Buch Endfertigung

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    5 Fertigungstechniken Druckweiterverarbeitung5.7 Buchblockbearbeitung und Buchendfertigung

    bvdm, DWV057_0707.doc, Vers. 1.02, 26.06.07, Autor: Reinmar Dammkhler Seite 1

    5.7 Buchblockbearbeitung und Buchendfertigung

    Zusammengetragene Buchblocks (Kapitel 5.4) werden nach dem Fadenheften (sieheKapitel 5.5) am Rcken beleimt, dreiseitig beschnitten (Kapitel 5.1), gerundet und ab-gepresst. Je nach Ausstattung wird ein Buchschnitt angebracht, ggfs. ein Zeichen-band eingelegt. Ein Gazestreifen wird hinterklebt und das Kapitalband angebracht.

    Parallel dazu werden die Buchdecken mit verschiedenen Verzierungstechniken gefer-tigt (siehe Kapitel 5.9 und 5.10). Letzte Stufe ist das Einhngen in die Buchdecke unddas Buchformen und -pressen. Abb. 5.7-1 zeigt die wesentlichen Elemente einesBuches.

    Abb. 5.7-1:Elemente desBucheinbandes

    1 Buchblock:3 Falzbogen,4 Vorsatz,5 Rckenmaterial,6 Kapitalband,7 Krepppapier,

    8 Leseband

    2 Bucheinbanddecke:9 Deckel aus Pappe,10 berzug,11 Ablagenbreite,12 Rckeneinlage,13 Falzgelenk,14 berzugeinschlag

    5.7.1 Rckenbeleimen und Trocknen

    Die Lagen im fadengehefteten Buchblock erhalten durch das Rckenbeleimen einefeste Verbindung. Im aufgeschlagenen Buch soll man nicht erkennen, wo die einzel-

    nen Lagen aneinander liegen. Der Klebstoff muss deshalb etwas zwischen die einzel-nen Lagen eindringen. Zustzlich erhlt der Block seine feste Rckenform, um eineVerschiebung der Lagen bei der weiteren Bearbeitung vorzubeugen. Es entsteht einefeste Verbindung der Heftstiche an der Rckenflche.

    Abb. 5.7-2: Buchblockbearbeitung in Fliestrecke

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    bvdm, DWV057_0707.doc, Vers. 1.02, 26.06.07, Autor: Reinmar Dammkhler Seite 2

    Noch bis Anfang der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die Rcken-beleimung fadengehefteter Buchblocks vorwiegend von Hand oder mit einfachenRollenleimgerten vorgenommen. Dabei war es blich, die abgeleimten Produkte ver-schrnkt zu stapeln und zum Trocknen auf Paletten abzusetzen. Dieser Arbeitsvor-gang wurde zunehmend mechanisiert. Damit verbunden war auch, eine geeigneteMethode zum schnelleren Trocknen der abgeleimten Buchblocks zu finden, um eine

    gewisse Kontinuitt im Arbeitsablauf zu erreichen und einen direkten bergang zumDreiseitenbeschnitt zu schaffen. Das Rckenbeleimen und Trocknen von fadenge-hefteten Buchblocks wurde zunehmend in den Flieprozess eingebunden und immerhufiger in Buchfertigungsstraen oder Teilstrecken integriert (Abb. 5.7-2).

    Die Buchrckenbeleim- und Trocknungsmaschinen werden heute nur noch in seltenenFllen als Einzelmaschinen eingesetzt. In der Regel findet sowohl im Vorfeld, als auchim Anschluss an das Rckenbeleimen und Trocknen eine unterschiedliche Ergnzungmit peripheren Maschinen oder Gerten statt. Immer hufiger werden auch Klebe-bindemaschinen fr das Rckenbeleimen eingesetzt.

    5.7.1.1 Arbeitsweise der Maschine

    Meist sind die Buchrckenbeleimmaschinen mit Falz- und Buchblockpressen ge-koppelt. Zunchst werden die fadengehefteten Buchblocks von Hand oder durch ei-nen vorgeschalteten Buchblockanleger derFalz- und Buchblockpresse zugefhrt.Mittels Stabtransporteuren erfolgt der Durchlauf des Buchblocks. Die Produkte werdenber eine Rttelstation gefhrt, in der die einzelnen Heftlagen bndig aufgestoenwerden. Anschlieend wirken mehrere Pressstationen. Die ersten Stationen drckenden Falz beidseitig nieder und verringern damit gleichzeitig die Gre der Heftlcher.Die Folgestationen pressen die Buchblocks ganzflchig, um vorhandene Luft aus denHeftlagen zu drcken und gleichmige Blockstrken zu erreichen.

    Abb. 5.7-3:Prinzipskizze einesvorgeschaltetenVorsatzklebers

    Zwischen der Buchblockpresse und der Buchrckenbeleimmaschine ist der Einsatz

    eines Vorsatzklebers mglich (Abb. 5.7-3). Die Maschine besteht aus zwei sich ge-genberliegenden Magazinen und einem rotierenden Greifersystem. Auerdem wer-den Stabtransporteure fr den Weitertransport der Vorstze verwendet sowie Leim-scheiben fr die Stichbeleimung mit Dispersion eingesetzt. Umlaufende Schienenbewirken ein gleichmiges Andrcken der Vorstze.

    Die fadengehefteten Buchblocks werden ber eine Rttelstation dem TransportsystemderBuchrckenbeleimmaschine zugefhrt. Die Blocks durchlaufen zwei Druck-scheiben oder -schienen, um die Steigung des Falzes zu verringern und die Einsticheder Heftnadeln so weit wie mglich zu schlieen. Hhen- und meist auch seiten-verstellbare Leimschaber in der Leimstation ermglichen die Einstellung eines optima-len Leimauftrages. berschssiger Leim wird durch Verreibebrsten abgestreift(Abb. 5.7-4 und Abb. 5.7-5). Die Maschinen sind fr jeweils eine Klebstoffart, Hotmelt-

    bzw. Dispersions-Klebstoffe, ausgerstet. Zum Teil sind auch Flzelstationen inte-griert, die entweder von der Schmalrolle oder von der Breitrolle arbeiten (Abb. 5.7-6).

