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AUSGABE 5/2015 NACHRICHTEN AUS DEM BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNG WIE DAS KLIMA UNS ÄNDERT KLIMAWANDEL UND ENTWICKLUNG DEM KLIMAWANDEL EINHALT GEBIETEN. Editorial von Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller AUF ERNEUERBARE ENERGIEN SETZEN. Die wichtigsten Schwerpunkte der deutschen Klimapolitik KLIMAWANDEL UND LANDWIRTSCHAFT. Ortstermin bei Bauern in Äthiopien und Bolivien STOPPT DIE ZERSTÖRUNG UNSERER ERDE. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst schreibt in der BMZeit

BMZeit 05/2015 Klima

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NACHRICHTEN AUS DEM BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNG … WIE DAS KLIMA UNS ÄNDERT. KLIMAWANDEL UND ENTWICKLUNG _ DEM KLIMAWANDEL EINHALT GEBIETEN. Editorial von Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller _ AUF ERNEUERBARE ENERGIEN SETZEN. Die wichtigsten Schwerpunkte der deutschen Klimapolitik _ KLIMAWANDEL UND LANDWIRTSCHAFT. Ortstermin bei Bauern in Äthiopien und Bolivien _ STOPPT DIE ZERSTÖRUNG UNSERER ERDE. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst schreibt in der BMZeit

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AUSGABE 5/2015 NACHRICHTEN AUS DEM BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNG

…WIE DASKLIMA UNSÄNDERTKLIMAWANDEL UND ENTWICKLUNG

DEM KLIMAWANDEL EINHALT GEBIETEN.

Editorial von Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller

AUF ERNEUERBARE ENERGIEN SETZEN. Die wichtigsten

Schwerpunkte der deutschen Klimapolitik

KLIMAWANDEL UND LANDWIRTSCHAFT.

Ortstermin bei Bauern in Äthiopien und Bolivien

STOPPT DIE ZERSTÖRUNG UNSERER ERDE. Der deutsche

Astronaut Alexander Gerst schreibt in der BMZeit

LIEBE LESERINNEN UND LIEBE LESER,

wir machen Schulden! In Afrika, in Asien. Öko­

logische Schulden. Wir, die Industrieländer nutzen

momentan 80 Prozent der Ressourcen weltweit – natürliche

Rohstoffe, Nahrungsmittel, fruchtbares Land. Unser Handeln

hat direkte Auswirkungen auf den Rest der Welt. Unser alle

zwei Jahre neu gekauftes Handy wird Elektroschrott in Ghana

und vergiftet dort Böden und Grundwasser. Und Menschen!

Der Klimawandel zeigt dieses Ungleichgewicht in unse­

rem täglichen Handeln besonders deutlich: Industrie­ und

Schwellenländer verursachen die meisten Emissionen.

Doch die Auswirkungen treffen die Ärmsten der Armen. Sie

leiden am stärksten unter Naturkatastrophen. Ihre Lebens­

grundlagen gehen zuerst verloren.

Was passiert, wenn Menschen keine Perspektive für sich

und ihre Familien sehen, erleben wir täglich . Weltweit sind

nahezu 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Der Klima­

wandel könnte Schätzungen zufolge jährlich 20 Millionen

Menschen zusätzlich in die Flucht treiben.

Wenn der Meeresspiegel um einen Meter ansteigt, werden

allein in Bangladesch 15 Millionen Menschen heimatlos!

Wenn Fischer keine Fische mehr fangen, Bauern keine

Ernte mehr einbringen können, weil Dürren oder Über­

schwemmungen alles zunichte machen, dann bleibt vielen

Menschen kein anderer Ausweg, als ihre Heimat zu verlas­

sen. Für uns, für die Weltgemeinschaft, ist das ein klarer

Handlungsauftrag.

