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Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich
Dissertationsschrift Georg Weber eingereicht im November 2010
Fakultaumlt 12 ndash Erziehungswissenschaft und Soziologie
Technische Universitaumlt Dortmund
Betreuerin und Erstgutachterin Frau Prof Dr Lilian Fried ndash Fakultaumlt 12 ndash Institut fuumlr Sozialpaumldagogik Erwachsenenbildung und Paumldagogik der fruumlhen Kindheit
Zweitgutachter Herr Prof Dr Joumlrg Thiele ndash Fakultaumlt 16 ndash Institut fuumlr Sport und Sportwissenschaft
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Fuumlr Waldemar Weber
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Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich
1 Einleitung und Anliegen der Arbeit 1
Hintergrund 1a Bewegungserziehung als empirisch wenig erforschtes Feld 3
Hintergrund1b Theoretische Rahmung der Arbeit und Bedeutung des Ansatzes fuumlr die
ProfessionsforschungPaumldagogik der fruumlhen KindheitSportpaumldagogik 5
Hintergrund 1c ErzieherInnenorientierungen bzgl Bewegungserziehung und empirische Fragestellungen 7
2 Wissenschaftliche Annaumlherung an die Bedingungskonstellationen fuumlr Bewegungserziehung im
Kindergarten und Ableitung relevanter Fragebereiche zum Design des Forschungsinstruments 8
21 Veraumlnderte Lebensbedingungen von Vorschulkindern und Legitimation der Bewegungserziehung im
Kindergarten 9
211 Veraumlnderte Lebensbedingungen von Vorschulkindern bzgl der sachlichen Umwelt und Auswirkungen
auf das Bewegungsverhalten 11
Hintergrund 211a Die Bedeutung des direkten Wohnumfeldes fuumlr fruumlhe Bewegungserfahrungen 11
Hintergrund 211b Spiel- und Aktionsraumlume von Kindern und fruumlhe Bewegungserfahrungen 14
Hintergrund 211c Auseinanderdrift des Organisationsgrades fruumlher Bewegungserfahrungen 16
Hintergrund 211d Zugaumlnge zur Bewegungswelt in Abhaumlngigkeit von GeschlechtReligion undoder Migration 16
Hintergrund 211e Mediatisierung und fruumlhe Bewegungserfahrungen 17
Hintergrund 211f Kinder als Zielgruppe der Konsumguumlterindustrie und fruumlhe Bewegungserfahrungen 21
212 Veraumlnderte Lebensbedingungen von Vorschulkindern bzgl der sozialen Umwelt und Auswirkungen
auf das Bewegungsverhalten 22
Hintergrund 212a Wandel in der Familie und fruumlhe Bewegungserfahrungen 23
Hintergrund 212b Spielkameraden von Kindern heute und fruumlhe Bewegungserfahrungen 24
Hintergrund 212c Verlust einer gemeinsamen kulturellen Wertebasis und fruumlhe Bewegungserfahrungen 25
213 Veraumlnderte Lebensbedingungen von Vorschulkindern und veraumlnderter motorischer Entwicklungsstand 30
Hintergrund 213a Ergebnisse ausgewaumlhlter Untersuchungen zu aktuellen Trends des motorischen
Entwicklungsstandes von Kindern 30
Hintergrund 213b Schlussfolgerungen bzgl ausgewaumlhlter Untersuchungen zu aktuellen Trends des
motorischen Entwicklungsstandes von Kindern 32
214 Veraumlnderte Lebensbedingungen von Vorschulkindern und zentrale Gesundheits- sowie
Entwicklungsprobleme 34
Hintergrund 214 a Das WHO-Modell von Gesundheit 35
Hintergrund 214b Das Salutogenesemodell von Gesundheit 35
Hintergrund 214c Das Resilienzmodell von Gesundheit 36
Hintergrund 214d Transaktionale Prozesse im system-oumlkologischen Gesundheitsmodell 37
Hintergrund 214e Zusammenhaumlnge von Bewegung und Gesundheit 38
Hintergrund 214f Veraumlnderte allgemeine Gesundheit bei Kindern durch Bewegungsmangel 39
Hintergrund 214g Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Allergien 42
Hintergrund 214h Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Diabetes mellitus 42
Hintergrund 214i Verbindungslinien von Bewegungsmangel und psychosomatischen Krankheiten 43
Hintergrund 214j Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Neurodermitis 44
Hintergrund 214k Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Bronchialasthma 44
Hintergrund 214l Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Adipositas 44
Hintergrund 214m Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Wahrnehmungsstoumlrungen 46
Hintergrund 214n Verbindungslinien von Bewegungsmangel und ADHS
(Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitaumltssyndrom) 47
Hintergrund 214o Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Lese-Rechtschreib-Stoumlrungen 48
3-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
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Hintergrund 214p Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Rechenstoumlrungen 48
Hintergrund 214q Verbindungslinien von Bewegungsmangel und uumlbermaumlszligiger Angst 49
Hintergrund 214r Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Medikamenten- und Drogenkonsum 50
22 Institutionelle Betrachtung des Kindergartens und Legitimation der Bewegungserziehung 51
221 Der gesetzliche Auftrag des Kindergartens und Legitimation der Bewegungserziehung 52
Hintergrund 221a Der gesetzliche Auftrag des Kindergartens auf Bundesebene und Verbindungslinien zur
Bewegungserziehung 52
Hintergrund 221b Der gesetzliche Auftrag des Kindergartens auf Landesebene und Verbindungslinien zur
Bewegungserziehung 53
222 Institutionalisierte Bildung als das Thema der 2000er Bewegungserziehung und Bildung und
Legitimation der Bewegungserziehung 57
Hintergrund 222a Zur Historie des Bildungsbegriffes 57
Hintergrund 222b Der kindzentrierte Bildungsbegriff 59
Hintergrund 222c Der gesellschaftszentrierte Bildungsbegriff 60
Hintergrund 222d Das neue Bildungsverstaumlndnis der Sportwissenschaft 61
Hintergrund 222e Ein systemtheoretischer Zugang zum Zusammenhang von Bewegung und Bildung 63
Hintergrund 222f Das bleibende Problem der Trennschaumlrfe der Begriffe Bildung Lernen Erziehung 63
Hintergrund 222g Resultierende bewegungsbezogene Bildungszugaumlnge im Kindergarten 64
23 Paradigmenwechsel in forschungsrelevanten Bezugssystemen und Legitimation der
Bewegungserziehung 66
231 Forschungsfeld bdquoPaumldagogik der fruumlhen Kindheitldquo Von Reifungstheorien uumlber die lerntheoretische
und sozialisationstheoretische Wende zur oumlkologisch-systemisch konstruktiven Wende jeweilige
Kindbilder sowie die zugewiesene Bedeutung der Bewegung 67
Hintergrund 231a Erziehung und Bildungskonzepte als ausgehandelte Paradigmen 67
Hintergrund 231b Endogenistische Paumldagogik der fruumlhen Kindheit 67
Hintergrund 231c Exogenistische Paumldagogik der fruumlhen Kindheit 68
Hintergrund 231d Disziplinorientierung in der Paumldagogik der fruumlhen Kindheit 69
Hintergrund 231e Lebensweltorientierung in der Paumldagogik der fruumlhen Kindheit 70
Hintergrund 231f Oumlkologisch-systemisch-konstruktive Ansaumltze in der Paumldagogik der fruumlhen Kindheit 71
Hintergrund 231g Der bdquooffene Ansatzldquo als systemisch-oumlkologisch-konstruktives Praxiskonzept innerhalb der
Paumldagogik der fruumlhen Kindheit 73
232 Sportwissenschaft Vom engen zum weiten Sportbegriff 74
Hintergrund 232a Didaktische Prinzipien eines multidimensionalen Sportverstaumlndnisses 74
Hintergrund 232b Funktionen der Bewegunginnerhalb eines multidimensionalen Sportverstaumlndnisses 75
233 Gesundheitspolitische Konzepte Von der KurationIntervention zur Praumlvention 76
Hintergrund 233a Zum Selbstverstaumlndnis der Praumlvention 76
Hintergrund 233b Ausgaben fuumlr praumlventive Maszlignahmen im Gesundheitssystem 77
Hintergrund 233c Praumlvention im Kindergarten 77
Hintergrund 233d Praumlvention durch Bewegung im Kindergarten 78
234 Veraumlnderungen innerhalb der ErzieherInnenausbildung Der Bedeutungsverlust des Faktenwissens und
Bewegungserziehung im Kindergarten 82
Hintergrund 234a Vollzeitschulische Logik und Charakter der Breitbandausbildung
innerhalb der ErzieherInnenausbildung 82
Hintergrund 234b Reformarmut und Auseinanderdrift von Theorie und Praxis in der ErzieherInnenausbildung 83
Hintergrund 234c Reformansaumltze in der ErzieherInnenausbildung durch Druck von auszligen 87
Hintergrund 234d Private Fachhochschulen in der ErzieherInnenausbildung 87
Hintergrund 234e Die allgemeinen Richtlinien fuumlr die ErzieherInnenausbildung in NRW 88
Hintergrund 234f SportGesundheitserziehung in der ErzieherInnenausbildung in NRW 89
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4
235 Vernetzung als Ressourcenoptimierung Kooperation von Kindertageseinrichtungen und Sportvereinen
Das Bewegungserziehungskonzept des LSB NRW 94
Hintergrund 235a Bedingungen fuumlr die Zertifizierung eines Kindergartens als
bdquoAnerkannter Bewegungskindergarten des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalenldquo 94
Hintergrund 235b Struktur und Inhalte der Ausbildung bdquoBewegungserziehung im
Kleinkind- und Vorschulalter des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalenldquo 96
236 ErzieherInnenorientierungen als Konglomerat biographisch und sozialoumlkologisch individuell
gesammelter Wissensvorraumlte 98
Hintergrund 236a Subjektive Orientierungen von ErzieherInnen als Mittel der Komplexitaumltsreduktion 98
Hintergrund 236b Faktoren die zu subjektiven Orientierungen von ErzieherInnen beitragen 100
Hintergrund 236 c Wissen und Handeln der ErzieherInnen innerhalb der Bewegungserziehung 101
Hintergrund 236 d Einflussmoumlglichkeiten des ldquoKonzeptes Bewegungskindergartenldquo
auf die ErzieherInnenorientierungen 103
24 Forschungsstand ausgewaumlhlter Transfererwartungen der Bewegung(serziehung) in Bezug
auf die Entwicklung von Kindern im Vorschulalter die Bewegungserziehung legitimieren 106
241 Transferleistungen in Bezug auf die (senso-)motorische Entwicklung 107
Hintergrund 241a Grundlegende Begrifflichkeiten der Bewegungserziehung die in engem
Zusammenhang mit Transferleistungen stehen 107
Hintergrund 241b Ausgewaumlhlte Nahsinne Wahrnehmungs- und Bewegungsformen mit
besonderer Entwicklungsbedeutung die Transferleistungen anbahnen 110
Hintergrund 241c Ausgewaumlhlte Fernsinne und Wahrnehmungs- und Bewegungsformen mit
besonderer Entwicklungsbedeutung die Transferleistungen anbahnen 114
242 Transferleistungen in Bezug auf die kognitive Entwicklung 116
Hintergrund 242a Bewegung und Lernen 116
Hintergrund 242b Bewegung und LesenSchreiben 119
243 Transferleistungen in Bezug auf die biologische Entwicklung 120
Hintergrund 243a Bewegung als biologischer Gesundheitsmoderator fuumlr das Herz-Kreislaufsystem 121
Hintergrund 243b Bewegung als Praumlventivmedizin gegenuumlber Zivilisationskrankheiten im Wechselspiel
von metabolischem System Herz-Kreislaufsystem und Skelettsystem 121
244 Transferleistungen in Bezug auf die soziale Entwicklung 124
Hintergrund 244a Wirkzusammenhaumlnge von Bewegung und sozialer Entwicklung 124
Hintergrund 244b Empirische Untersuchungen zum Einfluss von Bewegung und Sport auf die
kindliche Sozialentwicklung 125
245 Transferleistungen in Bezug auf die psychische Entwicklung 126
Hintergrund 245a Bewegung und allgemeine Anbahnung der Motivation 126
Hintergrund 245b Bewegung und die Anbahnung von Leistungsmotivation 127
Hintergrund 245c Bewegung und die Anbahnung von Stressresistenz 128
Hintergrund 245d Bewegung und die Anbahnung von Flow-Erleben 129
25 Entwicklungspsychologische Grundlagen des Kindes und didaktisch-methodische Konsequenzen fuumlr
die Bewegungserziehung im Kindergarten 131
251 Von der Irreversibilitaumlts- Stufenmodell- Chronologie- Universalitaumltsannahme zum systemischen
Denken 132
Hintergrund 251a Transformation des Entwicklungsbegriffes 132
Hintergrund 251b Besondere Bedeutung der Bewegung in Piagets Theorie 132
252 Konstruktivistisch-systemisch-oumlkologische Theorien Persoumlnlichkeitsentwicklung und die
Bedeutung der Bewegungserziehung 134
Hintergrund 252a Die Weiterentwicklung des Entwicklungsbegriffes bis heute 134
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5
Hintergrund 252b Konstruktivistisch-systemisch-oumlkologische Theorie und Bewegungserziehung 134
Hintergrund 252c Motorik und Persoumlnlichkeitsentwicklung durch Bewegungserziehung 135
253 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zur Bewegungserziehung 137
Hintergrund 253a Uumlbergeordnete didaktisch-methodische Ableitungen fuumlr die Bewegungserziehung 137
Hintergrund 253b Konsequenzen fuumlr die materiale Organisation der Bewegungserziehung 138
Hintergrund 253c Konsequenzen fuumlr die Rolle der ErzieherIn bei der Bewegungserziehung 138
Hintergrund 253d Empirisch uumlberpruumlfte Handlungsorientierungen von ErzieherInnen bei der
Bewegungserziehung 139
26 Das resultierende Forschungsinstrument 141
261 Hinweise zur Fragebogenform und Begruumlndung der Aufgabentypen 142
262 Das Anschreiben 144
263 Fragen zur Person 145
264 Fragen zur Einrichtung 146
265 Fragen zu OrientierungenWahrnehmungenEinstellungen 148
3 Empirische Auswertung und Interpretation der Ergebnisse 154
31 Beschreibung der Stichproben 154
311 Auswahl Beschaffenheit und Ruumlcklaufquote der Stichprobe unterschieden nach Kindergartentyp 154
312 Fragen zur Person unterschieden nach Kindergartentyp 155
312a Die Alterstruktur der Befragten unterschieden nach Kindergartentyp 155
312b Die Geschlechtszugehoumlrigkeit der Ruumlcklaumlufer unterschieden nach Kindergartentyp 156
312c Die Qualifikation der Befragten unterschieden nach Kindergartentyp 156
312d Die Berufsjahre im aktuellen Beruf unterschieden nach Kindergartentyp 157
312e Die aktuelle Funktion in der Einrichtung unterschieden nach Kindergartentyp 158
312f Der Umfang der Taumltigkeit in der Einrichtung unterschieden nach Kindergartentyp 158
312g Diem Teilnahmehaumlufigkeit an einer bewegungserzieherischen Fortbildung unterschieden nach
Kindergartentyp 159
312h Das persoumlnliche Sportengagement unterschieden nach Kindergartentyp 160
313 Fragen zur Einrichtung unterschieden nach Kindergartentyp 161
313a Empfundener Stellenwert der Bewegung im paumldagogischen Alltag der Einrichtung unterschieden nach
Kindergartentyp 161
313b Die sozialgeografische Lage der Einrichtung unterschieden nach Kindergartentyp 161
313c Die Traumlgerschaft der Einrichtung unterschieden nach Kindergartentyp 162
313d Die Anzahl der Gruppen unterschieden nach Kindergartentyp 163
313e Die durchschnittliche Gruppenstaumlrke unterschieden nach Kindergartentyp 163
313f Die Zusammenarbeit mit Experten bei der Durchfuumlhrung von Bewegungserziehung unterschieden nach
Kindergartentyp 164
313g Die Nutzung einrichtungsexterner Bewegungsraumlume unterschieden nach Kindergartentyp 164
313h Die Mitgliedschaft in einer bewegungserzieherischen Initiative unterschieden nach
Kindergartentyp 165
313i Die Anzahl angeleiteter BewegungsangeboteWoche fuumlr alle Kinder unterschieden nach Kindergartentyp 166
313j Die Anzahl offener BewegungsangeboteWoche fuumlr alle Kinder unterschieden nach Kindergartentyp 166
313k Die Beurteilung des Raumangebots fuumlr Bewegungserziehung unterschieden nach Kindergartentyp 167
313l Die Beurteilung des Materialangebotes fuumlr Bewegungserziehung unterschieden nach Kindergartentyp 168
313m Die Beurteilung des Auszligengelaumlndes fuumlr Bewegungsvielfalt unterschieden nach Kindergartentyp 168
313n Der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund pro Gruppe unterschieden nach Kindergartentyp 169
313o Der Anteil von Kindern die von auszligerhalb des Einzugsgebietes des Kindergartens in die
Einrichtung kommen unterschieden nach Kindergartentyp 170
6-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
6
313p Die Houmlhe des durchschnittlichen gesetzlichen Elternbeitrages unterschieden nach Kindergartentyp 170
313q Der Anteil zusaumltzlich erhobener Mitgliedsbeitraumlge unterschieden nach Kindergartentyp 171
313r Die Houmlhe zusaumltzlich erhobener Mitgliedsbeitraumlge unterschieden nach Kindergartentyp 172
313s Die Organisationsform der Kindergaumlrten unterschieden nach Kindergartentyp 172
313t Das Vorhandensein eines Bewegungsraumes unterschieden nach Kindergartentyp 173
313u Die durchschnittliche Bewegungsraumgroumlszlige unterschieden nach Kindergartentyp 173
314 Resuumlmee zur Beschreibung der Stichproben unterschieden nach Kindergartentyp 175
32 Betrachtung der Items die in Abhaumlngigkeit des Konzeptes der Einrichtung signifikant unterschiedlich
beantwortet werden 177
321 Konzeptabhaumlngige Unterschiede bei der Beurteilung des bewegungsbezogenen Alltags der Kinder
auszligerhalb der Einrichtung 178
322 Konzeptabhaumlngige Unterschiede bei der Beurteilung der Merkmale bewegungsarm
aufgewachsener Kinder 179
323 Konzeptabhaumlngige Unterschiede bei der Wertschaumltzung motorischer Tests 181
324 Konzeptabhaumlngige Unterschiede bei der Beurteilung der Art der Erfassung des motorischen
Entwicklungsstandes 182
325 Konzeptabhaumlngige Unterschiede bei der Beurteilung der Art des Umgangs mit
Bewegungsauffaumllligkeiten 183
326 Konzeptabhaumlngige Unterschiede bei der Wertschaumltzung der Bedingungen fuumlr den erfolgreichen
Erwerb von Bewegungsfertigkeiten 185
327 Konzeptabhaumlngige Unterschiede bei der Beurteilung erwarteter Effekte regelmaumlszligiger Bewegung 187
328 Konzeptabhaumlngige Unterschiede im Umgang mit der Vermittlung von Bewegungsfertigkeiten 188
329 Konzeptabhaumlngige Unterschiede bei der Aumluszligerung von Gestaltungspraumlferenzen der offenen
Bewegungsangebote 190
3210 Resuumlmee der Betrachtung der Items die in Abhaumlngigkeit des Konzeptes der Einrichtung
unterschiedlich beantwortet werden 192
33 Identifikation ausgewaumlhlter Orientierungstypen und ihre Verteilung auf die
unterschiedlichen Kindergartentypen 195
331 Die Wertschaumltzung der Verinselungstheorie absolut und im konzeptabhaumlngigen Vergleich 197
332 Grad der Anerkennung des Vorhandenseins von Bewegungsmangelerscheinungen absolut und im
konzeptabhaumlngigen Vergleich 198
333 Grad der Wertschaumltzung motorischer Diagnostik absolut und im konzeptabhaumlngigen Vergleich 199
334 Grad der Anwendung motorischer Diagnostik absolut und im konzeptabhaumlngigen Vergleich 200
335 bdquoBehandelbarkeitseinschaumltzungldquo als bdquoInterventionsmotivation von Bewegungsauffaumllligkeitenldquo absolut
und im konzeptabhaumlngigen Vergleich 201
336 Bewegungsmangel im Spannungsfeld der Wahrnehmung von Anlage und Umwelt als Indikator
fuumlr eine Interventionsmotivation absolut und im konzeptabhaumlngigen Vergleich 202
337 Bewegungsverstaumlndnis absolut und im konzeptabhaumlngigen Vergleich 203
338 Wertschaumltzung sensumotorischer Integration absolut und im konzeptabhaumlngigen Vergleich 204
339 bdquoRealismusgradldquo der Wertschaumltzung von Bewegung absolut und im konzeptabhaumlngigen
Vergleich 205
3310 Zeitressourcen fuumlr multiperspektive Bewegungserziehung nach Zimmer absolut und im
konzeptabhaumlngigen Vergleich 207
3311 Methodisch didaktische Praumlferenzen der ErzieherInnen bei der angeleiteten Bewegungsstunde
absolut und im konzeptabhaumlngigen Vergleich 208
7-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
7
3312 Methodisch didaktische Praumlferenzen der ErzieherInnen bei der offenen Bewegungsstunde absolut
und im konzeptabhaumlngigen Vergleich 210
3313 Resuumlmee bzgl der Identifikation ausgewaumlhlter Orientierungstypen und ihre Verteilung auf die
unterschiedlichen Kindergartentypen 212
34 Eine kurze Stellungnahme zur summierten Antwortqualitaumlt im konzeptabhaumlngigem Vergleich 214
4 Konzeptionelle Schlussfolgerungen 216
41 Zusammenfassendes Resuumlmee und sich ableitende konzeptuumlbergreifende
Schlussfolgerungen fuumlr die Bewegungserziehung 216
42 Ein dynamisches und sich selbst evaluierendes Konzept als pragmatischer Loumlsungsansatz
zum Uumlberarbeiten bestehender Konzepte 222
43 Resultierende Reflektionsfragen als Konglomerat empirischer Erkenntnisse und
didaktisch-methodischer Schlussfolgerungen zur Uumlberpruumlfung und Uumlberarbeitung bestehender
Konzepte in der bewegungserzieherischen ErzieherInnenaus- und -fortbildung 224
431 Erfolgt eine Sensibilisierung fuumlr anthropologisch angelegte und entwicklungsbedeutsame Bewegungsgrundformen 224
432 Erfolgt eine Sensibilisierung fuumlr die Notwendigkeit und das Arrangement von Selbstwirksamkeitserfahrungen 224
433 Erfolgt eine Sensibilisierung der ErzieherInnen fuumlr ein diagnostisch-dokumentierendes Grundverstaumlndnis 224
434 Erfolgt eine Sensibilisierung fuumlr die Bedeutung der Leistung im Fach GesundheitBewegung 225
435 Erfolgt eine Sensibilisierung der ErzieherInnen zur Wahrnehmung des Kindergartens als Raum fuumlr
(z T erste) kommunikative Bewegungserfahrungen unter Vorschulkindern 225
436 Werden die ErzieherInnen fuumlr den durch den Familienwandel weiter dynamisierten weiblichen
Geschlechteruumlberhang in allen erzieherischen Kontexten bis zum neuntenzehnten Lebensjahr in
seiner Bedeutung fuumlr die Bewegungssozialisation sensibilisiert 226
437 Werden die ErzieherInnen fuumlr bewegungssozialisatorisch bedeutsame Elemente sensibilisiert 226
438 Werden die ErzieherInnen fuumlr den Einfluss der sozialen Herkunft auf die Bewegungssozialisation sensibilisiert 227
439 Werden die ErzieherInnen fuumlr Moumlglichkeiten wissenschaftlich orientierter
Grobbeurteilung-beobachtung-dokumentation der Qualitaumlt eines bewegungssozialisatorischen Umfelds
sensibilisiert 227
4310 Werden die ErzieherInnen fuumlr die Orientierung anBeruumlcksichtigungEinholung von empirischen
Ergebnissen sensibilisiert 228
44 Praktische Arbeitshilfen als Konglomerat empirischer Erkenntnisse und
didaktisch-methodischer Schlussfolgerungen zur Ergaumlnzung bestehender
Konzepte in der bewegungserzieherischen ErzieherInnenaus- und -fortbildung 229
441 Arbeitsblatt zur selbststaumlndigen und lernwirksamen Erarbeitung der Bewegungsgrundformen 229
442 Karikatur fuumlr Unterrichtseinstiege zur Veranschaulichung der Problematik der einseitigen
Sinnesstimulation durch Lebensweltveraumlnderungen 230
443 Bewegungsanlaumlsse schaffen ndash Bewegungsgeschichten als Motivationsausloumlser 231
444 Vorschlaumlge zum motivierenden und alternativen Einsatz klassischer Sportgeraumlte 232
445 Altersabhaumlngig zu erwartende motorische Faumlhigkeiten und motorische Diagnostik 233
446 Anwendung und Erprobung von Tests zum motorischen Entwicklungsstand von Kindern 235
447 Kriterien der Leistungsmotivation kennen lernen Leistungsmessstationen zum Ermitteln der Auspraumlgung des
Realismusgrades des Anspruchsniveaus von ErzieherInnen durch ein Leistungsdokumentationsblatt 236
448 Evaluation der eigenen Lebenswelt - Traumreise zur Ruumlckerinnerung an kommunikative Bewegungserfahrungen 238
449 Sensibilisierungsfragen fuumlr ErzieherInnen zur veraumlnderten Bewegungssozialisation 239
4410 Kartenabfrage zur Sensibilisierung von ErzieherInnen bzgl geschlechtsspezifischer Bewegungszugaumlnge
und der Tatsache fehlender maumlnnlicher Bezugspersonen in fruumlhen Lebensjahren 240
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4411 Beispiele zur Er- und Bearbeitung bedeutsamer Elemente der Bewegungssozialisation 241
4412 Sensibilisierung von ErzieherInnen fuumlr die mittlerweile moumlgliche Spannbreite gegensaumltzlicher
Bewegungssozialisation 242
4413 Ein Beispiel fuumlr wissenschaftliches Arbeiten als Grundlage fuumlr bewegungserzieherisches Handeln
Modifikation von Blinkerts` Modell der Aktionsraumqualitaumlt des nahen Wohnumfeldes zu einem
Beobachtungsinstrument fuumlr ErzieherInnen 243
4414 Das Gruppenpuzzle als effiziente und lernwirksame Methode zur Bewertung der Aktionsraumsqualitaumlt des nahen
Wohnumfeldes von Kindern bzgl der Chancen auf eine vielseitige Bewegungssozialisation 245
4415 Auseinandersetzung mit und Ableitung von Konsequenzen aus empirischen Untersuchungsergebnissen
Arbeitsgruppen a) ndash d) samt Erwartungshorizont und Zielformulierung 246
4416 Liste moumlglicher AnsprechpartnerInnen aus der Wissenschaft bei Recherchen zur dynamischen Konzeptarbeit
(Stand 2007) 248
5 Literaturverzeichnis 256
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1
1 Einleitung und Anliegen der Arbeit
PWegweiser P
Diese Arbeit bindet die haumlufig lediglich eindimensional und konzeptionell beschriebene
Bewegungserziehung im Kindergarten an die vielschichtige wissenschaftliche Ordnung der
Paumldagogik der fruumlhen Kindheit und die der Sportpaumldagogik an
Sie verbindet im Gegensatz zu zahlreichen eingleisigen Ansaumltzen dabei
(a) die multiperspektivische Integration wesentlicher die Bewegungserziehung legitimierender
Erkenntnisse
(b) deren systematisierende Einordnung in einen die zusammengetragenen Wissensvorraumlte
strukturierenden groszligtheoretischen Ansatz (vgl Kap 2)
(c) empirisch-methodische Anliegen im Rahmen der Professionsforschung (vgl Kap 3) sowie
(d) resultierende konzeptionelle Vorschlaumlge und Arbeitshilfen zur Annaumlherung an ein vielseitig
einsetzbares dynamisches und sich selbst evaluierendes Konzept (vgl Kap 4)
(a) Die multiperspektivische Integration relevanter Erkenntnisse verwirklicht sich in der
erstmaligen Erfassung aller als relevant erachteten die Bewegungserziehung legitimierenden
Sachlagen Dazu zaumlhlen neben Lebensweltveraumlnderungen von Vorschulkindern bzgl
sachlicher und sozialer Umwelt und deren Auswirkungen auf die motorische gesundheitliche
und kognitive Entwicklung (vgl Kap 21) institutionelle Sachverhalte im Focus des
gesetzlichen Auftrages des Kindergartens sowie die Auseinandersetzung mit Sichtweisen von
Bewegung und Bildung in institutionellen Kontexten (Kap 22) Ebenso subsummiert sich hier
das notwendige Nachzeichnen von Paradigmenwechseln in forschungsrelevanten
Bezugssystemen wie der Paumldagogik der fruumlhen Kindheit der Sportwissenschaft der
Gesundheitspolitik dem Ausbildungssystem der ErzieherInnen zwischen Schule und
Jugendhilfe sowie der konzeptionellen Fortentwicklung der Bewegungserziehung in den
Kindertageseinrichtungen (vgl Kap 23) als historische (bzw in Anlehnung an
Bronfenbrenner chronosystematische) Dimension Zugleich unverzichtbar schlieszligt sich die
Auseinandersetzung mit zu erwartenden positiven Auswirkungen der Bewegungserziehung
(vgl Kap 24) sowie vor entwicklungspsychologischen Grundlagen betrachteten didaktisch-
methodischen Konsequenzen zur Inszenierung der Bewegungserziehung (vgl Kap 25) an
(b) Systematisierende Anliegen verwirklichen sich in der erstmaligen Ordnung der
Wissensbestaumlnde und Bedingungskonstellationen der Bewegungserziehung entlang des fuumlr die
2-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
2
Elementar- und Sportpaumldagogik wegen seines weiten Blickwinkels ergiebigen
groszligtheoretischen systemisch-oumlkologischen Theorieansatzes nach Urie Bronfenbrenner (1981)
(vgl auch Abb 1) Die Ordnung die das Erkennen groszligtheoretischer Wirkzusammenhaumlnge
ermoumlglicht spiegelt sich bereits im Inhaltsverzeichnis wider und erstreckt sich inhaltlich von
der Makroebene (bspw veraumlnderte Lebensweltveraumlnderungen vgl Kap 21) uumlber das
Exosystem (bspw institutionelle Betrachtung des Kindergartens vgl Kap 22) sowie
forschungsrelevante Bezugssysteme der Wissenschaft (vgl Kap 23) bis hin zu den von
Bronfenbrenner beschriebenen Meso- und Mikrosystemen (bspw ausgewaumlhlte
Transferleistungen der Bewegungserziehung auf ausgewaumlhlte Aspekte der Entwicklung vgl
Kap 24 und didaktisch-methodische Konsequenzen fuumlr die individuumsspezifische Gestaltung
der Bewegungserziehung im Kindergarten vgl Kap 25)
(c) Empirisch-methodische Anliegen (vgl Kap 3) schlieszligen sich auf der Basis der gewonnenen
Erkenntnisse vorangegangener Kapitel im Rahmen der Professionsforschung an Die
Frageboumlgen bilden die Grundlage fuumlr das explorativ empirisch-methodische Anliegen der
Arbeit im Sinne einer Explorationsstudie Sie geben u a als Qualitaumltsindikatoren bei einer
quantitativen fragebogengestuumltzten Vergleichsuntersuchung konzeptabhaumlngiger
bewegungserzieherischer Einstellungen Aufschluss uumlber konzeptresultierende Orientierungen
der ErzieherInnen Denn ErzieherInnenorientierungen haben wesentliche Bedeutung fuumlr deren
tatsaumlchliches Handeln Subjektive Orientierungen implizieren Leitbildvorstellungen und dienen
Paumldagogen zur Komplexitaumltsreduktion des komplizierten Alltags denn sie gewaumlhren
Handlungsfaumlhigkeit -sicherheit -rechtfertigung und -routine (vgl Kap 236) Insgesamt
werden 500 Frageboumlgen (250 an Bewegungskindergaumlrten250 an eine Vergleichsgruppe) an 82
Einrichtungen (41 Bewegungskindergaumlrten (Totalerhebung)41Kindergaumlrten als angepasste
Stichprobe) uumlbersandt (vgl Kap 3) Neben vergleichenden Fragestellungen zu den in den
Einrichtungen taumltigen Personen und Einrichtungsmerkmalen (vgl Kap 31) interessieren
konzeptabhaumlngige Orientierungsunterschiede (vgl Kap 32) sowie die Identifikation von
Orientierungstypen (vgl Kap 33) und ein an den existierenden Wissensbestaumlnden (vgl Kap
2) ausgerichteter Vergleich der Gesamtqualitaumlt (vgl Kap 34)
(d) Resultierende konzeptionelle Vorschlaumlge knuumlpfen an die Ergebnisse der unterschiedlichen
Kapitel der Arbeit an und lassen sich aus einer an der Praxis orientierten pragmatischen
Perspektive als dynamisches Konzept in bestehende Konzepte integrieren
3-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
3
Alle Kapitel der Arbeit koumlnnen ndash auch einzeln betrachtet ndash als Grundlage zur Ableitung von
Ausbildungscurricula und als Ausgangsbeschreibung notwendiger weiterer empirischer
Vergewisserungen (denn selbstverstaumlndlich wird diese Arbeit mit begrenzten Mitteln nicht alle
aufgeworfenen Fragen klaumlren koumlnnen) sowie als normative Fluchtpunkte zu Moumlglichkeiten und
Grenzen von Konzeptentwicklungen genutzt werden Aus diesem Grund finden wichtige
Inhalte Kapitel uumlbergreifend mehrfache Erwaumlhnung
Jedes Kapitel und zahlreiche Unterkapitel werden (wie hier) auf Grund der Vielschichtigkeit
dieser Arbeit mit einem bdquoWegweiserldquo eingeleitet der einen Uumlberblick uumlber die wichtigsten
Anliegen und Vorgehen innerhalb des Kapitels gibt Daran schlieszligen sich
Hintergrundinformationen an die zur Uumlbersichtlichkeit mit einer Themenuumlberschrift versehen
sind und wichtige Inhalte vertieft darstellen
Zuletzt wird darauf hingewiesen dass Wert darauf gelegt wird jegliches Vorgehen
fuumlr dendie Leserin transparent darzustellen Deshalb sind zahlreiche Inhalte ausfuumlhrlich
dargestellt Schritte der Arbeit detailreich beschrieben und zahlreiche Unterpunkte im
Inhaltsverzeichnis aufgefuumlhrt
Hintergrund 1a Bewegungserziehung als empirisch wenig erforschtes Feld
Trotz der zahlreich existierenden Konzepte der Bewegungserziehung die zum groszligen Teil in
der Praxis entstanden sind existieren nur wenige wissenschaftliche Aufarbeitungen oder
empirische Vergewisserungen uumlber didaktisch-methodische Praumlferenzen Inhalte oder
Wirkhypothesen der ErzieherInnen innerhalb der Bewegungserziehung im Kindergarten In
dieser Arbeit wird die Bewegungserziehung in Nordrhein-Westfalen unter besonderer
Beruumlcksichtigung bewegungserzieherischer Orientierungen von Erziehenden aus einer
systemisch-oumlkologischen Perspektive (vgl Bronfenbrenner 1981) heraus beleuchtet
So begibt sich die Arbeit in einem ersten Schritt auf die Spurensuche nach Konstellationen die
die vorschulkindliche Bewegungswelt praumlgen Aus dem Desiderat von identifizierten
Bewegungshemmnissen auf unterschiedlichen Systemebenen und wissenschaftlich
begruumlndetem Entgegenwirkungsmoumlglichkeiten werden Postulate formuliert die an eine
realistische und kompensierende Bewegungserziehung im Kindergarten zu stellen sind
Mit Hilfe von Bronfenbrenners groszligtheoretischen Ansatzes (siehe auch Abb 1 und
Hintergrund 1b) wird ein wissenschaftstheoretisch geordneter Blick von der Peripherie
4-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
4
(Makrosystem) zum Zentrum (Mikrosystem) auf die Bewegungserziehung geworfen worin der
erste Ertrag dieser Arbeit liegt
Gleichzeitig entstehen durch die Betrachtung auf unterschiedlichen Komplexitaumlts- und
Systemebenen fuumlr Bewegungserziehung konzeptuumlbergreifende Qualitaumltskriterien Diese
werden dann im Rahmen einer Explorationsstudie im Sinne der Professionsforschung in ein
empirisches Messinstrument zum Erfragen bewegungserzieherischer ErzieherInnen-
orientierungen uumlberfuumlhrt
MakrosystemAuf der Ebene des Makrosystems werden Legitimationsstraumlnge der Be-wegungserziehung in Kinder-gaumlrten durch (veraumlnderte) Lebensbedingungen (Bezug zum Chronosystem) institu-tionale und gesetzliche Gegebenheiten von Kinder-tageseinrichtungen sowie das gesellschaftlich generierte Thema Bildung aus bewe-gungserzieherischer Perspek-tive beleuchtet
ExosystemAuf der Ebene des Exosystemsinteressieren unter Beachtung des Einflusses des Chrono-systems bspw Paradigmen-wechsel innerhalb forschungs-relevanter Bezugssysteme diedas professionelle Arrangement der Bewegungserziehung beeinflussen
MesosystemAuf der Ebene des Mesosystems interessieren bspw Anknuumlpfungspunkte Nutzenerwartungen Zusam-menhaumlnge und Erschei-nungsformen von Bewe-gungserziehung in Kinder-tageseinrichtungen und Musterdes Handelns sowie Orientierungen der darin wirkenden ErzieherInnen
MikrosystemAuf der Ebene desMikrosystems interessiereninnerhalb des deskriptiven Teils der Arbeit bspwausgewaumlhlte Transferleistun-gen der Bewegung(serzie-hung) auf das Individuum
Der Mensch existiert nach Bronfenbrenner (1981) in oumlkologischen Systemen zu denen alle Institutionen die materielle und soziale Umwelt gezaumlhlt werden die er fuumlr seine Entwicklung benoumltigt bdquoOhne dieses Oumlkosystem waumlre die biologische und psychosoziale Entwicklung nicht moumlglich sie betont die Bedeutung des Kontexts auszligerhalb der Psycheldquo und beruumlcksichtigt Mensch und Umwelt nicht getrennt voneinander sondern als gtgtineinander verwobene Mensch-Umwelt-Systemeltlt(Wolf 1995 63)
bdquo- Das Mikrosystem Familie mit all seinen Untersystemen den dyadischen und triadischen Strukturen ist das unmittelbare System in dem das Kind lebt Es enthaumllt sowohl diepersoumlnlichen Beziehungen der Familienmitglieder als auch die raumlumlichen und oumlkonomischen Gegebenheiten die Settings
- Das Mesosystem stellt die naumlchsthoumlhere Ebene dar und besteht aus den Wechselbeziehungen zwischen zwei oder mehreren Mikrosystemen zum Beispiel denBeziehungen zwischen der Kernfamilie und den Elternfamilien der Kernfamilie und Kindergarten Schule Freundeskreis der Kinder etc
- Das Exosystem ist wiederum eine houmlhere Ebene und besteht aus einem oder mehreren Mikro- bzw Mesosystemen denen das Kind nicht als handelnde Person angehoumlrt die es aber indirekt beeinflussen (zum Beispiel beeinflusst die Tatsache dass ein aumllteres Geschwisterkind schon zur Schule geht das juumlngere Kindergartenkind oder die Berufstaumltigkeit der Eltern und ihre jeweiligen Arbeitsplaumltze praumlgen die Berufsvorstellungen der Kinder)
- Das Makrosystem ist das houmlchste System und stellt gesellschaftliche Zusammenhaumlnge dar die ihrerseits Mikro- Meso- und Exosysteme praumlgen In ihm vereinigen sich die Gesamtkultur unsere Werte und Normensysteme
- Das Chronosystem erfasst zeitliche Veraumlnderungen der sich entwickelnden Personen und des gesamten Umweltsystemsldquo (Bronfenbrenner 1990 77)
Chronosystem
Abb 1 Die oumlkologische Perspektive Bronfenbrenners als groszligtheoretische Rahmung der Arbeit (siehe auch 1 b) S 5Bronfenbrenner (1981)
5-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
5
Hintergrund 1b Theoretische Rahmung der Arbeit und Bedeutung des Ansatzes fuumlr die
ProfessionsforschungPaumldagogik der fruumlhen KindheitSportpaumldagogik
Die theoretische Rahmung und Gliederung der Arbeit folgt dem systemisch-oumlkologischen
Ansatz von Urie Bronfenbrenner (1981) Der Ansatz bietet sich fuumlr die Betrachtung der
ErzieherInnenorientierungen bzgl Bewegungserziehung in Kindertageseinrichtungen an da
biologische psychologische und soziologische Erkenntnisse zusammengefuumlhrt werden
Umwelt und Mensch werden als ein sich wechselseitig beeinflussendes Gesamtsystem erkannt
und die Bedeutung subjektiver Interpretationsmuster von der Umwelt beruumlcksichtigt Kinder
verlassen dabei die klassische Rolle einseitiger Erziehungsrezipienten deren
Persoumlnlichkeitsbildung eindimensional angeleitet wird zugunsten der Einschaumltzung als aktiv
ruumlckwirkende Verhaltensbeeinflusser auf Eltern ErzieherInnen Geschwister oder LehrerInnen
Gerris de Brock und Kentges-Kirschbaum (1991) sprechen in diesem Zusammenhang von
retroaktiver Sozialisation Eine ausreichend strukturierte und strukturierbare Umwelt
vorausgesetzt wird Kindern das intuitive Gespuumlr zuerkannt individuell ideale
Entwicklungsanstoumlszlige selbst auszuwaumlhlen (vgl Hurrelmann 2004 22)
Besonders die systemische Komponente des Ansatzes ermoumlglicht das Nachzeichnen der
Veraumlnderungen der Lebensbedingungen und der sich anschlieszligenden transaktionalen Prozesse
auf unterschiedlichen Ebenen der Bewegungserziehung in Kindertageseinrichtungen So
koumlnnen veraumlnderte Lebensbedingungen (21) institutionelle Rahmenbedingungen des
Kindergartens (22) wissenschaftliche Paradigmenwechsel (23) samt ihrer Auswirkungen auf
die ErzieherInnenausbildung (234) -fortbildung (235) und -orientierungen (236) sowie
moumlgliche Transferleistungen der Bewegungserziehung (24) und entwicklungspsychologische
Grundlagen des Kindes (25) in einem theoretischen Zusammenhang betrachtet werden
Die Staumlrke des systemisch-oumlkologischen Ansatzes fuumlr die Forschung im Elementarbereich ist
somit die Beruumlcksichtigung der Komplexitaumlt der Einfluumlsse auf die Entwicklung wobei uumlber
Detailbetrachtungen monokausale Erklaumlrungsmuster und Ausschnittforschung die lange im
Focus empirischer Untersuchungen im Kindergarten standen (vgl Tietze 1984 Dippelhofer-
Stiem amp Wolf 1997) wie bspw Untersuchungen zur isolierten ErzieherInnen-Kind-
Interaktion hinausgegangen wird Zahlreiche AutorInnen verweisen schon lange auf die
Notwendigkeit beim Erziehungsgeschehen im Kindergarten gesamtgesellschaftliche Kontexte
zu beruumlcksichtigen (vgl zB Fried u a 1992 244 Dippelhofer-Stiem 1989 43)
Dieser weite Blick bietet im Theorieteil zahlreiche Anschlusspunkte fuumlr die Betrachtung der
Bewegung im Vorschulalter bspw als gesellschaftlich ungewuumlnschte Veraumlnderungen
kompensierende entwicklungsfoumlrderliche Variable als ganzheitliches Erkenntnisinstrument
6-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
6
oder ideale Moumlglichkeit fuumlr die Kinder fuumlr sie sicht- und nachvollziehbare
Umweltmanipulationen durchzufuumlhren Ferner laumlsst sich auf mehreren Systemebenen erklaumlren
was kindlichem Bewegungshandeln foumlrderlich bzw hinderlich ist Dabei macht
Bronfenbrenners Modell den Kindergarten als Setting (Mensch-Umwelt-System) auf
verschiedenen Komplexitaumltsebenen abbildbar und hilft bewegungserzieherische
Wissenselemente zu ordnen Eine ausdifferenzierte Theorie und dichte Eingrenzung des
Ansatzes fuumlr den gesamten Elementarbereich mitsamt einer empirischen Abbildung steht auf
Grund vergleichsweise geringer empirischer Forschungsaktivitaumlt allerdings weiterhin aus (vgl
Dippelhofer-Stiem 1995 Dippelhofer-Stiem amp Wolf 1997)
Anschlussfaumlhig an vorangegangene Untersuchungen bzgl Bewegungserziehung macht den
Ansatz die Tatsache dass Piagets Erkenntnisse die bei fruumlheren Forschungsarbeiten haumlufig
ordnend verwendet wurden (vgl zB Zimmer 1981) in dem systemisch-oumlkologischen Ansatz
beruumlcksichtigt sind auch wenn der systemisch-oumlkologische Ansatz Piagets Theorie um
umfassendere Perspektiven ergaumlnzt So wird beiderseits als systemische Grundlage ein sich auf
unterschiedlichen Ebenen wiederholender homoumlostasemotivierter Anpassungs- und
Veraumlnderungsprozess angenommen Die systemische Sichtweise betont jedoch zusaumltzlich die
Transaktionalitaumlt der Entwicklungsprozesse die sich in unterschiedlichen Systemen abspielen
und lehnt die Annahme der strikten Abfolge von Entwicklungsprozessen ab Im Mittelpunkt
des Entwicklungsgeschehens stehen die Taumltigkeit und das Handeln des Kindes (vgl Bruumlndel amp
Hurrelmann 1996) Der systemisch-oumlkologische Ansatz betont zudem auch die soziale
Komponente die dem Handeln innewohnt er beruumlcksichtigt also auch Elemente der Theorie
der sozialen Interaktion Ausgewiesene Kennzeichen sind neben dem durchgaumlngigen
Entwicklungsbezug die Moumlglichkeit zur Objektorientierung zur Bevorzugung naturalistischer
Methoden zu normativer Ausrichtung zur Interdisziplinaritaumlt zum Kulturvergleich zur
Beruumlcksichtigung groumlszligerer Kontexte zur systemischen Orientierung zur Interdependenz zur
Methodenvielfalt zur Erfassung von Raum und Zeit sowie zur Multiperspektivitaumlt (vgl Fuhrer
1993 Schulze 1983 Wolf 1995a 1995b nach Roux 2002)
Bronfenbrenners Modell kann als Grundlage gesehen werden mit der fuumlr individuelle
Forschungsfragen passende Zugaumlnge entworfen werden koumlnnen indem die wichtigsten
Kontextbedingungen inkludiert und Nebenbedingungen exkludiert werden Die prinzipielle
Eignung zur theoretischen Einordnung und Strukturierung oumlkologischer Einflussfaktoren
zeigen bspw bereits die fruumlhen Arbeiten von Schmidt-Denter (1984) Nickel (1985) Engelbert
(1986) Petzold amp Nickel (1989) oder Dippelhofer-Stiem (1995)
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7
Hintergrund 1c ErzieherInnenorientierungen bzgl Bewegungserziehung und empirische
Fragestellungen
Es wird folgerichtig aus oumlkologischer Perspektive davon ausgegangen dass sich wesentliche
Orientierungskomponenten der Bewegungserziehung zwischen gesellschaftlicher
Auftragsformulierung (gesellschaftlich formulierte Anspruumlche an Bewegungserziehung)
berufsfeldspezifischer Expertisebildung (Lernprozesse durch Aus- und Fortbildung Wissen
Koumlnnen Profile) und biografischen Konstellationen (Erfahrungen mit Bewegung individuelle
Motivationsverlaumlufe) herausbilden
Im empirischen Teil wird mit Hilfe eines Fragebogens das bewegungserzieherisch relevante
Wissens- Anlass- und Orientierungsrepertoire erfragt und konzeptabhaumlngig verglichen Ziel
leitend sind dabei Fragen ob sich strukturelle Faktoren der Vergleichsgruppen unterscheiden
(31) inwieweit einzelne Items konzeptabhaumlngig unterschiedlich beantwortet werden (32) ob
sich bestimmte bewegungserzieherische Orientierungstypen identifizieren lassen wie sich
diese ggfs auf die beiden untersuchten Gruppen verteilen (33) und welche der
Vergleichsgruppen sich den formulierten Qualitaumltskriterien staumlrker annaumlhern (34)
Haumlufig zeigt sich naumlmlich innerhalb der konzeptabhaumlngigen Professionsforschung dass trotz
forcierter Verfolgung eines Konzeptes Implementationsverzuumlge (konzeptionelle Aumlnderungen
kommen erst spaumlter in den Einrichtungen an) Rezeptionswiderstaumlnde (Teile von
konzeptionellen Erneuerungen werden bewusst ignoriert) Substanzverluste und
Umsetzungsprobleme bspw durch strukturelle Probleme (bspw zu wenig Raum fuumlr
Bewegungserziehung) sowie didaktische bdquoVerselbststaumlndigungenldquo auftreten und
Konzepteinfluumlsse kaum messbar machen
8-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
8
2 Wissenschaftliche Annaumlherung an die Bedingungskonstellationen fuumlr Bewegungserziehung
im Kindergarten und Ableitung relevanter Fragebereiche zum Design des
Forschungsinstruments
P Wegweiser P
Im Folgenden soll Bewegungserziehung vor dem Hintergrund veraumlnderter Lebensbedingungen
von Vorschulkindern aus institutioneller Sicht aus der Perspektive verschiedener wissenschaft-
licher Disziplinen vor dem Hintergrund konkreter Nutzenerwartungen fuumlr die Kinder aus der
Dimension von Ausbildungsgaumlngen sowie aus einer didaktisch-methodischer Sichtweise heraus
wissenschaftlich beleuchtet werden Die Reihenfolge vollzieht sich analog der Beschreibung in
Kapitel 1 nach dem systemisch-oumlkologischen Ansatz von der Makro- uumlber die Exo- und Meso-
bis zur Mikroebene und bietet somit Anschlussmoumlglichkeiten an das Modell der
Kindertagesstaumltte und ihrer Kontextbedingungen aus oumlkologischer Sicht das Conrad und Wolf
bereits 1999 entworfen haben Nach jedem Kapitel werden relevante Fragestellungen fuumlr die
Explorationsstudie abgeleitet Diese werden unmittelbar in zu beurteilende Fragebogenitems
uumlberfuumlhrt und zur Kennzeichnung mit einem Buchstaben und einer Zahl versehen (bspw B9
bdquoEin von Bewegungsmangel betroffenes Kind ist taumlglich mehrstuumlndiger Medienkonsumentldquo
siehe Zusammenstellung unter 262) Hinweise zu Itemableitungen befinden sich ebenfalls im
Flieszligtext
Durch Pretests wurden die Fragen bzgl der Verstaumlndlichkeit fuumlr ErzieherInnen uumlberpruumlft und
ggfs veraumlndert Die hier aufgefuumlhrte Form entspricht der Endform des Forschungsinstrumentes
Aus befragungsstrategischen Gruumlnden zielen die Fragen nicht alle in eine Richtung werden
aber falls notwendig bei der qualitativen Auswertung mit SPSS umkodiert (vgl Brosius 2004
244) und sind dementsprechend gekennzeichnet (umc)
9-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
9
21 Veraumlnderte Lebensbedingungen von Vorschulkindern und Legitimation der
Bewegungserziehung im Kindergarten
P Wegweiser P
Die Begriffe Lebensbedingungen Lebenswelt oder Alltag werden bei Beschreibungen von
Wandlungsprozessen haumlufig gebraucht und unterliegen nicht selten unterschiedlichen
Begriffsverstaumlndnissen In dieser Arbeit werden in Anlehnung an den systemisch-
oumlkologischen Ansatz von Bronfenbrenner (1981) unter diesen Termini sowohl die
subjektiven Eindruumlcke des Individuums erfasst die sich auf die Einzigartigkeit seiner
Laumlngsschnittbiografie beziehen (Mikroebene) als auch gesamtgesellschaftlich (Makroebene)
oder zumindest gruppenspezifisch geteilte Selbstverstaumlndlichkeiten als biografische
Querschnittschablone gemeinsamer zeitgeschichtlicher Eindruumlcke Damit erklaumlrt sich dass
zwar bspw die allgemeine Gefahr fuumlr Bewegungsmangel durch Veraumlnderung der
allgemeinen Lebensbedingungen gestiegen ist (bspw durch nachgewiesenen Wegfall von
Gruumlnflaumlchen Ausweitung der Infrastruktur Zunahme an KFZ Alternativattraktivitaumlt der
Medien etc) bei individuellen Lebensbedingungen (bspw Wohnen im Stadtkern oder
Wohnen in laumlndlicher Umgebung Kindheit in einem Armutsumfeld oder Kindheit in
Wohlstandsumfeld etc) jedoch groszlige Disparitaumlten auftreten koumlnnen Uumlbersehen werden darf
auch nicht dass das Wissen und die Materialien fuumlr kompensierende Moumlglichkeiten heute
unvergleichlich groszlig sind jedoch auch zunehmende Ressourcenbedingungen stellen und
insbesondere fuumlr sozial Benachteiligte einen haumlufig hochschwelligen Zugang darstellen
Betrachtet man die Veraumlnderungen der Lebensbedingungen der letzten dreiszligig Jahre so laumlsst
sich in Europa und Deutschland besonders mit Beginn der 90er Jahre ein erheblicher Wandel
der Lebensbedingungen der Lebenswelt und des Alltags konstatieren (vgl zB Foumllling-Albers
1994 Peek 1995 Brinkhoff 1996 Dietrich 1996 Schmidt 1996 Rolff amp Zimmermann
1997 Zimmer 1997 Goumlrlitz ua 1998 Nissen 1998 Zinnecker amp Silbereisen 1998)
Dabei nimmt die Halbwertzeit des als selbstverstaumlndlich wahrnehmbaren Alltags permanent ab
Technischer Fortschritt gesellschaftliche Umstrukturierungsprozesse und Globalisierung
dynamisieren die Veraumlnderung der Lebenswelt
bdquoInsbesondere Kinder erleben in diesen Tagen in einer Dichte und Geschwindigkeit wie kaum eine
andere Generation zuvor dass sich die Bedingungen des Aufwachsens fuumlr sie veraumlndern Fuumlr sie gilt
es rapide Veraumlnderungen ihrer Lebenswelt und ein Nebeneinander von immer weniger aufeinander
abgestimmten Sozialisationsagenturen erfolgreich zu verarbeitenldquo (Brinkhoff amp Sack 1999 S 10)
10-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
10
Dieser sich permanent beschleunigende Wandel setzt sich im Exo- und Mesosystem (vgl
Bronfenbrenner 1981) fort und wirkt in Form kindlich wahrnehmbarer veraumlnderter materieller
und sozialer Lebensbedingungen bis in die kindliche Mikroebene (vgl ebd 1981) hinein Es
ist bdquohellipzu beklagen dass ihre Lebensbedingungen und ihre Lebensumwelt nicht wirklich fuumlr sie
geschaffen sondern allzu oft ein Nebenprodukt der Interessen und Beduumlrfnisse von
Erwachsenen sindldquo (Hurrelmann 1996 34)
Heute finden sich die Verzeitlichung von Handlungsablaumlufen die raumlumliche Zuordnung von
Handlungsorten sowie eine Individualisierungstendenz als Abbild der ausdifferenzierten
Erwachsenenwelt zunehmend im Alltag der Vorschulkinder wieder
Die Veraumlnderungen bewirken auch einen Wandel der Teilhabemoumlglichkeit an
Bewegungserfahrungen die in den folgenden Kapiteln dargestellt werden Neben den
offensichtlich negativen Veraumlnderungen bzgl Bewegungsmoumlglichkeiten (bspw die o g
zunehmende Kraftfahrzeugdichte) wird veranschaulicht dass auch positive Veraumlnderungen
(bspw gestiegene emotionale Wertschaumltzung von Kindheit) Bewegungszugaumlnge einschraumlnken
koumlnnen (bspw diesbezuumlgliche Overprotectionphaumlnomene)
Bewegungsmangelerscheinungen sind selten das Produkt eines beeinflussenden Parameters In
der Regel muumlssen ndash in Anlehnung an Risikofaktorenmodelle oder im Umkehrschluss des
Salutogenese- (Antonovsky 1987) oder auch Resilienzmodells (vgl Rutter 2001 Petermann
2000) mehrere schaumldliche Faktoren zusammenkommen (bspw starker Medienkonsum
Wohnort in staumldtischen Ballungsgebiet Overprotection oder Anregungsarmut durch die Eltern)
um zB ein Bewegungsmangelproblem hervorzurufen Die Lebensweltveraumlnderungen werden
in den folgenden Kapiteln beschrieben Thematisiert werden Veraumlnderungen der sachlichen
(211) und der sozialen (212) Umwelt sowie Veraumlnderungen des motorischen
Entwicklungsstandes (213) bevor zentrale Gesundheits- und Entwicklungsprobleme (214)
mit veraumlnderten Lebensbedingungen in Verbindung gebracht werden
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211 Veraumlnderte Lebensbedingungen von Vorschulkindern bzgl der sachlichen Umwelt
und Auswirkungen auf das Bewegungsverhalten
P Wegweiser P
Im Sinne des systemisch-oumlkologischen Ansatzes sind die im Folgenden beschriebenen
Phaumlnomene als sich wechselseitig bedingend zu verstehen der Uumlbersichtlichkeit halber
jedoch einzeln aufgefuumlhrt Die fuumlr Vorschulkinder relevanten Veraumlnderungen der
Bewegunsgswelt finden im Wohnumfeld und in klassischen Spiel- und Aktionsraumlumen von
Kindern statt Betrachtet werden zudem der Wandel des Organisationsgrades von Kindheit
sowie der Zugang zur Bewegungswelt in Abhaumlngigkeit von Geschlecht und
Religionszugehoumlrigkeit Die mit Abstand schnellsten und einflussreichsten Veraumlnderungen
finden im Zuge der Mediatisierung statt Immer bedeutsamer wird ebenso die Tatsache dass
Kinder eine wichtige Zielgruppe der Konsumguumlterindustrie sind
Hintergrund 211a Die Bedeutung des direkten Wohnumfeldes fuumlr fruumlhe
Bewegungserfahrungen
Bei der Aneignung von Bewegungserfahrungen spielen im Vorschulalter die unmittelbaren
Spielmoumlglichkeiten im nahen Wohnumfeld im Gegensatz zur Wohnungsgroumlszlige und dem
Vorhandensein eines eigenen Zimmers (Zimmer 1981 102) eine uumlbergeordnete Rolle Blinkert
(1993 1998) unterscheidet und untersucht diese Aktionsraumqualitaumlt nach den Kategorien
Zugaumlnglichkeit Gefahrlosigkeit Gestaltbarkeit und Interaktionschance Er stellt dabei
erhebliche Unterschiede in der Aktionsraumqualitaumlt des nahen Wohnumfeldes von Kindern und
abhaumlngig davon variierende motorische Entwicklungsstaumlnde fest In seinen beiden
Untersuchungen (in Freiburg und zwei laumlndlichen Gebieten in Rheinland-Pfalz) mit je 4000
Kindern ermittelt Blinkert dass bei der Beschreibung von Kindheit nicht pauschal von
Verinselung Verhaumluslichung oder Mediatisierung gesprochen werden kann sondern dass eine
differenzierte Betrachtungsweise erforderlich ist Er stellt fest dass die Auspraumlgungen dieser
populaumlren Kindheitsbeschreibungen mit der Beschaffenheit des Wohnumfelds korrelieren (vgl
ebd) Guumlnstig erweisen sich Wohnumfelder in denen die Kinder lange unbeaufsichtigt mit
Gleichaltrigen spielen koumlnnen ohne Verkehrsgefaumlhrdungen ausgesetzt zu sein
Zimmer weist empirisch einen Zusammenhang von informellen (also unnormierten)
Spielmoumlglichkeiten im Wohnumfeld des Kindes mit besseren motorischen Leistungen nach
(1981 1996 102 f) Auch Willimczik (1981) Kemper (1982) Rieder (1986) Scheid (1989)
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und Dordel (2000) beschreiben empirische Zusammenhaumlnge von direktem Wohnumfeld und
motorischer Entwicklung
Dabei zeigt sich u a am motorischen Entwicklungsstand (siehe Kap 213) dass die
unmittelbare Befriedigung von Explorationsdrang oder die Wahlmoumlglichkeit von
Erfahrungsdimensionen und Spielmoumlglichkeiten fuumlr Vorschulkinder in staumldtischen
Ballungsgebieten eingeschraumlnkt ist (vgl zB Kunz 1993 Basner amp Marees 1993
Hildebrandt R 1993 Huumlttenmoser 1995 Huumlttenmoser amp Degen-Zimmermann 1995 Borgert
amp Henke 1997 Brandt u a 1997) Die zur Kompensation errichteten Spielplaumltze und Parks
koumlnnen die urspruumlnglich weitlaumlufigeren Naturraumlume und bespielbaren Flaumlchen und Nischen
nicht ersetzen (vgl zB Geulen 1994) In der Regel sind sie zum normierten Spielen
ausgewiesene Orte die mit DIN-Normen abgesichert und Verhaltensregeln (Verbots- und
Hinweisschilder) versehen werden und keine Momente des Veraumlnderbaren beinhalten Denn
der knappe und somit wertvolle Raum fuumlr viele Personen (bspw Spielplaumltze Parks) verlangt
Regularien um ihn fuumlr alle verfuumlgbar halten Kinder die sich nicht regelkonform verhalten
(bspw Ursache-Wirkungs-Experiment des Astabreiszligens) fallen durch diese Aufwertung des
wenigen Raumes und durch die houmlhere Frequentierung wesentlich schneller als stoumlrend auf als
in einem natuumlrlich gewachsenen und weitlaumlufigen Naturraum (bspw Wald) Die Attraktivitaumlt
zum Bespielen eines Spielplatzes dauert bei Kindern so durchschnittlich auch nur zehn bis
zwanzig Minuten (vgl Rolff amp Zimmermann 1997 S 126) bei den aumllteren Kindern zwischen
neun und zwoumllf Jahren nur fuumlnf Minuten (vgl Schmidt 1998 88) Groumlszligere Anreize koumlnnten
also Spielplaumltze mit Variabilitaumltspotenzial schaffen (vgl Koumlckenberger 1999) die diese
Normierungstendenzen uumlberwinden und anthropologisch dem angelegten Manipulationstrieb
von Kindern mehr entsprechen
Kinder bdquohellipfavorisieren funktionsdiffuse Orte wie Dachboumlden Houmlfe Brachflaumlchen Baustellen etc
hellip Verschwinden die Raumlume mit ihren bewegungsbezogenen Nutzungsmoumlglichkeiten des
Huumlpfens Rutschens Kletterns Murmel- Ball- Versteck- und Rollenspielens des Malens und
Spielens mit Wasser verschwinden auch die sozial vermittelten Spieleldquo (Fischer 2001 70)
Die Unterschiede des Wohnumfeldes zwischen staumldtischen und laumlndlichen Regionen in NRW
(vgl Brinkhoff amp Sack 1999 vgl LDS Katasterflaumlche nach Nutzungsarten NRW 2004)
zeigen sich am entgegen gesetzten Verhaumlltnis der Erholungs- Landwirtschafts- und Wald- zur
Verkehrsflaumlche So zeichnet sich auch empirisch ein tendenziell von diesen Konstellationen
beeinflusster wohnumfeldbezogenener motorischer Entwicklungsstand (Huumlttenmoser 1995
Huumlttenmoser und Degen-Zimmermann 1995 Zimmer 1996) ab der auch an Hand einer
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Stadt-Land-Diskrepanz in Erscheinung tritt (Brandt 1997 Dordel 2000) Die Metaanalyse
Gaschlers (2000) offenbart dass bei laumlndlichen Einzugsgebieten nur jedes zehnte anstelle jedes
dritten Kindes aus staumldtischen Ballungsgebieten Auffaumllligkeiten bei der
Gesamtkoumlrperkoordination aufweist Auch Dordel schlussfolgert bdquoDas Ausmaszlig verminderter
koordinativer Leistungsfaumlhigkeit steht in Abhaumlngigkeit vom Lebensraum Kinder aus
laumlndlichen Wohngebieten sind weitgehend bdquonormalldquo entwickelt waumlhrend Kinder aus dem
groszligstaumldtischen Lebensraum deutlichere Entwicklungs- und Leistungsruumlckstaumlnde zeigenldquo
(2000 343) Bewegungskindergaumlrten muumlssten also optimalerweise in Stadtzentren platziert
sein
Durch den staumlrkeren Straszligenverkehr in Staumldten ist die Laumlrm- und Schadstoffbelastung groumlszliger
Unguumlnstigerweise ist die Schadstoff- und Feinstaubbelastung in der Kopfhoumlhe von
Vorschulkindern (120m) und waumlhrend der Stoszligverkehrszeit zwischen 0700 und 0800 Uhr
(also waumlhrend des Anweges zum Kindergarten) besonders hoch (vgl Greenpeace 1992) Der
Straszligenverkehr verkapselt immer mehr Aktionsraumlume oder schneidet ndash besonders in
Stadtkernen ndash Kinder gaumlnzlich von Bewegungsraumlumen ab Er erhoumlht das Unfallrisiko (vgl
Schuumltze 1992 Kunz 1993) und beguumlnstigt durch die gestiegene Risikowahrnehmung ein
moumlgliches Overprotectionverhalten der Eltern (Kinder bleiben oumlfter drinnen) Kinder spielen
dadurch haumlufiger alleine sind haumlufiger Bus- und Beifahrer als Fuszliggaumlnger oder sind zur
Alternativbeschaumlftigung mehrstuumlndige Medienkonsumenten bdquoDie juumlngste Kindergeneration
spielt eher im sicheren Privatbereich der Wohnung eher allein als mit anderen hellip eher mit
Dingen als mit Menschenldquo (Fischer 2001 70) Dadurch nimmt auch die taumlgliche
Bewegungszeit ab Kinder sind unter Daueraufsicht obwohl gerade sie bdquohellipden
entwicklungstheoretisch notwendigen Baustein des `Kontroll-Loches`hellipldquo (Zimmer 2000 100)
benoumltigen Die folgende Tabelle enthaumllt die Schlussfolgerungen fuumlr die Erstellung des
Fragebogens zur Befragung der ErzieherInnen Diese Zusammenfassung kapitelrelevanter
Fragebereiche bzgl der ErzieherInnenorientierungen findet sich zur Transparenz der
Vorgehensweise im gesamten Theorieteil (Kap 2) der Arbeit
14-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
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Tab 21 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemkennziffer
Kinder sind heutehellipAu oumlfter drauszligen als drinnen (umc =umcodiert) um die richtige Antwort nicht ldquovorzugebenldquo werden einige Fragen im
Sinn bdquogedrehtldquo Diese sind mit (umc) gekennzeichnetAv oumlfter unbeaufsichtigt als beaufsichtigt (umc)Ax oumlfter Fuszliggaumlnger (Radfahrer) als Bus- und Beifahrer (umc)A taumlglich mehrstuumlndig MedienkonsumentenA taumlglich mehrstuumlndig bewegungsaktiv (umc)A oumlfter uumlbermaumlszligig beschuumltzt (duumlrfen bspw nicht nach bdquodrauszligenldquo) als vor 10 JahrenKinder lernenhellipN vorwiegend durch Eigenaktivitaumlt (bspw Versuch und Irrtum)Ein von Bewegungsmangel betroffenes KindhellipB wohnt oumlfter in Stadtzentren als auf dem Land B hat oumlfter kein eigenes als ein eigenes ZimmerB hat oumlfter ein Wohnumfeld mit wenig freien als mit vielen freien Spielflaumlchen
x) durch Pretests in Dortmunder Kindertageseinrichtungen wurden die Fragen bzgl der Verstaumlndlichkeit fuumlr ErzieherInnen uumlberpruumlft und ggfs veraumlndert Die hier aufgefuumlhrte Form entspricht der Endform des Forschungsinstrumentes
Tab 22 Zusammenfassung kapitelrelevanter Strukturfragen an die Kindergaumlrten
1 D b b) 1 Die Einrichtung befindet sichhellip uml in einer einem staumldtischen Ballungsgebiet aumlhnlichen Zone (wie bspw Dortmund-Zentrum) nahezu ohne direkte laumlndliche Anteile
uml in einer einer Ballungsrandzone aumlhnlichen Zone mit nahen laumlndlichen Anteilen
uml in einer laumlndlichen Zone mit uumlberwiegend laumlndlichen Anteilen
Hintergrund 211b Spiel- und Aktionsraumlume von Kindern und fruumlhe Bewegungserfahrungen
Das in seinem Radius begrenzte durch Straszligen verkapselte und somit veraumlnderte Spiel- und
Aktionsverhalten vieler Kinder auf Inseln wie Spielplaumltzen oder Gruumlnflaumlchen im Meer des
groszligstaumldtischen Verkehrs und Betons wird von zahlreichen Autoren als Verinselung von Spiel
und Kindheit beschrieben (vgl zB Zeiher 1983 Hurrelmann 1990 10 Brinkhoff 1996 11
Schmidt 2000 89) Dabei werden insbesondere folgende Entwicklung einschraumlnkende
Auswirkungen herausgestellt
bdquoVergessen wurde bei der Zuweisung hellip steriler Spielorte dass uumlber die funktionale Bedeutung
bspw eines Bewegungsspieles hinaus die Kinder Eindruumlcke verarbeiten sich aumluszligern forschen und
vergleichenhellipldquo (vgl Zimmer R 2000 S 83)
Dadurch gehen bdquohellipHandlungssequenzen des Erkennens Probierens Verwerfens Aumlnderns und des
Neubeginns hellip verlorenhellipldquo (Schmidt 2000 88)
bdquoDie autogerechte Siedlungsstruktur unserer Innenstaumldte minimiert den kindlichen
Erkundungsdrang und reduziert so die Vielfalt ihrer Erlebnis- Erfahrungs- und Lernmoumlglichkeiten
Damit gehen Freiraumlume im doppelten Sinne verloren Nicht nur fuumlr undisziplinierte
Bewegungsaktivitaumlten sondern vor allem fuumlr von Erwachsenen unabhaumlngige
Handlungsentscheidungen hellip Die Monokultivierung der Innenstaumldte und das Regelungs- und
Sicherheitsbeduumlrfnis der Gesellschaft foumlrdert auch den Prozess allumfassender Paumldagogisierung mit
der zugehoumlrigen Institutionalisierung von Kindheitldquo (Fischer 2001 71)
15-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
15
War die Aneignung der raumlumlichen Umwelt des Kindes bis in die 60er Jahre ein konstanter und
sinnlich erschlossener Prozess bei dem die bekannte Distanz mit dem Aumllterwerden
proportional und kreisfoumlrmig zunahm (vgl Zeiher 1983) stellen die heutigen Inseln meist
abgeschiedene entsinnlichte Raumlume dar Haumlufig verhindern sie das schrittweise gedankliche
Erstellen einer internalen Landkarte sowie die Aneignung von Ortsidentitaumlt als informelle
Lernleistung durch das Kind (vgl Fischer 2001 72) Ebenso wird die Logik des schrittweise
erweiterten sozial geteilten und selbst erfahrenen Begriffsverstaumlndnisses durch die Zunahme
simulierter Raumlume tendenziell seltener Einige Autoren sehen Zusammenhaumlnge mit
ruumlcklaumlufiger Erzaumlhlfaumlhigkeit der Kinder durch simulierte Raumlume mit geringerem Erlebniswert
(zB Blinkert 1993) Kinder verabreden sich ab dem Grundschulalter tendenziell zeit- und
ortsgebunden und durch die technischen Moumlglichkeiten (sms e-mail Schuumller-VZ) eher mit
dem Moment des Spontanen und Unverbindlichen (vgl zB Zimmer 2001 18)
Um verloren gegangene alternative Bewegungs- und damit verbundene (bspw kuumlnstlerisch-
musische) Sinneseindruumlcke zu kompensieren nehmen besonders Stadteltern mit Zeit-
Wissens- und materiellen Ressourcen Transport- und Terminbedingungen in Kauf Diese
Engagements- und Ressourcenhuumlrde benachteiligt die Kinder deren Eltern nicht uumlber
ausreichende Zeit (fuumlr Anfahrtswegbegleitung) das Wissen (uumlber die Bedeutung sozialer
bewegter undoder kreativer Taumltigkeit) oder die (bei kommerziellen Angeboten verlangten)
materiellen Mittel verfuumlgen
bdquoDie Erfahrung spontaner ungeplanter und natuumlrlicher Begegnungs- Bewegungs- und
Spielerlebnisse auszliger Haus (auf der Straszlige im Wald in der Nachbarschaft) machen immer weniger
Kinder Stattdessen werden sie von Mama und Papa zu den in vielerlei Hinsicht bdquosinnvollenldquo wie
auch hoch bdquoselektivenldquo Kinder-Meetings gefahren Sowohl die Form der sozialen Kontakte als
auch die tatsaumlchlichen Anlaumlsse und Inhalte gemeinsamer Aktivitaumlten sind von der hellip Idee des
zweckfreien und ungeplanten Kinderspiels sehr weit entferntldquo (Brinkhoff 1999 15)
ldquoDie bevorzugte Annahme institutioneller Angebote `durch obere Sozialschichten` und
`bildungswilligeacute Eltern verstaumlrkt den Trend in Richtung 23-Gesellschaftldquo (Schmidt 1998 S 101)
Damit bekommt die Beteiligung an der Bewegungswelt besonders in Stadtzentren eine soziale
Note Gerade die Kinder denen die Eltern keine Kompensationsangebote bereitstellen koumlnnen
neigen dann besonders stark zur Verhaumluslichung und sind so haumlufiger Rezipienten einseitiger
Sinneskost (vgl Hurrelmann 2003) Deshalb sind Bewegungskindergaumlrten besonders in
innerstaumldtischen sozial marginalisierten Gegenden wuumlnschenswert Aus diesem Grund wird
16-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
16
ua nach Elternbeitraumlgen und Mitgliederbeitraumlgen gefragt um grobe Aussagen zur
Sozialstruktur des Kindergartens treffen zu koumlnnen
Tab 23 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Ein von Bewegungsmangel betroffenes KindhellipB hat oumlfter Eltern ohne als mit Schulabschluss
Tab 24 Zusammenfassung kapitelrelevanter Strukturfragen
b15 Wie hoch ist der durchschnittliche gesetzliche ElternbeitragKindergartenplatz in ihrer Ein- richtung
Durchschnittlich______eurouml weiszlig nicht
b16 Erheben Sie neben den gesetzlichen Elternbei- traumlgen zusaumltzliche Mitgliederbeitraumlge
uml ja naumlmlich _______monatlichuml nein
Hintergrund 211c Auseinanderdrift des Organisationsgrades fruumlher Bewegungserfahrungen
Bei den sozial besser gestellten Stadtkindern besteht im Umkehrschluss eher der Trend zu einer
veranstalteten und durchorganisierten Kindheit Bereits Vorschulkinder unterliegen haumlufig
einer festen Planung ihrer Freizeit durch elterlich gefoumlrdertes (sportlich-kuumlnstlerisch-
musisches) Engagement Der Stundenplan erinnert bei einigen Kindern nicht selten an das
Termingeschaumlft Erwachsener (vgl Schmidt 2002) Dadurch kommt es zu Polarisierungen
Waumlhrend einige Kinder bereits unter Freizeitstress auch durch vielfaumlltige organisierte
Bewegungsengagements leiden sind andere bzgl Bewegungsanregung marginalisiert
Diesbezuumlglich interessiert die Wahrnehmung durch die ErzieherInnen
Tab 25 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Meiner Meinung nach sind 56-Jaumlhrige in ihrer Freizeit heutehellipA mehr als 1xWoche in organisierte Bewegungsangebote (Turnen etc) eingebunden (umc)A mehr als 1xWoche mit ihren Eltern zusammen bewegungsaktiv (umc)
Hintergrund 211d Zugaumlnge zur Bewegungswelt in Abhaumlngigkeit von GeschlechtReligionundoder Migration
Bei den (in der Regel von den Eltern) gewaumlhlten Engagements aber auch in ihrer Freizeit
unterscheiden sich Maumldchen und Jungen bzgl zugestandener Bewegungs- und
Freizeiterfahrungen trotz zahlreicher Veraumlnderungen durch die immer noch bestehenden
makrooumlkologisch bedingten und mikrooumlkologisch vermittelten bewegungsbezogenen
geschlechtstypischen Verhaltensmodi (vgl Baur 1994 84f) Unterschiede zeigen sich
besonders in zugestandenen Entfernungen zur elterlichen Wohnung (Jungen wird
durchschnittlich eine weitere raumlumliche Distanz zum Elternhaus zugestanden) als auch in den
17-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
17
Bewegungsformen (Jungen erhalten eine groumlszligere Unterstuumltzung zu groszligraumlumigen
Bewegungsformen) Hinzu kommen bei muslimischen Maumldchen in der Regel mit
Migrationshintergrund moumlgliche Bewegungshemmnisse durch die besondere Kleiderordnung
und konservativ veranlasste Bewegungseinschraumlnkungen
Tab 26 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Ein von Bewegungsmangel betroffenes KindhellipB besitzt oumlfter die deutsche Staatsangehoumlrigkeit als eine andereB ist oumlfter maumlnnlich als weiblich (umc)
Hintergrund 211e Mediatisierung und fruumlhe Bewegungserfahrungen
Die modernen Unterhaltungsmedien koumlnnen durch ihren galoppierenden technischen
Fortschritt mittlerweile als entsinnlichtes Erkenntnisinstrument angesehen werden das
zahlreiche Sekundaumlrerfahrungen bei passivem haumluslichem und alleinigem Tun ermoumlglicht
Allein von 1986 bis 1995 hat sich die Zeit muskulaumlrer Aktivitaumlt um 36 verringert (Hollmann
2004 40) Graphikkarten der Computer erreichen ein optisches Realitaumltsniveau Daten werden
kabellos uumlbertragen die Speicherkapazitaumlt der Computerchips waumlchst nach logarithmischer
Logik
Zunaumlchst ist in den Medien ndash auch nach dem systemisch-oumlkologischen Ansatz Urie
Bronfenbrenners ndash ein Zugewinn zu sehen Dem Kind erschlieszligen sich neue Themengebiete
und Informationen es kann Rollen uumlbernehmen unterschiedliche Perspektiven erkennen und
nachvollziehen etc Solch ein Erfahrungspotential stand fruumlheren Kindergenerationen nicht zur
Verfuumlgung (vgl Rogge 1985) und eroumlffnet somit ungeahnte Lernchancen
Kritisch zu sehen ist die Mediatisierung der Kindheit erst ab dem Zeitpunkt ab dem primaumlre
Erfahrungsbemuumlhungen des Kindes durch uumlbermaumlszligigen Medienkonsum zuruumlckgedraumlngt
werden Dann verwandelt sich der Komfort der gefahrlosen unaufwaumlndigen und mobilen
Informationsbeschaffung zu einem Zivilisationsproblem dass anthropologisch angelegte
Aneignungs- (reale Handlungen) und Bewaumlltigungsformen (Trauer Stress Frust) unterdruumlcken
kann und unerwuumlnschte Effekte ausloumlst Systemisch betrachtet haben die Medien dabei
zweifellos an Alternativattraktivitaumlt und Verfuumlgbarkeit zugenommen ndash ob gewinnbringender
Einsatz oder Schaumldlichkeit vorliegt korrespondiert jedoch selbstverstaumlndlich auch mit dem
Wohnumfeld (bietet es bspw fuumlr Kinder Alternativanreize (bspw Spielkameraden) zum
Medienkonsum) und elterlicher Reglementierungs- und Kontrollsorgfalt Die Gruppe die zu
den Pisa-Verlierern gehoumlrt weist tendenziell auch den staumlrkeren Medienkonsum auf (vgl
Pfeiffer ua 2005) Haumlufig haben Eltern jedoch nicht die Zeit oder die Lust gemeinsam mit
den Kindern bewegungsaktiv zu sein
18-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
18
Bereits 1997 verbrachten Vorschulkinder taumlglich durchschnittlich 80 Minuten vor dem
Fernsehgeraumlt (vgl Glogauer 1998) waumlhrend neun bis zehnjaumlhrige Kinder bereits bis zu sechs
Stunden taumlglich fernsehen (vgl Bruumlndel amp Hurrelmann 1996) In einer breit angelegten Studie
des Kriminologisches Forschungsinstituts Niedersachsens (begonnen 2005) mit
Schuumllerbefragungen (ua 17000 Neuntklaumlssler und 6000 Viertklaumlssler) wurde festgestellt dass
