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Bewältigung von
Existenzangst/
Angst vor dem Sterben
und dem Tod
„Nicht dass ich Furcht vor dem
Sterben hätte, ich möchte einfach
nicht dabei sein, wenn´s passiert.“
Vorgestellt von Bettina Meyer und Eva
Rückemann
09.12.03 Bewältigung von Existenzangst
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Gliederung
1.) Gegenstandsbereich der Thanato-Psychologie
2.) Einstellungen gegenüber dem Tod
3.) Unterscheidung zwischen Furcht oder Angst vor dem Tod und Todesangst
4.) Theoretische Ansätze
5.) Dimensionen/Quellen der Todesfurcht
6.) Neukonzeptualisierung: Taxonomie von Kognitionsinhalten als Quellen der Todesfurcht
7.) Erfassung von Todesfurcht
8.) Korrelate der Todesfurcht
9.) Konfrontation mit Tod und Sterben
10.) Verleugnung des Todes
11.) Terror-Management-Theorie
12.) Schlussgedanken
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Thanato-Psychologie
Beschäftigung mit den vielfachen Auswirkungen, die der Tod als imaginatives oder reales Ereignis auf das Verhalten und Erleben von Menschen hat (Ochsmann 1986).
Beschäftigung mit dem Verhalten und Erleben der Menschen, das einerseits durch das Wissen um die eigene Endlichkeit und der Begegnung mit Tod und Sterben ausgelöst wird und andererseits durch somatische Veränderungen in der Endphase des Lebens bestimmt wird (Wittkowski 1990).
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Zentrale Gebiete der Thanato-Psychologie
Todesvorstellungen und ihre Entwicklung
Einstellungen zum Tod Vortoderfahrungen Sterbeprozeß Sterbebeistand Interaktion mit Sterbenden Sterben als psychosoziales
Verhalten Trauer
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Einstellungen gegenüber dem Tod
Reaktionsdisposition gegenüber dem Objekt Tod und jeglichen todbezogenen Stimuli
1.) Depression2.) Verschiebung3.) Trauern4.) Überwindung5.) Teilnahme
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Unterscheidung zwischen Furcht oder Angst vor dem Tod und
Todesangst
(Rollo May, 1977):
Todesangst: emotionaler Zustand, der durch eine reale Gefahr ausgelöst wird
Angst vor dem Tod: Reaktion auf unspezifische Bedrohung, die auf die gesamte Existenz der Person zielt, z.B. durch Bewußtwerden der eigenen Sterblichkeit . Etwas Zentrales in der Person wird angegriffen, z.B. das Selbstkonzept, Selbstwert; Gefühl, einen eigenen Wert und Bedeutung zu haben. Das gesamte Sicherungssystem der Person steht zur Disposition. Angst kann nicht zum Objekt gemacht werden und kann deshalb nicht konfrontiert/bekämpft werden.
Angst ist immer eine Angst vor nichts! Angst vor dem Tod ist demnach die Angst vor dem Nicht-Sein!
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Furcht vor dem Tod
Reaktion auf spezifische Bedrohungen verschiedenster Art, die im Bereich von Tod und Sterben zu lokalisieren sind, z.B. die von den antizipierten Schmerzen ausgehende Bedrohung.
Einzelne Bereich der Abwehr, die eine Person entwickelt hat, sind bedroht.
Kann außen lokalisiert werden und Person kann sich an die Situation anpassen und auf sie reagieren.
Furcht ist immer eine Furcht vor etwas!
Man hat Furcht, aber man ist Angst!
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Theoretische Ansätze
1.) Freud: Angst vor dem Tod keine ursprüngliche Quelle, sondern nur Verarbeitung der Kastrationsangst
auf ungelöste psychische Konflikte zurückgeführt, deren Wurzeln in der frühen Kindheit liegen
die kindlichen Ängste wie die Kastrations-, Trennungs- oder Gewissensangst werden in den Tod projiziert
2.) Furcht vor dem Tod ist gelernt wie andere Reaktionen auch:
todbezogene Befürchtungen= Folge der Auseinandersetzung des reifen Individuums mit seiner Umwelt
abhängig vom Entwicklungsstadium der Person+ den spezifischen Lebensbedingungen
Reaktion der Person auf Bedrohungen, die vom Tod ausgehen läßt sich durch ihre allgem. Reaktionen auf Bedrohungen prognostizieren
wenn Furcht vor Tod und Sterben gelernt ist, kann sie demnach auch wieder gelöscht werden
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Theoretische Ansätze
Slater (1974): Zusammenhang zwischen zunehmender Furcht vor Tod und Sterben und der Industrialisierung.
