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Reise durch die Welt desGlaubens

Markus Beile

Gütersloher Verlagshaus

Ein Konfi-Kurskonzept für 9 Samstage und ein Wochenende

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Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1. AuflageCopyright © 2012 by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, MünchenDieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmungdes Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Umschlagmotiv: Mädchen mit Koffer: © Ronstik – Fotolia.com; Himmel: © Alphaspirit – Fotolia.com; Gras: © Ray – Fotolia.com; Roller: travell © Olly – Fotolia.comAbbildungen im Innenteil: Roller: travell © Olly – Fotolia.com; Koffer mit Luftballon: suitcase with red ballon © Mikule – Fotolia.com;Mädchen mit Koffer: woman holds old suitcase © Tonstik – Fotolia.comSatz: Satz!zeichen, LandesbergenDruck und Einband: Tešínská tiskárna, a.s., Ceský TešínPrinted in Czech RepublicISBN 978-3-579-05871-9

www.gtvh.de

Die beiliegende CD-ROM enthält alle Texte des Buches sowie die entsprechenden Arbeitsmaterialien in unterschiedlichen Dateiformaten.Diese Dateien können mit dem Adobe Acrobat® Reader oder Alternativprogrammen geöffnet und verwendet werden.

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte PapierMunken Premium Cream liefert Arctic Paper Munkedals AB, Schweden.

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Inhalt

Geleitwort von Thomas Schlag ...................................................................................................................... 6Vorwort ............................................................................................................................................................. 9

Teil I: Konzeption ..................................................................................................................................... 11

Zum Auftakt ..................................................................................................................................................... 121. Warum Konfi-Samstage? ........................................................................................................................... 132. Didaktische Grundentscheidungen ........................................................................................................... 173. Ein buntes Konfirmandenjahr ................................................................................................................... 214. Weitere methodische und organisatorische Aspekte ............................................................................. 365. Vorbereitung und Durchführung von Konfi-Samstagen ....................................................................... 45

Teil II: 9 Konfi-Samstage und ein Konfi-Wochenende .......................................................... 51

Ein erster Überblick ......................................................................................................................................... 531. Konfi-Samstag: Kennenlernen .................................................................................................................. 582. Konfi-Samstag: Gott .................................................................................................................................. 693. Konfi-Samstag: Bibel ................................................................................................................................. 794. Konfi-Samstag: Gottesdienst .................................................................................................................... 895. Konfi-Samstag: Die Zehn Gebote ............................................................................................................. 1026. Konfi-Samstag: Jesus Christus ................................................................................................................. 111Konfi-Wochenende: Abendmahl .................................................................................................................... 1237. Konfi-Samstag: Gemeinde ........................................................................................................................ 1408. Konfi-Samstag: Glaubensbekenntnis ....................................................................................................... 1539. Konfi-Samstag: Taufe – Konfirmation – Abschluss .............................................................................. 165

Literaturhinweise ............................................................................................................................................. 176

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Geleitwort

Die kirchliche Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden hat in den vergangenen Jahrzehnten starke Innovationsschübe erfahren und be-achtliche Wandlungsprozesse durchlaufen. Was einstmals als strikt kate-chetischer Unterricht angelegt war und mit einem öffentlichen – nicht selten angstvoll besetzten – Bekenntnisakt vor der ganzen Gemeinde im Konfirmationsgottesdienst seinen Abschluss fand, hat sich mehr und mehr zu einer kirchlichen Praxis entwickelt, durch die Jugendlichen mit ihren Lebensfragen und Bedürfnissen zur eigenen Sprache finden und zu ihrem eigenen Eigenrecht kommen können.

An die Stelle einseitig-antiquierter Unterweisungspraxis durch autoritäre Pfarrherrn ist längst ein ganzheitliches und erfahrungsorientiertes Bildungs-geschehen auf Augenhöhe geworden. Konfirmationsarbeit wird nicht nur von den Jugendlichen aus gedacht, sondern auch immer stärker von ihnen selbst mitgestaltet und mitverantwortet.

Mit diesem kontinuierlich gewachsenen und programmatischen Frei-heitsgewinn in der Konfirmandenarbeit haben sich allerdings manche der dauerhaften brennenden Fragen nach dem Erfolg und der Nachhaltigkeit dieses Angebotes nicht erledigt: Die deutschen und internationalen Studien zur Konfirmandenarbeit aus jüngster Zeit haben gezeigt, dass insbesondere die im engeren Sinn christlichen Glaubensinhalte und auch die gottesdienst-liche Angebotsstruktur von vielen Jugendlichen nach wie vor als nur mä-ßig interessant für ihr eigenes Erleben und Leben wahrgenommen werden. Zwar stößt die Konfirmandenarbeit überwiegend auf große Zufriedenheit unter allen daran Beteiligten. Aber diese bemisst sich offenkundig doch stark an gelungenen Gruppen- und Gemeinschaftserfahrungen, spektaku-

lären kollektiven Events und somit nicht zuletzt am erlebbaren Spaßfak-tor.

Immer noch viel zu selten gelingt es, ehemalige Konfirmandinnen und Konfirmanden zur weiteren Teilnahme an kirchlichen Angeboten, erst recht zu einer aktiven Mitarbeit in der jeweiligen Gemeinde zu motivieren. Es scheint, als ob auch eine noch so jugendgemäß angelegte Konfirmanden-arbeit mit den jugendlichen Weltwahrnehmungen, Bedürfnissen, Interessen und Zeitrhythmen nach wie vor nur schwer in Einklang gebracht werden kann. Und auszuschließen ist auch nicht, dass manche erwachsenen Ver-antwortlichen bei aller selbst zugeschriebenen pädagogischen Kompetenz eben doch hinter den notwendigen Professionalitätsanforderungen zurück-bleiben – und ihre Hoffnung auf ein attraktives Angebot eher zu erheblicher Frustration führt.

Die innovative Praxis der Konfirmationsarbeit hat nun aber auch ganz neue Problemstellungen eröffnet, die ebenfalls einstweilen kaum befriedi-gend gelöst sind. So erscheint es, als ob Kerngehalte des christlichen Glau-bens gerade im Zuge der angestrebten Subjektorientierung aus der einst-maligen Mitte des Unterrichts an den Rand oder gar ganz aus dem Gesamtangebot abgedrängt worden sind. Die einschlägigen empirischen Erkenntnisse lassen vermuten, dass die Verantwortlichen der Konfirman-denarbeit nicht selten geradezu prophylaktisch auf bestimmte »klassisch-katechetische« Themen verzichten, weil sie um die Attraktivität und Ju-gendgemäßheit ihres Angebots geradezu fürchten. Zudem ist das im Lauf der Zeit immer aufwändiger gewordene Angebot, etwa von Konfirmanden-freizeiten, Camps oder bestimmten Projektformen mit den vorhandenen

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Ressourcen in vielen Fällen schlicht nicht mehr zu leisten. Das Verhältnis von Investition und Ertrag, wenn man es ökonomisch fassen will, stellt sich insofern gegenwärtig als durchaus ungünstig dar. Zudem bringt die, wenn man es so nennen will, Individualisierung der Konfirmandenarbeit auch das Problem mit sich, dass konkrete Lehrmittel und Materialien – beinahe im Sinn eines pädagogischen »anything goes« – bestenfalls noch eklektisch und schon gar ohne übergreifende theologische oder didaktische Zielsetzung genutzt werden. Damit aber ist gerade in Zeiten, in denen wieder verstärkt nach dem Profil der evangelischen Kirche und der Überzeugungskraft ihres Bildungsangebots gefragt wird, das wesentliche Problem theologischer Er-kennbarkeit markiert.

