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das Bayreuth Magazin Kultur Interview mit Katharina Wagner (Foto) zu den 100. Bayreuther Festspielen Wirtschaft Top-Platzierungen für Bayreuth bei den wichtigsten Rankings Stadtgestaltung Initialzündung: Richard-Wagner-Museum wird ausgebaut Stadtleben Neues Leben auf dem neugestalteten Marktplatz www.bayreuth.de Nr. 5/2011

Bayreuth_magazin 2011

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Page 1: Bayreuth_magazin 2011

das Bayreuth Magazin

Kultur Interview mit Katharina

Wagner (Foto) zu den

100. Bayreuther Festspielen

Wirtschaft

Top-Platzierungen für

Bayreuth bei den

wichtigsten Rankings

Stadtgestaltung

Initialzündung:

Richard-Wagner-Museum

wird ausgebaut

Stadtleben

Neues Leben auf

dem neugestalteten

Marktplatz

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Nr. 5/2011

Page 2: Bayreuth_magazin 2011

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Page 3: Bayreuth_magazin 2011

3

Markgräfin Wilhelmine, Jean Paul, Franz Liszt, Richard Wagner:

die Liste der großen Namen in Bayreuths Kulturhistorie ist lang

und klangvoll. Und die damit verbundenen Jubiläen reihen sich

derzeit fast wie auf einer Perlenschnur aneinander. 2008/2009 fei-

erten wir das Doppeljubiläum der Markgräfin Wilhelmine, 2011

bietet Bayreuth seinen Besuchern und Gästen ein ganzjähriges

hochkarätiges Veranstaltungsprogramm rund um den 200. Ge-

burtstag von Franz Liszt. Darüber hinaus werfen aber bereits jetzt

auch schon die beiden großen Jubiläen im Jahr 2013 zum 200. Ge-

burtstag von Richard Wagner und zum 250. von Jean Paul ihre

Schatten voraus.

Für Bayreuth sind diese Jubiläen eine große Chance, auf sich auf-

merksam zu machen, die Neugierde von Städtereisenden aus nah

und fern zu wecken und seinen Ruf als Kulturstadt mit hochkarä-

tigen Veranstaltungs-Highlights zu untermauern. Dies gilt natür-

lich ganz besonders für das Wagner-Jubiläum. Die Vorbereitungen

auf dieses wichtige Ereignis laufen auf vollen Touren. In unserer

neuesten Ausgabe des „Bayreuth Magazins“ können Sie sich bereits jetzt darüber informieren, was die

Programmverantwortlichen im Rathaus mit dem Jubiläumsjahr 2013 anstellen wollen.

Doch auch sonst tut sich viel in Bayreuth. Die Stadt befindet sich in einem dynamischen Prozess des

Wandels: Die Festspiele am Grünen Hügel sind hierfür ein gutes, aber beileibe nicht das einzige Beispiel.

Nach zweijähriger Bauzeit präsentiert sich die Bayreuther Innenstadt mit einer völlig neuen Aufenthalts-

qualität. Wichtige Weichen für die Umgestaltung und Sanierung des Richard-Wagner-Museums sind ge-

stellt, die Landesgartenschau 2016 rückt immer näher und im Gebäude eines ehemaligen Bekleidungs-

hauses in der Richard-Wagner-Straße ist mit dem RW21 auf über 5.000 Quadratmetern ein hochmoder-

nes Domizil für Stadtbibliothek und Volkshochschule entstanden, das weit über die Region hinaus

Maßstäbe setzt.

Auch in der inzwischen fünften Ausgabe unseres Magazins haben wir uns wieder bemüht, diese Vielfalt

für Sie als Leser kurzweilig und unterhaltsam aufzubereiten. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim

Schmökern. Es erwartet Sie ein abwechslungsreiches Kaleidoskop aktueller Themen von der Kultur über

die Stadtgestaltung bis hin zum Tourismus und Sport. Dabei entsteht das Bild einer vitalen und jungen

Stadt, die geprägt ist von Kreativität, Toleranz und Modernität.

Ihr

Dr. Michael Hohl

Oberbürgermeister

Verehrte Gäste unserer Stadt,liebe Bayreutherinnen und Bayreuther!

Page 4: Bayreuth_magazin 2011

InhaltsverzeichnisImpressum

4

Kultur

Festspiele 2010

mit viel frischem Wind 6

Franz-Liszt-Jubiläum 2011:

Interview mit Nicolaus

Richter und Vorschau auf

das Programm 8

Bayreuther Opernhaus

auf dem Weg zum

Unesco-Weltkulturerbe 16

Zehn Jahre Kunstmuseum 20

Wirtschaft

Manuel Becher zum

Thema Stadt marketing 22

Das Logistikzentrum

Mark grafenkaserne 24

Technologieachse

Bayreuth 26

E.ON am

Standort Bayreuth 28

Erste Internationale

Schule für Oberfranken 30

Ein kühner Plan: Maisels

Kongresszentrum 32

Stadtgestaltung

Markt vor dem Abschluss 34

Landesgartenschau 2016 36

250 Jahre Synagoge 40

Herausgeber:

Stadt Bayreuth –

Amt für Öffentlichkeitsarbeit

Neues Rathaus

Luitpoldplatz 13

95444 Bayreuth

Telefon 0921/251401

Fax: 0921/251402,

E-Mail: pressestelle @stadt.bayreuth.de

www.bayreuth.de

Redaktion:

Joachim Oppold

Gert-Dieter Meier

Design:

Peter Schmidt, Hamburg

Realisation:

Julia Frankenberger

Titelbild:

Festspielleiterin Katharina Wagner,

fotografiert von Enrico Nawrath

Anzeigen:

Nordbayerischer Kurier GmbH & Co. KG,

Theodor-Schmidt-Straße 17,

95448 Bayreuth

Anzeigenleitung:

Andreas Weiß

Druck: Druckerei Ellwanger

Auflage: 20 000 Exemplare

ALT

Page 5: Bayreuth_magazin 2011

5

Stadtleben

Kontakt in alle Richtungen

Bayreuths internationale

Partnerschaften 44

RW 21 – das Haus

des lebenslangen

Lernens wächst 46

Neues Leben in

der Schokofabrik 48

Klimaregio Bayreuth 50

Universität

Bayreuth verfügt über

zwei Graduiertenschulen 52

Exzellenz initiative

Polymer forschung 54

Ausbauplanung

für die Universität 56

Familienfreundliche Uni 58

Tourismus/Sport

Lohengrin Therme 60

Aufstieg: Der BBC

spielt in der ersten

Basketball-Liga 62

Neue Pläne für die Oberfran-

kenausstellung 2011 64

Der Jean-Paul-Wanderweg 66

ALT

Page 6: Bayreuth_magazin 2011

6

Kultur Katharina Wagner zum neuen „Tannhäuser“:

„Da wird es viele

Diskussionen geben“Von Gert-Dieter Meier

Frage: Frau Wagner, die Festspiele finden nun schon zum 100. Male statt. Wird Ih-nen angesichts dieser Dimension nicht manchmal mulmig, wenn Sie daran den-ken, welches Traditionsunternehmen Sie da leiten?Wagner: Man spürt die Verantwortung je-

den Tag aufs Neue. Bayreuth ist und bleibt

eines des renommiertesten Festivals welt-

weit. Und im Unterschied zu einem Reper-

toirehaus, das jede Spielzeit zehn oder zwölf

Inszenierungen während einer Spielzeit

produziert und sich dabei auch mal einen

Hänger leisten kann, haben wir hier eine

einzige Neuinszenierung pro Jahr im Spiel-

plan – und die wird international so hoch

beachtet, dass da eigentlich nichts schief ge-

hen darf.

Frage: Die Festspiele behandeln dieses „Jubiläum“ ja nicht gerade ausschweifend – außer einer Broschüre ist nichts gebo-ten. Weshalb eigentlich?Wagner: Wir haben 2013 das Wagnerjahr

vor uns. Und dem wollen wir mit einem

sehr engagierten Programm begegnen. Da

muss man, mit Rücksicht auf die sonstige

Arbeit, einfach Schwerpunkte setzen. Au-

ßerdem ist das auch eine Frage des Geldes.

Wir können solche Extras ja nicht aus dem

normalen Etat bestreiten, sondern brauchen

Sponsoren. Gott sei Dank gibt es die noch

immer.

Frage: Bei derlei Jubiläen schweift der Blick gerne mal zurück. Sie haben sich stark gemacht für eine historische Aufar-beitung auch der dunklen Bayreuther Ka-pitel. Hat denn der große Familienrat schon mal diesbezüglich getagt? Oder wird er jemals tagen?Wagner: Ich glaube nicht, dass der jemals

tagen wird. Ich finde, dass unabhängige

Wissenschaftler die Aufgabe übernehmen

sollten, das zugängliche Material über Bay-

reuth auszuwerten. Meine Schwester und

ich sind gerne bereit, das uns zugängliche

Material dafür offenzulegen. Was die ande-

ren Familienmitglieder offenlegen oder zu-

gänglich machen, das liegt nicht in meiner

Macht.

Frage: Erst kürzlich war wieder einmal die Rede davon, dass Tausende von Briefen Winifred Wagners noch irgendwo in der Familie herumgeistern würden. Sie wissen also nicht, wo die sind?Wagner: Nein. Ich habe sie jedenfalls nicht.

Frage: Wenn man, aus heutiger Sicht, die Idee Richard Wagners beleuchtet, der sich, einzig für die Aufführung seiner Wer-ke, irgendwo in der Provinz ein eigenes Theater baut – und diese Idee auch noch bis heute trägt, dann ist das doch eine reichlich verrückte Geschichte.

Wagner: In der Tat, eine Wahnsinnsge-

Vorhang auf für das Bayreuther Sommertheater: Zum 100. Mal inden heuer die Ri-

chard-Wagner-Festspiele auf dem Grünen Hügel statt. Wir sprachen mit Katharina

Wagner, die seit September 2008 gemeinsam mit ihrer Halbschwester Eva Wagner-

Pasquier die Festspiele leitet, über die Arbeit am Grünen Hügel.

Bayreuther FestspieleSpielplan 2011

25.07. Tannhäuser

27.07. Lohengrin

28.07. Parsifal

29.07. Tristan und Isolde

01.08. Tannhäuser

02.08. Lohengrin

03.08. Parsifal

04.08. Tristan und Isolde

07.08. Tannhäuser

08.08. Lohengrin

09.08. Parsifal

10.08. Tristan und Isolde

13.08. Tannhäuser

14.08. Lohengrin

15.08. Parsifal

16.08. Tristan und Isolde

19.08. Tannhäuser

20.08. Lohengrin

21.08. Parsifal

22.08. Tristan und Isolde

25.08. Tannhäuser

26.08. Lohengrin

27.08. Parsifal

28.08. Tristan und Isolde

Alle Aufführungen beginnen um 16 Uhr

Page 7: Bayreuth_magazin 2011

7

schichte! Allein der Größenwahn, ein Thea-

ter nur für die eigenen Werke zu bauen –

heute undenkbar! Zum zweiten würde man

heute wohl auch einen anderen Ort wählen.

Nichts gegen Bayreuth – aber heutzutage

würden wohl alle Marketinggutachten,

ohne die man ja ein solches Vorhaben nie

machen könnte, zu dem Schluss kommen:

Baue es irgendwo hin, aber nicht hier! Wir

merken ja noch heute, dass es eigentlich für

den Sommer zu wenige Hotels und andere

Infrastrukturprobleme für die Festspiele

gibt. Die Diskrepanz zwischen Festspielzeit

und Nicht-Festspielzeit ist wohl einfach

noch zu groß.

Frage: Zur Spielzeit 2011 kommen – worauf freuen Sie sich besonders?Wagner: Der „Tannhäuser“ wird sicherlich

sehr, sehr spannend. Sebastian Baumgarten

ist ein sehr guter Regisseur, der sein Hand-

werk hervorragend beherrscht. Und er ist

ein Mensch, den ich sehr schätze. Diese

Neuinszenierung wird sicherlich kontrovers

Schriller geht‘s nimmer: In Katharina Wagners „Meistersinger“-Inszenierung, die

heuer zum letzen Mal auf dem Spielplan steht, kommen die deutschen Meister als

Großkopfete daher.

Die beiden Festspielleiterinnen Katharina Wagner (links)

und Eva Wagner-Pasquier bei der Begrüßung des Fest-

spielorchesters am 1. Juli.

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Foto: Bayreuther Festspiele GmbH/Enrico NawrathFoto: Lammel

Page 8: Bayreuth_magazin 2011

8

Kultur Katharina Wagner zum neuen „Tannhäuser“:

diskutiert werden. Zumal das – sehr domi-

nante - Bühnenbild von einem Künstler

kommt, der eine ganz eigene Prägung hat

– von Joep van Lieshout nämlich. Aber Se-

bastian Baumgarten hat als guter Regisseur

diesem Bühnenbild viel entgegenzusetzen.

Ich bin gespannt, wie diese Inszenierung

ankommen wird. Wobei ich ahne, dass es

viel Diskussionstoff geben wird. Ich finde

aber solche Kontroversen keinesfalls

schlimm. Kunst ist tot, wenn man sie ein-

fach nur konsumiert. Wenn man schon

beim Verlassen einer Oper darüber nach-

denkt, welche Pizza man bestellen oder

welche Kneipe man besuchen könnte, dann

stimmt irgendwas nicht. Kunst wird doch

erst dadurch lebendig, dass sie diskutiert

wird. Und das wird, glaube ich, passieren.

Frage: Wobei es da ja, bei den Tradition-malisten, durchaus auch andere Meinungen gibt – Menschen, die sagen: nach Bayreuth brauche ich nicht mehr zu reisen, weil die mir nicht mehr den Wagner bie-ten, den ich mir erhoffe …Wagner: … womit wir wieder bei

dem schönen Begriff der Werk-

treue wären. Aber was ist das

schon?! Regieanweisungen werden

immer aus der jeweiligen Zeit her-

aus getroffen und definiert. Da-

mals, zuWagners Zeit, gab es bei-

spielsweise nur Gasbeleuchtung.

Wenn Sie heute nur ein paar Lam-

pen aufdrehen, ist die Bühne schon

taghell. Ich möchte nicht wissen,

was Wagner heute, angesichts der

unglaublichen Möglichkeiten, die

sich heute auftun, alles nieder-

schreiben würde! Nein, es braucht

Vielfalt, Abwechslung, verschiede-

ne Handschriften. Wenn man

Werke, die so zeitlos sind wie die

Wagners, über einen derart langen

Zeitraum hinweg spielt, muss man

auch das Recht haben, sie neu zu

interpretieren. Sonst hätte man ja

nur eine Einheitsinszenierung.

Und die kann sich kein Theater,

aber auch kein Theaterbesucher

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Page 10: Bayreuth_magazin 2011

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Kultur

Die Mutter aller FestspieleVon Bernd Mayer

Die Auffahrtstraße, die

heutige Siegfried-Wag-

ner-Allee, bot in diesem

ersten Festspieljahr mit

ihren dünnen, frisch ge-

pflanzten Ahornbäum-

chen noch keinen majestätischen Anblick.

Der Komponist Peter Iljitsch Tschaikowsky

äußerte sich denn auch wenig schmeichel-

haft über seine „große Pilgerfahrt“ zu Wag-

ners Theater. „Auf dem gan-

zen Weg ist man den sen-

genden Sonnenstrahlen

schutzlos preisgegeben, und

zum Überfluss geht es auch

noch bergauf.“ Der Grüne

Hügel war bei seiner musi-

kalischen Weihe noch weit-

gehend nackt und kahl.

Künstlerisch waren die ers-

ten Festspiele trotz mancher

Pannen, über die sich der

leicht entflammbare Meister

fürchterlich ärgern konnte,

durchaus ein Erfolg, gesell-

schaftlich sogar ein Ereignis

ersten Ranges. Nur finanzi-

ell endete „die Mutter aller

Festspiele“ mit einem Fias-

ko. Der frühere Direktor

der Richard-Wagner-Ge-

denkstätte, Joachim Bergfeld, zog das Resü-

mee: „1876 hatte die Welt nur ihre Neugier-

de befriedigt, weiteren Anteil an Bayreuth

nahm sie nicht.“ Wagner musste sogar die

Dekoration und die Kostüme des „Ring“

verkaufen. In den folgenden Jahren dachte

er ernsthaft über eine Auswanderung nach

Amerika nach und spielte sogar mit dem

Gedanken, sich selbst und seinen „Parsifal“

dorthin „zu verkaufen“.

Anfangs schwach besucht

Dann wurde das Bühnenweihfestspiel doch

noch am authentischen Ort aufgeführt: am

26. Juli 1882 im Festspielhaus, fünfeinhalb

Monate vor Wagners Tod in Venedig. Die

beiden ersten Festspiele nach Wagner –

1883 und 1884 – waren indes schwach be-

sucht und künstlerisch keineswegs über-

zeugend. Auch bei den fünften Festspielen

1886, bei denen erstmals Cosima Wagner

die Spielleitung übernahm, blieb die Reso-

nanz dürftig. Cosimas „Tristan“-Inszenie-

rung stieß zunächst auf wenig Interesse,

trotz einer bravourösen Leistung von Rosa

Sucher als Isolde. Erst mit den „Meistersin-

gern“ 1888 gelang der Durchbruch zum

stabilen Weltkulturunternehmen und Fest-

spielgäste wie die Kaiserin von Österreich

(1888) und Kaiser Wilhelm II. (1889)

machten die junge Festspielstadt endgültig

Die meisten Zeitgenossen Richard Wagners hielten seine Festspielvision für die Utopie

eines Fantasten, der mit Geld noch nie hatte umgehen können. Auch der Meister selbst

sprach mit einem Anlug von Realismus von einem „tollkühnen Unternehmen“. Als dann

im August 1876 tatsächlich die allererste Gesellschaft zur „Ring“-Premiere empor fuhr,

war ein Wunder geschehen. Kaiser Wilhelm I. brachte am 13. August 1876 gegenüber

Wagner die allgemeine Volksmeinung zum Ausdruck: „Ich habe nie geglaubt, dass Sie

es zustande bringen, und nun bescheint die Sonne Ihr Werk.“

Die 100. Bayreuther Festspiele

Kaiser Wilhelm I. beglückwünscht Richard Wagner zum

erfolgreichen Ausgang seines tollkühnen Unternehmens.

Neben Wagner sein Schwiegervater Franz Liszt und die

Wagnerkinder Eva und Isolde. Das Bild von Liebig’s Ex-

trakt erschien erst 25 Jahre nach diesem Ereignis – ein

authentisches Foto von 1876 ist nicht bekannt.

„Ich habe nie ge-

glaubt, dass Sie es

zustande bringen.

Und nun bescheint

die Sonne ihr Werk.“

Kaiser Wilhelm I. am 13. August 1876, dem ersten Tag der Festspie-

le, zu Richard Wagner

Bild: Archiv Bernd Mayer-Stiftung

Page 11: Bayreuth_magazin 2011

11

salonfähig. Im ausgehenden 19. Jahrhun-

dert konnte Cosima mit „Tannhäuser“

(1891) und „Lohengrin“ (1894) wahre Tri-

umphe feiern.

Seit 1892 war auch Sohn Siegfried in den

Festspielbetrieb integriert, zunächst als

musikalischer Assistent und ab 1896 als

„Ring“-Dirigent neben Hans Richter. Der

Komponist Richard Strauß hatte 1894 die

musikalische Leitung des „Tannhäuser“

übernommen. Besucher wie George

Bernard Shaw, Mark Twain, Auguste Rodin

sowie die Komponisten Giacomo Puccini

und Claude Debussy belegten die internati-

onale Ausstrahlung der Festspiele.

1901 wurde das Repertoire mit dem „Hol-

länder“ komplettiert. Im Jahr 1904 musste

Cosima zornbebend miterleben, wie der

nur für Bayreuth geweihte „Parsifal“ trotz

ihres heftigen Protests an der New Yorker

Metropolitan Opera aufgeführt wurde,

noch dazu mit Starsolisten der Festspiele.

Das Zetermordio über den „Gralsraub“ er-

wies sich leider als die beste Reklame für

das Haus am Broadway. Die ungetreuen

Sänger traf der Bannstrahl Cosimas. Im

gleichen Jahr zog eine Amerikanerin am

Grünen Hügel alle Aufmerksamkeit auf

sich: die 24-jährige Tänzerin Isadora Dun-

can, die Cosimas Schwiegersohn Henry

Thode völlig aus der Fassung brachte und

dabei selbst in die wildeste Ekstase geriet.

Im Dezember 1906 erlitt die Wagnerwitwe

einen Zusammenbruch, von dem sie sich

nie wieder ganz erholte. So trat ihr Sohn

Siegfried ab 1907 als Festspielleiter in ihre

Fußstapfen, von der Mutter vergöttert, von

den Bayreuthern geliebt und von den Kriti-

kern als Komponist schwer gebeutelt. Ihm

blieben nur sieben Jahre bis zur großen Zä-

sur des Ersten Weltkriegs. Am 1. August

1914 wurden die Festspiele schon nach

acht Aufführungen abgebrochen. „Namen-

los ergreifend und

herzzerreißend“

sei an diesem

Schicksalstag der

dritte „Parsifal-

Akt“ unter Karl

Muck gewesen, er-

innerte sich eine

Wahnfried-Ver-

traute. Der Wagne-

rapostel Hans von

Wolzogen sprach

martialisch von

„Waffenweihe“.