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    Abb. 5.7-4:PrinzipskizzeBuchrckenbeleim-und Trockenstation

    Die anschlieende Trocknung durch regelbare, kurzwellige Infrarotheizung oderdurch Hochfrequenz ist teilweise in die Maschine integriert, teilweise als Einzel-aggregat ausgelegt, das dann mit der Basismaschine gekoppelt ist oder eine eigeneBeschickung im Stapel erfordert.

    Die Auslage der rckenbeleimten und getrockneten Rohblocks erfolgt linear, im rech-ten Winkel ber ein Transportband oder direkt in die Nachfolgemaschine, meist in dieFalzniederdruckpresse, in der die rckenbeleimten und getrockneten Blocks noch-mals am Falz niedergedrckt werden. Damit wird bei der Weiterverarbeitung einSchieen einzelner Lagen verhindert. Dabei werden die Buchblocks mit Hilfe vonTransporteuren durch mehrere Pressstationen mit ansteigendem Druck gefhrt. AlsAusfuhrmglichkeit ist die Kopplung mit dem anschlieenden Dreiseitenbeschnitt, derAnschluss eines Blockstapels oder die Einzelabnahme von Hand gegeben.

    Abb. 5.7-5:Leimstation mitLeimwalze undVerreibebrste

    Abb. 5.7-6:Prinzipskizze Buch-rckenbeleim- undFlzelmaschine(Breitrolle)

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    5.7.1.2 Leimauftrag und Trocknung

    Das Ziel der Rckenbeleimung bei fadengehefteten Buchblocks ist, eine feste Ver-bindung zwischen den einzelnen Heftlagen zu schaffen und damit den Buchblock zustabilisieren. Gleichzeitig soll der Leimfilm aber so beschaffen sein, dass eine aus-reichende Flexibilitt geschaffen ist, d. h. der Buchblock sich auch nach lngerer Zeit

    noch runden und bis in den Bund aufschlagen lsst. Der Klebstoffauftrag soll so erfol-gen, dass die feinen Rillen zwischen den Heftlagen ausgefllt sind.

    Ein Kriterium fr eine gute Rckenbeleimung ist bereits die sorgfltige Ausfhrung derFadenheftung. So begnstigt zu lose Heftung das Einlaufen des Klebstoffes zwischendie Heftlagen. Die Verwendung zu dicker oder zu stumpfer Vorstech- und Heftnadelnhat groe Lcher im Papier zur Folge, was wiederum das Einlaufen von Klebstoff indie Heftlage nach sich zieht. Falz- und Ganzpressung knnen diesen Mangel zwarmildern, aber nicht immer gnzlich beseitigen. Hufig zu Problemen fhrt unsach-gemes Rsten. Zu hoch eingestellte Leimauftragewalzen erzeugen einen hohenStaudruck, der den Klebstoff ebenfalls zwischen die Heftlagen drckt. Schlecht ein-gestellte Leimschaber bewirken entweder einen zu dicken oder zu dnnen Leimauf-trag und oft auch dicke Leimwlste an den beiden Auenbogen. hnliche Erschei-

    nungsbilder sind bei falsch eingestellter Verreibebrste zu beobachten. Die ungleich-mige Leimschicht trocknet dann nicht rechtzeitig und fhrt zu Strungen und Verun-reinigungen in den Nachfolgemaschinen; ganz abgesehen davon, dass die Qualittdes Buchblocks darunter leidet.

    Fr die Trocknung gilt, dass der Zeitpunkt fr die Weiterverarbeitung genau abge-stimmt werden muss. Die Verschiedenheit der zur Verarbeitung gelangenden Papiereerfordern einen unterschiedlich langen Trockenprozess. Negative Auswirkungen auffast alle nachfolgenden Fertigungsprozesse zeigen sich sowohl bei zu frher Weiter-verarbeitung als auch bei zu langem Warten.

    Der gezielte Einsatz von Infrarot- und Hochfrequenztrocknung sowie eine nicht zuknappe Bemessung der Khlstrecke, sind Voraussetzung fr eine optimale Trock-nung.

    Die Falzniederpressung bleibt bei noch feuchtem Buchrcken praktisch wirkungslos;der Rckenfalz dehnt sich durch die Feuchtigkeit wieder aus. Bei zu langer Wartezeitbesteht die schon mehrfach angesprochene Gefahr des Einbrechens am Buchrckenbzw. des Vorschieens der Heftlagen. Das gilt vor allem dann, wenn keine knstlichenTrockenprozesse angewendet werden, aber auch dann, wenn diese nicht den Erfor-dernissen entsprechend eingestellt worden sind. Diese Aussage hat auch fr denRundeprozess Gltigkeit.

    Weitere Schwierigkeiten knnen beim Runden auftreten, wenn die Trockenzeit we-sentlich berschritten wird. Eine ausreichende und stabile Rckenrundung ist dannmeist nicht mehr zu erreichen. Das tritt besonders hufig auf, wenn die Rundema-schine nicht dem Beleim- und Beschneideprozess zugeordnet ist, sondern als erste

    Fertigungsstufe zur Bucheinhngestrecke zhlt.

    Bei zu kurz gehaltener Trockenzeit ist der Buchrcken oft noch zu frisch. Aufgrund derstarken Belastung, der er beim Runden ausgesetzt ist, kann es leicht zu Rissen imKlebstofffilm kommen. Darber hinaus entstehen Strungen im Arbeitsablauf durchVerunreinigungen am Rundehammer.

    5.7.1.3 Klebstoffauswahl

    Fr das Rckenbeleimen von fadengehefteten Buchblocks spielt die richtige Auswahldes Klebstoffs auch fr die weiteren Fertigungsprozesse eine wichtige Rolle. DerKlebstoff muss nicht nur auf das zu verarbeitende Papier, sondern auch auf die ein-gesetzte Ableimtechnik abgestimmt sein. Abhngig von den vorhandenen Rcken-

    beleimmaschinen werden berwiegend niedrig- bis mittelviskose, bei bestimmtenProblemfllen hochviskose Kunstharz-Dispersionskleber verwendet, aber auch

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    Strkemischleime, Heischmelzkleber und Polyurethane kommen vereinzelt zumEinsatz. Kriterien wie Papiervolumen, Stichstrke und Rupffestigkeit der Papiere sindebenso zu bercksichtigen wie das Bedrucken bis in den Bund, die Bildung zu groerHeftlcher und zu loses Fadenheften.

