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Nummer 67 November 2013 BLICKPUNKT DKP Infopost der Deutschen Kommunistischen Partei Flensburg "Vor dem Eingang des Frankfurter Hotels 'Intercontinental' drängten sich am 26. September 1968 etwa hundert Presse-, Funk- und Fern- sehleute, Korrespondenten der gro- ßen in- und ausländischen Zeitun- gen, Aufnahmeteams der führen- den Fernsehanstalten. Sie waren der Einladung zu einer Pressekon- ferenz gefolgt, auf der ein Ereignis bekannt gegeben werden sollte, das für die politische Entwicklung in der Bundesrepublik neue Zei- chen setzte: die Neukonstituierung einer legalen kommunistischen Partei." So erinnerte sich Kurt Bachmann, der erste Vorsitzende der DKP, an die Ereignisse vor 45 Jahren. Die DKP Schleswig-Holstein hatte zu ihrer Veranstaltung '45 Jahre DKP' Georg Polikeit eingeladen, seine Ge- danken zur Partei von der Gründung bis heute darzulegen. Polikeit selbst war damals in die Vorbereitungen zur Neukonstituierung der DKP einbezo- gen, war später viele Jahre UZ-Chef- redakteur. Er schilderte die politische Situation Ende der 60er Jahre. Er machte deutlich, dass es darum ging, eine legale kommunistische Partei aufzubauen und gleichzeitig den Kampf gegen das Verbot der KPD fortzusetzen. In seinem Referat hob er auch die objektiven Bedingungen hervor, die letztlich zum "Hochseilakt der Kom- munisten" mit der Konstituierung der DKP führten, wie bürgerliche Zeitun- gen schrieben. Die innenpolitischen Veränderungen mit dem Ende der Adenauer-Ära, nach Ehrhard und Kie- singer und mit dem Fakt, dass erst- mals seit 1945 die SPD mit in der Regierung war, waren ebenso gute Bedingungen, wie auch die interna- tionalen politischen Veränderungen, die mit der "Politik der Annäherung" eine neue Ostpolitik entwickelte. Poli- keit zog eine Bilanz: Die Aufbruchstimmung von 1968, mit der Hoffnung eine Partei zu formieren, die die Politik in der BRD wahrnehmbar beeinflussen kann, hat sich nicht erfüllt. Dabei spielt sicher auch der Rückschlag mit dem Nieder- gang der sozialistischen Staaten 1989/90 eine Rolle. Auch wenn die DKP nicht direkt verantwortlich dafür ist, wird zu Recht die Frage an uns gestellt, was wir daraus lernen, so Polikeit. In den dazu gemachten Aus- sagen des Parteiprogramms von 2006 sieht er Antworten darauf enthalten. Auch die eigenen Fehler sind zu be- achten. Eine wichtige Lehre war die Entwicklung der innerparteilichen De- mokratie in den letzten 2 Jahrzehnten. Die DKP und ihre Mitglieder haben auch etwas erreicht. Insbesondere in den 70er und 80er Jahren spielte sie eine wirkungsvolle Rolle in der außer- parlamentarischen Bewegung. Sie war Mitorganisator in vielen verschie- denen Bereichen, sowohl national als auch international: Rote Punkt Bewe- gung, Kampf gegen den Vietnam- krieg, Chile-Solidarität sind hier nur wenige Stichworte. In der linken Ju- gend und Studentenbewegung, sowie in den Gewerkschaften waren die Mit- glieder der DKP geschätzt und spiel- ten dort eine große Rolle. Polikeit hielt fest, dass die DKP nicht nur Mitläufer war, sondern auch Organisator. Das die DKP 1989/90 überlebt hat, muss als Erfolg der Partei einge- schätzt werden. Insbesondere auf die Bedingungen mit dem verschärften Antikommunismus seit den 90er Jah- ren verwies Polikeit. Damals gab es viele Austritte aus der Partei, doch auch sehr viele Diskussionen wurden in der Partei geführt. In dieser Phase haben alle Genossinnen und Genos- sen zum Erhalt beigetragen, die aktiv in und für die Partei gearbeitet haben. Ausdrücklich bedankte sich Polikeit bei den Genossinnen und Genossen, die gerade in den ersten 90er Jahren an der Spitze der Partei standen. Sei- ne Sorgen äußerte er zum Zustand der DKP heute. Ein großes Problem sei die Überalterung der DKP und damit die eingeschränkte Aktionsfä- higkeit. Polikeit stellte die Frage, ob wir evtl. zu stark in alten Gleisen ver- harren? Ob wir nicht mehr darüber diskutieren sollten, was wir verändern müssen, um für größere Teile der Ju- gend ansprechbar zu sein. Ausgehend von der Grundsatzerklä- rung der DKP 1968, über die "Wende zu demokratischen und sozialen Fort- schritt" vom Mannheimer Parteitag 1986 bis zu den Aussagen im Pro- 45 Jahre DKP