Im folgenden Jahr-

zehnt wurde es

still am Grünen

Hügel, und auch

die Wahnfried-Fa-

milie bekam die

allgemeine Not zu

spüren. Allerdings

gab es von dort auch frohe Kunde: Am 5.

Januar 1917 brachte die erst 19-jährige Wi-

nifred den mit Sehnsucht erwarteten

Stammhalter Wieland zur Welt, die Dynas-

tie war gerettet. Winifred hatte wenige Tage

vor Kriegsbeginn den Wagnersohn kennen-

gelernt und ihn im September 1915 gehei-

ratet.

In völkischem Fahrwasser

An eine Festspielrenaissance war viele Jah-

re nicht zu denken. Im Sommer 1921 wur-

de die „Bayreuther Festspielstiftung“ ins

Leben gerufen, doch die galoppierende In-

flation zehrte die gesammelten Gelder

rasch auf. Erst am 13. Juli 1924 – inzwi-

schen waren drei weitere Wagnerenkel ge-

boren – erwachte der Grüne Hügel mit den

Generalproben zu neuem Leben. Festspiel-

leiter Siegfried Wagner rief zu „Befesti-

gungsspielen des deutschen Geistes“ auf,

am Festspielhaus wehte peinlicherweise die

Die Auffahrt der Kutschen zu Wagners Heiligtum bot

den Zuschauern an der Schwelle zum 20. Jahrhundert

ein beeindruckendes Spektakel.

„Wer nach Bayreuth

geht, bereut es nie, ob-

gleich die Aufführungen

dort oft weit entfernt

davon sind, ergötzlich

zu sein. Der Gesang

ist zuweilen erträglich,

zuweilen abscheulich.

Unter den Sängern gibt

es lebendige Bierfäs-

ser ... Die Kostüme der

Sängerinnen sind prüde

und albern.“George Bernard Shaw, 1898

Bil

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Arc

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Sti

ftu

ng

Page 12: Bayreuth_magazin 2011

12

Kultur

sen. 1930 musste Wahnfried innerhalb we-

niger Monate den Tod von Cosima (1. Ap-

ril) und Siegfried Wagner (4. August) be-

klagen. Siegfried Wagners künstlerisches

Vermächtnis war die „Tannhäuser“-Neuin-

szenierung von 1930 mit Arturo Toscanini

als Dirigent.

Unter dem Hakenkreuz

Winifred Wagner, die mit 33 Jahren Fest-

spielchefin wurde, erwies sich als durchaus

innovationsfreudig. Sie ließ es jedoch be-

reitwillig zu, dass die Festspiele im folgen-

den Jahrzehnt zu „Hitlers Hoftheater“ (Tho-

mas Mann) pervertierten. Die enge Ver-

filzung mit dem Nationalsozialismus lässt

die künstlerischen Erfolge dieser Zeit unter

maßgeblicher Leitung von Heinz Tietjen,

mit Dirigenten von Weltruhm wie Wilhelm

Furtwängler und Richard Strauß sowie dem

Bühnenbildner Emil Preeto-

rius, in den Hintergrund

treten. Gegen Winifreds

Willen wurden im Zweiten

Weltkrieg Kriegsfestspiele

von „Kraft durch Freude“

organisiert, bei denen von

1940 bis 1944 Frontsolda-

ten, Verwundete und Kran-

kenschwestern als „Gäste

des Führers“ im Festspiel-

haus saßen.

Trotz der braunen Erblast

gelang den Wagnerenkeln

Wieland und Wolfgang

1951 mit „Neu-Bayreuth“

ein Befreiungsschlag. Die

Festspiele waren nicht mehr

Weihestätte, sondern ver-

standen sich als eine experi-

mentierfreudige Werkstatt.

Mit kühnen Neuinszenie-

rungen wie „Parsifal“ 1951,

„Meistersinger“ 1956 und

Eine grelle Fahnenallee lankierte 1939 die Auffahrtsstraßen zum Festspielhaus. Adolf Hitler ließ sich

von 1933 bis 1940 keine Festspiele entgehen. Foto: Archiv Bernd Mayer-Stiftung

schwarz-weiß-rote Flagge der Monarchie.

Im völkischen Dunstkreis von Wahnfried

glaubten viele an die nationale Erlösung

durch die heilige deutsche Kunst. Mit

Wagner-Schwiegersohn Houston Stewart

Chamberlain saß ein Vordenker des Drit-

ten Reiches in Bayreuth. Hitler wurde von

ihm 1923 als Lichtgestalt und gottgesand-

ter Retter willkommen geheißen, und Wi-

nifred Wagner eröffnete dem ungebärdigen

Revoluzzer die Salons.

Trotz allen völkischen Ballasts konnten die

Festspiele in den 1920er Jahren künstle-

risch durchaus bestehen. Der Däne Lauritz

Melchior, der am Grünen Hügel am liebs-

ten in Lederhosen herumlief, reifte zum

wohl bedeutendsten Wagner-Tenor heran.

Ein Höhepunkt war die „Tristan“-Neuin-

szenierung von 1927 mit der hünenhaften

norwegischen Isolde Nanny Larsén-Tod-

Die 100. Bayreuther Festspiele

„Um allerhöchste

sittliche, nein – ethi-

sche Fragen handelt

es sich ... Seien wir

alle Gralsstreiter!

Einig im Glauben!

Einig in Liebe! Einig

im Streit! Denn wir

tragen mit uns das

Geheimnis der Of-

fenbarung Gottes im

deutschen Kunst-

werk der Zukunft!“

Bayreuther Festspielführer von 1924

Bil

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Page 13: Bayreuth_magazin 2011

13

„Tristan“ 1962 setzte Wieland Wagner als

Opernreformator neue Maßstäbe. Sein frü-

her Tod im Oktober 1966 bedeutete eine

schwerwiegende Zäsur. Es dauerte fast ein

Jahrzehnt, bis sich Wolfgang Wagner aus

dem übermächtigen Schatten seines Bru-

ders künstlerisch befreien konnte. Mit dem

anfangs heftig bekämpften „Jahrhundert-

‚Ring‘ “ von Patrice Chéreau fand Bayreuth

pünktlich zum 100-jährigen Festspieljubi-

läum wieder Anschluss an die Weltspitze

des Musiktheaters. Im Tandem mit seiner

zweiten Ehefrau Gudrun machte der Wag-

nerenkel Bayreuth zum „künstlerisch auf-

Michail Gorbatschow bei der Ankunft zur „Tristan“-Premie-

re am 25. Juli 1993. Rechts Bundespräsident Richard von

Weizsäcker, daneben Ministerpräsident Edmund Stoiber.

Bewegender Abschied von der Ära Wolfgang Wagner im August 2008, mit

den beiden Töchtern Katharina und Eva. Links von Wolfgang Wagner seine

Schwester Verena.

regendsten Festspielort der Welt“, so Kriti-

kerpapst Joachim Kaiser. Regisseure wie

Götz Friedrich, Harry Kupfer, Werner Her-

zog, Heiner Müller, Jürgen Flimm und

Christoph Schlingensief schufen denkwür-

dige Neuinszenierungen. Gesellschaftlicher

Höhepunkt war der Festspielbesuch von

Michail Gorbatschow im Juli 1993. Am

28. August 2008 fand die schier unglaubli-

che Theaterära von Wolfgang Wagner ein

glückliches Ende. Der Rückzug des 89-jäh-

rigen Prinzipals machte den Weg für die

vierte Generation Katharina und Eva Wag-

ner frei.

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BURG

Page 14: Bayreuth_magazin 2011

14

Kultur Franz Liszt-Jubiläum 2011

Ohne Liszt kein WagnerVon Gert-Dieter Meier

Um die vielen Veranstal-

tungen, die 2011 in

Bayreuth geplant sind

oder schon stattgefun-

den haben, aufzulisten,

hat die Stadt zwei

Halbjahresfolder herausgegeben. Und

nach den vielen Erfolgen im ersten Halb-

jahr – insbesondere nennt Nicolaus Rich-

ter, der städtische Beauftragte für Musik

und Theater, den Liederabend von Tho-

mas Hampson und Wolfram Rieger als

echten Höhepunkt – stehen dem Publi-

kum nun weitere Highlights ins Haus:

Nach „Don Sanche“, Liszts einziger Oper,

dem Auftritt von Hélène Grimaud, dem

Gastspiel des Israel Chamber Orchestra

am 26. Juli, 11 Uhr, unter der Leitung von

Roberto Paternostro, auch das Festkonzert

zum 200. Geburtstag am 22. Oktober

„Lust auf Liszt“ hat die Stadt Bayreuth das Jahresprogramm betitelt, mit dem der

200. Geburtstag des berühmten Komponisten, Pianisten und Schwiegervaters Ri-

chard Wagners gefeiert werden soll. Warum die Wagnerstadt Bayreuth überhaupt

Franz Liszt, der am 22. Oktober 1811 in Raiding geboren wurde, ehrt? Erstens ist er

auf dem hiesigen Stadtfriedhof begraben. Zweitens würde es wohl ohne Liszt keine

Wagner-Festspiele geben.

Olup 110 Zeichen mit Leerzeichen tistium simin pliqui opti doloreperum qui am

esci culluptat esto idebis prendis prernatia eum nimus aut res.

„Ich würde mir wün-

schen, dass wir in

Bayreuth etwas mehr

Stolz entwickeln

würden für die Din-

ge, die wir hier ha-

ben. Und ich würde

mir manchmal auch

etwas mehr Neugier

bei den Menschen

wünschen. Hier

inden nämlich Dinge

statt, die es so zuvor

noch nicht gab.“

Nicolaus Richter, städtischer Kulturbeauftragter

Am 22. Oktober 2011 wäre der 200. Ge-

burtstag von Franz Liszt. Bayreuth fei-

ert ihn ein ganzes Jahr lang.

Nicolaus Richter hat das umfangreiche

Liszt-Jubiläumsprogramm zusammengestellt.

Page 15: Bayreuth_magazin 2011

15

Bei der Gestaltung des Liszt-

Jubiläumsprogrammes hat

Nicolaus Richter eigens ein

Angebot für das junge Publikum

– Schüler, Studenten, junge Leu-

te – aufgelegt. Unter anderem

werden für diese neue Zielgrup-

pen Workshops angeboten, um

sie zu motivieren:

„Wir müssen Kinder und Jugend­

liche einfach neugierig machen,

dass auch Konzerte und Lieder­

abende Spaß machen.“

oder, tags darauf,das Sonderkonzert mit-

Christian Thielemann und dem Projektor-

chester der Staatlichen Hochschule für

Musik Franz Liszt Weimar.Außerdem gibt

es Ausstellungen, Vorträge und vieles

mehr.

Bei der Zusammenstellung des Jubiläums-

programmes legte Richter Wert darauf, die

historisch-politische Liszt-Achse heraus-

zustellen – „das ist in der Zusammenarbeit

mit Weimar, Raiding und Budapest gut

gelungen. Es war toll festzustellen, wie

dankbar diese Anregungen von den ande-

ren Kommunen aufgegriffen wurden. Die

Liszt-Achse lebt.“ Zweiter Schwerpunkt

Richters: „Unser Ziel war es, das gesamte

Werk Liszts zu präsentieren. So sind wir,

am Ende, bei rund 180 Veranstaltungen

allein in Bayreuth angekommen.“ Dass

nun ausgerechnet die gebürtige Bayreuthe-

rin Nike Wagner, die das Kunstfest „pèle-

rinages“ in Weimar leitet, gegen den Um-

gang Bayreuths mit Liszt stichelt,

sieht Richter gelassen. Nike Wag-

ner habe Anregungen gebracht,

man habe diese auch geprüft –

aber eben nicht alles umsetzen

können. Beispielsweise wollte

Wagner, dass das Festkonzert im

Festspielhaus über die Bühne

geht. Richter: „Das geht nicht.

Am 22. Oktober ist es dort so

kalt, dass ein Orchester dort

nicht spielen könnte. Außerdem

hat Nike Wagner Programmvor-

schläge gemacht, die nicht um-

setzbar sind – so sollte im Fest-

spielhaus moderne Musik ge-

spielt werden. Und bekanntlich

darf dort nur Wagner aufgeführt

werden.“ Zudem hätte es zeitliche

Probleme gegeben. Deshalb fin-

den Festtakt und Festkonzert

zum 200. Geburtstag nun in der

Stadthalle statt. Adam Fischer di-

rigiert Chor und Orchester der Liszt-Aka-

demie Budapest und präsentiert Höhe-

punkte aus dem Oratorium Christus. Ins-

gesamt stehen an diesem Abend rund 200

Musiker auf der Bühne. Die zuerst ange-

fragte Nike Wagner hat als Festrednerin

abgesagt. Ihren Part übernimmt Professor

Detlef Altenburg, Präsident der Liszt-Soci-

ety weltweit. Insgesamt gestalteten sich die

Planungen für Nicolaus Richter nicht eben

leicht. Zum einen, weil zwei Jahre nach

dem Liszt-Jubiläum schon das Wagner-

Jahr 2013 seine Schaten vorauswirft, zum

anderen, weil er erst sehr spät als Pro-

grammverantwortlicher auserkoren wur-

de. Seine Halbzeitbilanz? „Ich bin stolz da-

rauf, was wir in der Kürze der Zeit alles

hinbekommen haben. Da hat mir mein

hervorragendes Netzwerk sehr geholfen.“

Den Gesamtetat für das Liszt-Jubiläums-

jahr beziffert Richter auf rund eine Million

Euro.

Page 16: Bayreuth_magazin 2011

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Kultur Jubiläumsjahr 2013 Wagner

„Die Jahrhundert-Chance“Von Gert-Dieter Meier

Das Wagner-Doppeljubiläum 2013 – der Komponist wurde am 22. Mai 1813 in Leipzig

geboren und starb am 13. Februar 1883 in Venedig – sieht Nicolaus Richter als „Jahr-

hundertchance für Bayreuth“. Er selbst erinnert sich noch sehr gut an das letzte Fest-

spiel-Großereignis im Jahre 1976. Schließlich saß er zur 100-Jahr-Feier der Festspiele

selbst im Orchester und spielte als junger Musiker im Orchester mit – unter anderem

beim so genannten Jahrhundert-Ring von Patrice Chéreau und Pierre Boulez.

Am 25. Juli schaut die Weltauf Bayreuth. 2013, m Jahr des Wagner-Doppeljubiläums,

wird der Ansturm der Medien wohl besonders groß sein. Footo: Lammel

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Page 17: Bayreuth_magazin 2011

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W as zum Gedenken an den „Bayreuther

Meister“ alles passieren wird? „Natürlich

werden zunächst die Festspiele selbst

eine ganze Menge machen“, weiß Richter:

Es gebe einen neuen „Ring“, ein Public

Viewing und ein Festkonzert im Fest-

spielhaus. Außerdem werden, erstmals überhaupt, alle Jungwerke

Wagners binnen eines Jahres, in einer Kooperation mit der Oper

Leipzig in der bis dahin umgebauten Oberfrankenhalle aufgeführt.

Was er selbst alles geplant hat? Unter anderem ein Open air mit der

Weimarer Staatskapelle, moderiert von Götz Alsmann. Richter: „Das

ist Wagner für alle – unterhaltsam, im Freien, ohne Eintritt.“ Am

letzten spielfreien Tag während der Bayreuther Festspiele dirigiert

Christian Thielemann ein Konzert mit der Dresdner Staatskapelle.

Angedacht sind zudem Gastspiele mit dem Symphonieorchester des

Bayerischen Rundfunks und dem Mahler Chamber Orchestra. Vor-

gesehen sei zudem eine Wiederaufnahme des „Ring an einem

Abend“, vermutlich mit Regisseur Philippe Arlaud. Fest gebucht

sind schonMnozil Brass, ein Blechbläserensemble aus Wien, die ei-

gens für das Gastspiel in Bayreuth ein heiteres, schrilles Wagner-

Programm erarbeiten. Sieben Blechbläser, die mit hohem Können

für mächtig viel Laune und Ulk sorgen werden. Nicolaus Richter:

„Wir wollen mit unserem Programm ja auch ein bisschen piksen.

Das gehört sich so.“ Aktuell verhandelt Richter auch noch über ein

Wagner-Crossover-Projekt und ein Gastspiel einer bekannten Rock-

formation. Richter: „Wir wollen für möglichst viele Menschen span-

nende Angebote machen, insbesondere auch für junge Leute. Ganz

Bayreuth soll in diesem Jahr mit große Freude Wagner feiern.“ Au-

ßerdem werde es einen großen Wagner-Kongress geben: Ausstellun-

gen, Konzerte, Aufführungen der Studiobühne. Die ganze Stadt soll

von diesem Ereignis profitieren. Man denkt darüber nach, neue

„Stadttore“ zu schaffen, die Achse Wahnfried-Festspielhaus soll illu-

miniert werden.

Der Feier-Etat für das Wagner-Doppeljubiläum liegt bei rund vier

Millionen Euro. 1,5 Millionen stellt die Stadt zur Verfügung, ferner

hofft Richter auf Zuwendungen der Oberfrankenstiftung, auf Gelder

des Kulturfonds und natürlich auf Sponsorengelder. Richter: „Dieses

Geld ist gut angelegt. Entweder wir machen es richtig – oder gar

nicht. Eine Hoffnung hat Richter natürlich bezüglich des Jubiläums-

jahrs: „Ich hoffe darauf, dass das kleine Wunder passiert und der

Um- und Ausbau von Wahnfried bis dahin fertig ist – zumindest so,

dass man damit feiern kann.“ Ansonsten stehen als Spielstätten die

Stadt- und die Oberfrankenhalle, das Zentrum, die Musikschule, sa-

krale Räume und das Stadtparkett zur Verfügung.

Bayreuth Shopjetzt auch onlineEinen weiteren zusätzlichen Service für Gäste und Einheimische bietet die Bay-reuth Marketing & Tourismus GmbH: Ab sofort können zahlreiche Artikel des Bayreuth Shops nicht nur vor Ort in der Opernstr. 22, sondern auch online bestellt werden. Unter www.shop.bayreuth.de schließt der Shop damit eine Marktlücke.

„Wir erhalten immer wieder Nachfragen – oft von weit her – nach Bayreuth-Sou-venirs und Geschenken. Meist in Zusam-menhang mit Richard Wagner, manchmal geht es aber auch um Jean Paul, Wilhel-mine oder um das gute Bayreuther Bier“, sagt Peter Fritsch, Leiter des Innenstadt-Managements der Bayreuth Marketing & Tourismus GmbH, der für den Bayreuth Shop zuständig ist. „Dass viele Artikel nun online bestellt und mit Paypal bezahlt werden können, ist eine echte Erleichte-rung für die vielen Bayreuth-Fans rund um den Globus.“

Seit dem Umzug vom Luitpoldplatz bzw. von der Kanzlei- in die Opernstraße 22 sind der Bayreuth Shop und die Tourist In-formation zusammengewachsen. Neben den bekannten Informationsbroschüren wie dem Unterkunftsverzeichnis oder dem Stadtplan in den Sprachen Deutsch, Englisch oder Italienisch ist in der Opern-straße 22 umfangreiches weiteres Infor-mationsmaterial erhältlich. Fachkundige Auskünfte zu Bayreuth, zum Jubiläum von Franz Liszt und zu Veranstaltun-gen und Sehenswürdigkeiten geben die Mitarbeiterinnen von Shop und Tourist Information um Bernadette Fudalla und Michaela Schoberth-Bottenbruch.

Außerdem werden vor Ort zahlreiche Bay-reuth-Souvenirs und Geschenkartikel an-geboten. So kann der beliebte Bayreuth-Schirm mit ausgewählten Motiven als Stockschirm, aber auch als Taschenschirm erstanden werden.

Auch T-Shirts und Polo-Shirts aus der Ri-chard-Wagner-Kollektion sowie CD´s und DVD´s mit großartigen und unvergesse-nen Aufnahmen und Inszenierungen aus dem Festspielhaus beinden sich im Sor-timent: So ist u.a. der „Jahrhundert-Ring“ in der Inszenierung von Patrice Chereau ebenso erhältlich wie Tristan und Isolde in der Inszenierung Heiner Müllers. Eine CD mit Highlights der Bayreuther Festspie-le gibt es bereits ab € 4,99. Abgerundet wird das Angebot von Bayreuth-Tassen, verschiedenen Teesorten und Weinen wie der „Bayreuther Symphonie“ in weiss und rot oder verschiedenen „Wagner-Fran-kenweinen“ im Bocksbeutel. Alle ange-botenen Artikel haben einen speziischen Bezug zu Bayreuth, zu Richard Wagner oder zur Markgräin Wilhelmine.