sich diese Werte weiter erhoumlht haben und Kinder und Jugendliche auf immer mehr Medien
(teilweise gleichzeitig) zuruumlckgreifen (2005)
Der uumlbermaumlszligige Gebrauch kann sowohl als Folge als auch als Motor der Verhaumluslichung von
Kindheit interpretiert werden (vgl Graser 1999 2) Handlungsorientierte Erfahrungen uumlber das
Medium der Bewegung weichen heute nach und nach mediatisierten Erfahrungen (vgl Rolff
und Zimmermann 1997 117ff) Teilweise ersetzen Medien durch sinkende Geburtenraten
weniger werdende Spielkameraden So ergeben sich regional und sozial abhaumlngig
unterschiedliche Ergebnisse fuumlr den Medienkonsum in Deutschland Waumlhrend in Dortmund
mehr als 50 der Kinder im eigenen Zimmer fernsehen sind es in Muumlnchen nur 20 Jungen
schauen haumlufiger im eigenen Zimmer fern als Maumldchen Kinder mit Migrationshintergrund
durchschnittlich mehr als deutsche Kinder (Pfeiffer ua 2005) Neben den og
Einschraumlnkungen der Bewegungserfahrungen stellen Pfeiffer ua einen Zusammenhang von
Mediengeraumltebesitz mit Schulempfehlungen nach der vierten Klasse fest
(Pfeiffer ua 2005)
19-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
19
So kommt es insbesondere bei Stadtkindern mit permanent eigenem Medienzugang haumlufiger zu
einem bdquohellipVerlust an unmittelbaren koumlrperlich-sinnlichen Erfahrungenhellipldquo (Zimmer 2001 18)
und zu weniger Bewegung Im Extremfall werden beim Computerspiel nicht in der Natur
Wurfuumlbungen durchgefuumlhrt Hindernisse uumlberwunden Berge erklommen und Ringkaumlmpfe
gewonnen bdquoEs kommt zwangslaumlufig zu einer Parallelisierung von Reizuumlberflutung durch
optische und akustische Sinneseindruumlcke und Unterstimulierung der Nahsinne und Motorikldquo
(Brinkhoff amp Sack 1999 S 13) Die Vermutungen zu Korrelation von ausgedehntem
Medienkonsum mit Bewegungsmangelerscheinungen werden von empirischen Untersuchungen
gestuumltzt (B9) So entdecken Kretschmer amp Giewald (2001) in Hamburg einen Zusammenhang
zwischen taumlglicher Fernesehdauer und negativ korrelierender Fitness Die Japaner Shingo amp
Takeo (2002) zeichnen entlang einer Laumlngsschnittuntersuchung die seit 1964 jaumlhrlich bei bis
zu 30000 japanischen Schuumllern bzgl der sportlichen Fitness erhoben wird einen signifikanten
Zusammenhang allgemeiner Leistungsabnahme und Verbreitung von Computerspielen nach
Die WIAD-Studie (2003) deckt bei Schuumllern (N = 21000) in Deutschland eine Abnahme der
motorischen Leistungsfaumlhigkeit von 15 ndash 20 auf Nur noch 80 Prozent der Jungen und 74
Prozent der Maumldchen im Alter zwischen sechs und 18 Jahren erreichten 2003 die gleichen
Ausdauer- Kraft- und Koordinationsleistungen wie ihre Altersgenossen im Jahr 1995 (2003)
Pfeiffer ua stellen in ihrer breit angelegten Studie insbesondere beim Spielen von verbotenen
Computerspielen zusaumltzlich einen Zusammenhang mit nach unten abweichenden Schulnoten
fest (2005)
(Pfeiffer ua 2005)
20-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
20
Virtuelle Erfahrungen haben eine wirklichkeitsfremde Codierung und koumlnnen bei
Vorschulkindern der Auspraumlgung eines realistischen Selbstbildes entgegenstehen (vgl Scherer
2004 68 fff)
bdquoHandeln in der leiblichen Welt bringt die drei grundlegenden Zeitmodi Gegenwart Vergangenheit
und Zukunft in eine besondere Beziehung Leibliche Handlungen haben ihre Basis und Herkunft in
der Vergangenheit und sind im Durchgang durch die Gegenwart in die Zukunft gerichtetldquo (ebd 70)
bdquoVirtuelle Ereignisse haben andere Zeitqualitaumlten und vermitteln Kindern andere Zeiterfahrungen
Ihnen fehlt die Einheit der zeitlichen Trias von Vergangenem Gegenwaumlrtigem und Zukuumlnftigem
hellip Sie sind per Mouseclick oder Fernbedienung da und ebenso wieder wegldquo (ebd 71)
Aus diesem Grundgedanken heraus erstellt Scherer (2004 68) Kategorien die leibliche von
virtuellen Welten abgrenzen
Tab27 Abgrenzung leiblicher von virtuellen Erfahrungen in Anlehnung an Scherer 2004 68ff)
leibliche Erfahrung virtuelle Weltkonkret abstrakt
gegenstaumlndlich nicht-gegenstaumlndlich
physische Wirklichkeit symbolische Repraumlsentation
Manipulationsmoumlglichkeit mit Handlungsfolgen und-zwaumlngen sowie Wirkerfahrungen
Agieren in vorgefertigten Mustern ohne Manipulatonsmoumlglichkeit
Selbstbild aufgrund Wirk-(lichkeits)-erfahrungen Gefahr der Adaption eines virtuellen Selbstbildes
Medien wie Fernsehen und Computer besitzen schon von sich aus durch rasch wechselnde
optische und akustische Stimulation einen hohen Attraktivitaumltsfaktor fuumlr Kinder Ist zudem das
Wohnumfeld fuumlr das freie Spiel von Kindern unattraktiv der Weg zu potentiellen
Spielkameraden durch Straszligen abgeschnitten oderund gefaumlhrdet und besteht zudem bei den
Eltern ein erhebliches medienpaumldagogisches Lernpotential erhalten Medien in einigen
Kinderbiografien den Status der zeitintensivsten Sozialisationsinstanz mit negativen Folgen fuumlr
die Bewegungssozialisation Den Zusammenhang verdeutlicht Tab 28
21-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
21
Tab 28 Alternativattraktivitaumlt der Medien in Abhaumlngigkeit der Aktionsraumqualitaumlt
(vgl Blinkert 2004)
Die Werbung in den Medien ndash insbesondere zwischen den Kindersendungen ndash verweist auf
eine weitere Veraumlnderung Kinder sind heute mehr denn je Zielgruppe der Konsumindustrie
Tab 29 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Ein von Bewegungsmangel betroffenes KindhellipB ist haumlufig taumlglich mehrstuumlndiger Medienkonsument
Hintergrund 211f Kinder als Zielgruppe der Konsumguumlterindustrie und fruumlhe
Bewegungserfahrungen
Bereits Kinder sind heute mehr denn je Kaufentscheider Spielumwelten die sie sich fruumlher im
unmittelbaren Umfeld selbst erschaffen mussten stehen heute haumlufiger als fertiges oft
monofunktionales Produkt bereit Der Besitz der fuumlr Kinder populaumlren Spielsachen ist an die
selektive Bedingung der Kaufkraft der Eltern geknuumlpft Aktive Herstellungsprozesse
Prozesserfahrungen Nachdenken und Fantasiereichtum die zum unmittelbaren unselektivem
Spielen in und mit natuumlrlicher Umgebung gehoumlrten und auf Handlungen und Bewegungen
aufbauen werden seltener bdquoSie benoumltigen hellip keine Phantasie oder Erfindungsgabe sondern
begeben sich in eine fertige Spiel- und Bewegungswelthellipldquo (Groumlszliging 1993 126) Bewegung
als menschliches Instrument zur Erforschung zum Verstehen von Ursache und Wirkung
verliert so bereits in diesem sensiblen Alter an Bedeutung bzw wird dadurch weniger
angesprochen
Tab 210 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Ich verstehe unter Bewegung ein Medium hellipKv zur (Er-)Forschung (Umwelt Materialien)
22-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
22
212 Veraumlnderte Lebensbedingungen von Vorschulkindern bzgl der sozialen Umwelt
und Auswirkungen auf das Bewegungsverhalten
PWegweiser P
Pauschalisierungen von Kindheit sind wissenschaftlich unhaltbar (vgl zB Brinkhoff amp Sack
1999 S 11 17 Heim 2001 S 16) Die Grundlage fuumlr eine angemessene Beschreibung von
Bewegungsauffaumllligkeiten verlangt ein Abruumlcken vom monokausalen und
verallgemeinernden Denken hin zum oumlkologischen und systemischen Denken Das Kind und
seine moumlglichen Bewegungsdefizite lassen sich nicht losgeloumlst vom Lebenskontext erklaumlren
in denen sie entstanden sind Dabei entscheidet die soziale Herkunft und der finanzielle
Spielraum der Eltern immer mehr zwischen der tendenziellen Teilhabe an Anregungsvielfalt
einerseits oder der Gefahr einseitiger Sinneskost andererseits (vgl Hurrelmann 2003
Kinder- und Jugendbericht 2005) uumlber gestiegene Moumlglichkeiten des Zugewinns an
individueller Autonomie oder gestiegene Gefahr der Anregungsarmut Die Dynamik des
Verlustes einer gemeinsamen Wertebasis nimmt zu Der Mechanismus dieses Teufelkreises
einer sich entzweienden Gesellschaft soll an dieser Stelle kurz erlaumlutert werden Betrachtet
man die Aktionsraumqualitaumlt sozial benachteiligter Stadteile nach Blinkerts Kategorien
Zugaumlnglichkeit Gefahrlosigkeit Gestaltbarkeit und Interaktionschance faumlllt unmittelbar der
bewegungsfeindliche Charakter im Vergleich zu laumlndlichen oder gehobenen Wohnvierteln
auf deren Einfluss auf die motorische Entwicklung Blinkert nachweist (vgl Blinkert 1998)
Diesbezuumlglich ist in vielen Groszligstaumldten in den letzten Jahren eine soziale Polarisierung der
Staumldte zu beobachten
So wandern bspw in Dortmund Eltern mit gehobenen sozialen und finanziellen Ressourcen
aus den benachteiligten Stadtteilen des Dortmunder Nordens ab und ziehen in die
vermeintlich sicherere und sauberere Suumldstadt wo bdquoman die Kinder auch mal drauszligen
spielen lassen kannldquo Der resultierende Wohnungsleerstand im Norden druumlckt die Mietpreise
und macht die Mieten fuumlr sozial sehr schwache Familien bezahlbar wodurch der
marginalisierte Bevoumllkerungsanteil mit seinen spezifischen Problemen dort weiter zunimmt
Der Teufelskreis der Dynamisierung sozialer Gefaumllle ist laumlngst in Gang gesetzt Tatsaumlchlich
beobachtet man in der Folge in der Suumldstadt wesentlich mehr bdquoSpielstraszligenldquo und bdquo30kmh-
Zonenldquo als Indikator fuumlr Aktionsraumqualitaumlt und Ergebnis politischer Partizipation die
marginalisierten Bevoumllkerungsteile wesentlich seltener ausuumlben
23-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
23
Hintergrund 212a Wandel in der Familie und fruumlhe Bewegungserfahrungen
Die Veraumlnderungen im Makrosystem wie Veraumlnderungen auf oumlkonomischer oumlkologischer und
sozialkultureller Ebene setzen sich wie Bronfenbrenner 1981 darlegt bis zu den Familien als
primaumlrem Sozialisationszusammenhang von Kindern fort
Heute existiert das klassische Familienbild des mittleren 20Jhd mit verheirateten Eltern und
mehreren Kindern immer seltener (vgl Hurrelmann 1996 90) bdquoUnter raquoFamilielaquo in hoch
entwickelten Gesellschaften ist demnach eine uumlber mehrere Jahre andauernde
Lebensgemeinschaft von mindestens jeweils einem Angehoumlrigen zweier Generationen zu
verstehen wobei meist der Angehoumlrige der aumllteren Generation fuumlr die Versorgung Erziehung
und Unterstuumltzung des Angehoumlrigen der juumlngeren Generation zustaumlndig istldquo (ebd S 92)
Dabei bleibt die Familie weiterhin bedeutendste Sozialisationsinstanz fuumlr Vorschulkinder
wobei Einkind- und Einelternteilfamilien in NRW mittlerweile die haumlufigste
Familienkonstellation bilden Einelternteilfamilien leben uumlberdurchschnittlich haumlufig am
Existenzminimum wodurch zahlreiche Vorschulkinder an der Armutsgrenze leben Die PISA-
Studie hat verdeutlicht dass die soziale Herkunft besonders in Deutschland entscheidend die
Chancen fuumlr Bildungsbeteiligung und die erfolgreiche Bewaumlltigung von Statuspassagen
moderiert Verglichen mit dem Aufwachsen in den 70er Jahren ist es zu einem Verlust von
SpielkameradInnen sowohl im inner- als auch auszligerfamilialen Umfeld der Familie gekommen
Einkind- und Einelternteilfamilien sind mittlerweile eine stark zunehmende
Familienkonstellation wobei der allein erziehende Elternteil wesentlich haumlufiger weiblich ist
(vgl Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend 2005 60fff)
Die Zunahme von Ein-Elternteil-Familien hat selbstverstaumlndlich auch eine fuumlr das Kind
bewegungssozialisatorisch bedeutsame Dimension Wegen der haumlufigeren Mehrfachbelastung
ndash Geldbeschaffung Lebensbewaumlltigung und Kinderziehung ndash stehen Alleinerziehenden
durchschnittlich weniger zeitliche und materielle Ressourcen zur Kompensation eines
bewegungsbeschraumlnkenden Wohnumfeldes zur Verfuumlgung
Durch die zunehmende Geschwisterlosigkeit ist zu erwarten dass fruumlhe
Bewegungserfahrungen wie bspw Ringen- und Raufen Kraumlftemessen Regeln aushandeln
Ruumlcksichtnahme bzw sich Durchsetzen mit seinen zahlreichen sozialen Handlungsbezuumlgen im
unmittelbaren vorschulischen Rahmen der Familie weniger stattfinden und der Kindergarten
auch diesbezuumlglich eine Funktionsaufwertung erfaumlhrt
Weil der Anteil der Muumltter bei allein Erziehenden dominant ist ErzieherInnen in
Kindertageseinrichtungen meist weiblichen Geschlechts sind haben immer mehr Kinder im
24-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
24
Vorschulalter ausschlieszliglich weibliche Bezugspersonen (Schmidt 1998 70) Deren
Bewegungserfahrungen wurden und werden uumlber geschlechtstypische Verhaltensmodi
moderiert und fuumlhren natuumlrlich ihrerseits zu geschlechtsspezifischen Bewegungszugaumlngen (vgl
Baur 1994 84f) Aufgrund des bestehenden biografischen Einflusses auf (fachliche)
Orientierungen (vgl Fried 2003 78fff) ist nicht auszuschlieszligen dass sich die
geschlechtsspezifischen Schwerpunktsetzungen sowohl bei der Vermittlung von
Bewegungserziehung durch ErzieherInnen als auch bei den informell muumltterlich moderierten
Bewegungszugaumlngen fuumlr das Kind wieder finden Somit werden bewegungsbezogene
maumlnnliche Verhaltensmodi in diesen Faumlllen bis zur Grundschulzeit ausgeblendet Interessant ist
die Frage ob im Bewegungskindergarten ggfs durch die explizite Betonung der Bewegung
und die Kooperation mit klassischen Sportvereinen mehr Erzieher arbeiten
Durch diese Konstellationen ergibt sich fuumlr Kindergaumlrten ein erweiterter Sozialisations- (vgl
auch ZeiherZeiher 1994 32 ndash 33) und Kompensationsauftrag Deshalb interessiert wie bereits
in anderen Zusammenhaumlngen ob der Bewegungskindergarten mindestens durchschnittlich
sozial schwache als auch Kinder allein erziehender Eltern implementiert Ebenso draumlngt die
Frage ob ErzieherInnen die soziale Funktion der Bewegung wahrnehmen und den Ruumlckgang
potentieller Spielkameraden beruumlcksichtigen
Hintergrund 212b Spielkameraden von Kindern heute und fruumlhe Bewegungserfahrungen
Auch wenn das Wohnumfeld Bewegung im Freien zulaumlsst hat durch die allgemein sinkende
Geburtenrate die Wahrscheinlichkeit abgenommen dort Spielkameraden zu treffen (A3) Das
verringert die Chance fuumlr das bdquohellipspontane selbstgeregelte uneingegrenzte Moment des
Spielenshellipldquo (KrappmannOswald 1989 101) als erstes Handlungsfeld auszligerhalb des primaumlren
Sozialisationszusammenhangs der Familie dessen persoumlnlichkeitsbedeutsame Funktion
Zimmer (1996 111) nachweist Auch diese ehemals informelle Sozialisationsgegebenheit muss
zunehmend an den Kindergarten delegiert werden
Gerade der Bewegungskindergarten wirbt mit einem erhoumlhten Kompensationsangebot deshalb
sollten auch die von Bewegungsmangel am meisten betroffenen Kinder implementiert werden
also sozial marginalisierte Kinder (b15b16)
Tab 211 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung Meiner Meinung nach sind 56-jaumlhrige in ihrer Freizeit heutehellipAwoumlfter mit Spielkameraden zusammen als alleine (umc)
25-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
25
Tab 212 Zusammenfassung kapitelrelevanter Strukturfragen1 a1Geschlecht uml maumlnnlich
uml weiblichB15 Wie hoch ist der durchschnittliche gesetzliche ElternbeitragKindergartenplatz in ihrer Ein- richtung
Durchschnittlich______eurouml weiszlig nicht
B16 Erheben Sie neben den gesetzlichen Elternbei- traumlgen zusaumltzliche Mitgliederbeitraumlge
uml ja naumlmlich _______monatlichuml nein
Hintergrund 212c Verlust einer gemeinsamen kulturellen Wertebasis und fruumlhe
Bewegungserfahrungen
Heute laumlsst sich eine steigende Diskrepanz der Kindheitsverlaumlufe ausmachen Die
Schnittmenge einer ressourcenunabhaumlngigen Sozialisation uumlber das Medium einer
gemeinsamen oumlkologischen Umwelt der Kinder ist kleiner geworden (siehe auch bdquoWegweiserldquo
dieses Kapitels) Dietrich (1996) erklaumlrt die veraumlnderten Lebensbedingungen von Kindern
anhand des Verlustes einer gemeinsamen kulturellen Wertbasis Die kulturelle Uumlberlieferung
von Normen Wissen Verhalten Spielen etc in informeller Form durch soziale Milieus wie
Familie Nachbarschaft heterogene Straszligencliquen sei zunehmend durch institutionalisierte
organisierte und kommerzialisierte Angebote aufgeweicht Auch Gudjons sieht diese
Veraumlnderungen in der gesamten kindlichen Weltaneignung
bdquoSekundaumlrerfahrungen konsumorientierte Verhaltensweisen und vorinterpretierte Deutungsmuster
nehmen zu Der Begriff der raquoInszenierung der Kindheitlaquo druumlckt das Bemuumlhen und die
Anstrengungen von Eltern aus den Lebensalltag ihrer Kinder durch abwechslungsreiche Aktivitaumlten
zu gestaltenldquo (Gudjons 1999 118)
Kommerzielle Freizeitangebote bilden als fruumlhe Bildungsangebote aber auch das Motiv des
Wettlaufs um gute Startpositionen im Bildungssystem ab Dieser Wettlauf verlagert sich immer
weiter nach vorne Besonders in Deutschland haumlngt Bildungserfolg besonders stark mit der
sozialen Herkunft zusammen Der Erfolgsdruck ist heute bei allen Kindern gestiegen da sich
das Bewusstsein verbreitet hat dass der Arbeitsmarkt keine Taumltigkeit fuumlr ungelernte
Arbeitskraumlfte mehr bietet Dabei antizipieren Eltern mit houmlherem Bildungsabschluss den
Zusammenhang von Bildungszertifikat und Arbeitsmarktchance fruumlher und ausgepraumlgter Nicht
selten stehen diese dadurch ausgiebig gefoumlrderten und geforderten Kinder dann aber unter
besonderem Zwang
bdquoUm den Status der Herkunftsfamilie zumindest zu reproduzieren gilt es moumlglichst fruumlh einen
komfortablen Platz im bdquoBildungskarusselldquo zu ergatternldquo (Brinkhoff 1999 14)
26-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
26
Andere Kinder die diesen Alternativangeboten nicht zugefuumlhrt werden werden haumlufiger der
Mediensozialisation uumlberlassen Soziale Ungleichheiten (abgebildet in Bildungszertifikaten
Berufs- und Einkommensindikatoren) korrelieren heute staumlrker mit dem Sozialisationsradius
und dem Grad fruumlher informeller Bildungszugaumlnge von Vorschulkindern
Auch die Motive zur Bewegung unterscheiden sich schichtspezifisch So genannte
Mittelschichtangehoumlrige verbinden ausgepraumlgte gesundheitspraumlventive oder aumlsthetische
Anliegen mit Bewegungsaktivitaumlt und bewegen sich haumlufiger waumlhrend diese Motivstruktur in
unteren Schichten kaum anzutreffen ist (vgl Zusammenfassung empirischer Ergebnisse bis
1994 Baur 1994 86f) Solch schichtentypische Einstellungen werden in der Familie als erster
Sozialisationsinstanz informell an die Kinder weitergegeben Dazu einige Zahlen
Im Ruhrgebiet herrscht bzgl der Sportvereinszugehoumlrigkeit eine 338ige
Repraumlsentationsdifferenz zwischen niedrigen und houmlheren sozialen Schichten (vgl Schmidt
2003 124) zuungunsten benachteiligter Bevoumllkerungsteile Richter und Settertobulte ermitteln
einen hochsignifikanten Zusammenhang zwischen geringer koumlrperlicher Aktivitaumlt und einem
geringem Wohlstandsniveau (2003 127)
Weitere sozial determinierte Unterschiede zeigen sich empirisch bereits bei Drei- bis
Zehnjaumlhrigen beim Spielen im Freien und besonders bei sportlichen Aktivitaumlten sowohl bei
Jungen als auch bei Maumldchen wobei auch der Migrationshintergrund eine besondere Rolle
spielt
Tab 213 Bevoumllkerungsgruppenspezifische Unterschiede in der koumlrperlich-sportlichen Aktivitaumlt Jungen 3-10 Jahre
(Lampert Starker amp Mensink 2006 52)
27-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
27
Tab 214 Bevoumllkerungsgruppenspezifische Unterschiede in der koumlrperlich-sportlichen Aktivitaumlt Maumldchen 3-10 Jahre
(Lampert Starker amp Mensink 2006 52)
Dabei weisen die belastungsintensiveren sportlichen Aktivitaumlten mit steigendem Organisations-
grad bei beiden Geschlechtern eine groumlszligere sozial determinierte Differenz auf Insgesamt
ermitteln Lampert Starker amp Mensink bzgl der koumlrperlich-sportlichen Aktivitaumlt im
Kindesalter dass Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus und Migrationshintergrund
zwei- bis dreimal seltener sportlich sind (2006 53)
Deshalb ist es wichtig dass Kinder im Kindergarten auf eine schichtheterogene Gruppe treffen
um viele Bewegungszugaumlnge kennen zu lernen
Der Kindergarten muss sich seiner besonderen Sozialisationschance durch das Zusammensein
vieler Kindern bewusst sein und neben angeleiteten Angeboten viele auf Kooperation angelegte
Spielmoumlglichkeiten bereitstellen und somit auch ein Raum fuumlr soziale Gleichberechtigung sein
Es interessiert inwieweit Kindergaumlrten eine ressourcenunabhaumlngige Sozialisation der Kinder
ermoumlglichen Eine Form unbeeinflusster Sozialkontakte sind offene Bewegungsangebote
Finden diese in den Einrichtungen uumlberhaupt statt Eroumlffnen diese auch Moumlglichkeiten
selbststaumlndiger Gestaltungsmuster Sehen ErzieherInnen Zusammenhaumlnge mit dem
Bildungsstand der Eltern und Bewegungsmangel bei Kindern Da Kinder mit
Migrationshintergrund uumlberdurchschnittlich haumlufig in sozial benachteiligten Stadtteilen
innerhalb staumldtischer Ballungsgebiete wohnen ist zu vermuten dass Sie prozentual haumlufiger
von Bewegungsmangel betroffen sind als deutsche Kinder Sehen ErzieherInnen diesen
Zusammenhang Oder gibt es Hinweise dass der Bewegungskindergarten ein weiteres eher
exklusives Angebot fuumlr Kinder ist und sich vom Regelkindergarten abloumlst bspw indem sich
andeutet dass Eltern weite Anfahrwege fuumlr das exklusive Angebot in Kauf nehmen oder sich
aus der Traumlgerschaft des Kindergartens (bspw Elterninitiative) bereits ergibt dass Exklusivitaumlt
vorherrscht
28-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
28
Kinder muumlssen sich auch im Bewegungsraum selbst organisiert und frei bewegen duumlrfen der
Bewegungsraum sollte fuumlr alle Kinder zugaumlnglich und die Materialien erreichbar sein Kinder
sollten an Raumumgestaltungen beteiligt werden wobei Sicherheitsregeln selbstverstaumlndlich
nicht verhandelbar sind An Materialneuanschaffungsentscheidungen sollten die Kinder
beteiligt werden und die Moumlglichkeit des bdquoLearning by doingldquo haben Zudem sollten sie sich
nicht staumlndig beobachtet und kontrolliert fuumlhlen sowie nicht ausschlieszliglich angeleitet werden
Tab 215 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Koumlnnen Kinder sich bei Ihnen selbst organisiert und frei bewegenN oJa oNein
Offene Bewegungsangebote zeichnen sich dadurch aus dasshellip der Bewegungsraum immer nur fuumlr einige Kinder zugaumlnglich ist (umc) die Kinder sich die Materialien nicht selbst holen duumlrfen (umc) die Raumumgestaltungen allein Sache der Erzieherin ist (umc) Sicherheitsregeln mit den Kindern ausgehandelt werden (umc) die Kinder allenfalls anfangs angeregt werden Materialneuanschaffungen alleinige Sache der Erzieherinnen ist (umc) die Kinder vorwiegend durch Eigenaktivitaumlt (bspw Versuch und Irrtum) lernen die Kinder sich auch unbeobachtet bewegen duumlrfen die Kinder vorwiegend angeleitet werden (umc)
Tab 216 Zusammenfassung kapitelrelevanter Strukturfragen an die Kindergaumlrten
b13 Bitte schaumltzen Sie den Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund in ihrer Gruppe
uml0-5 Kinder uml 5-10 Kinder uml 10 -15 Kinderuml 15-20 Kinder uml uumlber 20 Kinder uml weiszlig nicht
b14 Gibt es Kinder in ihrer Gruppe die weiter als aus dem unmittelbaren Einzugsgebiet ihrer Einrichtung anreisen
uml0-5 Kinder uml 5-10 Kinder uml 10 -15 Kinderuml 15-20 Kinder uml uumlber 20 Kinder uml weiszlig nicht
Resuumlmee
Auch die bewegte Kindheit findet immer weniger als informeller unorganisierter und nicht
sozial selektiver Prozess statt Vielmehr lassen sich Polarisierungen innerhalb der kindlichen
Bewegungswelt erkennen die eindeutig mit dem Bildungsstand mit Berufs- und
Einkommensindikatoren der Eltern korrelieren Tendenziell laumlsst sich sagen Je houmlher der
soziale Status desto groumlszliger faumlllt der auf Reproduktion der eigenen gesellschaftlichen Position
abgestimmte Organisationsgrad der Freizeit aus je niedrigerer der soziale Status desto
unorganisierter und einseitiger ist es um das Freizeitengagement der Kinder bestellt was
ebenfalls eine Reproduktion der sozialen Verhaumlltnisse foumlrdert
Die Extreme liegen zwischen komplett organisierter Freizeit und sozialer Verarmung zwischen
durch Kulturpessimismus uumlberspitztem Aktionismus und ernsthafter
29-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
29
Bewegungsmangelproblematik zwischen Uumlberlastung der Kinder durch vermeintlich
antizipierte Beguumlnstigung beim Start in das Bildungssystem einerseits und erzieherischer
Verwahrlosung andererseits
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30
213 Veraumlnderte Lebensbedingungen von Vorschulkindern und veraumlnderter motorischer
Entwicklungsstand
PWegweiser P
Wie in den vorangegangenen Kapiteln gezeigt haben sich die Lebensbedingungen von
Kindern stark veraumlndert die Diskrepanz der Kindheitsverlaumlufe hat zugenommen Nun stellt
sich die Frage ob dies Auswirkungen auf die durchschnittlichen motorischen Leistungen hat
Hierzu wird an dieser Stelle die existierende Datenlage ausgewertet und zusammengefasst
Hintergrund 213a Ergebnisse ausgewaumlhlter Untersuchungen zu aktuellen Trends des
motorischen Entwicklungsstand von Kindern
Neuere Untersuchungen fundamentieren die Hypothese des generellen Abnehmens der
motorischen Faumlhigkeiten von Kindern die sich durch einzelne Untersuchungen von Behoumlrden
Soziologen (Sport-) Paumldagogen oder Aumlrzten (Shepard 1988 Gaschler 1990 Kunz 1993
Matthee 1993 1994 von Keitz 1993 1994 Gesundheitsamt Essen 1994 Gesundheitsamt
Unna 1994 Huumlttenmoser 1995 Huumlttenmoser und Degen-Zimmermann 1995 Brandt u a
1997 Altfeld 1998 Boumls 2006) andeutete
bdquoVeraumlnderungen motorischer Leistungsfaumlhigkeit in Bezug auf Alter und Geschlecht im Verlauf der
Zeit betreffen Koordination Kondition und Flexibilitaumlt in unterschiedlichem Maszlige Sie koumlnnen sehr
wohl Ausdruck veraumlnderter Lebensbedingungen und Bewegungsgewohnheiten sein fuumlr einen
Nachweis eindeutiger Zusammenhaumlnge sind aber weitere differenzierte Studien notwendigldquo
(Dordel 2000 S 348)
Boumls ermittelt im Zusammenhang der so genannten KIGGS-Studie des Robert-Koch-Institutes
2006 folgende Ergebnisse
bdquo35 der Kinder und Jugendlichen koumlnnen nicht 2 oder mehr Schritte ruumlckwaumlrts balancieren (65) hellip 86 der Kinder und Jugendlichen koumlnnen nicht 1 Minute einbeinig auf einer T-Schiene balancieren (ohne den Boden zu beruumlhren) hellip 43 der Kinder und Jugendlichen erreichen nicht das Fuszligsohlenniveau beim Rumpfbeugen(66) hellip Kinder und Jugendliche haben sich von 1976 bis 2006 hinsichtlich ihrer Leistungen im Standweitsprung um ca 14 verschlechtertldquo(67)
Anhand des Standweitsprungs in Abhaumlngigkeit zur Koumlrpergroumlszlige (als motorisches
Querschnittsmaszlig sich uumlberlagernder Faumlhigkeiten) resuumlmiert Boumls dass sich die motorische
Leistungsfaumlhigkeit von Kindern seit 1976 konstant verschlechtert hat (vgl Abb 11)
31-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
31
Tab 217 Kohortenvergleich Standweitsprung 1976 - 2006
(Boumls 2006 67)
Studien zum motorischen Entwicklungstand im Einschulungsalter beruhen in der Regel auf
dem Koumlrperkoordinationstest fuumlr Kinder (KTK) dessen urspruumlnglicher Mittelwert zur
Gesamtkoumlrperkoordination in spaumlteren Untersuchungen nicht mehr erreicht wurde (vgl zB
Gaschler 1987 Drees 1998 Liebel 1999) Signifikante Veraumlnderungen zeigen sich im
Vergleich von Gruppen gleichen Alters in der Regel nach einem Intervall von 10 Jahren (vgl
Dordel 2000) Hollmann beschreibt abnehmende Leistungsergebnisse bei
Bundesjugendspielen an Berliner Schulen (vgl 2004 40) Dordel weist darauf hin dass
insbesondere spezifische Einzelfaumlhigkeiten stark abgenommen haben bdquoJungen und Maumldchen
haben bdquoheuteldquo signifikant schlechtere Ergebnisse im Untertest 1 ndash Balancieren ruumlckwaumlrts ndash als
Gleichaltrige vor etwa 25 Jahrenldquo (Dordel 2000 349)
So arbeitet die WIAD-Studie (2003) auf der Basis einer Stichprobe von 20599 Schuumllern
zwischen 6 und 18 Jahren Der als Messkriterium eingesetzte Fitnesstest nach RuschIrrgang
beweist bei den 10- bis 14-Jaumlhrigen einen Ruumlckgang der Fitness um 20 Prozent bei Jungen und
um 26 Prozent bei Maumldchen bei einem schon ruumlcklaumlufigen Ausgangsniveau 1995 Signifikant
ist bei beiden Geschlechtern die Abnahme im Bereich der Koordination und der Ausdauer Bei
juumlngeren Jahrgaumlngen sind die Leistungsabfaumllle noch staumlrker ausgepraumlgt
Das ist umso bedenklicher weil Kinder die biologische Anlage fuumlr ausgiebige
Bewegungsaktivitaumlt besitzen Sie sind sehr beweglich Muskeln und Sehnen sind gut dehnbar
Kinder benoumltigen keine Aufwaumlrmphasen und moumlgliche Verletzungen unterliegen einem
schnellen Heilungsprozess bdquoGenerell weisen untrainierte Kinder im aeroben Bereich pro
Kilogramm Koumlrpergewicht eine houmlhere Leistungsfaumlhigkeit auf als Erwachseneldquo (Hollmann
2004 36) Diese anthropologisch angelegten Reserven die Bewegung in das Licht einer
charakteristischen Bedingung des Menschwerdens stellen bilden sich bis zum
Erwachsenenalter zuruumlck bdquoDie Aufgabe koumlrperlicher Aktivitaumlt im Kindes- und Jugendalter ist
32-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
32
es eine optimale Entwicklung von Koumlrper und Geist zu bewirkenldquo (ebd 32) Diese
Ruumlckbildung findet bei ausgedehntem Bewegungsmangel entsprechend staumlrker statt so dass
Jugendliche bereits Degenerationserscheinungen (bspw Bandscheibenvorfaumllle Varizen
(Krampfadern)) aufweisen die bisher nur bei Erwachsenen beobachtet wurden Die aktuellen
Ergebnisse der weiterhin halbjaumlhrlich stattfindenden Studie bzgl des Bewegungsstatus der
Kinder dokumentieren auf einer sehr breiten Datengrundlage einen Ruumlckgang der koumlrperlichen
Leistungsfaumlhigkeit der 6- bis 18-Jaumlhrigen (vgl Klaes ua 2003) Vor dem Hintergrund der
zunehmend sozial selektiven Bewegungszugaumlnge ist zu vermuten dass es allgemeine soziale
Merkmale gibt (B1) die von Bewegungsmangel betroffene Kinder haben Dies soll bei den
ErzieherInnen anhand ausgesuchter Kriterien erfragt werden Ebenso interessiert ob spezielle
oder alle psychomotorischen Bereiche gefoumlrdert werden (G1 ndash G9) (H1 ndash H9) Die WIAD-
Studie und die KIGGS-Erhebung beenden somit die teilweise politisierten Diskussionen ob die
motorische Leistungsfaumlhigkeit der Kinder und Jugendlichen tatsaumlchlich abgenommen hat Die
Frage ist seit 2006 eindeutig mit bdquoJaldquo zu beantworten (vgl Boumls 2006)
Hintergrund 213b Schlussfolgerungen bzgl ausgewaumlhlter Untersuchungen zu aktuellen
Trends des motorischen Entwicklungsstandes von Kindern
Aus dem oben Beschriebenen folgert sich dass neben einem aktiven Gegenwirken regelmaumlszligige
motorische Tests notwendig (C1-C9) sind Die Erfassung der Bewegungsfertigkeiten muss zum
Alltag einer Kindertagesstaumltte gehoumlren und gehoumlrt zu den Aufgaben einer ErzieherIn Sie sollte
daran interessiert sein und verschiedene Testverfahren kennen die den genauen motorischen
Entwicklungsstand des Kindes widerspiegeln Insbesondere in Bewegungskindergaumlrten sollten
sich Fortbildungen mit der Professionalisierung der Erzieherinnen bzgl motorischer Tests
befassen Bei der Feststellung des motorischen Entwicklungsstandes werden idealer Weise
mehrere Verfahren verwendet deren Ergebnisse als Orientierungshilfe gewertet werden
koumlnnen und so als Grundlage zur Ermittlung von Bewegungsschwaumlchen und -staumlrken dienen
Zudem bildet vielseitiges Messen und die Zuhilfenahme von Experten zur motorischen
Diagnostik die Idealform als Grundlage fuumlr motorische Diagnostik Dabei muss der Erzieherin
bewusst sein dass es typische Merkmale gibt die von Bewegungsmangel betroffene Kinder
haben (B1) Dies soll bei den ErzieherInnen anhand ausgesuchter Kriterien erfragt werden
Ebenso interessiert welche psychomotorischen (G1 ndash G9) Bereiche als foumlrderungswuumlrdig
angesehen werden Waumlhrend der Gleichgewichtsinn grobmotorische Bewegungsformen
Bewegungskombinationen soziales Verhalten Ausdauerfaumlhigkeit Feinmotorik Kraft und
Gesamtkoumlrperkoordination gefoumlrdert werden sollen sind vorgeschriebene Bewegungsablaumlufe
(G2) eher zweitrangig anzusehen
33-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
33
Zudem sollte der Multiperspektivitaumlt der Bewegungserziehung durch das Ansprechen
sensumotorischer Fertigkeiten Rechnung getragen werden (H1 ndash H9) Dazu gehoumlren die
allgemeine Houmlrfaumlhigkeit das Richtungshoumlren die Geraumluschdiskrimination die Sehfaumlhigkeit
die Kinaumlsthetik die Kraftdosierung das Koumlrperkonzept die taktile Wahrnehmungsfaumlhigkeit
und die Rhythmusfaumlhigkeit
Tab 218 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Gibt es ihrer Meinung nach typische Merkmale die von Bewegungsmangel betroffene Kinder habenB oJa oNein
Die Erfassung der Bewegungsfertigkeiten durch spezielle TestshellipC muss zum Alltag einer KiTaeines KiGa gehoumlrenC gehoumlrt nicht zu den Aufgaben einer Erzieherin (umc)C interessiert mich sehrC kann den genauen motorischen Entwicklungsstand des Kindes widerspiegeln (umc) C ist zu selten Element einer Fortbildung C erlernte ich durch FachleuteC sollte immer nur mit einem Verfahren erfolgen (umc)C sollte lediglich als Orientierungshilfe dienenC ist eine Grundlage zur Ermittlung von Bewegungsschwaumlchen und -staumlrken
Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56-jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werden
G Gleichgewichtssinn (uumlben auf einem Bein zu stehenauf einer Linie zu balancieren)G vorgeschriebene Bewegungsablaumlufe (Sportartenorientierung bspw Weitsprung)G grobmotorische Bewegungsformen (raumgreifendes Laufen Huumlpfen Armkreisen)G Bewegungskombinationen (bspw beim Laufen ploumltzlich seitlich ausweichen)G soziales Verhalten (Partneruumlbungen Gruppenuumlbungen Kooperationsspiele etc)G Ausdauerfaumlhigkeit (bspw uumlben laumlngere Beanspruchungsformen auszuhalten)G Feinmotorik (bspw uumlben Streichhoumllzer einzusammeln Tastspiele etc)G Kraft (bei Stuumlrzen das eigene Koumlrpergewicht abzustuumltzen Sprungkraft etc)G Gesamtkoumlrperkoordination (bspw ruumlckwaumlrts laufen lernen ganzheitl Beanspr)
Hu Houmlrfaumlhigkeit (uumlben unterschiedliche Geraumlusche wahrzunehmen)Hv Richtungshoumlren (bspw houmlren uumlben aus welcher Richtung ein Geraumlusch kommt)Hw Geraumluschdiskrimination (uumlben etwas aus einem bdquoGeraumluschsalatldquo rauszuhoumlren)Hx Sehfaumlhigkeit (bspw Dinge optisch ganzheitlich erkennen)H Kinaumlsthetik (bspw uumlben ohne Sichtkontrolle Koumlrperstellungen einzuschaumltzen)Hz Kraftdosierung (bspw uumlben Kraumlfte angemessen einzusetzen)H Koumlrperkonzept (bspw uumlben eigene Koumlrperteile wahrzunehmen)H| taktile Wahrnehmung (bspw uumlben Dinge allein durch Ertasten zu erkennen)H Rhythmusfaumlhigkeit (bspw uumlben Rhythmen in Bewegung umzusetzen)
34-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
34
214 Veraumlnderte Lebensbedingungen von Vorschulkindern und zentrale Gesundheits-
sowie Entwicklungsprobleme
PWegweiser P
Sozialkoumlkologisch gesehen ist Gesundheit ein Interpretationskonstrukt das abhaumlngig von
kulturellen gesellschaftlichen und individuellen Bedingungen und Einschaumltzungen ist
Zunaumlchst wird ein fuumlr den Vorschulbereich geeigneter Gesundheitsbegriff diskutiert bevor
aktuelle Gesundheitsprobleme von Kindern beschrieben werden Denn die Gleichsetzung von
Bewegungsmangel mit Entwicklungsbeeintraumlchtigung oder Krankheit die haumlufig in Medien
beschrieben wird verkuumlrzt wissenschaftliche Perspektiven von Gesundheit
Zu beruumlcksichtigen ist dass monokausale Erklaumlrungsmuster zum Zusammenhang von
Bewegungsmangel und Gesundheitsbeeintraumlchtigungen defizitaumlr sind Zudem
verweist bspw Dordel auf die Schwierigkeit der bei bestimmten Gesundheitsproblemen wie
Ruumlckenschmerzen nicht festsetzbaren oder auch festgesetzten Grenze ab wann bspw eine
Auffaumllligkeit als irreversibel oder heilbar krank sich selbst auswachsende
Entwicklungsverzoumlgerung oder als aussichtsreich therapierbar angesehen werden kann da
bdquohellipdas jeweilige Verstaumlndnis von bdquoStoumlrungldquo oder bdquoAuffaumllligkeitldquo bdquoSchwaumlcheldquo oder bdquoSchadenldquo
sehr unterschiedlich sein kann Allgemein guumlltige Definitionen gibt es kaum hellip Zuverlaumlssig
erscheinen Angaben zur Haumlufigkeit von Erkrankungen im Kindesalter wie Asthma oder
Neurodermitis ein Zusammenhang der Praumlvalenz dieser Erkrankungen und vorhandener
Umweltbelastung wird als sicher angenommen Aber hellip die Aussagen zur Praumlvalenz von
Uumlbergewicht bzw Adipositas zeigen groszlige Unterschiede da nicht selten differente Definitionen
bzw Grenzwerte verwendet werdenldquo (Dordel 2000 341)
So weisen schulaumlrztliche Untersuchungsergebnisse im Vergleich mit sportmedizinischen
bzw sportpaumldagogischen Diagnosen frappierende Diskrepanzen auf Bei Haltungsschwaumlchen
existieren Schwankungen um bis zu 800 bei Koordinationsschwaumlchen um bis zu 700 und
bei Herz-Kreislauf-Schwaumlchen um bis zu 25000 SchulaumlrztInnen schaumltzen Gesundheit
heutiger Vorschulkinder wesentlich besser ein als Paumldagogen oder SportmedizinerInnen (vgl
Dordel 2000 342)
35-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
35
Hintergrund 214a Das WHO-Modell von Gesundheit
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO beschreibt bdquoGesundheitldquo einen Zustand des
absoluten sozialen psychischen und physischen Wohlbefindens (Ottawa-Charta 1986) Die
Definition beinhaltet damit einen anzustrebenden idealtypischen Charakter und keinen an die
statistische Norm angelehnten Mittelwert
Diese Definition der WHO erweitert das klassische eindimensionale biomedizinische
Verstaumlndnis von Gesundheit das Gesund sein als Abwesenheit von Krankheit oder Schweigen
der Organe deutete um die oumlkologisch-systemische Perspektive (zB Bronfenbrenner 1981)
Damit veraumlndert sich auch das Erklaumlrungsmuster fuumlr Latenzen zu Krank- oder Gesundheit
Nicht ein Faktor wird als ausloumlsend sondern gleich- oder gegeneinander wirkende Faktoren
Schutz- (bspw regelmaumlszligige Bewegung) und Risikofaktoren (bspw Rauchen) bestimmen ob
sich das Gesamtsystem des Organismus auf einem Kontinuum in Richtung krank oder gesund
(als Extremwerte) bewegt
Hintergrund 214b Das Salutogenesemodell von Gesundheit
In unserem Kulturkreis ist ein Wandel vom medizinisch pathogenetischen Blickwinkel (`Was
laumlsst Menschen krank werden` (Risikofaktorenorientierung)) zum Salutogenesemodell (`Was
laumlsst Menschen gesund bleibenacute) zu verzeichnen Denn so wie es Krankheiten beguumlnstigende
Anlagen Gewohnheiten und Lebensumstaumlnde gibt gibt es wie bspw aus der
Resilienzforschung bekannt Gesundheit erhaltende und stabilisierende Faktoren die Kinder
trotz des dauerhaften Einwirkens pathogener Faktoren veraumlnderter Lebensbedingungen in
einem Gesundheitsgleichgewicht halten
Antonovsky (1987) stellt in seinem mittlerweile interdisziplinaumlr anerkannten
Salutogenesemodell Gesundheit als Balance des Gleichgewichts zwischen
gesundheitsstabilisierenden Faktoren wie bspw regelmaumlszligige Bewegung und
gesundheitsgefaumlhrendenden Faktoren wie bspw Fehlernaumlhrung dar Die Summe psychischer
(uumlberwiegend psychische Belastungswiderstandsfaumlhigkeit vs uumlberwiegender Unbelastbarkeit)
sozialer (Ruumlckgriffmoumlglichkeit vs Unmoumlglichkeit des Ruumlckgriffs auf soziale Resourcen) aber
auch biografischer (positive vs negative Eindruumlcke im Lebenslauf) und biologischer
Ressourcen oder Schwaumlchen (bspw optimale genetische Ausstattung vs genetische
Disposition zu Erkrankungen) bestimmt die Gesundheitsauspraumlgung Somit bekommt
Gesundheit auch die Bedeutung des Gleichgewichtszustandes zwischen Anforderungen und
Bewaumlltigungsmoumlglichkeiten zwischen Pflichterledigung und gleichzeitiger
36-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
36
Beduumlrfnisbefriedigung als Indikatoren einer positiven Lebensbewaumlltigung (vgl Antonovsky
1987)
Hintergrund 214c Das Resilienzmodell von Gesundheit
An diese Logik der Ressourcenorientierung knuumlpft auch das Resilienzmodell an Resilienz
(engl resilience widerstandsfaumlhig) bezeichnet die psychische Widerstandsfaumlhigkeit von
Kindern gegenuumlber oumlkologisch bedingten biologischen sozialen und psychischen
Entwicklungsbedrohungen Waumlhrend einige Kinder besonders sensibel (verwundbar =
vulnerabel) auf Entwicklungsrisiken (Vulnerabilitaumlsfaktoren) reagieren und psychisch
erkranken bleiben andere trotz identischer oumlkologischer Konstellationen gesund bewaumlltigen
kritische Situationen und entwickeln zunehmend konstruktive und stabile Formen des
Problemmanagements Wissenschaftler interessiert nun welche Faktoren Resilienz oder
Stressrobustheit beguumlnstigen (vgl Rutter 2001 Petermann 2000)
Fthenakis (vgl 2001) sieht eine Staumlrkung der Resilienz also eine erfolgreiche
Lebensbewaumlltigung trotz Entwicklungsbedrohung durch folgende Faktoren gegeben
bdquo(a) positives Selbstkonzept (b) Kontrollerwartungen und ein Gefuumlhl der Selbstwirksamkeit
(c) Faumlhigkeit zur Selbstregulation (d) Anpassungsfaumlhigkeit im Umgang mit Belastungen oder
uumlbermaumlszligigen Reizen (einschlieszliglich der Faumlhigkeit sich innerlich zu distanzieren) (e)
Faumlhigkeit sich vor gefaumlhrdenden Einfluumlssen zu schuumltzen (f) Regelbewusstsein (g) Faumlhigkeit
zu konstruktivem Denken (auch bei widrigen Umstaumlnden) (h) Faumlhigkeit sich zu entscheiden
und zu organisieren (Selbstmanagement) (i) Faumlhigkeit sich in verschiedenen kulturellen und
sozialen Umwelten zu bewegen und mit unterschiedlichen Rollenerwartungen konstruktiv
umzugehen (j) Faumlhigkeit Konflikte gewaltlos zu bewaumlltigen (k) Faumlhigkeit Verantwortung zu
uumlbernehmen (l) Kreativitaumlt und Explorationslust (m) sachbezogenes Engagement und
intrinsische Motivationldquo (1999 S 55) Beim Aufbau dieser Merkmale hat Bewegung als Mittel
der Weltaneignung (vgl zB Zimmer Tamboer Grupe) gerade im Vorschulalter eine
besondere Bedeutung
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37
Hintergrund 214d Transaktionale Prozesse im system-oumlkologischen Gesundheitsmodell
Empirische Untersuchungen (vgl Werner amp Smith 1982 1992 2001) bestaumltigen
Grundannahmen des systemisch-oumlkologischen Ansatzes Bronfenbrenners sowie der
Motivationspsychologie bzgl der Ausbildung von Erfolgs- bzw Misserfolgsorientierung So
scheinen die Kinder die bereits als Saumlugling pflegeleichter waren einen positiven
transaktionalen Zirkulationsprozess mit ihrer Umwelt in Gang zu setzen der letztlich ein
Gefuumlhl der Selbstwirksamkeit ein realistisches Selbstkonzept Anspruchsniveau und eine
realistische Kausalattribution unterstuumltzt Foumlrderlich dafuumlr ist ein autoritativer Erziehungsstil
der betont emotional und demokratisch angelegt ist jedoch auch auf die Einhaltung
vereinbarter Regeln und ausgehandelter Ziele achtet (Petermann u a 1998) Optimal ist es
wenn die Eltern diesen Erziehungsstil pflegen Aber auch andere Kontexte im kindlichen
Mikrokosmos (Bronfenbrenner 1981) haben (ggfs kompensierende) Bedeutung wie bspw
Gleichaltrigenkontakte Jugendhilfeeinrichtungen Verwandte Nachbarn ErzieherInnen oder
LehrerInnen Bewegung im Vorschulalter ist ein herausragendes Medium das
Selbstwirksamkeit realistischer Kausalattribution usw im Besonderen zuspricht Sie
manifestiert sich auf vielen Ebenen wie bspw in der Kompensation von Ernaumlhrungsfehlern
(J5) und als Erkenntnisinstrument (K2) Sie hat Bedeutung im Aufbau des Selbstkonzeptes
(K8) ist Moderator fuumlr biologische Organqualitaumlt (I 1) bildet die Grundlage fuumlr
Entspannungsprozesse (K9) und wirkt dadurch auf dem Krankheits-Gesundheitskontinuum
unvergleichbar gesundheitsfoumlrderlich (K7) So konnte Kunz (1993) nachweisen dass
psychomotorische Defizite die Unfallzahlen in Kindergaumlrten erhoumlhen und dass
psychomotorische Foumlrderung Unfallzahlen dauerhaft senkt (E9 I9 J9) Dabei gilt es aufgrund
zunehmend diskrepanter Kindheitsverlaumlufe ndash in Anlehnung an Kap 211 212 und 213 ndash
besonders sozial benachteiligte Kinder zu erreichen und auch ihnen Chancen zu eroumlffnen den
o b positiven transaktionalen Zirkulationsprozess in Gang zu setzen den ihre besser gestellten
Altersgenossen haumlufig frei Haus durch ihr Umfeld mitgeliefert bekommen
bdquoInsgesamt richten sich die verschiedenen heute bei Kindern vorherrschenden Krankheiten vor
allem in den Familien ein in denen soziale und oumlkonomische Nachteile auftretenldquo (Hurrelmann
2004 27)
bdquoEs reicht dabei nicht aus nur auf der Mikroebene des Kindes taumltig zu werden Kindergarten muss
sich als Netzwerk der verschiedenen oumlkologischen Ebenen verstehen Elternarbeit Netzwerke mit
anderen Institutionen Zusammenarbeit mit Diagnostik Medizin Sportverein etc bdquoWas zaumlhlt ist die
bdquoGesamtexpositionldquo Dabei kommt es zu Interaktionen von genetischer Disposition koumlrperlicher
Konstitution Temperament soziooumlkonomischen Bedingungen psychosozialen Stressoren und
38-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
38
physischen Umweltbedingungen die in ihrer Kombination miteinander analysiert werden muumlssen
Oft haben wir es mit einer Kombination von genetischen Faktoren Persoumlnlichkeitsmerkmalen
Ernaumlhrungsbedingungen koumlrperlichen Rahmenfaktoren sozialen Belastungen seelischen
Konflikten infektioumlsen Agenzien Allergenen Strahlenbelastungen und Laumlrm zu tun Der Blick
muss also fuumlr viele potenzielle stoumlrende Ursachen geoumlffnet sein und darf nicht nur auf einen Faktor
abstellenldquo (Hurrelmann 2004 22)
bdquoVerstehen wir Gesundheit als das Stadium des Gleichgewichtes von Risikofaktoren und
Schutzfaktoren das eintritt wenn einem Kind eine Bewaumlltigung sowohl der inneren koumlrperlichen
und psychischen als auch der aumluszligeren sozialen und physischen Anforderungen gelingt dann ist die
Bilanz heute unguumlnstigldquo (Hurrelmann 2004 25)
Tab 219 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Ich verstehe unter Bewegung ein Medium hellipKv zur (Er-)Forschung (Umwelt Materialien)Ky zur sozialen Kontaktaufnahme (miteinander spielen)K zur ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge (Praumlvention von Krankheiten etc)K| zur realistischen Einschaumltzung eigener FaumlhigkeitenK zur Herstellung emotionaler Ausgeglichenheit
Regelmaumlszligige und richtig dosierte Bewegung kannhellipJy das Auftreten von Uumlbergewicht verhindernJ die Unfallzahlen in der Einrichtung senken
Regelmaumlszligige BewegunghellipIu optimiert das Herz-Kreislauf-AtmungssystemI steigert die Unfallraten im Kindergarten (umc)
BewegungsauffaumllligkeitenhellipE erhoumlhen die Gefahr von Unfaumlllen
Hintergrund 214e Zusammenhaumlnge von Bewegung und Gesundheit
Bewegung hat uumlber die Schnittmenge des Ansprechens psychomotorischer Grundfertigkeiten
Einfluss auf die Sprach- Konzentrations- und Abstraktionsfaumlhigkeit die koumlrperliche und
Persoumlnlichkeitsentwicklung und somit auf das o g Verstaumlndnis von ganzheitlicher Gesundheit
Bewegungsbeeintraumlchtigende Lebensbedingungen (vgl 211 212) koumlnnen zu einem
Vermeidungsverhalten gegenuumlber motorischen Belastungen und somit zu niedrigem
motorischen Entwicklungsstand fuumlhren (213) Entwickeln sich dauerhafte
Misserfolgserlebnisse zu einem stabilen Persoumlnlichkeitsmerkmal kann dies zu einem negativen
Selbstbild geringer Selbstwertschaumltzung und unrealistischem Selbstkonzept sowie
lebenslangem Vermeidungsverhalten gegenuumlber Bewegung aber auch anderen
Herausforderungen mit realistischem Anspruchsniveau werden
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bdquoMeist handelt es sich um eine Kumulierung verschiedener Faktoren wobei die daraus entstehenden
Misserfolgserlebnisse in Bewegungssituationen und bei sportlichen Anforderungen als
bedeutsamste Variable angesehen werden muumlssenldquo (Zimmer 1998 8)
Allerdings manifestieren sich Auswirkungen des Bewegungsmangels im Vorschulalter haumlufig
erst in der Schule weshalb Bewegungsmangel im Kindergarten selbst nicht zwangslaumlufig als
Problem wahrgenommen wird
Hintergrund 214f Veraumlnderte allgemeine Gesundheit bei Kindern durch Bewegungsmangel
Die Zusammenhaumlnge von Veraumlnderungen der Gesundheit und veraumlnderten
Bewegungsverhalten beduumlrfen einer vertieften Betrachtung
Die Entdeckung von Penicillin und Antibiotika die bdquoEinfuumlhrung von Reihenimpfungen
modernen Diagnoseverfahren (Fruumlherkennung) und Behandlungsmethoden hellipldquo (Hurrelmann
Bruumlndel 1996 262) und die effiziente Bekaumlmpfung von Mangel- und Infektionskrankheiten
haben die Mortalitaumltsrate in Deutschland erheblich gesenkt und die Grundlage fuumlr eine
historisch unvergleichlich gute Volksgesundheit geschaffen Im Kindesalter sind heute Unfaumllle
der Mortalitaumltsfaktor No 1 (vgl Hurrelmann Bruumlndel 1996 264) Hurrelmann sieht jedoch als
neue Gesundheitsgefahr psycho- und soziosomatische Gesundheitsstoumlrungen bzgl des
Immunsystems des Ernaumlhrungsverhaltens der Sinneskoordination und Stressresistenz bdquoEs gibt
neuartige Stoumlrungen des Gleichgewichts der Systeme von Koumlrper Psyche und Umweltldquo
(Hurrelmann 2004 25) Haumlufig fehlt in den letzten Jahren Bewegung als zwischen Koumlrper und
Psyche wirksame Schnittstelle die auch das Immunsystem (I2) trainiert (Boeck-Behrens
Buskies 2000a 20)
bdquoBewegung reguliert einerseits die Nahrungszufuhr und den Kalorienverbrauch sie traumlgt
andererseits aber auch zu Stressabbau und zur Abfuhr innerer Spannungen und Aggressionen beildquo
(Hurrelmann 2004 29)
Diese Spannungsregulation unterstuumltzt einen angemessenen Umgang mit Stress ein
leistungsfaumlhigeres Immunsystem und eine bessere Sinneskoordination Umgekehrt ist das Kind
im Vorschulalter besonders stresssensibel
bdquoStressoren bzw Traumen aus der fruumlhen Kindheit setzen sich in den neuronalen Netzwerken des
emotionalen (impliziten) Gedaumlchtnisses fest so dass die Fruumlhtraumatisierten im spaumlteren Leben
ganz besonders stressempfindlich und anfaumlllig fuumlr psychosomatische Erkrankungen werden
(Hollmann 2004 35)ldquo
40-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
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Tab 220 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung Regelmaumlszligige BewegunghellipIv staumlrkt das Immunsystem
Das Institut fuumlr Dokumentation und Information Sozialmedizin und oumlffentliches
Gesundheitswesen hat bereits Ende der 80er Jahre festgestellt dass es in den ersten fuumlnf
Lebensjahren zu einer deutlichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes von Kindern
gekommen ist
bdquoBei 28829 Kindern in Kindergaumlrten wurden 18880 medizinisch auffaumlllige Befunde festgestellt das
sind 65 aller Kinder 22 davon mussten aumlrztlich behandelt werden (IDIS 1988 1989) Dabei
hatten 20 Haltungsschwaumlchen und mehr als 15 Bewegungsstoumlrungenldquo (Zimmer 2003 54)
Bewegungsgewohnheiten im Lebenslauf stabilisieren und habitualisieren sich dabei in zwei
Richtungen Ein Teil der Jugendlichen integriert regelmaumlszligige Bewegung in den Lebensentwurf
bei anderen Jugendlichen ndash wie beschrieben insbesondere bei sozial marginalisierten in
Stadtzentren (vgl Kap 211) ndash habitualisiert sich koumlrperliche Inaktivitaumlt und korreliert dann
weitaus haumlufiger mit weiteren Risikofaktoren bdquoKoumlrperlich inaktive Jugendliche sind haumlufiger
uumlbergewichtig rauchen vermehrt und sitzen laumlnger vor dem Fernseherldquo (Lampert Starker amp
Mensink 2006 57) Schaffrath Rosario und Kurth weisen folgerichtig eine sich im Lebenslauf
stabilisierende Korrelation von niedrigem Sozialstatus und Adipositas nach (2006 16)
Tab 221 Haumlufigkeit Adipositas in Abhaumlngigkeit von Sozialstatus
(Schaffrath Rosario amp Kurth 2006 16)
Folgt man Hurrelmann der eine Steuerungsfunktion der Bewegung auf den gesamten
Stoffwechselhaushalt die Sinneskoordination und das natuumlrliche Hungergefuumlhl
beschreibt (2004 29) reihen sich auch Houmlllings und Schlacks Forschungsergebnisse
(2006 25) bzgl wesentlich staumlrker verbreiteter Essstoumlrungen bei sozial Benachteiligten
in die allgemeine Befundlage
41-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
41
Tab 222 Essstoumlrungen nach sozialem Status und Schultyp
(Houmllling amp Schlack 2006 S25)
Bei sozial besser gestellten Kindern hingegen bestehen haumlufig mehrere sportliche
Freizeitengagements sowie oft die gleichzeitige Einbindung in kuumlnstlerisch-musische
Faumlhigkeiten anbahnende Angebote die fuumlr Kinder aus benachteiligten Familien eine zu groszlige
Ressourcenhuumlrde darstellen (vgl Schmidt 2003) Bei einigen Kindern entstehen dann
allerdings bereits in diesem Alter Stressphaumlnomene Mit diesem Phaumlnomen erklaumlren einige
Wissenschaftler neben der uumlbersteigerten Hygienehypothese die groumlszligere Latenz sozial besser
gestellter Kinder zu psychosomatischen Erkrankungen (bspw Hurrelmann 2004 27) wie
bspw Asthma oder Neurodermitis
Tab 223 Verbreitung von Neurodermitis nach sozialenkulturellen und geographischen Determinanten
(Schlaudraff amp Thierfelder 2006 34)
42-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
42
Hintergrund 214g Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Allergien
Allergien haben stark zugenommen (vgl Burr 1993 Heudorf 1997) Hurrelmann und
Bruumlndel schaumltzen dass 30 aller Kinder an einer Uumlberempfindlichkeit gegenuumlber
Umgebungsstoffen leiden (vgl 1996 265) Dabei zeigt sich mit einer niedrigeren laumlndlichen
Auspraumlgungsrate eine Stadt-Land Divergenz (Heudorf 1997)
bdquoZunehmend wird die Schadstoffbelastung der Luft des Wassers und des Bodens als ursaumlchlich
erkannt Umstritten ist welchen Stellenwert psychische Faktoren haben Zunehmend setzt sich aber
die Erkenntnis durch dass nervoumlse Impulse das Immunsystem des Koumlrpers beeinflussenldquo
(Hurrelmann und Bruumlndel 1996 266)
Damit deutet sich ein Zusammenhang mit Bewegungsmangel an Wird der Koumlrper haumlufig
audiovisuell in eine Alarmbereitschaft versetzt und die aufgebaute Spannung nicht wie
genetisch vorgesehen durch motorische Bewegung abgebaut kommt es zu
Ungleichgewichtszustaumlnden die Allergien beguumlnstigen (J1)
Tab224 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Regelmaumlszligige und richtig dosierte Bewegung kannhellipJu Allergien verhindern
Hintergrund 214h Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Diabetes mellitus
Die so genannte Zuckerkrankheit entsteht durch einen Mangel an Insulin welches die
Einschleusung von Traubenzucker in die Koumlrperzellen unterstuumltzt Typ II des Diabetes der erst
in spaumlteren Lebensjahren auftritt ist durch moderate Bewegung und Ernaumlhrungsdisziplin zu
verhindern denn regelmaumlszligige Ausdauerleistungen senken den Insulinbedarf bei gleichzeitig
Verbesserung der Insulinwirkung (J3) Bei heutigen Kindern stimmt haumlufig die Balance
zwischen Kalorienzufuhr und -verbrauch nicht mehr uumlberein weil gleichzeitig suumlszliger salziger
und fettiger gegessen wird und das Bewegungsengagement abgenommen hat (vgl Hurrelmann
2004 25) Neben Bewegungsmangel und Fehlernaumlhrung wird der so genannte Alterszucker
auch durch bdquohellipgenetische Faktoren Virusinfektionen Prozesse des koumlrpereigenen
Immunsystems und Streszligsituationenhellipldquo (Hurrelmann und Bruumlndel 1996 267) beguumlnstigt
Hollmann beschreibt bei chronischem Bewegungsmangel den empirisch nachgewiesenen
Zusammenhang mit Adipositas (J5) und Bluthochdruck (2004 38)
43-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
43
bdquoDer Bewegungsmangel in Verbindung mit Fernsehen und Computerspielen stellt die
Hauptkomponente fuumlr den wachsenden Prozentsatz uumlbergewichtiger Kinder und Jugendlicher dar
Bis zu 40 der heutigen Schulkinder sind uumlbergewichtig 17 der Brandenburger
Grundschulkinder haben bereits Stoffwechselstoumlrungen im Sinne erhoumlhter Cholesterin- und
Triglyzeridwerte 8-12 der Kinder zeigen erhoumlhte Blutdruckwerte dominierend als Folge des
Uumlbergewichts Damit werden bereits im Kindes- und Jugendalter die Weichen gestellt fuumlr diejenigen
der spaumlteren Stoffwechselkrankheiten welche unserer Gesellschaft die meisten Mittel abverlangen
Diabetes und Hypertonie Aus der momentanen Betrachtungssicht muss damit gerechnet werden
dass in kuumlnftigen Jahren und Jahrzehnten die Kategorien bdquoStoffwechselkrankheiten insbesondere
bdquoDiabetesldquo und bdquoHypertonieldquo betraumlchtlich anwachsen werden hellip Im Frankfurter Raum
durchgefuumlhrte Untersuchungen ergaben einen Anstieg der uumlbergewichtigen Kinder von 1976 bis
1996 von 165 auf 313ldquo (Hollmann 2004 40 f)
Tab 225 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Regelmaumlszligige und richtig dosierte Bewegung kannhellipJw das Auftreten der erworbenen Zuckerkrankheit verhindernJy das Auftreten von Uumlbergewicht verhindern
Hintergrund 214i Verbindungslinien von Bewegungsmangel und psychosomatischen Krankheiten
Hierzu zaumlhlen Erkrankungen bdquohellipdie mit einer koumlrperlichen Symptomatik und einem fassbaren
koumlrperlichen Befund einhergehen bei denen jedoch psychische Einfluumlsse als Ursache
Teilursache oder den Krankheitsprozess aufrechterhaltende Faktoren vorliegenldquo (Hurrelmann
und Bruumlndel 1996 268) Die Entstehungsgeschichte ist komplex bdquoVoraussetzung fuumlr einen
angemessenen Zugang zu psychosomatischen Krankheiten bei Kindern ist ein Abruumlcken vom
individuumsorientierten symptom- und krankheitszentrierten Denken zum
beziehungsorientierten oumlkologischen und systemischen Denken Das Individuum und seine
Beschwerden lassen sich nicht unabhaumlngig vom Lebenskontext und von den sozialen
Beziehungen verstehen in denen sie entstanden sindldquo (ebd)
Die Krankheitsbilder psychosomatischer Erkrankungen aumluszligern sich am haumlufigsten in Form von
Neurodermitis (J4) und Bronchialasthma (J2) (vgl ebd)
Tab 226 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Regelmaumlszligige und richtig dosierte Bewegung kannhellipJvdas Auftreten von Bronchialasthma verhindernJxhellipdas Auftreten von Neurodermitis verhindern
44-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
44
Hintergrund 214j Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Neurodermitis
Bei Neurodermitis (J4) treten an bestimmten Hautarealen (insbesondere Hautfalten -beugen)
juckende Veraumlnderungen auf Jedes 20 Vorschulkind ist davon betroffen In der Regel ist das
bdquohellipEinsetzen und Wiederauftreten der Hautveraumlnderungen deutlich mit emotionalen
Belastungssituationen verbundenldquo (Hurrelmann und Bruumlndel 1996 269) Bewegung kann
besonders als Entspannungs- und emotionale Aufheiterungsressource eingesetzt und mit
weiteren salutogenen Faktoren (Reizklima) kombiniert werden um die Dauer zwischen so
genannten akuten Schuumlben zu verlaumlngern und die Schuumlbe selbst zu verkuumlrzen Hiervon sind
wie auch bei dem Auftreten von Bronchialasthma (siehe 214k) als einzige Ausnahme
haumlufiger sozial besser gestellte Kinder betroffen (siehe auch Tab 223)
Hintergrund 214k Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Bronchialasthma
Bronchialasthma (J2) aumluszligert sich in periodischen Anfaumlllen von (empfundenen)
Erstickungsanfaumlllen die durch verkrampfte und verschleimte Bronchien entstehen Etwa jedes
20 Kind ist betroffen Beguumlnstigt wird die Erkrankung auszliger durch genetische Veranlagung
Allergien und verschleppte Erkrankungen der Atmungsorgane auch durch psychische
Belastungen bdquoAsthma ist ein (seltenes) Beispiel fuumlr eine staumlrkere Belastung bei oumlkonomisch
und sozial bevorzugten Kindernldquo (Hurrelmann 2004 27) Hollmann verweist ebenfalls auf
das Auftreten von Asthma im Zusammenhang mit Allergien und verweist auf die lindernde
Bedeutung von Bewegung im Medium Wasser mit einer Temperatur uumlber 27degC wegen der
entkrampfenden Wirkung und der hohen Luftfeuchtigkeit Er empfiehlt die Bevorzugung
kurzer an Stelle ausdauernder Belastung (vgl 2004 42) und weist darauf hin dass bdquohellip
experimentelle Befunde mit Uumlberpruumlfung von Atmungs-Leistungswerten (Atemstoszligtest
maximale exspiratorische Atemstromstaumlrke) beweisen dass durch Trainingsmaszlignahmen
genannter Art die pathologischen Befunde verbessert werden koumlnnenldquo (ebd) (b6) Bedeutsam
sind ebenso die Beruumlcksichtigung der Entspannungs- und Ruhedimension der Bewegung die
Vermittlung von Atemhilfsmuskulatur aktivierenden Koumlrperhaltungen das Bereithalten
entkrampfender Sprays und ein habitualisiert ruhiger Umgang mit Anfaumlllen
Hintergrund 214l Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Adipositas
Jedes fuumlnfte Kind neigt zu Fettleibigkeit (vgl Hurrelmann und Bruumlndel 1996 270) Je nach zu
Grunde gelegten Normwerten sprechen Wissenschaftler heute sogar von bis zu 40 der
Schulkinder (bspw Hollmann 2004 40) Neben seltenen genetischen Anlagen und Hinweisen
zum Zusammenhang von Uumlbergewicht durch Nicht-Stillen (Kries 1999) sind
45-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
45
Bewegungsmangel (von den Eltern) uumlbernommenes Ernaumlhrungsfehlverhalten (zu vielzu
einseitig) sowie Stressbewaumlltigung durch Nahrungsaufnahme ursaumlchlich Die taumlgliche
Bewegungszeit haumlngt signifikant mit Fettleibigkeit zusammen Bewegung erhoumlht den
zusaumltzlichen Kalorienbedarf und durch Erhoumlhung des Anteils des Muskelgewebes den
Kaloriengrundumsatz des Koumlrpers Die fruumlhzeitige Bekaumlmpfung des Uumlbergewichts ist
besonders wichtig da die Problematik in der Regel kumuliert Ist das Kind durch
Bewegungsmangel bspw wegen eines Bewegung einschraumlnkenden Wohnumfeldes zu dick
tendiert es generell zu weiterem Bewegungsmeidungsverhalten weil die individuelle
Bewegungsschwelle steigt Selbst einfache Herausforderungen sind durch eingeschraumlnkte
Bewegungsfreiheit und das houmlhere Gewicht anstrengender Das Kind begibt sich selbst auf ein
unsicheres Terrain befuumlrchtet Verletzungen oder auch Spott An die Stelle der
Stressbewaumlltigung tritt Stress der verstaumlndlicherweise bevorzugt uumlber bewaumlhrte Rituale (Essen
Medien) abgebaut wird Eine alleinige Gewichtsreduzierung durch Ernaumlhrungsdisziplin fuumlhrt in
der Regel zu einem Abbau von Muskelmasse und nicht von Koumlrperfett
bdquoEinschlaumlgige Untersuchungen ergaben hochsignifikante Gewichtszunahmen zB bei Fernsehen
von mehr als 25 Stunden pro Tag oder gar 4 Stunden pro Tag Die in muskulaumlrer Aktivitaumlt
verbrachten Stunden haben sich von 1986 bis 1995 in Deutschland um 36 vermindert obwohl
bereits zum Ausgangszeitpunkt 1986 das Fernsehen eine betraumlchtlich sitzend verbrachte Zusatzzeit
bedingt hatteldquo (Hollmann 2004 40)
bdquoEntscheidend fuumlr das Uumlbergewicht ist letztendlich dass der Energieumsatz bei uumlbergewichtigen
Kindern deutlich niedriger liegt als bei normalgewichtigen Bereits bei 4-6 Monate alten Saumluglingen
laumlsst sich nachweisen dass die dicksten Saumluglinge sich am wenigsten bewegen also den geringsten
Kalorienverbrauch aufweisen Uumlbergewicht und Bewegungsmangel bilden einen bdquoCirculus
vituosusldquo So beguumlnstigt Bewegungsmangel einerseits die Entstehung von Uumlbergewicht ist aber
auch andererseits die Folge von Uumlbergewichtldquo (Cicurs Ferie amp Langer 2004 48)
Besonders geeignet zur Gewichtsreduzierung sind Ausdauerbelastungen (G 6) die groszlige
Muskelgruppen ansprechen (vgl bspw Cicurs Ferie amp Langer 2004 48) Regelmaumlszligige
Bewegung optimiert die langfristige Gewichtskontrolle (J5) (vgl bspw Boeck-Behrens
Buskies 2000a 20)
46-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
46
Tab 227 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56-jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werdenG Ausdauerfaumlhigkeit (bspw uumlben laumlngere motorische Beanspruchungen auszuhalten)
Regelmaumlszligige und richtig dosierte Bewegung kannhellipJy das Auftreten von Uumlbergewicht verhindern
Hintergrund 214m Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Wahrnehmungsstoumlrungen
Die Wahrnehmung geschieht durch Informationsverarbeitungsprozesse die insbesondere durch
Bewegungsvorgaumlnge angesprochen werden Beteiligt sind unterschiedliche Sinnsysteme wie
die visuelle- taktile- auditive oder kinaumlsthetische Modalitaumlt Diese harmonieren in enormer
Geschwindigkeit und ermoumlglichen an die Umwelt angepasste und situationsspezifisch
antizipierte Handlungen Sind die Wahrnehmungssysteme in ihrem Zusammenspiel oder im
Einzelnen gestoumlrt kommt es zu Stoumlrungen der Informationsverarbeitung bis hin zu
ldquoWahrnehmungsloumlchernldquo Diese Stoumlrungen muumlssen nicht mit den sonstigen
Intelligenzleistungen eines Kindes korrelieren
bdquoFehlsteuerungen der Sinneskoordination sind auf die heute vorherrschende sitzende Beschaumlftigung
in Schule Ausbildung und Freizeit ebenso zuruumlckzufuumlhren wie auf die einseitige Nutzung von
elektronischen Medien Hierbei kommt es zu einer einseitigen Stimulierung des Houmlrsinns und des
Sehsinnshellipldquo (Hurrelmann 2004 26)
Stoumlrungen manifestieren sich bspw in der Reizselektion (H3 H2) (bspw kann das Kind die
Stimme der ErzieherIn im Stimmengewirr nicht wahrnehmen) der Reizunterscheidung (H1)
(bspw kann das Kind einzeln vorgespielte Tierstimmen nicht unterscheiden) oder aber auch in
der Wahrnehmung der eigenen Koumlrpergrenze in koordinativen Faumlhigkeiten (G9) wie das
Gleichgewicht (G1) zu halten die Koumlrpergrenze wahrzunehmen oder Kopplungsfaumlhigkeiten
(Auge-Hand-Koordination Augen-Folge-Bewegungen oder Fixationsfaumlhigkeit) (G4)
Motorische Stoumlrungen die mit der Wahrnehmung zusammen haumlngen bezeichnet man als
sensomotorische Stoumlrungen Waumlhrend die allgemeine motorische Entwicklungsruumlckstaumlndigkeit
sowie bereichsuumlbergreifende motorische Teilleistungsstoumlrungen haumlufig auf eine stimuliarme
Bewegungssozialisation zuruumlckzufuumlhren und durch kompensierende Bewegungsangebote
positiv beeinflussbar sind (vgl Zimmer 2001) sind Teilleistungsstoumlrungen die sich nur auf ein
einzelnes Teilgebiet der Wahrnehmung beziehen anscheinend meist uumlber Fehlfunktionen im
Hirn (cerebrale Dysfunktionen) veranlasst und durch Bewegung allein nicht therapierbar
47-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
47
Die exakte Diagnostik ist ExpertInnenangelegenheit ErzieherInnen sollten Symptome kennen
und als Netzwerk zwischen Eltern und diagnostizierenden SpezialistInnen fungieren
Tab 228 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56-jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werdenHu Houmlrfaumlhigkeit (uumlben unterschiedliche Geraumlusche wahrzunehmen)Hv Richtungshoumlren (bspw houmlren uumlben aus welcher Richtung ein Geraumlusch kommt)Hw Geraumluschdiskrimination (uumlben etwas aus einem bdquoGeraumluschsalatldquo herauszuhoumlren)
Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56-jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werdenG Gleichgewichtssinn (uumlben auf einem Bein zu stehenauf einer Linie zu balancieren)G Bewegungskombinationen (bspw beim Laufen ploumltzlich seitlich ausweichen)G Gesamtkoumlrperkoordination (bspw ruumlckwaumlrts laufen lernen ganzheitl Beanspr)
Hintergrund 214n Verbindungslinien von Bewegungsmangel und ADHS
(Aufmerksamkeitsdefizithyperaktivitaumltssyndrom)
Bruumlhl unterscheidet drei Formen des ADHS die bei Kindern auftreten Eine Form zeichnet sich
durch vorwiegende Unaufmerksamkeit ohne Hyperaktivitaumlt (9) aus eine weitere durch
impulsive Hyperaktivitaumlt (39) die dritte ist eine bdquoMischtformldquo (48) von insgesamt 179
betroffener Kinder eines Altersjahrgangs (vgl Bruumlhl u a 2000)
Ob das Verhalten eines Kindes als hyperaktiv bezeichnet wird haumlngt in groszligem Maszlige von der
individuellen Wahrnehmungsschablone des betreuenden Erwachsenen ab In der Regel sind so
genannte uumlberaktive Kinder koumlrperlich voumlllig gesund und fallen durch motorische Unruhe auf
Trott (1993) unterscheidet Primaumlrsymptome wie motorische Unruhe
Konzentrationsschwierigkeiten schnelle Ablenk- und Erregbarkeit niedrige
Frustrationstoleranzgrenzen und uumlberschnelles Agieren von Sekundaumlrsymptomen als sich aus
dem Verhalten ergebende Folgeprobleme wie gestoumlrte soziale Beziehungen auffaumllliges
Verhalten und Schulschwierigkeiten Gesicherte medizinische Erkenntnisse uumlber ADHS liegen
allerdings bis heute nicht vor (Reth-Scholten amp Tomcyk 2004)
Hartmann sieht durch die einseitig gesteigerte Aufmerksamkeit und das erhoumlhte
Aktionspotential die nachweislich durch entsprechende Hormonproduktion veranlasst sind
sogar einen unter fruumlheren Lebensbedingungen evolutionaumlren Vorteil So beguumlnstige ADHS
den idealen Jaumlger benachteilige aber unter den heute in komplexen Alltagsbedingungen
permanent abwaumlgen muumlssenden Entscheider (2001)
Haumlufig werden betroffene Kinder medikamentoumls behandelt obwohl motorische Foumlrderung
Austoben bzw Entspannungsverfahren und -techniken sowie gezielte Elternberatung haumlufig
eine nachhaltigere und substitutionsfreie Alternative darstellen koumlnnen So schlaumlgt Beudels vor
48-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
48
dem Bewegungsdrang dieser Kinder statt zu geben bspw durch reglementiertes Ringen und
Raufen Denn solche dem gesteigerten Bewegungsdrang gerecht werdenden
Bewaumlltigungsformen schaffen gleichzeitig Selbstwirksamkeitserlebnisse (2004 140)
Individuell abgestimmte Bewegung kann ADHS uU zuumlgeln (J7) und so diesbezuumlglichen
Medikamentenkonsum unnoumltig machen (J8)
Tab 229 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Regelmaumlszligige und richtig dosierte Bewegung kannhellipJ das Auftreten eines Aufmerksamkeitshyperaktivitaumltssyndroms verhindernJ| regelmaumlszligigen Medikamentenkonsum unnoumltig machen
