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Leserkommentar der Erlebnisberichte: „Faszinierend und lebendig geschrieben. Es ist, als wär' man selbst im Geschehen!“ Tony Pfeiffer, Berlin Vielen Dank, lieber Tony, für diese Worte aus Deiner letzten Antwort-E-Mail. Ich denke, Du wirst nicht im Geringsten damit gerechnet haben, dass ich Dich in meinem nächsten Bericht zitieren werde und hoffe, dass Du Dich über diese Dir zuteilgewordene Ehre angemessen freuen wirst. Basti in Ontario 3.8.2009 – 16.8.2009 Reisedistanz (dieser Abschnitt / gesamt): 1,0 Deutschlands / 2,7 Deutschlands

Ausgabe Nr. 3 [08-2009] - Basti in Ontario

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Montreal verlassend besucht Basti die kanadische Hauptstadt für fünf Tage. Dies sind drei Tage zuviel, denn viel zu Erleben findet der Tourist dort nicht vor. Daher fährt er schnell weiter nach Toronto. Diese Stadt bietet einem schon wesentlich mehr. Doch auch hier lässt ein stadteigener Charme ein wenig auf sich warten...

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Leserkommentar der Erlebnisberichte:

„Faszinierend und lebendig geschrieben. Es ist, als wär' man selbst im Geschehen!“ Tony Pfeiffer, Berlin

Vielen Dank, lieber Tony, für diese Worte aus Deiner letzten Antwort-E-Mail. Ich denke, Du wirst nicht im Geringsten damit gerechnet haben, dass ich Dich in meinem nächsten Bericht zitieren werde und hoffe, dass Du Dich über diese Dir zuteilgewordene Ehre angemessen freuen wirst.

Basti in

Ontario3.8.2009 – 16.8.2009

Reisedistanz (dieser Abschnitt / gesamt): 1,0 Deutschlands / 2,7 Deutschlands

MO 3.8. - FR 7.8. Ottawa

Couchsurfing bei Andrea (26) aus Quebec / Kanada, 4 Naechte

Ottawa. Kanadas Hauptstadt. Fühlt sich in etwa so an als wie wenn man 1949 nicht Bonn sondern Norderstedt zur Bundeshauptstadt ernannt haette. Oder Cottbus. Schlechtes Beispiel, gehoerte zur Besatzungszone. Aber ihr wisst was ich meine: Einfach un-glaub-lich spannend. Ein, vielleicht zwei Tage bekommt man ohne groessere Langeweile gut herum. Aber nicht fünf!! Das Parlamentsgebaeude ist jedoch recht beeindruckend. Auch von innen. Andrea hat dort früher Führungen drin gehalten und hat mir und ihrer Kollegin eine freie Führung durch das Gebaeude gegeben. Aber viel mehr kommt danach dann auch nicht mehr. Andrea hingegen fühlt sich sehr wohl in Ottawa. Sie ist aber auch ein wenig Ottawa. War schon mal jemand auf einer Juristenparty? Das in etwa ist Ottawa. Korrekt, sauber, gut situiert. Und frei von inspirierenden Menschen. Aus geplanten drei Uebernachtungen wurden vier, da meine

Franz vor dem kanadischen Parlamentsgebäude in Ottawa

Mitfahrgelegenheit aufgrund Überstunden im Büro spontan absagte und ich eine weitere Nacht in dieser Stadt gefangen war. Am naechsten Tag dann aber nichts wie ab nach Toronto.

Ich wurde vor Ottawa gewarnt. Jetzt weiss ich, warum.

