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Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Herausgegeben von Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer Band 49 w DE G Walter de Gruyter " Berlin " New York

Ergänzungsbände zum Reallexikon der - MGH-BibliothekMaecenas atavis edite re gibus sang. Es waren die alten Helden und Könige Homers und des heroischen Zeitalters, von denen man

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Ergänzungsbände zum Reallexikon der

Germanischen Altertumskunde

Herausgegeben von

Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer

Band 49

w DE

G Walter de Gruyter " Berlin " New York

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Das frühmittelalterliche Königtum

Ideelle und religiöse Grundlagen

herausgegeben von Franz-Reiner Erkens

w DE

Walter de Gruyter " Berlin " New York

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Das frühmittelalterliche Königtum - RGA-E Band 49 - Seiten 42-64 © Copyright 2005 Walter de Gmyter " Berlin " New York

Frühes Königtum

von HERWIG WOLFRAM

Während die origo gentis das Wiener Juni-Symposion 2001 zumindest als literarisches genas mixtum, jedenfalls als Teil der historia überlebte, ' kam der Gegenstand

�Sakralkönigtum" bereits bei der Vorbereitung nicht bloß dem

Referenten abhanden? Nach Sueton spricht zwar Caesar selbst von der Heiligkeit, sanctitas, seiner königlichen und der kultischen Verehrung, caeremonia, seiner göttlichen Vorfahren,

�in deren Gewalt selbst die Könige

sind". Aber Caesar war zum Zeitpunkt dieser Aussage als römischer Senator so weit von jedem Königtum entfernt, wie er als Sohn der Venus in einem höchst obszönen Zusammenhang apostrophiert werden konnte. 3 Dagegen kennen die antiken Ethnographen keine Heiligkeit barbarischer, insbesondere germanischer Könige, die für ein Sakralkönigtum sprechen würde. Dennoch hat Reinhard Wenskus 1961 die Auffassung von �der

fast allgemeinen Verbreitung des sakralen Königtums bei den alteuropäischen Völkern" von einem Teil der älteren Forschung gleichsam als Prämisse übernommen. Sicht man von den alten Würdenamen mit -in/-an-Suffix ab, zitiert Wenskus - entgegen seiner sonst überaus großen Quellennähe - dafür so gut wvie keine Überlieferung und beruft sich einmal auf eine Stelle bei Walter Schlesinger, wo dieser im Grunde kein Wort über das Sakralkönigtum verliert. 4 In gleicher Weise bringt Wenskus im Kapitel

�Das archaische Sakralkönigtum" dafür keinen einzigen kontinentalen Beleg und weicht schließlich ins hochmittel- alterliche Skandinavien aus .5 Dort erwartet ihn Otto Höfler, dessen von drei angekündigten einzig erschienener Band

�Sakralkönigtum" sich nur mit den 1000 bis 1500 Jahren jüngeren Quellen Skandinaviens befaßt. (, Das heißt mit anderen Worten: Gestützt auf ethnologische und skandinavische Analogien,

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Wolfram 2003, S. 174 ff. Siehe Sakralkönigtum 2004. Sueton, Iulius cc. 6,1, und 49. Siehe Wenskus 1961 (1977), S. 411 mit Anm. 919, zu Schlesinger 1973, S. 63, oder 1963, S. 115. Wenskus 1961 (1977), S. 305 ff. und 419 mit Anm. 966. Höfler 1952, S. XV, mit dem Hinweis, daß der erschienene Band bereits 1943/44 gesetzt wurde. Vgl. Pohl 2000, S. 79 f., und Wolfram 1968, S. 475.

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Frühes Königtum 43

wurde ein aus den Würdenamen erschlossenes ursprüngliches Volkskönigtum des

�Kleinen Raumes" als �anthropologische Konstante" postuliert und mit dem Sakralkönigtum gleichgesetzt. Die Formel schien schlüssig, und auch der Verfasser hat sie in der Vergangenheit gerne und häufig übernommen, weshalb er auch nichts dagegen sagen kann, wenn er weiterhin als Fürsprecher eines germanischen Sakralkönigtums zitiert, gelobt oder angegriffen wird.? Nur er selbst glaubt nicht mehr daran.

Eine historisch-philologische Begriffsbestimmung hat zunächst vom lateinischen Wort auszugehen: Das Adjektiv

. racer bedeutet �einer

Gottheit geweiht", setzt also einen sakralen Akt und keinen immanenten Zustand der Heiligkeit voraus. Im Zusammenhang mit chthonischen Gottheiten meint das Wort

�verwünscht, verflucht". Livius berichtet vom Konsul Decius Mus, dieser habe sich und das gegnerische Heer den Göttern der Erde und der Unterwelt geweiht, um mit diesem Opfer und seinem Opfertod den Sieg des Römerheeres

�sakral" zu erwirken. Das Beispiel bestätigt die Definition. Decius war nicht an sich sakral, sondern besaß als Imperiumsträger das Auspicium, Kommandogewalt unter Einschluß sakraler Beauftragung und Energie. 8 Vor dem Hintergrund dieses oder anderer römisch-antiker Beispiele sind auch zwei Berichte zu verstehen, in denen Tacitus vergleichbare barbarische Ereignisse beschreibt: So hätten Chatten und Hermunduren, das heißt wohl ihre Anführer, in ritueller Weise jeweils das gegnerische Heer denselben Göttern, nämlich Mars/Tiwaz und Merkur/Wodan, vor der Schlacht geweiht .9 Zum zweiten erzählt Tacitus, der Amsivarierfürst Boiocalus habe die Sonne und die anderen Gestirne angerufen, um in seinen Augen herrenloses, von den Römern aber seinem Volk vorenthaltenes Land zu verfluchen. '()

Daher der nicht gerade neue Vorschlag, anstelle eines immanenten Sakralkönigtums von den sakralen Funktionen zu sprechen, die heidnische wie christliche Könige auszuüben hatten. Die dafür nötige sakrale Energie empfing der regierende König von außen, durch Kult und Magie, wie Langhaarigkeit, Initiationen und Riten, '1 oder durch die Salbung als christus

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Zu letzterem siehe Picard 1991, S. 38 mit Anm. 59 und 222 mit Anm. 7. Münzer 1901, n. 15; col. 2279 ff., nach Livius VIII 6,8-16, und 9,1 - 11,1, bes. 6,9, und 9,8 (Zitate). Zur Schlacht (58 n. Chr. ) zwischen Chatten und Hermunduren siehe'I'acitus, Annales XIII 57,1 f., sowie Quellen 3,532 (Kommentar). Tacitus, Annales XIII 55,1 - 56,1. Klaniczay 2002, S. 66 f.; Castritius 1999, S. 26 ff.; Diesenberger 2003, S. 317 ff.; Schmidt- \iegand 2000, S. 21; Maier 1999, S. 167 f.; Birkhan 1997,530 ff., bes. 537 ff., sowie 882 ff. Es finden sich hier zahlreiche Hinweise auf besonders keltische Könige, Kulte und Sakralität, aber keine unmittelbaren germanischen Belege.

