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B r ü c k e n b a u e n W e l t w e i t G e m e i n d e n h e l f e n G u s t a v - A d o l f - W e r k d e r E v a n g e l i s c h e n K i r c h e B e r l i n - B r a n d e n b u r g - s c h l e s i s c h e O b e r l a u s i t z e . V . ( G A W d e r E K B O ) M i t t e i l u n g e n | 1 8 8 . A u s g a b e | S e p t e m b e r 2 0 1 5 G A W - V e r t r e t e r v e r s a m m l u n g L i e b e L e s e r i n n e n u n d L e s e r , nach 20 Jahren findet die Vertreterversammlung des Gus- tav-Adolf-Werks wieder einmal in Berlin statt. Darauf freuen wir uns. Wir wollen gute Gastgeber sein und laden Sie herzlich ein, dabei zu sein - zum Beispiel beim Eröff- nungsgottesdienst am Sonntag, 20. September 2015, um 18 Uhr in der Stiftskapelle des Evangelischen Johan- nesstifts in Berlin-Spandau. Es predigt Bischof Dr. Markus Dröge. Liturg ist Superintendent em. Wolfgang Barthen, unser Vorsitzender. Wie Sie wissen, hat das Gustav-Adolf-Werk eine föderale Struktur. Es wird bundesweit getragen von 24 Hauptgrup- pen und 20 Frauengruppen. Das Diasporawerk verabschie- det auf seiner jährlich stattfinden Vertreterversammlung den Projektkatalog mit jeweils ca. 140 Hilfsprojekten. Diese Tagungen finden jedes Jahr in einer anderen Haupt- gruppe statt. Nun ist es wieder in Berlin soweit. Hinzu kommt ein besonderer Höhepunkt: die Vorstandswahlen. Am 22. September werden im Gottesdienst in der Stifts- kirche um 11.30 Uhr der Präsident des Gesamtwerks Dr. Dr. h. c. Wilhelm Hüffmeier und die langjährige Leiterin der Frauenarbeit Vera Gast-Kellert aus ihren Ämtern ver- abschiedet. Es wird der neue Vorstand eingeführt. Übri- gens arbeiten alle Vorstände und auch der Präsident im Gustav-Adolf-Werk im Ehrenamt. Weggefährten und -gefährtinnen von Wilhelm Hüffmeier äußern sich in diesem Heft. Im Rahmen der Vertreterversammlung predigen Pfarrerin- nen und Pfarrer aus den Hauptgruppen des GAW am Sonn- tagvormittag in verschiedenen Berliner Kirchen. Wo ge- nau, erfahren Sie auf Seite 12. Auf eine Begegnung mit Ihnen freut sich Ihre Cornelia Boschan, Geschäftsführerin U n s e r e P r o j e k t e i m J a h r 2 0 1 5 H i l f s f o n d s f ü r b e d r ä n g t e u n d v e r f o l g t e C h r i s t e n Wir reagieren mit dem Hilfsfonds für bedrängte und ver- folgte Christen flexibel und unbürokratisch auf Notsitua- tionen, auf die verheerenden Folgen der Kriege im Nahen Osten. In S y r i e n zum Beispiel leben trotz des langen Krie- ges und der Flucht vieler Menschen aus dem Land immer noch evangelische Christen. Trotz Zerstörungen und Mangel gibt es in den Städten nach wie vor evangelische Schulen. Ungefähr 15.000 SchülerInnen werden hier be- treut. S c h u l e n sind nach wie vor der Ort, um Kindern und Jugendlichen ein Stück Würde und Normalität zu er- halten. Bildung hilft, wird aber gerade von radikalen Kräf- ten bekämpft. Denn Bildung ist letztlich eine "Waffe" gegen jede Form von Polarisierung und Gewalt. In diesem Jahr hat das GAW die Schulen in Qamishly und Hasakeh im Nordosten Syriens unterstützt. Es hat die Schulgebühren für durch den Krieg verwaiste SchülerInnen übernommen sowie Mittel für einen Schulbus und Heizöl gegeben. Um das Schulleben auch weiterhin aufrechterhalten zu können, ist Hilfe von außen dringend nötig. Bitte unterstützen Sie unseren Hilfsfonds. Das ist keine ev. Schule, sondern der Baaltempel in Palmyra (1. Jh. nach Chr.). Heute existiert er nicht mehr. Foto: Corne- lia Boschan, 2010 GAW-Vertreterversammlung in Berlin 20. – 22. 9. 2015 Wilhelm Hüffmeier wird verabschiedet Nachrichten aus der Diaspora Unterwegs in Litauen und Lettland Mitglieder im ehrenamt- lichen Engagement Termine und neue Konto- Nummer/IBAN

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Brücken bauen Weltweit Gemeinden helfen

Gustav-Adolf-Werk der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V. (GAW der EKBO)

Mitteilungen | 188. Ausgabe | September 2015

GAW-Vertreterversammlung

in Berlin 20. – 22. 9. 2015 Wilhelm Hüffmeier wird verabschiedet Nachrichten aus der

Diaspora

Unterwegs in Litauen und Lettland

Mitglieder im ehrenamt- lichen Engagement

Termine und neue Konto- Nummer/IBAN

Liebe Leserinnen und Leser,

nach 20 Jahren findet die Vertreterversammlung des Gus-tav-Adolf-Werks wieder einmal in Berlin statt. Darauf freuen wir uns. Wir wollen gute Gastgeber sein und laden Sie herzlich ein, dabei zu sein - zum Beispiel beim Eröff-nungsgottesdienst am Sonntag, 20. September 2015, um 18 Uhr in der Stiftskapelle des Evangelischen Johan-nesstifts in Berlin-Spandau. Es predigt Bischof Dr. Markus Dröge. Liturg ist Superintendent em. Wolfgang Barthen, unser Vorsitzender. Wie Sie wissen, hat das Gustav-Adolf-Werk eine föderale Struktur. Es wird bundesweit getragen von 24 Hauptgrup-pen und 20 Frauengruppen. Das Diasporawerk verabschie-det auf seiner jährlich stattfinden Vertreterversammlung den Projektkatalog mit jeweils ca. 140 Hilfsprojekten. Diese Tagungen finden jedes Jahr in einer anderen Haupt-gruppe statt. Nun ist es wieder in Berlin soweit. Hinzu kommt ein besonderer Höhepunkt: die Vorstandswahlen. Am 22. September werden im Gottesdienst in der Stifts-kirche um 11.30 Uhr der Präsident des Gesamtwerks Dr. Dr. h. c. Wilhelm Hüffmeier und die langjährige Leiterin der Frauenarbeit Vera Gast-Kellert aus ihren Ämtern ver-abschiedet. Es wird der neue Vorstand eingeführt. Übri-gens arbeiten alle Vorstände und auch der Präsident im Gustav-Adolf-Werk im Ehrenamt. Weggefährten und -gefährtinnen von Wilhelm Hüffmeier äußern sich in diesem Heft. Im Rahmen der Vertreterversammlung predigen Pfarrerin-nen und Pfarrer aus den Hauptgruppen des GAW am Sonn-tagvormittag in verschiedenen Berliner Kirchen. Wo ge-nau, erfahren Sie auf Seite 12. Auf eine Begegnung mit Ihnen freut sich

Ihre Cornelia Boschan, Geschäftsführerin

Unsere Projekte im Jahr 2015

Hilfsfonds für bedrängte und verfolgte Christen Wir reagieren mit dem Hilfsfonds für bedrängte und ver-folgte Christen flexibel und unbürokratisch auf Notsitua-tionen, auf die verheerenden Folgen der Kriege im Nahen Osten. In S y r i e n zum Beispiel leben trotz des langen Krie-ges und der Flucht vieler Menschen aus dem Land immer noch evangelische Christen. Trotz Zerstörungen und Mangel gibt es in den Städten nach wie vor evangelische Schulen. Ungefähr 15.000 SchülerInnen werden hier be-treut. S c h u l e n sind nach wie vor der Ort, um Kindern und Jugendlichen ein Stück Würde und Normalität zu er-halten. Bildung hilft, wird aber gerade von radikalen Kräf-ten bekämpft. Denn Bildung ist letztlich eine "Waffe" gegen jede Form von Polarisierung und Gewalt. In diesem Jahr hat das GAW die Schulen in Qamishly und Hasakeh im Nordosten Syriens unterstützt. Es hat die Schulgebühren für durch den Krieg verwaiste SchülerInnen übernommen sowie Mittel für einen Schulbus und Heizöl gegeben. Um das Schulleben auch weiterhin aufrechterhalten zu können, ist Hilfe von außen dringend nötig.