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Nummer 67 November 2013

BLICKPUNKTDKP

Infopost der Deutschen Kommunistischen Partei Flensburg

"Vor dem Eingang des FrankfurterHotels 'Intercontinental' drängtensich am 26. September 1968 etwahundert Presse-, Funk- und Fern-sehleute, Korrespondenten der gro-ßen in- und ausländischen Zeitun-gen, Aufnahmeteams der führen-den Fernsehanstalten. Sie warender Einladung zu einer Pressekon-ferenz gefolgt, auf der ein Ereignisbekannt gegeben werden sollte,das für die politische Entwicklungin der Bundesrepublik neue Zei-chen setzte: die Neukonstituierungeiner legalen kommunistischenPartei." So erinnerte sich KurtBachmann, der erste Vorsitzendeder DKP, an die Ereignisse vor 45Jahren.

Die DKP Schleswig-Holstein hatte zuihrer Veranstaltung '45 Jahre DKP'Georg Polikeit eingeladen, seine Ge-danken zur Partei von der Gründungbis heute darzulegen. Polikeit selbstwar damals in die Vorbereitungen zurNeukonstituierung der DKP einbezo-gen, war später viele Jahre UZ-Chef-redakteur. Er schilderte die politischeSituation Ende der 60er Jahre. Ermachte deutlich, dass es darum ging,eine legale kommunistische Parteiaufzubauen und gleichzeitig denKampf gegen das Verbot der KPDfortzusetzen.

In seinem Referat hob er auch dieobjektiven Bedingungen hervor, dieletztlich zum "Hochseilakt der Kom-munisten" mit der Konstituierung derDKP führten, wie bürgerliche Zeitun-gen schrieben. Die innenpolitischenVeränderungen mit dem Ende derAdenauer-Ära, nach Ehrhard und Kie-singer und mit dem Fakt, dass erst-mals seit 1945 die SPD mit in der

Regierung war, waren ebenso guteBedingungen, wie auch die interna-tionalen politischen Veränderungen,die mit der "Politik der Annäherung"eine neue Ostpolitik entwickelte. Poli-keit zog eine Bilanz:

� Die Aufbruchstimmung von 1968,mit der Hoffnung eine Partei zuformieren, die die Politik in der BRDwahrnehmbar beeinflussen kann, hatsich nicht erfüllt. Dabei spielt sicherauch der Rückschlag mit dem Nieder-gang der sozialistischen Staaten1989/90 eine Rolle. Auch wenn dieDKP nicht direkt verantwortlich dafürist, wird zu Recht die Frage an unsgestellt, was wir daraus lernen, soPolikeit. In den dazu gemachten Aus-sagen des Parteiprogramms von 2006sieht er Antworten darauf enthalten.Auch die eigenen Fehler sind zu be-achten. Eine wichtige Lehre war dieEntwicklung der innerparteilichen De-mokratie in den letzten 2 Jahrzehnten.