    So kann z. B. bei sehr stark gestrichenen Papieren und bei bis in den Bund bedruck-

    ten Auenseiten der Heftlagen ein Vorleim notwendig werden, der speziell fr denStrich bzw. die Druckfarbe ausgelegt ist und eine Brcke zum Rckenleim bildet.Darber hinaus ist bei der Auswahl zu beachten, dass der zum Rckenbeleimen ver-wendete Klebstoff sich mit dem der Kapital- und Hinterklebemaschine vertrgt.

    Meist werden gebrauchsfertige Kunstharzdispersionen mit schnellem Abbindever-mgen fr die maschinelle Verarbeitung eingesetzt. Dabei werden meist Klebstoffebevorzugt, die einerseits hartelastische Filmeigenschaften fr eine standfeste Run-dung aufweisen, andererseits aber so flexibel sind, dass ein Aufschlagen bis in denBund mglich ist. In jedem Fall bestimmt der Rhythmus der Weiterverarbeitung dieHrteeinstellung des Klebstoffes. Hartelastische Dispersionen erfordern ein Rundenunmittelbar nach dem Ableimen im Durchlauf bzw. innerhalb weniger Stunden nachdem Abstapeln. Bei lngerer Zwischenlagerung ist ein Vorwrmen des Buchrckens

    auf ca. 80 C hilfreich.Der Gebrauch von Heischmelzklebern ist noch umstritten, da hnlich Schwierigkei-ten wie bei der Klebebindung auftreten knnen, wenn die Kammer aufgebrochen wird.Die Verbindung zwischen den einzelnen Heftlagen ist dann nicht mehr gegeben.Bessere Ergebnisse wurden mit geschumten und teilweise mit weichelastisch ein-gestellten Hotmelts neuerer Generation erreicht. In jedem Fall gilt auch hier, dass einVorwrmen des Buchrckens (auf ca. 45 C) das Runden erheblich erleichtert.

    5.7.2 Buchrunden und -abpressen

    5.7.2.1 Buchrunden

    Das Buchrunden erfolgt nach dem Beschneiden des Buchblocks. Er erhlt dadurchdie gewnschte gerundete Form am Rcken und am Vorderschnitt. Werden dickereBcher (ab ca. 30 mm) nicht gerundet, so kann bereits nach kurzer Beanspruchungder gerade Vorderschnitt verschoben werden. Whrend beim geraden Rcken dieLagen bereinander liegen, sind beim gerundeten Rcken die einzelnen Lagengestaffelt. Die Buchblockrundung sollte gleichmig nach beiden Seiten erfolgen.Durch eine relativ flache Rundung wird der Gefahr des Schlieens begegnet (sieheAbb. 5.7-7).

    Abb. 5.7-7:Buchrckenformen

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    5.7.2.1.1 Arbeitsweise der Maschine

    Whrend das manuelle Runden mit dem Hammer erfolgt, wird industriell meist dasWalzenrundungsprinzip eingesetzt. Dabei wird der Buchblock mit dem Rcken voranzwischen Walzen hindurchgezogen, die mittels Anpressdruck die Bogenlagenverschieben (Abb. 5.7-8).

    Abb. 5.7-8:Walzenrundeprinzip

    Der Rundenautomat wird berwiegend in Fliestrecken eingesetzt. Die beschnittenenBuchblocks werden dabei manuell oder automatisch dem Einfhrband des Einzel-blockanlegers zugefhrt und zur Anlegestation gefrdert. In dieser erfolgt das Auf-richten des Blocks auf den Vorderschnitt. Der Transport zur Rundestation erfolgtmittels Profilschienen. Dadurch wird der Buchblock schon vorgeformt. In der Runde-station wird er von zwei Rckenformstcken nach unten gedrckt und vorgerundet(Abb. 5.7-9). In der anschlieenden Abpressstation erfassen zwei Pressbacken den

    Block am Rundungsende. Der Formklotz presst nun durch seitliche Bewegung denBuchblockrcken ab. Danach wird der Buchblock zur nachfolgenden Station weiter-gefhrt.

    Abb. 5.7-9:Buchrunde- und

    Abpressmaschine

    5.7.2.1.2 Praxishinweise

    Die Rundequalitt des Buchblocks wird u.a. von der Form und der Art des Falz-bogens beeinflusst. Falzbogen aus dickeren Druckpapieren (ber 100 g/m undvoluminse Papiere) bewirken oft ein Schieen der Bogenlagen, hufig beim Vier-bruchfalzbogen anzutreffen.

    DerKlebstoffder Buchrckenverleimung sollte keinen sprden, steifen Film bilden.Dispersionen auf der Basis von Polyvinylacetat mit einem Weichmachergehalt vonca. 10 % haben sich hier bewhrt.

    Auch die Restfeuchte des Buchblockrckens spielt eine wesentliche Rolle. Bewhrthat sich eine Restfeuchte von ca. 8 bis 10 %. Die Klebstoffauftragdicke, die Papier-

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    eigenschaften und die klimatischen Verhltnisse sind ebenfalls aufeinander abzu-stimmen. Die Verformbarkeit wird darber hinaus beeinflusst vom Gaze- oderFlzelmaterial. Besonders beim Buchblockflzeln in Lngsrichtung kann sich durchdie seitlich angeklebten Flzelstreifen eine ungnstige Verformbarkeit ergeben. Werk-stoffe, die den Buchblockrcken nach der Verleimung bedecken, mssen deshalbausreichend fest sein und gute Dehnungseigenschaften haben. Eine gewisse ber-

    hhung des Falzes am Buchrcken kann sich positiv auswirken.

    Um eine bessere Rundung zu erzielen, werden die Buchblocks zum Teil vor demRundevorgang auf ca. 40 bis 60 C vorgewrmt.

    Da sich der Buchblock erst nach einer gewissen Trockenzeit verfestigt, ist exaktesAbstapeln erforderlich.

