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270 Aus den Verhandlungen polnisch, medizinisch. Gesellseh~ften. vorgenommen, in denen die Lumbalpunktion nicht mehr ausreicht. Chemische Ver/~nderungen der Cerebrospinalfltissigkeit treten zeitiger als die klinisehen Symptome auf und sind daher fiir die FriJhdiagnose yon hervorragender Bedeutung. Nackensteifigkeit kann bet vorzugs- weise in der mittleren Sch~delgrub6 lokalisierter Meningitis ganz fehlen. Wenn der Liquor aufhOrt, I~upfer zu reduzieren, zeigt dieses den Ubergang in das eitrige Stadium der Erkrankung an. Verminderte Alka]eszenz deutet a~rf das Vorsictrgehen eines pathologischen Vor- ganges bin und mahnt zur Operation, um EiterbiIdnng zu verhiiten. Die therapeutischen Resultate Rf.s sind erst allm/~hlieh bessere ge- worden, seitdem er die Kranken f~iher operiert. Von der Drainage dutch das Labyrinth fiirchtet er eine Infektion der Meningen; wo sie wirksam ist, diirfte sich das gleiche darch eine kleine druckent- lastende Operation erreichen l~ssen. Spontanheilung ist in Fallen intensiverer Infektion und in sp/~teren Stadien wohl kaum zu er- warten, er wenigstens hat solche bet Infektion dutch Streptokokkns und St~phylokokkus hie gesehen. Pneumokokkus-Meningitis scheint manehmal spontan zuritckzugehen. Die Durchspitlungen des Arach- noidealsackes nnd die Injektion verschiedener Flitssigkeiten, z. B. you Silberprgparaten, sind ~ls zwecklos wieder aufgegeben worden. 1%[c Xe nzie fragt, ob Milligan bei einem Kranken mit Ohreiterung, fehlenden meningitisehen Symptomen, abet Unwirksamkeit des Liquor cerebrospinalis gegenfiber KupferlSsungen nnd saurer Reaktion des~ selben sofort eine Drainage der Subarachnoidealrg.ume vornehmen wiirde. IV[i]ligan erwidert, wenn er einen Kranken mit el~onischer Mittelohreiterung oder L~byrinthitis zu behandeln h~itte, bei dem die Temper~'tur ansteigt und die Arterienspannnng znnimmt, bei dem sich ferner eine verminderte Alk~leszenz des Liquor und fehlende Kupferreduktion bei Xochen mit Fehtingseher LOsung feststellen lgl3t, witrde er otme ZSgern eine druckentlgstende Operation ~nraten, well ein solcher Fall in Gefabr steht, einen eitrigen Charakter anzu- nehmen, und man dem nicht frith genug vorbeugen kann. Blau. IlL Aus den Verhandlungen polnischer medizinischer Oe- sellscha|ten im Jahre 1912. A. Aus den neurologisch-psychologischen Sitzungen der Warschauer firztlichen Oesellschaft. 1. Bychowski demonstriert das Pr/£p~rat yon einem Fall mit ether Neubildung im Kleinhirn-Britckenwinkel. Die Krankheit begann bet dem 53j~hrigen Patienten vier Jahre ante mortem mit un~ngenehmen Sensationen im rechten Ohre. Sp/~ter trot Taubheit auf, nach zwei Jahren Einschlafen der rechten Zungen- h/~l:fte, seit eiuem Jahre Kopfsehmerzen und ~?be]keiten. D~mals wurde Stauung im Augenfnndus, Nystagmus, Sehschw/£che, L/£hmung des reehten Abduzens, Speichelflu~ aus dem rechten Mundwinkel, An~sthesie der rechten ~Vange und tier rechten Zungenhglfte gefunden.. Diagnose: Tumor im rechten Kleinhirn-Britckenwinkel. Bet der Operation wurde kein Tumor gefunden. Die Obduki~on ergab eine nul~grol3e Neubildung zwischen der vorderen Oberfl£che der rechten Kleinhirnh/ilfte und dem Felsenbein (Fibrom). W/it~rend der Operation stief~ man in dieser Gegend auf ein Fliissigkeitsreservoir~ und es wurde eine Meningitis serosa vermutet.