Bitte unterstützen Sie unseren Hilfsfonds. Das ist keine ev. Schule, sondern der Baaltempel in Palmyra (1. Jh. nach Chr.). Heute existiert er nicht mehr. Foto: Corne-lia Boschan, 2010

GAW-Vertreterversammlung in Berlin 20. – 22. 9. 2015Wilhelm Hüffmeier wird verabschiedetNachrichten aus der Diaspora

Unterwegs in Litauen und LettlandMitglieder im ehrenamt- lichen EngagementTermine und neue Konto-Nummer/IBAN

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Nachrichten aus der Diaspora

K r i m

Die evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden auf der Krim, Jalta und Simferopol, gehören jetzt zur Evange-lisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER). Die Gemeinden wollten ihren Status als evangelische Kir-chengemeinden erhalten. Deshalb ließen sie sich beim Justizministerium der russischen Föderation auf der Krim registrieren. Die Gemeinde von Jalta hat 25 Gemeindeglieder und be-steht seit 20 Jahren. Sie hat keinen eigenen Pfarrer. Die Gottesdienste halten die Gemeindeglieder selber. Den Predigttext bekommen sie über Mail aus der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine (DELKU).

Ihr historisches Gebäude, die lutherische St. Marienkirche von Jalta, kann die Gemeinde leider nicht nutzen.

U k r a i n e

Bayern stoppen die Partnerschaft mit der DELKU: Der Lan-deskirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) hat sich Ende Juni nach intensiven Bera-tungen entschieden, die Beziehung zur DELKU zu beenden und in der Konsequenz auch die finanzielle Förderung einzustellen. Als Gründe werden interne Konflikte in der DELKU angeführt sowie die Weigerung des Bischofs, auf die Vermittlungsbemühungen auch aus Bayern einzuge-hen. Dazu kämen wiederholte massive, auch persönliche Vorwürfe sowie diffamierende Aussagen über das Engage-ment der ELKB für die DELKU.

A s e r b a i d s c h a n

Das neue Gesangbuch der evangelisch-lutherischen Erlösergemeinde in Baku in aserischer (aserbaid-schanischer) Sprache ist im Mai 2015 in einer Auf-lage von 250 Exemplaren erschienen. Bei der Finan-zierung des Gesangbuches haben die lutherische Gemeinde von Kvinesdal, Norwegen, und die Finnish Lutheran Overseas Mission geholfen.

W e i ß r u s s l a n d

Die St. Johanniskirche in Grodno hat wieder eine Turm-spitze. Im Juni dieses Jahres wurde die 16 Meter hohe Turmspitze, die ein zwei Meter hohes Kreuz ziert, aufge-setzt. Die Gemeinde plant auch, die alte Uhr am Haupt-turm reparieren zu lassen. Die St. Johanniskirche ist übri-gens das einzige „sich in Betrieb befindliche Kirchenge-bäude“ in ganz Weißrussland. Am 8. Oktober reist unser Mitglied Dietrich Unger wieder dorthin. Und am 11. des Monats findet die Präsidentenwahl in Belarus statt. Über-raschungen wird es dabei wohl kaum geben.

Quelle: Der Bote Spezial, Zeitschrift der ELKER, Nr. 2/2015, Moskau und GAW aktuell

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Wilhelm Hüffmeier Dr. Dr. h. c. Wilhelm Hüffmeier leitete als Präsident im Ehren-amt das Gustav-Adolf-Werk e. V. -Diasporawerk der EKD- 12 Jahre lang. 26 Jahre (1986-2011) - also mehr als ein Vierteljahr-hundert - stand er

als ehrenamtlicher Vorsitzender dem GAW der EKBO vor, zurzeit ist er stellvertretender Vorsitzender. Auf der Ver-treterversammlung des GAW vom 20. - 22. 9. 2015 im Evangelischen Johannesstift in Berlin wird er als Präsi-dent des Gesamtwerks verabschiedet. Sie alle haben ihn über Jahre erlebt - vor allem in unserem Hilfswerk, aber auch darüber hinaus. Wir wollen ihm danken, ihn ehren, etwas über ihn berichten. Ich beginne mit seinen biografi-schen Daten: Am 12. Juli 1944 wurde Wilhelm Hüffmeier in Berlin geboren. Er studierte von 1960-65 Evangelische Theologie in Berlin, Marburg und Zürich. Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent in Zürich und Tübingen. 1972 erfolgten Promotion und Ordination. Eine Grundlage für seine Liebe zur evangelischen Diaspora entstand während seiner Tätigkeit als Dozent für Neues Testament an der Theologischen Hochschule der Evangeli-schen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien in São Leopoldo in den 1970er und 1980er Jahren. Von 1976 bis 1982 war er Pfarrer der Evangelischen Dorfkirchenge-meinde von Berlin-Lankwitz. Ab dem 1. März 1983 war sein Dienstort die Jebensstraße. Hier begann er seine Tätigkeit als Theologischer Referent in der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der Union (ab 2003 Union der Evangelischen Kirchen), zugleich war er für die Arnoldshainer Konferenz verantwortlich. Ehrenamtlich war er von 1988 bis 2006 auch Sekretär der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (ehemals Leuenberger Kirchengemeinschaft). Von 1995 bis 2003 leitete er als Präsident die Kir-chenkanzlei der Evangelischen Kirche der Union (EKU)- ab 2003 bis 2007 Union der Evangelischen Kirchen in der EKD (UEK). Wilhelm Hüffmeier ist verheiratet mit Frau Gerta-Christine geb. Schaeffer. Das Ehepaar hat vier erwachsene Kinder, die übrigens alle aus Brasilien stammen. Es lebt seit 2007 in Potsdam.

Impressionen und Grüße

Der Vorstand und Mitglieder unseres Diasporawerkes ha-ben „Impressionen“ und Grüße geschickt. Wir danken Wilhelm Hüffmeier für seinen unermüdlichen langjährigen Einsatz für die evangelische Diaspora und wünschen ihm weiterhin Gottes gutes Geleit. Cornelia Boschan A n s t o ß Es war ein sehr kleines Seminar, ich glaube wir waren nur sechs bis acht Teilnehmende. Wir trafen uns in einer Er-wachsenenbildungseinrichtung in Bendorf am Rhein, nahe der Stadt Koblenz, wo ich Pfarrer war. Es ging um das kleine Buch „Die Kirche Jesu Christi. Der reformatorische Beitrag zum ökumenischen Dialog über die kirchliche Einheit“. Wilhelm Hüffmeier war extra aus Berlin ange-reist, um dieses Seminar, veranstaltet von der Erwachse-nenbildung des Kirchenkreises Koblenz, als Referent zu begleiten. Wir ließen uns nicht von der kleinen Zahl ab-schrecken, sondern tauchten sehr tief in das evangelische Verständnis von Kirche und von der Einheit der Kirche ein. Das, was in der Arbeit der Leuenberger Kirchengemein-schaft entstanden war, und von Wilhelm Hüffmeier darge-legt wurde, überzeugte mich. Ich war damals, es war Mitte der 1990er Jahre, Pfarrer in der Innenstadtgemeinde von Koblenz, mit halber Stelle, denn mit der restlichen Arbeitszeit schrieb ich an meiner Dissertation über die Art und Weise, wie sich das evangeli-sche Kirchenverständnis in Jesu Christi und dem Heiligen Geist gründet. Das intensive Gespräch mit Wilhelm Hüff-meier hat mich damals sehr beeindruckt. In meiner weite-ren theologischen Arbeit habe ich mir dann die Veröffent-lichungen der Evangelischen Kirche der Union vorgenom-men, die im Umfeld des 50. Jubiläums der Barmer Theo-logischen Erklärung im Jahr 1984 erschienen waren. Be-sonders der Band, der die Arbeit an der Dritten These do-kumentierte, hatte es mir angetan: Die Evangelische Kir-che versteht sich als Gemeinde der Schwestern und Brü-der. Manchmal sind es kleine Kreise, in denen Wesentliches erlebt wird. Für mich war die Begegnung mit Wilhelm Hüffmeier und seiner überzeugenden Art, die Evangeli-sche Kirche theologisch zu durchdenken und gleichzeitig kirchenpolitisch zu gestalten, ein starker Anstoß für mein theologisches Nachdenken über die Kirche. Mein Grund-verständnis von dem, was evangelische Kirche zu sein hat, was ihr Auftrag ist und wie sie diesen Auftrag freundlich,

