Insel Atlantis“, die sich an Aristoteles orientiere. DieAusführung Strabons belegt jedoch eher das Gegenteil,indem er Poseidonios’ Aussage wiedergibt, dass Atlan-tis möglicherweise keine Erfindung sei, im Gegensatz zur„Mauer der Achäer“ bei Homer (siehe unten).[13]

Der Philosoph Krantor von Soloi, der den ersten Kom-mentar zu Platons Timaios verfasste, war der erste, vondem wir wissen, dass er Atlantis für einen geschichtli-chen Sachverhalt hielt. Er soll der erste gewesen sein,der die ägyptische Tradition der Atlantis-Überlieferungnachweisen konnte. In seinem nur fragmentarisch beiProklos erhaltenen Werk berichtet er, die Stelen mit derägyptischen Version des Atlantis-Berichts in Sais vorge-funden zu haben(FGrHist 665, F 31). Dies wurde bis heu-te von einigen Forschern als ein Beweis für die ägyptischeTradition der Atlantis-Geschichte eingeschätzt. KrantorsBericht gilt der Mehrheitsmeinung jedoch insofern alsunglaubhaft, als er von Inschriften auf Stelen (στῆλαι)spricht, während im Timaios von schriftlichen Darstellun-gen die Rede ist, die man „zur Hand nehmen“ (τὰ γράμ-ματα λαβόντες – Tim. 24a) könne, also beispielsweisePapyrusrollen.[14]

Die Frage, ob es sich bei Atlantis um eine reale Geschich-te handelt, wird auch von späteren Autoren diskutiert, et-wa von Poseidonios, dessenMeinung von Strabonmit fol-genden Worten angegeben wird:

„Daß aber die Erde sich zuweilen hebe undsenke, und durch Erdbeben und andre ähnli-che Ereignisse, die auch wir aufgezählt haben,

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3.2 Neuzeit 9

Veränderungen erleide, das ist von ihm [sc. Po-seidonios] richtig bemerkt worden, und damitstellt er auch Plato’s Ansicht passend zusam-men, es lasse sich annehmen, daß auch die Sa-ge von der Insel Atlantis keine Erdichtung sei,von welcher, wie jener berichtet, Solon, durchdie aegyptischen Priester belehrt, erzählt habe,sie sei einst vorhanden gewesen, [später] aberverschwunden, an Größe einemFestlande nichtnachstehend; und dieses zu sagen, scheint ihmgerathener, als daß ihr Erfinder sie wieder ver-nichtet habe, wie der Dichter [Homer: Ilias 7,337. und 436.] die Mauer der Achäer.“

– Strabon: Geôgraphiká, Buch 2, 3. Kapitel, 6. Abschnitt(in der Übersetzung von Albert Forbiger: Strabo’sErdbeschreibung Band 2, Hoffmann’sche Verlags-Buchhandlung, Stuttgart 1856, S. 158 (Online)

Während Plinius noch Zweifel an der Authentizität derGeschichte insgesamt äußert (nat. 2, 92, 205), hältPlutarch zumindest die ägyptische Tradition für mög-lich, will sich aber ansonsten nicht festlegen, ob es sichum Mythos oder Wahrheit handele (Plut. Solon 31). Derspätantike Neuplatoniker Proklos hielt Atlantis einerseitsfür real, andererseits suchte er auch eine symbolischeDeutung. Weitere Autoren, wie etwa der KirchenvaterTertullian, nutzen Atlantis ohne Vorbehalt als histori-sches Paradigma. Nachdem jedoch noch im 6. Jahrhun-dert der Byzantiner Kosmas Indikopleustes den fiktio-nalen Charakter des Atlantis-Berichts festhielt, geriet erschließlich im europäischen Mittelalter in Vergessenheit.Als Vorlage für Utopien fand Atlantis vermutlich bereitsin der Antike Verwendung. So etwa bei Euhemeros vonMessene, dessen fiktionale Insel Panchaia sowohl Ähn-lichkeiten zu Atlantis wie zu „Ur-Athen“ aufweist (Di-odor 5, 41–46). Panchaia wird als eine außergewöhn-lich fruchtbare Insel dargestellt, auf der die Gesellschaft– wie auf Atlantis – in drei Klassen eingeteilt sei. Inder Mitte der Insel fände sich ein großer, Zeus geweih-ter Tempel. Ein anderer antiker Autor, Theopompos vonChios, persiflierte Platons Atlantis-Erzählung in seinemWerk Philippika. In ihm wird von einem Land namensMeropis jenseits des Atlantischen Ozeans berichtet, vondem aus ein Heer mit zehn Millionen Soldaten aus der„Stadt der Krieger“ („Machimos“) ausrückte, um dieHyperboreer auf der anderen Seite des Ozeans zu unter-werfen (FGrHist 115, F 75). An die Stelle von Solon unddem Priester von Sais traten bei Theopompos der mythi-sche König Midas und ein Mischwesen aus Mensch undPferd.