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44 Herwig Wolfram

Domini von Gottes Gnaden. 12 Letztere wird noch zusätzlich von den Heiligen

gesichert und geschützt. Einem heidnischen Wikingerkönig wußte einer seiner Krieger angstvoll zu berichten, bei den christlichen Franken seien die Toten (Heiligen) tüchtiger als die Lebenden 13 Im Jahre 1478 gab Ludwig XI. (1461- 1483) dem Kaiser einige deutsche Reichsstädte völlig unerwartet zurück. Philippe de Commynes gibt dafür folgende Erklärung. Der französische König sei sich bewußt gewesen, für diese Gebiete nicht oingct et sacre zu sein, weshalb ihm dafür forte et vertu7, gefehlt hätten. 14

Es war - leider - nur ein Intermezzo, wenn schon vor weit mehr als einem Menschenalter �gerne an (Frantis"ek) Graus angeknüpft" wurde, der das Sakralkönigtum ablehnte, weil auch er dafür keine Quellen fand. 15 Graus bezeichnete jedoch als sakral alle irrationalen Elemente,

�die mit dem Herrscher verbunden wurden, ohne sich jedoch zu einer Theorie zu entwickeln (selbst zur keiner irrationalen)". Solange aber der Herrscher für Kriegsglück, Wetterheil, Erntesegen, Fruchtbarkeit der Frauen, Wahrung und/oder Wiederherstellung der Gesundheit des einzelnen wie ganzer Grup- pen zuständig und verantwortlich ist, 16 nimmt er Funktionen und Aufgaben wahr, die der

�europäische Verstand" als irrational und daher - im Sinne von Graus - als sakral bezeichnen müßte. Das von Graus abgelehnte Sakralkönig- tum würde demnach seine Definition eher erweisen als widerlegen, weshalb ihm auch nach 1970 nicht weiter gefolgt wurde. 17

Knapp vor Frantisek Graus (1965) hat Walter Baetke (1964) seine Ablehnung des germanischen Sakralkönigtums formuliert. Baetkes Kritik ist ebenfalls nicht immer widerspruchsfrei, 18 sind es doch auch die Quellen nicht, sie ist aber für besondere Fragen hilfreich. Baetke sieht die Herkunft jeglicher königlicher Sakralität in Kult und Opfer begründet und möchte die Frage des Sakralkönigtums auf die skandinavische Überlieferung beschränken. Wenn man ihm folgt, könnte man es sich leicht machen und die Diskussion beenden, weil es hier nicht um den hochmittelalterlichen Norden, sondern um das frühe (kontinentale) Königtum geht. Man soll es sich jedoch nicht leicht machen, zumal Baetkes skandinavische Schwerpunktsetzung zu denken gibt. Eigene semantische Untersuchungen haben nämlich schon vor Jahrzehnten gezeigt, daß die lateinische wie die volkssprachliche Überlieferung Skandi-

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DD. Kar. 1 16 (Pippin). Vgl. Fichtenau 1957, S. 64, und Wolfram 1967, S. 215 f. Fichtenau 1984,2, S. 429. Wolfram 1963, S. 99 (Philippe de Commynes). Wolfram 1968, S. 474, zu Graus 1965, S. 313-334. Vgl. Pohl 2000, S. 80: zu schmale Quellenbasis für ein germanisches Sakralkönigtum. Wolfram 1963, S. 121 f. bes. mit Anm. 39 (Quellen und Literatur). Vgl. Wenskus 1961 (1977), S. 311. Wolfram 1968, S. 474 mit Anm. 6, nach Graus 1965, S. 316 Anm. 73. Wolfram 1968, S. 473 und 479, zu Bactke 1964, S. 6 ff. und 171 ff. (Widerspruch).

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naviens im 12. und 13. Jahrhundert um ein Vielfaches mehr an Heilsbegriffen kannte und verwendete als alle ethnographischen Quellen der Spätantike und des Frühmittelalters zusammen. '9 Könnte es daher nicht so wie bei den Götterliedern der Edda gewesen sein, daß

�uralt" wirkende heidnische Vorstellungen im allgemeinen und die Heilsbegriffe im besonderen ihre Entstehung der Interpretation klassisch gebildeter christlicher Autoren des skandinavischen Hochmittelalters verdankten? Etwa in der Auseinander- setzung mit dem fränkisch-deutschen Reich und als Antwort auf das kontinentale wie anglo-normannische Gottesgnadentum des 12. und 13. Jahr- hunderts? Damit wäre eine Zeit genannt, da die nordischen �Sprecher"

bereits imstande waren 20 die antike Überlieferung selbständig zu verwenden. Saxo Grammaticus schätzte die lateinische Schriftlichkeit und alles antik Römische, wofür er das Wort Latimis gebrauchte. Dagegen lehnte er mit Romanus alles ab, was mit dem Imperium und den Kaisern seiner Zeit zusammenhing. Kann man nicht auch aus Saxo Grammaticus eine heute verlorene Handschrift des Valerius Maximus rekonstruieren, dessen Memorabilia Facta et Dicta voll von antiken Heilsbegriffen sind, die so wundervoll �altnordisch" wirken? 2'

Die Beschreibung des germanischen und ganz allgemein des barbarischen Königtums stützt sich jedenfalls bereits lange vor dem skandinavischen Hochmittelalter auf römisch-antike Exempla, deren Kenntnis die Verfasser unserer Quellen bei dem Publik-um, wofür sie schrieben, voraussetzen konnten. Diese interpretatio Romana, 22 das sei betont, schuf die barbarischen Ereignisse und Phänomene nur in den seltensten Fällen, aber sie erklärte sie einem je zeitgenössischen Publikum, zu dem auch wir noch zählen. Die Römer wie ihre griechischen Vorbilder diskutierten die Institution des König- tums - grob gesprochen - auf drei Ebenen: Zum einen wurden die Begriffe

völlig indifferent für �Herrscher,

Monarch" verwendet. Zum andern war der König der Idealherrscher der griechisch-hellenistischen Politeia, der rex philosophus oder baslleus. Seit Konstantin dem Großen wurde diese Lehre, die

vor allem die jüngere römische Stoa vertreten hatte, auf den christlichen Imperator übertragen. Ein solcher wie Justinian begriff aber seine Herrschaft

�als die bruchlose Fortsetzung des Principats, der Republik und des

Königtums` : 23 Doch unterschied sich das Kaisertum grundsätzlich von der Herrschaft der Könige. Für diese genügten Adel und Blut, nobilitas et sangris, vom Kaiser erwartete man dagegen die wahre Virtus, die philosophische

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Wolfram 1964, S. 18 f. und 26 I. mit Anm. 149 f. und 155. Zu diesem sehr glücklich gewählten Begriff siehe Graus 1980, S. 15 und 83 sowie 260 s. v.; vgl. Wolfram 2000, S. 347. Prinz 1963, S. 451 f.; Wolfram 1964, S. 17 mit Anm. 91; Wolfram 1963, S. 99 f. Tacitus, Germania c. 43,3. Wolfram 1970, S. 9 ff.; Wolfram 1963, S. 33 f.; Dcmandt 1989, S. 212 (Zitat).

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Tugend 24 Die dritte Ebene der Interpretation war die des antiköniglichen Ressentiments der römischen Republik. Ihr widersprach es allerdings nicht, wenn sich die caesarische Gens Iulia von den mythischen Albanerkönigen, von Venus, Aeneas, Iulius und Romulus herleitete und Horaz sein berühmtes Maecenas atavis edite re gibus sang. Es waren die alten Helden und Könige Homers und des heroischen Zeitalters, von denen man gerne abstammte, von denen aber kaum zu befürchten war, daß sie oder ein sich auf sie berufender Nachfolger im Senat oder Areopag, auf dem Forum oder der Agora auftreten und nach der Macht im Staate greifen würden, es sei denn, er hieße Caesar. Aber selbst dieser wagte es nicht, sich zum König ausrufen zu lassen, hatten doch die Römer das regnum affectarelappetere zu einem Delikt des römischen Straf- und Sakralrechts erklärt. u Ebenso waren mit dem Ende der Republik die Zeiten vorbei, da im klassischen Athen der Ostrakismus unliebsame Über- raschungen verhindern konnte.

