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Exklusive Vorpremiere «MyWeek with Marilyn» Besuch beim Couturier AzzedineAlaïa Starke Frauen – von der Nomadin zurAbenteurerin Das Schweizer Magazin für Mode, Schönheit und Kultur APRIL 2012 CHF 8.50 € 6.– www.boleromagazin.ch

bolero april 2012

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bolero april 2012 ausgabe

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ExklusiveVorpremiere«MyWeekwithMarilyn»

BesuchbeimCouturierAzzedineAlaïa

StarkeFrauen–vonderNomadinzurAbenteurerin

DasSchweizerMagazinfürMode,SchönheitundKultur

APRIL2012CHF8.50 €6.–www.boleromagazin.ch

UG_BOL-4_4S.indd 1 29.02.12 13:30

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FOTOGRAF: FREDERIC AUERBACH REALISATION: MARTINA RIEBECKMODEL: LEJLA HODCIC/OPTION MODELS HAIR: NICHOLAS JAMES/GREENAPPLE

MAKE-UP: ADALBERTO P., USING CARLO BAY COSMETICS

DIENOMADINDieEthnomodehatsichihrerfolkloristischenElemente

entledigtundzelebriertklareFormen.InspiriertvonOrient-ReisendenwieAnnemarieSchwarzenbach.

Langärmlige Seidentunikamit schwarzemRückenteil, geschlitzter Passeundhohem

seitlichenSchlitz. GoldfarbeneMetall-kettemitGlasstein. Beides Lanvin.Weisse

Crêpehose imMarlenestil, Cambio.

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TEXT: SARA ALLERSTORFER

So unaufgeregt und selbstverständlich sie zur Stilikonewurde,so unaufgeregt kam auch ihr oscargekrönter Film «Lost inTranslation» daher. Sofia Coppola hat diese Nonchalance, diejenenMenschen eigen ist, die sich selbst und anderen nichtsbeweisenmüssen.Marc Jacobs sagtvon ihr:«Jung, süss,unschuldigund schön. Der Inbegriff des Mädchens, von dem ich träume.»Wenwunderts also, dass die junge Sofia nackt im Swimmingpoolfür seine Parfum-Kampagne posiert, dass er eine Tasche nachihr benannt hat und sie auch sonst mit allerlei Langzeitmusen-Aufgaben betraut. Zuletzt für die Louis-Vuitton-Cruise-Collection.«Ich bevorzuge klassische Casual-Stücke», sagt Coppola. «Ichmages nicht, wenn ichmich in einemKleid wie in einer Verkleidungoder overdressed fühle.» Ihre Liaisonmit der Mode begannschon früh. Noch während der Highschool-Zeit absolvierte sieein Praktikum bei Karl Lagerfeld. Über ihreMutter EleanorCoppola, eine Dokumentarfilmerin und Freundin von Yves SaintLaurent, lernte sie den Pariser Chic kennen. Und an der Seitevon Partner ThomasMars, Sänger der Indie-Rockband Phoenix,kannman einfach nur Coolness ausstrahlen. Diesen ehelichtesie übrigens vergangenen Sommer – in einem lavendelfarbenenKleid von Alaïa. Marc Jacobs wird es ihr verziehen haben.

StilikoneimApril: SofiaCoppolahatdasFilmenimBlutunddieModeimNaturell.

STIL

Sofia Coppola ist regelmässigGast auf der «Vogue»-Listeder bestangezogenen Frauenund darf sich zur Riege dererfolgreichen Regisseurinnenzählen. Vater Francis FordCoppola, Regisseur von«Der Pate» hat damit nichtszu tun, betont sie stets.Mit Thomas Mars, EhemannNummer zwei, hat dieAmerikanerinmit italienischenWurzeln zwei Töchter, Romyund Cosima.

Fotos:

JeromeBon

net/Aug

ust/Mod

ds(1),Duk

as(1)

Bitte weg!

