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Der Bericht aus der Zukunft soll die weitere Einbeziehung aller wesentlichen Akteure vor Ort als zentraler Schlüsselfaktor anregen. Es ist im Interesse dieses Berichtes, dass viele Akteure eine neue Qualität des Gemeinsinns entwickeln und konkrete, für alle Beteiligten nutzbare und nachhaltige Projektansätze in der Region finden.
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EUROPÄISCHE UnionEuropäischer SozialfondsInnovative Maßnahmen nach Artikel 6
Bericht aus der Zukunft
Die Region Freiberg auf dem Weg ins Jahr 2028
Pille des Erfolgs
ein Ausblick
Wandel als Zukunfts-CHANCE begreifen
Wer möchte nicht gern einen Blick in die Zukunft unserer Region werfen, möchte wissen was die Menschen im Jahr 2028 bewegt, mit welchen Fragen und Problemen sie konfrontiert sind, welchen Aufgaben sie sich stel-len müssen?
Einen Ausblick in eine denkba-re Zukunft bereitet das Projekt CHANCE derzeit für die Region Freiberg vor. Das europäische Vorhaben wurde von der Initiative Südwestsachsen e.V. initiiert und gemeinsam mit dem Gründer- und Innovationszentrum Freiberg/Brand-Erbisdorf GmbH und der SAXONIA Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH umgesetzt. Zusammen mit europäischen Partnerregionen in Finnland und Österreich wird untersucht, welche Einflüsse aktuelle Veränderungen bewir-ken, welche konkreten Resultate zu erwarten sind und in welchem Umfang die regionale Zukunft strategisch positiv beeinflusst werden kann.
Natürlich geschieht das Ganze nicht zum Selbstzweck.
Die Welt, Europa, Deutschland und Südwestsachsen verändern sich und wir alle sind Bestandteil dieser Veränderungen.
Es ist vielmehr erklärtes Ziel, mit wissenschaftlichen Methoden die Risiken und Chancen regionaler Entwicklung zu erkennen, darauf die Konzepte zukünftiger gemeinsamer Arbeit aufzubauen und dies mit den regional aktiven Kräften abzustimmen. Hierfür war zunächst die Frage zu beantworten, wie die regionale Entwicklung vorausschauend dargestellt werden kann. Dazu wurde ein so genanntes Antizipations-modell, d.h. ein Vorhersagemodell entwickelt, in dem Einflüsse der Ver-änderungsprozesse verarbeitet werden. Zu diesen Einflüssen gehören global wirkende Faktoren wie Klimawandel oder Globalisierung, Fakto-ren europäischer Dimension wie europäische Erweiterung und Integra-tion und lokal wirkende Faktoren wie die demografische Entwicklung, das Arbeitskräftepotenzial oder die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Auch Verwaltungsreformen wie z.B. die aktuelle Kreisreform fließen in die Betrachtung zukünftiger Entwicklungen ein.
Aus der Betrachtung verschiedener Einflussgrößen lassen sich Szenari-en darüber ableiten, wohin die Entwicklung der Region in den nächsten Jahren führen kann – im besten oder im schlechtesten Fall. Solche Sze-narien sind wesentlicher Bestandteil der vorliegenden Veröffentlichung. Sie dienen als Anregung und Diskussionsgrundlage für die Fortschrei-bung eines positiven regionalen Entwicklungsprozesses.
Gemeinsam mit den regional aktiven Kräften soll nun im nächsten Schritt eine Antwort auf grundlegende Fragen gefunden werden:
Welche Risiken und Chancen für die regionale Entwicklung sind mit den aktuellen Veränderungsprozessen verbunden? Wie gut ist die Region auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet? Mit welchen Mitteln kann die Entwicklung aktiv so beeinflusst werden, dass die bestmöglichen Szenarien tatsächlich eintreten?
Hierfür ist es notwendig, regionale Kräfte zu bündeln, gemeinsame Handlungsgrundlagen für alle Bereiche von Politik, Wirtschaft und Verwaltung zu erarbeiten und diese in den kommenden Jahren gemein-sam konsequent umzusetzen. Solche Handlungsempfehlungen werden Bestandteil einer weiteren abschließenden Veröffentlichung – eines „Grünbuchs für die Region Freiberg“ sein.
In Vorbereitung einer gemeinsamen positiven Zukunft wünsche ich allen Akteuren in Freiberg und Südwestsachsen rege Diskussionen und einen guten und weiten Blick in die Zukunft, der auch konkrete Schlüs-se für eigene CHANCEN und frühzeitiges eigenes Handeln ermöglicht.
Karl NoltzeRegierungspräsidentPräsident der Initiative Südwestsachsen e.V.
Die Chancen unserer Region können wir nur
gemeinsam optimal nutzen.
Volker UhligLandrat des Landkreises Freiberg
Für die erfolgreiche Umsetzung des Projektes „CHANCE“ erscheint die Einbeziehung aller wesentlichen Akteure vor Ort als zentraler Schlüsselfaktor. Es ist im Interesse dieses Projektes, dass viele Akteure eine neue Qualität des Gemein-sinns entwickeln um konkrete, für alle Beteiligten nutzbare und nachhaltige Projekte in der Region umzusetzen.
Der demografische Wandel, als einer der Schlüsselfaktoren dieses Projektes, zeigt bereits heute spürbare Auswirkungen auf unser Gemeinwohl. Wir müssen neue Antworten finden, um diese Prozesse aktiv zu begleiten. Schrumpfende Regionen widersprechen unserem gewohnten Bild von Wachstum und kennzeichnen doch nur eine Auswirkung des demografischen Wandels, dessen Folgen vielschichtig sind und fast jeden Le-bensbereich betreffen.
Die demografischen Veränderungen stellen auch unsere Region vor große Herausforderungen. Soziale Sicherungssysteme und öffentliche Infrastrukturen müssen den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Gleichzeitig bieten sich uns aber auch Chan-cen, die Lebensqualität nachhaltig positiv zu verbessern.
Um den Wirtschafts-, Wissenschafts- und Sozialstandort Re-gion Freiberg im Zeichen von Globalisierung und Demografie nachhaltig und langfristig solide aufzustellen, müssen wir uns die richtigen Fragen stellen und aus den Antworten die notwen-digen Schlüsse ziehen.
Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigen sich die Akteure des Projektes „CHANCE“. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns am Ende des Projektes in einem Dialog befinden werden, der für die Zukunft unserer Region und deren Bürgerin-nen und Bürger von entscheidender Bedeutung ist.
Wie lassen sich Innovationen für die Region identifizieren und wie schnell können diese zur Marktreife gebracht werden? Wie kann das Wirtschafts- und Wissenschaftspotenzial der Region nachhaltig und bedarfsorientiert ausgerichtet werden? Sind die Aktivitäten branchenspezifischer Netzwerke in der Region ausreichend? Welche Konzepte bedarfsgerechter und zukunftsorientierter Weiterbildung sind zu entwickeln, die im Wettbewerb der Regionen bestehen können? Worin sehen wir die größten Herausforderungen des demo- grafischen Wandels für die Region und deren Unternehmen? Wie kann die Lebensqualität trotz des demografischen Wandels gesichert werden?
Die Aufbauleistungen des zu-rückliegenden Jahrzehnts sind zweifelsfrei von großen Fort-schritten in der ökonomischen, ökologischen, sozialen und technologischen Entwicklung der Region geprägt. Durch eine Vielzahl von Maßnahmen zur Stärkung der industriellen For-schungsleistung, zur Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft konnten Wachstumspotenziale erschlossen und nachhaltige Ent-wicklungsprozesse angestoßen werden. Dennoch können wir nicht die Augen verschließen vor den nach wie vor bestehenden Defiziten. Vor diesem Hintergrund ist es von besonderer Wichtig-keit, alle regionalen Ressourcen zu mobilisieren und in die beste-henden regionalen Wirtschafts-kreisläufe einzubeziehen. Insbe-sondere stellt sich die Frage nach der Zukunftsfähigkeit unserer Region und wie sich Zukunftsfä-higkeit und Regionalentwicklung in ihren strategischen Ausrich-tungen kombinieren lassen. Eine vielfältige und ausgewogene Wirtschaftsstruktur von Industrie, Handwerk, Handel und Dienst-leistungen bildet das Fundament für eine gute Position im globalen Wettbewerb der Regionen als anerkannter Wirtschaftsstandort.
