48
Bauern im Ring Der Maschinenring – Das Netzwerk der Bündner Landwirtschaft

Bauern im Ring

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Der Maschinenring – Das Netzwerk der Bündner Landwirtschaft

Citation preview

Page 1: Bauern im Ring

Bauern im Ring Der Maschinenring – Das Netzwerk der Bündner Landwirtschaft

Page 2: Bauern im Ring

3 Ein Ring für alle Fälle

5 Der mit dem Handy heut

9 Mut zum Lückenfüller

15 Ein Fahrsilo als Zeitmaschine

19 Auswärts auftanken, daheim Vollgas geben

24 Mit dem Maschinenring geht’s ringer !

27 Professionalisierung hoch zwei

31 Das Leben ist ein Puzzle

37 Schweigen ist teuer, reden spart Geld

42 «Bei der Rega sind auch alle Mitglied»

45 Zwischen Schein und Sein

47 Sie halten den Ring zusammen

Copyright by Maschinenring Graubünden, Cazis 2013

Redaktion: Claudio Müller | Texte: Eveline Dudda | Bilder: Giorgio Hösli

INHALT

Page 3: Bauern im Ring

3

3 Ein Ring für alle Fälle

5 Der mit dem Handy heut

9 Mut zum Lückenfüller

15 Ein Fahrsilo als Zeitmaschine

19 Auswärts auftanken, daheim Vollgas geben

24 Mit dem Maschinenring geht’s ringer !

27 Professionalisierung hoch zwei

31 Das Leben ist ein Puzzle

37 Schweigen ist teuer, reden spart Geld

42 «Bei der Rega sind auch alle Mitglied»

45 Zwischen Schein und Sein

47 Sie halten den Ring zusammen

Copyright by Maschinenring Graubünden, Cazis 2013

Redaktion: Claudio Müller | Texte: Eveline Dudda | Bilder: Giorgio Hösli

B auer werden ist schon schwer – Bauer bleiben ist’s noch mehr. Heute reicht

es nicht mehr aus, Wetterglück zu ha- ben und vom Pech im Stall verschont zu bleiben. Ein Betriebsleiter muss auch auf offene Märkte, sinkende Preise und die Agrarpolitik reagieren können. Im Alleingang ist das schwer, im Verbund mit anderen wesentlich leichter. Genau hier setzt der Maschinenring an: Er bietet Familienbetrieben viele Alternativen zum Prinzip «Wachsen oder Weichen». Er hilft zum Beispiel, die Kosten auf dem Betrieb durch überbetriebliche Zusammenarbeit zu senken. Oder er vermittelt temporäre Arbeitseinsätze, mit denen sich das Ein- kommen aufbessern lässt. Mit dem Fa- milien- und Betriebshelferdienst trägt er dazu bei, dass die Lebensqualität erhöht wird. Der Ring macht frei. Denn er befreit die Bauern aus der Arbeitsfalle, indem er

nicht nur schlagkräftige Maschinen vermittelt, sondern auch mal zusätzliche Arbeitskräfte rekrutieren hilft. Er verhin-dert das Zuschnappen der Schuldenfalle, weil sich Investitionen entweder erüb-rigen oder besser amortisiert werden können. Die Bürokratiefalle verliert ihren Schrecken, wenn man dem Maschinen-ring das Abrechnungswesen überlässt. Bäuerinnen, die nicht nur ihre Familie versorgen, sondern zusätzlich im Betrieb mithelfen und eventuell einem Zuerwerb nachgehen, müssen die Haushaltsfalle nicht fürchten: Denn der Maschinenring bietet inzwischen einen Haushalts- service an.

Hilfe zur SelbsthilfeDer Maschinenting besitzt selber keine Maschinen – die gehören seinen Mit-gliedern. Der Ring macht auch keine Preisvorschriften beim überbetrieblichen

Maschineneinsatz, sondern gibt lediglich Empfehlungen ab. Denn das oberste Prinzip ist die Hilfe zur Selbsthilfe. Nicht mehr – aber auch nicht weniger.Die Mitgliedschaft verpflichtet zu nichts. Alles ist freiwillig: Niemand muss, aber jede und jeder kann von einer Dienstleis-tung oder einem Angebot profitieren. Die Bauernfamilien, die in dieser Bro-schüre vorgestellt werden, machen sehr individuell davon Gebrauch. Sie tun das zum Teil schon seit Jahrzehnten, denn sie haben gemerkt, dass mit Hilfe des Maschinenrings vieles «ringer» ist – vor allem das Leben als Bauer und Bäuerin.

Eine Alternative zu «Wachsen oder Weichen»

Ein Ring für alle Fälle

Im Ring gibt es keinen Zwang. Niemand muss, jede(r) kann.

Page 4: Bauern im Ring

4

Er legt dort Hand an, wo es am meisten bringt

Page 5: Bauern im Ring

5Die Veränderung kam nicht von unge­fähr. Büchis hatten schlicht nicht genug Geld, um gleichzeitig das sanierungs­bedürftige Wohnhaus auszubauen, den Stall zu vergrössern und neue Maschi­nen anzuschaffen. Deshalb lagerten Büchis die Maschinenarbeit nach und nach aus und setzten die frei gewordene Zeit überall dort ein, wo keine Mecha­nisierung möglich ist. Zum Beispiel in der Tierbetreuung. Sie stellten fest: Das lohnt sich am meisten.

Ein Hoflader, ein Mäher, ein Twister – Familie Büchis Maschinenpark hat locker in einer gewöhnlichen Auto­ garage Platz. Trotzdem bewirtschaften Doris und Martin Büchi damit einen 42 Hek tar grossen Grünlandbetrieb und halten mehr als 200 Milchschafe. Das war nicht immer so: Als Büchis den Hof vor mehr 20 Jahren übernahmen, ge­ hörten gerade mal acht Hektar Land und acht Kühe zum Heimet – während der Maschinenpark damals eine ganze Scheune füllte.

Statt Geld in Maschinen investieren Büchis Zeit in die Tierhaltung

Der mit dem Handy heut

Martin Büchi, Davos Schafmilchproduzent mit kleinem Maschinenpark

Page 6: Bauern im Ring

6

V or zwanzig Jahren fand das Bauern-leben von Martin und Doris Büchi

überwiegend auf der Strasse statt. Weil ihr alter Transporter nur wenige Pferde unter der Haube hatte, waren sie oft viele Stunden zwischen den zerstreut liegen-den Parzellen in der Davoser Landschaft unterwegs. Martin: «Um effizient arbeiten zu können, hätten wir eigentlich schon damals einen achtzig PS Transporter gebraucht.» Doch Geld für eine Neuan-schaffung war – im Gegensatz zur Arbeit – nur begrenzt vorhanden. Finanziell

lag es für die junge Familie nicht drin, gleichzeitig in Haus, Hof, Tiere und Tech-nik zu investieren. So mühten sie sich weiterhin mit den alten Maschinen ab, die

sie zusammen mit dem Hof übernommen hatten. Bis eines Tages das Heu am Boden, der Ladewagen kaputt, der Himmel grau verhangen war und Büchis dringendst ein Ersatzfahrzeug brauchten. Ein Maschinen-ring-Mitglied aus Davos war umgehend auf dem Platz. Und Büchis stellten zu ih- rem eigenen Erstaunen fest, dass ihnen die Heuernte ringer als je zuvor von der Hand ging.

Einmal ist keinmalAber welcher Bauer stellt wegen einer einmaligen Erfahrung gleich den ganzen Betrieb um? Büchis gaben 12’000 Fran-ken für Reparaturen aus und tuckerten weiter von Parzelle zu Parzelle. Doris er-innert sich noch gut daran: «Wir redeten damals oft davon, dass wir neue Maschi-nen bräuchten und einen zusätzlichen Mitarbeiter.» Doch die Aussicht, rund eine halbe Million Franken investieren

zu müssen, schreckte sie ab. «Soll ich auswärts arbeiten, um die Maschinen zu bezahlen oder damit ich einen Mitar-beiter anstellen kann, der meine Schafe melkt?» Martin schüttelt energisch den Kopf. Nein, sie hatten den Hof nicht gekauft, um nur noch dafür, sondern auch um davon zu leben.