Die Tourist Information und der Bayreuth Shop sind in den Sommermonaten bis Ende Oktober von Montag – Samstag von 9 – 18 Uhr und Sonntag von 10 – 14 Uhr geöffnet.

Weitere Informationen: Bayreuth Shop, Opernstraße 22, 95444 Bayreuth. Tel. 0921/885 749, www.shop.bayreuth.de

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Page 18: Bayreuth_magazin 2011

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Kultur Die Welt zu Gast: das Festival junger Künstler Bayreuth

Mit Pauken und Trompeten Von Ines Kerner

V ier Wochen lang proben

rund 200 Nachwuchs-

musiker in verschiede-

nen Workshops, Ensem-

bles und Meisterklassen

unter Anleitung weltbe-

kannter Dirigenten und Solisten, unter an-

derem des Schweizers Karl Anton Ricken-

bacher, welcher den Nachwuchs schließ-

lich zum krönenden Abschluss des

Festivals begleitet: dem Symphonieorches-

terkonzert. Es spielt 2011„Ring“-Bruchstü-

cke von Richard Wagner sowie die „Idea-

le“ von Franz Liszt. Daneben zeigen die

jungen Künstler in vielen weiteren Auf-

führungen ihr Können, vor allem in Kam-

mermusikkonzerten, bei denen das in den

Workshops erarbeitete Repertoire darge-

boten wird. Den 100. Todestag Gustav

Mahlers ehrt Dirk

Schat tner mit sei-

nem Musikthea-

terprojekt „Ich bin

der Welt abhan-

den gekommen“,

welches beim Fes-

tival seine Urauf-

führung feiern

wird. Besonders

am Herzen liegt

Intendantin Sissy

Thammer das

Projekt „Orient-

meets-Occident“,

das zum dritten Mal in Folge unterschied-

liche Klangwelten zu einem neuen musi-

kalischen Abenteuer vereint: „In diesem

Jahr geht es um Odins Tochter; um die

Begegnung von skandinavischer mit ori-

entalischer Musik. Unsere Zuschauer lie-

ben dieses jährliche Programmhighlight,

das ‚Fremde‘ erleben sie als zugänglich

und faszinierend.“

Wie ist es möglich, dass das Festival jun-

ger Künstler Bayreuth dieses Programm

bei einem vergleichsweise niedrigen Bud-

get hervorbringt? Dies ist vor allem dem

Ausbildungskonzept „Sprungbrett“ ge-

schuldet, an dem die Intendantin seit fast

einem Vierteljahrhundert feilt. Denn orga-

nisiert wird das internationale Festival na-

hezu vollständig von angehenden Kultur-

managern. Sie erhalten in Bayreuth einen

wichtigen Teil ihrer praktischen Ausbil-

dung im Bereich „Kunst und Soziales“.

Künstler wie Manager lernen, sich aufein-

ander einzustellen und einander zu ver-

trauen.

„Der Nachwuchs von morgen sind die

Kinder von heute“, erklärt Thammer das

Education-Projekt „Ran an die Kunst“.

Dieses ist seit 1986 eine feste Einrichtung

des Festivals und richtet sich speziell an

Kinder bis circa 14 Jahre. Sie selbst leitet

einige der Kinderworkshops mit, beim

Symphonieorchester dürfen die Kinder

Das Festival junger Künstler Bayreuth ist seit mehr als einem halben Jahrhundert

eine feste Größe in der Festivalkultur Europas. Genauer gesagt seit 61 Jahren. „Eine

Probebühne für die Jugend der Welt“, so hat der Schriftsteller Martin Gregor-Dellin

das Festival einst genannt. Musiker aus 47 Ländern bewarben sich allein für 2011

um die Teilnahme.

Der „Orient-meets-

Occident“-Workshop gibt die

Möglichkeit zur interkultu-

rellen Begegnung: arabische

klassische Musik und Jazz,

die etablierte Klangikone der

westlichen Moderne, treffen

sich. In Ensembles mit

arabischen wie auch europä-

ischen Teilnehmern werden

die Grundlagen beider musi-

kalischer Traditionen sowie

die jeweilige Herangehens-

weise an die Improvisation

praktisch erarbeitet.

Blechbläser begeistern.

Page 19: Bayreuth_magazin 2011

Künstler aus aller Welt rücken zu-

sammen: Orchester-Anspielprobe

der Ouvertüre von „Die Meister-

singer von Nürnberg“ mit Sebas-

tian Weigle.

hautnah eine Probe miterleben, sogar die

Instrumente erkunden und sich als Diri-

genten versuchen. Auch Kindern, die den

Zugang zur Welt der Klassik nicht von

Haus aus erhalten, wird bei diesem inter-

nationalen Festival die Möglichkeit zu ei-

nem Blick hinter die Kulissen gewährt.

Womit wir beim Motto wären: „Follow

your passion“. Was haben wir eigentlich

davon, wenn wir unserer Leidenschaft fol-

gen? „Wir müssen Anstrengung aushalten,

um unser Ziel zu erreichen“, so Thammer.

Dies gelte es gerade in der heutigen Zeit,

in der alles so einfach zu gehen scheint,

Kindern und Jugendlichen zu vermitteln.

„Spannend, anstrengend und herausfor-

dernd wird es auch in diesem Jahr“, das

verspricht Sissy Thammer. Follow your

passion!

Alle Informationen über das Festival, die

Teilnehmer, Dozenten, den Förderverein

und das aktuelle Programm unter www.

youngartistsbayreuth.com.

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Page 20: Bayreuth_magazin 2011

Wirtschaft

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Gesundheitsregion

Fünf hochqualiizierte Krankenhäuser, eine umfangreiche Allgemein- und Fachärzte-

schaft, zahlreiche medizinisch orientierte Ausbildungseinrichtungen, Unternehmen

für medizinische Technik und Ausstattung, mehrere Thermen und ein hohes touristi-

sches Potenzial: Die Region Bayreuth besitzt ein großes Entwicklungspotenzial im

touristischen Gesundheitswesen.

Geist, Körper, SeeleVon Gunter Becker

Gesundheit und Touris-

mus heißen die beiden

Schlagworte, die in Zu-

kunft eine große Rolle

spielen werden bei der

touristischen Entwick-

lung der Region Bayreuth. „Das Potenzial

ist groß“, weiß Günter Finzel, der Leiter der

Wirtschafts- und Strukturentwicklung der

Stadt Bayreuth, so groß, dass auch das In-

tegrierte Städtebauliche Entwicklungskon-

zept (Isek) empfiehlt, den Gesundheits-

standort Bayreuth auch

unter Tourismusaspek-

ten, beispielsweise durch

die Vernetzung und qua-

litative Weiterentwick-

lung der Potenziale, zü-

gig auszubauen. Noch

sei der Bereich Gesund-

heitstourismus ein klei-

nes Pflänzchen. Doch

schon im kommenden

Jahr wollen Finzel und

sein Team zusammen

mit den Kollegen des

Regionalmanagements

von Stadt und Landkreis

Bayreuth einen „bunten Strauß an Angebo-

ten“ auflegen. Die Bestandsaufnahme ist

abgeschlossen. Nun gilt es, alle Beteiligten

an einen Tisch zu bringen, um die Vernet-

zung voranzutreiben und gemeinsame Ak-

tionen auszuarbeiten. Die Zeit ist reif für

den Ausbau des Gesundheitstourismus.

Folgt man den Prognosen, soll der Ge-

sundheitsmarkt bis 2020 um durchschnitt-

lich 3,3 Prozent im Jahr wachsen. Die Sta-

tistik beweist auch, dass zunehmend mehr

Menschen den Urlaub nicht nur zum Rela-

xen nutzen wollen, sondern als Gesund-

heitsurlaub gestalten wollen. Wurden im

Jahr 2009 noch vier Millionen Gesund-

heitsurlaube gezählt, so soll die Zahl bis

2020 auf sieben Millionen steigen. 2010 er-

gab eine repräsentative Umfrage, dass 36

Prozent der Deutschen es als besonders

wichtig empfinden, in ihrem Urlaub etwas

für die Gesundheit zu tun; 19 Prozent pla-

nen einen Wellnessurlaub, 15,2 Prozent ei-

nen Gesundheitsurlaub, 13 Prozent eine

Kur und neun Prozent konnten sich vor-

stellen, in den nächsten drei Jahren Fit-

nessferien zu verbringen. Vor diesem Hin-

tergrund, sagt Finzel, planen Stadt und

Landkreis Bayreuth, die Region zur Ge-

sundheitsregion zu entwickeln. Denn, so

Finzel: „Die Gesundheitswirtschaft der

Stadt und des Landkreises Bayreuth be-

inhaltet zahlreiche Ansatzpunkte für ge-

sundheitstouristische Angebote.“

Während sich die klinische Versorgung der

Stadt Bayreuth auf Universitätsmedizin-

niveau bewegt, bietet die Universität mit

den Lehrstühlen Gesundheitsökonomie,

Sportökonomie und Sportmedizin, der For-

schungsstelle für Gesundheitsökonomie

Die Stadt Bayreuth hat sich in den vergangenen

Jahrzehnten zu einem kompetenten, anspruchs-

vollen Gesundheitszentrum für Nordbayern

entwickelt. Die Klinikum Bayreuth GmbH und

das Krankenhaus Hohe Warte garantieren im

Verbund die höchste medizinische Versorgungs-

stufe 4, also Universitätsmedizin. Die jeweiligen

Krankenhausträger garantieren mit millionen-

schweren Investitionen die laufende Ergänzung

und Erweiterung ihrer Häuser und eine stete

Fortentwicklung.

Page 21: Bayreuth_magazin 2011

21

und Sozialrecht sowie dem

Institut für Medizinmana-

gement und Gesundheits-

wissenschaften den wissen-

schaftlichen Rahmen. Und

am Friedrich-Baur-For-

schungsinstitut für Bioma-

terialien werden neuartige

Biomaterialien für verschie-

denste medizinische An-

wendungen erforscht und

entwickelt.

Aber auch im Bereich Well-

ness sowie gesundheitsbe-

zogener Sport- und Freizeitangebote verfü-

gen Stadt und Landkreis über ein differen-

ziertes Angebot. Da sind die Thermen

Obernsees, Fichtelberg und die Lohengrin-

therme in Bayreuth, ein weitverzweigtes

Wanderwegenetz, mehr als 50 ausgewiese-

ne Radtouren, ein Nordic-Walking-Park,

Hochseilgarten, mehrere Skipisten, ein

weitverzweigtes Loipennetz, Schneeschuh-

wandern und vieles mehr, was einen gelun-

genen Fitness- und/oder Wellnessurlaub

garantiert. „Die Region besitzt eine heraus-

ragende Versorgungsstruktur, um Gesund-

heitswirtschaft und Tourismus unter einen

Hut zu bringen“, sagt Finzel. Ein großes

kulturelles Angebot für den Geist, ein um-

fangreiches Gesundheitsangebot für den

Körper und eine herrliche Landschaft für

die Seele. Kurzum: ein Premiumstandort

für die ganze Familie.

Einen wichtigen Bestandteil der Gesundheitsregion Bayreuth stellt die Lohengrintherme im

Stadtteil Seulbitz dar. Foto: Lammel

Page 22: Bayreuth_magazin 2011

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Wirtschaft Technologiestandort Bayreuth

Schrittmacher für die RegionVon Stefan Schreibelmayer

Beim Turbinenschaufel-Hersteller AAT wird mit extrem hohen Temperaturen gearbeitet.

Foto: Ritter

Page 23: Bayreuth_magazin 2011

Bayreuth entwickelt sich dank der Universität, außeruniversitärer Forschungsein-

richtungen und Hightech-Unternehmen, die aus diesem Dunstkreis hervorgehen,

mehr und mehr zu einem Technologiestandort. Die geplante Technologieachse als

Verbindung von Campus und Technologiehügel in Wolfsbach soll diese Entwicklung

künftig noch weiter vorantreiben.

Forschung und Entwicklung kosten viel Geld, entsprechende eigene Abteilungen können sich viele Mittelständler des-

halb nicht leisten. Hier kann eine projektbezogene Zusammenarbeit mit der Universität oder Forschungseinrichtungen

aus deren Dunstkreis wertvolle – und bezahlbare – Dienste leisten.

Dass die umstrittenen

Empfehlungen des Zu -

kunftsrats der baye -

r ischen Staatsregie-

rung, künftig nur noch

Metropolen und ihr

Umland strukturpolitisch kräftig zu för-

dern, angesichts dessen auch im Bay-

reuther Rathaus auf Unverständnis und

Missfallen gestoßen sind, ist kein Wun-

der. Oberbürgermeister Dr. Michael Hohl

setzte dem die Forderung entgegen, Bay-

reuth müsse zu einem Leistungszentrum

ausgebaut werden. Und die Vorausset-

zungen dafür liegen nun mal unter ande-

rem in der guten Entwicklung der Uni-

versität und ihres Umfeldes, etwa des

Kompetenzzentrums Neue Materialien

oder der beiden Fraunhofer-Projektgrup-

pen. „Bayreuth braucht sich hinter ande-

ren bayerischen Uni-Standorten beileibe

nicht mehr zu verstecken“, sagt Günter

Finzel. Dem Leiter der städtischen Wirt-

schaftsförderung geht es vor allem auch

um die immer besser werdende Vernet-

zung von Lehre, Forschung und Wirt-

schaft, wobei die Uni als Motor agiere. Sie

biete einen technisch-naturwissenschaft-

lichen Ansatz für ganz Oberfranken.

Die geplante Technologieachse sowie ein

Technologiezentrum sollen dabei die

Möglichkeit für Wachstum eröffnen. Nö-

tig ist das, denn die Uni stößt auf dem

Campus zumindest teilweise bereits an

Grenzen und das Kompetenzzentrum

Neue Materialen (NMB) in Wolfsbach so-

wie das ebenfalls dort untergebrachte

Gründerzentrum platzen im zehnten Jahr

des Bestehens bereits aus allen Nähten.

Eine – positive – Folge sind mehrere Fir-

menausgründungen. So hat sich zum Bei-

spiel mit dem Hersteller von Turbinen-

schaufeln, AAT, ein absolutes Hightech-

Unternehmen in unmittelbarer

Nachbarschaft zu den NMB angesiedelt.

Wichtig ist aber auch, dass die Unterneh-

men der Region den Wert dieser Angebo-

te erkennen. Und da sei man auf einem

guten Weg, so Finzel. Immer mehr Fir-

men nutzten die entsprechenden Mög-

lichkeiten, die Uni selber nehme zuneh-

mend auch eine Rolle als Dienstleister der

Wirtschaft ein. Über eine Zusammenar-

beit mit Hochschule, NMB oder den

Fraunhofer-Projektgruppen werde zum

Beispiel auch kleineren Unternehmen die

Möglichkeit eröffnet, Innovationen zu

entwickeln. Alleine wären sie dazu kaum

in der Lage. Mittlerweile gebe es da ein

eingespieltes Miteinander.

Ein weiteres Beispiel sind die im Kompe-

tenzzentrum in Wolfsbach angesiedelten

Netzwerke – das überaus erfolgreiche

Kunststoffnetzwerk Franken, das Auto-

mobilnetzwerk OfraCar und seit Neues-

tem ein Energienetzwerk, das vor allem

auch Sparpotenziale ausloten und bei der

Umsetzung helfen soll. Ein topaktuelles

23

Page 24: Bayreuth_magazin 2011

Wirtschaft

24

Technologiestandort Bayreuth

Thema, das sich für die beteiligten Unter-

nehmen schnell auch in barer Münze

auszahlen kann. Entsprechend ist der Zu-

lauf. Alles Belege dafür, dass in Bayreuth

Top-Wissen zur Verfügung steht, so Fin-

Das Kompetenzzentrum Neue Materialien ist das eine Ende der geplanten Technolo-

gieachse.

Foto: Lammel zel. „Wir haben die Rolle als Schrittma-

cher für die Entwicklung der Region

übernommen“, sagt der Wirtschaftsförde-

rer. Nach einem nötigen Aufholprozess

stoße der Technologiestandort mittler-

weile in Sphären vor, die sonst größeren

Metropolen vorbehalten sind. Die Stadt

sei unter anderem gefordert, dabei eine

aktive Rolle als Mittler zwischen For-

schung und Wirtschaft einzunehmen,

zugleich die planerischen Voraussetzun-

gen zu schaffen und damit die gewünsch-

te Entwicklung weiter anzuschieben. Da-

bei gehe es oft auch um ständige Kleinar-

beit. „Nur darauf zu warten, dass ein

Unternehmen anklopft, und dem dann

ein Grundstück anzubieten – das reicht

heute schon lange nicht mehr“, sagt Fin-

zel: „Die Angebote, die Bayreuth heute

machen kann, eröffnen die Chance,

hochqualifizierte Arbeitsplätze hier zu

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Page 26: Bayreuth_magazin 2011

26

Wirtschaft Kooperation CLARA II

Zusammen statt nebeneinanderVon Stefan Schreibelmayer

Wenn Nachbarn sich kennen, wenn sie wissen, wie der andere tickt, dann klappt

auch die Zusammenarbeit. Im Dreiländereck Böhmen/Sachsen/Bayern soll das von

der EU geförderte Projekt CLARA II zu besserer Kooperation der öffentlichen Verwal-

tungen beitragen. Die Stadt Bayreuth ist hier maßgeblich beteiligt.

Für Günter Finzel, Leiter der

städtischen Wirtschaftsför-

derung, ist die Mitarbeit

„die Chance, aktiv an der

europäischen Einigung

mitzuwirken“. Es reiche

nicht, nur die Metropolen zu vernetzen.

An den Nahtstellen, am ehemaligen Eiser-

nen Vorhang, müsse das Zusammenwach-

sen gefördert werden. Hier seien persönli-

che Kontakte, wie sie in den einzelnen

CLARA-Arbeitsgruppen entstehen, sehr

hilfreich. Ein Beispiel, wo es noch hakt,

sind für ihn die im Gegensatz zu Straße

und Flugverkehr unzulänglichen Bahn-

verbindungen zum östlichen Nachbarn

Tschechien. „Es ist doch ein Unding, dass

es zwischen Nürnberg und Prag keine

Fernverbindung gibt“, sagt Finzel, dessen

Team den Bereich Schienenverkehr im

CLARA-Gebiet verantwortet. Er ist fest

überzeugt: Das unbestreitbare Bahnprob-

lem Bayreuths wird im Dreieck Nürnberg-

Prag-Sachsen entschieden. Es gelte, einen

möglichst großen Nutzen für die gesamte

Region und damit auch für Bayreuth zu

schaffen. Ziel sei ein integraler Taktfahr-

plan über leistungsfähige Bahnknoten-

punkte und damit eine deutlich bessere

Anbindung an den Fernverkehr mit letzt-

lich deutlich kürzeren Fahrzeiten. Dabei

gelte es, durch vernetzte Zusammenarbeit

Kompetenzen und politische Schlagkraft

zu bündeln, um als Region gehört zu wer-

den. Das sei bei der Sachsen-Franken-Ma-

gistrale Dresden–Nürnberg im Rahmen

des Sächsisch-Bayerischen Städtenetzes

bereits vor einiger Zeit gelungen.

Doch beim CLARA-Projekt geht es auch

noch um andere Bereiche. So engagieren

sich Stadt und Region Bayreuth unter an-

derem auch im Themenfeld Tourismus.

Hier liegen die Schwerpunkte im Bäder-

und Golftourismus, im Wintersport, aber

auch im Rad- und Kanuurlaub. Auch da-

bei geht es um Vernetzung und Zusam-

menarbeit. Die dahinter steckende Idee

ist, dass sich die entsprechenden Angebote

durch Kombinationen noch interessanter

gestalten lassen und durch die Kooperati-

on über die Grenzen hinweg erfolgreicher

vermarkten lassen – auch international.

Eine weitere für die Stadt Bayreuth bedeu-

tende grenzübergreifende Kooperation Golftourismus ist ein Kooperationsfeld im Rahmen von CLARA II.

Nach der EU-Osterweiterung

2004 wurde mit dem Projekt

CLARA ein intensiver Kon-

takt zwischen Behörden aus

Böhmen, Südwestsachsen

und Oberfranken ins Leben

gerufen. Mit so großem

Erfolg, dass im Herbst 2010

das erneut EU-geförderte

Nachfolgemodell CLARA II

gestartet wurde. Es ist bis

2013 befristet.Fo

to:

Lam

me

l

Page 27: Bayreuth_magazin 2011

27

stellt der Zivil- und Katastrophenschutz

dar. Und die heimische Wirtschaft, so

Finzel, könne angesichts des drohenden

Fachkräftemangels und der seit Mai 2011

geltenden Arbeitnehmer- und Dienstleis-

tungsfreiheit von einer Koordination auf

dem Gebiet des Arbeits- und Ausbildungs-

marktes profitieren.

Deutlich bessere Bahnverbindungen sollen für die Region dank CLARA II herausspringen.