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offen und klar in die Ökumene einbringen kann, ist durch Wilhelm Hüffmeier wesentlich mit geprägt worden. Markus Dröge (Dr. Markus Dröge ist Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz)

„D E R P R Ä S I D E N T“ Ich kannte ihn gar nicht als solchen, als Präsident des ältesten evangelischen Hilfswerks, als er mich Anfang 2010 ansprach und für die Mitarbeit in der Hauptgruppe der EKBO zu gewinnen suchte. Ich kannte ihn wohl - als Präsident der Kirchenkanzlei der EKU - als Herr über den Berliner Dom und das Wittenberger Predigerseminar und mit der europäischen Theologie verbunden über die Leu-enberger Konkordie und, und … Zudem residierend am einzigen altkirchlichen Ort in Berlin, in dem noch reprä-sentiert und gearbeitet wird: Dem ehrwürdigen Evangeli-schen Oberkirchenrat in der Jebensstraße. Ich kannte ihn aus der Geschichte Wilmersdorfs als Super-intendentensohn. Als plötzlicher Gottesdienstbesucher war er in den 90er Jahren einmal in einem meiner Gottes-dienste in der Aue aufgetaucht und hatte Freundliches gesagt. Das merkt man sich. Er hätte es nicht gemusst. Wir kannten uns ja nicht. Zum Hundertjährigen des Berliner Doms saß er als einzi-ger Würdenträger im preußischen Talar in einer langen Reihe von Geistlichen. „Alles Katholische?“ fragte etwas erschreckt meine traditionell-protestantische, rheinische Mutter, die die übrigen Evangelischen mit Albe und Stolen nicht erkannte. Ihn erkannte man. Wie ich ihn nun erkenne, zu erkennen versuche, intensiv seit vier Jahren, seit ich ihm im Vorsitz der Hauptgruppe nachgefolgt bin. Was für ein Erbe! 26 Jahre! „Sie müssen nicht erschrecken“, hat er gesagt. „Ich bleibe an Bord.“ Und so war es auch. Und keine Last, sondern partner-schaftliches Lernen. Wilhelm Hüffmeier ist ein markanter Partner, der seinen Vorsprung nicht zurückhält und sein Suchen nach einem Weg in Freundschaft nicht verbirgt. Diese Stimme! Gebildeter Offizier. Diese Lust an Theologie und Auseinandersetzung, an Formulierung. Dieses Aus-maß an ökumenischer Bildung und an Kontakten. Die Leidenschaft für Diaspora und für Begegnung mit dem wirklichen Menschen. Evangelischen. Glaubensgenossen. Das Leiden am Ungenügen seiner Kirche. Das selbstge-wählte Vorrecht, seiner Enttäuschung auch freimütig Aus-druck zu verleihen - über mangelnde Unterstützung etwa oder oberflächliches Urteil. Die Ungeduld gegenüber dem, was nicht genügt. Die Verve im Verfolgen des Neuen, ju-

gendlich noch immer. Die Kraft, ein Werk, sein ihm aufge-tragenes Werk, zusammenzuhalten. Bis heute. Bis jetzt. Ein gut bestelltes Haus, lieber Wilhelm, in Leipzig die Zentrale und auch die Geschäftsstelle in der Jebensstra-ße. Und jetzt wirst Du wegen guter Führung entlassen. Auf eigenen Wunsch. Es war mir ein Vergnügen, die Zusammenarbeit. Bleib‘ selber vergnügt ein Freund Deines Werks. Auch sichtbar hier in Berlin – mit der preußischen Provinz drum herum. Wolfgang Barthen (Superintendent im Un-Ruhestand, Vorsit-zender des GAW der EKBO seit 2011)

F r a u e n a r b e i t Im Namen der Frauenarbeit des Gustav-Adolf-Werks in unserer Landeskirche und auch im Namen der Arbeitsge-meinschaft der Frauen im Gesamtwerk danke ich Herrn Dr. Hüffmeier sehr. Er hatte immer ein Ohr für unsere Belange und hat uns unterstützt bei allen Vorhaben und Proble-men. Im GAW der EKBO ist eine eigenständige Frauenar-beit mit eigenem Vorstand und Bankkonto nicht erforder-lich. Die Satzung und Organisation in der Hauptgruppe ermöglicht uns auch so ein selbständiges Handeln. Dafür danke ich und wünsche Herrn Dr. Hüffmeier für die kom-menden Jahre Gottes Segen und Beistand. Gertrud Dailidow-Gock, Verantwortliche für die Frauenarbeit des GAW der EKBO und Mitglied des Vorstandes der Arbeitsgemein-schaft der Frauenarbeit im GAW - Diasporawerk der EKD - (als Leiterin der Gustav-Adolf-Frauenarbeit im GAW der EKBO kraft Amtes Vorstandsmitglied)

B e g e i s t e r u n g Präsident Hüffmeier hat mich vor allem für die weltweite Diasporaarbeit des GAW begeistert und gleichzeitig immer wieder auch herausfordernd daran erinnert, dass sich auch der westeuropäische Protestantismus auf dem Weg in die Diaspora befindet. Fest verwurzelt im reformatorischen Denken und offen für die Anliegen aller Christen, hat er sich u.a. auch für die Belange der verfolgten und benachteiligten Christen in Syrien eingesetzt. Wilhelm Hüffmeier bedeutet für mich aber auch: großes Engagement für und um den Berliner Dom, ein Kenner der Geschichte des Hauses Hohenzollern und einer, der mir nochmals neu Theodor Fontane ans Herz gelegt hat. Dr. h.c. Volker Faigle, Vorsitzender des Domkirchenkollegiums der Oberpfarr- und Domkirche zu Berlin (und Vorstandsmitglied des GAW der EKBO)

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Lieber Bruder Dr. Hüffmeier, unsere erste Begegnung im Gustav Adolf-Werk war Ende der 90er Jahre bei den Abgeordnetenversammlungen des GAW, bei denen ich Sie als leidenschaftlichen und enga-gierten Vertreter der Berlin-Brandenburgischen Haupt-gruppe erlebt habe. Sie haben sich in dieser Zeit beson-ders auch für die Beschäftigung mit dem Thema Diaspora stark gemacht, ob im universitären Bereich oder in den Hauptgruppen, da der Begriff Diaspora immer auch etwas mit Ekklesiologie zu tun hat. Und Sie haben die Vereini-gung der beiden Gustav-Adolf-Werke Berlin-Brandenburg und Schlesische Oberlausitz mit Engagement begleitet. Sie begeistern Ihre Zuhörer immer wieder durch konzise theologische Vorträge wie auch mit Beiträgen zur preußi-schen Kirchengeschichte und zum Werk von Theodor Fon-tane. Sie, lieber Bruder Dr. Hüffmeier sind Preuße im gu-ten Sinn, Ihnen liegt es am Herzen, die geistlichen und geschichtlichen Wirkungen Preußens in unserer Gegen-wart nicht nur anzusprechen, sondern auch zu zeigen, dass sie für das Leben unserer Kirche immer wieder neu zu entdecken sind. Und Sie sind ein Prediger, der die Men-schen mit der Kraft des Evangeliums in Berührung bringt. Und darum seien Ihnen nachstehende Worte aus einer Predigt zu Matthäus 6, 25-34, die im Heidelberger Pre-digtforum erschienen ist, aus Anlass Ihres Abschieds vom Präsidentenamt des GAW gewidmet: In Potsdam, der Residenzstadt der preußischen Könige, nahe Berlin, erbaute Friedrich der Große ein kleines Schloss im Stile des Rokoko, dem er den Namen „Sanssou-ci“ gab, was aus dem Französischen übersetzt heißt: „Oh-ne Sorge“ oder „Sorgenfrei“. Er baute dieses Schloss, weil er als Herrscher, als Monarch frei sein wollte von allen Belastungen des Alltags, der Politik oder der Kriegsfüh-rung. Hier ging er seinen Neigungen im musisch-philosophischen nach: er diskutierte mit internationalen Gelehrten seiner Zeit über Gott und die Welt und er fand Ruhe in der Musik, die er mit eigenen Flötenkompositio-nen bereicherte. Sanssouci war für Friedrich den Großen ein ganz besonderer Ort der Ruhe. Für uns ist, liebe Ge-meinde, nicht wichtig, ob der König in Sanssouci wirkliche Ruhe fand. Nein, es geht vielmehr darum, uns räumlich oder gedanklich in unserem Leben Orte zu schaffen, an denen wir uns sorgenfreier fühlen können. Musik, Literatur oder Kunst können solche Orte sein, bei denen wir den Alltag vergessen. Auch gute Gespräche in der Familie oder mit Freunden können solche Ruheoasen sein. Oder das Hören auf einen Bibeltext, mit dem Gott uns persönlich anspricht, ein Gottesdienst, in dem wir