Bei allen benannten Problemen ist nun allerdings nicht zu verkennen, dass in vielen Gemeinden erstaunliche Aufbrüche stattfinden – auch wenn diese leider viel zu selten in eine weitere Öffentlichkeit hinein kommuniziert werden. Es scheint also an der Zeit, neu nach gelingenden Formen der Konfirmationsarbeit Ausschau zu halten, um sich für die eigene Praxis vor Ort theologisch und pädagogisch inspirieren zu lassen.

Dafür stellt nun das vorliegende Konfi-Kurskonzept »Reise durch die Welt des Glaubens« von Markus Beile eine ausgezeichnete Möglichkeit dar. Es handelt sich insofern durchaus um einen Glücks- und Seltenheitsfall, als umfassende Kurskonzeptionen von tatsächlichen Praktikern, die noch zumal ihre eigene Arbeit und Zielsetzungen einleuchtend darstellen und reflektieren können, bisher auf dem Markt der Materialien immer noch eine Ausnahme bilden.

Der Autor schöpft dabei einerseits aus seiner langjährigen Erfahrung in der Konfirmationsarbeit, zugleich aber auch aus seiner erkennbaren Bereit-schaft, immer wieder Neues auszuprobieren und auch an die jeweiligen Bedingungen und Verhältnisse im jeweiligen Konfirmandenjahrgang an-zupassen. Dies wird vielleicht auf den ersten Blick nicht deutlich, da die minutiös aufgeführten Hinweise und Einzelschritte den Eindruck erwecken könnten, als ob man hier ein ganz festes Instrument vor sich habe und dieses »genau so« verwenden könnte und sollte. Damit wäre aber der Autor

ohne Frage ganz falsch verstanden, da es ihm vor allem darauf ankommt, eine mögliche gelingende Praxis aufzuzeigen, um von dieser her einen Orientierungsgewinn für die Gestaltung in anderen Gemeinden zu erzielen. Insofern handelt es sich hier weder um ein Patentrezept der Konfirmations-arbeit noch um ein fertiges Tellergericht, das man nur noch heiss zu machen bräuchte. Dies bedeutet, um es gleich zu sagen, für den interessierten Prak-tiker und die Praktikerin, sich bei den einzelnen Elementen tatsächlich gut zu überlegen, was man für die eigene Gruppe theologisch und pädagogisch verantwortet übernehmen kann.

Worin besteht aber nun der besondere Orientierungsgewinn des vorge-legten Konzepts?

Natürlich könnte man diesen vornehmlich in der Ausarbeitung der »Samstags-Form« sehen, die ja, wie Blockangebote überhaupt, in vielen Gemeinden immer noch eine Ausnahme darstellt. Hier sensibilisiert der Au-tor zu Recht für die neue Form der »Konfi-Samstage«, die in verschiedener Hinsicht eine gelingende Konfirmationsarbeit nachhaltig zu befördern ver-spricht. Damit wird die pädagogische Grundeinsicht aufgenommen, dass gelingende Kommunikation und nachhaltige Bildung Zeit, Geduld, gemein-same Suche, Kreativität, aber eben auch Ruhe- und Entspannungsphasen unbedingt benötigen.

Die inhaltliche Ausrichtung des hier vorgelegten Konzepts vermag glei-chermaßen zu überzeugen. Dass grundsätzlich die Momente des Suchens und der Reise didaktisch stark gemacht werden, stellt bereits ein bedeutsa-mes Signal dar. Aber auch die immer wieder erkennbare Absicht, die klas-sischen Themen des christlichen Glaubens zur Sprache zu bringen, stellt einen deutlichen Fortschritt gegenüber rein erlebnisorientierten Angeboten dar. Dabei ist es sehr überzeugend, wie sowohl die lebensweltbezogenen Fragen wie auch die Potentiale der Jugendlichen, sich den einzelnen The-men persönlich, geistig und leiblich an die einzelnen Themen anzunähern, miteinander in Verbindung gebracht und in einen »metaphorischen Hori-zont« gestellt werden. Hierbei werden sowohl Abstraktion und Reflexion, Kreativität wie künstlerische Ausdruckskraft, aber eben auch Spielerisches

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und ganz Handfestes gefördert. Zudem hat der Autor unverkennbar einen hohen Sensus für die jugendkulturellen Eigendynamiken: Wo sonst würde man die folgende Regiewanweisung finden: »Die Konfis bringen zu diesem Konfi-Samstag Digitalkameras oder Fotohandys mit«. Angesichts dieser vielfältigen und attraktiven methodischen Annäherungen kann man sich ohne Weiteres vorstellen, wie der schwierige Spagat, biblische und theolo-gische Fragen mit prägnanten Symbolen sowie den individuellen Kennt-nissen und Interessen der Jugendlichen zu verbinden, im Einzelfall sehr gut gelingen kann. Nebenbei bemerkt ist der Mut zu betonen, dass Jugendliche in diesem Konzept tatsächlich wieder dazu gebracht werden, sowohl den alt- wie den neutestamentlichen Teil ihrer Jugendbibel zu lesen.

Dass darüber hinaus einzelne inhaltliche Sequenzen bis hin zur Erarbei-tung der Bodenbilder eine gleichermassen ernsthafte wie behutsam und geradezu seelsorgerliche Dimension dieses Konzept erkennen lassen, ist angesichts der unterschiedlichen Bildungshintergründe und Milieus der Jugendlichen und ihrer individuellen Orientierungsbedürfnisse kaum zu überschätzen. Stimmig erscheint hier auch die Verknüpfung einzelner Lern-einheiten mit gottesdienstlichen Formen und der entsprechenden Partizi-pation der Jugendlichen. Gerade angesichts der erwähnten geringen At-traktivität klassischer Gottesdienstangebote wird hier ein überzeugendes Gegenangebot vorgelegt.

Besonders hervorzuheben ist der gleichsam integrative Vernetzungsas-pekt des Konzepts und zwar sowohl im Blick auf die bereits Konfirmierten, die Eltern und auch die ganze Gemeinde. Damit befreit der Autor die manch-mal wie ein sperriger Block in der Gemeindewirklichkeit erscheinende Kon-firmationsarbeit von ihrer Sonderstellung.

Besonders eindrücklich ist das hier vorgelegte Konzept schließlich des-halb, weil praktisch durch alle Seiten hindurch erkennbar und nachvoll-

ziehbar wird, wie sehr der Autor mit Leib und Seele auf diesem Feld – ge-meinsam mit seinem Team und vor allem mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden – engagiert ist. Auch wenn er zu seinen eigenen Motivati-onen vergleichsweise nur Weniges direkt ausführt, ist doch der offene Geist, die sensible Grundhaltung, seine theologische Lust sowie sein eigener Spaß an der Konfirmationsarbeit unverkennbar. Genauso deutlich wird aber auch, dass diese kirchliche Praxis keine halben Sachen erlaubt und inso-fern – will sie als eine wichtige Investition in die Zukunft gelten –, die notwendige Planung ebenso wie ausreichende Mittel und Ressourcen er-forderlich macht.

Kurz gesagt: Ohne Zweifel werden durch die hier erkennbaren theolo-gischen und pädagogischen Annäherungen eine ganze Reihe der zu Anfang genannten aktuellen Problemstellungen der Konfirmationsarbeit höchst produktiv aufgenommen und bearbeitet. Hat man folglich ein solches gan-zes Jahr vor Augen, wie es sich in Orientierung an diesem Konzept »ab-spielen« und »er-eignen« könnte, so kann man auf diese Konfirmandinnen und Konfirmanden in der Gemeinde des Autors geradezu ein wenig neidisch werden – eine empirische Untersuchung der Wahrnehmungen der Jugend-lichen dieser Gruppe würde möglicherweise eindrückliche Ergebnisse er-bringen!