Der menschengemachte Klimawandel lässt sich nur durch

eine konsequente Minderung von Treibhausgasen auf ein

erträgliches Maß beschränken. Noch kann das Zwei­Grad­

Ziel dem Weltklimarat zufolge erreicht werden, aber dafür

braucht es rasch einen globalen Wandel. Wir müssen in

Paris bei den Verhandlungen um ein neues Weltklimarah­

menabkommen Flagge zeigen. Unsere Botschaft muss sein:

Entwicklung und Klimaschutz sind kein Widerspruch. Im

Gegenteil: Wenn wir dem Klimawandel nicht Einhalt gebie­

ten, könnte er viele Entwicklungserfolge zunichte machen.

Wir hier in Deutschland, in Europa, den USA, aber auch in

China, Brasilien oder Indien haben ein Interesse und eine

Verantwortung, den Klimawandel zu begrenzen. Deutsch­

land wird deshalb seine internationale Klimafinanzierung

bis 2020 im Vergleich zum letzten Jahr verdoppeln.

Gleichzeitig müssen wir aber auch unsere Lebensweisen über­

denken. Wie wir das zum Beispiel im Rahmen der Zukunfts­

charta: EINE Welt – UNSERE Verantwortung – machen. Das

schulden wir unseren Mitmenschen: denen, die heute schon

leben, egal wo, und denen, die noch gar nicht geboren sind.

Wir leben in EINERWELT. Und für diese Welt tragen wir

gemeinsam Verantwortung. Lassen Sie uns dieser Verant­

wortung gerecht werden!

Dr. Gerd Müller, MdB

Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und  Entwicklung

Berlin und Bonn, November 2015

BMZeit · Ausgabe 5/2015

KLIMASCHUTZ HEISST VERANTWORTUNG

1ENERGIE

UND  NACHFRAGEDIE SITUATION in den Entwicklungs­ und Schwellenlän­

dern: Ohne Energie ist Entwicklung nicht möglich. In den

ärmsten Ländern der Welt steigt die Nachfrage nach Ener­

gie und die Produktion beständig an. Die Entwicklungslän­

der müssen von vornherein auf erneuerbare Energiequellen

wie Wind, Sonne oder Wasser setzen, um ihre Entwicklung

klimafreundlich voranzutreiben. Gleichzeitig muss die Nut­

zung der Energie so effizient wie möglich geschehen. Vor al­

lem in Städten werden etwa 70 Prozent des schädlichen Koh­

lendioxid­Ausstoßes durch hohe Energienutzung erzeugt.

DIE ZIELE der deutschen Entwicklungszusammenarbeit:

Das BMZ fördert die Nutzung erneuerbarer Energien und die

Verbesserung der Effizienz beim Energieverbrauch. Mit dem

Knowhow und der finanziellen Unterstützung des BMZ wer­

den z. B. in Mexiko mehr als 38.000 energieeffi ziente Häuser

und 600 Passivhäuser entstehen, die im Schnitt rund 20 Pro­

zent weniger Energie als herkömmliche Bauten benötigen.

Damit werden nicht nur rund eine Million Tonnen Koh­

lendioxid eingespart, sondern zugleich die Lebenssituation

vieler Mexikaner durch die bessere Wohnqualität verbessert.