Erst als der Transporter zum dritten Mal in der Reparaturwerkstatt landete, fragten Büchis beim Maschinenring an,

Martin Büchi: «Ich wollte nicht auswärts arbeiten müssen, nur um die Maschinen abzuzahlen.»

Martin und Doris Büchi, Hof zur Seewiese, Davos Wolfgang

Page 7: Bauern im Ring

7ob sie sich jederzeit darauf verlassen könnten, dass ein Fahrzeug zur Verfü-gung steht? Sie konnten. Seither zieht Martin nie mehr mit dem Motormäher los, ohne zuvor das Handy gezückt und den Ladewagen organisiert zu haben. Sein Handy ist für ihn zum effizientes-ten Heugerät geworden. «Das Schöne daran: Weil wir die Maschine mit Fahrer bestellen, bekommen wir auch gleich noch eine Arbeitskraft dazu geliefert.» Das hat den willkommenen Nebeneffekt, dass Büchis auf einen festangestellten Mitarbeiter verzichten können. Was unter anderem bedeutet, dass sie keine Mitarbeiter-Wohnung brauchen, sondern

stattdessen eine Ferienwohnung vermie-ten können. Zur Freude der Feriengäste – und zur Verbesserung des Einkommens.

Selber billiger arbeiten Neben der Futterernte haben Büchis auch noch das Düngerstreuen ausgelagert. «Früher haben wir an dreissig Tagen im Herbst Mist geladen – heute ist der Mist in drei Tagen vom Hof.» Die frei gewor-

dene Zeit investieren Büchis in die auf-wändige Weidepflege und die Betreuung ihrer laufend gewachsenen Milchschaf-herde. Denn während sich das Auslagern der Maschinenarbeit lohnt, ist es bei der Handarbeit genau umgekehrt. Martin: «Wir arbeiten billiger als ein Angestell-ter.» Und bei der Tierbetreuung sind zwei rechte Hände und viel Sachverstand ohnehin wichtiger als ein Handy.

Doris Büchi: «Wir redeten oft darüber, dass wir eigentlich neue Maschinen brauchen und zusätz­liche Arbeitskräfte.»

Page 8: Bauern im Ring

8

Er bietet, was andere vermissen, und mietet, was ihm fehlt

Page 9: Bauern im Ring

9leistungsstarke Zugfahrzeuge sind auch im Berggebiet gefragt, zum Beispiel für Güllen­ und Siloballentrans­porte, die sich nun mit viel weniger Fahrten erledigen lassen. Beim Misten und Heuen nimmt Marco dagegen die Dienst leistung seiner Kollegen in Anspruch. Mit ihren niedrigen, gelände­ gängigen Fahrzeugen sind sie ihm im steilen, unebenen Gelände über­legen – auch wenn sie ihn «von unten herauf» grüssen.

Wenn Marco Sprecher seine Kollegen mitunter «von oben herab» grüsst, hat das nichts mit Überheblichkeit zu tun, sondern ist rein technisch bedingt. Marcos Fahrersitz fängt näm­ lich dort an, wo die landwirtschaft­lichen Fahrzeuge anderer Bergbauern schon wieder aufhören: rund einein­halb Meter über dem Boden. Statt, wie im steilen Berggebiet üblich, eines Transporters hat Marco einen stras­sentauglichen Traktor angeschafft. Damit füllt er eine Lücke. Denn

Statt eines Transporters kaufte Marco einen leistungsstarken Traktor

Mut zum Lückenfüller

Marco Sprecher, Furna Bergbauer und Traktor­besitzer

Page 10: Bauern im Ring

10

HHoch über dem Prättigauer Talboden haben die Bauern nicht nur einen

grossen Traktor, sondern auch eine lange Leitung. Natürlich nur für die Gülle: Mit dem 800 Meter langen Güllenschlauch lässt sich selbst stotziges Gelände auf einer Breite von mehr als einem Kilometer mit Nährstoffen versorgen, ohne dass das Nachschub liefernde Güllenfass ein einziges Mal verstellt werden muss. Das ist bodenschonend. Denn der Schlauch wiegt fast nichts, während das Güllenfass

viele Tonnen auf die Waage bringt. Marcos 100-PS Traktor bewegt das 7-Kubikmeter Güllenfass auf der Strasse locker berg-wärts. Überall dorthin, wo Marco zusam-

men mit dem Güllen-Verschlaucher And-reas Berry im Auftrag des Maschinenrings schnell und effizient Wiesen düngen soll.

Umwelt- und familienfreundlichDavon profitieren nicht nur die Bauern, sondern auch die Umwelt, und das gleich mehrfach: Die landwirtschaftliche Forschungsanstalt hat errechnet, dass 56 moderne Traktoren bei gleicher Leis-tung soviel – oder vielmehr: so wenig – Russpartikel ausstossen, wie ein einziger Traktor, der zehn Jahre mehr auf dem Buckel hat. Ganz abgesehen davon, dass mit einem leistungsfähigen Traktor we-niger Fahrten nötig sind. Marco: «Anstatt dass wir vom Maiensäss sieben Fuhren mit dem Transporter machen, genügt jetzt eine Fahrt.»Während Marco für andere Bauern im Auftrag Gülle und Ballen transportiert, laden andere Ringmitglieder Heu für ihn.

Marco hat entdeckt, dass ihm das hilft, eine Lücke auf dem eigenen Betrieb zu füllen: «Beim Heuen sind hilfreiche Hän-de immer knapp. Müsste ich mähen und auch noch mit dem Ladewagen fahren, könnte ich nicht bei der Arbeit mit dem Rechen helfen.» Dabei kommt gerade das Marcos Frau Vreni und den drei Kindern zugute: Das Heuen wird so zur Familien-angelegenheit, bei der man im wahrsten Sinne des Wortes Hand-in-Hand arbeitet.

Marco Sprecher: «Ich will nicht nur meine Leistung verkaufen, son­dern den Maschinenring auch für mich nutzen.»

Marco und Vreni Sprecher, Strichhof, Furna

Page 11: Bauern im Ring

11

Gut für das gesellschaftliche LebenAuf den Transporter zu verzichten, fiel Marco nicht leicht. Doch der Transporter war 16 Jahre alt, die Frage nach einem Ersatz stand im Raum. Er hörte nicht ein-fach auf sein Bauchgefühl, sondern liess sich vom Ring beraten. Das Erfahrungs-wissen der Maschinenring-Geschäfts-stelle stärkte ihn in seinem Entscheid, «obwohl alle anderen erst einmal sagten, ich spinne.» Heute ist der Traktor min- destens 500 Stunden pro Jahr im Einsatz – damit ist er mehr als doppelt so gut ausgelastet, wie der Durchschnitt der Trak- toren im Berggebiet. Marco verwendet ihn nicht allein für Transporte, sondern auch als Heukran-Ersatz. Mittlerweile

werden auf dem Betrieb der Familie Sprecher nämlich nur noch Ballen ver-füttert, die sich mit dem Traktor leicht verschieben lassen.Marco hat von Kindesbeinen an erlebt, wie die Anzahl der Bauern im Dorf zu- rückging und gleichzeitig die Verblei-benden immer weniger Zeit füreinander fanden: «Wir Bauern wohnen so nah beieinander und grüssten uns trotzdem fast nur noch beim Vorbeifahren.» Seit

er im Maschinenring mitmacht – sowohl als Maschinenanbieter, als auch als Nach-frager – hat sich das verändert: «Weil wir jetzt vermehrt miteinander reden müssen, um den Einsatz der Maschinen zu koordinieren, trinken wir auch mal ein Bier zusammen.» Und wenn er heute seine Kollegen beim Vorbeifahren grüsst, geschieht das immer auf derselben Augenhöhe – egal ob der andere weiter oben, oder weiter unten sitzt.