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Page 28: Bayreuth_magazin 2011

28

Wirtschaft Gute Platzierungen im Städte-Ranking

„Es ist gut, dass uns Rankings

an unsere Stärken erinnern“Von Udo Bartsch

Bayreuth durfte sich im vergangenen Jahr gleich drei Mal über ein gutes Abschneiden

bei Vergleichsstudien freuen. Beim Zukunftsatlas des Schweizer Forschungsinstituts

Prognos rangierte die Stadt unter 439 kreisfreien Städten und Landkreisen auf Platz 85.

Beim großen Auskunft.de-Lebensqualitätsindex 2010 von Gesundheit über Bildung bis

Kultur erreichte die Bayreuth sogar Rang vier unter mehr als 400 Städten und Landkrei-

sen. Und beim Ranking Wirtschaftskraft - einer Studie, die von der Initiative Neue Sozi-

ale Marktwirtschaft, der Zeitung „Wirtschaftswoche“ und IW Consult in Köln in Auftrag

gegeben wurde - belegte Bayreuth bei den sich am dynamischsten entwickelnden Städ-

ten einen herausragenden zweiten Platz unter 100 kreisfreien Städten. Über die Plat-

zierungen sprach Oberbürgermeister Dr. Michael Hohl mit Udo Bartsch.

Beachten Sie die Aussagen von Städ-terankings? Immerhin schaut jemand von außen, gewissermaßen ein Neutraler auf Bayreuth.

OB Dr. Hohl: Bei aller Präzision bieten

Rankings letztlich immer nur grobe Ver-

gleichsmöglichkeiten, da sie auf ausgewähl-

ten statistischen Kriterien basieren, die die

Entwicklung einer Stadt oder einer Region

nicht in ihrer Gesamtheit abbilden können.

Die Bedeutung von Städterankings darf da-

her nicht überbewertet werden - im Positi-

ven genauso wie im Negativen. Als Grad-

messer für die eigene Position im Konkur-

renzkampf mit anderen Standorten um

Investitionen, Bevölkerungssubstanz und

Lebensqualität haben sie aber dennoch oft-

mals eine nicht zu unterschätzende Aussa-

gekraft. Wir schauen uns daher selbstver-

ständlich das Abschneiden Bayreuths bei

den wissenschaftlich seriösen und aussage-

fähigen Rankings genau an.

Was bedeuten die Platzierungen für das Ansehen der Stadt?

OB Dr. Hohl: Die Stärken und Schwächen

einer Stadt oder einer ganzen Region und

das damit verbundene Ansehen basieren in

aller Regel auf langjährigen Entwicklungs-

trends. An diesen tradierten Images ändert

auch das gute oder schlechte Abschneiden

bei einem einzelnen Ranking nichts. Geht

es aber beispielsweise um Fragen der Zu-

kunftsfähigkeit oder der Lebensqualität, so

können seriöse Rankings durchaus Grad-

messer für kommunalpolitische Entwick-

lungsprozesse sein, die dann bei Investiti-

onsentscheidungen von Unternehmen,

aber auch bei der Gewinnung von qualifi-

ziertem Personal eine nicht zu unterschät-

zende Rolle spielen. Bayreuth hat im ver-

gangenen Jahr gleich bei drei wichtigen

bundesweiten Vergleichsstudien erfreulich

gut abgeschnitten. Wenn unserer Stadt in-

nerhalb kurzer Zeit in Sachen Wirtschafts-

dynamik, Lebensqualität und Zukunftsfä-

higkeit gute bis sehr gute Qualitäten be-

scheinigt werden, dann dürfen wir

Bayreuther das durchaus auch mal als Be-

stätigung der eigenen Arbeit so stehen las-

sen.

Die Kunst hat in Bayreuth ihren

Stellenwert: Der illuminierte Canal

Grande.

Foto: Lammel

Page 29: Bayreuth_magazin 2011

29

Die Rankings wirken ja auch nach innen auf die Bürgerschaft und sorgen für Diskussionen… Dr. Hohl: Die oberfränki-

sche Mentalität neigt dazu,

das eigene Licht unter den

Scheffel zu stellen. Dies gilt

auch für die Bayreuther. Die

große Attraktivität und das

enorme Potential, das in

unserer Stadt und der gan-

zen Region steckt, wird da-

bei oftmals ein klein wenig

übersehen. Das gute Abschneiden Bay-

reuths bei gleich mehreren Rankings der

jüngeren Vergangenheit zeigt, dass diese

Qualitäten außerhalb wesentlich positiver

wahrgenommen werden.

Könnte man sagen, Städterankings sind eine Erfolgskontrolle für Kommunalpolitik?Dr. Hohl: Wenn sich aus derartigen Ran-

kings belastbare Entwicklungsprozesse er-

geben, die von der Kommunalpolitik auch

unmittelbar beeinflussbar sind, dann ja! Im

Zukunftsatlas des Schweizer Forschungsin-

stituts Prognos für das vergangene Jahr bei-

spielsweise hat sich die Stadt Bayreuth mit

Platz 85 unter 439 kreisfreien Städten und

Landkreisen mehr als respektabel positio-

niert. Die begleitenden Erläuterungen der

Studie bestätigten die wirtschaftspolitische

Strategie Bayreuths, mit Entwicklungs-

schwerpunkten wie den Neuen Materialien

Innovationsimpulse und damit eine Stär-

kung der Wettbewerbsfähigkeit des Rau-

mes insgesamt zu erreichen.

In Bayreuth lässt es sich gut leben. Das wissen Familien und

belelgen die Ranking-Ergebnisse.

„Stadt, Bürger und

Unternehmen ziehen

letztlich an einem

Strang. Wenn uns

Rankings zeigen, dass

die Richtung stimmt -

umso besser.“

Oberbürgermeister Dr. Michael Hohl

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Page 30: Bayreuth_magazin 2011

30

Wirtschaft Hotel- und Kongresszentrum auf der Herzoghöhe

Konturen bis JahresendeVon Udo Bartsch

120 Jahre Brautradition bringen Bayreuth einen gewaltigen Schritt vorwärts: In der al-

ten Mälzerei auf der Herzoghöhe entstehen ein Vier-Sterne-Superior-Wellness-The-

menhotel mit 75 bis 80 Zimmern, Festsaal, Cigar Lounge und Wohlfühlturm. Daneben,

auf dem Brauereigelände, plant die Maisel Brauerei ein Tagungszentrum mit einem

Hauptsaal von 800 Quadratmetern und kleineren Seminarräumen. 25 Millionen Euro

will Maisel investieren. Der international angelegte Architektenwettbewerb läuft.

Die Idee des Kon-

gresszentrums auf dem

Maisel-Gelände ge-

winnt weiter Konturen.

Schritt für Schritt treibt

die Brauerei Maisel das

Schlüsselprojekt voran. Seit Anfang Juli

läuft ein groß angelegter Architektenwett-

bewerb, an dem sich renommierte Archi-

tektenbüros auf internationaler Ebene be-

teiligen. Ziel: Entwürfe für das Kon-

gresszentrum in der alten Brauerei bis

Mitte Oktober. Im April dieses Jahres

stimmte der Stadtrat den Eckpunkten ei-

nes Realisierungswettbewerbs zu. Die

Stadt Bayreuth wird im Preisgericht mit

vertreten sein und die Ergebnisse des

Wettbewerbs werden dem Stadtrat nach

Abschluss des Verfahrens Ende dieses Jah-

res vorgestellt. Für Bayreuth ist das Kon-

gresszentrum, das in Public-Private-Part-

nership verwirklicht wird, ein Schlüssel-

projekt. Oberbürgermeister Dr. Michael

Hohl: „Vom Projekt der Brauerei Gebrüder

Maisel verspreche ich mir daher nachhal-

tige touristische Impulse, zusätzliche Be-

sucher, mehr Veranstaltungen und damit

ein deutliches Plus an Attraktivität für un-

sere Stadt.“ In Deutschland ist jeder dritte

Hotelgast ein Tagungs- oder Kongressteil-

nehmer. Dies zeige eindrucksvoll die tou-

ristische Bedeutung des Tagungs- und

Kongresswesens, von dem im Übrigen

nicht nur die Übernachtungsbetriebe pro-

fitierten, sondern auch andere Branchen,

bis hin zum innerstädtischen Einzelhan-

del. „Die Brauerei Maisel ist seit Jahrzehn-

ten nicht nur ein bedeutendes Wirt-

schaftsunternehmen in Bayreuth, sondern

durch den Bekanntheitsgrad des Marken-

namens Biere und das Bekenntnis zu Bay-

reuth auch ein überregionaler Imageträger

für unsere Stadt“, so der Oberbürgermeis-

ter.Hinter Maisels Idee, ein Kongresszent-

rum auf dem Brauereigelände zwischen

Kulmbacherstraße und Hindenburgstraße

zu errichten, steht der Wille, die Themen

Bier und Genussregion als Alleinstellungs-

merkmal zu nutzen. Dadurch setzt sich

das Hotel- und Tagungszentrum klar von

seinen Konkurrenten ab. Die Brauerei

Maisel, die als Bauherr für das Gesamt-

projekt auftritt, verspricht sich durch das

Vorhaben zweierlei: eine nachhaltige Nut-

zung ihrer historischen Gebäude (die his-

torische Maiselbrauerei steht seit 1972 leer

und wird seit 1985 nicht mehr genutzt).

Und eine unternehmerische Neuausrich-

tung an ihrem Stammsitz in Bayreuth.

„Wir wollen mit diesem Projekt unsere

Seele zeigen.“ Jeff Maisel

Page 31: Bayreuth_magazin 2011

31Die historischen Gebäude auf dem Gelände der Maisel

Brauerei sollen den Kern des Kongresszentrums bilden.

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Page 32: Bayreuth_magazin 2011
Page 33: Bayreuth_magazin 2011
Page 34: Bayreuth_magazin 2011

Stadtgestaltung

34

Unesco-Welterbe

34

Warten auf WeltrangVon Eric Waha

Das Markgräliche Opernhaus Bayreuth hat Weltruf, es hat weltweite Einzelstellung

durch seinen original erhaltenen Innenraum. Was jetzt noch fehlt, ist der Rang eines

Unesco-Weltkulturerbes. Der Weg dorthin ist schwer, aber das Opernhaus ist nach

Angaben der Verantwortlichen auf einem guten Weg. Im Sommer 2011 soll eine Gut-

achtergruppe nach Bayreuth kommen, um das Opernhaus auf seine Welterbetaug-

lichkeit zu untersuchen.

Unabhängig von der Ent-

scheidung der Unesco,

die im kommenden Jahr

erwartet wird, steht das

Opernhaus vor der um-

fassendsten Sanierung

in seiner mehr als 250-jährigen Geschichte

seit der Erbauung durch die Barockmeister

der Familie von Giuseppe und Carlo Galli-

Bibiena (innen) und Joseph Saint-Pierre

(außen). Das Spannende an der Sanierung,

die 18,9 Millionen Euro kosten und im Ja-

nuar 2013 beginnen wird: Das Opernhaus

wird wieder so aussehen, wie es Markgräfin

Wilhelmine 1750 selbst erlebt hat. Der Res-

taurator Martin Hess, der in den vergange-

nen Monaten bei den umfassenden Vor-

untersuchungen, die seit 2009 laufen,

Mus terachsen im Opernhaus angelegt hat,

die den späteren Zustand erahnen lassen,

sagt: Die ursprünglich angestrebte Sanie-

rung, bei der die jetzige Farbgebung beibe-

halten werden könnte, sei nicht möglich.

Der Grund liege darin, dass die Farbe, die

bei der Überarbeitung des Hauses 1936

verwendet wurde, so viel Spannung mit

dem Untergrund aufgebaut habe, dass das

darunter befindliche Holz weiter reißen

könnte. Das Haus wird einen Wechsel voll-

ziehen, der deutlicher nicht sein kann: „Das

Nachdem die Welterbe-

Bewerbung im Jahr 2010

nicht geklappt hat, ist die

Bewerbung jetzt auf ei-

nem guten Weg und liegt

bereits bei der Unesco in

Paris zur Begutachtung

vor. Im Sommer 2011

kommt eine Gutachter-

kommission der ICOMOS

(International Council on

Monuments and Sites) ins

Opernhaus.

Der Restaurator Martin Hess mit Verantwortlichen des Staatlichen Bauamts unter der reich

bemalten Decke des Opernhauses. Er entdeckte Überraschendes bei Voruntersuchungen.

Auch dieses Engelchen wird bald

neu mit Gold überzogen.

Page 35: Bayreuth_magazin 2011

35

Haus wechselt von Nato-Oliv zu Smaragdgrün“, wie es der

Leiter der Bauabteilung der Bayerischen Schlösserverwal-

tung, Martin Pfeil, nennt. Pfeil zeigte sich im Rahmen eines

Pressegesprächs mehr als begeistert von der Planung und

dem vermutlichen Gesamteindruck, den das Haus einmal

ausstrahlen soll: Das Haus werde nicht nur den Eindruck

von 1750 wiedergeben, „wir werden auch auf die originale

Bühnenöffnung zurückgehen. Die dann zu sehende durch-

gehende Raumflucht wird berauschend sein. Das wird

nicht nur von der Bausubstanz, sondern auch vom Ein-

druck her unvergleichlich werden“. Die Chancen, die die

Bayreuther Welterbe-Bewerbung haben wird, seien als hoch

einzuschätzen, vermutet der Präsident der Bayerischen

Schlösserverwaltung, Johannes Erichsen, bei einem Rund-

gang im Opernhaus. Die Bewerbung sei auf der Zielgeraden

angekommen – was dem Haus als „bedeutendstes und bes-

terhaltenes Beispiel höfischer Opernhausarchitektur und

Opernkultur des Barock“ auch durchaus gerecht werde.

Bis September 2012 kann das Opernhaus jedoch noch be-

sichtigt werden. Erst dann beginnen die Einrüstarbeiten.

Welterbeverdächtig schön: Wesentlich farbenprächtiger soll der

Innenraum des Opernhauses nach der Sanierung werden als jetzt.

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Page 36: Bayreuth_magazin 2011

Stadtgestaltung

36

Richard-Wagner-Museum

Wahnfried und das

neue Museumskonzept Gert-Dieter Meier

Dort, wo Richard Wagners Wähnen Frieden fand, sollen noch in diesem Jahr die Bagger

anrücken. Nach der Wiederherstellung der im Kriege stark zerstörten „Villa Wahnfried“

bröckelt der Putz am früheren Wohnhaus Richard Wagners. Deshalb wird nun der Altbau

saniert und durch einen Neubau (Architekten Staab, Berlin) ergänzt. Museumsdirektor

Sven Friedrich: „Der Raum- und Themenplan steht. Wir sind jetzt an der Feinplanung der

Einrichtung und der Themen, die dort gespielt werden sollen.“

Das neue Richard-Wag-

ner-Museum besteht

aus drei Teilen: dem

Haus Wahnfried, dem

neuen Anbau und Tei-

len des Siegfried-Hau-

ses. Wagners Wohnhaus, das der Kompo-

nist Wahnfried genannt hat, soll künftig

als „auratisch-authentischer Ort“ stärker

erlebbar werden. Das Problem: Das Haus

ist am 5. April 1945 durch eine Flieger-

bombe stark zerstört und nach dem Krieg

notdürftig saniert worden. Die Villa Wahn-

fried gehörte bis 1973 der Familie Wagner;

dann ging sie als Schenkung an die Stadt

Bayreuth. Friedrich: „Das, was wir hier

heute haben, ist also schon ein Rekons-

trukt. Und wir wissen bei vielen Räumen

gar nicht, wie

sie wirklich

ausgesehen

haben – weil

es keine Do-

kumente gibt.

Und auch weite Teile des Interieurs sind

damals zerstört worden. Eine Rekonstruk-

tion im Sinne eines 1:1-Puppenhauses, wie

es manche gerne hätten, scheidet damit

aus.“ Allerdings wollen sich die Museums-

macher darum bemühen, den Besuchern

stärker als bisher „eine atmosphärische Im-

pression zu bieten, wie das Leben in

Wahnfried damals ausgesehen haben

könnte“. In den Räumen des Ober- und

Zwischengeschosses – Friedrich: „Da ha-

ben wir keinelei Ahnung, wie es da ausge-

sehen hat“ – sollen weitere Ausstellungs-

teile aus der Zeit 1813 bis 1883 Platz fin-

den. Friedrich: „Wahnfried gehört Wagner

– Wagners Leben, Wagners Werk. Alles,

was danach kommt, wird sich im Unterge-

schoss des Neubaus abspielen. Also auch

die Geschichte der Bayreuther Festspiele.“

Die ideologische Wagner-Rezeption, also

Themen wie „Wagner und das Dritte

Reich“ und das Verhältnis Winifred Wag-

ners zu Adolf Hitler, soll im Siegfried-Wag-

ner-Haus abgehandelt werden. Ob er bei

der nun anstehenden historischen Aufar-

beitung mit bösen Überraschungen rech-

net? „Ich denke nicht, dass da sehr viele

neue Aspekte zutage treten werden“, sagt

der Wagnerexperte, „aber ich würde es be-

grüßen, wenn die Familienteile, die wo-

möglich noch historisches Material besit-

zen, dieses zur Verfügung stellen würden.

Damit endlich Schluss ist mit der ewigen

Mythenbildung.“ Friedrichs erklärtes Ziel:

„Wir müssen die Dinge zeigen, wie sie wa-

ren.“ Das Besondere am neuen Bayreuther

„Wir wollen kein Wagner-Puppenhaus“ (Museumsdirektor Dr. Sven Friedrich)

Page 37: Bayreuth_magazin 2011

37

Museumskonzept? Sven Friedrich: „Wir

wollen eine Geschichte erzählen – die Ge-

schichte Wagners. Deshalb sind bei uns –

anders als bei Museen wie dem Louvre –

Exponate nur Mittel zum Zweck. Jedes

Exponat – und deren haben wir viele –

wird sich danach befragen lassen müssen,

welchen Anteil es an der Gesamtgeschichte

hat.“ Anders gesagt: Vieles von dem, was

bisher in Bayreuth ausgestellt wurde, wird

im Depot verschwinden. „Wir wollen, ge-

treu dem Grundsatz ‚Keep it short and

simple‘ jedenfalls weniger Exponate zei-

gen als bisher“, sagt Friedrich.

Bei der Frage, wie man die Inhalte am ef-

fektivsten an den Besucher bringt, setzt

Friedrich vor allem auf den einen mehr-

sprachigen Audioguide: „Dadurch können

wir uns in der Ausstellung praktisch auf

eine Objektbeschriftung konzentrieren.“

Wagner wird aber nicht losgelöst von dem

historischen Kontext zu erleben sein: „Ich

finde es wichtig, nicht nur Wagners Schaf-

fen zu zeigen, sondern auch über die Be-

dingungen zu sprechen, unter denen Wag-

ner gelebt und gearbeitet hat.“ Wichtig ist

Friedrich zudem ein „niederschwelliger

Ansatz“ bei der Museumsgestaltung: „Man

kann heute nicht mehr davon ausgehen,

dass die Mehrzahl der Besucher Vorkennt-

nisse mitbringt. Dem muss man Rech-

nung tragen.“

Natürlich werden auch die historischen

Bühnenbildmodelle wieder gezeigt – „end-

lich“, wie Friedrich hinzufügt. „Das ist ja

das Leiden derer, die hier arbeiten: Wir ha-

ben so viele Schätze, die wie Dornröschen

darauf warten, wachgeküsst zu werden.“

Dass bei der Ausstattung des Richard-

Wagner-Museums sowohl in personeller

wie in finanzieller Hinsicht noch massiver

Nachholbedarf besteht, macht Friedrich

mit folgendem Vergleich deutlich: „Wir

sind hinsichtlich Ausstattung und Res-

sourcen in etwa auf demselben Level wie

das Schumann-Haus in Zwickau. Das ist

nicht wenig, aber nicht angemessen. Na-

türlich ist das Schumann-Haus in Zwickau

gut und wichtig und eine wunderbare Ein-

richtung, aber in Bayreuth geht es um Ri-

chard Wagner. Und der hat, gleichgültig,

wie man zu ihm und dem ganzen Treiben

in Bayreuth stehen mag, eine ganz andere

kulturhistorische Bedeutung. Als Künst-

ler, aber vor allem hinsichtlich der Rezep-

tions- und Wirkungsgeschichte. Letztere

Mit einem lichtdurchluteten

Glasbau-Konzept hat das Berli-

ner Architekturbüro Staab den

Realisierungswettbewerb für

die Erweiterung des Richard-

Wagner-Museums gewonnen.

Im Untergeschoss des Pavillons

im Garten der Villa Wahnfried

ist Platz für Wechselausstellun-

gen, im Erdgeschoss können

auch Veranstaltungen stattin-

den.

