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Berufsentwicklung und Berufsbildungsreform erufsbildungspolitik nd Berufsbildungsrecht Martin Fischer Gliederung Internet: http://www.itb.uni-bremen.de/downloads/Studium/Fischer/BBpol Krisensymptome des deutschen dualen Systems Reformbedarf in der beruflichen Bildung - Gutachten des Landes Nordrhein-Westfalen Modernisierung der Beruflichen Bildung - Memorandum des Landes Berlin Diskussion und Fragen zum Thema

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Berufsentwicklung und BerufsbildungsreformBerufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Gliederung

Internet: http://www.itb.uni-bremen.de/downloads/Studium/Fischer/BBpolitik 6

Krisensymptome des deutschen dualen Systems

Reformbedarf in der beruflichen Bildung - Gutachten des Landes Nordrhein-Westfalen

Modernisierung der Beruflichen Bildung - Memorandum des Landes Berlin

Diskussion und Fragen zum Thema

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Berufsentwicklung und BerufsbildungsreformKrisensymptome

Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht

Martin Fischer Quelle: Greinert, Wolf-Dietrich: Das duale System der Berufsausbildung in der Bundesrepublik Deutschland. Stuttgart 1995, S. 33

Krisensymptome des deutschen dualen Systems (ab ca. 1990) (I)

Schwankende Bewerberzahlen, teilweise dramatische Rückgänge

Rückgang des Lehrstellenangebots

Rückgang der durchschnittlichen Eingangsvoraus-setzungen in einigen Berufen

Vermehrter Ausstieg der Ausgebildeten aus dem Beruf

Massive Steigerung der Drop-Out-Quote

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Berufsentwicklung und BerufsbildungsreformKrisensymptome

Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Krisensymptome des deutschen dualen Systems (ab ca. 1990) (II)

Erosion des Berufsprinzips

Schwerfälligkeit und wenig Flexibilität auf der Normie-rungs- und Regulierungsebene der Berufsentwicklung

Beschränkte berufliche Mobilität, Sackgassencharakter der Ausbildung

Quelle: Baethge, M.: Zukunft der Erwerbsarbeit - Perspektiven der beruflichen Bildung und des dualen Ausbildungssystems. In: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (Hg.): Krise und Aufbruch in der beruflichen Bildung. Dokumenta-tion der GEW-Fachtagung am 3./4. Dezember 1999. Frankfurt am Main: GEW Hauptvorstand, Mai 2000, S. 28

Defizite in Selbständigkeit und individueller Initiative; Schwächen in der Berücksichtigung individueller Leistungsmerkmale im Ausbildungsprozess

Abhängigkeit von einzelbetrieblichen Kostenkalkülen und konjunkturellen Schwankungen

Mängel in Spitzenqualifikationen; wenig Durchlässigkeit zwischen mittlerer und Hochqualifizierten-Ebene

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Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Regionaler Berufs-bildungsdialog für die Entwicklung der „lernenden Region“

Einbindung von Repräsentanten aller Beteiligten an der Berufsbildung in der Region

Schaffung von Ausbildungsplatzverbünden

Weiterentwicklung der Berufsschulen zu Berufsbildungszentren (Koordinierung der Ausbildungsplatzverbünde, Verbindung von Erstausbildung und Weiterbildung)

Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand, Technologie und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.): Reformbedarf in der beruflichen Bildung. Düsseldorf 1997, S. 24

Neue Professionalität der Berufspädagogen: Human Resources Development = Weiterentwicklung der Kompetenzen der Erwerbsbevölkerung

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Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Gestaltungsorien-tierte Berufsbildung als Stütze für be-triebliche Organisa-tionsentwicklung

Schaffung lernhaltiger Arbeit im Betrieb durch

beteiligungsorientierte (partizipative) Organisationsentwicklung und

gestaltungsorientierte Berufsbildung: Facharbeiter und Auszubildende lernen, Vorschläge für die Gestaltung von Arbeit und Technik in den betrieblichen Kontext einzubringen.

Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand, Technologie und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.): Reformbedarf in der beruflichen Bildung. Düsseldorf 1997, S. 25

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Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht

Martin Fischer

Schlüsselkompeten-zen für Innovationen im Arbeitsleben

Kombination von Arbeitsprozesswissen mit Kompetenz im Umgang mit neuen Technologien

Generalisierung der Fähigkeiten (z.B. Einbeziehen von Kommunikations-, Kritik-, Organisationsfähigkeiten)

Transferierbarkeit von Spezialwissen und -fähigkeiten (z.B. bei Berufswechsel)

Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand, Technologie und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.): Reformbedarf in der beruflichen Bildung. Düsseldorf 1997, S. 28

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Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht

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Kernberufe zur Steigerung der Mobilität

Offene dynamische Beruflichkeit soll die Zahl der Ausbildungsberufe reduzieren und ihre „Weite“ vergrößern.

Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand, Technologie und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.): Reformbedarf in der beruflichen Bildung. Düsseldorf 1997, S. 28

Betonung des Arbeitszusammenhanges und des Arbeitsprozesswissens

Kriterien moderner Beruflichkeit

Rücknahme horizontaler Spezialisierung durch die Einführung von Kernberufen

Berücksichtigung des Lebenszyklusses eines Berufes

Ausrichtung an offenen dynamischen Berufsbildern

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Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht

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Als Arbeitszusammenhang wird in Anlehnung an ein handwerkliches Berufsverständnis ein klar abgrenzbares und erkennbares Arbeitsfeld verstanden, das sich aus umfassenden und zusammenhängenden Arbeitsauf-gaben zusammensetzt und das einen im Kontext gesell-schaftlicher Arbeitsteilung klar identifizierbaren und berufliche Identität stiftenden Arbeitsgegenstand auf-weist. Zugleich kann so der Grad der horizontalen Aufgabenteilung zurückgenommen werden.

Kernberufe: Arbeits-zusammenhang

Quelle: Kleiner, M. / Rauner, F. / Reinhold, M., u. a.: Curriculum-Design I. Arbeitsaufgaben für eine moderne Beruflichkeit. Konstanz, 2002

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Die Überlagerung und Rücknahme von funktionsorientierten Arbeitsteilungen durch geschäftsprozessorientierte Organisationsstrukturen legt eine deutliche Reduzierung der Anzahl der Berufe und ihr Verschmelzen zu Kernberufen nahe. Die Anzahl der Berufe kann beispielsweise im Bereich der Produktion und Instandhaltung durch die Einführung von Kernberufen deutlich reduziert werden.

Kernberufe

Quelle: Kleiner, M. / Rauner, F. / Reinhold, M., u. a.: Curriculum-Design I. Arbeitsaufgaben für eine moderne Beruflichkeit. Konstanz, 2002

Kernberufe sind jedoch keine ‚Grundbildungsberufe‘ im Sinne traditioneller beruflicher Grundbildung. Der Rückzug auf abstraktes, fachsystematisch ausgerichtetes Grundlagenwissen wirkt sich eher als Barriere für die Förderung beruflicher Handlungs- und Gestaltungskompetenz aus. Ebenso wenig können Kernberufe durch kontextfreie Schlüsselqualifikationen beschrieben werden.

Den Bezugspunkt für die Kernberufe bildet vielmehr der konkrete Arbeitszusammenhang und das darin enthaltene Arbeitsprozesswissen.

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Beispiele für die Entwicklung von Kernberufen

Quelle: Kleiner, M. / Rauner, F. / Reinhold, M., u. a.: Curriculum-Design I. Arbeitsaufgaben für eine moderne Beruflichkeit. Konstanz, 2002

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Struktur von Kernberufen

Quelle: Kleiner, M. / Rauner, F. / Reinhold, M., u. a.: Curriculum-Design I. Arbeitsaufgaben für eine moderne Beruflichkeit. Konstanz, 2002

Ausbildungsinhalte Regelungena) Kernbereich 50-60%

(Berufsfeld- und berufs-bezogene Inhalte)

Einheitliche Regelungen für denobligatorischen Bereich

b) Fachlicher Vertiefungsbereich20-30%(Betriebs- und anwendungs-orientierte Inhalte)

c) Integrationsbereich 20-30%(geschäfts-/betriebsbezogenesZusammenhangswissen fürdie Prozesse der betrieblichenOrganisationsentwicklung)