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Wedge-SneakersTurnschuhemitKeilabsatzsindder letzte Schrei!DennihrAbsatz ist nichtnur superbequem, siemachenauchganz tolleBeine. Besondersbeliebt sinddie bunten

«Willow»Wedge-Sneakersvon IsabelMarant,ca. CHF530.–. | ALB

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STILneuigkeiten

Designmesse

Basel zieht die Blicke auf sichBereits zum dritten Mal geht die Blickfang Basel über die Bühne. Insgesamt 110Aussteller ausdenBereichenMöbel, Leuchten,Wohnaccessoires,ModeundSchmuckpräsentieren ihreKreationenvom23. bis 25.MärzdemPublikum.Omnipräsente Thematik anderBlickfang ist erneutNach-haltigkeit. IneinerkleinenManufakturvonHandhergestellteProdukte sindnichtnurauthentisch,sondern imGegensatz zurMassenanfertigung auchumweltschonender.Nebender Sonderschauwieder«Blickfang Selected», die denDesignnachwuchs fördert,wird aufAussteller ausderRegionBasel fokussiert.ModischesHighlight ist nebenbereits bekannterenLabelswieAéthérée,ClaudiaGüdel, IdaGutoderXess+BabadasSt.GallerModelabelBerenik.DieDesignerinVeronikaBrusaverfolgtmitBerenikeinennichtkommerziellenAnsatzundüberzeugtmit ihrervonShanghaiinspiriertenKollektionmit raffiniertenDetails undzeitlosen Schnitten. | ALB

Karl Lagerfeld hat eine neue Muse: Punk-Model undSängerin Alice Dellal, bekannt für ihren halbrasiertenKopf.DerModeschöpfer entdeckte die gebürtigeBrasilianerinwährend eines Shootings und erkorsie zumKampagnengesicht der Chanel-Taschenlinie«Boy». Ein Ehre, wie sie sich dasModel nie hättevorstellen können. Dennmit ihren Tattoos, ihremHaarschopf und ihrer Liebe zu Punkmusik ist sienachwievoreineAusnahmeimModelbusiness. |ALB

Bolero: Wie wollen Sie dieFay-Linie künftig gestalten?Aquilano und Rimondi: Fay isteine traditionsreiche italienischeMarkemit einer starkenDNA.Ohne das «Made in Italy»-Schneiderhandwerkzuvernach-lässigen,möchtenwir demLabel mehr Frische, Glamourund Sexappeal verleihen.Wirwollen auf die Schnitte und dieEndverarbeitung fokussierenundschauendabeiöfterssogarbeidenMännerkollektionen ab.

Sie arbeiten im Team.Hat jeder von Ihnen einenbestimmten Fokus?Aquilano: Roberto istmehrder Techniker und interessiertsich sehr fürMaterialien. Ichbin der Träumermit einemFaible für Couture-Kreationen.Diese Kombination schafft eineBalanceund formtunserenStil.

Was ist der Spirit der Frühjahrs-/Sommerkollektion 2012?Aquilano und Rimondi:Wirspielenmitmutigen Farbkombi-nationen.Naturtöne fusionierenmit Fuchsia oder Limonengrün.Inspiriert hat uns der CharmeItaliens der 1950er.

Welches Kleidungsstücksollte diesen Sommer in keinerGarderobe fehlen?Aquilano undRimondi:derParka«Kate». Inspirieren liessenwiruns von drei Stil-Ikonen: KateMiddleton. Ihr Stil ist britischund durchdacht. KateMoss istglamourös und cool. UndKateWinslet ist chic, aber real. | ALB

Neues Designteam

TaschenkollektionOHBOY! PUNKTRIFFTCOUTURE

FAYSETZTAUF EIN DUOTOMMASOAQUILANOUNDROBERTORIMONDISINDDIEKREATIVKÖPFEBEIMLABELFAY.

