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Bertrand Clair Revisionistische Gutachten - Vierteljahreshefte Fuer Freie Geschichtsforschung - 1997 Nr. 2

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7/30/2019 Bertrand Clair Revisionistische Gutachten - Vierteljahreshefte Fuer Freie Geschichtsforschung - 1997 Nr. 2

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VffG · 1997 · 1. Jahrgang · Heft 2 103

innern wir uns, daß eine Konzentration von 0,03 Vol.-%schnell tödlich ist.1 Die von Rudolf zitierten Exekutionszeiten (S. 65f., 69); »umdie fünf Minuten« oder »einige Minuten nicht überschrei-tend«, bis zur Öffnung der Türen nach der Vergasung »15 bis20 Minuten«, erscheinen wahrscheinlich und sprechen eher für eine Verwendung flüssiger Blausäure als von Zyklon B.

Die Zahlen zur Verdampfungsgeschwindigkeit der Blausäurevom Trägermaterial des Zyklon B (Rudolf, S. 57-59) beruhenauf Angaben der US-Armee. Wie Rudolf richtig anmerkt,“wird in der Quelle nichts ausgesagt über die Art des Träger-materials und die Anhäufung des Präparats bei der Anwen-dung.” Ich füge hinzu, daß darin auch nichts über die Luftbe-wegungen über dem Material (Ventilation?) gesagt wird, wasalles verändern kann.Bei der Analyse der Zeugenaussagen bezeichnet Rudolf dieAusführungen von Höß über die schnelle Entfernung der Lei-chen aus der Gaskammer (½ Stunde) als unwahrscheinlich.Man muß hier berücksichtigen:1. die Flüchtigkeit der Blausäure;

2. die Tatsache, daß Blausäure unterhalb der tödlichen Kon-zentration nicht mehr gefährlich ist;3. die Tatsache, daß das dort arbeitende Personal, das “Son-

derkommando”, für die SS ohne menschlichen Wert war.Blausäure wurde 1915 durch die Deutschen versuchsweise alsKampfgas eingesetzt. Es erwies sich als wirkungslos, da essich schnell in der Luft verteilte, so daß man diese Versucheeinstellte.Zusammenfassend meine ich, daß die persönliche Arbeit Ru-dolfs wie auch seine Kritik am Leuchter Report und anderenArbeiten (81-96) ehrlich und gewissenhaft sind, während esan seiner Methodologie nichts auszusetzen gibt. Aber alleWissenschaftler wissen, wie schwierig es ist, entgültige

Schlüsse aus Analysenergebnissen zu ziehen, erst recht, wennsie auf Oberflächenmaterial von vor 50 Jahren beruhen.Die Rückführung blauer Flecken auf farblose Blausäure wieauch die Reaktionen, die durch HCN in Wänden, selbst beiAnwesenheit von Eisen, hervorgerufen werden können, er-scheinen mir fehlerhaft. Rudolf wird schon zu der Erkenntniskommen, daß das Blau an den Außenseiten der Mauern auf etwas anderes zurückzuführen ist.Was mich irritiert, ist die Auswahl, die er unter den Expertentrifft (S. 104 und im Resumee S. 108). Er stellt Lüftl, dem“Präsidenten der österreichischen Bundesingenieurkammer”,den er als “zweifellos kompetent” tituliert, Bailer, den “pro-movierten Chemiker” gegenüber, der “offensichtlich geneh-men Unsinn verzapft”.Dies, obwohl ein promovierter Chemiker in Deutschlandmindestens 8 Jahre Ausbildung und Forschung in Chemie be-sitzt, während der Präsident einer Bundesingenieurkammer,der eher einen Verwaltungs- als einen technischen Beruf aus-übt, im Detail kaum kompetent und wahrscheinlich keinChemiker ist.Ich ergreife somit entschlossen Partei für Bailer, wenn er fest-stellt, das “Blausäure mit dem in Mauern befindlichen Eisennicht in merklicher Weise reagieren kann. Die Analysener-gebnisse Leuchters bezüglich der Entlausungskammern sinddaher Artefakte…”