Insofern ist das aufwändig und schön gestaltete Kurskonzept all denen zu empfehlen, die dazu bereit sind, sich selbst und gemeinsam mit den Jugendlichen auf ihre Reise durch die Welt des Glaubens zu begeben.

Dr. Thomas Schlag

Professor für Praktische Theologieund Religionspädagogikan der Universität Zürich

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Noch ein Unterrichtswerk für den Konfirmandenunterricht! Reicht nicht die Fülle der schon vorliegenden Materialien für den Konfirmandenunter-richt aus?

Immerhin haben Sie dennoch dieses Buch aufgeschlagen. Wie könnte ich Sie dazu verlocken, dieses Buch zu erwerben und vielleicht sogar ziem-lich bald zu lesen?

Vielleicht so: Ich unterstelle Ihnen, dass Sie sich in Ihrer Konfirmandenarbeit bemü-

hen. Und vieles läuft vermutlich auch ziemlich gut. Aber insgesamt sind Sie doch nicht ganz zufrieden. Sie wissen aber nicht recht, was Sie anders machen sollten.

Geht es Ihnen so? Dann ist dieses Buch vielleicht genau das Richtige für Sie: Es enthält eine Fülle von konzeptionellen, didaktischen und inhaltlichen Anregungen, die Ihrer Konfirmandenarbeit vielleicht neuen Schwung geben können. In mehrfacher Hinsicht geht der hier vorgestellte Entwurf nämlich neue Wege:

Auf der konzeptionellen Ebene stellt er eine innovative organisatorische •Struktur vor: Monatliche Konfi-Samstage sind die zentralen Bausteine des Konfirmandenjahres im hier vorgestellten Modell.

Didaktisch werden wichtige Elemente neuerer Unterrichtsformen aufge-•nommen (offener Unterricht, entdeckendes Lernen, Erfahrungsbezug, Handlungsorientierung). Als didaktisches Leitmodell dient hierbei die Symboldidaktik.

Inhaltlich fokussiert dieser Entwurf auf Kernthemen, die auf eine spezi-•fische Weise erarbeitet werden.

Im ersten, kürzeren Teil dieses Buches finden Sie erläutert, wie ein Kon-firmandenjahr aussieht, in dem monatliche Konfi-Samstage eine zentrale Rolle spielen. Hier geht es um die »Theorie«, also um die Konzeption dieser Gestalt der Konfirmandenarbeit. Auch didaktische Fragen werden in diesem Teil des Buches erörtert.

Die einzelnen Themen der Samstage, deren inhaltliche Aufbereitung und methodische Gestaltung werden dann im zweiten Teil des Buches in aus-führlichen und für Ihre Arbeit hoffentlich nützlichen Verlaufsplänen vor-gestellt. Vielfältiges Material zu den einzelnen Samstagen hält die dem Buch beigegebene CD-ROM bereit. Am Anfang dieses zweiten Teiles finden Sie auch eine Übersicht über die Konfi-Samstage und das Konfi-Wochenende mit einer Kurzdarstellung der Ziele und der wichtigsten Methoden dieses Konzepts.

Gestatten Sie mir noch eine Bemerkung: Ich spreche im Folgenden schlicht von »Konfis«. Damit kürze ich das Wortungetüm »Konfirmandinnen und Konfirmanden« auf eine erträgliche Länge und trage den berechtigten Anliegen einer geschlechtspezifischen Sprechweise, wie ich meine, dennoch Rechnung.

Jetzt bleibt mir nur noch, Ihnen viel Freude beim Lesen und beim Aus-probieren neuer Ideen zu wünschen

Ihr Markus Beile

Vorwort

Vorwort

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Teil IKonzeption

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12 Teil I: Konzeption

Zum Auftakt

Warum erteile ich seit vielen Jahren Konfirmandenunterricht? Nun: Ei-nerseits natürlich, weil der Konfirmandenunterricht kirchenrechtlich zu den Kernaufgaben meines Pfarrerdaseins gehört. Wenn ich in unserer Gemeinde bekannt geben würde, ab sofort keinen Konfirmandenunterricht mehr geben zu wollen, könnte ich sicher die Tage an der Hand abzählen, bis sich der Oberkirchenrat bei mir meldet.

Die Beauftragung durch die Landeskirche ist allerdings nicht der einzige Grund – und auch nicht der wichtigste. Ich mache Konfirmandenarbeit vor allem deshalb, weil sie mir Spaß macht. Und weil ich in ihr eine große Chance sehe: für die Jugendlichen, aber auch für uns, die Kirche. Ich glaube, wir haben als Kirche noch gar nicht das Potential erkannt, das in der Konfirmandenarbeit liegt. Konfirmandenarbeit kann eine Kirchengemeinde völlig verändern und zu neuen Ufern führen. Wie kann das geschehen? Nun, die Situation jeder einzelnen Kirchengemeinde ist speziell und hängt von vielen Faktoren ab. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Konzeption von Konfirmandenarbeit, die wir in unserer Gemeinde entwickelt haben und die nach unserem Dafürhalten sehr erfolgreich ist, auch Früchte tragen kann in anderen Gemeinden. Was sind die spezifischen Merkmale unserer Konfirmandenarbeit?

1. Es geht uns um eine vielfältige Konfirmandenarbeit:Vielfalt, das bezieht sich nicht allein auf die Methodik bei der Erarbeitung

der einzelnen Themen oder bei der Zusammensetzung des Leitungsteams. Vielfältige Organisationsformen in der Konfirmandenzeit sind uns ebenso wichtig. Dabei geht es nicht einfach nur um Abwechslung, Vielfalt ist auf-grund der Heterogenität der Jugendlichen ein didaktisches Erfordernis.

2. Es geht uns um eine vernetzte Konfirmandenarbeit:Lernen – so ist in neueren pädagogischen Theorien zu lesen – geschieht

durch Vernetzung, durch die Integration von Neuem in schon Vorhandenes und Verstandenes. Diese Erkenntnis versuche ich bei der Aufbereitung der einzelnen Themen zu berücksichtigen. In unserer Konfirmandenarbeit ist uns, was Vernetzung anbetrifft, darüber hinaus wichtig, den Kontakt der Konfis untereinander zu intensivieren (auch in den Unterrichtsprozessen) sowie ein Beziehungsgeflecht aus Konfis, Eltern, Ex-Konfis, Leitungsteam, Gemeinde, Kirchenraum, Gemeindehaus, Themen und gesellschaftlichem Kontext entstehen zu lassen, in dem die einzelnen Elemente Rückwirkungen haben auf die jeweils anderen.

3. Es geht uns um eine nachhaltige Konfirmandenarbeit:Schon innerhalb der Konfirmandenzeit ist uns wichtig, dass es nicht bei

Augenblickserfahrungen bleibt. Deshalb beziehen wir uns immer wieder zurück auf schon Gelerntes und Erfahrenes. Nachhaltigkeit bedeutet für uns aber auch, über die Konfirmandenzeit hinaus attraktive Möglichkeiten für die Konfis zu schaffen, dass sie auch weiterhin miteinander und mit der Welt des Glaubens in Verbindung bleiben können.

Unser Ansatz in der Konfirmandenarbeit ist nicht von jetzt auf nachher entstanden, sondern hat sich über die Jahre hinweg allmählich entwickelt. Im Folgenden möchte ich Ihnen ein wenig davon erzählen, wie wir ange-fangen haben und wo wir heute stehen.