Vreni Sprecher: «Ohne Traktor würde unser Betrieb inzwischen gar nicht mehr funktionieren.»

Page 12: Bauern im Ring

12

Page 13: Bauern im Ring

13

Maschinen sind uns lieb, aber auch etwas wert Im Jahr 2012 hat der Maschinenring Graubünden für 1,5 Mio Franken Maschinen für den überbetrieblichen Einsatz vermittelt.

13

Page 14: Bauern im Ring

14

Er rettet Menschen, während sich die Tiere selbst füttern

Page 15: Bauern im Ring

15wieder beim Ursprung der unternehme­rischen Freiheit wären: Beim Fahrsilo. Zugegeben: Ein Fahrsilo in der Berg­zone III und IV ist gewöhnungsbedürf­tig. Schliesslich muss so ein Silo rasch befüllt werden, weil die Silage sonst nicht gelingt und das Futter verdirbt. Schnell und effizient grosse Mengen angewelktes Gras einzubringen, ist aber gerade im steilen Berggebiet nicht so einfach. Dazu braucht es maschinelle Schlagkraft. Und die lieferte der Maschi­nenring.

Am Anfang war der Fahrsilo. Den brauchte es, um Zeit zu gewinnen für den Wochenmarkt. Auf den Markt fuhren Erika und Roman Brenn, um das Fleisch ihrer Mutterkühe direkt zu vermarkten. Direktvermarktung mach­ten sie, um das Familieneinkommen aufzubessern. Das war auch der Grund, warum Roman einem Zweitberuf als Bergretter nachging. Was er wiederum nur machen konnte, weil sich seine Mutterkühe – mit Selbstfressgitter am Fahrsilo – auch im Winter das meiste Futter selbst holen können. Womit wir

Mit effizienten Betriebsabläufen Zeit gewinnen, um Geld zu verdienen

Ein Fahrsilo als Zeitmaschine

Roman Brenn, Stierva Bauer, Bergretter, Gastgeber, Direktvermarkter

Page 16: Bauern im Ring

16

«M ein Fahrsilo mit der Selbstfütte-rung ist vor allem eine Zeit-

maschine», sagt Roman Brenn. «Wir sparen zwar kaum einen Rappen damit, gewinnen aber viele Arbeitsstunden.» Und Zeit ist ja bekanntlich auch Geld. Zumindest dann, wenn man die Zeit gewinnbringend nutzen kann. Zum Bei-spiel, indem man auf dem Betrieb seine Wertschöpfung verbessert oder einem zusätzlichen Beruf nachgeht. Roman machte beides: Zwanzig Jahre lang war er im Winter als Retter bei den Berg-bahnen Lenzerheide angestellt. Parallel dazu baute er im Sommer mit seiner Frau Erika die Direktvermarktung von Frischfleisch auf dem Wochenmarkt in Chur auf. Dazu kam Agrotourismus mit Übernachtungsangeboten im Bauwagen und auf dem Maiensäss. Dass von der «gewonnenen» Zeit nicht mehr viel übrig war, störte die Familie in jungen Jahren

wenig. Denn sie hatten sich damit Zu-gang zu einer neuen Welt verschafft und konnten davon leben.

Vom Rechnen ins GrübelnDen Ausschlag für die betriebliche Ver-änderung gab vermutlich die Betriebs-leiterschule. Dort hat ein Lehrer die Frage gestellt, ob eigentlich alle wüssten, was sie auf ihrem Hof verdienten. Beim Blick auf die nackten Zahlen kam Roman auf die Welt, dort wo seine Frau Erika schon früher gelandet war: «Mir hat er es nur nicht geglaubt.» Roman beschloss, den Betrieb umzu-strukturieren. 1994 schloss er sich dem Maschinenring Albula an, baute den erwähnten Fahrsilo und stellte eine erste Selbstfressraufe im Eigenbau auf. Von da an liess er beim Silieren, Mistzetten und Gülleausbringen seinen «Mitbewer-bern» den Vortritt. Das war zwar nicht

umsonst, rechnete sich angesichts des Zeitgewinns aber trotzdem. Die positiven Erfahrungen überwogen: «In zwanzig Jahren hat es bis auf eine Ausnahme im-mer geklappt.» Und die zwei Fuhren Heu, die es Roman seinerzeit verregnet hatte, hat er längst verschmerzt: «Das Heu ist inzwischen auch gefressen.» Ohne Maschinenring wäre es unmöglich gewesen so viele verschiedene Tätigkei-ten unter einen Hut zu bringen. «Wir wären niemals so locker an den Wochen-markt nach Chur gefahren, wenn wir jeweils hätten daran denken müssen, ob es bald regnet oder nicht.» Dass andere Bauern ihre Maschinen auf Brenns Fläche besser auslasten konnten, hatte noch weitere positive Nebeneffekte. «Weil ich

Roman Brenn: «Ein guter Kollege ist einer, dem du Arbeit gibst.»

Roman und Erika Brenn, Sundelas, Stierva

Page 17: Bauern im Ring

den Mistzetter und das Güllenfass eben-falls über den Maschinenring einmietete, musste ich dafür keine Maschinenhalle bauen.» So konnten Brenns stattdessen in eine Kühlkette für die Frischfleisch­vermarktung investieren.

Offen für Veränderungen Der Verkauf von Frischfleisch auf dem Churer Wochenmarkt verschaffte ihnen Zugang zu einer anderen Welt. Erika: «Das Feedback der Konsumenten war einfach super.» Der direkte Kontakt mit den vielen, oft auch dankbaren Kunden, tat der Seele gut. Natürlich war der Arbeitsaufwand gross. Doch es hat sich gelohnt, wie Roman betont: «Wenn’s hart auf hart geht, will man auch mal Zahlen sehen.» Und die zeigten klar: Die Rechnung geht auf. Die Konstante in Romans und Erikas Leben ist die Veränderung. Inzwischen

hat Roman den Job als Bergretter (fast) an den Nagel gehängt. Auch vom Wo-chenmarkt hat sich das Ehepaar – mit einem weinenden und einem lachenden Auge – getrennt. Dafür konzentrieren sie sich nun auf Stall, Tierhaltung und Agrotourismus. Die Zusammenarbeit mit dem Maschinenring hat weiterhin einen hohen Stellenwert. Roman konnte mitt-lerweile zehn Hektar Land dazupachten. «Fahrsilofähiges Land», wie er schmun-zelnd sagt. Womit wir wieder beim Aus- gangspunkt wären: Dem Fahrsilo, mit dem alles angefangen hat.

Erika Brenn: «Der Kontakt mit den vielen Kunden machte uns offe­ ner für neue Ideen.»

17

Page 18: Bauern im Ring

18

Der eine hilft, der andere lässt sich helfen

Page 19: Bauern im Ring

19Zeiten mehr. «Latzhosen runter und Skihosen rauf – das ist rein betriebs­wirtschaftlich super», sagt Thomas. Doch die Sache hat einen Haken: «Die eigenen Batterien gehen dabei leer.» Für Thomas und Katja steht deshalb fest, dass sie regelmässig Ferien machen müssen, um nicht auszubrennen. Die Frage war nur: Wer führt den Hof in dieser Zeit? Die Antwort hiess Lieni Buchli, Betriebshelfer vom Ring.