Ein spannendes Erlebnis habe ich jedoch zu berichten. Phil hatte mir von sogenannten Haunted Tours berichtet, einer Stadtführung, bei der es “spukt”! Eigentlich seltsam, dass man im Deutschen die Dinge, die etwas Unheimliches und die damit verbundenen unbehaglichen Gefühle darstellen, mit solch lustig klingenden Woertern wie “spuken” oder “gruseln” bedacht hat. Wie dem auch sei. Es fing sehr mäßig an. Damit es aber nicht maessig bleibt, also bei Dir zuhause gerade, schreibe ich nun auf pechschwarzem Untergrund weiter, bitte weiterhin darum, die Zimmerlampe zu dimmen und folgende Internetseite für die passende akustische Athmosphaere im Hintergrund laufen zu lassen: http://www.youtube.com/watch?v=qGKtDXu4bFs(keine Angst, das Bild von dem Waldstück des Youtube-Videos bleibt die gesamte Zeit über stehen, es folgen keine Schreckmomente mit ploetzlichen schrillen Schreien oder Aehnlichem. Ich hasse solche Videos und werde sie Euch daher auch nicht unterbreiten. Also:

• Seite oeffnen• eventuell das Video kurz etwas vorladen lassen, damit es nicht staendig unterbricht• Video starten • und wieder zurück zur Geschichte und hier weiterlesen!

Eine in einen schwarzen Umhang gehüllte und eine alte erleuchtete Öllaterne in der Hand haltende Dame in ihren besten Jahren (ca. 17), sammelte die Gruppe zusammen und begann mit ihrer ersten Geschichte. Sie beteuerte, dass sämtlichen Geschichten intensiv nachgegangen wurde und nur Erzählungen in diese Tour mitaufgenommen wurden, von welchen man sichere Quellen besaß. Ich will ihr das mal glauben. Man nimmt sich selbst den Spaß, wenn man ständig innerlich dementiert und sagt: “Alles gestellt!”.

Ottawa. Die Stadt, in der die Schilder lustiger sind als ihre Bewohner.

Basti kocht Blaumenkohl.

Wir gingen gemeinsam in das Ottawa Jail Hostel. Das Hostel erhielt seinen Namen, da es zuvor ein Gefaengnis war, das Nicholas Street Gaol. Nach einigen einleitenden Geschichten über vorgefallene Kriminal-, Geister- und Horrorgeschichten in Ottawa des vergangenen Jahrhunderts betraten wir das mit Spannung erwartete Hostel. Wir besuchten die 4. Etage. Diese ist mittlerweile nicht mehr für den Hostelbetrieb vorgesehen. Zu viele Probleme gab es mit panischen Hostelgaesten, die von Geistern und anderen übernatürlichen Erlebnissen berichteten. Kann man für Humbug halten. Ist aber weitaus spannender, wenn man inmitten dieses Gefängnisses überlegt, ob es nicht doch wahr sein könnte. Wissenschaftliche Beweise der Nichtexistenz solcher Phänomene gibt es bislang zumindest nicht. Sie führte uns zu der Stelle, an der man am 11. Februar 1869 den Schneider James Patrick Whelan erhängte, den man für den Mord an D'Arcy McGee verantwortlich machte. Hinreichende Beweise fehlten und seine Schuld wird bis heute bezweifelt. Sein Geist soll vielen Besuchern des Hostels, wenn sie mitten in der Nacht aufwachten, am Fuße ihres Bettes stehend erschienen sein. Einst sollen zwei Schuljungen vor nicht allzuvielen Jahren auf dem Steinboden unterhalb des Galgens auf- und abgesprungen sein, wobei sie hämisch seinen Namen riefen. Doch sie stoppten urplötzlich wie versteinert, als sie bemerkten, dass sie beide zur selben Zeit und ohne äußere Einwirkung begonnen hatten, aus der Nase zu bluten.So langsam begann man, sich an diesem Ort ein wenig merkwürdig zu fühlen. Wir betraten einen weiteren Korridor, zu welchem unsere Gruppenführerin ein schweres Eisentor öffnen musste. Wir blieben vor einer der winzig kleinen Gefängniszellen stehen. Auf der den Zellen gegenüberliegenden Seite befanden sich kleine Fenster. Der Fenstersims war weit genug von mir entfernt, so dass die vor dem geöffneten Fenster sitzende Taube nicht einmal erschrak, als ich vor ihrem Fenster stehenblieb und

