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A. Erg~inzungen zu den Hauptrei~eraten. I. Herr MA~x-Wiirzburg. Bemerkungen zum Relerat. Das Thema unseres diesj~hrigen Referates ist ein ungewShnliehes. W~hrend sonst aus einem umschriebenen Gebiete unseres Faches ent- weder fiber wissenschaftliche Forschungsergebnisse oder auch fiber Fortschritte auf praktischem Gebiete und die damit verbundenen Erfolge berichtet wurde, soll sieh das Referat nieht mit Erfolgen, viel- mehr mit Mii~erfolgen befassen. Es handelt sich, man kann wohl sagen, um ein unerffeuliches Thema. Von l%hlern und Gefahren hSrt man nieht gerne; das hat auch eine gewisse :Berechtigung, denn wenn der Opera- teur stets nur an die ]auernden Gefahren denken wfirde, kSnnte er unsicher werden nnd das ist nicht das Richtige. Andererseits mul~ man aber auch die Fehler, die bei einer Operation gemacht werden kSnnen, ]~ennen, um ihnen entgehen zu kSnnen. So soll das Referat nicht eine Kritik an den Autoren fiben, die Fehler bei Operationen gemacht haben, zu denen auch ieh selbst gehSre, sondern soll versuehen, den Weg zu weisen, wie nach MSglichkeit Fehler und Gefahren vermieden werden kSnnen. Gliicklieherweise sind die meisten Gefahren bei einem Eingriff zu vermeiden und wer sieh dessen bewul~t ist, wird sicherer und ruhiger operieren kSnnen als der, der nicht ]~escheid dariiber weii~. Die Gef~hrlichkeit eines Eingriffes ist ja ein sehr relativer Begriff. Als MaB derselben kSnnte man die Operationsmortalit~t annehmen. So bringt sicherlich eine koraplizierte Hirnoperation mehr Gefahren mit sich als z. B. eine Polypen- oder Septumoperation. Desto erschiit, ternder ist es fiir den Arzt und belastender fiir sein Gewissen, wenn er bei einer als ungef~hrlich geltenden Operation einen Patienten verliert. Deshalb habe ich gerade die Kunstfehler und ihre Fo!gen bei den im allgemeinen als nngefi~hrlich angesehenen Operationen zum Tefl etwas ausfiihrlicher besproehen, was dem erfahrenen Praktiker vielleieht iiber- flfissig erscheinen raag. Natfirlich ist es unmSglich alle operativen Eingriffe unseres grol3en Spezia]gebietes zu behandeln, scbon deshalb, weft das Referat dann noeh umfangreicher geworden wgre, als es leider jetzt schon ist, zumal bei vielen Operationen ein genaueres Eingehen auf die regelrechte Operationstechnik notwendig w~re. Deshalb wurden einzelne Opera- tionsgruppen ganz weggelassen, unter anderem auch die operative Behandlung der Verletzungen und ihrer Folgen, also die ganze Wieder- herstellungschirurgie, um die sich bekanntlich P~WITSC~KY im Kriege besondere Verdienste erworben hat. Ich darf verraten, dai~ aus seiner Arch. Ohr- usw. Heilk. u. Z. Hals- usw. Heilk. Bd. 158 (Kongrellbericht 1950). 17

Bemerkungen zum Referat

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Page 1: Bemerkungen zum Referat

A. Erg~inzungen zu den Hauptrei~eraten.

I. Herr MA~x-Wiirzburg. Bemerkungen zum Relerat.

Das Thema unseres diesj~hrigen Referates ist ein ungewShnliehes. W~hrend sonst aus einem umschriebenen Gebiete unseres Faches ent- weder fiber wissenschaftliche Forschungsergebnisse oder auch fiber Fortschrit te auf praktischem Gebiete und die damit verbundenen Erfolge berichtet wurde, soll sieh das Referat nieht mit Erfolgen, viel- mehr mit Mii~erfolgen befassen. Es handelt sich, man kann wohl sagen, um ein unerffeuliches Thema. Von l%hlern und Gefahren hSrt man nieht gerne; das hat auch eine gewisse :Berechtigung, denn wenn der Opera- teur stets nur an die ]auernden Gefahren denken wfirde, kSnnte er unsicher werden nnd das ist nicht das Richtige. Andererseits mul~ man aber auch die Fehler, die bei einer Operation gemacht werden kSnnen, ]~ennen, um ihnen entgehen zu kSnnen. So soll das Referat nicht eine Kri t ik an den Autoren fiben, die Fehler bei Operationen gemacht haben, zu denen auch ieh selbst gehSre, sondern soll versuehen, den Weg zu weisen, wie nach MSglichkeit Fehler und Gefahren vermieden werden kSnnen.

Gliicklieherweise sind die meisten Gefahren bei einem Eingriff zu vermeiden und wer sieh dessen bewul~t ist, wird sicherer und ruhiger operieren kSnnen als der, der nicht ]~escheid dariiber weii~.