Gemeinschaft, Ermutigung und Trost erfahren, all dies können solche Ruhepunkte sein. Immer sind wir aufgefor-dert, etwas zu tun, damit wir nicht durch unsere lähmen-den Sorgen erstickt werden. Wir sind keine Vögel und keine Blumen auf dem Feld, die sich nicht um das Alltägliche sorgen müssen, wir sind Menschen, mit Gefühl und Verstand ausgestattet, doch gerade darum gilt es, den ganz anderen Reichtum im Le-ben zu suchen, der mehr ist, als der, dem wir oft in krank-hafter Verzweiflung nachjagen. Lassen wir uns von Jesus einladen, in unserem Leben nach Orten zu suchen, die uns sorgenfreier und zuversichtlicher leben lassen. Gott wird uns dabei, da bin ich ganz sicher, auf diesem Weg beglei-ten. Ich möchte schließen mit einer kleinen rabbinischen Geschichte: „Ein Rabbi, gefragt, woran man einen weisen Mann erkenne, antwortete: Wenn ich liege, dann liege ich; wenn ich stehe, dann stehe ich; wenn ich gehe, dann gehe ich. Der Frager erwiderte: Das tue ich doch auch. Nein, sagte der Rabbi. Wenn du liegst, dann denkst du schon ans Stehen; wenn du stehst, dann denkst du schon ans Gehen; wenn du gehst, dann denkst du schon wieder ans Liegen.“ Amen. Pfarrer Mag. theol. Ulrich Hutter-Wolandt (Vorstandsmitglied seit der Vereinigung der GAW-Hauptgruppen Berlin-Brandenburg und schlesische Oberlausitz im Jahre 2005)

Wilhelm Hüffmeier während der Diasporareise nach Schlesien an der Kirche Wang, Karpacz Foto: Ulrich Hutter-Wolandt

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Z u h a u s e Bei uns in der Feldstraße 3 gab es die Möglichkeit, wenn einem der

10-Uhr-Gottesdienst zu früh war, einen "Hausgottesdienst" anzufragen. Natür-lich nicht jeden Sonntag, denn "der liebe Gott freut sich, wenn er euch in der Kirche sieht", so mein

Vater. Beim Hausgottesdienst wurden die Stühle in zwei Reihen aufgestellt, ein Kreuz und die Bibel kamen auf den Tisch. Es wurde gebetet und gesungen, es wurde der Psalm gelesen und es gab eine Predigt. Und zum Schluss gab es eine Kollekte. Dann holten wir vier Kinder unsere GAW-Dosen. Ich erinnere mich: meine war rot und hatte ein kleines silbernes Schild mit dem Schriftzug "Gustav-Adolf-Werk". Und der Schlitz zum Geldeinwurf hatte klei-ne "Zähnchen", damit man nicht wieder etwas herauspo-peln kann. Meist haben wir für Brasilien gesammelt, weil wir zu dem Land eine enge Verbindung haben. Genau wie das Gustav-Adolf- Werk. Am Ende des Jahres brachten wir die Dosen in die Jebensstraße und wie durch ein Wunder, waren unsere Pfennigbeträge verdoppelt oder verdrei-facht. Das GAW hat meine Geschwister und mich bis jetzt beglei-tet und das Engagement unseres Vaters und der vielen lieben Mitstreiter dafür beeindruckte uns schon als Kinder sehr. Ana Hüffmeier (Mitglied und ältestes der vier Hüffmeier-Kinder)

Etwas über meine Verbindung zur Familie Hüffmeier Auch nach der Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1981 hielt die Familie Hüffmeier einen engen Kontakt zu Brasi-lien und zu den vielen Freunden, mit denen sie inzwischen über Jahrzehnte verbunden sind. Zum Freundschaftskreis gehörten meine beiden Tanten – Diakonisse Hildegart und Diakonisse Hulda Hertel – die wiederum meine Familie mit der Familie Hüffmeier verbanden. Im Jahr 1984 kam Pastor Hüffmeier zusammen mit seiner Frau Gerta und den vier Kindern – Ana, Lukas, Daniel und David – zu Weihnachten nach Jaraguá do Sul, im Bundes-

staat Santa Catarina. Wir feierten Weihnachten zusammen im Haus meiner Großmutter Rosa Hertel und anschließend waren wir noch für ca. zwei Wochen im Urlaub am Strand von Piçarras. Ich war damals 16 Jahre alt und noch in der Ausbildung im Diakonissen Haus in São Leopoldo. Das Ehepaar Hüffmeier fragte mich, ob ich Interesse hätte, später nach Deutschland zu kommen. Zu der Zeit konnte ich es mir noch nicht so richtig vorstellen, was es bedeu-ten würde. Nach dem Abschluss meiner Ausbildung als Gemeindehel-ferin wechselte ich meinen Wohnort nach Ceilândia, um im lutherischen Sozialwerk "Cantinho do Girassol" zu arbei-ten. 1987 war Diakonisse Alda Sprangel, Leiterin des So-zialwerkes "Cantinho do Girassol", in Deutschland. Als sie von der Reise zurückkam, teilte sie mir mit, dass die Fami-lie Hüffmeier nachfragte, ob ich noch nach Deutschland kommen wolle. Inzwischen war ich 20 Jahre alt und habe ohne viel nachzudenken, das Angebot angenommen. Fa-milie Hüffmeier besorgte mir das Flugticket und ein Prak-tikum im Pastor-Braune-Haus in Berlin-Lankwitz und im März 1988 machte ich die große Reise über den Ozean. Für ein Jahr wohnte ich bei der Familie in der Feldstraße 3, in Lichterfelder Süd. Die ursprünglichen Pläne haben sich jedoch geändert und ich habe, statt 12 Monate, fast 15 Jahre in Berlin verbracht. In der Zeit absolvierte ich das Magisterstudium in Erziehungswissenschaften und die Promotion in Soziologie an der Freien Universität Berlin. Somit hatte ich auch das Privileg, Teil der Familie Hüff-meier zu werden und konnte an vielen Geburtstagsfeiern und Anlässen, wie der Feier zum Ehrendoktortitel der Theo-logischen Fakultät der Humboldt-Universität, teilnehmen. Gegenwärtig bin ich Professorin und Vize-Dekanin der Fakultät für Erziehungswissenschaften an der öffentliche Universität Brasília (Universidade de Brasília). Ohne diese entscheidende Hilfe der Familie Hüffmeier, die mich warmherzig in Berlin aufgenommen hat, wäre ich nicht so weit gekommen. Die Hilfe die ich von Hüffmeiers bekam, kann ich zurückgeben, in dem ich heute anderen Studen-tinnen helfe. Es ist nicht einfach, soziale und kulturelle Barrieren zu überwinden, aber ohne "Significant Others", wie es von George Herbert Mead formuliert, nämlich ohne Personen, die in entscheidenden Momenten den richtigen Rat und die nötige Unterstützung zum Aufbau des Selbst-wertgefühls geben, ist es sehr viel schwieriger. Nicht nur ich sondern wahrscheinlich viele andere Personen haben Wilhelm und Gerta als "Significant Others" erleben kön-nen. VIELEN DANK! Brasília, 07. September 2015. Wivian Weller, aus der Hauptstadt Brasília, Brasilien