ihr direkt in die Augen schaute. Daran lässt sich die Dicke dieser massiven Außenmauer des Gefängnisses erahnen. Ich drehte mich zurück und lauschte ihrer nächsten Geschichte. Des Öfteren berichteten Hostelgäste von urplötzlich zuknallenden Türen, einst soll jemand in der Mitte zweier urplötzlich ins Schloss fallenden Eisentüren, durch die wir gerade geschritten waren, für eine Nacht gefangen gewesen sein.Sie beendete ihre Geschichte und wir setzten unseren Gang durch die Gemäuer fort. Bevor ich mich jedoch in Bewegung versetzte, erhaschte ich einen letzten kurzen Blick in Richtung Außenwand. Mir blieb fast das Herz stehen: das Fenster, durch das ich eben noch die Taube auf dem Sims sitzend gesehen hatte, WAR VERSCHLOSSEN! Was – geht – denn – hier – ge – ra – de – ab!??? Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Ziemlich beunruhigt, fast ein wenig panisch, suchte ich nach einer Lücke in der Ereigniskette, nach irgendeiner vollkommen harmlosen, logischen Erklärung. Doch ich fand keine. Wie unwahrscheinlich, gleichzeitig aber genauso unheimlich wäre es, direkt nach dem Hören solcher Geschichten von unerklärlich schließenden Türen auf einmal selbst Zeuge eines solchen Phänomens zu werden? Obwohl es mir unangenehm war, eine der anderen Besucherinnen anzusprechen, erzaehlte ich ihr, dass ich dort, wo nun das verschlossene Fenster war, ich eine Minute zuvor noch eine Taube auf dem Sims sitzen d gesehen habe. Sie lachte und meinte, sie habe die Taube auch gesehen. Das war aber dort drüben. Sie zeigte auf den hinteren Teil des Ganges hinter den Eisentüren. In der Tat: wir waren zwischendurch etwa zehn Meter weitergegangen und hatten vor einer fast identisch ausschauen Kulisse für eine zweite Geschichte Halt gemacht. Ein großes Gefühl der Erleichterung setzte ein und ich lachte über meinen schon merklich durch die Geistergeschichten beeinflussten Gemütszustand.

Ist es nicht schön zu sehen, zu welch aufregenden Momenten ein nicht mehr intakt funktionierendes Kurzzeitgedächtnis führen kann?

Offizielle Website des Haunted Walks: http://www.hauntedwalk.com/

FR 7.8. - SO 16.8. Toronto

Couchsurfing bei Nadeem (37) aus Syrien, 3 Naechte

Nadeem, Senior Consultant mit Eigentumswohnung in Toronto Downtown, herrlicher Blick über Skyline und Lake Ontario. Eigenes Zimmer, super bequemes Bett, und er war dazu ein leidenschaftlicher Koch, der mich mit einem sehr leckerem Putenbrustsalat begrüsste. Mit der groesste Luxus, der mir bisher beim Couchsurfing über den Weg gelaufen ist.Am naechsten Tag gab er mir sein zweites Mountainbike und wir machten eine Tour auf die der Stadt vorgelagerten Toronto Islands, von welcher man einen herrlichen Blick auf die Skyline hat. Insgesamt lohnenswert waren in Toronto:

Yonge Street, die die Stadt teilende Strasse von der Hafenfront im Süden bis in den Nordern der Stadt. Herrlich zum Shoppen, insbesondere für 1$ Shops und anderes Gelöt, was man (eigentlich) nicht braucht. Uebrigens scheinen amerikanische Staedte meist alle nach demselben Muster aufgebaut zu sein. Es gibt mittlere Strasse, die die Stadt in zwei gleich grosse Häufchen teilt. Meist den westlichen und östlichen Teil, je nach Ausricht der Stadt aber auch den noerdlichen und südlichen Teil. Strassen, die diese mittlere Straße queren, heissen dann z.B. auf der einen Seite Schulz Avenue West und auf der anderen Seite Schulz Avenue East. Die Hausnummern beginnen an der mittleren Strasse bei 1 und bekomen bei jedem Block der nach dem quadratischen Raster aufgebauten Staedte eine Hunderterstelle hinzu. Es gibt demnach nicht wie in Deutschland alle Nummern durchlaufend von 1 bis 99 und dann zuweilen auch 7a, weil die Lehmanns angebaut haben und untervermieten, um Kosten zu sparen, weil das Geld nicht mehr reicht seitdem der Älteste nun auf die höhere Handelsschule geht, die Zweite nur noch Markenklamotten trägt und die Jüngste seit kurzem mit dem Reiten angefangen hat, sondern die Nordamis sind da ganz rigoros und überspringen ganze Nummernbloecke. Somit weiss man ganz genau: 743 Schulz Ave E ist sieben Blocks von der mittleren Strasse entfernt. 744 Schulz Ave W auch. Aber 743 Schulz Ave E und 744 Schulz Ave W liegen nicht direkt nebeneinander, sondern sind ganze dreizehn Blocks (nein, nicht vierzehn) voneinander getrennt. Man beachte den kleinen, aber sehr entscheidenen Adresszusatz W für West bzw. E für East. Interessierten unter Euch werde ich gerne knifflige Textaufgaben mit selbiger Thematik zukommen lassen.