Hatten sich die republikanischen Griechen einer ebenso antiköniglichen Haltung wie die Römer befleißigt, gewannen sie aus den Erfahrungen der hellenistischen Epoche ein anderes Königsbild. Schließlich erklärten sie sogar die römische Mittelmeerpolitik aus dem Haß der Stadt gegen das Königtum. Der griechische Historiograph Appian, um 95 nach Christus geboren, begründete den Widerspruch, daß die Imperatoren in Wirklichkeit doch Könige seien, mit einer eidlichen Verpflichtung der Römer, niemals einen König anzunehmen, ja damit, daß sie den Königsnamen verflucht hätten. Caesars Schicksal konnte dafür als Beispiel dienen. Cassius Dio, gestorben 235 nach Christus, bemerkte:

�Das \V1ort Monarchie verabscheuten die Römer

derart, daß sie ihre Imperatoren weder Diktatoren noch Könige noch irgendetwas dergleichen nannten. Da aber die oberste Regierungsgewalt bei ihnen liegt, sind sie notwendigerweise Könige. "26 Kein Wunder, daß die Hellenisierung der römischen Politik und ihrer Theorie eine Neubewertung des Königtums bewirkte. Was die antiken Ethnographen über das außerrömische barbarische Königtum schrieben, ist stets vor diesem Hinter- grund zu sehen. Dies gilt im besonderen für den Satz reges ex nobilitate, duces ex virtute sumunt. Nach Tacitus

�nehmen (wählen die Germanen) die Könige, reges,

aufgrund ihrer edlen Herkunft, ex nobilitate, die Heerführer, daces, wegen ihrer Tüchtigkeit, ex virtute. Die Könige besitzen keine unbeschränkte und willkürliche Gewalt, die Heerführer wirken mehr durch ihr Beispiel als durch

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Wolfram 1994, S. 166 mit Anm. 4 nach Claudian, Dc IV consulatu l-Ionorii vv. 214-224. Suctonius, Divus Iulius c. 6,1, und Augustus cc. 7,2, und 95. Zur Herkunft von Aeneas und Romulus siehe Demandt 1989, S. 212,280 und 413; Rosenberg 1914, co). 709: Verbot des Strebens nach dem Königtum. Wolfram 1970, S. 9 ff.; Wolfram 1963, S. 33 f.

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Befehle". Die beschränkte Gewalt war jedoch auch ein Kennzeichen der mythischen Könige Roms 27

Walter Schlesinger und Reinhard Wenskus verstanden die Tacitus-Stelle weniger als Darstellung eines Nebeneinanders von königlichen und - im eigentlichen Wortsinn -heer -zoglichen Machthabern, sondern als Beschrei- bung der einander ablösenden Idealtypen

�(sakraler? ) Volkskönig" und �Heer- könig"? n Selbstverständlich bildete das Heerkönigtum keine ausschließlich germanische Verfassungsform. Vielmehr haben Walter Pohl bei den Steppenvölkern und Reinhard Wenskus bei den Kelten ähnliche verfassungs- geschichtliche Erscheinungen und Abfolgen erkannt. Auch der Aufstieg des Töpfersohns, langjährigen Söldnerführers und Tyrannen Agathokles zum König von Syrakus könnte mit der taciteischen Formel dux ex virtute beschrieben werden 29

Einigkeit besteht darüber, daß nobilitas und virtus keine Gegensätze bedeuteten. Wie der Adel die wichtigste Voraussetzung jeglichen Königtums bildete, war die Tüchtigkeit auch kein ausschließliches Kriterium des Heerkönigtums3° Überdies bedurften alle Könige des Glücks, um an der Herrschaft zu bleiben, ja mußten mit ihrem Glück nach kaiserlichem Vorbild das der anderen Machthaber überragen 31 Besaßen Adel und Tüchtigkeit aber wirklich bloß eine innergentile Wirkung oder hatte nicht auch die römische Reichsregierung ein Wörtchen mitzureden, wenn es um die Einsetzung und Anerkennung von barbarischen Königen ging? Die Römer vertrieben wie andere mediterrane Völker ihre eigenen Könige und blieben in Italien bei der antiköniglichen Politik. Sie förderten jedoch seit dem Beginn des 2. vorchrist- lichen Jahrhunderts außerhalb Italiens nach Gutdünken die Entstehung eines neuen, vielfach abhängigen barbarischen Königtums. 32 Beispiele sind, um auch hier Reinhard Wenskus zu widersprechen, die neuen, keineswegs peripheren Könige der südostalpinen Kelten, der Markomanne Marbod und der Quade Vannius. 33 Ihre Regna waren kein altes (Volks)königtum, sondern erfüllte bereits die Kriterien des neuen Heerkönigtums, wie ausgeprägtes Gefolg- schaftswesen, Herrschaft über andere Völker, monarchische Gewalt im Krieg und nach außen. Ein solches Königtum, das Ariovist und Marbod verspielten

27 Zu Tacitus, Germania c. 7,1, vgl. etwa Livius 1 7,8: Euander tum ea (... ) auclotitate magic guam imperio regebal loco.

zs Zu Schlesinger 1973, S. 53 If., oder 1963, S. 105 ff., siehe Pohl 2000, S. 66 ff., und Picard 1991, S. 89 ff.

zo Pohl 2002, S. 164 f.; \Vcnskus 1961 (1977), S. 358 If., 382 If., 419 ff.; Niese 1893, n. 15, col. 748 ff.

30 Wolfram 1963, S. 54,98 f. und 127 mit Anm. 21. 31 Fichtenau 1957, S. 66 f.; \Volfram 1968, S. 475 (Glücksvergleich-munr). 32 Rosenberg 1914, col. 710 sowie 716-720. 33 Siehe zukünftig Wolfram 2005.

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und Arminius anstrebte, beruhte wie selbstverständlich auf drei Eigen-

schaften, besser: Potenzen im Sinne Jacob Burckhardts - und Cassiodors. 34

Nobilitas/Adel, Virtus/Tüchtigkeit und Fortuna/Felicitas/Glück

Ein nobilis ist derjenige, dessen Namen und Geschlecht man kennt 35 Beides

wird vererbt und stützt sich auf die Verdienste der Väter. 36 Man kann sich aber auch durch besondere Leistungen zusätzlich zum ererbten einen eigenen Namen machen. So begann Arminius seine Karriere als iuvenir geriere nobilis, wurde jedoch darüber hinaus nobilis durch die Niederlage der Römer. 37 Obwohl es weder Arminius noch gar seinem Bruder Flavus jemals gelang, Könige zu werden, galt der Sohn des letzteren im Jahre 46 als einziger Nachkomme der stirpr regia der Cherusker. Nicht durch den erblichen Adel, den er mit seinen feindlichen Verwandten teilte, hatte Arminius sein Ge- schlecht �verköniglicht", sondern durch seine im Kampf gegen die Römer und nicht zuletzt gegen Marbod erworbene Nobilität. 38

Tacitus spricht vom genus nobile, nicht der stirps regia, der markomannischen und quadischen Heerkönige Marbod und Tudrus. Marbod war nachweisbar nichtköniglicher Herkunft und konnte erst in Böhmen cerium inrperium vimque regiam erringen. Von Tudrus ist außer dem bedeutsamen Namen nichts be- kannt. Aus ihren Geschlechtern hatten ihre Völker bis weit über die Zeit des Tacitus hinaus Könige, die der römischen Anerkennung bedurften 39 Wahrend der Markomannenkriege, bei denen es nicht zuletzt auch um das römische Einsetzungsrecht der Könige ging, hatte Mark Aurel einmal mit einem Quadenkönig Battarios zu tun, der

�nur" 12 Jahre zählte. Dieser Umstand verblüffte den römischen Beobachter. Der König besaß zwar ein Alter, das bei vielen germanischen Völkern die Großjährigkeit bedeutete. Er führte

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lordanes, Getica 199: Amalorumgeneris (... ) polenlia. Isidor, Etymologiae X 184. Tacitus, Germania c. 13,2; vgl. ders., Historiae IV 13,1 (Civilis und sein Bruder Claudius Paulus). Velleius Paterculus 11105,1, und 118,2. Tacitus, Annales XI 16,1. Schlesinger 1973, S. 66, oder 1963, S. 119. Anders \Venskus 1961 (1977), S. 423. Tacitus, Annales 11 88,2. Arminius fiel abseedenlibus Ro/nanis et pulro Ala- robodo regnum adjeclans durch die Hinterlist der Verwandten. Vgl. Rosenberg 1914, col. 709: regnum affeaare/appetnr war ein Delikt des römischen Straf- und Sakralreehts. Chadwick 1907, S. 310, erwog die Möglichkeit, Arminius habe das alte Königtum erneuern wollen. Er übersieht jedoch die Tatsache, daß Arminius seine kriegerischen Erfolge an der Spitze po- lyethnischer Heere errang und seine Familie erst nach seinem Tod als stirps regia galt. Tacitus, Germania c. 42,2. Vgl. Kern 1954, S. 17 mit Anm. 37: durch einen König wird sein ganzes Geschlecht "königsmäßig".

