5
Tetrahedron Letters No.23, PP, 1823-1827, 1965. Pergamon Press Ltd. Printed in Great Britain, BIS-BIPHENYLEN-TELLUH Dieter Hellwinkel und Gerhard Fahrbach Institut fiir organische Chemie der Universitgt Heidelberg (Received 10 April 1965) Das 1952 van G. Wittig und H. Fritz (1) beschriabene, we- nig besttidige Tetraphenyl-tellur ist bislang der einzige Ver- treter eines mit vier Arylresten kovalent verkniipften Elementes der sechsten Hauptgruppe geblieben. Bei der Suche nach stabileren Tetra-arylderivaten des Tel- lurs machte man sich Erfahrungen aus der Phosphor- und Arsen- reihe zunutze, denen zu Folge der iibergang van den einfachen Penta-phenyl-Verbindungen zu spirocyclischen Systemen mit zwei Biphenylen-Hesten (2, 3) zu wesentlich bestgndigeren Produkten fiihrte. Das unter diesen Gesichtspunkten synthetisierte Bis-biphe- nylen-tellur (I) (gelbe Nadeln, Fp 214O) erwies sich, den Er- wartungen entsprechend, als unter Normalbedingungen vsllig sta- bil. I entstand bei den Reaktionen van Di-lithium-biphenyl mit Tellur-tetrachlorid bzw. Biphenylen-tellurid-dichlorid (II) in 30- bzw. ItC$iger Ausbeute. Da beide Umsetzungen als Nebenpro- dukt Uiphenylen-biphenylyl-(2)-telluronium-chlorid (Fp 269 - 270~) lieferten, kann folgender Heaktionsverlauf formuliert werden: 1823

Bis-biphenylen-tellur

Embed Size (px)

Citation preview

Tetrahedron Letters No.23, PP, 1823-1827, 1965. Pergamon Press Ltd. Printed in Great Britain,

BIS-BIPHENYLEN-TELLUH

Dieter Hellwinkel und Gerhard Fahrbach

Institut fiir organische Chemie der Universitgt Heidelberg

(Received 10 April 1965)

Das 1952 van G. Wittig und H. Fritz (1) beschriabene, we-

nig besttidige Tetraphenyl-tellur ist bislang der einzige Ver-

treter eines mit vier Arylresten kovalent verkniipften Elementes

der sechsten Hauptgruppe geblieben.

Bei der Suche nach stabileren Tetra-arylderivaten des Tel-

lurs machte man sich Erfahrungen aus der Phosphor- und Arsen-

reihe zunutze, denen zu Folge der iibergang van den einfachen

Penta-phenyl-Verbindungen zu spirocyclischen Systemen mit zwei

Biphenylen-Hesten (2, 3) zu wesentlich bestgndigeren Produkten

fiihrte.

Das unter diesen Gesichtspunkten synthetisierte Bis-biphe-

nylen-tellur (I) (gelbe Nadeln, Fp 214O) erwies sich, den Er-

wartungen entsprechend, als unter Normalbedingungen vsllig sta-

bil.

I entstand bei den Reaktionen van Di-lithium-biphenyl mit

Tellur-tetrachlorid bzw. Biphenylen-tellurid-dichlorid (II) in

30- bzw. ItC$iger Ausbeute. Da beide Umsetzungen als Nebenpro-

dukt Uiphenylen-biphenylyl-(2)-telluronium-chlorid (Fp 269 -

270~) lieferten, kann folgender Heaktionsverlauf formuliert

werden:

1823

1824 No.25

llas fiir die l)arstellung des Uichlorids II benijtigte Biphe-

nylen-tellwrid IV, das laut Literaturangaben (4) nur schwierig

und in mPssLgen Ausbeuten zugYnglich war, wurde einmal durch

Thermolyse I?ines Gemisches van Biphenylen-quecksilber (5) und

elementarem Tellur in C)Z$iger Ausbeute, zum anderen bei der Um-

setzung v-on Tellur-dichlorid mit Di-lithium-biphenyl in SZ$iger

Ausbeute erhalten.

Chloriecung bew. Jodierung in Ather fiihrte zu den Uihaloge-

niden II (Cllorid Fp 333 - 335O, Jodid Fp 335 - 3400), deren

Identitaten durch Heduktionen mit Natrium-sulfid zum urspriing-

lichen Biphenylen-tellurid IV gesichert wurden.