Frühstück bei Nadeem

Kensington MarketAlternativer Stadtteil mit vielen Second Hand Laeden (Puma Trainingsjacke für 18 statt 40 EUR), vielen Organic Stores (Biolaeden), Künstlerateliers und weiteren sehr entspannten Geschichten. Auf jeden Fall ein Besuch wert. Sehr schoenes Video über diesen Stadtteil:http://www.kensington-market.ca/vid/marketdoc.htmDirekt südlich darunter befindet sich China Town, welches ebenfalls einen Besuch wert ist.

Tagestour zu den NiagarafällenDurchaus beeindruckend, kann man also bringen. Furchtbar allerdings das Disney World Dörfchen direkt nebenan. Wie kann man bloß auf die Idee kommen, seine Flitterwochen oder gar Trauung zwischen all diesen Fast Food Restaurants und Spielhöllen zu verleben? Viele tun es dennoch. Amis.

AGO – Art Gallery OntarioGibt bestimmt noch weitere sehenswerte Ausstellungen oder Museen in Toronto, aber diese Kunstaustellung habe ich besucht. Ein paar Arbeiten, die mir u.a. sehr gefielen, sind am rechten Rand zu sehen. Insbesondere die Arbeit von Evan Penny war sehr vereinnehmend, links der Künstler, rechts das Exponat. Mit SOLCHEN Dekorationsartikeln sollten Goa-Festivals bestückt werden, dann würden die Besucher dort auch nicht so viel Bier schlucken.Mehr seiner Arbeiten übrigens im Sperone Westwater, New York. http://www.speronewestwater.com Falls man mal in der Gegend ist.

CN TowerIst schon ne nette Aussicht und man erkennt die enorme Flaeche, über die sich Toronto erstreckt. Ich waehlte allerdings den Samstagabend zur Besichtung und war damit nicht der Einzige. Ich bezahlte die volle Tour inkl. Aussichtsplattform, Glassfussboden, Skypod und Movie. Den Film deswegen, da man mir sagte, dass ich dann 30min weniger warten würde. Ich muss aber irgendwie in das falsche Kino geraten sein, denn ich bekam keinen Film über den CN Tower gezeigt, sondern befand mich auf einmal in einem Simulator wieder. In diesem wurde ein 3D animierter Film über ein fiktives Evan Penny - Stretch #1

Willie Cole - Gloria Vanderbilt with an Empty Nest

John MacGregor - Three Doors

Baumsaegewerk im Himalaya gezeigt, in welchem man auf einem Baumstamm sitzend in einer Art Rodelbahn auf und ab gefahren wurde. Dabei ruckelte der Simulator, klatschte einem hier und da einen Staubwedel an die Waden und spritzte mit Wasser. Mein Gott, was hab ich mich in diesem Moment verarscht gefühlt. Aber den Kids hat's gefallen...Oben in der Aussichtsplattform musste man nochmal anderthalb Stunden auf den Einlass in den Skypod warten. Oben angekommen beschloss ich, nicht wie jeder andere Touri nach 10-15 Minuten wieder den Fahrstuhl nach unten zu nehmen, sondern das Verhaeltnis Wartezeit / Erlebnis in Einklang zu bringen. Ich blieb knapp 2 Stunden oben, schoss hier und da ein Foto mit meiner neuen Kamera und hoerte Musik über meinen MP3-Player. Ich waer auch noch laenger geblieben, wurde aber als der letzte Gast irgendwann nach 23 Uhr gebeten, doch mit dem letzten Fahrstuhl mit nach unten zu fahren.

