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Heft 35. 29. 8. 1913 somte Planetenoberfl~che erstrecken, aber keine Ver- doppehlng der Kan:~tle erkennen lassen. Zwei Finsternisse werden im Mount September d. J. siattfinden, ohne jedoch in ])eutsebtand sichtbar zu sein. In der Nacht yore 14. zum 15. September tritt zur VolL mondsphase eine totale Mondfinstern.is ein, die u. a. in Nordamerika, Asien und Australien beobachtet werden kanm Am 29. September ereignet sich zur Neumonds- phase eine partielle Sonne.~.finsternis, wobei die Scheibe der Sonne fiber ~ verfinstert wird. Diese Hilnmels- erscheinung kann u. a. in Sfidafrika (ira tistlicheu Tell) und anf der Inset Madagaskar besonders gut beoba~q~tet werden. Ncue Bcobachtungcn der VenusoberfMehe teilt in den Ast,ronomischcn Naehrichtcn Nr. 4673 Max, Valier mit, die er an kleineren Refraktoren (ObjektivOffnung 99 und 75 mm oder 3~ und 2~ Zoll), aber bei ausgezeichneten Luftverhiiltnissen in Bozen iu den ersten Monaten dieses Jahres erhatten hat. Es zeigten sieh deutlich matte Flecken und zugleich versehiedene Lichtst~irken der Ge- bilde am nbrdliehen oder siidlichen Pole der Venus, von denen die ersteren heller waren. Auf den nach den Fern- rohrbeobaehtungen angestellten Zeichnungen erkennt man ferner deutlicb ein ~bergreifen der Ebrner fiber t80o bei der Sichelphase der Venus, bekanntlieh eine Folge der starken Strahlenbreehung in der Venusatmosph~tre. Auch sonst hat M. Valier Erscheinungen am Planeteu Venus wahrgenommen, die sicb am einfaehsten dureh dos Auftreten yon D:~tmmerungsprozessen auf jenem Gestirn erkl'~ren lassen, das eine im Vergleieh zur irdischen viel dichtere Atmosph';~re besitzen dfirfte. A. Marcuse. Botanische Mitteilungen. (Die sog. chromatische Adaptation bei Algen.) Engclmann hat im Jahre 1883 auf Grund seiner Uutersuelmngen fiber den Zusammenhang zwise~aen Lichtabsorption und Assimilation bei verschieden ge- fii.rbten Algen den S~,.tz aufgestellt, dab die zur je= weiliget~ Farbe der Alg~n lcomplementiiren Liehtarten die st&rkste Assimilation bcdingen. Damit glaubte el' eiue Erkhixung fiir die Verteilung der verschieden ge- fii.rbten Algen in verschiedeue ~[eerestiefen gefunden zu haben. Denn w~Ahrend die grfinen Algen an der Ober- fl~iche und ihr nahe dominieren, linden sich tiefer zu= n:,ichst die braunen, dann braunrote und endlich rote ein. Engelmanns Theorie entsprecbend mfiBten sich die roten Algen in ihrer tiefen Lage in Vorteil befinden vor den grtinen, well das Wasser schou in geringer Tiefe griin erscheint, die grfineu Strahlen dort also griilCere Energie besitzen, am energischsten assimilatorisch aber in den roten Zellen wirken. Es miifiten demnach die roten Farben der tiefen Formen, wie die grtinen der ober= fliiehticheren, vorziiglich zweckentsprechende An- passungen sein ffir den Kampi urns Dasein. Es lag nahe, zu untersuchen, ob diese Verhitltnisse sich nicht ouch jetzt noeh als beeinfluBbar, also unmittelbar form- (resp. farb-) bildend sieh erweisen liel3en. Es unter- suchte deshalb Gaidukov (1902) die FarbverSnderungen, denen die zu den sogenannten blaugriinen Algen ge- hbrigen Oscillarien in versehiedenen Lichtarten sich unterzogen. Dabei ergab sich z. B. ffir eine normal grauviolette Oscitlaria sancta im roten Licht der Erwerb griiner, im gelbbraunen Lieht blaugriiner, im blauen braungelber, kurz also dem Bestrahlungslieht komple- mentitrer Fi~rbung. Diese experimentelle Erzeugung zweekentsprechender Farben, respektive zweckm~Bige Anderung, nannten Engelmann und Gaidukov komple- mcntiire chromatischc Adaptation. ~brigens zeitigten Botaniscbe Mitteilungen. 