Sieben Monate Winterfütterung. Drei Monate Zeit um das Futter zu kon­servieren. 1’940 Meter über Meer. Die Crasta­Farm liegt höher als manche Alp und wird doch ganzjährig bewirt­schaftet. Die Nähe zu den Berggipfeln bietet Thomas und Katja Zellweger nicht nur eine tolle Aussicht, sondern auch enorme Arbeitsspitzen. Im Som­mer beim Heuen und im Winter, wenn der Schnee liegt, als Privat­Skilehrer. Seit Thomas ganzjährig einen Kompost­service anbietet, gibt es zwischen den Arbeitsspitzen praktisch keine ruhigen

Mehr Lebensqualität, weil ein Betriebshelfer Ferienablösung macht

Auswärts auftanken, daheim Vollgas geben

Thomas Zellweger und Betriebshelfer Lieni Buchli, Crasta­Farm, Fextal

Page 20: Bauern im Ring

20

«F rüher, mit dem alten Stall, hatten wir es von Ende Oktober bis Mitte

November relativ ruhig», gibt Thomas Zellweger zu. Doch der alte Stall bot zu wenig als Existenzgrundlage. Also bauten Zellwegers einen neuen Stall, stockten ihren Tierbestand auf und legten auch flä-chenmässig zu. Im Sommer haben sie nun soviel Arbeit, dass sie einen Mitarbeiter anstellen können. Ursprünglich hofften sie, dass dieser dann auch Ferienablösung macht. «Wir hatten ein paar Mal einen Mitar-beiter, der das konnte», Thomas Zellwe-gers Blick schweift in die Ferne, «oder eben nicht.» Ab und zu sprangen Katjas Eltern ein. «Und eine Zeitlang half ein Freund, der im Winter Langlauflehrer war und im Sommer bei den Seilbahnen arbeitete.» Währenddessen entwickelte sich die Crasta-Farm laufend weiter, die Bereiche Direktvermarktung und Dienst-

leistungen nahmen zu, der Betrieb wur-de immer komplexer. Zellwegers suchten nach einer langfristigen Lösung. Lieni Buchli, Betriebshelfer des Maschi-nenrings, erschien in dieser Situation wie ein Geschenk: «Er kann wunderbar mit dem Vieh umgehen und kommt sehr gut mit den Leuten aus. Er versteht etwas von Direktvermarktung und von Büroarbeit, und hat kein Problem damit, am Computer Eingaben in die TVD zu machen oder die Fax-Bestellungen der

Gastronomie abzuwickeln.» Thomas ist sichtlich zufrieden und Katja schwärmt förmlich: «Das Haus hütet er auch noch.» Obwohl nun alle drei lachen, spürt man sehr wohl, dass sie es ernst meinen. Katja: «Ein Betriebshelfer sieht bis ins Private hinein, da muss man schon sehr offen sein.» Diese Offenheit fällt ihr offenbar leicht: «Bei jemandem wie Lieni ist das kein Problem.»

Betriebshelfer sind ProfisLieni gibt die Anerkennung zurück: «Ein Bauer, der in Ferien geht – das ist nicht ohne.» Weil Lieni weiss, wie schwer es fällt, alles, was man hat, in fremde Hän-de zu geben, versucht er stets sein Bes-

Lieni Buchli: «Man darf als Be­triebshelfer nicht zu stolz sein, ein zweites Mal zu fragen.»

Thomas und Katja Zellweger, Crasta-Farm, Fextal

Page 21: Bauern im Ring

21

tes zu geben. «Als Betriebshelfer muss man die Fähigkeit haben, sich anzupas-sen. Man kann nicht einfach seine Ideen durchstieren.» Er versteht, dass es vielen Betriebsleitern schwer fällt, genaue Ar-beitsanleitungen zu geben. Schliesslich sind die Betriebsabläufe über Jahre hin-weg gewachsen und werden im Alltag nicht ständig hinterfragt. «Deshalb darf man nicht zu stolz sein, bei Unsicherheit ein zweites Mal zu fragen.»Fragen muss er bei Zellwegers allerdings nicht viel. Der Betrieb mit den grauen Kühen und der grünen Knospe ist ihm inzwischen vertraut. Schon mehrmals hat er hier ausgeholfen und er kommt sichtlich gerne. Denn auch wenn Lieni

keinen eigenen Hof mehr hat, so ist er im Herzen leidenschaftlicher Bauer geblie-ben: «Bauern ist mein Beruf. Das ist auch der Grund, warum ich als Betriebshelfer arbeite.»

Alle profitierenZellwegers reisen in den Ferien oft durch die Schweiz, damit ihre Söhne Jimmy und

Yannick noch andere Gegenden ihrer Hei-mat kennen lernen. Ihre Eltern schauen dabei gerne bei Berufskollegen über den Zaun – oder in den Stall. Thomas: «Jeder Hof ist anders. Und manchmal sieht man etwas, von dem man denkt, das könnten wir auch machen.» Es besteht deshalb eine latente Gefahr, dass nach den Ferien auf dem eigenen Betrieb etwas verändert wird. Ein Risiko, das die beiden gerne eingehen und als positiv ansehen. Thomas: «Wenn man endlich mal Zeit hat, die betriebseigenen Abläufe zu überden-ken, ist das eine Bereicherung.»

Thomas Zellweger: «Wenn man end­ lich mal Zeit hat, die betriebs­eigenen Abläufe zu überdenken, ist das eine Bereicherung.»

Katja Zellweger: «Wir geben das Geld lieber für Ferien aus, als krank zu werden.»

Page 22: Bauern im Ring

22

Page 23: Bauern im Ring

23

Wir packen an, wenn Not am Euter ist Der Maschinenring ist auch ein Notfall­dienst: Im 2012 leistete der Familien­ und Betriebshelferdienst 12’300 Einsatz­stunden auf zahlreichen Bauernhöfen in Graubünden.

Wir packen an, wenn Not am Euter ist Der Maschinenring ist auch ein Notfall­dienst: Im 2012 leistete der Familien­ und Betriebshelferdienst in 133 Einsätzen 12’300 Stunden auf Bauernhöfen in Graubünden.

23

Page 24: Bauern im Ring

24

«Beim Heuen sind wir um jede helfende Hand froh. Wenn jemand vom Maschinenring mit dem Ladewagen fährt, können wir beide den Rechen in die Hand nehmen. Und bei dieser Arbeit erst noch mit unseren Kindern zusammen sein.»

Marco Sprecher, Strichhof, Furna

«Weil der Maschinenring die Abrechnungen übernimmt, kann ich mich als Lohnunter­nehmer voll auf die organisa­torische und technische Seite meiner Arbeit konzentrieren. Und ich spare Zeit und Ner­ ven, weil ich dem Geld nicht nachspringen muss.»

Pio Marco Schnider, Valata, Surcuolm

«Der Maschinenring hat uns genügend Luft auf dem Be ­ trieb verschafft, damit wir die Bereiche Direktvermarktung und Agrotourismus ausbauen konnten. So bekamen wir Zu­ gang zu einer anderen Berufs­ welt und konnten unser Ein­ kommen steigern.»

Roman und Erika Brenn, Sundelas, Stierva

«In den letzten zwanzig Jahren ist jedem von uns schon ein­ mal etwas passiert. Dank der intensiven Zusammenarbeit konnten wir einander aber immer aushelfen. Trotzdem mussten wir uns nicht so eng aneinander binden wie in einer Betriebsgemeinschaft.»

Hansandrea Marugg, Präz

Sie wissen aus Erfahrung:

Mit dem Maschinenring gehts ringer!

Page 25: Bauern im Ring

25

«Wir investieren lieber Geld in Ferien, als krank zu werden. Bei den extremen Arbeits­ spitzen auf unserem Betrieb laufen wir Gefahr auszubren­nen. Dank dem Betriebs helfer, den uns der Maschinenring vermittelt hat, können wir die freie Zeit auch geniessen.»