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daher auch als einzig namentlich genannter Leiter einer Gesandtschaft rechtsverbindliche Verhandlungen mit dem Kaiser. Battarios wird aber wegen seines Alters kaum ein dux ex virtute gewesen sein, sondern muß seine Königswürde geerbt haben. Oder mit anderen Worten, er war ein rex ex nobilitate. Trotzdem war er kein Volkskönig, sondern ein König unter anderen an der Spitze polyethnischer Formationen. 40

Je länger die Reihe der Vorfahren, je bessere, womöglich göttliche Namen sie enthält, desto edler sind die Nachkommen. Das julisch-claudische Haus stammte von Urmutter Venus, eine Herkunft, der die germanischen Könige der Zeit, und seien sie auch membra partesque imperii gewesen, 41 nichts Gleichwertiges entgegen setzen konnten. Das hat seinen guten Grund: Noch erstreckten sich die göttlichen Herkunftsmythen zum einen auf �alle"

Germa- nen, zum andern auf einzelne Völker. 42 Wann und wo die Vorstellung göttlicher Herkunft auf die Könige übertragen wurde, ist schwer zu sagen. Die Heerkönige der Völkerwanderung haben jedenfalls die gentile Überlieferung

nachweisbar monopolisiert und für sich und ihre Familien nutzbar gemacht 43 Diese Überlieferungen hatten jedoch eine grundsätzliche Veränderung erfahren: Dem Heiden Tacitus waren Tuisto und seine Nachkommen zwar barbarische, aber dennoch wirkliche Götter. 44 Die euhemeristisch arbeitenden christlichen Autoren der Spätantike und des Frühmittelalters faßten die Götter zumeist �als

historische, wenngleich legendarische Gestalten auf" und machten sie, wenn schon nicht zu Menschen, so doch höchstens zu Halbgöttern und Heroen, die ursprünglich - siehe Herkules - ja auch Sterb- liche waren 45 Da Genealogien germanischer Familien erst aus der Völkerwanderungszeit bekannt sind, gibt es bis dahin keine Belege für die Verbindung von nobilitas und einer - wie der Amalersippe - immanenten potentia und fortuna/felicitas, von edler Herkunft und Erbcharisma. 46 Am eindeutigsten stellen diese Verbindung die Getica her. Bei einem Sieg über die Römer erkannten die Goten, daß sie diesen aufgrund der quasi fortuna ihrer Vornehmen errungen hatten, worauf sie diese als �nicht gewöhnliche Menschen" ansprachen und als �Halbgötter,

das heißt, A(n)sen" akklamierten.

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Cassius Dio 71,11,1. Vgl. Roth 2002, S. 306; Offergeld 2001, S. 10-21 Sucton, Augustus c. 48. Graus 1965, S. 318 f. Tacitus, Germania c. 2,2. Vgl. Caesar, De bello Gallico IV 7,5: Den Sueben seien nicht einmal die unsterblichen Götter gewachsen, behauptet ein germani- scher Gesandten. Vgl. Iordanes, Getica 42.. .

ditisi per familiar populi, Vetegathae familiae Balthonrrn, Ottrogathae praerlarir AmaBu senrehant. Tacitus, Germania c. 2,2. Hultg1rd 2003, S. 449 (Zitat); Wolfram 2003, S. 181 f. Wolfram 1964, S. bes. 9-14, und Wolfram 1963, S. 109 f., nach lordanes, Getica 199 (Amalarumgenerüpotentia) und 123 If.

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50 Herwig Wolfram

Vor dieser Aussage hatte der Autor in mehreren Kapiteln die Getenkönige

�gotisiert". Doch wurde keiner von ihnen in die anschließende Genealogie

aufgenommen. Dafür erhält an dieser Stelle keiner der Amaler den Königstitel; der Sieg über die Römer wird procerer und keinen reger verdankt 47 Offenkundig besaßen diese quasi fortuna alle Amaler und nicht nur die amalischen Könige, obwohl Cassiodor seiner Königin Amalasuintha ein tot reges quot parentes bescheinigte, als er in den Variae einen verkürzten, im eigentlichen Sinne, da mit Amal beginnenden Amalerstammbaum zitierte. 48

Das in gleicher Weise von königlichen wie nichtköniglichen Großen erwartete Glück hat im 3. Jahrhundert schon Dexippos bei den Vandalen festgestellt. Die beim Friedensschluß mit Kaiser Aurelian gestellten Geiseln waren Kinder der beiden Könige wie der Fürsten und standen an Würde und Glück, Tyche, niemandem nach 49 Vitigis hatte 536 sein keineswegs hochadeliges Geschlecht durch seine Erhebung zum Ostgotenkönig gleichsam

�königsmäßig" gemacht, 50 nach vier Jahren diesen Rang aber wieder verspielt. Als Uraias nach der Gefangennahme des Vitigis 540 das ostgotische König- tum angetragen wurde, lehnte er ab, obwohl er der Neffe des Königs war, gegen die Truppen Belisars erfolgreich gekämpft hatte und im Besitz der zweiten Königsstadt Pavia wie eines Teils des Königsschatzes war: Die erfolglose Kriegsführung seines Onkels habe gezeigt, daß ihrem Geschlecht das Glück, die Tyche, fehle. 51 Wie sehr aber ein innerhalb des Römerreichs überholtes Festhalten am Erbcharisma in einer Sackgasse enden konnte, zeigt eine Geschichte bei Prokopios von Kaisareia. Die in der Pannonia II nach 535 angesiedelten Eruler wollten das Königtum abschaffen und töteten daher ihren König, der schon vorher keine hervorgehobene Position eingenommen hatte. Nach einiger Zeit revidierten sie jedoch ihren Entschluß und sandten Boten nach Thule, wo sie noch zahlreiche Angehörige des erulischen Königsgeschlechts wußten. Nach Überwindung großer Schwierigkeiten - so mußten die Boten einmal umkehren, weil der Auserwählte im Land der Dänen starb - gelang es der Gesandtschaft endlich, mit einem König die Donau zu erreichen. Inzwischen war viel Zeit vergangen, und eine (katholische? ) Gruppe von Erulern hatte sich an den Kaiser gewandt, der ihnen einen in der römischen Armee dienenden erulischen Offizier zum König gab. Bevor es zur entscheidenden Auseinandersetzung zwischen den beiden Königen und ihren

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49 so 51

lordanes, Getica 67 ff. (Getenkönige) und 78 If. (Amalerstammbaum); vgl. Kuhn 1973, S. 457 f. Cassiodor, Variae XI 1,10 und 19; Wolfram 2003, S. 179 ff; Wolfram 2001, S. 41 ff.; Wolf- ram 1994, S. 54. Dexippos, frag. 7,2- Wolfram 2001, S. 342, vgl. Kern 1954, S. 15 f. mit Anm. 31. Wolfram 2001, S. 349 f. und 582 s. v. Ticinum, vgl. Kern 1954, S. 17-19.

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Anhängern kommen konnte, verließen alle Eruler den König von Justinians Gnaden und gingen zu dem Thule-König über. Dem römischen Offizier gelang die Flucht ins Reich, wo er ein hohes Kommando übernahm. Damit hatten die Donau-Eruler aber das Foedus mit dem Reich gebrochen, was für sie verheerende Folgen hatte. 52 Die Geschichte lehrt, daß selbst eine so kleine und heterogene Gruppe wie die Donau-Eruler zur Ansiedlung auf römischem Reichsboden die kaiserliche Anerkennung benötigte, wofür die Personalunion von barbarischem Königtum und römischem Militäramt die Voraussetzung schuf.