845 Gaidukovs Untersuchungen noch das weitere Ergebnis, dab derart ungezfiehtete Objekte in weiflem Licht die er- worbene Farbe behielten und welter vererbten. Es haben aber neben einigen best:~ttigenden Beobach- tungen sich eine ganze Relhe yon der Theorie der chro- matischen Adaptation widersprechenden Daten heraus- gestellt. Diese lassen vermuten, dab nicht die Bestrah- lung mit verschiedenen Lichtfarben, sondern die Lieht- intensit~tt sowie ver,~nderte Ern~hrungsverhi~ltnisse an ver~nderten Standorten die Entscheidung tiber die Fii, r- bung der Objekte fitllten. Einige neuere Arbeiten suchen systematisch die Frage zu 15sen, Zunli.chst hat Heilbronn (Annul. Inst. Oc6an. 19t2) die als plastisch bekannte ICotalge Sphaerococcus co- ronopifolius in verschiedenen Tiefen im Meere knltiviert and kontrolliert (10, 40 und 82,5 m), aul3erdem im Aqua- rium mit bunten Glasscheiben. :Die I/esultate lassen keinen SchluB auf das Vorhandensein chromatischer Adaptation bei dieser Pflanze zu. Sie besitzt wohl die F~higkeit, sieh in der F~trbung zu ~tndern, abet diese Ver~inderung bewegt sich im gesunden Zustand nur in den Grenzen yon hetlereln und dunklerem Rot. Wohl waren gewisse morphologiscbe Anderungen (Verdickung uad Ilosettenbildung in grotler Tiefe) w~hrnehmbar. Sodaun hat Boresch (1910, ~usffihrlicb 1913, Jahrb. f. wiss, Bot.) die Fiirbung der Cyanophyceen studiert (besonders Phormidium corium). Diese wird hervor- gerufen einerseits durch Spezieseigentiimlichkeiten, an- dererseits wohl dutch Liehtverh~i.ltnisse versehiedener Art, z. B. die Intensit~t (Nadson, 1908), aber offenbar ouch dutch die Zusammensetzung des Nbhrsubstrates. Viete Spezies yon blaagrfiner Farbe wurden bei Kultur il~ N:~thrlbsung allm[~hlich gelbbraun, bei Zugabe yon Nitrateu zur L~isnng tritt die fri~here Farbe wieder ein. Dabei beruht der Farbenumschlag yon Grtin nach Braun ~mf einem Abbau des (grfinen) Chlorophylls und des (die bl~tuliehe Nfiancierung bewirkenden) Phyeocyans, so dab zurfiekblieb nur dos (ira Pflanzenreieh oft mit Chlorophyll vereint auftretende, aber dann meist nur bei Zersetzung erkennbare) Karotini dies bestimmt die gelb- branne F~trbung. Bei Nitratzugabe finder wiederum An= reieherung tier beiden ersten Farbstoffe start. Start der Nitrate kbnnen aber ~ sicher ouch Ammoniumsalze und orga,nische Stickstoffverbindungen dienen. D~s Wieder- ergrfinen (die Neubildung yon Phycoeyan und Chloro- phyll) bei Stickstoffzufiihrung erfolgt ouch im Dunkeln, doch ist die Intensititt des Griins art im Licht ergriinten Objekten etwas grbger. Ebenso bleibt die grfine F~rbung zuriiek, wenn die Kultur in sauerstoffarmem t~aume stattfinde% sie tritt dann ouch nut bei Liehtzutritt ein. Jedes Salz, das dos Ergrtinen m5glich macht, rut dies nur bei einem mittleren Temperaturgrad (ca. 20 0) and nur in bestimmter Konzentration. Bei hiiherer tritt ]=Iemmung des Ergriinens ein, ebenso wird bei 30 0 in einigen Fallen die Giftwirkung starker. Hieraus ergibt sich, dat~ bei den gepriiften Cyanophyceen~ zu denen sieh in dieser Beziehung atteh noch einige Griinalgen stellen lassen, die Bildung and Anhiiufung des Chlorophyll- besta+~.des yore Vorhandensei~ einer disponlble~ Stick- ,~ tof[verbindun g abh angt. Diese Untersuchungen haben nun sogar scbon eine Best~tigung erfahren durcb B. Schindler (1912 mit W. Magnus in Ber. d. Bot. Ges. 1913, ausffihrlieh, Zeit- schrift f. Bot.). Wiederum sind Farbanderungen im Sinne tier Gaidukovschen Angaben an einer Reibe kul- tivierter Oscillarien nicht zu linden gewesen, wohl abet besitzen diese mannigfaltige Farbveri~nderungen (z. B. dunkelviolett, rotbraun, braun, gelb bei derselben Form), die im gewbhnlichen Lichte auftreten. Sie beruhen, im Einklang mit Boresehs Funden, auf dem weebselnden Grad des Stickstoffgehalts irn Substrat. ])aft die Inten-