Schuhtrend

www.chanel.com www.mytheresa.com www.fay.com

Bolero verlost 15 x 2 Eintrittstickets für die Blickfang Basel. www.boleromagazin.ch/blickfang-verlosung

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BEAUTY

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FOTOS: DIANA SCHEUNEMANN STYLING: NAOKO SOEYA, JUNE NAKAMOTO/SHOTVIEW.COMMAKE-UP: MILY SEREBRENIK HAIR: RICHARD BLANDEL/B4 AGENCY MODEL: TIFFANY/MODELMANAGEMENTLOCATION: «SUITE DE LA REINE», HOTEL PAVILLON DE LA REINE, PARIS, WWW.PAVILLON-DE-LA-REINE.COM

ROSENTAUAugen:«QuicklinerChocolate»,«NaturallyGlossyMascara».Lippen:«AlmostLipstickChicHoney».Teint:«MoistureSurgeTintedMoisturizer»,«CreamStickRosyBlush».AllesClinique.Chiffon-Blumenkleid: IriéParis,Ohrringe

mitTürkiskreuzundTsavorit-Rose: Lydia

Courteille, exklusivbeiTroisPommes.

THEROSEDieKöniginderBlumeninspiriertjetztdasMake-up.Cool:derLookistmehrRock’n’RosealsDornröschen.

s075-081BE_rosen_js.qxp 28.2.2012 9:53 Uhr Seite 75

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ROSEDERNACHTAugen:«EyeShadowVioletDusk»,«EyeDefiningPencilEspresso»,«BrowSculptorTaupe»,«ExtremeMascara».Lippen:«LipColorVioletFatal»,«UltraShineLipGlossWetViolet».Nägel:«NailLacViper».Teint:«BlushLoveLust»,«IlluminatingHighlightPen»,«TracelessFoundation».AllesTomFordBeauty.Tupfenkleidund -sandalen:TomFord.

Ringmit Jaspis-Rose: LydiaCourteille,

exklusivbeiTroisPommes.

ROCK’N’ROSE(RECHTESEITE)Augen:Palette«LesYeuxDouxC50VertTendresse»,«MascaraHypnoseDollEyesNoir».Lippen:«Rouge inLove377NMidnightRose».Teint:«BlushMultilumièreNo1LaRoseraie»,«Teint IdoleUltra24H».AllesLancôme.Biker-LederjackemitBlumendruck:Céline.

Diamant-Collier«LimelightGardenParty»

mitChalzedon-Rosen:Piaget.

76 bolero | april 12 |

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OBEN: «Eulen,die höhlen», 2009.

UNTEN: «Selbstporträtals Reiterin», 1994.

TEXT: LEONI JESSICA HOF

Zehn JahreArbeit einfachweg – diese Erfahrungmusste CorneliaSchleime (*1953) amTag vor ihrer Ausreise nachWest-Berlinmachen.Nach fünfAusreiseanträgen liessmandieKünstlerin 1984 ausderehemaligenDDRziehen.Fast ihrgesamtesWerkaberverschwandinderNacht zuvorbei einemEinbruch.Mit einemKoffer, einemFederbettund ihremSohnanderHandkamsienachWest-Berlin.«Ichmusstemirmeine Identität neuermalen.»Auf einMediumfestlegenmöchte siesichabernicht. Sie fotografiert, performtund schreibt. IhreWerke sindnun imMuseumFranz Gertsch zu sehen. Gezeigt werden gross-formatigeWerkenebenAquarell- undTuschezeichnungen. SchleimesBilder zeigenFrauenmit zuTentakelngeflochtenenHaaren,Mensch-,Tier- undVogelwesen. EinmerkwürdigesDetail, einperfekt einge-fangener Gesichtsausdruck –wie ein Kunsthistoriker einmal schrieb,ziehtSchleime ihrenFiguren«RollenmodellewieKleidermodelle»an.«Cornelia Schleime. Die Farbe, der Körper, das Antlitz, die Augen»,Museum Franz Gertsch Burgdorf,24.März bis 2. September; im Kerber Verlag erscheint ein Katalog zur Ausstellung.

—GemalteIdentität—DasMuseumFranzGertschzeigtmitCorneliaSchleimeeineMeisterin ihresFachs.

KULTUR

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—Bastelarbeiten deluxe—DieGestaltungmitPapier treibtwunderbareBlüten.«Papercraft2»zeigt,wasunszumStaunenbringt.