Hintergrund 214o Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Lese-Rechtschreib-
Stoumlrungen
Etwa jedes sechste Grundschulkind leidet an einer Lese-Rechtschreib-Stoumlrung Sie steht haumlufig
in Zusammenhang mit einer visuellen und auditiven Differenzierungsschwaumlche sowie mit einer
verzoumlgerten Sprachentwicklung die u a mit unterschiedlichen Lernerfahrungen und
unterschiedlichen Lebenswelten korreliert Dabei gelten Lesen und Schreiben neben Rechnen
als signifikant Schullaufbahn moderierende Faumlcher Im Vorschulbereich ist die Optimierung
der Bewaumlltigung auditiver (H1 H2 H3) und visueller Selektionsaufgaben (H5) ideal Das kann
besonders gut durch psychomotorische Spielformen geschehen bspw durch die
Versprachlichung von Bewegungseindruumlcken sowie visuelle und auditive
Differenzierungsspiele (B7) Solche Sprachspiele bieten kompensatorische und
fruumlhdiagnostische Hilfen (Jansen ua 1994)
Tab 230 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56-jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werdenHu Houmlrfaumlhigkeit (uumlben unterschiedliche Geraumlusche wahrzunehmen)Hv Richtungshoumlren (bspw houmlren uumlben aus welcher Richtung ein Geraumlusch kommt)Hw Geraumluschdiskrimination (uumlben etwas aus einem bdquoGeraumluschsalatldquo rauszuhoumlren)H Kinaumlsthetik (bspw uumlben ohne Sichtkontrolle Koumlrperstellungen einzuschaumltzen)
Ein von Bewegungsmangel betroffenes KindhellipBhelliphat oumlfter Sprachentwicklungsprobleme als sich bewegende Kinder
Hintergrund 214p Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Rechenstoumlrungen
Die so genannte Dyskalkulie ist in etwa so haumlufig im Grundschulalter anzutreffen wie Lese-
Rechtschreibstoumlrungen bdquoLernstoumlrungen im Rechnen sind da in geringerem Maszlige isolierbar
hellip sehr viel schwerer zu erfassen als zum Beispiel in der Rechtschreibung hellip Man vermutet
49-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
49
hinter der Rechenschwaumlche hellip grundlegende Stoumlrungen im Wahrnehmungsbereich und zwar
in der Erfassung raumlumlicher Beziehungen der Rechts-Links-Orientierung und des
Koumlrperschemasldquo (Hurrelmann Bruumlndel 1996 S 278) Dies weist auf einen Zusammenhang
mit (fehlenden) Experimentiermoumlglichkeiten zur Verbesserung der Raumorientierung als
Grundlage des abstrakt mathematischen Denkens hin Der Kindergarten muss jederzeit
groszligraumlumige Experimentiermoumlglichkeiten (G3 K2 N2 b18) anbieten bspw durch
Koumlrperdrehungen Schwerkraftexperimente Lagebeschreibungen im freien Raum
Tab 231 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56 Jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werdenG grobmotorische Bewegungsformen (raumgreifendes Laufen Huumlpfen Armkreisen)
Ich verstehe unter Bewegung ein Medium hellipKv zur (Er-)Forschung (Umwelt Materialien)
Offene Bewegungsangebote zeichnen sich dadurch aus dasshellipN der Bewegungsraum immer nur fuumlr einige Kinder zugaumlnglich ist (umc)
Tab 232 Zusammenfassung kapitelrelevanter Strukturfragen
18 b18 Hat Ihre Einrichtung einen Bewegungs-raum Wenn ja schaumltzen Sie bitte die Groumlszlige
uml neinuml ja mit einer Groumlszlige von ca ___msup2
Hintergrund 214q Verbindungslinien von Bewegungsmangel und uumlbermaumlszligiger Angst
Im Vorschulalter existiert haumlufig die so genannte Trennungsangst von den Eltern Die Angst
vor neuen Eindruumlcken fremden Kindern und damit verbundenen Herausforderungen kann
Ursache eines sich selbst verstaumlrkenden negativen Motivationsprozesses auf Grund eines nicht
ausreichenden realistischen Selbstkonzept durch Eindrucksarmut oder auch durch einen
uumlberbehuumltenden Erziehungsstil seitens der Eltern sein Wichtig ist es dann dem Kind einen
eigenen Erfahrungshorizont zu ermoumlglichen Wie bereits mehrfach gezeigt hat die Bewegung
besonders im Vorschulalter bzgl sozialer Kontaktaufnahme (G5 K5) als auch als
Explorationsinstrument herausragende Bedeutung
Tab 233 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56 Jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werdenG soziales Verhalten (Partneruumlbungen Gruppenuumlbungen Kooperationsspiele etc)
Ich verstehe unter Bewegung ein Medium hellipKy zur sozialen Kontaktaufnahme (miteinander spielen)
50-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
50
Hintergrund 214r Verbindungslinien von Bewegungsmangel und Medikamenten- und
Drogenkonsum
Regelmaumlszligiger Medikamentenkonsum setzt bei Kindern schon ab der Grundschule ein um
Kinder leistungsfaumlhiger zu machen den Schulbesuch gesundheitlich angeschlagener Kinder zu
ermoumlglichen oder um verhaltensauffaumlllige Kinder ruhiger zu stimmen
Mit Beginn der Schule wird bereits jedes fuumlnfte Kind mindestens einmal woumlchentlich von den
Eltern mit Medikamenten bdquoversorgtldquo (vgl Hurrelmann Bruumlndel 1996 282)
Medikamentenkonsum im Kindergarten ist nur bezuumlglich der ADHS weit verbreitet
Diesbezuumlglicher Konsum kann ndash wie o b ndash u U durch Bewegung unnoumltig gemacht werden
Tab 234 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Regelmaumlszligige und richtig dosierte Bewegung kannhellipJ| regelmaumlszligigen Medikamentenkonsum unnoumltig machen
51-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
51
22 Institutionelle Betrachtung des Kindergartens und Legitimation der
Bewegungserziehung
PWegweiser P
Die vorangegangenen Ausfuumlhrungen haben verdeutlicht dass Bewegungsmangel nicht ein
anthropologisch begruumlndetes Phaumlnomen ist bei dem die Kinder von sich heraus den Drang
zur Bewegung verloren haben Vielmehr sind veraumlnderte Lebensbedingungen fuumlr die
gestiegene Problematik verantwortlich
Der Kindergarten bietet sich besonders als Ort fuumlr die Kompensation von Bewegungsmangel
an da er Kinder fruumlh und somit in einer vergleichsweise praumlgenden Phase erreicht So
koumlnnen Kinder rechtzeitig vor bewegungsmangelbedingten Schaumlden bewahrt werden Als
erste Sozialisationsinstanz auszligerhalb der Familie hat der Kindergarten ein herausgehobenes
Mandat paumldagogisch positiv auf die Kinder einzuwirken So koumlnnen und muumlssen die
veraumlnderten Lebensbedingungen beruumlcksichtigt (bspw verloren gegangene
Bewegungsflaumlchen und Sozialerfahrungen) und ressourcenoptimiert kompensiert werden
Verglichen mit Freizeitangeboten ist der Kindergarten abgesehen von Unterschieden die
durch die sozialgeographische Lage und Elternengagement begruumlndet sind ndash schwach sozial
selektiv Er beansprucht keine zusaumltzlichen Nachmittagstermine und kann den haumlufig sozial
selektiv bedingten Bildungs- (vgl Pisa Studie statistisches Landesamt 2005) und
Gesundheitschancen entgegenwirken Dabei besitzt er eine hohe Inklusionskraft
bdquoIn Deutschland ist der Kindergartenbesuch inzwischen zum selbstverstaumlndlichen Ereignis
geworden Der Statistik zufolge standen am Stichtag 31121998 von uumlber drei Millionen Plaumltzen
in etwas uumlber 48000 vorschulischen Einrichtungen immerhin 80 Prozent fuumlr Kinder im Alter
zwischen drei und sechs Jahren bereitldquo (Fried u a 2003 7)
Der Kindergarten kann im Sinne sozialraumlumlicher Orientierung Einfluss auf das oumlkologische
Umfeld der Einrichtung nehmen (bspw Anwohner Eltern strukturelle Bedingungen des
Umfeldes verwandte Institutionen wie solche im Bereich Diagnostik Medizin oder
Vereinswesen) Indem er sich als Netzwerk versteht das mit anderen Institutionen
zusammen arbeitet kann auch den veraumlnderten Lebensbedingungen auszligerhalb des
Kindergartens entgegengewirkt werden
Im Folgenden wird beleuchtet inwiefern Bewegungserziehung und der gesetzliche Auftrag
des Kindergartens (221) sowie Bewegungserziehung und der Kindergarten verstanden als
Fundament des Bildungssystems (222) in Einklang stehen
52-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
52
221 Der gesetzliche Auftrag des Kindergartens und Legitimation der
Bewegungserziehung
Hintergrund 221a Der gesetzliche Auftrag des Kindergartens auf Bundesebene und
Verbindungslinien zur Bewegungserziehung
Der gesetzliche Auftrag des Kindergartens wird sowohl auf Bundes- als auch auf Laumlnderebene
formuliert Bewegungserziehung hat zahlreiche Anknuumlpfungspunkte an die
Auftragsformulierungen
In sect 22 bdquoGrundsaumltze der Foumlrderung von Kindern in Tageseinrichtungenldquo im Sozialgesetzbuch
(SGB) Achtes Buch (VIII) bdquoKinder und Jugendhilfeldquo finden sich die leitenden Bestimmungen
des Bundes (siehe jeweils Blocksatz)
bdquo(1) In Kindergaumlrten Horten und anderen Einrichtungen in denen sich Kinder fuumlr einen Teil
des Tages oder ganztags aufhalten (Tageseinrichtungen) soll die Entwicklung des Kindes zu
einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfaumlhigen Persoumlnlichkeit gefoumlrdert werdenldquo
(Moskal Foumlrster 1999 247)
Diesem Auftrag wird Bewegung durch ihre personale und soziale Bedeutung gerecht
Bewegung ermoumlglicht uumlber unmittelbare Koumlrpererfahrungen die effektivste und urspruumlnglichste
Grundlage des sich selber kennen lernens Sie ermoumlglicht Ruumlckschluumlsse uumlber eigene Staumlrken
und Schwaumlchen und offenbart unmittelbare Konsequenzen eigenen Handelns Die soziale
Komponente der Bewegung kommt in verschiedenen Spiel- und Aushandlungsformen zum
Ausdruck Kinder spielen mit- und gegeneinander geben nach und setzen sich durch handeln
Regeln aus entwickeln diese weiter sie erleben sich als Urheber lehrende und lernende
Individuen (vgl Zimmer 2001 15f)
bdquo(2) Die Aufgabe umfasst die Betreuung Bildung und Erziehung des Kindes Das
Leitungsangebot soll sich paumldagogisch und organisatorisch an den Beduumlrfnissen der Kinder und
ihrer Familien orientierenldquo (Moskal Foumlrster 1999 247)
Vor dem Hintergrund veraumlnderter Lebensbedingungen (Verlust von Streifraumlumen
Alternativattraktivitaumlt medialer Unterhaltung) und der damit unterschiedlichen und geringeren
Chance fuumlr Selbstwirksamkeitserlebnisse (vgl 211 212 213) bekommt die Bewegung als
unmittelbares Ruumlckmeldeinstrument eine herausgehobene Bildungs- und Erziehungsbedeutung
fuumlr den Kindergarten (siehe auch Kap 22) Vieles was fruumlher die normale
Bewegungssozialisation im nahen Wohnumfeld leistete muss insbesondere in Stadtzentren an
53-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
53
den Kindergarten delegiert werden Dabei muss Bewegung als ganzheitlich verstanden und
interpretiert werden Die Erzieherinnen muumlssen sich also der personalen sozialen produktiven
ex- und impressiven explorativen komparativen und adaptiven Funktion der Bewegung (vgl
Zimmer 2001 15f) bewusst sein (K1-K9)
Tab 235 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Ich verstehe unter Bewegung ein Medium hellipKuhellipzur Fortbewegung (Gehen Laufen) (umc)Kvhellipzur (Er-)Forschung (Umwelt Materialien)Kwhellipfuumlr besondere Gefuumlhlseindruumlcke (bspw beim bdquogesichertenldquo freier Fall etc)Kxhellipfuumlr Gefuumlhlsausdruumlcke (bspw Pantomime)Kyhellipzur sozialen Kontaktaufnahme (miteinander Spielen)Kzhellipzum Vergleich von Faumlhig- und Fertigkeiten der Kinder untereinanderKhellipzur ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge (Praumlvention von Krankheiten etc)K|hellipzur realistischen Einschaumltzung eigener FaumlhigkeitenKhellipzur Herstellung emotionaler Ausgeglichenheit
bdquo(3) Bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben sollen die in den Einrichtungen taumltigen Fachkraumlfte
und andere Mitarbeiter mit den Erziehungsberechtigten zum Wohl der Kinder
zusammenarbeiten Die Erziehungsberechtigten sind an den Entscheidungen in wesentlichen
Angelegenheiten der Tageseinrichtung zu beteiligenldquo (Moskal Foumlrster 1999 247)
Da die sich staumlndig und immer schneller veraumlnderten Bedingungen des Aufwachsens
permanent neue Anforderungen an die Eltern stellen denen Institutionen durch arbeitsteilige
und ressourcenoptimierte Wissensbuumlndelung professioneller begegnen koumlnnen haben Sie den
Auftrag Eltern als erste und bedeutsamste Sozialisationsinstanz der Kinder zu beraten
Ebenso muumlssen sie die Anliegen der Eltern beruumlcksichtigen und sie in Entscheidungsprozesse
des Kindergartens integrieren Gerade Bewegung bietet durch ihre zahlreichen
Erscheinungsformen eine Kommunikationsschnittstelle und ein Motivationspotential fuumlr
integrierende Elternarbeit mit Anschlussoptionen fuumlr sozialraumlumliche Stadtteilarbeit
Hintergrund 221b Der gesetzliche Auftrag des Kindergartens auf Landesebene und
Verbindungslinien zur Bewegungserziehung
Die laumlnderhoheitlichen Ergaumlnzungen NRWs regelt der sect2 des GTK [Gesetz uumlber
Tageseinrichtungen fuumlr Kinder (siehe jeweils Blocksatz)]
bdquo(1) Der Kindergarten ist eine sozialpaumldagogische Einrichtung und hat neben der
Betreuungsaufgabe einen eigenstaumlndigen Erziehungs- und Bildungsauftrag als
Elementarbereich des Bildungssystemsldquo (Moskal Foumlrster 1999 15f)
54-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
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Hier wird der Kindergarten als Jugendhilfeeinrichtung von der Schule abgegrenzt
Bezuumlglich der Rolle der Bewegung im eigenstaumlndigen Erziehungs- und Bildungsauftrag
gelten die gleichen Aussagen wie auf der vorherigen Seite unter sect 22 bdquoGrundsaumltze der
Foumlrderung von Kindern in Tageseinrichtungenldquo im Sozialgesetzbuch (SGB) Achtes Buch
(VIII) bdquoKinder und Jugendhilfeldquo (2)
bdquo(2) Der Kindergarten hat seinen Erziehungs- und Bildungsauftrag im staumlndigen Kontakt mit
der Familie und deren Erziehungsberechtigten durchzufuumlhren und insbesondere
1 hellipdie Lebenssituation jedes Kindes zu beruumlcksichtigenldquo (Moskal Foumlrster 1999 15f)
Hier spielt die individuelle Bezugsnormorientierung eine herausragende Rolle Diese laumlsst
sich im Vorschulalter besonders gut durch das Medium der Bewegung transportieren
Bewegungsherausforderungen besitzen den Vorteil dass sie anthropologisch angelegt sind
das Kind intrinsisch motivieren und Erfolg oder Misserfolg unmittelbar in der Sache selbst
zuruumlckmelden Um individuellen Niveaus entsprechen zu koumlnnen muumlssen
Bewegungsherausforderungen -angebote und -materialien variierbar sein Die individuelle
Bezugsnorm bzgl Bewegungsfertigkeiten kann besonders durch Beobachtung (D2 D3)
Entwicklungsuumlbersichten (D5) motorische Tests (D4 C1 ndash C9) ExpertInnenurteile (D7)
Hinweise von Eltern oder Angehoumlrigen (D8) und laufende Dokumentation (D9) ermittelt
werden Ziel ist es u a den gesamten motorischen Entwicklungsstand (D1) transparent zu
machen Abzulehnen ist hingegen der Vergleich mit dem durchschnittlichen Leistungsstand
der Gruppe (D6) da dies eine soziale Bezugsnormorientierung indiziert Besondere
Bedeutung hat bei diesem Paragraphen die explorative Funktion der Bewegung (vgl
Zimmer 2001 15f)
Tab 236 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Wird der motorische Entwicklungsstand jedes Kindes ihrer Gruppe eingeschaumltztD oJa oNeinDer motorische Entwicklungsstand wird eingeschaumltzt durchhellipD die Summe aller Beobachtungen vom KindD Beobachtungen vom Kind in speziellen BewegungssituationenD motorische Tests die Bewegungsfertigkeiten bewertenDy Entwicklungsuumlbersichten die altersabhaumlngig erwartbare Fertigkeiten beschreibenDz den Vergleich mit dem durchschnittlichen Leistungsstand der Gruppe (umc)D Expertenurteile von Personen die dafuumlr in die Einrichtung kommenD Hinweise von ElternAngehoumlrigen der KinderD unsere festgehaltenen Dokumentationen des motorischen Entwicklungsstandes
55-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
55
Tab 237 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Die Erfassung der Bewegungsfertigkeiten durch spezielle TestshellipC muss zum Alltag einer KiTaeines KiGa gehoumlrenC gehoumlrt nicht zu den Aufgaben einer ErzieherinC interessiert mich sehrC kann den genauen motorischen Entwicklungsstand des Kindes widerspiegeln (umc)C ist zu selten Element einer FortbildungC erlernte ich durch FachleuteC sollte immer nur mit einem Verfahren erfolgen (umc)C sollte lediglich als Orientierungshilfe dienenC ist eine Grundlage zur Ermittlung von Bewegungsschwaumlchen und -staumlrken
Im Folgenden wiederholen sich die Gesetzesformulierungen deshalb sei auf sich
anschlieszligende Funktionen der Bewegung hingewiesen
bdquo(2) Der Kindergarten hat seinen Erziehungs- und Bildungsauftrag im staumlndigen Kontakt mit
der Familie und deren Erziehungsberechtigten durchzufuumlhren und insbesondere
2 hellipdem Kind zur groumlszligtmoumlglichen Selbstaumlndigkeit und Eigenaktivitaumlt zu verhelfen
seine Lernfreude anzuregen und zu staumlrkenldquo (Moskal Foumlrster 1999 15f)
Hier knuumlpfen als analoge Bewegungsfunktion die personale produktive und explorative
Bedeutung der Bewegung (vgl Zimmer 2001 15f) an
bdquo(2) Der Kindergarten hat seinen Erziehungs- und Bildungsauftrag im staumlndigen Kontakt mit
der Familie und deren Erziehungsberechtigten durchzufuumlhren und insbesondere
3 hellipdem Kind zu ermoumlglichen seine emotionalen Kraumlfte aufzubauenldquo (Moskal Foumlrster
1999 15f)
Diesem Auftrag steht die expressive impressive und soziale Bedeutung der Bewegung
nahe (vgl Zimmer 2001 15f)
bdquo(2) Der Kindergarten hat seinen Erziehungs- und Bildungsauftrag im staumlndigen Kontakt mit
der Familie und deren Erziehungsberechtigten durchzufuumlhren und insbesondere
4 hellipdie schoumlpferischen Kraumlfte des Kindes unter Beruumlcksichtigung seiner individuellen
Neigungen und Begabungen zu foumlrdernldquo (Moskal Foumlrster 1999 15f)
In diesem Zusammenhang ist die produktive und expressive Funktion der Bewegung von
Bedeutung (vgl Zimmer 2001 15f)
56-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
56
bdquo(2) Der Kindergarten hat seinen Erziehungs- und Bildungsauftrag im staumlndigen Kontakt mit
der Familie und deren Erziehungsberechtigten durchzufuumlhren und insbesondere
5 dem Kind Grundwissen uumlber seinen Koumlrper zu vermitteln und seine koumlrperliche
Entwicklung zu foumlrdernldquo (Moskal Foumlrster 1999 15f)
Hier ist die adaptive personale und komparative Bedeutung der Bewegung besonders
bedeutsam (vgl Zimmer 2001 15f)
bdquo(2) Der Kindergarten hat seinen Erziehungs- und Bildungsauftrag im staumlndigen Kontakt mit
der Familie und deren Erziehungsberechtigten durchzufuumlhren und insbesondere
6 hellipdie Entfaltung der geistigen Faumlhigkeiten und der Interessen des Kindes zu
unterstuumltzen und ihm dabei durch ein breites Angebot von Erfahrungsmoumlglichkeiten
elementare Kenntnisse von der Umwelt zu vermittelnldquo (Moskal Foumlrster 1999 15f)
Hier bestehen Verbindungslinien zur personalen impressiven und explorativen Bedeutung der
Bewegung (vgl Zimmer 2001 15f)
(3) bdquoDer Kindergarten hat dabei die Aufgabe das Kind unterschiedliche soziale Verhaltensweisen
Situationen und Probleme bewusst erleben zu lassen und jedem einzelnen Kind die Moumlglichkeit zu geben
seine eigene soziale Rolle innerhalb der Gruppe zu erfahren wobei partnerschaftliches gewaltfreies und
gleichberechtigtes Miteinander insbesondere auch der Geschlechter untereinander erlernt werden soll
Die Integration behinderter Kinder soll besonders gefoumlrdert werden Behinderte und nicht behinderte
Kinder sollen positive Wirkungsmoumlglichkeiten und Aufgaben innerhalb des Zusammenlebens erkennen
und altersgemaumlszlige demokratische Verhaltensweisen einuumlben koumlnnen Auch gegenuumlber anderen Kulturen
und Weltanschauungen soll Verstaumlndnis entwickelt und Toleranz gefoumlrdert werdenldquo (Moskal Foumlrster
1999 15f)
Anschlussfaumlhige Bereiche sind die personale soziale impressive expressive und die
komparative Bedeutung der Bewegung (vgl Zimmer 2001 15f)
Tab 238 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Ich verstehe unter Bewegung ein Medium hellipKu zur Fortbewegung (Gehen Laufen) Kv zur (Er-)Forschung (Umwelt Materialien)Kw fuumlr besondere Gefuumlhlseindruumlcke (bspw beim bdquogesichertenldquo freier Fall etc)Kx fuumlr Gefuumlhlsausdruumlcke (bspw Pantomime)Ky zur sozialen Kontaktaufnahme (miteinander Spielen)Kz zum Vergleich von Faumlhig- und Fertigkeiten der Kinder untereinanderK zur ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge (Praumlvention von Krankheiten etc)K| zur realistischen Einschaumltzung eigener FaumlhigkeitenK zur Herstellung emotionaler Ausgeglichenheit
57-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
57
222 Institutionalisierte Bildung als das Thema der 2000er Bewegungserziehung und Bildung und Legitimation der Bewegungserziehung
P Wegweiser P
Verbindungslinien von Bildung und Bewegung sind empirisch bisher nur defizitaumlr untersucht
worden (vgl zB Keiner amp Vagt 2003)
In der aktuellen theoretischen Debatte kommt es zu sehr unterschiedlichen Definitionen des
Begriffes Bildung Der seit der Pisastudie sehr strapazierte und viel diskutierte
Bildungsbegriff wird auch innerhalb der Paumldagogik der fruumlhen Kindheit und der
Sportwissenschaft uneinheitlich verwendet und interpretiert Eine Festlegung oder Einigung
erfolgte bisher nicht
bdquoDerzeit existiert weder eine allgemein anerkannte Bildungsdefinition fuumlr den Elementarbereich
noch ein fest geschriebenes allgemein guumlltiges Bildungsverstaumlndnis das einer solchen
Bildungsdefinition zugrunde liegen koumlnnte Auch im Recht der Kinder auf Betreuung Bildung
und Erziehung das wir im Kinder- und Jugendhilfegesetz von 1991 (sect22 Abs 12) nachlesen
koumlnnen sucht der interessierte Leser vergebens nach einer naumlheren Bestimmung der Begriffe
bzw nach Vorschlaumlgen zu ihrer Realisierungldquo (Roux 2003 12f)
In vielen Laumlndern der Welt hat das staatliche Interesse an Bildung und Erziehung vor der
Regelschule zugenommen (OECD 2001) Grundmotivation dabei ist die optimale
Ausschoumlpfung von Bildungsressourcen als Antwort auf neue so genannte
Herausforderungen (globalisierte Weltwirtschaft mit erhoumlhtem Konkurrenzdruck
galoppierender Wandel der Lebensbedingungen)
Dabei muss vor einer rein volkswirtschaftlich motivierten Funktionalisierung von Bildung
gewarnt werden die Kindern lediglich einen Objektstatus zubilligt und auf die Effektivitaumlt
und Effizienz der spaumlteren Arbeitskraft abzielt Aktuelle Politikprogramme achten jedenfalls
auf die enge Passung von Bildungs- und Beschaumlftigungssystem und betreiben zunehmend
Bildungsoumlkonomie
Im Folgenden werden verschiedene Perspektiven auf Bildung und Bewegung aufgezeigt
Hintergrund 222 a Zur Historie des Bildungsbegriffes
Historisch wurzelt der Begriff Bildung in der Aufklaumlrungspaumldagogik und propagierte ndash
gegenteilig zum bildungsoumlkonomischen Paradigma ndash die Entfaltung des Menschen auf der
Basis seiner freien Kritik- Entscheidungs- und Urteilsfaumlhigkeit unabhaumlngig politischer
technischer oder wirtschaftlicher Zwaumlnge Zu Zeiten des aufstrebenden Buumlrgertums wird
58-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
58
Bildung zum Inbegriff intellektueller Reifung und nach und nach zum die Erbfolgelogik der
Monarchie und des Adels aufweichenden Befreiungsinstrument
bdquoBei Humboldt dient das Wort nicht mehr nur der Bezeichnung eines tatsaumlchlichen Vorgangs
Bildung wird vielmehr theoretisch bestimmt ndash und dient seither selber ndash als Maszligstab fuumlr die mit
dem Wort benannten Taumltigkeiten Bildung sei die Anregung aller Kraumlfte eines Menschen damit
diese sich uumlber die Aneignung der Welt in wechselseitiger Ver- und Beschraumlnkung harmonisch-
proportionierlich entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualitaumlt oder Persoumlnlichkeit
fuumlhren die in ihrer Idealitaumlt und Einzigartigkeit die Menschheit bereichereldquo (Zusammenfassung der
Brockhaus Enzyklopaumldie von 1987 sv raquoBildunglaquo)
bdquoEs geht um Anregung (nicht um Eingriff mechanische Uumlbertragung gar Zwang) alle (nicht nur
die geistigen) Kraumlfte sollen sich entfalten (sie sind also schon da werden nicht raquogemachtlaquo oder
eingepflanzt) was durch die Aneignung von Welt (also durch die Anverwandlung des Fremden in
einem aktiven Vorgang) geschieht ndash in wechselhafter Ver- und Beschraumlnkung (das heiszligt erstens
auch die bdquoWeltldquo bleibt nicht unveraumlndert dabei zweitens die Entfaltung ist kein bloszliges
Vorsichhinwuchern sie fordert Disziplin) die Merkmale sind Harmonie und Proportionierlichkeit
(Bildung mildert die Konflikte zwischen unseren sinnlichen und unseren sittlichen zwischen
unseren intellektuellen und unseren spirtituellen Anspruumlchen sie foumlrdert keine einseitige Genialitaumlt)
das Ziel ist die sich selbst bestimmende Individualitaumlt ndash aber nicht um ihrer selbst willen sondern
weil sie als solche die Menschheit bereichert Noch innerhalb des gleichen Jahrhunderts hat sich
diese ndash gewiss schon zu Humboldts Zeiten nicht von allen geteilte ndash Vorstellung gruumlndlich
gewandelt Und doch haftet dem Begriff Bildung seither das Moment der Selbststaumlndigkeit also des
sich Bildens der Persoumlnlichkeit hartnaumlckig anldquo
(Hentig v 1996 40f nach Kuumlhne amp Regel 2000 12)
Schon kurz darauf wird Bildung allerdings zu einem sozialen Selektionselement
institutionalisiert als Schule (vgl Thomas 1996 126)
Man muss also einen aufklaumlrerischen von einem funktionalen Bildungsbegriff unterscheiden
Waumlhrend der erste Begriff ein befreiendes Ideal darstellt
bdquoBildung hat nicht ein Produkt Mensch zum Ziel sondern Mensch sein zu koumlnnen in einer immer
schwieriger und komplexer werdenden Weltldquo (Kuumlhne amp Regel 2000)
ist letzterer immer das Ergebnis eines Aushandlungsprozesses mit konkreten Zielen
59-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
59
bdquoim Erziehungssystem schafft Bildung zwar systemtheoretisch betrachtet
Partizipationsmoumlglichkeiten verfolgt aber letztendlich bzgl der Zuteilung gesellschaftlicher
Positionen die Funktion der sozialen Selektionldquo (Luhmann 1987 187f)
Hintergrund 222b Der kindzentrierte Bildungsbegriff
Zum Einen existieren Bildungsbegriffe bei denen das Kind im Mittelpunkt der Betrachtung
steht Sie gehen von den anthropologischen Grundlagen und Entwicklungsgegebenheiten der
Kinder aus und wollen diese spezifisch und ganzheitlich foumlrdern und somit Erkenntnisprozesse
die eine individuelle Lebensgestaltung ermoumlglichen optimieren Sie stehen in der Tradition
von Froumlbel Montessori Piaget und Steiner und wurden von Schaumlfer (1995) weiterentwickelt
und auch von der Sportpaumldagogik aufgegriffen (bspw Zimmer R) Die Ansaumltze gehen vom
kompetenten Kind aus das sich insbesondere durch Selbsttaumltigkeit bildet und eine individuelle
Sinnsuche auf konstruktivistischer Basis der eigenen rational-logischen und sinnlich-
emotionalen Wahrnehmungen unternimmt Schon Einzelfertigkeiten wie richtiges Houmlren
isoliertes Sehen bekommen bei dieser elementaren Betrachtung fruumlhkindlicher Entwicklung
Bildungsbedeutsamkeit Dabei haben sensomotorische Bewegungserfahrungen zur Aneignung
und Veraumlnderung der Welt besonders im Vorschulalter eine herausgehobene Stellung
Diesbezuumlgliche Wahrnehmungsbereiche (G1 ndash G9) (H1 ndash H9) sollten von den ErzieherInnen
wertgeschaumltzt werden und Erwartungen an die Effekte regelmaumlszligiger Bewegung realistisch sein
(I1 ndash I9)
60-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
60
Tab 239 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56-jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werden
G Gleichgewichtssinn (uumlben auf einem Bein zu stehenauf einer Linie zu balancieren)G vorgeschriebene Bewegungsablaumlufe (Sportartenorientierung bspw Weitsprung) (umcodiert)G grobmotorische Bewegungsformen (raumgreifendes Laufen Huumlpfen Armkreisen)G Bewegungskombinationen (bspw beim Laufen ploumltzlich seitlich ausweichen)G soziales Verhalten (Partneruumlbungen Gruppenuumlbungen Kooperationsspiele etc)G Ausdauerfaumlhigkeit (bspw uumlben laumlngere Beanspruchungsformen auszuhalten)G Feinmotorik (bspw uumlben Streichhoumllzer einzusammeln Tastspiele etc)G Kraft (bei Stuumlrzen das eigene Koumlrpergewicht abzustuumltzen Sprungkraft etc)G Gesamtkoumlrperkoordination (bspw ruumlckwaumlrts laufen lernen ganzheitl Beanspr)Hu Houmlrfaumlhigkeit (uumlben unterschiedliche Geraumlusche wahrzunehmen)Hv Richtungshoumlren (bspw houmlren uumlben aus welcher Richtung ein Geraumlusch kommt)Hw Geraumluschdiskrimination (uumlben etwas aus einem bdquoGeraumluschsalatldquo rauszuhoumlren)Hx Sehfaumlhigkeit (bspw Dinge optisch ganzheitlich erkennen)H Kinaumlsthetik (bspw uumlben ohne Sichtkontrolle Koumlrperstellungen einzuschaumltzen)Hz Kraftdosierung (bspw uumlben Kraumlfte angemessen einzusetzen)H Koumlrperkonzept (bspw uumlben eigene Koumlrperteile wahrzunehmen)H| taktile Wahrnehmung (bspw uumlben Dinge allein durch Ertasten zu erkennen)H Rhythmusfaumlhigkeit (bspw uumlben Rhythmen in Bewegung umzusetzen)
Regelmaumlszligige BewegunghellipIu optimiert das Herz-Kreislauf-Atmungssystem (Kinder werden ausdauernder)Iv staumlrkt das Immunsystem (Kinder sind seltener krank)Iw verbessert das raumlumliche VorstellungsvermoumlgenIx verschlechtert die soziale Kontaktbereitschaft (umc)Iy foumlrdert das Konkurrenzverhalten der Kinder (umc)Iz verringert AngstI erhoumlht Aggressionen (umc)I| steigert das SelbstvertrauenI steigert die Unfallraten im Kindergarten (umc)
Hintergrund 222c Der gesellschaftszentrierte Bildungsbegriff
Zum Anderen existieren in der Paumldagogik der fruumlhen Kindheit Ansaumltze die eher auf das
gesellschaftliche Zusammenleben abzielen wie bspw die Reggiopaumldagogik oder der
Situationsansatz Bei den bildungsbedeutsamen sportpaumldagogischen Ansaumltzen dieser Richtung
bekommt die Bewegung die Rolle eines erkenntnisoptimierenden Instrumentes das
explorative produktive expressive impressive personelle adaptive soziale komparative
Erfahrungen (Zimmer R 2003 S 15f) ermoumlglicht die im Vergleich zu anderen
Erfahrungsmedien im Bezug auf die Eindrucksvielfalt einzigartig sind Damit gemeint sind
bspw besondere Erfahrungen wie Momente des freien Falls (K3) Erlebnisse die
Moumlglichkeiten erkennen lassen uumlber die eigene Leistungsgrenze hinauszugehen mit
SpielpartnerInnen oder -gegnerInnen Regeln auszuhandeln und einzuhalten (K5) eigene
Staumlrken und Schwaumlchen kennen zu lernen und zu akzeptieren (K6) etc und durch diese
Auseinandersetzung selbst bestimmte Entscheidungen und Realitaumltswahrnehmungen (K8) zu
erreichen Bildungsbedeutsame Bewegung muss dann analog eines philosophisch-
anthropologischen Verstaumlndnisses nicht als Aneinanderkettung motorischer
61-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
61
Einzelbewegungen sondern als ganzheitliche Taumltigkeit der Auseinandersetzung mit der Welt
angesehen werden (vgl zB Grupe 1976) bdquoDie Beweglichkeit des Koumlrpers ermoumlglicht es den
Kindern die Welt aus unterschiedlichen Perspektiven wahrzunehmenldquo (Tietze und Viernickel
2002 153) Dabei verweisen insbesondere dialogische Bewegungskonzepte auf die
Eingebundenheit von Bewegung in die Lebenswelt in Bedingungskonstellationen sozialer
Bezuumlge und auf individuelle Absichten des sich Bewegenden der zunehmenden
Gestaltungsspielraum gewinnt (vgl zB Gordijn 1975 und Tamboer 1985 1994 Zimmer
2001) (K1-K9)
Tab 240 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Ich verstehe unter Bewegung ein Medium hellipKu zur Fortbewegung (Gehen Laufen)Kv zur (Er-)Forschung (Umwelt Materialien)Kw fuumlr besondere Gefuumlhlseindruumlcke (bspw beim bdquogesichertenldquo freier Fall etc)Kx fuumlr Gefuumlhlsausdruumlcke (bspw Pantomime)Ky zur sozialen Kontaktaufnahme (miteinander Spielen)Kz zum Vergleich von Faumlhig- und Fertigkeiten der Kinder untereinanderK zur ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge (Praumlvention von Krankheiten etc)K| zur realistischen Einschaumltzung eigener FaumlhigkeitenK zur Herstellung emotionaler Ausgeglichenheit
Hintergrund 222d Das neue Bildungsverstaumlndnis der Sportwissenschaft
Auf der Ebene der Sportwissenschaften steht durch den Paradigmenwechsel weg vom
funktionalen Sportartenkonzept das in der normierten Bewegungsvermittlung die Vorbereitung
auf die Bewegungskultur der Gesellschaft sah (vgl M2 M3 M4 M5 M7 M10 N4 N7 N10)
die multiperspektivische Thematisierung von Bewegung im Mittelpunkt
Tab 241 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
bdquoParallel dazu wird Bildung nicht im Sinne eines gehobenen Kulturbegriffs verstanden sondern
unter Bildung wird die Integration der koumlrperlichen psychischen und sozialen Kompetenzen des
Menschen verstanden die zu seiner individuellen Selbstbehauptung in komplexen Gesellschaften
erforderlich sindldquo (Keiner R VagtS 2003 183)
Bei angeleiteten BewegungsangebotenhellipMv gibt es eine von mir festgesetzte wiederkehrende Stundenstruktur Mw steht von vornherein fest was erreicht werden soll (umc)Mx findet immer das folgende Muster statt bdquoAufwaumlrmen Hauptteil Ausklangldquo (umc)My gibt es wichtige Inhalte die alle mitmachen muumlssen (umc)M ist ein Hauptziel der Stunde das Erlernen motorischer Fertigkeiten (umc)M arbeite ich vorwiegend mit einer altersgleichen Gruppe (umc)Offene Bewegungsangebote zeichnen sich dadurch aus dasshellipN die Raumumgestaltungen allein Sache der Erzieherin ist (umc)N Materialneuanschaffungen alleinige Sache der Erzieherinnen ist (umc)N die Kinder vorwiegend angeleitet werden (umc)
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Bewegung bekommt dabei zunaumlchst die Rolle einer notwendigen und unverzichtbaren
Sozialisationsinstanz die Bildungsprozesse nach sich zieht die sowohl Persoumlnlichkeitsbildung
sensomotorische soziale emotionale und kognitive Bildungselemente umfasst
Herausgestellt werden Bildungswirkungen bzgl Bewegung im Vorschulalter durch
auszligergewoumlhnliche und nur durch Bewegung und Sport erzielbare Koumlrper- Grenz-
Wahrnehmungs- und Koumlrperformungserfahrungen als bewegungsimmanente Kategorien Als
weitere Bausteine der Erlangung einer selbst bestimmten Weltaneignung werden Kategorien
wie Selbstwirksamkeitserleben Fremdwahrnehmung und soziale Kompetenzen bei
Bewegungstaumltigkeiten genannt (vgl Klafki 2001 Beckers 2001 Hildenbrandt 2001)
Klafki (2001 22) sieht die Funktion der bdquoBewegungskompetenz als Bildungsdimensionldquo u a
dann wenn Sie uumlber die Kategorie des Leistungssports hinausgeht und Elemente des bdquohellipIn-
Beziehungs-Tretens der Auseinandersetzung von Mensch und Welt [besitzt] als aktive
Vorgaumlnge der selbst gesteuerten Bewegung einer oder mehrerer Personen in der
Auseinandersetzung mit spezifischen Erfahrungsfeldern der naturhaften und der kulturellen
Wirklichkeitldquo (Klafki 2001 23)
Beckers betont bezuumlglich der Bildungsrelevanz von SportBewegung dass es nicht bdquohellipden
acuterichtigen` Sporthellipldquo (2001 31) aber auch nicht den falschen Sport gibt (vgl ebd) Vielmehr
verwirkliche sich paumldagogisches Handeln durch Erziehung als bdquohellipStrukturierung des Denkens
Fuumlhlens und Handelnshellipldquo (ebd 35) zur Vermittlung gesellschaftlich-kultureller Identitaumlt als
auch durch Bildung als foumlrdernder bdquohellipProzess der Entwicklung einer eigenstaumlndigen
Persoumlnlichkeithellip Waumlhrend Erziehung auf die sbquoSachelsquo gerichtet ist und dabei `Muster
geformten Handelnsacute vermittelt zielt Bildung auf die sbquoPersonlsquo und deren Faumlhigkeit zur
Selbstgestaltung die den selbst bestimmten Umgang mit diesen Mustern einschlieszligtldquo (ebd)
bdquoEin Blick auf den Sport zeigt dass er ebenfalls zwei Aspekte aufweist die unmittelbar auf die
beiden Aufgaben paumldagogischen Handelns verweisen (Abb 2) Der Sport als sbquoregelgeleitetes und
leistungsorientiertes Systemlsquo ist gebunden an aktuelle gesellschaftliche Realitaumlt und verlangt eine
bestimmte strukturierte Form des Umganges mit dem Koumlrper diesen Ausschnitt verstehen und
beherrschen zu koumlnnen ist Aufgabe der Erziehung ndash auch im Sport Daruumlber hinaus kann sbquoSportlsquo
einen Raum der Ermoumlglichung leiblicher Erfahrung bieten die eine unverzichtbare Basis fuumlr
individuelle Lebensgestaltung darstellen Hier gewinnt Leiblichkeit sbquodie Erfahrung mit allen
Sinnenlsquo hellip einen unuumlbersehbaren Stellenwertldquo (ebd)
bdquoZusammenfassend will ich vier Kennzeichen fuumlr sbquoBildunglsquo angeben die auch sportpaumldagogische
Uumlberlegungen leiten
63-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
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- Bildung ist gerichtet auf die Entwicklung einer individuellen Persoumlnlichkeit also auf das
Subjekt Zu einer eigenstaumlndigen Lebensgestaltung gehoumlrt die Faumlhigkeit mit gestellten
Anforderungen und Anspruumlchen kritisch-differenzierend umgehen zu koumlnnen dies
kennzeichnet den politischen Gehalt von Bildung
- Eine individuelle Lebensgestaltung setzt einen individuellen Lebenssinn voraus er
ermoumlglicht erst vorgegebene Muster des Verhaltens individuell und situativ angemessen
veraumlndern zu koumlnnen
- Den Ausgangspunkt der notwendigen Erfahrung bietet die sbquoBewegunglsquo nicht die Sportart
- Im Zentrum dieses Bildungsprozesses steht der Koumlrper bzw der Leibldquo (ebd 35f)
Hintergrund 222e Ein systemtheoretischer Zugang zum Zusammenhang von Bewegung und
Bildung
Aus systemtheoretischer Perspektive erfaumlhrt Bewegung den Rahmen der Nutzenerwartung des
Bildungsfoumlrderlichen Der gesetzlich genannte Bildungsauftrag die Empfehlungen zur
Einschulung (als eine Bildungsinstitution kennzeichnende Selektionsleistung) und
Einschaumltzungen zur Leistungsfaumlhigkeit der Kinder in der Schule die Implementation in die
Ganztagsgrundschule zeigen dass der Kindergarten neben seiner sozialpaumldagogischen
Intention (vgl KJHG) auch das Fundament des Bildungssystems verkoumlrpert Der Bewegung
werden in diesem Zusammenhang Attribute des Bildungsfoumlrderlichen zugesprochen und zwar
innersystemisch bzgl der Foumlrderung kognitiver Entwicklung als auch im Bezug auf andere
gesellschaftliche Teilsysteme im Rahmen vielfaumlltiger Anschlussofferten wie bspw erwartete
niedrigere Kosten fuumlr das Gesundheitssystem (vgl Meier 1998)
Hintergrund 222f Das bleibende Problem der Trennschaumlrfe der Begriffe Bildung Lernen
Erziehung
Bei allen Zugaumlngen eines bewegungsbezogenen Bildungsbegriffs vermisst man jedoch ndash wie
bei der Bildungsdebatte uumlberhaupt ndash die Trennschaumlrfe zwischen den Begriffen Lernen
Sozialisation Erziehung Entwicklung und Bildung Ein Grund dafuumlr ist im so genannten Pisa-
Schock zu sehen der allerdings nur durch die damit aktuell wirtschaftliche Situation
Deutschlands solche Aufmerksamkeit erregt hat Nahezu jede wissenschaftliche Fachdisziplin
versucht nun Bildung strategisch in das eigene Curriculum zu uumlberfuumlhren Allerdings
bdquoNoch hat Pisa den Koumlrper nicht entdeckt hellip ldquo (Zimmer 2004 16) bdquoEs faumlllt auf dass seit der PISA-
Debatte das Wort bdquoSpielldquo in den Diskussionen um die fruumlhkindliche Erziehung vermieden wird hellip
hellip hellip Bewegungsbildung ist eben auch Menschenbildung und die darf auch durch und nach PISA
nicht auf der Strecke bleibenldquo (ebd S 18)
64-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
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Bzgl der begrifflichen Schaumlrfung des Bildungsbegriffes im Vergleich zu Erziehung und Lernen
schlaumlgt Treml folgende Definitionen vor Das gemeinsame Moment von Bildung Erziehung
und Lernen sei die aneignende Taumltigkeit Aneignende Taumltigkeit findet im Vorschulalter
besonders uumlber Wahrnehmung und Bewegung statt Bzgl Bildung sei das Kind sein eigener
Lehrer und Bildung zeichne sich durch ungesteuerte und unabsichtliche Selbstausbildung in
Form von Wahrnehmung Erkundung spielerischer Erprobung und Nachahmung aus die das
Kind in ein Verhaumlltnis zu Dingen und Personen setze Lernen hingegen beschreibe die
Regelhaftigkeit und den Mechanismus eines Prozesses der Informationsverarbeitung
Erziehung wiederum sei durch absichtliches und zielorientiertes Handeln innerhalb eines
Umweltarrangements oder durch Situationsinszenierung gekennzeichnet (vgl Treml 2000)
Hintergrund 222g Resultierende bewegungsbezogene Bildungszugaumlnge im Kindergarten
Bildung im Kindergarten beansprucht zunaumlchst die Aufgabe grundsaumltzliche Voraussetzungen
fuumlr Bildungsprozesse zu schaffen Hier sind besonders die Ergebnisse der Resilienz- und
Motivationsforschung zu erwaumlhnen Demnach ist es wichtig Umstaumlnde zu schaffen die der
Selbstwirksamkeit einem realistischen Selbstkonzept einem realistischen Anspruchsniveau
und einer realistischen Kausalattribution zutraumlglich sind Dazu gehoumlrt es auch Schutzfaktoren
zu maxi- und Risikofaktoren zu minimieren (vgl Kap 214) Die Bewegung(serziehung) mit
ihren Prinzipien und Funktionen (vgl Kap 232) ihrer Aufwertung durch aktuelle Ergebnisse
der Hirnforschung (vgl Kap 241 und 242) ihrem Angebotscharakter und ihrer Immanenz
nicht-rationaler Kommunikationstechniken schafft dabei viele Anknuumlpfungspunkte Die
Selbstwirksamkeit als Breitbandbildungsressource wird deshalb so bedeutsam weil vor dem
Hintergrund der Postmoderne die gesellschaftliche Zukunft ungewiss unprognostizierbar
unkontinuierlich und komplex erscheint und auf jeden Fall flexible zuversichtliche und
stressresistente Individuen benoumltigen wird die die Faumlhigkeit zur Selbstorganisation und
-orientierung besitzen Deshalb ist eine ganzheitliche Orientierung beim Bewegungsverstaumlndnis
von Erzieherinnen zu verlangen (K1 ndash K9) die sich vom ehemaligen Leistungsprinzip
abkoppelt (L1) welches wie o g wenig mit Bildung zu tun hat sondern eher einem
erzieherischen Paradigma folgt
Um geeignete Erfahrungen vermitteln zu koumlnnen muss seitens der ErzieherInnen eine
permanente Fortbildungsbereitschaft bestehen um Anschluss und Professionalitaumlt bei
veraumlnderten Problemkonstellationen zu sichern (a7 C5 L9)
65-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
65
Tab 241 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Ich verstehe unter Bewegung ein Medium hellipKu zur Fortbewegung (Gehen Laufen)Kv zur (Er-)Forschung (Umwelt Materialien)Kw fuumlr besondere Gefuumlhlseindruumlcke (bspw beim bdquogesichertenldquo freier Fall etc)Kx fuumlr Gefuumlhlsausdruumlcke (bspw Pantomime)Ky zur sozialen Kontaktaufnahme (miteinander Spielen)Kz zum Vergleich von Faumlhig- und Fertigkeiten der Kinder untereinanderK zur ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge (Praumlvention von Krankheiten etc)K| zur realistischen Einschaumltzung eigener FaumlhigkeitenK zur Herstellung emotionaler AusgeglichenheitZur erfolgreichen Vermittlung vielseitiger BewegungsfertigkeitenhellipLu ignoriere ich das fuumlr unsere Gesellschaft typische LeistungsprinzipL ist eine Fortbildung notwendigDie Erfassung der Bewegungsfertigkeiten durch spezielle TestshellipC ist zu selten Element einer Fortbildung
Tab 242 Zusammenfassung kapitelrelevanter Strukturfragen
a7 Haben Sie an einer bewegungserzieherisch orientierten Fortbildung teilgenommen
uml neinuml ja an eineruml ja an mehr als einer
66-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
66
23 Paradigmenwechsel in forschungsrelevanten Bezugssystemen und Legitimation der Bewegungserziehung
P Wegweiser P
Grundannahmen uumlber menschliche Entwicklung Menschenbilder und soziologische
Interpretationen als Ergebnis von Aushandlungsprozessen die eine gewisse chronologische
Dauer besitzen lassen sich als Paradigmen beschreiben Solche Paradigmen praumlgen auch den
Kanon gewaumlhlter Forschungsfragen und Erhebungsmethoden und moderieren
Erklaumlrungslogiken auch innerhalb der Bezugswissenschaften der Bewegungserziehung Im
Folgenden werden Paradigmenwechsel in forschungsrelevanten Bezugssystemen aufgezeigt
67-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
67
231 Forschungsfeld bdquoPaumldagogik der fruumlhen Kindheitldquo Von Reifungstheorien uumlber die
lerntheoretische und sozialisationstheoretische Wende zur oumlkologisch-systemisch
konstruktiven Wende jeweilige Kindbilder sowie die zugewiesene Bedeutung der
Bewegung
Hintergrund 231a Erziehung und Bildungskonzepte als ausgehandelte Paradigmen
Jedes Erziehungs- und Bildungskonzept ergibt sich als Desiderat entwicklungspsychologischer
und anthropologischer Grundannahmen vom Kind und gesellschaftlich erwuumlnschter und
verhandelter Entwicklungsziele Es repraumlsentiert letztlich auch (gesellschafts-) politische
oumlkonomische soziale und kulturell ideologische Konstellationen und ist ebenso Ergebnis
systemisch beschreibbarer Transaktionen
Resultierende Anschauungen unterliegen somit im historischen Vergleich unterschiedlichen
Paradigmen die fachliche Entwicklungen und gesellschaftliche Veraumlnderungen widerspiegeln
So wird die aktuelle Debatte um die Bedeutung der Bildung besonders durch die Ergebnisse
der PISA-Studie und die wirtschaftspolitische Situation Deutschlands genaumlhrt und erfaumlhrt ihre
Dynamik nicht zuletzt durch die bildungspolitische Diskursivitaumlt der beteiligten Systeme
Hintergrund 231b Endogenistische Paumldagogik der fruumlhen Kindheit
In den 50er Jahren ndash in den Zeiten der Dominanz der Reifungstheorie ndash nahm der Kindergarten
in erster Linie eine Betreuungsfunktion der Kinder war Die negativen Umwelteinfluumlsse der
Kriegsauswirkungen sollten von den Kindern ferngehalten und moumlglichst gleiche
Voraussetzungen zur Reifung der Kinder geschaffen werden (vgl Fthenakis 1998) Unter dem
Begriff der Reifung verstand man bdquohellipdie gengesteuerte Entfaltung der biologischen Strukturen
und Funktionenhellipldquo (Montada 1995 50) Analog ging man zu Zeiten der Reifungstheorie
davon aus dass das Kind erst gewisse Reifungsprozesse durchlaufen haben muss bevor es mit
bestimmten Aufgaben konfrontiert werden kann deren Bewaumlltigungsfaumlhigkeit altersabhaumlngig
definiert wurden Der Kindergarten wurde dabei eher als geschuumltzter Raum fuumlr Reifungs- denn
Lernprozesse angesehen Er sollte lediglich solche Umweltreize setzen die der genetischen
Reifung entsprechen Die fruumlhe Konfrontation mit Lerninhalten wurde in der Fachoumlffentlichkeit
abgelehnt Die Folge war eine tendenziell betreuende und abwartende theoretisch
endogenistisch aufgeladene sowie passive Paumldagogik des Kindergartens Die fachlichen
Ansichten waren selten das Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchungen sondern eher das
Abbild gesellschaftlich dynamisierter Annahmen und Populaumlrmeinungen
68-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
68
bdquoIst in einer Kultur die Meinung verbreitet eine Leistung wie das Lesen sei nicht vor dem sechsten
Lebensjahr moumlglich so werden Anforderungen und Anregungen darauf abgestellt und das geistig
normale Kind dieser Kultur wird nicht fruumlher und auch nicht spaumlter lesen (duumlrfen)ldquo (vgl ebd)
Analog zu dieser Ansicht wurde auch dem inszenierten Lernen durch und anhand von
Bewegung keine Bedeutung zugemessen Lernen begann nach allgemeiner Auffassung erst in
der Grundschule
Hintergrund 231c Exogenistische Paumldagogik der fruumlhen Kindheit
Der Sputnik-Schock Ende der 50er Jahre sorgte fuumlr eine gegenteilige Umorientierung der
paumldagogischen Zielsetzungen die sich auch auf die Kindergartenpaumldagogik auswirkten Im
Zuge der Systemkonkurrenz zwischen Ost und West deren Wettbewerb sich besonders auf die
technische Entwicklung aber auch das sportliche Abschneiden bei Weltmeisterschaften und
Olympiaden als populaumlrer Indikator fuumlr das bessere Gesellschaftssystem fortsetzte erwuchs aus
der Angst ins Hintertreffen zu geraten der so genannte Funktionsansatz Qualifizierte
ArbeitnehmerInnen waren im wirtschaftsboomenden Deutschland sehr gesucht es herrschte
eine sozialpolitische Sehnsucht nach Gleichberechtigung Gleichzeitig weichten
lerntheoretische Erkenntnisse behavioristischer Denkart zunehmend den Glauben an die
Passivpaumldagogik der 50er Jahre auf und versprachen Beeinflussungsmoumlglichkeiten des
Lernvermoumlgens von Kindern durch spezielle Lernprogramme mit konditionierendem Charakter
bereits im Vorschulbereich
Um also das Bildungssystem leistungsfaumlhiger zu machen wurde der Kindergarten schlieszliglich
als kognitiv bedeutsamer Lernort mit Uumlbungsprogrammen zur Grundlegung der Lese- Rechen
und Schreibfaumlhigkeit von der Betreuungsfunktion der 50er Jahre nun um einen funktionalen
(siehe 222) Bildungsauftrag erweitert 1970 erklaumlrte der Deutsche Bildungsrat den
Kindergarten zum Fundament des Bildungssystems Fuumlnfjaumlhrige sollten ndash zunaumlchst in
Modellversuchen ndash in so genannten Vorklassen mit schulischem Charakter eher an das
Schulsystem angegliedert werden (Deutscher Bildungsrat 1970) Die Hoffnung war dadurch
das Lernniveau an den Schulen und langfristig das wissenschaftliche Niveau des Landes
erhoumlhen zu koumlnnen (vgl Fried u a 1992) bdquoSo wurden fuumlr die Kinder im vorschulischen Alter
Lernspiele Sprachtrainingsprogramme Konzentrationsspiele und Materialien zur Foumlrderung
der Intelligenz entwickeltldquo (Zimmer 2003 141) Dabei bildete die motorische Foumlrderung
keinen Schwerpunkt allerdings wurde die Bedeutung feinmotorischer Stimulation als
Grundlage fuumlr die Kulturtechniken Lesen Schreiben und Rechnen hervorgehoben (vgl ebd)
69-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
69
Doch die Denkweise einer mechanistischen Kausalitaumlt wurde nicht von der Praxis
angenommen Zudem erwiesen sich die theoretischen Erwartungen in der Praxis als inhaltlich
und ideologisch uumlberfrachtet mit wenig Realitaumlts- und Situationsbezug und somit sowohl die
Kinder als auch die PraktikerInnen uumlberfordernd Die Paumldagogik blieb trotz Bemuumlhungen einer
Reform von oben ganzheitlich und die abstrakten Diskussionen bzgl des bildungsidealen
Kindergartencurriculums wandten sich bereits Mitte der 70er Jahre pragmatischeren
Fragestellungen zu
Hintergrund 231d Disziplinorientierung in der Paumldagogik der fruumlhen Kindheit
Das curriculare Bestreben auch im Kindergarten die wissenschaftliche Ordnung nach
Fachdisziplinen zu beruumlcksichtigen leitet die Zeit des disziplinorientierten Ansatzes (Zimmer
2003 141) ein bdquoIm Kanon der bdquoLern- und Aktivitaumltsfelderldquo
- Natur und Technik
- Mathematisches Denken
- Aumlsthetische Erziehung
- Musik
- Bewegungsspiel und Sportldquo (Zimmer ebd) wird der Bewegungsbereich zum erstem Mal
explizit hervorgehoben und sogar zeitlich verankert Inhaltlich ist er dabei jedoch analog einer
funktionalistischen Denkweise lernziel- und fertigkeitsorientiert ausgelegt und bildet die Ideale
des Sportartenkonzeptes ab (M4 M5 M7 L3 G2 G6) Im Zentrum stehen solche Inhalte von
denen man erwartet dass sie als Grundlage fuumlr einen spaumlter reibungslosen Uumlbertritt in
Sportvereine dienen und einer fruumlhzeitigen Foumlrderung gerecht werden (vgl Diem 1973)
Dieser disziplinorientierte scheitert ebenso wie der funktionsorientierte Ansatz aus Gruumlnden
des fehlenden Lebensweltbezuges zu kindlicher Wahrnehmung und kindlichen
Aneignungsformen sowie diesbezuumlglicher Vorbehalte der PraktikerInnen wird jedoch in der
Praxis noch haumlufig angewandt (vgl zusammengefasst Hunger 2000)
70-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
70
Tab 243 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Bei angeleiteten BewegungsangebotenhellipMv gibt es eine von mir festgesetzte wiederkehrende Stundenstruktur (umc)Mw steht von vornherein fest was erreicht werden soll (umc)Mx findet immer das folgende Muster statt bdquoAufwaumlrmen Hauptteil Ausklangldquo (umc)My gibt es wichtige Inhalte die alle mitmachen muumlssen (umc)M ist ein Hauptziel der Stunde das Erlernen motorischer Fertigkeiten (umc)M arbeite ich vorwiegend mit einer altersgleichen Gruppe (umc)Offene Bewegungsangebote zeichnen sich dadurch aus dasshellip N die Raumumgestaltung allein Sache der Erzieherin ist (umc)N Materialneuanschaffungen alleinige Sache der Erzieherinnen ist (umc)N die Kinder vorwiegend angeleitet werden (umc)Zur erfolgreichen Vermittlung vielseitiger BewegungsfertigkeitenhellipLw beachte ich dass das Alter eindeutig die Lernausgangslage vorgibt (umc)Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56-jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werdenG vorgeschriebene Bewegungsablaumlufe (Sportartenorientierung) (umc)
Hintergrund 231e Lebensweltorientierung in der Paumldagogik der fruumlhen Kindheit
Erst als in den 80er Jahren die Individualisierungs- und Veraumlnderungsdebatten als Indikatoren
der sozialisationstheoretischen Wende (Veraumlnderungen der) Lebensbedingungen der Kinder
thematisieren werden auch Veraumlnderungen der Bewegungswelt der Kinder wahrgenommen
Die ganzheitliche und nicht funktionalistische Bedeutung der Bewegung fuumlr die gesamte
Entwicklung der Kinder ruumlckt allerdings nur allmaumlhlich durch einzelne Veroumlffentlichungen
(vgl zB Eggert und Kiphard 1973 Schilling 1973 Kiphard 1975 Scherler 1975 Diem
1980 Zimmer 1981) in den Blickpunkt Allgemein wird versucht paumldagogische Antworten
auf Phaumlnomene zu finden die sich durch Veraumlnderungen der kindlichen Lebensumstaumlnde
ergeben Im Zentrum stehen Gedanken zu Ein-Eltern-Teil-Familien steigender
Geschwisterlosigkeit (A3) Zunahme des Straszligenverkehrs (A4 A9 B4 B8) gestiegene
Bedeutung und Inanspruchnahme von Medien (A1 A2 A5 B9) Zunahme von
Sekundaumlrerfahrungen und technischem Spielgeraumlt sowie die spezifischen Probleme die sich
aus Migrationshintergruumlnden ergeben (vgl zB Postman 1983) Die Einsicht Kinder fuumlr die
Bewaumlltigung individueller und sich wandelnder Lebenssituationen handlungsfaumlhig machen zu
muumlssen dynamisiert die Verbreitung des situationsorientierten Ansatzes Dazu werden starre
Lernprogramme samt vorgegebener Lernziele durch flexible didaktische Einheiten ersetzt die
nicht curricularchronologisch vorgegeben sondern durch die Erlebnis- und Anlasslage des
Kindes initiiert werden und individuelle Handlungsfaumlhigkeit und -loumlsungen ermoumlglichen sollen
In der Sportpaumldagogik bleibt in den 80er Jahren jedoch weiterhin das Sportartenkonzept
dominant (M4 M5 M7 L3 G2 G6) das sich an den Leitprinzipien bdquohoumlher schneller weiterldquo
orientiert auch wenn neben diesen fertigkeitsorientierten Ansaumltzen allmaumlhlich
71-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
71
Bewegungsmangel kompensierende Ansaumltze thematisiert werden Beiden liegt jedoch eine
zumindest politische Funktionalitaumltstendenz zu Grunde und es besteht die Tendenz nicht an
den anthropologischen und lebensweltlichen Beduumlrfnissen und Realitaumlten des Kindes
anzusetzen (vgl Zimmer 2003 Diem 1980) Wohl auch aus diesem Grund mangelnder
Anschlussfaumlhigkeit an situationsansatzspezifische Grundannahmen blieb der
bewegungserzieherische Bereich im Situationsansatz weitestgehend ausgeklammert (vgl
Zimmer 2003 142)
Hintergrund 231f Oumlkologisch-systemisch-konstruktive Ansaumltze in der Paumldagogik der fruumlhen
Kindheit
Die sozialisationstheoretischen Interpretationen werden in den 90er Jahren zunehmend durch
oumlkologisch-systemisch-konstruktive Sichtweisen ergaumlnzt Weiterhin werden die Auswirkungen
der veraumlnderten Lebensbedingungen auf die Kindheit im Zusammenhang mit dem
gesellschaftlichen und technischen Wandel analysiert aber nun auch als sich wechselseitig
bedingend interpretiert Die Kinder sollen gegenuumlber den sie bedrohenden Gefaumlhrdungen
multidimensional resilient (vgl Fthenakis 2001) gemacht werden Das Kind wird dabei als
erkennendes und sich selbst uumlberdenkendes Wesen aufgefasst das ebenfalls auf seine Umwelt
zuruumlckwirkt und Lebenswelt mit gestaltet (vgl Bruumlndel und Hurrelmann 1996 S 75) Neuen
Belastungen kann durch angemessenes Verhalten begegnet werden (vgl Kap 214) bdquoUnter
Resilienz versteht man die Faumlhigkeit(en) von Individuen oder Systemen (zB Familie)
erfolgreich mit belastenden Situationen (zB Misserfolgen Ungluumlcken hellip) umzugehenldquo
(Fthenakis 2001 1) Deshalb werden zunehmend spontan geaumluszligerte Spiel- Bewegungs- und
Handlungsanlaumlsse des Kindes als Identitaumlt bildend angesehen Das Kind konstruiert damit seine
eigene Wirklichkeit und aumluszligert sein aktuell zu bearbeitendes Lerngebiet selbst Deshalb muss
ihm eine Umwelt zur Verfuumlgung gestellt werden in dem es autonom Handlungsanlaumlsse
umsetzen kann (N2 N3 N4 N7 N10)
Tab 244 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Offene Bewegungsangebote zeichnen sich dadurch aus dasshellip der Bewegungsraum immer nur fuumlr einige Kinder zugaumlnglich ist (umc) die Kinder sich die Materialien nicht selbst holen duumlrfen (umc) die Raumumgestaltung allein Sache der Erzieherin ist (umc) Materialneuanschaffungen alleinige Sache der Erzieherinnen ist (umc) die Kinder vorwiegend angeleitet werden (umc)
Da die Sportpaumldagogik zunehmend die Identitaumlt stiftende Moumlglichkeit ganzheitlicher
Bewegung entdeckte hat die ganzheitliche Bewegungserziehung in der ganzheitlich-
72-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
72
systemisch-konstruktiven Sichtweise als Erkenntnisinstrument einen herausragenden
Stellenwert bdquoAufgrund seiner Koumlrper- und Bewegungserfahrungen baut sich das Kind ein Bild
von seiner Person auf uumlber Bewegung und Wahrnehmung bemaumlchtigt es sich seiner Umwelt
und wirkt auf sie einldquo (Zimmer 2003 145) Die neueren Bewegungskonzepte betonen analog
der Resilienzvorstellung durch so genannte Ressourcenmodelle die Chance Kinder durch
regelmaumlszligige Bewegungsmoumlglichkeiten mit einer so genannten Reservekapazitaumlt auszuruumlsten
um sie gegenuumlber vielseitigen Belastungen (Haltungsschwaumlchen (J6) Unfallgefahr (I9 E9
J9) Adipositas (J5) einseitige Sinneserfahrungen (H1 ndash H9) und daraus resultierende
Wahrnehmungsstoumlrungen) widerstandsfaumlhig zu machen
Heute wird in der Fachoumlffentlichkeit um den Themenkreis Bewegung und Paumldagogik der
fruumlhen Kindheit zunehmend der These zugestimmt dass die Entwicklung ganzheitlich nur
interdisziplinaumlr (bspw Anthropologie Biologie Psychologie Soziologie) nachgezeichnet und
beschrieben werden kann (vgl Fischer 2001) Kindliche Handlungs- und Entwicklungsmuster
werden so ndash neben individuumszentrierten Konstellationen ndash auch vor dem Hintergrund
sozialraumlumlicher und sozialer Lebenskontexte (B1 B2 B3 B4 B5 B8) thematisiert Diese
oumlkologische Denkweise fokussiert dass direkte und indirekte Einwirken von Systemen (Mikro-
Meso- Exo- und Makrosystemen) auf die Entwicklung des Menschen und verlaumlsst die Ebene
eines einfachen Ursache-Wirkungs-Modells (vgl Fischer 2001)
Tab 245 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Ein von Bewegungsmangel betroffenes Kindhellip
B besitzt oumlfter die deutsche Staatsangehoumlrigkeit als eine andereB ist oumlfter maumlnnlich als weiblich (umc)B wohnt oumlfter in Stadtzentren als auf dem Land B hat oumlfter Eltern mit hoher als mit niedrigerer Schulbildung (umc)B hat oumlfter ein Wohnumfeld mit wenig freien als mit vielen freien Spielflaumlchen
Immer haumlufiger wird dabei das Phaumlnomen des Bewegungsmangels und seine Auswirkungen
diskutiert Die Zunahme der KFZ-Dichte monofunktionaler Architektur oder
Alternativattraktivitaumlt von Medien zur Bewegung wird auf entwicklungspsychologischer
soziologischer und biologischer Ebene zu einem bedeutsamen Thema (vgl zB Prenner 1989
Brettschneider und Schierz 1993 Hildebrandt Landau und Schmidt 1994 Schmidt 1996
Zimmer 1997) Dies veranschaulicht sich an Hand gestiegener wissenschaftlicher
Veroumlffentlichungen an der Zunahme und Ausweitung bewegungserzieherischer Konzepte und
nicht zuletzt durch die rasche Zunahme von Bewegungskindergaumlrten in NRW
73-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
73
Hintergrund 231g Der bdquooffene Ansatzldquo als systemisch-oumlkologisch-konstruktives
Praxiskonzept innerhalb der Paumldagogik der fruumlhen Kindheit
In den letzten Jahren hat sich innerhalb der Kindergartenpaumldagogik ein weiterer Ansatz
verbreitet der der Selbstbestimmtheit der Kinder besonders gerecht werden will der so
genannte offene Ansatz Er soll im Sinne der oumlkologisch-systemisch-konstruktiven Sichtweise
dem selbst bestimmten Lernen der Kinder gerecht werden Das Gruppen- und
Funktionseckenprinzip eines Raumes wird zu Gunsten frei waumlhlbarer Aktivitaumlten innerhalb der
Einrichtungen je nach Radikalitaumlt der Umsetzung des offenen Konzeptes aufgeloumlst bzw
aufgeweicht Ehemalige Gruppenraumlume werden nun zu Erfahrungsraumlumen Verspuumlrt das Kind
bspw Bewegungsdrang steht ein Bewegungsraum zur Verfuumlgung verspuumlrt es ein
Ruhebeduumlrfnis kann es auf einen Ruheraum zuruumlckgreifen bei Gestaltungswuumlnschen steht ein
Werkraum zur Verfuumlgung etc In der Regel uumlbernimmt die ErzieherIn mit der dem
Erfahrungsraumtyp zusprechendsten Qualifikation Neigung und Interesse dessen Betreuung
74-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
74
232 Sportwissenschaft Vom engen zum weiten Sportbegriff
P Wegweiser P
Verband sich die zentrale Sinnauslegung des Sportes der 50er Jahre in erster Linie mit
Training und Wettkampf mit dem Vereinswesen und den Idealen von Leistung und Erfolg
mit dem Siegescode houmlher schneller weiter (vgl Schwier 1998) ist sie mittlerweile um die
Dimensionen Spaszlig Freude Ausgleich Entspannung Kooperation Erlebnis und Erholung
erweitert allerdings auch fortschreitend kommerzialisiert (vgl Wopp 1994 Schwier 1994)
worden Zahlreiche Bewegungsformen ordnen sich nun dem Sportbegriff unter und erweitern
sein urspruumlngliches Verstaumlndnis (vgl zusammenfassend Schmidt 1998 142f) Diese
Entwicklung die dem Sportbegriff die Note des Spielerischen der Koumlrpererfahrung und
Multiperspektivitaumlt (vgl zB Zimmer 2001 15f) hinzufuumlgt bietet vor allem dem
Elementarbereich viele Chancen und Anknuumlpfungspunkte Diese werden im Folgenden
zusammengefasst
Hintergrund 232a Didaktische Prinzipien eines multidimensionalen Sportverstaumlndnisses
Mittlerweile wird auch innerhalb der Sportwissenschaften ein mehrdimensionales Verstaumlndnis
der Prinzipien und Funktion von Bewegung und Sport vertreten Zimmer formuliert 6
didaktische Prinzipien die einer ganzheitlich verstandenen Bewegungserziehung im
Kindergarten zu unterstellen sind naumlmlichbdquohellip
1 Kindgemaumlszligheit
2 Offenheit
3 Freiwilligkeit
4 Erlebnisorientiertheit
5 Entscheidungsmoumlglichkeit
6 Selbsttaumltigkeitldquo (2003 153)
(M2 M3 M5 M7 N3 N4 N7 N10 = Sportartenkonzept)
75-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
75
Tab 246 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Bei angeleiteten BewegungsangebotenhellipMv gibt es eine von mir festgesetzte wiederkehrende Stundenstruktur (umc)Mw steht von vornherein fest was erreicht werden soll (umcodiert)Mx findet immer das folgende Muster statt bdquoAufwaumlrmen Hauptteil Ausklangldquo (umc)My gibt es wichtige Inhalte die alle mitmachen muumlssen (umc)M ist ein Hauptziel der Stunde das Erlernen motorischer Fertigkeiten (umc)M arbeite ich vorwiegend mit einer altersgleichen Gruppe (umc)Offene Bewegungsangebote zeichnen sich dadurch aus dasshellipN die Raumumgestaltung allein Sache der Erzieherin ist (umc)N Materialneuanschaffungen alleinige Sache der Erzieherinnen ist (umc)N die Kinder vorwiegend angeleitet werden (umc)Zur erfolgreichen Vermittlung vielseitiger BewegungsfertigkeitenhellipLw beachte ich dass das Alter eindeutig die Lernausgangslage vorgibt (umc)Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56 Jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werdenG vorgeschriebene Bewegungsablaumlufe (Sportartenorientierung bspw Weitsprung) (umc)
Hintergrund 232b Funktionen der Bewegung innerhalb eines multidimensionalen
Sportverstaumlndnisses
Anschlieszligend an die Bedeutungskategorien von Kretschmer (1981) die paumldagogisch-anthropologische
Sichtweise Grupes (1975 1982) und die Sinnperspektiven von Kurz (1990) formuliert Zimmer acht
Funktionen der Bewegung fuumlr die Entwicklung von Kindern (vgl zB 2003 15) eine personale
(bspw zum Erwerb eines realistischen Selbstkonzeptes und Selbstbildes K8) soziale (bspw bzgl
Aushandlungserfahrungen K5) produktive (bspw bzgl des Erfahrens von Herstellungs- und
Umweltmanipulationsprozessen ) expressive (bspw sich darstellen und ausdruumlcken K4) impressive
(bspw Bewegungseindruumlcke gewinnen K3) explorative (bspw Aneignung und Manipulation der
oumlkologischen Umwelt K2) komparative (bspw Fertigkeitenvergleich mit anderen Kindern K6) sowie
eine adaptive Funktion (bspw im Sinne des biologischen Homoumlostaseprinzips I1)
Dabei haben die Funktionen selbstverstaumlndlich Schnittmengen (ebd S 16) und je nach
Altersgruppe der Sich-Bewegenden oder didaktischer Zielsetzungen unterschiedliche
Stellenwerte und Inhalte So besitzt beim vorschulkindlichen Bewegungsverhalten die
explorierende Funktion einen Bedeutungsuumlberhang und verwirklicht sich bspw bei
ungelenkten Bewegungsangeboten mit zahlreichen Materialien
76-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
76
233 Gesundheitspolitische Konzepte Von der KurationIntervention zur Praumlvention
P Wegweiser P
Vor dem Hintergrund des jaumlhrlich steigenden Kostendrucks durch die immense
Staatsverschuldung und dem damit verbundenen Zwang des moumlglichst effizienten Einsatzes
staatlicher Mittel hat die Wertschaumltzung der ganzheitlichen Praumlvention im Kindergarten in
den letzten Jahren erheblich an Stellenwert gewonnen Durch Ausweitung der Praumlvention soll
die Notwendigkeit zu kostenintensiveren intervenierenden Maszlignahmen zuruumlckgefuumlhrt
werden Diese finanziell erzwungene aber auch sinnvolle Umorientierung wird im Folgenden
beleuchtet
Hintergrund 233a Zum Selbstverstaumlndnis der Praumlvention
Basierend auf der ganzheitlichen Sichtweise von Gesundheit (vgl Kap 214) gilt es bei
praumlventiven Anliegen darum gesundheitliche Beeintraumlchtigungen von vornherein zu
vermeiden
Es geht um die maximale bdquohellipVerhinderung vermeidbarer chronischer Krankheiten und sonstiger
(Eigen- und Fremd-) Gefaumlhrdungen gegen Koumlrper Psyche Geist (personenbezogene Praumlvention
bspw Bewegungsmangelkrankheiten sexueller Missbrauch Aggression) oder sozialer (Kriege
Kriminalitaumlt) und materieller (Umweltkatastrophen) Umwelt (strukturbezogene Praumlvention)ldquo
(Freund T Linder W 2001 S 8)
bdquoPraumlvention kann als Gestaltung von Lebensbedingungen verstanden werden die die
Realisierung pluralisierter Lebensentwuumlrfe beguumlnstigen Interventionen thematisieren
demgegenuumlber individuelle Schwierigkeiten bei der Herstellung selbst bestimmter Lebensentwuumlrfe
Intervention kann von daher als die Befaumlhigung zur Entwicklung solcher Biographiemuster
bestimmt werden die antizipatorisch eine autonome Lebensfuumlhrung erlauben (Floumlsser 1995 S
68)
Eine politische Hoffnung die mit dem Ausbau der Praumlvention verbunden wird ist bdquohellipdem
interventiven und finanziellen Ausufern wissenschafts- und technikgetriebener Medizinhellipldquo
(Schwartz 2002 S 7) entgegenzutreten
77-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
77
Hintergrund 233b Ausgaben fuumlr praumlventive Maszlignahmen im Gesundheitssystem
Innerhalb des Gesundheitssystems ist der Anteil der Ausgaben fuumlr die Praumlvention im Vergleich
zu denen der Kuration weitaus geringer allerdings ist er permanent angestiegen Lag der
prozentuale Anteil der Ausgaben in den 1960er Jahren fuumlr vorbeugende Maszlignahmen bei knapp
1 so wies der Spitzenwert in den 1970er Jahren 18 auf (vgl Henke amp Adam 1983) Bis
1998 stieg der Anteil auf 42 der Gesundheitsausgaben in Deutschland (Statistisches
Bundesamt 2001)
Hintergrund 233c Praumlvention im Kindergarten
Praumlvention im Kindergarten zielte allerdings bis zu den fuumlnfziger Jahren weniger auf Hilfe und
Gesundheit als vielmehr auf defizitorientierte Kontrolle des Verhaltens von aus buumlrgerlicher
Sicht auffaumllligen Familien unterer sozialer Schichten um sie in das soziale Gefuumlge des
Buumlrgertums zu integrieren (vgl Reyer 1987 725f)
Die heutige Praumlvention im Kindergarten ist im KJHG (gem sectsect 11-14 SGB VIII) gesetzlich
festgeschrieben und hat sowohl in Form kindzentrierter als auch gesellschaftsintegrativer (I4
I5 I6 I7 I8 I9) Ansaumltze primaumlr helfenden und Gesundheit stabilisierenden Charakter Das ist
ein Indikator dafuumlr dass der Kindergarten neben seiner Funktion als Fundament des
Bildungssystems dem System der Kinder- und Jugendhilfe angehoumlrt Allerdings lagen die
Ausgaben des Landes NRW 2001 im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe fuumlr
Interventionsmaszlignahmen um das vierfache houmlher (erzieherische Hilfen) als fuumlr uumlberwiegend
praumlventiv arbeitende Institutionen der Jugendarbeit (vgl Statistisches Bundesamt 2001)
Fried benennt verschiedene aktuelle Ansaumltze der Praumlvention im Kindergarten (vgl 2003a) Sie
verweist auf
- den kindorientierten Ansatz der individuellen Entwicklungsrisiken die sich bspw durch
Teilleistungsstoumlrungen andeuten mit Fruumlhdiagnose und -foumlrderung(-smaterialien) begegnet
(von der Praxis jedoch nicht akzeptiert wurde)
- den gruppenorientierten Ansatz der die zu erwartenden Risikofaktoren durch das
gesellschaftliche Umfeld und die Herkunft des Kindes in den Blick nimmt und durch
moderierende Maszlignahmen Chancengleichheit herstellen soll (wurde aufgrund seiner
Verwandtschaft mit dem Situationsansatz von der Praxis bevorzugt)
- Ansaumltze die direkt auf Minoritaumlten wie Kinder mit Migrationshintergrund oder Kinder mit
bestimmten Hilfeanliegen abzielen und diese integrieren wollen (vgl 2003a 70f) Innerhalb