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1. Warum Konfi-Samstage?

Nach fast zwanzig Jahren traditionellen Konfirmandenunterrichts habe ich vor ein paar Jahren auf monatliche Konfi-Samstage umgestellt. Wie ist es dazu gekommen?

Seit meiner Vikariatszeit im Jahr 1990 fand bei mir der Konfirmanden-unterricht am Mittwochnachmittag statt. Das System des Mittwochsunter-richts habe ich damals von meinem Lehrpfarrer übernommen. Und auch später, als ich Pfarrer war, kannte ich kaum einen Kollegen, der, oder eine Kollegin, die vom Mittwochstermin abgewichen ist. Er hatte ja durchaus seine Vorteile: In der 8. Klasse wird bei uns in Baden der Mittwochnach-mittag von Seiten der Schulen freigehalten. Und dann gibt es ja auch so etwas wie eine Traditionsplausibilität: So war’s schon immer, warum sollte man es ändern?

Natürlich bestand das Konfirmandenjahr in meiner Gemeinde nicht nur aus dem Mittwochsunterricht: Eine Freizeit gehörte dazu, manchmal sogar zwei. Außerdem fand im Konfirmandenjahr immer ein Gemeindepraktikum statt. Insgesamt stand jedoch der Mittwochsunterricht – neben dem Got-tesdienstbesuch – im Zentrum des Konfirmandenjahrs.

Ich habe mir durchaus Mühe gegeben, den Unterricht so lebendig und abwechslungsreich zu gestalten wie nur möglich. Und eigentlich war die Atmosphäre im Konfirmandenunterricht durchaus angenehm, waren die Rückmeldungen der Eltern positiv. Aber: Gänzlich zufrieden war ich mit der Konfirmandenarbeit nicht:

Manchmal fragte ich mich, was die Konfis inhaltlich überhaupt mitneh-•men aus der Konfirmandenzeit. Öfters hatte ich das Gefühl, dass das, was

wir uns an einem Mittwoch erarbeitet hatten, am nächsten schon längst »Schnee von gestern« war.

Es befriedigte mich nicht, dass der Konfirmandenunterricht ziemlich un-•verbunden mit der übrigen Gemeindearbeit war – trotz mancher Bemü-hungen, dies abzumildern.

Und nicht zuletzt machte mir die Erfahrung zu schaffen, dass ich nach •dem Konfirmandenjahr meine Konfis in der Regel nicht wiedersah. Die Konfirmation als Höhepunkt der Konfirmandenzeit glich eher einer Aus-segnung als einer Einsegnung. Die Konfis waren mit der Konfirmation zu mündigen, selbstbestimmten Mitgliedern unserer christlichen Gemein-schaft geworden. Aber sie nutzten ihre Mündigkeit in der Regel vor allem, um von der Bildfläche zu verschwinden. Dass es bei den Kolleginnen und Kollegen nicht anders war, tröstete mich nur wenig.

Ja, ich haderte mit meiner Konfirmandenarbeit. Lange Zeit suchte ich das Problem bei mir selbst, manchmal auch bei den Jugendlichen oder in der gesellschaftlichen Entwicklung. Heute glaube ich, dass zumindest ein Teil des Problems einer nicht-nachhaltigen Konfirmandenarbeit im tradi-tionellen System des wöchentlichen Konfirmandenunterrichts liegt.

1. Warum Konfi-Samstage?

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14 Teil I: Konzeption

Probleme des traditionellen wöchentlichen Konfirmandenunterrichts

Ich bin sicher, der Konfirmandenmittwoch hat früher einmal seine Be-rechtigung gehabt. In einer Zeit, in der die Schule die Zeit der Konfis we-niger dominierte und das Christentum in der Gesellschaft eine prägendere Rolle spielte, war er eine bewährte Institution. Inzwischen hat sich jedoch vieles geändert:

Mit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums hat sich die Anzahl •der wöchentlichen Schulstunden für die Gymnasiasten noch einmal er-höht. Der Konfirmandenunterricht bedeutet für sie daher eine zusätzliche zeitliche Belastung.

Der Konfirmandenunterricht am Mittwoch wird von den Jugendlichen •im Allgemeinen als Schulstunde angesehen (findet wöchentlich statt, ähnlicher zeitlicher Umfang), allerdings ohne den dort herrschenden Zen-surdruck. Das hat nicht selten zur Folge, dass die Jugendlichen nach einem meist langen Vormittag in der Schule »aufdrehen« oder aber Lust-losigkeit an den Tag legen.

Aufgrund der knappen Zeit herrschen im Konfirmandenunterricht am •Mittwoch kognitive Methoden vor (Texte lesen, Lückentexte ausfüllen, Gespräche). Dabei wird häufig ein Kursbuch verwendet. Als die Prägekraft des Christentums noch höher war, war eine solche Gestaltung des Kon-fimandenunterrichts gut möglich. Heutzutage sind die Erfahrungen der Jugendlichen mit dem Christentum jedoch eher gering. Wie aber sollen die Jugendlichen über etwas im Konfirmandenunterricht reflektieren, zu dem sie kaum eine Beziehung haben?

Schon immer waren die Jugendlichen, die in den Konfirmandenunterricht •kamen, unterschiedlich. Aber in Zeiten einer immer stärkeren Milieu-

differenzierung ist die Heterogenität unter den Jugendlichen noch ex-tremer geworden. Deshalb werden Anwärm- und Abtastphasen in der Konfirmandenarbeit immer unentbehrlicher. Hierfür ist im wöchentlichen Konfirmandenunterricht in der Regel zu wenig Zeit.

In Zeiten, als der kirchliche Traditionsabbruch noch nicht so massiv war, •hatten die Konfirmandinnen und Konfirmanden häufig einen größeren Einblick in das Gemeindeleben. Heutzutage ist die isolierte Stellung des Konfirmandenunterrichts ein Problem: Die Jugendlichen nehmen die übrige Gemeinde am ehesten noch im sonntäglichen Gottesdienst wahr, den sie häufig ohne innere Anteilnahme absitzen. Den anderen Gemein-demitgliedern geht es umgekehrt genauso. Eine intensivere Begegnung findet kaum statt.

Für mich liegt klar auf der Hand: Das System des wöchentlichen Kon-firmandenunterrichts steckt in einer Krise. Nicht wenige Gemeinden dünnen als Folge davon ihre Konfirmandenarbeit immer mehr aus:

der Konfirmandenunterricht am Mittwoch wird auf eine Stunde herun-•tergefahren,

die Zeit der Vorbereitung auf die Konfirmation wird gekürzt,•

die Präsenz der Konfis im sonntäglichen Gottesdienst wird immer groß-•zügiger gehandhabt.

Allerdings stellt sich die Frage, ob man den Konfis damit wirklich einen Dienst tut. Nimmt man ihnen nicht die Chance einer vertieften Auseinan-dersetzung mit dem christlichen Glauben?

Vielleicht ist es darum Zeit, einen grundsätzlichen Systemwechsel hin zu monatlichen Konfi-Samstagen in Erwägung zu ziehen.

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151. Warum Konfi-Samstage?

Welche Probleme stellen sich bei einemKonzept monatlicher Konfi-Samstage?

Wenn man aber über die Einführung eines Konzepts monatlicher Konfi-Samstage nachdenkt, werden einem vielleicht zuerst eine Reihe kritischer Rückfragen begegnen, die sicher ernst zu nehmen sind:

»Konfi-Samstage sind aufwändig«•

Das stimmt: Sowohl in organisatorischer als auch in zeitlicher Hinsicht sind Konfi-Samstage nicht zu unterschätzen. Allerdings fällt der wö-chentliche Konfirmandenunterricht weg – was wiederum eine große Zeit-ersparnis ist.