2LANDWIRTSCHAFT UND

KLIMAWANDELDIE SITUATION: Vor allem die Landwirtschaft ist durch die

Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Extreme Wetter­

ereignisse wie schwere Regenfälle und Überschwemmungen

4WETTER UND

RISIKO­MANAGEMENTDIE SITUATION: Vom Klimawandel verstärkte Naturkata­

strophen gehören zu den großen Herausforderungen un­

serer Zeit. Extreme Wetterereignisse verursachen immense

Schäden, auch weil die Früherkennung in vielen Teilen der

Welt noch nicht ausreichend funktioniert und die betroffe­

nen Menschen oft völlig unvorbereitet sind, oder weil die

existierende Infrastruktur nicht für derartige Wetterereig­

nisse ausgelegt ist. Es ist daher notwendig, den Klimawandel

3DER WALD ALS KLIMARETTER

DIE SITUATION: Wälder haben einen entscheidenden Ein­

fluss auf das Klima. Bäume produzieren Sauerstoff, binden

Kohlendioxid, speichern Wasser und regulieren Temperatur

und Niederschlagsmengen. Dennoch werden nach wie vor

– und vor allem in den Tropen – jedes Jahr fast acht Milli­

onen Hektar Wald zerstört, um den Bedarf der Menschen

an Holz und Zellstoff sowie an landwirtschaftlicher Fläche

zu decken, oder um Bodenrohstoffe zu fördern. Das globale

Ziel, den Klimawandel auf maximal 2°C zu begrenzen, kann

nur erreicht werden, wenn die Entwaldung gestoppt wird.

DIE ZIELE: Das BMZ fördert in mehr als 30 Regionen Pro­

gramme, die den Wald und seine nachhaltige Nutzung

schützen. So werden Menschen in Indonesien dabei beraten,

wie sie auf der verfügbaren Fläche dauerhaft Einkommens­

steigerungen erzielen können und damit ihre Lebensbedin­

gungen verbessern, ohne den Wald zu zerstören. Außerdem

werden in Indonesien auch unterschiedliche Methoden

der nachhaltigen Waldbewirtschaftung getestet. Darüber

hinaus erhalten die Menschen vor Ort einen Ausgleich für

nachgewiesene Waldschutzmaßnahmen. Im indonesischen

Teil der Insel Borneo werden inzwischen rund 250.000 Hek­

tar Wald klimafreundlich bewirtschaftet.

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Der Klimawandel trifft diejenigen am härtesten, die ihn

nicht verursacht haben, die ärmsten Länder der Welt. Als

eines der reichsten Industrieländer der Welt tragen wir

wie die anderen G7-Staaten auch deshalb eine besondere

Verantwortung. Hier finden Sie die Schwerpunkte der

Klimapolitik der Bundesregierung, besonders des Ent-

wicklungsministeriums BMZ.

einerseits, Dürren und sinkende Grundwasserpegel anderer­

seits schädigen die Ernte und verringern die Erträge. Gleich­

zeitig ist die Landwirtschaft jedoch auch für den Klimawandel

mitverantwortlich. Die Rodung von Wäldern oder das Tro­

ckenlegen von Sümpfen zur Schaffung landwirtschaftlicher

Flächen setzen ebenso wie die Steigerung der Fleischproduk­

tion oder die verstärkte Nutzung von Stickstoffdünger große

Mengen an klimaschädlichen Treibhausgasen frei.

DIE ZIELE: Damit der Klimawandel nicht zur Überlebens­

frage wird, unterstützt das BMZ die Bevölkerung vor Ort z. B.

mit dem Bau von wassersparenden Bewässerungsanlagen

und von Regenwasserspeichern, und berät Bauern bei der

Wahl der Anbaumethoden oder von Pflanzen, die an die ge­

änderten klimatischen Bedingungen besser angepasst sind.

Der steigende Energiebedarf soll vorzugsweise durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Hier ein von der deutschen Bundesregie-

rung geförderter Windpark in Marokko.

BEI DEN BAUERN

2/3

KLIMASCHUTZ HEISST VERANTWORTUNG ANPASSUNG MACHT DEN UNTERSCHIED

5KLIMA UND

FINANZIERUNGDIE SITUATION: Aus eigener finanzieller Kraft können

viele Entwicklungs­ und Schwellenländer die notwendigen

Maßnahmen nicht umsetzen, die sie brauchen, um ihren

Treibhausgasausstoß zu reduzieren und sich an den Kli­

mawandel anzupassen. Sie benötigen hierzu internationale

Unterstützung. Daher haben die Industrieländer verspro­

chen, bis 2020 jährlich 100 Milliarden US­Dollar für diesen

Zweck zu mobilisieren.