78-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
78
NRWacutes ist diesbezuumlglich der Ansatz der Landessportjugend NRW fuumlr Kinder mit
mangelnden Bewegungserfahrungen zu nennen
Tab 247 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Regelmaumlszligige BewegunghellipIx verschlechtert die soziale Kontaktbereitschaft (umc)Iy foumlrdert das Konkurrenzverhalten der Kinder (umc)Iz verringert Angst (umc)I erhoumlht Aggressionen (umc)I| steigert das SelbstvertrauenI steigert die Unfallraten im Kindergarten (umc)
Hintergrund 233d Praumlvention durch Bewegung im Kindergarten
Praumlvention durch Bewegungserziehung im Kindergarten ist besonders die Antwort auf
veraumlnderte Lebensbedingungen von Vorschulkindern (vgl Kap 211 und 212) und sich
daraus ergebender Problemstellungen (vgl Kap 213 und 214) Es konnte gezeigt werden
dass die veraumlnderten Lebensbedingungen Vorteile aber auch Risiken insbesondere fuumlr
marginalisierte Kinder mit sich gebracht haben Ursache fuumlr den Bewegungsmangel ist nicht
ein anthropologisch erloumlschender Bewegungsdrang der Kinder sondern es sind spezifisch
mangelnde Anlaumlsse sich ihm hinzugeben (vgl ebd) Bewegungsmangel ist mitverantwortlich
fuumlr Zivilisationskrankheiten (vgl zB Balz 1992 S 260 Hollmann amp Hettinger 1990 S 596
fff Schlicht amp Schwenkmezger 1995 S1 Hollmann 2004 Hurrelmann 2004) Die
Grundlage fuumlr die Vermeidung von Zivilisationskrankheiten (I1 I2 I6) wird im Vorschulalter
erheblich mitgepraumlgt die Bereitschaft und Sinnzuweisung fuumlr weitere Bewegung im
jugendlichen und erwachsenen Alter bereits erheblich beeinflusst (vgl zB Fortwengel 1994)
Tab 248 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Regelmaumlszligige BewegunghellipIu optimiert das Herz-Kreislauf-Atmungssystem (Kinder werden ausdauernder)Iv staumlrkt das Immunsystem (Kinder sind seltener krank)
Bzgl der Intention der Untersuchung interessiert ob die ErzieherInnen realistische Anliegen
mit der Bewegungserziehung verbinden (J1 ndash J9)
79-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
79
Tab 249 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Regelmaumlszligige und richtig dosierte Bewegung kannhellipJu Allergien verhindernJv das Auftreten von Bronchialasthma verhindern Jw das Auftreten der erworbenen Zuckerkrankheit verhindernJx das Auftreten von Neurodermitis verhindernJy das Auftreten von Uumlbergewicht verhindernJz das Auftreten von Haltungsschwaumlchen verhindernJ das Auftreten eines Aufmerksamkeitshyperaktivitaumltssyndroms verhindernJ| regelmaumlszligigen Medikamentenkonsum unnoumltig machenJ die Unfallzahlen in der Einrichtung senken
Eine sport- und bewegungsorientierte Fruumlherziehung von Kindern ist folglich nicht nur aus
paumldagogischer Sicht mit den Zielen sozialisatorischer Integration beachtenswert sondern verweist
auch auf spaumltere aus medizinisch und letztlich gesellschaftspolitischer Sicht bedeutsame
Lebensbezuumlge (Meier H 1998)
bdquoWie wichtig Praumlventionsmaszlignahmen sind ergibt sich zB daraus dass etwa 15-30 aller jungen
Kinder durch koumlrperliche psychische soziale oumlkonomische usw Risiken belastet sind dass sich
kurz- mittel oder gar langfristig somatische Fehlfunktionen emotionale Probleme soziale Isolation
Sprachstoumlrungen usw manifestieren koumlnnenldquo (Fried 2003a 64)
bdquoEs bietet sich an nach einem gemeinsamen Nenner bio- psycho- oumlko- und sozio-bedingten
Stoumlrungsbilder der Gesundheit zu suchen und sich nicht in krankheits- und symptombezogenen
Einzelstrategien zu verzetteln Dieser gemeinsame Nenner liegt in den zentralen
Ausgangsfunktionen bdquoDystressldquo Fehlernaumlhrung und Bewegungsmangel hellip Uumlber eine
Beeinflussung des Bewaumlltigungs- Bewegungs- und Ernaumlhrungsverhaltens lassen sich die meisten
Probleme ansprechen und bearbeiten auch die des schlecht trainierten Immunsystems der
fehlenden Anregung und Schulung der Sinne der Verbesserung der motorischen Koordination des
Abbaus von Aufmerksamkeitsdefiziten und der Staumlrkung von Konfliktfaumlhigkeit und
Frustrationstoleranzldquo (Hurrelmann 2004 29)
Auch aus strukturell-strategischen Gruumlnden ist eine Verortung der Praumlvention durch Bewegung
im Kindergarten aussichtsreich Da der Besuch des Kindergartens mittlerweile zum
bdquoselbstverstaumlndlichen Ereignisldquo (Fried u a 2003a 7) mit vergleichsweise schwacher sozialer
Selektion geworden ist besitzt vor allem die primaumlrpraumlventive Idee der Fruumlherkennung
(Fragebereich C und D E6 E7) und -einwirkung eine herausragende Bedeutung (vgl auch
Dichowsky 2000 S 15) So besteht die Chance auch besonders gefaumlhrdete Kinder auszligerhalb
ihres primaumlren Sozialisationszusammenhangs zu erreichen Interessant ist ob ErzieherInnen
entwicklungsrelevante Bedeutungen (E1 E8) und positive Beeinflussungsmoumlglichkeiten von
Bewegungsauffaumllligkeiten (E2 E3 E4 E5) wahrnehmen
80-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
80
Tab250 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
BewegungsauffaumllligkeitenhellipEu koumlnnen die Gesamtentwicklung beeinflussenEv koumlnnen nicht auch noch in der KiTaim KiGa bdquobehandeltldquo werden (umcodiert)Ew koumlnnen vom Kind allein uumlberwunden werden wenn man ihm genuumlgend Zeit gibt (umc)Ex werden bei uns im ganz normalen KiTaKiGa-Alltag bdquobehandeltldquoEy werden zusammen mit den Eltern angegangenEz werden am haumlufigsten von den Eltern bemerkt (umc)E kann ich mit einem Blick feststellen (umc)E| sind immer ein Zeichen fuumlr weitere EntwicklungsauffaumllligkeitenE erhoumlhen die Gefahr von Unfaumlllen
Eine genauere strukturelle Betrachtung der KiTas wie bspw der im europaumlischen Vergleich
enormen Gruppengroumlszlige (b4) oder der nicht akademischen Ausbildung (a3) der ErzieherInnen
zeigt dass Praumlventivanliegen jedoch weitaus intensiver verfolgt werden koumlnnten Unter den
jetzigen Bedingungen sind nicht alle Moumlglichkeiten praumlventiver Maszlignahmen wie Diagnose und
Fruumlhfoumlrderung oder Zusammenarbeit mit ExpertInnen (b5) optimal ausgeschoumlpft koumlnnen nicht
einmal mit den Standards vergleichbarer europaumlischer Laumlnder mithalten
Tab 251 Zusammenfassung kapitelrelevanter Strukturfragen
b4 Wie viele Kinder sind durchschnittlich in einer Gruppe Ihres Kindergartens
_________Kinder
Tab 252 Zusammenfassung kapitelrelevanter Strukturfragen
a3 Ausbildung(bitte nur eine die zutreffendste Antwort)
uml Staatl anerkannte(r) Erzieher(in)uml Diplom-Paumldagog(e)in (Uni)uml Diplom-Sozialpaumldagoge(in) -arbeiter(in) (FH)uml Kinderpfleger(in)uml Erzieher(in) im Anerkennungsjahruml Sonstige__________________________________uml Mehr als eine und zwar _____________________ _________________________________________
Weitere Bestrebungen Praumlvention in Kindertageseinrichtungen zu optimieren bilden sich in
Vernetzungsgedanken und Kooperationen ab wobei ein wechselseitiger Kompetenzaustausch
des spezifischen ExpertInnenenwissens verschiedener Organisationen erfolgen soll (vgl ebd
72)
Vorsicht ist geboten wenn Praumlvention politisch missbraucht wird ndash in Form von lediglich
oumlffentlichkeitswirksamer Effekthascherei Uumlberwachung Screenings oder Kontrollen jeglicher
Art die nicht auf das Moment des Helfens abzielen
81-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
81
staatliche Foumlrderung (ist) mehr und mehr zur individuell unterstuumltzenden Flickschusterei
verkommen Die strukturbezogene Bearbeitung von Benachteiligungen und die entsprechende
Bekaumlmpfung von Armut unterbleiben jedoch obwohl hinreichend bekannt ist dass abweichendes
Verhalten zT hierin seine Ursachen hat hellip Diese Strukturfoumlrderung wird immer haumlufiger
zugunsten von rasch aufgelegten Praumlventionsprogrammen aufgegeben mit denen vornehmlich eine
besorgte Oumlffentlichkeit beeindruckt werden soll um das Schlimmste vermeintlich aber
medienwirksam zu verhindern (Lindner Werner 2001 9)
Es besteht die Gefahr einer Korrumpierung der Jugendarbeit uumlber die Schritte der Praumlventionlsquo als
Leitprinzip der sog Sicherheitsgesellschaft (Lindner T Freund W 2001 S 10) bis hin zu einer
Verpolizeilichung der Welt (ebd) wobei nicht etwas fuumlr die aufwachsende Generation sondern
gegen stoumlrende Elemente dieser getan wirdldquo (ebd)
Tab 253 Zusammenfassung kapitelrelevanter Strukturfragen
5 Arbeiten Sie bzgl der Durchfuumlhrung von Bewegungserziehung mit Experten zusammen die in die Einrichtung kommen
uml neinuml ja und zwar _______________________________________________________________________________________________________
82-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
82
234 Veraumlnderungen innerhalb der ErzieherInnenausbildung Der Bedeutungsverlust des
Faktenwissens und Bewegungserziehung im Kindergarten
PWegweiser P
Da die ErzieherInnen im Focus der empirischen Untersuchung stehen findet ein Blick auf
die Ausbildungslandschaft dieses Berufes bis zum Jahr der Datenerhebung statt
Da die jetzt taumltigen ErzieherInnen u a aufgrund unterschiedlicher Geburtsjahrgaumlnge
verschiedene Ausbildungen erfahren haben findet auch ein historischer Blick auf die
ErzieherInnenausbildung statt Dabei interessiert selbstverstaumlndlich auch das jeweilige Alter
der ErzieherInnen (vgl a2)
Die Ausbildung zur ErzieherIn ist aufgrund laumlnderspezifischer Regelungen und des
Gestaltungseinflusses freier Traumlger bundesweit sehr unterschiedlich organisiert (vgl
Derschau amp Thiersch 1999 Beher ua 1999 Dippelhofer-Stiem 2003)
Hintergrund 234a Vollzeitschulische Logik und Charakter der Breitbandausbildung
innerhalb der ErzieherInnenausbildung
Im Vergleich zum dualen berufsbildenden System folgt die Ausbildung zur ErzieherIn der
vollzeitschulischen Logik (idR 2 Jahre)
bdquoMit der Zusammenlegung der Ausbildung zur Kindergaumlrtnerin Hortnerin und Heimerzieherin zu
der bdquoStaatlich anerkannten Erzieherinldquo wurde in Nordrhein-Westfalen 1969 eine
breitbandqualifizierende Fachkraftausbildung in der Jugendhilfe errichtetldquo (Kuumlckmann-Metschies
2001 17)
Dabei bildet im Wesentlichen die Fachschule fuumlr Sozialpaumldagogik als Abkoumlmmmling der
Sekundarstufe II bis heute ErzieherInnen fuumlr alle auszligerschulischen paumldagogischen Taumltigkeiten
fuumlr Heranwachsende bis zum Erwachsenenalter aus (vgl Beher u a 1999 134) Die
Ausbildung zielt auf bdquohellipsehr unterschiedliche Berufsfelder wie die Krippe die
altersgemischten Gruppen den Kindergarten den Hort den Heimbereich die Freizeit- und
Jugendarbeit und weitere Hilfeformen nach dem KJHGldquo (Houmlltershinken 1999 92) Sie setzt in
der Regel in Abgrenzung zu Berufsfachschulen (bspw Ausbildung von KinderpflegerInnen)
eine abgeschlossene Erstausbildung voraus die jedoch durch ein Vorpraktikum (einjaumlhrig)
ersetzt werden kann Das Haupttaumltigkeitsfeld (uumlber 80) der zu weit uumlber 90 weiblichen
ErzieherInnen ist spaumlter der Kindertagesstaumlttenbereich (Houmlltershinken 1999) Nach der
vollzeitschulischen Ausbildung mit kurzen Praktika erfolgt die volle Anerkennung als
83-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
83
ErzieherIn nach einem weiteren praktischen Anerkennungsjahr (vgl zB Dippelhofer-Stiem
2003)
Hintergrund 234b Reformarmut und Auseinanderdrift von Theorie und Praxis in der
ErzieherInnenausbildung
Nachdem die ErzieherInnenausbildung 1969 einmal konzipiert war blieb die
Ausbildungslandschaft trotz massiver demographischer soziooumlkonomischer und
technologischer Veraumlnderungen und den damit verbundenen Lebensweltveraumlnderungen lange
Zeit nahezu unveraumlndert (vgl Houmlltershinken 1999 Beher u a 1999 Kruumlger amp Zimmer 2001
von Balluseck u a 2003) Die Richtlinien sahen dabei eine strenge Unterteilung der
Lerninhalte in Faumlcher vor ein organisierter Austausch mit der Wissenschaft fand nicht statt
Vorwuumlrfe an das Ausbildungscurriculum seitens der Fachoumlffentlichkeit zielten auf die
weiterhin bestehende Uneinheitlichkeit der ErzieherInnenausbildung fehlende
Professionalisierung und die zu einseitige Fixierung auf den Umgang mit Kindern ab
Managementtaumltigkeiten mit Erwachsenen (Stadtteilarbeitentwicklung Eltern Verwaltungen
Institutionen) die zunehmend an Bedeutung gewaumlnnen wuumlrden hingegen vernachlaumlssigt (vgl
Houmlltershinken 1999) Ebenso waumlre der Theorie-Praxis Bezug durch praktische Uumlbungen
einstudierter Methodik in kuumlnstlicher Atmosphaumlre realitaumltsfern und wuumlrde sich wandelnde
Sozialisationserfahrungen der Kinder unberuumlcksichtigt lassen
Erst 1982 wurde eine neue Rahmenvereinbarung uumlber die Ausbildung und Pruumlfung von
ErzieherInnen verabschiedet die bdquohellipjedoch kaum richtungsweisende Veraumlnderungenhellipldquo
(Kuumlckmann-Metschies 2001 27) vorsah Auch die Wiedervereinigung brachte keinen
Reformschub
bdquoNach der Vereinigung von West- und Ostdeutschland wurden die Ostausbildungsgaumlnge den
Ausbildungsrichtlinien der alten Bundeslaumlnder angeglichen Zudem mussten die Osterzieherinnen
die schon in Kindereinrichtungen arbeiteten eine Anpassungsqualifizierung durchlaufen um an das
bdquoWestniveauldquo angeglichen zu werden und somit den Arbeitsplatz behalten zu koumlnnenldquo (Frey 2003
209)
Eine Reform der Ausbildung und Pruumlfung von ErzieherInnen erfolgte schlieszliglich im Januar
2000 Sie hob besonders den Erziehungs- Bildungs- und Betreuungsauftrag hervor und
zentrierte berufliche Handlungskompetenz sowie Vernetzung mit angrenzenden Lernorten (vgl
ebd 210) Zuvor resuumlmieren Beher Hoffmann und Rauschenbach 1999
84-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
84
bdquoEine Ausbildung deren wesentliche Inhalte zuletzt vor mehr als dreiszligig Jahren umgesetzt worden sind
kann nur noch eingeschraumlnkt von sich behaupten dass sie mit Blick auf Ziele Inhalte Form und Dauer auf
der Houmlhe der Zeit ist hellip hellip hellip ldquo (9)
Dabei hat die Praxis immer schneller auf gesellschaftliche Veraumlnderungen reagiert (regieren
muumlssen) als die Ausbildung an der Schule
bdquoAnfang der siebziger Jahre nach den two decades of non-reform in West German education
(Robinsohn) entwickelte sich hellip ein Riss zwischen dem Reformgeschehen in der Praxis und einer
eher stagnierenden Ausbildungldquo (Kruumlger amp Zimmer 2001 12)
Gruumlnde dafuumlr waren vielseitig Ein Grund besteht in berufstrategischen Anliegen
bdquoUm dies mit einem Bild zu formulieren Auf der einen Seite stehen Bedenken im Raum eine
Reform der ErzieherInnenausbildung koumlnne zur Folge haben dass der angeforderte Fahrstuhl nicht
wie geplant nach oben sondern entgegen der eigenen gut gemeinten Absichten nach unten faumlhrt ndash
ErzieherInnen somit durch die Reform verlieren wuumlrden Auf der anderen Seite besteht die
unausgesprochene Befuumlrchtung der Fahrstuhl fahre zu weit nach oben ndash bis in die Regionen der
Hochschulausbildung Und dies haumltte dann zur Folge dass nicht mehr alle mitfahren koumlnnen also
zB Ausbildungswillige ohne die entsprechenden Schulabschluumlsse aber zT auch LehrerInnen an
Fachschulen ohne die entsprechende wissenschaftliche Qualifikationldquo (Beher Rauschenbach und
Hoffmann 1999 10)
Dabei waumlre der akademische Status fuumlr ErzieherInnen keine Besonderheit weder innerhalb
noch auszligerhalb Europas
bdquoHeute werden die verantwortlichen Fachkraumlfte in Kindertageseinrichtungen des Elementarbereichs
uumlberwiegend auf Hochschulniveau ausgebildet in Finnland Frankreich Griechenland Luxemburg
den Niederlanden und in Portugal an nicht-universitaumlren Einrichtungen Die Ausbildungen dauern
mindestens drei Jahre in manchen Faumlllen laumlnger Die Ausbildungen mit dem formal houmlchsten
Bildungsniveau ist die Ausbildung zum professeur d`ẻcole in Frankreich wo die zweijaumlhrige
Ausbildung erst nach erfolgreichem Abschluszlig eines dreijaumlhrigen Universitaumltsdiploms (licence)
stattfindet Die Ausbildungen mit den formal niedrigsten Eingangsvoraussetzungen sind die
Ausbildung zur Kindergaumlrtnerin in Oumlsterreich (Sekundarbereich I) und die Fachschulausbildung zur
Erzieherin in Deutschland (Sekundarbereich II)ldquo (Oberhuemer ua 1999 S 69)
85-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
85
Frankreich Irland die Niederlande und Groszligbritannien haben die ErzieherInnenausbildung in
die LehrerInnenausbildung integriert Schweden hat eine eigenstaumlndige Ausbildung fuumlr den
Vorschulbereich errichtet Deutschland folgt weiterhin der Logik einer Breitbandausbildung
sowohl altersuumlbergreifend als auch fachlich durch viele Arbeitsfelder innerhalb der Kinder-
und Jugendhilfe (vgl Oberhuemer u a 1999 71f von Balluseck 2003 323) bdquoFuumlr die
meisten asiatischen Laumlnder beispielsweise ist ein an nordamerikanischen oder britischen
Standards orientierter Universitaumltsabschluss Voraussetzung fuumlr die Arbeit in einer
qualifizierten Einrichtungldquo (Kruumlger amp Zimmer 2001 15) Im direkten europaumlischen Vergleich
zeigt sich folgendes Bild Auszliger in Oumlsterreich ist das formale Niveau der
ErzieherInnenausbildung in keinem Land niedriger als in Deutschland der theoretische Anteil
von zwei Jahren ist kuumlrzer als in allen anderen Laumlndern die Praxisanteile sind in keinem
anderen Land so hoch trotz KMK-Rahmenvereinbarung gibt es keine verbindliche Form der
Ausbildung Durch die Ausbildungsstruktur ergeben sich kaum Anknuumlpfungspunkte fuumlr die
Arbeit in Primarschulen (vgl Oberhuemer 1999 S 74f)
Bzgl der Akademisierung der Erzieherinnenausbildung resuumlmieren von Balluseck ua
bdquoDass die ErzieherInnenausbildung auf eine neue Grundlage gestellt werden muss ist Konsens
Bisher aber sind alle Reformbestrebungen am Beharrungsvermoumlgen der Berufsschulverwaltungen
und an den Aumlngsten der Laumlnder vor einer houmlheren Besoldung der Erzieherinnen gescheitert Erst die
PISA-Studie hat auch den eingefleischten Gegnern einer Umorientierung in diesem Bereich deutlich
gemacht dass die Vernachlaumlssigung der Bildungsfunktion von Kindertageseinrichtungen politisch
und wirtschaftlich schwerwiegende Konsequenzen hatldquo (2003 330)
Ein zusaumltzliche Barriere fuumlr den Konsens zu umfangreichen Reformen stellte die Tatsache dar
dass mit der Fachschule fuumlr Sozialpaumldagogik zwei diskrepante Systemlogiken aufeinander
treffen naumlmlich das System Jugendhilfe und das System Schule
bdquoEin weiteres Moment befoumlrderte die Abdrift die kulturelle Distanz zwischen Jugendhilfe und
Schule zwischen Sozial- und Kultusministerien hellip Die Fachschule konnte sich so zu einem
Zwitter entwickeln der ein sozialpaumldagogisches Klientel jenseits des Schulwesens ausbildet aber
diesseits innerhalb rigider Strukturen angesiedelt istldquo (Kruumlger amp Zimmer 2001 14)
Zudem besteht auch an der Fachschule die mit anderen Institutionen geteilte Tendenz einer
ausgepraumlgten Entkoppelung zwischen dem Ausbildungs- und dem Beschaumlftigungssystem
86-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
86
bdquoAllgemein- und berufsbildende Schulen Fachhochschulen Universitaumlten haben laumlngst ein Eigenleben ihre
eigenen Gesetzlichkeiten entwickelt verfuumlgen meist nicht oder nicht mehr uumlber einen institutionalisierten
Ort der Verstaumlndigung mit der bdquoAbnehmerseiteldquoldquo (Beher ua 1999 11)
bdquoFazit Nach den Innovationsschuumlben der siebziger Jahre erlebten wir in den achtziger ndash und im
Westen auch in den neunziger Jahren ndash eine Abbremsbewegung hellip Die Ausbildung verlor
zunehmend den Kontakt zur bewegten Praxis die bewegte Praxis wiederum verlor an Schubkraft
Die Fortbildung hatte mitunter mehr Chancen dranzubleiben zumindest dann wenn ihre Dozenten
sich nicht ihrerseits allzu sehr an den Bezugswissenschaften festklammertenhellipldquo (ebd 17f)
So erklaumlrt sich auch das in der Untersuchung festgestellte Fortbildungsengagement von
ErzieherInnen das haumlufig finanziell selbst getragen wird Sie moumlchten und muumlssen auf die
Veraumlnderungen der Welt reagieren die in ihrer Schulzeit haumlufig kaum thematisiert wurden
Als weitere Reformbremse wirkt die Tatsache dass die inhaltliche Gestaltung der
ErzieherInnenausbildung landeshoheitlich geregelt wird Dadurch unterscheiden sich die
Ausbildungsinhalte von Bundesland zu Bundesland erheblich und erschweren eine auf
Bundesebene getragene Reform auf Ebene der Kultusministerkonferenz
Somit bdquohellipfuumlhrte die Laumlnderautonomie im Bereich des Qualifikationsprofils ErzieherIn dazu dass wir
heute unter dem gemeinsamen Oberbegriff raquoErzieherInlaquo doch eine erstaunliche Breite an
Variationen findenldquo (Beher ua 1999 12)
Die Kultusministerkonferenz setzt(e) sich aus 16 Laumlndern zusammen die ein strukturelles
Reformhemmnis darstell(t)en Die Ausbildungslandschaft fuumlr den ErzieherInnenberuf ist
aufgrund unterschiedlicher laumlnderspezifischer Regelungen und des Gestaltungseinflusses freier
Traumlger bundesweit sehr verworren (vgl Derschau amp Thiersch 1999 Beher ua 1999
Dippelhofer-Stiem 2003)
Zudem zog und zieht sich der Staat tendenziell mehr und mehr aus seiner sozialpolitischen
Verantwortung zuruumlck Somit stehen immer weniger finanzielle Mittel zur Verfuumlgung die eine
qualitative Verbesserung der ErzieherInnenausbildung bewirken koumlnnten insbesondere wenn
man die Akademisierung der ErzieherInnen im Blick hat
87-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
87
Hintergrund 234c Reformansaumltze in der ErzieherInnenausbildung durch Druck von auszligen
Jedoch hat die notwendige Pragmatik der Einrichtungen im Umgang mit gesellschaftlichen
Veraumlnderungen wie dem allgemeinen Wertewandel der Individualisierung
Enttraditionalisierung und Modernisierung und nicht zuletzt auch der Druck der Delphi-
Untersuchung PISA-Studie und IGLU-Studie besonders den Bereich der Bedeutung
fruumlhkindlichen Erziehung zu einem wissenschaftlichen Anliegen verholfen Den Berufskollegs
als auch der Fachschule fuumlr Sozialpaumldagogik wird somit vor Augen gehalten dass eine Reform
unerlaumlsslich ist bspw um dem gestiegenen Anspruch der Einrichtungen und der veraumlnderten
Lebenswelt von Familien gerecht zu werden mit den Eltern zusammenzuarbeiten und sich den
Anliegen des Wohnumfeldes zu widmen So konnte sich auch die Kultusministerkonferenz zu
einer Empfehlung durchringen Obwohl der Ruf nach einer Akademisierung der Elementar-
und Vorschulpaumldagogen immer lauter wird erweist sich die aktuelle Reform der
ErzieherInnenausbildung als ein Kompromiss der jedoch die Hoffnungen auf eine
durchgaumlngige Akademisierung der Ausbildung bdquozu Grabe getragenldquo hat bdquoDie Grundstruktur
der Ausbildung wird in den neuen Rahmenrichtlinien von NRW nicht in Frage gestelltldquo
(Houmlltershinken 1999 94) Daran aumlndert auch die Rahmenvereinbarung zur Ausbildung und
Pruumlfung von ErzieherInnen vom 28012000 wenig denn in NRW bleibt der Bildungsgang fuumlr
ErzieherInnen am Berufskolleg zweijaumlhrig der Anforderungskatolog ist dabei jedoch sehr
vielfaumlltig Ziel dieser Rahmenvereinbarung war es die Ausbildung in den Bundeslaumlndern zu
vereinheitlichen Kleinste gemeinsame Nenner sind dabei die Mindestausbildungsdauer und die
Lernfeldorientierung die zunaumlchst in technischen Fachrichtungen in einigen Bundeslaumlndern
erprobt wurde und mittlerweile implementiert ist Die Lernfeldorientierung deutete sich bereits
in den Lehrplaumlnen zur Erprobung des Landes NRW von 1996 an (Ministerium fuumlr Schule und
Weiterbildung NRW) Sie entspricht der sich permanent verkuumlrzenden Halbwertszeit des
Faktenwissens und eroumlffnet die Perspektive dass nicht vorrangig Fachwissen erlernt sondern
Handlungsfaumlhigkeit unplanbarer Situationen in arbeitsfelduumlbergreifenden Bereichen erworben
wird So wird nicht mehr von Faumlchern sondern von Lernbereichen gesprochen
Hintergrund 234d Private Fachhochschulen in der ErzieherInnenausbildung
Erste Fachhochschulen treten in Konkurrenz zu Fachschulen und Berufskollegs und bieten
sechssemestrige Bachelor-Studiengaumlnge an Diese entsprechen im Zuge der Europaumlisierung von
Studienangeboten dem Beschluss von Bologna folgen der Modullogik und muumlnden in den
Abschluss Bachelor of Arts (BA) Allerdings sind diese Fachhochschulen in privater
Traumlgerschaft und verlangen zusaumltzliche Semestergebuumlhren Zudem ist der wissenschaftliche
88-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
88
Anspruch von Bachelor-Studiengaumlngen im Vergleich zu den deutschen Diplom-Studiengaumlngen
in Frage zu stellen
Hintergrund 234e Die allgemeinen Richtlinien fuumlr die ErzieherInnenausbildung in NRW
In NRW wurde im Rahmen der o g Reformen zunaumlchst uumlber das Konzept von vier
Entwicklungsaufgaben denen jeweils eine Schluumlsselqualifikation (1 Phase sich orientieren 2
Phase koordinieren 3 Phase konzipieren 4 Phase sich weiterentwickeln) zugeordnet wird
versucht die Ausbildung zeitlich zu strukturieren Inhaltlich sollte dem handlungsorientierten
an Stelle des faktenwissenorientierten paumldagogischen Handelns mehr Raum gegeben werden
Die Schluumlsselqualifikationen gelten fuumlr alle Faumlcher faumlcheruumlbergreifenden Projekten wird
Vorrang eingeraumlumt (vgl Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung 1996) Damit sollte eine
Verbindung disziplinaumlrer persoumlnlichkeits- (identitaumlts-) bildender und berufspraktischer
Ausbildungsanteile erreicht werden (vgl Houmlltershinken 1999) Das Motiv lag zunaumlchst darin
die dualen Berufsausbildungen bzgl Ausbildungsstrukturen und -phasen anzugleichen
Gleichzeitig sollte der abnehmenden Bedeutung des Fachwissens und der zunehmenden
Bedeutung des selbststaumlndigen Problemloumlsens und der eigenstaumlndigen Wissensaneignung
begegnet werden Das Fachwissen sollte nicht mehr innerhalb von Fachlogiken sondern im
Gesamtzusammenhang einer konkreten Situation vermittelt werden Basierend war die
Einsicht dass die Halbwertszeit des Fachwissens permanent kuumlrzer und das Fachwissen an sich
damit zunehmend unbedeutender wird Schlagworte des neuen Curriculums waren deshalb
Informationsbeschaffung und -selektion Verknuumlpfung von Lernfeldern Interdisziplinaritaumlt
Handlungs- und Taumltigkeitsorientierung an der spaumlteren Taumltigkeit und am realen Leben (analog
der Empfehlungen von Beher u a 1999 Haberkorn u a 1999 Wildt 1995) worin sich auch
systemisch-oumlkologische Anliegen wieder fanden Dabei sollten die ErzieherInnen ihre
Lernprozesse mehr als bisher selbst verantworten (vgl Frey 1999) Persoumlnliche
Bildungsprozesse im tiefenpsychologischen Sinne (Schaumlfer 1995) sowie Subjektbezogenheit
des Unterrichts durch selbsttaumltige Auseinandersetzung (Houmlltershinken 1999) standen nun im
Mittelpunkt damit Flexibilitaumlt Kooperations- und Reflexionsfaumlhigkeit sowie ein eigenes
berufliches Profil (vgl Straumltz 1995) auch im Verhaumlltnis zur eigenen Person erlernt werden
konnten
Mit den neuen Richtlinien fuumlr Berufskollegs in NRW die im Sommer 2005 in Kraft getreten
sind sind die Faumlcher weiter aufgeweicht worden um der Lernfeldorientierung weiteren Raum
zu geben Das o g Konzept der vier Entwicklungsaufgaben denen jeweils eine
Schluumlsselqualifikation zugeordnet wurde wurde dabei um die Orientierungsphase verkuumlrzt
89-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
89
Die Frage ist inwieweit die Konzepte tatsaumlchlich durch die Lehrenden umgesetzt werden
koumlnnen die erst seit kurzer Zeit auf diese Wissensvermittlung hin ausgebildet werden
Vermutlich ist mit Rezeptionswiderstaumlnden und Implementationsverzuumlgen zu rechnen
insbesondere dann wenn die Lehrenden aber auch Lernenden auf Grund weiter
Zielformulierungen und Faumlcheruumlberschreitungen uumlberfordert werden Ebenso wird das
gelungene Umsetzen zentral von der Kooperationsbereitschaft der Lehrerkollegien abhaumlngen
bdquoBetrachtet man sich die heutige Erzieherinnenausbildung strukturell und inhaltlich so kann
festgehalten werden dass der Faumlcherkanon in Richtung Lernbereiche aufgeloumlst und die
Kompetenzdimensionen von den jeweiligen Vertretern der Bundeslaumlnder selbst festgelegt werden
sollen Wie die konkrete Umsetzung der Lernbereiche allerdings didaktisch und methodisch in der
Lernsituation an den Fachschulen auszusehen hat bleibt wie in den letzten vier Jahrzehnten auch
weiter unbestimmt Zudem besitzt in den Fachschulen ein nicht unerheblicher Teil des Lehrpersonals
selbst keinen Lehramtsabschluss soll aber Lehr-Lern-Settings durchfuumlhrenldquo (Frey 2003 228)
Hintergrund 234f SportGesundheitserziehung in der ErzieherInnenausbildung in NRW
Der Lehrplan des Faches SportGesundheitserziehung der Richtlinien zur Erprobung von 1996
folgt der Logik der vierphasigen und faumlcheruumlbergreifend organisierten Orientierung an
Lernfeldern und Schluumlsselqualifikationen Strukturierend sind an Stelle einer gezielten
AdressatInnenorientierung die vier Ausbildungsphasen im Sinne einer Breitbandausbildung
Sport und Bewegungsspiele werden nicht als abzuleistender Sportartenkatalog vorgegeben
sondern sollen ndash analog eines weiten Sport- und Bewegungsverstaumlndnisses ndash individuell zur
Erarbeitung konkreter Themen und paumldagogischer Handlungsbereiche ausgewaumlhlt werden (zB
Eigenwahrnehmung Fremdwahrnehmung Flowerleben Kooperation) Somit tritt die
Zielerreichung innerhalb von Lernbereichen vor die rigide Vorgabe sportartenorientierter
Inhalte (vgl Kruumlger 1995 328) Die gesamte Ausbildung zielt nun auf die praktische
Bewegungserziehung
bdquoDie erfolgten Reformen verbesserten den Status die Eingebundenheit und die Akzeptanz von
BewegungserziehungSport als festen Bestandteil der sozialpaumldagogischen Ausbildung erweiterten
aber auch die fachlichen Anspruumlche an die Bewegungslehrkraumlfte und forderten zugleich ein erhoumlhtes
Maszlig an individueller Integrationsfaumlhigkeit in den Bildungsgang einldquo (Kruumlger 2004 115)
90-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
90
Erste Ausbildungsphase
Dabei soll in der ersten Ausbildungsphase der Entwurf eines Konzeptes der zukuumlnftigen
Berufsrolle ermoumlglicht werden Die zugeordnete faumlcheruumlbergreifende Schluumlsselqualifikation als
Entwicklungsaufgabe lautet Sich-Orientieren
Grundanliegen dieser Phase ist es den unterschiedlichen Voraussetzungen Vorerfahrungen
und Anspruumlchen die ErzieherInnen in die Ausbildung mitbringen gerecht zu werden
Schlagwoumlrter dabei sind zu ermoumlglichende Perspektivwechsel innerhalb sozialpaumldagogischer
Einrichtungen und Arbeitsfelder durch Auseinandersetzung mit dem eigenen Berufsverstaumlndnis
und der eigenen Berufserwartung Neben der Evaluation der eigenen Berufswahl sollte bereits
das kuumlnftige Berufsfeld kritisch hinterfragt werden Hierbei kommt die aktive Lernrolle zum
Ausdruck (vgl Kruumlger 1995 328 Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW
1996 268ff) SportGesundheitserziehung soll in dieser Phase Selbsterkenntnisprozesse
persoumlnlicher Sport- und Bewegungsorientierungen und -praumlferenzen in Abhaumlngigkeit eigener
soziologischer physiologischer und psychologischer Merkmale ermoumlglichen Auf dieser
reflektierten und Orientierung stiftenden Basis soll dann ein Transfer hin zur anleitenden Rolle
von Sport- und Bewegungsspielen stattfinden und zur Herausstellung eigener Berufsabsichten
fuumlhren (vgl ebd)
Die zweite Ausbildungsphase
Die zweite Ausbildungsphase mit der Entwicklungsaufgabe des Aufbaus eines Konzeptes der
paumldagogischen Fremdwahrnehmung und der Schluumlsselqualifikation Koordinieren fokussiert
weiterhin die Evaluation der Adressaten des erzieherischen Handelns Dabei werden
grundlegende Methoden wie das strukturierte Beobachten eingesetzt (vgl Kruumlger 1995 328f)
SportGesundheitserziehung soll in dieser Phase Moumlglichkeiten bieten Eindruumlcke
Abbildungen und Interpretationen der Bewegungshandlungen des Gegenuumlbers der Mit-
ErzieherInnen und spaumlterer AdressatInnen zu gewinnen Zentral sind dabei Beobachtungs- und
Spielformen (bspw kleine Spiele miteinandergegeneinander) die die Wahrnehmung in
Bewegung zum Ziel haben Durch Empathie Vergleiche und Erarbeitung von
Deutungsmustern sollen so Grundlagen fuumlr methodischdidaktische Anregungen Bewertungen
und Interpretationen (bspw aumlngstlichen Verhaltens) und bewegungserzieherische
Initiativanregungen vermittelt werden (vgl Kruumlger 1995 329 vgl Ministerium fuumlr Schule und
Weiterbildung des Landes NRW 1996 274ff)
Diese Entwicklungsaufgabe ist wie die folgenden in ihrem Anliegen auch bei der aktuellen
Lernfelddidaktik erhalten geblieben
91-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
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Die dritte Ausbildungsphase
Die dritte Ausbildungsphase mit der Entwicklungsaufgabe der Erarbeitung eines Konzeptes
paumldagogischen Handelns und der Schluumlsselqualifikation Konzipieren baut auf die
vorangegangenen Schluumlsselkompetenzen auf Diese sollen in ihrem Zusammenwirken
ermoumlglichen das eigene erzieherische Handeln in paumldagogischen Feldern vor sich selbst und
anderen paumldagogisch verantworten und begruumlnden zu koumlnnen Nun soll diese Anlage durch die
Vermittlung und Anbahnung spezifischer Fachkompetenz erweitert werden so dass die
Erzieherinnen Grundlagen zum eigenen Konzipieren von an spezielle Alltagkonstellationen
angepasste paumldagogische Muster entwickeln koumlnnen Denn der paumldagogische Alltag haumllt viele
individuelle Eigenheiten bereit deren Bewaumlltigung nur durch die prospektive
Planungsfaumlhigkeit passender paumldagogischer Arrangements zu begegnen ist (vgl Kruumlger 1995
329)
bdquoSportGesundheitserziehungldquo reflektiert diese Anspruumlche indem die SchuumllerInnen
bdquosporttheoretische Grundlagen sportpraktische Kenntnisse und Faumlhigkeiten sowie praktisch-
methodische Faumlhigkeiten zur Gestaltung von SportGesundheitserziehung fuumlr Vorschul-
Schulkinder und Jugendliche in verschiedenen sozialpaumldagogischen Berufsfeldern erwerbenldquo
(Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW 1996 277) Hierin kam und
kommt erneut die Breitbandkonzeptionierung des Bildungsganges zum Tragen die durch eine
breite bewegungserzieherische Begruumlndungsgrundlage (entwicklungs-psychologische Bezuumlge
zur vorschulkindlichen Professionalisierung gesundheitserzieherische Bezuumlge zum Transport
primaumlrpraumlventiver Anliegen im Umgang mit Heranwachsenden allgemein sowie
freizeitpaumldagogische Bezuumlge um dem Feld der Heim- und Jugendfreizeiteinrichtungen gerecht
zu werden) die zu allen auszligerschulischen ErzieherInnenfeldern Bezuumlge aufbaut untermauert
wird (vgl Kruumlger 1995 329f Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW
1996 277ff)
Die vierte Ausbildungsphase
Die vierte Ausbildungsphase mit der Entwicklungsaufgabe des Entwurfs eines eigenen Models
der Professionalitaumlt und der Schluumlsselqualifikation Sich-Weiterentwickeln soll den Uumlbergang in
die Berufswirklichkeit anbahnen Die letzte Ausbildungsphase als Nahtstelle zum
Berufspraktikum soll die ganzheitliche Integration der ErzieherInnen in die Alltagspraxis und
-wirklichkeit gewaumlhrleisten Aneignungsschwerpunkte sind das eigenstaumlndige Einbringen und
Umsetzen selbst gewaumlhlter handlungsreflektierter paumldagogischer Ideen Anliegen und
Arrangements Dabei soll den ErzieherInnen zunehmend das Statusgefuumlhl eines Mitarbeiter
92-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
92
einer Mitarbeiterin an Stelle eines Praktikanteneiner Praktikantin oder Auszubildenden
angedeihen (vgl Kruumlger 1995 329f Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes
NRW 1996 277ff)
SportGesundheitserziehung soll sich daran anlehnend durch selbst verantwortete
Handlungskompetenz und -sicherheit in Folge der praktischen Konkretisierung der bereits
vorhandenen didaktisch-methodischen Kompetenzen Planung Durchfuumlhrung und Reflexion
von Bewegungsangeboten in der paumldagogischen Wirklichkeit auszeichnen Dabei agiert derdie
Schuumllerin im Feld selbstverantwortlich Eckpfeiler professionellen bewegungserzieherischen
und sportpaumldagogischen Handelns waren und sind dabei die Faumlhigkeit zur Planung didaktisch
durchdachter langfristiger Angebote die schrittweise und am Anspruchsniveau der Kinder
orientierte Erweiterung der Bewegungsdimensionen Einbindung und Sensibilisierung der
Eltern bzgl bewegungserzieherischer Anliegen als auch die Faumlhigkeit geeignete Vernetzungen
und Weiterbildungsmoumlglichkeiten ausfindig zu machen und zu nutzen (vgl Kruumlger 1995 330
Ministerium fuumlr Schule und Weiterbildung des Landes NRW 1996 288) So wird entgegen
fruumlherer Auffassungen nicht mehr davon ausgegangen dass die in der Ausbildung erworbenen
didaktisch-methodischen Erkenntnisse im Bereich GesundheitBewegungserziehung fuumlr ein
und allemal ausreichen (L4) sondern dass auch uumlber Curricula und Bildungsvereinbarungen
(L6) selbst gesteuerte Fortbildung notwendig ist
Aktuell zeigt sich die Ausbildung weiter reformiert die Faumlcherorientierung ist zu Gunsten der
Lernfeldorientierung abgeschafft Die o g Entwicklungsaufgaben bleiben bis auf die
Orientierungsphase erhalten die gesamte Konzeption folgt jedoch noch konsequenter der
Definition der Lernfeldorientierung Sie verficht die Abkehr vom Faumlcherprinzip als historisch
uumlberliefertem Vermittlungsrahmen spricht fuumlr die Verschulung des gesellschaftlichen
Wissensvorrats die Neubestimmung des Verhaumlltnisses von institutionalisierten Lerninhalten
und institutionell vernachlaumlssigtem Alltagswissen sowie schlieszliglich ndash und damit verbunden ndash
die Vermeidung starrer Grenzziehungen zwischen den im Unterricht vermittelten
Wissensbestaumlndenldquo (Kutschka G 1986) Dabei werden die Unterrichtsfaumlcher komplett
bdquohellipdurch eine handlungslogische Struktur ersetztldquo (Kremer H Sloane P Bruumlhl 2000 72-
73)
Im aktuell guumlltigen Lehrplanentwurf fuumlr die Fachschule fuumlr Sozialpaumldagogik wird
SportBewegungserziehung ein Element des fachrichtungsbezogenen Lernbereichs Medien und
Methoden in der sozialpaumldagogischen Arbeit zusammen mit den Elementen Spiel Medien
Kinder- und Jugendliteratur Musik Rhythmik KunstWerken (vgl 19) Den Elementen
werden keine spezifischen Bereiche mehr zugeordnet (bspw bdquohuumlpfenldquo bei der
93-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
93
Bewegungserziehung oder bdquomalenldquo bei KunstWerken) sondern durch diese Elemente als
Medium sollen 21 () bdquoInhaltsbereicheldquo abgedeckt werden die allgemeine sozialpaumldagogische
Kompetenzen darstellen
Zudem ist die Ausbildung in fuumlnf aufeinander aufbauende Phasen aufgeteilt die wiederum als
fuumlnf Lernfelder beschrieben und denen Zeitrichtwerte zugeteilt werden Dabei werden zu jeder
Phase angedachte inhaltliche Beitraumlge der Faumlcher zugeordnet
Fuumlr SportBewegungserziehung lassen sich diesbezuumlglich zwei Konsequenzen ziehen Dem
Fach werden sehr breite Lehr- und Lernmoumlglichkeiten unterstellt und zugebilligt gleichzeitig
wird die Bewegungserziehung jedoch inhaltlich profilloser und die Inhalte noch mehr von dem
Engagement der Schule von den LehrerInnen und den Interessen der ErzieherInnen abhaumlngig
SportBewegungserziehung wird mit seinenihren besonderen ganzheitlichen Merkmalen nicht
mehr explizit erwaumlhnt oder inhaltlich curricular festgelegt Fraglich ist dabei inwiefern
Beliebigkeit vermieden wird
Tab 254 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Zur erfolgreichen Vermittlung vielseitiger BewegungsfertigkeitenhellipLx reichen die in der Ausbildung erworbenen didaktisch-methodischen Kenntnisse (umc)Lz reichen die Hinweise der Bildungsvereinbarung NRW (umc)L ist eine Fortbildung notwendig
Tab 255 Zusammenfassung kapitelrelevanter Strukturfragen
b7 Haben Sie an einer bewegungserzieherisch orientierten Fortbildung teilgenommen
uml neinuml ja an einer uml ja an mehr als einer
Tab 256 Zusammenfassung kapitelrelevanter Strukturfragen
a2 Alter ____Jahre
94-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
94
235 Vernetzung als Ressourcenoptimierung Kooperation von Kindertageseinrichtungen
und Sportvereinen Das Bewegungserziehungskonzept des LSB NRW
P Wegweiser P
In den letzten Jahren hat das Interesse an auszligerschulischen Aus- und Fortbildungen im
paumldagogischen Sektor enorm zugenommen Die neuen Richtlinien der ErzieherInnen-
ausbildung nennen bereits die Notwendigkeit berufsspezifischer Fortbildung (vgl Kap
234) Gruumlnde sind auch in gestiegenen Anforderungen sich rascher vollziehenden
Lebensweltveraumlnderungen (vgl Kap 21) und Paradigmenwechseln und einem groumlszligerem
Wettbewerb um Arbeitsstellen auf Grund eines enger werdenden Arbeitsmarktes zu sehen
Ebenso ist ein enormes Ausbildungsangebot zu verzeichnen Letztlich scheint die schulische
Ausbildung als alleinige und lebenslange Wissensbasis nicht mehr auszureichen um den
Herausforderungen der sich permanent wandelnden Praxisbedingungen gerecht zu werden
So gibt es mittlerweile auch ein groszliges Spektrum an bewegungserzieherischen Aus- und
Fortbildungen die auf den Vorschulbereich abzielen In dieser Arbeit interessiert besonders
das bewegungserzieherische Konzept des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalen (LSB
NRW) In ihm ist auch ein Beispiel fuumlr eine netzwerkorientierte Organisationsentwicklung zu
sehen Sportvereine und Kindergaumlrten kooperieren und tauschen unter der Beratung durch
den LSB hinsichtlich der Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter
Kompetenzen aus So bieten die Sportvereine fuumlr ErzieherInnen bewegungserzieherische
Fortbildungen an Kindergaumlrten koumlnnen die Strukturen der Sportvereine (bspw in den
Morgenstunden ungenutzte Sporthallen) nutzen (vgl Sportjugend 2003 5) Somit findet eine
Kompetenzen Strukturen und Materialien buumlndelnde Ressourcenoptimierung statt die im
Folgenden vorgestellt wird
Hintergrund 235a Bedingungen fuumlr die Zertifizierung eines Kindergartens als bdquoAnerkannter
Bewegungskindergarten des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalenldquo
bdquoNach einer positiven Beurteilung und dem Vorliegen der Kooperationsvereinbarungen erhaumllt der
Antragssteller das Zertifikat bdquoAnerkannter Bewegungskindergarten des LandesSportBundes
Nordrhein-Westfalenldquo und der kooperierende Sportverein die Anerkennung als bdquoKinderfreundlicher
Sportvereinldquo (vgl Sportjugend 2003 5)
Damit sich ein Kindergarten bdquoAnerkannter Bewegungskindergarten des LSB NRWldquo
nennen darf muss er gewisse Kriterien erfuumlllen
So muss das Prinzip bdquoBewegungserziehungldquo im paumldagogischen Konzept der Einrichtung
verankert werden Taumlglich muumlssen angeleitete und offene Bewegungsangebote
95-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
95
stattfinden Ebenso muss der Traumlger des Kindergartens Mitglied im LandesSportBund
sein oder optional bdquohellipeine Kooperation mit einem ortsansaumlssigen Sportverein eingehen
dem fuumlr die Leitung von Bewegungsangeboten Uumlbungsleiterinnen mit der
Sonderausbildung bdquoBewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalterldquo zur
Verfuumlgung stehenldquo (ebd 12) Ferner muumlssen die Leitung und je eine Gruppenleitung
bzw die betreffende Ergaumlnzungskraft den Uumlbungsleiterschein im Rahmen der
Ausbildung Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter besitzen und
mindestens alle zwei Jahre eine bewegungserzieherische Fortbildung absolvieren
Strukturell wird ein Bewegungsraum eine kindgerechte Geraumlteausstattung und ein
bewegungsfreundliches Auszligengelaumlnde verlangt Weiterhin wird das halbjaumlhrliche
Durchfuumlhren einer Informationsveranstaltung fuumlr Eltern zu einer Bewegungsthematik
gefordert (vgl ebd) Diese Vorgaben werden jedoch nicht weiter konkretisiert oder gar
operationalisiert (bspw msup2-Vorgabe fuumlr den Bewegungsraum Fristensetzung
Informationsveranstaltung etc)
Um die Eignung des Kindergartens zu uumlberpruumlfen existieren besondere
Durchfuumlhrungsbestimmungen des LandesSportBundes (vgl Sportjugend 2003 5)
So findet vor der Anerkennung eines Kindergartens als Bewegungskindergarten eine
Begehung durch den LSB statt die schriftlich dokumentiert wird Diese wird jaumlhrlich
wiederholt damit die Anerkennung erhalten bleibt
bdquoNach Antragsstellung findet eine Erstbesichtigung vor Ort durch die Sportjugend NRW stattldquo
(ebd)
bdquoAlle Pruumlfungsergebnisse werden von der Sportjugend NRW in schriftlicher Form erfasstldquo
(ebd)
bdquoDie Kriterien zur Vergabe des Zertifikates sind oumlffentlich auszuhaumlngenldquo (ebd)
bdquoMindestens einmal jaumlhrlich findet ein Kontroll- und Beratungsbesuch statt bei dem eine
Traumlgervertretung und eine Vertretung des kooperierenden Sportvereines anwesend sein muumlssen
Bei diesen Besuchen wird auch Einblick in alle relevanten Aufzeichnungen genommen
Werden hellip Maumlngel festgestellt muumlssen diese bis zu einer von der Sportjugend NRW
festgelegten Wiederholungspruumlfung abgestellt seinldquo (ebd)
96-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
96
bdquoSollten die vorgegebenen Kriterien nicht eingehalten werden so kann der LandesSportBund
dem Antragssteller das Zertifikat entziehen wobei alle damit in Zusammenhang stehenden
Kennzeichnungen an den LandesSportBund zuruumlckzugeben sindldquo (ebd)
Hintergrund 235b Struktur und Inhalte der Ausbildung bdquoBewegungserziehung im Kleinkind-
und Vorschulalter des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalenldquo
Die Ausbildung Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter der Sportjugend NRW
die sich in 70 aufeinander aufbauende Unterrichtseinheiten aufteilt ist der Logik der
Uumlbungsleiterausbildung des Sportvereinswesens angegliedert Analog richtet Sie sich
besonders an Mitarbeiter von Sportvereinen ist aber auch allen Personen zugaumlnglich die mit
Gruppen im Kleinkind- und Vorschulalter arbeiten Theorie- und Praxisanteile wechseln sich
ab (vgl Sportjugend NRW 1995 5f)
DidaktischMethodisch wird bei der Vermittlung der Inhalte auf das Team-Teaching durch
zwei UumlbungsleiterInnen zuruumlckgegriffen Die Praxistauglichkeit und Lernwirksamkeit wird laut
Sportjugend durch Erlebnis- Handlungs- Prozessorientierung und Ganzheitlichkeit der
Lernarrangements garantiert So werden bei der Ausbildung unterschiedliche Erfahrungen der
TeilnehmerInnen beruumlcksichtigt Inhalte sollen anhand der individuellen Gruppenkonstellation
ausgewaumlhlt werden Waumlhrend der Uumlbungseinheiten sollen Bewegungseindruumlcke gesammelt und
reflektiert werden Alles was die TeilnehmerInnen spaumlter als Anleitende weitergeben sollen
sie selbst praktisch erfahren problematisiert und reflektiert haben (Sportjugend NRW 1995
7ff)
Ebenso lassen sich drei Lernbereiche beschreiben denen analog des Verstaumlndnisses einer
Lernfelddidaktik zahlreiche Inhalte untergeordnet werden koumlnnen In den ersten fuumlnf
Unterrichtseinheiten soll das bewegungserzieherische Selbstverstaumlndnis der Teilnehmer
ergruumlndet werden Es geht darum zu uumlberpruumlfen welche eigenen Motivationen man mit
Bewegung verbindet Daran schlieszligen sich theoretische Grundlagen und ihre Konsequenzen
fuumlr die Gestaltung von Bewegungserziehung (20 UE) an Diese teilen sich in didaktisch-
methodische Grundlagen (5 UE) Entwicklung Spiel und Lernen (5 UE) Planungsgrundlagen
(4 UE) Gesundheit und Umwelt (4 UE) und Vereinsarbeit (2UE) auf Weitere
Uumlbungseinheiten sind fuumlr Bewegung Spiel und Sport in der Praxis vorgesehen Sie teilen sich
auf in die Bereiche Bewegung Spiel und Sport fuumlr Klein- und Vorschulkinder erleben und
reflektieren (15 UE) Bewegung Spiel und Sport fuumlr Klein- und Vorschulkinder durchfuumlhren
und reflektieren (15 UE) sowie in den Bereich Bewegung Spiel und Sport fuumlr Klein- und
Vorschulkinder beobachten und reflektieren ndash Hospitation im Rahmen des Lehrgangs (4 UE)
(vgl Sportjugend NRW 1995a 10ff)
97-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
97
Die Sportjugend formuliert weit reichende Ausbildungsziele So sollen die
TeilnehmerInnen befaumlhigt werden
bdquohellipzeitgemaumlszlige paumldagogische und didaktisch-methodische Erkenntnisse fruumlhkindlicher
Bewegungserziehung und Sozialpaumldagogik kindgemaumlszlig und sachgerecht in die Praxis umzusetzen und zu
begruumlnden
hellipvon dem breitgefaumlcherten Bewegungs- und Spielbeduumlrfnis der Kinder ausgehend Bewegungsangebote
zu gestalten daszlig sie den Kindern vielfaumlltige Bewegungserfahrungen und -erlebnisse ermoumlglichen
besonders im Hinblick auf den Umgang mit dem eigenen Koumlrper mit verschiedenen Materialien und mit
anderen Kindern
hellipentwicklungspsychologische sowie sportmedizinische und sportpsychologische Erkenntnisse zu
beruumlcksichtigen um das Kind beim Aufbau einer stabilen harmonischen Persoumlnlichkeit zu unterstuumltzen
hellipMoumlglichkeiten in der Umwelt fuumlr Bewegung Spiel und Sport zu erkennen zu nutzen und
gegebenenfalls zu veraumlndernldquo (Sportjugend NRW 1995 4)
Evaluiert man die Eckpunkte des Programms des LSB laumlsst sich ein modernes
multiperspektives Bewegungsverstaumlndnis in Anlehnung an Renate Zimmer (siehe dazu
auch Kap 253) ausmachen Dieses ist wesentlich konkreter gefasst als die recht offenen
und weit interpretierbaren Richtlinien an der Fachschule fuumlr Sozialpaumldagogik (vgl Kap
234)
Tab 257 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Bei der angeleiteten Bewegungsstundehellip
Mv gibt es eine von mir festgesetzte wiederkehrende Stundenstruktur
Mw steht von vornherein fest was erreicht werden soll
Mx findet immer das folgende Muster statt bdquoAufwaumlrmen Hauptteil Ausklangldquo
My gibt es wichtige Inhalte die alle mitmachen muumlssen
Mz gebe ich nichts vor sondern beobachte vor allem (umc)
M ist ein Hauptziel der Stunde das Erlernen motorischer Fertigkeiten
M| bilde ich vorwiegend leistungsgleiche Gruppen
M arbeite ich vorwiegend mit der Gesamtgruppe
M arbeite ich vorwiegend mit einer altersgleichen Gruppe
Offene Bewegungsangebote zeichnen sich dadurch aus dasshellip
N der Bewegungsraum immer nur fuumlr einige Kinder zugaumlnglich ist (umc)
N die Kinder sich die Materialien nicht selbst holen duumlrfen (umc)
N die Raumumgestaltung allein Sache der Erzieherin ist (umc)
N Sicherheitsregeln mit den Kindern ausgehandelt werden (umc)
N die Kinder allenfalls anfangs angeregt werden
N Materialneuanschaffungen alleinige Sache der Erzieherinnen ist (umc)
N die Kinder vorwiegend durch Eigenaktivitaumlt (bspw Versuch und Irrtum) lernen
N die Kinder sich auch unbeobachtet bewegen duumlrfen
N die Kinder vorwiegend angeleitet werden (umc)
98-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
98
236 ErzieherInnenorientierungen als Konglomerat biographisch und
sozialoumlkologisch individuell gesammelter Wissensvorraumlte
P Wegweiser P
Variabilitaumlt der Konzepte
Konzepte von Kindertageseinrichtungen transportieren variable Arrangements und
Programme in zunehmendem Maszlige auch zur Darbietung der Bewegungserziehung (vgl
bspw Sportjugend NRW 2003)
Folgt man zur Beschreibung der Kindergartenwirklichkeit dem Kategorienschema von
Tietze Schuster und Rossbach (1997) koumlnnen auf struktureller Ebene die
situationsunabhaumlngigen und zeitlich stabilen Merkmale wie Materialien Raumlumlichkeiten
ErzieherInnen-Kind-Schluumlssel finanzielle Spielraumlume sowie Fortbildungsschwerpunkte
erheblich variieren Auf der Prozessebene koumlnnen unterschiedliche Interaktionsdynamiken
zwischen den Akteuren des Kindergartenalltags gewuumlnscht sein bspw ob Kinder durch die
ErzieherInnen lediglich angeregt oder Schritt fuumlr Schritt angeleitet werden
Auf der Orientierungsebene koumlnnen unterschiedliche entwicklungspsychologische und
(sport-) paumldagogische Bezugstheorien oder anthropologische Grundannahmen basieren und
somit verschiedene didaktisch-methodische Modelle der Vermittlung Anwendung finden
Kein Konzept kann jedoch fuumlr sich beanspruchen die Ebene der Planung und
Schwerpunktsetzung zu uumlberschreiten und die paumldagogische Alltagspraxis ndash mit ihrem
Zeitdruck ihrer Einzigartigkeit und ihrem Uumlberraschungspotential sowie den haumlufig
heterogen ausgebildeten ErzieherInnen - mit ihren eigenen Alltagstheorien zu uumlberwinden
und das Handeln der ErzieherInnen prospektiv anleiten zu koumlnnen
Im Folgenden soll ein Uumlberblick uumlber wissenschaftliche Betrachtungen und die Bedeutung
von ErzieherInnenorientierungen gegeben werden
Hintergrund 236a Subjektive Orientierungen von ErzieherInnen als Mittel der
Komplexitaumltsreduktion
bdquoErzieherInnen haben es im Alltag hellip nicht mit generellen sondern mit besonderen um nicht zu
sagen raquoeinzigartigenlaquo Konstellationen und Individuen zu tun hellip Deshalb brauchen sie subjektive
Orientierungen die ihnen helfen mit den spezifischen Situationen und den besonderen Kindern die
ihnen tagtaumlglich begegnen angemessen umzugehenrdquo (Fried 79 2003a)
99-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
99
Die Bedeutung von ErzieherInnenorientierungen besteht demnach in der
Komplexitaumltsreduktion der Gewaumlhrleistung unmittelbarer Handlungsfaumlhigkeit -sicherheit
-rechtfertigung (vgl auch Wagner 1994) und -routine (vgl auch Schuumltz und Luckmann 1979)
Die Notwendigkeit solcher bdquoLeitbildvorstellungenldquo (Fried 2003b 351) offenbart gleichzeitig
ein Dilemma denn mit jeder Entscheidungsvereinfachung erhoumlht sich auch die
Wahrscheinlichkeit dass die eingeleitete Handlung auf Grund verkuumlrzter Reflektion
paumldagogisch unangemessen ist (vgl De Haan 1991 Wulf und Zierfas 1994 Schaumlfer 1997)
So entstehen bdquohellipSchemata und Skripte hellip die nur die markantesten Ding- Personen- und
Zeitmerkmale bzw -relationen festlegen also von den zahlreichen Details die Situationen einmalig
machen absehen Mit Hilfe dieser Strukturen regeln sie was von der raquoFlut der Informationen die
ein System beschaumlftigenlaquo markiert ausgewaumlhlt bewahrt oder modifiziert wirdldquo (Luhmann 1996
S 196)
bdquoDas heiszligt Sie benutzen sie als Rahmen bzw Filter fuumlr weitere Wahrnehmungen und
Kommunikationen in Interaktionen So gibt es zB Hinweise dass paumldagogische Professionelle
bevorzugt die Erfahrungen in einer Interaktionssituation raquozu Wissen machenlaquo die mit ihren bereits
vorhandenen Wissenskonstruktionen uumlber Erziehung Lernen usw kompatibel sind
(EnnisCothranLoftus 1997)ldquo (ebd 81)
Radtke verweist auf die zunehmende Stabilitaumlt subjektiver Orientierungen von Paumldagogen
(1996) die letztlich Handlungen nach sich ziehen Allerdings unterscheiden sich die
Meinungen und Orientierungen von Wissenschaft und Praxis haumlufig Bei einem empirischen
Vergleich der Wissenschafts- (in Anlehnung an Tietze Schuster Rossbach 1997) mit der
ErzieherInnenmeinung bzgl Qualitaumltsansichten stellt Fried fest dass sich zwar
Uumlbereinstimmungen bei der Wichtignennung der Prozessqualitaumlt ergeben wohingegen
ErzieherInnen aber der Strukturqualitaumlt geringere Bedeutung zukommen lassen als die
Wissenschaft (vgl 2003b 350) Ebenso scheinen sich die ErzieherInnenorientierungen die
Fried (vgl ebd) bzgl Praumlventionsanliegen untersucht tendenziell an einem eindimensionalen
Kindbild auszurichten
bdquoAlles in allem gewinnt man den Eindruck dass ErzieherInnen die Qualitaumlt des Kindergartens
vornehmlich an Prozessen und paumldagogischen Programmen und nicht so sehr an Strukturen
festmachen Dabei scheinen sie ein raquoEinheitskindlaquo vor Augen zu haben also nur bedingt an
Problemkinder zu denkenldquo (ebd 355f)
100-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
100
Deshalb wird empirisch uumlberpruumlft ob und wenn ja welche Eigenschaften ErzieherInnen von
Bewegungsmangel betroffenen Kindern zuschreiben
Hintergrund 236b Faktoren die zu subjektiven Orientierungen von ErzieherInnen beitragen
Das Wahrnehmen Erleben Verarbeiten (im Sinne der von Piaget beschriebenen Assimilations-
und Akkomodationsprozesse bspw 1978) Wertschaumltzen und letztlich auch handelnde
Umsetzen eines Konzeptes haumlngt somit entscheidend davon ab welche Konstruktion sich die
ErzieherIn von seiner Bedeutsamkeit macht inwieweit es sich in der Praxis bewaumlhrt (vgl
Schuumltz und Luckmann 1979) und mit bereits gewonnenen Erkenntnissen der wahrgenommen
Realitaumlt (vgl bspw Berger und Luckmann 1993) harmoniert bzw an bestehende
Wissensvorraumlte anknuumlpft (Glasersfeld 1997 Siebert 1996) bdquoIn juumlngerer Zeit geht man davon
aus dass Erzieherinnen ihre subjektiven Orientierungen an ihren Erfahrungen entlang
herausbildenldquo (Fried 2003a 79f) Die Vorstellungen einer Person uumlber die Bedeutung bspw
der Bewegung fuumlr sich selbst fuumlr andere Personen oder korrespondierende Zusammenhaumlnge
usw entwickeln sich auch aus ihrer individuellen Geschichte (Kontakt mit wissenschaftlichen
Theorien Lebenseinsichten aber auch tradierte Orientierungen etc) und werden subjektiv
somit als mehr oder weniger bedeutsam erlebt Durch eigene Erfahrungen und
Eingebundenheit sowie Einsichten in persoumlnliche und fremde Entwicklungsprozesse (bspw
Lebensweltveraumlnderungen) erhalten diese Konstruktionen eine hohe und zunehmend stabile
(Matthes und Schuumltze 1973) Relevanz fuumlr das subjektive Erleben der Bedeutung und
Moumlglichkeiten fuumlr sich und andere oder aktuelle Problemlagen Die sich herausbildende stabile
Relevanz fuumlhrt vermutlich zu zunehmend zeitstabilen mentalen Mustern
bdquoWie genau diese Wissensform aussieht ist erst anfaumlnglich untersucht Danach muss man es sich als
gleichermaszligen sachadaumlquate wie situations- und fallgerechte Wissensbasis vorstellen die sich
ebenso aus bewusst gelernten Fakten Theorien Regeln usw konstituiert wie aus
erfahrungsvermittelten Einsichten Weisheiten Konzepten usw wobei all das durch
persoumlnlichkeitsspezifische Einstellungen Haltungen usw oder wie es Bauer Kopka und Brindt
(1996 S 13f) ausdruumlcken durch ein raquoprofessionelles Selbstlaquo in berufsrelevantes Wissen
transformiert wirdldquo (Fried 2003 80)
Ebert verweist auf die Forschungsluumlcke bzgl des beruflichen Handelns und der
Professionalisierung von ErzieherInnen (2003 335)
Die zum jeweiligen Alltagshandeln und -entscheiden motivierenden Theorien bestehen aus
Annahmen und Uumlberzeugungen (a 10) zB aus der beruflichen Erfahrung (a4) aus der eigenen
Biografie aus der Aus- (a3) und besonders der Fortbildung (a7) oder Erkenntnissen aus der
101-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
101
Fachliteratur Dabei knuumlpfen unterschiedliche Ansaumltze an das Bild der subjektiven Theorien
an Bspw zielen bereits Kelly 1955 mit persoumlnlichen Konstrukten Arnold (1985) mit den so
genannten Deutungsmustern Groeben und Scheele 1988 mit ihren subjektiven Theorien und
Enste mit dem Konzept der Problemloumlse- bzw Entscheidungsheuristiken (1998) auf dieses
berufsrelevante Wissensphaumlnomen das Fried u a mit dem Begriff paumldagogisches
Professionswissen (2003a 80) belegt ab
Hintergrund 236c Wissen und Handeln der ErzieherInnen innerhalb der
Bewegungserziehung
Aumluszligerst interessant ist die Frage welche Orientierungsgrundlagen das bewegungserzieherische
Handeln beeinflussen Grundsaumltzlich ndash und sicherlich streitbar ndash ist die Frage der Dominanz
eines basierenden theoretischen handlungsleitenden Modells Wird das letztendliche Handeln
eher behavioristisch konditioniert ndash wird bspw aus der wiederholten Konfrontation mit der
unplanbaren Praxis das erfolgreichste (konfliktfreieste oder effektivste) Handeln bevorzugt
Oder werden letztlich Erfahrungen im Sinne des epistemologischen Subjektmodells (Groeben
amp Scheele 1977) ndash das das Handeln jenseits des Reaktionsverhaltens als Ergebnis von
Deutungen Interpretationen und Schemata beschreibt die sich als Konglomerat biographisch
individuell gesammelter Wissensvorraumlte u a durch erziehungswissenschaftliche Paradigmen
wahrgenommener sozialer Realitaumlt usw ergeben - begruumlndet
Diese Frage ist nach Auffassung des Autors aufgrund empirischer Unzugaumlnglichkeit nicht zu
klaumlren da gerade die enormen Differenzen zwischen Kindergaumlrten Gruppenkonstellationen
oumlkologischer Umwelten und ErzieherInnenbiografien und -verarbeitungsprozessen samt ihrer
zufallsmoderierten Dynamiken die Identifikation des handlungsausloumlsenden Momentes nicht
zulassen Zudem duumlrfte es nur schwer moumlglich sein Wirkrichtungen zu bestimmen So waumlre es
bspw vorstellbar dass ein breites Wissen Selbstwirksamkeitserlebnissen foumlrderlich ist ebenso
kann jedoch genauso angenommen werden dass Selbstwirksamkeitserlebnisse die Anlage einer
breiten Wissensbasis foumlrdern
Verglichen mit dem bdquoSport im Schulsystemldquo ist die Heterogenitaumlt des Feldes
bdquoBewegungserziehung im Kindergartenldquo bzgl kollektiver Grundlagen zudem weit schwerer zu
fassen auch wenn bei so genannten bdquoKernorientierungenldquo (Fried 2003a) berufsstaumlndisch sozial
geteiltes Wissen vorausgesetzt werden kann Zudem sind die Orientierungsgrundlagen und
Wissensvorraumlte in ihrer Gesamtheit den ErzieherInnen nicht unbedingt bewusst (Andersson
1996) Vermutlich muumlssen o g theoretische Handlungserklaumlrungen im Geflecht mit der
102-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
102
Ergebnislogik transaktionaler Theorien (vgl bspw Elder 1998 Kelly 1996) angenommen
werden die eine Kausalitaumltsprognose und sogar -hypothese unmoumlglich machen
Moumlglich ist jedoch eine empirische Analyse geaumluszligerter Wissensvorraumlte ndash unabhaumlngig der
Kausalitaumlten ihres Zustandekommens ndash mit dem Ziel der quantitativen wissenschaftlichen
Bewertung der gemachten Aussagen undoder dem Versuch einer bdquoTypenbildungldquo von
(paumldagogisch) handelnden Personen Ein quantitativer Zugang mit einer angemessenen
Stichprobe vermag dabei mehr Handlungsgrundlagen zu erfragen und ihren wissenschaftlichen
Gehalt zu erforschen ein qualitativer Zugang vermag dabei mehr die Wirkzusammenhaumlnge der
Wissensvorraumlte und Handlungen zu ergruumlnden und zu schematisieren sofern man davon
ausgeht dass bspw veranlasst durch eine Alltagsroutinestoumlrung (vgl Matthes und Schuumltze
1983) auswertbare Begruumlndungen fuumlr Handlungen von der Testperson jenseits dessen
Interpretationsspielraumes identifiziert werden koumlnnen Hunger (2000) unternimmt uumlber die
qualitative Methode eine empirischen Aufarbeitung und Typisierung des handlungsorientierten
Wissens von ErzieherInnen
Diese Untersuchung hingegen ist an ausgesuchten konzeptionell vorgegebenen
Wissensvorraumlten interessiert Diese ergeben sich aus ausgewaumlhlten Fragestellungen die
Ergebnis einer systemisch-oumlkologischen Betrachtung der Bewegungserziehung in Nordrhein-
Westfalen sind Der Erkenntniswert liegt nicht in der Interpretation von einzelnen Aussagen
sondern in der statistischen Analyse einer groumlszligeren Stichprobe der die Itembeurteilung durch
ErzieherInnen zu Grunde liegt
Da dies eine Vergleichsstudie darstellt werden ndash im Sinne einer Explorationsstudie ndash
bedeutsame ErzieherInenorientierungen in moumlglichst groszliger Zahl erfragt in ihrer
konzeptionellen Abhaumlngigkeit verglichen und in Bezug auf ihre wissenschaftliche Fundiertheit
beurteilt Dabei dienen wissenschaftlich unstrittige Fakten als normative Fluchtpunkte
Andererseits interessiert die Orientierungsebene denn alles was von den ErzieherInnen als
tatsaumlchliche Orientierungsfunktion angenommen wird [(so bzgl der Komplexitaumltsreduktion
der Gewaumlhrleistung unmittelbarer Handlungsfaumlhigkeit -sicherheit -rechtfertigung (vgl
Wagner 1994) und -routine (Schuumltz und Luckmann 1979)] kann bdquohellipdurchaus zweckrational
aber nicht unbedingt optimal und schon gar nicht alternativloshellipldquo (Radtke 1996 96) sein
103-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
103
Hintergrund 236d Einflussmoumlglichkeiten des ldquoKonzeptes Bewegungskindergartenldquo auf die
ErzieherInnenorientierungen
Der Bewegungskindergarten wirbt mit regelmaumlszligiger und umfangreicher Fortbildung Schulung
Begleitung und Beratung der ErzieherInnen die durch das Siegel anerkannter
Bewegungskindergarten jaumlhrlich lizensiert wird (vgl 235) Die bewegungserzieherisch
bezogenen ErzieherInnenorientierungen werden im Fragebogen abgefragt Von besonderem
Interesse ist ob sich durch die Besonderheiten des Bewegungskindergartens (b7) die
bewegungserzieherischen Orientierungsmuster der ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten
im Vergleich zu denen der ErzieherInnen die in herkoumlmmlichen Einrichtungen arbeiten
veraumlndert darstellen
Auch weil die Forschung zu ErzieherInnenorientierungen in Abhaumlngigkeit von Merkmalen
ganz am Anfang steht und Untersuchungen auf sehr unterschiedliche Orientierungen sogar
innerhalb eines Teams hinweisen (Dittrich Doumlrfler amp Schneider 2001 125) interessiert bspw
die Frage ob mit der Berufserfahrung (a4) auch die bewegungserzieherische Wissensbasis
vergroumlszligert wird wie Haag dieses zB bzgl allgemeinem paumldagogischen Professionswissens
bei Lehrern formuliert (1999) Ebenso koumlnnte vermutet werden dass bewegungserzieherisches
Wissen als juumlngeres Wissen vorwiegend bei juumlngeren ErzieherInnen (a2) oder eher bei
ErzieherInnen mit diesbezuumlglichem Spezialwissen (bspw durch Fortbildung) (a7) anzutreffen
ist Ferner interessiert ob sich ErzieherInnen bspw von KinderpflegerInnen (a3) bzgl ihres
Wissens unterscheiden Weitere o g Orientierungsgrundlagen koumlnnten ebenso mit dem
Berufsumfang (a6) oder dem biografischem Bezug (a8) zu Sport und Bewegung korrelieren
ebenso wie mit den Beurteilungen des wahrgenommenen aktuellen (a9) und gewuumlnschten
zukuumlnftigen Stellenwerts (a10) der Bewegungserziehung in der Einrichtung sowie
Beurteilungen zum Raum- (b10) Materialangebot (b11) innerhalb der Einrichtung und zum
Auszligengelaumlnde (b12) Zudem soll uumlberpruumlft werden ob der Bewegungskindergarten aufgrund
seiner eher sportpaumldagogischen Ausrichtung die ansonsten stark geschlechtstypische
Rollenverteilung (vgl z B Dippelhofer-Stiem 123 2003) aufbricht (a1) So koumlnnten sich
vermutlich charakterisierbare Typen identifizieren lassen die im zweiten Teil des Fragebogens
vergleichbare Antworten geben
Ebenso interessiert ob es neben anhand spezifischer Merkmale identifizierbarer Typen
bewegungserzieherische bdquoKernorientierungenldquo (Fried 2003a 81) gibt die von allen
ErzieherInnen geteilt werden Denn die inhaltlichen Paradigmenwechsel der Paumldagogik der
fruumlhen Kindheit von konservativen Erziehungszielen wie Anpassung Ordnung und Fleiszlig (vgl
104-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
104
Sturzbecher Waltz 1998) oder funktionalen Zielen wie Schulvorbereitung (Funktionsansatz)
zu Eigenengagement Ganzheitlichkeit und Selbstbestimmtheit (Conrad 1999) finden sich auch
in der Sportpaumldagogik wieder Ging es bei den nicht sonderpaumldagogischen
Bewegungsangeboten fuumlr Vorschulkinder vor den 70er Jahren eher um eine Talentsichtung fuumlr
funktionale und normierte Sportarten (Sportartenkonzept) geht es heute darum das Kind in
seiner freien Persoumlnlichkeitsentfaltung durch die Multiperspektivitaumlt der Bewegung (vgl zB
Zimmer 2003) optimal zu unterstuumltzen
Moumlglicherweise lassen sich bzgl der bewegungserzieherischen Orientierungen von
ErzieherInnen Praumlventionsinhalte wieder finden die bei bisherigen Untersuchungen kaum
nachgewiesen wurden (vgl Groot-Wilken Pack und Viernickel 2001 S 27f Fried 2002)
Die Verwendung des Fragebogens ermoumlglicht hierbei eine groszlige Stichprobe eine
Vergleichsgruppe und die intensive Befragung zu vielen Orientierungsbereichen
Tab 258 Zusammenfassung kapitelrelevanter Strukturfragen
a) Zum bdquoWarmwerdenldquo zunaumlchst einige Fragen zu ihrer Person
a1Geschlecht uml maumlnnlichuml weiblich
a2 Alter ____Jahre
a3 Ausbildung(bitte nur eine die zutreffendste Antwort)
uml Staatl anerkannte(r) Erzieher(in)uml Diplom-Paumldagog(e)in (Uni)uml Diplom-Sozialpaumldagoge(in) -arbeiter(in) (FH)uml Kinderpfleger(in)uml Erzieher(in) im Anerkennungsjahruml Sonstige__________________________uml Mehr als eine und zwar ______________ _________________________________
a4 Wie viele Jahre sind Sie in diesem Beruf taumltig ____Jahre
a5 Welche aktuelle Funktion haben Sie in der Einrichtung(bitte nur eine die zutreffendste Antwort)
uml Gruppenleitunguml Zweit-Ergaumlnzungskraftuml Leitung (freigestellt)uml Leitung (mit Gruppendienst)uml Fachkraft speziell fuumlr Bewegungserziehunguml sonstige und zwar ___________________
a6 In welchem Umfang sind Sie fuumlr die Einrichtung taumltig uml Vollzeituml Teilzeituml Honorarbasisgeringfuumlgig beschaumlftigt
a7 Haben Sie an bewegungserzieherisch orientierter Fortbildungteilgenommen
uml neinuml ja an einer uml ja an mehr als einer
a8 Wie haumlufig treiben Sie pro Woche Sport uml keinmal uml einmaluml zweimaluml mehr als zweimal
a9 Welchen Stellenwert hat die Bewegung im paumlda- gogischen Alltag ihrer Einrichtung nach ihrem Em- pfinden
uml erheblich uml maumlszligiguml gering
a10Welche Rolle sollte der Bewegungserziehung in Zukunft in ihrem Kindergarten nach Ihrem Em-
pfinden zuteil werden
uml groumlszligereuml gleicheuml geringere
105-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
105
Tab 259 Zusammenfassung kapitelrelevanter Strukturfragen
b) Nun einige Fragen zu ihrer Einrichtunghellip
1 Die Einrichtung befindet sichhellip uml in einer einem staumldtischen Ballungsgebiet aumlhnlichen Zone (wie bspw Dortmund-Zentrum) nahezu ohne direkte laumlndliche Anteile
uml in einer einer Ballungsrandzone aumlhnlichen Zone mit nahen laumlndlichen Anteilen
uml in einer laumlndlicher Zone mit uumlberwiegend laumlndlichen Anteilen