Aus den Verhandlungen polnischer medizinischer Gesellschaften im Jahre 1912

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Page 1: Aus den Verhandlungen polnischer medizinischer Gesellschaften im Jahre 1912

270 Aus den Verhandlungen polnisch, medizinisch. Gesellseh~ften.

vorgenommen, in denen die Lumbalpunkt ion nicht mehr ausreicht. Chemische Ver/~nderungen der Cerebrospinalfltissigkeit t re ten zeitiger als die klinisehen Symptome auf und sind daher fiir die FriJhdiagnose yon hervorragender Bedeutung. Nackensteifigkeit kann bet vorzugs- weise in der mit t leren Sch~delgrub6 lokalisierter Meningitis ganz fehlen. Wenn der Liquor aufhOrt, I~upfer zu reduzieren, zeigt dieses den Ubergang in das eitrige Stadium der Erkrankung an. Verminderte Alka]eszenz deutet a~rf das Vorsictrgehen eines pathologischen Vor- ganges bin und mahnt zur Operation, um EiterbiIdnng zu verhiiten. Die therapeutischen Resultate Rf.s sind erst allm/~hlieh bessere ge- worden, seitdem er die Kranken f~iher operiert. Von der Drainage dutch das Labyrinth fi irchtet er eine Infektion der Meningen; wo sie wirksam ist, diirfte sich das gleiche darch eine kleine druckent- lastende Operation erreichen l~ssen. Spontanheilung ist in Fallen intensiverer Infekt ion und in sp/~teren Stadien wohl kaum zu er- warten, er wenigstens hat solche bet Infektion dutch Streptokokkns und St~phylokokkus hie gesehen. Pneumokokkus-Meningitis scheint manehmal spontan zuritckzugehen. Die Durchspitlungen des Arach- noidealsackes nnd die Injekt ion verschiedener Flitssigkeiten, z. B. you Silberprgparaten, sind ~ls zwecklos wieder aufgegeben worden.

1%[c Xe n z i e fragt, ob M i l l i g a n bei einem Kranken mi t Ohreiterung, fehlenden meningitisehen Symptomen, abet Unwirksamkeit des Liquor cerebrospinalis gegenfiber KupferlSsungen nnd saurer Reakt ion des~ selben sofort eine Drainage der Subarachnoidealrg.ume vornehmen wiirde.

IV[i]ligan erwidert, wenn er einen Kranken mi t el~onischer Mittelohreiterung oder L~byrinthitis zu behandeln h~itte, bei dem die Temper~'tur ansteigt und die Arterienspannnng znnimmt, bei dem sich ferner eine verminderte Alk~leszenz des Liquor und fehlende Kupferreduktion bei Xochen mi t F e h t i n g s e h e r LOsung feststellen lgl3t, witrde er otme ZSgern eine druckentlgstende Operation ~nraten, well ein solcher Fall in Gefabr steht, einen eitrigen Charakter anzu- nehmen, und man dem nicht frith genug vorbeugen kann. B l a u .

IlL Aus den Verhandlungen polnischer medizinischer Oe- sellscha|ten im Jahre 1912.

A. Aus den neurologisch-psychologischen Sitzungen der Warschauer firztlichen Oesellschaft.

1. B y c h o w s k i demonstriert das P r / £ p ~ r a t yon einem Fall mi t ether N e u b i l d u n g im K l e i n h i r n - B r i t c k e n w i n k e l . Die Krankhei t begann bet dem 53j~hrigen Pat ienten vier Jahre ante mortem mi t un~ngenehmen Sensationen im rechten Ohre. Sp/~ter t rot Taubheit auf, nach zwei Jahren Einschlafen der rechten Zungen- h/~l:fte, seit eiuem Jahre Kopfsehmerzen und ~?be]keiten. D~mals wurde Stauung im Augenfnndus, Nystagmus, Sehschw/£che, L/£hmung des reehten Abduzens, Speichelflu~ aus dem rechten Mundwinkel, An~sthesie der rechten ~Vange und tier rechten Zungenhglfte gefunden.. Diagnose: Tumor im rechten Kleinhirn-Britckenwinkel. Bet der Operation wurde kein Tumor gefunden. Die Obduki~on ergab eine nul~grol3e Neubildung zwischen der vorderen Oberfl£che der rechten Kleinhirnh/ilfte und dem Felsenbein (Fibrom). W/it~rend der Operation stief~ man in dieser Gegend auf ein Fliissigkeitsreservoir~ und es wurde eine Meningitis serosa vermutet .