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Sehr geehrter, lieber Herr Dr. Hüffmeier, Sie sind für mich der Gute Hirte! Zuerst sammelt er die Schafe ein: Dies taten Sie nach unserer ersten Begegnung in St. Peter und Paul in Görlitz vor vielen Jahren, nachdem ich Ihnen bei der Verabschiedung nach dem Gottesdienst erzählte, dass ich beim GAW in Bayern anhängig bin. Wechseln Sie nach Berlin! So geschah es dann und wir sahen uns alle Jahre zur Mitgliederversammlung in der Jebensstraße, auch einmal in Ihrer alten Gemeinde in Lankwitz zum Gottesdienst und wohl auch bei der Ausfahrt in die polnische Diaspora – u. a. zur Stabkirche Wang in Karpacz, wo uns vor allem deren Pfarrer beeindruckte. Dieses Jahr blieb ich bei der Jahresversammlung des GAW aus, und wieder waren Sie der gute Hirte: Sie schrieben mir als vermeintlich verlorenem Schaft freundliche Worte und erkundigten sich nach meinem Ergehen. Für alle Ihre Zuwendung bin ich Ihnen herzlich dankbar. Nun sollen Sie verabschiedet werden. Ich wünsche Ihnen Gottes Segen für Ihren „Un-Ruhestand“ und hoffe, wir verlieren uns nicht aus den Augen. Ihr Friedrich Körber (Prof. Dr. Friedrich Körber ist Mitglied und begeisterter Mitrei-sender bei Exkursionen)

Lieber Herr Präsident Dr. Wilhelm Hüffmeier! Vor 20 Jahren bin ich mit zitternden Knien in das Haus Jebensstraße 3 gegangen, einer Einladung von Ihnen folgend. Ich sollte mich auf der Mitgliederversammlung vorstellen. Ich wollte Mitglied werden. Sie, lieber Herr Dr. Hüffmeier, haben bei einer Studientagung in der Stepha-nus-Stiftung in Berlin-Weißensee meine Begeisterung für das Gustav-Adolf-Werk geweckt. Sie hält bis heute an. „Etwas Gutes tun für Jedermann“, das sind für Sie keine leeren Wort gewesen – all‘ die Jahre. Sie haben sich für viele wichtige Dinge stark gemacht und immer im Sinne des Gustav-Adolf-Werks gehandelt. Und ich denke, Ihre Familie hat durch die vielen Diaspora-Reisen immer etwas zurückstehen müssen. Sie waren ein Vorbild. Etwas tun für den guten Zweck, das war auch mein Bestreben. Ich habe meinen Beitrag durch ehrenamtliche Hilfe im Büro geleistet. Lieber Herr Dr. Hüffmeier, Sie werden Ihr Amt in andere Hände übergeben. Mit Gottes Hilfe werden auch sie das Richtige tun! Ihr Ruhestand möge gesegnet sein. Danke für Ihr Schaffen. Sie sind und bleiben es immer: „unser Dr. Wilhelm Hüffmeier“. Ihre Herma Eichhorst (Mitglied und vorbildliche ehrenamtli-che Helferin in der Geschäftsstelle seit 20 Jahren)

D u m e i n e S e e l e s i n g e Oft begegne ich Menschen, die im vorgerückten Alter be-dauern, dass sie in ihrer Jugend kein Instrument spielen gelernt haben. So auch Wilhelm Hüffmeier. Doch in seiner fröhlich-vernünftigen Art tröstet er sich schnell mit dem Gedanken, es müsse auch Zuhörer geben. Und Musik hört er gern. Dabei gibt es selbstverständlich Favoriten, Bach. Beethoven, Bruckner. Besonders die Frühlingssonate für Violine und Klavier von Beethoven hat es ihm angetan. Die ist aber auch schön. Am wichtigsten aber sind ihm Choräle. Irgendeinen Paul Gerhardt hat er immer auf den Lippen. Und so singt er auch gerne auf den Fluren seines jeweiligen Dienstgebäudes drauf los. Das finde ich über-aus sympathisch. Und mit dem Instrument spielen könnte es jetzt ja noch etwas werden. Rainer Bürgel (Mitglied und immer bereit, dem GAW musikalisch und anderweitig zur Seite zu stehen, ehemals Vizepräsident der Kirchenkanzlei der EKU)

E r w e c k t m i c h a l l e M o r g e n Auswendig lernen fällt mir oft schwer. Doch einen Choral hat mir Dr. Wilhelm Hüffmeier ohne sein Wissen beige-bracht. Wir fuhren in seinem Bus – noch zu DDR-Zeiten – zum Betriebsausflug der EKU nach Görlitz, wo gerade un-ser Ost-Präsident Joachim Rogge zum Bischof gewählt worden war. Während der Fahrt erklang die kräftige Stim-me des Fahrers „Er weckt mich alle Morgen“. Seitdem kann ich diesen Choral auswendig und er ist einer meiner Lieb-lingschoräle geworden, auch die Strophe mit dem „vollen Lohn“. Hannelore Geisler (Mitglied, hilft gerne mit, sie ist eine ehema-lige Mitarbeiterin der Kirchenkanzlei der EKU)

Vorsitzender und Präsident beim Umgang mit bewährter

Technik während der Studientagung 2014 in der Jebensstraße

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Lieber Bruder Hüffmeier, im Namen der Gemeindekirchenräte des Pfarrsprengels Schönfeld und der Carl Büchsel - Stiftung danke ich Ihnen von Herzen für die Unterstützung und Ermutigung unserer Arbeit. Ich lernte Sie im Jahre 2006 kennen. Unsere Ge-meinden hatten die weitsichtige Idee in die Tat umge-setzt, eine Stiftung zu gründen, um zukunftsfähig kirchli-che Arbeit in der dünnbesiedelten Uckermark organisieren zu können. Die Gemeindekirchenräte gaben dieser Stif-tung den Namen Ihres Urgroßvaters Carl Büchsel, der im Jahre 1803 im Schönfelder Pfarrhaus geboren wurde. Wir baten Sie, die Predigt im "Gründungs-Festgottesdienst“ zu halten und die Einführung des Vorstandes vorzunehmen. Ich kannte Sie noch nicht persönlich. Ich fuhr mit Neugier, aber auch gewisser Anspannung in Ihr Berliner Büro in der Jebensstraße. Ich verließ es fröhlich, ermu-tigt für unsere Arbeit und gewiss, dass es ein schöner Ein-führungsgottesdienst werden wird. Noch heute kann ich mich an Passagen der Predigt erinnern. Nun wurden Sie ein sehr gern gesehener Predigtgast bei uns im Schönfel-der Pfarrsprengel. Gemeinsam mit Bischof Ryszard Boguzs aus Wroclaw-Breslau nahmen Sie im Juni 2010 die festli-che Turmbekrönung der Malchower Kirche vor und begeis-terten sich für die Idee eines Labyrinthparkes um die Kir-che herum. Im Juni 2013 hielten Sie mit Bischof Einars Alpe aus Daugavpils/Lettland den Festgottesdienst auf dem Gutshof in Ludwigsburg anlässlich der Indienststel-lung des Gutshauses Ludwigsburg als Evangelisches Seni-orenzentrum mit Betreutem Wohnen.