DIE ZIELE: Weltweit ist Deutschland der zweitgrößte Ge­

ber im Klimabereich. 90 Prozent der deutschen Mittel kom­

men aus dem Haushalt des BMZ. Das Ministerium beteiligt

sich z. B. mit 750 Millionen Euro maßgeblich am Aufbau

des Grünen Klimafonds, dem zentralen Instrument der

zukünftigen internationalen Klimafinanzierung. Bundes­

kanzlerin Angela Merkel hat zugesagt, die Klimafinanzie­

rung durch die Bundesregierung in den kommenden fünf

Jahren auf vier Milliarden Euro zu verdoppeln. Gleichzeitig

werden von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und

der Deutschen Investitions­ und Entwicklungsgesellschaft

(DEG) zusätzliche Mittel aus der Wirtschaft mobilisiert, die

2014 bereits fast 2,8 Milliarden Euro betrugen. Zusammen

mit den Geldern der Bundesregierung wird der deutsche

Beitrag zur internationalen Klimafinanzierung in 2020 so­

mit etwa 10 Prozent ausmachen. Foto

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SO ARBEITET DAS BMZ

In Bolivien konnten bereits 1.700 Familien in der

ärmsten Region des Landes die Wasserverfügbarkeit

verbessern, indem sie 775 kleine Bewässerungsan­

lagen gebaut haben, die vor allem aus Regenwasser­

speichern gespeist werden.

→ www.bmz.de/klima

→ www.bmz.de/bolivien → www.bmz.de/aethiopien

Gute Ernte: Das Foto zeigt die bolivianische Bäuerin

Savinia mit frisch gepflückten Äpfeln.

Ein bolivianischer Bauer in seinem Weizenfeld. Durch den Bau von Steinwällen wird Ackerland vor Erosion geschützt.

und seine Folgen bei der Entwicklungsplanung mitzuden­

ken und entsprechend zu gestalten, um das Risiko für die

Bevölkerung möglichst gering zu halten, und Frühwarnsys­

teme aufzubauen um der Bevölkerung zu ermöglichen, sich

in Schutz zu bringen.

DIE ZIELE: Das BMZ setzt sich für umfassendes Klimarisi­

komanagement ein. So werden Risikoanalysen und die da­

raus resultierenden Maßnahmen zur Verringerung des Ri­

sikos gefördert. Das geschieht in Zusammenarbeit mit den

Partnerregierungen durch die Anpassung von Bauvorschrif­

ten und Bebauungsplänen, aber auch durch die Finanzie­

rung von Frühwarnsystemen und Notfallpläne. Gleichzeitig

setzt sich Deutschland gemeinsam mit der G7 dafür ein, bis

2020 zusätzlich 400 Millionen arme Menschen gegen Klima­

risiken abzusichern (derzeit sind es nur 100 Millionen).

Der Schauspieler Tom Wlaschiha ist ein deutscher

Fernseh-, Film- und Theaterschauspieler, inter-

national aus der US-Serie Game of Thrones be-

kannt. In Äthiopien und Bolivien hat er sich

umgesehen, wie sich der Klimawandel auf das

Leben der Bevölkerung auswirkt. Daraus sind

zwei Videos entstanden. Wlaschiha möchte sei-

ne Erkenntnisse weitergeben, besonders gern an

sein junges Publikum. Hier einige Eindrücke:

Es geht sicher vielen so wie mir: Natürlich interessiere ich

mich für Umwelt­ und Entwicklungsthemen, aber Klima­

wandel, das war schon ein sehr abstrakter Begriff für mich.

Was passiert, wenn im Tiefland von Äthiopien der Regen

ausbleibt? „Dann haben wir kein Wasser, und es wächst nicht

genügend Futter für unser Vieh. Unsere Herden werden

kleiner, und wir haben weniger zu essen“, berichten uns die

Bauern. Nicht viel anders ist es im Hochland von Bolivien.

„Manchmal kommt der Regen früher, manchmal gar nicht“,

sagt die Bäuerin Savinia. Immer öfter erntet sie zu wenig Ge­

müse, um es auf dem Markt zu verkaufen. Ohne Geld kann

sie die Schulbücher für die Kinder nicht bezahlen.