    Am leichtesten wird die runde Form des Blocks erreicht, wenn der geleimte Buchblockohne Gaze gerundet wird. Schlechter lassen sich Buchblocks mit Gaze runden, da sienur im halbfeuchten Zustand verformbar sind. Oft werden bei klebegebundenen Buch-blocks zum Flzeln Krepppapiere eingesetzt. Diese Papiere sollten quer zugefhrtwerden. Sie geben beim Rundevorgang nach und verbessern so die Rundung.

    Abb. 5.7-10:Der schrge undder tiefe Falz

    5.7.2.2 Buchabpressen

    Durch das Abpressen wird der Buchblock beiderseitig pilzartig verformt. Er wird inder fr das sptere Falzeinbrennen erforderlichen Form fixiert. Gelufig sind zweiAbpressformen: Der tiefe und der schrge oder auch seichte Falz (Abb. 5.7-10).

    Der tiefe Falz wird in einem Winkel von ca. 90 ausgefhrt. Eingesetzt wird er in derhandwerklichen Buchbinderei bei der Herstellung von Halb- und Ganzfranzbnden.

    Der seichte, schrge oder flache Falz, der etwa im Winkel von 45 erfolgt, wird in derindustriellen Buchherstellung verwendet. Der Abpressfalz muss parallel zum Buch-rcken verlaufen.

    5.7.2.2.1 Arbeitsweise der Maschine

    Das Abpressen erfolgt in derRundemaschine im Anschluss an den Rundeprozess.In der Abpressstation wird der Buchblock seitlich von Pressbalken im Falzbereicherfasst und eingepresst. Ein Formklotz gibt dem Buchrcken die gewnschte Formund Breite.

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    Abb. 5.7-11:Arbeitsprinzip beimAbpressen in einerautomatischen Runde-und Abpressmaschine

    Zu beachten ist, dass beim Abpressvorgang die Bogen nicht faltig gedrckt odergeschlagen werden. Besonders bei den Lagen in der Mitte des Buchblocks besteht

    diese Gefahr. Alle Bogen mssen sich von der Mitte ausgehend gleichmig fcher-artig nach beiden Seiten umbiegen, ohne dass Quetschfalten entstehen knnen. Umeiner schnellen Abnutzung des Buches entgegenzuwirken, sollte die Gre desFalzes nicht die Dicke der Deckelpappe bersteigen. Nicht selten besteht beimAbpressen die Gefahr des Bruches des Rckenmaterials. Diesem wird entgegen-gewirkt durch die Zurcknahme des Formklotzes.

    5.7.3 Ausstatten

    Unter Ausstatten werden die Ttigkeiten verstanden, die dem Produkt die anspre-chende innere und uere Gestalt verleihen. Fr den Buchbinder beschrnkt sich dashauptschlich auf die uere Gestaltung wie Form bestimmen, Farben abstimmenund Schmuck anbringen. Durch die industrielle Entwicklung haben aber viele der Aus-stattungstechniken an Bedeutung verloren. So werden Tupfschnitt, Sprengschnitt oderGraphitschnitt nur noch in der Handbuchbinderei hergestellt. Das gleiche gilt fr hand-gestochenes Kapital, Lederkapital und Kapital im berzug.

    Selbst in der Handbuchbinderei werden Schmucktechniken wie Lederschnitt oderLedermosaik nur noch selten angewendet. Die Herstellung von Buntpapieren wirddaneben noch an einigen Fachschulen gepflegt. Da es aber wichtig ist, einen ber-blick ber die Mglichkeiten der Ausstattung zu erhalten, werden diese Technikenkurz mitbeschrieben.

    Zur Ausstattung gehren: Buchschnitt, Kapitale, Verzierungstechniken und Fertigungvon Buntpapieren.

    5.7.3.1 Buchschnitt

    Ganz allgemein sollen Farb- und Metallschnitte vor dem Vergilben des Textpapiers,dem Eindringen von Staub und vor Schmutzflecken schtzen. Darber hinaus habensie die Aufgabe, die Blattkanten zu verstrken und sie dienen als Schmuck fr dasBuch.

    Farbschnitt, von Hand gefertigt:

    Buchblock schartenfrei beschneiden. Im Stapel beschweren oder einpressen (richtet sich nach Farbe oder

    Papierqualitt). Schnittfarbe mit kurzborstigem Pinsel oder Schwamm auftragen (von der Mitte

    nach auen streichen). Trocknen lassen, dann auffchern.

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    Zur Anwendung kommen Krperfarben (Teigfarben) oder Anilinfarben.

    Merke

    Krperfarben bei weichen Papieren strker mit Wasser,bei gut geleimten Papieren weniger verdnnen.

    Zu dicke Farbe platzt ab. Anilinfarben nur fr gut geleimte und satinierte Papiere

    verwenden (Gefahr des Einlaufens). Anilinfarben eventuell mit wenig Kleister binden. Grundieren des Buchschnittes mit Kleisterwasser oder A-

    laun ist auch mglich. Vor dem Farbauftrag auffchern. Bei Anwendung von zu viel Kleister besteht Verblockungs-

    gefahr. Beim Farbmischen immer erst die hellere Farbe ansetzen.

    Farbschnitt, maschinell gefertigt: Fr die maschinelle Fertigung werden ver-schiedene Systeme eingesetzt.

    a) Beschnittene Buchblocks auf Schnitt stehend:

    Einzeln oder mehrfach, manuell oder automatisch als Einzelblcke zufhren. Ausrichten und durch Stabtransporteure spezielle Plattenketten bergeben. ber waagerecht angebrachte Farbauftragwalzen (wahlweise eine oder zwei)

    fhren. ber Infrarotstrecke trocknen und ausfhren oder in anschlieende Fertigungs-

    maschine leiten.

    b) Beschnittene Buchblocks werden einzeln liegend mit dem Rcken voraus im

    Einlauf ausgerichtet:

    In Zahnriemen festgehalten und an senkrecht angeordneten Farbauftragwalzenvorbeigefhrt, den Kopf- und Fuschnitt gleichzeitig anbringen.