Das technische Gutachten von Leuchter

Dieser ist weitaus mehr zu kritisieren, weshalb übrigens Ru-dolf selbst “einige Fehler” erwähnt. Da seine Fehler enorm

sind, ist Leuchter für mich weder in Chemie noch in Physik kompetent.Zum Beispiel stellt er fest (Zeile 6.004), daß die Räumlichkeitfür eine Begasung auf eine Temperatur von über 25,7°C, demSiedepunkt der HCN, erwärmt werden müsse.2 Als ob es un-terhalb von 25.7°C keine gasförmige Blausäure gäbe! Bei0°C zum Beispiel beginnt Blausäure erst oberhalb von 30

Vol.-% an auszukondensieren (man erinnere sich, daß Blau-säure bereits ab 0,03 Vol.-% schnell tödlich ist).Die Zeilen 7.005f. enthalten obskures Zeug. Es sei nötig, “dieflüssige Blausäure (!) im Lüftungssystem” durch “Chlor-dämpfe” zu neutralisieren.3 (HCN + Chlor ergeben ein Pro-dukt, das noch weitaus giftiger ist!)Zeile 9.002 ist unbegreiflich. Dort wird die untere Explosi-onsgrenze für HCN mit 0,32 Vol.-% angegeben, obwohl er 

 bei 6 Vol.-% liegt.4 Zeile 15.002: Die Verwendung eines Leichenkellers in Au-schwitz als Gaskammer “wäre reiner Selbstmord gewesen”,“dies hätte in einer Explosion geendet, oder aber das ganzeLager wäre durch ausströmendes Gas vergast worden.”5 

Zeile 15.003: Seine (übrigens falschen) Berechnungen führenihn zu der Schätzung von einer Lüftungsdauer der Gaskam-mern von mindestens einer Woche.Zeile 17.005: “Der abgesenkte Fußweg ist eine potentielleGasfalle für HCN, wodurch das [Majdaneker Gaskammer-]Gebäude extrem gefährlich ist.”6 Tatsächlich ist alles, was man von Leuchter weiß, daß er sichChefingenieur nennt, Vorsitzender der Fred A. Leuchter As-sociates ( Leuchter Report , S. 51).Demnach ist er vor allem ein Geschäftsmann, wobei die Ge-schäfte auch den Verkauf und die Wartung von Gaskammernenthalten, die in einigen Staaten der USA für die Hinrichtungzum Tode Verurteilter angewendet werden.

Der Vergleich der NS-Gaskammern mit den amerikanischenGaskammern ist uninteressant. Indem er die Gefahren über-treibt, denen die Exekutoren in den USA ausgesetzt sind, undindem er extravagante Vorsichtsmaßnahmen ergreift, wertetLeuchter nur seine Gesellschaft auf, und niemand wird ihmseine übermäßige Vorsicht vorwerfen! Die öffentliche Hin-richtung eines einzelnen Verurteilten hat nichts zu tun mitdem, was in einem Konzentrationslager passiert sein kann.«

Anmerkungen1 Bezüglich der Giftigkeit vergleiche man die Veröffentlichungen des In-

stitut national de recherche et de sécurité über HCN, worin angegebenwird, daß eine HCN-Konzentration von 300 mg/m³ oder 270 ppm als

tödlich innerhalb 5 Minuten angegeben wird. Es ist nicht überraschend,daß Flury und Zernik (Schädliche Gase, Dämpfe, Nebel, Rauch- und 

Staubarten, Berlin 1931) andere Ziffern angeben: da man die Ergebnissevon Tierversuchen nicht auf den Menschen übertragen kann, und da zu-dem die Todeszeit stark vom Atemrhythmus abhängt, ist es nichterstaunlich, daß die Schätzungen unterschiedlich sind. Selbst bei einer Abweichung um das 3- bis 4-fache bleibt die Größenordnung die gleiche.Auf die tödliche Dosis von angegebenen 0,2 g für Cyanide und 0,1 g für HCN bezogen, neige ich für meinen Teil eher zu der höchsten von Fluryund Zernik angegebenen Ziffer: 10.000 ppm, 1 Vol.-%.

2 »The area to be fumigated or utilized in a chamber which circulated andheated the air within the chamber in excess of 78.4°F (25.7°C).«

3 »The chlorine bleach vapors to neutralize the liquid HCN in the exhaustsystem.«

4 »The lower explosion limit of the gas air mixture of 0,32%.«5 »It would be sheer suicide to attempt to utilize this morgue as an executi-

on gas chamber. The results would have been an explosion or leaks gas-sing the entire camp.«

6 »The depressed walkway is a potential gas trap for HCN, making the building extremely dangerous.«