TEXT: LEONI JESSICA HOF

Papier ist geduldig. Nachdemwir Jahrhunderte unsere Notizen darauf festhielten, Briefe verschickten, unsereMemoirendarauf schrieben, muss es sich im digitalen Zeitalter einen neuen Job suchen. Jetzt entdeckenGestalter undKünstler seinekreativenMöglichkeiten. Eswird geschnitten, gefaltet undgeklebt. SchichtumSchichtwirdübereinander gebracht, Collagenwerden zuumfangreichenArbeitengemacht.PapieralsWerkstoff findet sichwieder inSzenografie,ModedesignundWerbung.

DerBand«Papercraft 2» ist eine Fundgrube für Kreative, die Arbeiten aus Papier und Pappe begeistern, aber auch fürall jene, die seitKindertagenkeineBastelscheremehr indenHändenhielten.Dagibt es etwadie raumfüllenden Installationen

vonNadja Schöllhammer,Möbel ausPapier vonRyujiNakamura,grossflächigeScherenschnitteoder«HautePapier»derschwedischenModedesignerinBeaSzenfeld, vonder sichschondieSängerinBjörk inPapierhüllen liess.

«Papercraft 2. Design andArt with Paper», Klanten, Robert; Meyer, Birga (Hrsg.), Gestalten, CHF 62.90

RECHTS:Raumfüllende

Wandinstallation vonNadja Schöllhammer

«Meteor».

UNTEN:Scherenschnitt von

Andrea Dezsö«NewYork University

2009 Summer Bulletin».

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ANGESAGTtext: leoni jessica hoffoto: keystone/ap/matt sayles

DurchBerlin pfeifeneisigeOstwinde–wovonsich MichelleWilliams nicht beeindruckenlässt. ImärmellosenMinikleid stöckelt sieins LindenzimmerdesHotelsAdlon,wounser Interview stattfindet.DenKamelhaar-mantel zieht sie danndoch lieberwieder an.TrotzdemhattemangenugZeit, umeines zuvermissen:Wosind ihreHüften?Oderbesser:Wo sinddieHüftenMarilyns?VorwenigenStundenhatmansichWilliams’PerformancederplatinblondenStilikone in«MyWeekwithMarilyn»angesehenundwar ersteinmal irritiert obderÜppigkeit, des Sex-appeals, der einenda ansprang. «IchhabeMarilynsKörper zurHälfte.Obenrumstimmtes, unten leidernicht.Wenn ich zu-nehmenkönnteund ihrAussehenhätte,hätte ichdaslängstgetan.Aberesgeht immerandie falschenStellen», sagt die Schauspie-lerin. Statt einer Sanduhrfigurhabe sie einrundesGesichtbekommenundsolldarumfürdieDreharbeiten indie«HuitsMagicPulpPants»derMarkeRigby&Pellergestiegensein.Trotz Fake-Kurven legt die 31-Jährige eineglaubwürdige schauspielerischeLeistunghin, die vielleicht derHöhepunkt ihrer bis-herigenKarriere ist. Dabei zeigt der Filmnur einenAusschnitt imLebender StilikoneMonroe.GenauergesagteineWocheimJahr1956.DadrehtMarilyn inEnglanddenFilm«DerPrinzunddieTänzerin».DieaufreibendenDreharbeitenmitLaurenceOlivier findenin ihrenFlitterwochen statt – kürzlichhatsiedenDramaturgenArthurMillergeheiratet.Marilyn ist überfordert, angeschlagen.Undfindet inRegieassistent ColinClark einenVerbündeten. Clarkwird später seineTage-bücherausdieserZeitveröffentlichen–über

DieRolleihres LebensAnderBerlinale trafenwirMichelleWilliams.DieSchauspielerinbrilliert inderRollederMarilynMonroe –dafürwurdesiesogar fürdenOscarnominiert.

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eine ganzbestimmteWoche aberhat ersich lange ausgeschwiegen, dieWochemitMarilyn... Die 1,63Meter kleineWilliamswirkt zerbrechlich. Ihr fein geschnittenesGesichtmit dengrüngrauenAugenunddemvollenMundwirddurch ihre kurzenHaarebetont. Gezögert, dieMarilyn zu spielen,hätte sienie.Wasnichtüberrascht, hingdochfrüher einBildder Ikoneüber ihremBett.«Siewar sexy, soglamourös.Gleichzeitigwarsie eineKämpferin fürdie Schwachen.EllaFitzgeraldsagte,dass sie ihreKarriereMarilynMonroeverdanke.Monroebrachte einenClub-Besitzerdazu, Fitzgerald regelmässig zubuchen, alsdiesenur inClubs für Schwarzesingendurfte.Marilynsass jedenAbend indererstenReihe.»Sosoll auchWilliamsaktuellerFilmeineandereSeitedesSexsymbolszeigen.«WährendichmichaufdieRollevorbereitete,wurdemirklar,dassMarilynvielkomplizierterwar, als ichdachte.Aber auchvielwitziger,viel smarterundernsthafter.»