2 Traumlger der Einrichtung isthellip uml Kommuneuml Kircheuml Verbanduml Sportvereinuml sonstiger eingetragener Vereinuml Sonstige______________________________
3 Anzahl der Gruppen uml eingruppige Einrichtunguml zweigruppige Einrichtunguml dreigruppige Einrichtunguml vier und mehrgruppige Einrichtung
4 Wie viele Kinder sind durchschnittlich in einer Gruppe ihres Kindergartens
_________Kinder
5 Arbeiten Sie bzgl der Durchfuumlhrung von Bewegungserziehung mit Experten zusammen die in die Einrichtung kommen
uml neinuml ja und zwar _______________________________________________________________________________________________________
6 Nutzen Sie Bewegungsraumlume auszligerhalb der Einrichtung (Schwimmbad Sporthalle etc)
uml neinuml einmal pro Wocheuml zweimal pro Wocheuml mehr als zweimal pro Woche
7 Sind Sie Mitglied einer bewegungserzieherischen Initiative (bspw Zusammenarbeit mit dem Landessportbund oder einer Krankenkasse bzgl bewegungserzieherischer Angebote)
uml ja naumlmlich___________________________________ uml neinuml weiszlig nicht
8 An wie vielen Tagen in der Woche finden bei Ihnen von einer ErzieherIn angeleitete Bewegungsangebote statt an denen alle Kinder teilnehmen koumlnnen
uml 0 uml 1 uml 2 uml 3 uml 4 uml 5
9 An wie vielen Tagen in der Woche koumlnnen alle Kinder offene Bewegungsangebote nutzen bei denen sie sich selbst organisiert und frei bewegen koumlnnen
uml 0 uml 1 uml 2 uml 3 uml 4 uml 5
10 Wie beurteilen Sie das Raumangebot (ohne Auszligengelaumlnde) fuumlr Bewegungserziehung in ihrer Einrichtung
umlsehr gut umlgut umlbefriedigend umlausreichenduml nicht ausreichend
11 Wie beurteilen Sie das Materialangebot fuumlr Bewegungserziehung in Ihrer Einrichtung
umlsehr gut umlgut umlbefriedigend umlausreichenduml nicht ausreichend
12 Wie beurteilen Sie das Auszligengelaumlnde als Grundlage fuumlr Bewegungsvielfalt
umlsehr gut umlgut umlbefriedigend umlausreichenduml nicht ausreichend
13 Bitte schaumltzen Sie den Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund in ihrer Gruppe
uml0-5 Kinder uml 5-10 Kinder uml 10 -15 Kinderuml 15-20 Kinder uml uumlber 20 Kinder uml weiszlig nicht
14 Gibt es Kinder in ihrer Gruppe die weiter als aus dem unmittelbaren Einzugsgebiet ihrer Einrichtung anreisen
uml0-5 Kinder uml 5-10 Kinder uml 10 -15 Kinderuml 15-20 Kinder uml uumlber 20 Kinder uml weiszlig nicht
15 Wie hoch ist der durchschnittliche gesetzliche ElternbeitragKindergar- tenplatz in ihrer Einrichtung
Durchschnittlich______eurouml weiszlig nicht
16 Erheben Sie neben den gesetzlichen Elternbeitraumlgen zusaumltzliche Mitgliederbeitraumlge
uml ja naumlmlich _______monatlichuml nein
17 Unsere Einrichtung ist uml ein Kindergartenuml eine kombinierte Form (bspw Kindergarten- und Tagesstaumltte mit
Uumlbermittagsbetreuunguml eine Kindertagesstaumltte mit Uumlbermittagsbetreuung
18 Hat Ihre Einrichtung einen Bewegungsraum Wenn ja schaumltzen Sie bitte die Groumlszlige
uml neinuml ja mit einer Groumlszlige von ca ___msup2
106-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
106
24 Forschungsstand ausgewaumlhlter Transfererwartungen der Bewegung(serziehung) in
Bezug auf die Entwicklung von Kindern im Vorschulalter die Bewegungserziehung
legitimieren
P Wegweiser P
An eine vielseitig wirkungsvolle Bewegungserziehung die im Bewegungskindergarten
geleistet werden soll stellen sich zahlreiche Anforderungen Sie verwirklichen sich am
Prinzip der Ganzheitlichkeit an sportmedizinischen (-)paumldagogischen psychologischen
soziologischen lebensweltlich- und oumlkologischen Orientierungen sowie didaktischen
Kenntnissen (Beruumlcksichtigung der individuellen Bezugsnormen innere Differenzierung)
und auch diagnostischen Beobachtungsfaumlhigkeiten
bdquoUumlberall bewegt sich nur der ganze Mensch Jeder Mensch ist eine Einheit aus Geist ndash Koumlrper ndash
Seele (Kopf Koumlrper und Gefuumlhlen) Darum sitzt in Kindertagesstaumltten oder Schulen nicht nur der
Kopf sondern das ganze Kind hellip Ohne Bewegung gibt es keine ganzheitliche Erziehung keine
Persoumlnlichkeitsentwicklung und damit keine Identitaumltsentwicklungldquo (Balster 2002 40)
Im Folgenden werden Transferleistungen regelmaumlszligiger Bewegung auf Teilgebiete der
Entwicklung beschrieben Dabei wird nach motorischen kognitiven biologischen sozialen
und psychologischen Einflussmoumlglichkeiten kategorisiert Leider zeigt sich die empirische
Befundlage in diesem Bereich als sehr gering
107-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
107
241 Transferleistungen in Bezug auf die (senso-)motorische Entwicklung
Hintergrund 241a Grundlegende Begrifflichkeiten der Bewegungserziehung die in engem
Zusammenhang mit Transferleistungen stehen
Sensomotorik
Der Begriff Sensomotorik beschreibt den engen Zusammenhang von Wahrnehmung und
Bewegung (Senso die Sinne betreffend Informationen als innere oder aumluszligere Reize werden
wahrgenommen und zum Hirn weitergeleitet Motorik hier als die auf Sinnesreize folgende
Bewegungsreaktion des Koumlrpers) Der Begriff verweist auf ein systemisch-oumlkologisches
Entwicklungsverstaumlndnis (Fischer 2001) Sensomotorische Einflussbereiche sind das
Koumlrperbild das Koumlrperschema und das Koumlrperkonzept
Motorik
Zur Motorik zaumlhlen energetisch bedingte konditionelle Fertigkeiten wie Kraft und Ausdauer als
auch informationsorientierte koordinative Fertigkeiten wie die Kopplungs- oder
Gleichgewichtsfaumlhigkeit Einzelne motorische Faumlhigkeiten sowie das (intra- und
intermuskulaumlre) koordinative Zusammenspiel lassen sich durch gezielte
Bewegungserfahrungen verbessern Motorische Eindruumlcke bilden ndash im Gegensatz zu medialen
ndash die Grundlage zur realistischen Selbsteinschaumltzung eigener Faumlhigkeiten Die Fertigkeiten die
sich um die Steuerung und Kontrolle von Haltung und Bewegung drehen stehen in einem
wechselseitigen Verhaumlltnis mit den Wahrnehmungssystemen Das bedeutet dass durch gezielte
Bewegungsschulung die Wahrnehmung verbessert und durch planmaumlszligige
Wahrnehmungsschulung Bewegungsfertigkeiten verbessert werden koumlnnen Durch die
wiederholte Uumlbung des Zusammenspiels verschiedener Sinnessysteme verbessert sich die
Gesamtkoumlperkoordination (G9) Die Koordinationsverbesserung wirkt sich auch auf der
mikroskopischen Ebene auf das sensorische System aus (Balster 2002 41 f)
Tab 260 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56-jaumlhrigen sollte durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werden Gesamtkoumlrperkoordination (bspw ruumlckwaumlrts laufen lernen ganzheitl Beanspr)
Wahrnehmung
bdquoUnter Wahrnehmung versteht man den Prozess der Informationsaufnahme aus Umwelt und
Koumlrperreizen (aumluszligere und innere Wahrnehmung) und der Weiterleitung Koordination und
108-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
108
Verarbeitung dieser Reize im Gehirnldquo (Zimmer 1995 31) Greifen haumlngt somit immer auch
mit Begreifen und Fassen mit dem Erfassen von Gegebenheiten zusammen (vgl ebd) Neben
sensomotorischen Anpassungserscheinungen lassen sich durch Bewegungs- und
Wahrnehmungsschulung auch kognitive (242) biologische (243) soziale (244) und
psychische Effekte nachweisen
Diskrimination als Grundlage des Lernens
Durch die quantitativ und qualitativ vielseitige Nutzung aller Sinne optimiert sich die
Reizuumlbertragung zwischen Wahrnehmungsorgan und Gehirn (vgl Jackel 22f 2000)
Dadurch verbessert sich zunehmend die Faumlhigkeit vielfaumlltige Informationen aufzunehmen und
der Umwelt angemessen zu verarbeiten Solche Verarbeitungsfertigkeiten bilden die Grundlage
fuumlr Lernprozesse Heute geht es beim Lernen immer haumlufiger darum spezielle Informationen
aus einem vielfaumlltigem Informationsangebot herauszufiltern und rasch nach Wichtigkeit zu
differenzieren bzw Lerninhalte zu kategorisieren Ein Beispiel dafuumlr ist die
Geraumluschdiskrimination (H3) die bspw in der Schule benoumltigt wird damit Nebengeraumlusche
(allgemeiner Geraumluschpegel) zB von der Lehrerstimme differenziert werden koumlnnen
Der Mensch verfuumlgt uumlber verschiedene Wahrnehmungssysteme Grundlegende
Entwicklungsfortschritte sind nur durch ein optimales Zusammenspiel dieser Sinne moumlglich
Tab261 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56-jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werdenw Geraumluschdiskrimination (uumlben etwas aus einem bdquoGeraumluschsalatldquo rauszuhoumlren)
Das Zusammenspiel der Wahrnehmungssysteme
Das Lern- und auch Schulfaumlhigkeit anbahnende Potenzial der Bewegung liegt besonders im
interdependenten Sinnesanspruch Dadurch wird die Sensomotorik gefoumlrdert Grundlegende
Bewegungsfaumlhigkeiten konnten fruumlher durch die Sozialisation als informell vermittelt
vorausgesetzt werden heutzutage gilt dies nur mit Einschraumlnkungen (vgl Kap 21 ndash 214)
Als Beispiel des vielseitigen und komplizierten Zusammenspiels der Wahrnehmungssysteme
bei Bewegungsanlaumlssen sei das Balancieren auf einem Seil erwaumlhnt
Informationen uumlber die Untergrundbeschaffenheit erteilen die Fuszligsohlen im Sinne der taktilen
Modalitaumlt durch Beruumlhrungs- Tast- Schmerz- und Druckrezeptoren Die aktuelle Stellung der
Gliedmaszligen zum Untergrund und moumlgliche Schieflagen uumlberpruumlft der Stellungssinn Der
Kraftsinn moderiert die notwendige Kraftaufbringung zur Haltung Gleichgewicht
stabilisierender Gelenkstellungen Uumlber angemessene Gelenkbewegungen informiert die
109-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
109
propriozeptive Modalitaumlt (Bewegungssinn) Die permanente Lageveraumlnderung des
Koumlrperschwerpunktes beim Gehen auf dem Seil verlangt Anpassungshandlungen
(Ausgleichsbewegungen) durch koordinierte Bewegungen die den Koumlrperschwerpunkt im Lot
mit dem Untergrund halten (dynamisches Gleichgewicht) Das nachgebende Seil mit
unterschiedlichen Durchhangtiefen und damit variierenden Schwerkraftverlagerungen verlangt
hingegen Ausgleichsbewegungen im Sinne des statischen Gleichgewichts Die Antizipation
(Voraussicht) notwendiger Bewegungen wird durch die visuelle Modalitaumlt ermoumlglicht Dabei
sind unterschiedliche Sehleistungen bedeutsam
Unterschieden werden koumlnnen das Detailsehen das mit der Sehschaumlrfe korreliert (bspw
Fixieren des Seiles) das Farbsehen (bspw Farbe der Schuhe) die visuelle Figur-
Grundwahrnehmung (Seil) die der Situation angemessen relevante von nichtrelevanten
visuellen Eindruumlcken trennt (hier ist augenblicklich das Seil wichtiger als die Farbe der
Schuhe) Ferner ist beim Balancieren die motorische Koordination visueller Wahrnehmungen
(Kopfbewegungen) die ein Sehbild trotz des bewegten Koumlrpers ermoumlglichen notwendig
Angesprochen und benoumltigt wird auch die Geschwindigkeitswahrnehmung durch horizontale
Raum-Lage-Aumlnderungen (bspw wahrgenommen anhand der Orientierung an fixen
Gegenstaumlnden) als auch ggfs das Situationssehen (um wahrzunehmen was sich nebenher
abspielt was die Taumltigkeit behindern koumlnnte bspw 2 spielende Kinder drohen vor das Seil zu
laufen)
Ist man wie im Kindergarten uumlblich von einer Geraumluschkulisse umgeben wird auch die
auditive Wahrnehmung in die Bewegungshandlung integriert Die auditive Figur-Grund-
Wahrnehmung trennt relevante (bspw anleitende Anweisungen) von nicht relevanten
(spielende Kinder) Houmlreindruumlcken und sorgt fuumlr die internale Erstellung einer
Prioritaumltenrangfolge Das Richtungshoumlren hilft parallel die Stellung eines ggfs Anweisenden
zu ldquoberechnenldquo oder bspw eine sich akustisch andeutende Stoumlrung der Bewegungshandlung
einzuordnen (vgl Jackel 2000 99fff)
Das Beispiel veranschaulicht die komplexen Prozesse und damit auch Foumlrdermoumlglichkeiten
durch Bewegung
110-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
110
Tab 262 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56-jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werdenu Houmlrfaumlhigkeit (uumlben unterschiedliche Geraumlusche wahrzunehmen)v Richtungshoumlren (bspw houmlren uumlben aus welcher Richtung ein Geraumlusch kommt) w Geraumluschdiskrimination (uumlben etwas aus einem bdquoGeraumluschsalatldquo rauszuhoumlren) x Sehfaumlhigkeit (bspw Dinge optisch ganzheitlich erkennen) Kinaumlsthetik (bspw uumlben ohne Sichtkontrolle Koumlrperstellungen einzuschaumltzen)z Kraftdosierung (bspw uumlben Kraumlfte angemessen einzusetzen) Koumlrperkonzept (bspw uumlben eigene Koumlrperteile wahrzunehmen)| taktile Wahrnehmung (bspw uumlben Dinge allein durch Ertasten zu erkennen) Rhythmusfaumlhigkeit (bspw uumlben Rhythmen in Bewegung umzusetzen)
Hintergrund 241b Ausgewaumlhlte Nahsinne Wahrnehmungs- und Bewegungsformen mit
besonderer Entwicklungsbedeutung die Transferleistungen anbahnen
Die Sinne des Menschen lassen sich nach koumlrpernahen- (bspw Tastsinn) und koumlrperfernen
(bspw Sehsinn) Sinnen kategorisieren Bei Bewegungsanforderungen arbeiten ndash wie im
Beispiel gezeigt ndash in der Regel mehrere Sinnessysteme zusammen Sinne koumlnnen jedoch auch
tendenziell isoliert (Ausschalten von Sinnen zB durch eine Augenbinde) gefoumlrdert werden
Vestibulaumlrer Sinn (Gleichgewichtssinn)
Die sich bewegende Lymphfluumlssigkeit (Endolymphe) in den mit Sinneshaarzellen (als
Stroumlmungsrezeptoren) ausgekleideten drei Bogengaumlngen (jeder erfasst eine Bewegungsebene)
des Innenohrs dient als Wahrnehmungsindikator von Drehbewegungen die dem Hirn
Winkelbeschleunigungen des Koumlrpers uumlbermitteln Lage- und Positionswechsel des Kopfes im
Verhaumlltnis zum Boden werden durch kleine bdquoSteinchenldquo (Statholithen) in mit Sinneszellen und
Lymphfluumlssigkeit ausgestatteten Vorhofsaumlckchen gemeldet Zusammen mit der visuellen
Wahrnehmung und weiteren sensorischen Signalen wird bei Bewegungen permanent die
aktuelle Gleichgewichtslage analysiert (vgl Jackel 2000 52f)
Die vestibulaumlre Wahrnehmung ermoumlglicht bdquohellipdie Aufrichtung des Koumlrpers gegen die
Schwerkraft hellip die Balancesicherheit bei der Fortbewegung auf der Ebene sowie auf labilem
Untergrund hellip die Wahrnehmung von Drehbewegungen und Bewegungsgeschwindigkeithellipldquo
(Eggert amp Wegner-Blesin 2000 63f)
Gleichgewichtssinn und Unfallpraumlvention
Der Gleichgewichtssinn traumlgt dazu bei die Fliehkraumlfte bei ploumltzlichem Abbremsen oder
raschen Richtungsaumlnderungen (bspw um auszuweichen) so auszugleichen dass Stuumlrze und
Zusammenstoumlszlige mit Gegenstaumlnden und anderen Kindern verhindert werden (vgl Eggert amp
Wegner-Blesin 2000 63f Limbourg Holeweg Koumlhne 1998 Kunz 1993) Kunz wies 1993
111-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
111
einen Zusammenhang zwischen houmlherer psychomotorischer Leistungsfaumlhigkeit und niedrigerer
Unfallgefahr nach Wurden Kinder zehn Monate lang im Kindergarten psychomotorisch
gefoumlrdert war ein Ruumlckgang von 50 bei den Unfallmeldezahlen in der
ErzieherInnenunfallversicherung zu verzeichnen Dieser Effekt war auch 16 Wochen spaumlter
noch nachweisbar Vormweg untersuchte 1989 in Hamburg 4510 Kinderverkehrsunfaumllle und
befragte diesbezuumlglich 459 Eltern Ein Forschungsergebnis war dass Vorschulkinder in
Wohngebieten mit einem niedrigen Sozialstatus und Industrieanbindung sowie
Verkehrsbelastung haumlufiger Unfallopfer sind Zu aumlhnlichen Ergebnissen kamen Limbourg u a
(1997) fuumlr Essen und Kenneweg (1996) fuumlr Dortmund (G4J9I9E9)
Tab 263 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56-jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werdenG Bewegungskombinationen (bspw beim Laufen ploumltzlich seitlich ausweichen)BewegungsauffaumllligkeitenhellipE erhoumlhen die Gefahr von UnfaumlllenRegelmaumlszligige BewegunghellipI steigert die Unfallraten im Kindergarten (umc)Regelmaumlszligige und richtig dosierte Bewegung kannhellipJ die Unfallzahlen in der Einrichtung senken
Der Gleichgewichtssinn und fuumlr Bewegungserziehung bedeutsame Einflussbereiche
Ruumlckmeldungen zur Koumlrperlage
Gerade Bewegungserziehung und Sport sprechen unterschiedliche Koumlrperlagen und -drehungen
im Raum an Sie ermoumlglichen intensive Gefuumlhlseindruumlcke bis hin zu so genannten Flow-
Erlebnissen (vgl Csikzentmihaly 1993 siehe auch vertiefend 245d) (K3)
Tab 264 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Ich verstehe unter Bewegung ein Medium hellipKw fuumlr besondere Gefuumlhlseindruumlcke (bspw beim bdquogesichertenldquo freien Fall etc)
Im Folgenden wird eine kurze Uumlbersicht uumlber die wichtigsten neurophysiologischen Vorgaumlnge
bei der sensorischen Reizuumlbertragung gegeben Durch Bewegung beeinflussbar sind
insbesondere die vestibulaumlre taktile und propriozeptive Wahrnehmung
Gleichgewichtssinn und visuelles und akustisches System
Das vestibulaumlre System kooperiert mit dem visuellen System (indem es die
Augenmuskelsteuerung pruumlft und das Gesichtsfeld stabilisiert) und der auditiven
Wahrnehmung (auditive Merkfaumlhigkeit und auditive Diskrimination) Dies ist bedeutsam bei
112-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
112
der Anbahnung der Lesefaumlhigkeit des Schreibens (visuelle Antizipationsfaumlhigkeit) und des
mathematischen Denkens (physikalisches Abstraktionsniveau)
Taktiler Sinn und fuumlr Bewegungserziehung bedeutsame Einflussbereiche
Die Sinnesrezeptoren (Mechanorezeptoren) der Haut befinden sich in Ober- Leder- und
Unterhaut Sie reagieren auf aumluszligere Reize und lassen sich nach Lage Tiefe und Reizreaktion
unterscheiden In der Oberhaut befinden sich die Merkelschen Tastscheiben die an sensiblen
Stellen wie den Fingern auftreten und auf Beruumlhrungsreize reagieren In der darunter liegenden
Lederhaut befinden sich die Meissner-Koumlrperchen (Tastrezeptoren) freie Nervenenden als
Schmerzrezeptoren sowie Krausesche Endkolben (Kaumllterezeptoren) und Ruffinische
Koumlrperchen (Waumlrmerezeptoren) In der Unterhaut befinden sich Pacini-Koumlrperchen als
Druckrezeptoren (vgl Jackel 2000 44 fff) Durch Beanspruchung lassen sich
Reizgeschwindigkeit und -dichte optimieren
Weil der taktile Sinn oberflaumlchliche Reize ruumlckmeldet kommt ihm besondere Bedeutung bei
der Erfahrung der eigenen Koumlrpergrenzen zu Die bdquohellipallmaumlhliche Differenzierung von
Hautreizen traumlgt dazu bei dass das Kind eine immer genauere Vorstellung von seiner Umwelt
erhaumllt Das taktile System stellt eine wichtige Voraussetzung fuumlr die Strukturierung des
Raumes fuumlr das raumlumliche Vorstellungsvermoumlgen und die Wahrnehmungskonstanz dar
(Eggert Wegner-Blesin 2000 67f) (I3)
Tab 265 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Regelmaumlszligige BewegunghellipIw verbessert das raumlumliche Vorstellungsvermoumlgen
Somit ist in der Foumlrderung des taktilen Sinns (H8) ein weiterer Baustein fuumlr die physikalische
Abstraktionsfaumlhigkeit eines Kindes zu sehen Zusammen mit der Propriozeption bildet er ein
breites Erkenntnisinstrument fuumlr soziale und materiale Erfahrungen und die Grundlage zur
Ausbildung eines realistischen Selbst- und Koumlrperkonzepts (H7) Er ermoumlglicht basale Prozesse
zur Erschlieszligung und auch Manipulation der oumlkologischen Umwelt bdquoWerden Beruumlhrungsreize
aufgrund einer Uumlberempfindlichkeit vermieden hellip gehen wichtige Wirkungen auf das
Nervensystem verlorenhellip Folge einer Uumlberreizung durch dieses System ist groszlige
Bewegungsunruhe die zB bei Kindern auftritt welche diejenigen Reize die die Kleidung auf
der Haut vermittelt nicht hemmen koumlnnen und deshalb ihre Kleidung immer spuumlrenldquo (ebd)
113-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
113
Tab 266 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56-jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werdenH Koumlrperkonzept (bspw uumlben eigene Koumlrperteile wahrzunehmen)H| taktile Wahrnehmung (bspw uumlben Dinge allein durch Ertasten zu erkennen)
Propriozeptiver Sinn (kinaumlsthetischer Sinn Tiefenwahrnehmung) und fuumlr Bewegungserziehung
bedeutsame Einflussbereiche
Die Propriozeptoren nehmen im Gegensatz zu den Sinnesrezeptoren der Haut innere
Spannungszustaumlnde wie die von Muskeln und Sehnen wahr und melden als
Koumlrperstellungssinn in Form einer internalen Landkarte den aktuellen Standort und die
Stellung einzelner Gliedmaszligen ohne visuelle Kontrolle zuruumlck Die Propriozeptoren befinden
sich innerhalb der Muskelspindeln und Gelenkkapseln und werden durch Druck und Zug
gereizt Die Reizweiterleitung erfolgt 1000 schneller als bei visuellen Eindruumlcken (die
Reizreaktion erfolgt am Reizausgangspunkt) (vgl Jackel 2000 58f)
Ein ausgepraumlgter Stellungssinn (H5) samt der so genannten Tiefensensibilitaumlt ist wichtig fuumlr
kontrollierte Bewegungen angemessenen Krafteinsatz (H6) die Wahrnehmung des Koumlrpers als
unser Selbst und die Automatisierung von Bewegungen durch das Habitualisieren bisher
gemachter Bewegungserfahrungen
bdquoEin Beispiel fuumlr die Automatisierung von Bewegungen mit einem komplexen motorischen Plan ist
das Schreiben von Buchstaben und Zahlen also Symbolen Meist wird bei diesem Prozess
Schnelligkeit gefordert die nicht erbracht werden kann wenn uumlber den motorischen Plan beim
Schreiben eines jeden Buchstaben nachgedacht werden muss Hinzu kommt die Kraftdosierung und
Steuerung der Bewegung wobei die Wahrnehmung von Spannungsveraumlnderungen in den Muskeln
von groszliger Bedeutung ist Ist der Muskeltonus nicht angepasst kommt es zu den sogenannten
Missgeschicken oder Unaufmerksamkeitenhellipldquo (EggertampWegener-Blesin 2000 66)
Tab 267 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56-jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werdenH Kinaumlsthetik (bspw uumlben ohne Sichtkontrolle Koumlrperstellungen einzuschaumltzen)Hz Kraftdosierung (bspw uumlben Kraumlfte angemessen einzusetzen)
Ebenso sind die kontrollierte Koumlrperhaltung Gestik und Mimik als Form nichtverbaler
Kommunikation von Bedeutung fuumlr den sozialen Umgang (G5) (I4) (K5) insbesondere beim
ersten Eindruck
114-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
114
bdquoEin Mensch mit ausgeglichener Muskelspannung hinterlaumlsst bei seinem Gegenuumlber einen anderen
Eindruck als jemand mit herabgesetztem Tonus der schlaff und ausdrucksarm wirkt oder jemand
mit erhoumlhtem Tonus der hektisch wirkt Bewegungsspiele trainieren diesen Sinn den man auch
umschreiben kann als Kraft- Stellungs- und Bewegungssinn Daher ist die aktive Bewegung im
Alltag zur Entwicklung und Verbesserung der Funktionsfaumlhigkeit und zur Automatisierung von
Bewegungsablaumlufen sehr wichtigldquo (Eggert ampWegener-Blesin 2000 66)
Der propriozeptive Sinn hat somit Bedeutung fuumlr die Unfallpraumlvention Geschicklichkeit das
Selbstkonzept Koumlrperselbst fuumlr Schreiben und Lesen als Kulturtechniken sowie die soziale
Interaktion (Stimmungen Anderer durch Koumlrperhaltungen deuten Selbstpraumlsentation Mimik
Gestik) und Bewegungsimitation als Grundlage fuumlr das Erlernen genormter Bewegungen und
Selbstruumlckmeldesystem gesunder Koumlrperhaltungen
Hintergrund 241c Ausgewaumlhlte Fernsinne und Wahrnehmungs- und Bewegungsformen mit
besonderer Entwicklungsbedeutung die Transferleistungen anbahnen
Die Fernsinne sollten im Bewegungskindergarten im Sinne der Kopplungsfaumlhigkeit mit den
Nahsinnen gefoumlrdert werden Im Folgenden wird naumlher auf einzelne Fernsinne eingegangen
Auditiver Sinn und fuumlr Bewegungserziehung bedeutsame Einflussbereiche
Durch Schwingungen werden Trommelfell und Gehoumlrknoumlchelchen (Amboss Hammer und
Steigbuumlgel) in Resonanz versetzt Im Innenohr werden uumlber Haarzellen Schallwellen in
Schallwahrnehmungen umgesetzt Gesunde Haarzellen nehmen Frequenzen zwischen 20 und
16000 Hz wahr sofern ein gewisser Mindestdruck des Schalls (gemessen in Dezibel) besteht
Wichtige Faumlhigkeiten die innerhalb der Bewegungserziehung angesprochen werden sollten
sind neben der allgemeinen Houmlrfaumlhigkeit das Richtungshoumlren die Geraumluschdiskrimination und
die Figur-Grundwahrnehmung
Visueller Sinn und fuumlr Bewegungserziehung bedeutsame Einflussbereiche
Fotorezeptoren auf der Netzhaut leiten Seheindruumlcke (7 Mio Zapfen fuumlr das Farbsehen 125
Mio Staumlbchen fuumlr das Hell-Dunkel-Sehen) uumlber den Sehnerv zum Hirn Seheindruumlcke (H4)
werden durch motorische Handlungen innerhalb bewegungserzieherischer Spiele wie durch
Auge-Hand-Koordination (zB beim Wurfzielspielen) Reaktionshandlungen auf visuelle
Wahrnehmungen und Augenfolgebewegungen trainiert Sie bilden die Grundlage fuumlr
Kulturtechniken wie das Lesen und Schreiben haben Bedeutung bzgl der Unfallpraumlvention
und ermoumlglichen das Deuten von sozialen Situationen etc
115-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
115
Tab 268 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56-jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werdenH x Sehfaumlhigkeit (bspw Dinge optisch ganzheitlich zu erkennen)
In diesem Zusammenhang beschreibt Dordel die kompensatorischen und praumlventiven Effekte
einer bewegungsfreudigen Schule Die durch strukturelle Maszlignahmen (eigene Turnhalle) und
besondere Bewegungsangebote (Bewegungsbaustelle Erlebnissportangebote
Sportfoumlrderunterricht etc) erzielte Umweltveraumlnderung zeigt sich auch in deutlich besseren
Durchschnittswerten fuumlr die motorische Entwicklung
bdquoBessere Bewegungsbedingungen und mehr Bewegungsanregungen in der Schule haben
offensichtlich einen positiven Einfluss auf die motorische Entwicklung und Leistungsfaumlhigkeit von
Grundschulkindernldquo (Dordel 2000 344)
116-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
116
242 Transferleistungen in Bezug auf die kognitive Entwicklung
Hintergrund 242a Bewegung und Lernen
Kognitive Anstrengung wird haumlufig mit motorischer Ruhe gleichgesetzt
bdquoEin Grund dafuumlr mag sein dass Lernen in unserer Gesellschaft untrennbar mit Sitzen verbunden
ist Konzentration scheint von koumlrperlicher Unbeweglichkeit abzuhaumlngenldquo (Zimmer 2004 15)
Laut Balster foumlrdert Bewegung das Vorstellungsvermoumlgen von Vorschulkindern und verbessert
die Informationsverarbeitung das kreative und abstrakte Denken und traumlgt so zu optimierten
Lern- Arbeits- und Leistungsverhalten bei (2002 41f) Zimmer (1981) weist empirisch nach
dass ein positiver Zusammenhang zwischen motorischer (Motoriktests) und kognitiver
Leistungsfaumlhigkeit (Intelligenztest) besteht Ferner stellt sie im Rahmen einer
Laumlngsschnittuntersuchung fest dass sich durch kontinuierliche Bewegungsangebote im
Kindergarten auch bei Intelligenztests gezeigte Leistungen verbessern Auch Shepard (1988)
kommt zu dem Ergebnis dass erhoumlhte koumlrperliche Aktivitaumlt Schulleistungen in Faumlchern wie
Mathematik und Franzoumlsisch verbessert
Lernen im Vorschulalter ist besonders explorativ ausgerichtet
bdquoLernen in diesem Lebensabschnitt ist in erster Linie Lernen uumlber Wahrnehmung und Bewegung
hellip Alle klassischen Vertreter der Entwicklungspsychologie des zwanzigsten Jahrhunderts ndash J
Piaget JS Bruner L S Wygotski ndash wiesen darauf hin dass die konkrete Taumltigkeit des Kindes die
handelnde Auseinandersetzung mit der Umwelt die Basis fuumlr die Entwicklung allgemein und
insbesondere fuumlr die Sprachentwicklung bereitetldquo (Zimmer 2004 11)
Bereits Piaget (1978) dessen Erkenntnisse in den systemisch-oumlkologischen Ansatz mit
eingeflossen sind beschreibt die Bedingung der praktisch experimentierenden
Auseinandersetzung mit der Umwelt als Grundlage des theoretischen Durchdringens
grundlegender Zusammenhaumlnge Grundbewegungsformen werden dabei zu einem Ursache-
Wirkungs-Erkenntnisinstrument
Birgit Jackel fordert vor diesem Hintergrund in ihrem Buch bdquoDas Netzwerk des Lernens aus
neurophysiologischer Sichtldquo von 2000 von dem Kindergarten bdquohellipdie Bewegungserziehung als
integralen Bestandteil seines paumldagogischen Auftrages (zu) sehen und (zu) verwirklichenldquo Sie
beschreibt den basalen hirngesteuerten Lernprozess folgendermaszligen
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117
bdquoDer Mensch geht explorierend auf seine Umwelt zu und versucht sie auf afferenten Bahnen mit
allen Sinnen zu begreifen (Sensorik) Er vernetzt das Neue mit dem bereits Bekannten und schafft
mittels der Potentiale seines Gehirns eine Integration Im Gehirn werden Reaktionen initiiert und
uumlber efferente Bahnen an die motorischen Endplatten der Muskeln weitergeleitet wo eine
motorische Reaktion erfolgt (Motorik) Diese Reaktion bewirkt ihrerseits eine Veraumlnderung der
Umwelt die mit Hilfe der Sensorik vom Menschen wahrgenommen wird Auf diese Weise laufen
staumlndig Ruumlckkopplungsprozesse ab So wird der Zusammenhang von Individuum und Umwelt von
sensorischen und motorischen Funktionen aufrechterhalten die einer Kreisbewegung ohne Anfang
und Ende gleichenldquo (Jackel 2000 18)
Dabei verdichtet sich durch die haumlufige und vielseitige Nutzung aller Sinne das neuronale Netz
Die Reizuumlbertragung zwischen Wahrnehmungsorgan und Hirn beschleunigt sich wodurch die
Wahrnehmungs- und Lernfaumlhigkeit gesteigert wird (vgl ebd S 22f Zimmer 1995 39ff)
Beachtet die Bewegungserziehung das Ansprechen aller Sinne verbessert sie somit die
kognitiven Ausschoumlpfungspotentiale durch sensobiologische und physiologische
Anpassungsleistungen und bietet uumlber das experimentelle Lernen die Grundlage fuumlr zunehmend
abstraktes Lernen Insbesondere vielseitige Koordinationsuumlbungen und -anforderungen
bewirken eine Verknuumlpfung und Auspraumlgung von neuronalen Verschaltungen
bdquohellipdie Zahl ihrer Verknuumlpfungen und Verschaltungen und die Dicke der diese Nervenverbindungen
umgebenden Myelinschicht nimmt im Verlaufe des Lebens zu Letztere bildet sich bei haumlufigem
Gebrauch der Verknuumlpfungen aus verdickt sich und vergroumlszligert die Geschwindigkeit der
Uumlbermittlung der Nervenimpulse ebendort Je mehr Uumlbermittlung von Nervenimpulsen desto mehr
Myelin bildet sich desto schneller kann die Uumlbermittlung kuumlnftig in diesem Bereich ablaufen Diese
Myelinschicht ist eine weiszlige Isolierschichthellip Sie verhindert Fehlschaltungen zwischen den
Neuronen hellip und sie gewaumlhrleistet leistungsfaumlhige verlaumlssliche Verschaltungswegeldquo (Jackel 2000
18)
bdquoSignale der Sinne wirken offensichtlich nur dann strukturierend auf die Entwicklung des Gehirns
ein wenn sie Folge einer aktiven Interaktion sindldquo (Hurrelmann 2004 21)
bdquoSensorische Reize koumlnnen damit als Nahrung fuumlr das Gehirn aufgefasst werden In den USA gibt
es mittlerweile Intelligenzschulen fuumlr Babies und Kleinkinder Hier stehen Krabbeln Kriechen auf
instabilem Untergrund Klettern und Schaukeln auf dem Programm um geistige Kompetenz zu
entwickelnldquo (Zimmer 2004 13)
118-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
118
Werden neuronale Verbindungen nicht genutzt oder durch schaumldigende Einwirkungen
(Unfaumllle Schlaganfall) unterbrochen verkuumlmmern Sie unbehandelt Verlorene Funktionen
koumlnnen jedoch zuruumlck gewonnen werden
bdquoBei Schlaganfallpatienten kann zB uumlber ein gezieltes Bewegungstraining das Nervensystem so
reorganisiert werden dass verlorene Funktionen wie die Sprache wiederhergestellt werden koumlnnen
Was fuumlr die Heilung gilt und was hier aufgrund der Erfolge so ernst genommen wird sollte doch
auch fuumlr die Entwicklung und das Lernen beim gesunden Menschen und vor allem beim Kind
beachtet werdenldquo (Zimmer 2004 13)
Es ist durch Motorik und insbesondere Koordination sogar moumlglich dem Abbau von
Nervenzellen im Gehirn entgegenzuwirken und diese in intellektuell nutzbare Strukturen zu
integrieren
bdquoEs besteht zwar keine lineare Beziehung zwischen Neuronenzahl und Intelligenz
(Analysiervermoumlgen Synthetisiervermoumlgen Erinnerungsvermoumlgen Originalitaumlt) aber jedoch eine
tendenzielle Also ist es auch aus allgemein-intellektueller Sicht wuumlnschenswert im fruumlhen
Kindesalter moumlglichst viele Neuronen zu erhalten Dies kann am intensivsten durch Motorik jeder
Form angestrebt werdenldquo (Hollmann 2004 34)
bdquoInsgesamt kann man heute koumlrperlicher Bewegung eine gesundheitserhaltende und
leistungsfoumlrdernde Wirkung fuumlr das Gehirn zusprechen ein Satz der in dieser Formulierung vor ca
einem Jahrzehnt undenkbar gewesen waumlreldquo (ebd 35)
Deshalb laumlsst sich ruumlckschlieszligen dass Bewegungsauffaumllligkeiten nicht nur ein motorisches
Defizit darstellen sondern auch Auswirkungen die Gesamtentwicklung (E1) und
Sprachentwicklung (B7) haben
Tab 269 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Ein von Bewegungsmangel betroffenes KindhellipB hat oumlfter Sprachentwicklungsprobleme als Kinder ohne BewegungsmangelBewegungsauffaumllligkeitenhellipEu koumlnnen die Gesamtentwicklung beeinflussen
119-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
119
Hintergrund 242b Bewegung und LesenSchreiben
Grundschulkinder profitieren beim Lesen und Schreibenlernen von vielseitigen
sensomotorischen Vorerfahrungen
bdquoUnabdingbare Voraussetzung fuumlr das Schreiben und Lesen erwirbt das Kind schon sehr fruumlh Am
Anfang der Entwicklung steht die sensomotorische Erfahrung durch Handeln differenziert das Kind
zwischen Handlung und Handlungseffekt hellip in der Handlung erfaumlhrt es sich als Urheber der
Aktivitaumlten (Subjekt) das sein Interesse auf Ziele und Objekte richtet hellip Ein Kind das genuumlgend
Zeit hatte vielfaumlltige (Bewegungs-)Erfahrungen zu machen und seine Erlebnisse sprachlich
mitzuteilen erwirbt alle Voraussetzungen die fuumlr die Integrationsleistungen der graphischen
Bewegungsablaumlufe und der Reproduktion der Buchstabenform im Lese-Schreib-Lernprozess
notwendig sindldquo (Fischer 2004 88)
bdquo300 Kindergartenkinder nahmen fuumlr ein Schuljahr an einem taumlglichen Programm von 45 min teil
Hauptziel des Programms war die Entwicklung der koordinativen Faumlhigkeiten Differenzierung
Orientierung Gleichgewicht Rhythmus und Reaktion mit Blick aber auf die Voraussetzungen der
Schriftbewegung Demgegenuumlber standen 285 weitere Kinder die an keinem zusaumltzlichen
Programm teilnahmen Am Anfang und am Ende des Programms wurden graphomotorische
Faumlhigkeiten und Fertigkeiten gemessen Es erwies sich eine groszlige Differenz zwischen der
Experimental- und der Kontrollgruppe hellipldquo (Kambas 2004 99)
120-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
120
243 Transferleistungen in Bezug auf die biologische Entwicklung
PWegweiser P
Kinder benoumltigen taumlgliche Bewegungsreize um die durch Bewegung ansprechbaren
Organsysteme ausreichend zu stimulieren und einen die Gesundheit optimierenden
Homoumlostaseprozess in Gang zu setzen Zu beanspruchende Organsysteme sind der passive und
aktive Stuumltz- und Bewegungsapparat das Atmungs-Herz-Kreislauf- das Stoffwechsel- und das
Nervensystem (vgl Zimmer 2003)
bdquoAus paumldagogischer wie auch aus medizinischer Sicht kann das Toben Rennen und
bdquoSichverausgabenldquo also durchaus wichtig sein fuumlr die koumlrperliche wie auch die seelische
Entwicklung der Kinder Es unterstuumltzt Wachstumsreize regt das Herz-Kreislauf-System an trainiert
die Muskulatur und verbessert die Koordinationsfaumlhigkeit Daruumlber hinaus haben Kinder hier auch
Gelegenheit zum Erfahren und Kennenlernen des eigenen Koumlrpers seiner Reaktionen bei
bewegungsintensiven Spielen (Schwitzen Atemlosigkeit usw) ldquo (Zimmer 2003 52f)
Hollmann verweist auf die Bedeutung der koumlrperlichen Aktivitaumlt als optimalem
Entwicklungsmoderator (2004 32)
bdquoMuskelkontraktionen erzeugen mechanische Belastungen des Halte- und Bewegungsapparates der
mit Anpassungserscheinungen reagiert Sie basieren auf vergroumlszligerten Stoffwechselumsaumltzen mit
eiweiszliganbauenden Aktionen sowie einer Verbesserung der Sauerstoffversorgung der betroffenen
Organe Gleichzeitig steigt die Fettverbrennung Hierdurch traumlgt die muskulaumlre Aktivitaumlt im Zuge der
Wachstumsprozesse zur Erhaltung bzw Vergroumlszligerung der fettfreien Koumlrpermasse bei Schlieszliglich
loumlsen intermittierende Muskelkontraktionen hormonelle Reaktionen aus die in Kindheit und Jugend
auf den Wachstumsprozess steuernd wirkenldquo (Hollmann 2004 32)
121-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
121
Hintergrund 243a Bewegung als biologischer Gesundheitsmoderator fuumlr das Herz-Kreislauf-
system
Balster (2002) hebt die positiven Auswirkungen regelmaumlszligiger Bewegung auf die Organsysteme
hervor Positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System (I1) zeigen sich bspw durch eine
Oumlkonomisierung der Herzarbeit und geringere Herzbelastung bessere Flieszligeigenschaften des
Blutes geringere Stresshormonausschuumlttung bessere Versorgung der Organe und der
Muskulatur mit Sauerstoff und Naumlhrstoffen eine Abnahme des Blutfettspiegels und ein
geringeres Risiko fuumlr Arteriosklerose (vgl Balster 2002 41 Boeck-Behrens Buskies 2000b
11 Hurrelmann 2004 30)
Tab 270 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Regelmaumlszligige BewegunghellipIu optimiert das Herz-Kreislauf-Atmungssystem (Kinder werden ausdauernder)
Hintergrund 243b Bewegung als Praumlventivmedizin gegenuumlber Zivilisationskrankheiten im
Wechselspiel von metabolischem System Herz-Kreislaufsystem und
Skelettsystem
Praumlventiv wird Zivilisationserkrankungen wie Bluthochdruck Diabetes mellitus (J3)
Uumlbergewicht (J5) (vgl Hollmann 2004 38) erhoumlhten Blutfettwerten und einem erhoumlhten
Harnsaumlurespiegel vorgebeugt Vielseitige Bewegungsanforderungen die sich auf die
Kraftausdauer sowie die allgemeine Beweglichkeit beziehen schuumltzen vor Verletzungen
Fehlhaltungen und Uumlberlastungen der Gelenke und der Wirbelsaumlule und beugen so muskulaumlren
Dysbalancen vor die bspw das Auftreten von Hohlkreuz und Rundruumlcken mit verursachen
(Boeck-Behrens Buskies 2000a 16f) Auch Cicurs unterstreicht die Bedeutung der
Bewegung fuumlr die vier groszligen Organsysteme (Stuumltz- und Bewegungsapparat Atmungs- Herz-
Kreislauf- und Stoffwechselsystem) Umgekehrt beschreibt Hollmann bei chronischem
Bewegungsmangel den empirisch nachgewiesenen Zusammenhang mit Adipositas und
Bluthochdruck (vgl 2004 38)
Tab 271 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Regelmaumlszligige und richtig dosierte Bewegung kannhellipJw das Auftreten der erworbenen Zuckerkrankheit verhindernJy das Auftreten von Uumlbergewicht verhindern
122-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
122
bdquoDer Bewegungsmangel in Verbindung mit Fernsehen und Computerspielen stellt die
Hauptkomponente fuumlr den wachsenden Prozentsatz uumlbergewichtiger Kinder und Jugendlicher dar
Bis zu 40 der heutigen Schulkinder sind uumlbergewichtig 17 der Brandenburger
Grundschulkinder haben bereits Stoffwechselstoumlrungen im Sinne erhoumlhter Cholesterin- und
Triglyzeridwerte 8-12 der Kinder zeigen erhoumlhte Blutdruckwerte dominierend als Folge des
Uumlbergewichts Damit werden bereits im Kindes- und Jugendalter die Weichen gestellt fuumlr diejenigen
der spaumlteren Stoffwechselkrankheiten welche unserer Gesellschaft die meisten Mittel abverlangen
Diabetes und Hypertonie Aus der momentanen Betrachtungssicht muss damit gerechnet werden
dass in kuumlnftigen Jahren und Jahrzehnten die Kategorien bdquoStoffwechselkrankheiten insbesondere
Diabetesldquo und bdquoHypertonieldquo betraumlchtlich anwachsen werdenldquo (Hollmann 2004 40)
bdquoIm Frankfurter Raum durchgefuumlhrte Untersuchungen ergaben einen Anstieg der uumlbergewichtigen
Kinder von 1976 bis 1996 von 165 auf 313ldquo (ebd 41)
Guumlnstige Auswirkungen regelmaumlszligiger Bewegung lassen sich ebenfalls auf die
Gewichtskontrolle und das Immunsystem (I2) feststellen (vgl Boeck-Behrens Buskies 2000a
20) Das Immunsystem profitiert insbesondere durch die leistungsfaumlhigere
Spannungsregulation
Tab 272 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Regelmaumlszligige Bewegunghellipv staumlrkt das Immunsystem (Kinder sind seltener krank)
bdquoBewegung reguliert einerseits die Nahrungszufuhr und den Kalorienverbrauch sie traumlgt
andererseits aber auch zu Stressabbau und zur Abfuhr innerer Spannungen und Aggressionen beildquo
(Hurrelmann 2004 29)
Der durch regelmaumlszligige Bewegung und Sport veranlasste Kraftzuwachs hat langfristig Einfluss
auf die Knochendichte und beugt durch die Anpassungen haumlufiger Zug- und Druckbelastungen
Osteoporoseerscheinungen vor (vgl Hollmann 2004 36)
Zusammenfassend laumlsst sich die Formel von Buskies und Boeck-Behrens als biologisches Fazit
der bewegungsbezogenen Anpassungen ziehen
bdquoDer Mensch ist zunehmend zivilisationsgeschaumldigt Dauernde Untaumltigkeit und uumlbermaumlszligige
koumlrperliche Schonung sind ein schwerwiegendes Fehlverhalten das zwangslaumlufig zu Beschwerden
und Krankheiten fuumlhrt Davon sind zunehmend Kinder betroffen Die nahezu unbegrenzte und meist
unterschaumltzte Anpassungsfaumlhigkeit aller Funktionsbereiche des Menschen kann lebenslang genutzt
123-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
123
werden Alle Funktionen des Organismus sind wertvolle Geschenke die wir durch regelmaumlszligige
wohldosierte Nutzung gesund und leistungsfaumlhig erhalten solltenldquo (2000a 20)
bdquoAngemessene Bewegung ist hellip das wichtigste Medium der koumlrperlichen und psychischen
Entwicklung es ermoumlglicht die Erkundung und Aneignung der sozialen und physikalischen
Umwelt sorgt fuumlr die Koordination aller Sinneserfahrungen und ist der Motor fuumlr die gesamte
koumlrperliche psychische und soziale Entwicklung eines Kindesldquo (Gruumlndler amp Schaumlfer 2000 nach
Hurrelmann 2004 29)
bdquoKinder haben einen natuumlrlichen Bewegungstrieb der heute ganz offensichtlich durch eine
ungluumlckliche Gestaltung ihrer sozialen und raumlumlichen Lebenswelt eingeengt und gezaumlhmt wird
Wenn Sechsjaumlhrige taumlglich neun Stunden sitzen und ihre aktive Bewegungszeit nur eine Stunde
betraumlgt geraumlt der gesamte Stoffwechselhaushalt ebenso durcheinander wie das natuumlrliche
Hungergefuumlhl und die Koordination aller Sinne Haltungsschwaumlchen und Koordinationsstoumlrungen
Sehschwaumlchen Houmlrstoumlrungen Uumlbergewicht und auch Allergien sind die Konsequenzenhellipldquo
(Hurrelmann 2004 29)
bdquoGesundheitsressourcen sind Fitness Staumlrkung des Immunsystems und der Herz-Kreislauf-
Leistungsfaumlhigkeit im koumlrperlichen Bereich sowie Zuversicht Optimismus positives Selbstkonzept
und Selbstvertrauen im persoumlnlichen Bereichldquo (Hurrelmann 2004 32)
bdquoZum Abschluss sei noch auf einen bisher unberuumlcksichtigt gebliebenen Gesichtspunkt
hingewiesen Auch bei Kindern und Jugendlichen bewirken aktive muskulaumlre Beanspruchungen
psychische Einfluumlsse mit verbesserter Stimmung und groumlszligerer Bereitwilligkeit zu Anstrengungen
aller Art Veraumlnderte Konstellationen der Neurotransmitter (Nervenuumlbertraumlgerstoffe) an bestimmten
Stellen des Gehirns (limbisches System) sind ebenso die Ursache wie gegebenenfalls eine
vermehrte Endorphinproduktionldquo (Hollmann 2004 43)
124-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
124
244 Transferleistungen in Bezug auf die soziale Entwicklung
Hintergrund 244a Wirkzusammenhaumlnge von Bewegung und sozialer Entwicklung
Laut Balster ermoumlglicht Bewegung das Erleben besonders solcher Situationen in denen soziale
Kontakte und Faumlhigkeiten intensiviert (G5 K5 I4) werden indem eigene und fremde
Beduumlrfnisse erkannt durchgesetzt oder aber zuruumlckgestellt werden Es ergeben sich
Hilfsbereitschaft Ruumlcksichtnahme soziale Sensibilitaumlt und Konfliktfaumlhigkeit (vgl Balster
2002 S 41 f)
Tab 273 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56-jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werdenG soziales Verhalten (Partneruumlbungen Gruppenuumlbungen Kooperationsspiele etc)
Ich verstehe unter Bewegung ein Medium hellipKy zur sozialen Kontaktaufnahme (miteinander Spielen)
Regelmaumlszligige BewegunghellipIx verschlechtert die soziale Kontaktbereitschaft (umc)
bdquoSoziale Entwicklung vollzieht sich bei Kindern weniger durch bewusste Erziehungsmaszlignahmen
durch verbale Belehrungen oder Anleitung Vielmehr werden soziale Lernprozesse entscheidend
beeinfluszligt durch die Erfahrungen die Kinder im alltaumlglichen Umgang und im Zusammenleben mit
anderen machen Hier lernen sie nachgeben und sich behaupten streiten und sich versoumlhnen sich
durchsetzen und sich unterordnen teilen und abgeben aushandeln und bestimmen sich gegenseitig
ablehnen und sich akzeptierenldquo (Zimmer 2003 31f)
Unter der Beruumlcksichtigung dass das Kind sein egozentrisches Weltbild erst ab einem Alter
von ca sechs Jahren allmaumlhlich zu Gunsten der Perspektivuumlbernahme und Verhaltensprognose
seines Gegenuumlbers verlaumlsst (Piaget 1978) lassen sich bdquoGrundqualifikationen sozialen
Handelnsldquo (Zimmer 2003 33) in die Bewegungserziehung integrieren Dabei bildet
insbesondere die soziale (miteinander Spielen Kooperationsspiele) expressive (sich durch
Bewegungen nonverbal ausdruumlcken Koumlrperhaltung(en) und ihre Wirkung erlernen) und
impressive (gemeinsame Bewegungserlebnisse) sowie komparative (eigene Bewegungsstaumlrken
und -schwaumlchen sowie die des Gegenuumlbers erleben und damit umgehen lernen) Funktion der
Bewegung (vgl Zimmer 2003 15) zahlreiche Anknuumlpfungspunkte Gut ansprechbare
Kompetenzbereiche sind das Einfuumlhlungsvermoumlgen die Akzeptanz und das Einhalten sowie
Wertschaumltzen von Spielregeln der ein realistisches Selbstkonzept foumlrdernde Umgang mit
Misserfolg sowie die Verantwortungsuumlbernahme fuumlr andere (vgl ebd 33)
125-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
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Hintergrund 244b Empirische Untersuchungen zum Einfluss von Bewegung und Sport auf
die kindliche Sozialentwicklung
Buumlhrle stellt 1971 eine herausgehobene Stellung von Sport treibenden Kindern in der
Gleichaltrigengruppe fest Buchanan Blankenbaker und Cotten (1976) diagnostizieren einen
gehobenen Beliebtheitsgrad von sportengagierten Jungen in der Grundschule Diem Lehr
Olbrich und Undeutsch (1980) verweisen auf Zusammenhaumlnge von motorischer Stimulation in
der fruumlhen Kindheit mit groumlszligerer sozialer Zugaumlnglich- und allgemeiner Selbststaumlndigkeit
Zimmer (1981) stellt in ihrer Untersuchung fest dass Kinder mit schwachen
psychomotorischen Leistungen einen geringeren Beliebtheitsgrad besitzen als Kinder mit
ausgepraumlgten psychomotorischen Leistungen Losse amp Henderson wiesen in einer
Laumlngsschnittuntersuchung Korrelationen zwischen Bewegungsmangel und retardierter sozialer
und emotionaler Entwicklung nach
Nach einer Beurteilung des empirischen Forschungsstandes bzgl Zusammenhaumlngen zwischen
Bewegungsaktivitaumlt und sozialer Entwicklung kommen Heim amp Stucke in ihrem Beitrag im
ersten Deutschen Kinder- und Jugendsportbericht (2003) allerdings insgesamt zu dem
Ergebnis dass hier noch viel Forschungsarbeit geleistet werden muss (vgl ebd 144)
126-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
126
245 Transferleistungen in Bezug auf die psychische Entwicklung
Hintergrund 245a Bewegung und allgemeine Anbahnung der Motivation
Besonders im Vorschulalter entwickelt das Kind Eindruumlcke uumlber eigene Faumlhigkeiten und
Grenzen mit Hilfe der Bewegung
Viel experimentierende Eigenaktivitaumlt und Selbsttaumltigkeit (K2) ist in diesem Alter besonders
wichtig weil Sie ein realistisches Abbild der Welt und eigener Faumlhigkeiten und des eigenen
Manipulationsniveaus foumlrdert Eine Ruumlckmeldung uumlber Erfolg oder Misserfolg einer Handlung
erfolgt automatisch unabhaumlngig des Urteils einer erwachsenen Person Die Anzahl solcher
Experimente und das Niveau des Realitaumltsbezuges der anschlieszligenden Bewertung bzgl Erfolg
und Misserfolg der Handlung bestimmt dabei mit welcher Motivationstyp sich beim Kind
herausbildet Hier hat die ErzieherIn einen groszligen Einfluss sowohl beim Arrangement offener
Bewegungsangebote bspw durch das Materialangebot als auch bei der dem Kind Hilfe
stellenden Einordnung von Erfolgs- oder Misserfolgserlebnissen die intrinsische Motivation zu
foumlrdern Von extrinsischen Belohnungen ist deshalb abzusehen weil dann die Motivation zu
Handlungen nicht aus dem Kind selbst kommt (F3 F4)
Tab 274 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Ich verstehe unter Bewegung ein Medium hellipKv zur (Er-)Forschung (Umwelt Materialien)
Zum erfolgreichen Erwerb vielseitiger BewegungsfertigkeitenhellipF brauchen Kinder unterschiedlich lange ZeitraumlumeF motiviere ich Bewegung meidende Kinder mit kleinen Belohnungen (umc)
Zu foumlrdern ist eine realistische Kausalattribution und ein individuell angemessenes
Anspruchsniveau um die Gewissheit einer an reale Bedingungen (eigene Leistungsfaumlhigkeit
und Umweltbedingungen) gekoppelten Selbstwirksamkeit aufzubauen Laut Balster
gewaumlhrleisten gerade Bewegungseindruumlcke solche Selbstwirksamkeitserlebnisse die letztlich
das Selbstvertrauen (I8) und Selbstkonzept verbessern Stimmungen stabilisieren und
expressive Faumlhigkeiten foumlrdern (vgl Balster 2002 41f) Dabei bildet das Selbstkonzept die
kognitive Repraumlsentation der eigenen Person Moderatoren sind objektive und subjektive
Eindruumlcke uumlber die Wahrnehmungssysteme soziale Vergleichserfahrungen und
Eigenschaftszuordnungen durch Andere sowie die Anzahl von Selbstwirksamkeitserlebnissen
127-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
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bdquoUumlber die Erfahrungen die das Kind mit seinem Koumlrper gewinnt entwickelt es ein Bild von den
eigenen Faumlhigkeiten Es macht die Erfahrung von Koumlnnen und Nicht-Koumlnnen von Erfolg und
Misserfolg von seiner Leistungsfaumlhigkeit und seinen Grenzenldquo (Zimmer 2004 14)
bdquoSo entwickelt jeder Mensch im Laufe seiner Biografie ein System von Annahmen uumlber seine
Person er gibt sich quasi eine Antwort auf die Frage bdquoWer bin ichldquo In den ersten Lebensjahren
gruumlnden diese Annahmen vor allem auf Erfahrungen die ein Kind uumlber seinen Koumlrper macht
Koumlrpererfahrungen koumlnnen als fruumlheste Stufe der Selbstentwicklung angesehen werdenldquo (Zimmer
1998 10)
bdquoKindheitserfahrungen sind auch deswegen von so groszliger Bedeutung weil in fruumlhen Lebensjahren
die Gefahr besteht daszlig Kinder unangemessene Generalisierungen vornehmen Negative
Erfahrungen die sie zB auf Grund ihrer koumlrperlichen Faumlhigkeiten machen uumlbertragen sich auch
leicht auf andere Gebiete So befuumlrchten sie schlieszliglich nicht nur bei Bewegungsspielen von den
anderen nicht anerkannt zu werden sondern ziehen sich auch bei anderen Aktivitaumlten in der Gruppe
zuruumlck oder reagieren hellip mit Aggressivitaumlt und stoumlrendem Verhalten um so die Anerkennung der
anderen zu erhaltenldquo (Zimmer 1998 12)
Tab 275 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Regelmaumlszligige BewegunghellipI| steigert das Selbstvertrauen
Ich verstehe unter Bewegung ein Medium hellipK| zur realistischen Einschaumltzung eigener Faumlhigkeiten
Deshalb muss sich die ErzieherIn der individuellen Bezugsnormorientierung bedienen dh
dem Kind solche Bewegungsmaterialien -arrangements und -aufgaben stellen die nicht zu
schwer und nicht zu einfach sind damit das Kind ein realistisches Anspruchsniveau ausbilden
kann Das bedeutet natuumlrlich dass sie den individuellen Entwicklungsstand des Kindes kennen
muss (L7) (D1)
Tab 276 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Zur erfolgreichen Vermittlung vielseitiger BewegungsfertigkeitenhellipL ist es wichtig den individuellen Entwicklungsstand des Kindes zu kennen
Wird der motorische Entwicklungsstand jedes Kindes ihrer Gruppe eingeschaumltztD oJa oNein
Hintergrund 245b Bewegung und die Anbahnung von Leistungsmotivation
Im Wesentlichen uumlbereinstimmend wird in der psychomotorischen bewegungserzieherischen
und sportpaumldagogischen Literatur das Spiel als primaumlr intrinsisch motivierter Umgang mit
Materialien Gedanken Spielpartnern und Ideen gekennzeichnet
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128
Im bewegungsorientierten Spiel greift man auf frei zugaumlngliche (N2 N3)
bewegungsauffordernde und vielseitige Materialien multiperspektive Zieldimensionen
(Ausdruck Eindruck Vergleich Miteinander Wettkampf Persoumlnlichkeits- und
Sozialerfahrung Experimentieren mit Regeln Erlebnis) intrinsische Motivation durch
Selbstwahlmoumlglichkeiten oder anregende Unterstuumltzung durch individuelle
Bezugsnormorientierung (einzelnes Kind nicht uumlber- oder unterfordern) (L7) zuruumlck Ein
wichtiges Ziel ist die Erfahrung von Selbstwirksamkeit (N8) Die dafuumlr benutzten Begriffe
unterscheiden sich allerdings
bdquoDie psychomotorische Spielhandlung wird von allen Autoren thematisiert die sich mit
psychomotorischem Uumlben befassen Die von Ehrleich und Heimann (1982) als Bewegungsspiele
beschriebenen Aktivitaumlten der Kinder ohne und mit Materialien finden sich als psychomotorische
Uumlbungen bei Kiphard (1980) Zimmer und Cicurs (1987) als situative Bewegungstaumltigkeiten - von
den Kindern selbst organisiert - bei Zimmer (1993) beim Agieren im
Wahrnehmungstrainingsprogramm von Mertens (1988) im Bewegungshandeln bei Frostig (1970)
in der taumlglichen Bewegungszeit bei Wasmund-Bodenstedt (1984) wie auch in der Spielekartei bei
Kunz (1993)ldquo (Jackel 2000 123)
Tab 277 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Offene Bewegungsangebote zeichnen sich dadurch aus dasshellipN der Bewegungsraum immer nur fuumlr einige Kinder zugaumlnglich ist (umc)N die Kinder sich die Materialien nicht selbst holen duumlrfen (umc)N die Kinder vorwiegend durch Eigenaktivitaumlt (bspw Versuch und Irrtum) lernenZur erfolgreichen Vermittlung vielseitiger BewegungsfertigkeitenhellipL ist es wichtig den individuellen Entwicklungsstand des Kindes zu kennen
Hintergrund 245c Bewegung und die Anbahnung von Stressresistenz
Folgt auf Anspannungen wiederholt keine Entspannung sondern weitere Anspannungen bspw
durch einseitige Uumlberlastungen Bedrohungs- oder Ohnmachtsgefuumlhle stellen sich koumlrperliche
Spannungszustaumlnde ein die zu somatischen Symptomen wie psychischer Ruhelosigkeit
Konzentrationslosigkeit Gereiztheit Kopfschmerzen usw fuumlhren koumlnnen Der Koumlrper wird bei
uumlbermaumlszligigem Stress mit einem adrenalinbedingten Aktionspotential versehen das auf das
rudimentaumlre KampfFlucht-Schema zuruumlckgeht Dies war dem jagenden Menschen als
Uumlberlebenssicherung zutraumlglich der verbesserte Bewegungsreaktionen nutzte und das
Aktionspotential direkt auf den Reiz folgend abbaute
bdquoBei einem uumlberforderten mit Stress belasteten Menschen erfolgt ebenfalls die oben beschriebene
Adrenali(n)ausschuumlttung und er reagiert uumlberlebensorientiert hellip Besteht keine Moumlglichkeit des
Stressabbaus erfolgt eine permanente Adrenalinausschuumlttung Das gilt fuumlr jeden Aumlrger den man
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ohne Moumlglichkeit des Aggressionsabbaues hinter dem Schreibtisch oder in Schulbaumlnken
herunterschlucken muss Durch diese permanente Adrenalinausschuumlttung werden Lernen
Gedaumlchtnis und auch das Immunsystem negativ beeintraumlchtigt und es kommt zu unguumlnstigen
Folgeerscheinungen im vegetativen Bereichldquo (Jackel 2000 113)
bdquo Bei erwachsenen Affen die in ihrer Kindheit psychosozialem Stress ausgesetzt wurden befindet
sich CRH im Liquor im Uumlbermaszlig Hiervon wird die Hypophyse zur Produktion weiterer
Stresshormone stimuliert Neurone der Amygdala (Mandelkern) loumlsen uumlber den Hirnstamm
vegetative und motorische Angst und Panikreaktionen ausldquo (Hollmann 2004 35)
Bewegung ist eine anthropologisch internal angelegte Moumlglichkeit des Stressabbaus Durch
Bewegung wird das adrenalinbedingte Aktionspotential abgebaut Der Koumlrper wird danach in
einen Entspannungszustand versetzt Psychischer Stressabbau auf diese Wiese vermittelt neben
dem physischen Zugewinn das Gefuumlhl selbst etwas steuern zu koumlnnen also traumlgt Bewegung
auch zur Selbstwirksamkeit bei
Neben dem Ausagieren im Sport und anderen koumlrperlichen Anstrengungen besteht die Moumlglichkeit
des Stressabbaues durch Entspannungstechnikenhellipldquo (Jackel 2000 114)
Auch Drogen und Psychopharmaka loumlsen unter Gesundheits- und Abhaumlngigkeitsgefaumlhrdungen
voruumlbergehend solche Entspannungsmomente aus So erklaumlrt sich bei haumlufigem Gebrauch
neben teils physischer auch die immer psychische Abhaumlngigkeit Im Unterschied zur
Bewegung verwandelt sich die Drogeneinnahme aufgrund toxischer und psychischer
Schaumldigung auf Dauer zu einem weiteren Stressoren und Risikofaktoren Ebenso besteht das
mentale Grundgefuumlhl besondere Belastungen nur mit Hilfsmitteln und nicht aus eigener Kraft
bewaumlltigen zu koumlnnen
Stressoren lassen sich nach lebensweltbezogenen (bspw Umweltgifte Bewegungsmangel
visuell-auditive Uumlberreizung ohne motorischen Ausgleich) physiologischen (Schlafmangel
Ernaumlhrungsfehler) und soziologischen Komponenten (Leistungserwartungen durch die Eltern
soziale Bezugnormorientierung etc) kategorisieren (vgl Jackel 2000 112) Sie zaumlhlen im
Sinne des Salutogenesemodells zu den Risikofaktoren die gering gehalten werden sollen
Hintergrund 245d Bewegung und die Anbahnung von Flow-Erleben
Insbesondere Sport- und Bewegungsspiele ermoumlglichen so genannte Flow-Erlebnisse (K3)
Dabei geht es um das voumlllige Aufgehen in einer Taumltigkeit in der Akteure Zeit und Raum
130-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
130
vollkommen vergessen Hierbei werden auch ausgepraumlgte physiologische und psychologische
Beanspruchungsformen als begluumlckend empfunden sofern sie lediglich um ihrer Selbst willen
betrieben werden Ebenso muss derdie Akteurin in eine solche Taumltigkeit eingebunden sein die
sieihn nach ihrenseinen individuellen Faumlhigkeiten weder unter- noch uumlberfordert SieEr ist
dabei vollkommen intrinsisch dh aus sich selbst motiviert die Taumltigkeit zu vollziehen (vgl
Cskszentmihalyi 1985)
bdquoBei Bewegungsangeboten kommt es vor allem darauf an den Kindern die Erfahrung zu vermitteln
daszlig Taumltigkeit Sinn geben kann auch wenn sie keinen direkt verwertbaren Zweck hat einen Sinn
den die Kinder allerdings auch selbst in ihrem Tun entdecken sollten Sie erleben sich als
selbstwirksam ndash und in dieser Erfahrung des bdquoSelber-wirksam-seinsldquo selbst zum Zentrum des
eigenen Handelns zu werden liegt aus meiner Sicht die Basis fuumlr die Entwicklung eines gesunden
Selbstvertrauensldquo (Zimmer 1998 9f)
Weitere Bausteine die Flow-Erlebnisse wahrscheinlicher werden lassen sind
Unreglementiertheit (an Stelle von Fertigkeitsorientierung) variierende Bewegungsformen
freies Spielen und vielseitige frei waumlhlbare Geraumltschaften individuelle An- und
Entspannungsrhythmenfreiheit Verdeutlichung eigener Wirk- und
Manipulationsmoumlglichkeiten sowie Herausforderung ohne Uumlberforderung
Tab 278 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Ich verstehe unter Bewegung ein Medium hellipKw fuumlr besondere Gefuumlhlseindruumlcke (bspw beim bdquogesichertenldquo freier Fall etc)
131-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
131
25 Entwicklungspsychologische Grundlagen des Kindes und didaktisch-methodische
Konsequenzen fuumlr die Bewegungserziehung im Kindergarten
P Wegweiser P
Wie die Geschichte der Paumldagogik der fruumlhen Kindheit und der Sportpaumldagogik waren in der
Entwicklungspsychologie zeitabhaumlngig unterschiedliche z T sehr gegensaumltzliche
Menschenbilder Entwicklungstheorien und davon abgeleitete Erziehungsziele -methoden
und -inhalte dominant Das Ziel aller (forschenden) Entwicklungspsychologen laumlsst sich
jedoch kurz formulieren bdquoSie alle waren und sind mit Veraumlnderungen und Stabilitaumlten im
Lebenslauf befasstldquo (Montada 1995 1) Im Folgenden wird aufgezeigt wie dabei der
Begriff bdquoEntwicklungldquo permanent definitorisch erweitert und veraumlndert wurde
132-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
132
251 Von der Irreversibilitaumlts- Stufenmodell- Chronologie- Universalitaumltsannahme zum
systemischen Denken
Hintergrund 251a Transformation des Entwicklungsbegriffes
Mittlerweile wurden die traditionellen Indikatoren als enge Begriffsdefinition der Entwicklung
ndash wie strikte Unumkehrbarkeit (Irreversibilitaumlt) und das unbedingte aufeinander Aufbauen von
Entwicklungsstufen die eindeutige Zuordnungsmoumlglichkeit eines Entwicklungsstadiums zum
chronologischen Lebensalter sowie die zwingende Allgemeinguumlltigkeit (Universalitaumlt) ndash als
endogene und kulturunabhaumlngige Tatsache durch fortschreitende Erkenntnisse teilweise
widerlegt und durch erweiternde und ergaumlnzende Definitionen bereichert Zunehmend
beschaumlftigten sich Forscher auch mit dem Einfluss exogener Faktoren auf die Entwicklung und
formulierten diesbezuumlgliche Grundannahmen (der Behaviorismus bewertete Sie in Form von
Signal- und verstaumlrkenden Reizen als ausschlaggebend fuumlr die Entwicklung) Zudem wurde der
Mensch zunehmend als Gestalter seiner eigenen Entwicklung angesehen (systemisches
Denken) und dem Entwicklungskontext zwischen Mensch und Umwelt verstaumlrkt
Aufmerksamkeit geschenkt (dialektische transaktionale Theorien)
So besagt die Theorie Piagets (1972) dass der Mensch sich nicht nur auf die aumluszligeren
Umweltverhaumlltnisse einstellt (passive VerhaltensaumlnderungAnpassung Akkomodation)
sondern er sie sich auch fuumlr sich passend macht (aktive Angleichung der Umwelt an das
Individuum Assimilation)
Hintergrund 251b Besondere Bedeutung der Bewegung in Piagets Theorie
Bereits in Piagets Entwicklungstheorie (bspw Piaget Inhelder 1978) die Bestandteil der
systemisch-oumlkologischen Ansaumltze ist wird die Funktion der Bewegung als handelnde
Auseinandersetzung mit den materiellen und sozialen Umweltgegebenheiten beschrieben Das
sensomotorische Handeln bekommt dabei die Rolle der ersten Interaktionsinstanz des Kindes
mit der Umwelt Der Erkenntnisgewinn erfolgt durch aktives wahrnehmendes und bewegtes
Sammeln von Erfahrungen (vgl ebd)
Piagets Theorie ist deshalb fuumlr das Bezugsfeld Motorik und Persoumlnlichkeitsentwicklung so
wichtig bdquoweil er den sensomotorischen Erfahrungen in den ersten Lebensjahren eine
grundlegende Bedeutung fuumlr die Entwicklung der Intelligenz beimiszligt und sie als die
unabdingbare Voraussetzung fuumlr den Aufbau des logischen Denkens ansiehtldquo (Zimmer R
1996 S 17) bdquoAktives Streben nach Wissen nach der Erkenntnis von Zusammenhaumlngen sowie
das Einordnen von Neuem und Bekannten in die jeweils vorhandene Wissensstruktur kann
133-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
133
nach Piagets Umschreibungen als Ausdruck von Intelligenz verstanden werdenldquo (Zimmer
1996 S 18)
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134
252 Konstruktivistisch-systemisch-oumlkologische Theorien Persoumlnlichkeitsentwicklung
und die Bedeutung der Bewegungserziehung
Hintergrund 252 a Die Weiterentwicklung des Entwicklungsbegriffes bis heute
Der Mensch gilt in der aktuellen entwicklungspsychologischen Populaumlrmeinung gleichzeitig
als Produkt und Gestalter seiner Entwicklung wobei heute auch ndash ergaumlnzend zu Piaget ndash die
soziale Umwelt als Faktor angesehen wird Bereits das Vorschulkind wird nicht nur durch seine
direkte Umwelt wie bspw die Familie gepraumlgt sondern es wirkt ndash analog konstruktivistisch-
systemisch-oumlkologischer Theorien ndash auf seine direkte Umwelt zuruumlck und schafft auf sich
selbst zuruumlckwirkende neue Umweltbedingungen So wird es sich bspw auf das
Konfliktpotential innerhalb der Mutter-Kind-Beziehung auswirken ob das Kind Nacht fuumlr
Nacht durchschlaumlft oder Nacht fuumlr Nacht aufwacht und schreit In Bronfenbrenners Modell
gedacht kann das Kind so auch auf das Exosystem (bspw Job der Mutter) seiner
Bezugspersonen einwirken Das Exosystem wirkt natuumlrlich ebenso auf das Kind (bspw
Arbeitszeitverlaumlngerung) Die systemisch oumlkologische Theorie vereinigt Elemente der
Theorien Piagets Meads und auch lerntheorische Erkenntnisse
bdquoEntwicklung in systemisch-oumlkologischer Perspektive bedeutet dass das Kind schrittweise in
Mikro- und Makrosystemen Entwicklungsaufgaben bewaumlltigt Handlungsstrukturen aufbaut
Repraumlsentation von und Wissen uumlber Handlungsmoumlglichkeiten erwirbt und damit reflexiv am
Entwicklungsgeschehen teilnimmt und es bewusst steuern und veraumlndern kannldquo (Bruumlndel
Hurrelmann 1996 80)
bdquoIm konstruktivistisch-systemisch-oumlkologischen Ansatz steht die Handlung die Aneignung die
Taumltigkeit des Kindes im Mittelpunkt Entwicklung vollzieht sich im handelnden Vollzugldquo
(SilbereisenEyfertRudinger 1986 79)
bdquoVerschiedene Wiederholungsstudien der beiden letzten Jahrzehnte haben bereichsspezifische
Anpassungen von Piagets Strukturkonzept hervorgebracht dabei hat sich die Bewegung im
Handlungskontext als entwicklungsbestimmendes Basiskonzept herauskristallisiertldquo (Fischer 2001
76)
Hintergrund 252b Konstruktivistisch-systemisch-oumlkologische Theorie und
Bewegungserziehung
Die sich seit den 90er Jahren durchsetzenden Erkenntnisse der konstruktivistisch-systemisch-
oumlkologischen Theorie haben jenseits der reifetheoretischen Passivpaumldagogik und der
behavioristischen Lernprogramme ein neues Vermittlungsparadigma geschaffen Zudem haben
135-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
135
sie Piagets Konzept um die Kulturabhaumlngigkeit und die Bedeutung von individuellen und
sozialen Aushandlungsprozessen (an Stelle innerer Strukturiertheit) fuumlr Entwicklung erweitert
Es herrscht das bdquoPrimat des explorierenden und experimentierenden Lernens vor dem
Imitationslernen mit Leistungscharakterldquo (Kiphard 1994 S 40) Damit hat die Bewegung als
anthropologisch angelegtes vorschulkindliches Entdeckungsverhalten einen besonderen
Stellenwert bekommen Die Kinder sind in dieser Sichtweise durch Bewegung mit der sozialen
und materialen Umwelt kommunizierende Dialogpartner die die Bewegung als subjektives
Erkenntnisinstrument nutzen Durch die Bewegung veraumlndern sie diese Umwelt gleichzeitig
und gelangen zu eigenen Bedeutungsimplikationen Sie verlassen die Rolle als der Umwelt
anthropologisch Ausgelieferte Kinder sind dann auch ndash zunaumlchst auf der Ebene des
Mikrokosmos ndash durch Bewegung handelnde Akteure von Lebensweltveraumlnderungen Dabei ist
diese Entwicklung im Lebenslauf niemals abgeschlossen sondern es findet eine permanente
Perspektivenerweiterung und ein zunehmendes Gestaltungsbewusstsein statt dass die
Erkenntnis individueller Entscheidungsalternativen ermoumlglicht Das Ergebnis sind
Handlungskompetenzen die sich anhand persoumlnlicher Faumlhigkeiten und umweltbedingter
Gegebenheiten entlang ausbilden
Die Herausforderung fuumlr dendie Erzieherin liegt dabei nicht mehr darin fertige
Problemloumlsemuster anzubieten (bspw turnerische Uumlbungen) sondern solche
Bewegungsarrangements bereitzuhalten die eine permanente Perspektivenerweiterung
ermoumlglichen Schlagworte dazu sind individuelle Bezugsnormorientierung die Ermoumlglichung
realistischer Kausalattribution um eines realistischen Anspruchsniveaus
Repraumlsentationsschemas und Selbstkonzepts um die Entwicklung des Kindes entlang der
konstruktivistisch-systemisch-oumlkologischen Verwobenheit zu optimieren
Hintergrund 252c Motorik und Persoumlnlichkeitsentwicklung durch Bewegungserziehung
Renate Zimmer weist 1996 in ihrer Quer- und Laumlngsschnittuntersuchung bdquoMotorik und
Persoumlnlichkeitsentwicklungldquo auf Basis der konstruktivistisch-systemisch-oumlkologischen Theorie
den Einfluss motorischer Anregung auf die Intelligenzleistung nach Ihre Hypothesen leitet sie
von der Theorie Piagets ab die verkuumlrzt aussagt dass uumlber die praktische Bewaumlltigung von
Situationen intelligentes Verhalten moumlglich wird
bdquoWird ein Lernvorgang durch einen anderen beeinflusst und dadurch ein Lerneffekt erzielt spricht
man von einer Uumlbertragung Lernuumlbertragung oder von Transferldquo (Zimmer R 1996 30) bdquoDer zu
erwartende Transfereffekt kann dadurch zustande kommen dass das Kind bestimmte
Problemloumlsestrategien lernt die es nicht nur bei Bewegungsaufgaben anwendet sondern auch auf
Situationen auszligerhalb der Bewegungserziehung uumlbertragen kann Andererseits kann es allerdings
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136
auch uumlber die sensomotorischen Lernmoumlglichkeiten zu mehr Selbstvertrauen und Selbstsicherheit
gelangt sein und infolge einer optimistischeren Selbsteinschaumltzung einerseits houmlhere Leistungen
sowohl im motorischen als auch im kognitiven Bereich erzielen und andererseits auch eine houmlhere
Kontaktfaumlhigkeit erreichenldquo (Zimmer R 1996 31 f9)
Ihre Untersuchungen bestaumltigen sogar weitergehende Transferleistungen der Bewegung
bdquoDie empirischen Untersuchungen haben gezeigt dass zwischen der motorischen und der
intellektuellen affektiven und sozialen Entwicklung deutliche Zusammenhaumlnge bestehen und dass
uumlber die Foumlrderung der motorischen Entwicklung auch eine Foumlrderung kognitiver Funktionen
erreicht werden kann Mit dem Erwerb uumlbergreifender Erfahrungen durch das Medium der
Bewegung wird also eine Erweiterung kindlicher Handlungsfaumlhigkeit erreicht Das Kind setzt die
motorische Aktivitaumlt ein um zu einem Wissen uumlber seine Umwelt zu gelangen ein Wissen das auf
der eigenen selbststaumlndig gewonnenen Erfahrung basiert und nicht aus zweiter Hand erworben wird