Thomas Zellweger, Crasta­Farm, Fextal

«Dank dem Maschinenring konnten wir unser Geld in die Tierhaltung investieren statt in Maschinen. Weil wir mit der Maschinenmiete stets auch eine zusätzliche Arbeitskraft geliefert bekommen, bleibt uns mehr Zeit für die Betreu­ung unserer Milchschafe und deren Nachwuchs.»

Martin und Doris Büchi, Hof zur Seewiese, Davos Wolfgang

«Der Maschinenring bietet mir die Chance, etwas dazu zu ver­dienen – ohne dass ich mich zu einem fixen Arbeitspensum verpflichten muss. Weil hand­werklich geschulte Leute im Gewerbe immer gefragt sind, kann ich meine Fähigkeiten dort jederzeit einbringen.»

Patrik Gasser, Staudenhof, Präz

«Ich bin als Betriebshelfer beim Maschinenring, weil ich aus der Landwirtschaft komme. So kann ich weiterhin in meinem Beruf als Landwirt arbeiten. Es gefällt mir gut, es ist ab­ wechslungsreich und ich kann immer wieder Neues dazu­ lernen.»

Lieni Buchli, Betriebshelfer, Sils i.D.

Page 26: Bauern im Ring

26

Sie haben sich spezialisiert und ergänzen einander

Page 27: Bauern im Ring

27Maschinenfreak oder Tierzuchtfan? Auch auf diese Frage fällt Pio Marco die Antwort nicht schwer: Er ist Erste­res. Bevor er die Zweitausbildung zum Landwirt machte, lernte er Landma­schinenmechaniker. Sein Zwillingsbru­der Robert ist dagegen ein ambitio­nierter Tierhalter. Die beiden ergänzen sich bestens. Sie haben zwar je einen eigenen Hof, arbeiten aber Hand in Hand. Die Einnahmen des Maschinen­rings teilen sie Ende Jahr brüderlich.

Lohnunternehmer oder Maschinen­ringler? Diese Frage stellt sich für Pio Marco Schnider nicht: Er ist beides. Als MR­Mitglied der ersten Stunde lässt er schon seit Jahren über den Ring Rundballen wickeln. Seine Rundballen­ presse bietet er dagegen als selbststän­diger Lohnunternehmer an. Er macht deswegen jedoch «kein Büro auf», son­ dern rechnet über den Ring ab. Wäh­rend sich der Maschinenring ums Geld kümmert, kann sich Pio Marco voll auf die technischen und organisatori­schen Belange kon zentrieren.

Die beiden Spezialisten teilen ihr Einkommen brüderlich

Professionalisierung hoch zwei

Pio Marco, Rundballenprofi, und Robert Schnider, Mutter­ kuhspezialist, Surcuolm

Page 28: Bauern im Ring

28

S ie sind gleich alt und haben ähnlich grosse Betriebe. Beide haben unab-

hängig von einander festgestellt, dass sie die eigenen Betriebe wesentlich besser auslasten müssen, um über die Runden zu kommen. «Damals, das war 1992, sind gerade die ersten Rundballen aufgekom-men», erinnert sich Pio Marco. «Als wir hier oben in Obersaxen eine Presse kauf-ten, galten wir noch als Exoten.» Doch die Nachfrage war da. Schon im ersten Jahr konnte Pio Marco 250 Ballen pressen. Im zweiten Jahr waren es bereits wesent-lich mehr. Und im besten Jahr presste er an die 7’000 Ballen. Was allerdings sehr stressig war. «Damals war ich der einzige mit einer Presse zwischen Ilanz und dem Lukmanier.» Er ist froh, dass er inzwi-schen Konkurrenz bekommen hat. «Vier- bis fünftausend Ballen pro Jahr wären optimal.» Schliesslich braucht er auch noch Zeit für den Maschinenservice und

allfällige Reparaturen. Und natürlich für seinen Mutterkuhbetrieb. Den kann er nur führen, weil er sich dabei auf seine Frau Esther und seinen Zwillingsbruder Robert verlassen kann. Während sich Pio Marco aufs Ballenpres-sen spezialisiert hat, ist Robert dank der Aufgabenteilung zum Tierhaltungsprofi geworden. Er managed auch die Betreu-ung aller Tiere auf der Alp. Zudem ist er auch für die Erntearbeiten auf beiden Höfen verantwortlich, während Pio Mar-co als Lohnunternehmer unterwegs ist.

Büroarbeit übernimmt der Ring Dass Pio Marco über den Maschinenring abrechnet, hat mehrere Vorteile: Erstens ist der Tarif klar, ein Feilschen um den Preis erübrigt sich. Und zweitens muss Pio Marco weder Rechnungen schreiben noch Mahnungen verschicken. Wer nicht über den Maschinenring abrechnen will, weil er z.B. nicht Mitglied ist, muss ihm das Geld bar in die Hand drücken. «Ich habe weder Zeit noch Nerven, dem Geld nachzuspringen.» Viel lieber zahlt er dem Maschinenring einen kleinen Bei- trag fürs Inkasso, weil er weiss, dass das Geld so pünktlich auf seinem Konto landet. Pio Marco: «Die Zeiten der vollständigen Eigenmechanisierung sind vorbei. Dieser

Robert Schnider: «Wir sind arbeitstechnisch voll aufeinander abgestimmt.»

Pio Marco und Esther Schnider, Valata, Surcuolm

Page 29: Bauern im Ring

29

Prozess hat vor zwanzig Jahren angefan-gen und ist nicht mehr aufzuhalten.» Die Maschinen für die Hangmechanisierung sind einfach zu teuer. Wenn Pio Marco einmal nachrechnet, stellt er fest: «Auf unserem Betrieb rentiert praktisch nur der Traktor mit der Presse. Der Zweiachs-mäher rentiert noch knapp, weil er im Winter zusätzlich in der Schneeräumung im Einsatz ist.» Die ganze Mechanisie-rung ist auf beide Betriebe zugeschnitten, so werden sie schlussendlich besser aus- gelastet.

Ein Modell mit ZukunftDie Konzentration auf eine Dienstleis-tung ermöglicht ihm, nicht nur laufend

professioneller zu werden, sondern auch immer die modernsten Maschinen an- zuschaffen: «Wenn die Presse vier, fünf Saisons gelaufen ist, tausche ich sie gegen eine neue aus.» Auch der Traktor ist stets auf dem neuesten Stand: «Die neuen Modelle mit dem stufenlosen Ge-triebe sind viel günstiger im Kraftstoff-verbrauch. Ein Liter mehr oder weniger beim Ballenpressen – das rechnet sich bei siebentausend Litern pro Jahr.» Dass die neueren Fahrzeuge serienmässig mit Abgasfilter ausgerüstet sind, ist in einem

Tourismusgebiet wie Obersaxen ebenfalls von Vorteil. Der Ressourcenschutzgedan-ke war übrigens auch der Grund, warum Schniders einen Schleppschlauchverteiler für die Güllenausbringung anschafften. Wie so oft übernehmen sie dabei in der Region Pionierfunktion. «Unser Vater war vor vierzig Jahren auch der Erste, der auf Mutterkuh-Haltung umstellte. Anfangs wurden wir dafür mehr als nur belächelt.» Als der Vater Gründungsmitglied beim Maschinenring Surselva wurde, erging es ihm ähnlich.

Pio Marco Schnider: «Wir waren die Exoten, weil wir am höchsten wohnten, aber als Erste eine Presse kauften.»

Page 30: Bauern im Ring

30

Er bessert sein Einkommen mit Arbeitseinsätzen im Gewerbe auf

Page 31: Bauern im Ring

31kräfte, um Aufträge termingerecht er­ ledigen zu können. Bauern sind dabei besonders beliebt. Denn sie sind ge­wohnt zuzupacken und selbstständig zu arbeiten. Die Rekrutierung von Arbeitskräften über den Ring, statt über ein Temporärbüro, hat für die Gewer­betreibenden noch andere Vorteile: Der Ring vermittelt lauter Leute aus der Region, die dieselbe Sprache sprechen, handwerkliches Geschick und eine gute Ausbildung mitbringen.