Foto: Kirchengemeinde Schönfeld

Theodor Fontane sagte einmal über Ihren Urgroßvater Carl Büchsel: "Sein Kopf war wie der eines märkischen Schäferhundes oder noch richtiger; eine Mischung von Neufundländer und Fuchs... Er war die personifizierte norddeutsche Lebensklugheit mit einem Stich ins

Schlaue." Ein Kollege von uns beiden meinte nach dem Festgottesdienst 2006, diese Beschreibung würde auch auf Sie zutreffen. Ich weiß, dass Sie diese Aussage mit Ihrem liebevollen Humor mit Schmunzeln ertragen kön-nen... Ich danke von Herzen für Ihr Mitfühlen, Mitdenken und die konsequente Ermutigung der Gemeinde von un-ten, und möge die Gemeinde noch so klein sein! Wir wün-schen Ihnen Gottes Segen! Thomas Dietz, Pfarrer in Schönfeld/Uckermark (Mitglied)

A l t e B e k a n n t e Nein, als alte Bekannte können wir uns eigentlich nicht bezeichnen, bestenfalls hinsichtlich des Lebensalters. Wilhelm Hüffmeier war Präsident des Kirchenamtes der EKU, als ich im Jahre 2000 mit der Zeitzeichenredaktion in die Jebensstraße zog. Für uns aber war er zunächst eben „nur“ der Hausherr. Und da die Anfänge der Zeitschrift turbulent waren, kümmerte ich mich nicht weiter um ihn. Ob er mir das seinerzeit übel genommen hat, vermag ich nicht zu sagen, jedenfalls blieben wir jahrelang auf Dis-tanz. Ich erlebte den Präsidenten nur, wenn er wieder einmal im Foyer des Hauses eine Delegation aus der wei-ten Welt begrüßte – er tat es weltläufig und humorvoll. Oder wenn er eine Mitarbeiterin in die Rente verabschie-dete: Einmal fiel mir auf, dass er in seiner Ansprache eine Offenheit pflegte, die sich nicht sklavisch an das „nil nisi bene“ hielt, mit dem man ja für gewöhnlich auch Schei-denden aufwartet. Möglicherweise empfand die Betref-fende das gar nicht als sonderlich erfrischend - aber das grenzt jetzt schon an eine Unterstellung. Wieso ich das jetzt erzähle, mich also meinerseits nicht ausschließlich ans vermeintlich oder tatsächlich Gute halte? Weil es meines Erachtens ein treffliches Schlaglicht auf den nun seinerseits zu Verabschiedenden wirft: Er ist direkt. Zugleich war er als Kirchendiplomat sehr erfolg-reich, und so wird er wohl die seltene Kunst beherrscht haben, beides zu verbinden: Direktheit und Diplomatie. Wir sind uns dann doch noch näher gekommen, indem wir gegenseitig unser Interesse an der Schönen Literatur entdeckten, wobei sich erwies, dass unser Blick auf die Welt das Maß an Kompatibilität aufweist, das für jedes fruchtbare Gespräch Voraussetzung ist. Wenn er die Geschäftsführerin des GAW der EKBO besuchte, fand er fast immer die Zeit, auf eine Plauderei bei mir vorbei zu kommen. Das war immer anregend und hat mich gefreut. Heute rufe ich Wilhelm Hüffmeier zu: Glück und Gott-vertrauen für den nächsten Lebensabschnitt! „Alte“ Be-kannte wissen: Darauf kommt’s zunehmend an. Helmut Kremers (Dr. Helmut Kremers war Chefredakteur der Zeitschrift „zeitzeichen“ von 2000 bis 2014)

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Verborgene Schätze im Baltikum Am Ende seiner zwölfjährigen Amtszeit als Präsident des Gustav-Adolf-Werkes war ein Besuch in Litauen und Lett-land der besondere Wunsch von Dr. Hüffmeier. Und was kann schöner sein, als in den Sommerwochen durch diese traumhafte Landschaft wie etwa die Kurische Nehrung zu reisen, wenn die Abende lang und hell und die Sonnen-aufgänge früh sind? Sind die kleinen evangelischen Kirchen in diesen beiden postsowjetischen Ländern verborgen? Sind sie auch Schätze? 77% der fast 3 Mio. zählenden Bevölkerung Litauens ge-hören der Römisch-Katholischen Kirche an, weniger als 1,1% sind Lutheraner oder Reformierte. Verborgene Min-derheit? Auf der Suche nach den Schätzen ist unser erstes Ziel die l i t a u i s c h e H a u p t s t a d t V i l n i u s. Das Kirchenzentrum an der Vokieču gatve, der Deutschen Straße, liegt im Hinterhof, wenn auch im Zentrum der Stadt. Als die erste lutherische Kirche 1555 erbaut wur-de, musste sie verborgen sein. Aber in diesem Hinterhof sind heute Schätze verborgen: die Wohnungen des Orts-pfarrers und des Bischofs, das kleine Konsistorium mit Bischofskanzlei, ein Studenten- und ein Seniorenheim, zwei Gästewohnungen, in denen auch wir Unterkunft fin-den, sowie der Gemeindesaal und die Diakonie "Sandora". Das fast vierstündige Gespräch mit Bischof Mindaugas Sabutis lässt Dr. Hüffmeier am Schluss resümieren: "Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals mit einem Bi-schof so lange gesprochen habe". "Wir rechnen in Vilnius mit etwa 1500 Lutheranern, 600 davon sind aktive Mit-glieder der Gemeinde. Ein Gottesdienst mit 60 Besuchern ist nicht besonders gut besucht", erklärt Sabutis und geht dann über zu seinen Plänen und Träumen für die Zukunft. "Mein größter Wunsch ist der Aufbau einer lutherischen Schule, vom Kindergarten bis zum Gymnasium. Sie soll in einem Neubaugebiet im Norden der Stadt liegen. Dort wohnen viele junge Familien, und da kann erfolgreich Kinder- und Jugendarbeit gemacht werden. Es wäre schön, wenn der erste Schritt schon 2017 gemacht werden könnte, ein Beitrag zum Reformationsjubiläum. Schließ-lich war für die Reformation ja Schule und Bildung ein zentrales Anliegen. Für uns ist es vorrangig, ein gutes pädagogisches und christliches Profil zu entwickeln." Natürlich gibt es Sorgen und Probleme. Das sind vor allem die Immobilien. Für 56 Gemeinden gibt es 45 eigene Kir-chengebäude, und dabei gibt es Gebäude ohne Gemeinde. Die kleinste Gemeinde in Juodkrante/ Schwarzort auf der

Kurischen Nehrung zählt zwei Personen. Da stellt sich die Frage, ob es wirtschaftlich gesehen nicht notwendig ist, diese Gebäude aufzugeben. Die Gratwanderung zwischen wirtschaftlichem und geistlichem Denken ist nicht immer leicht, und manchmal denkt Bischof Sabutis an die Ge-schichte, als die verfolgten Salzburger Protestanten in ein von der Pest verwüstetes und leeres Land kamen. "Schlie-ßen der Kirchen wäre eine Möglichkeit, aber geistlich gesehen ist das für Minderheitskirche schwer, wo wir so viel überlebt haben. Vielleicht kommen ja wieder Men-schen an diese Orte", meint er nachdenklich und zitiert das Neue Testament: "Wenn diese (Jünger Jesu) schwei-gen werden, so werden die Steine schreien". Ein gutes Beispiel für die diakonische Nutzung leer stehender, ja verfallener Kirchengebäude ist "Gabrielius" in Vyžiai/ Wieszen im Memelland, ein verborgener Schatz, den wir am Ende der Reise besuchen. Dort waren Pfarrhaus und Kirche ohne Menschen, und nun werden sie für eine Sozi-alstation zur Rehabilitation alkoholkranker Männer ge-nutzt. Ein beeindruckendes Beispiel, wie eine kleine Minderhei-tenkirche zum wegweisenden Vorbild für die ganze Gesell-schaft werden kann, ist die jüngste Erfahrung mit Flücht-lingen aus Syrien. "Die Xenophobie in Litauen ist sehr stark, besonders auf dem Land", berichtet Sabutis. "Des-halb haben wir christliche Flüchtlinge als Gäste zu uns eingeladen. Wir haben eng mit der Polizei und anderen gesellschaftlichen Gruppen zusammengearbeitet. In dem ganzen Jahr, in dem sich unsere Gemeinden intensiv um diese "Gäste" aus Syrien gekümmert haben, gab es kei-nerlei Probleme. Aber sie sind jetzt leider nicht mehr in Litauen, weil sie keine Arbeitserlaubnis, wohl aber Arbeit hatten. Doch der Aufenthalt war auf ein Jahr begrenzt, ein Jahr, von dem wir hoffen, dass es auf allen Seiten bleibende gute Erinnerungen und Spuren hinterlassen hat. Die Jugendlichen haben am christlichen Jugendlager teilgenommen und mit unserer Hilfe Englischkurse absol-viert. Im Juli kommen wieder christliche Flüchtlinge, diesmal aus dem Irak. Jetzt ist die Katholische Kirche verantwortlich. Die Lutheraner haben es vorgemacht“. Am Schluss überreicht der Präsident des GAW dem Bischof die vom Gustav-Adolf-Werk finanziell geförderte Überset-zung "Dievo pėdsakais" (Gottes Fußspuren), eine Antho-logie grundlegender theologischer protestantischer Tex-te, und wir erfahren zu unserem großen Erstaunen, dass dieses Buch im mehrheitlich katholischen Litauen 2013 mehrfach auf der Bestsellerliste stand. Ein Schatz, der nicht verborgen geblieben ist.