    In 90-Umlenkung geleitet und ausgerichtet. Erneut in Zahnriemen festgehalten und mit dem Vorderschnitt an senkrecht ange-

    ordneter Farbwalze vorbeigefhrt. Ein Gegendruckzylinder sorgt fr Ausgleich derUnebenheiten im Buchrcken.

    Auslauf ber Transportband.

    Abb. 5.7-12:Maschinelle Buch-schnittfrbung

    Stempelschnitt: In der Telefonbuchfertigung werden die Schnittflchen hufig alsWerbeflche benutzt. Hier kann der Maschinentyp wie unter Farbschnitt b beschrie-ben eingesetzt werden. Anstelle der Farbwalzen werden Gummiklischees auf Druck-zylinder aufgebracht. Der Ablauf ist wie beim Farbschnitt.

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    Goldschnitt, von Hand gefertigt: Der Goldschnitt kann als Kopfgoldschnitt oderDreiseitenschnitt ausgefhrt werden, wobei der Vorderschnitt als Flachschnitt oderHohlgoldschnitt gearbeitet wird.

    Als Arbeitsmaterial werden Handpresse, Bretter, Spalten, Vorgrundiermittel (Kleister-wasser), Grundiermittel (Eiwei), Schabklinge, feines Glaspapier, Bolus als Deck-

    mittel, Eiweipinsel, Anschieer, Goldkissen, Blattgold (Schnitt- oder Doppelgold),Goldmesser, Glttzahn, Wachs, Wachslappen, Anglttpapier und Aquarellpinselgebraucht.

    Arbeitsablauf:

    Papier prfen auf Eignung. Einsetzen des Buches in die Handpresse. Schaben und Abschleifen des Schnittes mit Schabklinge und Glaspapier. Eventuell Entfernen von Fettflecken mit angeschnittener Zwiebel oder verdnnter

    Salzsure. Vorgrundierung mit Kleisterwasser und mit weichen Papierspnen wieder abreiben. Bolus dnn aufstreichen und trocknen lassen.

    Grundieren mit Eiwei. Gold mittels Anschieer auftragen. berschssiges Grundiermittel ablaufen lassen. Schnitt trocknen lassen. Angltten unter Papier. Eventuell schadhafte Stellen im Gold ausbessern. Wachsen des Goldschnittes. Abgltten (auf Hochglanz bringen). Auspressen und vorsichtiges Lsen des Schnittes.

    Merke

    Vorgrundier- und Grundiermittel in richtigem Verhltnis an-setzen. Verblockungsgefahr bei zu dickem Ansatz,Gold hlt nicht bei zu dnnem Ansatz.

    Bolus nicht zu dick und gleichmig auftragen (kannsonst abplatzen oder bewirkt dunkle Flecken am fertigenSchnitt).

    Richtigen Zeitpunkt fr Angltten abpassen. Der Schnittdarf nicht zu feucht, aber auch nicht zu trocken sein, sonstgibt es dunkle Flecken oder es wird kein Hochglanz er-reicht.

    Wachs nur dnn auftragen, da es sonst gelbe Flecken ge-ben kann.

    Glttzahn gleichmig ber ganze Schnittbreite fhren,

    damit keine Abstze zu sehen sind.

    Goldschnitt, maschinell gefertigt: In der industriellen Buchbinderei werden Gold-schnitte auch maschinell hergestellt. Das geschieht sowohl halb- als auch vollauto-matisch und wird im so genannten Heisiegelverfahren durchgefhrt.

    Die Buchblocks werden einzeln oder verschrnkt eingepresst. Der Schnitt wird an mehreren Stationen geschliffen mit Schmirgelleinen oder

    -papier unterschiedlicher Krnung (Krnung von grob nach fein). Entfernen des Staubes durch Brsten/Absaugen. Echtgoldfolie auflegen oder automatisch an Buchschnitt fhren (Folien ist mit

    Grundiermittel beschichtet). Aufpressen der Folie mit heien Gummiwalzen. Auspressen und vorsichtiges Lsen des Schnittes.

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    5.7.3.2 Lesezeichen

    Lesezeichen sind Seiden-, Kunstfaser- oder Baumwollbndchen, die am Kopf einesBuchrckens (bei Broschuren auf die letzte Seite vor dem Umschlag) angeklebt wer-den, um bestimmte Textstellen durch Einlegen schnell und leicht auffinden zu knnen.Je nach Verwendungszweck des Produktes werden ein oder mehrere Lesezeichen

    angebracht. Zu Werbezwecken knnen auch zwei- oder mehrseitige Drucksachen mitdem Lesezeichenband verklebt werden (Herstellung und Anbringung reine Hand-arbeit), die meist aus Karton unterschiedlicher Strken und Ausstattung bestehen.

    Lesezeichen, von Hand angebracht:

    a) Buchblocks

    Lesezeichen von Hand zuschneiden (Ma: Diagonale des beschnittenen Buchblocksplus 15 mm, ber Pappe wickeln und mit Schere oder scharfem Messer sauber auf-schneiden)

    Beschnittenen Buchblocks von Hand ffnen. Lesezeichenband von Hand einlegen. Lesezeichenband am Fu einschlagen. Buchblock schlieen und stapeln. Kopfseite des Buchrckens im Stapel anschmieren (ca. 20 mm). Lesezeichenband am Kopf umlegen und fest andrcken.

    b) Broschuren

    Umschlagdeckel hinten aufschlagen. Lesezeichenband dicht am Bruchrcken mit Leimtupfer ankleben. Klebestelle mit Papier oder Gewebe berkleben, Deckel schlieen. Beschnittenen Broschurenblock von Hand ffnen. Lesezeichenband einlegen und unten einschlagen, Broschurenblock schlieen.

    Lesezeichen, maschinell angebracht:

    (nur Buchblocks) (siehe Abb. 5.7-13)

    Abb. 5.7-13:Leseband einlegen

    Beschnittenen Buchblock auf dem Rcken stehend, einzeln, manuell oder auto-matisch zufhren:

    ffnen des Buchblocks mittels Schwert und Einlegen von ein oder zwei Lesezei-chenbndern.