In Gesellschaft wachsender Individualismus erhöht Bewußtsein des Selbst und nährt zugleich die Todesfurcht
Gesellschaften, die Individualität kulturelle Priorität zuweisen, intensivieren Furcht vor Tod+Sterben
Vereinzelung des Menschen, der früher in d. Gemeinschaft aufgehoben:
Sterben wird zur letzten Form der Einsamkeit.
Furcht vor Einsamkeit verbindet sich mit der vor dem Tod--->Preis für den Individualismus in westlichen Industrieländern
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Theoretische Ansätze
May (1977): Mit Entwicklung des Organismus, seiner neurologischen Reifung: Zunahme der Kapazität, potentielle Bedrohungen in der Umwelt wahrzunehmen
Angst steht entwicklungsgeschichtlich vor der Furcht: Bedrohung löst anfangs diffuse, undifferenzierte emotionale Reaktion aus
Im Laufe d. Entwicklung (Lernerfahrung, Reifung) differenzierte emotionale Reaktionen auf spezifische, lokalisierte Gefahren
Angst zielt auf Zentrum, Furcht auf Peripherie--> Furcht verhindert, daß Zentrum d. Person bedroht wird/ Schutz vor d. Angst
Furcht wird wieder zur Angst, wenn sie ihre Funktion nicht erfüllt ( wenn nicht aktiv bewältigt werden kann)
Angst vor d. Tod drängt danach sich zur Furcht vor d. Tod zu verwandeln: Vor etwas Konkretem können wir uns selbst schützen
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Dimensionen der Todesfurcht
Quellen der Todesfurcht (verschiedene todbezogene Stimuli)
Furcht vor Sterben und Tod kein eindimensionales Konstrukt
Diggory & Rothman (1961) Rangordnung/Hierarchie der Ängste:
1.) Kummer für Angehörige und Freunde
2.) Ende aller Pläne und Aktivitäten
3.) Schmerzen beim Sterben
4.) Ende aller Erfahrungen
5.) Ende der Sorge um die Angehörigen
6.) Ungewißheit, was nach Tod geschieht
7.) Verwesung des eigenen Körpers
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Dimensionen der Todesfurcht
Baird (1972): Faktorenanalytische Auswertungen von Hautwiderstandsreaktionen auf Todeswörter:
7 Dimensionen: Bedrohung und Bestrafung Wiedervereinigung und Belohnung Vergessen, Einsamkeit Verfall und Altern energiegefüllte Finsternis Pathos
6 Faktoren aus Ratingskalen: bedrückendes Unbekanntes Ende mehr vs. Weniger endgültiger Übergang menschliche vs. Natur-Todesbilder Einsamkeit unpersönliche Kräfte außerhalb eigener
Kontrolle
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Dimensionen der Todesfurcht
Vernon (1970): Furcht vor dem Sterben (den damit
verbundenen biologischen und sozialen Prozessen)
Furcht vor dem Totsein
Furcht vor den Konsequenzen des Totseins:
a) vor dem, was danach mit d. Individuum geschieht
b) vor dem, was danach mit anderen (z.B. Angehörigen) geschieht, mit Objekten, Plänen etc.