Achtung! Wer weiterhin mit ruhigem Gewissen seine bisherigen Ernaehrungsgewohnheiten beibehalten moechte, sollte den nun folgenden Absatz überspringen.

Mit Nadeem ging ich am Sonntagabend meines Aufenthaltes bei ihm ins Kino. Wir schauten uns den Film FOOD Inc. an (lief Sommer 2008 in den Kinos). Ich erwaehne dies, da mich dieser Film nachhaltig gepraegt hat und es auch immer noch tut. Um es kurz zusammenzufassen: es wird erklaert und ohne Filter gezeigt, was wir eigentlich taeglich in uns hineinstopfen. Dass das Essen, insbesondere das Fleisch, deshalb so billig an jeder Strassenecke zu haben ist, da die Aufzucht dieser Lebewesen mittlerweile Teil einer riesigen effizienten Maschinerie geworden ist. Klar, wusste ich auch vorher, dass dem so ist. Egal. Einmal mit Zwiebel und scharf, bidde. Aber wissen und es mit eigenen Augen (bzw. durch das cineastrische Medium) gesehen zu haben, sind zwei verschiedene paar Schuhe. Zu sehen, wie die Hühner aufgrund des Gewichts ihrer voellig überzüchteten Hühnerbrust nur wenige mühsame Schritte gehen koennen, bevor sie unter der Last erneut zusammenbrechen. Dass man ihnen die Schnaebel kappt, damit sie sich auf dem engsten Raum nicht gegenseitig tothacken. Dass Schweine gemaess neuer Verordnung nur noch im Dunkeln gehalten werden und die Toetung nicht etwa durch Bolzenschuss, sondern durch eine Presse erfolgt, welche zwanzig dreissig dieser Tiere (oder soll ich „Einheiten“ schreiben? Klingt humaner...) auf einmal totquetscht und für einen effizienteren Durchsatz sorgt. Und dass die nur noch wenigen grossen Unternehmen, die dahinter stehen und deren Führungspersonen sich wechselweise in ihren Vorstaenden und Regierungsaemtern wiederfinden (so zumindest in den USA), jeden Versuch unternehmen, dass diese Informationen und Bilder nicht an die Oeffentlichkeit gelangen. Der Film ist eklig. Der Film ist deprimierend. Er laesst den Glauben an das Gute in der Menschheit auf ein Minimum schrumpfen. Aber der Film zeigt leider auf, wie es nunmal ist. Dass vielerorts Moral Kapital nur im Wege steht.Was dieser Exkurs in einem Reisebericht über Kanada zu suchen hat? Ganz einfach. Ich werde am häufigsten gefragt, was ich so mache und wie es mir geht. Nun: das mache ich und so geht es mir

damit. Für touristische Informationen verweise ich auf handelsübliche Reiseführer. Meine darauffolgende Zeit:

• nach dem Film habe ich erstmal gar kein Fleisch gegessen• am 9. Tag Shrimps bei Bubba Gump• am 11. Tag Garnelen beim Chinesen• am 15. Tag zum ersten Mal ein Gericht mit Huhn vom Discounter, da meine Gastgeberin

gekocht hat. Selber werde ich die naechste Zeit (nicht absehbar wie lange, ich hoffe 60 Jahre) kein Discounterfleisch mehr kaufen, generell auf taegliches Fleisch verzichten (wird sich schon durch den hoeheren Preis von biologischem Fleisch regulieren) und mich auch bei anderen Dingen auf gesunde Basics (Gemüse, Kartoffeln, etc.pp) konzentrieren. Fast Food Ketten werde ich nicht vollkommen boykottieren, dazu halte ich die Fritten und McFlurry einfach für zu gut beim goldenen M. Aber fleischhaltige Produkte werde ich nicht mehr kaufen, sollte nicht dick und fett „organic“ (BIO) draufstehen. Dies wird einem in Nordamerika zwar nicht ganz so leicht gemacht wie in Deutschland, in dem nun vermehrt Bio-Maerkte aufkeimen. Aber auch hier gibt es mittlerweile eine grosse Welle von Menschen, die sich dem Massen-Fast Food entsagen und eine gesunde Ernaehrung verfolgen.