No.23 1825

Die erstaunliche Leichtigkeit,mit der Alkyl- und Arylester

der Phosphorslure mit Di-lithium-biphenyl und dessen Substitu-

tionsprodukten zu Spiro-phosphonium-Verbindungen (6) reagier-

ten, legte es nahe,geeignete Ester der TellursPuren einer gleich-

artigen Behandlung zu unterziehen.

Die Heaktion des nach H.Meerwein (7) dargestellten, extrem

feuchtigkeitsempfindlichen Tetramethoxy-tellurs mit Di-lithium-

biphenyl fiihrte zu 48 $ Bis-biphenylen-tellur (I) und 23 $ Bi-

phenylen-biphenylyl-(2)-telluronium-hydroxyd V (Fp 176O), das

durch ijberfiihrung in das zugehcrige Jodid (Fp 253 - 255O) iden-

tifiziert wurde. Die Entstehung des Telluronium-hydroxydes V

als Nebenprodukt l?isst sich mit dem Verlauf der Heaktion iiber

folgende IntermediSrstufen vereinbaren:

Es war nun van Interesse, das Verhalten des im Gegensatz

zum Tetramethoxy-tellur sehr bestzndigen Hexamethoxy-tellurs

(8) gegeniiber Ui-lithium-biphenyl zu untersuchen. Uei der unter

1826 No.23

sehr schonencen Bedingungen durchgeftihrten Reaktion konnte

kein Tris-birmhenylen-tellur VI, dagegen in 55$iger Ausbeute

Bis-biphenylen-tellur I isoliert werden. Ob die Umsetzung even-

tuell iiber ir.termediYres VI verlaufen war, das sich anschlies-

send zersetzt hatte, oder ob die Heduktion zur vierwertigen

Stufe bereits am Ausgangsprodukt oder an noch Hethoxygruppen

enthaltenden Zwischenverbindungen stattgefunden hatte, kann

noch nicht er.tschieden werden.

I

Die Abbaureaktionen des Bis-biphenylen-tellurs waren im

allgemeinen clenen des Tetraphenyl-tellurs vergleichbar.

Mit elektrophilen Heagenzien, wie HCl und Brom reagierte

I in guten Ausbeuten zu den Biphenylen-biphenylyl-(2)-telluro-

niumsalzen IX1 und VII (Fp 264O). Hei der Thermolyse van I sub-

limierte in s?iner Ausbeute van 96 9 Biphenylen-tellurid IV ab.

Durch SBulenchromatographie liessen sich 54 96 Biphenylen VIII

abtrennen. Dirs Diinnschichtchromatogramm deutete auf das zu-

sltzliche Vorhandensein hSherer Polyphenylene hin, die jedoch

noch nicht isioliert werden konnten. Es zeigte sich hier ein

grundlegender Unterschied gegeniiber dem Verhalten der spirocy-

clischen Verbindungen des pentavalenten Phosphors und Arsens,

die durch Thermolyse zu neungliedrigen Heterocyclen isomerisiert

wurden (2, 3, 6).

XQ

I &jaX=J

Alle neuen Verbindungen gaben die van der Theorie gcforder-

ten Analysenwerte.

Wir danken Hen-n Professor Or. G. Wittig fiir die tiberlas-

sung des Themas sowie t‘lir die grossziigige Nrderung der Arbeit,

Literatur

I'{ b

7) 8)

G.Wittig und H.Eritz, LiebitTs Ann.Chem. a, 39 (19j2). G.wittig und A.Maercker, Chem.Uer. 2, 747 (1964).

G.Wittig und D.Hellwinkel, Chem.Ber. u, 769 (1964). C.Court8t und M.G.Uastani, Compt.rend a II, 197 (1936). N.M.CuLlinane, A.G.Kees und C..&..J.Plummer, J.Chem.Soc.

(London) &&Q, 151. G.Wittig und W.lierwig, Chem.Ber. &J_, 1511 (1954). l~.Hellninkel, Chem.ller. 2d, 576 (1965). H.Meerwein und Th.Bersin, Liebip;s Ann.Chem. 4J6, 113 (1929). G.l'ellini, Gaz.chem.ital. 44 II, 247 (19lb).