    Abschneiden oder -schweien an gewnschter Stelle und Herunterziehen derBnder am Kopf.

    ffnen des Buchblocks mit Schwert und Einschlagen der Bnder am Fu. Ankleben der Bnder am Kopf (nur bei Einsatz als Solomaschine). Auslauf in Auslage oder Weitertransport in Folgemaschine.

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    Achtung

    Lesebandeinlegemaschinen verarbeiten nur bestimmteBreiten von Lesebndern!

    5.7.3.3 Kapitale

    Kapitale haben neben der Schmuckwirkung auch noch praktische Aufgaben zu erfl-len. So dienen sie, wenn auch nur im begrenzten Mae, der Haltbarkeit, decken denhohlen Buchrcken ab und bilden einen visuellen bergang zur Buchdecke. Hand-gestochenes Kapital erleichtert darber hinaus noch das Formen des Hubchens.

    Handgestochenes Kapital: Es wird nur bei Handeinbnden angewendet, vor allembei solchen, die in Leder oder Pergament gebunden werden. Seltener erhlt der Edel-pappband handgestochenes Kapital. Zum Kapitalstechen werden meist gleich- oderverschiedenfarbige Seiden- oder Kunstseidenfden verwendet, die auf unterschied-liche Weise um Rohkapital, in dnnen Stoff eingeklebte und eingeschlagene Leder-

    oder Pergamentstreifen, geschlungen werden.Lederkapital: Besonders zugerichtete (dnn ausgeschrfte) schmale Lederstreifenwerden um einen mit Heftzwirn an den Heftlagen befestigten Pergamentstreifengeflochten. Auch mglich: Dnn ausgeschrftes Leder wie beim Rohkapital um Leder-oder Pergamentstreifen kleben und am Buchblock befestigen. Lederkapital wird immereinfarbig gehalten.

    Kapitalband: Es ist ein- oder zweiseitig, ein- oder mehrfarbig aus Baumwolle oderKunstseide gewebt. Hufig besteht das Trgerband aus Baumwolle und die Raupeaus Kunstseide.

    a) Kapitalen von Hand:

    Buchrcken oben und unten anschmieren. Kapitalband von Falz zu Falz ziehen. Sauber abschneiden und andrcken.

    b) Kapitalen im Sto:

    Gerundete oder ungerundete Buchblocks im Sto bereinander legen. Die Buchrcken an Kopf und Fu anschmieren. Kapitalband an Kopf und Fu des Stoes legen und fest andrcken.

    Bei gerundeten Bchern mit Daumen Kapitalband in die Vertiefung drcken. Mit scharfem Messer, besser mit scharfer Schere, durchschneiden und festdrcken.

    Anmerkung: Beim Kapitalen im Sto wird meist gleichzeitig hinterklebt oder gehlst.c) Kapitalen in der Maschine:

    Buchblock ber Leimwalze fhren und anschmieren. Kapitalband auf Hinterklebematerial, bereits in der richtigen Breite aufgeklebt und

    abgeschnitten, wird durch Hinterklebetisch an Buchrcken gedrckt. Profilrollen pressen Kapitalband und Hinterklebematerial fest an Buchblockrcken.

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    5 Fertigungstechniken Druckweiterverarbeitung5.7 Buchblockbearbeitung und Buchendfertigung

    bvdm, DWV057_0707.doc, Vers. 1.02, 26.06.07, Autor: Reinmar Dammkhler Seite 13

    Merke

    Darauf achten, dass Kapitalband nicht wellig aufgeklebtwird.

    Raupe soll sauber auf der Kopf- und Fukante liegen unddie Bogenrundungen abdecken.

    Kapitalband soll sauber abgeschnitten sein, nicht zu kurz,nicht zu lang und darf nicht ausfransen.

    Kapitalband soll im Farbton auf Buchschnitt und Einbandabgestimmt sein.

    5.7.3.4 Verzierungstechniken

    Mit Ausnahme des Druckens, Prgens und Pressens sind alle Arten handwerklicheTechniken.

    Drucken, Pressen, Prgen: Gleichartige Vorgnge (Einpressen von Druckstcken in

    ein Arbeitsstck), entweder Flachdruck als Gold-, Folien-, Farb- oder Blinddruck aus-gefhrt oder Reliefprgung als Hochrelief (mit Matrize und Patrize) oder Flachrelief(nur mit Matrize) gepresst.

    Handdruck:

    a) Handvergoldung mit Fileten, Stempeln, Rollen, Schrift (Schriftkasten) und Bogen-satz ausgefhrt. Als Material fr die Handvergoldung wird Blattgold seltener Blatt-metalle wie Silber, Aluminium und Paladium eingesetzt. Mit der gleichen Technik lsstsich auch Farbfolie verarbeiten.

    b) Blinddruck mit Fileten, Stempeln, Rollen, Schrift und Bogensatz ohne Material aus-gefhrt.

    Kaltvergoldung: Selten angewendete Technik, mit der glattes Pergament, Leder oderHolz unter Verwendung von klebefhigem Grund (lgrund, Eiweigrund, Kunstharz-klebergrund, Vergoldepaste) durch Auflegen und Anreiben (mit Falzbein unter Papier)von Blattgold verziert werden.

    Strohintarsia: Als Einlegematerial wird Stroh verwendet. Die Technik entspricht derder Lederintarsia.

    Ledermosaik: Als Lederauflage wird dnn geschrftes Leder auf niedergedrckteFlche des Einbandes geklebt, als Lederintarsia werden farbige Lederteile in aus-geschnittene Flchen des Grundmaterials eingesetzt.

    MerkeLederauflage darf nur so dick sein wie die niedergedrckteFlche. Lederteile fr Intarsia sollen genauso dick sein wiedas Grundmaterial. Damit soll ein mglichst glatter bergangerreicht werden.

    Lederschnitt: Technik, bei der Schmuckformen mit scharfem Messer in die Oberhautdes Leders geschnitten und nach Feuchten mit spitzem Stift aufgerissen werden.Durch Niederpunzen des Umfeldes oder Heraustreiben und Unterlegen mit Pastelassen sich zustzliche Effekte erzielen. Auch farbiges Beizen der Schnittlinien istmglich.