� Die DKP und ihre Mitglieder habenauch etwas erreicht. Insbesondere inden 70er und 80er Jahren spielte sieeine wirkungsvolle Rolle in der außer-parlamentarischen Bewegung. Siewar Mitorganisator in vielen verschie-denen Bereichen, sowohl national alsauch international: Rote Punkt Bewe-gung, Kampf gegen den Vietnam-krieg, Chile-Solidarität sind hier nurwenige Stichworte. In der linken Ju-gend und Studentenbewegung, sowiein den Gewerkschaften waren die Mit-glieder der DKP geschätzt und spiel-ten dort eine große Rolle. Polikeit hieltfest, dass die DKP nicht nur Mitläuferwar, sondern auch Organisator.

� Das die DKP 1989/90 überlebt hat,muss als Erfolg der Partei einge-schätzt werden. Insbesondere auf dieBedingungen mit dem verschärftenAntikommunismus seit den 90er Jah-ren verwies Polikeit. Damals gab esviele Austritte aus der Partei, dochauch sehr viele Diskussionen wurdenin der Partei geführt. In dieser Phasehaben alle Genossinnen und Genos-sen zum Erhalt beigetragen, die aktivin und für die Partei gearbeitet haben.Ausdrücklich bedankte sich Polikeitbei den Genossinnen und Genossen,die gerade in den ersten 90er Jahrenan der Spitze der Partei standen. Sei-ne Sorgen äußerte er zum Zustandder DKP heute. Ein großes Problemsei die Überalterung der DKP unddamit die eingeschränkte Aktionsfä-higkeit. Polikeit stellte die Frage, obwir evtl. zu stark in alten Gleisen ver-harren? Ob wir nicht mehr darüberdiskutieren sollten, was wir verändernmüssen, um für größere Teile der Ju-gend ansprechbar zu sein.

Ausgehend von der Grundsatzerklä-rung der DKP 1968, über die "Wendezu demokratischen und sozialen Fort-schritt" vom Mannheimer Parteitag1986 bis zu den Aussagen im Pro-

45 Jahre DKP

2 Blickpunkt DKP - Nr. 67 - November 2013

gramm von 2006 ist eine Hauptziel-richtung die Zusammenarbeit mit an-deren Kräften für den demokratischenFortschritt festgehalten. Er machteklar, der Kampf um Reformen ist nichtnur ein taktisches Ziel, sondern betrifftdie unmittelbaren Interessen von vie-len Menschen. Die zentrale Achse un-serer Aktivitäten ist immer der gemein-same Kampf mit anderen. Wir dürfenes nicht zulassen, dass diese Politikmit dem "Bannfluch des Reformismus"belegt wird, so Polikeit. Da Klassenbe-wusstheit nicht nur durch Aufklärungentsteht, sondern durch die Erfahrun-gen in Kämpfen und im eigenen Han-deln der Menschen, sei es notwendigdie Bewegungen in Gang zu bringenund zu halten. Nicht abkapseln, son-dern sich noch besser einbringen inBewegungen, ist die Aufgabe heute.

In der Diskussion sparten die Anwe-senden nicht ihre eigenen Erfahrun-gen aus. Die innerparteiliche Demo-kratie und deren Entwicklung seit An-fang der 90er Jahre wurde in vielenBeiträgen als positiv dargestellt. Je-doch sehr besorgt bis empört wurdesich über einen neuen Stil in der DKPgeäußert, der diese Entwicklung an-scheinend rückgängig machen will.Festgemacht wurde dies an der aktu-ellen Erklärung des Sekretariats derDKP. Sie sei selbstgefällig, von obenherab und ohne jegliche Selbstkritik,so die Genossinnen und Genossen.