Die Bauern in den Projekten, die ich in Äthiopien und

in Bolivien besuchen konnte, nehmen alle an Landwirt­

schafts­Programmen ihrer Regierung teil, die mit dem

BMZ zusammenarbeitet. Hier lernen sie, wie sie sich an den

Klimawandel anpassen können. Zum Beispiel, wie sie wirt­

schaftlicher mit Wasser umgehen, wie sie Vorratssilos bauen

und die Felder durch Dämme schützen können. Sie lernen

neue Bewässerungs­ und Anbaumethoden, die eine sichere

Ernte garantieren. Oder stellen wie Savina von Gemüsean­

bau auf Obst um. Äpfel brauchen weniger Wasser und brin­

gen bessere Erlöse auf dem Markt.

Was mich am meisten beeindruckt hat? Zu sehen, dass die

Probleme von Menschen, die so weit entfernt voneinander

und in so unterschiedlichen Kulturen leben, genau dieselben

sind: ein Beweis, dass der Klimawandel global seine Spuren

hinterlässt. Sehr sichtbar, und überhaupt nicht abstrakt.

→ www.youtube.com/watch?v=CLs_CKnRca4

www.bmz.de/klima

BMZeit · Ausgabe 5/2015

WIR DÜRFEN UNSERE ERDE NICHT WEITER VERLETZEN

SO ARBEITET DAS BMZ

BEISPIEL WALDSCHUTZ AM AMAZONAS

DER ANSATZ: Das globale Vorhaben REDD for Early Movers

(REM) fördert gezielt verbesserten Waldschutz. Nachge­

wiesene Emissionsreduktionen werden finanziell vergütet.

REM wird von der Bundesregierung/BMZ mit einem För­

dervolumen von 68,5 Millionen Euro unterstützt.

DIE WIRKUNG: Mit der REM­Finanzierung werden klare

Anreize geschaffen, um die Entwaldung kontinuierlich wei­

ter zu senken. So wurden zum Beispiel im brasilianischen

Bundesstaat Acre schon mehr als drei Millionen Tonnen Koh­

lendioxid an vermiedenen Emissionen vergütet. Mindestens

50 Prozent der Gelder kommen Kleinbauern und indigenen

Gemeinschaften in den bedrohten Waldgebieten zugute.

DIE HERAUSFORDERUNG AM BEISPIEL BRASILIEN: Das

Land ist der sechstgrößte Treibhausgas­Emittent weltweit.

Rund 35 Prozent der Emissionen sind trotz großer Erfolge

in der Entwaldungsbekämpfung immer noch auf die Abhol­

zung der Regenwälder und Landnutzung zurückzuführen.

Gleichzeitig hat sich Brasilien das ehrgeizige Ziel gesetzt,

seine Treibhausgasemissionen bis 2025 um 37 Prozent ge­

genüber 2005 zu senken. Der Schutz des Regenwaldes spielt

dabei eine wesentliche Rolle.

ARBEITSWEISE: Der Amazonasfonds finanziert über REDD/

REM Projekte für Schutzgebietsmanagement, nachhaltige

Waldnutzung, Monitoring und Kontrolle sowie Wiederauf­

forstung. Somit trägt er zur Entwaldungsbekämpfung und

nachhaltigen Entwicklung bei. Deutschland unterstützt den

Amazonasfonds (neben Hauptgeber Norwegen) seit 2009

mit fast 27 Millionen Euro. Weitere hohe Zusagen wurden

bereits angekündigt, um den Bedarf auch mittelfristig zu

decken.