DassWilliams einmal indieHigh-heels derMonroe steigenwürde, hättemanvor einpaar Jahrennicht gedacht, aberwennes einegeschafft hat, sichvon ihrer Serien-Vergangenheit freizuspielen, dannsie.DieTeenie-Serie«Dawson`sCreek»machte sieEndederneunziger Jahrebekannt.GeborenimNordwestenMontanas, zogdieFamilieWilliamsbalddaraufnachSanDiego. Schonals Jungendliche spielteMichelleTheaterund trat inWerbespots auf.Mit 15hatte sieeineRolle imSci-Fi-Film«Species»undbrachdafürdie Schule ab, absolvierte ihrenAbschluss aber imFernstudiumundzognachLosAngeles. Popcorn-Kino interessiertesiewenig, lieber spielte sie in Independent-Produktionen. IhreDarstellung imCowboy-

Drama«BrokebackMountain»brachte ihrschliesslichnichtnureineNomination fürden«GoldenGlobeAward»undden«Oscar»ein,hier lernte sie auch ihregrosseLiebekennen:HeathLedger. 2005kommt ihregemeinsameTochterMatildaRose zurWelt.DasPaar trennt sich2007.Als LedgerwenigeMonate später aneinerÜberdosis Tablettenstirbt, istdaseinSchlag, vondemsichWilliamsbisheutenicht erholthabensoll.Damalswurden laufendeDreharbeitenaufEis gelegt.«Ichgeheheutedavonaus, dassnichts vonDauer ist», sagte sie imvergangenen Jahr ineinemInterview.DerVerlusthabe ihrenAlltagverändert, ihreKarriereund ihrVerhaltenalsMutterundFreundin.Vielleichteint siedieErfahrungdesVerlustsmitMarilynMonroe.AuchMarilynwareineauf ewigVerlassene,derVaterhatte sichausdemStaubgemacht,ihreMutterkonntesichnichtumsiekümmern.Siewuchs inPflegefamilienauf, späterzer-brachendreiEhen.MichelleWilliams rappeltsichnach ihrempersönlichenSchicksals-schlagauf. 2010 spielt sienebenLeonardoDiCaprio inderLiteraturverfilmung«ShutterIsland»vonMartinScorsese. FürdasBezie-hungsdrama«BlueValentine»erhielt sie2011eine«Golden-Globe»-und«Oscar»-Nominierung. Für«MyWeekwithMarilyn»schliesslichbekamsieden«GoldenGlobe»,der«Oscar»hätte ihreKarriere geadelt.Vielleicht ist dieRollederMarilyndennochdiebislangwichtigste ihrerKarriere.

Penibel hat sie sich auf dieseRollevorbereitet, las alles vonundüberMarilyn,übte ihrenwiegendenGangmiteinemGürtelumdieKnie, ihrenAugenaufschlag, dieArt zu reden. Bleibt etwas zurück vondenRollen, die sie spielt?«VonMarilyn istmir