Patrik Gasser steigt oftmals fremden Leuten aufs Dach. Natürlich nicht ein­fach so, und schon gar nicht mit leeren Händen, sondern weil es zu seinem Job gehört. Einem temporären Job, dem er nur nachgeht, wenn es sein Hof zulässt. Das Zusatz einkommen, das er mit der Montage von Solaranlagen ge­ neriert, ist genau das Puzzleteil, welches Patrik fehlte, um mit seiner Familie ohne Existenz sorgen leben zu können. Den gewerblichen Auftraggebern geht es ähnlich: Ihnen fehlen oft, wie in einem Puzzle, temporäre Arbeits­

Der Maschinenring bietet auch eine Jobbörse

Das Leben ist ein Puzzle

Patrik Gasser, Präz Bauer, Solarinstallateur, Gastgeber, Direktvermarkter

Page 32: Bauern im Ring

32

D er Staudenhof ist ein Bijou. Der Hof von Patrik und Andrea Gasser

am Fusse des Heinzenbergs ist von Wald umrahmt. Dass Gassers auf ihrem Be- trieb Kühe der Rasse Hinterwälder halten, passt zum Landschaftsbild. Die kleinwüch- sigen Mutterkühe werden beim Grasen auf den weit verstreuten Weiden beim Hof, dem Maiensäss und auf der Alp von Pferden, Wollschweinen, Geissen und Schafen begleitet. In und um den hofeige-nen Weiher tummeln sich Gänse, Enten und Forellen, daneben halten Hühner, Hasen, Katzen und ein Hofhund die Gas-sers auf Trab. Zwei Söhne, eine Tochter und zahlreiche Feriengäste, welche fast das ganze Jahr hindurch den abgelegenen Ort aufsuchen, hauchen dem ohnehin bunten Treiben noch mehr Leben ein.

Langeweile kennen Andrea und Patrik nicht. «Wegen der Arbeit müsste ich

nicht auswärts schaffen», sagt Patrik mit seinem sonnigen Lächeln, «zuhause gibt es genug zu tun.» Trotzdem klettert er immer wieder mit einem Solarpanel auf dem Rücken auf fremde Dächer. Genau wie der Viehbestand des Hofes, setzt sich auch Gassers Familieneinkommen aus vielen Puzzleteilen zusammen. Es ist ein Mix aus Landwirtschaft, Direktver-marktung, Agrotourismus und Zusatz-verdienst im Gewerbe. Dass sich eine feste Anstellung nur schlecht mit dem

lebhaften Betrieb auf dem Hof vereinba-ren lässt, liegt auf der Hand. Bereits eine Teilzeitanstellung würde den Spielraum in der Landwirtschaft sehr einengen. Gelegentliche Arbeitseinsätze über den Maschinenring sind dagegen für Patrik ideal.

Auch das Gewerbe profitiertDie Zusammenarbeit mit dem Maschinen- ring ist für Gewerbetreibende ebenfalls attraktiv. Sie bekommen unkompliziert und zuverlässig einen oder mehrere tem- poräre Mitarbeiter auf Abruf. So kann selbst eine kleinere Firma grosse Aufträ-ge speditiv erledigen – ohne Mitarbeiter anstellen und wieder entlassen zu müs-

Patrik und Andrea Gasser, Staudenhof, Präz

Patrik Gasser: «Eine handwerkliche Ausbildung ist immer gut. Auch als Bauer kann man davon profitieren.»

Page 33: Bauern im Ring

33

sen. Dazu kommt, dass Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft ihre Arbeit selbst or-ganisieren und gewohnt sind, eine Arbeit bis zum Ende durchzuziehen. Das zeich-net sie gegenüber anderen temporären Arbeitskräften aus. Die Zusammenarbeit über mehrere Jahre ermöglicht es einigen Maschinenringmitgliedern zudem, sich fachlich zu qualifizieren. Patrik ist inzwischen als Gruppenleiter bei «seinem» Solarbauer tätig. Trotzdem kann er jedes Mal noch frei entscheiden, ob er einen Auftrag annehmen will oder der Arbeit auf dem Hof den Vorzug gibt. Wenn Patrik absagt, bietet der Ring an- dere Helfer auf. «Ich habe einen Arbeits-vertrag mit dem Maschinenring und der

Maschinenring hat einen Vertrag mit dem Ge werbe.» Weil sich der Maschinen-ring auch um AHV, Unfallversicherung, die Auszahlung und alle anderen admini- strativen Arbeiten kümmert, werden die Gewerbetreibenden von der Büroarbeit entlastet. Bei dieser Zusammenarbeit gibt es nur Gewinner.

Handwerkliche Ausbildung von VorteilPatrik’s Ausbildung als Sanitär- und Heizungsmonteur hat ihm zudem zur Heimarbeit verholfen: In seiner Werk-

statt baut er nun in ruhigen Minuten Elemente für Elemente für Solaranlagen zusammen. Als Handwerker profitiert er zusätzlich von vergünstigten Einkaufs-konditionen, die der Maschinenring mit mehreren Fachgeschäften in der Region ausgehandelt hat. Diese Unternehmen haben längst erkannt, dass Bauern gute Kunden sind. Patrik bereut deshalb nicht, dass er vor fünf Jahren Mitglied beim Maschinenring wurde. Just im selben Jahr, in dem er mit seiner Familie den Hof übernommen hat.

Andrea Gasser: «Weil wir beide aus der Privatwirtschaft kommen, schau­ en wir vieles vielleicht anders an.»

Page 34: Bauern im Ring

34

Page 35: Bauern im Ring

Wir führen nicht nur unseren eigenen Mist Der Maschinenring ist auch eine Job­ börse: Im Jahr 2012 wurden 122 Frauen und Männer als temporäre Arbeits­ kräfte vermittelt, auch an Gewerbe­ betriebe aus der Region.

35

Page 36: Bauern im Ring

36

Miteinander reden ist noch heute das A und O ihrer Zusammenarbeit

Page 37: Bauern im Ring

Sie führen getrennte Betriebe und nutzen ihre Maschinen gemeinsam

Schweigen ist teuer, reden spart Geld

Sandra und Hansandrea Marugg, Hansruedi und Annemarie Faust, Maschinengemeinschaft, Präz

37abrechnen. Damit sparen sie sich Dis­kussionen um Kosten und widmen sich stattdessen dem Sparen. Von den effizienteren Arbeitsabläufen profitieren nicht zuletzt die berufstä­tigen Frauen. Für sie sind die Sommer­tage ohnehin hektisch genug. Sandra Marugg ist nicht nur berufstätig, sondern zur Zeit auch noch in einer Weiterbildung. Dank der Unterstützung durch den Haushaltsservice des Ma­schinenrings sieht man ihrem Haushalt diese Mehrfachbelastung nicht an.

Sie waren zu viert, hatten wenig Geld, aber viele Maschinen. Damit gründeten sie eine Arbeitsgemeinschaft. Seither ist ihr Maschinenpark kleiner geworden – aber auch moderner und schlagkräftiger. Weil ein Partner inzwi­schen die Landwirtschaft aufgegeben hat und einer verstorben ist, besteht die Arbeitsgemeinschaft mittlerweile nur noch aus Hansandrea Marugg und Hansruedi Faust. Dass ihre Zusammen­arbeit nach 20 Jahren noch harmonisch verläuft, hat vermutlich auch damit zu tun, dass sie über den Maschinenring

Page 38: Bauern im Ring

38

H ansandrea Marugg hat verschie-denste Formen der Zusammenarbeit

praktiziert: Maschinenring, Maschinen-gemeinschaft, Betriebsgemeinschaft. Sein Fazit: «Die Betriebsgemeinschaft ist am engsten, die Zusammenarbeit über den Maschinenring am lockersten. Unsere Ma- schinengemeinschaft liegt dazwischen.» Doch egal um welche Form der Zusam-menarbeit es sich handelt: Wichtig ist für ihn und seinen Maschinenpartner Hans-ruedi Faust, dass bei der Abrechnung kei-ne ungute Gefühlen aufkommen. Darum lassen Hansandrea und Hansruedi die gegenseitig erbrachten Dienstleistungen über den Maschinenring abrechnen.