Botanische Mitteilungen

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Heft 35. 29. 8. 1913

somte Planetenoberfl~che erstrecken, aber keine Ver- doppehlng der Kan:~tle erkennen lassen.

Zwei Finsternisse werden im Mount September d. J. siattfinden, ohne jedoch in ])eutsebtand sichtbar zu sein. In der Nacht yore 14. zum 15. September t r i t t zur VolL mondsphase eine totale Mondfinstern.is ein, die u. a. in Nordamerika, Asien und Australien beobachtet werden kanm Am 29. September ereignet sich zur Neumonds- phase eine partielle Sonne.~.finsternis, wobei die Scheibe der Sonne fiber ~ verfinstert wird. Diese Hilnmels- erscheinung kann u. a. in Sfidafrika (ira tistlicheu Tell) und anf der Inset Madagaskar besonders gut beoba~q~tet werden.

Ncue Bcobachtungcn der VenusoberfMehe teilt in den Ast,ronomischcn Naehrichtcn Nr. 4673 Max, Valier mit, die er an kleineren Refraktoren (ObjektivOffnung 99 und 75 mm oder 3~ und 2~ Zoll), aber bei ausgezeichneten Luftverhiiltnissen in Bozen iu den ersten Monaten dieses Jahres erhatten hat. Es zeigten sieh deutlich matte Flecken und zugleich versehiedene Lichtst~irken der Ge- bilde am nbrdliehen oder siidlichen Pole der Venus, von denen die ersteren heller waren. Auf den nach den Fern- rohrbeobaehtungen angestellten Zeichnungen erkennt man ferner deutlicb ein ~bergreifen der Ebrner fiber t80o bei der Sichelphase der Venus, bekanntlieh eine Folge der s tarken Strahlenbreehung in der Venusatmosph~tre. Auch sonst hat M. Valier Erscheinungen am Planeteu Venus wahrgenommen, die sicb am einfaehsten dureh dos Auftreten yon D:~tmmerungsprozessen auf jenem Gestirn erkl'~ren lassen, das eine im Vergleieh zur irdischen viel dichtere Atmosph';~re besitzen dfirfte. A. Marcuse.

Botanische Mitteilungen. (Die sog. chromatische Adaptation bei Algen.)