ERGEBNISSE: Brasilien hat aufgrund seiner ehrgeizigen

Umwelt­ und Waldpolitik die jährliche Entwaldungsrate in

Amazonien zwischen 2004 und 2012 um 80 Prozent verrin­

gern können. Der Fonds leistet dabei wertvolle Demonstra­

tionseffekte und mobilisiert erfolgreich zusätzliche Mittel:

So hat z. B. Norwegen mit knapp 1 Milliarde US­Dollar den

Großteil der bisherigen Mittel in den Fonds eingezahlt. Der

Amazonasfonds ermöglicht auch nachhaltige Waldfinan­

zierung. Derzeit laufen 75 Projekte (Gesamtwert: 500 Millio­

nen Euro). Sie alle helfen beim Schutz und der nachhaltigen

Nutzung des Amazonas­Regenwaldes.

→ www.bmz.de/klima → www.bmz.de/brasilien

4/5

ASTRONAUT ALEXANDER GERST UND WIE ER

DEN KLIMAWANDEL AUS DEM ALL SIEHT

In kosmischen Maßstäben betrachtet, ist unser Planet klein

und einfach. Das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse,

die ich aus dem All mitgebracht habe. Die Erde

ist wirklich nichts weiter als eine kleine blaue

Kugel, die einmal im Jahr um die Sonne

kreist, mit uns sieben Milliarden Men­

schen an Bord – als Besatzung oder Pas­

sagiere, je nachdem wie wir uns sehen.

Ein solcher Perspektivwechsel führt uns

vor Augen, was wir sind: die absolute

Ausnahme im Universum. Es ist groß und

schwarz und lebensfeindlich da draußen. Vie­

le denken, der Weltraum ist ein besonderer Ort.

Aber das stimmt nicht: Der Weltraum ist 99,99999 Pro­

zent des Universums. Es ist unser Planet Erde, der der be­

sondere Ort ist.

Und der sieht verdammt verletzlich aus!

Denn obwohl ich als Geophysiker ja die Zahlen theoretisch

genau kannte, hat es mich schier umgehauen als ich sah, wie

dünn die Atmosphäre ist, wie empfindlich. Als ob man sie

mit einem Lufthauch wegpusten könnte, also unsere Erde

ganz leicht unbewohnbar machen könnte.

Vielen Leuten ist zum Beispiel gar nicht bewusst, dass wir,

wenn wir im Flugzeug sitzen in ganz normaler Reiseflug­

höhe dann schon Zweidrittel Atmosphäre unter uns haben.

Wenn man über den Amazonas fliegt, sieht man sofort, dass

ein riesiger Teil des Regenwaldes schon fehlt. Vor allem sieht

man auch das rasche Fortschreiten der Zerstörung. Da sind

breite Straßen frisch in den Wald geschlagen und es brennt

rechts und links. Man sieht es förmlich: Wenn wir so wei­

termachen, werden wir bald keinen Sauerstoff mehr zum

atmen haben. Das weiß eigentlich jeder, dennoch lassen wir

zu, dass immer weiter abgeholzt wird. Wieso tun wir das?

Obwohl wir genau wissen das es uns schadet?

Wenn man das von oben sieht, dann wird klar, dass unser

ganzes komplexes Ökosystem sich in dieser kleinen zar­

ten Hülle befindet. Sie muss geschützt werden.

Ansonsten kann es schnell mit uns vorbei

sein. Und wir haben keinen Plan B!

Dieser Spruch: Was kümmert es mich,

was in China passiert ... den findet man

absurd, weil man unser Klimasystem als

weltumspannendes System begreift: Zum

Beispiel, wenn man ein Sturmsystem von

Hurrikanen und Taifunen beobachtet, das

ein Viertel unseres Globus umspannt. Wenn

man sieht, wie eine leuchtend rote Sandfahne per­

manent von der Sahara über den Atlantik herüber weht

nach Südamerika in Richtung Amazonas, und wie trocken

große Teile Afrikas und Asiens aussehen, so trocken, dass man

sich kaum vorstellen kann, dass man dort überhaupt leben

und sich versorgen kann.

Du erkennst von da oben sofort, dass das alles zusammen

hängt, dass das EIN System, EINE Welt ist. Nicht voneinan­

der trennbar.