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Wohin geht die Reise?
I. Der Wandel – global und in Europa 3
II. Das Projekt CHANCE - eine Zukunftsvorhersage 6
für die Region Freiberg
III. Region Freiberg – eine Bestandsaufnahme 8
IV. Entwicklungsoptionen für die Region Freiberg 11
V. Aktuelle Trends in ausgewählten Handlungsfeldern 13
1. Werkstoffe 14
2. Energie 16
3. Umwelt 18
4. Landwirtschaft 20
5. Tourismus 22
VI. Zusammenfassung 24
Der Wandel - global und in Europa
Die wirtschaftliche Entwicklung einer Region ist ein dauerhafter Prozess auf der Grundlage sich ändernder Rahmenbedingungen. Die fortschreitende Globalisierung sowie die EU-Osterweiterung haben einen wesent-lichen Einfluss auf die lokalen und unternehmerischen Entwicklungspotenziale in der Region Freiberg. Die seit 1990 beginnende dritte Globalisierungsphase ist beispielsweise durch den Zusammenbruch der sozia-listischen Staatengemeinschaft, umfassende Regionalisierungsinitiativen und die rasante technische Weiter-entwicklung der Kommunikationsnetzwerke, sowie den Abbau von Handelsschranken und den Ausbau von Transportnetzwerken gekennzeichnet. Parallel zu diesen Veränderungsprozessen wirkt sich der Transformati-onsprozess in Folge der deutschen Einheit auf die Entwicklung der Region Freiberg aus.
Auswirkungen auf den regionalen Arbeitsmarkt sind insbesondere durch die EU-Osterweiterung zu er-warten. Neben der Reduzierung der Förderung muss weiterhin mit der Abwanderung von Unternehmen arbeitskräfteintensiver Branchen gerechnet werden. Gleichzeitig eröffnen sich neue Märkte für ansässi-ge innovative Unternehmen und neue Chancen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.
Aus der fortschreitenden Globalisierung lassen sich die nachfolgenden Trends ableiten:
steigender Energie- und Rohstoffbedarf in den Schwellenländern
wachsende Mobilität von Arbeit, Gütern und Dienstleistungen, Kapital und Wissen
Verschärfung und territoriale Ausweitung des Standortwettbewerbs
Der Wandel I.
3
Energie
Ressourcen
1. Rohstoff- und Energiepreis-entwicklungDie Preise für Rohstoffe sind nach Untersuchungen des Ham-burger Welt-Wirtschafts-Archivs im Zeitraum von Anfang 2003 bis Ende 2006 insgesamt um über 80 % gestiegen. Die Gründe lie-gen im Zufluss spekulativer Gel-der in Rohstoffmärkte sowie in der starken globalen Nachfrage. Hohe Preise und knappe Men-gen werden die internationalen Märkte für metallische Rohstof-fe noch lange Zeit prägen. Von dieser Entwicklung profitiert in erster Linie die rohstofferzeugen-de Industrie außerhalb Deutsch-lands. Regionale wissensbasierte Unternehmen haben somit weltweit Chancen aufgrund ihres Know-hows.
Resultat der gestiegenen Nach-frage sowie der politischen Entwicklung in den Erdöl fördern-den Ländern ist der Anstieg des Ölpreises der vergangenen Jahre. Anfang Januar 2008 kostete ein Barrel Rohöl bereits 100 Dollar. Das Deutsche Institut für Wirt-schaftsforschung hält langfristig Notierungen von 150 bis 200 Dol-lar pro Barrel Rohöl für möglich.
2. Wegfall von Handelsbe-schränkungenMit der Globalisierung verbunden ist der Wegfall von Handelsbe-schränkungen. Exportierende und importierende Unternehmen profitieren vor allem vom Weg-fall der Handelsbeschränkungen und von der Erschließung neuer Einkaufs- und Absatzmärkte. Ex-emplarisch seien hier Unterneh-men im Maschinenbau genannt, die in den vergangenen Jahren erhebliche Auftragsvolumina auf Grund der gestiegenen Nach-frage insbesondere aus den so genannten Entwicklungsländern verzeichneten.
Für regional tätige kleine und mittlere Unternehmen (KMU) führt der Freihandel zur Verschärfung des Wettbewerbs sowie unter regionalen Gesichtspunkten zur Erhöhung des Standortwettbewerbs.
3. EU-OsterweiterungDurch die EU-Osterweiterung sind zusätzliche Veränderungsprozesse zu verzeichnen. Die geringeren Arbeitskosten in den Beitrittsländern sind ein Wettbewerbsvorteil bei der dortigen Ansiedlung von arbeits-intensiven Produktionsprozessen. Ein Vergleich der Arbeitskosten im verarbeitenden Gewerbe macht dies deutlich.
Arbeitskosten im verarbeitenden Gewerbe
Bulgarien
Rumänien
Ungarn
Slowakei
Tschechien
Polen
Deutschland
1,39 €
1,60 €
5,53 €
4,19 €
5,48 €
4,01 €
31,50 €
1,50 €
2,50 €
6,10 €
5,30 €
6,70 €
5,20 €
32,00 €
2006
2004
Unter Wettbewerbsaspekten ist jedoch die Arbeitsproduktivität ein ent-scheidender Faktor für die Wirtschaftlichkeit von Investitionen, welcher sich volkwirtschaftlich gesehen im Bruttoinlandsprodukt widerspiegelt. Die Wirtschaftsleistung je Einwohner ist Ausdruck für den Wohlstand einer Gesellschaft. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht die vorhande-nen Unterschiede ausgewählter EU-Mitgliedsstaaten.
Ausgewählte Beispiele des globalen Wandels und regionaler Auswirkungen
Quelle: Statistisches Bundesamt (Angaben pro Stunde)
4
Bulgarien
Polen
Tschechien
Europa (Durchschnitt)
Deutschland
Finnland
Österreich
BIP in der EU
37
52
79
100
114
117
128
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung 09.01.2008 (Angaben pro Kopf in Kaufkraftstandard)
Die Gestaltung zukunftsfähiger Regionen und Unternehmen erfordert aktives Handeln aller beteiligten Akteure. Für die Region Freiberg wurden 5 Handlungsfelder ausgewählt:
• Werkstoffe • Energie • Umwelt • Landwirtschaft • Tourismus
4. KlimawandelDer fortschreitende Klimawandel wird verursacht durch den von Menschen induzierten Treibhaus-effekt, welcher insbesondere durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe ausgelöst wird. Zu den so genannten Treibhausgasen zählen Kohlendioxid (CO2), Me-than (CH4), Distickstoffoxid (N2O), Fluorkohlenwasserstoffe und Schwefelhexafluorid (SF6). Die Konzentration der klimawirksa-men Gase in der Atmosphäre ist seit Beginn der Industrialisierung erheblich gestiegen. Im Jahr 2005 emittierte Deutschland rund 866 Mio. Tonnen CO2, was 3,4 Pro-zent der weltweiten Emissionen entspricht.
Vom Klimawandel werden u.a. beeinflusst:
• Süßwasserressourcen und deren Bewirtschaftung• Ökosysteme• Nahrungsmittel, Faserstoffe und Produkte des Waldes• Küstensysteme und tief liegende Gebiete• Industrie, Siedlungen und Gesellschaft• Gesundheit Die bereits heute spürbaren Auswirkungen in Form häufiger auftretender Wetterextreme, wie beispielsweise das Jahrhun-derthochwasser an der Elbe im Jahr 2002, sollten ein Umdenken
hin zu mehr umweltbewusstem Handeln zur Folge haben. Der Klimawandel beeinflusst auch die unternehmerischen Tätigkeiten. Neben der Land-wirtschaft ist insbesondere die Tourismusbranche von einem Temperaturanstieg betroffen. Die Veränderung der Niederschläge in Häufigkeit und Menge wirkt sich wiederum auf die Gewähr-leistung der Trinkwasserversor-gung in Trockenzeiten aus oder führt zu Überschwemmungen durch Hochwasser. Dies sind neue Herausforderungen für die betroffenen Regionen und bedür-fen innovative, interdisziplinäre Lösungen.
Quelle: Photocase, Foto: AndreasF.