Die inhaltliche Ausgestaltungliegt in der Zuständigkeit der dieBerufsbildungdurchführenden Institutionen undAkteure(lokaler Berufsbildungsdialog)

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Zeitlose und langlebige Berufe (z. B. Erzieher, Tischler, Arzt)

4 Klassen von Berufen

Quelle: Kleiner, M. / Rauner, F. / Reinhold, M., u. a.: Curriculum-Design I. Arbeitsaufgaben für eine moderne Beruflichkeit. Konstanz, 2002

Technologisch induzierte Berufe (z. B. Elektro- und Chemieberufe)

Technologiegebundene Berufe (z. B. Prozessleit-elektroniker)

Verrichtungs- bzw. tätigkeitsorientierte Berufe (z. B. Dreher)

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Der Beruf des Schriftsetzers ist ein Beispiel für einen verrichtungsorientierten und zugleich an die Oberfläche einer speziellen Technologie - dem Bleisatz - gebunde-nen Beruf:

Beispiel für den Lebenszyklus eines Berufes

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Die Tätigkeiten des Setzers wurden zunehmend durch die Nutzung moderner Computerprogramme verdrängt. Nicht verdrängt dagegen wurde der Arbeitszusammen-hang der Textgestaltung.

Ein Berufsbild ‚Textgestalter‘ hätte zugleich die Tätigkeit des Setzens in den übergeordneten Arbeitszusammen-hang der Textgestaltung eingebunden und diesen breiter angelegten Beruf von der spezifischen Technologie des Herstellens einer Druckvorlage entkoppelt.

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Sie müssen im Qualifizierungs- und Bildungsprozess als exemplarisch für die beruflichen Arbeitsaufgaben von Fachkräften erfahrbar werden

Kernberufe: Offene dynamische Berufsbilder

Quelle: Kleiner, M. / Rauner, F. / Reinhold, M., u. a.: Curriculum-Design I. Arbeitsaufgaben für eine moderne Beruflichkeit. Konstanz, 2002

Sie müssen sich ausweiten können im Zuge technolo-gischer und arbeitsorganisatorischer Innovationen

Sie müssen neue, auch berufs- und berufsfeldüber-greifende Aufgaben aufnehmen können

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Die Berufsbezeichnung ‚Elektroinstallateur‘ hat ca. 100 Jahre Bestand gehabt. Versuche, diese Bezeichnung zu modernisieren (z. B. Elektroanlagenelektroniker) haben zu keiner stabilen neuen Berufsbezeichnung geführt. Die Aufgabenbereiche des Installierens, Wartens und Instandsetzens von elektrischen Anlagen stellen einen stabilen beruflichen Arbeitszusammenhang dar, der allen Merkmalen für eine berufsförmig organisierte Arbeit genügt. Dies gilt auch für die absehbare zukünftige Entwicklung dieses beruflichen Aufgabenfeldes.

Kernberufe: Beispiel für eine Berufs-bezeichnung

Quelle: Kleiner, M. / Rauner, F. / Reinhold, M., u. a.: Curriculum-Design I. Arbeitsaufgaben für eine moderne Beruflichkeit. Konstanz, 2002

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Inhaltliche ValiditätKernberufe: Kriterien für die Bezeichnung von Berufen

Quelle: Kleiner, M. / Rauner, F. / Reinhold, M., u. a.: Curriculum-Design I. Arbeitsaufgaben für eine moderne Beruflichkeit. Konstanz, 2002

Vollständige Arbeitshandlungen

Allgemeinverständlichkeit

Attraktivität und berufliche Identität

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Stärkere staatliche Regulierung der Weiterbildung durch:Weiterbildungsbau-steine und Fort-bildungsberufe

ein geordnetes System von Weiterbildungsbausteinen

ein allgemein anerkanntes Zertifizierungssystem (überbetrieblich akzeptierter Weiterbildungspass)

Klarere Arbeitsmarktstrukturen: für Arbeitsnehmer besser abgesicherte Karrierewege, für Arbeitgeber bessere Möglichkeiten der Personalrekrutierung

Leichter durchschaubare Karriereperspektiven: für die Beschäftigten selbständig steuerbarer Zusammenhang von Weiterbildungsanstrengungen und Gratifikationen