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    5 Fertigungstechniken Druckweiterverarbeitung5.7 Buchblockbearbeitung und Buchendfertigung

    bvdm, DWV057_0707.doc, Vers. 1.02, 26.06.07, Autor: Reinmar Dammkhler Seite 14

    Plastische Auflage: Hufig vorkommende Technik. Schmuckform oder Schrift wirdaus dnnem Karton ausgeschnitten, auf Pappe (Einbanddecke, Kasten etc.) geklebt,mit Einbandmaterial berzogen und mit einer weiteren Abdeckung (Gummiplatte oderLschpapier) eingepresst. Als berzugsmaterial eignet sich besonders gut Perga-ment, aber auch Leder, Gewebe, Papier oder Schichtstoff werden verwendet.

    5.7.3.5 Fertigung von Buntpapieren

    Buntpapiere sind stets handgefertigt und werden hauptschlich als berzugsmaterialfr Bucheinbnde, Vorsatzbroschuren und Ksten verarbeitet.

    Kleisterpapier: Gut geleimtes Papier wie Vorsatz-, Schreib- oder Offsetpapierverwenden. Beidseitig anfeuchten, damit spter keine Dehnung oder Faltenbildungentsteht. Mit eingefrbtem Kleister einstreichen und Muster anbringen. Auch kannKleister ohne Farbe aufgetragen und danach die Farbe aufgebracht werden. MitKleister oder Kunstharzkleber vorgrundieren, dann Technik wie oben anwenden.

    Material: Strke-, Zellkleister, Kunstharzkleber, Anilinfarben, Holzbeizen, Deckfarben(Pigment).

    Arbeitsmittel: Flachpinsel in verschiedenen Breiten, Schwamm, Lappen, Stahl- oderPappkmme, Linol-, Holz-, Kartoffelstempel (fr das Aufbringen der Muster).

    Marmorpapier: Schleimgrund aus Karragheenmoos herstellen (besondere Herstel-lungsart und Hilfsmittel). Spezielle Marmorierfarben auf Schleimgrund aufbringen, alsTreibmittel wird Ochsengalle verwendet, mit Kmmen durchziehen, dadurch entstehendie Muster. Papier vorsichtig auflegen (Falten und Knicke verursachen Luftblasen)und ebenso vorsichtig wieder abheben. Mit Makulatur Farbreste entfernen. DasMarmorieren ist eine schwierige Technik, die viel Geduld, bung und Erfahrungerfordert.

    ltunkpapier: Raue, planliegende Papiere verwenden. Als Grund wird Wasser ver-wendet, das mit einem Zusatz von Zellkleister versehen werden kann (dadurch wird

    eine gewisse Einflussnahme auf die Muster mglich).

    Farben mit Treibmittel Terpentin mischen (Treibkraft der ersten Farbe soll geringersein als die der folgenden) und auf dem Kleister- oder Wassergrund aufbringen.Farben mit Stbchen ineinander ziehen (darauf achten, dass Farbflche geschlossenist). Papier vorsichtig auf Farbflche auflegen (Falten und Knicke vermeiden) undvorsichtig abheben. Farbreste auf dem Grund mit Makulatur entfernen.

    Material: Druck- oder Knstlerlfarben, Terpentin oder Petroleum als Treibmittel,Zellkleister, Wasser.

    Arbeitsmittel: Wanne in Bogengre, Farbnpfe zum Anrhren, kleine Farbpinsel,Stbchen oder Kmme zum Ziehen und Mustergeben.

    Aufgrund der schwierigen Arbeitsweisen, und weil oft auch die Materialien (wie z. B.Marmorierfarben) schwer beschaffbar sind, wird Buntpapier nur noch von wenigenBuchbindern hergestellt. In einigen Fachschulen ist man bemht, diese Techniken zuerhalten, vor allem auch als knstlerisches Ausdrucksmittel einzusetzen. In der in-dustriellen Buchbinderei sind sie nicht anwendbar.

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    5 Fertigungstechniken Druckweiterverarbeitung5.7 Buchblockbearbeitung und Buchendfertigung

    bvdm, DWV057_0707.doc, Vers. 1.02, 26.06.07, Autor: Reinmar Dammkhler Seite 15

    5.7.4 Hinterkleben und Hlsen

    Nach der mechanischen Bearbeitung des Buchblockrckens werden weitere Materia-lien zur Verfestigung des Buchblocks am Rcken angebracht. Dazu gehrt das Hin-terkleben bzw. das Hlsen, industriell meist kombiniert mit dem Begazen und demKapitalen. Das Kapitalband wird in der Regel erst an einen Hinterklebestreifen geklebt

    und dann gemeinsam auf den Buchblockrcken angeklebt.

    5.7.4.1 Hinterkleben

    Das Hinterkleben dient hauptschlich dazu, dem Falz und der Buchrundung eine festeForm zu geben, d. h. den Buchrcken zu verfestigen. Die Breite des Hinterklebestrei-fens entspricht der des Blockrckens von Falz zu Falz.

    5.7.4.1.1 Arbeitsweise der Maschine

    Siehe Abb. 5.7-14: Der beschnittene und gerundete Buchblock wird mit dem Buch-blockrcken nach unten durch die Maschine befrdert. Er wird ber eine Leimwalzegefhrt, deren Profil dem jeweiligen Buchrcken angepasst ist und einen vollflchigen

    Leimauftrag bewirkt. Je nach Blockdicke und Blockform sind diese Auftragswalzenaustauschbar. In der nachfolgenden Station wird ein Gazestreifen zugeschnitten undhinterklebt. Danach wird der Buchrcken wiederum beleimt und die Gaze durch dieLeimwalze gleichzeitig angedrckt. Mit Dispersionskleber wird das Kapitalband anbeide Seiten des Hinterklebestreifens geklebt, auf Buchrckenbreite zugeschnittenund an den beleimten Buchblockrcken gedrckt. Zum Anpressen der gesamten Hin-terklebung werden entweder Profilwalzen, die im Wasserbad laufen, oder ein umlau-fendes Silikonandrckband verwendet. Danach fhrt eine Transportkette den Buch-block auf dem Rcken stehend aus der Maschine.