3.2 Neuzeit

In der frühen Neuzeit wurden die alten römischen undgriechischen Manuskripte von den Gelehrten wiederent-deckt, und so verbreitete sich auch die Geschichte von

Atlantis erneut. Besonders mit der Entdeckung Amerikas1492 bekam die Atlantis-Legende eine gewisse Plausibi-lität, da man annahm, Amerika sei zumindest der Über-rest des versunkenen Kontinents. Bartolomé de Las Casasschrieb in seinemWerk Historia general de las Indias da-zu: „Kolumbus konnte vernünftigerweise glauben und hof-fen, dass, obgleich jene große Insel verloren und versunkenwar, andere zurückgeblieben sein würden oder wenigstensdas Festland und dass, wenn man sie suchte, man sie fin-den würde.“ Auch Girolamo Fracastoro, bekannt für sei-ne Beschreibung der Syphilis, setzte Amerika und Atlan-tis gleich.Eine Reihe von Philosophen der frühen Neuzeit nahm dieplatonische Methode der Sozialkritik durch eine Schein-geschichte auf. Als erster tat dies 1516 der EngländerThomas Morus mit seinem Werk Utopia. Während sichbei Morus lediglich Anlehnungen an Platons Politeia fin-den, bezogen sich die Utopisten der Folgezeit explizitauf den platonischen Mythos von Atlantis. So nahm et-wa ein Jahrhundert nach Morus’ Utopia der italienischeDominikanermönch Tommaso Campanella Atlantis so-wie die Beschreibung des Iambulos zum Vorbild, umeine eigene Staatsutopie zu erschaffen. Diese heißt inder italienischen Fassung La città del Sole und benutztebenfalls die Form des Dialoges, in diesem Fall zwi-schen einem weitgereisten genuesischen Admiral und ei-nem Hospitaliter. Campanellas fiktiver Sonnenstaat istauf der realen Insel Taprobane (heute Sri Lanka) ange-siedelt. Insbesondere bei der Beschreibung der Stadt ori-entiert sich Campanella an Platons Beschreibung von At-lantis im „Kritias“: „In einer weiten Ebene erhebt sich eingewaltiger Hügel, über den hin der größere Teil der Stadterbaut ist. Ihre vielfachen Ringe aber erstrecken sich in ei-ne beträchtliche Entfernung vom Fuße des Berges. […] Sieist in sieben riesige Kreise oder Ringe eingeteilt, die nachden sieben Planeten benannt sind“.Beinahe zeitgleich zu Campanella, um 1624, schriebFrancis Bacon in England an seiner Utopie Nova Atlantis,die sich schon im Titel auf Platon bezog. Er benutzte Pla-tons Atlantis dabei als historisches Faktum und identifi-zierte es mit Amerika, um somit seiner eigenen Utopie ei-ne scheinbare Glaubwürdigkeit zu verleihen. Eine Sintfluthabe einst das „alte Atlantis“ bis auf wenige Überlebendevernichtet. Bacons „neues Atlantis“ ist eine Südsee-Inselnamens Bensalem, auf welcher – Platon sehr ähnlich –eine hierarchische, monarchistische Staatsordnung, patri-archalische Familienstruktur und christliche Sittenstren-ge zu finden sind.[15] Herrschaftszentrum sei das „HausSalomon“, in welchem ein gotterwählter, „ehrwürdigerVater“ thront. Bacons Werk blieb unvollendet und wurdeerst nach seinem Tod durch William Rawley veröffent-licht. Laut Rawley ist der frühe Tod Bacons der Grunddafür, warum darin keine Sozialkritik zu finden ist.[16]

Im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts wurde Atlantis zu-nehmend von Gelehrten zum Ursprung der menschlichenZivilisation erklärt und damit auch für das „Einflechten“in eigene nationale Mythen interessant.