Anteil der weltweiten CO2-Emissionen aus Verbrennungen (in %)
USA
China
EU-27
Deutschland
Großbritannien
Italien
Frankreich
Spanien
Polen
Russland
Japan
Indien
Kanada
Korea
Mexiko
Iran
Indonesien
Südafrika
Australien
Saudi-Arabien
Brasilien
Andere
21,8
17,8
15,2
2,0
3,2
1,1
5,8
1,7
1,4
1,4
1,4
1,3
1,3
1,2
1,2
17,7
2,1
4,1
4,6
1,2
1,5
1,7
5
Quelle: Globalisierung verstehen, 2007 IEA 2006
Das EU-Projekt CHANCE (developing common horizons and active strategies to new economic challenges resulting from enlargement and structural change) will exemplarisch in den drei europäischen Regionen
• Oststeiermark (A) • Satakunta (FIN) • Landkreis Freiberg (D)
II. Das Projekt CHANCE – eine
Zukunftsvorhersagefür die Region Freiberg
6
Maßnahmen aufzeigen um die Wirtschaft zu stärken, neue wirt-schaftliche Herausforderungen zu erkennen und zu bewältigen, mit dem Ziel, die Beschäftigungssituation zu stärken bzw. auszubauen. Die regionale Vorausschau für die Region Freiberg baut auf einem Recherche- und Maßnahmen-Mix auf (siehe Abbildung).
Das Freiberger Antizipationsmodell
Analyse von Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken
Indikatoren -Erfassung und Auswertung
Zeitraum 1990-2007
Literaturanalyse
Ermittlung von Entwicklungslinien (Trends)
für Schlüsselfaktoren Zeitraum 2008-2028
KMU-Workshops
Definition von Umstrukturierungs-
erfordernissenErstellung von Szenarien Definition von Maßnahmen
Definition von Schlüsselfaktoren
Ziel des Projektes CHANCE ist die Ableitung von Umstruktu-rierungserfordernissen für die Region Freiberg mit Ausblick auf den neuen Landkreis Mittel-sachsen sowie die Stärkung der Antizipationskompetenzen der vorhandenen Unternehmen und der Arbeitnehmer/-innen.
Dabei erfolgt eine grundlegende Gliederung in drei Arbeitspakete:
• Analyse der Entwicklungen• Festlegung der Ziele• Definition der Maßnahmen
1. Analyse der EntwicklungenGegenstand des ersten Arbeits-paketes ist die Definition regiona-ler Schlüsselfaktoren.
Im Anschluss erfolgt eine Zuord-nung von Indikatoren für die Ab-bildung der Regionalentwicklung entsprechend der definierten Schlüsselfaktoren.
Darauf aufbauend werden Daten zur Regionalentwicklung sowie nationale, europäische und globa-le Daten zur Analyse der Entwick-lungen von Schlüsselfaktoren für den Zeitraum 1990 - 2007 ausge-wertet.
Zur Identifikation zukünftiger Entwicklungstrends dient eine Sekundärliteraturanalyse mit Fokus auf die ausgewählten Schlüsselfaktoren. Dazu werden insbesondere EU- und Branchen-szenarien, best practice Modelle zur Regionalentwicklung sowie Darstellungen zu europäischen und globalen Trends gesichtet. Entsprechende Analysen dienen im Rahmen zweier Workshops, unter Anwendung von Kreativi-tätstechniken (insbesondere Mind Mapping und Brainstorming), als Basis zur Diskussion mit Experten über die Entwicklung der Schlüs-selfaktoren.
Die Indikatorenerhebung in Verbindung mit der Sekundärli-teraturanalyse und den Exper-tenworkshops unterstützen so die Identifikation von Entwick-lungslinien (Trends) der einzelnen Schlüsselfaktoren der Region Freiberg. Unter Analyse weiterer Variablen, speziell der Branchen- und Förderpolitik des Freistaates Sachsen, des Bundes und der EU, ist eine Trendextrapolation der erhobenen Daten bis zum Jahr 2028 durchführbar. Daraus wiederum lassen sich im Rahmen einer SWOT-Analyse Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken für die Region Freiberg ableiten.
2. Festlegung der ZieleDie Ableitung von Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken wird in einem dritten Workshop diskutiert. In einem weiteren Schritt werden, ausgehend von der SWOT-Analyse, Umstrukturie-rungserfordernisse in der Region Freiberg erörtert. Zusammen mit der SWOT-Analyse und dem Workshop bildet dies die Grund-lage für die Erstellung dreier Szenarien, einer optimalen Ent-wicklung (best case), einer pro-blematischen Entwicklung (worst case) und einer wahrscheinlichen Entwicklung (trend szenario).
3. Definition der MaßnahmenIn einem vierten und fünften Expertenworkshop werden die einzelnen Szenarien diskutiert und darauf aufbauende Maßnah-menkataloge erarbeitet.Die Darstellung und Erörterung der Zwischen- und Endergebnisse bilden die jeweiligen Inhalte von drei regionalen Zukunftskonferen-zen.
Quelle: Photocase, Foto: jg_79
7
Zur Beurteilung der Entwicklungs-potenziale der Region Freiberg werden die folgenden Schlüs-selfaktoren herangezogen und beschrieben.
• Demografie o Fachkräfte/Qualifikation o Soziales
• Wirtschaft
• Klimawandel
• Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen
Diese Faktoren sind von ihrer Bedeutung auch auf den neuen Landkreis Mittelsachsen, der ab 01.08.2008 die Landkreise Freiberg, Mittweida und Döbeln vereint, übertragbar.
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
155.619154.475
153.066
151.560
149.804
148.322
146.747
144.954
143.343
Bevölkerungsentwicklung LK Freiberg
Fachkräfte/QualifikationEine Grundvoraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region ist die Verfügbarkeit von Fachkräften. Mit der TU Bergakademie Freiberg verfügt die Region Freiberg über Ressourcen zur Qualifika-tion und Bereitstellung der benötigten akademischen Fachkräfte und Forschungsleistungen für die ansässigen Unternehmen. Diese werden jedoch nicht nur für die regionale Wirtschaft ausgebildet. In Folge der in den nächsten Jahren rückläufigen Schülerabgangszahlen an den Berufsschulen ist insbesondere im verarbeitenden Gewerbe ein Fachkräftemangel zu erwarten.
70
62
60
58
56
54
68
66
64
Freiberg (n=145 Tsd.) Sachsen (n=4,43 Mio) Deutschland (n=82,7 Mio) Europa (n=731,1 Mio)
Entwicklung des Anteils der 15 bis 65 jährigen(Anteil der Gruppen in % der Gesamtbevölkerung)
-12%
-13%
-3%
-3%
20052020
III. Region Freiberg –
eine Bestandsaufnahme
Demografische EntwicklungDie demografische Entwicklung in der Region Freiberg ist durch hohen Bevölkerungsrückgang und Überalterung in Folge von Abwanderungen und geringen Geburtenzahlen gekennzeich-net. Diese Entwicklung kann der obigen Abbildung entnommen werden.
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Das Arbeitskräftepotenzial wird durch diese demografische Entwicklung beeinflusst.
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen
Quelle: IPRAS/FSU Jena
8
Zurzeit wird die Wirtschafts- und Innovationsfähigkeit der Region Freiberg noch durch eine Vielzahl an älteren Arbeitnehmern gesi-chert. Bei den Beschäftigten über 50 Jahre liegt Freiberg deutsch-landweit über dem Durchschnitt.
Angesichts einer globalen Wis-sensgesellschaft sind gut aus-gebildete, hoch motivierte und leistungsfähige Mitarbeiter das wichtigste Potenzial für den Wirt-schafts- und Innovationsstandort und seine Akteure (Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Verwal-tung). Folgen für den Ausbil-dungssektor sind in den kom-menden Jahren unausweichlich. Bereits heute ist der Fachkräftbe-darf als langfristiges Strukturpro-blem erkennbar. In der Region Freiberg sind insbesondere die Bereiche der Halbleiter- sowie der Metall- und Elektroindustrie betroffen. Den regionalen Unter-nehmen stehen immer weniger Auszubildende und Studierende der technischen und naturwis-senschaftlichen Richtungen zur Verfügung.