Furcht vor Tod und Sterben anderer Personen
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Schematisierung der Quellen der Todesfurcht
(Kastenbaum& Aisenberg,
1972) Quellen der Furcht
Mein Tod Tod des Anderen
Sterben -Persönliches Leiden -persönliche Entwürdigung
-Stellvertretendes Leiden -stellvertretende Desintegration
Danach -Strafe -Ablehnung
-Vergeltung -Verlust der Beziehung
Extinktion -Fundamentale Todesfurcht -verbundene Ängste
-Verlassensein -Verletzbarkeit
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Neukonzeptualisierung:Taxonomie von
Kognitionsinhalten als Quellen der Todesfurcht
Aspekte des Selbst
Bereich Körperlich Psychisch Sozial
Sterben Starke, langanhaltende und nicht kontrollierbare Schmerzen; Verlust der Unversehrtheit;
Desintegration der Persönlichkeit; Verlust von Würde, Selbstwert, kognitiver Kontrolle;
Isolierung Nichtbeachtung, Abhängigkeit; Verlust sozialer Unterstützung;
Tod Aufhören von Denken, Wahrnehmen, Fühlen, Handeln; Verlust von Empfindungen und Erfahrungen;
Selbstverwirklichung, Erfüllung von Lebenszielen, Verlust von Individualität;
Reaktionen der Familie und Freunde; Verlust sozialer Rollen und Bindungen;
Danach Zerstörung, Dekomposition, Auflösung; Verlust der körperlichen Identität;
Existenzformen, das Unbekannte und Ungewisse; Rechenschaft, Belohnung und Bestrafung;
Weltliches Geschehen ohne mich, Auswirkungen meiner Abwesenheit; Weiterleben in der Erinnerung;
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Erfassung von Todesfurcht
Alexander et al. (1957): erstmalige Registrierung affektiver Reaktionen auf den Tod unterhalb der bewussten Ebene und Hinweis auf die vom Bewusstseinsniveau abhängige Manifestation
Reaktionen von 31 Studenten auf todbezogene Wörter: Wortassoziationstest und Erfassung der psychogalvanischen Effekte
weitere Verfahren: von einfacher Frage nach Furcht vor Tod + Sterben (Jeffers et al. 1961) bis hin zu mehrdimensionalen standardisierten Todesfurchtskalen (z.B. Hoelter, 1979)
Herman Feifel: Todesfurcht gleichzeitig auf versch. Bewusstseinsschichten gemessen und mit anderen Variablen korreliert
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Entwicklung von Fragebögen zur Erfassung von Furcht vor
Tod und Sterben
Hoelter (1979): mehrdimensionales Konzept der Todesfurcht
42 Items umfassender Fragebogen: enthält 8 faktorenanalytisch gewonnene Skalen:
Furcht vor dem Sterbeprozeß Furcht vor dem Tod und Toten Furcht vor Zerstörung des Körpers nach
dem Tod Furcht vor dem Tod nahestehender und
deren Reaktion auf den eigenen Tod Furcht vor dem Unbekannten nach dem
Tod Furcht vor dem Scheintod Furcht vor dem, was nach dem Tod mit
dem Körper geschieht Furcht vor einem zu frühen Tod
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Korrelate der Todesfurcht
Selbstwert: Diggory&Rothman (1961): Tod werde gefürchtet, weil er Ziele zerstört,
die für den Selbstwert wichtig sind
Sinn des Lebens: enge Verbindung zwischen den Einstellungen zum Leben und denen zum Tod
Einschätzung, ein erfülltes Leben geführt zu haben, hat große Bedeutung für das Annehmen des Todes im Alter
zwischen dem Sinnerleben und Furcht vor dem Tod und Sterben besteht negative Beziehung
Persönlichkeitsfaktoren
Kontrollüberzeugungen: entgegengesetzte Hypothesen:
1.) Personen, die ihr Leben als selbstbestimmt wahrnehmen, erleben den Tod als besondere Bedrohung.
2.) Furcht vor Tod und Sterben kann Folge externaler Kontrollüberzeugungen sein, da sie daran glauben, dass Misserfolg und Niederlagen im Leben von Faktoren bestimmt werden, die sie nicht kontrollieren können.
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Korrelate der Todesfurcht
Risikobereitschaft: Marcovitz (1973): Spiel mit der Gesundheit oder dem
eigenen Leben wäre Möglichkeit der Bewältigung des Todes. Danach setzen sich gerade Menschen mit großer Furcht gefährlichen Situationen aus, um sich ihre eigene Unverletzbarkeit zu beweisen
Risikoneigung korreliert positiv mit Todesfurcht
Gesundheitsbewußte Einstellungen und Verhalten
Einstellungen zur Gesundheit steht in bedeutsamer Beziehung zur Furcht vor Tod und Sterben: je größer die Beunruhigung, desto höher der Wert, welcher der Gesundheit zugeschrieben wird.
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Konfrontation mit Tod und Sterben
Dhawan& Sripat (1986): nach Induktion von Angst vor dem Tod bei hoch- und niedrigreligiösen Studenten: im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigten die mit dem Tod konfrontierten ein stärkeres Bedürfnis nach Gesellung, was als Angstbewältigung interpretiert werden kann
Death Education Programme:
Untersuchungen an Teilnehmern von Unterrichtsveranstaltungen über Tod und Sterben
nach mehreren Wochen Tendenz einer Furchtreduktion
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Verleugnung des Todes
Becker (1973) ...the idea of death, the fear of it, haunts the human animal like nothing else; it is a mainspring of human activity - activity designed largely to avoid the fatality of death, to overcome it by denying in some way that it is the final destiny for man.