Was uns auch sehr geschockt hat, war, als wir zufällig den

nahen Osten überfliegend, sahen, wie Raketen einschlugen.

Da bringen sich gerade Menschen gegenseitig um und Du

siehst zu, wie in einem Film.

Meine Kollegen aus den USA, aus Russland und ich Euro­

päer, wir konnten es nicht fassen, und haben oft darüber

gesprochen, was wohl außerirdische Spezies – wenn es die

denn gibt und sie uns besuchen kämen – von uns denken

würden, wenn sie dieses Bild von uns sähen. Wie wir uns

gegenseitig umbringen, wie wir den Regenwald abholzen

und die Ozeane vergiften, wie wir einander einfach nicht

gut behandeln. Würden wir wie eine freundliche Spezies auf

unsere Besucher wirken? Ich denke eher nicht …

→ www.esa.int Foto

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DEUTLICHE SPUREN DER ZERSTÖRUNG:

Brand rodung am Amazonas. Der deutsche Astronaut

Alexander Gerst war zusammen mit dem Russen

Maxim Surajew und dem US­Amerikaner US­Ame­

rikaner Reid Wiseman als Bord ingenieur von zwei

ISS­Expeditionen von Ende Mai bis Mitte November

2014 im All. Er machte Hunderte von eindrucks­

vollen Fotos.

→ www.flickr.com/photos/astro_alex

15.–24. JANUAR 2016 INTERNATIONALE GRÜNE WOCHE, Berlin. Bei der weltweit bedeutendsten Ausstellung der Ernährungs- und Landwirtschaft haben in den vergangenen Jahren die Themen biologischer Anbau, nachwachsende Rohstoffe und regionale Märkte immer mehr an Bedeutung gewonnen. Parallel zur Messe finden ca. 300 Foren, Seminare, Fachkongresse und Ausschusssitzungen statt, u.a. die Internationale Agrarminister-Konferenz und das Forum Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie das Zukunftsforum ländliche Entwicklung. Bei der kommenden Grünen Woche gibt es zwei Premieren: Zum ersten Mal ist mit Marokko ein afrikanisches Land offizieller Partner der Messe und das Bundesministeri-um für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist mit einer umfassenden Darstellung der Sonderinitiative EINEWELT ohne Hunger vertreten. → www.bmz.de/hunger → www.gruenewoche.de

17.–18. FEBRUAR 2016 BMZ-KONFERENZ RELIGIONEN UND ENTWICKLUNG, Berlin. Bundesminister Gerd Müller lädt rund 200 Vertreter von Religionen, Politik, Wissen-schaft und Zivilgesellschaft ein, um über den Beitrag von Religionen zu nachhaltiger Entwicklung zu diskutieren. Wie können die Religio-nen zu einer Kraft für Frieden und Gerechtigkeit werden? Wie können die Netzwerke der Religionen besser eingesetzt werden, um Hunger und Armut zu bekämpfen? Wie kann die Überzeugungskraft der Religionen genutzt werden, um nachhaltiger zu leben? Im Rahmen der Konferenz wird zudem die neue BMZ Strategie zu Religion und Entwicklung veröffentlicht werden. → www.bmz.de/religion

13.–18. MÄRZ 2016 WELTFRAUENKONFERENZ, Kathmandu/Nepal. Zwei Jahre lang haben hunderte von Frauengrup-pen und –organisationen in 60 Ländern die 2. Weltfrauenkonferenz vorbereitet. Hier geht es um die Verbesserung der Situation von Frau-en, die an der Basis arbeiten, wie die Textilarbeiterin aus Bangladesch, die Automobilarbeiterin aus Deutschland, die Lehrerin aus Tunesien, die Befreiungskämpferin aus Kurdistan, die Umweltaktivistin aus Ko-lumbien. Über 3 000 Frauen werden in Kathmandu ihre Erfahrungen, Kämpfe und Forderungen austauschen. Die Weltfrauenkonferenz ist überparteilich, demokratisch, und finanziert sich zum großen Teil aus eigener Kraft. → www.conferenciamundialdemujeres.org