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10 3 WIRKUNGSGESCHICHTE

Illustration aus Rudbecks „Atland eller Manheim“: Rudbeck ent-hüllt seinen „Vorgängern“ Hesiod, Platon, Aristoteles, Apollodor,Tacitus, Odysseus, Ptolemäus, Plutarch und Orpheus die „Wahr-heit“ über Atlantis

Nachdem die Überreste der versunkenen Insel zunächstin Amerika gesehen wurden – womit sich der Anspruchder spanischen Conquista rechtfertigen ließ – erklärte En-de des 17. Jahrhunderts der Universalgelehrte und Rek-tor der Universität Uppsala Olof Rudbeck in seinem vier-bändigen Werk Atlantica sive Manheim, vera Japheti pos-terorum sedes ac patria (1679 bis 1702, schwedisch At-land eller Manheim), Schweden zu Atlantis und Uppsalazu dessen Hauptstadt.[4] In seinen Schriften vermeng-te Rudbeck Platons Atlantis mit Versatzstücken aus derEdda sowie Legenden über Noachs angeblichen EnkelAtlas, der sich im Norden niedergelassen habe. Mit die-sem Eklektizismus versuchte er, dem Volk Israel den An-spruch auf seine Auserwähltheit streitig zu machen undSchweden zum Geburts- und Stammland sämtlicher Völ-ker Asiens und Europas zu erheben; darüber hinaus pos-tulierte er, dass die Runen die Vorläufer der phönizischenund griechischen Buchstaben seien. Platon nannte er ei-nen Lügner, dem es gelungen sei, die Auffindung deswahren nordischen Atlantis zu verhindern. Rudbeck warsomit einer der Ersten, die Atlantis und dessen mutmaß-liche Lokalisierung zu politisch-ideologischen Zweckenvereinnahmten.Im 19. Jahrhundert wurde das Interesse an Atlantisdurch den 1882 erschienenen Bestseller des amerika-nischen progressivistischen Politikers Ignatius Donnellyneu geweckt.[17] In seinem Buch Atlantis – The antedi-

luvian World (dt.: „Atlantis – die vorsintflutliche Welt“,1911) behauptete er 1882, das von Platon beschriebe-ne Atlantis habe im Atlantik gelegen und sei der ge-meinsame Ursprung der Frühen Hochkulturen sowohl imMittelmeerraum (speziell im Alten Ägypten) als auch inMittelamerika.[18] Dabei stützt er sich unter anderem aufdie Forschungen von Charles Étienne Brasseur de Bour-bourg und Augustus Le Plongeon. Er glaubte auch, Atlan-tis sei die Urheimat der Arier.[19] Donnelly beschrieb At-lantis als agrarisches Land des Friedens und des Glücks,an das in verschiedenen Zivilisationen erinnert werde,ob als Garten Eden, als Garten der Hesperiden oder alsAsgard. In dem nachfolgenden Band Ragnarok – The Ageof Fire and Gravel von 1883 beschrieb er dann die Zer-störung dieses Paradieses, nachdem esmoralisch korrum-piert worden sei. Dieses Geschichtsnarrativ verstand erals Warnung an die USA seiner Gegenwart.[20]

Auch in Esoterik und Okkultismus wurde die Ge-schichte von Atlantis lebhaft rezipiert. In Theosophie,Anthroposophie und Ariosophie wurden die „Atlantier“als Repräsentanten einer von sieben Menschheitsepochenangesehen, und in der hermetischen Kosmischen Phi-losophie sind sie Ursprung okkulter Lehren. Donnel-lys Bestseller half, dergleichen Thesen Glaubwürdigkeitzu verleihen.[21] Bei aller Differenz zieht der HistorikerFranz Wegener eine Verbindungslinie zwischen diesenStrömungen, Vertretern der Konservativen Revolution,Welteislehre-Anhängern, Nationalsozialisten und NeuenRechten und stellt die Hypothese eines „atlantidischenZielbildes“ auf, „ein Zielbild, das seine Träger unbewußtin sich beschleunigender Bewegung der Selbstzerstörungentgegeneilen läßt“.[22]

So wurden vor allem im deutschen Sprachraum in derZeit der Weimarer Republik und während des 'DrittenReiches' in völkischen und nationalsozialistischen Krei-sen Modelle der Atlantis-Rezeption kultiviert, deren Ver-fechter Platons versunkenes Inselreich vor allem in derNordsee sowie am Nordpol - dem angeblichen nordi-schen Urkontinent 'Arktogäa' - lokalisierten oder mit demsagenhaften Thule gleichsetzten, und es zur Urheimatder 'arischen Herrenrasse' erklärten. Zu den Wegberei-tern dieser rassistisch-ideologischen Rezeption des At-lantisberichts gehörte vor allem Guido von List, einerder Protagonisten der so genannten Ariosophie; seiner-zeit bekannte Autoren entsprechender Atlantis-Literaturwaren z.B. Karl Georg Zschaetzsch[23] und HeinrichPudor.[24] Nach dem Zusammenbruch des Nationalso-zialismus wurde derartiges Ideengut zunächst vorwie-gend außerhalb Deutschlands propagiert, z.B. von demrechtsextremen chilenischen Autor Miguel Serrano.[25]Hierzulande wurden nach 1945 aber auch 'nordische'Atlantis-Konzepte, die nicht der 'ario-atlantistischen' Tra-ditionslinie zuzurechnen sind, in Kreisen der 'Alten' und'Neuen Rechten' begeistert aufgegriffen und ideologischinstrumentalisiert, vor allem Jürgen Spanuths Verortungvon Atlantis bei Helgoland und seine These, die At-lanter seien dem nordischen Kulturkreis der Bronzezeit