Existentieller Dualismus: „Individualität in der Endlichkeit“ Der Mensch ist durch den Geist frei, jedoch
gefangen durch den Körper
Die Bedeutung des Sebstwertes Drang nach Selbstwert ist das grundlegende
Prinzip des menschlichen Lebens Selbstwert ist ein wirksamer Angstpuffer
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Verleugnung des Todes
Kultur als Heldensystem: Kultur besteht aus Rollen, Sitten und
Verhaltensmaßregeln Angst vor dem Tod ist nicht Angst vor der
Vernichtung, sondern vor der Vernichtung ohne Bedeutung
Überwindung der Angst vor dem Tod: Angst vor dem Tod setzt sich aus
verschiedenen Ängsten zusammen, abhängig von Alter, Lebensgeschichte und Kultur
verschiedene Formen der Angstverdrängung sind z.B. Charakterbildung, Übertragung, Unsterblichkeitsstreben, Verschmelzung mit einem Liebesobjekt oder Heroismus
Strategien Die romantische Lösung (Kosmos der
Zweierbeziehung, Individuum erwartet, vollkommene Bestätigung und Sinn zu finden)
Die kreative Lösung (erfordert Mut, sich aus der Geborgenheit der Gemeinschaft zu lösen, Einmaligkeit des Kunstwerkes verschafft dem Künstler Unsterblichkeit)
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Verleugnung des Todes
Fazit:
Es bleibt immer nur ein Bemühen des Menschen, innerhalb seines kulturellen Systems Unsterblichkeit zu erlangen und damit den Tod zu überwinden
Die ständige Erfahrung von Angst und Tod würde die Funktionsfähigkeit des Individuums bedrohen
Permanente Verdrängung Angst vor dem Tod ist keine alltägliche
Erfahrung, sie tritt nur selten im Bewusstsein auf
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Terror Management Theorie
Anstrengungen zur Erhaltung des Selbstwertes nach Greenberg et al. (1986)
Anstrengungen zur laufenden Validierung des eigenen kulturellen Weltbildes (z.B. Sozialisation und Erziehung)
Verteidigung des Weltbildes gegen Bedrohung von außen (andere kulturelle Sichtweisen stellen eine Bedrohung des Sebstwertes dar und lösen Angst aus)
Laufende Vaidierung des eigenen primären Wertes innerhalb des kulturellen Weltbildes (Selbstwert ist an die Erfüllung der Anforderungen der Gesellschaft gebunden)
Verteidigung des persönlichen Wertes gegen Bedrohung
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Terror Management Theorie
Grundlagen für den Selbstwert: materieller Besitz gesellschaftlicher Status Identifikation mit Heldenfiguren Identifikation mit Alltagshelden aus Literatur,
Film, Sport etc. dauerhafte Partnerschaft Elternschaft
Selbstwert ist in vielfältiger Weise in Gefahr, wenn
dem Individuum Aspekte seiner selbst bewusst werden, die mit seiner spezifischen gesellschaftlichen Rolle nicht in Einklang stehen
von anderen Zustimmung verweigert wird Ablehnung verursacht werden könnte es zu Verlust von gesellschaftlich wertvollen
Symbolen kommt
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Terror Management Theorie
Fast jede soziale Situation besitzt selbstwertrelevanten Charakter und kann als Bühne zur Erhaltung, Stärkung und Verteidigung des Selbstwertes dienen
Der Angstpuffer, den der kulturelle Selbstwert darstellt, erfährt auf drei verschiedene Arten eine direkte Schwächung:
Instabilität des kulturellen Weltbildes Nichterfüllung der Normen, Werte und
Rollen Erinnerung an die eigene Sterblichkeit
von außen
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Terror Management Theorie
Hypothese: Mit ihrer Sterblichkeit konfrontierte
Personen reagieren besonders negativ auf diejenigen Personen, die ihr kulturelles Weltbild bedrohen und besonders positiv auf jene, die es stützen
Experimentelle Untersuchungen:
bisher 9 veröffentlichte Experimente durch die Salienz der Mortalität kommt es
zu einer Schwächung des Angstpuffers das eigene Weltverständnis wird durch
den „Verletzer“ moralischer Werte bedroht
die subjektive kulturelle Weltsicht muss bestärkt werden
der „Unmoralische“ wird negativ bewertet oder bestraft
indirekte Validierung des eigenen kulturellen Weltbildes
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Terror Management Theorie
Experiment 1: Amtsrichter einer Großstadt im
Südwesten der U.S.A. wurden gebeten, über den fiktiven Fall einer jungen Prostituierten zu entscheiden und eine Kaution festzulegen.