Daß die A(n)sen das wichtigste skandinavische Göttergeschlecht werden sollten53 und ihr königlicher Name und die Namen zweier vandalischer Königspaare etymologisch die Holzart oder das Holz bedeuten dürften, aus dem Pfahlgötzen geschnitzt wurden, 54 war den antiken Beobachtern selbstver- ständlich nicht gewärtig, und für Götter haben die Christen Cassiodor und Jordanes die Amaler ohnehin nicht gehalten. Dagegen war es einem Römer gut vorstellbar, daß sich barbarische Völker dem Glück von Herrschern und Herrschaften anschlossen. Die kaiserliche Gesetzgebung hat um 400 freudig verkündet, daß zahlreiche auswärtige natlones als Unterworfene dem Glück Roms gefolgt seien 55 Die Getica schreiben jedoch Kriegsglück und übermenschliche Qualität nicht dem Kaiser oder einer anderen Amtsperson zu - Charisma im römischen Sinn ist institutionell und daher zeitlich gebunden -, sondern sprechen von der durch einen Sieg manifestierten Fortuna eines nichtrömischen, erst aus der Retrospektive königlichen Geschlechts. In den kontinentalen Quellen der Spätantike und des Frühmittel- alters finden sich dafür keine Parallelen. Die Getica-Stelle erinnert aber an die Darstellung und Selbstdarstellung senatorischer Familien, die ebenfalls an ihr Glück, ja - siehe Caesar - an die sanctitar ihres Geschlechts glaubten5S Tatsächlich hat Cassiodor seinen König die Amaler mit den Senatoren vergleichen lassen, und der ungekürzte 17gliedrige Amalerstammbaum sollte wohl auch an die exakt gleich lange Königsreihe zwischen Aeneas und Romulus erinnern. 57 Jedenfalls berichten die Fortuna/Felicitas-Stellen für gewöhnlich von einem auf eine Person bezogenes Glück oder Unglück.

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Schmidt 1969, S. 554 f. bes. nach Procopius, Bellum Gothicum II (VI) 14 f. Kuhn 1973, S. 457 f. Wolfram 2003a, 132; Kuhn 1973, S. 458. Wolfram 2001, S. 241 nach Codex Theodosianus XIII 11,10 (399 IV 5). Nach Suetonius, Caesar c. 6,1, sprach Caesar von der

. canctitas regum, als er die Marcii Reges, der von Ancus Marcius abstammenden Familie seiner Großmutter väterlicherseits, pries. Wolfram 1963, S. 111, nach \'ariae VIII 2,1-3, und Wolfram 1967, S. 99 ff., nach \'ariac IX 25,4. Vgl. Demandt 1989, S. 279 f., und Wolfram 1963, S. 52 f., 63 ff., 101 und 111 f.

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Die wechselseitige Abhängigkeit von Adel und Glück versuchte bereits die antike Philosophie aufzuheben. Im 12. Jahrhundert knüpft die Scholastik an die antik-patristische Tradition an. Ein typischer Vertreter der scholastischen Methode war Alain de Lille. In seinem Anticlaudianus tritt Fortuna als lau- nenhafte Mutter einer ohnmächtigen Nobilitas auf, die den Menschen

�aus Eigenem nichts mitgeben kann". Trotzdem belegt noch diese späte Travestie die Zusammengehörigkeit von Glück und Adel, die erst die Neuzeit nach- haltig auflöste So beschreibt Grimmelshausen eine schwedische Tischgesell- schaft, an ihr hätten teilgenommen �unterschiedliche

Offizier, sowohl Solda- ten von Fortun als geborene Kavalier` . S8

Sakrale Aufgaben des Königs

Walter Schlesinger stellte einst vorsichtig fest: �Sakrale Züge in der

Führungsgewalt des Ariovist fehlen ... nicht gänzlich, aber schließlich wird die

Schlacht gegen den Rat der weisen Frauen doch gewagt. " Und geht verloren, wäre zu ergänzen. Caesars Bericht von Ariovists bestrafter Mißachtung magisch-sakraler Handlungen, nämlich der Losorakel der matrer familiae, war jedem römischen Publikum verständlich 59 Der römische Feldherr, der die Hühner zum Saufen ins Meer warf, weil sie nicht fressen wollten, hatte die Folgen dieses Sakrilegs wie Ariovist zu tragen50 Ähnliches wäre einmal fast Augustus in seinem sizilianischen Krieg widerfahren, als er den Verlust eines Teils seiner Flotte mit einer Herausforderung des Meeresgottes quittierte. Zunächst rief er aus, auch gegen Neptun werde er den Sieg erringen. Darauf ließ er bei den nächsten Zirkusspielen die Statue des Gottes aus der feierlichen Prozession entfernen. Die Folge war, daß Augustus in keinem seiner anderen Kriege zahlreichere und größere Gefahren zu bestehen hatte. 6' Als es dagegen in der Kimbernschlacht bei Vercellae auf Biegen und Brechen ging, �wusch Marius seine Hände, erhob sie zum Himmel und gelobte den Göttern eine Hekatombe weißer Rinder". Schon vor Schlachtbeginn hatte Marius geopfert: man zeigte ihm die Eingeweide der Opfertiere, wobei er ausrief, daß er siegen

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Zu einer hochmittelalterlichen skandinavischen Stelle siehe Wolfram 1963, S. 110 mit Anm. 15. Wolfram 1964, S. 32 f. mit Anm. 204 f., nach: Der Abenteuerlicht Simplicissimus III 14 und Alain de Lille, Anticlaudianus VII 397 ff. Schlesinger 1973, S. 65, oder 1963, S. 117, zu Caesar, Dc bello Gallico 1 50,3 ff. Marbach 1939, col. 232, bes. nach Cicero, De natura deorum 113,7; vgl. dcrs., Dc divina- tione 118,20. Suctonius, Augustus c. 16,2 f.

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werde. 62 Die Priester waren für die ordnungsgemäße Durchführung des Orakels verantwortlich, die Interpretation blieb dem Feldherrn. 63 Auch der germanische König benötigte nach Tacitus für Vorzeichendeutungen und Losorakel, die das ganze Volk betrafen, den zuständigen Priester. Dagegen besaß - ebenso wenig verwunderlich - der Hausvater die Pflicht, aber auch die Macht, das gleiche für seine Hausgenossen zu tun, und benötigte dafür keinen eigenen Priester. 64

Die Verteidiger des Sakralkönigtums verweisen nicht zuletzt auf die kultischen Feiern im Semnonenhain und die besondere Stellung des Suionenkönigs und sehen darin entweder einen zentralen Kult oder er- schließen einen solchen samt �uraltem" Sakralkönigtum. Aber an den beiden Stellen, die primär davon handeln sollen, erwähnt Tacitus entweder keinen König oder keinen Kult. 65 Erst Rimbert im 9. und Adam von Bremen im 11. Jahrhundert bringen den Uppsala-Kult mit einem König zusammen, Nachrichten, die man schwerlich verwenden wird, um den rund ein Jahrtausend älteren Tacitus zu erklären 66

Die Religion ist der Götterkult: religio id est cultus deorum. Diese Gleichung hat Cicero aufgestellt, und Augustinus hat sie für den Monotheismus übernommen. Aber auch Tacitus kennt nur diesen verengten Religionsbe- griff. 67 Mit religione erklärte Ammianus Marcellinus die Weigerung Athanarichs, sich mit Kaiser Valens auf römischem Boden zum Friedensschluß von 369 zu treffen. Dazu kam der Eid, den der Gotenrichter dem Vater geleistet hatte, niemals römischen Boden zu betreten. Weder der Eid noch die institutionelle Bindung eines Gotenrichters an das Gotenland waren aus einer inneren Sakralität erwachsen, sondern durch die reliýione bedingte Residenzpflicht und den damit verbundenen kultischen Handlungen (Christenverfolgungen) begründet. 68 Die sakrale Energie der Könige, die diese zur Ausübung der von ihnen verlangten sakralen Funktionen befähigt, stammt aus Kult und

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Plutarch, Marius 26,2-4. Alföldi 1970, S. XII; Rosenberg 1914, col. 708. Tacitus, Germania c. 10,1 f. Tacitus, Germania cc. 39 und 44,2 ff, vgl. 40,4 (Nerthus-Kult); Quellen 2,235 ff. und 250 ff.; Much 1967, S. 396 ff.; \Vcnskus 1961 (1977), S. 411:

�Mit diesem (Semnonen-)

Hain aber war, wie Otto Höfler gezeigt hat, ein ungewöhnlich archaisches Sakralkönigtum verbunden. " Siehe dagegen mit Recht Picard 1991, bes. S. 167 ff, wobei allerdings in der langen Auflistung des geschichtswissenschaftlichen Sündenregisters die eigene Ansicht der Verfasserin kaum, eigentlich gar nicht zu erkennen ist. Rimbert, Vita Anskarii c. 26; Adam von Bremen, Gesta IV 26 ff. Cicero, De natura deorum 11 3,8; vgl. Augustinus, De civitate Dci X 1. Zu Tacitus siehe T"unpe 1995, bes. S. 94 ff. Ammianus Mareellinus XXVII 5,9 f. und XXXI 4,13. Zu Gütthiuda siehe Die gotische Bibel 1,472; \Venskus 1961 (1977), S. 47 ff.; Claude 1972, S. 1 ff., bes. 29 ff. Vgl. Claude 1971,13 und 15.