Bewegung Sport und Spiel bieten dem Kind noch die Moumlglichkeit die Umwelt aktiv zu erforschen
Eigeninitiative zu entwickeln sich selbst und andere einschaumltzen zu lernen und mit den Objekten
der Umwelt umgehen zu koumlnnen Hier kann es also ein Verhalten entwickeln das PIAGETs
Grundsatz der Selbstbestimmung und Selbsttaumltigkeit entsprichtldquo (Zimmer R 1996 142)
Dies bilanziert Renate Zimmer nach ihrer Quer- und Laumlngsschnittstudie bei 301
Vorschulkindern bei dem die Kinder nach speziellen motorischen Anregungen auf moumlgliche
Transfereffekte der Persoumlnlichkeitsentwicklung untersucht wurden
Dieser Paradigmenwechsel untermauert die notwendige Hinwendung zu einer ganzheitlichen
integrierten Sichtweise von Bewegung
Tab 278 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Ich verstehe unter Bewegung ein Medium hellipKu zur Fortbewegung (Gehen Laufen)Kv zur (Er-)Forschung (Umwelt Materialien)Kw fuumlr besondere Gefuumlhlseindruumlcke (bspw beim bdquogesichertenldquo freier Fall etc)Kx fuumlr Gefuumlhlsausdruumlcke (bspw Pantomime)Ky zur sozialen Kontaktaufnahme (miteinander Spielen)Kz zum Vergleich von Faumlhig- und Fertigkeiten der Kinder untereinanderK zur ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge (Praumlvention von Krankheiten etc)K| zur realistischen Einschaumltzung eigener FaumlhigkeitenK zur Herstellung emotionaler Ausgeglichenheit
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137
253 Didaktisch-methodische Uumlberlegungen zur Bewegungserziehung
Hintergrund 253a Uumlbergeordnete didaktisch-methodische Ableitungen fuumlr die
Bewegungserziehung
Grundsaumltzlich existieren heute zwei grundlegende Straumlnge der Bewegungserziehung mit
unterschiedlichen didaktisch-methodischen Konsequenzen Auf der einen Seite die
therapeutischen Ansaumltze der Psychomotorik die aus einer therapeutisch-paumldagogischen
Perspektive jeglichen Leistungsvergleich Wettkampf und Wettbewerb ablehnen und die
neueren Ansaumltze nach Zimmer als ua praumlventiv angelegtes Konzept mit multidimensionalen
Perspektiven auf Bewegung (vgl Fischer K 2001)
bdquoUm einen moumlglichst vielseitigen und umfangreichen Gewinn an Erfahrungen und Einsichten
zu erreichen sollte das Bewegungsangebot im Kindergarten sowohl freie ungelenkte als auch
gelenkte Lernsituationen umfassenldquo (Zimmer 1996 144) (Fragebereiche M und N) die einer
langfristigen Planung unterliegen (L5) Dabei koumlnnen die Kinder in ungelenkten
Lernsituationen Neues ausprobieren waumlhrend bei den gelenkten Angeboten das neu Gelernte
in angebotenen neuen Situationen weiterentwickelt wird (vgl ebd)
Dabei ist die angeleitete Bewegungsstunde mittlerweile fester Bestandteil in nahezu allen
Einrichtungen (vgl Ungerer-Roumlhrich 1996 26)
Zimmer weist darauf hin dass dabei jedoch nicht Sportartenorientierung sondern
bdquohellipMoumlglichkeiten zu freien und spontanen Bewegungsspielen Geraumlteangebote die Kinder zur
Aktivitaumlt herausfordern eine ungezwungene lustbetonte Atmosphaumlrehellipldquo (1996 144) (N2 N3
N4 N6-N10) im Mittelpunkt stehen muumlssen bdquoFreie Bewegungsangebote foumlrdern dabei
Assimilationsprozesse (Piaget 1972) Im spielerischen Umgang mit unbekannten Materialien
koumlnnen sie das Neue in die bestehenden Erfahrungen integrierenldquo (Zimmer 1996 144)
gelenkte Bewegungsangebote in denen bdquohellip die Uumlbertragung des spontan Gelernten auf neue
Situationen provoziert hellip das Bewegungsrepertoire der Kinder erweitert und durch gezielte
Aufgabenstellungen ihre Bewegungssicherheit gefoumlrderthellipldquo (ebd) wird dienen dabei der
Akkomodation
Wichtig ist laut Zimmer bei den angeleiteten Bewegungsangeboten dass sowohl Erfolgs- als
auch Misserfolgserlebnisse gesammelt und verarbeitet werden um dem Kind uumlber die
realistische Kausalattribuierung ein moumlglichst realistisches Selbstkonzept zu vermitteln bdquoDas
Kind lernt so seine eigene Leistungsfaumlhigkeit einzuschaumltzen und seine motorische Sicherheit
die nach den Untersuchungsergebnissen eng mit emotionaler Sicherheit zusammenhaumlngt
weiterzuentwickelnldquo (ebd 145)
138-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
138
Um das zu gewaumlhrleisten muss sich die Konfrontation mit Unbekanntem am Anspruchs- und
Leistungsniveau des Kindes orientieren bdquoDie Spielsituationen sollten daher Probleme stellen
die zur Loumlsung reizen deren Schwierigkeitsgrad die Kinder aber nicht uumlberfordertldquo (ebd)
bdquoDaszlig all diese Grundsaumltze und Forderungen nicht in einer Stunde pro Woche mit der die
Bewegungserziehung meistens im Kindergarten abgedeckt wird verwirklicht werden koumlnnen liegt
auf der Hand Kinder muumlssen jeden Tag Gelegenheit haben neue Bewegungserfahrungen zu
sammelnhellip Die Ergebnisse der referierten empirischen Untersuchung zeigten einen deutlichen
Vorteil taumlglicher Bewegungsangebote gegenuumlber weniger haumlufigen dafuumlr aber laumlnger andauernden
Bewegungszeitenldquo (ebd 146)
Hintergrund 253b Konsequenzen fuumlr die materiale Organisation der Bewegungserziehung
Renate Zimmer kommt zu dem Ergebnis dass Bewegungsmaterialien permanent fuumlr die Kinder
erreichbar sein muumlssen (N3)
bdquoDie foumlrdernde Wirkung von Spielmoumlglichkeiten die fuumlr das Kind selbstaumlndig erreichbar sind
wurde durch die empirische Untersuchung nachgewiesenldquo (ebd 146f) Dabei brauchen die
Kinder auch ein ldquoKontrollelochldquo (N9) bdquoDie staumlndige Uumlberwachung durch den Erzieher die
immer im Raum stehende Angst dass nur ja nichts passiert hemmt den Erkundungsdrang der
Kinder und engt ihr selbstaumlndiges Handeln einldquo (ebd 147) Zimmer schlaumlgt sowohl
Bewegungsmaterialien die eher den Alleingebrauch ansprechen (bdquoKleingeraumlte wie Baumllle
Luftballons Seile Reifen etc kommen der noch egozentrischen Haltung des Kindes sehr
entgegen da sich im Umgang mit ihnen meist jedes Kind auf sein eigenes Geraumlt
konzentrierthellipldquo Ebd 148) als auch Kooperationsmaterialien [bdquoGroszliggeraumlte wie Kaumlsten Baumlnke
Matten etc zwingen zu gemeinsamen Spielaktionen denn sowohl ihr Transport als auch ihr
zweckmaumlszligiger Gebrauch kann nur in der Gruppe gelingenldquo (ebd)] vor Dabei weist sie
ausdruumlcklich auf die Moumlglichkeit und den Sinn der alternativen Verwendung von Sportgeraumlten
hin
Zudem muumlssen die bdquohellip Turn- oder Gymnastikraumlume hellip genuumlgend Platz fuumlr Bewegungsspiele
bietenldquo (ebd) (b18)
Hintergrund 253c Konsequenzen fuumlr die Rolle der ErzieherIn bei der Bewegungserziehung
Die konstruktivistisch-systemisch-oumlkologischen Ansaumltze verweisen darauf dass Kinder (uumlber
die Korrespondenz mit der sachlichen Umwelt hinaus wie Piaget diese beschreibt) das sie
umgebende soziale Wertesystem uumlbernehmen und es auch beeinflussen wodurch psychische
Strukturen Wertorientierungen und soziale Verhaltensmuster uumlbernommen aber auch
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139
weiterentwickelt werden Dabei hat die Rolle des Erziehersder Erzieherin eine besondere
Bedeutung denn sie ist einerseits von allen Kindern beobachtetes Vorbild es liegt in ihrem
Handlungsspielraum ob ersie durch eher Impuls gebende Orientierungen (M6 N6 N8)
Aktivitaumlten Selbstwirksamkeitserlebnisse und realistische Kausalattribution der Kinder foumlrdert
oder durch konkrete Handlungsanweisungen (M2 M3 M4 M5 M7 N10) den Kindern eine
passive Rolle zukommen laumlsst
bdquoSie ist zugleich soziales Modell und wichtige Bezugsperson Wie sie die Kinder ermuntert und ihre
Einfaumllle aufnimmt wie sie mit den Materialien umgeht und auf Konflikte und Problemsituationen
reagiert ist fuumlr die Interaktionsprozesse der Kinder bestimmend Aufgrund ihrer Stellung ist die
Erzieherin ohnehin staumlndig in Gefahr zu sehr zu dominieren und muszlig daher als erstes lernen ihre
eigene Person in den Hintergrund treten zu lassenldquo (ebd 149f)
Abgrenzend zu sportartenorientierten Ansaumltzen bei denen die Effizienz und Effektivitaumlt der
Vermittlung normierter Bewegungen im Vordergrund stehen formuliert Zimmer aus einer
paumldagogischen Perspektive
bdquoSo sollte zB die Bewegungserziehung ndash wie die gesamte paumldagogische Arbeit im Kindergarten ndash
in altersheterogenen Gruppen durchgefuumlhrt werdenldquo (ebd 150)
bdquoGerade die Leistungsdifferenzen und die daraus resultierenden sozialen Prozesse koumlnnen als
wesentlich fuumlr das Erreichen fachuumlbergreifender Lernziele wie Fairneszlig Toleranz und
Einfuumlhlungsvermoumlgen angesehen werdenldquo (ebd 150) (M8 M9 M10)
Hintergrund 253d Empirisch uumlberpruumlfte Handlungsorientierungen von ErzieherInnen bei der
Bewegungserziehung
Bezuumlglich der Praxis der Bewegungserziehung und Orientierungen der ErzieherInnen gibt es
kaum empirische Vergewisserungen
Ina Hunger (2000) untersucht auf der Basis einer qualitativen Untersuchung
Handlungsorientierungen von ErzieherInnen in der Bewegungserziehung Dabei stellt sie fest
dass in der Durchfuumlhrung der angeleiteten Bewegungsstunde krasse Unterschiede existieren
und identifiziert auf der Basis einer qualitativen Studie vier Typen von Bewegungsstunden
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140
bdquoPointiert zusammengefasst erweist sich die Bewegungsstunde
bdquo1) als nachgespielter Sportunterricht im Format einer gepolsterten Westentascheacuteldquo(ebd 231)
also ein Abbild des von der ErzieherIn erlebten Sportunterrichts der vom funktionalen
Sportartenkonzept gepraumlgt ist (vgl ebd)
bdquo2) als paumldagogisches Handlungsfeld unter psychomotorischer Flaggeacuteldquo (ebd)
bdquo3) als bunte Collage verschiedener Spiel- Sport- und Bewegungsideenacuteldquo (ebd)
bdquo4) als freie Spielmoumlglichkeit der Kinderacuteldquo (ebd)
Ebenso ermittelt sie vier Typen anleitender ErzieherInnen naumlmlich solche die als bdquohellip
sbquoAmateurinlsquo lenken und sichernldquo (ebd) jene die als bdquohellipPaumldagoginlsquo beobachten und
unterstuumltzen (ebd 233) weitere die alsbdquo Sportlerinlsquo anbieten und variierenldquo (ebd 236) und
letztlich diejenigen die lediglich als bdquoAufsichtspersonldquo partizipieren
Tab 279 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Angeleitete Bewegungsangebote zeichnen sich dadurch aus dasshellipMv es eine von mir festgesetzte wiederkehrende Stundenstruktur gibtMw von vornherein fest steht was erreicht werden soll (umc)Mx immer das folgende Muster stattfindet bdquoAufwaumlrmen Hauptteil Ausklangldquo (umc)My es wichtige Inhalte gibt die alle mitmachen muumlssen (umc)Mz ich nichts vorgebe sondern vor allem beobachteM ein Hauptziel der Stunde das Erlernen motorischer Fertigkeiten ist (umc)M| ich vorwiegend leistungsgleiche Gruppen bilde (umc)M ich vorwiegend mit der Gesamtgruppe arbeite (umc)M ich vorwiegend mit einer altersgleichen Gruppe arbeite (umc)
Tab 280 Zusammenfassung kapitelrelevanter Fragebereiche bzgl ErzieherInnenorientierungen samt Itemzuweisung
Offene Bewegungsangebote zeichnen sich dadurch aus dasshellipN der Bewegungsraum immer nur fuumlr einige Kinder zugaumlnglich ist (umc)N die Kinder sich die Materialien nicht selbst holen duumlrfen (umc)N die Raumumgestaltungen allein Sache der Erzieherin ist (umc)N Sicherheitsregeln mit den Kindern ausgehandelt werden (umc)N die Kinder allenfalls anfangs angeregt werdenN Materialneuanschaffungen alleinige Sache der Erzieherinnen ist (umc)N die Kinder vorwiegend durch Eigenaktivitaumlt (bspw Versuch und Irrtum) lernenN die Kinder sich auch unbeobachtet bewegen duumlrfenN die Kinder vorwiegend angeleitet werden (umc)
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141
26 Das resultierende Forschungsinstrument
P Wegweiser P
Der folgende Fragebogen ist inhaltlich das Ergebnis der diskutierten Inhalte dieser Arbeit von
Kap 11 ndash Kap 25
Nach einer Pretestphase in der die Frageboumlgen mit ErzieherInnen sprachlich mehrmals
transponiert und im Graduiertenkolleg bdquoJugendhilfe im Wandelldquo eroumlrtert wurden wurde der
Fragebogen mit einer Frage pro festgelegtem Merkmal soweit wie moumlglich geschlossenen
Fragen und der Option Merkmalsauspraumlgungen durch intervallskalierte
Bewertungsmoumlglichkeiten abbildbar zu machen ausgestattet Ebenso besteht fuumlr dendie
Befragten die Moumlglichkeit zu vermerken dass eine Frage nicht beantwortet werden kann
Somit ist bei der Auswertung die Unterscheidung von den Ergebnissen bdquoFrage uumlbersehenldquo und
bdquoFrage nicht beantworten koumlnnenldquo moumlglich
Da eine Totalerhebung aller 41 Bewegungskindergaumlrten mit einer angepassten Stichprobe
geplant ist wird der Fragebogen in 82 Einrichtungen verteilt Um die Ruumlcklaufquote zu
optimieren wird der Fragebogen persoumlnlich uumlberbracht und 14 Tage spaumlter persoumlnlich abgeholt
Dabei erhalten die 41 Bewegungskindergaumlrten und 41 Kindergaumlrten der Vergleichsgruppe
jeweils 250 Frageboumlgen Die notwendige Anzahl der Frageboumlgen wird vorher durch die
telefonische Anfrage bei den EinrichtungsleiterInnen ermittelt
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142
261 Hinweise zur Fragebogenform und Begruumlndung der Aufgabentypen
Zweck der Frageboumlgen
Die Frageboumlgen bilden neben der statistischen Erhebung von Strukturdaten die Grundlage fuumlr
das explorativ-empirisch-methodische Anliegen der Arbeit im Sinne einer quantitativen
vergleichenden und thematisch geordneten Studie im Rahmen der Professionsforschung Sie
messen konzeptabhaumlngige bewegungserzieherische Qualitaumltsindikatoren bzgl
bewegungserzieherischer Praumlferenzen der beteiligten ErzieherInnen Zusammenfassend
ausgedruumlckt wird das bewegungserzieherische Orientierungsrepertoire erfragt bewertet und
konzeptabhaumlngig verglichen Ziel leitend sind dabei Fragen ob sich strukturelle Faktoren der
Vergleichsgruppen unterscheiden (31) inwieweit einzelne Items konzeptabhaumlngig
unterschiedlich beantwortet werden (32) ob sich bestimmte bewegungserzieherische
Orientierungstypen identifizieren lassen wie sich diese ggfs auf die beiden untersuchten
Gruppen verteilen (33) und welche der Vergleichsgruppen sich den formulierten
Qualitaumltskriterien staumlrker annaumlhern (34)
Auswahl der Stichprobe
Es erfolgt eine Totalerhebung aller Bewegungskindergaumlrten in NRW mit einer
Vergleichsgruppe nicht explizit sport- und bewegungsorientierter Kindergaumlrten Letztere richtet
sich gemaumlszlig bestimmter Quotierungsvariablen (Traumlgerschaft sozialgeographische
Beschaffenheit des Einzugsgebietes Gruppenzahl Erz-Kind-Schluumlssel etc) an den mit Hilfe
von Landesjugendaumlmtern ermittelten Merkmalen der Bewegungskindergaumlrten aus Als
rechtliches Gemeinsamkeitsmerkmal gilt das Gesetz uumlber Tageseinrichtungen fuumlr Kinder
(GTK) Alle Kindergaumlrten unterliegen gleichen laumlnderspezifischen Gesetzesbestimmungen und
arbeiten nach der Organisationsform Kindergarten oder Kindertagesstaumltte fuumlr drei- bis
sechsjaumlhrige Kinder
Auswahl der Inhalte
Zur Gewaumlhrleistung der Verstaumlndlichkeit und Kommunikationssymmetrie zwischen
Wissenschaft und Praxis gingen der Konstruktion des Fragebogens Vorforschungsaktivitaumlten in
Form von Pretests mit paumldagogischem Personal in Kindertageseinrichtungen Gespraumlchen mit
ExpertInnen aus dem Bereich der Paumldagogik der fruumlhen Kindheit und der Sportwissenschaft
und eine umfassende Literaturanalyse voraus Zudem fand eine begleitende Beratung durch
bdquofelderfahreneldquo AntragsstellerInnen des Graduiertenkollegs statt Gemaumlszlig der sich daraus
aufzwingenden Kriterien fuumlr eine moumlglichst wirksame Bewegungserziehung erfolgte die
Auswahl der Frageinhalte und deren sprachliche Darbietung
143-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
143
bdquoDesignldquo der Frageboumlgen
Die vorwiegend standardisierten Frageboumlgen bilden neben den obligatorischen Strukturfragen
(wie Alter Berufsjahre etc) eine Sammlung von Sachverhalten zu 14 Bereichen bzgl
OrientierungenWahrnehmungenEinstellungen im Themenkreis der Bewegungserziehung
Diese lassen sich nach der Beantwortung abhaumlngig vom individuellen Antwortverhalten der
ErzieherInnen bzgl der Qualitaumlt bewegungserzieherischer OrientierungenWahrnehmungen
Einstellungen bewerten Die einzelnen Aussagen werden in der Form von Statements
praumlsentiert und in dieser Form in Items uumlberfuumlhrt da damit die Wahrscheinlichkeit steigt dass
tatsaumlchlich die professionelle OrientierungWahrnehmungEinstellung geaumluszligert wird Ein
Statement (Item) bildet genau ein festgelegtes Merkmal ab damit eine eindeutige Interpretation
des Items moumlglich ist Die Antwortmoumlglichkeiten erscheinen in einem fuumlnfstufigem Intervall
mit einer bdquostatistischen Mitteldquo und zusaumltzlicher bdquoweiszlig nichtldquo-Option da sich durch diese
fuumlnffache Intervallskalierung feinere Unterschiede als bei der JaNein-Option abbilden lassen
Zudem bietet die bdquounentschiedeneldquo Intervallmitte den ErzieherInnen eine Orientierung zur
Einschaumltzung der Auspraumlgung des eigenen Zustimmens zu einem Sachverhalt So brachte der
Pretest dass Ergebnis dass die ErzieherInnen mit bdquostimme voll zuldquo eine 100prozentige
Zustimmung verbinden mit bdquostimme eher zuldquo eine 75prozentige Zustimmung und mit bdquobin
unentschiedenldquo eine 50prozentige Zustimmung waumlhrend bdquostimme eher nicht zuldquo mit
25prozentiger bzw bdquostimme gar nicht zuldquo mit nullprozentiger Zustimmung verbunden wird
Die bdquoweiszlig nichtldquo-Option verhindert das Missbrauchen der Intervallmitte als Antwortfeld bei
gar nicht vorhandenen Wissensvorraumlten Man kann bei der Auswertung des Fragebogens somit
zwischen bdquoUnentschiedenheitldquo und bdquoNicht Wissenldquo differenzieren Zur Erleichterung des
Ankreuzens der intervallskalierten Antworten und zur Uumlbersichtlichkeit werden die Textcodes
durch Piktogramme unterstuumltzt der bdquoPersonalteilldquo deutlich vom bdquoStatementteilldquo getrennt und
die Fragebereiche thematisch gegliedert Zudem werden Extremformulierungen vermieden
damit die Intervallskala voll ausgenutzt werden kann
An den Stellen an denen eine Antwort nicht vorgegeben werden soll weist der Fragebogen mit
einer individuellen Antwortoption ein halbstandardisiertes Design auf
Um eine moumlglichst hohe Ruumlcklaufquote zu erhalten befindet sich im persoumlnlichen Anschreiben
mit eigenem Foto ein deutlicher Hinweis auf die Gewaumlhrleistung von Anonymitaumlt bei der
Auswertung der Befragung Um die Motivation und das gewissenhafte Ausfuumlllen zu optimieren
findet ein bdquoBeantwortungsaufwaumlrmenldquo durch einfach zu beantwortende Fragen zur Person statt
Es wurde darauf Wert gelegt dass jedes Item von jeder ausfuumlllenden Person beantwortbar ist
und dass sich positiv und negativ formulierte Items die Waage halten
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144
262 Das Anschreiben
Liebe Erzieherin lieber Erzieher
vielen Dank dass Sie sich bereit erklaumlrt haben an der Studie teilzunehmen
Zunaumlchst moumlchte ich mich kurz vorstellen
Ich habe an der Universitaumlt Dortmund Sport und Sozialpaumldagogik mit dem Ziel Berufsschullehrer an der Fachschule fuumlr Sozialpaumldagogik studiert Neben meiner allgemeinen Sportbegeisterung interessiere ich mich sehr fuumlr die Bewegungserziehung im Vorschulbereich
Ich moumlchte nun erheben was ErzieherInnen bzgl Bewegungserziehung fuumlr wichtig halten Ziel ist es viele Ihrer Eindruumlcke und Meinungen sowie Handlungsstrategien bzgl bewegungsrelevanter Themen im Vorschulalter zu erfassen Da mehrere hundert ErzieherInnen teilnehmen ist es dann moumlglich von Ihnen als bewaumlhrt beurteilte Alltagshilfen Ihre Meinungen und Beobachtungen zum Thema Bewegungserziehung und Bewegung herauszuarbeiten Diese koumlnnen dann bei der Fortentwicklung von Konzepten beruumlcksichtigt werden Die Ergebnisse lasse ich Ihnen gerne zukommen
Moumlglicherweise erscheinen Ihnen einige Fragen themenfremd oder undurchsichtig Bitteversuchen Sie diese trotzdem zu beantworten da Sie an die aktuelle Fachdiskussion anknuumlpfen und mir Ihr Standpunkt als bdquoPraxisexpertInnenldquo dabei sehr wichtig ist
Damit die Ergebnisse der Befragung moumlglichst aussagekraumlftig sind ist es ebenso wichtig dass Sie die Fragen so praxisgetreu wie moumlglich beantworten Natuumlrlich findet die Befragung anonym statt dh weder Ihr noch der Name der Einrichtung in der Sie taumltig sind oder persoumlnliche Angaben werden in der Veroumlffentlichung der Studie erscheinen
Kontakt (auch fuumlr sonstige Ruumlckfragen) xxxxxxxfb12uni-dortmundde Tel xxxxxxx Privat xxxxxxxxxx
Vielen herzlichen Dank fuumlr ihre freundliche Mithilfe
Georg Weber
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263 Fragen zur Person
Zunaumlchst werden anonyme Angaben zu ihrer Person und der Einrichtung in der Sie taumltig sind erhoben Wichtig ist dass Sie alle Fragen beantworten Bitte kreuzen Sie bei jeder Frage nur eine Antwort an Sollten Sie einmal Probleme haben die richtige Antwort zu finden so kreuzen Sie bitte die Aussage an die am ehesten fuumlr Sie zutrifft (nicht mehrere Kaumlstchen)
a) Zum bdquoWarmwerdenldquo zunaumlchst einige Fragen zu ihrer Person1Geschlecht uml maumlnnlich
uml weiblich2 Alter ____Jahre3 Ausbildung uml Staatl anerkannte(r) Erzieher(in)
uml Diplom-Paumldagog(e)in (Uni)uml Diplom-Sozialpaumldagoge(in) -arbeiter(in) (FH)uml Kinderpfleger(in)uml Erzieher(in) im AnerkennungsjahrumlSonstige__________________________________uml Mehr als eine und zwar _____________________
_________________________________________4 Wie viele Jahre sind Sie in diesem Beruf taumltig ____Jahre5 Welche aktuelle Funktion haben Sie in der
Einrichtung(Fhier sind ausnahmsweise mehrere Antworten
moumlglich)
uml Gruppenleitunguml ZweitErgaumlnzungskraftuml Leitung (freigestellt)uml Leitung (mit Gruppendienst)uml Fachkraft speziell fuumlr Bewegungserziehunguml Sonstige und zwar ___________________
6 In welchem Umfang sind Sie fuumlr die Einrichtung taumltig
uml Vollzeituml Teilzeituml Honorarbasisgeringfuumlgig beschaumlftigt
7 Haben Sie an einer bewegungserzieherisch orientierten Fortbildung teilgenommen
uml neinuml ja an einer uml ja an mehr als einer
8 Wie haumlufig treiben Sie pro Woche Sport uml keinmal uml einmaluml zweimaluml mehr als zweimal
9 Welchen Stellenwert hat die Bewegung nach Ihrem Empfinden im paumldagogischen Alltag ihrer Ein- richtung
uml erheblich uml maumlszligiguml gering
10Welche Rolle sollte der Bewegungserziehung in Zukunft in ihrem Kindergarten zu Teil werden
uml groumlszligereuml gleicheuml geringere
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264 Fragen zur Einrichtung
b) Nun einige Fragen zu ihrer Einrichtunghellip
1 Die Einrichtung befindet sichhellip uml in einer einem staumldtischen Ballungsgebiet aumlhnlichen Zone (wie bspw Dortmund-Zentrum) nahezu ohne direkte laumlndliche Anteile
uml in einer einer Ballungsrandzone aumlhnlichen Zone mit nahen laumlndlichen Anteilen
uml in einer laumlndlicher Zone mit uumlberwiegend laumlndlichen Anteilen
2 Traumlger der Einrichtung isthellip uml Kommuneuml Kircheuml Verbanduml Sportvereinuml sonstiger eingetragener Vereinuml Sonstiger______________________________
3 Anzahl der Gruppen uml eingruppige Einrichtunguml zweigruppige Einrichtunguml dreigruppige Einrichtunguml vier und mehrgruppige Einrichtung
4 Wie viele Kinder sind durchschnittlich in einer Gruppe ihres Kindergartens
_________Kinder
5 Arbeiten Sie bzgl der Durchfuumlhrung von Bewegungserziehung mit Experten zusammen die in die Einrichtung kommen
uml neinuml ja und zwar mit_______________________________________________________________
6 Nutzen Sie Bewegungsraumlume auszligerhalb der Einrichtung und des Auszligengelaumlndes (Schwimmbad Sporthalle etc)
uml neinuml weniger als einmal pro Wocheuml einmal pro Wocheuml zweimal pro Wocheuml mehr als zweimal pro Woche
7 Sind Sie Mitglied einer bewegungserzieherischen Initiative (bspw Zusammenarbeit mit dem Landessportbund oder einer Krankenkasse bzglbewegungserzieherischer Angebote)
uml ja naumlmlich___________________________________ uml neinuml weiszlig nicht
8 An wie vielen Tagen in der Woche finden bei Ihnen von einer ErzieherIn angeleitete Bewegungsangebote statt an denen alle Kinder teilnehmen koumlnnen
uml 0 uml 1 uml 2 uml 3 uml 4 uml 5
9 An wie vielen Tagen in der Woche koumlnnen alle Kinder offeneBewegungsangebote nutzen bei denen sie sich selbst organisiert und frei bewegen koumlnnen
uml 0 uml 1 uml 2 uml 3 uml 4 uml 5
10 Wie beurteilen Sie das Raumangebot (ohne Auszligengelaumlnde) fuumlr Bewegungserziehung in ihrer Einrichtung
umlsehr gut umlgut umlbefriedigend umlausreichenduml nicht ausreichend
11 Wie beurteilen Sie das Materialangebotfuumlr Bewegungserziehung in Ihrer Einrichtung
umlsehr gut umlgut umlbefriedigend umlausreichenduml nicht ausreichend
12 Wie beurteilen Sie das Auszligengelaumlnde als Grundlage fuumlr Bewegungsvielfalt
umlsehr gut umlgut umlbefriedigend umlausreichenduml nicht ausreichend
13 Bitte schaumltzen Sie den Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund in Ihrer Gruppe
uml0-5 Kinder uml 5-10 Kinder uml 10 -15 Kinderuml 15-20 Kinder uml uumlber 20 Kinder uml weiszlig nicht
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14 Gibt es Kinder in Ihrer Gruppe die weiter als aus dem unmittelbaren Einzugsgebiet ihrer Einrichtung anreisen
uml0-5 Kinder uml 5-10 Kinder uml 10 -15 Kinderuml 15-20 Kinder uml uumlber 20 Kinder uml weiszlig nicht
15 Wie hoch ist der durchschnittliche gesetzliche ElternbeitragKindergarten-platz in ihrer Einrichtung
Durchschnittlich______eurouml weiszlig nicht
16 Erheben Sie neben den gesetzlichen Elternbeitraumlgen zusaumltzliche Mitgliederbeitraumlge
uml ja naumlmlich _______monatlichuml neinuml weiszlig nicht
17 Unsere Einrichtung ist uml ein Kindergartenuml eine kombinierte Form (bspw Kindergarten- und
Tagesstaumltte mit Uumlbermittagsbetreuung)uml eine Kindertagesstaumltte mit Uumlbermittagsbetreuung
18 Hat Ihre Einrichtung einen Bewegungs-raum Wenn ja schaumltzen Sie bitte die Groumlszlige
uml neinuml ja mit einer Groumlszlige von ca ___msup2
148-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
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265 Fragen zu OrientierungenWahrnehmungenEinstellungen
Insgesamt werden die Einrichtungen zu 14 Bereichen befragt Diese sind im Einzelnen
A Bewegungsbezogener Alltag der Kinder auszligerhalb der Einrichtung
B Merkmale bewegungsarm aufwachsender Kinder
C Bedeutung motorischer Tests
D Art der Erfassung des motorischen Entwicklungsstandes
E Umgang mit Bewegungsauffaumllligkeiten
F Bedingungen fuumlr den Erwerb von Bewegungsfertigkeiten
G Integrationsprioritaumlt motorischer Faumlhigkeiten
H Integrationsprioritaumlt sensumotorischer Fertigkeiten
I Erwartete Effekte regelmaumlszligiger Bewegung
J Praumlventionspotential der Bewegungserziehung
K Zu Grunde gelegtes Bewegungsverstaumlndnis
L Vermittlungspraumlferenzen der Bewegungsfertigkeiten
M Merkmale der angeleiteten Bewegungsstunde
N Merkmale der offenen Bewegungsangebote
Jeder Fragebereich wird mit neun Items abgefragt (siehe vollstaumlndig ab der folgenden Seite)
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Im zweiten Teil des Fragebogens werden Sie gebeten Aussagen zu beurteilen Sie koumlnnen immer zwischen 6 Antwortmoumlglichkeiten (graue Kaumlstchen) waumlhlen von denen Sie bitte immer eine ankreuzen Bitte beurteilen Sie jede Aussage Sollten Sie einmal Probleme haben die richtige Antwort zu finden so kreuzen Sie bitte die Aussage an die fuumlr Sie am ehesten zutrifft Nur wenn Sie eine Aussage uumlberhaupt nicht beurteilen koumlnnen bzw kreuzen Sie bitte das Fragezeichen (s) an
(s) (stimme voll zu) (stimme eher zu) (bin unentschieden) (stimme eher nicht zu) (stimme gar nicht zu) (weiszlig nicht)
A Bewegungsbezogener Alltag der Kinder auszligerhalb der Einrichtung Meiner Meinung nach sind 56-jaumlhrige in ihrer Freizeit heutehellip u oumlfter drauszligen als drinnen
v oumlfter unbeaufsichtigt als beaufsichtigt
w oumlfter mit Spielkameraden zusammen als alleine
x oumlfter Fuszliggaumlnger (Radfahrer) als Bus- und Beifahrer
taumlglich mehrstuumlndig Medienkonsumenten
taumlglich mehrstuumlndig bewegungsaktiv
mehr als 1xWoche Teilnehmer organisierter Bewegungsangebote (Turnen etc)
mehr als 1xWoche mit ihren Eltern zusammen bewegungsaktiv
oumlfter uumlbermaumlszligig beschuumltzt (duumlrfen bspw nicht nach bdquodrauszligenldquo) als vor 10 Jahren
B Merkmale bewegungsarm aufwachsender KinderGibt es ihrer Meinung nach typische Merkmale die von Bewegungsmangel betroffene Kinder habenoJa oNeinWenn Sie bdquojaldquo angekreuzt haben bewerten sie bitte folgende Aussagen ansonsten gehen sie bitte zu CEin von Bewegungsmangel betroffenes Kindhellip besitzt oumlfter die deutsche Staatsangehoumlrigkeit als eine andere
ist oumlfter maumlnnlich als weiblich
wohnt oumlfter in Stadtzentren als auf dem Land
hat oumlfter Eltern ohne Schulabschluss als mit Schulabschluss
hat oumlfter kein eigenes Zimmer als ein eigenes Zimmer
hat oumlfter Sprachentwicklungsprobleme als Kinder ohne Bewegungsmangel
hat oumlfter ein Wohnumfeld ohne freie Spielflaumlchen als mit freien Spielflaumlchen
ist taumlglich mehrstuumlndiger Medienkonsument
C Bedeutung motorischer Tests Die Erfassung der Bewegungsfertigkeiten durch spezielle Testshellip
muss zum Alltag einer KiTaeines KiGa gehoumlren
gehoumlrt nicht zu den Aufgaben einer Erzieherin
interessiert mich sehr
kann den genauen motorischen Entwicklungsstand des Kindes widerspiegeln
ist zu selten Element einer Fortbildung
erlernte ich durch Fachleute
sollte immer nur mit einem Verfahren erfolgen
sollte lediglich als Orientierungshilfe dienen
ist eine Grundlage zur Ermittlung von Bewegungsschwaumlchen und ndashstaumlrken
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(s) (stimme voll zu) (stimme eher zu) (bin unentschieden) (stimme eher nicht zu) (stimme gar nicht zu) (weiszlig nicht)
D Wird der motorische Entwicklungsstand jedes Kindes ihrer Gruppe eingeschaumltztoJa oNeinWenn Sie bdquojaldquo angekreuzt haben bewerten sie bitte folgende Aussagen ansonsten gehen sie bitte zu EDer motorische Entwicklungsstand wird eingeschaumltzt durchhellip die Summe aller Beobachtungen vom Kind
Beobachtungen vom Kind in speziellen Bewegungssituationen
motorische Tests die Bewegungsfertigkeiten bewerten
y Entwicklungsuumlbersichten die altersabhaumlngige Fertigkeiten beschreiben
z den Vergleich mit dem durchschnittlichen Leistungsstand der Gruppe
Expertenurteile von Personen die dafuumlr in die Einrichtung kommen
Hinweise von ElternAngehoumlrigen der Kinder
unsere festgehaltenen Dokumentationen des motorischen Entwicklungsstandes
Sonstiges naumlmlich_________________________________________________________________________
E BewegungsauffaumllligkeitenBewegungsauffaumllligkeitenhellipu koumlnnen die Gesamtentwicklung beeinflussen
v koumlnnen nicht auch noch in der KiTaim KiGa bdquobehandeltldquo werden
w koumlnnen vom Kind allein uumlberwunden werden wenn man ihm genuumlgend Zeit gibt
x werden bei uns im ganz normalen KiTaKiGa-Alltag bdquobehandeltldquo
y werden zusammen mit den Eltern angegangen
z werden am haumlufigsten von den Eltern bemerkt
kann ich mit einem Blick feststellen
| sind immer ein Zeichen fuumlr weitere Entwicklungsauffaumllligkeiten
erhoumlhen die Gefahr von Unfaumlllen
F Erwerb von BewegungsfertigkeitenZum erfolgreichen Erwerb vielseitiger Bewegungsfertigkeitenhellip brauchen die Kinder keine besonderen Anregungen
sind die biologischen Grundlagen der Kinder entscheidend
brauchen Kinder unterschiedlich lange Zeitraumlume
motiviere ich Bewegung meidende Kinder mit kleinen Belohnungen
sind Materialvielfalt und raumlumliche Gegebenheiten wichtiger als Konzepte
sind fundierte bewegungspaumldagogische Kenntnisse wichtiger als Konzepte
ist der Einfluss des Elternhauses praumlgender als der der Einrichtung
reichen spontane Bewegungsspiele voumlllig aus
sind Gegebenheiten der Umwelt entscheidend
151-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
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(s) (stimme voll zu) (stimme eher zu) (bin unentschieden) (stimme eher nicht zu) (stimme gar nicht zu) (weiszlig nicht)
G Integration weiterer Faumlhigkeiten Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werden Gleichgewichtssinn (bspw auf einem Bein zu stehenauf einer Linie balancieren)
vorgeschriebene Bewegungsablaumlufe (Sportartenorientierung bspw Weitsprung)
grobmotorische Bewegungsformen (bspw raumgreifendes Laufen Armkreisen)
Bewegungskombinationen (bspw beim Laufen ploumltzlich seitlich ausweichen)
Soziales Verhalten (Partneruumlbungen Gruppenuumlbungen Kooperationsspiele etc)
Ausdauerfaumlhigkeit (bspw uumlben laumlngere Beanspruchungsformen auszuhalten)
Feinmotorik (bspw uumlben Streichhoumllzer einzusammeln Tastspiele etc)
Kraft (bei Stuumlrzen das eigene Koumlrpergewicht abzustuumltzen Sprungkraft etc)
Gesamtkoumlrperkoordination (bspw ruumlckwaumlrts laufen lernen ganzheitl Beanspr)
H Integration sensumotorischer FertigkeitenD Aufgrund meiner Wahrnehmung der aktuellen Fertigkeiten von 56jaumlhrigen sollten durch Bewegungserziehung
im KiGain der KiTa heute folgende Faumlhigkeiten besonders gefoumlrdert werdenu Houmlrfaumlhigkeit (uumlben unterschiedliche Geraumlusche wahrzunehmen)
v Richtungshoumlren (bspw houmlren uumlben aus welcher Richtung ein Geraumlusch kommt)
w Geraumluschdiskrimination (uumlben etwas aus einem bdquoGeraumluschsalatldquo herauszuhoumlren)
x Sehfaumlhigkeit (bspw uumlben Dinge optisch ganzheitlich zu erkennen)
Kinaumlsthetik (bspw uumlben ohne Sichtkontrolle Koumlrperstellungen einzuschaumltzen)
z Kraftdosierung (bspw uumlben Kraumlfte angemessen einzusetzen)
Koumlrperkonzept (bspw uumlben eigene Koumlrperteile wahrzunehmen)
| Taktile Wahrnehmung (bspw uumlben Dinge allein durch Ertasten zu erkennen)
Rhythmusfaumlhigkeit (bspw uumlben Rhythmen in Bewegung umzusetzen)
I Effekte regelmaumlszligiger Bewegung Regelmaumlszligige Bewegunghellipu optimiert das Herz-Kreislauf-Atmungssystem (Kinder werden ausdauernder)
v staumlrkt das Immunsystem (Kinder sind seltener krank)
w verbessert das raumlumliche Vorstellungsvermoumlgen
x verschlechtert die soziale Kontaktbereitschaft
y foumlrdert das Konkurrenzverhalten der Kinder
z verringert Angst
erhoumlht Aggressionen
| steigert das Selbstvertrauen
steigert die Unfallraten im Kindergarten
152-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
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(s) (stimme voll zu) (stimme eher zu) (bin unentschieden) (stimme eher nicht zu) (stimme gar nicht zu) (weiszlig nicht)
J Praumlventionspotential der BewegungserziehungRegelmaumlszligige und richtig dosierte Bewegung kannhellipu Allergien verhindern
v das Auftreten von Bronchialasthma verhindern
w das Auftreten der erworbenen Zuckerkrankheit verhindern
x das Auftreten von Neurodermitis verhindern
y das Auftreten von Uumlbergewicht verhindern
z das Auftreten von Haltungsschwaumlchen verhindern
das Auftreten eines Aufmerksamkeitshyperaktivitaumltssyndroms verhindern
| regelmaumlszligigen Medikamentenkonsum unnoumltig machen
die Unfallzahlen in der Einrichtung senken
K BewegungsverstaumlndnisIch verstehe unter Bewegung ein Medium hellip
u zur Fortbewegung (Gehen Laufen)
v zur (Er-)Forschung (Umwelt Materialien)
w fuumlr besondere Gefuumlhlseindruumlcke (bspw beim bdquogesichertenldquo freier Fall etc)
x fuumlr Gefuumlhlsausdruumlcke (bspw Pantomime)
y zur sozialen Kontaktaufnahme (miteinander Spielen)
z zum Vergleich von Faumlhig- und Fertigkeiten der Kinder untereinander
zur ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge (zB Unfall-Krankheitsvorbeugung)
| zur realistischen Einschaumltzung eigener Faumlhigkeiten
zur Herstellung emotionaler Ausgeglichenheit
L Vermittlung BewegungsfertigkeitenD Zur erfolgreichen Vermittlung vielseitiger Bewegungsfertigkeitenhellip
u ignoriere ich das fuumlr unsere Gesellschaft typische Leistungsprinzip
v reicht es aus Kinder diesbezuumlglich im letzten KiTaKiGa-Jahr zu foumlrdern
w beachte ich dass das Alter eindeutig die Lernausgangslage vorgibt
x reichen die in der Ausbildung erworbenen didakt-methodischen Kenntnisse
ist langfristige Planung (gt3 Monate) der Bewegungserzhg (Inhalte etc) noumltig
z reichen die Hinweise der Bildungsvereinbarung NRW
ist es wichtig den individuellen Entwicklungsstand des Kindes zu kennen
| ist in der Aufgabenvielfalt unserer Einrichtung nicht genuumlgend Zeit uumlbrig
ist eine Fortbildung notwendig
153-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
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(s) (stimme voll zu) (stimme eher zu) (bin unentschieden) (stimme eher nicht zu) (stimme gar nicht zu) (weiszlig nicht)
M Die angeleitete BewegungsstundeFuumlhren Sie selbst eine angeleitete Bewegungsstunde durchoJa oNeinWenn Sie bdquojaldquo angekreuzt haben bewerten sie bitte folgende Aussagen ansonsten gehen sie bitte zu NBei der angeleiteten Bewegungsstundev gibt es eine von mir festgesetzte wiederkehrende Stundenstruktur
w steht von vornherein fest was erreicht werden soll
x findet immer das folgende Muster statt bdquoAufwaumlrmen Hauptteil Ausklangldquo
y gibt es wichtige Inhalte die alle mitmachen muumlssen
z gebe ich nichts vor sondern beobachte vor allem
ist ein Hauptziel der Stunde das Erlernen motorischer Fertigkeiten
| bilde ich vorwiegend leistungsgleiche Gruppen
arbeite ich vorwiegend mit der Gesamtgruppe
arbeite ich vorwiegend mit einer altersgleichen Gruppe
N Offene BewegungsangeboteKoumlnnen Kinder sich bei Ihnen selbst organisiert und frei bewegenoJa oNeinWenn Sie bdquojaldquo angekreuzt haben bewerten sie bitte folgende Aussagen ansonsten sind Sie fertig DankeOffene Bewegungsangebote zeichnen sich dadurch aus dasshellip der Bewegungsraum immer nur fuumlr einige Kinder zugaumlnglich ist
die Kinder sich die Materialien nicht selbst holen duumlrfen
die Raumumgestaltungen allein Sache der Erzieherin sind
Sicherheitsregeln mit den Kindern ausgehandelt werden
die Kinder allenfalls anfangs angeregt werden
Materialneuanschaffungen alleinige Sache der Erzieherinnen ist
die Kinder vorwiegend durch Eigenaktivitaumlt (bspw Versuch und Irrtum) lernen
die Kinder sich auch unbeobachtet bewegen duumlrfen
die Kinder vorwiegend angeleitet werden
Vielen Dank dass Sie sich die Zeit genommen haben
154-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
154
3 Empirische Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
31Beschreibung der Stichproben
311 Auswahl Beschaffenheit und Ruumlcklaufquote der Stichprobe unterschieden nach
Kindergartentyp
Methodisch erfolgt durch die Beruumlcksichtigung aller mit dem Landessportbund NRW
kooperierenden Einrichtungen (41 Stuumlck) eine Totalerhebung aller Bewegungskindergaumlrten in
NRW mit einer Vergleichsgruppe nicht explizit sport- und bewegungsorientierter Kindergaumlrten
Letztere angepasste Stichprobe richtet sich gemaumlszlig im Kolleg diskutierter Quotierungsvariablen
an den Merkmalen der Bewegungskindergaumlrten aus Da es sich bei der Vergleichsuntersuchung
konzeptabhaumlngiger bewegungserzieherischer ErzieherInnenorientierungen um ein komplexes
Konstrukt handelt (vgl 236) wird versucht sich bei der Auswahl der Stichprobe dem Ideal
der bdquostatistischen Zwillingeldquo anzunaumlhern Je aumlhnlicher sich die konzeptunabhaumlngigen
Strukturen beider Stichproben zeigen desto mehr reflektieren die Items konzeptabhaumlngige
Einstellungen und Haltungen gegenuumlber der Bewegungserziehung
Mit Hilfe von (Landes-) Jugendaumlmtern und Gemeinden wird nach der Prioritaumltenfolge
Sozialraum Traumlgerschaft geografische Lage Anzahl von Gruppen und Kindern sowie
Beruumlcksichtigung der Organisationsform der Einrichtung (bspw Kindergarten
Kindertagesstaumltte) eine an den vorgenannten Strukturen der Bewegungskindergaumlrten orientierte
Stichprobe ermittelt
Alle Kindergaumlrten unterliegen gleichen laumlnderspezifischen Gesetzesbestimmungen und arbeiten
nach der Organisationsform Kindergarten oder Kindertagesstaumltte fuumlr drei- bis sechsjaumlhrige
Kinder
Die Ruumlcklaufquote ist nicht zuletzt durch die persoumlnliche Uumlberbringung und Abholung der
Frageboumlgen sehr zufrieden stellend Bei den Bewegungskindergaumlrten zeigt sich ein sehr
ausgepraumlgtes Interesse bei der Teilnahme an der Befragung Die erhobenen Daten werden mit
Hilfe der Standardsoftware SPSS elektronisch gespeichert und verarbeitet
Tab31 Ruumlcklaufquote nach Kindergartentyp
VerteilteFrageboumlgen
Ruumlck-laumlufer
Ruumlcklauf-quote
Guumlltig Bewegungskindergarten 250 239 956
Kindergarten 250 187 748
Gesamt 500 426 852
155-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
155
312 Fragen zur Person unterschieden nach Kindergartentyp
312a Die Alterstruktur der Befragten unterschieden nach Kindergartentyp
Bzgl der Altersstruktur des Durchschnittsalters von Bewegungskindergaumlrten und der
Vergleichsgruppe zeigt sich eine ausgepraumlgte Uumlbereinstimmung Das Durchschnittsalter der
untersuchten Gruppen variiert nur um ein halbes Jahr wobei die ErzieherInnen in den
Bewegungskindergaumlrten durchschnittlich etwas aumllter sind Insgesamt decken sich die
ermittelten Zahlen mit dem Durchschnittsalter aller ErzieherInnen in NRW das 2007 bei genau
38 Jahren liegt (vgl Statistisches Landesamt 41 2007) Davon weicht die Stichprobe der
Bewegungskindergaumlrten lediglich um eineinhalb Jahre und die daran ausgerichtete Stichprobe
ebenfalls gering um zwei Jahre nach unten ab
Durch die aumlhnliche Altersstruktur steigt die Wahrscheinlichkeit dass etwaige Unterschiede im
Antwortverhalten konzeptabhaumlngig sind Die Vergleichbarkeit des Altersdurchschnittes der an
den Bewegungskindergaumlrten ausgerichteten Stichproben mit dem Altersdurchschnitt aller
ErzieherInnen in NRW weist auf keine Besonderheiten dieses Merkmales bei
Bewegungskindergaumlrten hin Es sind also trotz der bdquoJugendlichkeitldquo des Konzeptes und der
UumlbungsleiterInnenausbildung nicht besonders junge ErzieherInnen in den Einrichtungen taumltig
Tab 32 Altersstruktur der befragten ErzieherInnen nach Kindergartentyp
Bewegungskindergarten K indergarten
Kindergartentyp
10
20
30
40
50
60
Alt
er
Tab 33 Durchschnittsalter der befragten ErzieherInnen nach Kindergartentyp
Kindergartentyp Mittelwert
Bewegungskindergarten 3642 Jahre
Kindergarten 3598 Jahre
Insgesamt 3623 Jahre
156-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
156
312b Die Geschlechtszugehoumlrigkeit der Ruumlcklaumlufer unterschieden nach Kindergartentyp
Auch wenn der Anteil maumlnnlichen Personals in den Kindertageseinrichtungen in den
Bewegungskindergaumlrten nahezu doppelt so hoch ist bildet sich absolut betrachtet ein nahezu
analog hoher Frauenanteil der Vergleichsgruppen ab Im Landesdurchschnitt liegt der Anteil
des maumlnnlichen Geschlechtes bei 32 er wird also von den Bewegungskindergaumlrten leicht
uumlber- von der Vergleichsgruppe leicht unterschritten (vgl Statistisches Landesamt 41 2007)
liegt aber insgesamt auf einem niedrigen Niveau
Der etwas houmlhere Prozentsatz von Erziehern im Bewegungskindergarten koumlnnte mit den
geschlechtsspezifischen Zugaumlngen zum Sport zusammenhaumlngen (vgl auch Kap 2111 d) So
hat die Aussage bdquoIch arbeite in einem Sportkindergartenldquo vermutlich mehr maumlnnliche
Beachtung als die Aussage bdquoIch arbeite in einem Kindergarten mit tanzpaumldagogischem
Schwerpunktldquo Der trotzdem ausgepraumlgte Erzieherinnenuumlberhang bedeutet bzgl
geschlechtsspezifischer Bewegungszugaumlnge vor dem Hintergrund des Abnehmens maumlnnlicher
Bezugspersonen in der fruumlhen Kindheit (vgl auch Kap 2111 d) eine weitere Feminisierung
der Sportzugaumlnge und Bewegungsmodi Ein modernes Bewegungscurriculum muss dies mit der
Inszenierung maumlnnlicher Bewegungszugaumlnge beruumlcksichtigen
Tab 34 Geschlecht der Ruumlcklaumlufer nach Kindergartentyp
Geschlecht Gesamt
maumlnnlich weiblich
Kindergartentyp Bewegungskindergarten 38 962 1000
Kindergarten 21 979 1000
312c Die Qualifikation der Befragten unterschieden nach Kindergartentyp
Auch die Abschluumlsse der in den Einrichtungen taumltigen Personen weisen eine aumlhnliche
Verteilung auf der Anteil von staatlich anerkannten ErzieherInnen ist in
Bewegungskindergaumlrten leicht houmlher wobei deren Vergleichsgruppe mehr KinderpflegerInnen
beschaumlftigt Der Landesdurchschnitt liegt im Qualifikationsniveau unter den beiden (an den
Bewegungskindergaumlrten ausgerichteten) Vergleichsgruppen So sind in NRW vom
paumldagogischen Personal durchschnittlich 665 ErzieherInnen 52 ErzieherInnen im
Anerkennungsjahr 13 Kinderpflegerinnen 05 DiplompaumldagogInnen (Uni) und 2
DiplompaumldagogInnen (FH) sonstige unspezifischere Ausbildungsberufe liegen bei 13 (vgl
Statistisches Landesamt 42 2007)
Insgesamt ist die Qualifikation der in Bewegungskindergaumlrten taumltigen Personen
berufshierarchisch betrachtet etwas bdquohoumlherldquo
157-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
157
Die houmlheren Ausbildungskennwerte sind zunaumlchst ein Indiz fuumlr eine ausgepraumlgtere
Professionsqualitaumlt da ErzieherInnen eine wesentlich houmlhere Ausbildung genossen haben als
KinderpflegerInnen Die houmlheren Ausbildungskennwerte der untersuchten Gruppen verweisen
aber auch auf eine vermutlich bessere Situierung der Bewegungskindergaumlrten spiegeln sie
doch im Vergleich zum Landesdurchschnitt Betreuungsexklusivitaumlt wieder So gilt es als
erwiesen dass Eltern bevorzugter Stadtteile wesentlich haumlufiger darauf achten ob ihre Kinder
von einer Erzieherin oder einer Kinderpflegerin betreut werden was sich selbstverstaumlndlich
auch auf das Einstellungsverhalten der Einrichtung auswirkt
Tab 35 Qualifikation der Mitarbeiter nach Kindergartentyp
Ausbildungs-abschluss
Staatlich anerkannte Erzieherin
Erzieher-In im Anerkenn-ungsjahr
Kinder-Pflegerin
Diplom-paumldagogin(Uni)
Diplom-paumldagogin(FH)
Sonstige Mehr als eine Aus-bildung
Bewegungs-
kindergarten
827 55 59 4 25 25 4
Kindergarten 731 59 108 11 11 59 22
Gesamt 785 57 80 7 19 40 12
312d Die Berufsjahre im aktuellen Beruf unterschieden nach Kindergartentyp
Sehr uumlbereinstimmend sind auch die im aktuellen Beruf zugebrachten Berufsjahre
Bis hierhin zeigen sich wesentliche angestrebte und postulierte Eigenschaften der
ldquostatistischen Zwillingeldquo erfuumlllt (vgl Kap 311) was die Wahrscheinlichkeit auf
konzeptabhaumlngig unterschiedliches Antwortverhalten erhoumlht Es hat sich also gelohnt im
Vorfeld der Untersuchung mit (Landes-)-Jugendaumlmtern eine moumlglichst angepasste Stichprobe
zu ermitteln Trotzdem ist diese Vorarbeit keine Garantie fuumlr solch vergleichbare Zahlen So
erfasst leider keine offizielle Statistik die Berufsjahre im aktuellen Beruf auf NRW-Ebene da
sich so die Stichprobe auch im Landesvergleich interessant kennzeichnen lassen wuumlrde
Tab 36 Berufsjahre im aktuellen Beruf nach Kindergartentyp
Kindergartentyp Mittelwert N
Bewegungskindergarten 1291 228
Kindergarten 1269 176
Insgesamt 1281 404
Die folgenden Strukturfragen (ab Tab 37) beziehen sich bereits auf personal bedingte
strukturelle Qualitaumltsmerkmale
158-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
158
312e Die aktuelle berufliche Funktion in der Einrichtung unterschieden nach Kindergartentyp
Bezuumlglich der aktuellen Funktionen der ErzieherInnen in den Einrichtungen faumlllt auf dass
Bewegungskindergaumlrten um ein Drittel haumlufiger uumlber eine freigestellte Leitung verfuumlgen
Dabei deutet sich durch die resultierenden groumlszligeren Zeitressourcen eine houmlhere Kooperations-
und Organisationsqualitaumlt an Waumlhrend Kindergaumlrten mit einer Leitung mit Gruppendienst aus
organisatorischen Gruumlnden eher bdquounter sichldquo bleiben eroumlffnet eine freigestellte Leitung als
Repraumlsentationsfigur die Perspektive zu stadteilbezogener Sozialarbeit Eine freigestellte
Leitung kann so eher Angebote zusammenstellen die sich passgenauer auf die
Beduumlrfnisstruktur einer Einrichtung beziehen Bezogen auf ganz NRW ist der Schluumlssel
GruppenleitungErgaumlnzungskraft bei beiden Vergleichsgruppen houmlher denn der NRW-Wert
liegt lediglich bei 342 Gruppenleitungen und bei 417 Zweit-Ergaumlnzungskraumlften (vgl
Statistisches Landesamt 28 2007) Hier kann von einem weiteren Indiz fuumlr die Exklusivitaumlt des
Bewegungskindergartens gesprochen werden
Tab 37 Aktuelle berufliche Funktion in der Einrichtung nach Kindergartentyp
Gruppen-
leitung
Zweit-
Ergaumlnzungs-
kraft
Leitung
(freigestellt)
Leitung
(mit Grup-
pendienst)
Fachkraft speziell
fuumlr Bewegungs-
erziehung
sonstige
Bewegungs-kindergarten
419 385 94 47 13 43
Kindergarten 393 393 66 82 00 66
Gesamt 408 388 82 62 7 53
312f Der Umfang der Taumltigkeit in der Einrichtung unterschieden nach Kindergartentyp
Im Bewegungskindergarten bestehen etwas haumlufiger Teilzeitarbeitsverhaumlltnisse der Anteil
geringfuumlgig Beschaumlftigter ist in beiden Gruppen sehr gering und in seiner Auswirkung zu
vernachlaumlssigen Im Vergleich dazu weist der Landesdurchschnitt von NRW folgende Zahlen
auf Nur 587 arbeiten in Vollzeit 393 arbeiten in Teilzeit und 2 arbeiten als geringfuumlgig
beschaumlftigte Mitarbeiter (vgl Statistisches Landesamt 2007 27) Auch hier ist es als Vorteil zu
bezeichnen wenn Vollzeittaumltigkeiten uumlberwiegen denn im Sinne konstanter Arbeitsteams und
fester Bezugspersonen fuumlr Kinder kann planvoller und auch im Kindersinne bzgl konstanter
Bezugspersonen gleichmaumlszligiger gearbeitet werden Hier deutet sich bereits statistisch ein
Qualitaumltsvorsprung der beiden an den Bewegungskindergaumlrten ausgerichteten Stichproben an
159-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
159
Tab 38 Umfang der Taumltigkeit in der Einrichtung nach Kindergartentyp
Umfang der Taumltigkeit in der Einrichtung Gesamt
Vollzeit Teilzeit Honorarbasis
Bewegungskindergarten 681 319 1000
Kindergarten 715 280 5 1000
Gesamt 696 302 2 1000
312g Die Teilnahmehaumlufigkeit an einer bewegungserzieherischen Fortbildung unterschieden
nach Kindergartentyp
Ein gravierender Unterschied bei qualitaumltsorientierten Strukturfragen zeigt sich bei der
Haumlufigkeitsverteilung der Teilnahme an bewegungserzieherischen Fortbildungen
Waumlhrend beinahe 90 der Beschaumlftigten in Bewegungskindergaumlrten an mindestens einer
Fortbildung teilgenommen haben geben nahezu 40 der Vergleichsgruppe an niemals bzgl
Bewegungserziehung fortgebildet worden zu sein ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten
haben auch signifikant haumlufiger an mehreren Fortbildungen teilgenommen
Dies ist ein wichtiges Indiz fuumlr Unterschiede in der Qualitaumlt bzgl der Fortentwicklung der
beruflichen Profession und der paumldagogischen Konzepte hinsichtlich neuer beruflicher
Anforderungen im Zusammenhang mit der Bewegungserziehung Nur regelmaumlszligige
Fortbildungstaumltigkeit kann ein Konzept schaumlrfen und auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft
halten (vgl dazu auch Kap 234)
Bzgl der bewegungserzieherischen Fortbildungsaktivitaumlt aller Kindergaumlrten in NRW liegen
leider keine Zahlen vor
Tab 39 Bewegungserzieherische Fortbildung nach Kindergartentyp
Bewegungserzieherische Fortbildung Gesamt
nein ja an einer ja an mehr
als einer
Bewegungskindergarten 131 284 585 1000
Kindergarten 394 194 411 1000
Gesamt 245 245 510 1000
160-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
160
Tab 310 Bewegungserzieherische Fortbildung nach Kindergartentyp
nein ja an einer ja an mehr als einer
Bewegungserzieherische Fortbildung
00
100
200
300
400
500
600
Pro
zen
t
KindergartentypBewegungskindergarten
Kindergarten
312h Das persoumlnliche Sportengagement unterschieden nach Kindergartentyp
Das Fortbildungsengagement und die Zugehoumlrigkeit zum Bewegungskindergarten haben
jedoch keinerlei Zusammenhang mit dem persoumlnlichen Sportengagement welches in beiden
Kindergartenformen nahezu identisch ausgepraumlgt ist
Dieses Phaumlnomen uumlberrascht da bspw SportlehrerInnen im institutionellen Zusammenhang
der Schule haumlufig angeben das berufliche Umfeld gerade wegen des persoumlnlichen
Sportengagements gewaumlhlt zu haben Bei den ErzieherInnen scheint es jedoch so zu sein dass
das Sportengagement unabhaumlngig von beruflicher Schwerpunktsetzung existiert Dies koumlnnte
auch an der Logik der bdquoBreitbandausbildungldquo liegen die im Vergleich zur faumlcherorientierten
LehrerInnenausbildung wesentlich weniger spezialisiert und eine berufliche Vorentscheidung
bzgl spaumlterer fachlicher Schwerpunktsetzung hinauszoumlgert (vgl Kap 234)
Vergleichszahlen aller Kindergaumlrten in NRW liegen leider nicht vor
Tab 311 Persoumlnliches Sportengagement nach Kindergartentyp
Persoumlnliches Sportengagement pro Woche Gesamt
keinmal Einmal zweimal mehr als zweimal
Bewegungskindergarten 187 294 255 264 1000
Kindergarten 195 276 259 270 1000
Gesamt 190 286 257 267 1000
161-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
161
313 Fragen zur Einrichtung unterschieden nach Kindergartentyp
313a Empfundener Stellenwert der Bewegung im paumldagogischen Alltag der Einrichtung
unterschieden nach Kindergartentyp
Insgesamt wird der Bewegung in allen Kindergaumlrten erheblicher Stellenwert zuerkannt im
Bewegungskindergarten erreicht die Wertschaumltzung mit 97 beinahe den moumlglichen
Extremwert
Durch die explizite Betonung der Bewegung bereits im Namen der bdquoBewegungskindergaumlrtenldquo
ist dieses Ergebnis erwartungsgemaumlszlig der ebenfalls als hoch einzustufende Stellenwert in der
Vergleichsgruppe uumlberrascht und reflektiert dass Sport und Bewegung im Vergleich zu
vorangegangenen Jahrzehnten in der Fachdebatte und Praxis der Paumldagogik der fruumlhen
Kindheit angekommen ist (vgl Kap 231)
Vergleichszahlen aller Kindergaumlrten bzgl des empfundenen Stellenwerts der Bewegung im
paumldagogischen Alltag der Einrichtung fuumlr ganz NRW liegen leider nicht vor
Tab 312 Empfundener Stellenwert der Bewegung im paumldagogischen Alltag der Einrichtung nach Kigatyp
313b Die sozialgeografische Lage der Einrichtung unterschieden nach Kindergartentyp
Die zuruumlckerhaltenden Daten weisen bzgl der von den Befragten selbst eingeschaumltzten
geografischen Lage eine seltenere Platzierung der Bewegungskindergaumlrten in sozial
marginalisierten Ballungsgebieten und haumlufigere Lage in Ballungsrandzonen aus Die
Ruumlcklaumlufer aus laumlndlichen Zonen sind ungefaumlhr gleich verteilt
Schon bei der Abgabe und Einsammlung der Boumlgen fiel auf dass die Bewegungskindergaumlrten
tendenziell haumlufiger in sozialgeografisch bevorzugten Ballungsrandzonen anzutreffen sind
Hier scheint sich die auch in anderen Zusammenhaumlngen beschriebene soziale Schwelle des
Sports (vgl bspw Kap 2) anzudeuten Der Bewegungskindergarten koumlnnte bei vorliegenden
weiteren Indikatoren (siehe dazu auch 314) als sozial exklusives Angebot eingestuft werden
Daten bzgl der sozialgeografischen Lage der Einrichtung fuumlr alle Kindergaumlrten in NRW liegen
leider nicht vor
Empfundener Stellenwert der Bewegung im paumldagogischen Alltag der Einrichtung
Gesamt
erheblich maumlszligig
Bewegungskindergarten 970 30 1000
Kindergarten 827 173 1000
Gesamt 908 92 1000
162-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
162
Tab 313 Die geografische Lage der Einrichtung nach Kindergartentyp
oumlrtl Lage der Einrichtung Gesamt
staumldtisches
Ballungsgebiet
Ballungs-
randzone
laumlndliche Zone
Bewegungskindergarten 34 614 352 1000
Kindergarten 108 511 382 1000
Gesamt 66 569 365 1000
313c Die Traumlgerschaft der Einrichtung unterschieden nach Kindergartentyp
Der Blick auf die Traumlger der Einrichtungen zeigt dass trotz der Bemuumlhungen der Annaumlherung
an das Ideal der bdquostatistischen Zwillingeldquo die Bewegungskindergaumlrten in Bezug zur
Vergleichsgruppe seltener unter kommunaler oder kirchlicher Traumlgerschaft stehen und haumlufiger
einem Verband Sportverein oder einem sonstigen eingetragenen Verein (bspw
Elterninitiative) angehoumlren
Auch hier tritt eine gewisse Exklusivitaumlt zu Tage Das Bestehen einer Elterninitiative verweist
auf ein zu erwartendes houmlheres Engagement der Eltern und Kooperationspartner in Bezug auf
die Uumlbernahme gestalterischer und erzieherischer Selbstverantwortung bei den
Bewegungskindergaumlrten
Im NRW-weiten Durchschnitt aller Kindertageseinrichtungen bilden sich folgende Zahlen ab
262 der Einrichtungen befinden sich in kommunaler Traumlgerschaft 467 in kirchlicher
Traumlgerschaft 175 gehoumlren einem Verband an bei lediglich unter 01 treten Sportvereine
als Traumlger auf und auch sonstige eingetragene Vereine treten nur mit einem Anteil von 43 zu
Tage waumlhrend sonstige Traumlgerschaften bei 52 liegen (vgl Statistisches Landesamt
200717) Hier heben sich die untersuchten an den Bewegungskindergaumlrten ausgerichteten
Stichproben exklusiv ab wobei die Bewegungskindergaumlrten selbst noch bevorzugtere
Traumlgerstrukturen repraumlsentieren
Tab 314 Traumlgerschaft der Einrichtung nach Kindergartentyp
Traumlger der Einrichtung
Kommune Kirche Verband Sportverein sonstiger e Verein
mit Elterninitiative
sonstige
Bewegungs-
kindergarten
292 99 69 94 279 167
Kindergarten 350 186 38 11 240 175
Gesamt 317 137 55 58 262 171
163-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
163
313d Die Anzahl der Gruppen unterschieden nach Kindergartentyp
Bzgl der Gruppenanzahl zeigt sich bei beiden verglichenen Gruppen der NRW-weite Trend
zur Dreigruppigkeit der bei den Kindergaumlrten ausgepraumlgter ist Ungefaumlhr ein Viertel der
Kindergaumlrten sind vier- oder mehrgruppig bei den Bewegungskindergaumlrten sind dies mehr als
ein Drittel
Hierdurch kommt nochmals die konzeptabhaumlngige Vergleichbarkeit der Gruppen zum
Ausdruck Fuumlr alle Einrichtungen in NRW werden folgende Werte berichtet 13 eingruppige
277 zweigruppige Einrichtungen 324 dreigruppige Einrichtungen 249 vier- und
mehrgruppige Einrichtungen 2 der Einrichtungen geben hier an uumlberhaupt keine
Gruppenstruktur zu besitzen (vgl Statistisches Landesamt 2007 51)
Die Bewegungskindergaumlrten tendieren damit im Landesvergleich am staumlrksten zu vier- und
mehrgruppigen Einrichtungen Die uumlberdurchschnittliche Tendenz zu einer groszligen
Gruppenzahl koumlnnte an dem durch Kooperation mit groszligen Sportvereinen einhergehenden
Platzkomfort liegen So befinden sich einige Bewegungskindergaumlrten direkt als Anbau neben
einer Mehrfachturnhalle die den ganzen Vormittag als Spiel-Sport- oder Bewegungsraum
genutzt werden kann
315 Anzahl der Gruppen nach Kindergartentyp
Anzahl der Gruppen in den Einrichtungen
eingruppig zweigruppig dreigruppig Vier+ k A
Bewegungskindergarten 46 201 406 343 4
Kindergarten 21 198 529 246 5
Gesamt 35 200 460 300 5
313e Die durchschnittliche Gruppenstaumlrke unterschieden nach Kindergartentyp
Die durchschnittliche Gruppenstaumlrke schwankt bei beiden Kindergartentypen um die 23
Kinder wobei die Standardabweichung bei den Bewegungskindergaumlrten etwas groumlszliger ist
Somit liegt hier keine feststellbare Besserstellung der Bewegungskindergaumlrten bzgl des
ErzieherInnen-Kind-Schluumlssels vor Leider gibt es auf Grund der vielfaumlltigen Organisations-
formen (bspw auch solche mit sonderpaumldagogischem Schwerpunkt) keine Vergleichszahlen
fuumlr die durchschnittliche Gruppenstaumlrke aller Kindergaumlrten in NRW
Tab 316 Durchschnittliche Gruppenstaumlrke nach Kindergartentyp
Kindergartentyp Mittelwert N Standardabweichung
Bewegungskindergarten 2311 233 3971
Kindergarten 2298 184 3354
Insgesamt 2305 417 3708
164-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
164
313f Die Zusammenarbeit mit Experten bei der Durchfuumlhrung von Bewegungserziehung
unterschieden nach Kindergartentyp
Die regelmaumlszligige Zusammenarbeit mit Experten bei der Durchfuumlhrung der
Bewegungserziehung ist im Bewegungskindergarten fast dreimal so hoch wie in der
Vergleichsgruppe
Gerade diese Zusammenarbeit sichert den Kontakt zu neuen Erkenntnissen Diagnosen und
effektiven und effizienten Behandlungen bewegungsmangelbedingter Entwicklungs-
verzoumlgerungen etc (siehe dazu auch Kap 234 und Schlussfolgerungen sowie
Konzeptvorschlaumlge innerhalb des Kap 4) Diese Strukturen stuumltzen somit eine houmlhere das
Profil schaumlrfende Qualitaumltserwartung bei den Bewegungskindergaumlrten bzgl der
Bewegungserziehung Das Ergebnis zeigt aber auch das hier noch Verbesserungs- und
Vernetzungsbedarf besteht
Bzgl der Zusammenarbeit mit Experten bei der Durchfuumlhrung von Bewegungserziehung liegen
keine Zahlen fuumlr ganz NRW vor
Tab 317 Zusammenarbeit mit Experten bei der Durchfuumlhrung von BE nach Kindergartentyp
Zusammenarbeit mit Experten bei der Durchfuumlhrung von BE Gesamt
nein Ja
Bewegungskindergarten 577 423 1000
Kindergarten 844 156 1000
Gesamt 697 303 1000
313g Die Nutzung einrichtungsexterner Bewegungsraumlume unterschieden nach
Kindergartentyp
Die Nutzung von Bewegungsraumlumen auszligerhalb der Einrichtung ist in Bewegungskindergaumlrten
mehr als acht mal so hoch
Dies ist wie auch der vorherige genannte Sachverhalt ein wichtiger Hinweis bzgl einer
gesteigerten Qualitaumltserwartung Denn besondere Bewegungserfahrungen (bspw Bewegen im
Wasser weites Schwingen schaukeln und springen) sind haumlufig in den 70er Jahren (als die
Bewegungsmangelproblematik nicht so ausgepraumlgt und viel weniger im oumlffentlichen
Bewusstsein stand) errichteten und eng entworfenen Bewegungsraumlumen nicht moumlglich Zudem
sind Modernisierungsmoumlglichkeiten der Bewegungsraumlume oft nicht nur finanziell bdquogedeckeltldquo
sondern bauphysikalisch eingeschraumlnkt da Deckenkonstruktionen der 70er Jahre haumlufig nur
uumlber sehr geringe Tragkraft verfuumlgen und somit das nachtraumlgliche Anbringen von Schaukeln
Sprungtuumlrmen etc somit oft nicht moumlglich ist Hier profitieren die Bewegungskindergaumlrten
165-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
165
eindeutig von der guumlnstigen Sportstaumlttenstruktur der Sportvereine die im Kooperationsfall
Sporthallen und Schwimmbaumlder in der Vormittagszeit zur Verfuumlgung stellen
Vergleichszahlen fuumlr ganz NRW existieren leider nicht
Tab 318 Nutzung einrichtungsexterner Bewegungsraumlume nach Kindergartentyp
Nutzung einrichtungsexterner Bewegungsraumlume Gesamt
nein weniger
als einmal
einmal zweimal mehr als
zweimal
Bewegungskindergarten 77 73 547 244 60 1000
Kindergarten 489 196 228 49 38 1000
Gesamt 258 127 407 158 50 1000
313h Die Mitgliedschaft in einer bewegungserzieherischen Initiative unterschieden nach
Kindergartentyp
Im aumlhnlich diametralen Verhaumlltnis wie die Gegenuumlberstellung der Inanspruchnahme
einrichtungsexterner Bewegungsraumlume zeigt sich der Vergleich bzgl einer Mitgliedschaft in
einer bewegungserzieherischen Initiative der Bewegungskindergaumlrten im Kontrast zur
ermittelten Kontrollgruppe
Die mehr als sechs mal so haumlufige Mitgliedschaft in einer bewegungserzieherischen Initiative
und die damit verbundene Kompetenzsymbiose ist ein weiteres Indiz fuumlr eine houmlhere
Qualitaumltserwartung gegenuumlber dem Angebot einer professionellen Bewegungserziehung
Denn diese Initiativen sind im Sinne der Kontrolle und Ausschreibungslogik kommunaler
Geldzuweisung und damit korrespondierender Drittmittelgewinnung uumlber ihre Gremien
durchweg um ein bdquowissenschaftliches Updateldquo ihrer Konzeptionen und Kooperationspartner
bemuumlht (siehe dazu auch Kap 4)
Wie in der Arbeit mehrfach beschrieben nimmt Renate Zimmer als Vertreterin und Vernetzerin
sportpaumldagogischer Anliegen hier eine Schluumlsselposition ein wie bspw Frau Fried bzgl der
Sprachfoumlrderung im Primarbereich
Vergleichszahlen bzgl der Mitgliedschaft in einer bewegungserzieherischen Initiative fuumlr ganz
NRW liegen leider nicht vor
Tab 319 Mitgliedschaft in bewegungserzieherischer Initiative nach Kindergartentyp
Mitgliedschaft in bewegungserzieherischer Initiative Gesamt
ja nein weiszlig nicht
Bewegungskindergarten 795 151 55 1000
Kindergarten 139 839 22 1000
Gesamt 499 461 40 1000
166-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
166
313i Die Anzahl angeleiteter BewegungsangeboteWoche fuumlr alle Kinder unterschieden nach
Kindergartentyp
Waumlhrend in Bewegungskindergaumlrten am haumlufigsten fuumlnfmal in der Woche angeleitete
Bewegungsangebote stattfinden ist dies in der Vergleichsgruppe am haumlufigsten nur einmal
woumlchentlich der Fall
Verwunderlich ist dass es aber auch Bewegungskindergaumlrten gibt in denen nicht einmal die
Woche angeleitete Bewegungsangebote bestehen
Aus trainingsphysiologischer Sicht sind angeleitete Bewegungsangebote die zu dauerhafter
Kompetenzerweiterung und Anpassungsleistungen des Organismus fuumlhren sollen mindestens
dreimal die Woche notwendig Insgesamt druumlckt sich bei den Bewegungskindergaumlrten auch
hier eine wesentlich houmlhere Affinitaumlt zu einer wirksamen Bewegungserziehung aus Allerdings
scheint es auch wenige Bewegungskindergaumlrten zu geben die trotz konzeptioneller Werbung
mit dem Bewegungsbegriff zuruumlckhaltender mit der konzeptionellen Umsetzung umgehen
Dieser Eindruck erhaumlrtete sich im Einzelfall auch bei den Wahrnehmungen im Rahmen der
persoumlnlichen Abgabe und Einholung der Frageboumlgen
Vergleichszahlen bzgl der Anzahl angeleiteter BewegungsangeboteWoche fuumlr alle Kinder fuumlr
ganz NRW liegen nicht vor
Tab 320 Angeleitete Bewegungsangebote fuumlr alle KinderWoche nach Kindergartentyp
angeleitete Bewegungsangebote fuumlr alle KinderWoche Gesamt
keinmal einmal zweimal dreimal viermal fuumlnfmal
Bewegungskindergarten 43 152 243 148 157 257 1000
Kindergarten 89 456 150 106 17 183 1000
Gesamt 63 285 202 129 95 224 1000
313j Die Anzahl offener BewegungsangeboteWoche fuumlr alle Kinder unterschieden nach
Kindergartentyp
Bei den offenen Bewegungsangeboten beziehen sich die augenscheinlichen Unterschiede
darauf dass immerhin 77 der Kindergaumlrten solche Angebote nicht anbieten ansonsten sind
offene Bewegungsangebote bei beiden Typen die Regel
Diese Angebote ersetzen die fruumlher haumlufiger informell moumlgliche Bewegungssozialisation auf
der Straszlige oder in stadtnah angrenzenden Gruumlnguumlrteln (vgl auch Kap 211a und 211b)
Auch hier liegt der Bewegungskindergarten mit Blick auf die bewegungserzieherische
Qualitaumltsprognose vorne
Vergleichszahlen bzgl der Anzahl offener BewegungsangeboteWoche fuumlr alle Kinder fuumlr ganz
NRW liegen nicht vor
167-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
167
Tab 321 Offene Bewegungsangebote fuumlr alle Kinder nach Kindergartentyp
offene Bewegungsangebote fuumlr alle KinderWoche Gesamt
keinmal einmal zweimal dreimal viermal fuumlnfmal
Bewegungskindergarten 9 48 44 114 786 1000
Kindergarten 77 38 55 55 33 742 1000
Gesamt 34 22 51 49 78 766 1000
313k Die Beurteilung des Raumangebots fuumlr Bewegungserziehung unterschieden nach
Kindergartentyp
Die Beurteilung des Raumangebotes weist ebenso Vorteile des Bewegungskindergartens aus
Uumlber 80 der Befragten beurteilen das Raumangebot fuumlr Bewegungserziehung als sehr gut
oder gut waumlhrend dies die Kolleginnen der Kindergaumlrten nur zu 526 so sehen Allerdings
scheint es auch bei den Bewegungskindergaumlrten noch Verbesserungsmoumlglichkeiten zu geben
Bei den Kindergaumlrten beschreiben immerhin 108 die raumlumliche Situation als nicht
ausreichend Diese Ergebnisse spiegeln auch meine Eindruumlcke bei der Verteilung der
Frageboumlgen mit Begehung der Kindergaumlrten wieder
Insgesamt weist diese Itembeantwortung eindeutige Vorteile fuumlr die Bewegungskindergaumlrten
auf Dies ist auch ein Ergebnis der Eindruumlcke bei den Besichtigungen aller an der
Untersuchung teilnehmenden Bewegungskindergaumlrten
Vergleichszahlen bzgl der Beurteilung des Raumangebots fuumlr Bewegungserziehung fuumlr ganz
NRW liegen nicht vor
Tab 322 Beurteilung des Raumangebots fuumlr BE nach Kindergartentyp
Beurteilung des Raumangebots fuumlr BE
sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft
Bewegungskindergarten 265 550 130 25 29
Kindergarten 134 392 258 108 108
Gesamt 208 481 186 61 64
168-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
168
313l Die Beurteilung des Materialangebotes fuumlr Bewegungserziehung unterschieden nach
Kindergartentyp
Aumlhnlich wenn auch nicht ganz so ausgepraumlgt typenspezifisch polarisiert faumlllt die Beurteilung
des Materialangebotes fuumlr Bewegungserziehung zu Gunsten des Bewegungskindergartens aus
Gerade die materiale Ausstattung bietet die Grundlage zentrale Entwicklungsprozesse
anzuregen indem die Kinder selbst aktiv werden Materialien besitzen einen besonderen
Bewegungsanreiz und unterstuumltzen eine Bewegungskonzeption sowohl bei offenen als auch
angeleiteten Bewegungsangeboten
Wieder zeigen sich bzgl der Tendenz zu qualitativer Bewegungserziehung eindeutige Vorteile
fuumlr die Bewegungskindergaumlrten Dabei koumlnnte gerade ein Materialangebot fuumlr
Bewegungserziehung bei einer nicht explizit auf Bewegung ausgerichteten Konzeption
Bewegungsmangel informell vorbeugen
Vergleichszahlen bzgl der Beurteilung des Materialangebotes fuumlr Bewegungserziehung fuumlr
ganz NRW liegen nicht vor
Tab 323 Beurteilung des Materialangebotes fuumlr BE nach Kindergartentyp
Beurteilung des Materialangebotes fuumlr BE Gesamt
sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft
Bewegungskindergarten 252 542 172 8 25 1000
Kindergarten 114 446 272 92 76 1000
Gesamt 192 500 216 45 47 1000
313m Die Beurteilung des Auszligengelaumlndes fuumlr Bewegungsvielfalt unterschieden nach
Kindergartentyp
Die Beurteilung des Auszligengelaumlndes als Grundlage fuumlr Bewegungsvielfalt unterscheidet sich