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Unterwegs zur l e t t i s c h e n Ha u p t s t a d t R i g a besuchen wir Pfarrer Rimas Mikalauskas in Biržai, der Hochburg der Reformierten in Litauen. Diese Kirche hat Angst um wertvolle Schätze! Durch kriminelle, groß und geschickt angelegte Machenschaften, in die auch refor-mierte Kirchenmitglieder verwickelt waren, wurde die Reformierte Kirche im Verlauf der letzten 10 Jahre um wertvolle Grundstücke in Vilnius gebracht. Der Ausgang der bevorstehenden Gerichtsverhandlungen ist offen. Die Kirche hofft auf eine gewisse finanzielle und materielle Entschädigung des Betrugs. Eine theologisch begründete Spaltung, wie gelegentlich kolportiert worden sei, habe es in der Reformierten Kirche nicht gegeben. Eine engere Zusammenarbeit mit der Lutherischen Kirche – auf beiden Seiten herrscht eher Zurückhaltung. In Lettland sieht die konfessionelle Zugehörigkeit etwas anders aus. 23% der 2 Mio. Einwohner des Landes sind römisch-katholisch, 20% lutherisch und 17% orthodox. Die Evangelisch-Lutherische Kirche Lettlands mit ihrem Konsistorium unweit vom Dom in Riga ist nicht ganz so verborgen. Erzbischof Jānis Vanags, treffen wir leider nicht, trotz der geäußerten Bitte. Dafür haben wir aber Gelegenheit, eine ganze Reihe interessanter Gespräche zu führen und entdecken eine Reihe verborgener Schätze wie etwa die Kirchenmusikerin Ilze Sprance. "1994/95 habe ich ein Jahr in Lübeck Kirchenmusik studiert in einem Programm der Nordelbischen Kirche", erklärt sie. Von ihrer Familie her ist sie nicht christlich sozialisiert, ihre Hinwendung zum Glauben fiel in die Jahre der politischen Wende. Wenn wir mit ihr sprechen, erleben wir sie als theologisch sehr kompetent. "Kirchenmusik, insbesonde-re das Kirchenlied, ist eine hervorragende Basis", meint sie lachend. "Unser neues Gesangbuch ist bereits im Druck, und wir planen die Einführung am 19.9.2015. Ebenso inspirierend ist das Gespräch mit der gerade neu gewählten Dekanin der Theologischen Fakultät Dr. Dace Balode. Sie spricht perfekt Deutsch. Sie hat in Basel und Bern Theologie studiert und wurde in Tartu/Estland pro-moviert. Themen, die sie in ihrem neuen Amt beschäfti-gen, sind einmal die finanzielle Absicherung der Fakultät. Die Fakultät ist ökumenisch, sowohl was den Lehrkörper als auch was die Studierenden betrifft. So ist die Zusam-menarbeit mit den anderen Konfessionen eine Herausfor-derung. Und schließlich ist es das Verhältnis zur Luther-akademie, dem Seminar ihrer eigenen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Genau wie die Römisch-Katholische Kirche erkennt ihre Kirche das Universitätsstudium nicht als adäquate Vorbereitung für den Pfarrdienst an, sondern

verlangt den Besuch des eigenen Seminars. Für die Vorbe-reitung des Reformationsjubiläums ist die Stärkung der theologischen Forschung und einer evangelischen Fröm-migkeit ein ganz wichtiges Anliegen und soll sich auch in einer möglichen Veranstaltungsreihe ausdrücken. Ähnlich wie in den anderen Gesprächen wird auch hier deutlich, dass viele der heutigen Probleme auch auf die lange sow-jetisch beherrschte Zeit zurückgehen, besonders was Libe-ralität und Konsensfähigkeit angeht. "Wir durchlaufen immer noch einen schwierigen Prozess in unserer Gesell-schaft, aber wir können schon Veränderungen wahrneh-men. Die Gesellschaft ist schon bunter geworden, und das wird in Zukunft noch zunehmen. Wir sehen unsere Aufga-be auch darin, die Menschen in Fragen des Glaubens ge-sprächsfähig zu machen und damit unseren Beitrag für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes zu leisten". Dr. Dace Balode ist auch Mitglied im 1995 gegründeten Verband Lutherischer Theologinnen in Lettland. Die der-zeitige Vorsitzende, Rudīte Losāne, treffen wir zusammen mit Ieva Purina. Rudīte Losāne gehört zu den Theologin-nen, denen die Ordination verweigert wird und die als Evangelistin eingesegnet ist. Dennoch berichtet sie mit strahlenden Augen von ihrer Arbeit als Seelsorgerin in einem Frauengefängnis. Uns wird klar: diese Theologin-nen, die im September 2015 das 40-jährige Jubiläum der ersten Frauenordination feiern, eine Entscheidung, die durch den derzeitigen Erzbischof 1993 zurückgenommen wurde, sind ein verborgener Schatz. Es ist sehr zu hoffen, dass die Synode 2016 dieses Verbot nicht wie bereits vor-gesehen in der Kirchenverfassung festschreibt. Ein „ungeplanter Schatz“ ist das Gespräch mit Pfarrer Markus Schoch von der fünf Gemeinden umfassenden Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Lettland. Er bringt uns in Kontakt mit Christoph Klarman, Kulturre-ferent an der Deutschen Botschaft. „Auch wenn sich mit Blick auf die Evangelisch-Lutherische Kirche in Lettland viele Fragen stellen, so ist doch die Unterstützung vor allem der Gemeinden im Osten in der Diözese Daugavpils sehr nötig. Das ist das Armenhaus Lettlands“, eine Ge-gend, die wir leider nicht besuchen können, da Bischof Einārs Alpe zu diesem Zeitpunkt nicht anwesend ist. Der Blick in den Projektkatalog 2015 bestätigt uns, dass das GAW mit der Unterstützung der Sanierung des Gemeinde-hauses in Rēzekne hier einen wichtigen Beitrag leistet. Verborgene Schätze im Baltikum? Die Dreifaltigkeitskirche in Liepaja/Libau ist nicht verborgen, sie ist das Wahrzei-chen der Stadt. Ihre Orgel war bis 1912 die größte der Welt und gehört auch heute noch zu den größten in Europa.

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Kristina Liepa, verantwortliche Projektmanagerin der lutherischen Gemeinde, berichtet über die wichtigen Dachreparaturen an der Kirche, 2011 Projekt des Gustav-Adolf-Werkes. Diese notwendige Dachreparatur wurde erfolgreich abgeschlossen. Davon können wir uns bei einer Ersteigung des Kirchturms selbst überzeugen. "Wir sind Ihnen als Gustav-Adolf-Werk sehr dankbar, dass Sie dabei mitgeholfen haben. ", sagt Kristina Liepa strahlend. Von der Kirche ist es nicht weit bis zum Haus der Diakonie, wirklich ein verborgener Schatz. Nach außen unterschei-det es sich wenig von den verfallenen Gebäuden der Um-gebung, aber innen lebt ein guter Geist. Hier empfängt uns Karina Krievina, die Leiterin des Diakoniezentrums. Sie erzählt von den verschiedenen Aktivitäten des Hauses, der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen. Auf dem "Apfelfest" im Herbst haben Kinder mit Behinderungen eine Zirkusshow vorgeführt, und in einem kleinen Laden können wir verschiedene Handarbeiten bewundern und erwerben. Vor dem Haus wartet eine Gruppe von Men-schen. Wir erfahren: "Sie kommen zum dreimal wöchent-lich stattfindenden Treffen der Anonymen Alkoholiker und ihren Familienangehörigen. "Die hohe Arbeitslosigkeit verstärkt diese Probleme", erklärt Karina. Von Liepaja ist es nicht weit bis Klaipeda/Memel, wo wir mit Magdalena, der Vorsitzenden der Diakonie, einen an-deren verborgenen Schatz treffen. „Unsere Suppenküche betreut insgesamt 40 Personen, fünf Tage die Woche. Das sind die „Verlierer“, ehemalige Häftlinge, Obdachlose, Arbeitslose, alleinstehende Personen. Auch eine Flücht-lingsfamilie aus Syrien wurde hier betreut“. Und dann führt uns der letzte Teil unserer Reise zusam-men mit Diakoniepfarrer Mindaugas Kairys durch das ehemalige Memelland. Wir machen Halt in der Lutheri-schen Kirche von Šilutė/Heydekrug. Der Kircheninnen-raum wird beherrscht von dem achtzig Quadratmeter gro-ßen Fresko mit Persönlichkeiten der Kirchengeschichte. Zu unserem großen Erstaunen erkennen wir unter ihnen auch den Gründer des GAW, den Leipziger Superintenden-ten Christian Großmann. Unterwegs erzählt Pfarrer Kairys, ehemaliger Stipendiat des GAW, auch von den großen wirtschaftlichen Problemen dieses Gebietes und den „Eu-ro-Waisen“, diakonische Aufgaben der Gemeinden, die vom GAW in den vergangenen Jahren auch durch das Jah-resprojekt der Frauen 2014 unterstützt worden sind. Zur besonderen Freude von Dr. Hüffmeier führt Pfr. Kairys uns dann noch nach Vilkyškiai/Willkischken, wo er im ehemaligen Pfarrhaus mit dem Arbeitszimmer des Dichters Johannes Bobrowski ein kleines Museum eingerichtet hat.