Langfristiges Ziel ist es, eine ausreichende Zahl an erforderli-chen Fachkräften auszubilden und durch attraktive Arbeitsangebote der Abwanderung aus der Region entgegenzuwirken.Zusammenführung, Abstimmung, Kooperation und Ausbau beste-hender Maßnahmen, initiiert durch eine Fachkräfteinitiative, können einen Baustein bilden, um den Wirtschafts- und Innovations-standort Region Freiberg langfris-tig zu sichern, Arbeitskräfte und Unternehmen zu binden und das Bildungsniveau zu erhöhen.
gesamt0
201020152020
-20.000
-25.000
-30.000
-35.000
-12.164
-21.729
-34.163
-5.821
-10.322
-16.106
-6.324
-11.380
-18.026
-40.000
- 5.000
- 10.000
- 15.000
weiblich männlich
Entwicklung Erwerbspersonenangebot bis 2020 (2006=0)Kreis Mittelsachsen (ab 01.08.2008)
SozialesDie Attraktivität einer Region für deren Bewohner liegt neben den natürlichen Gegebenheiten im Vorhandensein eines entsprechenden sozialen Umfeldes und der Möglichkeit zur Erzielung eines tragfähigen Einkommens.
Die Entwicklung des Angebotes an Erwerbspersonen für den neuen Landkreis Mittelsachsen bis zum Jahr 2020 kann der folgenden Grafik entnommen werden.
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Quelle: Sächsische Bildungsagentur Chemnitz
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen
9
0
500
1000
1500
2000
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Gymnasien Mittelschulen Gesamt
Entwicklung der Schülerabgangszahlen im Landkreis Freiberg
aufgeschlüsselt nach Schulart
Klimawandel
Der zu verzeichnende Klimawan-del und der damit einhergehende Temperaturanstieg beeinflussen die Region Freiberg. Die Kli-madaten der letzten 100 Jahre weisen auf ein in Zukunft deutlich milderes Klima hin. Vom Anfang des 20. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Jahresdurch-schnittstemperatur gestiegen, Seit den 1970er Jahren ist eine Temperaturerhöhung, bis heute um etwa 1°C, zu verzeichnen. Entgegen den Temperaturen er-geben sich für die Niederschlags-mengen in der Region Freiberg keine gravierenden Verände-
6,6
7,6
7,37,3
8,28,2
7,2
8
7,17,2
6,5
7,5
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6,9
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6,8
8,2
98,8
7,4
8,3
7,4
8,6
7,9
6,1
8,2
8,38,5
9,2
8
8,6
8,1
7,6
8
8,9
5,5
6
6,5
7
7,5
8
8,5
9
9,5
1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006
°C
jährliche Temperatur in Region Freiberg 1970-2006
rungen. Allenfalls ist mit einer Verschiebung des jahreszeitlich bedingten Auftretens der Niederschläge zu rechnen, mit im Frühjahr und Herbst tendenziell eher geringeren und im Sommer höheren Niederschlagsmen-gen. In Verbindung mit den ansteigenden Temperaturen impliziert dies eine steigende Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Extremwetterereignissen mit größeren Dürreperioden in Frühjahr und Herbst und Stark-niederschlägen u.a. während der Sommermonate. Dies wiederum ist von entscheidender Bedeutung für die Landwirtschaft und den Tourismus. Insbesondere für das an den Landkreis Freiberg angrenzende Erzgebirge als Urlaubsziel könnten langfristig negative Folgen auftreten. Hier gilt es für betroffene Unternehmen und die Region alternative Programme zu entwickeln.
Die regionale Wirtschaft ist gekennzeichnet durch intensive Forschung und Entwicklung sowie die konse-quente Umsetzung von Innovationen.
Insbesondere die Förderung des verstärkten Einsatzes erneuerbarer Energien zur Energieversorgung, durch die Bundesrepublik Deutschland als auch die Europäische Union, wirkt sich auf die Entwicklung der in der Region ansässigen Unternehmen positiv aus.
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen / Auswertung IHK Südwestsachsen 15.02.2008
Quelle: statistische Wetterdatensammlung Heinz Fischer, Klingenberg-Colmnitz
Wirtschaft
Die wirtschaftliche Ausgangssituation der Region Freiberg kann auf Grund der guten Entwicklung bestehender und der Ansiedlung neuer innovativer Unter-nehmen im verarbeitenden Gewerbe und im Energiesektor, trotz demogra-fischen Rückgangs, als positiv einge-schätzt werden. Beginnend ab 2004 ist der Gesamtumsatz im verarbeitenden Gewerbe jährlich zweistellig gewach-sen. Damit liegt Freiberg deutlich über den Zuwachsraten Sachsens, der neuen Länder und Gesamtdeutschlands und nimmt dabei einen beachtlichen Platz ein. Die Exportquote beträgt inzwischen 38 %. Dies hatte auch positive Auswir-kungen auf die Höhe der Arbeitslosen-quote, die sich im Jahr 2007 auf 10,4 % verringerte.
10
-10
-5
0
5
10
15
20
25
30
35
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45
50
551996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
Pro
zent
[%]
Umsatz/Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe (Landkreis Freiberg)
Gesamtumstz (Zuwachs) Auslandsumstz (Zuwachs) Beschäftigte (Zuwachs) Exportquote
IV. Entwicklungsoptionen für die Region Freiberg
Die globalen und europaweiten Veränderungsprozesse stellen neue Anforderungen an regionale Akteure, Un-ternehmen und die Bevölkerung in der Region Freiberg. Die gegenwärtige Verwaltungsstrukturreform führt zu Veränderungen der Rahmenbedingungen.
Zukunftsfähigkeit der Region Freiberg Die Zukunftsfähigkeit einzelner Regionen wurde im Rahmen einer Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung mit Hilfe von 22 Indikatoren in den fünf Bereichen Demografie, Wirtschaft, Ausländerinte-gration, Bildung und Familienfreundlichkeit bewertet. Die nachfolgende Übersicht zeigt die Ergebnisse der Untersuchung für den Landkreis Freiberg.
Bereich Indikator Maßeinheit Wert Note
Demografie Kinderzahl Geburtenrate 1,31 bis 1,40 5
Unter 35-Jährige Anteil an Gesamtbevölkerung 35 bis 37 % 5
Frauenanteil Altersgruppe 18- bis 29-Jährige 82 bis 86 je 100 Männer 5
Wanderung Saldo aus Zu- und Abwanderungen Verlust 5 bis 10 je 1000 Einw. 5
Hochbetagte Anteil der über 75-Jährigen 8 bis 9 Prozent 5
Bevölk.prognose Einwohnerentw. 2004 bis 2020 Verlust 10 bis 15 % 5
Wirtschaft Verfügb. Einkommen Nettoeinkünfte in Euro pro Kopf 14.000 bis 15.000 5
Bruttoinlandsprodukt Wert der wirtsch. Leistung je Einw. 14.000 bis 17.000 EUR 5
Kommunale Schulden Kommunale Schulden je Einwohner 750 bis 1000 EUR 3
Erwerbstätigkeit Anteil der sozialvers. Beschäftigten 53 bis 56 % 2
Arbeitslose Arbeitslose u. Sozialhilfeempfänger 13 bis 17 je 100 Einw. 4
Frauenerwerbstätigkeit Anteil sozialvers. Beschäftigte 60 bis 65 Prozent 2
Altersbeschäftigung Anteil Beschäftigte im Alter 50 bis 65 40 bis 42,5 Prozent 3
Fremdenverkehr Übernachtungszahlen je Einw. p.a. 1 bis 4 Übernachtungen 5
Integration Bildungschancen Gym. Anteil der 10 bis 18-jährigen Ausländer 0,36 bis 0,5 4
Ausländerarbeitslosigkeit Verhältnis der Arbeitslosenquote 1 bis 1,5 2
Bildung Schulabgänger Hauptschulabgänger ohne Abschluss 7,5 bis 10 Prozent 3
Jugendarbeitslosigkeit Anteil Arbeitslose 18- bis 25-Jährige 10 bis 12,5 Prozent 4
Hochqualifizierte Beschäftigte mit Hochschulabschluss 12,5 bis 15 Prozent 2
Personen je Wohnung Durchschn. Personenzahl je Wohnung 2,41 bis 2,6 4
Baulandpreise je Quadratmeter 20 EUR u. weniger 1
Freifläche Regenerationsraum je Einwohner 5.000 bis 7.500 qm 3
Familienfreundlichkeit
11
Die Bewertung der 439 Landkreise und kreisfreien Städten (davon 29 in Sachsen) erfolgte auf der Grundlage der Daten aus dem Jahr 2003. Der Landkreis Freiberg erreichte eine Gesamtnote von 3,75. Er liegt damit hin-ter Dresden, dem Weißeritzkreis, dem Landkreis Kamenz und dem Landkreis Sächsische Schweiz auf dem 5. Rang.