ebenfalls auffaumlllig So beurteilen 428 der Befragten des Bewegungskindergartens ihr
Auszligengelaumlnde als bdquosehr gutldquo waumlhrend dies nur 277 der KollegInnen der Kindergaumlrten
dementsprechend wahrnehmen
Das Auszligengelaumlnde hat hierbei eine besondere Kompensationsfunktion gegenuumlber wegfallenden
Bewegungssozialisationsraumlumen im direkten Wohnumfeld der Kinder Besonders das
bewegungsintensive freie Spielen wird durch vielfaumlltige Bewegungsformen zulassende
Gelaumlndearrangements gefoumlrdert
169-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
169
Auch hier lassen sich insgesamt Vorteile fuumlr die Bewegungskindergaumlrten ausmachen
Vergleichszahlen bzgl der Beurteilung des Auszligengelaumlndes fuumlr Bewegungsvielfalt fuumlr ganz
NRW liegen nicht vor
Tab 324 Beurteilung der Eignung des Auszligengelaumlndes fuumlr Bewegungsvielfalt nach Kindergartentyp
Beurteilung des Auszligengelaumlndes fuumlr Bewegungsvielfalt
sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft
Bewegungskindergarten 428 441 110 13 8
Kindergarten 277 457 168 49 49
Gesamt 362 448 136 29 26
313n Der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund pro Gruppe unterschieden nach
Kindergartentyp
Der Anteil von Kindern mit einem Migrationshintergrund ist in Bewegungskindergaumlrten
geringer Gruppen die vorwiegend von Kindern mit einem Migrationshintergrund aufgesucht
werden sind im Vergleich zum Kindergarten eine Seltenheit
Hier wird der Eindruck der haumlufigeren Verortung der Bewegungskindergaumlrten in
sozialgeografisch bevorzugten Ballungsrandgebieten untermauert
Im NRW-Durchschnitt hingegen hat genau jedes dritte Kind im Kindergarten einen
Migrationshintergrund (333) (vgl Statistisches Landesamt 2007 45)
Demnach haumltte der idealtypische Kindergarten ca acht Kinder mit Migrationshintergrund in
einer Gruppe Beide Gruppen auch die an den Bewegungskindergarten ausgerichtete
Vergleichsgruppe liegen weit unter diesem Kennwert
Tab 325 Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund in der Gruppe nach Kindergartentyp
Anteil von Kindern mit einem Migrationshintergrund in der Gruppe
bis 5 6 bis 10 11 bis 15 16 bis 20 21 - 25 kAngabe
Bewegungskindergarten 706 157 69 25 20 25
Kindergarten 533 218 30 115 55 48
Gesamt 629 184 51 65 35 35
170-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
170
313o Der Anteil von Kindern die von auszligerhalb des Einzugsgebietes des Kindergartens in
die Einrichtung kommen unterschieden nach Kindergartentyp
Allerdings ist der Anteil der Kinder die weiter als aus dem unmittelbaren Einzugsgebiet der
Einrichtung in den Bewegungskindergarten kommen nur gering houmlher und durchaus mit der
Zahl der Kindergaumlrten vergleichbar
Einerseits koumlnnte hier der Hinweis auf die bevorzugte geografische Lage der
Bewegungskindergarten erhaumlrtet aber auch die Behauptung der bdquosozialen Schwelleldquo
entkraumlftet werden Denn das in Kauf nehmen langer Anfahrtswege auszligerhalb laumlndlicher
Gebiete fuumlr ein Konzept spiegelt in der Regel Elternengagement und Angebotsexklusivitaumlt
wieder
Vergleichszahlen fuumlr ganz NRW liegen allerdings nicht vor
Tab 326 bdquoReisekinderldquo nach Kindergartentyp
Kinder die weiter als aus dem unmittelbaren Einzugsgebiet der Einrichtung anreisen (Angaben in km)
bis 5 6 bis 10 11 bis 15 16 bis 20 21 - 25 kAngabe
Bewegungskindergarten 752 106 69 23 18 32
Kindergarten 814 124 23 6 6 28
Gesamt 780 114 48 15 13 30
313p Die Houmlhe des durchschnittlichen gesetzlichen Elternbeitrages unterschieden nach
Kindergartentyp
Der durchschnittliche gesetzliche Elternbeitrag kann als Indikator der Verortung des
Kindergartens innerhalb eines sozialen Rankings dienen der mit der Houmlhe des euro-Betrages
korreliert Dabei ist es mehr denn je von Bedeutung in welcher sozialen Schicht Kinder
aufwachsen noch nie haben sich die spezifisch verstandenen Lebenswelten kapitalabhaumlngig so
stark unterschieden (vgl Kap 212c)
Da der durchschnittliche gesetzliche ElternbeitragMonat im Bewegungskindergarten um ein
Viertel houmlher ist als in der Vergleichsgruppe deuten sich auch nach Auswertung weiterer
vergleichender Items mit ldquoExklusivitaumltsbezuumlgenldquo insgesamt bdquosoziale Schwellenldquo fuumlr den
Besuch des Kindergartens an Das ist ein Hinweis dass der Besuch des
Bewegungskindergartens fuumlr die Kinder die ihn besuchen ein exklusives Angebot unter
mehreren ist (vgl Kap 212c)
Vergleichszahlen bzgl der Houmlhe des durchschnittlichen gesetzlichen Elternbeitrages aller
Kindergaumlrten in NRW liegen leider nicht vor
171-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
171
Tab 327 Houmlhe durchschnittlicher gesetzlicher Elternbeitrag nach Kindergartentyp
Kindergartentyp Mittelwert
Bewegungskindergarten 4091 euro
Kindergarten 3131 euro
Insgesamt 3727 euro
313q Der Anteil zusaumltzlich erhobener Mitgliedsbeitraumlge unterschieden nach Kindergartentyp
Ein aumlhnlicher sozialer Indikator fuumlr ldquoExklusivitaumltldquo wie der durchschnittliche gesetzliche
Elternbeitrag sind zusaumltzlich erhobene Mitgliedsbeitraumlge Dabei ist davon auszugehen dass die
zusaumltzlichen Mitgliedsbeitraumlge jeweils zur exklusiven Schaumlrfung des jeweiligen Konzeptes
erhoben werden Dies bedeutet dass die Eltern das Konzept kennen wertschaumltzen und sogar
mit zusaumltzlichen Finanzen unterstuumltzen Bei der Pretestphase wurde festgestellt dass
Kindergaumlrten in benachteiligten Stadtteilen in der Regel keine zusaumltzlichen Mitgliedsbeitraumlge
erheben
Beide Kindergartentypen verlangen in aumlhnlicher Verteilung zusaumltzliche Mitgliedsbeitraumlge und
befinden sich somit auf einem exklusiven Plateau Bei der Verteilung der Frageboumlgen fiel auf
dass auch die Vergleichsgruppe uumlber besondere Ausstattungsmerkmale verfuumlgt die auch nur
durch die zusaumltzlichen Mitgliedsbeitraumlge moumlglich sind Diese beziehen sich bei den
Kindergaumlrten allerdings in der Regel nicht auf eine bewegungserzieherische Nuance
Vergleichszahlen bzgl des Anteils zusaumltzlich erhobener Mitgliedsbeitraumlge fuumlr ganz NRW liegen
leider nicht vor
Tab 328 Anteil zusaumltzlich erhobener MitgliedsbeitraumlgeMonat nach Kindergartentyp
zusaumltzliche Mitgliedsbeitraumlge Gesamt
ja nein weiszlig nicht
Bewegungskindergarten 251 667 82 1000
Kindergarten 244 642 114 1000
Gesamt 248 656 96 1000
172-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
172
313r Die Houmlhe zusaumltzlich erhobener Mitgliedsbeitraumlge unterschieden nach Kindergartentyp
Allerdings unterscheidet sich die Summe der zusaumltzlich erhobenen Mitgliedsbeitraumlge So ist die
durchschnittlich erhobene Summe der zusaumltzlichen Mitgliedsbeitraumlge der Bewegungskinder-
gaumlrten in Euro um beinahe ein Drittel houmlher
Dies verweist auf houmlhere soziale Barrieren der Bewegungskindergaumlrten als dies die
Vergleichsgruppe der angepassten Stichprobe andeutet Der Bewegungskindergarten druumlckt
somit eine zusaumltzliche Exklusivitaumlt aus die den Eltern durchschnittlich houmlhere finanzielle
Zuwendungen abverlangt Ebenso druumlckt sich aus dass die staatlichen Zuwendungen zu
ganzheitlichen Profilschaumlrfungen im Kindergarten scheinbar nicht mehr ausreichen
Vergleichszahlen bzgl der Houmlhe zusaumltzlich erhobener Mitgliederbeitraumlge fuumlr ganz NRW liegen
leider nicht vor
Tab 329 Houmlhe zusaumltzlich erhobener MitgliederbeitraumlgeMonat nach Kindergartentyp
Kindergartentyp Mittelwert
Bewegungskindergarten 2586 euro
Kindergarten 1760 euro
Insgesamt 2179 euro
313s Die Organisationsform der Kindergaumlrten unterschieden nach Kindergartentyp
Die Organisationsform der untersuchten Kindergartentypen unterscheidet sich nur
unwesentlich Dies untermauert die Vergleichbarkeit der Stichproben bzgl konzeptabhaumlngigem
unterschiedlichem Antwortverhalten zumal die Organisationsform der
Kindertageseinrichtungen ein Kriterium zur Ermittlung der angepassten Stichprobe an die
Bewegungskindergaumlrten darstellt
Vergleichszahlen bzgl der Organisationsform aller Kindergaumlrten in NRW liegen nicht vor
Tab 330 Organisationsform der Einrichtung nach Kindergartentyp
Organisationsform der Einrichtung Gesamt
Kindergarten kombinierte Form
(Kindergarten und
Kindertagesstaumltte)
Kindertagesstaumltte
mit Uumlbermittags-
betreuung
keine
Angabe
Bewegungskindergarten 79 548 356 17 1000
Kindergarten 112 583 289 16 1000
Gesamt 94 563 326 16 1000
173-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
173
313t Das Vorhandensein eines Bewegungsraumes unterschieden nach Kindergartentyp
In den Bewegungskindergaumlrten ist durchweg ein Bewegungsraum vorhanden in der
Vergleichsgruppe verfuumlgen immerhin 75 der Kindergaumlrten uumlber keinen Bewegungsraum
Vor dem Hintergrund beschriebener Lebensweltveraumlnderungen mit den notwendigen
Ersatzraumlumen fuumlr die Bewegung und der Bildungsvereinbarung NRW ist dies ein unhaltbarer
Zustand Somit findet in diesen 75 kein Bewegungsangebot statt dass den guumlltigen
Mindestempfehlungen fuumlr Bewegungserziehung entspricht Mindestens bei schlechtem Wetter
oder haumlufiger bei gleichzeitigem Vorhandensein eines bescheidenen Auszligengelaumlndes besteht
hier die Gefahr dass Bewegungsmangel sogar durch die Struktur der Kindertageseinrichtung
transportiert und gefoumlrdert wird
Vergleichszahlen bzgl des Vorhandenseins eines Bewegungsraumes fuumlr ganz NRW liegen nicht
vor
Tab 331 Vorhandensein eines Bewegungsraumes nach Kindergartentyp
Bewegungsraum vorhanden Gesamt
nein ja keine Angabe
Bewegungskindergarten 987 13 1000
Kindergarten 75 904 21 1000
Gesamt 33 951 16 1000
313u Die durchschnittliche Bewegungsraumgroumlszlige unterschieden nach Kindergartentyp
Bei schlechtem Wetter in den Wintermonaten oder bei einem bescheidenen Auszligengelaumlnde
gewinnt der Bewegungsraum einer Einrichtung an Bedeutung Viele Wohnzimmer exklusiver
Eigentumswohnungen besitzen mittlerweile 50msup2 Wohnflaumlche Dies ist fuumlr groszligraumlumige
Bewegungsformen von vielen Kindern schon als recht klein anzusehen aber die
durchschnittliche Quadratmeterzahl eines Bewegungsraumes eines Kindergartens ohne
spezielles Bewegungskonzept liegt in seiner Dimensionierung darunter
Die vorhandenen Bewegungsraumlume sind im Bewegungskindergarten durchschnittlich 15 msup2
groumlszliger womit die Bewegungskindergaumlrten einen weiteren strukturbezogenen
bewegungserzieherischen Qualitaumltsvorsprung untermauern Allerdings koumlnnten die
Bewegungsraumlume bzgl ihrer Quadratmeterzahl durchaus groszligzuumlgiger geplant werden
Vergleichszahlen fuumlr ganz NRW bzgl der durchschnittlichen Bewegungsraumgroumlszlige aller
Kindertageseinrichtungen liegen nicht vor
174-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
174
Tab 332 Durchschnittliche Bewegungsraumgroumlszlige nach Kindergartentyp
Kindergartentyp Mittelwert
Bewegungskindergarten 5984 msup2
Kindergarten 4557 msup2
Insgesamt 5355 msup2
175-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
175
314 Resuumlmee zur Beschreibung der Stichproben unterschieden nach Kindergartentyp
Die Stichproben offenbaren neben der sehr erfreulichen Ruumlcklaumluferquote eine Annaumlherung an
das Ideal der bdquostatistischen Zwillingeldquo Dieses verdeutlichen insbesondere die
konzeptunabhaumlngigen und doch beinahe identischen Kriterien wie Alter (vgl Tab 33)
Geschlecht (vgl Tab 34) Qualifikation (vgl Tab 35) Berufsjahre (vgl Tab 36) Umfang
der Taumltigkeit (vgl Tab 38) und eigenes Sportengagement (vgl Tab 311) der Beschaumlftigten
beider Kindergartentypen Aber auch im institutionellen Kontext erweisen sich die Ruumlcklaumlufer
an Hand von institutionalstrukturellen Kriterien wie Organisationsform der Einrichtung (vgl
Tab 330) Gruppengroumlszlige (vgl Tab 315) und Gruppenstaumlrke (vgl (Tab 316) als ideal
vergleichbar
Aufgrund der empirischen Erhebung struktureller Aussagen lassen sich zwei weitere
Tendenzen erkennen
Zum Einen sind die Aumluszligerungen zu strukturellen Grundlagen fuumlr das Angebot einer
multiperspektiven Bewegungserziehung bspw in Anlehnung an Renate Zimmer der
ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten insgesamt qualitativ houmlherwertiger als die der
Vergleichsgruppe Bereits die wesentlich houmlhere Ruumlcklaufquote der Frageboumlgen der
Bewegungskindergarten koumlnnte einen Hinweis darauf liefern dass dort taumltige ErzieherInnen
von ihrer Arbeit uumlberzeugter sowie an der Auswertung und Ruumlckmeldung ihrer Aussagen
interessierter sind was Kennzeichen fuumlr eine intrinsischere Arbeitsmotivation waumlren
Strukturelle Faktoren der Bewegungskindergaumlrten wie die haumlufiger freigestellte Leitung (vgl
Tab 37) signifikant houmlhere Teilnahme an Fortbildungen die mit Bewegungserziehung zu tun
haben (vgl Tab 39) der als wesentlich houmlher empfundene Stellenwert der Bewegung im
Alltag der Einrichtung (vgl Tab 312) beguumlnstigen zudem die Ausuumlbung qualitativerer
Bewegungserziehung im Bewegungskindergarten Dies wird durch die Zusammenarbeit mit
Experten (vgl Tab 317) und die Nutzung externer Raumlume (vgl Tab 318) fuumlr
Bewegungsangebote weiter untermauert Auch die wesentlich haumlufigere Mitgliedschaft in und
die Kooperation mit bewegungserzieherischen Initiativen (vgl Tab 317) das haumlufigere
Stattfinden angeleiteter (vgl Tab 329) und offener Bewegungsangebote (vgl Tab 321) ein
vorteilhaftes bewegungsbezogenes Raumangebot insbesondere bzgl der Groumlszlige des
Bewegungsraumes (vgl Tab 322 und 332) und des Auszligengelaumlndes (vgl Tab 324) sowie
ein ausgepraumlgteres bewegungsbezogenes Materialangebot (vgl Tab 323) beguumlnstigen die
qualitative Bewegungserziehung im Bewegungskindergarten Hieraus laumlsst sich schlussfolgern
dass der Bewegungskindergarten in Form von bewegungserzieherischer
Ressourcenoptimierung und kooperativer Professionalisierung mit Spezialisten effektiver und
176-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
176
effizienter auf die Bewegungsmangel foumlrdernden Veraumlnderungen des Chronosystems reagieren
kann und reagiert
Andererseits finden sich auch strukturelle empirische Hinweise zu bdquosozialen Schwellenldquo die
dem uneingeschraumlnkten Besuch eines Bewegungskindergartens fuumlr alle ndash insbesondere fuumlr
sozial marginalisierte Kinder in Ballungszonen die besonderen Foumlrderbedarf besitzen (vgl
Kap 21) ndash entgegenstehen So sind die Bewegungskindergaumlrten wesentlich haumlufiger in
sozialgeografisch bevorzugten Gegenden wie Ballungsrandzonen und laumlndlichen Gebieten (vgl
Tab 313) anzutreffen bei denen sich die Bewegungsmangelproblematik nicht so ausgepraumlgt
darstellt Die Kinder die bewegungserzieherische Angebote am ehesten benoumltigen weil die
Eltern nicht uumlber einen eigenen Garten verfuumlgen und der Nahraum verbaut etc ist wohnen in
der Regel nicht im Einzugsgebiet eines Bewegungskindergartens Hinzu kommt dass die
haumlufigere Verbands- und Vereinszugehoumlrigkeit der Bewegungskindergaumlrten (vgl Tab 314) ein
houmlheres Erziehungsengagement seitens vereinsangehoumlriger Eltern und weiterer
Kooperationspartner vermuten laumlsst Derartige Hinweise eines hochschwelligen Zugangs
werden durch einen geringeren Anteil der Bewegungskindergaumlrten von Kindern mit einem
Migrationshintergrund (vgl Tab 315) und einen houmlheren Anteil von Kindern die
Anreisewege in Kauf nehmen (vgl Tab 326) gestuumltzt und durch houmlhere gesetzliche (vgl Tab
327) und zusaumltzliche Elternbeitraumlge (vgl Tab 329) zementiert
An den Stellen an denen eine Kennzeichnung der Stichprobe mit Hilfe der Daten des
statistischen Landesamtes NRW moumlglich ist faumlllt zudem auf das auch die Vergleichsgruppe
als eine den Bewegungskindergaumlrten angepasste Stichprobe einen gewissen Exklusivitaumltsstatus
im Vergleich zum NRW-Durchschnitt inne hat Das liegt vermutlich daran dass die Auswahl
der Stichprobe sich an den exklusiven und hochschwelligen Bewegungskindergaumlrten orientiert
hat
Hieraus erwaumlchst die Forderung zur Uumlbernahme o g Qualitaumltsmerkmale bei gleichzeitiger
Uumlberwindung der Zugangsbarrieren zu einem Bewegungskindergarten Durch eine
Bedarfsanalyse und entsprechende Zuteilung von Geldern muss der Hochschwelligkeit des
Zugangs zu einem Bewegungskindergarten entgegengewirkt werden Dort wo die
Bewegungsmangelgefahr am ausgepraumlgtesten ist muumlssen Bewegungskindergaumlrten entstehen
Die Kooperation von Kindertageseinrichtung und Sportverein scheint dazu besonders geeignet
Ein zusammenfassendes Resuumlmee und sich ableitende Schlussfolgerungen fuumlr die
Bewegungserziehung finden sich im Kap 4
177-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
177
32 Betrachtung der Items die in Abhaumlngigkeit des Konzeptes der Einrichtung signifikant
unterschiedlich beantwortet wurden
In dieser Arbeit interessieren ermittelbare konzeptabhaumlngig unterschiedliche Orientierungen
der ErzieherInnen Um dies zu uumlberpruumlfen bieten sich statistische Verfahren an die auch von
der Datenverarbeitungssoftware SPSS unterstuumltzt werden
Um Ruumlckschluumlsse zu ziehen ob ErzieherInnen je nach Kindergartentyp uumlberzufaumlllig
unterschiedliche OrientierungenWahrnehmungen etc besitzen wurde der t-test fuumlr
unabhaumlngige Stichproben angewendet da davon ausgegangen wird dass die Befragten die
Fuumlnf-Punkte-Skala mit einer Mitte ( ) als gleichmaumlszligiges Kontinuum
aufgefasst haben Dieser Test eignet sich fuumlr den Mittelwertvergleich mindestens
intervallskalierter Variablen (vgl Brosius 2004 475f) Im Mittelpunkt des Interesses steht die
Uumlberpruumlfung der Annahme oder Ablehnung der Nullhypothese naumlmlich ob die Beschaumlftigten
der Kindergaumlrten und der Bewegungskindergaumlrten gleich oder uumlberzufaumlllig (optimal ist dabei
das Signifikanzniveau le 005 dies entspricht 005 Irrtumswahrscheinlichkeit) verschieden
geantwortet haben Die folgende Tabelle stellt beispielhaft den t-test fuumlr die Items A1 A2 und
A4 dar
Tab 1 Einschaumltzungen des bewegungsbezogenen Alltags der Kinder auszligerhalb der Einrichtung 5-6jaumlhrige Kinder sind in ihrer Freizeit heute
16945 000 -3404 421 001 -345 101 -545 -146
-3328 357180 001 -345 104 -549 -141
923 337 -2628 418 009 -250 095 -438 -063
-2636 397531 009 -250 095 -437 -064
19316 000 -3868 421 000 -446 115 -673 -219
-3778 354832 000 -446 118 -678 -214
Varianzen sind gleich
Varianzen sind nichtgleich
Varianzen sind gleich
Varianzen sind nichtgleich
Varianzen sind gleich
Varianzen sind nichtgleich
oumlfter drinnen als drauszligen
oumlfter alleine als mitSpielkameradenzusammen
oumlfter Bus- und Beifahrerals Fuszliggaumlnger(Radfahrer)
F Signifikanz
Levene-Test derVarianzgleichheit
T df Sig (2-seitig)Mittlere
DifferenzStandardfehler der Differenz Untere Obere
95 Konfidenzintervallder Differenz
T-Test fuumlr die Mittelwertgleichheit
Die im Folgenden aufgefuumlhrten Items (vgl Tab 333 ndash Tab 361) sind optimalerweise mit
einer Irrtumswahrscheinlichkeit von lt 005 in Abhaumlngigkeit vom Kindergartentyp
unterschiedlich beurteilt worden Dies wird ua durch die Pivot-Tabelle des T-Tests (siehe
Schraffur in der obigen Beispieltabelle) fuumlr die Mittelwertgleichheit angegeben Die
prozentuale Haumlufigkeitsverteilung wird also erst nach der Signifikanzklaumlrung anschaulich in
Kreuztabellen dargestellt
Im Folgenden werden die unterschiedlich beantworteten Items nach Fragebereichen kurz
kommentiert und in Tabellenform dargestellt das Ergebnis anschlieszligend in einem Resuumlmee
(3210) zusammengefasst Zu beachten ist dass einige Items zur Qualitaumltsbewertung
umcodiert wurden (vgl Kap 34)
178-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
178
321 Konzeptabhaumlngige Unterschiede bei der Beurteilung des bewegungsbezogenen
Alltags der Kinder auszligerhalb der Einrichtung
ErzieherInnen in Bewegungskindergaumlrten sind eindeutig haumlufiger als ErzieherInnen in
Kindergaumlrten der Vergleichsstichprobe der Ansicht dass Kinder auszligerhalb der Einrichtung
oumlfter drinnen als drauszligen spielen (vgl Tab 333) oumlfter alleine als mit Spielkameraden
zusammen (vgl Tab 333) sowie oumlfter Bus- und Beifahrer als Fuszliggaumlnger (Radfahrer) (vgl
Tab 333) sind Mit dieser Orientierung weisen sie sich selbst und ihrer Einrichtung eine
bewegungsorientierte Kompensationsfunktion (vgl Kap 211) zu Die Tendenz
bewegungserzieherisch entgegen zu wirken ist ausgepraumlgter als bei der Vergleichsgruppe Die
intensivere bewegungserzieherische Selbstwirksamkeitserwartung und das gesteigerte
Anspruchsniveau sind somit ein bewegungserzieherisches Qualitaumltsmerkmal fuumlr den
Bewegungskindergarten Diese Grundorientierung muss durch ein wissenschaftlich
begruumlndbares bewegungserzieherisches Konzept weitergegeben werden (siehe dazu auch
konzeptionelle Schlussfolgerungen 4243)
Tab 333
5-6-jaumlhrige Kinder spielen in ihrer Freizeit heute oumlfter drinnen als drauszligen (A1)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-
schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
Bewegungskindergarten 268 481 170 68 13 1000
Kindergarten 188 457 161 134 59 1000
Gesamt 233 470 166 97 33 1000
Tab 334
5-6-jaumlhrige Kinder sind in ihrer Freizeit heute oumlfter alleine als mit Spielkameraden zusammen (A3)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht
zu
Bewegungskindergarten 30 284 362 293 30 1000
Kindergarten 16 201 337 348 98 1000
Gesamt 24 248 351 317 60 1000
179-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
179
Tab 335
5-6-jaumlhrige Kinder sind in ihrer Freizeit heute oumlfter Bus- und Beifahrer als Fuszliggaumlnger (Radfahrer) (A4)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht
zu
Bewegungskindergarten 237 500 177 65 22 1000
Kindergarten 171 414 177 149 88 1000
Gesamt 208 462 177 102 51 1000
322 Konzeptabhaumlngige Unterschiede bei der Beurteilung der Merkmale bewegungsarm
aufgewachsener Kinder
Bezuumlglich typischer soziodemografischer und -geografischer Dispositionen von Kindern mit
Bewegungsmangel hingegen sind ErzieherInnen von Kindergaumlrten noch staumlrker als
ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten der Ansicht dass von Bewegungsmangel betroffene
Kinder oumlfter in Stadtzentren wohnen (vgl Tab 336) Ebenso unterstreichen Sie staumlrker wenn
auch insgesamt auf einem schwachen Niveau dass von Bewegungsmangel betroffene Kinder
haumlufiger bildungsbenachteiligte Eltern (vgl Tab 337) und seltener ein eigenes Zimmer
besitzen (vgl Tab 338)
Diese in ihrer Auspraumlgung richtigere Einschaumltzung der Realitaumlt (vgl auch Kap 21 und die
Ergebnisse der PISA- KIGGS- und IGLU-Studien sowie die des ersten und zweiten Kinder-
und Jugendsportberichts) durch die nicht speziell auf Bewegungserziehung spezialisierten
Kindergaumlrten erhaumlrtet die Schlussfolgerung dass auch Bewegungskindergaumlrten tendenziell
sozialgeografisch bevorzugt situiert und ausgestattet sind und die bdquosoziale Schwelleldquo des
Sports transportieren Die ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten wuumlrden bei noch
staumlrkerer Zustimmung zur Fragestellung die Positionierung des eigenen Kindergartens in
Frage stellen Denn zweifellos waumlren Bewegungskindergarten aus einer Kompensationslogik
heraus betrachtet idealer Weise in Stadtzentren positioniert
Die schwache Zusammenhangserwartung von bildungsfernen und finanzschwachen
Haushalten mit Bewegungsmangel muumlsste den ErzieherInnen hingegen zur idealen
Bekaumlmpfung von Bewegungsmangel in beiden Kindergartenformen speziell verdeutlicht
werden Ebenso ist grundsaumltzlich zu uumlberlegen wie durch eine problemorientierte Verteilung
der finanziellen Mittel sozialpolitisch entgegengesteuert werden kann (siehe hierzu auch
konzeptionelle Forderungen 321 42 43)
180-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
180
Tab 336
Ein von Bewegungsmangel betroffenes Kind wohnt oumlfter in Stadtzentren als auf dem Land (B4)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
Bewegungskindergarten 257 552 86 71 33 1000
Kindergarten 232 591 134 24 18 1000
Gesamt 246 570 107 51 27 1000
Tab 337
Ein von Bewegungsmangel betroffenes Kind hat oumlfter Eltern ohne als mit Schulabschluss (B5)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
Bewegungskindergarten 18 104 402 268 207 1000
Kindergarten 37 154 397 213 199 1000
Gesamt 27 127 400 243 203 1000
Tab 338
Ein von Bewegungsmangel betroffenes Kind hat oumlfter kein eigenes Zimmer (B6)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht
zu
Bewegungskindergarten 28 229 358 268 117 1000
Kindergarten 20 242 416 235 87 1000
Gesamt 24 235 384 253 104 1000
181-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
181
323 Konzeptabhaumlngige Unterschiede bei der Wertschaumltzung motorischer Tests
Bezuumlglich der Ausbildung zur Erfassung des motorischen Entwicklungsstandes durch
motorische Tests geben ErzieherInnen in Bewegungskindergaumlrten viel haumlufiger als die
ErzieherInnen der Vergleichsgruppe an diesbezuumlglich durch Experten angeleitet worden zu
sein Diese Aussage stuumltzt die Ergebnisse der ausgepraumlgteren strukturellen Anbindung der
ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten an bewegungserzieherische Wissensressourcen
Bezuumlglich der Professionalisierung als Qualitaumltsmerkmal haben die Bewegungskindergaumlrten
somit einen deutlichen Qualitaumltsvorsprung denn angemessene Dokumentation und Diagnose
im fruumlhen Lebensalter beinhalten zahlreiche positive Anschlussoptionen im Sinne eines
ganzheitlichen oumlkologischen Gesundheitsverstaumlndnisses (vgl auch Kap 214 Kap 233 und
Kap 24) Hieraus erwaumlchst die Forderung die ErzieherInnenausbildung wissenschaftlich
aufzuwerten und Analyse- Diagnostik- und Testverfahren zur Ermittlung von Auffaumllligkeiten in
die Ausbildung zu integrieren
Tab 339
Die Erfassung der Bewegungsfertigkeiten durch spezielle Tests erlernte ich durch Fachleute (C6)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
Bewegungskindergarten 206 305 166 130 193 1000
Kindergarten 163 192 145 192 308 1000
Gesamt 187 256 157 157 243 1000
182-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
182
324 Konzeptabhaumlngige Unterschiede bei der Beurteilung der Art der Erfassung des
motorischen Entwicklungsstandes
Bzgl Praumlferenzen der ldquoEinschaumltzungsartldquo des motorischen Entwicklungsstandes (vgl Tab
340) geben ErzieherInnen aus Bewegungskindergarten etwas haumlufiger an auf normierte
Beobachtungen zuruumlckzugreifen und viel haumlufiger (wenn auch auf uumlbersichtlichem Niveau) als
die Vergleichsgruppe dass die Einschaumltzung durch Experten vorgenommen wird die dazu in
die Einrichtung kommen (vgl Tab 341) Dieses Ergebnis verweist auf eine etwas houmlhere
bewegungserzieherische Professionalisierung und wesentlich ausgepraumlgtere Vernetzung mit
qualifizierten bewegungserzieherischen Wissensressourcen der ErzieherInnen im
Bewegungskindergarten Letzteres deutet sich ja auch unter 323 bereits an
Vor dem Hintergrund des Ausmaszliges der beschriebenen Bewegungsmangelproblematik ist
jedoch eine generelle Ausweitung der Zusammenarbeit mit Experten zu einer systematischen
Ressourcenoptimierung wuumlnschenswert und muumlsste in ein Vernetzungskonzept eingeflochten
werden (vgl dazu auch Kap 4243)
Tab 340
Der motorische Entwicklungsstand wird eingeschaumltzt durch Beobachtungen vom Kind in speziellen Bewegungssituationen (D3)
Gesamt
stimme voll zu stimme eher zu bin unentschieden
stimme eher nicht zu
Bewegungskindergarten 741 250 5 5 1000
Kindergarten643 304 36 18 1000
Gesamt 698 273 18 10 1000
Tab 341
Der motorische Entwicklungsstand wird eingeschaumltzt durch Expertenurteile von Personen die dafuumlr in die Einrichtung kommen (D7)
Gesamt
stimme voll zu stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht
zu
stimme voll zu
Bewegungskindergarten157 210 110 171 352 1000
Kindergarten76 133 95 329 367 1000
Gesamt 122 177 103 239 359 1000
183-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
183
325 Konzeptabhaumlngige Unterschiede bei der Beurteilung der Art des Umgangs mit
Bewegungsauffaumllligkeiten
ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten sind zudem bzgl der Einschaumltzung von
Bewegungsauffaumllligkeiten durchweg haumlufiger der Ansicht dass Bewegungsauffaumllligkeiten im
Kindergarten therapierbar sind (vgl Tab 342) und geben dementsprechend auch zahlreicher
an dass Bewegungsauffaumllligkeiten dort ldquoangegangenldquo werden koumlnnen (vgl Tab 343)
Auch sind ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten ausgepraumlgter davon uumlberzeugt Indizien
fuumlr Bewegungsauffaumllligkeiten selbst zu bemerken (vgl Tab 344) Sie weisen ebenso haumlufiger
richtig auf die Tatsache hin dass sich Bewegungsauffaumllligkeiten nicht mit einem Blick
feststellen lassen (vgl Tab 345) und sehen haumlufiger richtig die Zusammenhaumlnge von
Bewegungsauffaumllligkeiten mit einer gestiegenen Unfallgefahr (vgl Tab 346)
Diese Itembeantwortung hat besondere Bedeutung und ist ein eindeutiges Qualitaumltsindiz der
Bewegungskindergaumlrten denn die ErzieherInnen weisen sich damit eine verantwortliche Rolle
auf der Basis eines realistischen Anspruchsniveaus zu und zeigen ein realistisches Maszlig der
Selbstwirksamkeit bei der Bearbeitung der Bewegungsmangelproblematik
Insgesamt kumulieren die Antworten zum Umgang mit Bewegungsauffaumllligkeiten zu einem
Hinweis auf die gesteigerte Auseinandersetzung mit motorischen Testverfahren und der
Diagnostik seitens der Bewegungskindergaumlrten (insbesondere Tab 344) und geben in
Zusammenhang mit den strukturellen Ergebnissen gesteigerter Fortbildungsaktivitaumlt einen
houmlheren Qualitaumltseindruck bzgl ausgepraumlgterer bewegungserzieherischer Profession der sich
auch unter Kap 323 und Kap 324 andeutet Somit schlieszligt sich im Abgleich mit dem in der
Ausbildung des LSB vermittelten Diagnosebaustein das Postulat nach einer wissenschaftlich
orientierten Ausbildung der ErzieherInnen an Da Probleme nicht nur im Bewegungsbereich
sondern zB auch im sprachlichen Bereich existieren waumlre es selbstverstaumlndlich
wuumlnschenswert die Ausbildung auf Universitaumltsniveau anzuheben
Tab 342
Bewegungsauffaumllligkeiten koumlnnen in der KiTa im KiGa behandelt werden (E2)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
Bewegungskindergarten 443 289 140 60 68 1000
Kindergarten 333 289 189 117 72 1000
Gesamt 395 289 161 84 70 1000
184-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
184
Tab 343
Bewegungsauffaumllligkeiten werden bei uns im ganz normalen KiTaKiGa-Alltag behandelt (E4)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unentschied
en
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
Bewegungskindergarten 253 433 176 64 73 1000
186 401 186 147 79 1000
Gesamt 224 420 180 100 76 1000
Tab 344
Bewegungsauffaumllligkeiten werden nicht am haumlufigsten von den Eltern bemerkt (E6)Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
weiszlig nicht
Bewegungs-kindergarten
246 564 174 8 8 1000
Kindergarten 240 432 295 11 5 16 1000
Gesamt 243 506 227 10 2 12 1000
Tab 345
Bewegungsauffaumllligkeiten kann ich nicht mit einem Blick feststellen (E7) Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unentschied
en
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
Bewegungskindergarten 174 349 336 85 55 1000
Kindergarten 111 350 328 183 28 1000
Gesamt 147 349 333 128 43 1000
Tab 346
Bewegungsauffaumllligkeiten erhoumlhen die Gefahr von Unfaumlllen (E9) Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unentschiede
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
Bewegungskindergarten 309 425 167 69 30 1000
Kindergarten 198 435 237 107 23 1000
Gesamt 261 429 198 85 27 1000
185-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
185
326 Konzeptabhaumlngige Unterschiede bei der Wertschaumltzung der Bedingungen fuumlr den
erfolgreichen Erwerb von Bewegungsfertigkeiten
Trotz enger konzeptioneller Vorgaben des LandesSportBundes NRW und ausgepraumlgter
Werbung an Hand eines auf Bewegung aufgebauten multidimensionalen Konzeptes von
Bewegungskindergaumlrten sehen ErzieherInnen in Bewegungskindergaumlrten innerhalb der
Prioritaumltensetzung uumlberraschender Weise haumlufiger die Wichtigkeit struktureller vor
konzeptionellen Bedingungen zum Erwerb vielseitiger Bewegungsfertigkeiten (vgl Tab 347)
Dies ist ein qualitaumltsmindernder Hinweis auf einen unverbindlichen Umgang mit den
bewegungserzieherischen konzeptionellen Vorgaben im Vergleich zu ihren KollegInnen Denn
dementsprechend koumlnnten ErzieherInnen argumentieren dass bspw ein zu kleiner
Bewegungsraum jegliche Bewegungsanreize hemmt und sich somit an Stelle durch
Einfallsreichtum aktiv anzuregen und kompensatorisch einzuwirken eine passive Rolle
zuweisen die mit den strukturellen Gegebenheiten entschuldigt wird
Hier gilt es seitens des LSB darauf zu achten dass sich das Engagement der ErzieherInnen
nicht in Korrrelation verbesserter Strukturqualitaumlt verringert sondern dass die aktive Rolle der
ErzieherInnen herausgestellt wird
Tab 347
Zum erfolgreichen Erwerb vielseitiger Bewegungsfertigkeiten sind Materialvielfalt und raumlumliche Gegebenheiten wichtiger als Konzepte (F5)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
Bewegungskindergarten 208 331 212 195 55 1000
Kindergarten 121 286 275 253 66 1000
Gesamt 170 311 239 220 60 1000
Allerdings sind ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten haumlufiger der Ansicht dass spontane
Bewegungsspiele allein nicht ausreichen um vielseitige Bewegungsfertigkeiten zu erlangen
(vgl Tab 348)
Entgegen des Beliebigkeitseindruckes von Tab 347 kommt hier ein qualitaumltsorientiertes
Wissen und eine weitere Professionalisierungstendenz zum Ausdruck
186-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
186
Tab 348
Zum erfolgreichen Erwerb vielseitiger Bewegungserfahrungen reichen spontane Bewegungsspiele nicht aus (F8)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unentschieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
Bewegungskindergarten 385 521 90 4 - 1000
Kindergarten306 574 98 22 - 1000
Gesamt 350 544 94 12 - 1000
Schlieszliglich sehen ErzieherInnen in Bewegungskindergaumlrten haumlufiger eine
Anregungsnotwendigkeit damit Kinder Bewegungsfertigkeiten erlernen (vgl Tab 349) Auch
diese Einstellung spiegelt wissenschaftliche Anliegen an eine qualitative Bewegungserziehung
wider
Tab 349
Zum erfolgreichen Erwerb vielseitiger Bewegungsfertigkeiten brauchen die Kinder besondere Anregungen (F1)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme garnicht zu
weiszlig nicht
Bewegungs-kindergarten
413 319 136 60 68 4 1000
Kindergartenn 332 370 125 98 76 1000
Gesamt 377 341 131 76 72 2 1000
Somit laumlsst sich insgesamt schlussfolgern dass die ErzieherInnen bzgl der Wertschaumltzung der
Bedingungen fuumlr den erfolgreichen Erwerb von Bewegungsfertigkeiten insgesamt ldquorichtigerldquo
und professioneller antworten Allerdings muss der LSB bei der Ausbildung darauf achten die
Bedeutung der aktiven Rolle der ErzieherInnen in den Vordergrund zu stellen
187-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
187
327 Konzeptabhaumlngige Unterschiede bei der Beurteilung erwarteter Effekte
regelmaumlszligiger Bewegung
ErzieherInnen in Bewegungskindergaumlrten sind staumlrker davon uumlberzeugt dass Bewegung keinen
Einfluss auf das Konkurrenzverhalten von Kindern hat (vgl Tab 350) und sehen auch eine
konsequentere unfallpraumlventive Bedeutung der Bewegungserziehung (vgl Tab 351) Ersteres
ist ein sportwissenschaftliches Indiz fuumlr ein modernes Bewegungsverstaumlndnis jenseits des
traditionellen Sportartenkonzeptes letzteres ein Indiz dass Bewegung auch richtigerweise als
positive Ressource wahrgenommen wird Somit laumlsst sich schlussfolgern dass das
Sportartenkonzept als selbst in der Schule erlebtes Konzept von Sport von vielen ErzieherInnen
in den Kindergaumlrten angewendet wird Hier muss ein modernes Konzept von Bewegung wie es
bspw mit dem mehrperspektivischem Konzept von Bewegung von Renate Zimmer beschrieben
wird gegensteuern (vgl dazu auch 232)
Tab 350
Regelmaumlszligige Bewegung foumlrdert nicht das Konkurrenzverhalten der Kinder (I5) Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
weiszlig nicht
Bewegungs-kindergarten
500 224 155 65 43 13 1000
Kindergarten 425 298 160 72 39 6 1000
Gesamt 467 257 157 68 41 10 1000
Tab 351
Regelmaumlszligige Bewegung steigert nicht die Unfallraten im Kindergarten (I9) Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
weiszlig nicht
Bewegungs-kindergarten
714 179 56 30 17 4 1000
Kindergarten 641 223 87 22 11 16 1000
Gesamt 682 199 69 26 14 10 1000
188-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
188
328 Konzeptabhaumlngige Unterschiede im Umgang mit der Vermittlung von
Bewegungsfertigkeiten
ErzieherInnen in Bewegungskindergaumlrten sind entschiedenere AnhaumlngerInnen einer
fruumlhzeitigen Bewegungsfoumlrderung (vgl Tab 352)
Tab 352
Zur erfolgreichen Vermittlung von vielseitigen Bewegungsfertigkeiten reicht es nicht aus Kinder diesbezuumlglich im letzten KiTaKiGa-Jahr zu foumlrdern (L2)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
weiszlig nicht
Bewegungs-kindergarten
840 135 8 8 8 1000
Kindergarten 793 190 11 6 1000
Gesamt 820 159 5 10 2 5 1000
Dabei achten die ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten staumlrker darauf dass das Alter der
Kinder nicht eindeutig die Lernausgangslage wiedergibt (vgl Tab 353) sondern orientieren
sich eher an an Zimmers wissenschaftliche Postulate anknuumlpfende und fertigkeitsbezogene
flexiblere Bedingungskonstellationen der Bewegungserziehung
Tab 353
Zur erfolgreichen Vermittlung von vielseitigen Bewegungsfertigkeiten beachte ich dass das Alter nicht eindeutig die Lernausgangslage vorgibt (L3)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
weiszlig nicht
Bewegungs-kindergarten
218 231 170 183 183 13 1000
Kindergarten 153 226 147 237 203 34 1000
Gesamt 190 229 160 207 192 22 1000
189-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
189
Die ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten sind zudem wesentlich uumlberzeugter davon dass
zur erfolgreichen Vermittlung von vielseitigen Bewegungsfertigkeiten sowohl die in der
Ausbildung erworbenen didaktisch-methodischen Kenntnisse (vgl Tab 354) als auch die
Empfehlungen der Bildungsvereinbarung NRW nicht ausreichen (vgl Tab 355) Dies steht im
Einklang mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen (vgl gesamtes Kap 2)
Tab 354
Zur erfolgreichen Vermittlung von vielseitigen Bewegungsfertigkeiten reichen die in der Ausbildung erworbenen didaktisch-methodischen Kenntnisse nicht aus (L4)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
weiszlig nicht
Bewegungs-kindergarten
559 352 47 25 17 1000
Kindergarten 372 467 83 39 17 22 1000
Gesamt 478 401 63 31 7 19 1000
Tab 355
Zur erfolgreichen Vermittlung von vielseitigen Bewegungsfertigkeiten reichen die Hinweise der Bildungsvereinbarung NRW nicht aus (L6)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
weiszlig nicht
Bewegungs-kindergarten
392 358 155 13 13 69 1000
Kindergarten 243 407 203 34 6 107 1000
Gesamt 328 379 176 22 10 86 1000
Die Itembeantwortung stuumltzt das Konzept des LSB In weiten Teilen kann es in das
Schulcurrriculum uumlbernommen werden Verknuumlpfungsmoumlglichkeiten und konzeptionelle
Vorschlaumlge zur dynamischen Verbesserung bestehender bewegungserzieherischer Ansaumltze
befinden sich zusammengefasst unter 42 und 43
Zudem verlangt die Vermittlung vielseitiger Bewegungserfahrungen in
Bewegungskindergaumlrten haumlufiger ein angemessenes Zeitbudget und die Einsicht in
Fortbildungsnotwendigkeit (Tab 356 und 357) Die Antworten der Tabellen 352 bis 357
verweisen auf ein Qualitaumltsmerkmal dass sich aus der Konzeption des
Bewegungskindergartens ergibt
190-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
190
Tab 356
Zur erfolgreichen Vermittlung von vielseitigen Bewegungserfahrungen ist in der Aufgabenvielfalt unserer Einrichtung genuumlgend Zeit uumlbrig (L8)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
weiszlig nicht
Bewegungskindergarten
347 301 110 89 148 4 1000
Kindergarten 168 302 168 207 145 11 1000
Gesamt 270 301 135 140 147 7 1000
Tab 357
Zur erfolgreichen Vermittlung von vielseitigen Bewegungserfahrungen ist eine Fortbildung notwendig (L9)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
weiszlig nicht
Bewegungs-kindergarten
581 254 89 38 30 1000
Kindergarten 461 322 122 50 28 17 1000
Gesamt 529 284 103 43 29 12 1000
329 Konzeptabhaumlngige Unterschiede bei der Aumluszligerung von Gestaltungspraumlferenzen der
offenen Bewegungsangebote
Kindern in Bewegungskindergaumlrten werden beim Zugang zu Bewegungsraum (vgl Tab 358)
und Materialien (359) sowie bei der Beteiligung an Raumumgestaltungsmaszlignahmen (vgl Tab
360) und Materialneuanschaffungen (vgl Tab 361) im Sinne einer qualitativen und
demokratischen Bewegungserziehung groumlszligere Freiheitsgrade zugestanden Hier kommt ein
qualitativ wertvolleres und lernwirksam bedeutungsvolleres offenes konstruktivistisches
didaktisch modernes und demokratisches Bildungsverstaumlndnis zum Ausdruck wie es in der
aktuellen Debatte der Paumldagogik der fruumlhen Kindheit postuliert wird
Tab 358
Offene Bewegungsangebote zeichnen sich dadurch aus dass der Bewegungsraum nicht nur fuumlr einige Kinder zugaumlnglich ist (N2)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
weiszlig nicht
Bewegungs-kindergarten
247 260 87 190 199 17 1000
Kindergarten 150 168 60 246 365 12 1000
Gesamt 206 221 75 214 269 15 1000
191-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
191
Tab 359
Offene Bewegungsangebote zeichnen sich dadurch aus dass sich die Kinder die Materialien selbst holen duumlrfen (N3)
Gesamt
stimme voll zu
stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
weiszlig nicht
Bewegungs-kindergarten
372 312 111 145 60 1000
Kindergarten 232 339 173 167 83 6 1000
Gesamt 313 323 137 154 70 2 1000
Auch hier kann die schulische Ausbildung vom Konzept des LSB lernen und profitieren (vgl
dazu 42 und 43)
Tab 360
Offene Bewegungsangebote zeichnen sich dadurch aus dassRaumumgestaltungen nicht alleinige ErzieherInnensache sind (N4)
Gesamt
stimme voll zu stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
weiszlig nicht
Bewegungs-kindergarten
528 386 69 4 9 4 1000
Kindergarten 425 455 66 54 1000
Gesamt 485 415 68 25 5 3 1000
Tab 361
Offene Bewegungsangebote zeichnen sich dadurch aus dass Materialneuanschaffungen nicht alleinige Sache der Erzieherinnen ist (N7)
Gesamt
stimme voll zu stimme eher zu
bin unent-schieden
stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu
weiszlig nicht
Bewegungs-kindergarten
186 346 208 173 61 26 1000
Kindergarten 107 385 201 231 71 6 1000
Gesamt 153 363 205 198 65 18 1000
192-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
192
3210 Resuumlmee der Betrachtung der Items die in Abhaumlngigkeit des Konzeptes der
Einrichtung unterschiedlich beantwortet werden
Insgesamt beantworten die ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten die ausgewaumlhlten
Items in Bezug auf eine professionelle und qualitative Bewegungserziehung eine Tendenz
ldquobesserldquo richtiger und realistischer als die Vergleichsgruppe
Dies spiegelt sich in der Wahrnehmung der eigenen Person als Kompensationsquelle
bewegungsfeindlicher Lebensweltveraumlnderungen der Kinder wie bspw
Verinselungstendenzen (vgl bspw Tab 333 ndash 335) wider Zudem offenbart sich in der
Beantwortung der Items ein houmlheres Selbstwirksamkeitsgefuumlhl bei der Problembehebung
des Bewegungsmangels (vgl bspw Tab 342 und 348) welches auf einem im Vergleich
zur Kontrollgruppe realistischerem Anspruchsniveau bzgl der Einschaumltzung diagnostischer
(vgl bspw Tab 344 und 345) und praumlventiver (vgl bspw Tab 351 352 und 353)
Beeinflussungsmoumlglichkeiten fuszligt Auszligerdem betonen die ErzieherInnen der
Bewegungskindergaumlrten eine groumlszligere Fortbildungsbereitschaft (vgl bspw Tab 357) So
kommt auch staumlrker zum Ausdruck dass die in der Ausbildung erworbenen
bewegungserzieherischen Kenntnisse sowie die Empfehlungen der Bildungsvereinbarung
NRW fuumlr eine anspruchsvolle Bewegungserziehung nicht ausreichen und dass in der
paumldagogischen Arbeit uumlber die dort gelernten und verankerten Standards hinausgegangen
wird Ein wichtiger Baustein dabei ist die Tatsache dass die ErzieherInnen der
Bewegungskindergaumlrten haumlufiger angeben ein angemessenes Zeitbudget fuumlr eine
wirkungsvolle Bewegungserziehung zu besitzen
Uumlberraschend ist dabei zudem dass sich Bewegungskindergaumlrten trotz der groumlszligeren Naumlhe
zu Sportvereinen staumlrker vom Sportartenkonzept distanzieren als die Vergleichsgruppe (vgl
bspw Tab 358 Tab 359 Tab 360 Tab 361) und sich ausgepraumlgter zu demokratischer
offener und konstruktivistischer Paumldagogik bekennen
Dabei verwundert allerdings dass die ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten trotz
haumlufiger qualitativerer Antworten als die Vergleichsgruppe den Zusammenhang von
Wohnlage mit Bewegungsmangel nicht so ausgepraumlgt wahrnehmen (vgl bspw 336 und
338) Ggfs koumlnnte es sich hier um ein taktisches Antwortverhalten handeln da den
fortgebildeten ErzieherInnen vermutlich selbst aufgefallen ist dass die
Bewegungskindergaumlrten nicht dort platziert sind wo sie am besten wirken (vgl auch
Resuumlmee 314) Das ist auch ein wichtiges Gesamtergebnis dieser Untersuchung So ist
anzuraten grundsaumltzlich zu uumlberlegen wie durch eine problemorientiert veranlasste
193-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
193
Verteilung der finanziellen Mittel sozialpolitisch entgegengesteuert werden kann denn in
vielen Bildungsbereichen deuten sich zunehmend sozial bedingte
Bildungsdiskriminierungen an
Es verwundert bei den Bewegungskindergaumlrten dass die zwar vergleichsweise
ausgepraumlgtere Zusammenarbeit mit Experten (341) absolut nicht wesentlich houmlhere Werte
erzielt da diese im Konzept festgeschrieben ist (vgl Kap235)
Eine eventualisierende Note erhaumllt das Konzept auch durch die haumlufige Aussage der
ErzieherInnen in Bewegungskindergaumlrten dass strukturelle Bedingungen wie bspw
Raumgroumlszlige (vgl Tab 347) wichtiger als konzeptionelle Programme angesehen werden
Dies koumlnnte zumindest auf einen durch schlechte Rahmenbedingungen geschaumlrften
paumldagogischen Pragmatismus hinweisen
Zusammenfassend laumlsst sich jedoch feststellen dass sich das Konzept der anerkannten
Bewegungskindergaumlrten in NRW im Antwortverhalten eindeutig bemerkbar macht Die
ermittelten Unterschiede dienen als Anregung fuumlr die Entwicklung neuer kooperativer
Ansaumltze in der ErzieherInnenaus- und -weiterbildung (siehe dazu besonders Kap 4243)
Einige Items wurden in Abhaumlngigkeit des Konzeptes nicht signifikant unterschiedlich
beantwortet Dies koumlnnte innerhalb der Explorationsstudie mehrere Ursachenstaumlmme
besitzen Aumlhnliche Antwortmuster koumlnnte dadurch beguumlnstigt werden dass auch die
Vergleichsgruppe als angepasste Stichprobe ein im Stichprobe kennzeichnenden NRW-
Vergleich exklusives Ausbildungsniveau besitzt und konzeptimmanente Unterschiede bis
zu einem gewissen Grad nivelliert werden Zudem muss beruumlcksichtigt werden dass alle
ErzieherInnen die Fachschule fuumlr Sozialpaumldagogik als Schnittmenge durchlaufen haben
Das nicht alle konzeptionellen Vorgaben des bdquojungen Konzeptesldquo in einem
unterschiedlichen Antwortverhalten wieder zu finden sind kann neben der
Fragebogenkonstruktion der Explorationsstudie auch weitere Gruumlnde haben
Haumlufig zeigt sich dass trotz forcierter Verfolgung eines Konzeptes
Implementationsverzuumlge (konzeptionelle Aumlnderungen kommen erst spaumlter in den
Einrichtungen an) Rezeptionswiderstaumlnde (Teile von konzeptionellen Erneuerungen
werden bewusst ignoriert) Substanzverluste und Umsetzungsprobleme bspw durch
strukturelle Probleme (bspw zu wenig Raum fuumlr Bewegungserziehung) sowie didaktische
Verselbststaumlndigungen als das Konzept verzoumlgernde veraumlndernde oder verhindernde
Einfluumlsse auftreten und konzeptionelle Unterschiede im Fragebogen nicht messbar machen
194-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
194
So koumlnnte auch vermutet werden dass der bdquoAnerkannte Bewegungskindergarten LSB
NRWldquo als junges Konzept aus og Gruumlnden noch nicht ganzheitlich in der Praxis
angekommen ist Hier sind auf der Basis der ermittelten Daten weitere wissenschaftliche
Untersuchungen notwendig
195-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
195
34 Identifikation ausgewaumlhlter Orientierungstypen und ihre Verteilung auf die
unterschiedlichen Kindergartentypen
Gruppiert man das Antwortverhalten der ErzieherInnen lassen sich mit Hilfe einer
Clusterzentrenanalyse verschiedene Typen bzw unterschiedliche Orientierungsmuster fuumlr
das Handeln erkennen und typisieren
bdquoEine Clusteranalyse dient allgemein dazu eine Menge von Objekten in Gruppen (Cluster) zu unterteilen wobei jede Gruppe in sich moumlglichst homogen und die Gruppen untereinander moumlglichst heterogen sein solltenldquo (Brosius 2004 685)
Dabei interessiert im Sinne dieser Vergleichsstudie besonders wie sich identifizierte
Orientierungstypen auf beide Stichproben verteilen
Typen bzw Orientierungsgrundlagen koumlnnen anhand homogenen Antwortverhaltens
gegenuumlber einer Vielzahl von Items identifiziert und als Gruppe mit einem Namen benannt
werden Dabei lassen sich Antwortschemata (in Bezug auf aktuelle wissenschaftliche
Fachdebatten) bzgl vollkommener Zustimmung (bdquostimme voll zuldquo und durchgaumlngige
Itembeantwortung in eine zustimmende Richtung) latenter Zustimmung (bdquostimme eher zuldquo
und uumlberwiegende Itembeantwortung in eine zustimmende Richtung) und Ablehnung
(bdquostimme gar nicht zuldquo und Itembeantwortung in eine ablehnende Richtung) unterscheiden
Ein Beispiel zur Identifikation einer grundlegenden Orientierung
Die Fragen des Fragebogens wurden so gewaumlhlt dass sich bspw aus dem Fragebereich
bdquoBewegungsbezogener Alltag der Kinder auszligerhalb der Einrichtungldquo durch die
Uumlberpruumlfung einer Antwortkette (Itembatterie) die Anerkennung bzw Ablehnung der
Verinselungstheorie von Kindheit (vgl Kap 1) ableiten laumlsst
Folgendes Antwortmuster (Tab 365) wuumlrde bspw einen ldquoidealtypischen Anhaumlngerldquo
(oranger Rahmen) bzw ldquoidealtypischen Skeptikerldquo (gruumlner Rahmen) der
Verinselungstheorie ausweisen
Tab 365 Idealtypisches Antwortverhalten im Bezug auf die Verinselungstheorie der Kindheit
(s) (stimme voll zu) (stimme eher zu) (bin unentschieden) (stimme eher nicht zu) (stimme gar nicht zu) (weiszlig nicht)
A Bewegungsbezogener Alltag der Kinder auszligerhalb der Einrichtung Meiner Meinung nach sind 56-Jaumlhrige in ihrer Freizeit heutehellip u oumlfter drauszligen als drinnen
v oumlfter unbeaufsichtigt als beaufsichtigt
w oumlfter mit Spielkameraden zusammen als alleine
x oumlfter Fuszliggaumlnger (Radfahrer) als Bus- und Beifahrer
taumlglich mehrstuumlndig Medienkonsumenten
taumlglich mehrstuumlndig bewegungsaktiv
mehr als 1xWoche Teilnehmer organisierter Bewegungsangebote (Turnen etc)
mehr als 1xWoche mit ihren Eltern zusammen bewegungsaktiv
oumlfter uumlbermaumlszligig beschuumltzt (duumlrfen bspw nicht nach bdquodrauszligenldquo) als vor 10 Jahren
196-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
196
Nun kann man unterschiedliche Typen festlegen und die Vergleichsgruppen auf
heterogenes bzw homogenes Antwortverhalten hin untersuchen Natuumlrlich lassen sich nicht
alle Teilnehmer der Stichprobe in die Cluster einteilen deshalb weisen die folgenden
Tabellen aus wie viele bdquoElementeldquo der Stichprobe sich als Schnittmenge dem
beschriebenen Cluster zuweisen lassen
Somit erhaumllt man Einblicke in konzeptabhaumlngige ErzieherInnenorientierungen innerhalb
der Bewegungserziehung die diese zur Komplexitaumltsreduktion Handlungslegitimation
Entscheidungsvereinfachung und Wirklichkeitskonstruktion nutzen und die als Handlungs-
grundlagen interpretiert werden koumlnnen (vgl hierzu auch Kap 236)
Die Untersuchung der unterschiedlichen Fragebereiche fuumlhrte zu den im Folgenden
beschriebenen Gruppenbezeichnungen und Verteilungen
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197
341 Die Wertschaumltzung der Verinselungstheorie absolut und im konzeptabhaumlngigen
Vergleich
Die Clusterbildung bzgl der Verinselungstendenz (vgl Kap 211 und
Beispielbeschreibung im vorhergehenden Kap33) inkludiert sehr viele Faumllle und besitzt
dadurch eine starke Aussagekraft
So kann bei solchen Clustern davon ausgegangen werden dass Kernorientierungen der
Erzieherinnen (vgl Kap 236d) beruumlhrt werden die diese als normative Fluchtpunkte zur
paumldagogischen Inszenierung der Bewegungserziehung nutzen Diese koumlnnen sich wie
durch die Cluster abgebildet bzgl ihrer inkludierten Wissensvorraumlte oder Meinungen stark
unterscheiden
Die Anzahl der bdquoSkeptikerInnen der Verinselungstheorieldquo ist bei den herkoumlmmlichen
Kindergaumlrten die Anzahl der bdquoAnhaumlnger der Verinselungstheorieldquo bei den
Bewegungskindergaumlrten am houmlchsten
Da auch die Anzahl der ldquolatenten AnhaumlngerInnenldquo der Verinselungstheorie bei den
Bewegungskindergaumlrten uumlberwiegt ist diese als Kompensationsmotivation zu bewertende
ErzieherInnenorientierung ein Qualitaumltsvorsprung des Bewegungskindergartens Denn
diese die Realitaumlt widerspiegelnde Wissensressource ist als guumlnstige Ausgangsmotivation
zu begruumlndetem bewegungserzieherischem Handeln zu bewerten Dieses Ergebnis flieszligt
auch in die unter Kap 41 zusammengefassten konzeptionellen Ableitungen
Schlussfolgerungen und Forderungen ein
Tab 366 Anerkennung der Verinselungstheorie (gesamte Stichprobe FallanzahlCluster)
Cluster 1 bdquoAnhaumlngerInnen der Verinselungstheorieldquo 116
2 bdquolatente AnhaumlngerInnen der Verinselungstheorieldquo 139
3 bdquoSkeptikerInnen der Verinselungstheorieldquo 114
Guumlltig 369
Fehlend 57
Tab 367 Anerkennung der Verinselungstheorie ( von Kindergartentyp )
Cluster-Nr des Falls Gesamt
1 2 3
Bewegungskindergarten 376 401 223 100
Kindergarten 240 347 413 100
Gesamt 314 377 309 100
198-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
198
342 Grad der Anerkennung des Vorhandenseins von
Bewegungsmangelerscheinungen absolut und im konzeptabhaumlngigen Vergleich
Etwas weniger aber immer noch ausreichend Faumllle inkludiert das Cluster das sich mit
Fragen zum tatsaumlchlichen Vorhandensein von Bewegungsmangelerscheinungen
auseinandersetzt Diese wurden ja auch in der Fachdebatte bis vor einigen Jahren
wiederholt in Zweifel gezogen sind aber mittlerweile als grundsaumltzliches Faktum
anzusehen (vgl Kap 213)
Die generellen SkeptikerInnen des Vorhandenseins von Bewegungsmangelerscheinungen
sind bei den Bewegungskindergaumlrten am geringsten Mit der vollkommenen Zustimmung
des Vorhandenseins von Bewegungsmangelerscheinungen liegen beide Kindergartentypen
mit 50 Zustimmung auf gleichem und sehr hohen Niveau die latenten Befuumlrworter des
Vorhandenseins von Bewegungsmangelerscheinungen uumlberwiegen auf Seiten der
Bewegungskindergaumlrten wiederum
Zusammen mit der geringen SkeptikerInnenzahl ergibt sich eine etwas houmlhere
Orientierungsqualitaumlt der Bewegungskindergaumlrten denn nur die Anerkennung des
Vorliegens solcher Mangelerscheinungen laumlsst auch ein offensives Einschreiten vermuten
Die konzeptionelle Schaumlrfung der Bewegungskindergaumlrten bzgl der Praumlvention von
Bewegungsmangelerscheinungen koumlnnte jedoch um eine positive Ausgangsorientierung zu
generieren konsequenter zu Tage treten Dieser Problematik wird in Kap 4 konzeptionell
begegnet
Tab 368 Einschaumltzung des Vorhandenseins von Bewegungsmangelmerkmalen (gesamte Stichprobe FallanzahlCluster)
Cluster 1 Durchgaumlngige BefuumlrworterInnen des Vorhandenseins typischer Merkmale von Bewegungsmangel
132
2 Latente BefuumlrworterInnen bzgl des Vorhandenseins typischer Merkmale von Bewegungsmangel
82
3 SkeptikerInnen des Vorhandenseins typischer Merkmale von Bewegungsmangel 43
Guumlltig 257
Fehlend 169
Tab 369 Einschaumltzung von Bewegungsmangelmerkmalen ( von Kindergartentyp )
Cluster-Nr des Falls Gesamt
1 2 3
Bewegungskindergarten 519 378 104 100
Kindergarten 508 254 238 100
Gesamt 514 319 167 100
199-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
199
333 Grad der Wertschaumltzung motorischer Diagnostik absolut und im
konzeptabhaumlngigen Vergleich
Motorische Diagnostik ist als das Herzstuumlck professioneller Bewegungserziehung
anzusehen denn erst sie ermoumlglicht angemessene und planvolle Maszlignahmen gegen
Bewegungsmangelerscheinungen Es gibt eine Vielzahl von Messinstrumenten die auch in
spielerischer Form in die paumldagogische Arbeit der Einrichtungen integriert werden koumlnnen
(vgl zB Kap 213) Erst motorische Diagnostik kann die motivationspsychologischen
Bausteine didaktischmethodisch reflektierter und nachhaltiger Sportpaumldagogik wie
individuelle Bezugsnormorientierung zur Anbahnung eines realistischen
Annspruchsniveaus und realistischer Selbsteinschaumltzung im Rahmen individuell passender
Bewegungsaufgaben gewaumlhrleisten (vgl auch Kap 253) Sie bildet also die Grundlage
wissenschaftlich begruumlndeten bewegungspaumldagogischen Handelns
Die groumlszligere Wertschaumltzung auch in Form durch Fortbildung geschulter ErzieherInnen
erfaumlhrt motorische Diagnostik in den Bewegungskindergaumlrten Diagnostik generell
ablehnende ErzieherInnen halten sich die Waage Die an Fortbildung interessierten Laien
der Vergleichsgruppen bilden ebenfalls eine sehr hohe Zahl und stuumltzen das Postulat nach
grundsaumltzlichen Fortbildungen in diesem wichtigen Bereich
Insgesamt zeigt sich ein weiterer Qualitaumltsvorsprung fuumlr die Bewegungskindergaumlrten
Wuumlnschenswert waumlre in diesem Zusammenhang wie mehrfach postuliert und in Kap 4
beschrieben eine generelle Anhebung der ErzieherInnenausbildung auf Universitaumltsniveau
oder mindestens eine durch Kooperationsmaszlignahmen gefoumlrderte engere Verzahnung mit
Methoden und Erkenntnissen der Wissenschaft und Forschung
Tab 370 Wertschaumltzung von motorischer Diagnostik (gesamte Stichprobe FallanzahlCluster)
Cluster 1 bdquoprofessionalisierte AnhaumlngerInnen und Ausfuumlhrende motorischer Diagnostikldquo 153
2 bdquoan motorischer Diagnostik interessierte jedoch unausgebildete LaienLaiinnen mit Fortbildungsinteresseldquo 107
3 bdquoden Nutzendas Anwenden motorischer Diagnostik in Frage stellende ZweiflerInnen ohne Fortbildungsinteresseldquo
70
Guumlltig 330
Fehlend 96
Tab 371 Wertschaumltzung von motorischer Diagnostik ( von Kindergartentyp)
Cluster-Nr des Falls Gesamt
1 2 3
Bewegungskindergarten 521 255 223 100
Kindergarten 387 415 197 100
Gesamt 464 324 212 100
200-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
200
334 Grad der Anwendung motorischer Diagnostik absolut und im
konzeptabhaumlngigen Vergleich
Die Wertschaumltzung motorischer Diagnostik (vgl Kap 333) ist allerdings ausgepraumlgter als
die tatsaumlchliche Anwendung in der Idealform (vgl zB Kap 213)
Das wirkliche Anwenden der planvollen Vorgehensweise auf Grund ermittelter Normwerte
haumllt sich bezuumlglich der zustimmenden Akteure in den Prozentzahlen verhaltener als die
allgemein geaumluszligerte Wichtigkeit Jedoch zeigen sich hier in Abhaumlngigkeit der
konzeptionellen Zugehoumlrigkeit deutliche Unterschiede
Hier kommt zum Ausdruck dass Annahmen Uumlberzeugungen persoumlnliche Konstrukte und
subjektive Theorien nicht gleichbedeutend mit Handlungen sind jedoch die Richtung und
Tendenzen der Handlung in einer geeignet groszligen Stichprobe vorgeben und repraumlsentieren
koumlnnen
Nahezu doppelt so haumlufig wie die ErzieherInnen der Vergleichsgruppe (aber absolut nicht
einmal die Haumllfte der Beschaumlftigten) geben die ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten
an nach wuumlnschenswerten Standards vielseitig und mit Hilfe der Unterstuumltzung durch
Experten zu messen Verbluumlffend ist dass beinahe die Haumllfte der Vergleichsgruppe und
immerhin mehr als ein Drittel der ErzieherInnen in Bewegungskindergaumlrten angeben ganz
ohne motorische Diagnostik auskommen Wie auch unter Kap 333 geschlussfolgert ist
somit eine staumlrkere Aus-Fortbildung der ErzieherInnen in Richtung der Methoden von
Wissenschaft und Forschung anzustreben (siehe dazu auch Kap 4) Die Qualitaumlt der
Bewegungserziehung duumlrfte im Bewegungskindergarten dementsprechend stark schwanken
Tab 372 Anwendung motorischer Diagnostik (gesamte Stichprobe FallanzahlCluster)
Cluster 1 Fertigkeitsorientiert beobachtend vielseitig messend dokumentierend und auf Experten zuruumlckgreifend
107
2 Fertigkeitsorientiert beobachtend vielseitig messend dokumentierend nicht auf Experten zuruumlckgreifend
87
3 nicht fertigkeitsorientiert beobachtend nicht vielseitig messend nicht dokumentierend und nicht auf Experten zuruumlckgreifend
138
Guumlltig 332
Fehlend 94
Tab 373 Anwendung motorischer Diagnostik ( von Kindergartentyp)
Cluster-Nr des Falls Gesamt
1 2 3
Bewegungskindergarten 400 238 362 100
Kindergarten 224 293 483 100
Gesamt 322 262 416 100
201-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
201
335 bdquoBehandelbarkeitseinschaumltzungldquo als bdquoInterventionsmotivation von
Bewegungsauffaumllligkeitenldquo absolut und im konzeptabhaumlngigen Vergleich
Bewegungsauffaumllligkeiten nehmen auf Grund von Lebensweltveraumlnderungen zu (vgl zB
Kap 21 211 212 213 214) und sind zudem durch mehrperspektivische
Bewegungserziehung sowohl aus einer praumlventiven als auch rehabilitativen Perspektive
positiv beeinflussbar (vgl zB Kap 24 241 242 243 244 245)
Wenn dies nicht so waumlre wuumlrde die Existenz von Bewegungskindergaumlrten aus einer
systemisch-oumlkologisch lebensweltergaumlnzenden Perspektive heraus mit der konzeptionell
offensiv geworben wird von vorne herein keinen Sinn ergeben
Gerade die in den Bewegungskindergaumlrten taumltigen ErzieherInnen sollten diese
Uumlberzeugung dass Bewegungsauffaumllligkeitender behandelbar sind als Grundorientierung
besitzen da ansonsten nicht anzunehmen ist dass sie solche praumlventiven Maszlignahmen oder
diagnostisch begruumlndete Interventionen (vgl 334) vornehmen werden
Hier lassen sich deutliche konzeptabhaumlngige Unterschiede erkennen Dem oben
ausgewiesenen qualitativen Orientierungsmuster in Bezug auf eine bewegungserzieherische
Wirksamkeitseinschaumltzung entsprechen immerhin beinahe rund zwei Drittel der
Bewegungskindergaumlrten waumlhrend dies bdquonurldquo die Haumllfte der Vergleichsgruppe so
einschaumltzt Beinahe ein Drittel der Kindergaumlrten und immerhin ein Fuumlnftel der
Bewegungskindergaumlrten verfuumlgt nicht uumlber eine derartige Motivation was nach den
Erkenntnissen neuer Studien (vgl Kap 21) ein wirkliches Problem darstellt Diese Zahlen
muumlssen durch konzeptionelle Erweiterungen in der ErzieherInnenausbildung wesentlich
vermindert werden (siehe dazu Kap 4)
Tab 374 bdquoBehandelbarkeitseinschaumltzungldquo als Interventionsmotivation von Bewegungsauffaumllligkeitenldquo (gesamte Stichprobe FallanzahlCluster)
Cluster 1 sieht positive bdquoBehandlungsmoumlglich- und ndashnotwendigkeitldquo im Kindergartenalltag 223
2 ist unentschieden ob im Kiga bdquoBehandlungsmoumlglichkeitldquo besteht und gibt an diese kaum bis gar nicht im Alltag zu behandeln obwohl die Notwendigkeit gesehen wird
61
3 ist skeptisch dass Bewegungsauffaumllligkeiten im KiGa behandelbar sind sieht nur bedingteNotwendigkeit
101
Guumlltig 385
Fehlend 41
Tab 375 bdquoBehandlungldquo von Bewegungsauffaumllligkeitenldquo ( von Kindergartentyp)
Cluster-Nr des Falls Gesamt
1 2 3
Bewegungskindergarten 635 140 225 100
Kindergarten 503 184 313 100
Gesamt 579 158 262 100
202-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
202
336 Bewegungsmangel im Spannungsfeld der Wahrnehmung von Anlage und
Umwelt als Indikator fuumlr eine Interventionsmotivation absolut und im
konzeptabhaumlngigen Vergleich
Schon lange wird in vielen Bereichen der Medizin Paumldagogik und Psychologie um die
Dominanz von Anlage oder Umwelt bei Merkmalsauspraumlgungen unterschiedlichster Art
gestritten Nicht zuletzt wurzeln oder muumlnden diese Auseinandersetzungen in politische
Weltanschauungen und Zielsetzungen
Betrachtet man aber nuumlchtern die Untersuchungen zu Veraumlnderungen der motorischen
Leistungsfaumlhigkeit bei Kindern und Jugendlichen (vgl auch Kap 213) laumlsst sich mit
Sicherheit konstatieren dass die Bewegungsmangelerscheinungen kein Ergebnis
veraumlnderter Gene sondern Produkt einer veraumlnderten Umwelt (Lebenswelt) sind
Eine genetische Ursachenverortung ist somit aus der Perspektive der Professionsforschung
als ein Hinweis auf eine Wegdelegation der eigenen Zustaumlndigkeit zu verstehen weil eine
unmittelbare Handlungsfaumlhigkeit nicht als gegeben angesehen wird wodurch eine auf
Passivitaumlt ausgerichtete Leitbildvorstellung entsteht
Die Gruppe mit einer passiven Handlungsrechtfertigung ist gluumlcklicherweise relativ klein
jedoch deutlich nachweisbar Dabei verteilen sich die beiden ermittelbaren Cluster
uumlberraschenderweise sehr aumlhnlich und somit nahezu konzeptunabhaumlngig auf die beiden
Clusterstraumlnge Immerhin ein Fuumlnftel aller befragten ErzieherInnen weist sich durch die
anlagebedingte Interpretation von Bewegungsmangelerscheinungen eine passive Rolle
bzgl der Anwendung von Bewegungserziehung als ldquoMittelldquo gegen
Bewegungsmangelerscheinungen zu Bei diesen besteht also keine Interventionsmotivation
Diesem Ergebnis wird bei der Ableitung konzeptioneller Konsequenzen (Kap 4) Rechnung
getragen
Tab 376 Bewegungsmangel im Spannungsfeld von Anlage und Umwelt (gesamte Stichprobe FallanzahlCluster)
Cluster 1 sieht biologische Merkmale von Kindern als nicht entscheidend fuumlr den Erwerb von Bewegungsfertigkeiten an
280
2 sieht biologische Merkmale als entscheidend zum Erwerb von Bewegungsfertigkeiten an 77
Guumlltig 357
Fehlend 69
Tab 377 Bewegungsmangel im Spannungsfeld von Anlage und Umwelt ( von Kindergartentyp)
Cluster-Nr des Falls Gesamt
1 2
Bewegungskindergarten 792 208 100
Kindergarten 774 226 100
Gesamt 784 216 100
203-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
203
337 Bewegungsverstaumlndnis absolut und im konzeptabhaumlngigen Vergleich
Innerhalb der Bewegungserziehung lassen sich aktuell grob zwei Konzepte unterscheiden
Zum Einen die aus therapeutischen Ansaumltzen uumlbernommenen psychomotorischen Ansaumltze
die stark paumldagogisiert jeglichen Wettkampfcharakter ausgrenzen und schon zu Zeiten des
Sportartenkonzeptes (vgl Kap 232) als sonderpaumldagogisch motiviertes Gegenmodell zum
klassischen Sport existierten
Zum Anderen die bewegungserzieherischen Fortfuumlhrungen nach Zimmer mit
multiperspektivischer Sichtweise und Anschlussoptionen an einen weiten Sportbegriff (vgl
Kap 232) die u a auch die Funktion des bewegungsorientierten Vergleichs und
Wettkampfs als wichtige Perspektive bzgl der Abbildung lebensweltorientierter
Wirklichkeit zulassen und rechtfertigen (vgl zB Kap 231) Betrachtet man die
Lebensweltveraumlnderungen insbesondere der letzten zwanzig Jahre ist zu konstatieren dass
Wettbewerb Leistung und Vergleich sowie Effektivitaumlts- und Effizienzzwaumlnge stark
zugenommen haben Somit ist Renate Zimmers Konzept systemisch-oumlkologisch aus einer
auf die reale Lebenswelt vorbereitenden Perspektive den die Leistung ausblendenden
Konzepten uumlberlegen
Zimmers Bewegungsverstaumlndnis als Orientierungsgrundlage ist in beiden
Kindergartentypen dominant wobei es bei den ErzieherInnen in den
Bewegungskindergaumlrten als noch ausgepraumlgtere Kernorientierung zum Ausdruck kommt
Dies begruumlndet bzgl der Orientierungsqualitaumlt einen leichten Qualitaumltsvorsprung bei der
Beruumlcksichtigung realer Perspektiven auf die Lebenswelt Diese Wichtigkeit der
Realitaumltsbezogenheit bei der Vorbereitung auf die Lebenswelt wird in den
Schlussfolgerungen fuumlr ein dynamisches bewegungserzieherisches Ausbildungs- und
Fortbildungskonzept (Kap 4) beruumlcksichtigt
Tab 378 Bewegungsverstaumlndnis (gesamte Stichprobe FallanzahlCluster)
Cluster 1 Bewegungserziehung als multidimensionales Bewegungsverstaumlndnis 252
2 Bewegungserziehung als psychomotorisches Bewegungsverstaumlndnis 150
Guumlltig 402
Fehlend 24
Tab 379 Bewegungsverstaumlndnis ( von Kindergartentyp)
Cluster-Nr des Falls Gesamt
1 2
Bewegungskindergarten 648 352 100
Kindergarten 599 401 100
Gesamt 627 373 100
204-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
204
338 Wertschaumltzung sensumotorischer Integration absolut und im
konzeptabhaumlngigen Vergleich
Vor dem Hintergrund beschriebener Bewegungsmangelproblematiken (vgl Kap 211 ndash
214) ist die Foumlrderung der sensomotorischen Entwicklung aller Sinne grundlegend (vgl
kap 241) um die motorische Entwicklung optimal zu bahnen Das verwirklicht sich nach
neuesten Erkentnissen am idealsten bei der Beruumlcksichtigung des Prinzips der
Ganzheitlichkeit von sportmedizinischen (-)paumldagogischen (-)psychologischen
(-)soziologischen lebensweltlich- und oumlkologischen Orientierungen sowie didaktischen
Kenntnissen (Beruumlcksichtigung der individuellen Bezugsnormen innere Differenzierung)
und diagnostischen Beobachtungsfaumlhigkeiten Allerdings setzt diese Foumlrderung spezifische
Kenntnisse bzgl motorischer Faumlhigkeiten und ihrer isolierten konditionellen und
koordinativen Anteile voraus
Gluumlcklicherweise gibt es speziell zur sensumotorischen Integration mittlerweile eine groszlige
Auswahl an Handreichungen und konzeptuumlbergreifenden Anregungen Die meisten
qualifizierten Veroumlffentlichungen die auch empirische Befunde beruumlcksichtigen und uumlber