    Abb. 5.7-14:Buchblockhinterklebe-und Kapitalmaschine

    5.7.4.2 HlsenSiehe Abb. 5.7-15: Die Hlse hat neben der Verstrkung des Buchrckens die Auf-gabe, den Sitz des Buches in der Decke zu sichern. Die Hlse ist ein Schlauch ausdnnem, festen Papier, der in der ganzen Flche auf den Rcken des gerundeten undkapitalen Buchblocks aufgeklebt wird. Die Hlse hat die Hhe des beschnittenenBuchblocks abzglich 3 mm und die Breite des Buchblocks zuzglich 2 mm.

    5.7.4.2.1 Arbeitsweise der Maschine

    Die vorgefertigten Hlsen werden in der Regel in Fliestrecken zur Buchblockbearbei-tung auf den Buchrcken geklebt. Die Arbeitsweise entspricht analog der der Hinter-klebestation.

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    5 Fertigungstechniken Druckweiterverarbeitung5.7 Buchblockbearbeitung und Buchendfertigung

    bvdm, DWV057_0707.doc, Vers. 1.02, 26.06.07, Autor: Reinmar Dammkhler Seite 16

    Abb. 5.7-15:Buchhlse

    5.7.5 Bucheinhngen

    Unter Einhngen versteht man das Vereinigen von Buchdecken und Buchblocks.Hierbei erfolgt die Verbindung durch Verklebung von Vorsatz und Deckel bzw. vonHlse und Rckeneinlage der Decke. Im industriellen Bereich werden halbautoma-tische und vollautomatische Einhngemaschinen eingesetzt. Vollautomatische Ma-schinen unterscheiden sich von halbautomatischen durch eine selbstttige Zufhrungder Buchblocks.

    5.7.5.1 Arbeitsweise der Maschine

    Siehe Abb. 5.7-16 und 17: Die Eingabe erfolgt von Hand oder durch Transportbnder

    von der vorgeschalteten Maschine in das Transportsystem. Durch einen Blockteilerwerden die Buchblocks in der Mitte auseinandergedrckt, ausgerichtet und von Flgeleines Paternosters bernommen. Der Paternoster fhrt in der Aufwrtsbewegung denBlock an beidseitig angebrachten Leimwalzen vorbei. Zwischenzeitlich wird die Buch-decke aus dem Deckenmagazin (meist mit Vorwrmung fr den Rckenbereichversehen) einer beheizten Formstation zugefhrt und der Deckenrcken gerundet(gerade Deckenrcken werden vorgebrochen). Der Einhngeflgel drckt nunmehrden beleimten Buchblock in die ausgerichtete Buchdecke und fhrt beide in dieAndrckstation. Das eingehngte Buch wird in die Auslage befrdert und auf einTransportband zur Einfuhr in die Folgemaschine gelegt.

    Abb. 5.7-16:Bucheinhngestation

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    5 Fertigungstechniken Druckweiterverarbeitung5.7 Buchblockbearbeitung und Buchendfertigung

    bvdm, DWV057_0707.doc, Vers. 1.02, 26.06.07, Autor: Reinmar Dammkhler Seite 17

    Abb. 5.7-17:Arbeitsprinzip einervollautomatischenEinhngemaschine

    5.7.6 Buchformen und -pressen

    Das Buchformen und -pressen erfolgt unmittelbar nach dem Einhngen. In der Phasedes Antrocknens wird ein hoher Druck auf das frische Buch ausgebt, damit dasVorsatz vllig faltenfrei auf dem Buchdeckel klebt. Zudem wird ein Verziehen derBuchdeckel vermieden. Weit verbreitet sind pneumatische und hydraulische Bcher-

    pressen.

    5.7.6.1 Arbeitsweise der Maschine

    Siehe Abb. 5.7-18: Meist erfolgt die Zufhrung der eingehngten Bcher auf demRcken stehend durch einen Sternanleger. In der Formstation drckt ein Formstck,das der Buchblockrundung angepasst ist, den Block von oben fest in die Decke. DerBuchrcken wird durch einen Formsteg gehalten. Das Buch wird nun entweder vonPressstation zu Pressstation mit unterschiedlichen heien Einbrennschienen linearweitergegeben oder ber mehrere Stationen in einer Presse im Rotorprinzip an eben-falls unterschiedlich heien Einbrennschienen vorbeigefhrt. In der Ausfuhr wird dasBuch seitlich ausgelegt und ber ein Transportband weiterbefrdert. Die Abnahmeerfolgt von Hand oder durch einen Buchstapler.

    Abb. 5.7-19 verdeutlicht das Prinzip des Falzeinbrennens. Durch das Falzeinbrennensoll eine feste Verbindung zwischen dem Bucheinbandmaterial und dem Vorsatz bzw.dem Flzelstreifen des Buchblocks erzielt werden, es stabilisiert aber auch die Formdes Buches.

    Abb. 5.7-18:Arbeitsprinzip derBuchformpresse

    Abb. 5.7-19:Prinzipskizze desFalzeinbrennens

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    5 Fertigungstechniken Druckweiterverarbeitung5.7 Buchblockbearbeitung und Buchendfertigung

    bvdm, DWV057_0707.doc, Vers. 1.02, 26.06.07, Autor: Reinmar Dammkhler Seite 18

    Hinweis

    Die vorliegende Ausarbeitung basiert auf dem Ausbildungsleitfaden Druckweiter-verarbeitung des Bundesverbandes Druck und Medien (bvdm), Wiesbaden, erstmalserschienen 1986 und in berarbeiteten Fassungen bis 1996 herausgegeben.

    Die Ursprungsfassung dieses Kapitels wurde von Reinmar Dammkhler, Bundesver-band Druck und Medien, Wiesbaden, erarbeitet. Eine Neubearbeitung ist in Planung.

    Redaktion: Theo Zintel, Bundesverband Druck und Medien, Wiesbaden

    Anregungen und Verbesserungsvorschlge sind erwnscht. Bitte an:

    Bundesverband Druck und MedienBiebricher Allee 7965187 WiesbadenPostfach 18 6965008 WiesbadenTel. (06 11) 80 31 31Fax (06 11) 80 31 25

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    2007, Bundesverband Druck und Medien, Wiesbaden