Engclmann hat im Jahre 1883 auf Grund seiner Uutersuelmngen fiber den Zusammenhang zwise~aen Lichtabsorption und Assimilation bei verschieden ge- fii.rbten Algen den S~,.tz aufgestellt, dab die zur je= weiliget~ Farbe der Alg~n lcomplementiiren Liehtarten die st&rkste Assimilat ion bcdingen. Damit glaubte el' eiue Erkhixung fiir die Verteilung der verschieden ge- fii.rbten Algen in verschiedeue ~[eerestiefen gefunden zu haben. Denn w~Ahrend die grfinen Algen an der Ober- fl~iche und ihr nahe dominieren, linden sich tiefer zu= n:,ichst die braunen, dann braunrote und endlich rote ein. Engelmanns Theorie entsprecbend mfiBten sich die roten Algen in ihrer tiefen Lage in Vorteil befinden vor den grtinen, well das Wasser schou in geringer Tiefe griin erscheint, die grfineu Strahlen dort also griilCere Energie besitzen, am energischsten assimilatorisch aber in den roten Zellen wirken. Es miifiten demnach die roten Farben der tiefen Formen, wie die grtinen der ober= fliiehticheren, vorziiglich zweckentsprechende An- passungen sein ffir den Kampi urns Dasein. Es lag nahe, zu untersuchen, ob diese Verhitltnisse sich nicht ouch je tz t noeh als beeinfluBbar, also unmittelbar form- (resp. farb-) bildend sieh erweisen liel3en. Es unter- suchte deshalb Gaidukov (1902) die FarbverSnderungen, denen die zu den sogenannten blaugriinen Algen ge- hbrigen Oscillarien in versehiedenen Lichtarten sich unterzogen. Dabei ergab sich z. B. ffir eine normal grauviolette Oscitlaria sancta im roten Licht der Erwerb griiner, im gelbbraunen Lieht blaugriiner, im blauen braungelber, kurz also dem Bestrahlungslieht komple- mentitrer Fi~rbung. Diese experimentelle Erzeugung zweekentsprechender Farben, respektive zweckm~Bige Anderung, nannten Engelmann und Gaidukov komple- mcntiire chromatischc Adaptation. ~brigens zeitigten

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Gaidukovs Untersuchungen noch das weitere Ergebnis, dab derart ungezfiehtete Objekte in weiflem Licht die er- worbene Farbe behielten und welter vererbten.

Es haben aber neben einigen best:~ttigenden Beobach- tungen sich eine ganze Relhe yon der Theorie der chro- matischen Adaptation widersprechenden Daten heraus- gestellt. Diese lassen vermuten, dab nicht die Bestrah- lung mit verschiedenen Lichtfarben, sondern die Lieht- intensit~tt sowie ver,~nderte Ern~hrungsverhi~ltnisse an ver~nderten Standorten die Entscheidung tiber die Fii, r- bung der Objekte fitllten. Einige neuere Arbeiten suchen systematisch die Frage zu 15sen,

Zunli.chst hat Heilbronn (Annul. Inst . Oc6an. 19t2) die als plastisch bekannte ICotalge Sphaerococcus co- ronopifolius in verschiedenen Tiefen im Meere knlt iviert and kontroll iert (10, 40 und 82,5 m), aul3erdem im Aqua- rium mit bunten Glasscheiben. :Die I/esultate lassen keinen SchluB auf das Vorhandensein chromatischer Adaptation bei dieser Pflanze zu. Sie besitzt wohl die F~higkeit, sieh in der F~trbung zu ~tndern, abet diese Ver~inderung bewegt sich im gesunden Zustand nur in den Grenzen yon hetlereln und dunklerem Rot. Wohl waren gewisse morphologiscbe Anderungen (Verdickung uad Ilosettenbildung in grotler Tiefe) w~hrnehmbar.