»Man braucht viele MitarbeiterInnen«•

Das ist ebenfalls richtig, aber sicher kein Nachteil. In jeder Gemeinde gibt es genügend geeignete Personen, und wenn das Samstag-Konzept in-haltlich überzeugt, muss man sich, was die Gewinnung neuer Mitarbei-terInnen angeht, keine Sorgen machen: Von Gelungenem erzählt man sich gerne weiter. Und die Ex-Konfis machen, wenn ihnen die Konfir-mandenzeit gefallen hat, als MitarbeiterInnen ohnehin gerne mit.

»Man braucht entsprechende räumliche Voraussetzungen«•

In der Tat ist ein einziger Konfirmandenraum für intensive Arbeit in Kleingruppen eher ungeeignet. In der Regel aber hat das Gemeindehaus mehr als einen einzigen Raum. Mit ein wenig Improvisation lassen sich

Foyer und Küche durchaus in die Konfirmandenarbeit integrieren. Allein die Toiletten haben wir bisher noch nicht in die Konfirmandenarbeit einbezogen …

»Terminschwierigkeiten bei den Jugendlichen«•

Das ist wirklich ein Problem. Manche Jugendliche sind am Wochenende regelmäßig sportlich oder in anderer Weise aktiv. Im Grenzfall findet sich keine Möglichkeit einer regelmäßigen Teilnahme in der Konfirmanden-zeit. In diesem Zusammenhang empfehle ich, mit den Nachbargemeinden zusammenzuarbeiten. Es gibt dort sicher Jugendliche, die lieber am Wo-chenende Konfirmandenunterricht hätten. Im Gegenzug kann ein Konfi der eigenen Gemeinde in den Konfi-Unterricht der Nachbargemeinde wechseln.

»Die Konfirmanden sehen sich nur einmal im Monat«•

Das stimmt zumindest für unsere Konfirmandenarbeit nicht: Nicht nur, dass die Konfis sich sonntags im Gottesdienst sehen. Das Konfirmanden-jahr besteht in meiner Konzeption nicht nur aus Konfi-Samstagen. Es gibt weitere Treffen und Aktionen, die zum Teil von den Konfis selbst organisiert werden (s. u.). Diese Aktivitäten zwischen den Konfi-Samsta-gen laufen nach der Konfirmation weiter und bieten Begegnungsmög-lichkeiten für die Zeit nach dem Konfirmandenjahr. Insgesamt habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich die Konfis auf Konfi-Samstagen und den zum Teil informellen Treffs dazwischen viel intensiver kennen lernen als bei wöchentlichen Kurztreffs und dabei Freundschaften entstehen, die von langer Dauer sein können.

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16 Teil I: Konzeption

Welche Vorteile hat die Konzeptionmonatlicher Konfi-Samstage?

Die Einwände gegen eine Konzeption monatlicher Konfi-Samstage schei-nen mir also nicht allzu schwerwiegend. Daneben aber hat dieses Konzept eine ganze Reihe offensichtlicher Vorteile:

Durch das an diesem Tag vorhandene großzügige Zeitbudget ist metho-•disch ein ganz anderer Konfirmandenunterricht als in wöchentlichen Konfirmandenstunden möglich.

Aufgrund des größeren Zeitbudgets kann man ein Thema in verschiede-•nen Facetten entfalten. Das ermöglicht ein vertieftes Verständnis.

Ein Konfirmandensamstag besteht nicht nur aus Unterricht: Es wird ge-•meinsam gegessen, es gibt Pausen, die Jugendlichen spielen miteinander Völkerball oder Ähnliches, es besteht genügend Zeit zum Ankommen: Was im herkömmlichen Konfirmandenunterricht der Konfirmandenfrei-zeit vorbehalten bleibt (die bei den Jugendlichen meist den nachhaltigs-ten Eindruck hinterlässt!), ist bei den Konfi-Samstagen die Regel.

Der entscheidende Vorteil von Konfi-Samstagen besteht meines Erachtens •jedoch darin, den Konfirmandenunterricht in vielfältiger Weise vernetzen zu können:

Arbeiten im Team: −

Während man am Mittwochnachmittag als Pfarrer oder Pfarrerin häufig auf sich gestellt ist, kann und muss man an einem Samstag mit einem Team arbeiten. Die Bedeutung eines größeren Teams kann kaum überschätzt werden. Dass Lernen neben einer Inhaltsseite immer eine Beziehungsseite hat, bezieht sich ja immer auch auf das Verhält-nis der Konfis zur Leitung. Diese Beziehungsdimension kann sich bei einem größeren Team in ganz anderer Weise ausprägen. Ein weiterer

Vorteil: Ein größeres Team erlaubt methodisch viel mehr Variations-möglichkeiten.

Vernetzung mit der Gemeinde: −

Gemeindeglieder können in den Konfirmandenunterricht geladen wer-den. Mit ihnen über das jeweilige Thema ins Gespräch zu kommen, indem sie nach ihren Erfahrungen und Einschätzungen befragt werden: Das vertieft die inhaltliche Auseinandersetzung und verknüpft die Konfis noch einmal in anderer Weise mit der Gemeinde. Was mittwochs eher mit Schwierigkeiten verbunden ist (bestimmte Berufsgruppen kön-nen von vorneherein nicht), ist an einem Samstag viel leichter zu bewerkstelligen. Ein gemeinsames Kaffeetrinken zuvor ermöglicht ei-nen ungezwungenen Einstieg.

Vernetzung mit dem Gottesdienst: −

Ergebnisse des Konfi-Samstags lassen sich ohne großen Aufwand im Gottesdienst am Sonntag danach vorstellen. Das hat einen doppelten Effekt. Zum einen sind die Konfirmanden ganz anders im Gottesdienst dabei, zum anderen sind die Gottesdienstbesucher daran interessiert, was die Konfis am Samstag erlebt haben. Es gibt noch weitere Vorteile: Die Eltern der Konfis lassen sich leicht motivieren, in den Gottesdienst zu kommen. Und insgesamt wird der Gottesdienst durch die regelmä-ßige Beteiligung der Konfis farbig und abwechslungsreich.

Vernetzung mit der Elternarbeit: −

Die Elternarbeit im Konfirmandenunterricht ist Gegenstand vielfältiger Diskussionen: Wie viel Elternarbeit ist möglich? Wie viel nötig? Eine einfache praktische Möglichkeit, die Eltern in die Konfirmandenarbeit einzubinden, ist es, sie dafür zu gewinnen, am Konfi-Samstag für das Essen zu sorgen. Das entlastet das Team und hat noch einen Neben-effekt: Die Eltern bekommen an den Samstagen etwas mit von dem, was die Konfis erarbeiten, und sind dann in der Regel sehr positiv überrascht (Weiteres zum Thema Elternarbeit allgemein s. u.)

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2. Didaktische Grundentscheidungen

2. Didaktische Grundentscheidungen

Lernen – das wurde früher und wird manchmal noch heute gerne in einer Weise verstanden, die man mit der Eingabe von Daten in einen Com-puter vergleichen könnte: Lernende werden im Unterricht mit Lerninhalten gefüllt, die gespeichert und anschließend wiedergegeben werden können. Der Test für erfolgreiches Lernen ist die Kompetenz zur Reproduktion. Man bezeichnet dieses Verständnis des Lernens als das »Trichtermodell«.