Fotomontage: Staab

Page 38: Bayreuth_magazin 2011

Stadtgestaltung

38

Umbau Haus Wahnfried

ist nach meinem Dafürhalten mindestens

gleichrangig zu der Goethes zu sehen.“ Al-

lein, bei der finanziellen und personellen

Ausstattung hinkt das Wagnermuseum in

Bayreuth etwa dem Händel-Haus in Halle

oder dem Bach-Archiv in Leipzig deutlich

hinterher. Warum dem so ist? „Vielleicht

hat man in Bayreuth das Museum in den

letzten Jahrzehnten zu sehr als Wurmfort-

satz der Festspiele angesehen“, mutmaßt

der Museumsdirektor. Aus dieser Zwangs-

jacke will Friedrich jetzt raus. Er will das

Haus in einen europäischen Kulturkontext

stellen. Das freilich bedingt ein Umdenken

bei den Geldgebern. Mit einem Gesamtetat

von 600.000 Euro (inklusive Personal und

aller sonstiger Kosten) kommt man einfach

nicht weiter. Umso mehr freut sich Fried-

rich nun auf die Sanierung, die Erweite-

rung, die konzeptionelle Revolution. Und

doch: „Alleine werden wir es nicht schaf-

fen, neue Touristen in großer Zahl anzulo-

cken. Dazu brauchen wir maßgeblich die

Ideen und das touristische Marketing der

Bayreuth Marketing und Tourismus

GmbH.“ Friedrich glaubt fest daran, dass

die derzeitigen Besucherzahlen – 30.000

pro Jahr – deutlich steigerbar sind. Fried-

rich: „Ein Besucherpotenzial von 50.000

oder 60.000 Menschen pro Jahr erscheint

machbar.“ Natürlich träumt auch Muse-

umsdirektor Sven Friedrich davon, dass

das Bauvorhaben bis zum Wagner-Doppel-

jubiläum 2013 fertiggestellt werden kann.

Allein: Es wird schwierig werden, weil der

Verfahrensweg lang und kompliziert ist.

„Wie weit man dann letztlich kommen

wird, hängt von so vielen Faktoren ab,

dass Prognosen furchtbar schwierig sind.

Dinge, die gut werden sollen, brauchen

einfach ihre Zeit.“

Fundraising für Haus Wahnfried

Die Sanierung und Erweiterung des Ri-

chard-Wagner-Museums sollen nicht allein

über Mittel der öffentlichen Hand finan-

ziert werden. Deshalb ist der Leiter des

Wagner-Museums, Dr. Sven Friedrich, der-

zeit dabei, eine Fundraising-Kampagne zu

entwickeln. Ein großes Problem bei der

Sponsorensuche: die thematische Nähe zu

den Bayreuther Festspielen, die ja selbst

bemüht sind, zusätzliche Mittel an Land

zu ziehen. Friedrich: „Wir haben natürlich

keinerlei Interesse daran, mit den Festspie-

le in eine Konkurrenz um Sponsorengelder

zu treten.“

Basis für alle strategischen Bemühungen

ist ein Gutachten der Firma Actori. Dort

wurden zunächst Potenziale abgeschätzt

und Rahmendaten abgesteckt. Was heraus-

gekommen ist, mag manch kühnen Opti-

misten eher enttäuschen: Die Actori-Spezi-

alisten schätzen das Sponsoring-Volumen

auf allenfalls eine Million Euro ein – ange-

sichts einer Gesamtinvestitionssumme von

bald 15 Millionen Euro nicht unbedingt

viel. Was ist bisher schon gelaufen? Zu-

nächst haben Friedrich und sein Team die

Webseite www.wagnermuseum.de völlig

Im Saal der Villa Wahnfried führte der Regisseur Hans-Jürgen Syberberg (links) 1980

ein faszinierendes Interview mit Winifred Wagner. Foto: Archiv

Haus Wahnfried ist das ehe-

malige Wohnhaus Richard

Wagners (1813–1883). Der

Name des Hauses erklärt

sich durch den Spruch, der

auf der Vorderseite des Hau-

ses eingraviert ist:

„Hier wo mein Wähnen

Frieden fand – Wahnfried

– sei dieses Haus von mir

benannt.“

Nach einem Tagebucheintrag

Cosima Wagners vom 4. Mai

1874 stand der hessische

Ort Wanfried bei Eschwege

Pate für die Benennung des

Hauses.

(Quelle: Wikipedia)

Foto: Archiv

Page 39: Bayreuth_magazin 2011

umgekrempelt. Neues Motto für das Muse-

um: „Wahren. Schaffen. Erleben“. Zudem

ist eine Broschüre für Sponsoren geplant.

Schließlich wird auch auf Facebook für die

neuen Museumsziele geworben.

Richtig losgehen soll das Werben um

Sponsoren im Sommer, während der Fest-

spielzeit. Geplant sind eine Plakataktion,

die Ausgabe von Postkarten sowie die Ge-

winnung von „Botschaftern“, die sich für

das Projekt begeistern. Friedrich: „Die Zei-

ten, da man zum Telefonhörer griff, ir-

gendeinen Unternehmer anrief und

500.000 Euro aus dem Baum fielen, sind

längst vorbei. Es braucht eine langfristige

– nachhaltige – Kampagne, die weit über

2013 hinaus wirkt.“ Und eine solche könne

erst dann losgetreten werden, wenn das öf-

fentlich-rechtliche Finanzierungskonzept

steht. Friedrich: „Sponsoring ist Invest-

ment. Und solange ein Unternehmer oder

ein Unternehmen nicht sicher weiß, wie

ein Projekt finanziert wird, wird er sich

nicht erklären.“ Die Stadt und der Freistaat

haben sich diesbezüglich bereits erklärt,

lediglich ein klares öffentliches Bekenntnis

des Bundes steht noch aus.

Ein nettes Vorhaben stellt Friedrich schon mal vor: „Wir planen eine Aktion ‚Stiften Sie Ihre persönliche Note‘. Dabei kann jeder mithelfen,

dass eine Partitur durch den Erwerb einer oder mehrerer Noten fertiggeschrieben werden kann.“ Außerdem sollen wieder Patronatsschei-

ne aufgelegt und kleinere Giveaways angeboten werden. Ziel des Museumsdirektors ist es, in jedem Fall, auch jeden einzelnen Bürger,

Gast, Wagnerfreund anzusprechen und einzubeziehen in das wohl wichtigste Bayreuther Museumsprojekt der letzten 50 Jahre.

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Page 40: Bayreuth_magazin 2011

40

Stadtgestaltung Landesgartenschau 2016

Bayreuth rüstet sich für die

Landesgartenschau 2016Von Heike Fauser

Auf einem 56 Hektar großen Areal entsteht in den Mainauen die Landesgartenschau.

Unter dem Motto „Zu Gast bei Wilhelmine in Bayreuth“ soll die Parkanlage mit der

historischen Innenstadt, dem Hofgarten und der Eremitage verknüpft werden.

Bayreuth werde bald aufblü-

hen, sagte Oberbürgermeis-

ter Michael Hohl bei der

Bekanntgabe der Entwurfs-

preisträger. Und die Aus-

sichten des rund 12,5-Milli-

onen-Projekts sind tatsächlich rosig. Denn

die Stadt setzt bei ihrem Vorhaben auf

Nachhaltigkeit und will aus der Anlage ei-

nen Sport- und Erholungspark machen, der

auch nach der Landesgartenschau mög-

lichst viele Besucher in die Wagnerstadt

lockt. Der Auensee könnte, wenn das Pla-

nungsverfahren in den nächsten Monaten

zustimmt, als Badesee genutzt werden. Ge-

rade für Läufer und Inlineskater böte der

Park mit seinen langen Strecken ideale Be-

dingungen. „Wir planen Möglichkeiten für

Funsportarten“, sagt Hans-Dieter Striedl,

Baureferent der Stadt Bayreuth. Von Slack-

lining – einer neumodischen Sportart, bei

der man, ähnlich wie beim Seiltanz, auf ei-

nem Schlauchband oder Gurtband balan-

ciert – und von zwei, drei Boulebahnen ist

die Rede. „Sicherlich wird die Stadt auch

mit hiesigen Sportvereinen kooperieren,

aber konkrete Gespräche gibt es noch

nicht“, erklärt Striedl.

Lebensqualität verbessern

Rund 42 Entwürfe waren bei der Stadt ein-

gegangen, aus denen die Jury im Mai fünf

Preisträger ermittelte. Besonders überzeugt

hatte der Vorschlag des Berliner Land-

schaftsarchitekturbüros Hahn, Hertling,

von Hantelmann. Hohl: „Die Umsetzung

wird die Lebensqualität in Bayreuth über

Die Parkanlage soll nach der Landesgartenschau weiterhin als Sport- und Erholungspark dienen.

Rund 12,5 Millionen Euro

kostet das Mammutpro-

jekt Landesgartenschau.

Davon bezuschusst

das Umweltministeri-

um knapp 3,6 Millionen

Euro. Die restlichen neun

Millionen muss die Stadt

Bayreuth inanzieren. Der

Durchführungshaushalt,

der die laufenden Einnah-

men und Ausgaben um-

fasst, beträgt geschätzte

acht Millionen Euro.

Page 41: Bayreuth_magazin 2011

41

die Landesgartenschau hinaus nachhaltig

verbessern.“ Welcher der fünf Preisträger

jedoch den Auftrag erhält – Baubeginn ist

für Mitte 2012 geplant –, wird in einem so-

genannten Verhandlungsverfahren geklärt.

Geld sparen

Doch bis dahin ist noch jede Menge zu tun.

So steht beispielsweise die Gründung einer

Gesellschaft – Bayreuth will die Landesgar-

tenschau über die Wohnungsbau- und

Wohnungsfürsorgegesellschaft (Gewog) fi-

nanzieren – aus. Mit jener Lösung orien-

tiert sich Bayreuth an dem Erfolgsmodell

der Stadt Marktredwitz. Die Oberpfälzer

hatten 2006 zusammen mit Eger die län-

derübergreifende Landesgartenschau aus-

Auch nach der

Landesgarten-

schau sollen Fa-

milien mit ihren

Kindern in der

groß angelegten

Parkanlage Spaß

haben. Die Stadt

plant ein vielfäl-

tiges Freizeitan-

gebot.

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gerichtet und zur Finanzierung deren

100-prozentige Tochtergesellschaft Stewog

(Stadtentwicklungs- und Wohnungsbau

GmbH) mit ins Boot geholt, womit sich

Marktredwitz teure Vorsteuerzahlungen er-

sparte. Bayreuth will seinen Haushalt mit-

hilfe der Gewog ebenfalls verschonen. Von

den 12,5 Millionen Euro muss die Stadt –

oder die Gewog eben – rund neun Millio-

nen aufbringen. Eine Beteiligung von

Sponsoren schließt die Stadt dabei nicht

aus. „Es gibt noch keine Förderer. Dazu ist

es noch viel zu früh“, so Striedl. Viel zu

früh ist nach Worten des Baureferenten

auch die Diskussion über Kartenpreise und

Besucherzahlen. „Wir haben nur Ver-

gleichszahlen aus anderen Städten.“ Heißt

konkret: abwarten.

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Page 42: Bayreuth_magazin 2011

42

Stadtgestaltung Traditionslokal Eule

Ein neues Skelett für die EuleVon Eric Waha

Sie war die Künstlerkneipe Nummer eins in Bayreuth, Treff der Wagner-Verrückten,

Hort der Sänger nach der Aufführung. Und sie war akut einsturzgefährdet. Jetzt be-

kommt die Eule eine Generalkur und soll am 1. Mai nächsten Jahres wieder aufma-

chen, fast so als wäre nichts gewesen. Nur mit einem neuen Konzept: Gastronomie

und Wohnen sollen miteinander verbunden werden. Mit altem Charme und – im dop-

pelten Wortsinn – neuer Tragfähigkeit.

Die Gewog, die städtische

Wohnungsbaugesell-

schaft, die die Eule vor

zwei Jahren gekauft hat,

stand in den vergange-

nen zwölf Monaten seit

August 2010 nahezu stündlich vor neuen

Herausforderungen. „Ein Privatmann hätte

das nie leisten können, was

wir hier stemmen müssen“,

sagt Andreas Baier, der Pro-

jektleiter für die Eule bei

der Gewog. Man sei sehr

zuversichtlich gewesen, das

Haus schnell sanieren zu

können, sagt Baier. Schnell

habe sich diese Zuversicht

allerdings in Luft aufgelöst,

„als wir das Dach aufge-

macht hatten“. Denn in der

Eule entsprach so gut wie

nichts mehr den gängigen

Regeln der Statik. Es war

ein Wunder, dass das Haus

überhaupt noch stand. „Ein

Großteil der Dachsparren

war weggefault und hing in

der Luft, das Dach hat seine

Last auf Wände abgetragen,

die eigentlich dafür gar

nicht ausgelegt waren. Die

Wände haben sich bis zu

einem halben Meter ver-

formt.“ Kaum vorstellbar, dass die dünnen

Ziegelmäuerchen und die Balken, die zum

großen Teil aus dem Baujahr des Hauses,

1611, stammen, diese Last tragen konnten.

Zumal auch noch Balken, auf denen Mau-

ern im Erdgeschoss aufgesetzt waren, in-

zwischen zu Erde verfault waren. „Der Sta-

tiker ist jeden Tag vor Ort. Das, was wir

hier vorfinden, kann man nicht mit Pro-

grammen berechnen“, sagt Baier mit einem

Schmunzeln. Die Statiker, die Archäologen

und die Bauarbeiter entdeckten längst ver-

gessene Keller und Gänge im Unterge-

schoss, zugeschüttete Treppen tauchten

wieder auf – und sorgen nicht nur für zu-

sätzliche Kosten, sondern auch für neue

Möglichkeiten: In einem der Tonnengewöl-

be zum Beispiel soll eine Weinstube ent-

stehen, wenn die Eule wieder öffnet. Au-

ßerdem können zusätzliche Räume für die

gastronomische Nutzung im Keller ge-

schaffen werden.

Denn von vorneherein war klar, dass die

Eule als eines der traditionsreichsten Häu-

ser der Stadt wieder das werden soll, was

sie immer war: Künstlerkneipe, Wall-

fahrtsort der Wagner-Fans. „Wir haben im

Gastraum jedes der vielen Tausend Wag-

ner-Bilder dokumentiert, nummeriert und

fotografiert. Wir haben alle sorgfältig ein-

gelagert und können sie so wieder aufhän-

gen, dass man fast nicht merkt, dass hier

Andreas Baier, Projektleiter der Gewog für die Eule,

im ersten Stock der Eule mit – noch – freiem Blick

durch den Boden in den Keller.

Page 43: Bayreuth_magazin 2011

43

saniert worden ist“, sagt Baier. Am Zu-

schnitt der Kneipe wird nichts geändert:

Zwei Gasträume, der Schankraum, Küche,

fertig. In den Obergeschossen werden

sechs Appartements mit Größen zwischen

45 und 75 Quadratmetern entstehen, die

die Gewog am liebsten zusammen mit der

Kneipe im Untergeschoss vermieten möch-

ten. „Es wäre schön, wenn so ein Beherber-

gungsbetrieb entstehen könnte“, sagt Baier.

Die Zuversicht ist übrigens wieder zurück-

gekehrt zu den Planern, seit die Eule zu-

mindest statisch wieder gesichert ist: „Wir

werden nach dem Sommer so weit sein,

dass wir mit dem Innenausbau beginnen

können. Dann können wir über den Win-

ter innen alles so weit fertigmachen, dass

wir nächstes Jahr im Frühjahr fertig sind.

Inzwischen liegen wir sehr gut innerhalb

des Bauzeitenplans. Anders als vor einem

Jahr: Da hatten wir im August die Illusion,

dass wir bis Winter das Dach drauf haben.

Das hat sich schnell als unmöglich heraus-

gestellt. Wenn alles so weiterläuft wie bis-

her, dann kann die Eule am 1. Mai 2012

wieder öffnen“, sagt Baier

Balken suchen Anschluss: Besonders schlecht war es ums Dach der Traditionskneipe Eule bestellt. Die Dachsparren waren nahezu alle abgefault

und konnten keine Last mehr aufs Mauerwerk ableiten. Mit allen Tricks muss der Statik wieder Gewicht verliehen werden.

Niedriges Eingangstürchen zur Wirtschaft, Tausende Bilder mit Wagnerbe-

zug an den Wänden, uriges Ambiente. Das war die Eule über Jahrhunderte

hinweg – die Künstlerkneipe Nummer eins in Bayreuth. Das städtische

Wohnbauunternehmen Gewog hat sich die Rettung der Eule auf die Fahnen

geschrieben – mit nahezu täglich neuen Überraschungen bei der Sanierung.

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Page 44: Bayreuth_magazin 2011

44

Haus des lebenslangen Lernens – das RW21Stadtleben

RW21 bringt Farbe ins Spiel Von Ines Kerner

Seit dem 15. Februar 2011 ist es für das Publikum geöffnet: das Haus des lebenslan-

gen Lernens mit großstädtischem Flair – das RW21 in der Richard-Wagner-Straße.

Stadtbibliothek, Volkshochschule und das Café Samocca sind hier im früheren Be-

kleidungsgeschäft Oberpaur unter einem Dach vereint. Bunte Farbtupfer, gemütliche

Liegen und Konsolenspiele lassen die Besucher – gerade die Jüngeren – alle Vorurtei-

le über verstaubte Bibliotheken vergessen.

Bunte Kissen, helle Räume und viel Lesestoff: In der Kinderbibliothek im RW21 ist viel Platz für fantastische Lesestunden.

Das Haus des lebenslangen Lernens in der Richard-Wagner-Straße hat im Februar 2011 seine Pforten geöffnet.

Das RW21 auf einen Blick

Erdgeschoss

· Ausleihe im Selbst - be dienungsverfahren

· Regiothek: Über das Leben in und um Bayreuth

· Infothek der Verbraucher-zentrale Bayern

· Kinderbibliothek, Kreativwerkstatt

Untergeschoss

· Filme & Musik, Jugendbereich „freestyle“

· Veranstaltungsraum „Black Box“

1. Obergeschoss

· Sachbuch, Internationale Bibliothek

2. Obergeschoss

· Romane, Hörbücher, Zeitungen & Zeitschriften

· Lernstudio mit Lernkabinen

· Lesecafé Samocca mit Dachterrasse

3. Obergeschoss

· Volkshochschule mit Seminarräumen

· Kochstudio

· EDV-Raum, Veranstaltungssaal

· Wohlfühlraum für Entspannungskurse

Page 45: Bayreuth_magazin 2011

Im Gespräch mit Ines Kerner erklärt Jörg Wein-

reich, Leiter der Stadtbibliothek, welches Ange-

bot besonders gut genutzt wird und wo sein

persönlicher Lieblingsplatz im RW21 ist.

Frage: Herr Weinreich, sind Sie mit dem Start des RW21 zufrieden?Jörg Weinreich: Wir sind bisher hochzufrieden mit der Nutzung der

Stadtbibliothek im RW21. Bisher können wir einen Ausleihzuwachs

von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. Die Besucher-

zahlen pendeln sich bei einem Plus von 80 Prozent ein, was zeigt,

dass das Haus auf sehr großes Interesse bei der Bevölkerung gesto-

ßen ist. Dass das RW21 von den Bürgern aller Altersklassen sehr gut

angenommen wird, zeigen die Besucherzahlen: Allein im Mai zählten

wir mehr als 23.000 Besucher.

Frage: Welches Angebot wird besonders gut genutzt?Weinreich: Auf den vier Etagen der Stadtbibliothek ist ganz klar die

neue Kinderbibliothek „KiBi“ der Favorit, was wohl daran liegt, dass

die Kinder- und Jugendbücherei so viele Jahre in unzureichenden

Verhältnissen untergebracht war.

Frage: Was könnte besser laufen?Weinreich: Nach unseren Vorstellungen der Bereich „Literatur & Ler-

nen“. Er ist eingerichtet mit Lernkabinen unterschiedlicher Größe für

eine bis sechs Personen, wo z. B. ungestört Hausaufgaben be ar beitet

werden können oder Nachhilfe gegeben werden kann. Zusätzlich gibt

es das Lernstudio, wo an 16 PCs Sprachen, Computerwissen oder

Soft Skills trainiert werden können. Derzeit fehlen uns die personel-

len Kapazitäten, den Lernbereich so zu betreuen, wie wir uns das

wünschen würden, daher ist die Nutzung noch intensivierbar.

Frage: Welche ist denn Ihre Lieblingsecke im RW21? Weinreich: Mein Lieblingsplatz in der Bibliothek ist im Freien, näm-

lich draußen bei schönem Wetter auf der begrünten Dachterrasse.

Dort hat man einen schönen Rundblick über die Dächer Bayreuths

bis an die Ränder des Talkessels. Das nette Team des Cafés Samocca

versorgt einen mit qualitativ hochwertigem Kaffee und Kuchen. So

kann man seine Mittags- oder Kaffeepause wunderbar genießen.

Frage: Gibt es schon neue Ideen zur Erweiterung des Konzeptes?Weinreich: Oh ja, die Teams von Bibliothek und VHS haben viele

Ideen. Manche können wir mangels personeller Kapazitäten (noch)

nicht verwirklichen, andere sind bereits in Arbeit. Für die Festspiel-

zeit 2012 planen wir eine bedeutende Ausstellung über die in Nürn-

berg geborene Wagner-Sängerin Martha Mödl, die 2012 ihren 100.