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5.2 Sekundärliteratur 11

zuzurechnen.[26]

Mitunter wird Atlantis als Synonym für eine reiche undmächtige Kultur gebraucht, die plötzlich und unerwar-tet unterging. So sprach beispielsweise Thomas EdwardLawrence von der einst prachtvollen, jedoch später ver-sandeten südarabischen Metropole Ubar als „Atlantis derWüste“ (engl. „Atlantis of the Sands“). Auch der sagen-hafte, untergegangene Ostseehafen Vineta wird gelegent-lich als „Atlantis des Nordens“ bezeichnet. In der Belle-tristik ist kaum mehr als diese Versinnbildlichung Atlan-tis geblieben, die seit etwa 1850 von Schriftstellern ver-stärkt aufgegriffen wird. In Jules Vernes 20.000 Meilenunter dem Meer etwa besuchen Kapitän Nemo und Pro-fessor Aronnax die Ruinen von Atlantis amMeeresgrund.Als Symbol für eine fantastische Gegenwelt erscheint At-lantis bereits 1814 in der romantischen Novelle Der gold-ne Topf von E. T. A. Hoffmann.

4 Siehe auch

• Atlantis als Sujet (in Kunst und Kultur)

• Lokalisierungshypothesen zu Atlantis

5 Literatur

5.1 Quellensammlung

• Oliver Kohns, Ourania Sideri:Mythos Atlantis. Tex-te von Platon bis J. R. R. Tolkien. Reclam Verlag,Stuttgart 2009, ISBN 978-3-15-020178-7.

5.2 Sekundärliteratur

• Ernst Hugo Berger: Atlantis. In: Paulys Realency-clopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE).Band II,2, Stuttgart 1896, Sp. 2116–2118.

• Reinhold Bichler: Athen besiegt Atlantis. Eine Studieüber den Ursprung der Staatsutopie. In: Canopus. 20,1986, Nr. 51, S. 71–88.

• Axel Bojanowski: Wilde Theorien. Überall Atlantis.In: Süddeutsche Zeitung. 27. Juli 2005. ISSN 0174-4917.

• Wilhelm Brandenstein: Atlantis.Wien 1951.

• Burchard Brentjes: Atlantis. Geschichte einer Utopie.DuMont, Köln 1993, ISBN 3-7701-2910-5.

• Jörg Dendl: Platons Atlantis – Mythos, For-schung und Kritik. (= G.R.A.L.-SonderbandNr. 6). ArcKos-Verlag M. Haase, Berlin 1994.(Historisch-kritische Auseinandersetzung mitdem Atlantis-Mythos, mit deutscher Übersetzung

des Atlantis-Textes von Athanasius Kircher undumfangreicher Bibliographie)

• Richard Ellis: Imagining Atlantis. Knopf, New York1998, ISBN 0-679-44602-8 (engl.)

• Thorwald C. Franke: Mit Herodot auf den Spurenvon Atlantis. Verlag BoD, Norderstedt 2006, ISBN3-8334-6511-5.

• Paul Friedländer: Platon I. Seinswahrheit und Le-benswirklichkeit. de Gruyter, Berlin 1954. (1975,ISBN 3-11-004049-2)

• Angelos George Galanopoulos, Edward Bacon: DieWahrheit über Atlantis. Wilhelm Heine Verlag,München 1976 (Originaltitel: Truth Behind theLegend, übersetzt von Helga Künzel), ISBN 3-453-00654-2.

• Jean Gattefossé, Claudius Roux: Bibliographie del’Atlantide et des questions connexes. Impr. Bosc frè-res & Riou. Lyon 1926. (franz.)

• Friedrich Gisinger: Zur geographischen Grundlagevon Platons Atlantis. In: Klio. 26, 1933, ISSN 0075-6334, S. 32–38.

• Herwig Görgemanns: Wahrheit und Fiktion inPlatons Atlantis-Erzählung. In: Hermes. Stuttgart128/2000, ISSN 0018-0777, S. 405–420.

• Williams K. C. Guthrie: The later Plato and theAcademy. A History of Greek Philosophy. Band 5,Cambridge 1980.

• William A. Heidel: A suggestion concerning Platon’sAtlantis. In: Daedalus. Cambridge 68.1933, ISSN0011-5266, S. 189–228. (engl.)