Die internationale Arbeit und unsereweitere Mitarbeit in der EuropäischenLinkspartei wurde als wichtiger Beitragzur Entwicklung von Widerstand ge-nannt. Gerade gegen die Krise muss

die Zusammenarbeit mit anderen lin-ken Kräften national und internationalausgebaut werden. Kritik gab es dar-an, dass die Kandidatur zur EU-Wahlohne vorherige Diskussion in der Par-tei beschlossen wurde. Und ohne eineinhaltliche Debatte in der Partei sollennun Kandidaten und Kandidatinnengewählt werden.

Über den demokratischen Zentralis-mus, die Disziplin und die innerparteili-che Demokratie wurde diskutiert undwelcher Begriff heute anzuwenden sei.In diesem Zusammenhang wurde fest-gestellt "Disziplin ist nötig in unsererPartei, aber wir brauchen keinen Ka-davergehorsam".

In seinen Schlussbemerkungen griffGeorg Polikeit die in der Diskussiongenannte Fragen noch einmal auf. Wirsollten nicht in "alte Gewohnheiten"zurückfallen, sondern unsere innerpar-teiliche Demokratie noch weiter ent-wickeln und wies darauf hin, dass esauf dem 20. Parteitag nicht nur einenPersonenwechsel in der Leitung derDKP gegeben hat. Ausdrücklich wurdevon dem neuen Parteivorsitzendenverkündet, dass es um einen politi-schen Richtungswechsel ging. Darauf,so Polikeit, müssen wir uns einstellen.Denn d iese r p o l i t i s che R ich -tungswechsel ist noch lange nicht zuEnde durchgesetzt. Es kann in derPartei noch schwieriger werden.Wenn, wie zur EU-Wahl, ohne vorheri-ge Debatte in der Partei Wahl-beschlüsse erfolgen, wenn evtl. "aufBiegen und Brechen" die Eigenkandi-datur durchgesetzt wird. Dadurch kanndie Zusammenarbeit mit anderen Lin-

ken erschwert und damit kein Beitragzur Formierung linker Kräfte geleistetwerden.

Wir müssen die Angst ablegen, mitanderen zu wenig über den Sozialis-mus zu reden. Wir sollten viel mehr inder Diskussion über den Kampf umReformen reden und damit die Men-schen und ansprechen. Wir dürfenuns nicht einreden lassen, dass dies indie Irre führt, wenn genau diese Fra-gen heute auf der Tagesordnung ste-hen!

Es war eine spannende Zeitreisedurch die Geschichte der DKP. Auf-fallend war, wie die persönlichenErlebnisse und Lebens- und Ar-beitsbedingungen mit den politi-schen Aktionen und Forderungenim Zusammenhang standen. Nichtdeshalb, weil der Referent oder dieDiskussionsteilnehmer darauf be-sonderen Wert legten, sondern weiles zu ihrem Leben gehört, sich fürgesellschaftliche Veränderungengegen das Kapital, für demokrati-schen und sozialen Fortschritt, fürein Leben ohne Faschismus undKrieg einzusetzen. Damals und heu-te. Zu diesen Genossinnen und Ge-nossen, die nicht nur die Erfahrun-gen in die Politikentwicklung unse-rer Partei einbringen, sondern auchdie aktuelle Parteiarbeit kritisch ver-folgen und mitgestalten, können wiruns und unserer Partei nur gratulie-ren!

Bettina Jürgensen

Große Übereinstimmung - Merkel und Steinbrück lügen beide!

Der Bundestagswahlkampf war aufStinkefingerniveau gesunken. Dabeiwurden politische Inhalte vergessen.Sowohl Frau Merkel als auch HerrSteinbrück hatten zur besten Sende-zeit in ihrer Fernsehschau überein-stimmend gesagt, Deutschland werdesich nicht an einem Krieg gegenSyrien beteiligen. Wenigstens dalegten sich beide Politiker fest: Keineweitere Eskalation des Bürgerkriegesin Syrien durch Bundeswehrbeteili-gung!