Ziele

Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand, Technologie und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.): Reformbedarf in der beruflichen Bildung. Düsseldorf 1997, S. 32

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Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht

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Attraktivität des dualen Systems für leistungsstärkere Jugendliche erhöhen durch Doppelqualifikation:

Doppelqualifikatio-nen: Durchlässigkeit zwischen Bildungs-wegen

Berufsabschluss nach BBiG + Fachhochschulreife

oder Berufsabschluss nach BBiG + fachgebundene Reife für wissenschaftliche Hochschulen

Anschließend Alternativen schaffen zum Hochschulstudi-um durch duale Fortbildungsberufe (Kooperation von Betrieben mit Berufsakademien und Fachhochschulen)

Integration von beruflicher und allgemeiner Bildung, keine bloße Addition

Maßnahmen

Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand, Technologie und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.): Reformbedarf in der beruflichen Bildung. Düsseldorf 1997, S. 34

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Ausgangslage: Heterogenität der Eingangsvoraussetzun-gen der Azubis: vom Benachteiligten bis zum Abiturienten

Differenzierung der Lernwege: Ausbildung für alle

Einheitliches Niveau der Ausbildungsberufe beibehalten durch vorberufliche Bildung; Differenzierung nur da, wo nötig:

Binnendifferenzierung: bessere Förderung lernschwa-cher Schüler innerhalb der Ausbildung; ggf. Verlänge-rung der Ausbildungszeit;

Außendifferenzierung (Ausbildungsberufe für besondere Zielgruppen) eng begrenzen: Z.B. für Benachteiligte auf der einen Seite, für Abiturienten (z.B. Studienabbrecher) auf der anderen Seite.

Ziele

Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand, Technologie und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.): Reformbedarf in der beruflichen Bildung. Düsseldorf 1997, S. 35/36.

Maßnahmen

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Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht

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Attraktivität des Dualen Systems für die Unternehmen erhöhen durch

Leitlinie 1: Das Duale System ausbauen und modernisieren

Entdifferenzierung des Berufsspektrums

Konzentration der Ausbildungsinhalte

Prozessorientierung der Ausbildung.

Quelle: Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen des Landes Berlin (Hg.): Berliner Memorandum zur Modernisierung der Beruflichen Bildung. Berlin, 1999, S. 45 f.

Maßnahmen Offene dynamische Kernberufe, auch im Dienstleistungssektor sowie im Gesundheits- und Sozialwesen. Entsprechende Änderung des BBiG.

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Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht

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Ausbau beruflicher Schulen zu Kompetenzzentren:Leitlinie 2: Die Lernorte der beruf-lichen Bildung struk-turell umbauen und die Akteure pro-fessionalisieren

Plattformen, wo zusammen mit Herstellern und Anwen-dern neue Produkte und Dienstleistungen beraten und weiterentwickelt werden: Standortfaktor in der Region.

Enge Verbindungen zu Fachhochschulen und Universitä-ten, um Übergänge durch Doppelqualifizierungen zu ver-bessern: Universalisierung der dualen Qualifikationsform.Ausbildung von Berufspädagogen soll auf vielfältige Art möglich sein. Dabei soll auf Funktionen, nicht auf Institutionen geachtet werden: Bildungsmanagement, Steuerung von Lernprozessen, Personalentwicklung: Diplom-Berufspädagogik anstelle von Lehramts-Studiengängen.

Quelle: Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen des Landes Berlin (Hg.): Berliner Memorandum zur Modernisierung der Beruflichen Bildung. Berlin, 1999, S. 50 ff.

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Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht

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Moderate Modularisierung bei Beibehaltung des Berufskonzepts:

Leitlinie 3: Beruf-liche Bildungswege der Aus- und Wei-terbildung mithilfe modularer Kompo-nenten stärker mit-einander verbinden und durchlässiger gestalten

Eine Berufsqualifikation besteht aus einer Kombination von Teilkompetenzen (=Modulen), die zur Gesamtfunkti-on (=berufl. Handlungskompetenz) unerlässlich sind. Mo-dul heißt also: Teil eines ganzheitlichen Berufskonzepts.Module sind das angestrebte Ergebnis von Qualifikati-onsprozessen, d.h. eine Kompetenz mit Outcome-Kategorie.

