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Eidgenössischer Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragter EDÖB Daten- und Persönlichkeitsschutz u.a. unter dem Aspekt der Einforderung von medizinischen Berichten durch die Versicherer und dem jüngsten EVG-Urteil Bern, 5. Dezember 2006 Stéphanie Schenk-Testoni, juristische Beraterin EDÖB

Bern, 5. Dezember 2006 Stéphanie Schenk-Testoni, juristische Beraterin EDÖB

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Daten- und Persönlichkeitsschutz u.a. unter dem Aspekt der Einforderung von medizinischen Berichten durch die Versicherer und dem jüngsten EVG-Urteil. Bern, 5. Dezember 2006 Stéphanie Schenk-Testoni, juristische Beraterin EDÖB. Übersicht. EVG-Urteil K 7/05 vom 18. Mai 2006: - PowerPoint PPT Presentation

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Eidgenössischer Datenschutz- und ÖffentlichkeitsbeauftragterEDÖB

Daten- und Persönlichkeitsschutz u.a. unter dem Aspekt der Einforderung von medizinischen Berichten durch die Versicherer und dem jüngsten EVG-Urteil

Bern, 5. Dezember 2006Stéphanie Schenk-Testoni, juristische Beraterin EDÖB

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Übersicht

EVG-Urteil K 7/05 vom 18. Mai 2006:

• Merkblatt über Austritts- und Operationsberichte

• Neue Version TARMED in Kraft seit 1. April 2006

• Unterscheidung KVG und übrige Versicherungen (VVG,

UVG, IVG, MVG)

• Verantwortung der Leistungserbringer

• Fragen und Diskussion

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Merkblatt über Austritts- und Operationsberichte

Das Bundesgericht hat mit Blick auf diese Art von Berichten

eine Differenzierung vorgenommen.

Erwägung 5.3 des EVG-Urteils K 7/05:„Diese Empfehlungen

[Merkblatt] finden jedoch auf den vorliegenden Fall keine

Anwendung, da sie sich (einerseits) nur auf Austritts- und

Operationsberichte beziehen…“

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Merkblatt über Austritts- und Operationsberichte

Der EDÖB hält in diesem Bereich weiterhin am Merkblatt zu

den Austritts- und Operationsberichten fest, das in der Frage

der Herausgabe ein stufenweises Vorgehen verlangt.

(Merkblatt abgedruckt im 9. Tätigkeitsbericht EDÖB, 2001/2001, S. 120,http://www.edoeb.admin.ch/dokumentation/)

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Neue Version TARMED (01.03.00) in Kraft seit 1. April 2006

GI-14 Dokumentation/Bericht

Sämtliche Berichte/Dokumentationen sind dem Versicherer

resp. dem Vertrauensarzt des Versicherers auf Verlangen

zuzustellen, dabei gelten die Bestimmungen des

Datenschutzes“ (vgl. auch Erw. 4.4 U K 7/05)

Bei einer Datenweitergabe müssen die

Datenschutzgrundsätze zwingend eingehalten werden,

insbesondere das Verhältnismässigkeitsprinzip.

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Neue Version TARMED (01.03.00) in Kraft seit 1. April 2006

„auf Verlangen“:

Die Datenweitergabe darf NICHT systematisch erfolgen,

sondern nur in begründeten Fällen. Der Versicherer muss

erläutern, welche Informationen er zu welchem Zweck benötigt

(Zweckbindung).

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Neue Version TARMED (01.03.00) in Kraft seit 1. April 2006

„dabei gelten die Bestimmungen des Datenschutzes“:

Der EDÖB hält das Prinzip des stufenweisen Vorgehens als

allgemeinen Grundsatz des KVG fest.

„Der Gesetzgeber sieht mit den Absätzen 3 u. 4 des Art. 42

KVG eine stufenweise Bekanntgabe der Behandlungsdaten

durch den Leistungserbringer vor“ (vgl. Bericht des EDÖB zu

Tarmed und Datenschutz vom 22. Juni 2004, www.edoeb.admin.ch,

Suchbegriff „Tarmed“ eingeben)

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Unterscheidung KVG und übrige Versicherungen (VVG, UVG, IVG, MVG)

Erwägung 5.2.1 des EVG-Urteils K 7/05:

„Dabei bezweckt die Institution des Vertrauensarztes im Sinne

von Art. 57 KVG im Wesentlichen die Garantie der

Persönlichkeitsrechte des Versicherten gegenüber dem

Versicherer…“

Gemäss Erwägung 5.3 dieses Urteils betreffen die

Empfehlungen des Merkblattes „nur die unmittelbaren Angaben

gegenüber den Versicherern“ und nicht die Angaben

gegenüber dem Vertrauensarzt.

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Unterscheidung KVG und übrige Versicherungen (VVG, UVG, IVG, MVG)

Die Krankenversicherer müssen gemäss KVG (Art. 57 KVG)einen Vertrauensarzt bestellen. In den übrigen Bereichen(VVG, UVG, IVG, MVG) gibt es keine entsprechendeVorschrift! Somit gibt es keine Garantie für die Wahrung derPersönlichkeitsrechte der Versicherten gegenüber demVersicherer, welches im Wesentlichen die Aufgabe desVertrauensarztes ist. Umso mehr ist in diesem Bereich die Datenweitergabe zurückhaltend vorzunehmen.

Selbstverständlich gilt auch in diesen Bereichen derDatenschutz!

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Verantwortung der Leistungserbringer

Unabhängig davon, ob Daten an der Vertrauensarzt oder direktan den Versicherer weitergegeben werden, trägt derLeistungserbringer die Verantwortung für die Datenweitergabeund insbesondere den Umfang der Datenweitergabe.

Das Verhältnismässigkeitsprinzip erlaubt nur die Weitergabevon tatsächlich erforderlichen und für den vorgesehenenZweck geeigneten Daten. Gerade bei besondersschützenswerten Daten muss diesem Grundsatz erhöhteBedeutung beigemessen werden.

Sie tragen die Verantwortung!

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Zusammenfassung

• Das Merkblatt des EDÖB über Austritts- und Operationsberichte ist weiterhin gültig

• Berichte dürfen grundsätzlich nicht systematisch verlangt werden. Durch die Versicherer dürfen generell nur diejenigen Daten (ob in einem Bericht od. in einer anderen Form) beschafft werden, die zur Erfüllung ihrer gesetzlichen Aufgabe notwendig sind (Zweckbindung).

• Die Institution des Vertrauensarztes ist nur im KVG-Bereich gesetzlich verankert. In den übrigen Bereichen ist bei der Datenweitergabe somit noch mehr Zurückhaltung gefordert.

• Der Leistungserbringer ist verantwortlich für die korrekte Datenweitergabe (Art und Weise sowie Umfang) an den Versicherer.