Für eine fundierte Aussage zur Zukunftsfähigkeit müssen die wesentlichen Indikatoren einer langfristigen detaillierten Betrachtung unterzogen werden. Ziel ist das Ableiten von Maßnahmen zur Nutzung der vorhan-denen Potenziale und zur Bewältigung der Risiken.
2004 2007
Zukunftsfähigkeit (Gesamtrang) 351 (von 439) 315 (von 439)
Dynamik 344 308
Stärke 359 302
Demografie 356 365
Soziale Lage u. Wohlstand 281 259
Arbeitsmarkt 333 173
Wettbewerb und Innovation 322 204
12
Vergleicht man den von Prognos AG im Auftrag des Bundesministeri-ums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erstellten Zukunftsatlas 2007 mit dem von 2004 zeigt sich eine positive Veränderung für den Landkreis Freiberg von einer Region mit „Zukunftsrisiken“ hin zu einem „ausgeglichenen Chancen-Risiko-Mix“.
Que
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Die positiven Ergebnisse sollten für das zukünftige Handeln als gute Ausgangsbasis für die wei-tere wirtschaftliche Entwicklung der Region verstanden werden. Die obige Übersicht zeigt den po-sitiven Trend auf, dennoch sollte der Bevölkerungsrückgang nicht außer Acht gelassen werden.
Betrachtet man die nebenstehen-den Grafiken, wird dieser „Ab-wärtstrend“ nochmals bestätigt.
Davon unter 25 Jahren
140.000120.000100.000
80.00060.00040.00020.000
0 160.000140.000120.000100.000
80.00060.00040.00020.000
0
80.00060.00040.00020.000
0BEVÖLKERUNG
LK Döbeln
LK Mittweida
LK Freiberg
Landkreis Mittelsachsen:
2006 2020
Bevölkerung 344.900 297.700
davon U 25 74.500 56.200
U 25 in % 21,6 % 18,9 %
400.000350.000300.000250.000200.000150.000100.00050.000
0
BEVÖLKERUNG
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Auf den folgenden Seiten werden die Handlungsfelder einzeln aufgeschlüsselt dargestellt. Hierbei werden Chancen, Risiken, Stärken und Schwächen in den jeweiligen Bereichen aufgezeigt.
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V. Aktuelle Trends in den ausgewählten Handlungsfeldern
Energie
Umwelt
Werkstoffe
Landwirtschaft
Tourismus
High-Tech-Erzeugnisse aus den Werkstoffen Silizium und Gallium-arsenid für die Chipindustrie und Solartechnik bestimmen die Wirt-schaftskraft der Region Freiberg in entscheidender Weise. Dane-ben existiert eine starke und sehr breit gefächerte metallerzeugen-de und -verarbeitende Industrie.Neue Werkstoffe sind ein we-sentlicher Bestandteil dieser hochinnovativen Technologie-felder. So wären Energie- und Verfahrenstechnik ohne belastba-re Konstruktionswerkstoffe sowie Mikroelektronik ohne hochreine Halbleitermaterialien nicht mög-lich.
Die Wirtschaftskraft der Region Freiberg ist stark abhängig von der Durchsetzung innovativer Ent-wicklungen im gesamten Spek-trum der Werkstoffe und Materi-alien sowie deren Verfügbarkeit zu bezahlbaren Preisen in ausrei-chender Qualität und Menge.
Die Entwicklung der Branche wird bestimmt durch:• Innovationen bei Entwicklung und Anwendung von Werkstoffen• Wirkung steigender Rohstoff- preise und abnehmender Rohstoffverfügbarkeit
Besondere Herausforderungen im Bereich innovativer Werkstoffent-wicklung:• neue Entwicklungen bei Halb- leiterwerkstoffen für Elektronik und Photovoltaik• neue Materialien für die Energietechnik• innovative Beschichtungen und Beschichtungswerkstoffe• Erhöhung von Verschleiß- und Korrosionsbeständigkeit bei Bauteilen• ultraharte Werkstoffe• Leichtbauwerkstoffe für den Fahrzeugbau (Aluminium und Magnesium)
Herausforderungen durch Res-sourcenverknappung und -verteuerung:• Erhöhung der Materialeffizienz in den Unternehmen • Substitution von metallischen Werkstoffen, bspw. durch Kunststoffe • beschleunigter Einsatz nach- wachsender Rohstoffe• Erhöhung der Recyclinganteile beim Metalleinsatz
1. Werkstoffe
Metallverarbeitung/Werkstofftechnik
0
50
100
150
200
250
Ind
exw
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(200
0=10
0, €
-Bas
is)
Gesamtindex Industrierohstoffe NE-Metalle Eisenerz, Stahlschrott Energierohstoffe
Preisentwicklung bei Rohstoffen
Jan2003
Mai2003
Sep2003
Jan2004
Mai2004
Sep2004
Jan2005
Mai2005
Sep2005
Jan2006
Mai2006
Sep2006
Jan2007
Quelle: Hamburgisches Weltwirtschaftsarchiv, Hamburgisches Institut für Wirtschaftsforschung
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Stärken• Know-how bei Gewinnung, Verarbeitung und Recycling metallischer Werkstoffe• Beherrschung forschungsintensiver Technolo- gien, bspw. im Sektor Halbleiterwerkstoffe• Kompetenz in Technologien funktioneller Be- schichtung (Targets, Thermisches Spritzen)• Forschungspotenziale an Universität, in FuE- Einrichtungen sowie Unternehmen
Schwächen• FuE-Potenzial an der TU Bergakademie Freiberg nur in Spezialfeldern aktiv• Entwicklung von Naturfaserverbundwerk- stoffen nicht oder nur gering vertreten• Nanotechnologie und Herstellung biogener Werkstoffe keine Technologieschwerpunkte• innovative Werkstoffentwicklungen aus FuE-Einrichtungen werden oft nicht regional umgesetzt
Chancen• vorhandene Spezialtechnologien (Magnesi- um und Aluminium) partizipieren am Wachs- tum im Leichtbau• Erfahrungen und Kompetenzen bei der Aufbe- reitung und Verhüttung metallischer Erze• Know-how bei Anbau und Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe• Wachstumsmarkt Energietechnik erfordert Spezialwerkstoffe (Solar, Vergasungs- prozesse)
Risiken• generelle Verknappung und Verteuerung metallischer Werkstoffe existenzgefährdend• hohe Energiepreise führen zur Abwanderung energieintensiver Metallerzeugung• Abhängigkeit vom Fortbestehen der Silizium- technologie für Chips und Photovoltaik• wachsende Substitution von Nichteisenwerk- stoffen durch Hochleistungskunststoffe
TheseRegionale Unternehmen aus der Branche Metallverarbeitung/Werkstofftechnik, bei denen der Bezug von Rohstoffen und metallischen Werkstoffen ein dominanter Kostenfaktor bleibt, stehen vor existen-ziellen Problemen verbunden mit dem drohenden Verlust von Arbeitsplätzen. Dieser Entwicklung können sich nur die Unternehmen entziehen, die materialeffiziente Produktions-prozesse einführen sowie Entwicklungsarbeiten zur Substitution teurer und knapper metallischer Werkstoffe intensivieren.
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2. Energie
Seit den vergangenen fünf Jahren sehen sich die Energieversorger einem verstärkten Wettbewerb gegenüber. Die Markteinfüh-rungsprogramme für erneuerbare Energien, der CO2-Emissionshan-del, die weitere Deregulierung des Energiesektors sowie das Gesetz zum Ausstieg aus der Kernenergie belegen einen Bedeutungsanstieg der erneuer-baren Energien. Wegen des stei-genden Energieverbrauches steht die Europäische Union jedoch auch zukünftig in einer großen Abhängigkeit zu politisch und öko-nomisch instabilen Förder- und Transitländern.