Heute wissen wir, dass Lernen so nicht funktioniert. Lernen ist ein kom-plexer Prozess, in dem

die Lernenden aktive Subjekte des Lernprozesses sind (und nicht Objekte •der Lehrenden, wie das Bild des Trichters suggeriert),

es um ein Zusammenspiel von kognitiven, emotionalen und handlungs-•orientierten Faktoren geht (und nicht nur der Kopf – wie im Bild des Trichters – eine Rolle spielt)

die Lerninhalte in Lernschritte aufgeteilt werden müssen (und nicht als •Komplettprodukt eingetrichtert werden können; nach Peter Biehl in: kreuz-undquer. Impulse für die Konfirmandenzeit – Das Werkbuch, S. 9–12).

Lernen können wir nach einem Bild des Religionspädagogen Peter Biehl vergleichen mit dem Aufbruch zu einer Reise. Auf einer Reise sind wir un-terwegs, in Bewegung. Auf einer Reise entdecken und erleben wir etwas, bestehen Herausforderungen und behalten davon etwas in Erinnerung.

Von diesem Bild der Reise leite ich die Prinzipien ab, die mir für meine Unterrichtsgestaltung wichtig sind:

a) Selbstbestimmt lernen

Wenn der Konfirmandenunterricht die Jugendlichen zu einer solchen Entdeckungsreise anstiften will, dann kommt der Lebenswelt der Jugendli-chen eine zentrale Stellung zu. Sie ist nicht nur Ausgangspunkt der Reise, sondern auch der allgemeine Bezugsrahmen, in den die Reiseerlebnisse und -erfahrungen eingeordnet werden. Mit Lebenswelt ist nicht nur die äußere, sondern auch die innere Welt der Konfis gemeint: ihre Träume, Wünsche, Sehnsüchte. Gerade diese sind für religiöse Lernprozesse von kaum zu überschätzender Bedeutung.

Was weiß ich eigentlich über die Jugendlichen, die an der Konfirman-denzeit teilnehmen?

Wie erfahre ich etwas über sie? (Habe ich mit Jugendlichen auch •außerhalb des Konfirmandenunterrichts direkt zu tun? Oder erfahre ich über sie eher indirekt?)

Was zeichnet meiner Meinung nach die heutige Lebenswelt der Ju-•gendlichen in besonderer Weise aus?

Nehme ich innerhalb dieser Lebenswelt den einzelnen Jugendlichen •in seiner spezifischen Ausprägung wahr? (Milieu, Geschlecht, indi-viduelle Fähigkeiten und Interessen usw.)

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18 Teil I: Konzeption

die Konfis werden dazu ermuntert, das jeweilige Thema auf sich selbst •zu beziehen,

das Team bereitet den Lernweg vor und begleitet die Jugendlichen bei •ihren Lernerfahrungen.

b) Deutungskompetenz erwerben

Das Reisegebiet, in das die Konfis mit dem Team aufbrechen, ist von besonderer Art. Es ist die »Welt des christlichen Glaubens«. Diese Welt hat für die Konfis häufig etwas Fremdartiges und Unbekanntes an sich, was durchaus kein Nachteil ist: Fremdes kann auch reizvoll sein und die Neugier wecken. Aus der Ferne betrachtet, wirkt diese Welt auf die Jugendlichen meist festgefügt und unveränderlich, als ob es sie immer schon so gegeben hätte. Die Aufgabe des Teams als verantwortlicher Reiseleitung ist es, diese festgefügten Ausdrucksformen des Glaubens zu öffnen. Das heißt einerseits, ihre offenen Bereiche sowie das inhärente Bildarsenal und -potential auf-zudecken, um dort eigene Fragen und Erfahrungen platzieren zu können. Andererseits geht es darum, hinter den Ausdrucksformen des Glaubens die Erfahrungen zutage treten zu lassen, die Menschen bewegt haben, eben diese Ausdrucksformen zu finden. Diese Erfahrungen sind von besonderer Art: Sie gründen, indem sie von Gott erzählen, in einer Erfahrungsdimen-sion, die die Grenzen der Alltagswelt überschreitet. Die Ausdrucksformen des Glaubens (Geschichten, Bilder, Gebäude, Rituale) sind Symbolisierungen dieser besonderen Erfahrungen und haben von daher Gleichnischarakter. Damit es zu einer produktiven Begegnung zwischen den Konfis und Aus-drucksformen des Glaubens kommt, ist es wichtig, dass die Konfis die Kompetenz erlangen, die Ausdrucksformen des Glaubens zu deuten. Die Förderung des Symbolsinnes ist deshalb ein Grundanliegen meines didak-

Wenn ich die Lebenswelt der Jugendlichen mit meiner eigenen Le-•benswelt vergleiche: Welche Ähnlichkeiten und Unterschiede sehe ich?

Wenn ich die Lebenswelt der Jugendlichen mit meiner Jugendzeit •vergleiche: Was ist ähnlich? Was ist anders?

Wer auf eine Reise geht, entscheidet selbst, welche Entdeckungen für ihn wesentlich sind und welche er in besonderer Erinnerung behalten möchte und welche nicht. Insofern die Konfis eine aktive Rolle im Lern-prozess spielen, orientiert sich mein Konzept an einer Didaktik der selbst-bestimmten Suche. Das Reiseziel, zu dem die Konfis aufbrechen, ist nicht unbestimmt (siehe b). Das Leitungsteam strukturiert die Reise am jeweiligen KU-Samstag, wobei es die Wünsche und Interessen der Konfis entsprechend aufnimmt. Die Reise bietet den Reiseteilnehmenden die Gelegenheit, eigene Wege zu erkunden. Es soll ja nicht um eine Pauschalreise gehen, bei der die Reiseteilnehmenden vor allem im Bus durch das Land kutschiert werden, sondern um eine Abenteuerreise, bei der Freiräume und ergebnisoffenes Erkunden dazugehören. Für die Konfis ist es wichtig, sich dabei immer wieder als Kleingruppe formieren zu können – was einem wichtigen Aspekt des kooperativen Lernens entspricht.

Die Rolle des Teams ist nicht nur auf die Routenplanung beschränkt: Seine Aufgabe ist auch die Begleitung der Jugendlichen auf der Reise. Au-ßerdem werden die Teamer von den Konfis als Personen wahrgenommen, die schon Erkundungen im Reisegebiet gemacht haben. Sind die Entde-ckungen und Erfahrungen es wert, dass man sich dorthin aufmacht? Au-thentizität und Auskunftsfähigkeit des Teams sind in diesem Zusammen-hang wichtige Stichworte. Für die Unterrichtspraxis bedeutet das:

bei jedem Thema sind lebensweltliche Verknüpfungen konstitutiv, •

die Konfis arbeiten vor allem in Kleingruppen,•

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tischen Konzepts. In diesem Zusammenhang spielt der besondere Charakter des Kirchenraumes eine wesentliche Rolle. Für die Unterrichtspraxis bedeu-tet das:

Es geht mir darum, die Ausdrucksformen des Glaubens zu öffnen und •sie auf Erfahrungen zu beziehen, die hinter ihnen liegen;

ich versuche, jedes Thema so aufzubereiten, dass den Jugendlichen er-•möglicht wird, ihren Symbolsinn zu entwickeln;

dabei arbeite ich gerne mit Symbolen und Symbolbildern;•

ich nutze bewusst den Kirchenraum als spirituelle Komponente.•

c) ganzheitlich Lernen

Wer auf einer Reise etwas nur von Ferne gesehen und dazu Erklärungen im Reiseführer gelesen hat, dessen Eindrücke sind nicht von Dauer. Ähnlich sind die Erfahrungen der Konfis in der »Welt des Glaubens« in ihrer Wirkung begrenzt, wenn sie nur kognitiven Charakter haben. Sie sind umso nach-haltiger, je mehr sie den Konfi intellektuell, emotional und leiblich betref-fen (»Lernen mit Kopf, Herz und Hand«). Nach meiner Erfahrung spielt die kognitive Ebene dabei zunächst eine nachgeordnete Rolle: Erst wenn die Konfis einen emotionalen Bezug gefunden haben und gestalterisch tätig geworden sind, wenden sie sich dem Thema auf der Verstandesebene zu.