Module sind ohne betriebs- und trägerübergreifende (möglichst bundesweit geltende) Standards (z.B. entsprechende Berufsbildungspositionen einer Ausbildungsordnung), die Transparenz und Vergleichbarkeit ermöglichen, nicht akzeptierbar.

Quelle: Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen des Landes Berlin (Hg.): Berliner Memorandum zur Modernisierung der Beruflichen Bildung. Berlin, 1999, S. 50 ff.

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Mittlere Qualifizierungsebene ermöglichen, Bildungsarmut wirksam bekämpfen:

Leitlinie 4: Allen Ju-gendlichen den Weg in die Erwerbsarbeit ermöglichen und sie dafür in ihren per-sönlichen, fachli-chen und sozialen Kompetenzen fördern

Nur die Ausbildung in anerkannten Ausbildungsberufen leistet eine dauerhafte berufliche und soziale Integration von Jugendlichen in die Gesellschaft.

Deshalb müssen staatlich eingerichtete und verantwortete Ausbildungsmöglichkeiten immer dann vorgesehen werden, wenn die Zahl der angebotenen betrieblichen Ausbildungsplätze nicht ausreichend ist.

Der Berufsausbildung vorgeschaltete Trainingsmaßnah-men, Hilfen zum Erreichen eines Schul- und Ausbil-dungsabschlusses und Brücken in Beschäftigung nach Abschluss der Berufsausbildung (Programm „Jump“) weisen in die richtige Richtung, müssen aber weiter aus-gebaut werden (Anspruch auf Leistungen gesetzlich verankern).

Quelle: Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen des Landes Berlin (Hg.): Berliner Memo-randum zur Modernisierung der Beruflichen Bildung. Berlin, 1999, S. 55 ff.

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Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht

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Weiterbildungsbereich ist mittlerweile (nach Teilnehmerzahl und finanziellen Ressourcen der größte Bildungsbereich insgesamt. Aber keine Transparenz hinsichtlich der Qualität der Angebote und Verwendbarkeit der Zertifikate.

Leitlinie 5: Lebensbegleitendes Lernen nachhaltig unterstützen und be-rufliche Weiterbil-dung strukturierter als bislang in Erwerbsverläufe integrieren

Nationaler Dialog zur Festschreibung von Rahmenbedingungen: Aufbau und Gliederung von Ausbildungsabschnitten bei Fortbildungsberufen, Zertifizierung, Qualitätssicherung, europäische Anerkennung und europäischer Qualifikationspass, Anerkennung von Kompetenzen etc.

Quelle: Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen des Landes Berlin (Hg.): Berliner Memorandum zur Modernisierung der Beruflichen Bildung. Berlin, 1999, S. 59 ff.

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Berufsbildungspolitik und Berufsbildungsrecht

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Job-Rotation als praktischer Schritt zur systematischen Förderung lebensbegleitenden Lernens:

Leitlinie 6: Arbeitsmarkt- und bildungspolitische Maßnahmen zur Unterstützung des Modernisierungsprozesses in der beruflichen Bildung

Beispiel Dänemark - Halbierung der Arbeitslosigkeit: Seit 1994 rechtlicher Anspruch auf Weiterbildung bis zu einem Jahr bei vollem Arbeitslosengeld. Stellt die Firma während dieser Zeit einen Arbeitslosen ein, erhält sie staatlichen Lohnkosten-Zuschuss (wird von ca. 60% der Firmen genutzt).

Quelle: Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen des Landes Berlin (Hg.): Berliner Memorandum zur Modernisierung der Beruflichen Bildung. Berlin, 1999, S. 59 ff.

Gibt es auch bei Kindererziehung: 60% des Arbeitslosengeldes pro Elternteil für mindestens ein halbes Jahr (nicht übertragbar zwischen Männern und Frauen). Führt zu stärkerer Beteiligung der Männer an der Kinderziehung; 70% aller Firmen stellen während dieser Zeit Stellvertreter ein.

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Weiterbildungsteilnehmer erhalten während der Weiterbildung ein Unterhaltsgeld vom Betrieb in Höhe des Arbeitslosengeldes. Einkommensverlust wird entweder individuelle getragen oder durch tarifliche/betriebliche Vereinbarungen ausgeglichen.