Dann aber gab es "Gerüchte", wor-aufhin die BundestagsabgeordneteUlla Jelpke von der Fraktion der Lin-

ken reagierte.

Auf ihre schriftliche Frage hat daraufdie Bundesregierung bestätigt, daßdas Bataillon Elektronische Kampf-führung 911 in Bramstedtlund beiFlensburg Fernmelde- und Elektro-nische Aufklärung als Teilbereich derElektronischen Kampfführung gegenSyrien betreibt.

Die in Bramstedtlund gewonnenenErkenntnisse können in einem Krieggegen Syrien zur Zielerkennung oderanderweitig militärisch genutzt wer-den. Diese "Arbeitsteilung" kennenwir seit dem Jugoslawienkrieg: die

Bundeswehr klärt auf und die ameri-kanischen Verbündeten können dieBomben schmeißen. Damit istDeutschland Kriegspartei und Merkelund Steinbrück waren beide schonvor der Wahl als Lügner enttarnt.

Bundeswehr abschaffen heißt, diesePolitiker haben dann nicht mehr dasMittel, um einen Krieg anzuheizen,denn: "Der Bundeswehr-Lauschan-griff auf Syrien torpediert die Chan-cen einer Friedenslösung für Syrien",erklärte Ulla Jelpke zur Antwort derBundesregierung auf ihre Anfrage.

Ralf Cüppers

Blickpunkt DKP - Nr. 67 - November 2013 3

Am 1. September 2013, dem Anti-kriegstag, wurde unter Teilnahmeder Kulturministerin Anke Spooren-donk und der StadtpräsidentinSwetlana Krätzschmar vor dem Po-lizeipräsidium in Flensburg, demehemaligen Sitz der Gestapo, dasDenkmal zur Erinnerung an alle Op-fer des Naziregimes in Flensburgeingeweiht.

Es hatte lange gedauert und bedurftemehrerer Anläufe. Bereits in den 80erJahren gab es erste Überlegungen.Auf Antrag der SPD unternahm derKulturausschuß 2009 einen neuen An-lauf.

Schwierigkeiten bereitete dieFestlegung des Standortes fürdas Mahnmal. Mitglieder imAusschuß sprachen sich fürdie Freifläche vor dem Polizei-präsidium als den bestenPlatz aus. Die war aber be-reits für die Aufstellung vondrei Stelen zur Darstellung derStädtepartnerschaft Flensburgmit dem polnischen Slupskund Carlisle in England ver-plant und stand nicht mehr zurVerfügung.

Mit dieser Festlegung konntedie VVN nicht einverstandensein. Im Kulturausschuß legtesie dar, daß das Gestapo-Ge-fängnis im Hof des Polizeiprä-sidiums und ebenso das Ge-richtsgefängnis im Südergra-ben Leidensstätten für vieleFlensburger Nazigegner ge-wesen ist. Für etliche von ih-nen führte der Weg weiter indie Konzentrationslager undfür manche von ihnen in denTod. Wenn wir heute ein Zei-chen setzen wollen, in Geden-ken an die Toten, um die Le-benden zu mahnen, dann ist das Poli-zeipräsidium Norderhofenden 1 alsdamaliger Sitz von Polizei, SS undGestapo und somit die Zentrale desNaziterrors dafür der authentische Ort.Dem stimmte daraufhin auch derKulturausschuß zu und die Stelen fürdie Städtepartnerschaft fanden ihrenPlatz vor dem Bahnhof.

Die Kunstkommission beauftragte imSommer2010 den Bildhauer ClemensM. Strugalla in Wesel (Rhein-Lahn-Kreis) mit dem Projekt und der Vorga-be, sich an dem 1955 von Joseph He-

broni (1888 Jerusalem - 1963 Flens-burg) geschaffenen Ton-Modell einerPrometheus-Skulptur zu orientierenund auf Denkmalgröße umzusetzen.