Geburtstag feiern würde. Wir möchten uns den Schulen anbieten, im

Bereich Ganztagsschule verstärkt mit uns zusammenzuarbeiten. Für

das Selbstlernstudio würden wir gerne während der Öffnungszeiten

eine ständige Lernberatung anbieten.

Jörg Weinreich

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Page 46: Bayreuth_magazin 2011

Stadtleben

46

Sanierte Fußgängerzone

Der Bayreuther Marktplatz lebt!Von Kerstin Dettlaff-Mayer

Strahlender Sonnenschein, leises Plätschern des Bachlaufs, Menschen, die sich im

Schatten der Bäume ausruhen, sich mit einem Eis im Café abkühlen oder gemütlich

von Geschäft zu Geschäft bummeln, Kinder, die sich am Wasserspielplatz austoben,

Fieranten, die ihre frischen Waren feilbieten ... – der neu sanierte Bayreuther Markt-

platz hat ein ganz besonderes, eben ein lebendiges Flair!

A uch wenn die neuen At-

traktionen – Erlebnis-

brunnen, Baumsaal und

Co. – an sich schon für

eine deutliche Belebung

der Fußgängerzone sor-

gen, so bleibt für das Innenstadtmanage-

ment der Bayreuth Marketing & Tourismus

GmbH (BMTG) noch genügend zu tun, um

die Attraktivität der Innenstadt nachhaltig

zu steigern. Um das zu erreichen, lautet das

Motto der Stadt und der BMTG: Mehr Ver-

anstaltungen auf dem Markt und verschie-

dene Aktionen in Zusammenarbeit mit

dem Einzelhandel/der Gastronomie!

Beste Beispiele für ein Mehr an Veranstal-

tungen sind die traditionellen Viktualien-

märkte, der Lichtmess-, Pfingst-, Martini-

oder Christkindlesmarkt, aber auch

außergewöhnliche Märkte wie der Hand-

werkermarkt, der im Frühjahr erstmals

wieder am Markt stattfand. „Wir wollen alle

Open-Air-Veranstaltungen, die baustellen-

bedingt am Luitpoldplatz angesiedelt wa-

ren, wieder auf den Marktplatz holen und

freuen uns natürlich auch über neue Ideen

für Märkte und Feste“, so die beiden Innen-

stadtmanager Nicola Mattern und Peter

Fritsch. Unabhängig davon lässt sich das

Innenstadtmanagement einiges einfallen,

um Leben auf den Markt zu bringen. So

gibt es beispielsweise seit Juni an Sams-

tagen außergewöhnliche Kutschfahrten

durch die Bayreuther Innenstadt – mit

Franz Liszt und Richard Wagner als ge-

sprächige Begleiter. Und besondere Erleb-

nis- bzw. Themenführungen, die die BMTG

aus Anlass des Franz-Liszt-Jubiläums ver-

anstaltet, leisten einen zusätzlichen Beitrag,

Bayreuth näher und mit anderen Augen

kennenzulernen.

Besonders viel Aufmerksamkeit legt das In-

nenstadtmanagement auf die Festspielzeit:

Vom 25. Juli bis einschließlich 28. August

wird wieder ein Infoteam der BMTG mit

zwei Ständen am Neptunbrunnen und am

Sternplatz vertreten sein – als Ergänzung

zur Tourist-Information, aber auch als Ser-

vice für den Einzelhandel. Denn neben In-

formationen über Veranstaltungen und Se-

henswürdigkeiten weisen die Teams auf

geeignete Einkaufs- und Einkehrmöglich-

keiten hin und verteilen Flyer bzw. Gut-

scheine der ansässigen Einzelhändler und

Gastronomen. Gemeinsam mit dem Festi-

val junger Künstler Bayreuth ist geplant, im

August Kunst und Musik in den öffentli-

chen Raum zu bringen – mit Konzerten auf

dem Stadtparkett und in der Passage Max

48. Nach dem Motto „Wagner auch in der

Innenstadt erlebbar machen“, getreu dem

im vergangenen Jahr die Kulisse des zwei-

ten Aktes der Oper „Siegfried“ in der Insze-

nierung von Tankred Dorst am Jean-Paul-

Platz erfolgreich installiert wurde, werden

ab der Festspielzeit in der Passage Max 48

Page 47: Bayreuth_magazin 2011

47

Der neu gestaltete Marktplatz hat seine erste Bewährungsprobe erfolgreich bestanden: Nach mehrjähriger

Bauzeit wurde er Mitte April mit einem großen Eröffnungsfest rund um das Stadtparkett ofiziell eingeweiht,

und weitere Veranstaltungen werden folgen!

acht Schaufensterpuppen in original Bühnenkostümen aus

der Oper „Walküre“ aufgestellt. Ähnlich verhält es sich mit

Franz Liszt: Den Einzelhändlern bietet das Innenstadtma-

nagement Aufsteller an, die auf das Liszt-Jubiläum 2011

hinweisen und mit denen die Einzelhändler ihre Laden-

räume dekorieren können. „Damit signalisieren wir, dass

sich die Innenstadt mit den berühmten Köpfen der Stadt

identifiziert“, so Mattern und Fritsch.

Mit dem Ende der Festspielzeit endet die Arbeit des Innen-

stadtmanagements selbstverständlich nicht: Schon jetzt

laufen die Planungen für die Weihnachtszeit mit Christ-

kindlesmarkt und Midnight-Shopping. „Außerdem sind

strategische Maßnahmen ebenso wichtig, um Bayreuth als

Einkaufsstadt Nummer 1 in der Region weiterzuentwi-

ckeln.“ Zu diesen strategischen Maßnahmen zählt unter

anderem das „Bayreuther StattGeld“. Für zehn Euro kön-

nen Kunden das StattGeld erwerben und in mehr als 80

Akzeptanzstellen in der Bayreuther Innenstadt einlösen.

„Das bindet Kaufkraft, fördert den Umsatz und ist ein

Imagegewinn für jeden einzelnen Händler“, ist das Innen-

stadtmanagement überzeugt. Zudem arbeitet die BMTG

derzeit an einer Imagekampagne für Bayreuth, die vor al-

lem die Bayreuther selbst und die Tagesgäste aus der Met-

ropolregion Nürnberg ansprechen soll.

Richard Wagner und Franz Liszt zeigen Bayreuth von der Pferde-

kutsche aus.

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Page 48: Bayreuth_magazin 2011

Stadtleben

48

Behindertenfreundliches Bayreuth

Eine lebenswerte Stadt für alle Von Kerstin Dettlaff-Mayer

Häuig werden Menschen mit Behinderung aus dem öffentlichen Leben ausgegrenzt:

Sie gehen in „ihre“ Schulen und arbeiten in „ihren“ Werkstätten für behinderte Men-

schen. In Bayreuth ist das anders: Hier versucht die Stadt konsequent, behinderte

Mitbürgerinnen und Mitbürger zu integrieren, sie als wertvollen Bestandteil der Ge-

sellschaft am alltäglichen Leben teilhaben zu lassen.

Ein besonders gelungenes

Beispiel in Sachen Behinder-

tenfreundlichkeit ist RW21,

das neue gemeinsame Do-

mizil von Stadtbibliothek

und Volkshochschule in der

Richard-Wagner-Straße 21, das zu 100 Pro-

zent barrierefrei gestaltet wurde: Rollstuhl-

zugänge von beiden Seiten des Gebäudes,

Aufzüge, Behindertentoiletten, Bücheraus-

leihe für Rollstuhlfahrer, ein ertastbarer

Plan und sogenannte Aufmerksamkeitsfel-

der im Fußboden für Sehbehinderte sowie

ein eigener Kochplatz für Rollstuhlfahrer im

Kochstudio der Volkshochschule. Darüber

hinaus gibt es im RW21 ein außergewöhn-

liches Café, das als Musterbeispiel gelebter

Inklusion gilt: Das Café Samocca im zwei-

ten Stock wird nämlich ausschließlich von

Menschen mit Behinderung betrieben.

Beispiele finden sich auch bei privaten Bay-

reuther Unternehmen. So hat der Behinder-

tenbeirat der Stadt einem hiesigen Super-

markt erstmals das „Bayreuth-inklusiv“-Sie-

gel für gelungene Verwirklichung des

Inklusionsgedankens im Bereich Barriere-

freiheit verliehen. Lupen, eine sprechende

Obst- und Gemüsewaage, breite Gänge,

niedrige Regale, breite Parkplätze und eine

Behindertentoilette sorgen hier dafür, dass

das Einkaufen für Menschen mit Handicap

Das Blindenleitsystem auf dem neu sanierten

Markt zählt deutschlandweit zu den besten.

Seit 2005 beschäftigt

die Stadt eine haupt-

amtliche Behinder-

tenbeauftragte. Sie

fungiert als erste An-

sprechpartnerin für die

behinderten Bürger und

für die Stadtverwaltung.

Kontaktdaten: Bettina

Wurzel, Rathaus II,

Dr.-Franz-Straße 6,

Telefon: 09 21/25 12 47,

E-Mail: bettina.wurzel@

stadt.bayreuth.de.

Page 49: Bayreuth_magazin 2011

49

zum Kinderspiel wird. Bayreuth verfügt

über 178 ausgewiesene Behindertenpark-

plätze, die sich hauptsächlich an zentralen

Stellen, z. B. in der Nähe der Fußgängerzo-

ne, befinden. Die Anzahl der Blindenam-

peln wurde in den vergangenen Jahren auf

sieben erhöht, eine weitere ist für dieses

Jahr vorgesehen.

Hinzu kommen die Blindenleitsysteme an

der ZOH und auf dem neu sanierten Markt,

die nach Einschätzung von Fachleuten bun-

desweit zu den besten zählen, sowie taktile

Stadtpläne in Blindenschrift, die an der

Tourist-Information kostenlos ausliegen.

Endlich ist es auch gelungen, im Naherho-

lungspark am Röhrensee eine Behinderten-

toilette zu installieren. Bayernweit einzigar-

tig ist die Multimediastation am neuen

Stadtparkett, mit der Hörgeschädigte dank

berührungsempfindlichem Bildschirm und

Videobild-Verbindung zu einem Gebärden-

dolmetscher öffentlich telefonieren können.

Damit Menschen mit Behinderung in der

Stadt zurechtkommen, müssen neben den

infrastrukturellen Voraussetzungen weitere

Möglichkeiten der Teilnahme am gesell-

schaftlichen Leben, also der „gelebten In-

klusion“, geschaffen werden. Dazu zählen

die zahlreichen Veranstaltungen, die Men-

schen mit und ohne Behinderung gleicher-

maßen ansprechen, wie zum Beispiel die

Faschingsprunksitzung für Menschen mit

und ohne Behinderung oder aber auch der

Donnerstag beim Bayreuther Volksfest, an

dem Menschen mit Behinderung ermäßig-

ten Eintritt haben.

Neben der Kultur ist auch der Arbeitsalltag

ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftli-

chen Lebens. Ein Beispiel für eine erfolgrei-

che Inklusion von Menschen mit Behinde-

rung in den „normalen“ Arbeitsalltag ist un-

ter anderem das Projekt „Integra Mensch“

der Diakonie Bayreuth, das behinderten

Menschen die Möglichkeit gibt, außerhalb

der Werkstätten für behinderte Menschen

in einem Bayreuther Unternehmen arbeiten

zu können – gemeinsam mit Nichtbehin-

derten. Das „Netzwerk für Arbeit – Inklusi-

on als Chance für Unternehmer und Men-

schen mit Behinderung“, ein Zusammen-

schluss verschiedener Institutionen, verfolgt

das gleiche Ziel, nämlich behinderte Men-

schen auf dem sogenannten ersten Arbeits-

markt zu integrieren.

Der Behindertenbeirat der

Stadt hat in diesem Jahr

erstmals das Siegel „Bay-

reuth inklusiv“ vergeben.

Bayernweit einzigartig ist die Multimediastation am Markt-

platz, mit der Hörgeschädigte öffentlich telefonieren können.

Der Behindertenbeirat

der Stadt Bayreuth

besteht aus 41 ordent-

lichen und ebenso

vielen stellvertretenden

Mitgliedern. Er vertritt

die Interessen der

behinderten Mitbürger

seit 2002 und steht

als sachverständiges

Gremium insbesondere

dem Stadtrat und der

Stadtverwaltung in für

behinderte Mitbürger

relevanten Fragen bera-

tend zur Seite.

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Page 50: Bayreuth_magazin 2011

Universität

50

Doppelter Abiturjahrgang

Ansturm auf die UniVon Anne Bürmann

Doppelter Abiturjahrgang und Aussetzung der Wehrplicht: An bayerischen Universi-

täten und Hochschulen wird es immer enger. Die Zahl der Erstsemester ist enorm ange-

stiegen. Für das Sommersemester 2011 schrieben sich in Bayern rund 13.400 Studien-

anfänger an einer Universität oder Hochschule ein, wie das bayerische Wissen schafts-

ministerium im Mai 2011 mitteilte. Das seien etwa 8.500 Studienanfänger mehr als im

Sommersemester 2010. Die Folge davon ist vielerorts, dass Lehrräume knapp werden

und die Wohnungsmarktsituation angespannter wird. So auch in Bayreuth.

A uch die Universität Bay-

reuth spürt den dop pelten

Abiturjahrgang: Die Zahl

der Studienanfänger im

Sommersemester 2011 stieg

auf 705 an. Nach Angaben

der Universität hatten zur gleichen Zeit im

Vorjahr nur 164 junge Frauen und Männer

ihr Studium an der Universität Bayreuth be-

gonnen. Insgesamt waren zum Semesterstart

im Sommer 9880 Studenten an der Bayreu-

ther Universität immatrikuliert. Doch in

Bayreuth ist ein Ende der hohen Studenten-

zahlen noch nicht in Sicht. Die Universität

erwartet, dass Ende 2011 die Zahl auf rund

11.000 Studenten steigen wird.

Um den Studentenansturm in den Griff zu

kriegen, bot die Universität Bayreuth im

Sommer 2011 einen neuen und zwölf Studi-

engänge an, die sonst nur im Winter-

semester starten. Auch andere bayerische

Hochschulen wählten diese Strategie: Laut

dem bayerischen Wissenschaftsministerium

wurden mehr als 300 Studiengänge angebo-

ten, bei denen ein Studienbeginn im Som-

mer möglich war. Eine weitere Maßnahme,

die die Universität Bayreuth in Bezug auf

den doppelten Abiturjahrgang ergriffen hat,

ist das Angebot eines Orientierungsstudi-

ums, das auf großes Interesse gestoßen ist.

224 Studenten nutzten im Sommer das An-

Jetzt wird es eng: Immer mehr Studenten studieren in Bayreuth. Gründe sind un-

ter anderem der doppelte Abiturjahrgang und die Aussetzung der Wehrplicht.

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Page 51: Bayreuth_magazin 2011

51

gebot, sich ein Semester lang an ihrer neuen

Universität und in ihrem Fach umzusehen.

Die Universität Bayreuth bietet dazu speziel-

le Studienangebote ohne Abschluss in 25

Fachrichtungen an. Diese Art der Orientie-

rung bietet den Studenten einige Vorteile:

Erbrachte Studienleistungen können ange-

rechnet werden, wenn die Studenten sich im

nächsten Semester in einen entsprechenden

Studiengang einschreiben. Für das Orientie-

rungsstudium müssen außerdem keine Stu-

dienbeiträge gezahlt werden und es wirkt

sich nicht nachteilig auf Wartezeit, Regelstu-

dienzeit und spätere Bafög-Zahlungen aus.

Trotz der Maßnahmen ist der doppelte Abi-

turjahrgang für viele Hochschulen eine Her-

ausforderung, auch für die Universität Bay-

reuth. Da einige Neubauten am Campus

noch nicht fertiggestellt sind, ist laut Uni-

Kanzler Markus Zanner die Raumvergabe

ein deutliches Problem. „Wir behelfen uns

mit Anmietungen und arbeiten eng mit Part-

nern wie dem Studentenwerk Oberfranken

zusammen“, sagte Zanner. Die Knappheit

der Räume sieht der Kanzler jedoch nicht als

Katastrophe. Trotzdem: „Die Raumkapazität

an der Universität Bayreuth ist auf Kante ge-

näht. Doch der Lehrbetrieb ist darstellbar“,

hieß es von der Universität. In einigen Hör-

sälen sei es bereits enger geworden. Zudem

sei ein Engpass bei den größeren Hörsälen

absehbar. Beispielsweise mussten Jura-

Grundvorlesungen zeitlich verschoben wer-

den, damit die Studenten in einen größeren

Hörsaal konnten. Nach Angaben der Uni

musste aber bisher noch keine Lehrveran-

staltung abgesagt werden, weil kein Raum

zur Verfügung stand. Eine weitere Folge des

Platzmangels an der Universität ist, dass das

Management der vorhandenen Räume zeit-

aufwendiger geworden ist. Die Informatio-

nen, welcher Raum für was zur Verfügung

steht, erfolge kurzfristiger als in der Vergan-

genheit. Das sorge teilweise für Verwunde-

rung und Unmut. Ein Verteilprogramm, an

dem Informatiker der Universität Bayreuth

derzeit arbeiten, soll das Raummanagement

in naher Zukunft verbessern.

Eine spürbare Entspannung der Raum-

situation soll auch der Erweiterungsbau der

Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen

Fakultät bringen. Nach Angaben der Univer-

sität stehen dort ab dem Früh-

herbst 2011 zusätzliche Grup-

pen- und Semi nar räume sowie

zwei Hörsäle zur Verfügung.

Die vielen jungen Studenten

brauchen aber nicht nur Hörsä-

le für ihre Vorlesungen, son-

dern auch eine Unterkunft. Im

Sommersemester 2011 war die

Wohnungssituation in Bayreuth

noch recht entspannt, doch das

könnte sich schon im Winterse-

mester 2011/12 ändern. Im

Wintersemester gehe es richtig

los, schätzte Monika Zenkel,

Sachbearbeiterin der Wohn-

heimverwaltung vom Studen-

tenwerk, Ende April. Zwei neue

Wohnheime, die zum Winter-

semester ihre Türen öffnen,

würden die Wohnsituation al-

lerdings etwas entlasten. Gene-

rell blickt das Studentenwerk

gelassen in die Zukunft. Die

Studenten können kommen.

Zimmer gesucht: Nicht alle Studenten bekommen einen Platz im Wohnheim. Private

Wohnungsangebote stehen am Schwarzen Brett in der Mensa der Universität.

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Page 52: Bayreuth_magazin 2011

Universität

52

Fraunhofer in Bayreuth

Auf dem Weg zum InstitutVon Stefan Schreibelmayer

Als sich die beiden Fraunhofer-Projektgruppen 2006 an der Universität gründeten, war

es nur eine Hoffnung. Doch seither haben sich die beiden Forschungseinrichtungen der-

maßen gut entwickelt, dass sogar die Möglichkeit von künftig zwei Instituten in Bay-

reuth möglich scheint. Die beiden verantwortlichen Professoren Rolf Steinhilper und

Walter Krenkel jedenfalls sind sich einig, dass zumindest nichts dagegenspricht.

W arum auch

nicht? Schließ-

lich sind beide

Gruppen seit

der Gründung

2006 auf sehr

unterschiedlichen Gebieten unterwegs. Bei

der Fraunhofer-Projektgruppe Prozessinno-

vation von Steinhilper geht es – vereinfacht

ausgedrückt – darum, Produktionsprozesse

und dabei möglichst auch Produkte zu opti-

mieren. Krenkels Gruppe heißt Keramische

Verbundstrukturen und beschäftigt sich

unter anderem mit der Kombination aus

kohlenstoffbasierten Fasern und Keramik.

Es geht um Werkstoffe, die extrem hohe

Temperaturen aushalten, dabei sehr leicht

und bruchfest

sind. Beiden Grup-

pen gemeinsam

ist: Ihre Arbeit

kann von sehr gro-

ßem Nutzen für

die heimische wie

die überregionale

Industrie sein. Und so verweisen Steinhil-

per und sein Stellvertreter Stefan Freiberger

stolz darauf, dass sie die von der Fraunho-

fer-Zentrale vorgeschriebene Quote an Mit-

teln aus Aufträgen für die Industrie von 42

Prozent in diesem Jahr bei weitem übertref-

fen und wohl bei deutlich über 50 Prozent

landen werden. Bereits Ende 2010 haben sie

die Eigenwirtschaftlichkeit erreicht, bekom-

men also nur noch projektbezogene Förder-

mittel. In vier Teams arbeiten auf dem

Gelände der Fakultät für Angewandte Na-

turwissenschaften (FAN) 15 fest bei Fraun-

hofer angestellte Mitarbeiter sowie 20 wis-

senschaftliche Mitarbeiter von Steinhilpers

Lehrstuhl für Umweltgerechte Produktions-

technik. Hinzu kommen noch rund 50 stu-

dentische Kräfte. „Die universitäre For-

schung befruchtet Fraunhofer und umge-

kehrt“, betont Steinhilper: „Wir bieten

Themen mit Strahlkraft.“

Welche das sind? Ein Schwerpunkt ist die

industrielle Aufarbeitung von Automobil-

baugruppen zu Austausch-Ersatzteilen.