Zu einer ganzheitlichen Didaktik gehört das kreative Wahrnehmen ge-nauso wie das kreative Deuten ohne Festlegung auf eine Deutungsmöglich-keit und das kreative Gestalten. Ganzheitliche Didaktik achtet darauf, dass alle Sinne angesprochen werden und neben Worten Klänge, Räume, Farben und Symbole zu ihrem Recht kommen. Für die Unterrichtspraxis bedeutet das:

Eine ganzheitliche Didaktik ist elementar, eine vorrangige Rolle spielen •meditative Methoden, Methoden, die auf die Emotionen zielen (z. B. Fan-tasiereisen), sowie Ausdrucksmethoden (kreatives Gestalten).

Ich arbeite ohne Konfirmandenbuch.•

Ich verzichte sowohl auf ein explizites Auswendiglernen von Texten als •auch auf einen Prüfungsgottesdienst am Ende der Konfirmandenzeit. Gleichwohl geht es mir durchaus um ein Beheimaten in zentralen christ-lichen Überlieferungen und Texten (inwendiges Lernen, im Englischen: »learning by heart«). D. h.: Mir genügt es, dass die Konfis in zentrale Texte wie das Vaterunser durch die Anwesenheit im Gottesdienst und an den Konfi-Samstagen hineinfinden und diese allmählich mitsprechen kön nen.

bewusster Einsatz von Musik, Farben, Symbolen und Räumen•

d) ein inhaltliches Gerüst aufbauen

Eine Reise gewinnt dann an Struktur, wenn man sich über das Reisege-biet einen Überblick verschafft hat, in den man die gesammelten Eindrücke einordnen kann. Ähnlich ist es bei religiösen Lernprozessen. Es gibt nicht wenige Schüler und Schülerinnen, die während ihrer gesamten Schulzeit den Religionsunterricht besucht haben, aber über keinerlei Gesamtsicht des Christentums verfügen. Häufig haben sie das Gefühl, sie wissen über ihre eigene Religion so gut wie gar nichts. Es fehlt ihnen ein inneres Gerüst, in das sie ihre Erfahrungen und Kenntnisse einordnen können.

Von daher geht es mir im Konfirmandenunterricht nicht nur darum, einzelne Themen zu behandeln, sondern auch um eine Gesamtschau auf den christlichen Glauben. Wenigstens die wichtigsten Inhalte des Glaubens

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20 Teil I: Konzeption

sollen zur Sprache kommen und diese vielfältig aufeinander bezogen wer-den. Für die Unterrichtspraxis bedeutet das:

Zu den klassischen Konfirmandenthemen nehme ich weitere zentrale •Themen des christlichen Glaubens hinzu (z. B. die Themen »Bibel« und »Gott«).

Ich achte auf eine Verknüpfung und wechselseitige Bezugnahme der •Themen.

Ich arbeite bei jedem Thema mit Bodenbildern als Symbol der Mitte und •als Möglichkeit einer Zusammenschau der einzelnen Aspekte eines The-mas.

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3. Ein buntes Konfirmandenjahr

Herausforderungen

Subjektorientierung (Ansatz bei den Interessen und Bedürfnissen der Konfis) und definiertes Gegenstandsfeld (Welt des christlichen Glaubens) –

das sind zwei zentrale Grundpfeiler meiner didaktischen Konzeption. Ohne Subjektorientierung findet produktives Lernen gar nicht statt, das spezifi-sche Gegenstandsfeld (die Welt des christlichen Glaubens) entspricht der Zielsetzung und dem Sinn konfirmierenden Handelns. Beide stehen zuein-ander allerdings in einer Spannung:

Interessen der JugendlIchen erkundung der Welt des chrIstlIchen glaubens

die Jugendlichen wollen Spaß haben in der Konfirmandenzeit•

die Jugendlichen wollen andere Jugendliche (näher) kennen lernen •

Jugendliche lieben Events•

die Jugendlichen möchten gerne über die Themen der Konfirmandenzeit •mitbestimmen

die Jugendlichen sollen sich mit den wesentlichen Inhalten des christ-•lichen Glaubens vertieft auseinandersetzen

die Jugendlichen sollen die Gemeinde kennen lernen (Gottesdienste, •Veranstaltungen, Personen der Gemeinde)

die Jugendlichen sollen den Gemeindealltag schätzen lernen•

die Jugendlichen sollen einen Überblick über die Welt des christlichen •Glaubens gewinnen

Eine Konfirmandenzeit, die einerseits die Subjektorientierung ernst nimmt, andererseits aber auch das Gegenstandsfeld vordefiniert, steht vor großen Herausforderungen:

Die Inhalte des christlichen Glaubens sind so zu vermitteln, dass die Ju-•gendlichen dabei auch Spaß haben.

Das Kennenlernen der Gemeinde muss so erfolgen, dass den Bedürfnissen •der Konfis (Spaß haben, Kennenlernen der Mit-Konfis und anderer Ju-gendlicher) dabei Rechnung getragen wird.

Das Leben in Gemeinde und Kirche soll den Jugendlichen schmackhaft •gemacht werden, ohne ihr Interesse an Events zu übergehen.

Die Themen sind so zu wählen, dass sie sowohl den Jugendlichen als •auch dem Gegenstandsfeld gemäß sind.

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22 Teil I: Konzeption

Konzeptionelle Überlegungen

Die Spannung zwischen Subjektorientierung und dem Gegenstandsfeld der Konfi-Arbeit findet im Konzept der Konfi-Samstage eine Entschärfung. Kon-fi-Samstage berücksichtigen stärker die Interessen der Jugendlichen (nicht nur thematisches Arbeiten, sondern auch Spiel und Spaß; intensiveres Ken-nenlernen der Mit-Konfis und Ex-Konfis; Eventcharakter der Samstage), er-möglichen aber auch ein intensiveres Erkunden der Welt des christlichen Glaubens (vertiefte Beschäftigung mit Glaubensthemen; intensives Kennen-lernen von Personen der Kirchengemeinde – zu denen auch die Ex-Konfis im Konfi-Team gehören). Allerding ist mit einer Einführung des Konzepts der Konfi-Samstage die Spannung zwischen den Interessen der Jugendlichen und den thematischen Anliegen der Konfi-Arbeit nicht schon behoben. Es bedarf einer Berücksichtigung weiterer konzeptioneller Aspekte:

Im Blick auf Gemeindepraktikum und die Gottesdienstteilnahme ist zu •fragen: Wie können diese wichtigen Felder religiösen Lernens so von den Konfis erlebt werden, dass sie Interesse daran gewinnen und sie als ge-winnbringend für ihr eigenes Leben erfahren können?

Im Blick auf das Interesse der Konfis an intensivem Kennenlernen der •Mit-Konfis bzw. anderer Jugendlicher ist zu fragen: Welche Möglichkei-ten gibt es, diesem über die Konfi-Samstage und das Konfi-Wochenende hinaus gerecht zu werden?