die Sensibilität und ihreWahrhaftigkeit ge-blieben. ImAlltag kann ich stark sein, anderGrenze zumMaskulinen. IchbewunderedarumihreAnmutund ihreWeiblichkeit.»Wiespieltmansichvonsoeiner starkenFigurfrei?«Ichhatte keineAhnungund fanddanndieperfekteRolle ‹danach›: einenKinder-film. IchspieledieguteFeeGlinda imZauberervonOz.»Ein leichter Stoff ausDisneysTraumfabrik, die gute Fee als Lichtfigur.«AuchMarilynkonntehell, aber auch sehrdüster sein. Siewar einKontrollfreak.WennmansichFotoabzüge ansieht, hat sie alleFotos aussortiert, dienicht demMonroe-Bildentsprachen.MarilynMonroewarweitentfernt vonNorma Jeane.»Warumglaubtsie, hatMarilyndas Imageder Sexbombekreiert,wennsie lieberalsKünstleringesehenwerdenwollte?«Weil sienichts andereshatte. Siewar eine Schauspielerin, die sichabrackerte.Nichtnur,weil sie berühmtundgeliebtwerdenwollte. Gefragt nach ihrenNacktaufnahmen, sagte sie, sie hätte einfachHunger gehabt. Ich glaube, dass sie schnellmerkte,welchenWert ihr Imageund ihrKörperhabenkönnten.»Wasdann ihrFluchwurde?«Siebaute sichselbst einengoldenenKäfig. EinhübschesGefängnis.Undwollteda raus – aberniemand liess sie,weil sie soprofitabelwar.»Williams selbst zieht sichimmerwiedervomHollywood-Zirkuszurück,am liebstenwäre es ihr, «ausserhalbdesSystems»zuarbeiten.DieAward-Shows sindvorbei, jetzt plant sie einenWohnwagen-Tripmit ihrer Tochter. Ein Stückweit hat dieRolle derMarilynMonroe aber doch ihrLebenverändert: «Ich fühlemichmehrwieeine Schauspielerin,weil diesmeinbisherschwerster Jobwar. Ichhabemirdamitselbst etwasbewiesen. EinigeMalewollteichweglaufen,dieRolleerschienmirzugross,tat es abernicht. Auf eineArthabe ichmichvomMädchenzurFrau entwickelt.»

Nehmen Sie teil an der exklusiven Vorpremierevon «MyWeek with Marilyn» – alle Informationenhierzu finden Sie auf Seite 166.

ANGESAGT

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Eddie Redmayne spielt in «MyWeek with Marilyn» denRegieassistenten Colin Clark –Marilyns Verbündeten am Set.

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—NewOrleansbittetzumTanz—NachKatrinaschienes,alshätteNewOrleansseineMusik,seineSpracheverloren.JetztspieltdieSüdstaatenschönheitwiederauf–undziehtKünstlerwieStephanieNillesan.

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Irgendwiewirkt alles zu gross.Zumächtigfür diesekleinePersonmit dendunkelblondenLocken, die aussieht, als hätte sie geradeihren Schulranzen in die Ecke geworfen.Dernahezu leereRaum,der langeTresen,derabgewetzteBarhocker, aufdemStephanieNilles sitzt. Alles einwenigüberdimen-sioniert, unproportioniert. «MeineHändesind eigentlich auch zugross fürmich»,sagt sie, stellt die FlascheRedStripe ab, ausder sienoch schnell einenSchluck ge-nommenhat, und streckt ihreArmegerade-aus.«NichtgeradediegrazilenFingereinerPianistin,nichtwahr?», sagtStephanieundgrinst. Kräftige Fingermit kurzenFingerkuppen, die aussehen, als könntensie zupacken.

Es ist dreiUhrnachmittagsunddieHalfMoonBar anderEcke St.Mary Street undChestnut Streetwirkt, als sei sie nach einerdurchzechtenNacht ebenerst aufgewacht.Die Leuchtreklameüberder Eingangstürzuckt, als hätte sie einenKater, hinter demTresen sortiert dieBarkeeperin Jim-Beam-Flaschen indieRegale. «Hier treffe ichmich jedenNachmittagmitmeinenNach-barn, nachdem ichgeübthabe», erzähltStephanie.Maler,Musiker, Tätowierer,Drag-Queens–LebenskünstlerwieStephanie,derenHerz für ihre Leidenschaftwild ausdemTakt schlägt. Nachdemdie 27-Jährigeeine klassischeKlavierausbildungamCleveland Institute ofMusic abgeschlossenhatte, suchte sie eineneueHerausforde-

ARTDEVIVRE

TEXT: TINA BREMER FOTOS: CHRISTIAN HEEB (3) & TINA BREMER

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rungundgingnachNewYork.Das,wonachihrMusikerherzbegehrte, fand sie jedochnicht imanonymenBigApple, indemKünstler ohneNamenauchohneGageauftreten, sondern inNewOrleans, derSüdstaatenmetropole amMississippi,diewegen ihres entspanntenLebensstilsdenSpitznamen«TheBigEasy» trägt.