In der letzten Zeit war ich bei vielen Vegetariern und auch zweimal bereits bei vegan lebenden Couchsurfern zu Gast. Soweit wird es bei mir mit Sicherheit nicht kommen, dazu mag ich Fleisch zu gerne und moechte auch weiterhin meine nietenbesetzte Unterwäsche aus Echtleder tragen. Lebewesen essen Lebewesen, der natürliche Kreislauf, bei dem ich keinen Sinn sehe, mich dem zu entziehen. Aber zwischen töten und quälen ist ein gewaltiger Unterschied – und darum ging es in meinen Ausführungen. Ich werde auch nicht zum Hardliner, auch wenn ich nun diese Worte unter's Volk gebracht habe. Aber ich sah es als angebracht, diese Informationen weiterzugeben.

Bastian wird noch zum Gutmensch, ich kann Euch sagen...

Offizieller Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=5eKYyD14d_0 (sorry, hab ihn nur auf Englisch gefunden), der Film lief aber auch auf der Berlinale 2009, evtl. aber nur mit Untertiteln.

Nach all den deprimierenden Informationen moechte ich zwar noch kurz bei demselben Thema bleiben, aber die Thematik wird im folgenden Film kürzer und vor allem wesentlich humorvoller angepackt. Hier etwas zum Wiederaufmuntern:

(nur auf Englisch und eher etwas für die 18-40 Zielgruppe.)

So, ich mach mir jetzt erstmal 'ne Portion Mais mit Mais und Mais. ;-)

Couchsurfing bei Nadine (26) aus Jamaica, 3 Naechte

Nettes Maedel. Ein wenig fanatisch, wenn man sich an einem der drei Abende mal drei Zigaretten am Abend ansteckt. Aber ansonsten haben wir uns gut verstanden. Einen Tag der Zeit machte ich eine Tagestour zu den Niagarafaellen. An einem anderen Abend nahm sie mich mit auf eine Drumsession (das ist so 'ne Art Klönsnack mit Kloppstöckl, Oma), die im Sommer jeden Dienstag am Toronto Beach stattfindet. Leute bringen ihre Trommeln oder auch andere Instrumente (Gitarren, Saxophon, …) mit und es wird bei Lagerfeuer-Athmo am Strand gejamt und getanzt, wer will.

Offizielle Website: http://www.drummersinexile.com/

Video (nachmittags, ich war dort, als es bereits dunkel war und die Party schon mehr in Gang war):http://www.youtube.com/watch?v=tt29p5oukgc

Couchsurfing bei Suhail (38) aus Syrien, 3 Naechte

Suhail lernte ich über Nadeem kennen, die persoenlich befreundet waren. Er ist ebenfalls nett und aufgeschlossen, allerdings hier und da nicht ganz so entspannt wie Nadeem. Aber wir verstanden uns dennoch gut. Er vertraute mir sogar so sehr, dass ich bei ihm das Wochenende bleiben konnte, waehrend er mit Freunden campen war. Als er am Sonntag wiederkam, war ich bereits auf dem Weg zu meiner naechsten Station. Ich stellte ihm zum Dank noch ein paar deutsche Exportbiere in den Kühlschrank (Warsteiner, Wernergrüner, Holsten und Holsten Bockbier in der 0.5l Dose). Er hat sich sehr gefreut, auch darüber, dass alles geklappt hat und er seine Wohnung sauber und ordentlich wiederaufgefunden hat.

Die schockierende Meldung zum Schluss

Nach 1,5 Monaten in Kanada habe ich mich dazu entschlossen, Kanada bald zu verlassen. Mir hat es hier zwar sehr gut gefallen, aber ich denke, ich habe die richtige Entscheidung getroffen. Wie es nun mit mir weitergeht, lest Ihr im naechsten Bericht.

In der nächsten Folge:Good-Bye, Canada