Sodaun hat Boresch (1910, ~usffihrlicb 1913, Jahrb. f. wiss, Bot.) die Fiirbung der Cyanophyceen studiert (besonders Phormidium corium). Diese wird hervor- gerufen einerseits durch Spezieseigentiimlichkeiten, an- dererseits wohl dutch Liehtverh~i.ltnisse versehiedener Art, z. B. die Intensi t~t (Nadson, 1908), aber offenbar ouch dutch die Zusammensetzung des Nbhrsubstrates. Viete Spezies yon blaagrfiner Farbe wurden bei Kultur il~ N:~thrlbsung allm[~hlich gelbbraun, bei Zugabe yon Nitrateu zur L~isnng t r i t t die fri~here Farbe wieder ein. Dabei beruht der Farbenumschlag yon Grtin nach Braun ~mf einem Abbau des (grfinen) Chlorophylls und des (die bl~tuliehe Nfiancierung bewirkenden) Phyeocyans, so dab zurfiekblieb nur dos (ira Pflanzenreieh oft mit Chlorophyll vereint auftretende, aber dann meist nur bei Zersetzung erkennbare) Karotini dies best immt die gelb- branne F~trbung. Bei Nitratzugabe finder wiederum An= reieherung tier beiden ersten Farbstoffe start. Start der Nitrate kbnnen aber ~ sicher ouch Ammoniumsalze und orga, nische Stickstoffverbindungen dienen. D~s Wieder- ergrfinen (die Neubildung yon Phycoeyan und Chloro- phyll) bei Stickstoffzufiihrung erfolgt ouch im Dunkeln, doch ist die Intensiti t t des Griins art im Licht ergriinten Objekten etwas grbger. Ebenso bleibt die grfine F~rbung zuriiek, wenn die Kultur in sauerstoffarmem t~aume stattfinde% sie t r i t t dann ouch nut bei Liehtzutr i t t ein. Jedes Salz, das dos Ergrtinen m5glich macht, rut dies nur bei einem mitt leren Temperaturgrad (ca. 20 0) and nur in bestimmter Konzentration. Bei hiiherer t r i t t ]=Iemmung des Ergriinens ein, ebenso wird bei 30 0 in einigen Fallen die Giftwirkung starker. Hieraus ergibt sich, dat~ bei den gepriiften Cyanophyceen~ zu denen sieh in dieser Beziehung atteh noch einige Griinalgen stellen lassen, die Bildung and Anhiiufung des Chlorophyll- besta+~.des yore Vorhandensei~ einer disponlble~ Stick- ,~ tof[verbindun g abh angt.

Diese Untersuchungen haben nun sogar scbon eine Best~tigung erfahren durcb B. Schindler (1912 mi t W. Magnus in Ber. d. Bot. Ges. 1913, ausffihrlieh, Zeit- schrift f. Bot.). Wiederum sind Farbanderungen im Sinne tier Gaidukovschen Angaben an einer Reibe kul- t ivierter Oscillarien nicht zu linden gewesen, wohl abet besitzen diese mannigfaltige Farbveri~nderungen (z. B. dunkelviolett, rotbraun, braun, gelb bei derselben Form), die im gewbhnlichen Lichte auftreten. Sie beruhen, im Einklang mit Boresehs Funden, auf dem weebselnden Grad des Stickstoffgehalts irn Substrat. ])aft die Inten-

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sitgt des Lichts den Farbweehsel (das Ergrfinen) beein- fluBt, hat sich gleichfalls best~tigen lassen. Es ist trotz der sich so entschieden deckenden Angaben nicht ohne Bedeutung, dai~ die chromatische Adaptation nunmehr yon zwei unabh~ngig und fast gleichzeitig arbeitenden Autoren sich ffir identische Objekte hat widerIegen lassen. Die Helle der Gaidukovschen Theorie ffir diese Pfla~zen dllrfte damit ausgespielt sein. Gaidukov hat die Kulturen seinerzeit nicht fehlerfrei genug angestellt.

F . T .