Bei der Übergabe des Denkmals „He-bronis Prometheus - Versuch zu be-greifen“ erklärte Strugalla im Polizei-präsidium:

„Meine Anregung war nun, der leichtüberlebensgroßen Einzelfigur weitereFiguren hinzuzufügen, die den inhaltli-chen Zusammenhang sowohl zur Bio-grafie Hebronis als auch zum antikenMythos des Prometheus Rechnungtragen bzw. ihn verdeutlichen können:

Joseph Hebroni musste als jüdischerBildhauer in Paris während der Beset-zung durch Nazideutschland sich vorden Häschern verstecken, in den Un-tergrund abtauchen bzw. eine andereIdentität annehmen, auch um seineLebensgefährtin, die schon 1940 imLager Gurs interniert worden war,nicht zu gefährden.

Prometheus, der Titan, hatte nicht nurgegen den Willen der Götter die Men-schen aus einem Tonklumpen ge-formt; dieser Menschenschöpfer und

Künstler hatte seinen Geschöpfen zu-sätzlich noch zur Zivilisation verholfen,indem er ihnen – gegen den Willen derGötter – das Feuer brachte. Der Rats-vorsitzende der Götter, Zeus, straftePrometheus: er ließ ihn an den Kau-kasus schmieden und alltäglich durchseinen Adler die immer wieder nach-wachsende Leber heraushacken, bisendlich Herakles Prometheus von denQualen und Ketten erlöste“.

In Strugallas Steinskulptur versuchtPrometheus als dem Material Gestaltgebender Bildender Künstler den Steinzu umgreifen, seine mit freiem Willenausgestatteten Geschöpfe zu begrei-fen, zu verstehen, zu berühren, - aber

seine Linke greift ins Leere:Die Leiden, die die Menscheneinander zufügen, sind nichtzu verstehen.

Strugalla fügte dem Promet-heus eine fröstelnd trauernde,sich schämende weiblicheFigur hinzu, wie auf Fotos derSS-Schergen zu sehen sind,die sie von nackten weiblichenKZ-Insassen gemacht hatten,die sich schamhaft zu verber-gen suchen.

Des weiteren eine gemartertemännliche Figur: im Stürzenund Scheitern, Trösten undWiderstehen.

Die dritte Figur, eine weibli-che, versucht sich aufzurich-ten und vergeblich den Stür-zenden zu stützen.

Dies sind Haltungen, die auf-einander bezogen, im Wider-spruch miteinander verbundensind.

Diese Opferfiguren weisenüber den rechteckigen Randder Skulptur in den realen

Raum. Der Betrachter muss um dieGesamtkomposition zu erfassen, denSteinblock umschreiten.

Die Skulptur aus rötlichem kaukasi-schen Muschel-Kalkstein hat eine Hö-he von 2,35 Metern und ein Gewichtvon 9,5 Tonnen. In den kubischenSockel aus Klinkern ist ein Bronze-schriftband eingelassen mit dem Text„Im Gedenken an die Opfer dernationalsozialistischen Gewaltherr-schaft“.

Mahnmal für die Opfer des Naziregimes

4 Blickpunkt DKP - Nr. 67 - November 2013

Herausgeber: DKP FlensburgPostfach 1401, 24904 FlensburgMail: [email protected]

Redaktion: Ludwig Hecker (ViSdP)Druck: Eigendruck

Erscheinungsweise: vierteljährlichPreis: 0,40 € (1 € incl. Versandkosten)

BLICKPUNKT liegt regelmäßig aus:beim AStA der UNIVERSITÄT

OSSIETZKY-BUCHHANDLUNGVOLKSBAD I HAFERMARKT

KAFFEEHAUS I VIVAGRISOU I CAFÉ CENTRALPORTICUS I FEUERSTEIN

TABLEAU-KULTURCAFÉ

Spenden können überwiesen werdenauf das Konto 38551208 bei der

Postbank Hamburg, (BLZ 20010020),Verwendungszweck: Blickpunkt

T E T E T E T E R M I N EM I N EM I N EM I N EMitgliederversammlung

z Donnerstag, 14. Nov., 19 Uhrz Donnerstag, 12. Dez., 19 Uhrz Donnerstag, 16. Jan., 19 Uhrim Restaurant FEUERSTEIN,