Hier läuft gerade ein groß angelegtes Mo-

dellprojekt mit der Handwerkskammer für

Oberfranken. Außerdem bieten die Exper-

ten ihr Wissen bei der Verschlankung und

Optimierung von Produktionsabläufen an

– bis zu 90 Prozent Verbesserung sind hier

drin. Und schließlich geht es um Fabrikpla-

nung und Logistik. Denn das Optimum ist

es, die Produktionsabläufe vorher zu ken-

nen und optimal festzulegen, und dann die

Fabrik entsprechend zu bauen, so Steinhil-

per. Die Kunden seines Teams sind zu 70

Prozent Mittelständler aus Nordbayern, an-

sonsten aber auch Konzerne aus ganz

Deutschland und dem Rest der Welt.

Das ist bei Krenkel und seinen Verbund-

stoff-Experten genau anders herum. Seine

Die Fraunhofer-Gesellschaft ist eine außeruniversitäre

Forschungseinrichtung, die mit angewandter For-

schung Unternehmen unmittelbar helfen will. In mehr

als 80 Einrichtungen gibt es rund 14 000 Mitarbeiter.

Page 53: Bayreuth_magazin 2011

53

Kunden kommen aus der Luft- und

Raumfahrttechnik, der Automobil-

industrie und zunehmend aus dem

Maschinenbau. Noch ist seine auf

dem Gelände des Kompetenzzent-

rums Neue Materialien beheimatete

Projektgruppe mit 15 festangestellten

und ebenso vielen studentischen

Mitarbeitern „klein, aber fein“, so

Krenkel. Doch in fünf Jahren sollen

es schon 50 bis 60 Mitarbeiter sein,

die mit ihren hochinnovativen Werk-

stoffen die Top-Zukunftsthemen Res-

sourcenschonung und Energieeffi-

zienz beackern. Wie sein Kollege

Steinhilper schätzt auch Krenkel „die

anwendungsnahe Arbeit bei Fraun-

hofer als ideale Ergänzung zur

Grundlagenforschung an der Uni“.

Beide Gruppen brauchen mehr Platz,

setzen künftig auf eigene Gebäude

und zugleich den Aufstieg zum

Fraunhofer-Zentrum als Zwischen-

schritt zum Institut. Beides erscheint

angesichts der eigenen Entwicklung

und der Unterstützung von Politik

und Wirtschaft erreichbar.

Fraunhofer in Bayreuth: Professor Rolf Steinhilper (oberes Bild, rechts im Vordergrund)

mit einem Teil seines Teams.

Professor Werner Krenkel mit einer Kera-

mikbremsscheibe, wie sie vor allem bei

Sport- und Luxuswagen eingesetzt wird.

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Page 54: Bayreuth_magazin 2011

Universität

54

Universität – Kultur auf dem Campus

Studenten als MacherVon Udo Meixner

Kultur in Bayreuth. Das ist weitaus mehr als Richard Wagner, Franz Liszt und Jean

Paul. Bayreuth hat sich vielmehr dank Glashaus und Uni-Open-Air klammheimlich

auch zu einer popkulturellen Hochburg abseits des Mainstreams gemausert. Und

das ist in erster Linie ein Verdienst der Studenten.

Als kulturelle Keimzelle ist

dabei natürlich in erster

Linie das Glashaus am

Rande des Campus zu

nennen. „Ohne das Glas-

haus wäre ich schon lange

nicht mehr in Bayreuth!“, bekräftigt Hanjo

Klein aus Hamburg. Der 23-Jährige stu-

diert Geographische Entwicklungsfor-

schung Afrikas. Und Christopher Schymu-

ra (26), Student der Umwelt- und Bioinge-

nieurwissenschaften aus Lichtenfels,

ergänzt: „Das Glashaus ist eine Sucht.“

Das unterstreicht

auch Kai Plumeyer

(24) aus Würz-

burg, ebenfalls

Student der Um-

welt- und Bioinge-

nieurwissenschaf-

ten. Und zusam-

men mit Hanjo

Klein maßgeblich

verantwortlich für

das Programm

beim Uni-Open-

Air 2011. Christo-

pher Schymura ist

derzeit Vorsitzen-

der des Vereins

Glashaus e. V.

Das Uni-Open-Air

Bayreuth gibt es

seit mehr als 20

und das Glashaus als Veranstaltungsort

immerhin schon seit 16 Jahren. Die Ma-

cher der ersten Stunde hat es mittlerweile

in alle Winde zerstreut, das Wissen und

der Ehrgeiz werden jedoch von einer Stu-

dentengeneration zur nächsten weitergege-

ben. Am 11. Januar 1995 öffnet das Glas-

haus seine Pforten. Eines der ersten Kon-

zerte spielen damals Mrs.Martyn, eine

beliebte Funk- und Soulband aus Bay-

reuth. Hunderte Künstler aus dem In- und

Ausland haben sich im Laufe der Jahre die

sprichwörtliche Klinke in die Hand gege-

ben. Die Sportfreunde Stiller rocken zum

Beginn ihrer Karriere das Glashaus ebenso

wie in der Folge Bands wie Deichkind,

Kettcar, Tomte oder Polarkreis 18. Die für

das Programm zuständigen Studenten ha-

ben stets ein gutes Näschen für Trends be-

wiesen.

„Das Engagement im Glashaus bietet neben

guten Veranstaltungen aber auch eine will-

kommene Abwechslung zum Studium“, er-

klärt Christopher Schymura. Zu den inter-

essanten Tätigkeiten gehören das soge-

nannte Booking – sprich: die Verpflichtung

der Künstler für einen Auftritt –, die Ver-

antwortung für die Licht- und Tonanlage

und die Verwaltung der Finanzen. Schließ-

lich muss jede Veranstaltung im Glashaus

im Vorfeld entsprechend kalkuliert wer-

den, damit am Ende auch genügend Geld

für die Gagen in der Kasse ist. Rund 20

Enthusiasten bilden den harten Kern im

Rappelvoll ist es im Glashaus, wenn angesagte Bands aus

ganz Europa zu Gast in Bayreuth sind.

Foto

: H

arb

ach

Das Glashaus wird vom ge-

meinnützigen Glashaus e. V.

betrieben. Die Vereinsform

ist nötig, um ein Projekt wie

das Glashaus betreiben zu

können. Wer eine Veranstal-

tung besuchen will, muss

Vereinsmitglied werden.

Entweder einen Monat lang

für einen Euro oder ein Jahr

lang für sechs Euro. Derzeit

hat der Verein nach Auskunft

von Vorsitzendem Christo-

pher Schymura etwa 1000

Jahresmitglieder.

Page 55: Bayreuth_magazin 2011

55

Glashaus-Team und tragen gemeinsam

zum Gelingen von Konzerten, Lesungen,

Filmabenden oder Partys bei. Ebenfalls 20

Helfer sind es, die jedes Jahr das Bay-

reuther Uni-Open-Air auf die Beine stellen

– die meisten davon sind auch im Glas-

haus aktiv. Gut neun Monate dauert die

Vorbereitung für einen Tag mit guter Mu-

sik, netten Leuten und toller Stimmung.

„Beginnend mit einem ersten Treffen im

Oktober“, erklärt Kai Plumeyer.

Im Winter gilt es dann, die Bands

für das Festival zu verpflichten.

Am wichtigsten ist dabei natürlich

der sogenannte Head liner – der

Hauptact des Abends also, der die

Zuschauer anlocken soll. 2011 ist

dies die Elektro-Pop-Formation

We Have Band aus London. Am

Open-Air-Wochenende selbst sind

es dann insgesamt 80 Helfer, die

im Innenhof des NW-Gebäudes

für den reibungslosen Ablauf der

Veranstaltung sorgen. Angefangen

beim Ausschank, über den Es-

sensverkauf, Abendkasse und

Technik bis hin zur Künstlerbe-

treuung.

Wichtig ist den Studenten aber

auch der gute Draht zu Oberbür-

germeister Dr. Michael Hohl wie

auch zum Präsidenten der Univer-

Rund 2000 Fans feiern jedes Jahr beim Uni-Open-Air.

Foto

: K

olb

sität, Professor Rüdiger Bormann. Hohl

lobt das Uni-Open-Air in seinem Gruß-

wort als „Garant für einen Höhepunkt im

städtischen Kulturleben“. Und Bormann

bekundet, dass er immer wieder beein-

druckt davon sei, „auf welch vielfältige Art

und Weise unsere Studierenden durch ihre

Kreativität und ihr Organisationstalent zur

Bereicherung des kulturellen Lebens der

Stadt Bayreuth beitragen“.

Page 56: Bayreuth_magazin 2011

Tourismus/Sport

56

Festspiel-Bühnenbilder

Greifbare Festspiele:

Der Wald in der StadtVon Alexander Gradl

„Zwangvolle Plage! Müh‘ ohne Zweck! Das beste Schwert, das je ich geschweisst, in

der Riesen Fäusten hielte es fest.“ So beginnt die Oper Siegfried, in der das Schwert

Notung eine bedeutende Rolle spielt. Gerne hätten viele Bayreuther das Schwert an-

gesetzt und den „Siegfried-Wald“ aus Tankred Dorsts Ring-Inszenierung abgeholzt,

als das Bühnenbild im November 2010 auf dem Jean-Paul-Platz installiert wurde.

Denn die Meinungen zu

der innovativen Idee der

Bayreuther Tourismus-

und Marketing GmbH

(BTMG) waren extrem

gespalten. Ein Leser-

briefschreiber im Nordbayerischen Kurier

handelte die Aktion als „hirnverbrannt“ ab,

ein anderer fühlte mit Jean Paul mit, dessen

Statue am Platz „sich schon abgewandt hat“.

Die BTMG aber ist überzeugt von dem Kon-

zept. „Es ist ja meist so, dass die negativ zu

einem Thema eingestellten Menschen eher

einen Leserbrief schreiben als die, die damit

zufrieden sind“, sagt Frank Nicklas, Leiter

des Tourismusmarketings. „Wir haben

nämlich ebenso viel positive Resonanz er-

halten“, setzt er fort. Das weltweit einmalig

Projekt habe sowohl in Bayreuth bei Men-

schen für Begeisterung gesorgt als auch

überregional Furore gemacht. Renommierte

Blätter wie die Süddeutsche Zeitung oder

die Neue Zürcher Zeitung hätten das Büh-

nenbild inmitten der Stadt als weltweit ein-

malig originellen Einfall gefeiert. Auch das

Bayerische Fernsehen widmete den Bäu-

men, deren Zeit eigentlich abgelaufen war

und auf die die Schrottpresse schon gewar-

tet hatte, einen Beitrag. Aber warum das

Ganze? Ziel der BTMG war gewesen, die

Festspiele für Touristen auch während der

langen spielfreien Zeit greifbar zu machen;

denn, so hatte Dr. Manuel Becher, Ge-

schäftsführer der BTMG bei der Vorstellung

argumentiert, „Gäste in Bayreuth finden au-

ßerhalb der Festspielzeit relativ wenig über

Wagner“. Mit dem Siegfried-Wald werden

die Festspiele also für Tagestouristen greif-

bar. Die BMTG hat laut Manuel Becher Inte-

resse daran, ein ähnliches Projekt in der

Stadt wieder zu realisieren, falls ein dafür

geeignetes Bühnenbild der Festspiele wieder

einmal zur Verfügung stünde.

Prächtig illuminiert: Der Siegfried-Wald ist Abends ein echter Hingucker, Touristen

soll er so die Festspiele greifbar machen.

Foto: Waha

Page 57: Bayreuth_magazin 2011

57

Wenn er nicht festgewachsen

wäre, könnte er derzeit leicht

einen Spaziergang im Wald ab-

solvieren: Jean Paul.

Der auf dem Jean-Paul-Platz installierte Wald ist Schauplatz der wohl berühmtesten Szene aller Wagneropern: Siegfrieds

Kampf mit dem Drachen Fafner. Siegfried tötet Fafner mit dem Schwert Notung, einige Tropfen Drachenblut tropfen daraufhin

auf seine Zunge. Das ermächtigt ihn, die Sprache der Vögel zu verstehen und wird von dem Waldvöglein vor dem Schmied

Mime gewarnt, der ihn nur benutzte, um an den Ring aus dem Rheingold zu kommen. Siegfried tötet auch Mime und indet mit

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Page 58: Bayreuth_magazin 2011

Tourismus/Sport

58

Fußgängerleitsystem Bayreuth

Auf dem rechten WegVon Peter Engelbrecht

Wo geht es lang? 32 Informationsstelen sollen Besuchern den rechten Weg weisen:

Das Fußgängerleitsystem soll Ortsunkundige von Schnittstellen zur Innenstadt so-

wie innerhalb der Innenstadt zu touristischen Zielpunkten und den Haupteinkaufsbe-

reichen führen. Wo sind die Museen und die touristischen Highlights? Wer als Gast

in eine fremde Stadt kommt, tut sich oft schwer, sich zu orientieren. Aufgabe des

neuen Leitsystems ist es, Besucher über geeignete Wege zu den wichtigen Zielpunk-

ten Bayreuths zu informieren.

Sogenannte Systemschnittstel-

len sind zum Beispiel zentrale

Parkangebote der Innenstadt,

die Zentrale Omnibushalte-

stelle oder der Bahnhof. An

diesen Orten verlässt der Be-

sucher das genutzte Verkehrsmittel und

wird zum Fußgänger. Dieses für Bayreuth

entwickelte Leitsystem ist eines der ersten

umgesetzten Leit- und Impulsprojekte des

integrierten städtebaulichen Entwicklungs-

konzeptes. Bei der Konzeption des Fuß-

gängerleitsystems geht es weniger darum,

möglichst kurze Wege-

verbindungen aufzuzei-

gen, als vielmehr die

Stadt dem Besucher zu

öffnen, indem es räum-

liche Orientierung über

den Standort bietet, die

Wegestruktur der Stadt

erklärt und attraktive

Wege zu den wichtigen

Zielpunkten anbietet.

Kernelement des Fuß-

gängerleitsystems sind

die Informationsstelen.

Die Gestaltung erfolgte

in Anlehnung an das

Corporate Design der

Stadt. Die Stelen sind so

konzipiert, dass sie auch

von Rollstuhlfahrern gut lesbar sind (Ge-

samthöhe zwei Meter). Die Stelen sind an

Standorten errichtet, an denen eine Rich-

tungsentscheidung erfolgen muss bezie-

hungsweise die Ausgangspunkte für einen

Spaziergang durch Bayreuth sind. Die Dar-

stellung der Ziele erfolgt auf drei Ebenen:

Darstellung aller Ziele als Punktsymbol auf

dem Stadtplan und in der Legende, zusätz-

liche Darstellung ausgewählter Ziele mit

zielführenden Pfeilsymbolen in einem ei-

genen Legendenblock und selbsterklärende

Ikonen, zum Beispiel für Bahnhof, Park-

häuser, Tiefgaragen und Parkplätze sowie

öffentliche WC-Anlagen.

Doch das knapp 40 000 Euro teure System

ist nicht unumstritten. Der Bauausschuss

des Stadtrates, der das Vorhaben einst be-

schlossen hatte, diskutierte Mitte April

2011 erneut über mögliche Orientierungs-

probleme von Besuchern durch die genor-

deten Stadtpläne auf den Stelen. Ergebnis:

Alles bleibt erst einmal, wie es ist. Nach

Auskunft der Stadt sind die Stelen nicht

alle einheitlich ausgerichtet. Deshalb habe

man die gängige Methode gewählt, genor-

dete Stadtpläne anzubringen. Zur leichte-

ren Orientierung wurde der jeweilige

Punkt für den Standort mit einem Pfeil für

die Blickrichtung versehen. Nun soll das

Thema ein Jahr lang beobachtet werden.

32 dieser Informationstelen weisen in der Bayreuther

Innenstadt den Weg.

Foto: Lammel

Page 59: Bayreuth_magazin 2011

59

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Drei Gedenkstunden zum 125. Todestag von Franz Liszt

Les Années de Pèlerinage in einer Klaviermatinée von Louis Lortie

Sonntag, 31. Juli 2011 um 10.30 Uhr im Balkonsaal der Stadthalle

„Mit seiner Gesamtaufnahme der Années de Pèlerinage übertrumpft Louis Lortie alle .... er weiß wie man ein Klavier zum Singen bringt und die Zärtlichkeit mit der er sich den minia-turhaften Werken des dritten Jahres widmet übertrifft sogar Berman und Brendel. Da wird es für jeden anderen Pianisten schwer werden mit so einem Liszt Spiel zu konkurrieren...“ mit dieser Eloge rezensiert das Londoner Magazin 'Pianist', Ausgabe Juni-Juli 2011 die neue CD von Louis Lortie – seine Matinée zum 125. Todestag wird also zum großen Gedenken in ei-nem Konzert von fast drei Stunden aber in nur zwei Teilen, denn der Pianist gestaltet in seiner eigenen Dramaturgie folgenden Ablauf:

Bayreuth, 31. Juli 1886 um 23:15h: Liszt stirbt nachdem er "Tristan" gehaucht haben soll - in einem großen Gedenken wird Louis Lortie, einer der ganz großen Virtuosen in der Liszt-nachfolge alle (!) drei Bände der Années de Pèlerinage in einer Matinée im Balkonsaal der Stadthalle Bayreuth spielen.23 Klavierwerke in drei Bänden, komponiert in einem Zeitraum von rd. 47 Jahren … Franz Liszt verfolgte während drei Vierteln seiner 64-jährigen Schaffenszeit als Komponist sein größtes Projekt, die Années de Pèlerinage. Das Riesenwerk spiegelt seine Entwicklung wider aber - weit darüber hinaus - auch den Wandel der Ausdrucksformen dieses Klavier-virtuosen par excellence, die furiosen Klangeskapaden des jungen, changieren mit den kontemplativen Stücken des späten Liszt – dieses Konzert gibt somit auch den Blick frei, auf die allgemeine musikalische Entwicklung im 19ten Jahrhundert. Ein Liszt-Kosmos breitet sich über 150 Minuten Spieldauer aus, ein musikalischer Bogen von der Schweiz über Italien der beiden ersten Bände bis zur Villa d'Este und den sakralen Werken des dritten Bandes.2011 hat Louis Lortie dieses grandiose Werkauf auf CD eingespielt: Mit dieser Aufnahme setzt er seine langjährige Zusammenarbeit mit dem englischen Label Chandos fort, die sich bisher in über 30 international beachteten und ausgezeichneten Veröffentlichungen nieder-schlug.Zum Glück tritt er in diesem Jahr auch häufi g in Europa auf: so z.B. beim Aldeburgh Festival, in Berlin, Bilbao, London, Mailand, Valencia, Warschau, Weimar, Wien. Daneben stehen auf dem diesjährigenTourneeplan eine USA Tournee mit den Sinfonieorchestern von San Francisco, Chicago und Cleveland. Zu den Highlights mit Orchestern in Europa zählen die Auftritte mit dem Gewand-hausorchester Leipzig, dem Orchestra d’ell Accademia Nazionale di Santa Cecilia und der Dresdner Philharmonie, alle unter der Leitung von Kurt Masur.30 vielfach prämierte CDs sind von Lortie auf dem Markt; das Repertoire reicht dabei von Mozart bis Strawinsky und natürlich Liszt ! ; er gilt als Spezialist für Beethoven ("Die Welt" beschrieb seine Auftritte in Berlin als "...die möglicherweise schönsten Beethoven-Inter-pretationen seit Wilhelm Kempff."), Schumann, Brahms, Chopin; Seine Interpretation des Liszt-Gesamtwerks für Klavier und Orchester mit dem Residenzorchester Den Haag war in Gramophone eine „Editor’s Choice“.In seiner Heimatstadt Montreal spielte und dirigierte er mit dem Sinfonieorchester der Stadt sämtliche Klavierkonzerte Beethovens und Mozarts.

Festspielausstellung zum Liszt-KlangAuthentische Flügel und Notendokumente in der Galerie Steingraeber zur

Festspielzeit 2011

Mit vielen Liszt-Ausstellungen wird das Liszt-Jahr 2011 begangen, doch die Bayreuther Aus-stellung „Zum Liszt-Klang“ bildet sicherlich ein Unikat durch die spielbereiten authentischen Flügel, die in einem Konzertprogramm im Rahmen des 9. Bayreuther Klavierfestivals auch zum Klingen gebracht werden.Die Vernissage am 23. Juli wird auch die einzige Gelegenheit sein zu der in Bayreuth die Urenkelin Dr. Nike Wagner in ihrer Heimatstadt auftreten wird. Mit einem Grußwort wird sie sich an der Vernissage beteiligen. Die sechs historischen Flügel werden den verschiedenen Kompositionsphasen und Lebensabschnitten von Franz Liszt zugeordnet. Sie decken die Zeit von 1828 bis zum Tod von Franz Liszt ab. Dazu passend sind Erst- und Urtextausgaben ausge-stellt und werden ergänzt durch andere Exponate und Bildnisse der Leihgeber aus Budapest, Weimar und Bayreuth so zum Beispiel das Totenmatrikelbuch aus der Schlosskirche und die Liszt Büste aus Wahnfried.