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Opferung unter Einschluß von Menschen- und Selbstopfern 69 An sich gilt dagegen der Satz von Dennis Howard Green, einem der besten Kenner seines Faches:

�None of the three words for king (thiudans, truhtin, kuning) can safely be associated with sacral kingship. "70 Könige und königgleiche Fürsten können Subjekte sowie Subjekte und Objekte des Kultes sein. In verzweifelter Lage beging Catuvolcus, der König der Hälfte des

�Eibenvolkes" der keltischen Eburonen, die auf eine germanische Herkunft pochten, mit Eibengift Selbstmord, das heißt, er tötete sich �mit

Hilfe des seinem Volke heiligen Baums". Möglicherweise war auch der Selbstmord Ermanerichs ein Opfer an einen Gott oder die Götter. Der große greutungische Heerkönig tötete sich, als er den Ansturm der Hunnen nicht mehr abzuwehren vermochte. In beiden Fällen scheint die Deutung des Selbstmordes als kultisches Selbstopfer mit aller gebotenen Vorsicht möglich? ' Zum einen liest man vom Selbstopfer Odins, das als �Kontamination aus einem heidnischen Initiationsritus und dem Kreuzestod Christi" gilt, 72 zum andern gibt es eindeutige antike Beispiele: Herodot (VII 166) berichtet vom karthagischen Feldherrn Hamilkar: Während dessen Truppen die Schlacht beim sizilia- nischen Himera (480 v. Chr. ) fochten, habe er den ganzen Tag im Lager den Göttern geopfert. Als sich am Abend der Sieg den griechischen Gegnern zuneigte, habe sich Hamilkar in die Flammen des Opferaltars gestürzt und sei spurlos verschwunden.

Für gewöhnlich sind Könige und königgleiche Fürsten den Kult ausübende Subjekte. Dazu zwei Erzählungen: Die erste Geschichte wurde mehrfach, darunter in einer zeitnahen Passio aufgezeichnet, die andere ver- sucht eine viel spätere Interpretation heidnischer Vorgänge. Beide Berichte sind sich jedoch in den verantwortlichen Personen einig. Diese sind die Könige und königgleiche Fürsten und nicht die Priester. Auf Beschluß der Anführer der terwingischen Konföderation verfolgte der

�Richter der Könige" Athanarich von 369 bis 372 die gotischen Christen als Zerstörer der ethnischen Identität nicht bloß mit Eý: ilierung, sondern auch mit physischer Vernichtung. Er ordnete an, �so etwas wie ein Götterbild" auf einem Wagen durchs Land zu führen und diesem zu opfern. Wer sich weigerte, wurde samt seiner Wohnstätte verbrannt oder in einem Fluß ertränkt. Letzteres widerfuhr nachweisbar dem gotischen Märtyrer Saba am Ende seiner Leidensgeschichte.

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Baetke 1964, S. 6 ff., 38 und 85 ff.; Schlesinger 1973, S. 67 f., oder 1963, S. 120 f., unterscheidet den Volkskrieg vom Gefolgschaftskrieg und will bei letzterem geringere sakrale Elemente feststellen als bei ersterem. Das frühe Königtum hat sich aber gerade im und aus dem Gefolgschaftskrieg entwickelt: siehe Chadwick 1912 (1967), S. 390. Green 1998, S. 123; Pohl 2000, S. 68. Neumann 1986, S. 349, zu Caesar, De bello Gallico VI 31; \Volfram 2001, S. 123 f. Schottmann 1981, S. 567.

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Die Mitwirkung von gotischen Heidenpriestern wird, obwohl es sie nachweisbar gab, in keinem Fall erwähnt 73 Sie kommen auch in der nächsten Geschichte nicht vor. Der gutonisch-gotische Wanderkönig Filimer mußte, so heißt es, die Haliurun(n)ae,

�Frauen, die mit (oder in) dem Totenreich Zauber treiben", aus dem Volk verjagen. Die ursprüngliche Tat Filimers, die Cassiodor im 6. Jahrhundert mit ethnographischen Erweiterungen und Zu- sätzen stark veränderte, muß sich etwa 300 Jahre früher ereignet haben. Wahrscheinlich haben nekromantisch-schamanische Praktiken, die als fremd und daher als äußerst gefährlich galten, so großes Ärgernis erregt, daß sich die Mehrheit der Gutonen dagegen wandte, als sie um 200 nach Christus in den Pontischen Raum eindrangen. 74

Das Heerkönigtum

Die antiken Quellen �zeigen

die Germanen in kriegerischer Berührung mit den Römern, und sie sprechen im Grunde nur von dieser kriegerischen Berührung. Was kann vom Königtum anders überliefert werden als seine kriegerische Betätigung? "75 Kein Wunder, daß man in den Quellen vergeblich nach einem �alten"

friedlichen, womöglich vanischen Sakralkönigtum des

�Kleinen Raums" sucht 76 Schon die Könige der Bastarnen, Kimbern und Teutonen, die man erst lange nach ihrem Auftreten als Germanen bezeichnete, 77 waren die Anführer multigentiler Heerhaufen. 78 Ariovist, Ar- minius und Marbod waren, um nur die bekanntesten Namen zu nennen, solche Duces, ob sie nun Könige wurden oder nicht, und sie waren wie die germanischen Gefolgschaftsherren, die Caesar beschreibt, bester Herkunft, besaßen Nobilität. 79 Diese mußte der militärisch-politische Erfolg stets von

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Wolfram 2001, S. 78,105 ff., 112 ff. und 114 If. Wolfram 2003, S. 180. Schlesinger 1973, S. 59, oder 1963, S. 111. So noch Wolfram 1994, S. 42 f. und 60 f. Plinius d. Ältere, Historia naturalis IV 99. Schlesinger 1973, S. 59 f. oder 1963, S. 111 f.; Wenskus 1961 (1977), S. 320 (zu Schlesinger) und 306 zu Livius XL 5 (genus regium der Bastarnen). Zu den Namen der Kimbcrn- und Teutonenkönige siehe Birkhan 1970, S. 487 ff. Zu den Lugicrn siehe Neumann/Castritius 2001, S. 30 ff. Caesar, De bello Gallico IV 11,3.13,4. VI 22,2 und 23,4 If. VIII 45,1. Vgl. Tacitus, Germania c. 7,1. Zur Herkunft von Ariovist: Caesar, De bello Ga1Gco 1 31,10, und Cassius Dio XXXVIII 34,3, bezeichnen ihn schon bei der Erstnennung als König. Zur Herkunft von Marbod siehe Velleius Paterculus II 108,2: Marobodus genre nobilis, zu der von Arminius ebendort 11118,2: iuvenisgenere nobilis. Vgl. Tacitus, Germania c. 13,2: rnsignhs no- bilitar auf magna patrum merita principes dignationem etiam adulescentu/is adsignant.