Im Blick auf das Interesse der Konfis an Events ist zu fragen: Welche •kirchlichen Veranstaltungen mit Event-Charakter lassen sich in das Pro-gramm der Konfirmandenzeit hineinnehmen?

Was mit der Veränderung hin zu Konfi-Samstagen begann, hat in mei-ner Konfirmandenarbeit zu weiteren konzeptionellen Konsequenzen geführt. Diese möchte ich Ihnen nun im Einzelnen vorstellen.

Das Konfirmandenjahr:etwas länger als ein Jahr

Die Konfirmandenzeit dauert in den einzelnen Landeskirchen in Deutsch-land unterschiedlich lang, meist ein oder zwei Jahre. Bei uns in Baden erstreckt sie sich über ein knappes Jahr. Meist wird es in unserer Landes-kirche so gehandhabt, dass der eigentliche Konfirmandenunterricht nach den Sommerferien beginnt und entweder vor oder nach Ostern mit der Konfirmation zu Ende geht.

In dieser Praxis liegt meines Erachtens einer der Gründe dafür, dass die Konfirmandenarbeit selten eine nachhaltige Wirkung bei den Konfirimier-ten zeigt und selten ein bleibendes Interesse an Kirche und Christentum begründet:

Lange bevor das neue Konfirmandenjahr beginnt, ist das alte zu Ende. •Das hat zur Folge, dass sich die alten und neuen Konfis nicht wahrneh-men. Selbst in Landeskirchen, bei denen der Konfirmandenunterricht eineinhalb bis zwei Jahre dauert, stehen die einzelnen Konfi-Jahrgänge oft seltsam unverbunden nebeneinander. Gerade die Vernetzung der Kon-fi-Jahrgänge wäre für die Konfirmandenarbeit aber von großer Bedeu-tung!

Für bedenklich halte ich es auch, dass die Konfirmanden in der Regel •mitten in der Passions- bzw. Osterzeit aus dem Kirchenjahr entlassen werden. Wie soll den Konfis der Zusammenhang der Zeit Jesu und der Zeit der Kirche nahegebracht werden, wenn man die Konfirmandenzeit schon vor dem Pfingstfest enden lässt? Es ist seltsam: Da werden die Konfis zu mündigen Gemeindegliedern erklärt, aber das Gründungsfest der christlichen Gemeinde feiern sie schon nicht mehr in der Zeit ihrer Vorbereitung auf die Konfirmation.

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Aus diesem Grund endet das Konfirmandenjahr in meiner Konzeption nach Pfingsten, in der Regel im Juni/Juli. Der Beginn der Konfirmandenzeit fällt in der Regel in den Mai/Juni des Vorjahres. So überlappen sich die Konfirmandenjahrgänge etwa vier Wochen lang. Diese vier gemeinsamen Wochen sind für meine Konzeption der Konfirmandenarbeit von großer Bedeutung:

Die alten und neuen Konfis besuchen in dieser Zeit gemeinsam den Got-tesdienst. Sie nehmen somit für vier Wochen den Gottesdienst als eine Veranstaltung wahr, die in besonderer Weise von Jugendlichen besucht wird:

Der erste gemeinsame Gottesdienst ist dabei der Gottesdienst, in dem die •neuen Konfis der Gemeinde vorgestellt werden.

Der zweite gemeinsame Gottesdienst ist bei uns in der Gemeinde Auftakt •für das anschließende Gemeindefest. Die alten und neuen Konfis helfen bei diesem Fest mit und richten auch das Jugendprogramm mitverant-wortlich aus: eine gute Möglichkeit, sich gegenseitig näher kennen zu lernen.

Der dritte gemeinsame Gottesdienst ist der Gottesdienst eine Woche vor •der Konfirmation. Dieser Gottesdienst steht in meiner Konzeption im Zeichen des Abendmahls: Die alten Konfis feiern dieses Abendmahl als Auftakt ihrer Konfirmation, die neuen Konfis feiern zum ersten Mal in ihrer Konfirmandenzeit das Abendmahl. Da bei uns in Baden das Kin-derabendmahl flächendeckend eingeführt wurde, gibt es für diese Praxis auch keine theologischen Bedenken (mehr).

Der vierte gemeinsame Gottesdienst ist dann die Konfirmation der »alten« •Konfis. Diese findet ohne Abendmahl statt, aber in der Regel mit Taufen einiger Konfis. An ihr nehmen die neuen Konfirmanden teil. So erleben sie schon einmal eine Konfirmation und wissen, was auf sie zukommen wird. Bei uns in der Gemeinde findet nach der Konfirmation ein Steh-empfang statt, den die Eltern der neuen Konfis für die alten Konfis aus-richten.

Neben der gemeinsamen Gottesdienstteilnahme kann man diese Zeit in weiterer Weise nutzen. Beispielsweise können die alten Konfis die neuen am Kennenlernwochenende für eine kurze Zeit besuchen und vielleicht auch bei der Vorstellung der neuen Konfis im Gottesdienst mitwirken. Au-ßerdem können die neuen Konfis an dem Gemeindeabend dabei sein, bei dem die alten Konfis mit Hilfe von Fotos auf ihre Konfirmandenzeit zu-rückblicken (s. u.). Wer weiß, vielleicht veranstalten die alten Konfis vor ihrer Konfirmation eine Disco, zu der die neuen Konfis eingeladen werden? Auch können die alten Konfis für die neuen Konfis Patenschaften überneh-men und mit ihnen gemeinsam den Gottesdienst besuchen.

Die Überlappung zweier Konfi-Jahrgänge hat einen weiteren großen Vorteil: Weil sie erleben, dass nach ihnen noch andere kommen, empfinden die alten Konfis ihre eigene Konfirmation weniger stark als Ende. Sie er-fahren, dass die Sache weitergeht – und da gibt es für sie vielfältige Mög-lichkeiten, dabei zu sein (s. u.: »Nach der Konfirmation«)

3. Ein buntes Konfirmandenjahr

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Markus Beile

Reise durch die Welt des GlaubensEin Konfi-Kurskonzept für 9 Samstage und ein Wochenende

Paperback, Broschur, 176 Seiten, 29,7 x 21,0 cmISBN: 978-3-579-05871-9

Gütersloher Verlagshaus

Erscheinungstermin: Januar 2012

Ein alternatives Modell für die Konfirmandenarbeit Konfi-Kurs – das heißt zumeist: Wöchentliche Treffen über einen Zeitraum von ein biszwei Jahren. Dieses Kurs-System ist im Laufe der Jahre immer schwieriger geworden: DieLebenswelt der Jugendlichen und die Welt des Glaubens fallen immer mehr auseinander. Einevertiefte Auseinandersetzung mit Glaubensfragen ist in der gedrängten Zeit der wöchentlichenTreffen kaum (mehr) möglich. Mit seinem Buch stellt Markus Beile eine Alternative vor: Ein Konfi-Kurssystem in 9Samstagen und einem Wochenende. Ein einführender Teil beschreibt die Konzeption einesKonfirmandenjahres, das in monatlichen Konfi-Samstagen strukturiert ist. Die Orientierungan der Symboldidaktik und die Fokussierung des Kurses auf die Kernthemen in der Welt desGlaubens werden vorgestellt und begründet. Die Themen der Samstage, deren inhaltliche Aufbereitung und methodische Gestaltung findensich im zweiten Teil des Buches. Detaillierte Verlaufspläne bieten Übersicht und Hilfe für dieeffektive Vorbereitung. Das vollständige Material zu den einzelnen Samstagen hält die demBuch beigegebene CD-ROM bereit.