Kleine Mitteilungen. In dem Archly fSr die Geschiehte der Natum~isscn-

sehaften und der Teehnil~ (5. Band, 1. Heft, Juli 1913), verSffentlicht Dr. (Iottfried Bri~ekner Beitrilge zu einer Biographie des Marehese Alfonso Corti, fiber den man in den fiblichen Quellenwerken vergeblieh nach biograpbi- schen Mitteilungen sucht. Ober den berfihmten Entdecker des nach ibm benannten Organes enthalten sie such night die kleinste Notiz, so daI3 z. B. im Jahre 1901, als das 50jiihrige Jubili~um des Augenspiegels gefeiert wurde, niemand darauf hingewiesen hat, dal,~ man in demselben Jahre such alas 50j~hrige Jnbi l ium der Entdeckung des Cortischen Organes h i t t e feiern kSnnen. - - Am 30. Juni 1851 erschien im zweiten Heft der Zeitschrift ffir wissenschaft- liche Zoologie Cortis bedeutendste Arbeit: Recherches sur Forgane de l'ouie des mammif~res. Joseph HyrtI, dessen Prosektor gorti wihrend seines Aufenthaltes in Wien 1846/47 war, schreibt dariiber: ,,Iviein ehemaliger Prosek~ tot ~Iarchese Alfonso Corti hat das Verdienst, eine sehr sorgfi~ltige und genaue mikroskopisehe Untersuehung fiber den Bau der lamina spiralis osseu und membranacea so- wie der Nerven und Gefifle derselben vorgenommen zu haben, deren 6berraschende Ergebnisse allen spSteren ein- schF, tgigen Untersuehungen zum Ausgangspunkt dien- ten." A. K611ielcer konnte die Angaben Cortis b e s t i t i gen, and yon ihm stammt die Bezeichnung ,,Cortisehes Organ". - -

Marchese Alfonso Corti wurde in Gambarana im ehemaligen K5nigreich Sardinien am 15. Juni 1822 geboren. Er studierte in Pavia Philosophie and 3ledizin und beendigte seine m'edizinischen Studien an tier Universit~t Wien, wo er sich im Studienjahre 1846/47 als cand. reed. immatrikulierte. Wie lange Corti naeh seiner Promotion noch in Wien verblieben ist, l~Bt sich nicht feststellen. Im Jahre ]852 lebte er in Turin. wo er gemeinsam mit dem Direktor des Zoologischen M:u- senms der Universi t~t anatomiseh arbeitete. So machten sie anatomisehe Studien an einem durch Asphyxie mit Kohlens~ure getSteten Elefanten, fiber deren histologische Ergebnisse K611iJcer in seiner Zeitschrift im Jahrgange 1854 beriehtet h~t. Im Jahre 1855 zog siell Corti in seine Villa in tier N~he yon Casteggio (Provinz Pavia) zurfick. Dieses Jahr, schreibt Briielcner, ist zugleich das Ende yon Cortis T~Ltigkeit auf dem Gebiete der Anatomie, we- nlgstens ist er auf diesem Gebiete nicht mehr li terarisch hervorgetreten. Sein t tanpt interesse gall yon nun an deln Weinbau und zwar widmete er sich ihm mit solehem Eifer und Versti~ndnis, dal3 er in der ganzen Gegend der Colli di Casteggio darin als Autorit~t gall. Alfonso gorti starb im 55. Lebensjahre am 2. Oktober 1876. (Sein Bru- der, der Mathematiker ~archese Luigi Corti (1823--1888), war im Jahre 1878 Minister des Anl~eren, hierauf Bot- schafter in Konstantinopel, alsdann italienischer Bevoll- mttchtigter in Berlin.) B.

Besehiidigung yon Rohrleitungen durch Erdstr~ime. ErdstrSme sind elektrisehe StrSme, die ihren Weg in der Erde nehmen and dureh ihre die Metalle zersetzende Wirkung eine grebe Gefahr fiir alle in der Erde vet-