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neuem bestätigen. Allerdings ist das völkerwanderungszeitliche Heerkönigtum

auf römischem Boden vom Heerkönigtum außerhalb der Reichsgrenzen zu unterscheiden. Letzteres konnte sich bei einer gewissen Romnähe und Territorialisierung wieder rückbilden, indem mehre Kleinkönige an die Stelle von Monarchen traten. Auf die machtvollen markomannisch-quadischen Einherrscher des 1. nachchristlichen Jahrhunderts folgten mehrere gleichzeiti- ge Könige, die auf wenige Aufgaben beschränkt waren8° Die Goten hatten im 3. Jahrhundert ein ausgeprägtes monarchisches Heerkönigtum, das von der unteren Donau aus operierte, sich aber nach den schweren Niederlagen gegen die kaiserlichen Armeen gerade hier nicht halten konnte. Während darauf ein starkes Königtum im romfernen, wenig territorialisierten ukrainisch- russischen Raum entstand, gab es am linken Ufer der unteren Donau in den nächsten 100 Jahren eine Konföderation von terwingischen Teilstämmen. Diese hatten eine unbekannte Zahl von Königen, die sich bei Gefahr einem auf Zeit gewählten monarchischen �Richter

der Könige" unterstellten, der sich mehr als ein König zu sein dünkte und nicht König nennen ließ. Jedoch nicht nur für diesen Athanarich ist die Zugehörigkeit zu einem Königs- geschlecht bezeugt B1 Ganz anders die Entwicklung auf römischem Reichs- boden. Die germanisch benannten Großreiche konnten wie die meisten untergehen, wie das fränkische geteilt werden; die römische Bürokratie und die römische Kirche verhinderten in Theorie und Praxis die Bildung kleiner Teilkönigreiche. Der Plan der 540 geschlagenen Ostgoten, in Transpadanien ein kleines Tributärfiirsten zu errichten, platzte wie eine Seifenblase. 82 Und das Gegenbeispiel: Selbst ein geteiltes Regnum Francorum galt stets als politische Einheit 83

Das Volkskönigtum

Völlig unzureichend ist die Quellenlage für ein altes, eine bestimmte Gruppe repräsentierendes Volkskönigtum. Der gotische thiudanr ist etymologisch ein Volkskönig gewesen, wenn er auch bezeichnenderweise semantisch kein solcher blieb; in der ganzen Gotenbibel ist nur Christus der König eines Volkes. 84 Tacitus soll Volkskönige gemeint haben, wenn er von �jüngst

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Tacitus, Historiae IV 15,2. Vgl. ders., Annales IV 72,1 - 74,1; Schlesinger 1973, S. 68 f., oder 1963, S. 121. Zu Schmidt 1970, S. 187 if., siehe zukünftig Wolfram 2004a. Wolfram 2001, S. 102 if. und 123 f. Wolfram 2001, S. 348. Wolfram 1998, S. 615. Siehe Wolfram 2005.

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entdeckten gentes ac reges" spricht, �die der Krieg bekannt gemacht hat". 85 Aber

die meisten dieser Könige tragen keltische Namen und vielleicht nicht nur, weil es die Mode diktierte. Wie bei Kimbern und Teutonen könnte die Namengebung der Könige die Polyethnie ihrer Gruppe spiegeln, so daß ihr Königtum eben nicht das eines einzigen Volkes war. 86 Ammianus Marcellinus findet bei den Burgundern einen einzigen nicht verantwortlichen Priester und im eigentlichen Wortsinn

�Alten", sinistus, sowie eine Mehrheit von hendinos- Königen. Letztere werden nicht bloß für das Kriegsglück, fortuna belli, sondern auch für den Erntesegen zur Verantwortung gezogen. Warum aber der Sinistus ein womöglich sakraler Volkskönig gewesen sein soll, steht nirgends. War er aber einst König und nicht nur Priester, muß er mit seinem Herrschertum auch die wichtigsten sakralen Funktionen -an die Hendinos- Könige abgegeben haben. Als Beispiel könnte man dafür den römischen rex sacronim und sein athenisches Gegenstück nennen, die beide nur mehr die priesterlichen Funktionen des einstigen Königs ausübten. Außerdem wäre diese Stelle für den germanischen Bereich insofern ein Unikum, als sie keine Abfolge, sondern das Nebeneinander eines Monarchen neben einer Mehrzahl von Königen belegen würde. Was aber wird berichtet? Die Burgunder, die sich als Verwandte der Römer betrachten, werden von Valentinian I. 369/70 durch geheime Boten für eine gemeinsame Aktion gegen die Alemannen gewonnen. Die Burgunder rücken bis an den Rhein vor. Im entscheidenden Augenblick lassen die Römer sie jedoch im Stich, worauf die Burgunderkönige das Unternehmen erfolglos abbrechen müssen, um nicht im Rücken angegriffen zu werden. In ihrem Zorn lassen die getäuschten Könige die Gefangenen, wohl Alemannen, niedermachen. Diesen Tatsachenbericht motiviert die Schilderung der Aufgaben der Hendinos-Könige und des Sinistus-Priesters. Dabei wird sinnvoller Weise zuerst von der Verantwortung des Hendinos für das Kriegsglück gesprochen. Aktuell hatten die Hendinos- Könige den erfolglosen Rückzug zu verantworten, weil sie sich von den Römern täuschen ließen. Die Tötung der (alemannischen) Gefangenen war wider alle bekannte Politik der Burgunder, die stets an Menschenmangel litten und diesen mit Hilfe von Gefangenen zu beheben suchten. Die Tötung dürfte daher ein Opfer der Könige gewesen sein, womöglich um der eigenen rituellen Absetzung oder Vernichtung zuvor zu kommen. Assoziativ und der Vollständigkeit halber wird in zweiter Linie die Verantwortung der Könige für den Erntesegen erwähnt und mit der Anschauung der Ägypter über die Rolle des Pharaos verglichen. Dagegen erscheint der Sinistus aus jeglicher

85 Zu Tacitus, Germania c. 1,1, siehe Quellen 2,128 f., und Much 1959, S. 11 f. 86 Tacitus, Annales XIII 54,1 ff.; vgl. ders., Tacitus, Germania c. 34,1: Groß- und Kleinfrie-

sen; Birhkan 1970, S. 76 und 500 (keltische Namen). Wenskus 1961 (1977), S. 1961, S. 319 f. und 412 f. Schmidt 1970, S. 74.

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Verantwortung entlassen. War er dies aber immer schon? Könnte der burgundische Sinistus nicht ein außerrömischer monarchischer Heerkönig gewesen sein, den eine Mehrheit von gleichzeitigen Hendinos-Königen von der Herrschaft verdrängt und auf priesterliche Funktionen beschränkt hatte, sobald die Burgunder, bezeichnenderweise als �Verwandte

der Römer", in deren Blickfeld traten? 87

Am ehesten läßt noch die �gallisch-westgermanische Revolution" auf ein

aufgegebenes und daher folgerichtig älteres Königtum schließen 88 In einem Kerngebiet, dessen Achse der Rhein bildete, wurden um die Mitte des 1. vorchristlichen Jahrhunderts die Könige, nicht jedoch ihre königlichen Familien, durch eine aristokratische Prinzipatsverfassung verdrängt. 89 Den wichtigsten Beleg für diesen Prozeß findet Reinhard \Venskus in der Geschichte der Bataver. Aufgrund innerer Unruhen wurden sie aus dem chattischen Gentilverband vertrieben, ließen sich auf römischem Reichsgebiet links des Rheins nieder und behielten die aus dem Adel genommene Reiterei wie die Königsfamilie, während die Chatten von nun an vornehmlich als Fußkrieger kämpften. Dagegen habe sich das alte Königtum an der europä- ischen Peripherie gehalten, in Britannien, 90 Skandinavien, im Osten Germa- niens wie im östlichen keltischen Siedlungsgebiet unter Einschluß der Südostalpen. Hinter dieser Zuordnung steht die anachronistische Ansicht, das Rheinland habe stets ein Zentrum gebildet, während die Ostalpen und der mittlere Donauraum immer Peripherie gewesen seien. Vielmehr sind das keltische Regnum (Noricum) des Südostenalpenraums, das böhmische Marko- mannenreich Marbods und das quadische Regnum Vannianum der Entwick- lung zum neuen Königtum um bis zu 200 Jahre vorangegangen. 71

Schluß

Bis tief ins 19. Jahrhundert reicht die Ansicht zurück, das monarchische Königtum sei bei den Germanen erst durch die Römer eingeführt worden. Man stützte sich für diese Interpretation auf den Prinzipatskritiker Tacitus, der Monarchie und Freiheit für grundsätzlich unvereinbar hielt. Allerdings beging

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Ammianus hiarcellinus XX\'III 5,8-15, bes. 14. Quellen 4,463. Wcnskus 1961 (1977), S. 1961, S. 576 ff.; Beck 1981, S. 227 f. (Etymologie), und \Vagner 1999, S. 383 (Etymologie), sowie Anton 1981, S. 238 und 240; Schmidt 1969, S. 168 (Volkszahl). Dazu und zum folgenden siehe Wenskus 1961 (1977), S. 409 ff., bes. 413 und die Karte am Ende des Buches. Dobesch 1993, S. 416; vgl. 497 ss. vv. priaaps und prindpalru. Nach Tacitus, Agricola c. 12,1 f., war dies nicht mehr aktuell. Siehe Wolfram 2005.