20.–23. JANUAR 2016 WORLD ECONOMIC FORUM, Davos/Schweiz. Bereits zum 46. Mal kommen international führende Wirtschaftsexperten, Politiker, Wissenschaftler, Philanth-ropen, Intellektuelle und Journalisten zusammen, um über globale Fragen zu diskutieren und Lösungen für die Probleme unserer Zeit zu finden. Das World Economic Forum zeichnet sich auch dadurch aus, dass es am Rande immer wieder zu informellen Gesprächen von miteinander in Konflikt stehenden Staatschefs kommt. Neben Vor-denkern aus gesellschaftspolitisch relevanten Disziplinen sorgen aber auch besonders die Young Global Leader, Führungskräfte der nächs-ten Generation, mit ihrem praktischen Input Leaders für spannende Auseinandersetzungen. Das Schwerpunktthema 2016:Die Vierte Industrielle Revolution. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Minister der Bundesregierung sind in Davos begehrte Gesprächspartner. → www.weforum.org

DISKUTIEREN UND NACH LÖSUNGEN SUCHEN

IN PARIS WERDEN JETZT DIE WEICHEN GESTELLT

IMPRESSUM

In diesem Sinne steht das BMZ für die folgenden Eckpunkte:

» Gemeinsam in eine saubere Zukunft: Alle Länder müssen

an einem Strang ziehen und den Ausstoß von Treibhaus­

gasen gemeinsam verringern.

» Waldschutz ist Klimaschutz: Wälder sind die Lungen der Welt

und müssen bei der Klimapolitik berücksichtigt werden.

» Entwicklung klimasicher gestalten durch Anpassung an

den Klimawandel: Deutschland unterstützt seine Partner

dabei, besser mit den Folgen des Klimawandels umzuge­

hen und – z. B. mit Klimarisikoversicherungen – klima­

bedingte Schäden und Verluste abzufedern.

» Die ehrgeizigen Klimaschutzziele benötigen eine starke

Finanzierung: Ab 2020 müssen jährlich 100 Milliarden

US­Dollar für den Klimaschutz bereitstehen.

→ www.cop21.gouv.fr/en/

BMZeit · Ausgabe 5/2015 6

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HERAUSGEBERBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und  Entwicklung (BMZ)Referat Öffentlichkeitsarbeit, digitale Kommunikation und  Besucherdienst

www.bmz.de

KONZEPTION UND REDAKTIONBeate Wedekind, Berlin und Addis Abeba

GESTALTUNGAtelier Hauer+Dörfler, Berlin

DRUCKBonifatius GmbH, Paderborn

BMZ BONNDahlmannstraße 4 · 53113 BonnTel.: +49 228 99 535­0 · Fax: +49 228 99 535­3500

BMZ BERLIN Europahaus · Stresemannstraße 94 · 10963 BerlinTel.: +49 30 18 535­0 · Fax: +49 30 18 535­2501E­Mail: [email protected]

TITELBILDER

BESSERE ZUKUNFT: Jugendliche in Mozambik zeigen ihren Optimismus. Foto: Thomas Trutschel/photothek.net

GESUNDES KLIMA: Das Simien­Gebirge in Äthiopien gehört seit 1978 zum UNESCO­Weltnaturerbe. Foto: Michael Poliza/ michaelpoliza.com

In dem neuen, weltweit verbindlichen Abkommen der

Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen in Paris vom

30. November bis 11. Dezember 2015 geht es um die ent-

scheidende Weichenstellung für die Zukunft des globalen

Klimaschutzes. 195 Länder stehen in der Pflicht, die Klima-

erwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen.

Es geht aber auch um eine gerechte Klimapolitik: Nach-

haltige Entwicklung, Armutsbekämpfung und Klimapoli-

tik müssen Hand in Hand gehen.

`WICHTIGE TERMINE ANFANG 2016