Norderstraße 98, Flensburg

Was haben Aldi, Lidl und der Bischöfli-che Stuhl zu Limburg gemeinsam?Ihre Geschäfte wurden bis jetzt alsstrenges Geheimnis gehütet. Was ha-ben die Bezieher nach SGB II oderHartz IV oder BAT gemeinsam? IhreEinkommen sind öffentlich nachre-chenbar. Und wo sind die Unterschie-de? Die erste Gruppe möchte nochmehr von der zweiten profitieren.

Das lohnt sich, wobei der vergleichs-weise bescheidene Bischöfliche Stuhldes Franz-Peter Tebartz-van Elst andieser Stelle nicht weiter verfolgt wer-den soll. Hier geht es um die Familienvon Karl Albrecht (Aldi Süd), Theo Al-brecht (Aldi Nord) und Dieter Schwarz(Lidl). Sie stehen auf den ersten dreiPlätzen der deutschen Milliardärsliste,die aktuell mit 135 Einträgen einenneuen Höchststand verzeichnet: Karl(17,8 Mrd. Euro), Theo (16,0 Mrd. Eu-ro) und Dieter (13,0 Mrd. Euro).

Damit diese Reihenfolge auch so blei-

ben könnte, haben die Discounter Aldiund Lidl an der Preisschraube unddamit an der Gewinnspirale gedreht:Die Produkte wurden um vier Prozentteurer, errechnete die Gesellschaft fürKonsumforschung (GfK). Eine solcheErhöhung liegt deutlich über der all-gemeinen Inflationsrate: 1,5 Prozentim September, 1,8 Prozent im Juli und1,9 Prozent im Juni. Die vier Prozentstellen allerdings auch nur einen„Durchschnitt“ dar, denn zum BeispielKartoffeln kosten rund 40 Prozentmehr als im Vorjahr, Butter 30 Prozent,Milch 18 Prozent, Äpfel 22 Prozent.

Die Preissteigerungen betreffen be-sonders die Produkte des täglichenLebens. Und damit insbesondere dieProletarier mit einem relativ niedrige-ren Einkommen.

Spannend ist der Vergleich zwischenden Discountern und den etwas teure-ren Supermarkt-Ketten wie z. B. Ede-ka und Rewe. Die sind in der Regeletwas teurer, aber ihre Preissteigerunglag nur bei 1,6 Prozent. Die Umsätzestiegen bei den Discountern zuletzt um4,6 Prozent, bei den Supermärkten um3,2 Prozent. Eine Profitsteigerung waralso für beide Geschäftsmodelle nochmöglich.

Aldi-Süd brachte es durch die Arbeit in1800 Filialen in Deutschland im ver-gangenen Geschäftsjahr auf 15 Mrd.Euro Umsatz (Quelle: Focus), Aldi-Nord (5000 Märkte in Europa) hatte11,5 Mrd. Euro Umsatz. Lidl: 3300 Fi-lialen, 18 Mrd. Euro Umsatz. Die gro-ßen Zahlen aus dem globalen Ge-schäft: Aldi 56,8 Mrd. Euro und Lidl 54Mrd. Euro Umsatz. Zum Gewinn legendie Konzerne keine Zahlen vor. Damitschließt sich doch noch der Kreis zum

Bischöflichen Stuhl zu Limburg.

PS: „discount“ heißt in der deutschenSprache Ermäßigung, Rabatt, Abzug.„Abziehen“ hat eine vielfache Bedeu-tung: z.B. subtrahieren – oder auch inder Jugend- und Ganovensprache:stehlen.

Uwe Koopmann

Winterliche Vorfreude bei Aldi