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Tacitus den �Fehler",

dennoch von germanischen Königen zu sprechen. Daher wurden bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts nicht bloß der hoch

verehrte Autor der Germania, sondern auch alle anderen antiken Quellen korrigiert, in denen vor, ja sogar noch nach dem ersten Westgotenkönig Alarich I. germanische Könige vorkamen. Walter Schlesinger und Reinhard Wenskus stellten diese Schlimmbesserung ab und gaben der Überlieferung ihren Wert zurück. 92 Dabei ging aber auch die grundsätzlich richtige Einsicht

verloren, daß das europäische Königtum durch die römische Politik

geschaffen wurde, und zwar nicht zuletzt deshalb, weil Republik und Kaiserreich den Erhalt wie die Neubildung von Königreichen ermöglichten, sobald dies im römischen Interesse lag. So wäre zu fragen, ob nicht auch die Aufnahme des römischen Bürgers Arminius in den Ritterstand, eine Ehre, die

von keinem zweiten außerrömischen Germanen überliefert wird, die Vorstufe zur römischen Anerkennung eines Königtums bildete, das die Cherusker und ihre völlig zerstrittene Führungsschicht stabilisieren sollte? Zwei Ereignisse könnten dies verhindert haben: Die erfolgreiche Entscheidung des Arminius

gegen das Imperium und sein gelungener Versuch, durch einen �Glücksver- gleich" mit dem Markomannenkönig Marbod die Voraussetzungen zu schaf- fen, ein von Rom unabhängiger König zu werden. Die mit Rom verbündete innergentile Opposition war jedoch nicht zu besiegen; Arminius scheiterte an der

�Hinterlist seiner Verwandten". 93 Eine mögliche Überlegung, nicht mehr, aber auch nicht weniger, zumal die Geschichte von Cincibilus, Voccio, Ario- vist, Marbod, Tudrus und Vannius, ja selbst noch die des Civilis mit dem Ar- minius-Curriculum vergleichbare Abläufe erkennen läßt. Ariovist, Marbod und Vannius scheiterten, als ihnen das Imperium die Anerkennung entzog, die ihren Erfolg als Heerkönige abgesichert oder sogar erst bewirkt hatte. Nori- kum wurde zunächst als Königreich ins Imperium eingegliedert, dann römi- sche Provinz, die Quaden brachten nach Vannius keinen großen Namen mehr hervor. Außerhalb des Reichs bewirkten Romnähe und Territorialisierung die Rückbildung des monarchischen Heerkönigtums zu einem Mehrkönigtum von Stammeskonföderationen. Solche Könige besaßen die westlichen Goten nördlich des Unterlaufs der Donau, die rechtsrheinischen Burgunder, die

alemannischen Völker nach der Niederlassung im Dekumatenland, die Franken nach ihrer Entstehung am rechten, aber auch noch am linken Ufer des unteren Rheins. Ähnliches gilt von den Angeln, Sachsen und Jüten, die

unter der Führung mehrerer Könige nach Britannien fuhren.

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Wenskus 1961 (1977), S. 305 ff.; Quellen 2,152 ff. und 164 ff., zu Germania cc. 7,1, und 11,1, vgl. c. 43,1, und Tacitus, Agricola c. 14,1. Zum Königtum Alarichs I. siehe Wolfram 2001, S. 150 ff. Zu Arminius nicht bloß als römischer Bürger, sondern auch als römischer Ritter siehe Velleius Paterculus II 118,2, sowie Quellen 1,534-536, vgl. 514.

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60 Herwig Wolfram

Wenn die antiken Beobachter barbarische Verfassungsformen beschreiben, tun sie das selbstverständlich vor dem Hintergrund der eigenen verklärten Erfahrungen der mythischen Königszeit. Nachdem die römischen Könige das Primordium geleistet und die Gründungstat vollzogen hatten, folgte ihre Verdrängung durch eine Prinzipatsverfassung, die zur römischen Republik hinführte. Analog dazu stellte sich Caesar auch derjenige Prozeß dar, den die moderne Wissenschaft die

�gallisch-westgermanische Revolution" nennt 94 Das vor der Mitte des 1. vorchristlichen Jahrhunderts aufgegebene keltisch- germanische Königtum soll ein altes kleinräumiges, womöglich homogenes Volkskönigtum gewesen sein. Die Annahme ist nicht auszuschließen, findet jedoch in der Überlieferung keine sichere Stütze. Sobald die antiken Autoren von benachbarten Barbaren berichten, beschreiben sie ein Königtum über polyethnische Völker, das sich auf starke Gefolgschaften stützen kann. Sie berichten demnach von einer Verfassungsform, die heute als �neues" Heer- königtum gilt. In diesem Sinne wirken die taciteischen Reges und Duces wie Könige und potentielle Könige. Es sind Machthaber, die Erfolg, Namen, Familie bereits haben, und solche, die dies alles noch erwerben oder beweisen müssen. Bis es ein König jedoch zum monarchischen Großkönig bringen konnte, stand ihm ein harter innergentiler Verdrängungskampf bevor, worauf ein ebenso zähes Ringen um die römische Anerkennung für die Niederlassung auf Reichsboden folgte. Doch hat erst die Aufnahme der Könige und ihrer Völker ins Imperium den Prozeß irreversibel gemacht, der vom Heerkönig- tum zum vizekaiserlichen königlichen Monarchen führte.

Sakrale Funktionen und kultische Verantwortung aller dieser Könige gab es ohne Zweifel, eine immanente, ererbte Sakralität ist hingegen nicht zu erkennen. Sie hätte auch weder im Barbaricum noch gar bei der Errichtung des Königtums auf römischem Boden etwas genützt. Für letzteres waren die Voraussetzungen die kaiserliche Anerkennung. Sie drückte sich in der Verleihung der obersten römischen Militärämter, eines regionalen, wenn möglich allgemeinen Magisterium militum, aus. Dazu kamen die ökonomische Sicherstellung der barbarischen Völker und die Gewinnung der römischen Oberschicht. Hatte dies ein Theoderich der Große für sein Gotenheer in Italien erreicht, konnte sich der splendorgenerir oder splendor natalium (Amalorr(., u) ungehemmt entfalten, was er spätestens seit 507 tat, konnte die a(ns)sische Qualität des Königsgeschlechts zu einer �ewigen" Wirklichkeit aufsteigen, 95 wie dies die Getica wohl schon bei ihrer Erstveröffentlichung im Jahre 533 so eindrucksvoll verkündeten. Allerdings sei eines nicht vergessen: Zwischen

94

95 Wcnskus 1961 (1977), S. 409 ff. Wolfram 1963, S. 108 f., nach bes. Cassiodor, Variae IV 1,1 f. und 39,1 f. (507/11), V 31, 1 (511), IX 1,2 (526) und X 3,3 (534), sowie Ennodius, Panegyricus 20 (88), von 507 (siehe Rohr 1994, S. 100 ff. ).

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dem großartigsten Zeugnis für die amalische Propaganda Cassiodors und dem totalen Verlust ihrer Glaubwürdigkeit liegen bloß drei Jahre. Ihre ganze Herrlichkeit war zu Ende, als der

�Neiding" Theodahad im Herbst 536

erschlagen wurde 96 Die asische, auf der römischen Civilitas aufbauende Aura der Amaler wirkt daher heute wie ein glanzvoll inszenierter Untergang, der eindrucksvoll und tragisch genug war, so daß er an erster Stelle in der Helden- sage fortleben konnte. Anders die fränkischen Realisten. Sie tauschten ihr merowingisch-göttliches Untier gegen eine römergleiche zivilisierte Herkunft von Troja 97 Sie nahmen bedachtsam und fern von Byzanz Maß an den römischen Traditionen. Ihr Regnum war längst kein frühes, sondern ein römisches Königtum - und hatte als Frankenreich Bestand.

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96

97

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