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Aus den Verhandlnngen polnisch, medizinisch. Gesellschaften. 271

2. K r u k o w s k i demonstr ier t einen Fall yon F r a k t u r d e r S e h ~ d e l b a s i s . Der 56j~hrige Pa t ien t wurde mi t einem Ziegelstein auf das rechte t-Iinterhaupt geschlagen. Bewut~tlosigkeit, Erbreehen, Taubhei t rechts, Verziehung des Gesichts naeh links. Von da an heftig'er Schwindel. Objektiv : Parese des rechten ]%zi~lis, rechtsseitige Taubheit. ~tedner ve rmute t Fraktur der Basis des Felsenbeins, was yore R6ntgenogramm best~tigt wird. Dem Pat ienten geht es besser.

D i s k u s s i o n : K o p e z y ~ s k i warnt vor einer absolut gi~nstigen Prognose,

indem er sieh ~uf einen eigenen Fall beruft, in welchem sechs Wochen nach ein~r Seh~.delbasisfraktur und nach gfinstigem subjektivem Be- finden pl6tztich Erscheinungen einer eitrigen Meningitis und Tod er- folgten.

K r y f i s k i n immt die M6gliehkeit eines Extravasates in der inneren Pat t ie des Felsenbeins ohne Basisfraktur an.

J u d t weist auf den Spalt in der ~N~ische hin, welcher das ¥orhanden- sein einer Fraktur beweist.

3. L n b e l s k i demonstriert einen Pat ienten, der wegen X l e i n - h i r n a b s z e l ~ mi t Erfolg operiert worden ist. Der 12j~hrige Pat ient l if t seit zwei Jahren ~n Mittelohreiternng. In den tetzten Wochen SchiittelfrOste, Xopfschmerzen, Vomitns. Erst wurde die Radikal- operation ausgeftthrt, nachher die ganze Vena jugularis communis exzidiert nnd zu]etzt wegen Kleinhirnabsze~ der Sch£del in der t t inter- hanptgegend trepaniert . Daranf allm~hliche Besserung bis znr Heilung.

B. Aus den oto-laryngologischen Sitzungen. ]. T. H e i m a n stell t einen Pat ienten vor, der vor ] ~ Jahren

L u e s akquir ier t hatte~ nach 30 Quecksilberinjektionen Ohrenrauschen und Schwerh6rigkeit bekam and nach einer Lufteintreibung voll- st~indig taub wurde. Salvarsaninjektion ohne Erfolg. It . land L a - b y r i n t h t a u b h e i t , Schwindel, unsicheren Gang. Auch nach 30 In- jektionen und Jodkal i 2,0 pro die keine Besserung des GehSrs. 1Xlach 5 Pflokarpininjektionen eine geringe t~Srverbesserung. H. warnt vor unvorsichtiger Anwendung der Lufteintreibung, die sch~dlich sein und vollkommene Taubhei t verursachen kann.

D i s k u s s i o n : X o e n i g s t e i n behauptet , dab Labyrinthsyphilis sehwer zu heilen

ist. Er glaubt nicht an eine positive Wirkung yore Pilokarpin und empfiehlt eher ausdauernde Anwendung yon Quecksilber und Jod- kali. K. glaubt auch nicht, daf3 eine einmalige Lufteintreibung Tanb- heit bewirken kann.

L u b l i n e r meint im Gegenteil, dal~ Diaphoretika, wie Sarsa- parilla, Dct. Zittmanni, Pflokarpin, yon jeher in solchen Krankhei ten mi t gutem Erfolg angewendet wurden.

M e y e r s o n empfiehlt bei Labyrinthleiden Vorsich~ in der An- wendung yon Lufteintreibung und die Applikation schweiBtreiben- der Mittel.

t t e i m a n beruft sich auf die yon P o l i t z e r bei Syphilis des Ge- hSrorg~ns empfohlene. Anwendung yon Pilokarpin.