Sowohl die sich verstärkenden Abhängigkeiten als auch die steigende Nachfragekonkurrenz durch asiatische und amerikani-sche Energieverbraucher machen direkte und indirekte Preissteige-rungen mehr als wahrscheinlich. Können demzufolge der nationale
2,64 6,15
27,13
3,55
6,64
18,1114,80 19,15
27,27
22,39
31,07
39,37
11,86
20,02
44,75
0,65 1,34
4,04
0
10
20
30
40
50
1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 2012 2015 2018 2021 2024 2027
Heizöl leicht in Euro/10 l Erdgas in Cent/kWh
Strom in Cent/kWh Briketts in €/100 kg
Fernwärme in €/GJ Diesel/Normalbenzin in Cent/l
Verbrauchspreise des Haushaltes für nicht erneuerbare Energien
Erhalt und der Ausbau großer Un-ternehmenseinheiten für Kohle, Strom, Gas und Kernenergie die nachhaltige und bezahlbare Ener-gieversorgung sichern? Oder sind die Potenziale der vielverspre-chenden erneuerbaren Energien noch intensiver zu beleuchten?
Insbesondere die weltweiten Wertschöpfungspotenziale be-stimmen die Zukunft der erneu-erbaren Energien. Sie resultieren speziell aus den Möglichkeiten zur Einsparung klimaschädigender Treibhausgase. In Verbindung mit der Ausweitung des CO²-Emissionshandels ergeben sich Pioniergewinne für diejenigen Anwender, die die Potenziale der Umweltschutztechnologien zu ihrem Vorteil zu nutzen wis-sen. Darüber hinaus besteht die Chance zur Unabhängigkeit von konventioneller Energieversor-gung mit Energieträgern wie insbesondere Erdöl und Erdgas, deren statistische Reichweite noch etwa 62 Jahre beträgt. Infolge der wegen zunehmender Verknappung ansteigenden Prei-se steigt die Wahrscheinlichkeit (inter-)nationaler Konflikte und negativer Schocks auf die Volks-wirtschaften. Investitionen in die Unabhängigkeit der Energiever-sorgung bedeuten damit auch Investitionen in eine friedliche Zukunft. Quelle: BMWi (2007): Energiestatistik des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi); eigene
Berechnungen
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Quelle: Photocase, Foto: jarts
Stärken• herstellerseitiger Energiemix• großes Potential für Forschung und Entwicklung• neue Technologien aus den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien
Schwächen• fehlendes Bewusstsein für erneuerbare Energien und Energieeffizienz• Hemmnisse für Marktdurchdringung der er- neuerbaren Energien im kommunalen Bereich • zunehmende Verknappung von Flächen für den Anbau von Biomasse für Bioenergie
Chancen• Bildung von Energiepools innerhalb kom- munaler Bereiche in Verbindung mit der Kopplung unterschiedlicher Energietechno- logien • Etablierung regionaler Bioenergiekreislauf- konzepte• Export regionaler Energietechnik • Vermarktung der Region als ökologisch wertvolle Energieeffizienzregion
Risiken• Besteuerung biogener Kraftstoffe• Behinderung der Nahrungsmittelproduktion durch Energiepflanzenproduktion• weitere Preissteigerungen für konventionelle Energieträger• langfristige Rohstoffabhängigkeiten
TheseEine Nichtnutzung der Potenziale innovativer Energietechnologien in der Region Freiberg führt in den nächsten 20 Jahren zu einer Verschlechterung der regionalen Standortbedingungen und zur wirtschaft-lichen Stagnation der Region.
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3. Umwelt
Gegenstand der unternehmeri-schen Tätigkeit im Umweltsektor ist der Umgang mit den Medien Boden, Wasser und Luft, der Abfallwirtschaft sowie regenera-tiven Energien. In der Region Frei-berg stehen dabei Aspekte des Recyclings und der nachhaltigen Bodennutzung im Mittelpunkt des Interesses.
Die Reduzierung der Flächenin-anspruchnahme und somit eine nachhaltige Nutzung der begrenz-ten Ressource Boden steht im Mittelpunkt der Nachhaltigkeits-strategie der Bundesregierung.
Neben der Verringerung der Flä-chenneuinanspruchnahme ist die In-Wertsetzung von brachliegen-den Standorten bzw. die Entwick-lung vorgenutzter Grundstücke ein wesentlicher Beitrag zur Re-duzierung des Flächenverbrauchs. Der Flächenverbrauch für Sied-lungs- und Verkehrsflächen im Landkreis Freiberg stieg von 7.589 ha (1996) auf 8.264 ha
(2006). Damit ergibt sich ein Anstieg der Flächeninanspruch-nahme von 675 ha bzw. 67,5 ha pro Jahr (0,23 ha/d).
Unter Berücksichtigung der bundesweiten Zielstellung und des daraus abgeleiteten Ziels für Sachsen (1,35 ha/d) dürften im Landkreis Freiberg im Jahr 2020 jedoch nur noch 24,5 ha pro
Jahr (0,07 ha/d) neu in Anspruch genommen werden. Wie sich der Flächenverbrauch mit diesen Ziel-vorgaben unter demografischen Bedingungen entwickeln könnte, kann der nebenstehenden Grafik entnommen werden. Neben der Nutzung vorhandener Brachflä-chen stellen insbesondere durch Stadtumbaumaßnahmen frei-werdende Grundstücke Entwick-lungspotenziale dar. Im Kontext mit der geforderten, nachhaltigen Siedlungsentwicklung sind weite-re Faktoren zu betrachten. Dazu gehören vor allem wirtschaftliche Entwicklungen in der Region, die je nach Siedlungsstruktur un-terschiedlich gewichtet werden müssen.
Das umweltschonende Recy-cling von Abfällen ist auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Im Rahmen einer Studie wird die Nachhaltigkeit des Umgangs mit Werkstoffen in der Region Freiberg untersucht.
155.619154.475
153.066151.56
149.804148.322
146,747
144.954143.343
7589 7589
79828051
8097
8151 8165
8202
8264
7500
7600
7700
7800
7900
8000
8100
8200
8300
8400
100
110
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130
140
150
160
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
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Entwicklung der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Abhängigkeit der Bevölkerungsentwicklung im LK Freiberg
Bevölkerung in T EW Siedlungs- und Verkehrsfläche
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen
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Quelle: Photocase, Foto: seraph Stärken• Vielzahl von Unternehmen der „Umwelt- industrie“ haben sich in der Freiberger Region etabliert• ausgewogenes Konzept des nachhaltigen Flächenmanagements in Verdichtungs- und ländlichen Räumen• großes umweltrelevantes Forschungs- potenzial, enge Kooperation zwischen Wirtschaft und Forschung• Vielzahl von gebündelten Erfahrungen im Umgang mit Altlasten und Kontaminationen
Schwächen• Vermarktungs- und Finanzierungsschwierig- keiten von Altlasten und Brachflächen in ländlichen Räumen• noch bestehendes interkommunales Konkurrenzverhalten
Chancen• Schaffen von Flächenpools zur Koordinierung der Flächen für Rückbau, Ausgleich, Nachnut- zung und Renaturierung• umwelttechnologische Netzwerke, kurze Wege• Retentionsflächen und Hochwasserschutz im Bereich der Flüsse, synergetische Nutzung dieser Flächen• Know-how Transfer in neue Beitrittsländer, Nähe zu Tschechien und Polen
Risiken• Entwicklungstendenzen des neuen Land- kreises noch nicht vollkommen geklärt• kleinflächige Umnutzung schränkt Optionen der Nachnutzung ein• zukünftige Produktionskosten von Umwelt- werkstoffen • begrenzte Möglichkeiten der regionalen Flächennutzungskonzepte
TheseDie Reduzierung des Flächenverbrauchs stellt einen möglichen Beitrag für die nachhaltige Entwick-lung dar. Die mit dem Rückgang der Bevölkerung einhergehenden Schrumpfungsprozesse können als Chance zur Umgestaltung und Anpassung der Ver- und Entsorgungssysteme verstanden werden. Auf Grund der entsprechenden Preisentwicklung gewinnen Rohstoff-/Wertstoffrecycling zunehmend an Bedeutung.