Festlicher Abschluss ist der deutsch-litauischen Gottes-dienst am 12. Juli in Jurbarkas, in jener Kirche, die lange als ein besonderes Sorgenkind auch im GAW gesehen wur-de. Nun ist sie auch durch den engagierten Einsatz von Mindaugas Kairys nach 14-jähriger Bauphase seit einem Jahr fertig. „So spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ Diesen Wochenspruch wählte der Präsident für seine Pre-digt. Der Vers aus dem Propheten Jesaja fasst das ganze Evangelium zusammen. Bei unseren Besuch haben wir auch viele Menschen kennengelernt, die mit ihrem Enga-gement und Glauben als „verborgene Schätze“ dieses „Fürchte-dich-nicht“-Gesicht Gottes zeigen. „Entdecken Sie verborgene Schätze im Baltikum“ – auch ein guter Werbespruch für eine Diasporareise! Vera Gast-Kellert V. Gast-Kellert war von 1991 bis März 2015 Vorsitzende der AG der Frauenarbeit im GAW-Gesamtwerk (Fotos siehe hompage)

Unser Mitglied Unser Mitglied Pfarrer Ralf Haska ist von seinem sechsjährigen Aus-landseinsatz in der Ukraine zu-rückgekehrt, leider nicht in unsere Landeskirche. Wir grüßen ihn herz-lich und wünschen ihm Gottes Segen für seinen Dienst in der Gemeinde von Marktleuthenen in Franken. Wir freuen uns, dass er bereit ist, im Wolgabeirat unserer Landeskirche mitzuarbeiten.

Ausflug in die Prignitz

Wer Interesse hat, an unserer Drei-Tage-Bus-Fahrt in die Prignitz vom 20. bis 22. Mai 2016 teilzunehmen, möge sich bitte bereits jetzt bei mir melden. Alle Kosten wie Übernachtung im DZ, Vollverpflegung und Transport, Ein-tritt und Führung werden bei ca. 260 Euro/Person liegen.

Pflanzen für die Geschäftsstelle Nach knapp 20-jähriger Pflege geht mir nun auch die letzte Büropflanze ein. Trotz guter Worte und GAW-Beflaggung kümmert sie nur noch vor sich hin. Möchte vielleicht je-mand eine Zimmerpflanze abge-ben? Ich würde mich freuen. Ihre Cornelia Boschan

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Termine und Veranstaltungen 2015/2016 - Gustav-Adolf-Werk der EKBO Bitte vormerken!

Wann Was Wo/Wer

20. – 22.9. So 20.9. 18:00

Vertreterversammlung des GAW-Gesamtwerks in Berlin Eröffnungsgottesdienst, Predigt: Bischof Dr. Markus Dröge, Liturgie: Sup. em. Wolfgang Barthen anschlie-ßend Empfang der Landeskirche (geladene Gäste)

Evangelisches Johannesstift Berlin-Spandau, Schönwalder Allee 26 Stiftskirche

So 20. 9. Gastprediger aus dem Vorstand und aus den Haupt-gruppen des GAW – Diasporawerk der EKD – predigen

Berlin und Potsdam

So 20.9. 9:30 Sup. em. Wolfgang Barthen , Vorsitzender GAW der EKBO

St.-Annen-Kirche, Dahlem, Königin-Elisabeth-Str.

So 20.9. 10:00 Prälatin Gabriele Wulz, Vorsitzende GAW-Württemberg Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche

So 20.9. 10:00 Pfarrer Enno Haaks, Leipzig Generalsekretär des GAW

St.-Nikolai-Kirche in Berlin-Spandau

So 20.9. 10:00 Pfarrer Hartmut Giesecke von Bergh Vorsitzender GAW-Osnabrück

Osterkirche, Wedding, Samoastr. 14

So 20.9. 10:00 Vera Gast-Kellert, Gummersbach, Vorsitzende der Frauenarbeit im GAW (bis Anfang 2015)

St.-Thomas-Kirche, Bethaniendamm 23-27

So 20.9. 10:30 Dr. Dr. h. c. Wilhelm Hüffmeier, Potsdam Präsident des GAW – Diasporawerk der EKD –

Friedenskirche Potsdam, Am Grünen Gitter 3

So 20.9. 11:00 Propst Reinhard Werneburg Vorsitzender GAW-Mitteldeutschland

Zum Heilsbronnen, Heilbron-ner Straße 20

So 20.9. 11:30 Richard Vlasák, Theologiestudent GAW-Stipendiat aus Tschechien

Trinitatiskirche am Karl-August-Platz, Charlottenburg

Di 22.9. 11:30 Gottesdienst Verabschiedung Präsident Dr. Wilhelm Hüffmeier und Vera Gast-Kellert, Einführung des neu gewählten Vor-stands des GAW – Diasporawerk der EKD –

Stiftskirche im Evangelischen Johannesstift Berlin-Spandau

Mo 19.10. 15:00 Finanzausschusssitzung UBS, Kurfürstendamm 185

Sa 31.10. 18:00

Gottesdienst zum Reformationstag Predigt Superintendent em. Wolfgang Barthen

Berliner Dom

Mo 2.11. 14:30 Vorstandssitzung Geschäftsstelle

Mo 14.12. 12:00 Wolga-Beirat Cornelia Boschan, BMW

Mo 18.1.2016 Neujahrsempfang des GAW der EKBO Schleiermacherhaus

Mo 15.2.2016 10-ca. 17:00

Studientagung „Ev. Diaspora in Österreich und Slowenien“ Bischof Dr. M. Bünker, Wien und Pf. Leo Nowak, Slowenien

Jebensstr. 3

Mo 29.2.16 14:30 Vorstandssitzung Geschäftsstelle

27.-29.4.2016 Fundraisingkongress in Berlin Cornelia Boschan

20.-22.5.2016 Interessierte an der Drei-Tage-Bus-Fahrt mögen sich bitte jetzt bei mir melden.

172. Jahresfest und Diasporasonntag des GAW im Kir-chenkreis Prignitz Fr 20.5.16, 18:00 Empfang Kirchenkreis und GAW im Klos-terstift Heiligengrabe, So 21.5. Exkursionen in die Umge-bung, So 22.5., 10:00 Festgottesdienst in der Wunder-blutkirche Bad Wilsnack

Heiligengrabe Wunderblutkirche Bad Wils-nack Sowie Gastprediger in Kirchen-gemeinden im Kirchenkreis Prignitz

GAW der EKBO 10623 Berlin, Jebensstraße 3, Vorsitzender: Sup. em. W. Barthen, Geschäftsführerin: C. Boschan Tel.: +49 (0)30 31001-1100, Fax 31001-1600. Redaktion u. Fotos: Cornelia Boschan, Redaktionsschluss: 10.9.2015 E-Mail: [email protected], www.gaw-berlin.de IBAN: DE80 5206 0410 0003 9013 60 BIC: GENODEF1EK1