2. M e y e r s o n : U b e r d ie B e h a n d l u n g d e r ~ k u t e n M i t t e l - o h r e n t z i i n d u n g . Siehe Referat an spaterer Stelle.

D i s k u s s i o n : L u b l i n e r bemerkt, dab a u c h e r giinstige Wil~kung yon der An-

wendung der Aspiration gesehen h~t. Unter den Medikamenten zieht

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272 Aus den Verh~ndlungen polnisch, medizinisch. ~esellscha~ten.

er das Adrenalin dem Kokain vor, aus Furcht vor tier allgemeinen Wirkung des letzteren.

S z m u r l o wendet, wenn die Kr~nken K~ilte nicht vertragen, warme Umschlage and ans ta t t Wasserstoffsuperoxyd das viel reinere ~[ercksche Perhydrol an.

H e i m ~ n drttckt sich neggtiv fiber die B i e r s c h e !}Iethode ~us und lobt als }~edikgment ResorzinlOsung.

3. l ~ I a r c i n k o w s k i : iN~ystagmus ~is k l i n i s c h e s S y m p t o m . Beschreibung der verschiedeaen Nystagmusformen; akute Labyrinth- entziindung bewirkt Nystagmus nach der entgegengesetzten, Ei terung in der hinteren Sch~delgrube Nystagmus zur selben Seife. Ebenso bewirken Blutungen in das Labyrinth, Xleinhirn- und Akustikus- tumoren, Embolie der Arteria auditiva, Skleresis multiplex, Tubes dorsalis, gewisse Vergiftungen (z. B. Arsen, Alkohol)Nystagmus. Bei Sklerosis mult iplex ist das Labyrinth auf Kalorisation ~berempfindlich, bei Tumoren des Akustikus geht diese Erregbarkeit set~' bald verloren. Einseitige Ubererregbarkeit des Labyrinths kommt bei t t i rn tumoren vor. Bei Ve~lust des Bewu8tseins geht tier iXystagmus in Strabismus i~ber. Auch Kalorisation bewirkt bei BewuStlosen Schielen. Bei der fulminanten Meningitis dauert ein grol~er unregelm~l~iger Nystagmus sog~r w~hrend der Agonie an. Spontaner Nyst~gmus kann als FrOh- symptom der sog. O Losklerose auftreten. Auch in Infektionskra.nk- heit~n kommt Nyst~gmus als S } ~ p t o m einer LabyrinthkompIikat ion vor. Bei L~byrinth[isteln bewirken Druckvergnderungen im Mittelohr 1N'ystagmus.

~. D o b r o w o l s k i stell t einen 25jghrigen Pat ienten mi t rechts- seitiger F a z i a l i s l ~ h m u n g vor, der ilber seit zwei Wochen bestehende Olxrenschmerzen, 0hrensausen und SchwerhSrigkeit klagt. Gegen- wgrtig ist die Gesichtsl~tnnung geringer, d~s GehSr besser. D. diagno- stiziert eine serSse Mittelohrentziindung und betrachtet die Fazialis- l~hmung als Polge einer Kompression des Fazialis (lurch das ange- sammelte Exsudat.

D i s k u s s i o n : t t e i m a n sieht hier zwei Prozesse: Neuritis des ]d~azi~lis und

exsudative Mittelohrentzi~ndung, die beide die Folge einer Erkgltung sein kSnnen.

D o b r o w o l s k i meint, dab diese beiden Prozesse nicht gleich- zeitig mi t ether Erk~:ltung erktart werden k6nnen.

3 [ a r c i n k o w s k i vermute t eine Debiszenz im Nervenk~nal als Ursache der Kompression des Nerven durch den PaukenhSh|en- inh~lt.