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4. Landwirtschaft
Die Schaffung freier ökosozialer Märkte im Sinne eines unterneh-merfreundlichen Umfeldes ohne Überregulierungen, Subventio-nen und Quotenregelungen in Verbindung mit einer zeitnahen Abschaffung von Flächenstillle-gungen bilden im Handlungsfeld der Land- und Forstwirtschaft die zentralen Herausforderungen. Vor dem Hintergrund zuneh-mender Konzentrationsprozesse und steigender Marktmacht der Nahrungsmittelhersteller liegt die Zukunft der einheimischen Land-wirtschaft nicht mehr allein beim Ökobauer. Ist die Marke „Bio“ bereits dadurch zum Auslaufmo-dell geworden? Zum Erhalt der Wettbewerbs-fähigkeit kommt aus ökonomi-scher Sicht der Fusion regionaler Erzeugergemeinschaften, verbun-den mit dem Aufbau alternativer Geschäftsfelder, bis zum Jahr 2028 eine nicht unerhebliche Bedeutung zu. Die ökologisch nachhaltige Erzeugung von Nah-rungsmitteln unter Beachtung des Klimawandels stellt dabei nur ein Standbein dar.
158,7
100,1
116,2 112,5
214,9
319,8 314,1
475,6
597,4 593,2
192,2
385,8
263,5
133,1 138
151,3141,7
203,6 201,6
0
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500
600
700
Ø 2000-2005
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Weltmarktpreisentwicklung ausgewählter Agrarprodukte
Weizen in USD/t Grobgetreide in USD/t Reis in USD/t
Pflanzenöl in USD/t Rohzucker in USD/t Schweinefleisch in USD/100kg
Butter in USD/100kg
Quelle: Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (2007), Landwirtschaft in Sachsen hat Zukunft. Diskussionspapier
Im Fokus der neuen Berufsbilder (Energiewirt und Agrarbiologe) steht verstärkt die stoffliche und speziell die energetische Verwertung von Biomasse (Biotreibstoff, Biogas). Im Mix der Landwirtschaft und vor dem Hintergrund der Erhaltung von Kulturlandschaften spielen darüber hinaus der Land-, Ernte-, Bioenergie- und Wellnesstourismus als dritte Erwerbsquelle eine immer größere Rolle.
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Stärken• klimatisch bedingt gute natürliche Produktions- bedingungen und hohes Ertragsniveau• Ausrichtung auf zusätzliche Geschäftsfelder wie Tourismus und Bioenergie• Anwendung innovativer Anbaumethoden wie Kurzumtriebsplantagen
Schwächen• Einkommensnachteile für Landwirte • Rückgang von Betriebs- und Beschäftigten- zahlen in der Landwirtschaft• arsen- und schwermetallbelastete Flächen • hoher Anteil an Hang- und Steilhangflächen als Dauergrünland mit Erosionsgefahr
Chancen• Umorientierung des Landwirtes zum Rohstoff- und Energiewirt • verbesserte Produktionsbedingungen in höheren Lagen infolge des Klimawandels• alternative Nutzung kontaminierter (Grünland-) Flächen• Entwicklung innovativer Rohstoff- und Bioenergiekreislaufkonzepte• steigende Preise für Agrarrohstoffe und neue Einkommensquellen
Risiken• unrentable energetische Verwertung von Biomassen • Ertragsverluste durch Extremwitterungslagen infolge des Klimawandels• drohende Nutzungskonkurrenz zwischen Nahungsmittelproduktion, Bioenergie, nachwachsenden Rohstoffen, Tourismus und Umweltschutz• Anbau und Zucht gentechnisch veränderter Organismen
Quelle: stockxpert, Foto: TouTouke
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TheseDie stoffliche und gleichzeitig energetische Verwertung von Biomasse bestimmt die Entwicklung der Landwirtschaft in den nächsten Jahren. Parallel dazu bleibt die Sicherung der Nahrungsmittelproduk-tion eine zentrale Aufgabe. Zudem muss die Erbringung von Dienstleistungen im touristischen und kulturlandschaftlichen Umfeld als zusätzliche Einkommensquelle genutzt werden.
5. Tourismus
Die Kernregion Freiberg mit der Kreisstadt Freiberg und dem Umland hat ihre traditionellen touristischen Potenziale in einem Mix aus den Sehenswürdigkei-ten der Bergstadt Freiberg mit attraktiven, z. T. einmaligen Ein-zelobjekten an der „Ferienstraße Silberstraße“, den natürlichen Ge-gebenheiten des Mittelgebirges „Erzgebirge“, dem Bekanntheits-grad von Volkskunst aus dem Erzgebirge und der schnellen Erreichbarkeit von herausragen-den Zielen in der Umgebung (z. B. Dresden, Meißen). Eine ausge-prägte Alleinstellung ist bisher nicht vorhanden.
Eine spezielle touristische Be-deutung hat die Region Freiberg auf dem Gebiet des Montanwe-sens durch die TU Bergakademie Freiberg und deren geowissen-schaftliche Sammlungen sowie auf dem Gebiet der Musik durch das Schaffen des Orgelbauers Gottfried Silbermann.
Mit der Entwicklung der Montan-region Erzgebirge zum UNESCO-Welterbe kann sich auch für die Region Freiberg eine neue touristische Dimension ergeben. Dazu bedarf es der konsequenten Entwicklung der eigenen Stärken in Verbindung mit der gegenwär-tigen positiven Wirtschaftsent-
wicklung, bei der es gelungen ist, anknüpfend an Traditionen, zukunftsträchtige technologische Entwicklungen zu realisieren.
Die Entwicklung spezifischer Angebote und die Qualität aller touristischen Dienstleistungen spielt eine zunehmende Rolle. Zur Nutzung der Chancen des Mark-tes ist eine individuelle Analyse der jeweiligen Angebotsstärken notwendig. Um touristische Trends abzuleiten, können Daten zum Konsumentenverhalten hilf-reich sein.
Bei der gegenwärtigen Bedeu-tung des Tourismus als regio-naler Wirtschaftsfaktor ist es strategisch bedeutsam, diese Wirtschaftskraft zu erhalten und gegebenenfalls zu stärken. Hinzu kommt, dass touristische Ange-bote auch für den Wirtschafts-standort und das Lebensumfeld aller Einwohner attraktiv sind.
Verwandten-/Bekanntenbesucher
57%Hotels15%
Privatvermieter7%
sonst. Gewerbliche Betriebe
5%
Freizeitwohnsitze5%
Gasthöfe/Pensionen4% Kurkliniken
4%
Camping3%
Übernachtungen nach Unterkunftsart im Erzgebirge
insgesamt 10,7 Mio. Übernachtungen
Quelle: „Wirtschaftsfaktor Tourismus im Erzgebirge“ IHK Südwestsachsen 2007
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Quelle: Photocase, Foto: scatterly
Stärken• Tourismus, auch Geschäfts- und Tagungsrei- sen, als Wirtschaftsfaktor• überregionale, z. T. internationale Bekanntheit durch TU Bergakademie Freiberg, Dom St. Marien, Silbermann-Orgeln und Schloß Freudenstein• gute Infrastruktur und Erreichbarkeit (Autobahn, Flughafennähe)• Stadt Freiberg als gesamtheitliches Ensemble, gute Stadt-Umland-Struktur
Schwächen• kritische Größe der Wahrnehmbarkeit• nicht einheitlicher Marktauftritt, keine Profilbildung, z. T. Konkurrenzängste• ungenügende Erschließung des studentischen Potenzials• neue Wirtschaftsunternehmen haben oft geringe regionale Bindung
Chancen• wirtschaftlich aufstrebende Region• Entwicklung der Stadt Freiberg nach einheitlichem Marketingkonzept, Profilierung als „Silberstadt“• Region als Teil einer zukünftigen UNESCO-Welterbe Kulturlandschaft• Entwicklung von alternativen und Ganzjahres- angeboten hinsichtlich Demografie und Klima
Risiken• demografischer Wandel, Altersstruktur der Wohnbevölkerung und Gäste• klimatische Veränderungen, Auswirkungen auf Vegetation und ausgeprägte Jahreszeiten• Kaufkraftrückgang und verändertes Reisever- halten von Bevölkerung und Touristen• Sicherung von Qualität im Tourismus- und Servicebereich
TheseLangfristig ist auf Grund der demografischen Entwicklung ein Rückgang der Übernachtungszahlen, insbesondere in den Winterurlaubsorten, und eine Verschärfung des Wettbewerbs der Leistungs-erbringer zu erwarten. Diesem Trend gilt es durch spartenspezifische bzw. individuell abgestimmte Angebote entgegenzuwirken.