• Paul Jordan: The Atlantis Syndrom. Sutton Pu-blishing, Stroud Glou 1994, ISBN 0-7509-3518-9.(engl.)

• Rainer W. Kühne: A Location for Atlantis. In: Anti-quity. Oxford 78/2004, ISSN 0003-598X, S. 300.

• Thomas H. Martin: Dissertation sur l’Atlantide. In:Thomas H. Martin: Études sur le Timée de Platon.Bd 1. Paris 1841, S. 257–332. (franz.)

• Kathryn A. Morgan: Designer history. Plato’s At-lantis story and fourth-century ideology. In: Journalof Hellenic Studies. (JHS). Löndon 118.1998, ISSN0075-4269, S. 101–118. (engl.)

• Gianfranco Mosconi, I peccaminosi frutti di Atlanti-de – iperalimentazione e corruzione: Rivista di Cul-tura Classica e Medioevale, Jahr 51 / Nr. 2 / 2009,S. 331–360.

• Gianfranco Mosconi, I numeri dell’Atlantide: Plato-ne fra esigenze narrative e memorie storiche: Rivistadi Cultura Classica e Medioevale, Jahr 55 / Nr. 1 /2010, S. 331–360.

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12 7 EINZELNACHWEISE

• Otto Muck: Alles über Atlantis: alte Thesen, neueForschungen.Mitautor TheodorMüller-Alfeld, Her-ausgeber F. Wackers. Econ, München 1976, ISBN3-430-16837-6.

• Heinz-Günther Nesselrath: Platon und die Erfindungvon Atlantis. K.G. Saur, München/ Leipzig 2002,ISBN 3-598-77560-1.

• Gunnar Rudberg: Atlantis och Syrakusai. 1917. (At-lantis and Syracuse. 2012, ISBN 978-3-8482-2822-5)

• Edwin S. Ramage (Hrsg.): Atlantis. Mythos, Rätsel,Wirklichkeit? Umschau, Frankfurt am Main 1979,ISBN 3-524-69010-6.

• L. Sprague de Camp: Versunkene Kontinente. VonAtlantis, Lemuria und anderen untergegangenen Zi-vilisationen. Heyne, München 1975, ISBN 3-453-00504-X.

• Thomas A. Szlezák: Atlantis und Troia, Platon undHomer. Bemerkungen zum Wahrheitsanspruch desAtlantis-Mythos. In: Studia Troica. Mainz 3/1993,ISSN 0942-7635, S. 233–237.

• Pierre Vidal-Naquet: Athen und Atlantis. Strukturund Bedeutung eines platonischen Mythos. in: Pier-re Vidal-Naquet: Der Schwarze Jäger. Frankfurt amMain 1989, ISBN 3-593-33965-X, S. 216–232.

• Pierre Vidal-Naquet: Atlantis. Geschichte einesTraums. Aus dem Französischen von A. Lallemand.C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54372-3(Teilansicht).

• Zdenek Kukal: Atlantis in the Light of Modern Rese-arch. Academia, Prag 1984.

5.3 Weitere Literatur

Im Artikel verwendete Literatur, die nicht direkt mit At-lantis zu tun hat:

• Jan Driessen, Colin F. MacDonald: The troubledisland. Minoan Crete before and after the Santori-ni Eruption. Aegeum Bd 17. Univ. de Liège. Liège1997, ISSN 0776-3808

• Christoph Eucken: Isokrates. Seine Positionen in derAuseinandersetzung mit den zeitgenössischen Philo-sophen. Berlin 1983, ISBN 3-11-008646-8.

• Andrea Klug: Königliche Stelen in der Zeit von Ah-mose bis Amenophis III. Fondation ÉgyptologiqueReine Élisabeth, Brüssel 2002, ISBN 2-503-99123-8.

6 Weblinks

Wiktionary: Atlantis – Bedeutungserklärungen,Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Commons: Atlantis – Sammlung von Bildern,Videos und Audiodateien

• Platon: Timaios. www.zeno.org, abgerufen am 20.Januar 2011 (Übersetzung: Franz Susemihl, 1856).

• Platon:Kritias.www.zeno.org, abgerufen am 20. Ja-nuar 2011 (Übersetzung: Franz Susemihl, 1857).

• Atlantis-Scout Umfangreiches Info-Portal zu Pla-tons Atlantis incl. Download-Center mit wissen-schaftlichen Arbeiten und einer Übersetzung derDialoge Timaios und Kritias

• Wissenschaftliche Literatur über Atlantis zusam-mengestellt von Rainer W. Kühne.