Hier spielt dieMusik lauter, sinddieNächte längerunddieRöckekürzer alsimRest derUSA.«NewOrleans gilt alsWiegedes Jazz, auch ichbindieserMusikverfallen», erzählt Stephanie.DiePianistinundSongwriterinhat ihren eigenenStilentwickelt, eineMischungaus Jazz, BluesundFolk. StarkeMusikmit pointiertenTexten, getragenvoneiner ebenso starkenStimme, für dieKritiker sie als«weiblicherTomWaits» gelobthaben.«MeinOhrhatmichnachNewOrleans geführt.DieMusik-szene hier ist einzigartig, es gibt kaumMusik,die ichnichtmag. Ichhabemichsofortindie Stadt verliebt. NewOrleans geht dirinsBlut», sagt Stephanie. «Es ist die einzigeStadt indenStaaten, inderKünstler nochals solche lebenkönnen.Keiner verdient

viel, aber allemachen für ihrGelddas,wassie glücklichmacht.» Seit zwei Jahren lebtdieMusikerin jetzt imLowerGardenDistrict, einemehemaligenSklavenviertel,indessenbonbonrosa, pistaziengrünundhimmelblaugestricheneHäuser indenvergangenenJahrenimmermehrBoutiquen,BarsundRestaurants gezogen sind.«InmeinerNachbarschaftwohnen JungeundAlte, SchwarzeundWeissenebeneinander –das ist indenUSAsehrungewöhnlich.DerSüdenmusste sich seit jehermitRassismusauseinandersetzen,daher sinddieMenschenhier offener als imNorden.»

WennStephaniemorgens ausihrer blau-weiss gestrichenenHaustür aufdieMagazine Street tritt, die ihrenNamenwegender vielenGeschäfte trägt,welchedieStrasse säumen, spaziert sienach rechtsundkehrt ineineder ruhigenSeitenstrassendesbenachbartenGardenDistricts ein,wo ihre Joggingstreckebeginnt.Nicht etwaauf demTrottoir, das buckelt und sichunterdemDruckderWurzeln Jahrhundertealter Eichenaufbäumt, die sichdurchdenAsphalt gekämpft haben, sondernmitten

auf der Strasse.Nur allenaslangkriecht einAuto vorbei, ohnehin sieht dasViertel aus,als hätte die Zeit die Luft angehalten: rechtsund linksmajestätische Südstaatenvillenausdem19. Jahrhundert, umrahmtvonMagnolien,KamelienundAzaleen.DieLuft, einParfumausRosenund Jasmin.DieHäuser der ehemaligenPlantagenbesitzersehen immernoch so aus, alswürde ScarlettO’Hara just die Tür aufstossenundvonderVerandawinken.WiedurchWatte ist dasBimmelnderantikenStrassenbahnzuhören,welchedie zehnKilometer langebaum-bestandeneCharlesAvenueentlangrattert.

DieHauptschlagaderdesGardenDistricts, diemit ihrenSehenswürdigkeitenwiedieKulisse einesMuseumswirkt, istdieHauptstreckedesMardiGras.Derwelt-berühmteKarneval, der amDienstagvorAschermittwochseinenHöhepunkt findet,zieht jedes Jahr tausendeFeierwütige ausallerWelt an.Dann fällt die Stadt ineinenRauschausMusikundLebensfreude.DieStrassewirdzurTanzfläche, StäbewerdendurchdieLuft gewirbelt, vondenFestwagenderParade fliegenKetten inLila,Goldund

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STEPHANIE NILLESDieJazzmusikerin hat gerade ihr drittesAlbumherausgebracht. «Fuck off Grizzly Bear»übtKritik an digitalenMedienwie Facebook oderTwitter, greift aber auch politischeThemen auf. Ein kluges Albummit toller Musik. Im Sommer tourt Stephanie Nillesdurch Deutschland. Informationen und Termine unter: www.stephanienilles.com