23
24
VI. Zusammenfassung
Die bisherigen Untersuchungen lassen den Schluss zu, dass ein erheblicher Handlungsbedarf zur Sicherung des gesellschaftlichen Wohlstandes besteht. Dabei sind die folgenden Fragen zu beantworten und Maßnahmen zu deren Lösung einzuleiten:
Welche globalen Veränderungsprozesse wirken sich auf die verschiedenen regionalen Märkte aus? Welche Bedeutung hat die EU-Osterweiterung für die in der Region ansässigen Unternehmen? Wie wirken sich die Veränderungen auf den Arbeitsmarkt und den Standortwettbewerb aus?
Für die Unternehmen im Energie- und Um-weltsektor entstehen durch die globale Umweltpolitik neue Tätigkeitsfelder, die es zu nutzen gilt. Ein Schlüsselfaktor ist die Anpas-sung und Erneuerung der branchenspezifi-schen Strukturen und der nachfrageorientier-ten Aus- und Fortbildung im neuen Landkreis Mittelsachsen.
Die Entwicklung im verarbeitenden Gewer-be ist von maßgeblicher Bedeutung für das Wirtschaftswachstum der Region Freiberg. Die fortschreitende Rohstoffverknappung wirkt sich unmittelbar auf das verarbeitende Gewerbe aus. Die vorhandenen Potenziale innovativer Werkstofftechnologien müssen stärker genutzt werden.
Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung im neuen Landkreis Mittelsach-sen sind innovative Lösungen zur langfristi-gen Gewährleistung der Daseinsvorsorge im Kontext der Kosten zur Unterhaltung der Infra-struktur erforderlich.
Die globalen und EU-erweiterungsbedingten Veränderungsprozesse und die Trends in den Schlüsselbranchen erfordern von den handelnden Akteuren eine Anpassung der strategischen Ausrichtung sowie Umstrukturie-rungen vorhandener Netzwerke. Durch den Einsatz von Instrumenten zur Antizipation der Prozesse des Wan-dels können vorhandene Chancen und Risiken für die regionale Entwicklung, die unternehmerische Tätigkeit und die Beschäftigungssituation rechtzeitig erkannt werden.
25
Die Zukunftsfähigkeit der Region Freiberg bzw. des Landkreises Mittelsachsen hängt unmittelbar von der Attraktivität des Standor-tes für Ansiedlung und den Verbleib innovati-ver mittelständischer Unternehmen ab.
In Folge des Zusammenschlusses der Landkreise Freiberg, Mittweida und Döbeln zum neuen Landkreis Mittelsachsen ändern sich die Voraussetzungen für politische Entscheidungen, ver-waltungstechnische Zuständigkeiten und unternehmerisches Handeln.
Auch im Rahmen des geplanten Projektes „Technologieregion Mittelsachsen“ stehen diese Fragen im Mittelpunkt der Betrachtung. Die Ergebnisse aus dem Projekt „CHANCE“, welche in einem abschließenden Grünbuch zusammengefasst werden, sollten in den zukünftigen Projekten Berücksichtigung finden.
Für die handelnden Akteure reicht es nicht aus, die Trends in der jeweiligen Branche bzw. dem Geschäftsfeld zu erkennen. Dieses Wissen muss auf Strategien, Produkte und Verfahren der Region Freiberg und seiner Unternehmen und Institutionen übertragen werden. Entsprechende Handlungsempfehlungen werden unter Beteiligung regionaler Entscheidungs-träger sowie ausgewiesener Experten entwickelt.
Moderne und zukunftsweisende Beschäfti-gungsmöglichkeiten bilden die Grundvoraus-setzung für den Verbleib der gut ausgebil-deten Fachkräfte in der Region bzw. deren Zuzug aus anderen Regionen.
Die Region Freiberg verfügt über gute Chan-cen für eine zukünftige positive Entwicklung. Dies zeigt z. B. auch der aktuelle Familienat-las 2007, in dem der Landkreis Freiberg im Bereich Bildung und Ausbildung als „über-durchschnittlich“ bewertet wird.
Die neuen Herausforderungen sind eine CHANCE für eine weiterhin positive Entwicklung der Region, für die Unternehmen, für die Beschäftigen und die gesamte Bevölkerung.
Regionale Veränderungsprozesse
(Wandel)
VerwaltungsstrukturDaseinsvorsorge
PlanungFinanzierung
Umweltbedingungen Lebensraum
Emission / Immission
Infrastruktur Ver- und EntsorgungSozialeinrichtungen
DemografieEinwohner,
Altersstruktur, Einkommen
MärkteNachfrage / Angebot
ArbeitWohnen FreizeitBildungInfra-
strukturKonsum
Regionale Instrumente zur Gestaltung der
Veränderungsprozesse
SchulenBeschäftigteKaufkraftMiethöhe GästezahlVerkehrs-
netze
Eigentums-quote
Umsatz-zahlen
Arbeits-plätze
Schul-abgänger
Hotel-kapazität
Erreichbar-keit
LandwirtschaftWerkstoffeUmwelt Energie Tourismus
Globale und EU-erweiterungsbedingte
Veränderungsprozesse
WirtschaftsstrukturLandwirtschaft,
Industrie u. Gewerbe, Dienstleistungen
Handlungsfelder CHANCE
Indikatoren
Prozessmodellder regionalen Umstrukturierung
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SAXONIA Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbHHalsbrücker Straße 34D-09599 Freiberg
GeschäftsführerDipl.-Verwaltungswirt (FH) Erich Fritz
Telefon: +49 (0) 3731 395010Telefax: +49 (0) 3731 [email protected]
Gründer- und InnovationszentrumFreiberg/Brand-Erbisdorf GmbHAm St. Niclas Schacht 1309599 Freiberg
GeschäftsführerDr. Thomas Lindner
Telefon: +49 (0) 3731 781139 Telefax: +49 (0) 3731 [email protected]
Herausgeber Projektpartner
Starke Starke Wirtschaft - Partner
Standortentwicklungs- und-verwaltungsgesellschaft mbH
Deutsches Brennstoffinstitut
Wirtschaftsförderung, Innovationsmanagement, Flächenrecycling, Projektmanagement, -steuerung, -entwicklung, Standortentwicklung, Immobilienmanagement, Ingenieur- und Wirtschaftsdienstleistungen,
Öffentlichkeitsarbeit
www.saxonia-freiberg.de
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Initiative Südwestsachsen e.V.Neefestraße 88D-09116 Chemnitz
GeschäftsführerEberhard Neumann
Telefon: +49 (0) 371 / 350030Telefax: +49 (0) 371 / 350033 [email protected]
Gründer- und InnovationszentrumFreiberg/Brand-Erbisdorf GmbH
Chancen erkennen · Mehrwert schaffen · Erfolg verwirklichen
Technologieorientierte Existenzgründungen · Innovationen und Netzwerke · Projektentwicklung und -management · GünstigeGewerberäume · Moderne Infrastruktur · Internationale Zusammenarbeit
Am St. Niclas Schacht 13 · 09599 Fre ibergTel.: +49 3731 781 139 · Fax: +49 3731 781 143 · [email protected] · www.gizef.de
SAXONIA Standortentwicklungs-und -verwaltungsgesellschaft mbHTU Bergakademie Freibergwww.photocase.dewww.sxc.hu
Michael HankeAlexander EisenblätterRené OtparlikDr. Roland LadwigKatja Friedrich
Dr. Frank GehreMichael Naumann
Redaktion
Susann MüllerAlexander Eisenblätter
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„Keine Zukunft vermag wieder gut zu machen,
was du in der Gegenwart versäumst.“ Albert Schweitzer
...deshalb schau über den Rand
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© 2008 - SAXONIA Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH
EU-Regionalmanagement OststeiermarkA-8263 Großwilfersdorf, Radersdorf 75Telefon: +43 (0) 3385 / 8400Telefax: +43 (0) 3385 / 8400-84oststeiermark@regionalmanagement.atwww.regionalmanagement.at
CHANCE ist ein EU-Projekt in Kooperation der PartnerregionenOststeiermark (A), Satakunta (FIN) und Freiberg (D)
Projektträger
Projektpartner
EUROPÄISCHE UnionEuropäischer SozialfondsInnovative Maßnahmen nach Artikel 6
Dieses Projekt wird durch die
Europäische Kommission
finanziell unterstützt.
Der Inhalt dieser Veröffentlichung
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Die Europäische Kommission
haftet nicht für die weitere Nutzung.