• James W. Mavor Jr.: Das minoische Atlantis des Dr.Angelos Galanopulos.wiki.atlantisforschung.de, ab-gerufen am 7. Januar 2011.

7 Einzelnachweise[1] Morgan 1998.

[2] Parallele Lebensbeschreibungen: Solon XXXII.1-2.

[3] Eine solch hohe Altersangabe war in der Antike nicht un-gewöhnlich, so nennt z.B. Herodot ein Alter von 11340Jahren für Ägypten (Historien II 142,3)

[4] Vidal-Naquet 1989.

[5] Guthrie 1980.

[6] Nesselrath 2002.

[7] Szlezák 1993.

[8] Rudberg 1917/2012.

[9] De Camp 1975.

[10] Ramage 1979, S. 65 ff.

[11] Brandenstein 1951.

[12] Görgemanns 2000.

[13] Thorwald C. Franke: Aristoteles und Atlantis. Was dachteder Philosoph wirklich über das Inselreich des Platon?.Books on Demand, Norderstedt 2010, ISBN 978-3-8391-6166-1, Schlusswort, S. 75.

[14] Heinz-Günther Nesselrath: Atlantis auf ägyptischen Ste-len? Der Philosoph Krantor als Epigraphiker. In: Zeitschriftfür Papyrologie und Epigraphik. 135, 2001, S. 33–35(online, PDF-Datei, 49,73 KB).

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[15] Klaus J. Heinisch: Der utopische Staat. Morus Utopia.Campanella Sonnenstaat. Bacon Nova Atlantis. 26. Auf-lage. Rowohlt, Reinbek 2001, ISBN 3-499-45068-2.

[16] Brentjes 1993.

[17] Kenneth L. Feder: Encyclopedia of Dubious Archaeology.From Atlantis to the Walam Olum. ABC Clio, Santa Bar-bara, CA 2010, S. 89.

[18] Ignatius Donnelly:Atlantis – The antediluvianWorld. Har-per & Brothers, New York 1882 (online, Zugriff am 15.März 2014); auch zum Folgenden Richard Ellis: Imagi-ning Atlantis. Knopf, New York 1998, S. 38–44.

[19] Isaac Lubelsky: Mythological and Real Race Issues inTheosophy. In: Olav Hammer, Mikael Rothstein (Hrsg.):Handbook of the Theosophical Current. Brill, Leiden2013, S. 340.

[20] Jean Pfaelzer: The Utopian Novel in America, 1886–1896.The Politics of Form.University of Pittsburgh Press, Pitts-burgh, PA 1984, S. 122.

[21] Isaac Lubelsky: Mythological and Real Race Issues inTheosophy. In: Olav Hammer, Mikael Rothstein (Hrsg.):Handbook of the Theosophical Current. Brill, Leiden2013, S. 340.

[22] FranzWegener:Das atlantidischeWeltbild. Nationalsozia-lismus und Neue Rechte auf der Suche nach der versunke-nen Atlantis. 2. Auflage. Kulturförderverein Ruhrgebiet e.V., 2003. Zusammenfassung nach Wegener: Das atlanti-dische Weltbild - Kopie im Internet Archive.

[23] Karl Georg Zschaetsch, Atlantis, die Urheimat der Arier,Arier-Verlag, 1934.

[24] Heinrich Pudor, Völker aus Gottes Athem. Atlantis-Helgoland, das arisch-germanische Rassenhochzucht- undKolonisations-Mutterland, Leipzig 1936.

[25] Miguel Serrano, Adolf Hitler – Der letzte Avatar, (1984) –Alfabeta Impresores, Santiago/Chile 2004.

[26] Jürgen Spanuth, ...und doch: Atlantis enträtselt! - Eine Ent-gegnung von Jürgen Spanuth, Osnabrück (Otto Zeller Ver-lag) 1957 und 1980.

Normdaten (Geografikum): GND: 4003385-5

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14 8 TEXT- UND BILDQUELLEN, AUTOREN UND LIZENZEN

8 Text- und Bildquellen, Autoren und Lizenzen

8.1 Text• Atlantis Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantis?oldid=136632678 Autoren: Wst, RobertLechner, Fristu, Zeno Gantner, Jed, Aka,