Hansruedi: «Früher haben wir jeweils Ende Jahr abgerechnet. Das gab dann aber mitunter eine recht grosse Summe.» Inzwischen rechnen sie häufiger ab, so bleiben die Beträge im überschaubaren

Rahmen. Um mit weniger Maschinen auszukommen, müssen die Bauern mehr miteinander reden. Das können Hansruedi und Hansandrea gut. Es kostet sie nicht einmal etwas, wenn sie dabei das Telefon benutzen: Als Maschinenring-Mitglied mit Flatrate-Abo sind Gespräche unter Mitgliedern gratis.

Unterschiedliche Erfolgsfaktoren Dass die jungen Bauern ihre Maschinen miteinander teilen, war für die ältere Generation nicht einfach zu verstehen. Hansruedi erzählt: «Nach dem Tod meines Vaters führte ich den Betrieb zu-

sammen mit meiner Mutter und meiner Tante. Für sie war es sehr schwer, dass wir plötzlich keinen eigenen Ladewagen mehr hatten.» Auch viele Aussenstehen- de gaben dem Vorhaben höchstens zwei Jahre. Doch das ist jetzt schon zwanzig Jahre her und die Maschinengemein-schaft besteht noch immer. Sie erwies sich gerade in Notfällen immer wieder als Glücksfall.

Hansruedi: «Einmal, unser drittes Kind war gerade erst zehn Monate alt, hatte ich mitten im Sommer einen Unfall.» Der Betrieb lief trotzdem weiter: Denn die anderen Mitglieder der Arbeitsgemein-schaft kannten seine Wiesen und konn-ten ohne viel Erklärung helfen. Auch als Hansandreas Partner die Landwirt-schaft aufgab, konnte wenigstens der Betrieb nahtlos weiter geführt werden. Dass es am Heinzenberg dennoch wenige

Hansandrea Marugg: «Obwohl Be­ triebsgemeinschaften aufwändiger sind als die Zusammenarbeit im Maschinenring, werden sie von der Beratung mehr gefördert.»

Hansandrea und Sandra Marugg, Präz | Hansruedi und Annemarie Faust, Dalin

Page 39: Bauern im Ring

39

Nachahmern gibt, kann sich Hansruedi nur so erklären: «Nicht jeder Betrieb ist gleich. Es gibt kein Patentrezept.»

Und Hansandrea weist auf einen Wider- spruch hin: «Obwohl die Betriebsge-meinschaft am aufwändigsten ist, wird ausgerechnet sie von der landwirtschaft-lichen Beratung und den Schulen am meisten gefördert.» Hansruedi: «Und bei den Lehrlingen kommt es ganz schlecht an, wenn man Maschinen gemeinsam nutzt.» Er hat zwar gewisses Verständ-nis, dass man mit sechzehn, siebzehn Jahren noch nicht so Wert auf Wirt-schaftlichkeit legt. Das ändert sich oft erst, wenn man sich keine neuen, eige-

nen Maschinen mehr leisten kann. Das ist gerade ein Vorteil der gemeinschaft-lichen Nutzung: Weil die Maschinen besser ausgelastet werden, können sie rascher ersetzt werden. Ringmitglieder profitieren deshalb mehr vom techni-schen Fortschritt als jene, die vollständig auf Eigenmechanisierung setzen.

Auch die Frauen profitierenModerne, leistungsstarke Maschinen – das kommt auch den Frauen zugute. Vor allem, wenn sie, wie die beiden Bäue-

rinnen Annemarie Faust und Sandra Marugg, noch einem Beruf nachgehen. Annemarie arbeitet 50 % als Floristin, Sandra hat eine 50 % Stelle als Informa-tikerin. Sie sind froh, wenn ihr Einsatz in der «Bodentruppe» auf wenige Stun-den im Jahr begrenzt ist. Und seit Sandra auch noch eine Weiterbildung absolviert, nimmt sie gerne den Haushaltsservice Graubünden in Anspruch. Sie schwärmt: «Das ist genial.» Anruf genügt und der Haushalt glänzt.

Hansruedi Faust: «Jeder Betrieb ist anders, es gibt kein allgemein­gültiges Patentrezept.»

Page 40: Bauern im Ring

40

Page 41: Bauern im Ring

41

Wir sorgen für klare VerhältnisseDer Maschinenring ist auch ein Haus­ haltservice: Mehr als 200 Kunden liessen sich im Jahr 2012 bei der Haus­arbeit entlasten.

41

Page 42: Bauern im Ring

42

Herr Müller, sind Maschinenring­Mitglieder erfolgreicher als andere Bauern? Claudio Müller: Der Maschinenring ist sicher nicht «das» alleinige Heilmittel zum Erfolg. Aber ganz grundsätzlich haben Kooperationen grosses Potential, in welcher Form auch immer. Die Stärke vom Ring ist sicher, dass er nicht so sehr verpflichtet wie beispielsweise eine Betriebsgemeinschaft.

Und die Vermittlung von Maschinen und Arbeitskräften funktioniert stets? Eine totale Garantie gibt es nicht. Es ste-hen schliesslich Menschen dahinter. Und die müssen bereit sein, eine Dienstleis-tung zu erbringen. Man muss sich ab-sprechen, muss planen und vorausschau-en. Man kann nicht einfach morgens aufstehen, zum Himmel hochschauen und sich fragen: Was mach ich heute. Es braucht schon eine andere Organisation.

Der Maschinenring vermittelt nicht nur Maschinen, sondern ist auch im Gewerbe aktiv. Gibt es da keine Konkurrenz?Überall, wo es Geld zu verdienen gibt, besteht eine gewisse Konkurrenz, das lässt sich nicht vermeiden. Vor allem wenn wir noch mehr in den Kommunal-bereich vorstossen wollen. Aber man kann von den Bauern nicht immer ver- langen, sie müssten Unternehmer sein und sie dann wieder ausbremsen. Fest steht allerdings, dass wir mit gleich lan-gen Spiessen kämpfen müssen. Es darf nicht sein, dass ein Bauer im Winter-dienst mit der grünen Nummer unter-wegs ist, während man vom «Gwerbler» eine weisse Nummer verlangt.

Aber dass der Bauer den Treibstoff billiger bekommt, finden Sie okay? Der vergünstigte Treibstoff ist limitiert und ohnehin bezogen auf die Betriebsflä-

che. Es ist also keineswegs so, dass der Bauer zuhause eine Tankstelle hat und dann uneingeschränkt mit günstigem Sprit herumfahren kann.

Der Ring betreibt einen Betriebshelferdienst für Notfälle und Arbeitsentlastung. Können Sie diese Mitarbeiter konstant beschäftigen?Das ist eine enorme Herausforderung. Die saisonalen Schwankungen kennt man zwar mit der Zeit, trotzdem ist es schwierig die Balance zu halten zwi-schen Angebot und Nachfrage. Also einer- seits die richtigen Arbeitskräfte zu haben und andererseits die Arbeitskräfte, die man hat, auch so auszulasten, dass sie auf ihre Rechnung kommen...

...und bleiben ... Das ist die Schwierigkeit bei unserem Mo- dell. Wir haben ja keine Festangestellten. Das wissen zwar alle, aber sie sagen trotz-

Interview mit Claudio Müller, Geschäftsführer Maschinenring Graubünden

«Bei der Rega sind auch alle Mitglied»

Page 43: Bauern im Ring

43

dem ab und zu mal: «Also jetzt hätte ich gerne wieder mehr Arbeit» oder auch mal «Jetzt kann ich gerade nicht».