5. L u b l i n e r stellt einen 26j~,hrigen P~tient~n mit ausgeheilteh~ o t i t i s c h e m X l e i n h i r n ~ b s z e ~ vor. Die linksseitige E i t e rungha t t e sieben gahre gedauert. Die Untersuchung erg~b; kein Fieber, geringe Lghmung des unfieren ]Pazialisastes, Defekt des Trommelfells, hinten oben eine blutende @ranulation. Geh5r fast null. Die ROntgenunter- suchung zeigte : ausgedehnte Karies der Pyramide um die PaukenhOhle herum, Erweichung des Knochens lgngs der Sutura occipito-tempo- ralis in der Richtung des Confluens sinuum. B g r g n y s Symptome an beiden Extremi tg ten und Romberg. Puls 80. Bei der t~adikalopera~ion fanden sich l~ngs des Sinus Eiterherde und @ranulationen. Der Kno- chert ober- und unterh~lb des Simms wurde mi t dem scharfen L6ffel gusgekratzt und die Dura des Xteinhirns und des vorderen Teiles des lqinterhauptlappens blo~gelegt. Am dri t ten Tage wurde Probe- punktion ausgefi~hrt nnd ein CerebellargbszeB in der IVurmgegend ~ufgedeckt, inzidiert und drainiert. ~a.ch zwei Wochen Sistieren tier Eiterung. @egenwgrtig, nach fimf tVochen, bestehen noeh Strabismus, Schwindel, Romberg nnd Diplopie.

Page 4: Aus den Verhandlungen polnischer medizinischer Gesellschaften im Jahre 1912

Aus den Verhandlungen polniseh, medizinisch. Gesellsehaften. 273

D i s k u s s i o n : ~ l a r e i n k o w s k i ist der Ansieht, daft hier, mi t gf ieksicht auf

das B g r g n y s e h s Symptom, a priori ein Abszeg in der ~Vurmgsgend angenommen werden konnte, und dat~ die bis j~tzt aoeh bestehenden Symptome vom K leinhirn herrfihren. Daffir sprieht der Umstand, dag Pa t ien t immer in derselben Riehtung fallt , ohne Rtteksieht auf die Lage des Ohres ira t laume.

L u b l i n e r sprieht, a.uf eine Anfrage H e i m a n s , die Vermutung aus, dab die Stelle des friiheren Abszesses yon einer Bindegewebsmasse ausgefiillt wurde, und dab die noeh bestehenden Symptome die Folge einerseits einer Labyrinthreizung, andererseits von Vergnderungen im Sehnerven sein k6nnen.

I{eiman bitter den Vortr., mit iR, fieksieht darauf, dab dauernde l~[eilungen naeh Kleinhirnabszessen selten sind, den Patienten naeh l~ngerer Zeit wieder vorzustellen.

C. Aus den Sitzungen der Warschauer oto-laryngologischen Oesellschaft.

K o e n i g s t e i n demonstriert a) einen Fall yon o t i t i s c h e m H i r n - a b s z e IL Pat ient , 50 Jahre alt, l i t t seit der KJndheit an linksseitigem OhrenfluB. Klagen fiber Kopfschmerzen und Vergessen der Namen yon Gegenst/~nden. Die Untersuehung ergab: sensorische Aphasie, Parese des unteren reehten Fazialisastes, Kopfsehmerzen linkerseits, besonders in der Gegend des Schl/~fenlappens. Im Ohre ein grol~er Trommetfelldefekt, Gehbrkn6chelchen nieht zu sehen, f6tides SekI~t, Proe. mastoideus nicht sehmerzhaft. Puls 110, Tempsratur 37,8% Totalaufmeil3elung n i t Blol31egung der mit t leren Sehi~delgrube, Prlobe - punktion des Gehirns n i t posit ivem Resultat . Entleerung eines Abszesses und Drainage. Nach zwei Monaten Heilung. Pa t ien t fiihlt sieh wohl und ist arbeitsf~hig. Doeh besteht noeh zeit~eises Vergessen der Namen yon Gegenstanden und St~dten.