Stefan Kühn, KAMiKAZOW,Ulrich.fuchs,Martin.k,Magnus, Irmgard,Mikue, Elwood j blues, El, Dishayloo, Fusslkopp,Warp, Ich, DenisBarthel, Crux, Matt1971, Hoss, Dominik, Ralf Roletschek, Woldemar, 4tilden, Mkleine, Napa, Patrick Hanft, Maxmax, Kubieziel, Der-sonlwd, Zwobot, Hp, Sigune, Southpark, Robbot, Pm,Wiegels, APPER, Alexander.stohr, Benowar, G, Papiermond, Sonnenwind, SteffenB,Stechlin, Zerohund, Perrak, Sinn, Peter200, Peng, Plasticon, Minos, Phrood, Jakob stevo, Geos, Thomas Tunsch, Peterlustig, Eddie2, Lley,RainerWolf, Catrin, Maria Fdez-Valmayor, Thorwald C. Franke, Nina, Hardenacke, °, Plenz, Martin-vogel, Mnh, Ot, Meister, Szs, HoHun,Weede, MAK, Pischdi, Kohl, Simplicius, Chch, Lixo, Ri st, Matthias Winterer, Yorg, Terranic, Uwe Gille, Kam Solusar, Uwe Hermann,Frank Schulenburg, Fxx2000, Geoz, Carbenium, Krtek76, Kuifje, Bender235, Grashüpfer, Marilyn.hanson, BWBot, Ken-nedy, JonathanGroß, Thoken, BerndB, Phi, Botteler, Wittkowsky, Mps, Ads, Daniel FR, Jesusfreund, LoKiLeCh, BLueFiSH.as, Hob Gadling, MartinBahmann, Duracell, Zaungast, AndreasPraefcke, Wisi, Diba, Rbrausse, Renekaemmerer, Carbidfischer, He3nry, Ehrhardt, Myukew, KGF,Emes, Achim Raschka, Herr Th., Hans Bug, Cethegus, Anima, Flominator, Aporia, Mandavi, RedBot, Osi, AF666, Flame99, Kolja21, GS,Sir.toby, PaulBommel, Gpvos, Itti, Micha99, Thetawave, Docmo, PaulaK, Holgerjan, SemiKondukator, UW, Agnete, FritzG, Marcus Cy-ron, Azby, Cesarzambrano1, Pitichinaccio, Dr. Steller, Flea, Luzian, Gottie, RobotE, AFBorchert, Eisbaer44,Weltall, Diebu, Ulixes, STBR,Markus Mueller, Luha, J-PG, Christian Kotnik, Hydro, Hank van Helvete, Gardini, RobotQuistnix, YurikBot, Omi´s Törtchen, Asia Mi-nor, Savin 2005, Doominator, Löschfix, Amano1, BishkekRocks, Lemzwerg, DerHexer, WAH, Schlesinger, Augiasstallputzer, NeumonD,Friedrichheinz, Liberaler Humanist, H-stt, Nightflyer, Gilliamjf, ArnoFuhrmann, Anonymus Nr.: 217.184.25.67, Rolf H., Gugerell, LKD,ThePeritus, Benny der 1., Kajk, Masterbrain, Antiphon, Sebs, Athenaios, Victor Eremita, Helfmann, DHN-bot, N3MO, Cottbus, AxelHH,An-d, Ulf Richter, Towih, Wolli-j, Jwollbold, Ruth Becker, Thomas Schulte imWalde, HAH, Nwabueze, BesondereUmstaende, Armin P.,Semper, Dhartmann, Spuk968, Horst Gräbner, Gustav von Aschenbach, Superzerocool, JCIV, Florean Fortescue, JAnDbot, Harrobot, BibiSaint-Pol, =, Trinsath, Dem Zwickelbert sei Frau, Tets, Willi vom Berg, Koenraad, Kraxler, Bernhard Beier, CommonsDelinker, Dendlon,Holger666, Primus von Quack, Don Magnifico, Bot-Schafter, Surfer2000at, Euphoriceyes, Axolotl Nr.733, Grauhut, TottyBot, Oltau, DerWolf im Wald, Gceschmidt, TheWolf, DorganBot, TXiKiBoT, Star Flyer, Rei-bot, Regi51, Henning Ihmels, Idioma-bot, Roland Kauf-mann, Ciconius, Synthebot, Tobias1983, Ennimate, AlleborgoBot, OecherAlemanne, Krawi, SieBot, Wasserseele, Tunc, Der.Traeumer,Muesse, Revilooliver, Bisam, Erik Warmelink, Dichterherzog, Anamnesis, Avoided, Xario, Jbo166, PipepBot, Alnilam, Pittimann, BjörnBornhöft, Feldhase, Der ohne Benutzername, Alecs.bot, Estirabot, Salomis, Ambross07, Wivoelke, FranzR, Alexbot, Inkowik, Anders123,Fish-guts, Garanhir, Samsan, Atlantis-korrekt, Tarantelle, LinkFA-Bot, Jona li, Flbger, Johnny Controletti, Rubb, Scepsis, Philipp Wetz-lar, Anton Sachs, RPI, Luckas-bot, Swafnir, John Jack, GrouchoBot, Small Axe, Liesbeth, Schniggendiller, Georgeos Díaz-Montexano,Xqbot, GiftBot, Verita, Howwi, Pfieffer Latsch, RibotBOT, Wilske, Hpo1961, Hosse, Jivee Blau, Atlanter, Truemate, Timk70, Nothere,J2w2, Baird’s Tapir, Wurmkraut, Korrekturen, Alraunenstern, Ripchip Bot, EmausBot, CennoxX, ZéroBot, Didym, Joker.mg, RonMeier,LZ6387, Liuthar, Nirakka, Mikeydreams, Lotje, In dubio pro dubio, Asmus et, Langano2, Mikered, Van'Dhunter, Grecolat, Kahlhofer,Himbear, Emrilke, Hybridbus, Naboo N1 Starfighter, Bryton-papa, Dexbot, Steinsplitter, Natakamani 01, Merkið, Gernebearbeiter, Frez-zY, Atlantisreport, Tumuchepa, H.- J. Braun, Semut23A, Aktenstapel, -seko-, Jingru, Serten, Astrofreund, Bildbringer, RitterORDEN,DonkeyBaba, VitaAeterna, Fariozwo, Nafiris und Anonyme: 325