Ist der Lohn überhaupt genügend attraktiv?Zurzeit zahlen wir 200 Franken Brutto-lohn am Tag für einen Betriebshelfer und verrechnen dem Betrieb 230 Franken. Nach Abzug aller Nebenkosten bleiben uns noch rund siebzig Rappen pro Stunde für die Vermittlung. Das ist ein Defizitgeschäft.

Sie könnten ja die Vermittlungsgebühr erhöhen. Wenn wir die Tarife erhöhen, können sich viele Bauernbetriebe unseren Dienst nicht mehr leisten. Und wenn wir die Löhne senken, dann haben wir keine qualifizierten Arbeitskräfte mehr. Des-halb müssen wir quersubventionieren.

Über die Mitgliedsbeiträge?Aktuell haben wir 840 Mitglieder. Bei rund 2’300 Bündner Bauernbetrieben ist das aber noch viel zu wenig. Eigent-lich sollte es sein wie bei der Rega. Da machen alle mit, obwohl man hofft, dass man das Angebot nie in Anspruch neh-men muss. Dabei hat man bei der Rega auch keine hundertprozentige Garantie, dass gerade dann geflogen wird, wenn man es braucht. Schliesslich kann das Wetter schlecht sein oder ein anderer Notfall Vorrang haben. Aber wenn es um den Ring geht, sind viele Landwirte offenbar skeptischer eingestellt.

Man könnte den Mitgliedsbeitrag als «Solidaritätsbeitrag» deklarieren.Genau. Jemand sollte auch dann Mitglied werden, wenn er denkt, er habe Nach-barn, die ihm jederzeit helfen könnten. Die neunzig Franken Jahresbeitrag kann

man über die Vorteile der Einkaufsge-meinschaft sowieso wieder herausholen. Damit lassen sich bei Einkäufen zehn, zwanzig oder mehr Prozent einsparen.

Aber warum um alles in der Welt sind dann nicht längst alle Bauern Mitglied? Das frage ich mich auch. In Deutschland und Österreich hat der Maschinenring ein viel höheres Gewicht als bei uns. Vielleicht haben sich einige noch nicht so richtig mit der Idee auseinandergesetzt.

Dann machen Sie diese Broschüre vor allem deshalb? Ja, damit der eine oder andere vielleicht doch noch merkt, hoppla, das wäre ja auch was für mich.

Interview mit Claudio Müller, Geschäftsführer Maschinenring Graubünden

«Bei der Rega sind auch alle Mitglied»

Page 44: Bauern im Ring

44

Wir bieten Alternativen zum Prinzip «Wachsen oder Weichen»

Page 45: Bauern im Ring

45

Was der Ring ist und was nicht

Zwischen Sein und Schein

M aschine ist nur der Vorname – der Maschinenring vermittelt nicht nur

Maschinen. Sondern bietet den Familien-betrieben mehrere Alternativen zum Prin- zip «Wachsen oder Weichen». Der Maschi-nenring hilft Kosten senken, Einkommen verbessern und die Lebensqualität steigern. Und er funktioniert vielfach anders, als man denkt.

. Der Maschinenring vermittelt nicht nur Landwirtschaftsmaschinen – sondern auch Aufträge im Kommunal-bereich, temporäre Arbeitseinsätze im Gewerbe, Familien- und Betriebshelfer, Haushaltsservice, günstige Mobilfunk- Abos, exklusive Konditionen beim Ein- kauf von Produktionsmitteln.

. Der Ring macht keine Preisvorschriften – sondern lediglich Preisempfehlungen. Er stellt seinen Mitgliedern deshalb jährlich ein Verzeichnis mit Regiean-sätzen zur Verfügung.

. Der Maschinenring ist ein Verein – keine Genossenschaft. Der Ring besitzt des- halb keine eigenen Maschinen – die gehören weiterhin den Mitgliedern.

. Der Ring ist eine private, unabhängige Selbsthilfeorganisation – keine staatliche Institution. Er muss sich aus seiner Geschäftstätigkeit selber finan zieren.

. Der Maschinenring engt nicht ein – sondern er macht frei. Zum Beispiel frei vom Zwang mit einem Nachbarn kooperieren zu müssen, der nicht dieselbe Wellenlänge hat. Denn die Auswahl an Gleichgesinnten im Ring ist grösser.

. Im Ring gibt es kein Pflichtprogramm – alles ist freiwillig. Jede und jeder kann frei entscheiden, ob und falls ja, welche Dienstleistung und welches Angebot er oder sie in Anspruch neh-men will.

. Der Maschinenring ist keine neue Er­ findung – sondern eine alte Idee. Die MR-Idee geht auf Dr. Erich Geiers-berger zurück, der 1958 in Bayern den ersten Maschinenring gegründet hat. In vielen Ländern Europas hat sich der Maschinenring inzwischen etabliert.

Der Ring ist zwar vor allem für die Mit-glieder da – er erledigt aber auch ein paar administrative Aufgaben im Auftrag des Kantons, zum Beispiel im Zusammenhang mit Ressourcenschutzprojekten in der Land-wirtschaft. Offenbar hat die Verwaltung gemerkt, dass es mit dem Ring «ringer» ist.

Page 46: Bauern im Ring

46

Wir räumen gerne auf – auch mit Vorurteilen

Page 47: Bauern im Ring

47

A lles dreht sich um die Mitglieder. Die Geschäftsstelle vernetzt unter-

einander, akquiriert Aufträge, vermittelt diese an die Mitglieder, erledigt sämtliche administrativen Aufgaben wie Abrech-nungen, Personalwesen, Kommunikation und vieles andere mehr. Beim Maschinenring Graubünden teilen sich vier Personen zweieinhalb Vollzeit-stellen. Sie setzen sich dabei hundertpro-zentig für die Mitglieder ein, wie einige Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2012 be- weisen:

. 1,5 Mio. Franken wurden für überbe-triebliche Maschineneinsätze inner-halb der Landwirtschaft über den Ring abgerechnet.

. Waren im Wert von 370’000 Franken wurden zu Vorzugskonditionen über die Einkaufsgemeinschaften des Ma-schinenrings bezogen.

. 122 Frauen und Männer leisteten als temporäre Arbeitskräfte 31’000 Ein-satzstunden auf Höfen, im Gewerbe oder Privathaushalten.

. Der Familien- und Betriebshelferdienst half in 133 Fällen und leistete dabei 12’300 Einsatzstunden.

. Mehr als 200 Kunden liessen sich vom Haushaltsservice bei der Hausarbeit entlasten.

. 400 Ringmitglieder telefonieren unter - einander gratis, und günstig mit allen anderen, weil sie ein Mobiltelefon-Abo über den Ring abgeschlossen haben.

Wundert sich da noch jemand, dass der Maschinenring Graubünden in den letz-ten vier Jahren die Zahl seiner Mitglieder verdoppeln konnte? Heute sind 36 % aller direktzahlungsberechtigten Bündner Landwirtschaftsbetriebe Mitglied. Es dürften noch mehr sein – denn im Ring hat es Platz für alle!

Die Geschäftsstelle

Sie halten den Ring zusammen

von links nach rechts: Claudio Müller, Geschäftsführer, 80 % Urs Riederer, Personalverleih u. Buchhaltung, 90 %Selina Fravi, Personalverleih, 80 % Hansruedi Faust, Belegabrechnung MR Agrar, 10 %

Page 48: Bauern im Ring

Diese Broschüre wurde realisiert mit freundlicher Unterstützung aus dem Projekt Interreg IV.

Maschinenring Graubünden

MR Personal und Service GmbH

Bündner Arena 1, 7408 Cazis

> T 081 925 38 38

> E [email protected]

> I www.maschinenring-gr.ch

KONTAKT