b) Fall yon o t i t i s c h e r P y a m i e . 16ji~hriger Pat ient . Seit der Kindheitrechtssei t ige Ohreiterung. Seit achtTagenKopfsehmerzen, Sch/Attelfrost, Erbreehen. Temperatur morgens 37 o C, abends ~0 °, Puls 130. PaukenhShle mi t Granulationen und fbtidem Ei ter aus- gefifllt. Warzenfortsatz nieht empfindlieh, leichte Nackensteifigkeit. Totalaufmeil~elung. Der ganze Warzenfortsatz nekrotisch. Knochen fast sehwarz, in den Zellen Eiter. Im Ant rum Granulationen, um den Sinus fbtider Eiter, seine vordere Wand ga, ngr~n6s, in ihrer Mitts sine 0ffmmg, in deren Tiefe gegsn den Bulbus Eiter zu sehen ist. Lig~tur der Vene, Blo~legung des Sinus vom Bulbus bis zum Confluens, Tamponade, Verband. In den naehsten drei Tagen Temperatur 37 bis 38& °. Nach drei Mon~ten tIeilung.

e) Fall n i t E x o s t o x i s e o n g e n i t ~ m e a t u s a u d i t o r i i e x - t e r n i . Der neunjfihrige Pat ient soll nie ohrenkrank gewesen sein. GehSrgang yon einem barren, li~ngliehen, wallnuBgrogen Tumor aus- gefiillt, der yon dfinner, narbiger t t a u t bedeekt ist. Weber nach der kranken Seite, Rinne negativ, Uhr nieht geh6rt. Chloroformnarkose, Abl6sung der Nusehel und des h/~utigen GehSrganges, Abtragung des Knoehengebildes mi t d e n Meil3~l, retroaurikul~re Wunde ver- n~ht. Nach zwei Wochen tteilung. Untersuehung: PaukenhShle fehlt, Promontor ium sehr nahe, am Boden des /~ugeren @ehSrganges, Sondismmg der Tuba ergibt negatives Resultat . Die Uhr wird je tz t auf 3- -~ em gehSrt. Weber und l~inne wie zuvor.

D. Aus den Sitzungen der Lodzer ~rztlichen Oesellschaft. 1. G o l d m a n n demonstr ier t ein zweijghriges Kind, bei d e n vor

zwei Woehen wegen l= I i rnabszeB ein operativer EingrJff ausgefiihrt Archiv f. Ohrenheflkunde. Bd, 91. Otolog. l:tundschau. 18

Page 5: Aus den Verhandlungen polnischer medizinischer Gesellschaften im Jahre 1912

274 Aus den Verhandlungen polnisch, medizinisch. @esellscl~ften.

worden ist. Der Abszel~ w~r yon der @rSl3e einer Orange und enthiel t c~. 100 g Eiter.

2. P ~ n s k i h~lt einen Vortrag unter dem Titel: B e i t r ~ g z u r D i a g n o s e u n d B e h a n d l u n g y o n H i r n ~ b s z e s s e n . F a l l e i n e s o t o g e n e n A b s z e s s e s i n de r S C h t ~ f e n w i n d u n g . Der 32j~hrige, linksseitig ohrenkranke Pa t ien t wurde pl6tztich bewuBtlos. Die Unfer- suchung ergibt: Steigerung des ~fusketwiderst~ndes in den rechts- seitigen Extremit~ten, Ptosis links, Aphasi~ sensori~. Diagnose: AbszeI~ im l inken Schlafenlgppen. Operation, Punkt.ion der nicht pun sierenden Dura ergibt Eiter. Entleerung desselben. Die Revision der AbszeBwand zeigt kei~en weiteren Herd. Inmi t t en des g~ustigen postoper~tiven Vertaufes plStzliche Verschlimmerung, welehe den Verdaeht~ auf d~s Bestehen eines zweiten Abszesses erregt. Ngch Verbandwechsel und Entleerung yon Eiter Bessernng. Am selben Tage (am 12. nach der Operation) plStzlich Exitus lethalis. Die Sektion deckte einen zweiten AbszeB in der Tiefe dersetben Windung auf. SchluBfotgerung: Man muB immer an die MSglichkeit eines zweiten Abszesses denken. Die Verschlimmerung des Atlgemeinzust~ndes neben Wiederauftreten der Symptome machen eine genaue Besichti- gung der AbszeBh6hle und der dieselbe umgebenden t t i rnpar t ien notwendig. Rapide Besserung des Allgemeinzustandes ist nicht immer ein giinstiges Zeichen, S p ir a- Xrakau.