Kleine Mit te i lungen. [ Die lgatur- [wissensehaffen

legten metallisehen Leitungen, wie Gas* und Wasser- rShren, elektrische Kabel u. a., bilden. Diese Strlime sind daher seit einer Reihe yon Jahren yon den an der Frage interessierten technischen Kreisen grfindlich untersucht worden, so hat. der Deutsche Verein yon Gas- und Wasserfachminnern bereits vor 15 Jahren eine be- sondere Kommission hierffir eingesetzt, die zur Kl i rung dieser schwierigen technischen Frage in hohem Grade beigetragen hat. Die Quelten der ErdstrSme sind tells die Erde selbst, die durch Ver~nderungen ihres magne- tisehen Zustandes oder infolge yon Reibungen in den atmosphirischen Schichten elektromagnetisehe Kr~fte erzeugt, tells die zahlreichen elektrischen Anlagen, deren Stromleiter absicbtlieh oder unabsichtlich die Erde be- rfihren, tells die in tier Erde verlegt~n metallischen Leitungen oder sonstig~n technischen Konstruktions- k5rper, die bei der Berfihrung mit der Erde elektrische Spannungsunterschiede aufweisen. Am meisten kommen die ErdstrSme elektrischer Gleichstrombahnen, deren Schienen als Stromteitnng benutzt werden, bei der Zer- stSrung yon l%hrleitungen in Betracht. Zum Schutze gegen diese StrSme wurden yon der ,,Vereinigteu Erd- stromkommission", die sich aus Vertretern des Gas- und Wasserfaches, des elektrischen Faehes und des Strai]enbahnwesens zusammensetzte, Vorschriften ffir die Schienenanlage solcher Bahnen ausgearbeitet.

Die hierzu erforderlichen Untersuchungen und Mes- sungen werden yon Diplomingenieur F. Besig im Jonr- na~ fi~r Gasbelcuehtnng and Wasserversorgung 1913~ S. 49 If. eingehend besprochen. Der Angriff der Rohr- leitungen erfolgt beim Obergang des Stromes zwischen Rohr und Erde, bemerkenswerterweise aber nut beim Stromaustritt aus dem t¢ohr und nicht beim Eintr i t t . Die Menge des zerstSrten Materials h~.ngt v o n d e r an der betreffenden SteIle iibergehenden Strommeage und yon den besonderen elektrochelnischen Eigensehaften des Rohrmaterials ab. Die ,,Gef~.hrdung" des Rohres liiI]t sich dutch die Dicke der in der Zeiteinheit wegge fressenen Schieht ausdrficken; diese ist der auf die Ein- heft der Obergangsfliiche bezogenen Stromst~rke, der Stromdiehte, proportional. Bei einer Stromdichte yon einem tausendstel Ampere pro Quadratdezimeter (?ber- gangsfl~che anl Rohr wfirden so z. B. in einenl Jahre von einem EiseDrohr ca. 0,10 Into and yon einem Bleirohr ca. 0,25 mm weggefressen werden, vorausgesetzt, daI3 sich der Stromaustr i t t gleiehmSflig auf der ganzen Fl~che ver- teilt. Infolge der geringen Homogenit i t des Erdbodens und teilweise such des RShrenmaterials einerseits und infolge der wenig regelm~l]igen Gestaltung der gebr~ueh- lichen Rohrsehutzmittel, wie Anstriche und Umwicklung, andererseits dritngt sich jedoch der Stromaustr i t t h~ufig a uf kleine Fl~tchen zusammen, wodureh sich die Strom- diehte and tier Angriff ant das Bobrmaterial unter Um- s t inden auf ein Vielfaches der oben angegebenen Werte steigern. So kommt es, dab die Lebensdauer unserer Rohrleitungen bei den gebr~nchlichen Wandst~rken schon bei Stromdichten yon wenigen zehntansendstel Ampere sehr verkfirzt werden kann. Die t:ats~iehliehen Verhglt- nisse lassen sich gewShnlich nicht rechneriseh verfolgen und miissen daher mit I~[ilfe von Messungen ausfindig ge- macht werden. Die Durchffihrung dieser Messungen, d i e sich oft recht schwierig gestalten, erfordert viel Erfah- rung und Obung.

Die MaBnahmen zum Sehutze der Rohrleitungen gegen die ErdstrSme bezwecken, den Obergang der StrSme zwischen Rohr und Erde oder die StrSine selbst zu ver- hiiten bezw. ant ein ertr~gliches Nag herabzusetzen. Die Durehffihrung soleher 5{aBnahmen ist oft mi t groBen Kosten verbunden und daher hiiufig in der Anwendung besehrltnkt. Da die bisher zur Verminderung des Strom- ~iberganges zwischen RShren und Erde vorgeschlagenen