die rein konzeptionelle Ebene hinausgehen stammen von Renate Zimmer
Insgesamt auf hohem Niveau (vermutlich unterstuumltzt durch die zahlreichen
Veroumlffentlichungen von Renate Zimmer) wird diesem Qualitaumltspostulat von den
ErzieherInnen in Bewegungskindergaumlrten noch haumlufiger als von denen der
Vergleichsgruppe entsprochen
Im sich anschlieszligenden dynamisch angelegten Konzept (Kap 4) werden Moumlglichkeiten
aufgezeigt das Thema bdquosensumotorische Integrationldquo in bestehende Aus- und
Fortbildungskonzepte der Bewegungserziehung einzuflechten
Tab 380 Wertschaumltzung sensumotorischer Integration (gesamte Stichprobe FallanzahlCluster)
Cluster 1 Konsequente und gezielte Foumlrderung aller Sinne 257
2 Verhaltene Foumlrderung aller Sinne 119
3 Keine gezielte Foumlrderung aller Sinne 27
Guumlltig 403
Fehlend 23
Tab 381 Wertschaumltzung sensumotorischer Integration ( von Kindergartentyp)
Cluster-Nr des Falls Gesamt
1 2 3
Bewegungskindergarten 661 286 53 100
Kindergarten 608 307 85 100
Gesamt 638 295 67 100
205-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
205
339 bdquoRealismusgradldquo der Wertschaumltzung von Bewegung absolut und im
konzeptabhaumlngigen Vergleich
Um bei der Bearbeitung der Bewegungsmangelproblematik und seiner Folgeerscheinungen
optimale Ergebnisse zu erzielen sind realistische Abbildungen der moumlglichen
Transferleistungen ein Qualitaumltsindiz (vgl Kap 241 - 242) Dabei koumlnnen den drei
Clustern folgende Orientierungseigenschaften zugewiesen werden
ldquoBewegungsnihilistInnenldquo sind nicht kompensationsmotiviert sie sehen in der Bewegung
keinen Entwicklungsmoderator sondern lediglich den Zweck der Fortbewegung
ldquoBewegungsrealistInnenldquo weisen der Bewegung angemessene Entwicklungsfunktionen zu
die sich im Rahmen empirischer Realitaumlt bewegen und sind auf Grund der realistischen
Wirkuumlberzeugung als bdquoBewegungserzieherInnenldquo ideal motiviert
ldquoBewegungsdogmatikerInnenldquo hingegen sind bisweilen als uumlbermotiviert zu bezeichnen
denn sie sehen die Bewegung an einigen Stellen uumlbersteigert als Allheilmittel an Dabei ist
davon auszugehen dass die zweitgenannte Gruppe die besten Bewaumlltigungsergebnisse und
die erstgenannte uumlberhaupt keine Ergebnisse zur Uumlberwindung der
Bewegungsmangelproblematik erzielt Bei der zuletzt genannten Gruppe besteht die
Gefahr die Bewegungsbedeutung uumlberzubewerten und anderen Foumlrderbereichen (bspw
Sprache) zu wenig Raum zukommen zu lassen
Uumlberraschend ist dass sich bei beiden Vergleichsgruppen hier keine bedeutsamen
Unterschiede feststellen lassen In beiden Gruppen ist die Zahl der
bdquoBewegungsnihilistInnenldquo gering die Zahl der bdquoBewegungsrealistInnenldquo hoch und die der
bdquoBewegungsdogmatikerInnenldquo am houmlchsten Hier muss durch weitere Forschungsarbeit
uumlberpruumlft werden inwieweit die bdquoRevolution ihre Kinder frisstldquo bzw inwieweit durch die
gestiegene Popolaritaumlt der Bewegungsthematik an einigen Stellen Uumlbererwartungen
geschuumlrt und andere Entwicklungsbereiche (zB Sprache) in ihrer Bedeutung
zuruumlckgedraumlngt werden
Tab 382 bdquoRealismusgradldquo der Bedeutungszuschreibung an Bewegung (gesamte Stichprobe FallanzahlCluster)
Cluster 1 ldquoBewegungsnihilistldquobdquoBewegung dient in erster Linie der Fortbewegungldquo 42
2 ldquoBewegungsrealistldquobdquoMultidimensionales Bewegungsverstaumlndnis in Anlehnung an Renate Zimmer
149
3 ldquoBewegungsdogmatikerldquo bdquoBewegung ist das Allheilmittelldquo 184
Guumlltig 375
Fehlend 51
206-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
206
Tab 383 Bewegungsverstaumlndnis der ErzieherInnen ( von Kindergartentyp)
Cluster-Nr des Falls Gesamt
1 2 3
Bewegungskindergarten 106 408 486 100
Kindergarten 121 382 497 100
Gesamt 112 397 491 100
207-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
207
3310 Zeitressourcen fuumlr multiperspektive Bewegungserziehung nach Zimmer
absolut und im konzeptabhaumlngigen Vergleich
Optimale Bewegungserziehung (vgl Kap 25) zur Praumlvention und Bearbeitung der
verschiedenen Erscheinungsformen des Bewegungsmangels (vgl Kap 21) und der
Beruumlcksichtigung eines oumlkologisch-systemisch konstruktiven Bildungsverstaumlndnisses
praumlsentiert sich multidimensional (vgl Kap 231) und beansprucht damit groumlszligere
Zeitressourcen als die bdquoklassische Bewegungsstundeldquo (vgl Kap 231) die lediglich ein
Vierzigstel der Wochenarbeitszeit der ErzieherInnen einnimmt
Deshalb interessieren die von den ErzieherInnen geaumluszligerten Deutungen Schemata und
Interpretationen die Zeitressourcen fuumlr mehrperspektivische bewegungserzieherische
Arrangements betreffen Damit bekommt die geaumluszligerte Zeitressource auch die Rolle eines
Indikators der nachweist inwieweit der Bewegungserziehung Bedeutung und
Wertschaumltzung in Form von Praxisbewaumlhrung zukommt Wuumlnschenswert ist eine hohe und
stabile Zeitrelevanz fuumlr mehrperspektivische Bewegungserziehung
Knapp zwei Drittel der ErzieherInnen in Kindergaumlrten und beinahe drei Viertel der
ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten aumluszligern ausreichende Zeitressourcen Immerhin
mehr als ein Viertel der Bewegungskindergaumlrten und uumlber 40 der Kindergaumlrten sehen in
der Aufgabenvielfalt der Einrichtung zu wenig Zeit fuumlr vielseitige Bewegungsangebote Das
bedeutet dass Bewegungskindergaumlrten zwar multiperspektive Bewegungserziehung
haumlufiger umsetzen aber im Einzelfall stark schwanken koumlnnen und sich ggfs gar nicht von
den Kindergaumlrten unterscheiden Damit kommt auch der Fortbildungsarbeit im
Bewegungskindergarten eine Basis- und nicht nur Aufbaufunktion zu die von den
vorgestellten konzeptionellen Schlussfolgerungen dieser Studie profitieren kann
Tab 384 Zeitressourcen fuumlr multiperspektive Bewegungserziehung nach Zimmer (gesamte Stichprobe FallanzahlCluster)
Cluster 1 Genuumlgend Zeit fuumlr multidimensionale BE nach Renate Zimmer 212
2 Nicht genuumlgend Zeit fuumlr multidimensionale BE nach Renate Zimmer 108
Guumlltig 320
Fehlend 106
Tab 385 Zeitressourcen fuumlr multiperspektive Bewegungserziehung nach Zimmer ( von Kindergartentyp)
Cluster-Nr des Falls Gesamt
1 2
Bewegungskindergarten 711 289 100
Kindergarten 594 406 100
Gesamt 662 338 100
208-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
208
3311 Methodisch didaktische Praumlferenzen der ErzieherInnen bei der angeleiteten
Bewegungsstunde absolut und im konzeptabhaumlngigen Vergleich
Zudem interessiert mit welchem Orientierungscharakter die ErzieherInnen die angeleitete
Bewegungsstunde mehrheitlich darbieten Dabei hat die Rolle der Erzieherin eine
besondere Bedeutung denn sie ist einerseits von allen Kindern beobachtetes Vorbild es
liegt in ihrem Handlungsspielraum ob sie durch eher Impuls gebende Orientierungen
Aktivitaumlten Selbstwirksamkeitserlebnisse und realistische Kausalattribution der Kinder
foumlrdert oder durch konkrete Handlungsanweisungen bis hin zu bdquoZwangldquo den Kindern eine
passive Rolle zukommen laumlsst Dabei sind folgende Fragestellungen clusterbildend
Besteht eine feste und wiederkehrende Stundenstruktur mit festen Ablaufritualen oder
werden offene Lernarrangements bevorzugt Orientieren sich die Stundeninhalte eher in
einem multidimensionalen oder sportartenbezogenen Gewand Wie verteilen sich die
unterschiedlichen Gestaltungsmerkmale auf die Vergleichsgruppen
Zunaumlchst faumlllt auf dass sich die drei ergebenen Cluster bzgl methodisch-didaktischer
Praumlferenzen mit nahezu identischen Fallzahlen praumlsentieren Bei der Analyse der Cluster-
verteilung nach von Kindergartentyp schneiden die ErzieherInnen in Bewegungs-
kindergaumlrten bzgl ihrer geaumluszligerten Orientierungsqualitaumlt besser ab da sie haumlufiger
aussagen sowohl bei strukturierten als auch bei offenen Arrangements multidimensional
zu agieren Die Vergleichsgruppe hingegen aumluszligert sich vermutlich auf Grund des
geringeren Professionalisierungsgrades bzgl Bewegungserziehung und der quantitativ
selteneren Teilnahme an Fortbildungen in diesem Bereich in die Richtung dass sie sich am
selbst kennen gelernten Sportunterricht in der Schule orientiert Dieses quantitative
Forschungsergebnis harmoniert mit den Ergebnissen der qualitativen Studie von Ina
Hunger (vgl 253d)
Tab 386 Methodisch didaktische Praumlferenzen der ErzieherInnen bei der angeleiteten Bewegungsstunde (gesamte Stichprobe FallanzahlCluster)
Cluster 1 offene multidimensionale Bewegungsstunde 97
2 durchgeplante multidimensionale Bewegungsstunde 101
3 durchgeplante bdquoStundeldquo mit klassischen Sportstundenelementen 103
Guumlltig 301
Fehlend 125
209-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
209
Tab 387 Methodisch didaktische Praumlferenzen der ErzieherInnen bei der angeleiteten Bewegungsstunde ( von Kindergartentyp)
Cluster-Nr des Falls Gesamt
1 2 3
Bewegungskindergarten 337 380 283 100
Kindergarten 299 26 5 436 100
Gesamt 322 336 342 100
210-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
210
3312 Methodisch didaktische Praumlferenzen der ErzieherInnen bei der offenen
Bewegungsstunde absolut und im konzeptabhaumlngigen Vergleich
Ebenso werden Orientierungen bzgl der Gestaltung offener Bewegungsangebote erfasst
Die konstruktivistisch-systemisch-oumlkologischen Ansaumltze verweisen darauf dass Kinder
uumlber die reine Bewegungskorrespondenz mit einer vorbereiteten Umwelt informelle
Lernprozesse bzgl physikalischer Strukturen Wertorientierungen und sozialer
Verhaltensmuster durchlaufen Deshalb interessieren aus dieser Orientierungsperspektive
bzgl offener Bewegungsangebote folgende Fragen Sind Materialien fuumlr alle Kinder
erreichbar und werden Kinder an Bewegungsraumumgestaltungen und Material-
bestellungen beteiligt Oder werden sie als passiv wahrgenommene unreife Wesen von
bewegungserzieherischen Gestaltungsmaszlignahmen ausgeklammert Werden die Kinder
tendenziell nur anfangs angeregt oder bis in das kleinste Detail angeleitet Werden die
Kinder permanent kontrolliert oder koumlnnen sie sich auch mal unbeobachtet fuumlhlen und
durch Eigenaktivitaumlt lernen
Bei der Clusteranalyse konnten die folgenden drei Typen ermittelt werden wobei Cluster 1
das wuumlnschenswerteste und Cluster 3 das unguumlnstigste Arrangement darstellt und ein
uumlberholtes Bildungsverstaumlndnis ausdruumlckt Bei beiden Kindergartentypen aumluszligern die
ErzieherInnen am haumlufigsten die Schaffung konstruktivistisch generierter
Lernatmosphaumlren wobei die ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten dabei am
haumlufigsten komplett offen gestalten und Raum fuumlr eigenaktives Lernen fuumlr alle Kinder
geben waumlhrend die Vergleichsgruppe am meisten auf teiloffene Arrangements fuumlr einen
Teil der Kinder setzt Allerdings verzichtet ein fuumlnftel der ErzieherInnen der
Bewegungskindergaumlrten komplett auf offene Strukturen Bzgl dieser Strukturen zeigt sich
das Konzept des Bewegungskindergartens gemessen an den ErzieherInnenorientierungen
sehr uneinheitlich und in Teilen entwicklungsbeduumlrftig (vgl dazu auch 3313 und Kap 4)
Tab 388 Methodisch didaktische Praumlferenzen der ErzieherInnen bei offenen Bewegungsangeboten (gesamte Stichprobe FallanzahlCluster)
Cluster 1 Offene konstruktivistisch vorbereitete Lernatmosphaumlre als Angebot fuumlr alle Kinder 132
2 Teiloffene konstruktivistisch vorbereitete Lernatmosphaumlre als Angebot fuumlr einen Teil der Kinder 178
3 Kontrollierte angeleitete und permanent gelenkte Lernatmosphaumlre fuumlr alle Kinder 65
Guumlltig 375
Fehlend 51
211-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
211
Tab 389 Methodisch didaktische Praumlferenzen der ErzieherInnen bei offenen Bewegungsangeboten ( von Kindergartentyp)
Cluster-Nr des Falls Gesamt
1 2 3
Bewegungskindergarten 404 385 211 100
Kindergarten 280 599 121 100
Gesamt 352 475 173 100
212-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
212
3313 Resuumlmee bzgl der Identifikation ausgewaumlhlter Orientierungstypen und ihre
Verteilung auf die unterschiedlichen Kindergartentypen
Wie unter 236 eroumlrtert besteht die Bedeutung von ErzieherInnenorientierungen in der
Komplexitaumltsreduktion des mehrdimensionalen paumldagogischen Alltags zur Gewaumlhrleistung
unmittelbarer Handlungsfaumlhigkeit -sicherheit -rechtfertigung und -routine Die auch als
Leitbildvorstellungen bezeichneten Orientierungen helfen also bei notwendigen
Entscheidungsvereinfachungen die durch das Bestehen konkurrierender Motive als
Kennzeichen des komplexen paumldagogischen Alltags zu dessen Bewaumlltigung unentbehrlich
sind Zudem fungieren sie als Filter fuumlr die weitere Vertiefung von Eindruumlcken Wissen und
Werthaltungen indem Professionelle bevorzugt die Erlebnisse vertiefen die mit ihren
bereits vorhandenen Theorien uumlber Bewegungserziehung kompatibel sind Damit gewinnen
diese Orientierungen zunehmend an Stabilitaumlt
Insgesamt ist die pauschal als wesentliches Qualitaumltsmerkmal beschreibbare Praumlventions-
und Kompensationsorientierung durch Bewegungserziehung als Typenmerkmal bei den
ErzieherInnen in Bewegungskindergaumlrten ausgepraumlgter Dies zeigt sich u a bei der
wesentlich entschiedeneren Anerkennung der Verinselungstheorie (vgl Kap 211 Kap
331 und Tab 366 und 367) sowie dem staumlrkeren Zuspruch bzgl der Anerkennung des
Vorhandenseins von Bewegungsmangelerscheinungen (vgl Tab 368 und 369) der
ausgepraumlgteren Wertschaumltzung (vgl Tab 370 und 371) und Anwendung von motorischer
Diagnostik (vgl Tab 372 und 373) wie auch der haumlufiger bekundeten Uumlberzeugung
Bewegungsauffaumllligkeiten im Kindergarten (vgl Tab 374 und 375) erfolgreich behandeln
zu koumlnnen Ebenso geben ErzieherInnen in Bewegungskindergaumlrten zahlreicher an alle
paumldagogischen Perspektiven der Bewegungserziehung (vgl Tab 378 und 379) in ihre
Angebote zu implementieren sie aumluszligern haumlufiger alle Sinne gezielt zu foumlrdern (vgl Tab
380 und 381) und geben als unterstuumltzendes konzeptabhaumlngiges Strukturmerkmal oumlfter an
ausreichend Zeit fuumlr Bewegungserziehung zur Verfuumlgung zu haben (vgl Tab 384 und
385) Bei angeleiteten Bewegungsangeboten agieren die ErzieherInnen in Bewegungs-
kindergaumlrten nach Ihren Angaben an Hand neuerer Erkenntnisse waumlhrend sich die
ErzieherInnen in Kindergaumlrten der Vergleichsgruppe oumlfter am Schema des selbst kennen
gelernten Sportunterrichts in der Schule orientieren (vgl Tab 386 und 387) Auch wenn
bei beiden Kindergartentypen konstruktivistisch generierte Lernatmosphaumlren dominieren
gestalten die ErzieherInnen in Bewegungskindergaumlrten bei freien Bewegungsangeboten
nach Ihren Bekundungen konsequenter offen und geben den Kindern somit mehr Raum fuumlr
213-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
213
eigenaktives Lernen waumlhrend die Vergleichsgruppe am meisten auf teiloffene
Arrangements setzt (vgl Tab 388 und 389)
Uumlberraschend ist dass hinsichtlich der Anlage-Umwelt-Ursachenfrage bzgl der
Bewegungsmangelproblematik (376 377) immerhin ein Fuumlnftel der ErzieherInnen beider
Kindergartentypen glauben (vgl Tab 376 und 377) dass Bewegungsmangelerscheinun-
gen mit bdquoin die Wiege gelegtldquo werden Diese Sichtweise delegiert die Problematik aus den
Einrichtungen hinaus und spiegelt eine unreflektierte und unwissenschaftliche Sichtweise
uumlberholter Fruumlhpaumldagogik (vgl Kap 231) wider ErzieherInnen mit dieser Einschaumltzung
weisen sich selbst eine passive Rolle bzgl der Moumlglichkeit der Bekaumlmpfung der
Bewegungsmangelproblematik zu Zudem gibt es in beiden Einrichtungen auffallend und
beinahe gleich viele ErzieherInnen die einige Items bzgl der Transferleistungen
dogmatisch uumlberbewerten die also unrealistisch hohe Erwartungen an positive
Auswirkungen der Bewegung stellen (vgl Tab 382 und 383) Bei diesen besteht parallel
die tendenzielle Gefahr andere Entwicklungsbereiche zu vernachlaumlssigen An dieser Stelle
ist unbedingt weitere Forschungsarbeit erforderlich Denn hierin kann ein Indiz begruumlndet
sein dass Konzepte bzgl des tatsaumlchlichen Transportes der Inhalte unabhaumlngig ihrer
Wertschaumltzung von vorrangiger Bedeutung sind Denn obwohl augenscheinlich viele
ErzieherInnen in beiden Kindergartentypen der Bewegung einen sehr hohen Stellenwert
zuschreiben bilden sich bei erfragten Clustern bzgl der Umsetzung von Bewegungs-
curricula groszlige Unterschiede ab bei denen die Bewegungskindergaumlrten fast durchweg
houmlhere Orientierungsqualitaumlt zuruumlckspiegeln Ist es vielleicht moumlglich dass hier nur der
Konzeptname die entscheidende Trennvariable fuumlr die Umsetzbarkeit eines konzeptionellen
Schwerpunktes ist der dann als mit Inhalt zu fuumlllender Schwerpunkt aus der
Breitbandmentalitaumlt der Ausbildung (vgl Kap 234) hervor tritt Dies waumlre ein weiterer
Anhaltspunkt der Notwendigkeit die Ausbildung weiter zu spezialisieren und zu
verwissenschaftlichen
Zuletzt ist festzustellen dass der Wusch nach Fortbildungen bzgl motorischer Diagnostik
auch bei der Vergleichsgruppe sehr ausgepraumlgt ist und eine Interessensbasis fuumlr weitere
Kooperationen darstellt (vgl Tab 370 und 371) Diese auffaumlllige Fortbildungsbereitschaft
bildet eine gute Grundlage fuumlr die weitere Spezialisierung im Bewegungsbereich im
Anschluss an die erfolgte staatliche Ausbildung Wie sich aus den Erkenntnissen der Studie
und dem Problem der existenten Konzeptvielfalt ein zeiteffizientes und pragmatisches
Konzept der Spezialisierung ableiten laumlsst ist exemplarisch im Kap 4 angefuumlhrt
214-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
214
34 Eine kurze Stellungnahme zur summierten Antwortqualitaumlt im
konzeptabhaumlngigen Vergleich
Die erfreulich hohe Ruumlcklaufquote ermoumlglicht es die Qualitaumlt der Antworten absolut
messbar zu machen Dazu werden die Antworten (Messparameter) an Stelle bspw die
statistisch ermittelten Prozentzuweisungen der Items einzeln zu vergleichen mit Hilfe von
Punktezuweisungen (Zahlen) in ein Richtig-Falsch-Ranking eingeteilt Je niedriger sich
dabei der arithmetische Mittelwert der Antworten zeigt desto zutreffender ist die Aussage
und desto mehr wissenschaftlich generiertes Wissen geht somit aus den Aussagen der
ErzieherInnen hervor Vollkommen ldquowuumlnschenswerteldquo Antworten werden mit der der Zahl
bdquoeinsldquo vollkommen ldquofalscheldquo Antworten mit der Zahl bdquofuumlnfldquo belegt
In dieser Studie wird davon ausgegangen dass Bewegungskindergaumlrten in einigen Fragen
die als bdquoSpezialwissen geltenldquo niedrigere (= qualitativ bessere) Werte erzielen Aus
fragebogenstrategischen Gruumlnden wurde nicht nur bdquoin eine Richtung gefragtldquo deshalb
werden die Items vor der Ermittlung des arithmetischen Mittelwertes in eine Richtung
umcodiert damit ein qualitativ bewertbares Ergebnis entsteht Dann werden noch die Items
eliminiert deren Trennschaumlrfekoeffizient nicht uumlberzeugt Insgesamt zeigt sich nach der
Zusammenfassung der Itemstatistiken folgendes qualitatives Bewertungsergebnis zu
Gunsten der Bewegungskindergaumlrten
Tab 363 Zusammenfassung der korrigierten Itemstatistiken bdquoKindergartenldquo
Mittelwert Minimum Maximum Bereich Maximum Minimum
Varianz Anzahl der Items
Item-Mittelwerte 2501 1548 3411 1863 2204 233 31
Tab 364 Zusammenfassung der korrigierten Itemstatistiken bdquoBewegungskindergartenldquo
Mittelwert Minimum Maximum Bereich Maximum Minimum
Varianz Anzahl der Items
Item-Mittelwerte 2319 1679 3238 1560 1929 149 31
Resuumlmee
Die leicht houmlhere Qualitaumlt druumlckt sich absolut in einem niedrigeren Mittelwert (die
ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten antworten also im Durchschnitt gemessen an
der Aktualitaumlt der wissenschaftlichen Fachdebatte ldquorichtigerldquo) als auch in der etwas
geringeren Varianz aus Das bedeutet dass das festgeschriebene Konzept dazu beitraumlgt
dass die ErzieherInnenorientierungen konsistenter ausfallen also durch das Konzept
215-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
215
gerahmt werden Diese Erkenntnisse werden in den folgenden Schlussfolgerungen (Kap 4)
beruumlcksichtigt
216-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
216
4 Konzeptionelle Schlussfolgerungen
41 Zusammenfassendes Resuumlmee und sich ableitende konzeptuumlbergreifende
Schlussfolgerungen fuumlr die Bewegungserziehung
Insgesamt beantworten die ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten die Mehrheit der
ausgewaumlhlten Items bei Einzelbetrachtung in Bezug auf eine professionelle und qualitative
bewegungserzieherische Orientierung eine Tendenz ldquobesserldquo richtiger und realistischer als
die Vergleichsgruppe (vgl dazu auch 3210 und 3313) Auch die Itembeantwortung der
ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten im analytischen Querschnitt bildet insgesamt
eine houmlhere Qualitaumlt ab Dies druumlckt sich absolut in einem niedrigeren Mittelwert (die
ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten antworten also im Durchschnitt gemessen an
der Aktualitaumlt der wissenschaftlichen Fachdebatte richtiger dies entspricht wie im
Notensystem der Schule einer houmlhere Note) als auch in der etwas geringeren Varianz aus
(vgl zusammenfassend Kap 34) Die geringere Varianz beweist dass die
gemeinschaftliche Orientierungsgrundlage der ErzieherInnen innerhalb
bewegungserzieherischer Fragestellungen im Antwortverhalten ausgepraumlgter ist sich die
Orientierungsqualitaumlt also durch die Variable der Konzeptzugehoumlrigkeit erhoumlht
Uumlberraschend ist neben der tendenziell durchgaumlngig houmlheren Qualitaumlt insbesondere dass
sich Bewegungskindergaumlrten die sich haumlufig selbst als bdquoSportkindergartenldquo bezeichnen
trotz der groumlszligeren Naumlhe zu klassischen Sportvereinen staumlrker von dem den Sportvereinen
immanenten Sportartenkonzept distanzieren als die Vergleichsgruppe und ausgepraumlgter zu
demokratischer offener und konstruktivistischer Paumldagogik bekennen (vgl dazu auch
327) Zudem gestaltet sich in den Kindergaumlrten ohne Bewegungsschwerpunkt die
angeleitete Bewegungsstunde haumlufiger als klassische Sportstunde im Rahmen des
Sportartenkonzeptes (vgl dazu auch 3311 und 3312)
Hieraus erwaumlchst die konzeptionelle Forderung wesentliche Elemente des
Bewegungserziehungskonzeptes des LSB NRW in die Bewegungsausbildung der
ErzieherInnen an den Fachschulen fuumlr Sozialpaumldagogik und den Berufskollegs in NRW zu
integrieren Dazu muumlssen wesentliche Anliegen der praxisorientierten Ausbildung
bdquoBewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalterldquo des LSB (vgl Kap 235) in das
Curriculum des Faches bdquoBewegungGesundheitldquo (vgl Kap 234) und des Faches
bdquoDidaktikMethodikldquo eingewoben werden (Vorschlaumlge siehe Anhang)
Denkbar auf organisatorischer Ebene ist hierbei eine enge Kooperation von LSB und
Schule
217-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
217
In einer ersten Phase koumlnnten Teile des Sport- und des Didaktik-Methodikunterrichtes von
KursleiterInnen des LSB uumlbernommen werden waumlhrend die parallel freigestellten Lehrer
selber zu lernfeldorientierten Kursleitern ausgebildet werden
In einer zweiten Phase waumlren die Schulen dann in der Lage diese Fortbildung unter
regelmaumlszligiger Evaluation durch den LSB selbst zu organisieren Dabei ist darauf zu achten
dass die Ansichten des Sportartenkonzeptes um die eines modernen Sportverstaumlndnisses
ausgetauscht werden (siehe dazu auch die Anregungen 441 ndash 4416) Zudem muss das
Konzept immer wieder an aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst werden Das
bedeutet dass ein Konzept bspw unter Mithilfe ausgewiesener Experten von Universitaumlten
entsteht wie dies bspw auch beim Konzept des LSB NRW durch die Unterstuumltzung von zB
Renate Zimmer ermoumlglicht wurde (vgl auch Kap 337 und 338) Da sich die Lebenswelt
galoppierend veraumlndert muss jedoch auch regelmaumlszligig evaluiert werden Diesbezuumlglich
waumlre es wuumlnschenswert ein wissenschaftstheoretisches und praktisches Modul bdquoBewegung
in der fruumlhen Kindheitldquo obligatorisch in die SportlehrerInnenausbildung fuumlr das
Berufskolleg mit dem Schwerpunkt bdquoBerufliche Fachrichtung Sozialpaumldagogikldquo zu
integrieren
Zudem muss auch den materialen Vorgaben der Kooperationsvereinbarung bdquoAnerkannter
Bewegungskindergarten des LSB NRWldquo (vgl Kap 235) bei der Hallenausstattung der
Schulen Rechnung getragen werden Denn nicht selten bildet die Hallenausstattung der
FachschulenBerufskollegs auf Grund eines tendenziell bdquoaltenldquo Kollegiums dessen
Ausbildung vom Paradigma des Sportartenkonzeptes gepraumlgt war eines jahrelangen
Sparzwanges und einer Breitbandhallennutzung (verschiedenste Bildungsgaumlnge der
Berufskollegs Nutzung durch Sportvereine) an den Schulen lediglich die materiale Basis
fuumlr ein durch das Sportartenkonzept getragenes (vgl Kap 232) Bewegungscurriculum
(vgl Kap 232) Bei der Auswahl und auch Finanzierung der Materialien (Schulen steht
haumlufig nur ein Budget von 500-euro jaumlhrlich fuumlr Neuanschaffungen pro Fachbereich zur
Verfuumlgung) koumlnnte der LSB der seinerseits vor dem Hintergrund der Angewiesenheit auf
Mitgliederrekrutierung von der Multiplikatorenfunktion der Schulen profitiert beteiligt
werden So wird die Basis geschaffen den beschriebenen ungewuumlnschten Auswirkungen
chronosystematischer Veraumlnderungen (vgl Bronfenbrenner) (vgl Kap 2) auch in der
Praxis professionell zu begegnen die bisher wenn uumlberhaupt nur durch den Filter von
Implementationsverzuumlgen und Rezeptionswiderstaumlnden erreicht wurde In einer
Uumlbergangsphase bietet es sich an klassische Sportgeraumlte alternativ zu nutzen (siehe 444)
218-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
218
Schlussfolgerungen zu speziellen Orientierungsqualitaumlten im konzeptabhaumlngigen Vergleich
und resultierende Schlussfolgerungen
Bei Betrachtung einzelner Items verwundert dass die ErzieherInnen der
Bewegungskindergaumlrten trotz haumlufiger qualitativerer Antworten als die Vergleichsgruppe
den Zusammenhang von Wohnlage mit Bewegungsmangel (vgl Kap 211) nicht so
ausgepraumlgt wahrnehmen Dieser Punkt muss besonders herausgestellt Bezirksregierungen
und Landesjugendaumlmtern berichtet und konzeptionell bearbeitet werden denn
Bewegungskindergaumlrten muumlssen dort entstehen wo sie kompensatorisch am meisten
gebraucht werden (siehe dazu auch die Ergebnisse 322 und die evaluierenden Fragen
437 438 und Anregungen 448 449 4411 4412 4414 )
Zahlreiche Strukturaumluszligerungen (vgl Kap 313) der ErzieherInnen weisen darauf hin dass
die Bewegungskindergaumlrten soziale Hochschwelligkeit finanzielle Zugangsbarrieren und
einen gewissen Exklusivitaumltscharakter repraumlsentieren Die Bewegungsmangelproblematik
ist aber bei marginalisierten Bevoumllkerungsteilen die die Existenz
entwicklungsbeeintraumlchtiger Defizite haumlufig kaum wahrnehmen am staumlrksten ausgepraumlgt
Zudem koumlnnen sie keine langen Anfahrtswege fuumlr ein dem Problem angepasstes Konzept in
Kauf nehmen koumlnnen in der Regel keine zusaumltzlichen Mitgliederbeitraumlge aufbringen oder
die Einrichtungen bei Nachhaltigkeitsmaszlignahmen zur Effektivitaumlt des Konzeptes
unterstuumltzen Die Einrichtungen muumlssen zu ihnen kommen und das Problem dort
bekaumlmpfen wo es am intensivsten zu Tage tritt In den marginalisierten Stadtzentren (siehe
dazu auch 4412) Nicht ein untersuchter Bewegungskindergarten befindet sich in einer
sozialgeografischen Lage die zB mit der Dortmunder Nordstadt vergleichbar ist Auf
konzeptioneller Ebene muumlssen ErzieherInnen weiterhin fuumlr diese Problematik sensibilisiert
werden und die Umgebung einer Einrichtung bezuumlglich der Qualitaumlt der
Bewegungssozialisation ihres Klientels einschaumltzen koumlnnen (siehe dazu auch 4413) Nur
so koumlnnen sie dem individuellen Bewegungssozialisationsraum angemessene
kompensatorische Angebote unterbreiten Dabei ist explizit auf das Problem des
hochschwelligen Zugangs von Bewegungskindergaumlrten hinzuweisen
Fachlich qualifizierter als bei der Angemessenheit der sozialraumlumlichen Platzierung zeigen
sich die Bewegungskindergaumlrten dann wiederum bei der groumlszligeren Wertschaumltzung
diagnostischer Verfahren (vgl Kap 333) wenn auch die Kennzahlen fuumlr die
Wertschaumltzung die Kennzahlen fuumlr die geaumluszligerte tatsaumlchliche Anwendung uumlbersteigen (vgl
Kap 334)
219-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
219
Wuumlnschenswert waumlre wie zahlreiche Studien zur Professionsforschung von ErzieherInnen
zeigen die wissenschaftliche Aufwertung der Ausbildung der ErzieherInnen (vgl Kap
234) Dazu zaumlhlen selbstverstaumlndlich auch das selbststaumlndige Arbeiten mit Analyse-
Diagnostik- und Testverfahren und Kenntnisse zur Grobeinschaumltzung des altersabhaumlngig zu
erwartenden motorischen Entwicklungsstandes Um eine objektive Sensibilisierung unter
gegeben Ausbildungsstrukturen dennoch anzubahnen bieten sich praktische Anwendungen
und Vereinfachungen (didaktische Reduktionen) wissenschaftlicher Modelle an (siehe dazu
auch die Evaluationsfragen 433 439 sowie die Anregungen 444 445 446 447
4413 4414 4415 und 4416)
Weiterhin ist bei der Analyse der Daten sehr auffaumlllig dass der Wunsch nach Fortbildungen
bzgl motorischer Diagnostik auch bei der Vergleichsgruppe sehr ausgepraumlgt ist und eine
Interessensbasis fuumlr weitere Kooperationen darstellt (vgl Tab 370 und 371) (vgl
zusammenfassend 3210) Hier ist aus Gruumlnden der Ressourcenoptimierung eine
fortbildungsbezogene Kooperationslinie FachschuleBerufskolleg ndash LSB ndash und zusaumltzlich
Universitaumlt wuumlnschenswert um die Anzahl von Fortbildungsmoumlglichkeiten zu erhoumlhen die
Erreichbarkeit zu optimieren die Kosten der Fortbildung fuumlr die ErzieherInnen moumlglichst
gering zu halten und die Wissenschaftlichkeit sowie Aktualitaumlt der Fortbildung am neuesten
Erkenntnistand zu garantieren Auch vom logistischen Aufwand waumlre ein solches
Fortbildungsangebot am BerufskollegFachschule fuumlr Sozialpaumldagogik her zu
gewaumlhrleisten da diese Schulformen bereits jetzt mit den Einrichtungen bzgl fachlicher
Betreuung des Anerkennungsjahres der ausgebildeten ErzieherInnen oder Weiterschulung
von in Einrichtungen (noch) beschaumlftigten KinderpflegerInnen korrespondiert
Zudem gibt es bereits ausbildungsnahe Bildungsgaumlnge am Berufskolleg die mit dem LSB
kooperieren und zusammenarbeiten (vgl bspw Abiturbildungsgang Freizeitsportleiter
APO-Bk D17) Das Berufskolleg wird zum vernetzten effizienten und effektiven
Kompetenzzentrum als Bindeglied zwischen Theorie und Praxis um die geforderte
Zusammenarbeit mit ExperteInnen unterschiedlicher Schwerpunkte (vgl 324) einfacher
anzubahnen (siehe dazu auch 42)
Zudem faumlllt bei der weiteren Datenanalyse auf dass ErzieherInnen in den
Bewegungskindergaumlrten haumlufiger Praumlventions- und Kompensationsmotivationsanliegen zur
Bekaumlmpfung von Bewegungsmangel als Typenmerkmal repraumlsentieren Waumlhrend in den
Schulen haumlufig lediglich Spielarrangements aufgezeigt werden die Bewegungsmangel
verhindern findet beim LSB auch eine Ursachenanalyse statt die bewegungserzieherisches
220-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
220
Handeln mit nachhaltigem Sinn belegt So zeigen sich auch bei der Clusteranalyse viel
mehr AnhaumlngerInnen der Verinselungstheorie (vgl Kap 331) und am wenigsten
SkeptikerInnen des Vorhandenseins einer Bewegungsmangelproblematik (vgl Kap 332)
weil Sie fuumlr die Wirkzusammenhaumlnge von Veraumlnderungen der Lebenswelt und
Bewegungsmangel sensibilisiert wurden Gleichzeitig aumluszligern die ErzieherInnen der
Bewegungskindergaumlrten eine wesentlich groumlszligere Selbstwirksamkeitsuumlberzeugung bei der
Behandlung von Bewegungsmangel (vgl Kap 335) was sich auch in houmlheren
Zeitressourcen fuumlr bewegungserzieherische Arrangements nieder schlaumlgt
Das zeigt wie wichtig es ist dass den ErzieherInnen auf einer grundlegenden Weise
deutlich gemacht wird wie vielfaumlltig die Folgen von Bewegungsmangel sind und aus
welchen Ursachen sie erwachsen Das kann sehr gut durch eine Kategorisierung nach
physiologischen (bspw Adipositas Herz-Kreislaufschwaumlche) und psychologischen (bspw
Misserfolgsorientierung fehlende Kontrolluumlberzeugung) Bewegungsmangelfolgen
geschehen Diese ist in Schulen nur faumlcheruumlbergreifend erreichbar indem die Logik der
Lernfelddidaktik auch konsequent auf den Bereich SportBewegung
GesundheitBiologieSoziologie uumlbertragen wird (siehe dazu auch Kap 42)
Bzgl der empirischen Auswertung ist abschlieszligend uumlberraschend dass hinsichtlich der
Anlage-Umwelt-Ursachenfrage bzgl der Bewegungsmangelproblematik (376 377)
immerhin ein Fuumlnftel der ErzieherInnen beider Kindergartentypen biologische Merkmale
als entscheidend fuumlr den erfolgreichen Erwerb von Bewegungsfertigkeiten ansehen (vgl
Tab 376 und 377 vgl auch Kap 336 und zusammenfassend 3313) Das wird durch die
Aussage der ErzieherInnen der Bewegungskindergaumlrten die Materialvielfalt wichtiger als
ein gutes Konzept ansehen (326) um ein uumlberraschendes Element erweitert Denn beides
ist unter wissenschaftlichen Aspekten betrachtet abwegig
Hier muss konzeptionell entgegengewirkt werden Kompetenz erweiternd und zugleich
motivierend wirkt der Abgleich eigener Beobachtungsergebnisse (Beobachtungsinstrument
mit festgelegten Guumltemaszligstaumlben bspw 4414) Meinungen und Interpretationen [oder die
eigene Hypothesenformulierung und spaumltere Uumlberpruumlfung] mit empirischen Befunden im
Themenkreis bewegungssozialisatorischer Differenzen (bspw 4415) bspw zwischen
sozial benachteiligten und wohlhabenden Kindern (bspw 4412) An Hand der
eindeutigen Befundlage kann den ErzieherInnen das deutliche Uumlberwiegen von
Umweltursachen (Sozialisationsfaktoren) fuumlr Bewegungsmangelprobleme verdeutlicht
werden (bspw 449) Ebenso muss wie bereits unter 326 postuliert die Bedeutung der
221-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
221
aktiven Rolle der ErzieherIn bei der Bekaumlmpfung von Bewegungsmangel herausgestellt
werden
Die erhobenen Daten der Explorationsstudie koumlnnen als Grundlage fuumlr vertiefende und
weitere Zusammenhangsuntersuchungen ausgewaumlhlter Fragestellungen im Forschungsfeld
der Paumldagogik der fruumlhen Kindheit als auch der Sportpaumldagogik genutzt werden
Wuumlnschenswert waumlre vor dem Hintergrund beschriebener deskriptiver und empirischer
Aufschluumlsse die bereits geforderte wissenschaftliche Aufwertung der
ErzieherInnenausbildung mit sportpaumldagogischen Inhalten
222-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
222
42 Ein dynamisches und sich selbst evaluierendes Konzept als pragmatischer
Loumlsungsansatz zum Uumlberarbeiten bestehender Konzepte
Wie kann auf Grund der gewonnene Erkenntnisse ein zukunftorientiertes Konzept
entstehen das sich unter Beruumlcksichtigung der vielschichtigen Praxis sowohl in die
ErzieherInnenausbildung als auch die Fortbildungsmaszlignahmen fuumlr ErzieherInnen
integrieren laumlsst
Viele wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Professionsforschung der Paumldagogik der
fruumlhen Kindheit enden bei der Beschreibung der Datenlage und abgeleiteten Postulaten
ohne Ansatzpunkte fuumlr die Praxis zu schildern nicht zuletzt weil die Differenz zwischen
wissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung und ausuumlbender Praxis wesentlich groumlszliger ist als
bspw im Rahmen der Schulforschung (Problem der Akademikerschwelle)
Sicher wird es nicht moumlglich (und auch nicht noumltig) sein die komplette
Ausbildungslandschaft auf den Kopf zu stellen und neu zu erfinden Denn wie im
Theorieteil beschrieben zerreiben sich viele Konzepte in der Praxis an
Finanzierungsschwierigkeiten Rezeptionswiderstaumlnden Substanzverlusten
Umsetzungsproblemen und didaktischen Verselbststaumlndigungen
Sinnvoll erscheint aber ndash und hierauf zielt der Begriff des dynamischen Konzeptes ab ndash die
Erstellung von sich aus den deskriptiven und empirischen Erkenntnissen ableitenden
elementaren Evaluationsinstrumenten bzw die Erarbeitung von grundlegenden
Arbeitsmaterialien die notwendige Standards und Akzente fuumlr Lernarrangements im
Bereich Bewegungserziehung fuumlr ErzieherInnen zuruumlck melden Bestehende haumlufig
lediglich auf den Erwerb von Faktenwissen angelegte Konzepte koumlnnen so hinterfragt und
bzgl diagnostischer und spezifischer Problemloumlsekompetenz wiederholt also dynamisch
ergaumlnzt werden
Aufgrund der Ergebnislage und Schlussfolgerungen bietet sich der Einsatz besonders an
Fachschulen fuumlr SozialpaumldagogikBerufskollegs an die sich aus sozialoumlkologischer
Perspektive als Kompetenz- Aus- und Weiterbildungszentren als ressourcenoptimierende
Schnittstelle zwischen Forschung Schule und LSB praumlsentieren (vgl dazu auch Kap 2 und
Kap 41) Das dynamische Konzept bezweckt wie in den Schlussfolgerungen bereits
postuliert die problemorientierte Weiterfuumlhrung der zentralen Inhalte des
Ausbildungscurriculums bdquoGesundheitBewegungldquo der Fachschule fuumlr Sozialpaumldagogik in
NRW Diese werden um zentrale Inhalte des Ausbildungscurriculums
bdquoBewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter des LandesSportBundes NRWldquo
223-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
223
sowie Ergebnisse der deskriptiven und empirischen Analyse ergaumlnzt Das dynamische
Konzept zielt also darauf ab grundlegende Kenntnisse und spezifische
Problemloumlsekompetenzen bzgl der Bewegungsmangelthematik erzieherInnengerecht zu
vermitteln und Entscheidungen zur Unterrichtsplanung dem entsprechend fachlich fundiert
faumlllen zu koumlnnen ohne bestehende Konzepte komplett bdquouumlber Bord zu werfenldquo
Das dynamische Konzept will anregen empirisch basierte Kenntnisse sach- und
adressatengerecht in Lernarrangements einzusetzen Neue empirische Ergebnisse koumlnnen
durch analog aufgebaute Evaluationsfragen und Arbeitsmaterialien beruumlcksichtigt werden
Grundanliegen ist es selbst und kooperativ angeeignetes Fach- und Berufswissen zu
wissenschaftlich begruumlndeter Handlungsfaumlhigkeit weiterzufuumlhren Die Reflektionsfragen
und Arbeitsmaterialien sind fachlich-empirisch und paumldagogisch-psychologisch begruumlndet
und didaktisch-methodisch arrangiert Kernziel ist es bestehende Konzepte so zu ergaumlnzen
dass ErzieherInnen in die Lage versetzt werden selbst InitiatorInnen von
bewegungsbezogenen Diagnose- Lern- und Entwicklungsprozessen zu sein
Die unter 43 zusammengefassten Reflektionsfragen als Konglomerat empirischer
Erkenntnisse und didaktisch-methodischer Schlussfolgerungen helfen auch bereits taumltigen
Aus- (und Weiter)bilderInnen ihre bisherigen Unterrichtskonzepte und -inhalte zu
reflektieren sowie auszuwerten und ggfs zu ergaumlnzen Zudem koumlnnen Sie als Basis fuumlr den
kollegialen Austausch oder der fachlichen Supervision im Sinne der faumlcheruumlbergreifenden
Lernfelddidaktik genutzt werden indem sich bspw LehrerInnen die
GesundheitBewegung unterrichten mit KollegInnen anderer Lernbereiche uumlber eine
ganzheitliche Themenverschraumlnkung absprechen (bspw BewegungGesundheit Adipositas
als Folge von Bewegungsmangelszligagrave Sozialpaumldagogische Theorie amp Praxis Psychosoziale
Folgen von Adipositas und Bewaumlltigungsverhalten) Dabei koumlnnen die Fragen (43) neben
der Evaluationsfunktion auch als Ausgang der Unterrichtsplanung genutzt werden
wodurch sich Beitraumlge und Ergaumlnzungen anderer Faumlcher ableiten lassen Dadurch wird das
bdquoEvaluieren Innovieren und Kooperierenldquo gefoumlrdert welches in der Lehrerausbildung in
NRW als wesentliche Kernkompetenz zur Eingliederung neuer wissenschaftlicher
Erkenntnisse in der Aus- und Fortbildung angesehen wird
Um das Konzept praktisch angemessen umsetzen zu koumlnnen wird eine Sporthalle mit der
Groumlszlige eines gaumlngigen Hallendrittels mit herkoumlmmlicher Ausstattung benoumltigt Dazu
gehoumlren gaumlngige Materialien zur Erstellung von Bewegungslandschaften wie groszlige und
kleine Kaumlsten Barren Reck Seile Ringe Baumlnke Tore Sprossenwaumlnde und Weichboumlden
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224
43 Resultierende Reflektionsfragen als Konglomerat empirischer Erkenntnisse und
didaktisch-methodischer Schlussfolgerungen zur Uumlberpruumlfung und
Uumlberarbeitung bestehender Konzepte in der bewegungserzieherischen
ErzieherInnenaus- und -fortbildung
431 Erfolgt im Unterricht eine Sensibilisierung fuumlr anthropologisch angelegte und entwicklungsbedeutsame Bewegungsgrundformen
Enthaumllt meine Planung alle motorischen Faumlhigkeiten ansprechende
Bewegungsgrundformen wie bspw Schwingen Schaukeln Haumlngen Huumlpfen
Laufen Krabbeln oder Gleiten als motorische Basiskompetenzen
Erhaltenerarbeiten sich die ErzieherInnen Informationen uumlber einseitige
Sinnesstimulation des uumlbermaumlszligigen Medienkonsums
Wird den ErzieherInnen deutlich wie viele Entwicklungsbereiche durch
Bewegungsmangel beeintraumlchtigt werden koumlnnen
432 Erfolgt eine Sensibilisierung fuumlr die Notwendigkeit und das Arrangement von Selbst-wirksamkeitserfahrungenEnthaumllt meine Planung materiale Bewegungsarrangements
Fordern die materialen Bewegungsarrangements unterschiedliche
Grundbewegungsformen heraus
Besitzen die materialen Bewegungsarrangements hohen Aufforderungscharakter
fuumlr Kinder
Melden die materialen Bewegungsarrangements Misserfolg und Erfolg auf
mehreren Sinneskanaumllen zuruumlck
Lassen sich an den materialen Bewegungsarrangements ohne groszligen Aufwand
Veraumlnderungen des Schwierigkeitsgrades vornehmen
433 Erfolgt eine Sensibilisierung der ErzieherInnen fuumlr ein diagnostisch-dokumentierendes Grundverstaumlndnis
Vermittle ich die ErfahrungKenntnis des Nutzens materialer
Bewegungsarrangements als grobe Messstationen fuumlr motorische
Entwicklungsstaumlnde
Fuumlhren die angehenden ErzieherInnen selbst Messungen bzgl eigener
Kompetenzen durch (bspw Selbsteinschaumltzungsfaumlhigkeitmotorische
225-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
225
Geschicklichkeit) und dokumentieren sie diese
Werden die ErzieherInnen bei Beobachtungsaufgaben nicht uumlberfordert dh wird
ihnen ein uumlberschaubares Maszlig an Beobachtungsinhalten an die Hand gegeben
Thematisiere ich motorische Entwicklungsuumlbersichten als Basis vorsichtiger
Einschaumltzungen des motorischen Entwicklungsstandes
Lernen die ErzieherInnen einen gaumlngigen motorischen Test praktisch kennen
Verweise ich im Sinne der besonderen Bedeutung der Primaumlrpraumlvention im
Kindergarten auf moumlgliche KooperationspartnerInnen mit ExpertInnenenstatus
434 Erfolgt eine Sensibilisierung fuumlr die Bedeutung der Leistung im Fach GesundheitBewegungHaben die ErzieherInnen die Moumlglichkeit ihre Leistungsgrenze zu erfahren
Ermitteln die ErzieherInnen unterschiedliche Leistungsniveaus innerhalb der
Klasse
Haben die ErzieherInnen die Moumlglichkeit Leistungsentwicklung zu erfahren
Erarbeiten sich die ErzieherInnen Strategien Kinder spielerisch zum Erproben der
Leistungsgrenze zu motivieren
Wird den ErzieherInnen bzgl der Bewegungserziehung mit den Kindern das
Prinzip der Freiwilligkeit vermittelt
Wird den ErzieherInnen plausibel gemacht dass leistungsorientierte Angeboten
fuumlr Kinder frei waumlhlbare Schwierigkeitsniveaus beinhalten muumlssen
435 Erfolgt eine Sensibilisierung der ErzieherInnen zur Wahrnehmung des Kindergartens als Raum fuumlr (z T erste) kommunikative Bewegungserfahrungen unter VorschulkindernHaben die ErzieherInnen die Moumlglichkeit eigene Erlebnisse bzgl der
Bewegungssozialisation zu reflektieren und vorzustellen Werden dabei die
Verinselungsproblematik und die diesbezuumlgliche Kompensationsrolle des
Kindergartens offensichtlich
Werden die ErzieherInnen fuumlr die Notwendigkeit sensibilisert sich zu Gunsten von
Aushandlungsprozessen von Kindern zuruumlck zu ziehen
Erhalten die ErzieherInnen Raum zur Professionalisierung der Einschaumltzung des
realistischen Gefaumlhrdungsgrades von Koumlrperkontakt und Kraumlftemessen zwischen
Kindern indem sie selbst Eindruumlcke im Bereich mit Koumlrperkontaktsportarten
226-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
226
sammeln und notwendige Regeln selbst ableiten
Werden typische Strategien erarbeitet soziale Bewegungsimpulse von Kindern
fortzufuumlhren und zu vernetzen
Erhalten die ErzieherInnen die Moumlglichkeit sich vor dem Hintergrund der
Verinselungsproblematik als kompensatorische Vernetzungsinstanz zu begreifen
Wird den ErzieherInnen die Bedeutung des Lernpotenzials altersgemischter
Gruppen bei Bewegungsangeboten offensichtlich
436 Werden die ErzieherInnen fuumlr den durch den Familienwandel weiter dynamisierten weiblichen Geschlechteruumlberhang in allen erzieherischen Kontexten bis zum neuntenzehnten Lebensjahr in seiner Bedeutung fuumlr die Bewegungssozialisation sensibilisiertErhalten die ErzieherInnen Gelegenheit den durch den Familienwandel weiter
dynamisierten weiblichen Geschlechteruumlberhang in nahezu allen erzieherischen
Kontexten bis zum neuntenzehnten Lebensjahr in seiner Bedeutung fuumlr die
Bewegungssozialisation von Kindern zu problematisieren
Werden geschlechtsspezifische Sportzugaumlnge beispielhaft unterschieden und
thematisiert
Erhalten die ErzieherInnen Einblick in so genannte maumlnnlich determinierte
Bewegungsformen und werden gesellschaftlich determinierte Eigenschaften des
Sportartenkonzepts (bspw Normierung Leistungsvergleich) herausgearbeitet und
in Frage gestellt
Wird der gesellschaftliche Anteil stereotyper Rollenzuweisung bzgl des Urteils
uumlber Bewegungszugaumlnge offensichtlich
Werden so genannte klassische maumlnnliche Sportarten praktisch durchgefuumlhrt
437 Werden die ErzieherInnen fuumlr bewegungssozialisatorisch bedeutsame Elemente sensibilisiertErhalten die ErzieherInnen Gelegenheit die eigene Bewegungssozialisation zu
reflektieren
Werden mehrere bewegungssozialisatorisch bedeutsame Elemente bearbeitet
Besteht die Moumlglichkeit die Elemente bzgl ihrer Bedeutsamkeit zu ordnen
Erhalten die ErzieherInnen einen Uumlberblick uumlber die Homogenitaumlt bzw
Heterogenitaumlt der Bewegungssozialisation ihrer Klasse
227-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
227
Haben die ErzieherInnen Gelegenheit klassische Elemente der
Bewegungssozialisation durch Bewegungslandschaften nachzuempfinden und zu
beturnen
438 Werden die ErzieherInnen fuumlr den Einfluss der sozialen Herkunft auf die Bewe-gungssozialisation sensibilisiertWerden die ErzieherInnen fuumlr den Einfluss der sozialen Herkunft auf die
Bewegungssozialisation sensibilisiert
Erhalten die ErzieherInnen dabei ein praumlgnantes praktisches Anwendungsbeispiel
ihres Erfahrungshorizontes das die Bewegungssozialisation unter gegensaumltzlichen
sozialen Vorzeichen beleuchtet
Ist das Beispiel so gewaumlhlt dass die Lebensweltperspektive des Kindes zum Tragen
kommt ohne dass Vorurteile und Stigmatisierungen bzgl gewisser
Bevoumllkerungsteile geschuumlrt werden
Werden die ErzieherInnen darauf vorbereitet dass sie es in Zukunft mit zunehmend
heterogenen motorischen Entwicklungsstaumlnden zu tun haben werden
Werden die ErzieherInnen angewiesen darauf zu achten das Lernpotential der
tendenziell heterogener werdenden Gruppen als Chance zu sehen und zu nutzen
indem sie Lernsituationen so gestalten dass Kinder sich gegenseitig Dinge
beibringen koumlnnen
439 Werden die ErzieherInnen fuumlr Moumlglichkeiten wissenschaftlich orientierterGrobbeurteilung-beobachtung-dokumentation der Qualitaumlt eines bewegungssozialisatorischen Umfelds sensibilisiert
Erhalten die ErzieherInnen die Moumlglichkeit unterrichtlich erarbeitete Inhalte und
Theorien bzgl der Bewegungssozialisation an der Wirklichkeit zu
beobachtenuumlberpruumlfen
Wird dabei systematisch beobachtetbewertet (Erarbeiten sich die ErzieherInnen
dazu bspw ein Beobachtungsinstrument zur empirischen Vergewisserung
zumindest in Teilen selbst [Lernwirksamkeit])
Hat der Aufbau der systematischen Beobachtung einen aktuellen
wissenschaftlichen Hintergrund der bisherige Unterrichtsinhalte aufgreift oder
Alltagsorientierungen fachlich kanalisiert
228-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
228
Erhalten die ErzieherInnen die Moumlglichkeit das erarbeitete Instrument nach der
Wirklichkeitskonfrontation zu uumlberarbeiten
Erhalten die ErzieherInnen nach der Datenerhebung die Moumlglichkeit einer
Nachbetrachtung zum Erfahrungsaustausch und der Einigung auf einen
Guumltemaszligstab zur Beurteilung der Daten
Koumlnnen durch die bdquoWirklichkeitsvergewisserungldquo unterschiedliche Qualitaumlten von
Bewegungssozialisationsraumlumen identifiziert werden
Werden die Ergebnisse dieser Untersuchung gesichert und allen ErzieherInnen zu
Teil
4310 Werden die ErzieherInnen fuumlr die Orientierung anBeruumlcksichtigungEinholung von empirischen Ergebnissen sensibilisiertWerden den ErzieherInnen wichtige empirische Daten zu Mechanismen sozial
selektiver Bewegungssozialisation zur Verfuumlgung gestellt
Erfolgt ein Abgleich eigener Beobachtungen Wahrnehmungen und Interpretationen
der ErzieherInnen mit den empirischen Befunden bzgl bewegungssozialisatorischer
Differenzen
Erhalten die ErzieherInnen Gelegenheit sich bzgl der empirischen Daten
Konsequenzen fuumlr ihre paumldagogische Praxis zu uumlberlegen
Erhalten die ErzieherInnen Einblick wie man sich empirische Erkenntnisse und
theoretisches Wissen aneignet (Literaturrecherche Internetrecherche) Wird dazu
ggfs die Schule verlassen sofern angemessene Rechercheressourcen (Bibliothek
ausreichende Anzahl von Internetzugaumlngen) dort nicht zur Verfuumlgung stehen
Werden die o g Kompetenzen praxisorientiert angewendet um die ErzieherInnen
zusaumltzlich in die Lage zu versetzen ExpertInnenen fuumlr spezielle
FragestellungenAnliegen zu mobilisieren
229-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
229
44 Praktische Arbeitshilfen als Konglomerat empirischer Erkenntnisse und
didaktisch-methodischer Schlussfolgerungen zur Ergaumlnzung bestehender
Konzepte in der bewegungserzieherischen ErzieherInnenaus- und -fortbildung
441 Arbeitsblatt zur selbststaumlndigen und lernwirksamen Erarbeitung der
Bewegungsgrundformen
Gruppe 1
Aufgabe
a) Uumlberlegen Sie sich an Hand welcher Bewegungen eine Orts- oder Lageveraumlnderung des Koumlrpers erreicht
wird und stellen Sie diese vor
b) Bauen Sie einen Bewegungsparcours auf der diese Bewegungsgrundformen herausfordert
c) Erfinden Sie eine Bewegungsgeschichte die Kinder dazu motivieren koumlnnte die Bewegungsgrundformen
auf dem Bewegungsparcours auszuuumlben
Erwartungshorizont der Bewegungsgrundformen
Gehen Laufen Springen Steigen Kriechen Krabbeln Robben Gleiten Rollen Waumllzen
Gruppe 2
Aufgabe
a) Uumlberlegen Sie sich Bewegungen mit denen Geraumlte und Gegenstaumlnde befoumlrdert oder in Bewegung
versetzt werden und stellen Sie diese vor
b) Bauen Sie einen Bewegungsparcours auf der diese Bewegungsgrundformen herausfordert
c) Erfinden Sie eine Bewegungsgeschichte die Kinder dazu motivieren koumlnnte die Bewegungsgrundformen
auf dem Bewegungsparcours auszuuumlben
Erwartungshorizont der Bewegungsgrundformen
Ziehen Schieben Tragen Werfen Stoszligen Schlagen Heben Druumlcken Rollen
Gruppe 3
Aufgabe
a) Uumlberlegen Sie sich Bewegungen mit Hilfe derer man sich an Geraumlte anpasst und sich an oder mit ihnen
bewegt
b) Bauen Sie einen Bewegungsparcours auf der diese Bewegungsgrundformen herausfordert
c) Erfinden Sie eine Bewegungsgeschichte die Kinder dazu motivieren koumlnnte die Bewegungsgrundformen
auf dem Bewegungsparcours auszuuumlben
Erwartungshorizont der Bewegungsgrundformen
Haumlngen Stuumltzen Schwingen Drehen Schaukeln Springen Balancieren oder Bewegungen bei denen man sich
mit Hilfe von Geraumlten bewegt zB Rad fahren Roller fahren Rollschuh laufen usw
(vgl Bewegungsgrundformen in Anlehnung an Zimmer 2005 159f)
230-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
230
442 Karikatur fuumlr Unterrichtseinstiege zur Veranschaulichung der Problematik der
einseitigen Sinnesstimulation durch Lebensweltveraumlnderungen
Den ErzieherInnen muss im Anschluss an die Thematisierung anthropologisch angelegter
Bewegungsgrundformen (wie Schwingen Schaukeln Haumlngen Huumlpfen Laufen oder Krabbeln
als motorische Basiskompetenzen) die bspw in Anlehnung an Zimmers
Kategorisierungsvorschlag (2004 159f) arbeitsteilig vorgestellt und in einen
Bewegungsparcours und eine selbst erfundene Bewegungsgeschichte integriert werden koumlnnen
der bewegungs- und sinneseinschraumlnkende Charakter uumlbermaumlszligigen Medienkonsums deutlich
werden Diese Wahrnehmung kann problematisierend vertieft werden zB mit dem Einstieg
mit der Zeichnung eines fernsehenden Kindes mit ausgepraumlgten Augen und Ohren und
bdquoverkuumlmmertem Restkoumlrperldquo
bdquoEinseitiges Trainingldquo ndash Auge- und Ohrenbilder Weber Melanie Dezember 2006
Unter der Nutzung des Internets und der Bereitstellung von Internetadressen koumlnnen
ErzieherInnen (bspw auch als Hausaufgabe) Folgen chronischer einseitiger Sinneskost
zusammentragen und auf der Basis des selbst erreichten Kenntnisstandes sinnbehaftete
Uumlbungen erlernen und weiter entwickeln
Da Kinder jedoch nicht nur im Themenkreis Bewegung Probleme aufweisen waumlre eine
Ausbildung auf Universitaumltsniveau die optimale Loumlsung fuumlr nachhaltiges Arbeiten in den
Praxisfeldern der Paumldagogik der fruumlhen Kindheit (vgl Ergebnisse 325)
231-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
231
443 Bewegungsanlaumlsse schaffen ndash Bewegungsgeschichten als Motivationsausloumlser
Kinder koumlnnen durch eine Bewegungsgeschichte sehr gut zur Bewegung motiviert werden
Denkbar ist eine Bewegungsgeschichte bei der Impulse zunaumlchst direkt umgesetzt werden
koumlnnen Die Bewegungsgeschichte bietet den Kindern eine Anlasslage fuumlr das spielerische
Beturnen einer Bewegungslandschaft Klassische Sportgeraumlte werden dabei alternativ
genutzt (siehe dazu auch 444)
Bewegungsgeschichte Qualle Rosi begegnet den Schillerfischen - Groszliggruppe
Die Qualle Rosi liegt faul am Meeresgrund Sie macht ihren taumlglichen Mittagsschlaf Das Wasser schaukelt sie hin und her
Die Kinder liegen baumluchlings am Mittelkreis fassen mit den Haumlnden eine Zauberschnur Haumlnde und Arme werden langsam auf und ab gefuumlhrt
Von den vorbei schwimmenden Schillerfischen die immer so hell leuchten wird Rosi geweckt Rosi reckt und streckt sich
Die Kinder bleiben in der Kreisform Sie richten sich langsam auf bis in den Fersensitz und fuumlhren die Arme nach oben vorne und zur Seite
Die freundlichen Schillerfische nehmen sie mit um ihr eine neue tolle Entdeckung zu zeigen Die Qualle Rosi freut sich daruumlber Sie steht langsam auf sie ist immer noch etwas muumlde zieht sich noch einmal zusammen und macht sich dann ganz breit
Die Kinder bleiben in der Kreisform Sie richten sich in den Stand auf strecken die Haumlnde hoch gehen aufeinander zu und wieder auseinander so dass die Zauberschnur ganz gedehnt ist
In freudiger Erwartung der Entdeckung die die Schillerfische ihr zeigen wollen dreht sich die Qualle Rosi im Kreise und tanzt
Die Kinder laufen einen groszligen Kreis um den Mittelkreis herum
Quelle Bewegungsgeschichte httpwwwlearn-linenrwdeangeboteschulsportinfo03_fortbildungGrundschuleu-beispiele3-1html
Im Anschluss ist es ratsam den Kindern eine Bewegungslandschaft anzubieten die klassische Sportgeraumlte
alternativ nutzt und an die stimulierte Fantasiewelt ndash hier Wasserwelt ndash anknuumlpft Diese koumlnnen Kinder frei oder
durch gewisse Themenstellungen tendenziell normiert beturnen und neue Bewegungserfahrungen sammeln
Anders als beim Medienkonsum erhalten sie unmittelbare Ruumlckmeldung uumlber Erfolg oder Misserfolg einer
Bewegungshandlung uumlber mehrere Sinneskanaumlle Durch eine Kooperation von Schule mit einer
Kindertageseinrichtung koumlnnte die Schule ein handlungsorientiertes Lernfeld und die Einrichtung den Zugang zu
einer Sporthalle mit Angebot gewinnen
AnwendungVertiefungVerknuumlpfunga) Erfinden Sie selber eine Bewegungsgeschichte Legen Sie vorher fest welche Bewegungsgrundformen
provoziert werden sollen (siehe dazu auch 441)
b) Fuumlhren Sie den MOT 4-6 mit den Kindern durch Halten Sie die Ergebnisse fest Entwickeln Sie eine die Bewegungsdefizite kompensierende Bewegungsgeschichte und Bewegungslandschaft (siehe dazu auch 444 und 446)
232-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
232
444 Vorschlaumlge zum motivierenden und alternativen Einsatz klassischer Sportgeraumlte
Beispiel fuumlr eine sich an eine Bewegungsgeschichte anschlieszligende Bewegungslandschaft
(Wasserwelt) Aus Motivationsgruumlnden sollten Bewegungslandschaften im Vorschulalter
immer einen thematischen Bezug besitzen
Abbildung Handreichung B
Quelle Bewegungslandschaft httpmiamiuni-muensterdeservletsDerivateServletDerivate-20903_anhang_diss_stachelhauspdf
Aufgabenbeispiele
Entwerfen Sie eine Bewegungslandschaft zu einer eigenen Themenwelt (Dschungel Reise
zum Mond etc)
Entwerfen Sie eine Skizze zum Aufbau einer Bewegungslandschaft Diese sollte so genau
sein dass Ihre Mitschuumller sie ohne Nachfrage aufbauen koumlnnen Schaumltzen Sie den
Zeitaufwand fuumlr Auf- und Abbau ein und beruumlcksichtigen Sie diesen bei der
Stundenplanung
Versuchen Sie bei der Planung der Bewegungslandschaft den Aufwand und den
motorischen Nutzen in einem bdquogesundenldquo Verhaumlltnis zu halten
Meeresgrund
Muscheln
U-Boot
Sprungturm zur UnterwasserweltWellenmaschine
Perlentransport
233-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
233
445 Altersabhaumlngig zu erwartende motorische Faumlhigkeiten und motorische Diagnostik
Bitte erstellen Sie auf Grund der Informationen aus der Tabelle fuumlr jedes Lebensjahr ein vielseitiges
Bewegungstraining Nehmen Sie dabei jeweils Stellung dazu wie durch eine anregende Bewegungsumwelt
(Bewegungslandschaft) die jeweilige Bewegungsform provoziert werden kann Nutzen Sie die Grafik zum
Entwurf eines eigenen motorischen Testes um moumlgliche Entwicklungsverzoumlgerungen zu diagnostizieren
234-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
234
Bitte nehmen Sie vor dem Hintergrund Ihrer bisherigen Praxiseindruumlcke kritisch Stellung
zu Balsters motorischer Entwicklungsuumlbersicht Bildet es Ihre Eindruumlcke praumlzise ab
Welche Funktion billigen Sie dem Modell zu
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235
446 Anwendung und Erprobung von Tests zum motorischen Entwicklungsstand von Kindern
Tests zum motorischen Entwicklungstand im Einschulungsalter bestehen in der Regel aus
einer Batterie von Einzeltests die unterschiedliche motorische Faumlhigkeiten [bspw
Standweitsprung Rumpfbeugen Einbeinstand (Flamingostand) usw] untersuchen (vgl
zB Boumls 2001 Boumls 2006)
Der wohl bekannteste und am haumlufigsten angewendete motorische Test ist der
Koumlrperkoordinationstest fuumlr Kinder (KTK) gefolgt vom allgemeinen sportmotorischen Test
fuumlr Kinder von 6 bis 11 Jahren (AST) und dem Muumlnchner Fitness Test (MFT) (vgl
Schmidt 2003) Ein populaumlrer Test fuumlr Vorschulkinder ist der Motoriktest fuumlr Kinder (Mot
4-6) von Zimmer und Volkamer Seine 18 Testaufgaben wie Balancieren
Hampelmannsprung Einbeinstand oder Zielwurf uumlberpruumlfen die gesamtkoumlrperliche und
feinmotorische Geschicklichkeit das Gleichgewichtsvermoumlgen die Reaktionsschnelligkeit
Sprungkraft Bewegungsgeschwindigkeit und Bewegungssteuerung (vgl Zimmer und
Volkamer (1987))
Sie als angehender Erzieherin sollten mindestens zwei Testverfahren auf sich selbst
anwenden koumlnnen um diagnostische Grundkompetenzen zu erlernen
Abbildung Handreichung D Beispiele Testaufgaben zur Bestimmung der motorischen Leistungsfaumlhigkeit
(Boumls 2006 62)a) Recherchieren Sie in der Bibliothek die Testelemente und Bewertungskriterien des MOT
4-6b) Fuumlhren Sie den Test mit Ihrer Klasse durchc) Fuumlhren Sie den Test mit Kindern Ihrer Einrichtung durchd) Bewerten Sie den Test bzgl wissenschaftlicher Kriterien wie Validitaumlt und Relibilitaumlte) Entwickeln Sie einen eigenen motorischen Test
236-----------------------------Bewegungserziehung in NRW ndash ErzieherInnenorientierungen im Vergleich-------------------------
236
447 Kriterien der Leistungsmotivation kennen lernen Leistungsmessstationen zum Ermitteln der Auspraumlgung des Realismusgrades des Anspruchsniveaus von ErzieherInnen durch ein Leistungsdokumentationsblatt
Es werden 4 Gruppen gebildet Schaumltzen sie Ihre Leistung vor Uumlbungsdurchfuumlhrung ein und vergleichen Sie diese mit ihrer tatsaumlchlich erreichten Leistung (siehe Arbeitsblatt)
Aufbauanleitung und Regeln fuumlr StationenGruppe 1 Aufbau Station 1Material 1 groszliger Kasten 5 Kegel 5 Tennisbaumllle 1Balleimer Kreppband zum Markieren der 5m
entfernten AbwurfpositionAufbau Die Kegel werden im gleichen Abstand hinten auf dem Kasten platziert so dass sie sich beim
Umfallen nicht beruumlhren koumlnnenRegel Derdie Werfende hat 5 Baumllle er wirft von der Markierung aus 5m Entfernung und wirft
damit im optimalen Fall alle Kegel vom Kasten herab Jeder abgeworfene Kegel zaumlhlt einen Punkt
Gruppenaufgabea) Bauen Sie die Station analog der Beschreibung aufb) Probieren Sie die Station ausc) Helfen Sie sich gegenseitig um einen zuumlgigen Ablauf an den Stationen zu gewaumlhrleistend) Benennen Sie einen Zeitwaumlchterin Fuumlr jede Station sind 5min vorgesehen
Gruppe 2 Aufbau Station 2Material 5 Kegel Kreppband zum Markieren der Schussbahn und des Abschusspunktes in 5m
Entfernung zum mittleren Kegel 1 FuszligballAufbau Die Kegel werden im Abstand von jeweils 50 cm in eine Reihe gestellt In 5m Entfernung
wird ein Abschusspunkt markiert Vom Abschusspunkt zu den Kegeln wird jeweils eine Ideallinie zur Orientierung abgeklebt Damit der Ball nicht von der Wand zuruumlckprallt diese Station bitte vor dem Trennvorhang aufbauen
Regel Der Schuumltzedie Schuumltzin darf 5x mit dem Fuszligball aus 5m Entfernung auf die Kegel schieszligen und raumlumt damit im Idealfall alle Kegel ab Jeder abgeschossene Kegel zaumlhlt einen Punkt
Gruppenaufgabea) Bauen Sie die Station analog der Beschreibung aufb) Probieren Sie die Station ausc) Helfen Sie sich gegenseitig um einen zuumlgigen Ablauf an den Stationen zu gewaumlhrleistend) Benennen Sie einen Zeitwaumlchterin Fuumlr jede Station sind 5min vorgesehe
Gruppe 3 Aufbau Station 3Material Seile zwei kleine Kaumlsten Matten zum Absichern 1 verpackter Federfuszligball als
Transportgegenstand 1 HolzreifenAufbau Die beiden kleinen Kaumlsten werden in ca 5m Entfernung so aufgestellt dass die Seile genau in
der Mitte zwischen den beiden Kaumlsten haumlngen direkt unter das mittlere Seil wird ein Reifen gelegt auf einen kleinen Kasten wird der Transportgegenstand gestellt vom anderen kleinen Kasten wird gestartet
Regel Man ergreift das Seil stoumlszligt sich vom kleinen Kasten ab schwingt hinuumlber ergreift mit den Fuumlszligen den Transportgegenstand laumlsst sich zuruumlck schwingen und den Transportgegenstand in den Reifen fallen Jeder Treffer zaumlhlt einen Punkt
Gruppenaufgabea) Bauen Sie die Station analog der Beschreibung aufb) Probieren Sie die Station ausc) Helfen Sie sich gegenseitig um einen zuumlgigen Ablauf an den Stationen zu gewaumlhrleistend) Benennen Sie einen Zeitwaumlchterin Fuumlr jede Station sind 5min vorgesehen
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237
Gruppe 4 Aufbau Station 4Material 10 Huumltchen 1 Balancierstab Aufbau Die Huumltchen werden in jeweils 50cm Abstand aufgestellt Der Balancierstab wird auf dem
Zeigefinger balanciert Regel Nun durchlaumluft man den Slalomparcours Jeder erreichte Meter (also zwei passierte
Slalomstangen) zaumlhlt einen PunktGruppenaufgabea) Bauen Sie die Station analog der Beschreibung aufb) Probieren Sie die Station ausc) Helfen Sie sich gegenseitig um einen zuumlgigen Ablauf an den Stationen zu gewaumlhrleistend) Benennen Sie einen Zeitwaumlchterin Fuumlr jede Station sind 5min vorgesehen
Abbildung Handreichung D Messblatt zur Feststellung des Realitaumltsgrades des eigenen Anspruchsniveaus
Aufgabe Selbsteinschaumltzung Ergebnis DifferenzSelbsteinschaumltzung und Ergebnis
Station 1
5x 5m-Wurf auf 5 Kegel
Jeder abgetroffene Kegel zaumlhlt einen Punkt
Ich werde ____ Kegel abwerfen
=_____PunkteJeder abgetroffene Kegel zaumlhlt einen Punkt
Ich habe ____Kegel abgeworfen
= _____PunkteJeder abgetroffene Kegel zaumlhlt einen Punkt
_____Punktedifferenzzwischen Anspruch und Realitaumlt
Station 2
5x5m-Schuss auf 5 Kegel
Jeder abgetroffene Kegel zaumlhlt einen Punkt
Ich werde ____Kegelabschieszligen
=_____PunkteJeder abgetroffene Kegel zaumlhlt einen Punkt
Ich habe ____Kegelabgeschossen
= _____PunkteJeder abgetroffene Kegel zaumlhlt einen Punkt
_____Punktedifferenzzwischen Anspruch und Realitaumlt
Station 3
5x Dosentransport mit 5 Seilschwuumlngen vom kleinen Kasten in den Reifen Jede Dose im Reifen zaumlhlt einen Punkt
Ich werde____Dosen mit den Fuumlszligen in den Reifen transportieren
= _____PunkteJede Dose im Reifen zaumlhlt einen Punkt
Ich habe___Dosen mit den Fuumlszligen in den Reifen transportiert
= _____PunkteJede Dose im Reifen zaumlhlt einen Punkt
_____Punktedifferenzzwischen Anspruch und Realitaumlt
Station 4
5m Slalom durch Stangenparcours mit Balancierstab auf der Fingerspitze balancieren
Jeder erreichte m zaumlhlt einen Punkt
Ich werde ____m weit balancieren ohne dass mir der Balancierstab von der Fingerspitze faumlllt
= _____PunkteJeder erreichte m zaumlhlt einen Punkt
Ich bin ____m weit balanciert ohne dass mir der Balancierstab von der Fingerspitze gefallen ist
= _____PunkteJeder erreichte m zaumlhlt einen Punkt
_____Punktedifferenzzwischen Anspruch und Realitaumlt
Ich werde alsoinsgesamt ____Punkte erreichen
Ich habe alsoinsgesamt____Punkte erreicht
insgesamte______Punkte-differenz
WeiterfuumlhrungWas bedeutet es wenn Kinder sich im motorischen Bereich uumlberschaumltzen (unterschaumltzen)Welche Faktoren der Lebenswelt koumlnnen dazu fuumlhren dass Kinder sich bzgl ihrer Motorik falsch einschaumltzenWie kann man ein realistisches Anspruchsniveau bzgl motorischer Faumlhigkeiten anbahnenEntwerfen Sie einen Test der die Auspraumlgung des realistischen Anspruchsniveaus bei den Kindern Ihrer Einrichtung misst Entwickeln Sie auf Grund Ihrer Testergebnisse einen kompensierenden Bewegungsparcour
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448 Evaluation der eigenen Lebenswelt - Traumreise zur Ruumlckerinnerung an kommunikative Bewegungserfahrungen
Traumreise
Nach einer Belastungsphase legen sich die ErzieherInnen auf Gymnastikmatten Sie
erhalten die Anweisung es sich bequem zu machen und die Augen zu schlieszligen Von
ruhiger Musik untermalt wird folgender Text Satz fuumlr Satz langsam vorgelesen
Versetze dich in dein Kindergartenalter zuruumlck Wo hast du zu dieser Zeit gewohnt
Entspanne dich und versuche dich an die damalige Wohnung zu erinnern Hatte die
Wohnung viele Teppiche einen Holzboden oder war sie gefliest Wie viele Zimmer hatte
die Wohnung Hattest du ein eigenes Zimmer Gehoumlrte zu der Wohnung ein Balkon Hatte
die Wohnung einen Garten
Versuche dich nun an deine Spielorte zu erinnern Hast du eher in der Wohnung oder
drauszligen gespielt Wo hast du gespielt wenn du drauszligen gespielt hast Auf dem
Buumlrgersteig der Straszlige oder in der umgebenden Natur Im eigenen Garten oder auf
Spielplaumltzen oder Parks
Oder hast du haumlufig etwas mit deinen Eltern unternommen habt ihr bspw Schwimmbaumlder
besucht seid ihr spazieren gegangen oder Fahrrad gefahren Hattest du ein
Geschwisterkind mit dem du gespielt hast Wenn ja war es aumllter oder juumlnger als du
Waren da Freunde mit denen du gespielt hast Wo hast du sie getroffen Hast du dich mit
ihnen verabredet Oder waren sie einfach da wenn du vor die Tuumlr gegangen bist
Welche Bewegungserfahrungen hast du zu dieser Zeit gesammelt welche Spiele gespielt
Welchen Anteil hatte die Bewegung in deiner Freizeit
Ich moumlchte dass du jetzt deine Traumreise beendest und wieder in die Gegenwart zuruumlck
kehrst Oumlffne langsam deine Augen und strecke deine Gliedmaszligen durch
Nun koumlnnen Gruppen gebildet werden die sich uumlber die thematisierten Elemente der
Bewegungssozialisation austauschen sollen Zur Gedaumlchtnisunterstuumltzung erhalten diese
folgende Themenschwerpunkte uumlber die sie sich austauschen sollen
a) Spielorte b) Spielpartner c) Spielformen d) Anteil der in kommunikativer Bewegung
verbrachten Zeit
Die besprochenen Inhalte werden durch ein Mindmap kategorisiert und gesichert
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449 Sensibilisierungsfragen fuumlr ErzieherInnen zur veraumlnderten Bewegungssozialisation
Was bedeutet es fuumlr die Vielfaumlltigkeit fruumlher Bewegungserfahrungen
- wenn Kinder immer seltener Geschwister haben
- wenn in der unmittelbaren Nachbarschaft keine SpielkameradInnen verfuumlgbar sind
- wenn der Straszligenverkehr vorschulkindliche Spielraumlume und den Anweg zu
SpielkameradInnen verkapselt
- wenn Kinder mit einem allein erziehenden berufstaumltigen Elternteil aufwachsen
Diskutieren Sie diese Punkte in der Gruppe
Halten Sie Ihre Ergebnisse fest
Uumlberlegen Sie welche Rolle der Kindergarten fuumlr Kinder die so aufwachsen einnehmen
sollte
Entwerfen Sie ein kompensatorisches Modell fuumlr die Struktur der Einrichtungen
Wie koumlnnen Sie als ErzieherIn speziell in Ihrer Einrichtung gegensteuern
Sehen Sie Moumlglichkeiten bewegungsfeindliche Umwelten in der Naumlheldquo Ihrerldquo Einrichtung
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