Leitlinie 6: Vorschlag für BRD

Stellvertretende Arbeitslose erhalten sozialversiche-rungspflichtigen befristeten Arbeitsvertrag. Entgelt entspricht dem tatsächlichen Arbeitseinsatz, nicht notwendigerweise dem ersetzten Arbeitsplatz. Arbeitslose sind durch Qualifizierungsmaßnahmen des Arbeitsamts oder der Kommune vorbereitet worden.

Quelle: Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen des Landes Berlin (Hg.): Berliner Memorandum zur Modernisierung der Beruflichen Bildung. Berlin, 1999, S. 65 ff.

Bundesagentur für Arbeit/Kommune übernimmt Qualifizierungskosten für Stellvertreter und Weiterbildungskosten für Freigestellte. Beteiligung der Betriebe an den Kosten möglich.

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Bei unzureichendem Ausbildungsplatzangebot sollten Länder und Gemeinden nicht in schulische Bildungsgän-ge investieren, sondern Mittel zur Förderung betrieblicher Ausbildung bereitstellen. Dient mittel- und langfristig der betrieblichen Ausbildungskultur anstelle ihrer externen Sicherstellung.

Leitlinie 7: Die Marktmacht der Bildungsnachfrager stärken und die Finanzierung der beruflichen Bildung unter dem Anspruch von Chancengleich-heit und Effizienz langfristig absichern - „realistische“ Variante

Kostenentlastung der Betriebe durch Verzicht auf Sozial-abgaben möglich (Azubis wie Studierende behandeln) oder durch Abschreibungsmöglichkeiten auf „Humankapital“.

Quelle: Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen des Landes Berlin (Hg.): Berliner Memorandum zur Modernisierung der Beruflichen Bildung. Berlin, 1999, S. 73 ff.

Teilnehmer an vollzeitschulischer Berufsbildung sind durch hohe Schulgebühren benachteiligt: Entweder Befreiung oder Schul- bzw. Studiengebühren für alle.

Privates Bildungssparen staatlicherseits fördern.

Phasen der Nichtarbeit und berufliches Weiterlernen koppeln: Beispiel Dänemark.

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Einrichtung eines Qualifizierungsfonds, in den alle priva-ten/öffentlichen Institutionen und ihre Beschäftigten ein-zahlen (z.B. Prozentsatz der Lohn- und Gehaltssumme). Ebenso zahlen Bund, Länder und Gemeinden einen Prozentsatz ihres Budgets.

Leitlinie 7: Die Marktmacht der Bildungsnachfrager stärken und die Finanzierung der beruflichen Bildung unter dem Anspruch von Chancengleich-heit und Effizienz langfristig absichern - „unrealistische“ Variante

Privates Bildungssparen wird staatlicherseits einkommensunabhängig gefördert.

Quelle: Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen des Landes Berlin (Hg.): Berliner Memorandum zur Modernisierung der Beruflichen Bildung. Berlin, 1999, S. 73 ff.

Berufliche Aus- und Weiterbildung wird von akkreditier-ten privaten/staatlichen Institutionen im Wettbewerb angeboten.

Nach der Pflichtschulzeit ein Gutscheinkonto für jeden zur freien Verfügung.

Gutscheine bestehen aus Subventions- und Darlehens-komponente (einkommensabängig, ebenso die Tilgung). Für finanziell Leistungsschwache gibt es einen Satz vollständig subventionierter Gutscheine.

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Was versteht man unter offenen und dynamischen Kernberufen? (15)

Fragen zum Thema

Was ist der „Lebenszyklus“ eines Berufs und wie lässt er sich verlängern? (6)

Weshalb schlägt das Berliner Memorandum zur Modernisierung der beruflichen Bildung „Job Rotation“ zur Förderung lebensbegleitenden Lernens vor? (7)

Nennen Sie Krisensymptome des deutschen dualen Systems und diskutieren Sie die aus Ihrer Sicht wichtigsten Reformvorschläge. (20)

Was versteht man unter „Durchlässigkeit zwischen Bil-dungswegen“ und wie lässt sich diese nach dem NRW-Gutachten zum Reformbedarf in der beruflichen Bildung erhöhen? (5)