Die Gef~hrlichkeit eines Eingriffes ist ja ein sehr relativer Begriff. Als MaB derselben kSnnte man die Operationsmortalit~t annehmen. So bringt sicherlich eine koraplizierte Hirnoperation mehr Gefahren mit sich als z. B. eine Polypen- oder Septumoperation. Desto erschiit, ternder ist es fiir den Arzt und belastender fiir sein Gewissen, wenn er bei einer als ungef~hrlich geltenden Operation einen Patienten verliert. Deshalb habe ich gerade die Kunstfehler und ihre Fo!gen bei den im allgemeinen als nngefi~hrlich angesehenen Operationen zum Tefl etwas ausfiihrlicher besproehen, was dem erfahrenen Praktiker vielleieht iiber- flfissig erscheinen raag.

Natfirlich ist es unmSglich alle operativen Eingriffe unseres grol3en Spezia]gebietes zu behandeln, scbon deshalb, weft das Referat dann noeh umfangreicher geworden wgre, als es leider jetzt schon ist, zumal bei vielen Operationen ein genaueres Eingehen auf die regelrechte Operationstechnik notwendig w~re. Deshalb wurden einzelne Opera- tionsgruppen ganz weggelassen, unter anderem auch die operative Behandlung der Verletzungen und ihrer Folgen, also die ganze Wieder- herstellungschirurgie, um die sich bekanntlich P~WITSC~KY im Kriege besondere Verdienste erworben hat. Ich darf verraten, dai~ aus seiner

Arch. Ohr- usw. Heilk. u. Z. Hals- usw. Hei lk. Bd. 158 (Kongrel lber icht 1950). 17

Page 2: Bemerkungen zum Referat

252 Erggnzungen zu den Hauptrefera~en.

Feder demn~chst ein Bueh dariiber erscheinen wird. - - Auch die sog. direkten Methoden, die Tracheo-Bronchoskopie und die 0sophagoskopie, fiber deren Fehler und Gefahren ich frfiher kurz in dem Buch yon STIc~ und MAKKAS berichtet babe, wurden nicht gebracht. Zu meiner Freude hat Herr F~ENZEL zugesagt, in der n~chsten Auflage des Buches das betreffende Kapitel zu bearbeiten. Er verffigt sicher fiber grS~ere Erfahrungen bei der Anwendung neuerer Operationsmethoden in diesem Sondergebiet als ich.

Ich se]bst habe reich auf die Ohren- und Nasenoperationen zuriick- gezogen und ffir die Halsoperationen meinen langj~hrigen Mitarbeiter MO~ITZ W ~ zu Hilfe geholt. AuBerdem babe ich knrz die rechtlichen l~ragen, die bei Fehlern yon seiten des Arztes yon Wichtigkeit sind, besprochen. Herrn Prof. WALtzing, dem Wfirzburger Gerichtsmediziner, bin ich zu grol3em Dank verpflichtet, da ] er mich dabei mit seinem Rat unterstii tzt hat. - - Aueh bei den Ohren- und Naseneingriffen habe ich noch eine Auswahl getroffen und besonders die endokraniellen Kompli- kationen, mit Ausnahme ein paar kurzer Bemerkungen fiber die Sinus und Hirnpunktion, weggelassen. :Die Behandlung der Komplikationen ist ja mit der Einffihrung der modernen Antibiotica, in der letzten Zeit auch des Penicillin und des Streptomycin in eine neue ~ra getreten. Ich selbst bes~tze fiber die Behandlung mit diesen neuesten Mitteln keine persSnlichen Erfahrungen, besonders auch nicht fiber die eventue]l damit verbundenen Gefahren.

Meine Herren ! Ein Referat hat ja, wie schon der Name sagt, haupt, s~chlich die Aufgabe, fiber das was in der Literatur fiber das betreffende Thema verSffentlicht worden ist, zu berichten. ])as war wegen der Besonderheit des Themas, mit dem sich nur wenige Arbeiten direkt befal3t haben, nicht ganz leicht, d a v i e l e Mitteilungen darfiber sich nur versteckt in anderen Arbeiten finden, wobei man auch manchmal zwischen den Zeilen lesen mu2. Der Ausspruch meines leider nieht mehr unter uns weilenden ~lten Freundes UFF~NO~D~, dab man fiber Unf~lle bei Operationen zwar viel hSrt aber wenig ]lest, besteht ja auch heute noch zu Recht. - - Ich babe mich aber nicht auf das objektive Referieren beschr~nkt, sondern auch meine eigene Ansicht, die zum Teil v0n der maneher Autoren abweicht, zum Ausdruck gebracht, ohne Anspruch erheben zu wollen, daI~ meine subjektive Einstellung yon ma~gebender Bedeutung ist. So bringt da s Referat neben Altem auch Neues. Ich hoffe, dab nicht alle Kollegen, die mein Referat lesen, zu dem Urteil kommen: ,Das Gute darin ist nicht neu und das Neue ist nicht gut", dab vielmehr vielleicht doch mancher yon thnen eine Anregung ffir seine praktische T~tigkeit daraus gewinnen kann.