8.2 Bilder• Datei:Andrea_Doria_as_Neptun_by_Angelo_Bronzino.jpg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/29/Andrea_

Doria_as_Neptun_by_Angelo_Bronzino.jpg Lizenz: Public domain Autoren: The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. ISBN 3936122202. Distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH. Originalkünstler: Agnolo Bronzino

• Datei:Athanasius_Kircher’{}s_Atlantis.gif Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/23/Athanasius_Kircher%27s_Atlantis.gif Lizenz: Public domain Autoren: http://atlantis.haktanir.org/ch3.html Originalkünstler: Athanasius Kircher

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• Datei:Disambig-dark.svg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/ea/Disambig-dark.svg Lizenz: CC-BY-SA-3.0 Au-toren: Original Commons upload as Logo Begriffsklärung.png by Baumst on 2005-02-15 Originalkünstler: Stephan Baum

• Datei:POxy1084_Hellanicus_Atlantis.png Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/79/POxy1084_Hellanicus_Atlantis.png Lizenz: Public domain Autoren: Image:POxy1084_Hellanicus_Atlantis.jpg (APIS Project) Originalkünstler: Unbekannt

• Datei:QSicon_Kand.svg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8c/QSicon_Kand.svg Lizenz: Public domain Auto-ren: Eigenes Werk Originalkünstler: Anka Friedrich

• Datei:Qsicon_Exzellent.svg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/41/Qsicon_Exzellent.svg Lizenz: CC-BY-SA-3.0-2.5-2.0-1.0 Autoren: File:Qsicon exzellent.png Originalkünstler: User:Niabot

• Datei:Rudbeck_Atlantis.jpg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/36/Rudbeck_Atlantis.jpg Lizenz: Public do-main Autoren: ? Originalkünstler: ?

• Datei:Sanzio_01_Plato_Aristotle.jpg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/98/Sanzio_01_Plato_Aristotle.jpgLizenz: Public domain Autoren: Web Gallery of Art: <a href='http://www.wga.hu/art/r/raphael/4stanze/1segnatu/1/athens1.jpg' data-x-rel='nofollow'><img alt='Inkscape.svg' src='//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/6f/Inkscape.svg/20px-Inkscape.svg.png' width='20' height='20' srcset='//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/6f/Inkscape.svg/30px-Inkscape.svg.png1.5x, //upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/6f/Inkscape.svg/40px-Inkscape.svg.png 2x' data-file-width='60'data-file-height='60' /></a> Image <a href='http://www.wga.hu/html/r/raphael/4stanze/1segnatu/1/athens1.html' data-x-rel='nofollow'><img alt='Information icon.svg' src='//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/35/Information_icon.svg/

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8.3 Inhaltslizenz 15

20px-Information_icon.svg.png' width='20' height='20' srcset='//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/35/Information_icon.svg/30px-Information_icon.svg.png 1.5x, //upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/35/Information_icon.svg/40px-Information_icon.svg.png 2x' data-file-width='620' data-file-height='620' /></a> Info about artwork Originalkünstler: Raffael

• Datei:Schema_Atlantis.png Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b5/Schema_Atlantis.png Lizenz: CC-BY-SA-3.0 Autoren: Eigenes Werk Originalkünstler: Lencer

• Datei:Wiktfavicon_en.svg Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c3/Wiktfavicon_en.svg Lizenz: CC-BY-SA-3.0Autoren: ? Originalkünstler: ?

8.3 Inhaltslizenz• Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0