Kaution kann als Maß der Schwere des Vergehens betrachtet werden
Die Hälfte der Vpn sollte vorher zwei offene Fragen zum Thema Tod beantworten --> (Experimentalbedingung Mortalität salient)
Ergebnis: Die Richter in der Experimentalbedingung legten eine signifikant höhere Kaution als ihre Kollegen in der Kontrollbedingung fest
(M= 455 Dollar vs. M= 50 Dollar)
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Terror Management Theorie
Experiment 3: Hypothese: Nach dem Bewusstwerden
der eigenen Sterblichkeit besteht nicht nur die Tendenz, moralische Abweichler härter zu bestrafen, sondern auch diejenigen stärker zu belohnen, welche die kulturellen Werte hochhalten.
Den Vpn wurde zusätzlich die Geschichte einer jungen Frau präsentiert, die unter Lebensgefahr der Polizei einen Gewaltverbrecher meldete.
Es sollte nun sowohl die Höhe der Kaution für die Prostituierte, als auch eine Belohnung für die mutige Frau festgelegt werden.
Ergebnis: Unter der Bedingung „Mortalität salient“ war nicht nur die Kaution für die Prostituierte signifikant höher, sondern auch die Belohnung für die Heldin.
(M= 3476 Dollar vs. M= 1112 Dollar)
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Terror Management Theorie
Experiment 5: Alternativerklärungen für den
Mortalitätseffekt (z. B. physiologische Erregung der Selbstaufmerksamkeit) sollten ausgeschlossen werden.
Während des Ausfüllens der Fragen nach dem Tod wurden Herzfrequenz, Herzschlagvolumen und Hautleitwert der Vpn erfasst.
Eine zweite Kontrollgruppe sollte Fragen nach den Gedanken beim Essen beantworten, um den Schreibaufwand der Experimentalgruppe zu kontrollieren.
Ergebnis: Der Mortalitätssalienzeffekt trat auch im Vergleich zu der mit Essen „beschäftigten“ Kontrollgruppe auf
Zwischen den beiden Kontrollgruppen gab es keine Unterschiede in der Bestrafung der Prostituierten
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Terror Management Theorie
Experiment 6: Replikation des Effektes durch eine
andere experimentelle Manipulation Statt der beiden offenen Fragen zum
Thema Tod sollten die Vpn einen Fragebogen ausfüllen, der Todesfurcht erfasst.
Die Kontrollgruppe erhielt ein Angstinventar, das Dispositions- und Zustandsangst misst.
Ergebnis: Auch hier zeigte sich ein klarer Unterschied, was die Höhe der Kaution angeht.
Effekt ist tatsächlich auf Beschäftigung mit dem eigenen Tod zurückzuführen!
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Terror Management Theorie
Experiment 9: Amerikanische College-Studenten wurden gebeten,
sich ein politisches Interview durchzulesen, in welchem der Interviewte entweder eine extrem unvorteilhafte, eine ausgewogene oder aber eine extrem vorteilhafte Sicht der Vereinigten Staaten darlegte.
Um den Einfluss des Hintergrundes und der Glaubwürdigkeit des Interviewten zu kontrollieren wurde dieser entweder als Harvard-Professor für Politikwissenschaften und Nobelpreisträger oder als Vorsitzender der Amerikanischen Kommunistischen Partei vorgestellt.
Negative Äußerungen des hochgeschätzten Nobelpreisträgers über die U.S.A. sollten das Weltbild stärker bedrohen als die gleichen Bemerkungen eines Kommunisten.
Ergebnis: Je positiver das Interview war, desto mehr wurde der Interviewte gemocht und desto stärker wurde ihm zugestimmt. Die mit ihrer Sterblichkeit konfrontierten Personen stuften das negative Interview negativer und das positive Interview positiver ein als die Personen der Kontrollgruppe.
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Terror Management Theorie
KRITIK: Methodische Probleme: Dauer und Intensität der Konfrontation
mit der Todesproblematik könnten Einfluss auf die Ergebnisse haben
Der unterschiedliche Ablauf der Untersuchungen könnte Angstabwehr begünstigen oder erschweren
Theoretische Probleme: Es gibt bisher keine empirischen Belege
für die Existenz von Prozessen der Verdrängung
Selbstangaben über Gefühlszustände sind wahrscheinlich untauglich
Effekte der Mortalitätssalienz müssten sich hauptsächlich unterhalb der bewussten Ebene zeigen, deshalb sollte der Einsatz von projektiven Verfahren größeren Erfolg versprechen
Das Selbstwertkonzept muss präzisiert werden