Franz Liszt Klaviere von 1828 bis 1886. . . ein akustischer Lebensweg

Galerie Steingraeber, FriedrichstraßeEine Ausstellung mit Leihgaben des Liszt Ferenc Memorial Museums Budapest (u.a. Bild li.), Notenmaterial aus der Stiftung Weimarer Klassik und Flügel aus den Sammlungen Steingraeber und der Stiftung Ad Libitum Besançon:authentische und spielbereite Flügel Erard (1828), Graf (1830), Boisselot (1840), Steinway (1859), Steingraeber (1873), C. Bechstein (1874).Kurator ist Alain Roudier, Pianist und Spezialist für historische Aufführungspraxis.Vernissage am 23. Juli 2011, 17 h es spricht Dr. Nike Wagner, ein Konzert im Rokokosaal auf historischen Flügeln schließt sich an.

9. Bayreuther Klavierfestivalerster Schwerpunkt: die Stars von morgen

Vier Preisträger internationaler und nationale Wettbewerbe und viele Meisterklassen Studen-ten sind bei 9. Klavierfestival zu hören zu hören: rund ein Drittel des opulenten Programms 2011 des 9. Bayreuther Klavierfestivals wird von Jungen Meisterpianisten bestritten.

Es beginnt am Kultursonntag des Bürgerfestes, 3. Juli um 18 Uhr im Kammermusiksaal mit der Pianale-Preisträgerin Tomoka Shigeno mit Beethoven, Liszt und Ravel… dreieinhalb Wochen später endet die Serie der Jungstars mit einem spektakulären Konzert zum akusti-schen Lebensweg von Franz Liszt: ein Wandelkonzert zu/an fünf Flügeln. Die Zuhörer werden von den Pianisten durch das gesamte Steingraeber-Areal geführt mit der passenden Lisztmusik aus fünf Dekaden - ein Konzert das über die große Lust an Liszt weit hinaus rei-chen wird und sicher zu ganz neuen Klangerfahrungen führen wird Meister Liszts Klang wird in einer ungewöhnlich authentischen Art beleuchtet.Dazwischen liegt das anspruchsvolle Programm der jungen Meisterpianisten aus Weimar die 2011 im Orgelsaal der Hochschule für evangelische Kirchenmusik am 06. Juli auftreten werden. Zwei weitere Konzerte werden auch zweiklavierige und vierhändige Kompositi-onen, Konzerte mit ganz verschiedenen Facetten, nämlich einmal den „gigantomanischen“

Virtuosen Liszt am 13.7. mit dem Klavierduo Kaufmann und dem Pilgerchor aus dem Tann-häuser, Orpheus und sogar dem „Les Préludes“! Drei Tage später geht es um die späten Stücke bei einer Samstags- Matinée am 16. Juli: wieder treten Würzburger Studenten auf mit ausgewählten Solowerken des modernen Liszt in ihrer Originalfassung und in einer Bearbei-tung für zwei Klaviere.Olga Kozlova war Liszt-Preisträgerin in Weimar 2009 und wiederholte ihren Erfolg in Ut-recht 2011! In Bayreuth trat sie bereits im Richard-Wagner-Saal auf, doch am 19. Juli wird ihr Auftritt im Rokokosaal ganz anders sein, nämlich am original Liszt-Flügel von Eduard Steingraeber.Sie spielt Werke von Beethoven, Liszt und Ravel – eine Pianistin, der man jetzt schon Star-qualitäten zuerkennt.

9. Bayreuther Klavierfestival, zweiter Schwerpunkt:Fünf akustische Erlebnisreisen durch die Liszt-Zeit

aber auch Hummel und Schubert erklingen auf den Flügeln der großen Liszt-Ausstellung

Der Vernissage zur großen Liszt-Ausstellung im Steingraeber Haus folgt Recital für Cello und Klavier am Samstag, den 23.07. um 18 Uhr - das Konzert lehnt sich an das Programm an, das der zwölfjährige Liszt am 21. Juni 1824 in London an einem Erard spielte... und ge-nau so ein Erard-Modell wird im Steingraeber Haus erklingen! Seinem Kammermusikpartner Nicolas Deletaille ist am 23. Juli mit von der Partie, der Flügel ist das einzige erhaltene spielbereite Exemplar weltweit.Der Pianist, Sammler und Hammerfl ügel-Experte Alain Roudier aus Besançon ist Kurator und Pianist der Ausstellung und er tritt noch bei zwei weiteren Konzerten auf:- 26.7. zusätzlich mit einer Violine als Verstärkung: Elisabeth Wybou wird mit ihren Partnern ein Liszt-Trio spielen.- und solo am 27.7. in Thurnau am Forschungsinstitut für Musiktheater – dort gastiert Alain Roudier mit einem Graf-Flügel aus Wien von 1830! Er hat für den Ahnensaal ein hinreisen-des Schubert-Programm ausgewählt und setzt damit nicht nur örtlich, sondern auch musi-kalisch einen Kontrapunkt zum vielgespielten Liszt mit Franz Schubert Klavierstücken und der Sonate D960.Olga Kozlova, die Liszt-Preisträgerin spielt Werke von Beethoven, Liszt und Ravel am origi-nal Liszt-Flügel von Eduard Steingraeber im Rokokosaal und den großen Bogen spielen die Jungen Meisterpianisten aus der Musikhochschule Würzburg an den Flügel Erard über den Boisselot 1840, Steinway 1859 bis hin zu den Steingraeber 1873 und Bechstein 1874 mit jeweils zeitlich passenden Kompositionen.

Page 60: Bayreuth_magazin 2011

Tourismus/Sport

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Bayreuth stellt sich vor

Aktiv in ChinaVon Udo Bartsch

Bayreuth und das Reich der Mitte – das ist mehr als bloße Vision. Die Bayreuth Mar-

keting und Tourismus GmbH (BMTG) rückt die Stadt ins rechte Licht für Kulturreisen-

de aus China. Die Markgräin Wilhelmine und Richard Wagner heißen die Trümpfe,

die auf der anderen Seite des Globus gespielt werden. Geschäftsführer Dr. Manuel

Becher erläutert für das Bayreuth Magazin das Konzept. Die Fragen stellte Udo

Bartsch.

Peking liegt ja nicht gerade vor der Haustür. Warum wird die BMTG in China aktiv?Dr. Becher: Der chinesische Reisemarkt

befindet sich im Aufbruch. Die Auslands-

reiseintensität der Chinesen wird sich in

den kommenden Jahren weiter erhöhen

und bietet für Deutschland, das bereits

jetzt die meisten Übernachtungen aus

China in Europa aufweist, gleich mehrere

Chancen. Mittelfristig wird China der

wichtigste Quellmarkt in Asien sein, für

das Jahr 2015 erwarten die Prognosen ein

Übernachtungsvolumen von rund 1,5 Mil-

lionen. Die BMTG möchte Bayreuth be-

reits heute touristisch in China positionie-

ren, um ein möglichst großes Stück des

Kuchens abzubekommen.

Was hat denn die Wagner- und Universi-tätsstadt Bayreuth den Chinesen zu bie-ten?Für chinesische Touristen bietet Bayreuth

natürlich die gleichen Highlights wie für

andere Touristen auch. Hier sind vor allem

die Spuren Wagners und der Markgräfin

Wilhelmine zu nennen. Schließlich stehen

in der Stadt zwei der wohl bedeutendsten

Opernhäuser der Welt in Bayreuth – das

Festspielhaus Richard Wagners und Wil-

helmines Markgräfliches Opernhaus. Die-

se Kulturstätten wollen wir den Chinesen

nahebringen.

Wie wollen Sie die Chinesen von Bay-reuth überzeugen? Neben den Sehenswürdigkeiten, die zwei-

felsohne eine Reise auch aus China Wert

sind, verfügt Bayreuth über eine perfekte

Ausgangslage, um weitere touristische

Highlights im Rahmen von Tagesausflügen

zu besichtigen. Städte wie München, Dres-

den, Berlin oder Prag lassen sich leicht an

einem Tag besuchen. Darüber hinaus las-

sen sich nicht weniger als sechs Welterbe-

stätte in weniger als zwei Stunden Fahrzeit

erreichen: Würzburg, Bamberg, Weimar,

Regensburg, Prag sowie der römische Li-

mes.

Was haben Sie konkret dafür unternom-men?Den Auftakt unseres China-Engagements

bildete im vergangenen Jahr ein Bayreuth-

Event im German Center in Shanghai, das

parallel zur Weltausstellung stattfand.

Dazu wurden Reiseveranstalter und Reise-

journalisten eingeladen, die sich zum Bei-

spiel mit Maisel‘s Weiße und einem Kon-

zert auf einem Steingraeber Flügel ver-

wöhnen ließen. In diesem Jahr hat die

BMTG eine Reihe von chinesischen Reise-

journalisten nach Bayreuth eingeladen, die

hoffentlich sehr positiv über Bayreuth be-

richten werden. Im Herbst wollen wir an

der Road Show der Deutschen Zentrale für

Tourismus in China teilnehmen.

Dr. Manuel Becher

Chinesische Studierende

sind bereits heute die größte

ausländische Gruppe an der

Universität, die seit bereits

geraumer Zeit enge Kontakte

nach China plegt.

Page 61: Bayreuth_magazin 2011

61

Was versprechen Sie sich von Ihren Bemühungen im Reich der Mitte? Was steckt dahinter?Es ist zunächst unser erklärtes

Ziel, die chinesischen Touris-

ten auf Bayreuth aufmerksam

zu machen. In einem zweiten

Schritt soll natürlich bei ihnen

der Wunsch geweckt werden,

die Wagnerstadt zu besuchen,

so dass sich unser China-En-

gagement auch nachhaltig auf

die Übernachtungszahlen in

Bayreuth auswirkt.

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Page 62: Bayreuth_magazin 2011

Tourismus/Sport

62

Jean Paul in Bayreuth

Der Weg zu Jean Paul und sich selbst Von Eric Waha

Das Jahr 2013 hat fast magische Bedeutung für Bayreuth. Zwei der vier Köpfe, die die

Stadt als ihre Leitiguren ausgemacht hat, haben etwas zu feiern: Richard Wagner und

Jean Paul. Beim Dichter Jean Paul wäre es der 250. Geburtstag – und es scheint alles

bereitet für das große Fest. Nicht nur das Dichterstübchen in der Rollwenzelei ist sa-

niert. Auch der Jean-Paul-Weg durch Bayreuth ist fertig. Ein einzigartiges Pro jekt und

eine gelungene Verbindung. Zumal der Jean-Paul-Weg, der von Joditz bis Sanspareil

führen wird, schon ein kleines bisschen wie ein Pilgerweg angenommen wird.

Der Romantiker Jean

Paul, der zu seiner Zeit

so etwas wie ein li te ra -

r ischer Popstar war, der

vom Schreiben leben

konnte, erlebt eine Re-

naissance. Auch, wenn seine Texte in ihrer

fantasiereichen, blumigen, manchmal kau-

zigen Sprache nach wie vor schwere Kost

sind. In den vergangenen Jahren erlebt der

Dichter einen stetigen, wohlmeinenden

Aufwind, auf dem auch Projekte wie die

Sanierung der Rollwenzelei sanft getragen

wurden. Obwohl doch einige Hürden zu

überwinden waren, als für die Familie von

Gertraud Sommer und ihrer Tochter

Christine Sommer-Fiederer der Tag der Er-

kenntnis kam, dass das Dichterstübchen

Karla Fohrbeck ist Initiato-

rin des neuen Jean-Paul-

Poetry-Wegs, der von Joditz

über Weißenstadt nach

Bayreuth führt und bis nach

Sanspareil ausgebaut wird.

Rund 200 Kilometer lang,

soll der Weg, für den es

seit Ende Juni auch einen

eigenen Stadtplan gibt,

literarisches Pilgern zu sich

selbst und zum Dichter Jean

Paul möglich machen.

Page 63: Bayreuth_magazin 2011

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Jean Pauls im ersten Stock der Rollwenzelei Opfer des Ver-

falls zu werden drohte. Doch mit tatkräftiger Hilfe promi-

nenter Unterstützer wie dem Schauspieler und Rezitator

Hans-Jürgen Schatz, dem eigens gegründeten Verein zur

Rettung des Dichterstübchens und vieler lokaler und

überregionaler Förderer konnte die Sanierung gestemmt

werden – inklusive einer Erweiterung des wohl kleinsten

Museums der Republik, das allerdings auch als eines der

ganz wenigen Orte so authentisch erlebbar ist wie vor 200

Jahren.

Seit der Wiedereröffnung nach eineinhalb Jahren Restau-

rierungszeit wird das kleine Museum sehr gut angenom-

men: „Die Leute finden die Neugestaltung atmosphärisch

sehr schön, vom Stübchen selber sind sie total begeistert“,

sagt Christine Sommer-Fiederer. Nicht zuletzt deshalb,

weil der Raum wieder exakt so aussieht, wie Jean Paul das

Stübchen selbst erlebt hat. „Was mich freut ist, dass gerade

auch die Bayreuther kommen und sich umsehen.“ Nicht

selten kommen die Menschen aus der Stadt über die Kö-

nigsallee herauf zur Rollwenzelei – und gehen auf dem

Weg, den Jean Paul von der Friedrichstraße, seiner Woh-

nung, hinaus zur Rollwenzelin genommen hat. Unter-

wegs lesen sie die in Dreiergruppen an markanten Stellen

aufgebauten, liebevoll gestalteten Tafeln. „Jean Paul und ...“

ist das Motto der 72 Tafeln an 20 Stationen – Jean Paul

und die Eremitage, die Hundeschlacht, Richard Wagner,

die Harmonie und ... natürlich die Rollwenzelei.

Karla Fohrbeck, ehemalige Kulturreferentin von Nürnberg

und bundesweit anerkannte Kulturpolitikerin, hat die Ini-

tialzündung für den Jean-Paul-Weg gegeben und damit

die Initiative der Familie Schmidt aus Joditz bei Hof, dem

Geburtsort Jean Pauls, multipliziert. „Mein Ziel war es,

einen Literaturweg zu machen“, sagt Karla Fohrbeck.

„Eine richtig professionelle Sache eben. Etwas, was es in

Deutsch land in der Form noch nicht gibt.“ Fohrbeck fin-

det Unterstützer, vernetzt durch ihr Konzept die Re gionen

in Oberfranken, wirbt Geld ein, schreibt zusammen mit

Frank Piontek die Texte für die Tafeln. Mit professioneller

Unterstützung von Clemens Lukas und seiner Agentur

Kulturpartner, wo Fohrbeck das Projekt vorantreibt, wird

der Weg gedanklich fertiggestellt und schließlich im März

2011 eingeweiht. Mit großem Nachhall, wie Fohrbeck be-

geistert sagt: „Er wird schon als Pilgerweg angenommen.

Wir brauchen also nicht unbedingt nach Santiago“ – um

einfach mal weg zu sein auf dem Weg zu sich selbst und

zu Jean Paul.

Christine Sommer-Fiederer (links) mit dem Schauspieler Hans-Jürgen

Schatz und der Ururenkelin von Jean Paul, Adele Metzner.

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s: L

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Page 64: Bayreuth_magazin 2011

64

Tourismus/Sport Ein Jahr Erstklassigkeit

Mit Nibelungentreue zum ErfolgVon Florian Kirchner

„Auch wenn es für einen Aufsteiger nie einfach wird – dieses Team besitzt die Quali-

tät und Tiefe, sich frühzeitig aus dem Abstiegskampf zu verabschieden“, prognosti-

zierte Stephan Baeck vor Saisonbeginn. Damit lag der Ex-Nationalspieler gemeinsam

mit diversen anderen Experten „daneben“: Bis zum letzten Spieltag mussten die

Schützlinge von Headcoach Andreas Wagner zittern, bevor der Klassenerhalt gefei-

ert werden konnte.

V om Erfolgsprinzip „Ne-

ver change a winning

team“ hatte man sich im

Lager des BBC Bayreuth

nach dem souveränen

Titelgewinn in der ProA

und dem damit verbundenen Erstligaauf-

stieg schnell verabschiedet. Nur Harris,

Campbell sowie Schmidt wurden in die

Beko BBL „mitgenommen“, acht Spieler

mussten indes die Wagnerstadt verlassen.

Bevor Headcoach Andreas Wagner jedoch

mit der Zusammenstellung des neuen

Teams beginnen konnte, hatten -insbe-

sondere nach dem Ausstieg von Trikot-

sponsor igeko- die BBC-Verantwortlichen

arbeitsreiche sowie die Fans bange Wo-

chen zu überstehen. Nicht zuletzt Dank

des neuen Haupt sponsors Tennet

konnte schließlich die geforderte

wirtschaftliche Basis dargestellt

werden. Eine Mischung aus erst-

ligaerfahrenen Spielern (Archi-

bong, Gibson, Jeanty, Reiner) so-

wie einige hoffnungsvolle Talente

(Schmitz, Heyden, Ginyard) wur-

den für das „Unternehmen Klas-

senerhalt“ angeheuert, das sich

sehr schnell als ausgesprochen

„steiniger Weg“ erweisen sollte.

Gehandicapt durch Verletzungs-

probleme wollte das Team in der

ersten Saisonhälfte keine Fahrt

aufnehmen: Erst musste der an

diversen Leiden laborierende Ka-

pitän Osvaldo Jeanty „passen“,

kurz darauf „verabschiedete“ sich

auch noch Routinier Archibong

mit einer komplizierten Muskel-

verletzung. Bei der Suche nach

Ersatz war den BBC-Verantwort-

lichen zunächst kein „glückliches

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In Bayreuth zu Hause

Page 65: Bayreuth_magazin 2011

65

Seine Verplichtung stellte

sich letztendlich als entschei-

dendes „Puzzleteilchen“ für

den BBC Bayreuth im Kampf

um den Klassenerhalt heraus:

Ekene Ibekwe, der erst Anfang

Februar zum Team stieß, sorgte

für die zuvor oftmals vermisste

physische Präsenz am Brett

und erzielte durchschnittlich

11,5 Punkte sowie 5,7 Re-

bounds pro Spiel. Kein Wunder,

dass der 26-jährige, 206 cm

große Nigerianer ein Wunsch-

kandidat der Clubführung für

das Team 2011/12 ist.

Foto

: K

olb

Page 66: Bayreuth_magazin 2011

66

Händchen“ beschieden: Weder Spielma-

cher Kenny Barker, noch sein US-Lands-

mann Haminn Quaintance konnten die

Erwartungen erfüllen und wurden

prompt gegen US-Shooting-Guard Drew

Neitzel sowie Powerforward Ekene Ibek-

we ausgetauscht. Als der BBC-Motor wei-

terhin „stotterte“ und die Aussichten auf

den Klassenerhalt spätestens nach den

Heimniederlagen gegen die direkten Kon-

kurrenten aus Weißenfels und Gießen auf

ein Minimum

gesunken schienen, entschied man sich

allen Forderungen nach einem Trainer-

wechsel zum Trotz für das „Modell Nibe-

lungentreue“: Mit einem „Schulterschluß

auf voller Breite“ zwischen Management,

Trainerstab und Mannschaft blies der

Basketball ist wieder „in“ in der Sportstadt Bayreuth: Knapp 51.000 Zuschauer (Hallenauslastung 75 Prozent) mobili-

sierte die Rückkehr des BBC Bayreuth auf die nationale Bühne nach über elfjähriger Erstliga-Abstinenz. Im Durchschnitt

verfolgten 2.999 Zuschauer die Heimspiele in der Oberfrankenhalle und ließen sich auch von längeren Durststrecken

der BBC-Korbjäger nicht abschrecken. Einmal war die Oberfrankenhalle restlos ausverkauft: Zum Nachbarschaftsderby

gegen Meister Brose Baskets aus Bamberg passierten 4.000 Fans die Pforten.

BBC Bayreuth erfolgreich zur Aufholjagd:

Mit der wohl besten Saisonleistung konn-

ten die Wagner-Schützlinge schließlich

im letzten Heimspiel Vizemeister Frank-

furt nach Verlängerung niederringen und

die Abstiegsplätze verlassen. Ein weiterer

Sieg in den beiden verbleibenden Aus-

wärtsspielen hätte den Klassenerhalt

aus eigener Kraft bedeutet, doch das

Team patzte beim bereits abgestiegenen

Schluss licht Düsseldorf und war bei

Meister Bamberg erwartungsgemäß chan-

cenlos. Und dennoch durfte im Lager des

BBC Bayreuth gejubelt werden, weil auch

der Mitteldeutsche BC im Fernduell ohne

zählbare Erfolge geblieben war. Ende gut,

alles gut.

Tourismus/Sport Ein Jahr Erstklassigkeit

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Auto Scholz

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